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Mafia, Geheimdienste und Politik der USA
Teil 16 (März 2003 bis heute)

Dieser Teil der Chronik behandelt den Irakkrieg, die Strategie der USA gegenüber den anderen 'Schurkenstaaten', die Finanzkrise und die Präsidentschaft Barack Obamas.

Zentrale Themen und Personen:
Irakkrieg: Öl- und Rüstungsinteressen, Medienkontrolle, Söldner, Widerstand, Saddam Hussein, Die anderen Schurkenstaaten: Iran, Atomwaffen, Jordanien, Saudi-Arabien, Syrien, Libanon, Rafiq Hariri, Hisbollah, Nordkorea, Pakistan, Abdul Qadeer Khan, Tinner, Libyen, Spanien, José Maria Aznar, Innenpolitik, Bushs Wiederkampf, Porter Goss, John Kerry, Osama Bin Laden, Wahlbetrug, Regierungsumbildung, Gary Webb, Attentate in London und Antiterrorgesetze, Drogenkrieg, ‚Katrina', Privatisierung, Verschuldung, Finanzkrise, Ölpolitik: Iran, Irak, Sudan, Darfur, Georgien, Barack Obama, Lateinamerika, Honduras, Ecuador, Paraguay, Arabischer Frühling und Libyen-Krieg.

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März 2003: Irakkrieg top

Donald Rumsfeld, einer der Protagonisten des Irakkriegs, war 1983 als Sonderbotschafter in Nahost dafür verantwortlich, dass die damals noch befreundete Nation Massenvernichtungswaffen von der US-Armee erhielt. Er verhandelte damals mit Saddam Hussein über den Bau einer Pipeline nach Jordanien durch die Firma Bechtel. Auch Bio-Waffen, unter anderem grosse Mengen Anthrax, wurden direkt von Fort Derrick in den Irak geliefert. Mithilfe chemischer Waffen von US-Firmen wurden die Soldaten und die Bevölkerung des Iran sowie die Kurden im eigenen Land vergast.
Der geplante Krieg gegen den Irak nützt Israel, weil die irakische Armee die einzige ist, die Israel gefährlich werden könnte, obwohl der Irak seit 1996 keine Massenvernichtungswaffen mehr besitzt. Laut Scott Ritter, ehemaliger Nachrichtenoffizier und UNO-Inspektor bis 1998, ist der Irak nicht in der Lage, solche zu produzieren oder zu finanzieren. Saddam Hussein warf die UNO-Waffeninspektoren nicht, wie von den USA behauptet, aus dem Land, obwohl zwei US-Geheimdienstagenten die Untersuchungen für Spionage missbrauchten und Abhöreinrichtungen installierten, wie der Chef der UNO-Delegation, Rolf Ekeus, im Juli 2002 bestätigt. Die USA machten laut Ekeus und Ritter Druck, damit es zu einem Konflikt kam, um einen Vorwand für eine direkte militärische Intervention zu haben. Nach der Zwangsabrüstung (die Armee verringerte sich von 1 Mio. auf 350'000 Mann und das Waffenarsenal wurde um 50% reduziert) und wegen den Sanktionen sowie beinahe wöchentlichen Bombardierungen durch die Amerikaner und Briten ist der Irak von Waffentechnologien weitgehend abgeschnitten. Einzig bei den Luftverteidigungssystemen konnten technische Verbesserungen erzielt werden, die aber von den USA immer wieder bombardiert werden. Deshalb meint Ken Adelman, Leiter der Rüstungskontrolle unter Reagan am 13.2.02: "Ich glaube, dass es ein reines Kinderspiel, ein gemütliches Picknick wird, die militärische Macht Husseins zu zerschlagen und den Irak zu befreien. Dafür gibt es ein paar einfache und vernünftige Gründe: Erstens war es schon beim letzten Mal ein Kinderspiel. Zweitens ist der Irak schwächer und drittens sind wir stärker geworden."

Der Irakkrieg-Puscher Paul Wolfowitz verdiente sein Geld als Berater der Rüstungsfirma Northrop Grumman, die die Kampfflugzeuge F-18 produziert. Wolfowitz verfasste in den 70er Jahren eine Studie, in der er den Irak als potenzielle Bedrohung für die USA bezeichnete und vor einem Überfall auf Kuwait warnte. Nach dem Golfkrieg formulierte er 1992 zusammen mit I. Lewis Libby im Strategiepapier ‚Defense Planning Guidance', dass sich die USA mit militärischer Aufrüstung ihre Dominanz sichern solle. Sie empfahlen, "jede feindliche Macht daran zu hindern, Regionen zu beherrschen, deren Ressourcen es ihnen ermöglichen könnten, den Status einer Grossmacht zu erlangen; die fortgeschrittenen Industrieländer von jedem Versuch abzuhalten, der darauf abzielt, unsere Führung in Frage zu stellen, oder die bestehende politische und ökonomische Ordnung umzustürzen; sowie künftig jedem Aufstieg eines Konkurrenten zuvorzukommen." Deshalb forderten sie präventive Angriffe auf Staaten, die die nukleare, biologische oder chemische Bewaffnung anstreben. Zusammen mit Zalmay Khalilzad schrieb Wolfowitz am 1.12.97 im The Weekly Standard: "Meinen wir es ernst mit dem Abbau von Saddams Massenvernichtungswaffen, müssen wir den Kampf mit ihm aufnehmen, je früher desto besser." Wolfowitz handelt gemäss der Doktrin seines Mentors und Schwiegervaters Albert Wohlstetter, der führende Stratege der gestaffelten Abschreckung: "In democracies, in order to galvanize the public for war, you have to make the enemy bigger, uglier and more menacing." Knapp 2000 Tage später gibt Bush den Befehl zum Irakkrieg.

Trotz Riesenfortschritten in der Satellitentechnik, die unterirdische Labors aufspüren können, gibt es keine Beweise für die Produktion von Massenvernichtungswaffen. Deshalb muss die Gefährlichkeit Saddam Husseins konstruiert werden. Der britische Geheimdienst schreibt dazu die Magisterarbeit des amerikanischen Studenten Ibrahim al-Marashi ab, der sich auf eine 1997 erschienene Arbeit für die Jane's Intelligence Review bezieht, die sich selbst wiederum vor allem auf Quellen des zweifelhaften Irakischen Nationalkongresses stützt. Der BND liefert der CIA Berichte von mobilen Biowaffenfabriken auf Lastwagen, welche vom exilirakischen Bluffer Rafid Ahmed Alwan al-Janabi alias "Curveball" stammen, der sich damit Geld und einen deutschen Pass sichert. Um eine Verbindung von Saddams Hussein mit al-Qaida zu finden, engagieren die USA den palästinensischen Terroristen Abu Nidal, der 1999 in den Irak kam. Unterstützt von ägyptischen und kuwaitischen Agenten soll er Beweise für Kontakte finden. Am 19.8.02 wird der problematische Zeuge erschossen.
Mithilfe von zurechtgelegten, sich im Nachhinein fast immer als falsch erweisenden Interpretationen der offiziellen Nachrichten und Bilder wurde im Westen ein Bild des irakischen Regimes gezeichnet, das alle Klischees einer totalitären Gewaltherrschaft erfüllt. Das Versagen der Geheimdienste wird dann vom U.S. Senate's Select Committee on Intelligence als Effekt des "Gruppendenkens" erklärt. Der Begriff ‚groupthink' wurde 1972 von dem Yale-Psychologen Janis Irving eingeführt, der in seinem Buch Victims of Groupthink: A Psychological Study of Foreign-Policy Decisions and Fiascoes anhand von Pearl Harbor, der Kuba-Invasion in der Schweinebucht und Ereignissen wie NASA-Katastrophen untersuchte, wie es aufgrund der Assimilation der Einzelmeinungen innerhalb einer Gruppe zu kollektiven irrationalen Entscheidungen kommt. Praktisch, was die Psychologen alles herausgefunden haben.

1998 schrieb David Trucker vom Pentagon in einer Militärzeitschrift: "Für die USA gibt es nur eine Region, für die es zu kämpfen sich lohnt: Das Gebiet vom Persischen Golf nördlich bis zum Kaspischen Meer und östlich bis Zentralasien. Hier lagern 75% der Welterdöl- und 33% der Erdgasreserven." Obwohl die USA der drittgrösste Ölproduzent der Welt sind, müssen 60% des täglichen Bedarfs von 20 Mio. Barrel importiert werden. Laut Hochrechnungen steigt der Verbrauch der USA bis im Jahr 2020 um 50%, die vorwiegend aus dem Golf werden kommen müssen. Der grösste Einzelkonsument der Welt ist die amerikanische Armee. Der weltweite Bedarf liegt heute bei 80 Mio. Barrel täglich (30 Mia. Barrel pro Jahr). Zunehmend braucht der Flugverkehr mit täglich 40 Mio. Flügen und 70 Mia. Liter Kerosin die Reserven. Die gesicherten Reserven der 8 grössten Ölfirmen liegt bei 57 Mia. Barrel, die weltweiten Reserven werden zwischen 300 und 1200 Mia. Barrel geschätzt, die in 45'000 bekannten Ölquellen liegen. Würde der Verbrauch nicht zunehmen, würde es noch für 40 Jahre reichen, aber der Verbrauch steigt laufend an, v.a. in den Schwellenländern wie China.

Bereits Friedensnobelträger Jimmy Carter formulierte 1980 in seiner Doktrin: "Jeder Versuch einer fremden Macht, die Kontrolle über die Region am Persischen Golf zu erlangen, wird als Angriff auf die lebenswichtigen Interessen der USA angesehen. Jeglicher Angriff dieser Art wird mit allen Mitteln zurückgeschlagen, auch mit militärischen." Öl ist die Basis der militärischen Macht, und die US-Armee, für die 2,5 Mio. Amerikaner arbeiten, ist der grösste Ölverbraucher der Welt. Iraks Reserven werden auf 112 Mia. Barrel geschätzt, und dieses Öl von bester Qualität ist dank seiner Lage mit $1-2 pro Barrel viel billiger zu bergen als das Öl am kaspischen Meer oder in Westafrika. Zudem wird der Peak im Irak und in Kuwait erst auf 2035 erwartet, während die USA schon 1970 die Hälfte ihrer Vorkommen ausgebeutet hatten (Libyen 1969, Iran 1976, Indonesien 1977, Angola 1999, Norwegen 2003, Mexiko 2005, Kanada 2006, Nigeria 2007, Katar 2008, Saudi-Arabien 2019 (die Schätzungen der Aramaco von 900 Mia. Barrels dürften 40% zu hoch liegen), VAE 2026. Der auf 2019 veranschlagte Peak Oil dürfte 2012 erreicht sein. Aufgrund des US-Embargos sind andere Firmen wie die TotalFinaElf, die Lukoil oder die China National in die Bresche gesprungen, weshalb sich Frankreich, Russland und China gegen einen Krieg gegen den Irak wenden. Nach einem Sturz Saddam Husseins müssen die Förderrechte neu ausgehandelt werden, und der Sieger wird auf der Privatisierung der Ölfelder bestehen und seine Beute beanspruchen. Ahmad al-Jalabi, Chef der irakischen Oppositionsgruppe, die von den USA seit Jahren finanziert wird, trifft sich mit den drei führenden Ölkonzernen, um die weitere Entwicklung zu planen. Jalabi wird von Perle, Woolsey, Rumsfeld und Cheney als neuer Machthaber Iraks favorisiert, obwohl er wegen Finanzkriminalität in Abwesenheit verurteilt wurde, nachdem seine Petrabank wegen Betrugs Konkurs ging. Der Irakische Nationalkongress INC ist laut General Anthoy Zinni bloss "ein Haufen Männer in Seidenanzügen und mit Rolexuhren am Handgelenk, die völlig unrealistische Kriegspläne schmieden." Trotzdem beschloss der Kongress 1998, die irakische Exilorganisation mit $97 Mio. zu unterstützen. Obwohl der INC wegen zahlreichen Betrügereien und Unterschlagungen in die Kritik gerät und im Land keine Basis hat und Ahmed Jalabi vor allem Fehleinschätzungen produziert, spielt er nach dem Krieg weiterhin eine entscheidende Rolle.

Der Irak wurde seinerzeit von British Petroleum geschaffen, so wie Saudi-Arabien ein Produkt von Aramco ist. 1916 teilten sich Frankreich und England im Sykes-Picot-Abkommen auf, indem sie aus den türkischen Provinzen Bagdad, Bassora und Mossul den Irak bastelten. Mit dem Krieg gegen den Irak geht auch darum, die OPEC zu entmachten, die 1973 die westliche Welt mit der Ölwaffe in eine schwere Rezession gestürzt hatte, weil die USA Israel im Yom-Kippur-Krieg unterstützten. Im Januar 2003 gründete das Pentagon unter der Leitung des neokonservativen Falken Douglas Feith eine Planungsgruppe, die schnell zum Schluss kommt, dass $8 Mia. investiert werden müssen, um die irakische Ölindustrie zu reparieren. Deren Kontrolle ist das Ziel der USA. Die Regierung und die Planungsgruppe EIPG des Pentagons befassen sich vor dem Krieg intensiv mit den irakischen Erdölvorkommen und der Infrastruktur, die nach dem Krieg durch die Halliburton-Tochter KBR wieder aufgebaut werden soll.

Um den Krieg zu begründen, versuchen die Medien, den Irak für die Terroranschläge verantwortlich zu machen. Die New York Times-Journalistin Judith Miller schrieb mit MEMRI-Mitarbeiterin Laurie Mylroie ein Buch, das behauptete, der Kuwaiter Ramzi Youssef sei ein irakischer Agent. Im Juli 2002 berichten Zeitungen, saudische Quellen hätten Vincent Cannistraro, ehemaliger CIA-Antiterrorchef, 1995 mitgeteilt, die Irakis steckten hinter dem Attentat in Oklahoma City, was James Woolsey im September bestätigt. Aufgrund der immer wieder in den Medien wiederholten Anschuldigungen glauben 44% der Amerikaner, dass die Luftpiraten vom 11.9. mehrheitlich aus dem Irak kämen und dass Saddam Hussein der Hauptverantwortliche für die Anschläge sei. Anfang 2002 gibt Bush der CIA grünes Licht für die Ermordung von Saddam Hussein. Für die Koordination ist neben Cheney und Tenet General Wayne A. Downing verantwortlich. Der stellvertretende Berater für nationale Sicherheit und Leiter der Terrorismusbekämpfung war früher Chefkommandeur für Sondereinsätze und arbeitete auch für die CIA.

Den USA gelingt es mit der Resolution 1441 vom 8.11.02, die dem Irak mit Krieg droht, falls die Inspektoren nicht deklarierte Waffen fänden, einmal mehr, die UNO zur Hure ihrer Machtpolitik zu machen. Weil sich die Franzosen, Russen und Chinesen danach aber gegen den Irakkrieg aussprechen, ordnet die Bush-Gouvernante Condoleeza Rice die Überwachung der UNO-Delegierten durch die NSA an, um sie erpressen zu können. Im Gegensatz zu amerikanischen, britischen oder japanischen Firmen erhielten die Franzosen 1991 trotz ihrer Beteiligung am Golfkrieg keinen der lukrativen Wiederaufbauverträge in Kuwait, weshalb sie 1995 neue Verträge mit Saddam Hussein unterzeichneten. Für Bush hat die Zustimmung des Sicherheitsrates bloss die Funktion, die Kritiker im Inland zu neutralisieren. Dies war schon bei der Verhängung der schärfsten Reparationssanktionen seit dem Versailler-Vertrag der Fall, weshalb die Spitzenfunktionäre Dennis Halliday und Hans von Sponeck demissionierten, um nicht Komplizen dieser "genozidalen Politik" zu werden. Während Israel seit 1968 32 Resolutionen (wegen Besetzungen, Siedlungen, Zerstörungen und Misshandlungen der palästinensischen Bevölkerung) und die Türkei seit 1974 24 Resolutionen des Sicherheitsrates (wegen der Besetzung Zyperns) ohne Konsequenzen ignorierte, wird dem Irak schon angesichts einer "möglicherweise nicht vollständigen Einhaltung" mit Krieg gedroht. Am 28.1.03 behauptet Bush, der Irak verfüge über "Tausende von Tonnen Kampfstoffe", und drei Tage vor Kriegsbeginn, am 17.3, bezeichnet er diese als die "tödlichsten Waffen, die jemals erfunden wurden". Die ‚Informationen' kommen aus dem Office of Special Plans, das Cheney und Wolfowitz als geheime Abteilung eingerichtet und dem Sekretär Doulas Feith unterstellt haben. Das OSP wird von Abram Shulsky geleitet und deutet die Geheimdienstberichte so, dass ein Zusammenhang von al-Qaida mit Saddam Hussein besteht. Angeblich soll sich vor dem 11.9. ein irakischer Geheimdienstoffizier in Prag mit Mohamed Atta getroffen haben, was Tschechien dementiert. Auch vom Irakischen Nationalkongress und seinem Chef Ahmad Jalabi werden ‚Informationen' über Cheneys Mitarbeiter John Hannah für die Bedrohung durch angebliche irakische A-, B- und C-Waffen aufgebauscht. Im Jahr 2003 geben die USA $6 Mia. für die Aufrüstung ihres eigenen B- und C-Waffen-Arsenals aus und blockieren immer noch die von 144 Nationen unterzeichnete Biowaffenkonvention von 1972. Zudem hat George W. Bush externe, unabhängige Beratungsausschüsse für die Nuklearwaffen- und die Rüstungskontrolle abgeschafft, weil sie Kritik an den Nuklearwaffen-Plänen der Regierung übten. Auf Anordnung von Wolfowitz bespitzelt die CIA den Leiter der Kommission zur Waffenkontrolle, Hans Blix.

Aussenminister Colin Powell muss in seiner Rede am 5.2.03 den Text von Lewis Libby, Stabschef von Cheney, vorlesen, den er selbst als "shit" bezeichnete. Obwohl Powell dem Weltsicherheitsrat die versprochenen Beweise für den irakischen Besitz von Massenvernichtungswaffen nicht vorlegen kann, hinterfragen die Medien die Beschuldigungen nicht. Bob Graham, demokratischer Senator aus Florida und ehemaliger Vorsitzender des Senate Intelligence Committee, hat Einsicht in die Originalunterlagen von Bushs Kriegsplänen und meint danach, die Regierung betreibe routinemässige Manipulation. Die meist sehr jungen amerikanischen Soldaten sind überzeugt, sie würden im Irak die Attentate rächen und lassen deshalb Plünderungen (auch von Spitälern) und die Zerstörung der wertvollen Museen und Bibliotheken im Irak zu. Ende Mai räumt Paul Wolfowitz in einem Interview mit Vanity Fair ein, dass das Argument der Massenvernichtungswaffen "aus bürokratischen Gründen" gewählt worden sei und dass es beim Irakkrieg in erster Linie um einen Machtwechsel in Bagdad im Zusammenhang mit dem Verhältnis zu Saudi-Arabien gehe. Dort stationierten die USA in den Wochen vor dem Krieg fast 10'000 Soldaten und nützen den Prinz-Sultan-Stützpunkt als Kommandozentrale.
Es gelingt den USA und den Briten trotz Geldern und Druck nicht, den Sicherheitsrat der UNO zu einer Kriegsermächtigung zu bewegen, obwohl sie selbst den EU-Ministerrat abhörten, um die Opponenten zu überlisten. Kurz nach dem Kriegsbeginn macht Jacques Chirac eine Kehrtwendung und spielt auf Versöhnung mit den USA. Am 22.5. legitimieren die Franzosen und Deutschen mit ihrer Zustimmung in der UNO, wonach die USA und die Briten als Besatzungsmacht mit der Kontrolle über das irakische Öl akzeptiert werden, nachträglich den Krieg.

Seit dem Sommer 2002 operieren mindestens 50 Paramilitärs der Special Activities Division der CIA im Irak. Die US-Flugwaffe führt schon vor dem Krieg 391 Bombenangriffe gegen das Kommunikationsnetz, Radaranlagen und Bunker der irakischen Armee durch, mit dem Vorwand, irakische Piloten verletzten die Flugverbotszone. In Kopenhagen entführt die CIA den früheren irakischen Armeechef Nazar al-Khazraji, der sich 1995 mit Saddam überworfen hatte und flüchten konnte. Die dänische Justiz wirft ihm die Verantwortung für das Verschwinden von mindestens 182'000 Kurden zwischen 1984 und 1988 und für den Giftgasangriff von 1988 im Nordirak mit mehreren tausend kurdischen Opfern vor. Die CIA bringt den gekidnappten General über Deutschland nach Saudi-Arabien, um Informationen über militärische Anlagen im Irak zu erhalten.

Die CIA streut bei Kriegsbeginn am 20.3.03 das Gerücht, der irakische Vizepräsident Tarek Asis sei ins Ausland geflohen. Dieser eilt daraufhin in Militäruniform ins irakische Fernsehen, um seine Treue zu Saddam zu bekunden. Auf dem Rückweg kann er elektronisch verfolgt werden und zeigt den Amerikanern damit das Haus in einem Vorort von Bagdad, wo die irakische Führungscrew Kriegsrat hält. Dort schlagen in der gleichen Nacht die ersten US-Raketen ein, die aber Hussein nicht töten können. Trotz Millionen von Flugblättern, von US-Flugzeugen ausgestrahlten Radiosendungen mit gezielten Desinformationen und der Störung von irakischen Sendungen stossen die Amerikaner und Briten auf erbitterten Widerstand im Irak, was von den westlichen Medien ignoriert wird. Bushs Mittel-Ost-Berater Bernard Lewis glaubte, die US-Soldaten würden bei ihrem Einmarsch im Irak und im Iran von der Bevölkerung begeistert begrüsst. Die Ratschläge des britischen Orientalisten im Interesse Israels wurden deshalb im Weissen Haus gerne gehört. Lewis hatte den ‚Kampf der Kulturen' bereits 1957, nach der Suezkrise, entdeckt, als er das Streben der Araber nach politischer und wirtschaftlicher Unabhängigkeit als Hass gegen den Westen deutete.

Das Pentagon will verhindern, dass Journalisten aus dem Irak über den Krieg unabhängig berichten können und gibt bekannt, dass Hotels wie das Al-Raschid in Bagdad, in denen die ausländischen Journalisten untergebracht sind, zu den Zielen der ersten Luftangriffswelle gehören. Das Hotel Palestine, in dem die meisten ausländischen Reporter untergebracht sind, wird von einem US-Panzer beschossen, um die Journalisten zu vertreiben. Die einzigen Medienleute, die vor Ort (abseits der grossen Panzerschlachten) berichten können, sind die vom Pentagon ausgewählten und trainierten ‚embedded journalists' (80% Amerikaner und überdurchschnittlich viele Frauen). Diese mussten eine Verpflichtung unterschreiben und könnten perfekt kontrolliert werden. 72 Stunden vor dem Angriff werden die unabhängigen Journalisten und UNO-Inspektoren gewarnt, um ausreisen zu können. Trotzdem bleiben 250 Korrespondenten in Bagdad, als Bush und Blair den von Hitler erfundenen ‚Präventivkrieg' gegen den Irak ohne UNO-Mandat beginnen. Innerhalb von zweieinhalb Jahren kommen mehr Journalisten um (72) als im 20jährigen Vietnamkrieg, und die Amerikaner verhaften Medienleute während Monaten, wobei ihnen alle Kontakte verweigert werden.
Tausende von Antikriegs-Demonstranten in den USA werden verhaftet, was in den Medien totgeschwiegen wird. Der CNN-Starreporter des 2. Golfkrieges Peter Arnett wird nach einem Interview mit kritischen Bemerkungen gegenüber der US-Strategie bei NBC sofort rausgeworfen. National Broadcast Company ist der grösste Fernsehsender und gehört dem grössten Rüstungskonzern General Electric. CBS gehört dem Kernwaffenproduzenten Westinghouse. Während die Medien Anfang 80er Jahre im Besitz von 400 Firmen waren, beherrschen heute neun Grosskonzerne die Zeitungen, Radios und Fernsehsender. Zentral sind die TV-Stationen, denn nur 11% der Amerikaner lesen eine Zeitung und 44 Mio. sind faktische Analphabeten. Während sie im Schnitt während 99 Stunden im Jahr ein Buch lesen, sitzen sie 1460 Stunden vor dem Fernseher.
Wie schon im Afghanistankrieg werden die arabischsprachigen Sender Al-Jazira und Abu Dhabi TV zerstört. Kurz nach der Aufschaltung der Website http://english.aljazeera.net erfolgt eine Hacker-Attacke, worauf der Besucher auf eine US-Flagge umgeleitet wird. Nach dem Krieg behauptet der von den USA gestützte Chef des irakischen Nationalkongresses, Ahmed Jalabi, Al-Jazira hätte für den irakischen Geheimdienst unter Saddam Hussein gearbeitet, was die britische Sunday Times aufgriff und weiter dramatisiert und propagiert. Da jeder Journalist Beziehungen zu Agenten hat, um zu Informationen zu gelangen, ist dies einfach zu behaupten. Katar, das mit al-Udeid einen riesigen US-Luftstützpunkt im Land hat, muss dem Druck Washingtons weichen und den Generaldirektor von Al-Jazira entlassen. Bushs Pressekonferenzen sind sorgfältig organisiert, wobei eingeschleuste Pseudojournalisten die passenden Fragen stellen. Noch vor Beginn des Irakkrieges organisiert das Pentagon eine sorgfältig orchestrierte PR-Kampagne mit 75 pensionierten Generälen und Obersten, die als Militärexperten in die TV-Sender geschleust werden, um die Meinung der Regierung zu vertreten. Erst im April 2008 enthüllt die New York Times diese Form der psychologischen Kriegsführung und die Identität der Experten.
Die heftigste Kriegspropaganda liefert der 1996 von Multimilliardär Rupert Murdoch gegründete Sender Fox News. An der Spitze des Senders stand am Anfang Roger Ailes, der 1988 den schmutzigen Wahlkampf von Bush sen. leitete. Auch der Moderator Tony Snow arbeitet als Berater für Bush. Als erster propagierte der ‚Fox-Wahlexperte' John Ellis bei den Wahlen im November 2000, Bush habe Florida und damit die Präsidentschaft gewonnen. Ellis ist ein Cousin von Bush. Dank den enormen Geldquellen beherrschen die Konservativen die Medien weitgehend, und nichtkonforme Meinungen werden mit allen Mitteln der Diffamierung bekämpft. Zudem engagiert die Bush-Regierung für $7,5 Mio. die Marketing-Firma Rendon Group, die die Amerikaner mit der Geschichte um die Plünderung des Frauenspitals in Kuwait, wobei irakische Soldaten Babies aus den Brutkästen gerissen haben sollen, schon auf den zweiten Golfkrieg eingeschworen hatte. Zwischen 2001 und 2004 erhält John Rendon 35 Propagandaaufträge, und im Sommer 2004 vergibt das Pentagon PR-Aufträge von $300 Mio., von denen auch die Lincoln Group profitiert. Die Lüge der spektakulären Befreiung der Soldatin Jessica Lynch, deren Leben nach einem Lastwagenunfall von irakischen Ärzten mithilfe von Blutspenden ihrer Familien gerettet wurden, passt perfekt zu dieser Art von PR. Daraus wurde eine action-thriller-story fabriziert, die von Hollywood in Kooperation mit dem Pentagon auch tatsächlich so verfilmt wird. Zu den falschen Propagandaberichten gehören auch die Behauptungen, der Irak habe in Niger Uran und Aluminiumröhren gekauft, um Atomwaffen zu bauen, besitze immer noch 20 Langstreckenraketen mit B- und C-Waffen aus dem letzten Golfkrieg, setze solche gegen die Koalitionstruppen ein, entwickle Pocken-Viren und könne innerhalb von 45 Minuten Massenvernichtungswaffen einsetzen. Nach dem Fall Bagdads jubelt ein irakischer Einwanderer in einem von der US-Regierung selbst produzierten Agitpropstreifen: "Danke Bush, danke USA." Neben den privaten Propaganda-Agenturen produzieren 20 Regierungsbehörden und Ministerien Videonachrichten, die von den TV-Stationen gesendet werden, ohne dass die Quelle bekannt gegeben würde. Zudem werden Kolumnisten geschmiert, damit sie die Positionen der Regierung vertreten und unliebsame Journalisten wie Bill Moyers mittels Verleumdungen bekämpft. Die amerikanischen Steuerzahler finanzieren ihre Verdummung also selbst. Im Kommando für psychologische Kriegsführung in Fort Bragg in North Carolina arbeiten 1200 Militärs für die Propaganda. Im Rahmen einer PR-Kampagne platzieren sie über Mittelsmänner beispielsweise 1000 Artikel in irakischen Zeitungen, wobei zwischen $50 und $2000 pro Artikel bezahlt werden.
Auch die Online-Tagebücher der Soldaten im Irak dienen der Propaganda, strotzen sie doch vor Patriotismus und Kriegsverherrlichung. Vorzeigeblogger Chris Missick etwa war stellvertretender Direktor der Bush-Wahlkampagne in Nordkalifornien. Kritisiert ein Soldat die Armee oder der Krieg zu offen, muss er damit rechnen, mit Bussen und zusätzlichem Dienst bestraft zu werden, wie dies Leonard Clark erlebte.
2005 wird die NYT-Journalistin Judith Miller wegen Missachtung des Gesetzes verurteilt, weil sie die Quelle aus dem Weissen Haus nicht nennen wollte, die die CIA-Agentin Valerie Plame enttarnte. Die Quellen waren Richard Armitage, Karl Rove und I. Lewis Libby, die sich offenbar dafür rächten, dass Plames Ehemann Joseph Wilson sich nicht nur weigerte, die Uranbeschaffung des Iraks in Afrika zu bestätigen, sondern den Irak-Krieg kritisiert. ‚Scooter' Libby wird wegen Gerichtsbehinderung zu 30 Monaten Gefängnis und einer Busse von $250'000 verurteilt, aber von Bush am 2.7.07 begnadigt.

In der Türkei setzen sich die Generäle gegen das Parlament, das die Stationierung von US-Truppen für den Irak-Krieg abgelehnt hat, durch. Unter dem Vorwand der Modernisierung der Stützpunkte bereiten 4000 US-Soldaten die Infrastruktur für den Krieg vor, da der Nordangriff gegen den Irak von der Türkei aus erfolgen soll. Der gleichzeitige Einmarsch der türkischen Armee zur Verhinderung eines kurdischen Aufstandes und Entstehung eines kurdischen Staates ist beschlossene Sache, wird aber durch die USA mit Druck verhindert. Im kurdischen Autonomiegebiet im Nordirak unterhalten die USA Militärstützpunkte, in denen 2000 kurdische Kämpfer ausgebildet werden. Die Türkei unterhält ihrerseits seit Jahren Armeelager ‚zur Bekämpfung der kurdischen PKK' in der entmilitarisierten Zone. Und die Türkei will dabei sein, wenn es um die Verteilung des Erdöls geht, von dem die USA Reststücke an ihre Verbündeten überlassen werden.

Bezeichnenderweise besetzen und beschützen die Invasionstruppen als erstes die Ölfelder, -anlagen und das -ministerium (als einziges von 30), während sie bei den Plünderungen von Banken, Museen, Geschäften und den gewalttätigen Auseinandersetzungen in den eroberten Städten zuschauen. 14'000 der 170'000 archivierten Kulturschätze der achttausendjährigen Geschichte werden gestohlen oder zerstört. Verursacht wird das Chaos durch die sofortige Auflösung der irakischen Armee und Polizei, womit das Faustrecht ausbricht. Die ehemaligen Polizisten und Soldaten ziehen sich in ihre Herkunftsregionen zurück, womit sich der irakische Widerstand gegen die Besatzer ausweitet.
Ende Mai kündigt der neue irakische Ölminister Thamir Ghadhban, der von der OPEC als Marionette der USA bezeichnet wird, die bestehenden Ölverträge mit Russland, China und Frankreich. Kontrolliert wird Ghadhban vom ‚Berater' Phillips Carroll, dem ehemaligen Chef von Shell in den USA.

Die Überlegenheit der USA bei der Invasion beruht vor allem auf neuer Software, die die Zeit von Feinderkennung und -zerstörung über die Satellitensteuerung faktisch auf die Echtzeit verkürzt, was allerdings auch die Gefahr der ‚friendly fire' erhöht und für die chaotische Organisation des Krieges verantwortlich ist. Vermutlich 60'000 irakische, 137 amerikanische und 32 britische Soldaten kommen in den ersten vier Wochen Krieg, der die USA $63 Mia. kostet, ums Leben. Insgesamt sterben etwa 10'000 irakische Zivilisten, und 20'000 Zivilisten, 500 amerikanische und 80 britische Soldaten werden verletzt. Rund 14'000 irakische Soldaten werden gefangen genommen. Geschätzte 320 Tonnen Uranmunition wurden verschossen, mit unabsehbaren Folgen. Die USA setzen Phosphorbomben ein, von denen auch Zivilpersonen betroffen werden. Phosphor ist eine geächtete Chemiewaffe und führt zu schwersten Verbrennungen. Zalmay Khalilzad, der unter anderem für die Rand arbeitete, wird Sondergesandter für den Irak und übernimmt den Vorsitz der Konferenz der "freien Iraker", die eine Übergangsregierung bilden soll. Am 1.5.03 erklärt Bush, verkleidet als Militärpilot, den Krieg für beendet. Aber da es ein ‚endloser' Krieg gegen den Terrorismus sei, ist es ein Krieg ohne Frieden und ohne substanziellen Wiederaufbau. Trotzdem kostet das Irakabenteuer im ersten Jahr insgesamt $120 Mia., mit 3630 toten oder verwundeten Amerikanern. Die weitere Besatzung mit 140'000 Soldaten verursacht Kosten von $3,9 Mia. pro Monat, wobei aber nur die Hälfte dieser Ausgaben nachgewiesen wird, weshalb Senator Edward Kennedy vermutet, die andere Hälfte werde zur Bestechung von Regierungschefs eingesetzt, damit sie, wie etwa die Polen, Hilfstruppen in den Irak schicken. Im Mai 2005 stimmt der US-Senat einem weiteren Paket von $82 Mia. für die Einsätze in Afghanistan und dem Irak zu, womit sich die offiziellen Ausgaben für die Besetzung des Iraks auf $240 Mia. belaufen. 2005 steigen die Ausgaben für die Kriege in Afghanistan und dem Irak um 18%, von $99,8 Mia. auf $117,6 Mia. Bis Anfang 2008 steigen die Kriegskosten der USA auf $600 Mia, und pro Monat sterben im Kampf gegen die 100'000 irakischen Widerstandskämpfer ungefähr 6600 Iraki. Insgesamt geht man von 655'000 Toten und 5 Mio. Flüchtlingen aus.

Noch während dem Krieg verteilt die US-Regierung Aufträge für den Wiederaufbau des Iraks an US-Firmen, was eine erneute Verletzung des Völkerrechts ist: Bechtel Group erhält den ersten Auftrag im Irak zum Wiederaufbau der drei Flughäfen, der Autobahnen, Spitäler und der Wasserversorgung, wofür in einer ersten Phase $680 Mio. vorgesehen sind. Die Gesamtkosten werden von Experten mit $25-100 Mia. angegeben. Der 83jährige Verwaltungsrat von Bechtel ist Bushs Freund George Shultz, der von 1974 bis 1982 Präsident der Bechtel-Group und Reagans Aussenminister war. Caspar Weinberger arbeitete ebenfalls bei Bechtel, bevor er Reagans Verteidigungsminister wurde. Vizepräsident von Bechtel ist Golfkriegsgeneral Jack Sheenan, der im Defense Policy Board sitzt, zusammen mit Chris Williams, dem Lobbyisten von Boing und Lockheed Martin. Bechtel baute nach Verhandlungen von Rumsfeld mit Saddam Hussein bereits 1983 eine Pipeline und war 1988 mit einem $2 Mia.-Kunststofffabrikauftrag im Irak tätig, als Saddam Hussein im September den schrecklichen Giftgasangriff gegen die kurdische Bevölkerung in Halabja befahl. Nachdem der US-Senat im folgenden Frühling mit ökonomischen Sanktionen drohte, wollte Bechtel andere Lieferanten für sein Projekt suchen, um die Fabrik fertigstellen zu können. Bechtel erhält Anfang 2004 einen weiteren Auftrag über $1,82 Mia. im Irak. Dank Schmiergelder erhält Bechtel auch den Auftrag, für Fr. 4 Mia. die 450 Km lange Autobahn zwischen Rumänien und der EU zu bauen. In den 90er Jahren konnte Bechtel bereits Autobahnen in Kroatien bauen, nachdem der Konzern $100'000 an die demokratische Partei Clintons spendete. Im Verwaltungsrat des Rüstungsriesen Lockheed Martin sitzt Cheneys Frau Lynn. Kellog, Brown & Root verdiente an der Operation Iraqi Freedom, dem Irak-Krieg, $1,7 Mia. und bekam ohne öffentliche Ausschreibung den Auftrag, die Erdölquellen wieder instand zu stellen, bevor der Krieg begann, was jährlich $710 Mio. kosten wird und 10 Jahre dauern soll. Zudem darf KBR laut einem geheimen Vertrag das Öl verteilen, was einem $6 Mia.-Auftrag entspricht. Das Geld dafür stammt aus dem 1996 geschaffenen UN-Fonds ‚Oil for Food', der flugs in ‚Irak-Entwicklungsfonds' umgetauft wird. Allerdings blockierten die Amerikaner die Milliarden von Dollars für die Entwicklungshilfe, um das Land auszubluten, damit man es leichter erobern kann. Einer der Hauptgründe für den Einmarsch der USA ist, dass Hussein das Oil-for-Food-Programm im Jahr 2000 von Dollar auf Euro umstellt. Schon im Mai 2003 verkündet die OPEC, dass Öl in Zukunft wieder überall in Dollar verrechnet würde.
Das 1990 verhängte Embargo gegen den Irak bewirkt den Zusammenbruch der Wirtschaft innerhalb weniger Monate, worauf Bilder von hungernden Kindern die Welt erschüttern. Unter dem Druck der Öffentlichkeit wird ein humanitäres Hilfsprogramm beschlossen. Der texanische Ölmagnat Oscar White organisiert die politische Unterstützung für das von Ted Sorenson geschriebene ‚Öl für Nahrungsmittel-Programm'. Erst nach fünf Jahren Verhandlungen akzeptiert Hussein 1996 die Bedingungen des Programms. Die UNO muss eine eigene Bürokratie aufbauen, um die insgesamt $64 Mia. Erlöse aus dem Ölhandel zwischen 1996 und 2003 zu kontrollieren, womit ein Staat im Staat entsteht. Die UNO wird zum Deckmantel für hoch korrupte Deals: Briefkastenfirmen der Ölgiganten tätigen Ölkäufe, indem sie Saddam Hussein 25 Cent pro Barrel, insgesamt $229 Mio. als Schmiergeld bezahlen, um Lieferungen zu bekommen. Die Bank BNP Parisbas ist die Drehscheibe der Transaktionen. Der Russe Alexander Kramar nutzt seine Position als Verantwortlicher des Ölpreises dafür, dass die Russen als Zwischenhändler auftreten und den russischen Geheimdienstes alimentieren, wobei Jelzin und Putin über $500 Mio. kassieren. Gleichzeitig wird für $10 Mia. Öl geschmuggelt, v.a. über die USA-Verbündeten Türkei und Jordanien. Auf der Lieferseite tauchen gefälschte Medikamente und verdorbene Lebensmittel auf, und vieles wird zu überhöhten Preisen verrechnet, wofür Hussein weitere $1,5 Mia. an Schmiergeldern kassiert. In 1600 Fällen besteht der Verdacht, dass Bestechungsgelder, v.a. von russischen, chinesischen und amerikanischen Firmen, geflossen sein sollen.
2004 wird UNO-Generalsekretär Kofi Annan vorgeworfen, dass sein damals 22jähriger Sohn Kojo als Angestellter der Cotecna 1997 Gelder des UN-Programms missbraucht habe. Aber von den angeblichen Unterschlagungen über $21,3 Mia. gehen über die Hälfte in die Jahre 1991-1996 zurück, wo sie den USA-Verbündeten Jordanien und Türkei zugute kamen. Die USA wussten, dass Saddam Hussein die Preisschwankungen des Programms zu seinen Gunsten nutzte, und akzeptierten die Korruption, die die Transaktionen von insgesamt $64 Mia. zwischen 1996 und 2003 begleiteten. In 1600 Fällen besteht der verdacht, dass Bestechungsgelder, v.a. von russischen, chinesischen und amerikanischen Firmen, geflossen sein sollen. Da die Vorwürfe gegen Annan ohne Belege erfolgen, dürfte das Ziel der Vorwürfe die Demontage der UNO sein.
Im Afghanistankrieg verdiente KBR $183 Mio., und $52 Mio. zahlen die USA für die Unterbringung der Besatzungstruppen. Auch in Usbekistan ($25 Mio.) und in Dschibuti ($28 Mio.) müssen amerikanische Soldaten versorgt werden. In Georgien ist Brown and Root für $23 Mio. an der Ausbildung einheimischer Truppen für den "Anti-Terror-Kampf" beteiligt. Die Halliburton-Tochter baute in Jugoslawien für $2,2 Mia. Infrastrukturen wieder auf, wobei sie viel mehr verrechnete als real geleistet wurde und so viele Möbel lieferte, dass die Behörden nicht mehr wussten, wohin damit. Kritisiert wurde zudem die Unmenge an Personal, die angestellt wurde. Auch als Vizepräsident erhält Cheney noch mehr Geld von Halliburton, als er in seinem Amt verdient (2001: $147'579, 2002: $162'393 plus Dividenden). Trotz der engen Verflechtung mit der amerikanischen Politik hat Halliburton keine Skrupel, seinen Hauptsitz nach Dubai zu verlegen, um Steuern zu sparen.
Das Pentagon gründet die Coalition Provisional Authority (CPA), die von der amerikanischen Regierung und der internationalen Gemeinschaft über $ 100 Mia. zur Verfügung gestellt bekommt. Da keine effiziente Kontrolle eingebaut wird und $12 Mia. an Bargeld nach Bagdad geflogen werden, grassiert die Korruption. Für 8206 Sicherheitsleute etwa verrechnet die CPA den Lohn; tatsächlich arbeiten aber nur 602 Angestellte dort, die anderen 7604 sind erfunden. Der zuständige US-Generalinspektor Stewart W. Bowen kritisiert 2005, dass die CPA nicht nachweisen könne, wohin $9 Mia. in den 14 Monaten ihres Bestehens versickert seien. Zuständig für die Vergabe der Pentagon-Aufträge ist Jim O'Beirne, der im Wesentlichen darauf schaut, ob die Antragsteller die Republikanische Partei finanzieren.
Insgesamt erhalten 71 Firmen wie Bechtel, Fluor, Shaw oder CH2M Hill, die alle enge Beziehungen zur Regierung und mehr als eine halbe Million zu Bushs Wahl bezahlt haben, Aufträge zum Wiederaufbau. Stevedoring Services of America darf für $4,8 Mio. den Hafen von UMM Qasr wieder aufbauen. Am 22.5.03 unterzeichnet Bush den Erlass 13303, der die irakische Ölindustrie gegen jede juristische Massnahme immunisiert. Da die Verträge auf der Basis von ‚indefinite quantity, indefinite delivery' abgeschlossen werden, gehen die Firmen keinerlei Risiko ein, was zu Missbrauch geradezu einlädt. Zudem werden für den Wiederaufbau bevorzugt ‚Third Country Nationals' (aus den Philippinen, Indien, Pakistan, Sri Lanka oder Nepal) eingestellt. Die auf 200'000 geschätzten Billigarbeiter leben und arbeiten unter meist sklavenähnlichen Bedingungen und verdienen oft nicht mehr als $1.50 pro Stunde. Sie gehören als Kollaborateure der Besatzungstruppen zu den Angriffszielen der Widerstandskämpfer, sind aber weder gegen Krankheiten noch Invalidität oder Tod versichert. Angestellt werden sie von Firmen wie First Kuwaiti Trading and Contracting, Alargan Trading, Gulf Catering oder Prime Projects International, die als Subvertragsnehmer von amerikanischen Firmen wie Halliburton, KBR oder Bechtel einen ungeheuren Aufschwung erleben. Dieses komplexe System verhindert, dass niemand den Überblick über alle Aktivitäten haben kann, wie der US-Kongress feststellt. Die irakische Antikorruptionsbehörde deckt bis 2007 3000 Bestechungsfälle mit einer geschätzten Deliktsumme von $18 Mia. auf; aber nur in 241 Fällen wurden die Angeklagten verurteilt.

32'000 der 140'000 US-Soldaten sind Latinos, die meist illegal in die USA kamen und hoffen, mit dem Kriegseinsatz ihren Status zu legalisieren. Mehr als 11 Mio. Immigranten leben in den USA, und die Hispanics machen 14% der Bevölkerung aus. Jedes Jahr wandern weitere 270'000 Mexikaner (56% der Immigranten) ein, wogegen die USA eine Mauer bauen (wie der Eiserne Vorhang). Das 1994 abgeschlossene Freihandelsabkommen Nafta bewirkt, dass die lokale Wirtschaft in Mexiko ausgeblutet wird.Der Maisimport aus den USA, die ihre Bauern weiterhin subventionieren, verdoppelt sich auf 6 Mio. Tonnen, weshalb die mexikanischen Bauern 70% weniger für ihren Mais erhalten. Der Landwirtschaftsminister von Vicente Fox bemerkte, dass von den 25 Mio. Landarbeitern nun 20 Mio. überflüssig seien. Diese versuchen nun in der US-Landwirtschaft ein Auskommen zu finden. Bis 2010 steigt die Zahl der mexikanischen Einwanderer auf 32 Mio. Dazu kommen noch gut 11 Mio. Sans-Papiers aus Lateinamerika. Ab 2009 schaffen die USA ca. 400'000 illegal eingewanderte Mexikaner wieder aus.
Zusätzlich zur US-Armee befinden sich 25'000 Söldner von Privatfirmen, die Bush im Wahlkampf unterstützt haben, im Land: die amerikanische Blackwater (zu der die vier Ende März 2004 in Falludja gelynchten Männer gehören) beschützt unter anderem 4 US-Generäle. Die Söldner der Blackwater kamen schon unter Clinton zu Auslandeinsätzen auf dem Balkan: in Kroatien, Bosnien und im Kosovo. Der Gründer von Blackwater, Eric Prince, ist ein christlicher Fundamentalist, der beste Beziehungen zum rechten Flügel der Republikaner hat. Blackwater erhält in den ersten 5 Jahren im Irak Aufträge von über $1 Mia., entwickelt einen eigenen Helikopter, setzt Nervengas ein und spezielle Patronen, die im Körper des Getroffenen explodieren und ihn zerreissen. Blackwater verfügt über eine eigene private Geheimdienstabteilung ‚Total Intelligence Solutions', die von den ehemaligen CIA-Agenten Cofer Black, Chris Taylor und Joseph Schmitz gegründet wurde.
1000 Mann von Triple Canopy bekämpfen die Mahdi-Armee von Muktada al-Sadr in Kut, suchen nach Waffendepots und beschützen die 13 Stützpunkte der amerikanischen Zivilverwaltung und einen grossen Militärstützpunkt. Die südafrikanische Erinys mit 6500 Mann (2007 etwa 18'000 Mann) ist für die Überwachung der Pipelines und Ölanlagen zuständig, Global Risk Strategies für die Bewachung von General Jay Gardners und des regierenden Rats, Vinnell Corp., unterdessen eine Tochter der Northtrop Grumman, für die Ausbildung der neuen irakischen Armee und DynCord für die Sicherheit von Karzai und die Ausbildung der Polizei. Olive schützt die amerikanischen Manager, die britische Janusian Kroll Inc. und Control Risk sorgen für die Sicherheit des USAid-Personals und der britischen Hilfsorganisationen. Aegis Defence Service koordiniert ab Mai 2004 die rund 50 Sicherheitsunternehmen, die westliche Unternehmen im Irak schützen. Gründer und Chef von Aegis ist der Ex-Elitesoldat und Söldner Tim Spicer, der in der Sicherheitsfirma Sandline in dubiose Geschäfte in Papua-Neuguinea und Sierra Leone verwickelt war und durch exzessive Gewalt gegen Zivilisten auffiel. 2010 verlegt Aegis seinen Firmensitz von London nach Basel, weil die Schweiz zwar Initiatorin des Montreux-Dokuments ist, das die Tätigkeit der privaten Söldner einschränkt, aber das Dokument selbst nicht ratifiziert hat.
Im Golfkrieg 1991 waren es noch 1% Söldner, die die Armee begleiteten. Von den erhofften Einsparungen um $4,5-6 Mia. durch das Outsourcing ist allerdings nichts zu spüren: Ein Söldner verdient zwischen $400 und 700, aber kostet wegen den Risiken bis zu $1000 pro Tag. Insgesamt zahlt das Pentagon bis Ende 2004 $4 Mia. an private Militärdienste. An den Folterungen der irakischen Gefangenen sind auch Angestellte der US-Söldnerfirmen Caci und Titan beteiligt. Da Paul Bremer die privaten Unternehmen nicht dem neuen irakischen Recht unterstellt, haben die Iraker nichts zu sagen, und die Firmen geniessen rechtliche Immunität. Mit der Privatisierung der militärischen Kräfte wird die Souveränität des Iraks bewusst untergraben und die politischen Optionen zugunsten der wirtschaftlichen aufgegeben. In der Genfer Konvention von 1949 wurde der Einsatz von Söldnertruppen verboten, aber es gibt in den USA keine Debatte über das Outsourcing, das ohne militärische Verfügungen implementiert wurde. Da die Privatfirmen wie informelle Netzwerke funktionieren, begünstigen sie Kriminalität und Korruption. Zählt man neben den Kämpfern die ‚zivilen' Dienstleister dazu, die Logistik und Verpflegung übernehmen, dürfte etwa ein Drittel der wöchentlichen Kosten von $1 Mia. der US-Besatzung im Irak an Outsourcingdienste gehen. Die 181 im Irak tätigen Privatmilitärfirmen machen jedenfalls satte Gewinne; so steigt der Aktienkurs KBR-Mutter Halliburton innerhalb von zweieinhalb Jahren nach Beginn des Irakkriegs um 50%. Bis 2007 steigt die Zahl der privaten Söldner laut Rolf Üsseler auf über 180'000 (also mehr also reguläre Soldaten), die fast alle klassischen Militäraufgaben wie den Schutz der Pipelines und die innere Sicherheit übernehmen.
Die Söldner kommen auch im Inland zum Einsatz: Nach dem verheerenden Hurricane im September 2005 patroullieren schwer bewaffnete Blackwater-Truppen in New Orleans. Das Buch von Jeremy Scahill über Blackwater wird von den Medien bezeichnenderweise totgeschwiegen, bis es auf der Bestsellerliste auftaucht. Bekannt wird Blackwater 2007, weil ihre Söldner wahllos Zivilisten im Irak abschiessen. Blackwater ändert daraufhin den Namen in Xe Services. Die Firma operiert auch in Pakistan, wo die Lieferungen des US-Militärs nach Afghanistan beschützen und an den Operationen der pakistanischen Armee in den Grenzregionen teilnehmen. Trotz den Skandalen erneuert Obama 2010 Verträge mit Xe Services für Einsätze über $220 Mio. in Afghanistan. Aufgrund der öffentlichen Debatten verkauft Prince jedoch seine Anteile an der Firma und gründet in Abu Dhabi die neue Sicherheitsfirma Reflex Responses.

Die USA planen nach dem Sturz Saddam Husseins die Einsetzung von US-Offizieren, die sämtlichen Ministerien als ‚Berater' zugeteilt werden. Entgegen der erklärten Absichten, den Irak und den gesamten Nahen und Mittleren Osten demokratisieren zu wollen, entsprechen diese Pläne dem kolonialen Muster, wie die Briten beispielsweise von 1882-1952 Ägypten beherrschten. Als die Briten 1917 den Irak erobert hatten, brauchten sie drei Jahre, bis sie sich die Sunniten und die Schiiten zum Feind gemacht hatten; das schaffte die USA in einigen Monaten.
Nicht zufällig kommt die Idee der ‚Protektorate' nach dem Ende des Kalten Kriegs wieder auf, als manche Staaten wie Somalia ohne die vormaligen Zuwendungen zusammenbrachen. Gouverneur der Kolonialverwaltung wird General Jay Garner, Präsident der SY Coleman, die Lenksysteme für Raketen produziert. Garner ist ein vehementer Supporter von Sharons Politik im Nahen Osten und der Überzeugung, dass die USA den Vietnamkrieg gewonnen hätten, wenn Bush damals Präsident gewesen wäre. Der Freund Rumsfelds wird aber schon bald durch L. Paul Bremer abgelöst, der von Reagan zum Sonderbotschafter für Terrorismusbekämpfung ernannt wurde. Innerhalb von 18 Monaten sollen alle irakischen Staatsbetriebe privatisiert werden, und das Land soll eine Zentralbank erhalten, was es in der arabischen Welt nirgends gibt. Im Oktober erlässt Bremer ohne Rücksprache mit den Betroffenen ein Gesetz, das den Irak zum wenigsten regulierten Markt in der arabischen Welt macht. Es erlaubt den Ausländern, abgesehen vom Rohstoffsektor, den uneingeschränkten Besitz von Geschäften und Banken, kürzt die Importzölle auf 5% und den maximalen Steuersatz für Privatpersonen und Firmen auf 15%. Als "kapitalistischen Traum" beschreibt The Economist die neuen Gesetze, obwohl damit die Haager Landkriegsordnung von 1907 und die Genfer Konvention von 1949 verletzt werden, weil eine Besatzungsmacht keine weitreichenden Reformen erlassen darf. Der vom Besatzungsregime installierte irakische Finanzminister Kamel al-Gailani verspricht den ausländischen "Investoren" auch, dass sie alle Gewinne, Dividenden, Zinsen und sonstigen Einnahmen vollständig und sofort aus dem Irak abziehen dürfen. An irakische Bestimmungen, etwa Vorschriften für bestimmte Produkte, und sonstige Beschränkungen werden ausländische Firmen nicht gebunden sein. Bedeutsame Investitionen wird es dennoch nicht geben, weil die Sicherheit fehlt. Aber mit der Privatisierung der Staatsbetriebe werden noch die letzten funktionierenden Unternehmen geplündert. Da das Banksystem zusammengebrochen ist, fliegen die Amerikaner zur Verteilung der Löhne und Schmiergelder 360 Tonnen Bargeld in den Irak. Ein Teil des Geldes wird gestohlen, und insgesamt verschwinden $9 Mia.
Zwischen Bremer und dem Grossajatollah al-Husseini Ali Sistani entsteht ein Tauziehen, weil der wichtigste schiitische Geistliche im Gegensatz zum amerikanischen Prokonsul allgemeine Wahlen für eine verfassungsgebende Versammlung durchführen will. Rumsfeld bestätigt denn auch, Washington werde ein islamisches Regime nicht anerkennen, auch wenn es das Ergebnis eines Urnengangs sei. Der eingesetzte Rat erhält keinerlei Kompetenzen und Instrumente und hat mit Ausnahme der kurdischen Formation keinen Rückhalt in der Bevölkerung. Trotzdem akzeptierte die ehemalige Stellvertreterin von Tarik Asis, Aquila al-Hachami, einen Sitz im Rat, um beim Wiederaufbau der internationalen Beziehungen zu helfen. Da sie auf den baldigen Abzug der US-Truppen drängt, wird sie ermordet.

Gleich nach dem Fall des ehemaligen CIA-Mitarbeiters Saddam Husseins richten die USA einen ‚irakischen' Geheimdienst unter dem Kürzel CMAD ein, wozu die CIA Kurden und Mitglieder des von Jalabi geleiteten Irakischen Nationalkongresses rekrutiert. Nach der Einsetzung werden das Kader und ausgesuchte Agenten in den neuen Dienst Mukhabarat überführt, die andern ins Innen- oder Verteidigungsministerium versetzt. Geheimdienstchef General Mohammed Abdullah Shawani hatte 1996 an einem fehlgeschlagenen CIA-Putsch teilgenommen, worauf seine drei Söhne hingerichtet wurden. Mukhabarat untersteht direkt der CIA, und nicht der irakischen Regierung, auch nicht nach den Wahlen im Januar 2005, wegen der angeblichen Einflussnahme Teherans. Selbst das Archiv des Mukhabarat wird in das amerikanische Hauptquartier in Bagdad überführt.

Vor dem Gerichtsprozess gegen Saddam Hussein beschliessen die Behörden, dass keine ausländischen Mittäter angeklagt werden können. Das ist nötig, um fünf amerikanische und drei französische Präsidenten, mehrere britische Premiers und westliche Unternehmer vor Unannehmlichkeiten zu bewahren. Bereits Kennedy unterstützte den Putsch der Baath-Partei gegen Abdel Karim Kassem vom 8.2.63 mit viel Geld und Waffen, und die CIA lieferte die Listen der zu eliminierenden Kommunisten, wofür Saddam Hussein verantwortlich war. Friedensnobelpreisträger Carter motivierte Hussein 1980 zum Krieg gegen den Iran, der eine Million Menschenleben forderte. Die USA lieferten dem Irak militärischen Material wie Splitterbomben und Satellitenbilder, wohlwissend, dass Hussein chemische Waffen einsetzte. Bechtel, die die Wahlkampagnen der Bushs mitfinanziert, lieferte dem Irak eine Chemiefabrik, die Franzosen lieferten die Geräte, die Briten biologische Kulturen und die Deutschen das Giftgas. Präsident Reagan verhinderte im Kongress ein Gesetz, das den Handel mit dem Irak unterbinden wollte, und im Sicherheitsrat legte Washington sein Veto gegen eine Resolution ein, die den Irak wegen dem Giftgasangriff gegen die Kurden verurteilte. Vater Bush liess die Aufständischen ins Messer laufen, aus Angst, die Schiiten könnten die Macht übernehmen. Und das Embargo von Bush und Clinton gegen den Irak bewirkte den Tod von 1,6 Mio. Iraki.
Saddam Hussein behauptet ein Jahr nach seiner Festnahme, er sei nicht in einem Erdloch, sondern während dem Abendgebet bei einem Freund überrascht und danach "furchtbar gefoltert" worden. Der Chef des Sondertribunals, Cherif Bassiouni, leitete bereits die UNO-Untersuchungskommission über Kriegsverbrechen in Ex-Jugoslawien. Während den 13 Monaten Verhandlungen beklagen Husseins Verteidiger die Einschränkungen durch das von den USA organisierten Sondergerichts, und drei Verteidiger werden ermordet. Am 5.11.06, zwei Tage vor den Kongress-Wahlen in den USA, wird der ehemalige US-Kollaborateur wegen der Ermordung von 148 Schiiten im Dorf Dujail im Jahr 1982 zum Tode verurteilt. Er soll hingerichtet werden, bevor in einem zweiten Prozess die Hintergründe der Giftgasangriffe gegen die Kurden zum Thema werden.

Minen, Blindgänger und nichtexplodierte Munition von Streubomben verseuchen das Land. 4080 Minenfelder mit einer Fläche von 727 Quadratkilometer und ein 5 Kilometer breiter, 1274 Kilometer langer Streifen an der Grenze zum Iran sind vermint. Auf 851 Quadratkilometer Land liegt nichtexplodierte Munition von 1271 Schlachten, wobei die Daten der 27'000 Luftangriffe der Amerikaner noch nicht ausgewertet sind. Diese Felder, wo sich der Widerstand gegen die Besatzer mit Material bedient, befinden sich fast alle in den bevölkerungsreichen Gebieten um Bagdad, im kurdischen Norden und im Süden. In Basra kommt es innerhalb von zwei Monaten zu 160 Unfällen mit Minen und Blindgängern.
Erst sieben Monaten nach der Eroberung legen die Besatzungsbehörden einen Plan zur Stabilisierung des Iraks vor. Trotzdem wird die von den USA bombardierte Infrastruktur nicht wieder aufgebaut, auch nicht die Trinkwasseranlagen.
Zuhause verlottert die Infrastruktur allerdings auch: Strassen, Schulhäuser und Wasserversorgung sind oft in einem erbärmlichen Zustand. So gehen in den USA jeden Tag 6 Mia. Gallonen Trinkwasser (das entspricht der Wasserversorgung Kaliforniens) verloren, weil die teilweise 150 Jahre alten Leitungen nicht mehr dicht sind. In jeder sechsten Schule enthält das Wasser wegen den alten Leitungen zu viel Blei, was die Kinder gefährdet.
Unmittelbar nach der Eroberung beginnt die Ermordung der intellektuellen Elite (Wissenschaftler, Forscher, Lehrer, Journalisten), die lange zu den besten im arabischen Raum gehörten. Umgebracht werden in erster Linie die kritischen Gebildeten, und zwar von radikalislamischen Todesschwadronen, die mit dem Innenministerium verbandelt sind. Auch nach sieben Jahren Besatzung sitzen Zehntausende ohne Prozess im Gefängnis, wo gefoltert wird, sind Gewerkschaften verboten, ist die Qualität von Gesundheits- und Stromversorgung und Bildung katastrophal und werden Kritiker umgebracht.

Die UNO soll im Irak lediglich Aufgaben, aber keine Kontrolle übernehmen. Die Senatoren Joseph Bilden (Dem.) und Chuck Hagel (Rep.) meinen, die UNO müsse "eingebunden werden, um die Zweifel an der Legitimität der militärischen Intervention im Irak zu zerstreuen" und um sich an den Wiederaufbaukosten zu beteiligen, "die die USA und Britannien allein nicht finanzieren könnten". Am 17.6.03 beschliesst die UNO, die beschlagnahmten irakischen Vermögen von $190 Mio. für die Schäden aus dem 2. Golfkrieg einzusetzen. Entgegen der Völkerrechtspraxis sollen 30% der irakischen Öleinnahmen in einen Entschädigungsfonds abgezweigt werden. Dieser Fonds wird offensichtlich geplündert, denn es fehlen 4 der $5 Mia., die auf dem Konto beim Fed sein müssten. Bush betonte, dass das Öl dem irakischen Volk gehöre, und gleichzeitig schützt er die Ölfirmen vor jeder Konkurrenz und Haftbarkeit per Notstandgesetz. Allerdings geht die Rechnung wegen den Sabotageakten nicht auf: die Ölproduktion sinkt von 2,5 Mio. Barrel pro Tag auf 1,5 Mio. Trotzdem machen die Erdölfirmen aufgrund der gestiegenen Preise fantastische Gewinne: Exxon $35 Mia., Shell $25 Mia. und BP 22 Mia. in 2005. Was vom Irak übrigbleibt, wird systematisch geplündert, entweder durch US-Unternehmensgruppen, die in Verbindung zur Bush-Clique stehen, oder durch die verarmte Bevölkerung. Der Sicherheitsrat der UNO legitimiert die Präsenz der Besatzungstruppen am 16.10.03. Eine Woche später findet eine Geberkonferenz in Deutschland statt, an der $33 Mia. versprochen werden, meist als Aufträge an die jeweils eigene Industrie. Einige Tage später bewilligt der Kongress $ 87 Mia. zur Finanzierung des Krieges, wobei die geplante Bestrafung bei Betrügereien bei den Aufträgen abgeschmettert wird. Wolfowitz schliesst alle Aufträge an Nichtkriegsteilnehmer aus. Doch auch die Briten sind bald enttäuscht über die kümmerlichen Krümmel, die von der Kriegsbeute für sie abfallen, obwohl Poodle Blair das Powerplay der Amerikaner mitmacht und damit seine Popularität verspielt. Wahrscheinlich hat Bush deftige Erpressungsmittel gegen Blair in der Hand (vielleicht nette Fotos bei einer Prostituierten, die man veröffentlichen könnte, wenn er nicht brav ist). Die Amerikaner können im November 2004 im Pariser Club durchsetzen, dass $31 Mia. der $39 Mia. irakischen Schulden gestrichen werden. Der Pariser Club wurde 1956 von 11 Mitgliedern gegründet, heute sind es die 19 Gläubigerstaaten (Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Grossbritannien, Kanada, Irland, Italien, Japan, Niederlande, Norwegen, Oesterreich, Russland, Schweden, Schweiz, Spanien und die USA), die die Weltwirtschaft weitgehend kontrollieren.

Nach der Ermordung von Scheich Ahmed Yassin durch die Israelis am 22.3.04 bricht eine Rebellion in Falludja aus, wobei vier private US-Sicherheitsagenten, ehemalige Navy Seals, ermordet werden. Darauf belagern und beschiessen die Marines die ganze Stadt, was angeblich 600 bis 700 Tote fordert. Der Einsatz von Uran-angereicherten Granaten führt dazu, dass viele Missbildungen bei Neugeborenen auftreten und bis 2010 die Leukämierate um das 38-Fache steigt (die Atombomben in Hiroshima und Nagasaki hatten ‚nur' eine Erhöhung um das 17-Fach bewirkt). Gleichzeitig gehen die USA gegen Muktada al-Sadr vor, indem sie dessen Zeitung al-Hawzah verbieten und gegen 21 Personen aus seinem Umfeld Haftbefehle erlassen. Überzeugt davon, dass auch er verhaftet würde, zettelt er einen Aufstand in verschiedenen Städten an. Mit ihrem rücksichtslosen Vorgehen gegen die Schiiten in Sadr-Stadt, Falludja, Nadschaf, Basisjia und Basra lösen die Besatzungstruppen überall im Land Unruhen aus. Aufgrund der Massenbewegung müssen die USA die Belagerung Falludjas am 8.4. aufgeben. Aufgrund der Attentate durchziehen die USA eine riesige Betonmauer durch Bagdad, die im Volksmund ‚Berliner Mauer' genannt wird. Die so genannte grüne Zone, wo sich die Amerikaner verschanzt halten, erstreckt sich über ein Drittel der Innenstadt. Um weitere Attentate zu verhindern, übergeben die USA früher als geplant die formelle Macht an den neuen Premierminister Iyad Allawi. Der ehemalige Baathist stand während seines Exils auf der Gehaltsliste der CIA. In seinem Präsidentenpalast werden weiterhin 150 US-‚Berater', unter anderem pensionierte CIA-Agenten, sitzen, und UNO-Botschafter John Negroponte wird die Botschaft mit 3000 Mitarbeitern übernehmen. Nachfolger in der UNO wird John Danforth, der nach sechs Monaten aus der Regierung zurücktritt, weil er nicht zum neuen Aussenminister befördert wird. Aber auch ein Jahr nach Kriegsende gibt es keinerlei Wiederaufbau-Aktivitäten. Die Amerikaner erobern die Quartiere und Städte wie Ramadi, wo der Widerstand sich formiert hat, aber wenn sie sich zurückziehen, gehen nach kurzer Zeit die Bomben wieder hoch. Da die US-Armee 14 feste Stützpunkte im Irak baut, ist offensichtlich, dass die Amerikaner nicht abziehen werden.

In den 18 Monaten nach der Eroberung kommen schätzungsweise 100'000 Zivilisten (ohne die Toten in Falludja) ums Leben (die regierungsunabhängige Organisation Iraq Body Count zählt allerdings ‚nur' zwischen 15'300 und 17'500 Zivilisten). Mindestens 170 westliche Geiseln werden entführt, wobei drei Viertel nach Lösegeldzahlungen wieder freikommen. Etwa 40 Geiseln wurden umgebracht. Es genügt, eine Waffe zu tragen, um von den US-Scharfschützen, die sich in Wohnhäusern verschanzen, erschossen zu werden. Seit dem Machtantritt der Marionettenregierung im Juni 2004 gibt es jeden Tag 60 Anschläge gegen die US-Soldaten, ihre 'Verbündeten' und die Kollaborateure der rund 200'000 Widerstandskämpfer, auch im Süden, wo die Briten stationiert sind. Da die Rekrutierungsvorschriften gelockert werden, kommen Tausende von Neonazis im Irak zum Einsatz, die zum Teil für die Ermordungen an Zivilisten verantwortlich sind. Die US-Armee zahlt den Hinterbliebenen eines amerikanischen Soldaten $400'000, den Angehörigen eines von den Gis ermordeten Iraki $2500.
Kaum ist Bush im Amt bestätigt, setzt die massive Bombardierung Falludjas zur Brechung des Widerstands um Abu Musab al-Zarqawi ein, was zu einem Massaker führt. 150 Amerikaner und 1600 Rebellen werden getötet und 1000 festgenommen, aber über die Zivilisten gibt es keine Zahlen. Die Hälfte der 39'000 Gebäude in Falludja wird beschädigt oder komplett zerstört. Allawi ruft den Ausnahmezustand aus, in Erwartung eines Generalstreiks. Weitere Aufstände gibt es in Mossul, Samarra, Najaf und Hawija, so dass selbst der offizielle US-Militärhistoriker Major Isaiah Wilson von einem "Volkskrieg im Irak" spricht. Zur Brechung des Widerstands setzen die USA Mikrowellenwaffen in den rebellischen Quartieren ein, die Orientierungsverlust, Depressionen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Hautverbrennungen und innere Verletzungen bewirken.

Trotz dem Rückzug der Irakischen Islamischen Partei zieht die Bush-Regierung die Wahlen am 30.1.05 durch. Die dadurch entstehende mangelnde Vertretung der Sunniten, die einen Bürgerkrieg auslösen könnte, will die Regierung mit einer "künstlichen Beeinflussung des Wahlresultats" ausgleichen. Allawi verliert die Wahlen, während die auf 60% hochgerechneten Stimmen der Schiiten offiziell nur 48% betragen (gerade so, dass sie die Mehrheit verfehlen). Die Amerikaner wollen eine föderalistische Verfassung durchsetzen, weil sie damit die autonomeren Provinzen und damit die Ölquellen besser kontrollieren können. Naheliegenderweise wehren sich die Sunniten, die kein Öl haben, aber mit Saddam Hussein bisher die Einnahmen weitgehend kassierten, gegen ihre Entmachtung. Die USA setzen durch, dass Jalabi Vizepräsident und 2005 Minister für den Erdölsektor wird. Damit haben die USA ihr Kriegsziel erreicht, hinter einer demokratischen Fassade das irakische Öl zu kontrollieren. Die ‚grüne Zone' wird 2006 für $500 Mio. zu einer Festung ausgebaut, und 60 Km nördlich von Bagdad stampfen US-Truppen die riesige Luftwaffenbasis Balad aus dem Wüstenboden. Zudem werden drei weitere "Super-Stützpunkte" im Land gebaut, was beweist, dass die Amerikaner sich nicht aus dem Irak zurückziehen wollen.

Nach dem Modell des konfessionell aufgeteilten Libanon wollen die USA die Schiiten, Sunniten und Kurden gegeneinander ausspielen, um nicht nur den Irak, sondern den ganzen Nahen Osten unter ihre Kontrolle zu bringen. Der Bombenanschlag am 22.2.06 auf die den Schiiten heilige Goldene Moschee in Samarra könnte deshalb das Werk der USA sein, um die politisch festgefahrene Situation zu lösen und die Teilung des Landes zu beschleunigen. Über 1000 Tote in den nächsten 6 Tagen sind die Folge der eskalierenden Gewalt zwischen der schiitischen Bevölkerungsmehrheit und den Sunniten. Auch innerhalb der Schiiten kommt es zu Kämpfen: Muqtaba al-Sadra will nicht nur die Amerikaner aus dem Land werfen, sondern die Einheit des Iraks als Föderation behalten. Seine Mehdi-Miliz bekämpft die Badr-Miliz von Abdel Aziz al-Hakim, der dem Obersten Islamischen Rat vorsteht, eng mit den Amerikanern verbandelt ist und die Autonomie der ölreichen Südprovinzen des Iraks erreichen will. Laut einer Studie der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore und der Al-Mustansiriya-Universität in Bagdad sterben seit Beginn der US-Invasion bis Ende Juni 2006 601'000 Iraki eines gewaltsames Todes (davon 31% durch die Besatzungstruppen und 14% durch Bomben) und weitere 54'000 an den Folgen des Krieges (Krankheiten). Der Bürgerkrieg sorgt zwar für schlechte Nachrichten, schafft aber die Voraussetzungen, um die Teilung des Iraks zu ermöglichen und seine Beherrschbarkeit zu sichern. Die Aufteilung des Iraks nach Religionen und Nationalitäten ist der fatalste Fehler der Besatzungsmacht. 2009 besteht der Irak laut der Analyse von Nicola Nasser faktisch aus vier Staaten: die schiitische Regierung in Bagdad unter Nouri al-Maliki, die von den USA gestützt wird, den sunnitischen Untergrundstaat, den proiranischen schiitischen Staat im Süden und die kurdische Regionalregierung im Norden.

Aufgrund einer Verwechslung wird bekannt, wie die amerikanische Armee mit missliebigen TV-Sendern umgeht. Am 21.1.07 schreibt die Washington Post, dass der Senders al-Zawraa, der Videos von Anschlägen durch sunnitische Rebellen gegen die US-Truppen veröffentlicht, einen Vertrag mit dem europäischen Satellitenbetreiber Eutelsat abgeschlossen habe. Zwei Tage später setzen die Amerikaner dessen Satelliten Hot Bird 8, über den die Agenturen AFP und SDA ihre News verteilen und neben vielen anderen Sendern auch der harmlose irakische Fernsehsender al-Zahra läuft, mit Störsignalen ausser Betrieb. Entgegen den Angaben der US-Propaganda gibt es praktisch keine al-Qaida-Kämpfer im Irak. Die etwa 100'000 Widerstandkämpfer sind fast ausschliesslich ehemalige Baath-Offiziere, die zum grossen Teil von Saddam Husseins Vizepräsident Isat Ibrahim al-Duri geleitet werden. 2007 befinden sich 250'000 Widerstandskämpfer in den Gefängnissen. Im Juni 2007 beginnen die Amerikaner, sunnitische Verbände im Irak zu bewaffnen. Seit 2003 haben die USA die irakischen Streitkräfte mit $19,2 Mia. bewaffnet, wobei rund 110'000 Maschinengewehre und 80'000 Pistolen verschwanden. Der Terror kommt nicht von den Widerstandskämpfern, sondern von den Spezialkräften der Irakischen Nationalpolizei, die von den USA zu Todesschwadronen ausgebildet wurden. Diese Todesschwadronen sind auch für die Massenentführung in Bagdad 2006 verantwortlich, deren Opfer auch sechs Jahre danach zum Teil noch verschwunden bleiben. Die Maliki-Regierung unterstützt diese ‚Strategie der Aufstandsbekämpfung', schützt die Entführer und verhindert eine Untersuchung.
Zu den Waffen-Lieferanten der USA gehört der Russe Viktor Bout, der allen Kriegsparteien der Welt ausrüstet. Mit Rückendeckung des Kremls und der russischen Armee verscherbelt Bout die Bestände der Sowjetunion, womit er zu einem der reichsten Männer Russlands wird. Nicht nur Guerilla- und Widerstandsorganisationen, sondern auch die CIA und das Pentagon beziehen Waffen von Bout. Trotzdem lockt die DIA Bout 2008 in Bangkok in eine Falle, als angeblich die FARC einen Deal mit ihm abschliessen will, und kann ihn verhaften. Da die FARC auf der Terrorliste steht, kann Bout in den USA der Prozess gemacht werden.

Nach der Invasion beschlagnahmt die US-Regierung irakische Guthaben im Wert von 20 Mia. auf US-Bankkonten und fliegt das Geld bar in den Irak. Damit werden Leute bestochen, was zu einer unglaublichen Korruption führt und das ganze System zusammen brechen lässt. Drei Tage vor der angeblichen Amtsübernahmen der irakischen Regierung werden $1.4 Mia. in den Nordirak transportiert, um die Loyalität der Kurden zu sichern. Insgesamt wird die Hälfte der $18 Mia. aus dem Entwicklungsfonds für Bestechungen verwendet. Der Ökonom Joseph Stiglitz hat berechnet, dass sich die militärischen Kosten des Irakkriegs in den ersten 5 Jahren auf über $800 Mia. belaufen. Dazu kommen die Zinslasten, die bis 2017 $1 Bia. verschlingen werden, denn der Irakkrieg wird erstmals in der US-Geschichte komplett mit Schuldscheinen finanziert. Zudem stieg der Ölpreis seit Beginn des Kriegs von $25 auf $100 pro Fass. Rechnet man alles zusammen, belaufen sich die Kosten des Kriegs für die USA auf rund $ 3 Bia., wobei der Rest der Welt nochmals den gleichen Betrag zahlen muss.
In einer ersten Runde werden 2009, 37 Jahre nach der Verstaatlichung der Ölindustrie durch Saddam Hussein, wieder Erdölfelder an BP, CNPC, ExxonMobil, Shell und ENI verpachtet. Allerdings gibt es Klagen gegen die Verträge mit BP und CNPC, weil die Mitbestimmungsrechte übergangen wurden. Die nach Autonomie strebenden Kurden bleiben von den Ölverträgen ausgesperrt. Ein Dutzend Zwanzig-Jahres-Verträge verschachern die grössten Ölfelder an westliche Ölmultis. Diese sollen die Produktion soweit ankurbeln, dass das Preismonopol der OPEC relativiert werden kann. Allerdings gelingt es den USA nicht, die Kontrolle über das irakische Öl zu erreichen, weil das irakische Parlament das Erdölprivatisierungsgesetz nie verabschiedet. Trotzdem braucht die Regierung Malikis Geld und vergibt illegal Konzessionen, was zu einer hochkorrupten und willkürlichen Energiepolitik führt, wovon vor allem China profitiert. 2013 übernimmt Petro China von Exxon Mobil die Förderrechte an West Kurna-1, einem der grössten Ölfelder der Welt.
Im August 2010 zieht Obama angeblich die Kampftruppen aus dem Irak - allerdings bleiben 50'000 Soldaten für Stabilisierungsoperationen in den 94 Militärbasen, und da Soldaten Kampftruppen sind, ändert sich nichts, zumal ihre Macht nicht beschränkt wird. Die abgezogenen Truppen werden durch private Vertragspartner und die Isof ersetzt: 100'000 Leute arbeiten für die Besatzungsmächte, davon 11'000 bewaffnete Söldner. Die Iraq Special Operations Forces ist die grösste Investition in Spezialtruppen, die die USA bisher unternommen haben. Seit April 2003 bilden Green Berets in der jordanischen Wüste mindestens 4500 junge Iraker aus, die die modernsten Waffen besitzen. Sie unterstehen direkt dem Ministerpräsidenten und führen geheime Operationen ohne demokratische Kontrolle durch. Leiter des Isof-Projekts ist US-General Trombitas, der zuvor Spezialeinheiten in Lateinamerika ausbildete. Aus den Spezialeinheiten in El Salvador gingen die Todesschwadronen hervor, die in den 80er Jahren 50'000 Zivilisten ermordeten. General Stanley McChrystal, der 2009 zum Oberbefehlshaber in Afghanistan ernennt wird, kommandiert von 2003 bis 2008 die US Special Forces im Irak. Der schmutzige Krieg, zu dessen Opfer viele irakische Akademiker und Journalisten gehören, geht unvermindert weiter.
Quellen: A. Kuhn, Hottinger, Frefel, Ramonet (2002, 2003,a, b, d), Ritter, Elsässer (2002b), Uwer/ von der Osten-Sacken, Külbel, Gehrig, Klare, Cooley, Falk, Gorce (2002a, 2003a, b, 2004a), Zunes, Jabar (2003), Haller, Rouleau, Cumings, Moor, Erzeren, Piper, Münch, G. Fischer (2003), Gent, Zumach, Schmid (2003), Baran, Sadowski, de Weck, Fahrni (2003), Dunbas, Schnieper, Ege (2003), Samary, Joxe, Gresh (2003, a, b), Claassen, Bergmann, Grosse (2003a, 2004), Rangwala/ Whitaker, Said (2003a), Rose, Chemillier-Gendreau (2003), Alaoui, Sutter (2003b, 2004), Mellenthin, Karel (2004), Golub (2004), Gawhary, Stolz, Sarkis, Grey, Achcar, Cole, Warde (2004), Lapham (2004), Bülow (2003), Moore (2001), Köhli, Despratx/ Lando, Makki, W. Thomas, Laurent, Frei, Gresh (2005), Phinney, Bergner, Gordon, Mäder, Üsseler, Scahill, Kouloglou, Burkel et al. (2009), Bauer.


2003: Die anderen Schurkenstaaten top

Für Richard Perle stellen das iranische und das nordkoreanische Regime "für die amerikanische Sicherheit eine unerträgliche Bedrohung dar. Gegen sie wie auch gegen alle Sponsoren des Terrorismus - Syrien, Libyen und Saudi-Arabien - müssen wir mit aller Macht vorgehen. Und dafür bleibt uns wenig Zeit." Der ehemalige CIA-Chef James Woolsey, der eine Rolle im Nachkriegsirak spielen soll, bezeichnet den Irakkrieg vor Studenten als Teil des "Vierten Weltkriegs". Die USA planen, 100'000 Soldaten im Nahem Osten permanent zu stationieren.

Mit der Installation einer Marionette im Irak könnte der Iran, das von George War-thog Bush zur "Achse des Bösen" gezählt wird, in die Zange genommen werden, um die 1979 verlorene Kontrolle wiederzuerlangen. Das wäre zudem auch im Interesse Israels, wie der Verteidigungsminister Benjamin Ben Eliezer in Washington erklärte: "Der Iran, nicht der Irak, ist unser Hauptfeind. Bis 2005 wird der Iran die Atombombe haben." Auch Colin Powell sah das 1995 so: "In den letzten zehn Jahren war nicht der Irak, sondern der Iran unser Hauptgegner im Nahen Osten. Wir wollten den Irak als Gegengewicht zum Iran behalten. Saudi-Arabien wollte nicht, dass die Schiiten im Süden des Irak die Macht übernehmen. Die Türken wollten nicht, dass sich alle Kurden im Norden des Irak vom Rest des Landes abtrennen." Der Iran wird ebenfalls ein Fall für die Anwendung des US-Präventivkriegskonzepts, eine Floskel zur Durchsetzung ökonomischer und geopolitischer Hegemonialinteressen, werden. Obwohl sich die iranische Regierung im Zusammenhang mit dem Afghanistan- und dem Irakkrieg der USA kooperativ und zurückhaltend zeigte, drohen die USA dem Iran mit starken Worten mit Konsequenzen, sollten diese ihre Atomprogramme für unangemeldete Inspektoren nicht öffnen. Das Forschungsprogramm für den Bau einer Atombombe begann unter Schah Resa Pahlewi, mit Unterstützung der USA und der Europäer. Nach der islamischen Revolution wurde das Programm gestoppt, aber nach dem Angriff des Iraks 1982 wieder reaktiviert. In diesem Krieg unternimmt der Irak 63 Chemieangriffe gegen den Iran, der die UNO erfolglos um Hilfe ersucht wegen Verletzung internationaler Abkommen. Mitte der 1990er Jahren verhandelt der Iran mit Brasilien, Russland, Deutschland und China, um Komponenten für seine Nuklearanlagen zu kaufen, was die USA erfolgreich verhindern können. Teheran hält an seinem Projekt fest, unterschreibt aber freiwillig das Zusatzprotokoll zum Atomwaffensperrvertrag. Völkerrechtlich ist es nicht möglich, dem Iran die Urananreicherung zu verbieten, weil der Atomwaffensperrvertrag von 1970 die Nutzung der Atomenergie auch für Nichtatomwaffenstaaten uneingeschränkt erlaubt. Laut James Risen stellt die CIA Teheran mit der von Clinton bewilligten Operation MERLIN eine Falle. Ein russischer Atomexperte, der einige Jahre zuvor in die USA überlief, verkauft als angeblich frustrierter Wissenschaftler die Atompläne, in die die CIA aber Fehler eingebaut hat. Unvorhergesehen studiert der Russe die Pläne und korrigiert sie, womit die Iraner die nötigen Pläne haben.

Mit der US-Besetzung des Iraks und ihren Truppenstationierungen am Golf, in Pakistan, Afghanistan, den ehemaligen zentralasiatischen Sowjetrepubliken und dem Kaukasus ist der Iran von Atommächten umgeben. Trotzdem konnten bisher keine Verletzungen der internationalen Richtlinien bewiesen werden. Nachdem der Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Mohammed El Baradei, die dürftigen Geheimdienstberichte zu den irakischen Massenvernichtungswaffen kritisiert hat und den Iran wegen dessen Atomprogramm zu wenig unter Druck setzt, beginnt die NSA, das Telefon des Ägypters abzuhören, um ihn erpressen zu können. Vizeaussenminister John Bolton streut Gerüchte über El Baradei, die jedoch seine Wiederwahl 2005 nicht verhindern können. Da El Baradei sich der Erpressungsstrategie der Amerikaner unterwirft, bekommen er und seine Behörde im August 2005 den Friedensnobelpreis. Die IAEA wurde 1957 auf Initiative der USA gegründet, um die zivile Nutzung der Atomenergie und den Bau von Atomkraftwerken, v.a. auch in der dritten Welt, zu propagieren: Das "Atom für den Frieden" sollte der Atomtechnologie eine positive Konnotation verschaffen. Deshalb spielt die IAEA die Folgen von Atomunfällen wie in Tschernobyl systematisch herunter. Da der lange Zeit geheimgehaltene Vertrag vom 28.5.1959 verlangt, dass die WHO bei Strahlenprobleme der Kontrolle der IAEA untersteht, kann auch die UNO nichts gegen die atomaren Katastrophen und Risiken unternehmen. Hauptproblem der IAEA bleibt jedoch, dass sich die zivile nicht von der militärischen Nutzung der Atomtechnologie trennen lässt, und sie deshalb bekämpfen soll, was sie fördert. So wies die WHO die Forderung nach unabhängigen Gutachten zu den Folgen der mit angereichertem Uran durchsetzten Munition der USA (Golfkrieg 1991) zurück, obwohl vermehrt Krebs und Missbildungen bei Neugeborenen auftraten. Zu den Folgen im Nato-Krieg gegen Serbien 1999 gab es zwar eine Untersuchung, aber deren Resultate sind bis heute geheim.

Nach der Eroberung des Iraks ist der Iran die einzige Regionalmacht, die mit Israel mithalten kann. Deshalb ist laut dem Mossad-Direktor Meir Dagan das iranische Programm "die grösste Bedrohung der Existenz Israels seit seiner Gründung." Seit spätestens Juni 2002 haben die Israelis ‚präventive' Angriffspläne gegen alle nuklearen Einrichtungen des Irans. Im Mai 2003 bieten die Iraner den Amerikanern über Botschafter Sadeq Kharazi und den Schweizer Botschafter Tim Guldimann umfassende Verhandlungen über das Atomprogramm und die Unterstützung von Oppositionsgruppen an. Die USA gehen auf den Vorschlag nicht ein, weil sie mithilfe der Atomfrage eine Eskalation planen, die den Sturz der Mullahs beinhaltet, um die iranischen Ölfelder in ihre Kontrolle zu bringen. Gerüchten zufolge hat Cheney jede direkte Verhandlung mit dem Iran ausgeschlossen, weil "wir dadurch schwach aussehen würden."

Hossein Khomeini, ein Enkel des 1989 verstorbenen Gründers der Islamischen Republik, dient sich den Amerikanern als kommender iranischer "Oppositionsführer" an, indem er eine Invasion begrüsst: "Freiheit ist wichtiger als Unabhängigkeit von ausländischer Herrschaft." Mit der Unterstützung der Studentenproteste im Juni 2003 erreichen die USA das Gegenteil, da daraufhin die meisten Irani antiamerikanisch eingestellt sind. Douglas Feith, Staatssekretär für Politik im Pentagon, nimmt über Harold Rhode mit dem exiliranischen Waffenhändler Manucher Ghorbanifar Kontakt auf, um iranische Oppositionsgruppen zu unterstützen. Bereits in den 80er Jahren hatte Ghorbanifar eine wichtige Rolle in den Iran-Contra-Deals gespielt.
Mossad-Chef Meir Dagan muss nach dem Skandal der Ermordung von militanten Palästinensern in einem Hotel in Dubai 2010 zurücktreten. Er wird 2012 Berater der in Zürich domilizierten Arcanum, einem privaten Geheimdienst, der zur RJI Capital Holdings gehört. Die vom Amerikaner Ron Wahid geleitete Holding ist im Erdölgeschäft, und auch Dagan sitzt als Verwaltungsrat in einer israelischen Ölfirma. Arcanum arbeitet u.a. für die Staatsanwaltschaft von New York und das amerikanische Justizdepartement und beschafft daher vermutlich Daten über Steuerhinterzieher bei Schweizer Banken, denn Arcanum-Chef Arusy Eitan arbeitete früher bei der New Yorker Staatsanwaltschaft, die sich mit Finanzdelikten der Schweizer Banken. Zudem war der 30jährige zuvor Sprecher der israelischen Armee und deckte Umgehungsgeschäfte mit dem Iran mit auf. Die involvierte Credit Suisse musste dafür $ 500 Mio. Strafe zahlen

Nach der Wiederwahl von Bush beginnen die USA und die irakischen Kollaborateure erneut damit, Kriegsgründe gegen den Iran aufzubauen. Die Vorwürfe gleichen denjenigen gegen Saddam Hussein: Herstellung von Massenvernichtungswaffen und Verbindungen zu al-Qaida. Der irakische Verteidigungsminister Hazim al-Shaalan, ehemaliger Baath-Mitarbeiter und CIA-Protégé, beschuldigt Teheran, für die Unruhen in den schiitischen Städten verantwortlich zu sein und mit Anhängern Saddam Husseins und Abu Musab al-Zarqawi zusammenzuarbeiten. Der potenzielle irakische Premierminister Hussein Shahrestani sei ein Agent der iranischen Ayatollahs. Jordaniens König Abdullah II haut in dieselbe Kerbe: Die Iraner versuchten, im Irak einen Gottesstaat aufzubauen, wozu sie eine Million Iraner als vermeintliche Wähler in den Irak eingeschleust hätten. Colin Powell muss zugeben, dass es sich bei diesen Immigranten und ehemalige irakische Kriegsgefangene und -Flüchtlinge handelt. Laut Ex-Oberst Sam Gardiner ist die Entscheidung für den Krieg gefallen, und die Invasion wird als ‚Kontingenzplan 1025' vorbereitet. 2005 schleusen die Amerikaner Agenten in den Iran ein, die die Bombardierungsziele festlegen. Neokonservative Propagandisten wie Willliam Kristol, Michael Ledeen oder General a.D. Thomas McInerney liefern die Rechtfertigung des Krieges. Im Pentagon wird auch der Einsatz von Atombomben gegen den Iran nicht ausgeschlossen. 2006 bewilligt der Kongress $70 Mio. zur Unterstützung der iranischen Opposition.
Zur Opposition gehört die islamistische Dschundallah (Brigade Gottes), deren Trainingslager die CIA finanzierte, damit diese einen Regimewechsel in Teheran erzwingt. Die Dschundallah gehören ethnisch zu den Belutschen und religiös zu den Sunniten und leben im Afghanistan - Pakistan - Iran, wo sie Schmuggel betreiben (inzwischen vor allem Opium und Heroin). Die Gruppe unter dem Anführer Abdulmalek Regi hat Kontakte zu den Taliban und zum pakistanischen Geheimdienst ISI und kämpft gleichzeitig gegen und für die Amerikaner, zumal die iranischen Revolutionsgarden ebenfalls Dschundallah-Kämpfer ausgebildet haben sollen

Auch unter Obama geht die Mobilmachung gegen den Iran weiter. Zwischen 2003 und 2010 vervierfachen die USA ihr Angriffspotenzial, womit nun innerhalb von einigen Stunden 10'000 Ziele im Iran zerstört werden können. Zudem gewährt Saudi-Arabien einen Überflugkanal für Israel. Brasilien und die Türkei ziehen sich den Zorn der USA, als sie Abkommen mit Iran schliessen und ein Friedensabkommen anstreben, zumal die USA in der Türkei taktische Atomwaffen stationiert haben. Allerdings wird die Macht der türkischen Armee ab 2007 gebrochen, als die Existenz der Geheimtruppe Ergenekon auffliegt. Ähnlich wie Gladio soll die Ergenekon, der 200 Offiziere, Generäle, Geheimdienstler und Polizeichefs angehören, mit Attentaten und Bombenaschlägen den Boden für einen Militärputsch vorbereiten. Der Putschplan ‚Vorschlaghammer' wird nicht umgesetzt. Die Verschwörer werden zu Haftstrafen bis 20 Jahren verurteilt, aber die 17'000 ungeklärten Ermordungen in den 90er Jahren, die Polizei und Militärs auf dem Gewissen haben dürften, werden nicht untersucht.
Am 3.11.02 gewinnt die seit knapp einem Jahr bestehende islamisch-konservativen Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) die Parlamentswahlen haushoch und kann als erste religiöse Partei in der Geschichte der Republik eine Alleinregierung unter dem früheren Istanbuler Bürgermeister Recep Tayyip Erdogan bilden. Entgegen früheren Auffassungen bekennt sie sich seit 2001 zur Demokratie, Marktwirtschaft, NATO-Mitgliedschaft und zum EU-Beitritt. Die nach dem Militärputsch von 1980 eingeleitete neoliberale Wende führt im Februar 2001 zur schwersten Wirtschaftskrise der Republik, was die Schlappe der Kemalisten bewirkt. Trotzdem sichert sich Erdogan durch die Privatisierung öffentlichen Eigentums, die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und die völlige Marktöffnung für ausländisches Kapital die Unterstützung der EU und USA, was dazu führt, dass die Schere zwischen Arm und Reich laut einer OECD-Studie in keinem Mitgliedsland ausser Mexiko so gross ist wie in der Türkei, ob sie zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften gehört.
Als die AKP 2007 den bisherigen Aussenminister Abdullah Gül zum Staatspräsidenten wählen will, kommt es zu Machtkampf, der durch die Zugeständnisse an die Militärs für grenzübergreifende Militäroperationen gegen kurdische Rebellen im Nordirak erkauft wird. Damit wird erneut eine mögliche friedliche Beilegung des Kurdenkonflikts sabotiert. Präsident Turgut Özal wurde deswegen 1993 mit dem Gift Strychnin ermordet, organisiert von Hardlinern im Staatsapparat. Für Kontinuität gegen die kurdische Befreiungsbewegung steht Generalstabschef Necdet Özel, der Ende der 90er Jahre einen Giftgaseinsatz gegen kurdische Guerillakämpfer befehligte. Nicht nur kurdische Aktivisten, sondern auch Sozialisten, Gewerkschafter, regierungskritische Journalisten und Akademiker werden auf der Grundlage der Antiterrorgesetze weggesperrt. Die AKP führt die autoritäre, chauvinistische und neoliberale Politik des Kemalismus fort, und anstatt Demokratisierung haben die TürkInnen nun einen religiös-fundamentalistischen Polizeistaat. Nachdem die Verhandlungen mit dem inhaftierten PKK-Führer Abdullah Öcalan und der PKK auf Druck der Hardliner im Staatsapparat abgebrochen werden, flammt der Krieg gegen die PKK wieder auf. Und die Türkei erlaubt die Aufstellung einer Radaranlage in der südostanatolischen Provinz Malatya als Teil des gegen den Iran gerichteten NATO-Raketenschirms.
Statt eines Friedensplans drücken die USA im Sommer 2010 im UN-Sicherheitsrat neue Sanktionen gegen den Iran durch. Der Plan von 1995, den Nahen Osten zu einer atomwaffenfreien Zone zu machen, kommt nicht zustande, weil die USA Israel davon ausnehmen wollen. Nicht nur Israel, sondern auch Indien und Pakistan entwickelten ihre Atombomben mit Hilfe der USA.

Mit der Eliminierung des souveränen Irak wird es auch für die umliegenden Länder brenzlig. Im Interesse Israels könnte Jordanien, das 1921 als Puffer zwischen der arabischen Welt und dem britischen Mandat Palästina gegründet und bis zu seiner Ermordung 1951 von König Abdullah regiert wurde, als Palästinenserstaat dienen. Mit dem ‚Transfer' der Flüchtlinge aus dem Westjordan würde das jordanische Königsreich vermutlich zusammenbrechen, was die Vormachtstellung Israels weiter stärken würde. König Abdullah II gewährt den Imperialisten, das Land als Ausgangsbasis für den Irakkrieg zu nutzen. Er trat 1999 die Nachfolge seines Vaters Hussein an, der noch auf der Seite Saddam Husseins stand, und wurde von den USA zur ‚Kooperation' gezwungen. Neben Israel hat im Nahen Osten nur Jordanien mit den USA ein Freihandelsabkommen. Die unkontrollierte Privtisierung vor allem der Wasser- und Stromversorgung, die Einrichting von Freihandelszonen und die Liberalisierung des Kapitalzustroms bewirken die Explosion der Lebenshaltungskosten und damit der Unzufriedenheit des Mittelstands. Am 9.11.2005 explodieren in Amman drei Bomben, die König Abdullah II in Bedrängnis bringen. Offiziell übernimmt die al-Qaida die Verantwortung für die Attentate mit 56 Toten, aber es könnte auch der Mossad gewesen sein, denn Israel hat trotz dem Friedensvertrag von 1994 ein Interesse an der Destabilisierung Jordaniens. 2011 kommt es zu Demonstrationen gegen die Haschimiten-Herrrschaft.

Ziel der USA ist die Kontrolle Zentralasiens, um sich die langfristige Ölversorgung zu sichern und die Abhängigkeit von Saudi-Arabien zu relativieren. Obwohl die USA in Saudi-Arabien einen jahrelangen Geheimkrieg gegen die Opposition unterstützt haben, ist die Zukunft der korrupten Monarchie eine unsichere Sache, weil die Differenz von reich und arm riesig ist. Seit dem Pakt von 1744 zwischen Mohammed Ibn Saud und dem islamischen Reformer Mohammed Ibn Abdel Wahhab gilt die politische und religiöse Allianz mit klar definierten Zuständigkeiten. Ist die irakische Ölproduktion wieder voll funktionsfähig, was lange Zeit durch regelmässige Anschläge auf die Transportanlagen verhindert wird, können die USA auf das wackelige saudische Königshaus verzichten. Die zunehmende Diabolisierung durch die konservative Fraktion deutet auch darauf hin, dass auch in Saudi-Arabien eine verlässlichere Marionette installiert werden sollte. So schreibt beispielsweise Jeff Jacobi im Boston Globe: "Die grosse Bedrohung heute ist im Nahen Osten der islamische Fundamentalismus, und Saudi-Arabien ist nicht sein Opfer, sondern seine Quelle." Laurent Muraviec von der Rand-Corporation empfiehlt, Saudi-Arabien offen als Feind zu behandeln und einen Systemwechsel zu initiieren, indem nach einem Ultimatum die Ölquellen bombardiert und die Auslandguthaben eingefroren werden. Zudem reichen mehr als 600 amerikanische Angehörige von Opfern des 11. Septembers eine Sammelklage gegen sieben Banken, acht karitative islamische Stiftungen, drei hohe saudische Prinzen, saudische Financiers wie die sudanesische Regierung wegen Finanzierung von al-Qaida ein und verlangen über $1000 Mia. Entschädigungszahlungen, worauf saudische Inverstoren mindestens $200 Mia. von US-Banken abziehen. Immer noch könnten $450 Mia. saudisches Vermögen in den USA konfisziert werden. Derart unter Druck gesetzt versprechen die Saudis, den Ölpreis vor den Präsidentenwahlen tief zu halten (was ihnen nicht gelingt), um Bush den Weg zur zweiten Amtszeit zu ebnen.

Kaum ist Bagdad erobert, drohen Paul Wolfowitz und Donald Rumsfeld Syrien, das sich mit dem irakischen Volk solidarisch erklärte, mit Krieg. "Es wird einen Wechsel in Syrien geben müssen. [...] Die Syrer müssen wissen, dass sie zur Rechenschaft gezogen werden" (Wolfowitz), obwohl Syrien "im Kampf gegen al-Qaida zu den verlässlichsten Partnern der CIA" gehört. Die Regierung von Bashar al-Assad ist ein weiterer Widerstandsblock gegen die israelisch-amerikanischen Hegemonieansprüche im Nahen Osten. Vor allem besitzt Syrien grosse Vorkommen an Erdgas, welches das schwindende Öl als Hauptenergiequelle ablösen wird. Schon vier Tage nach dem 11.9.01 beschloss die Bush-Regierung, dass Syrien, Libanon, Libyen, Somalien, Sudan und der Iran erobert werden sollen, alles Länder mit Erdöl- oder Gasvorkommen. Und Obama hält an diesem Fahrplan fest. Als Argumente zur Attacke gegen Syrien können dienen, dass Syrien Besatzungsmacht im Libanon, Schutzmacht der Palästinenser und Repressionsmacht zuhause sind. Vater Hafis al-Assad liess bei der Niederschlagung eines Aufstandes der Muslimbrüder 20'000 Menschen umbringen. Da sich seine korrupte Baath-Partei auf die lediglich 12% der Bevölkerung umfassende Alawiten-Sekte stützt, ist der politische Spielraum von Damaskus klein. Am 11.11.03 verabschiedet der Kongress den Syria Accountability Act, der den Präsidenten ermächtigt, Sanktionen zu verhängen, was Bush am 11.5.04 macht: Exportverbot vieler Waren und Einfrieren der Finanzbeziehungen und syrischer Vermögen, was die Exilsyrer stark betrifft. Mit aggressiven Methoden hintertreibt Washington das Abkommen der EU mit Syrien, so dass die EU-Staaten nun auch den Verzicht auf Massenvernichtungswaffen verlangen. Aber solange Israel weiterhin seine Atomwaffen ausbaut, muss auch Syrien aufrüsten, will es seine Glaubwürdigkeit - trotz der dürftigen Waffen - in der arabischen Welt nicht verlieren.

Hinter der Ermordung des ehemaligen libanesischen Premierministers und Milliardärs Rafiq Hariri am 14.2.05, die Syrien in die Schuhe geschoben wird, stehen wahrscheinlich die maronitischen Forces Libanaises von Samir Geagea, der mit Israel kooperiert. Geagea war der Drahtzieher hinter den Mordanschlägen auf den früheren Ministerpräsidenten Omar Karamé und auf Dany Schamoun und Tony Frangié, beides Söhne von ehemaligen Staatspräsidenten, wofürer seit 1994 im Gefängnis sitzt. Zusammen mit Beschir Gemayel hatte Geagea die Libanon-Invasion der israelischen Armee unter Ariel Scharon im Juni 1982 begrüsst. Unter dem Schutz der israelischen Panzer wurde Gemayel am 23.8.82 zum Präsidenten gewählt. Nach seiner Ermordung am 14.9.82 übernahm sein Bruder Amine das Präsidentenamt und die israelische Spezialeinheit Sayyeret Matkal führten zusammen mit den Forces Libanaises unter der Leitung von Elie Hobeika und Samir Geagea das Massaker in palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila (16.-18.9.82) durch. Die Amerikaner zwangen den Libanesen 1983 einen äusserst ungerechten Friedensvertrag mit Israel auf, und die Falangisten verfolgten und entwaffneten die laizistischen Gruppierungen, womit der Grundstein für die Hisbollah gelegt wurde.
Als spiritueller Führer der Hisbollah gilt der liberale schiitische Grossayatollah Mohammed Hussein Fadlallah, auf den die CIA während dem Bürgerkrieg ein erfolgloses Bombenattentat organisiert, das 80 Tote fordert. Clinton lässt 1995 alle Konten des antiisraelischen Geistlichen sperren, wegen ‚terroristischer Aktivitäten'. Im Libanonkrieg 2006 bombardiert Israel auch das Haus von Fadlallah, der 2010 stirbt.
Dank der Ermordung Hariris kann der Druck auf Syrien erhöht werden, damit es seine Truppen aus dem Libanon abzieht. Wie schon 1957, als die CIA und der MI5 den Sturz der syrischen Regierung planten, soll "glaubhaft gemacht werden, dass Damaskus für Verschwörungen und Sabotageakte in den Nachbarstaaten verantwortlich ist", wie es in dem von Eisenhower und Macmillan unterschriebenen Papier heisst. Dazu brauche es "die Ausschaltung einiger Schlüsselfiguren", die Finanzierung eines Befreiungs-Komitees und die Bewaffnung paramilitärischer Organisationen. In Washington und London galt das nationalistische, aber liberale und demokratische Syrien als "sowjetischer Vorposten". Aufgrund der Pläne zur Schaffung einer "Vereinigten Arabischen Republik" mit Ägypten kam es jedoch im Januar 1958 zu Spannungen zwischen Damaskus und Moskau, weshalb die Umsturzpläne des Westens fallengelassen wurden.

Dank einem Kompromiss wurde bei der Unabhängigkeit von Frankreich 1946 mit dem Libanon ein eigener Staat geschaffen. Trotz den freien Wahlen 1953 und dem wirtschaftlichen Erfolg dank der Einrichtung einer Zentralbank, beides beispiellos in der arabischen Welt, konnte Hafis al-Assad aufgrund der Rivalität der Grossmächte im Kalten Krieg ein autoritäres und stabiles Herrschaftssystem aufbauen. Israel wollte aus dem Libanon einen verbündeten christlichen Staat machen, um seine eigene Legitimität als nichtmuslimischer Staat zu erhöhen. 1978 besetzte Israel den Süden Libanons und übergab die Macht dem christlichen Major Saad Haddad, dessen South Lebanon Army 1979 den ‚freien Libanon' proklamierte, den Israel bis ins Jahr 2000 besetzt hält. Der Friedensvertrag auf der von Syrien moderierten Konferenz im saudischen Taif 1989 und die syrischen Truppen bereiteten dem Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 mit 150'000 Toten ein Ende. Der syrische Geheimdienst und die Nomenklatura profitierten von der Korruption, die den im Libanon von Hariri geleiteten Wiederaufbau charakterisierte und zu einer Staatsverschuldung von $40 Mia. führte. Deshalb ist die Annahme, der syrische Geheimdienst habe Hariri umgebracht, unsinnig, auch wenn sich Hariri nach langem Zögern gegen die prosyrische Politik von Staatspräsident Lahoud aussprach und als Ministerpräsident zurücktrat. Seit dem Jahr 2000 hatte Syrien bereits 63% seiner Truppen aus dem Libanon abgezogen. Bisher duldeten und akzeptierten die USA Syrien, da dieses 300'000 palästinensische Flüchtlinge im Land unter Kontrolle hielt. Aber Damaskus unterstützte den Widerstand der Palästinenser und verweigerte im UNO-Sicherheitsrat die Zustimmung zu den amerikanischen Angriffsplänen auf den Irak, nachdem es sich noch an der Kuwait-Invasion beteiligt hatte. Am 2.9.2004 verlangt der Sicherheitsrat auf Druck der USA den Rückzug Syriens aus dem Libanon und die Entwaffnung der Hisbollah und der Palästinenser. Sofort nach dem Attentat an Hariri ruft Washington die Botschafterin Margaret Scobey aus Damaskus zurück, und die Falken fordern Bashar al-Assads Sturz, und auch Chirac stellt sich auf die Seite der Amerikaner. Der im französischen Exil lebende Bruder des verstorbenen Präsidenten, Rifaat al-Assad, der die Macht in Syrien übernehmen will, finanziert Falschinformationen zu angeblichen syrischen Massenvernichtungswaffen. Auch der Mord an Pierre Gemayel vom 21.11.06 wird sofort den Syrern in die Schuhe geschoben, und Samir Geagea fordert den Rücktritt des prosyrischen Präsidenten Emile Lahoud. Der 31-jährige Wirtschaftsminister, dessen Mörder über Informanten oder geheimdienstliche Überwachungsergebnisse verfügt haben müssen, gehörte zur rechten christlichen Phalange Partei, die sein gleichnamiger Grossvater 1936 nach dem Vorbild der NSDAP gegründet hatte und die wegen der Zusammenarbeit mit Israel 1982 während des libanesischen Bürgerkriegs bis heute einen zweifelhaften Ruf geniesst. Washington gibt offen zu, die Regierungen in Damaskus und Teheran stürzen zu wollen. Dazu braucht es die Elimination der hochgerüsteten Hisbollah, die den Süden des Libanon beherrscht, was Israel im Sommer 2006 erfolglos versucht.

Am 12.7.06 tötet die Hisbollah bei einem Angriff auf eine israelische Patrouille sechs Soldaten und nimmt zwei gefangen, um die Auslieferung von Gefangenen der Israelis zu erpressen. Die libanesischen Aktivisten Nassim Nisr und Yahya Skaf sitzen seit 1982 und Samir al-Qantar seit 1978 in israelischer Haft. Israel packt die Gelegenheit und versucht in einem 33tägigen Krieg erfolglos, die Hisbollah zu eliminieren und Syrien in den Krieg zu verwickeln, was aber durch die erfolgreiche Strategie der Hisbollah verhindert wird. Die Operationen SOMMERREGEN und GERECHTER LOHN kosten 1400 Libanesen und Palästinenser, meist Zivilisten, das Leben, und 900'000 Libanesen und 600'000 Israelis fliehen. Die Hisbollah verliert nach eigenen Angaben 80 Kämpfer, Israel 119 Soldaten und 41 Zivilisten. Ein Grossteil der Infrastruktur des südlichen Libanon wird bewusst und gezielt zerstört: Brücken, Spitäler, Häfen und Flughäfen, Elektrizitätswerke, Fabriken, Wohnhäuser und Öltanks (bei der Bombardierung des Kraftwerks von Dschijeh am 14.7. fliessen fast 15'000 Tonnen Schweröl ins Meer. Diese Umweltkatastrophe lässt den Tourismus an der libanesischen Küste völlig zusammenbrechen). Die Schäden werden auf $6 Mia. geschätzt (gut $3 Mia. an materiellen Schäden, knapp $3 Mia. an Produktionsausfällen), wobei der Krieg Israel ungefähr $1 Mia. kostet. Aber nicht Israel bezahlt die Schäden, sondern Saudi-Arabien, die USA, Frankreich, die EU, die Weltbank und die Europäische Entwicklungsbank. Israel setzt nicht nur Phosphorbomben, sondern am Schluss des Krieges auch Streubomben ein, um die Landwirtschaft und den Wiederaufbau zu sabotieren: ca. 40% der 1,2 Mio. Sprengkörper explodieren nicht, was v.a. für die Kinder und die Bauern lebensgefährlich ist.
Noch im selben Jahr beginnen USA mit der Vorbereitung der "syrischen Revolution", indem sie bewaffnete Widerstandsgruppen aufbauen und finanzieren. Neben der offiziellen Unterstützung durch das State-Departement gibt es eine geheime Finanzierung der CIA über das Democracy Council. 2007 bombardiert Israel mit der Operation ORCHARD eine militärische Einrichtung in Syrien, die angeblich nukleare Waffen produzieren könnte. Aber Damaskus lässt sich nicht auf eine kriegerische Auseinandersetzung ein.
2011 soll nicht mehr Syrien, sondern die Hisbollah Hariri ermordet haben. Das Sondertribunal erhebt im Juni Anklage gegen vier Mitglieder der Hisbollah, ohne jedoch die Dokumente zu veröffentlichen.

Nachdem George W. Bush Nordkorea zusammen mit dem Irak, Iran und Kuba zur "Achse des Bösen" zählte und den Staatschef als "Pygmäen" bezeichnete, was einer Kriegserklärung gleichkommt, verlangte dieses einen Nichtangriffsvertrag von den USA. Da diese sich weigern, mit Pyongjang darüber in Verhandlungen zu treten, wies Nordkorea die Beobachter der internationalen Atombehörde IAEA aus und nahm die alten Atomreaktoren wieder in Betrieb, um Plutonium für weitere Atombomben zu erhalten. Im Koreakrieg 1950-53 setzten die USA mehr Napalm ein als in Vietnam, testeten die Tarzanbombe und biologische Waffen (mit Toxinen bedeckte und mit Pest und Milzbrand infizierte Insekte und Kadaver) und zerstörten die lebenswichtigen Staudämme. Die Städte wurden zu über 50% zerstört, die Industrie war komplett am Boden. Nur knapp entgingen die Koreaner einem US-Atombombenangriff. 3-4 Millionen Menschen kamen im Krieg ums Leben (davon 1 Millionen Chinesen, die den US-Angriff zurückschlugen, und 54'000 Amerikaner). Dies wollen die Nordkoreaner verständlicherweise nicht nochmals erleben.
Schon 1994 entbrannte ein Streit um Nordkoreas Atomanlagen. Nachdem der US-Oberbefehlshaber in Korea, Gary Luck, Clinton informiert hatte, dass ein Krieg mindestens sechs Monate dauern und bis zu 100'000 Soldaten das Leben kosten könnte, handelte Jimmy Carter in Pjöngjang einen Vertrag, worauf Nordkorea sein Programm stoppte und in Kumho im Süden Nordkoreas mithilfe von ABB zwei Leichtwasserreaktoren zur Elektrizitätsgewinnung baute. Im Verwaltungsrat von ABB, neben Westinghouse der führende Nukleartechnologieanbieter, sass von 1990 bis 2001 Donald Rumsfeld. Die Bush-Junta kündigt diesen Vertrag Ende 2002, weshalb sich Nordkorea aus dem Nichtverbreitungsvertrag zurückzieht. Es weist die IAEA-Inspektoren aus, produziert Plutonium für sechs Bomben und verkündet nach drei Monaten, es besitze nun über Atomwaffen. Abgesehen von den unsinnigen Drohungen der USA bleiben Reaktionen des UN-Sicherheitsrates oder der anderen Atommächte aus. Gegenüber CNN meint der ehemalige NATO-Oberbefehlshaber Wesley Clark Ende Mai 2005, notfalls würden die USA die Anlagen der Nordamerikaner "durch zielgenaue Atomschläge ausschalten." Den Amerikanern geht es mit ihrer Eskalationsstrategie weniger um die Verhinderung einer nordkoreanischen Atombombe als darum, den Chinesen eine Falle stellen. China hat Nordkorea bisher am Leben erhalten, und wenn diese Unterstützung anhält, wenn Nordkorea offiziell über Atombomben verfügt, kann China damit international isoliert werden. Laut der CIA verfügt Nordkorea, neben vielen konventionellen Waffen, bereits über zwei Atombomben. Seit 1998 sind die US-Geheimdienste auf dem Laufenden, dass Pakistan Material für Nordkoreas Atombombe liefert, im Gegenzug für das Knowhow für ballistische Trägerraketen von Pyongjang.

Nachdem Indien am 18.5.1974 seine Atombombe zündet, entschliesst sich auch Pakistan zur atomaren Bewaffnung. Abdul Qadeer Khan arbeitet bei der Physics Dynamic Research Laboratory, einer Tochter der Urenco (Uranium Enrichment Company) im holländischen Almelo, zu deren Zentrifugen er Zugang hat. Präsident Zulfikar Ali Bhutto ernennt ihn 1976 zum Leiter des Atombombenprogramms. Friedrich Tinner kennt Khan seit 1976, als er bei der Firma Vakuum-Apparate-Technik (VAT) als Exportmanager arbeitet und im Sommer 1977 eine Vakuumpumpe, die zur Anreicherung von waffenfähigem Uran dienen kann, nach Pakistan liefert. Den schweizer Behörden ist bereits zu diesem Zeitpunkt durchaus klar, um welches Material es sich bei den Exportbewilligungen handelt. Die USA protestieren energisch gegen diese Weitergabe und drohen der Schweiz sogar mit Wirtschaftssanktionen. Ab 1978 setzt die Schweiz den Atomsperrvertrag von 1968 um. Tinner arbeitet zeitweise bei Khan in Pakistan und leitet später die CETEC (heute PhiTec).
Bis 1979 hatte Khan jedoch alles beschafft, um eine Atombombe zu bauen, wobei der beträchtliche Summen von Saudi-Arabien erhält (vermutlich auch über die BCCI). Das Khan Research Laboratory wurde weltweit von rund 75 Lieferanten ausgestattet, auch aus den USA. Khan wurde jahrelang von der CIA geschützt, denn ihr Mitarbeiter Richard A. Barlow wird aufgrund seiner Ermittlungen gegen Khan kaltgestellt. Die CIA sind über laut dem Stationschef Milton Bearden genau auf dem Laufenden über die Entwicklung der pakistanischen Atombombe. Trotzdem üben die USA Druck aus, damit die Schweizer ab 1982 die Lieferung weiterer Vakuumanlagen verweigern.

Ab 1985 stellt Pakistan waffenfähiges Uran her. 1990 droht Armeechef Mirza Aslam Beg, Pakistan sei bereit, Nukleartechnologie zu verkaufen, wenn die USA ihre Waffenverkäufe an Pakistan einstellen sollten. Aber schon 1987 schloss Zia-ul-Haq ein geheimes Atomkooperationsabkommen mit dem Iran, dem second-hand-Zentrifugen und Pläne verkauft werden. Nach der Kuwait-Invasion und dem Beginn der US-Sanktionen verstärkt sich diese Zusammenarbeit und weitere 500 Zentrifugen werden geliefert. Der Deutsche Heinz Mebus ist beim Iran-Deal involviert. Ein Projekt, auch den Irak nach der Kuwaitinvasion zu beliefert, scheitert am Misstrauen Saddam Husseins, dass es sich um eine Falle handeln könnte.

Libyen beschliesst im Juli 1995, seine Anstrengungen für eine atomare Abschreckung gegenüber den Amerikanern zu verdoppeln. Vizepremierminister Matuq Mohamad Matuq, der das Nuklearprogramm leitet, verhandelt mit den Pakistanis über die Lieferung von Zentrifugen und bietet dafür viel Geld und Uran an. Seit 1997 wird Libyen beliefert, wobei der Deutsche Gerhard Wisser, Besitzer der Kirsch Engineering, und sein Angestellter Daniel Geiges eine zentrale Rolle spielen. Technische Unterstützung bietet auch der Raketenspezialist Lutz Kaiser. Offenbar finanzierte Gaddafi zuvor bereits Tests, die Kaiser in Zaire durchführte. Dieser arbeitete mit Kurt Debus zusammen, der von einem Nazi-Konzentrationslager zu den Amerikanern wechselte und Direktor des Kennedy Space Centers wurde. Ebenfalls zentral ist der in der Schweiz lebende Deutsche Gotthard Lerch, der wichtigste Verbindungsmann zu Bukhary Seyed Abu Tahir, einem Geschäftsmann aus Sri Lanka, der seit 1995 für Khan arbeitet. Tahirs Familie kooperiert mit Dawood Ibrahim, dem in Pakistan lebenden indischen Mafiaboss, der im Atomschmuggel mitmischt.
Überwacht von der pakistanischen Armee erhält Nordkorea ab 1993 2000 Lieferungen mit Zentrifugenteilen und erhält dafür Panzerfäuste. Bereits seit 1971 liefern die Nordkoreaner konventionelle Waffen. Pakistan baut auch eine Zentrifugenfabrik für China in der Hanzhong-Provinz, wofür es im Gegenzug angereichertes Uran bekommt. Um die Auslandgeschäfte am Khan Research Laboratory kümmert sich Mohammed Farooq. Zu den weiteren Geschäftspartnern gehören der Holländer Henk Slebos, der mit Khan an der Technischen Universität Löwen studiert hatte, Zoran Filipovic, Abu Siddiqui, die Deutschen Rainer Vollmerich und Heinz Mebus sowie der Südafrikaner Johan Meyer, Gründer der Trade Fin Engineering.

Am 28.5.1998 zündet Pakistan in einem unterirdischen Versuch die ersten 5 Uran-Atomsprengköpfe, und zwei Tage später wird auch eine viel stärkere Plutoniumbombe gezündet. Die Finanzierung und Schmiergelder der Nukleargeschäfte läuft über Clearstream in Luxemburg und bringt den pakistanischen Militärs rund $100 Mio. Gewinn. Auf Druck der USA führt der ISI 1998-99 eine Untersuchung über Khans Finanzen durch, offenbar ohne Resultate. Seit sich Pervez Musharraf am 12.10.99 an die Macht putschte, will er auch von den Nuklearlieferungen profitieren. Der ISI, der Khan in Dubai überwacht, muss seine Berichte neu direkt an den Premierminister abliefern.

Nach seiner zweiten Scheidung und wegen seiner Steuerschulden geht Friedrichs jüngerer Sohn Urs Tinner 1998 nach Dubai, wo er für Khan und dessen Mitarbeiter Tahir Materiallieferungen aus der Schweiz organisiert und betreut. Zwischen 2000 und 2004 bewilligt die Seco mehrere Lieferungen von Werkzeugmaschinen, Ventilen und Bestandteilen nach Dubai, Malaysia und die Türkei. Geschäftspartner in der Türkei sind Selim Alguadis, Gunes Cire, Hank Slebos, Asher Karni und Zeki Bilmen. Die Pläne zum Bau von Elementen in der Türkei wurden offenbar nicht realisiert, aber lieferten Teile weiter nach Pakistan.
Die CIA rekrutiert Tinner im Jahr 2000 und erhält so einen direkten Zugang zu Khans Netzwerk. 2002 holt Tahir Tinner nach Malaysia. In der Firma SCOPE (Scomi Precision Engineering) auf Malaysia lassen Khan und Tahir mithilfe Tinners 14 Elemente für Zentrifugenrohre für die Atomanreicherung produzieren. Scomi ist die Tochter einer Firma, die Kamaluddin Abdullah, dem Sohn des malayischen Premierminister Abdullah Ahmad Badawi gehört.
In Malaysia ersetzt Tinner den Briten Peter Griffin, der Maschinen von Spanien und anderen europäischen Ländern importierte und das libysche Projekt "Machine Shop 1001" plante. Peter Griffin, der bereits für CIA und MI6 arbeitete, betrog Tahir (laut Khan). Sein Sohn Paul Griffin führt zusammen mit Ahmad Hassan Rashid Ahmad al Abbar die Gulf Technical Industries in Dubai als wichtiger Part des Netzwerks. Ebenfalls in Dubai ist Tahirs Onkel S. M. Farouq, der die Kontakte zum pakistaischen Armeechef Mirza Aslam Beg pflegt und in die Libyendeals verwickelt ist.
In Malaysia betreut Tinner nicht bloss die Produktion von Zentrifugenbestandteilen, sondern scannt Atombombenpläne und -unterlagen, die er seinem Bruder Marco, Besitzer der Traco, in die Schweiz schickt. Am 21.6.03 brechen 6 CIA-Agenten bei den Tinners in Haag (SG) im Rheintal ein, ohne dass die schweizer Behörden irgendwelche Konsequenzen beschliessen. Offenbar kommt es danach zu einem Deal: Urs legt eine Falle für die Libyer und macht bei der Sabotage beim Iran-Deal mit, wofür die Tinners $1Mio. erhalten.
Dem Iran werden Zentrifugenröhren geliefert, die bei der ersten starken Belastung kaputt gehen, sodass die Iraner in ihrem Atomprogramm zurückgeworfen werden. Dank den Informationen von Urs Tinner wird am 4.10.2003 das deutsche Schiff BBC China im Suez Kanal abgefangen und in Taranto (I) durchsucht, wobei 5 Container mit Elementen für Gasultrazentrifugen an Libyen beschlagnahmt werden, womit Gaddafi erpresst werden kann. Bush besucht persönlich die Ausstellung mit den beschlagnahmten Zentrifugen. Tatsächlich gibt Gaddafi die Existenz seines Geheimprogramms zu und stoppt es definitiv.
Tahir vermutet, dass Tinner der Verräter sei, kann seinen Verdacht aber nicht begründen. Er lässt die Unterlagen durch Tinner ‚vernichten' und gibt ihm drei Tage Zeit, um zu verschwinden. Khan wird auf Druck der USA in Islamabad festgenommen. In seinem Versuchslabor stellt man fest, dass Atommaterial verschwunden ist. Khan muss am Fernsehen die Verantwortung übernehmen, worauf ihn Musharraf begnadigt, aber unter Hausarrest stellt (2009 aufgehoben). Tahir wird am 28.5.04 verhaftet.
Am 8.10.04 wird Urs Tinner in Deutschland verhaftet und am 30.5.05 an die Schweiz ausgeliefert. Am 5.9.05 werden auch Friedrich und Marco verhaftet wegen Weitergabe von nuklearem Kriegsmaterial. Vater Friedrich wird nach 5 Monaten aus der Untersuchungshaft entlassen, Urs bleibt 4 Jahre in Untersuchungshaft (bis Dezember 2008), und Marco kommt im Januar 2009 gegen Kaution frei. Öffentlich wird er als Nuklearschmuggler dargestellt, obwohl die Tinners der IAEA helfen, das Netzwerk Khans zu durchleuchten und die elektronischen Pläne zu den Atombomben zu rekonstruieren.
2007 reist der schweizer Justizminister Christoph Blocher nach Washington, das die Unterlagen zum Fall Tinner will. Dies verweigert der Bundesrat, aber beschliesst dafür am 14.11.07 gegen den Willen der Bundesanwaltschaft die entsprechenden Akten zu vernichten, mit der falschen Behauptung, das Nichtverbreitungsabkommen verlange und die IAEA wolle dies. Es handelt sich um einen klaren Fall von massiver Justizbehinderung. Die Zerstörung dauert mehrere Wochen und wird erst am 6.6.08 abgeschlossen, weil jedes einzelne Dokument identifiziert wird. Trotzdem tauchen 2008 39 Ordner mit Tinner-Akten auf, die man schlicht vergessen hatte. Insbesondere Ordner 10 mit Unterlagen über die Kooperation Tinners mit der CIA steht im Zentrum der Kontroverse, was nun mit den Akten zu geschehen habe. Am 9.7.08 marschiert der Untersuchungsrichter Andreas Müller mit Polizeischutz bei der Bundeskriminalpolizei auf und versucht vergeblich, die Akten zu erhalten. Ihm wird zwei Tage später von Blocher die Unterstützung durch die Bundeskriminalpolizei untersagt, wobei erneut die Gewaltenteilung verletzt wird. 2011 führt die schweizer Justiz die Möglichkeit verkürzter Verfahren ein, wobei eine Vereinbarung von Anklage und Beschuldigten über Vergehen und Strafe das Beweisverfahren unnötig macht. Stimmen die Tinners dem Vorschlag der Bundesanwaltschaft im November 2011 zu, dann muss die Rolle der CIA in der Tinner-Affäre nicht untersucht werden, womit auch klar ist, wer Druck aufsetzt. Im September 2012 werden die Tinners zu Gefängnisstrafen verurteilt, solange, wie sie bereits in Untersuchungshaft sassen.

Nachdem Khans Netzwerk blossgelegt ist, können die USA mit den Beweismitteln nun von Musharraf verlangen, US-Truppen nach Pakistan zu lassen. Zudem unterstützen die USA den Putschgeneral mit $1 Mia. jährlich, wofür dieser 80'000 Soldaten ins Grenzgebiet mit Afghanistan schickt. Dies hat zur Konsequenz, dass sich die Taliban gegen Musharraf wenden. Die ursprüngliche Autonomiebewegung im indisch kontrollierten Teil Kaschmirs war vom pakistanischen Geheimdienst ISI unterwandert und instrumentalisiert worden. Sie stützen sich auf die Madrassen, die unter Zia-ul-Haq bis 1988 auf 4000 verdoppelt wurden und seither auf 10'000 mit 1,7 Mio. Koranschülern angewachsen sind. Im Juli 2007 kommt es in der Roten Moschee in Islamabad zur ersten Konfrontation.
Als es sich abzeichnet, dass das Oberste Gericht die Wahl Musharrafs nicht absegnet, trifft sich der Putschgeneral am 3.11.07 mit Admiral William Fallon, dem obersten Chef des US Central Command, verantwortlich für die US-Operationen im Nahen Osten, in Zentralasien und Ostafrika. Am nächsten Tag erklärt Musharraf den Ausnahmezustand, wobei eine Nachrichtensperre verhängt wird, die obersten Richter ausgewechselt und Oppositionellen unter Hausarrest oder ins Gefängnis gesetzt werden (offenbar werden 3000 Rechtsanwälte verhaftet). Das Pentagon stellt sich demonstrativ hinter den pakistanischen Diktator, denn die USA brauchen die pakistanischen Militärs nicht nur im Afghanistankrieg und im Drogenhandel, sondern auch im geplanten Krieg gegen den Iran. Zudem sollen die Nuklearwaffen Pakistans von einem USA-freundlichen Präsidenten kontrolliert werden. Gleichzeitig schlägt ein eventuell vom Aussenministerium unterstützter Putsch fehl: Das Gerücht, Musharraf stehe nach einem Putsch seines designierten Nachfolgers Ashfaq Kiani selbst unter Hausarrest, was zu einem Kurssturz an der Börse von Karachi führt, wird noch am selben Tag dementiert. Sicher ist, dass sich die USA auch weiterhin auf das pakistanische Militär verlassen wird, das seit der Staatsgründung immer als der verlässlichste Partner betrachtet wurde. Die Staatsstreiche von 1958 und 1977, welche die demokratischen Regierungen stürzten, erfolgten mit Zustimmung Washingtons. Die CIA schiebt die Ermordung von Benazir Bhutto durch Musharrafs Leute al Qaida in die Schuhe.

Zu offensichtlich, verglichen mit der Behandlung Israels oder Pakistans, welche nie dem Atomwaffensperrvertrag beigetreten sind, bleibt die Absicht der Amerikaner, einen Casus Belli gegen Nordkorea aufzubauen. Rumsfeld sass vor seinem Amt als Kriegsminister im Verwaltungsrat der ABB, die Atomanlagen an Nordkorea lieferte. Gegenüber dem Journalisten Bob Woodward meinte Bush: "Ich hasse Kim Jong" und fügte hinzu, dass er das nordkoreanische Regime am liebsten stürzen würde. Am 6.6.03 bezeichnet Richard Perle einen Präventionskrieg gegen Nordkorea als legitim, weil damit die Weitergabe von Atomwaffen verhindert würde. Bereits Clinton erwog Mitte der 90er-Jahre einen Präventivangriff gegen Nordkorea aufgrund des Atomwaffenprogramms. Im Februar 2005 gibt Pyongjang offiziell bekannt, dass es über Atombomben verfüge. Im Herbst 2005 behauptet George Bush, die Nordkoreaner würden ihr Atombomben- und Raketenprogramm mit gefälschten $50- und $100-Noten finanzieren. Diese gefälschten ‚supernotes' sind aber von einer so perfekten Qualität, dass nur die CIA sie hergestellt haben kann. Der amerikanische Geheimdienst druckt regelmässig Dollars, um verdeckte Operation am Kongress vorbei zu finanzieren. Cheney organisiert die Erpressung Nordkoreas, indem mit der Blockade der Banco Delta Asia die Banken abgeschreckt werden, mit dem stalinistischen Staat zu handeln. Am 6.10.06 erfolgt der erste, wenn auch extrem schwache unterirdische Atomtest, worauf die Amerikaner im UNO-Sicherheitsrat Sanktionen gegen Nordkorea durchsetzen, denen sich China anschliesst, ohne jedoch Nordkorea einfach fallen zu lassen. Damit wird China potenziell erpressbar. Die Amerikaner wollen beispielsweise erreichen, dass China auf die geplante Investition von $16 Mia. zur Erschliessung des Pars-Gasfeldes im Iran verzichtet.

Im März 2010 wird das südkoreanische Kriegsschiff Cheonan durch einen Torpedo versenkt. Sofort behaupten die Amerikaner, dass es sich um eine nordkoreanische Aggression handle. Es spricht vieles dafür, dass ein amerikanischer Geheimdienst das Schiff versenkte, denn aufgrund der erneuten Kriegsgefahr kann die auf 2012 geplante Rückgabe der Befehlsgewalt an die südkoreanische Armee auf 2015 verschoben, die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen wieder aufgenommen und den Bau des $970 Mio. teuren Stützpunktes in Gangjeong gerechtfertigt werden. Gegen den Bau der Marinebasis, die 2014 fertig gestellt sein soll, gibt es massive Proteste der Bevölkerung. Für die USA ist der Stützpunkt besonders wichtig als Brückenkopf gegen China und als Kontrollposten für die vielbefahrene Schiffroute. Zudem werden in dieser Region riesige Öl- und Gasvorkommen vermutet.

Ab 2006 richten die USA ihre Hegemonialpolitik neu aus: 60% der U-Boote und 6 Flugzeugträger werden gegen China in den Pazifik verlegt, wo bis 2012 180 der insgesamt 285 Schiffe der Navy stationiert werden. In Taiwan, Singapur, Südkorea, Australien und den Philippinen werden US-Basen und Anlagen gebaut oder renoviert. Besonders intensiv werden Lily Pads gebaut, kleine, geheime und oft abgelegende Basen mit wenig Personal, aber stets einsatzbereiten Waffensystemen. Zudem versuchen die USA, Alliierte Chinas wie Burma auf ihre Seite zu ziehen. Eine wirtschaftliche oder militärische Dominanz Chinas werden die USA nicht tolerieren.
Quellen: Cumings, Gent, Zumach, Sadowski, de Weck, Fahrni (2003), Dunbas, Rose, Karel (2004), Gorce (2004), Charara, Boos (2005), Gresh (2005, a), Aita, Fisk, Vidal (2006a), Corm, Risen, Werning (2006), Ruttig, Dunckern, Frantz/ Collins, Tertrais, Hackensberger, Chomsky 2010, Venutti 2012: 13, Meyssan (2012).


März 2004 Spanien top

Am 11.3.04, vier Tage vor den Wahlen in Spanien, explodieren bei Madrid in 4 S-Bahnen zehn Bomben, die 192 Menschen töten und 1500 verletzen. Der konservative Ministerpräsident José Maria Aznar behauptet, die baskische Separatistengruppe ETA stecke hinter dem Attentat, ohne Anhaltspunkte vorlegen zu können. Nachdem eine marokkanische islamistische Gruppe die Verantwortung übernimmt, verliert der Bush-Freund nach acht Jahren an der Macht die Wahlen gegen José Luis Rodriguez Zapatero, der die spanischen Truppen aus dem Irak abzieht. Vor dem Machtwechsel werden alle Daten zum Attentat gelöscht, und die Untersuchung ergibt, dass der spanische Geheimdienst den Sprengstoff für das Attentat lieferte. Daraus kann man schliessen, dass Aznar das Terrorattentat anordnete, um die Bevölkerung in Angst zu versetzen und als Hardliner wiedergewählt zu werden. Aber mit der Abschiebung des Attentats auf ‚al-Qaida'-Verbündete hat ihm jemand ein Bein gestellt. Am 8.4.04 sprengen sich die angeblichen Attentäter, von der Polizei eingekesselt, in die Luft. Vor einer Untersuchungskommission behauptet Aznar auch später noch, eine Verschwörung von al-Qaida und ETA (!) habe hinter den Anschlägen gesteckt.

Für den ‚Kampf gegen den Terrorismus' macht die European Security Advocacy Group Millionen locker, indem sie Inserate in acht Sprachen in ganz Europa drucken lässt. Hinter der ESAG stecken die Propaganda-Altmeister Norman Vale, der die Werbefirma Grey und International Advertising Association geleitet hatte, und Patrick Walhain, Chef der Pariser PR-Firma Dassas. Nach der Aufdeckung der Hintermänner, die von der US-Regierung bezahlt werden, wird die Homepage www.esag.info gesperrt.

Quellen: Kluge, Eigenmann.


Innenpolitik top

Politik ist je länger je offener eine reine Angelegenheit von symbolischen Präsentationen, wofür sich Schauspieler besonders eignen: Terminator Arnold Schwarzenegger gelingt eine einmalige Verbindung von Republikanern und Demokraten. Dank seiner Frau Maria Shriver, die die Anschuldigungen wegen sexueller Belästigungen mit Küsschen und Lob vor laufender Kamera zu zerstreuen versuchte, hat er die Unterstützung des Kennedy-Clans. Mithilfe von Auftritten in Talkshows, $10 Mio. aus dem eigenen Vermögen, das $500 Mio. umfasst, und $70 Mio. Spenden gewinnt er die Wahlen zum Gouverneur ohne politisches Programm, abgesehen von den verbalen Attacken gegen Immigranten (wie er selbst) und Politiker (wie er als Gouverneur bald selbst). Die Attacke gegen Staat und Politik hat eine eigene Logik: Die drohende Katastrophe lässt die wahren Helden erkennen, die sich durch eigene Entscheidungen und mutige Taten von den feigen Schwätzern und Legalisten unterscheiden. Selbstjustiz und Gewalt legitimieren sich nicht nur angesichts einer tödlichen Bedrohung, sondern erscheinen als das einzige Reaktionsmittel. Schwarzenegger mähte mit seinem Maschinengewehr in ‚True Lies' die arabischen Terroristen reihenweise um und rettet die Guten in einem beispielslosen und einmaligen Zerstörungsakt der Bösen. Die Gewalt, die Schwarzenegger in seinem Film von 2002 mit dem bezeichnenden Titel ‚Collateral Damage' zelebriert, ist legitim, weil sie eine moralische Selektion bewirkt, da am Ende der Gute siegt.
Der Actionfilm im Kino und die politische Seifenoper im Fernsehen produzieren dieselben Polarisierungen und Mythen, womit sie den infantilen Bedürfnissen nach Komplexitätsreduktion und Identitätsabsicherung entgegen kommen. Deshalb werden Schauspieler nicht nur zu Politikern, sondern diese müssen selbst Schauspieler sein.

Im Frühjahr 2002 gelang es republikanischen Mitarbeitern, in die Computer der Demokraten einzudringen, womit sie fast die gesamte Korrespondenz abfangen können. Im Februar 2003 erscheinnen Auszüge der demokratischen Dossiers in die konservative Presse, worauf die Demokraten Alarm schlagen.

Quellen: Halimi/ Waquant, Scheffer.

November 2004 Bushs 'Wiederwahl'

Nachdem George Tenet doch noch die Verantwortung für die zahlreichen Ungereimtheiten wegen den angeblichen irakischen Massenvernichtungswaffen und dem 9-11 übernehmen und am 3.6.04 zurücktreten muss, wird Porter J. Goss, Leiter des House Intelligence Committee und Mitglied der Geheimgesellschaft Book & Snake in Yale, neuer CIA-Direktor. Die CIA rekrutierte Goss 1960 nach seinem Abschluss in Altgriechisch. Auf einem Foto von 1963 in einem mexikanischen Nachtklub ist Goss mit Mitgliedern des Mafia-CIA-Mordteams OPERATION 40 zu sehen: CIA-Pilot und Drogenschmuggler Barry Seal, CIA-Killer Felix Rodriguez, Watergate-Einbrecher Frank Sturgis, und William Seymour von der CIA-Deckfirma Double-Check Corporation. Am Morgen des 9.11.01 frühstückte Goss mit dem demokratischen Senator Bob Graham, Jon Kyl (einem Mitglied der Pakistan-Delegation des Kongresses) und dem Mann, der Mohammed Atta über Omar Saeed $100'000 überweisen liess: dem Leiter des pakistanischen Geheimdienstes Mahmud Ahmad. Graham und Goss sassen danach in der 9/11-Untersuchungskommission.
Nach der Wiederwahl von Bush säubert Goss die Reihen der CIA, weil während dem Wahlkampf immer wieder Peinlichkeiten über die Vorbereitung der Irak-Invasion und die Verfolgung der al-Qaida enthüllt werden. Michael Scheuer, John McLaughlin, Michael Sulick, Stephen Kappes und Jami Miscik werden gefeuert. Der neue CIA-Chef verlangt von den Schlapphüten die unbedingte Loyalität gegenüber der Politik der Bush-Administration. Nachdem er die CIA gesäubert hat, tritt er im Mai 2006 zurück.

John Kerry wird von denselben Interesseverbänden unterstützt, die Bush finanzieren. Sein Vermögen beträgt nur einige Millionen, aber seine Frau Teresa besitzt $ 550 Mio. Sie ist die Witwe des 1991 bei einem Flugzeugunfall verunglückten Senators John Heinz, dessen Familie mit Ketch-up ein Vermögen machte. Kerry leitete 1988 als junger Senator die Iran-Contra-Untersuchung, wobei die Geldwäscheoperationen der BCCI und ihre Schmiergelder an die Republikaner und der Demokraten ans Licht kamen. Sein Skull & Bones-Bruder Bush setzte Kerry dann unter Druck, die Aussage eines Zeugen zu ignorieren, der Bush und das Weisse Haus direkt beschuldigte. Und auch die demokratischen Parteifreunde nahmen Kerry unter Beschuss, weil er prominente Demokraten als BCCI-Profiteure geoutet hatte. Die Aufdeckung des Drogen- und Waffendeals begrenzte Kerry dann auf ein Minimum und ein paar Bauernopfer wie Oliver North. Die in der Affäre Verurteilten (wie Richard Armitage, John Pointdexter oder Elliot Abrams) wurden unter der Präsidentschaft von Bush sen. rasch begnadigt und dienen mittlerweile allesamt an prominenter Stelle beim Junior.
Nachdem Kerry am 29.7.04 von den Demokraten zum Kandidaten nominiert wird, entscheiden die Geheimdienste, die Terroralarmstufe Orange auszurufen. Am 1.8. gibt Tom Ridge bekannt, dass al-Qaida gegen die Weltbank, den Internationalen Währungsfonds, die Börse, Citigroup und Prudential in New York City, Washington DC und New Jersey zuschlagen wolle. Aber die Sprecherin der Weltbank Dana Milverton behauptet daraufhin, dieser Alarm beruhe auf veralteten Informationen. Tatsächlich gibt der Deputy National Security Adviser Fran Townsend zu, dass der Alarm auf Geheimdienstmaterial aus dem 2000/2001 beruht, das vom 25jährigen pakistanischen Informatiker Mohammad Naeem Noor Khan stammt. Der angebliche Computer-Ingenieur von al-Qaida liess sich von Pakistanern und Amerikanern als Undercover-Agent anwerben, und seine ‚Informationen beweisen', dass die 4000 verhafteten oder getöteten al-Qaida-Kämpfer längst durch junge und gut ausgebildete Kader ersetzt wurden, und das Terrornetzwerk deshalb gefährlicher denn je sei. Bush profitiert von der Terrorangst, weshalb er seine ganze Kampagne darauf aufbaut.
Die Schmutzkampagne gegen Kerrys Vietnamauszeichnungen finanziert u.a. der Immobilienmogul Robert J. Perry, ein Freund von Karl Rove und Tom De Lay. Seit 2000 steckte Perry $5 Mio. in politische Kampagnen der Rechten. Sinclair Broadcasting produziert einen 42-Minuten-Film über Kerry: "Stolen honor: Wounds that never heal." Sinclair ist mit einem Marktanteil von 24% die grösste Fernsehkette: ein Drittel der 62 angeschlossenen TV-Stationen gehören Fox News. In den Wackelstaaten Ohio, Florida, Pennsylvania und Wisconsin besitzt Sinclair, mit $653'000 einer der wichtigsten Geldgeber Bushs, das Nachrichtenmonopol. Der Sohn des Firmengründers der Sinclair-Gruppe und heutige Konzernchef, David Smith, machte sein ersten Geld mit dem Kopieren von Pornofilmen in den 70er Jahren, das er in Autoverleihformen, Immobilienfirmen und an der Börse investierte, wobei er in Insidergeschäfte verwickelt sein soll. Er führt sein Unternehmen wie ein General: "Ein Nachrichtenunternehmen ist eine Diktatur. Jemand muss das Kommando haben." Chefmoderator und Vizepräsident Mark Hyman, der Navy-Offizier war und für die Geheimdienste arbeitete, propagiert in seinem Kommentar ‚The Point' für den Irak-Krieg, für die Freiheit der Schusswaffen oder für regressive Steuern. Gegen den Anti-Kerry-Film organisiert sich ein recht wirksamer Boykott der Bürgergruppe stopsinclair.org.

Passend zur Schlussphase des Wahlkampfes wird al-Jazeera am 29.11.04, fünf Tage vor der Wahl, ein Videoband von ‚Osama Bin Laden' zugespielt. Der Doppelgänger, der eine zu platte Nase und zu gerade Augenbrauen hat, droht den USA darin mit Anschlägen, sollten sie ihn nicht in Ruhe lassen. Zudem übernimmt er netterweise explizit die Verantwortung für die Attacke vom 11.9.01, die eine Vergeltung für die Nahostpolitik, namentlich wegen der Israel-Unterstützung durch die USA, gewesen sei. Ausschlaggebend für den Beginn seines Kampfes sei die von den USA unterstützte Libanon-Invasion von 1982 gewesen. Im Weiteren nennt er Mohamed Atta als Anführer des 11. Septembers: "Und um es festzuhalten: ich stimmte mit dem Commander-General Mohamed Atta überein, dass die gesamte Operation innerhalb von 20 Minuten ausgeführt werden muss, bevor Bush und seine Regierung es merken." Nur stimmt diese Darstellung nicht mit den Flugrouten überein. Bush wird massiv kritisiert: "Er übernahm den Despotismus der arabischen Herrscher und nannte ihn Patriotic Act, unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung. […] Wir wären nie auf den Gedanken gekommen, dass der Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte 50'000 seiner Bürger in den zwei Türmen ihrem Schrecken überlassen würde, weil es ihm wichtiger schien, einem kleinen Mädchen zuzuhören, das über seine Ziege und ihr Stossen mit den Hörnern sprach; wichtiger als die Flugzeuge und deren Stösse gegen die Wolkenkratzer. Das gab uns dreimal mehr Zeit als nötig, um die Aktion auszuführen." Trotz dieser Kritik, die ziemlich genau den Vorwürfen Kerrys entsprechen, sind sich alle Kommentatoren einig, dass Bush von dem Video profitiere, weil es die Angst vor dem Terror schüre und die Skandale um die verschwundenen 380 Tonnen Sprengstoff und des atomaren Materials im Irak, die 100'000 toten Zivilisten, die Folterung der irakischen Gefangenen in Abu Ghraib, die vielen Geiseln und die unrechtmässigen und betrügerischen Milliardenaufträge an Halliburton verdränge. Laut den Angaben der Amnesty International im August 2005 halten die USA 70'000 Gefangene ohne jegliche Rechte in geheimen Haftanstalten im Ausland fest. Im Januar 2004 ordnet die US-Besatzungsbehörde mit ‚Frago 242' an, dass die Kriegsverbrechen (Folter, Misshandlungen, unnötiger Mord, etc.) der US-Soldaten, der Söldner und der irakischen Kollaborateure nicht untersucht werden dürfen. Die Verbrechen werden nicht nur toleriert, sondern Mord und Folter werden im Irak öffentlich vollzogen, da sie eine abschreckende Wirkung haben sollen. Laut den 391'832 Dokumenten des US-Army, die WikiLeaks im Oktober 2010 veröffentlicht, kommen zwischen 2004 und 2009 rund 109'000 Menschen im Irakkrieg ums Leben, davon über 66'000 Zivilisten, 24'000 ‚Feinde', 15'200 irakische Sicherheitsleute und 3771 westliche Soldaten. Realistischer sind 1 Mio. Tote.
Ohne Wissen der pakistanischen Behörden wird Osama Bin Laden am 2.5.11 in der Operation Geronimo von einer Spezialeinheit der Navy Seals umgebracht. Bin Laden versteckte sich in einem 2005 gebauten und gut gesicherten Haus in Abbottabad, etwa 100 Kilometer von Islamabad, unter den Augen des pakistanischen Geheimdienstes ISI. Ähnliche Mordversuche zuvor scheiterten laut der CIA an undichten Stellen innerhalb des ISI. In den von Wikileaks veröffentlichten Dokumenten bezeichnen US-Behörden den ISI als ‚terroristische Organisation', vergleichbar mit al-Qaida, Hamas, Hisbollah oder dem iranischen Geheimdienst. Immerhin erhielt Pakistan seit 2001 über $16 Mia. von den USA, wovon $9 Mia. an die Armee gingen.
Im Auftrag der CIA führt der Arzt Shakil Afridi Impfungen durch, um so an DNA Bin Ladens zu gelangen und seine Anwesenheit in seinem Anwesen in Abbottabad zu bestätigen. Mit Stealth-Helikoptern wird das Haus mitten in der Nacht gestürmt. Obama und seine Regierung verfolgen die Operation life im Weissen Haus. Die Navy Seals haben den Befehl, den unbeaffneten ‚Terroristenfürst' umzubringen, damit er nicht aussagen kann. Der stellvertretende Vorsitzende des Geheimdienstausschusses Saxby Chambliss bestätigt, dass Exekutivanordnung fordert, Bin Laden nicht festzunehmen, sondern zu töten. Sein Körper wird angeblich im Meer versenkt, ohne dass eine forensische Untersuchung stattfindet. Ein DNA-Test bestätigt angeblich die Identität Bin Ladens. Anfang 2013 erscheint der von der CIA mitproduzierte Actionfilm Zero Dark Thirty, der die Aufspürung und Elimination Bin Ladens nachzeichnet. Entgegen aller Fakten erfährt die CIA im Thriller dank der Folter den Namen von Bin Ladens Kurier und kann ihn deshalb aufspüren. Die Geschichtsverdrehung wird ein Kassenschlager.
Zehn Tage nach seiner Buchveröffentlichung 'Inside Al Qaeda and the Taliban; Beyond Bin Laden and 9/11' und kurz nach einem Artikel in der Asia Times wird der Journalist Syed Saleem Shahzed Ende Mai 2011 vermutlich vom ISI gefoltert und ermordet. In dem Artikel behauptete Shahzed, al-Qaida habe innerhalb der pakistanischen Marine ein Netzwerk aufgebaut. Angekündigte weitergehende Recherchen werden daher nicht mehr erscheinen.

Trotz dem Ersatz der veralteten Wahlmaschinen durch elektronische steigt die Wahrscheinlichkeit des Wahlbetrugs, weil die neuen Maschinen keine Nachzählung oder Überprüfung erlauben und gegen Hacker nicht sicher sind. Während den Wahlen gehen über 1100 Berichte ein, dass die Wahlmaschinen nicht richtig funktionieren: es gibt Maschinen, die ab 32'000 Stimmen rückwärts zählen, die Bush mehr Stimmen zuschanzen, die dem Präsidenten die Stimmen der Nichtwähler zurechnen, die Stimmen verlieren oder erfinden oder die ab einer bestimmten Anzahl Stimmen aufhören zu zählen. Im Internet findet man die Anleitung, wie sich die Windows-Software der Wahlmaschinen knacken lässt. Die Wahlbehörden sind von vier Maschinenbauern in den USA abhängig, nicht zuletzt weil diese 43% des Jahresbudgets der Vereinigung der Staatssekretäre finanzieren. 8% der Wähler stimmen an Geräten von Diebold Inc. ab, deren Verwaltungsratspräsident Wally O'Dell vor vier Jahren Vorsitzender der Bush-for-President-Vereinigung in Ohio war und $100'000 an die Republikaner spendete. O'Dell meinte 2003, er sei "committed to helping Ohio deliver its electoral votes to the president next year." Im November 2005 löscht Diebold 15 kritische Abschnitte aus dem entsprechenden Wikipedia-Eintrag. Auch andere Firmen wie Microsoft oder Raytheon, Parteien, Regierungsstellen wie die Environmental Protection Agency und Geheimdienste wie die CIA oder die NSA (die die Einträge über Echelon streicht), politische, militärische und religiöse Organisationen wie Rand, die National Rifle Association, die DARPA, die NATO oder die Scientologen schreiben unangenehme Einträge in der Online-Enzyklopädie um, wie Virgil Griffith ermittelte.
Clinton Curtis, der für das Unternehmen Yang Enterprises in Florida als leitender Programmierer arbeitete, entwickelte im Auftrag des republikanischen Repräsentanten Tom Freeney aus Texas im Jahr 2000 ein Programm zur Manipulation der Wählerstimmen. Freeney trat 1994 als Vizegouverneur für Jeb Bush an und ist Berater und Lobbyist für Yang Enterprises, die für die NASA arbeitet. Wie Curtis in seiner eidesstattlichen Erklärung schreibt, hat er sein Programm so entwickelt, dass auf dem Touchscreen unsichtbare Buttons angebracht sind. Diese können benutzt werden, um alle abgegebenen Stimmen zu verändern. Wenn der Wunschkandidat zurückliegt, können die Stimmen etwa so verändert werden, dass er dann mit 51 Prozent in Führung liege, während die übrigen den Rest der Stimmen nach ihrem relativen Anteil erhalten. Man könne die Computer verschieden einstellen, so dass sich die Prozentzahlen von Computer zu Computer unterscheiden oder auch manche Wahlbezirke verloren gehen. Die Manipulation hinterlasse keine Spuren. Curtis wandte sich, nachdem er entdeckte, dass sein Programm tatsächlich eingesetzt wurde, an die CIA und das FBI. Inspektor Raymond Camillo Lemme, der den Fall untersucht, wird am 1.7.03 erschossen, was die Polizei als Selbstmord taxiert. Curtis beschuldigt die Firmenchefin Li Woan Yang zudem der Spionage, worauf der Mitarbeiter Hai Lin Nee wegen Verdacht, Informationen über Waffen an China weiter geleitet zu haben, festgenommen wurde.
Innenminister Ken Blackwell sorgt als treuer Republikaner mit harten Regeln dafür, dass die sogenannten provisional ballots der Schwarzen nicht gezählt werden. Die Nachfolgerin von Kathrin Harris als Innenministerin Floridas, Glenda Hood, ist ebenfalls eine Freundin der Bush-Familie und organisiert dieselben Wahlmanipulationen. Der demokratische Kandidat für das Repräsentantenhaus Jeff Fisher hat angeblich Beweise, wer wie die Wahlen in Florida fälschte. Wahlbetrug gibt es nicht nur in Florida und Ohio, sondern auch in New Mexico, Michigan, North Carolina, Indiana, Nebraska und Kalifornien. Mehrere Staaten haben die Wahlbeobachtung durch die OSZE verboten.
Dieses Mal klappt die Organisation der Wahlmanipulation wesentlich besser, so dass Kerry bald seine Niederlage eingesteht. Trotz 10% mehr Stimmen für Kerry bei den Exit Polls (Wählerbefragung nach der Stimmabgabe) gewinnt George Warhead Bush angeblich deutlich. Und dies mit einer unvergleichlichen kriminellen Bilanz: Bush belog den Kongress und die Öffentlichkeit in 237 dokumentierten Fällen. Der Afghanistankrieg, der eine neue Heroinflut brachte, und der mit inszenierten Gerüchten legitimierte Irakkrieg kosteten bis Ende 2004 $300 Mia. Die Erpressungs-, Folter- und Korruptionsskandale (wie etwa die Zahlung von $1,5 Mia. an Ägypten und $1 Mia. an Jordanien für die Beteiligung am Irakkrieg, die Folterungen durch Militärgeheimdienste und die Vergabe der Regierungsaufträge im Irak) hatten keinerlei Konsequenzen. Die Regierung vernichtete und sperrte Akten, die hätten freigegeben werden müssen, beispielsweise über Bushs und Cheneys Vergangenheit oder die Reagan-Administration. Die Ungereimtheiten der Wahlen 2000 und die Ereignisse vom 11.9. bleiben unaufgeklärt. Gemeingefährlich war die Aushebelung der Bürgerrechte, die Vernachlässigung der Wissenschaften zugunsten des evangelikalen Christentums, die Abschaffung des Umweltschutzes zugunsten der Grosskonzerne (nach den Vorgaben der Ölindustrie werden alle Berichte der Wissenschaftler zum Klimawandel kontrolliert, zensiert und nötigenfalls umgeschrieben), die Umverteilung des Reichtums nach oben, die Art und Höhe der militärischen Rüstung (Mini-Nukes) und das Rekorddefizit von $423 Mia. im Jahr 2003/04. Laut dem führenden rechtsextremen Ideologen der Republikaner Grover Norquist dient das Defizit "to starve the beast", zur Eliminierung des Sozialstaats: Gesundheits-, Entwicklungs- und Erziehungsprogramme "müssen" systematisch gekürzt werden, weil das Geld dafür fehlt. Der Mindestlohn erreicht die tiefste Kaufkraft seit 50 Jahren.
2004 kritisiert Karl Rove einen New Yorker Journalisten, er arbeite für die ‚reality based community', die glaube, man könne Lösungen finden, indem man die Realität genau untersuche. "That's not the way the world really works anymore. We're an empire now, and when when we act, we create our own reality. And while your studying that reality - judiciously, as you will - we'll act again, creating other new realities, which you can study, too, ansd that's how things will sort out. We're history actors … and you, all of you, will be left to just study, what we do." Die ‚gelenkte Demokratie', die Putin in Russland anstrebt, haben die USA schon lange verwirklicht.

Regierungsumbildung

Der im Wahlkampf wegen dem Patriot Act heftig kritisierte John Ashcroft tritt nach den Wahlen zurück. Neuer Justizminister wird Bushs Rechtsberater Alberto Gonzales, der Guantanamo-Architekt, der den dort Inhaftierten keinerlei Rechte zugesteht, weil die Genfer Konvention zur Behandlung von Kriegsgefangenen obsolet sei. Ausserdem erachtet er die Gesetze gegen die Folter als "hinderlich und unbequem." Unter Gonzales wird die Trennung von Judikative und Exekutive aufgehoben, weil er Bundesanwälte absetzt, die nicht Bushs Interessen verfolgen. Um das Gesetz zu umgehen, dass das Weisse Haus alle e-mails archivieren muss, werden die heiklen Mails über den Server des Republican National Committte geschickt. Als Gonzales unter Beschuss gerät, sind Roves Mails prompt nicht mehr auffindbar.Gonzales Nachfolgerin wird Harriet Miers, ein Mitglied der texanischen Seilschaft. Bush wechselt alle Kabinettsmitglieder aus, die nicht vorbehaltlos loyal sind. Für den seit längerem marginalisierten Colin Powell übernimmt Condoleezza Rice das Aussenministerium. Neuer Sicherheitsberater wird Stephen Hadley, der am längsten die Stories von Saddams Urankäufen in Niger und von Mohamed Attas Verbindung zum irakischen Regime vertrat. Handelsminister Don Evans wird ersetzt durch den Kellogs-Chef Carlos M. Gutierrez. Der Chef des Homeland Defense Office, Tom Ridge, sollte durch den ehemaligen New Yorker Polizeichef Bernard Kerik abgelöst werden, was an dessen Rechtsverstössen scheitert. Die Vertreter der Chemie-Industrie hatten sich bei Karl Rove beschwert, dass Ridge zu harte Sicherheitsbestimmungen eingeführt hätte. Kerik arbeitete in Saudi-Arabien, bevor er 1986 als Undercover-Agent der Polizei im Drogenbereich tätig war. 1993 wurde er Leibwächter des Bürgermeisters Rudi Giuliani, der ihn 2000 zum Polizeichef ernannte. Nach dem Einmarsch im Irak scheiterte er beim Aufbau der irakischen Polizei und arbeitete für Giulianis Consulting-Firma. Er wurde geschmiert vom Bauunternehmer Lawrence Ray, der in einem Mafia-Aktienschwindel aufflog. Mit dem Rückzug Keriks schwinden die Präsidentschaftsaussichten Giulianis. Das Mammutministerium mit 22 Behörden und 180'000 Mitarbeitern, das vom Bundesrichter und Hardliner Michael Chertoff übernommen wird, umfasst Zoll, Küstenwache, Schutz der Häfen, Flughäfen, Chemiefabriken und Atomkraftwerke. Die neue Erziehungsministerin Margrit Spellings interveniert nicht gegen den Beschluss des Schulrates von Dover, Pennsylvania, der mit 6 zu 3 Stimmen die Einführung des Fachs "Schöpfungswissenschaft" beschlossen hat. Dagegen bezeichnete ihr Vorläufer Education Secretary Rod Paige die Lehrergewerkschaft als "Feinde" und ‚Terroristenorganisation". Trotz offenkundigem Versagen bleibt Rumsfeld, der es als unnötig erachtet, die Kondolenzschreiben für die gefangenen Soldaten persönlich zu unterschreiben, im Pentagon sitzen.

Nachdem sich George W. Bush und Donald Rumsfeld lange vehement gegen eine Reform der Geheimdienste gewehrt haben, beschliesst der Kongress im Dezember 2004 eine massiv abgeschwächte Umsetzung der Empfehlungen der 9-11-Kommission. Nationaler Geheimdienstchef, der die 16 offiziellen Geheimdienste mit über 100'000 Mitarbeitern koordiniert, wird der erst vor kurzem eingesetzte Irak-Botschafter John Negroponte. Weder der ehemalige CIA-Chef Robert Gates noch der ehemalige Justizminister William Barr noch Ex-Senator Sam Nunn wollen auf dem Schleudersitz Platz nehmen. Der als Teflon-Diplomat bezeichnete ehemalige UN-Botschafter, an dem die Vorwürfe wegen Kooperation mit den Contras und den Paramilitärs in Honduras bisher abprallten, kontrolliert ein Budget von $35 Mia. Während Bushs Regierungszeit steigt die Zahl der Regierungsorganisationen, die für den Heimatschutz in den USA arbeiten, auf 1300. Zudem sind 2000 private Sicherheitsorganisationen im Inland tätig.
Neuer UNO-Botschafter wird der Hardliner John Bolton, der als entschiedener Feind der Vereinten Nationen und Protagonist amerikanischer Alleingänge gilt. Wie sein ultrakonservativer Mentor Jesse Helms befürwortete Bolton, die Beitragszahlungen an die UNO solange auszusetzen, bis diese Reformen im Sinne der Amerikaner durchführen. Der Yale-Jurist steht internationalen Verträgen skeptisch gegenüber und bezeichnet die Charta der Vereinten Nationen als "nur politische Verpflichtungen." So verstehen die Amerikaner den Begriff der Freiheit, den Bush in seiner 20-minütigen Einführungsrede 49 Mal gebraucht. Aber die Nominierung Boltons wird selbst von vielen Republikanern abgelehnt und scheitert im Kongress. Nachdem die Parlamentarier Ende Juli in die Ferien gehen, ernennt ihn Bush in einer Verfügung.
Nachdem der Präsident der UNO-Generalversammlung, Jean Ping, Anfang August 2005 nach intensiven Konsultationen mit fast allen Mitgliedstaaten seinen dritten Entwurf zu den UNO-Zielen vorlegen konnte, forderte Bolton Ende des Monats 750 Änderungen: Alle Verpflichtungen zur Armutsbekämpfung (auch das Millenniumsziel zur Halbierung der Armut bis 2015), Rüstungskontrolle, Klimaschutz, Stärkung der UNO und die Erweiterung des Sicherheitsrats, usw. sollen gestrichen und dafür die Verpflichtung für die Terrorismusbekämpfung eingeführt werden. Damit ist die UNO-Reform gescheitert. Wann immer die anderen Mitglieder nicht spuren, drohen die USA als grösster Geldgeber mit Beitragskürzungen. Gleichzeitig verschleudern sie Milliarden von Dollars der UNO-Hilfsgelder im Irak.

Am 10.12.04 wird der Enthüllungsjournalist Gary Webb in seinem Haus im kalifornischen Sacramento erschossen. In der San Jose Mercury News veröffentlichte der Pulitzer-Preisträger nach einer einjährigen Recherche im August 1996, wie die CIA (unter der Kontrolle von Vizepräsident George Bush) und die Exilnicaraguaner in den 80er Jahren die Region um Los Angeles mit billigem Crack überschwemmten und die Millionengewinne aus dem Drogenhandel zur Finanzierung der Contra-Armee benutzten. Das Echo war so gross, dass CIA-Direktor John Deutch nach Los Angeles fahren musste, um die aufgebrachten Bürger zu beruhigen. Daraufhin begann eine Diskriminierungskampagne der New York Times, Washington Post und Los Angeles Times gegen Webb, der in eine abgelegene Lokalredaktion verbannt wurde, weshalb er kündigte. Sein Buch ‚Dark Alliance' wurde totgeschwiegen, er fand keinen Job mehr und seine Ehe ging in die Brüche. Der zuständige Richter schloss wegen einem Abschiedsbrief auf Suizid, obwohl Webb mit zwei Kugeln im Kopf gefunden wurde.

Bush begrüsst die Absetzung von Dan Rather und drei seiner Mitarbeiter bei CBS, die die umstrittene Dienstzeit des Präsidenten in der National Air Guard untersuchten. Die Dokumente, auf die sie sich in ihrer Sendung stützten, werden fluggs für gefälscht erklärt. Der Chefredaktor der Washington Post, Steve Coll, der die Mudjaheddin-Finanzierung durch die CIA untersucht hatte, musste bizarrerweise am 25.8.04 den Hut nehmen, weil er kritischen Stimmen zum Irakkrieg zu wenig Platz eingeräumt habe.

2005 wird der nach dem Zweiten Weltkieg gegründete Foreign Broadcast Information Service als Open Source Center (OSC) dem Director of National Intelligence unterstellt. Mehrere hundert Spezialisten in Virginia und in den amerikanischen Botschaften scannen die Print-Medien, die Online-News wie auch die Social Media (Facebook, Xing, Tweets) nach wichtigen Informationen. In den nächsten Jahren entwickeln mehrere Firmen Software, die die Informationen in Echtzeit nach politischen und kommerziellen Aspekten auswerten. Firmen wie Gnip und Crimson Hexagon (USA) oder Datashift (GB) haben mit Twitter Abkommen, um täglich auf mehrere Dutzend Millionen Tweets zugreifen zu können. Im November 2011 beschliesst ein US-Gericht, dass Twitter die Seite der isländischen Parlamentsabgeordneten Brigitta Jonsdottir herausgeben muss, da sie als Freiwillige für WikiLeaks gearbeitet hat.

2005 gründet Bush die ‚President's Malaria Initiaitve' (PMI), die die Malaria in Afrika mittels DDT, einem fast überall verbotenen Insektizid, ausrotten will. Schon im Jahr 2000 wurde die Organisation ‚Africa Fighting Malaria' gegründet, die mit demselben Gift operiert und vom neokonservativen American Enterprise Institute und von Philipp Morris unterstützt wird. Ziel der Initiative ist die proaktive Besetzung von Entwicklungsprojekten, um den wachsenden Einfluss von Umweltgruppen in den USA zu unterbinden. In Sambia lässt die PMI 2,3 Mio. Hütten mit DDT besprühen, in Uganda 480'000 Hütten. Aufgrund der vielen DDT-Resistenzen bewirkt das Giftsprühen allerdings primär, dass die Produkte der Bauern wegen den DDT-Spuren nicht mehr exportiert werden können.

Quellen: Engelhardt.


Juli 2005 Attentate in London und Antiterrorgesetze top

Passend zu den anstehenden Debatten über die Antiterrorgesetze in Grossbritannien und den USA explodieren in London am 7.7.05 vier Bomben in London. 3 Bomben in der Metro und 1 Bombe in einem Bus fordern 56 Tote und 784 Verletzte. Der überlebende Augenzeuge Daniel Obachike im Bus beschreibt, wie der Bus durch 2 Autos umgeleitet wurde, ihm 25 Sekunden nach der Explosion ein Kameramann entgegenkam, die Polizisten untätig zuschauten und Agenten am Tavistock Square verletzte Opfer spielten. Für die Ausbildung der Selbstmordattentäter verantwortlich gemacht wird Mohammed Junaid Babar, der 2004 in New York inhaftiert wurde, nachdem er sich in fünf Fällen des Terrorismus schuldig bekannte. Er gründete ein Trainingscamp in Pakistan, wo Mohammed Sidique Khan und andere im Bombenbau und Waffengebrauch geschult worden sein sollen. Der amerikanische Terrorist behauptete, mit der Spitze von al-Qaida in Kontakt zu stehen und zwei Attentate auf Präsident Musharraf vorbereitet zu haben. Obwohl zu 70 Jahren Haft verurteilt, wird Barbar nach viereinhalb Jahren, die er zur Hälfte auf Kaution in Freiheit verbrachte, im Februar 2012 freigelassen, weil er sich kooperativ gezeigt habe. Der Richter erklärte, Babar "began co-operating even before his arrest". Babar ist also ein agent provocateur oder zumindest ein Geheimdienstinformant, der an der Organisation des Attentats beteiligt war. Die Familien der Opfer kritisieren die Arbeit des MI5 und der Untersuchungsbehörden in Bezug auf 7/7 scharf.

Zwei Wochen später wiederholt sich das Szenario, wenn auch ohne Tote, worauf der US-Senat noch am gleichen Tag die heftig kritisierten Patriot-Gesetze bestätigt. Der ‚Prevention of Terrorism Act' erlaubt dem britischen Innenminister die Aushebelung der individuellen Freiheitsrechte, und der ‚Inquiries Act' hebt die Unabhängigkeit der Untersuchungsrichter auf. Damit gelingt es Blair, die britische Demokratie fast so weitgehend zu demontieren wie Bush. In den USA wird am 9.3.2006 der Patriot Act erneut bestätigt, der das Recht auf Privatsphäre komplett eliminiert. Was der Big Brother kann, können die Briten ebenfalls, obwohl die Bomben im öffentlichen Verkehr Londons weit weniger telegen sind als die Flugzeuge in den Türmen. Aber damit kann die Polizei ‚demonstrieren', wie effektiv die mehreren Millionen installierter Kameras sind, um Attentäter nachträglich zu identifizieren. Im April 2006 kommt eine Untersuchungskommission zu Schluss, dass al-Qaida für dieses Attentat nicht verantwortlich sein könne, sondern dass es sich um vier Selbstmordattentäter handle, die gegen die britische Auslandspolitik protestieren wollten: eine hübsche Story, um die Überwachung der Bevölkerung in Forschung und Praxis voranzutreiben. Auch die Terrorwarnung vom 20. November 2006 in Deutschland erweist sich als reinen Bluff.
Bis 2009 werden 400'000 Personen auf die Terror-Watch-List des FBI gesetzt. Täglich kommen 1600 Personen dazu, wobei 2006 ca. 219'000 Hinweise aus der Bevölkerung an das FBI gelangen. Jeden Tag werden 600 Gesuche auf Namenlöschung gestellt, und 4800 Einträge aktualisiert. Über 95% der registrierten Personen sind Nichtamerikaner.
Der Chicago Tribune gelingt 2006 mit simpler Internetrecherche die Enttarnung von 2653 CIA-Agenten und -Angestellten, die Identität von internen Telefonnummern in Langley und von 17 CIA-Flugzeugen sowie die Lokalisation von Dutzenden von Geheimeinrichtungen. Da die Publikation unter Schwerststrafe steht, werden weder Namen noch Adressen und Nummern veröffentlicht.

Der Krieg gegen den ‚Terror' und gegen die Drogenhändler führt zu einer Militarisierung der Polizei. Jedes Jahr werden in den USA über 50'000 Drogenrazzien durchgeführt, wobei schwerbewaffnete paramilitärische Polizeieinheiten in Kampfuniform Privatwohnungen durchsuchen. Die Polizei arbeitet nicht nur mit dem Militär zusammen, sondern erhält von dieser auch die überschüssige Ausrüstung: Nicht nur Maschinengewehre und schusssichere Westen, sondern auch Granatwerfer, Helikopter und Panzer.
Der Krieg gegen die Drogen ist primär ein Krieg gegen Aufstände und Widerstand, was sich am deutlichsten in Mexiko zeigt. Der neoliberale Felipe Calderon, der im Dezember 2006 mit Hilfe der Militärs nach einer äusserst umstrittenen Wahl an die Macht kommt, schickt das Militär gegen die Drogenkartelle auf die Strasse und in die Polizeikasernen. In den nächsten dreieinhalb Jahren sterben 28'000 Menschen als Folge der Militarisierung, wobei das Militär selbst von der Drogenmafia unterwandert wird, was wiederum zur Desertation vieler Soldaten führt. Zudem übernehmen die US-Armee-Einheiten immer mehr den mexikanischen Sicherheitsapparat, weil die Amerikaner die Kontrolle über die mexikanischen Ressourcen haben möchten. Die Antidrogengelder des Pentagons steigen von $12,2 Mio. 2008 auf $34 Mio. 2010, die Ausgaben für private US-Söldner von $5,5 Mio. auf $57,8 Mio, und die Militärunterstützung wird auf $1,5 Mia. erhöht. Hunderte von mexikanischen Offiziere werden geschult und Obama schickt 1200 amerikanische Soldaten an die mexikanische Grenze. Der Drogenkrieg dient auch der Vertreibung und Enteignung der Landbevölkerung und der Aushöhlung des Arbeitsrechts. Während Mexico alle internationalen Menschenrechtsabkommen unterschreibt, werden kritische Journalisten und Gewerkschafter umgebracht, die Umwelt zerstört und die soziale Sicherheit aufgelöst. Seit der Unterzeichnung des Freihandelsabkommens mit den USA 1994 hebeln die subventionierten Importe die subsidiäre Wirtschaft aus und werden die Bodenschätze verscherbelt, was die Basis der Gewalt bilden. 40 der 112 Mio. Mexikaner leben in prekären Verhältnissen und sind unterernährt. Bis 2012 fordert der Drogenkrieg Calderons 60'000 Tote, wobei zunehmend unbeteiligte Zivilisten sterben. Die Wahlen vom 1.7.12 müssen gefälscht werden: Der Linkskandidat Andres Manuel Lopez Obrador wird zugunsten des PRI-Kandidaten Enrique Pena Nieto ausgehebelt.
Zudem wird der angebliche "Krieg gegen die Drogen", wofür im Fiskaljahr $12,7 Mia. budgetiert sind, medikalisiert. Pharma-Multi Sanofi-Synthélabo entwickelt ein Medikament, das Cannabis neutralisiert. Xenova erhielt $12 Mio. vom Staat, um ein Mittel zu entwickeln, das den Konsum von Kokain unwirksam macht. Vor allem für den Viertel der 2, 27 Mio. Gefängnisinsassen, die wegen Drogenkonsum einsitzen, entwickeln die Beamten der Drogenbehörde das Konzept des "einfühlenden Zwangs (compassionate coercion)", womit die Häftlinge mithilfe solcher Medikamente gnädigerweise zum Entzug gezwungen werden sollen.
Wie schon in den 50er und 60er Jahren arbeiten Neurowissenschaftler, etwa an der Medical University of South Carolina, daran, das Denken der Menschen zu kontrollieren.

Der Hurrican‚Katrina' am 29.9.05 in New Orleans entpuppt sich aber als internationale Blamage. Seit dem Hurrikan ‚Betsy' von 1965 zeigten Studien, dass das Dammsystem zu wenig stark ist. Die Forschung wurde nach dem Hurrikan ‚Georges' von 1998 noch verstärkt und den Ausbau der Deiche beschlossen. Aber weil New Orleans mit seiner schwarzen Bevölkerungsmehrheit deutlich demokratisch wählt, kürzte Bush die Bundesmittel für die Bauten, den Etat für das katastrophengeschulte Ingenieurscorps der Armee und die Programme der unter Clinton oft gelobten FEMA. Ihr neuer Chef Joe Allbaugh und sein Nachfolger und Protégé Michael Brown interessierten sich primär für den Terrorismus und besetzten die Behörde mit inkompetenten Parteifreunden, weshalb die Hilfe eine Woche lang nicht funktioniert. Die Lokalpolizei hilft den Schwarzen nicht, ihr Leben zu retten, sondern verhindert, dass sie in die weissen Quartiere flüchten. Erschwerend kommt dazu, dass ein Drittel der Nationalgarde von Louisiana im Irakkrieg ist. Die Folge: 1300 Tote, 500'000 Obdachlose und geschätzte $125 Mia. Schäden. Für den Abgeordneten Richard Baker aus Baton Rouge hat die Zerstörung der Schwarzenquartiere durchaus Vorteile: "Endlich haben wir den ganzen sozialen Wohnungsbau in New Orleans abgeräumt. Wir hätten das nicht tun können, aber jetzt hat es Gott getan."
Die FEMA stellt der obdachlosen Bevölkerung Wohnwagen zur Verfügung, die jedoch bald abgezogen werden müssen, weil sie mit Formaldehyd verseucht sind. Sie werden dann aber nicht vernichtet, sondern der US-Regierung zu ‚Nichtwohnzwecken' verkauft. In der Ölkrise am Golf von Mexiko 2010 werden sie für die Putzmannschaften wieder eingesetzt. In den überwiegend weissen Quartieren werden die Schäden repariert, im Gegensatz zu den schwarzen Quartieren, und rund 3600 Sozialsiedlungen werden nicht mehr aufgebaut. Damit hat New Orleans wieder eine weisse Bevölkerungsmehrheit. Die Aufträge für den Wiederaufbau erhalten dieselben Firmen (Halliburton, Bechtel, Fluor, Shaw, KBR, CH2M Hill etc), die schon im Irak zum Zug kamen. Wieder gibt es kaum öffentliche Ausschreibungen, sondern die Bush-Freunde kommen zum Zug. Dazu gehört auch Allbaugh, der die FEMA im März 2003 verliess und als Lobbyist arbeitet für die Blackwell Fairbanks, die Allbaugh Company und die New Bridge Strategies, die eigens für Projekte im Irak gegründet wurde. Zu Allbaughs Partnern zählt Ed Rogers, der sich im Wahlkampf in über 150 TV-Interviews für Bush einsetzte. Mindestens $2 Mia. (11% der von FEMA bereitgestellten Hilfsgelder) verschwinden spurlos. Bechtel zieht sich nach drei Jahren ‚Wiederaufbau', der dem Unternehmen $2,3 Mia. eingebracht, aber dem Volk kaum etwas gebracht, aus dem Irak zurück.

Wegen des riesigen Budgetdefizits streicht Bush nach den Wahlen 2004 $100 Mio. bei Programmen, die den 5-7 Mio. Ärmsten der Welt helfen, sich selbst zu ernähren. Nach dem Seebeben in Asien am 26.12.04 mit 150'000 Toten will Bush zuerst $15 Mio. für die Hilfe aufwerfen. Für die Inaugurationsfeier, zu der man sich für $250'000 einen Platz an der Tafel des Präsidenten und des Vizepräsidenten kaufen kann, sind $45 Mio. geplant. Weil massive Kritik aufkommt, vor allem im Vergleich mit den $13 Mia. Hilfeleistungen nach den 4 Hurrikanen in Texas im Sommer und dem Krieg im Irak, der jeden Tag $1 Mia. kostet, erhöht Bush die Nothilfe dann auf $35 Mio. und später auf $350 Mio.
Das Budgetdefizit erreicht auch deshalb astronomische Höhen, weil zwei Drittel der in den USA tätigen Firmen zwischen 1998 und 2005 keine oder fast Steuern zahlen, obwohl sie zusammen Gewinne von $2,5 Bio einfahren. Der Anteil der Firmen an den Steuereinnahmen beträgt 2003 noch 7%, verglichen etwa mit 40% 1943.

Bei den Wahlen im November 2006 verlieren die Republikaner trotz der stärkeren Unterstützung der Industrie die Mehrheit in beiden Kammern. Von Wahlmanipulationen wird in Colorado, Florida, Virginia, Arizona und Ohio berichtet. Die Republikaner schaffen es, Bushs Hintern zu retten, denn Nancy Pelosi, die neue Parlamentssprecherin, hatte schon im Vorfeld verkündet, dass ein "impeachment" nicht in Frage käme, das sei "Zeitverschwendung". Die Inszenierung von 9/11 und den Kriegen in Afghanistan und dem Irak sind offenbar moralischer als Clintons Techtelmechtel mit einer Praktikantin, gegen das zwei Jahre ermittelt wurde. Da Bolton vom Senat nicht bestätigt wird, demissioniert er als UN-Botschafter. Kriegsgurgel Rumsfeld wird durch den ehemaligen CIA-Chef Robert M. Gates ersetzt. Gates ist einer der treuesten Mitarbeiter der Bushs: er arbeitet seit 1966 für die CIA, war an den Iran-Contra-Deals und an der Organisation der Mudjaheddin gegen die Sowjets beteiligt, sass im National Security Council, im Council on Foreign Relations und der Iraq Study Group und war Nationaler Sicherheitsberater. Der Nationale Geheimdienstchef John Negroponte wird Vizeaussenminister und wird vom ehemaligen NSA-Chef Michael McConnell ersetzt. Vor seinem Wechsel zur NSA 1992 war McConnell Geheimdienstchef des Generalstabes im Pentagon und damit enger Vertrauter von Verteidigungsminister Cheney. Zudem sollen General John Abizaid durch Admiral William Fallon und General George Casey durch Generalleutnant David Petraeus abgelöst und die Truppen im Irak um 21'500 Mann aufgestockt werden.


Privatisierungen und Finanzkrisen top
Die Privatisierung der Staatsaufgaben führt zu einem Sumpf von Korruption, Inkompetenz, Betrug und Verschwendung. Zwischen 2000 und 2006 steigt die Vergabe der Staatsaufträge an die Privatwirtschaft um 86% und macht 40% der Staatsausgaben aus, ohne dass eine wirksame Kontrolle existiert. Halliburton etwa verrechnete im Irak täglich 42'000 Mahlzeiten, obwohl nur 14'000 ausgeliefert wurden. Unter Paul Bremer versickern zwischen dem April 2003 bis Juni 2004 etwa $9 Mia., ohne dass der Wiederaufbau des Irak in Gang gekommen wäre. 2006, nach weiteren $30 Mia. Staatsaufträgen, funktionieren die Elektrizitäts- und Wasserversorgung immer noch ungenügend. Der Senat lehnt den Antrag der demokratischen Minderheit, den irakischen Selbstbedienungsladen von einem Sonderausschuss untersuchen zu lassen im Juni 2006 zum dritten Mal ab. Die Aufträge werden über ehemalige Regierungsangestellte vermittelt, die dank ihren Insiderbeziehungen als Consultants hohe Provisionen kassieren. 2011 kommt eine Kommission zum Schluss, dass in Afghanistan und dem Irak $30-60 Mia. verschwendet wurden.
Bush will das problemlos funktionierende und für die nächsten 15 Jahre abgesicherte Rentensystem teilprivatisieren. Damit würden Milliarden freigesetzt für die Spekulation, was die Börsen, aber auch die Immobilienpreise in die Höhe treibt. Der geplante Betrug am ersparten Altersguthaben hätte den Sparkassenskandal der 80er Jahre bei weitem übertroffen, scheitert aber 2006 im Kongress.

Seit dem März 2006 veröffentlicht die Federal Reservebank keine Zahlen mehr über die Geldmenge, die sie druckt, um ihre Verschuldung zu kompensieren. Da die USA keine Pläne haben, wie sie ihre Verschuldung, die sich in der Bush-Amtszeit verdoppelte, in den Griff bekommen könnten, beschliesst die chinesische Regierung im Dezember 2006, ihre Dollar-Reserven abzubauen und eine Billion auf den Markt zu werfen. Daraufhin beschuldigt die US-Finanzdelegation die Chinesen, die Währung manipulieren zu wollen und fordert die Rückkehr des seit 2005 eingefrorenen Yuan in das flexible Währungssystem. China besitzt 2009 noch $2,3 Bio., Saudi-Arabien, Abu Dhabi, Kuwait und Katar zusammen $2,1 Bio. an Dollarreserven. Eine Reihe von Ländern wie Brasilien oder Argentinien wollen nicht mehr in Dollar handeln, was den Devisenkurs und die Schulden verringert. Dank der radikalen Abwehr von der neoliberalen Politik und dem Aufgeben der Dollarparität 2002 hat sich Argentinien innerhalb von acht Jahren vom neoliberalen Desaster erholt.

Bush setzt den Vize-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz an die Spitze der Weltbank, die dieser schamlos für die amerikanischen Machtinteressen einsetzt. So werden Indien oder die Ukraine (wegen der verweigerten Landerechte) bestraft und Pakistan oder Afghanistan bevorzugt. In Bagdad richtet Wolfowitz eine Filiale der Weltbank ein und setzt durch, dass die Ölvorkommen privatisiert werden, um die Schulden abzubauen. Wie beim Währungsfond IWF versuchen sich die Länder deshalb aus den Klauen der finanziellen Abhängigkeit und Ausbeutung zu befreien. Wolfowitz bringt mehrere Vertraute aus dem Pentagon mit und versucht, die Weltbank nach neoliberalen Prinzipien zu entschlacken und mithilfe seines autoritären Führungsstils gefügig zu machen. Deshalb bietet die Begünstigung seiner Freundin Shaha Riza den willkommenen Anlass, ihn auf den 30.6.07 zum Rücktritt zu zwingen. Obwohl die Weltbank im Wesentlichen von den Europäern finanziert wird, haben die USA das Privileg, die Direktoren allein zu bestimmen. Wolfowitzs Nachfolger wird der neokonservative Robert Zoellick, der wie viele andere ernannte Exekutivfiguren (Finanzminister Hank Paulson, Börsenchef John Thain, Notenbankdirektor William Dudley oder Stabschef Joshua Bolten) bei Goldman Sachs arbeitete. 2012 setzen Hillary Clinton und Timothy Geithner mit viel Geld durch, dass ihr Freund Jim Yong Kim, obwohl der Mediziner und ehemalige Leiter der WHO wenig Ahnung von Wirtschaft hat, im Gegensatz zu den beiden anderen Kandidaten Ngozi Okonjo-Iweala und José Antonio Ocampo. Da die USA die Wahl von Christine Lagarde als IWF-Chefin unterstützten, machen auch die Europäer bei dem Deal mit.

Kurz vor Ausbruch der Finanzkrise suchen $170 Bio. liquide Gelder nach lukrativen Investitionen, was mehr als der dreifachen Summe des jährlichen Weltsozialprodukts entspricht. Doch die Realwirtschaft kann die erwarteten Profite nicht erfüllen, weshalb eine abstrakte Glücksspielwiese mit Derivaten und Zertifikaten erfunden wurde, die von der Realwirtschaft weitgehend entkoppelt ist. Nach Angaben des IWF summieren sich die weltweit ausstehenden Finanzaktiva (Bankaktiva, Schuldverschreibungen, Aktien) Ende 2006 auf $194 Bio, wogegen es 2002 noch $106 Bio waren. Das Weltfinanzsystem ist deutlich schneller gewachsen als die Realwirtschaft. Über 40% der Gewinne in den USA werden 2007 im Finanzsektor erreicht, während im Industriesektor in der Dekade zuvor 5 Mio. Arbeitsplätze verschwanden.

Die 1996 aufgehobene Trennung der Bankengeschäfte und die Deregulierung der Bankvorschriften führen 2008 zur Krise. Eingeführt nach der Wirtschaftskrise hat der Glass-Steagall-Act 1933 mit der Trennung zwischen Geschäfts- und Investmentbanken bewirkt, dass keine Spargelder in die Spekulation fliessen. 1986 hat Thatcher die Trennung aufgehoben, und Clinton zieht zehn Jahre später nach. Zusammen mit der Privatisierung der Altersvorsorge führen Bushs Steuersenkungen (Steuerausfälle von $2000 Mia. von 2001 bis 2011) zu grossen Kapitalmengen, die in kaum regulierten und steuerbefreiten Hedgefonds angelegt werden. Liegt der Anteil der Grossbanken an den gesamten Unternehmensgewinnen 1969 bei 2%, steigt er in den 80er Jahren auf 3-4% und erreicht 2009 41%. Im Bankensektor kommt es zudem zu einem dramatischen Konzentrationsprozess: Lag der Anteil der sechs mächtigsten US-Banken - Goldman-Sachs, Morgan Stanley, Wells Fargo, CityGroup, Bank of America und JP Morgan Chase - 1995 noch deutlich unter 20%, erhöht er sich bis 2007 auf knapp 60% und bis 2009 auf knapp 65%. 1973 wurden Devisen für $4 Mia. gehandelt, 2007 sind es $800 Bio. (800'000 Mia.), womit das Transaktionsvolumen im Derivate- und Devisenhandel das 75fache des Weltsozialprodukts beträgt. Allein in der Londoner City werden jeden Tag $2Bio. im Derivatehandel umgesetzt. Derivate sind nichts anderes als systematisch organisierter Betrug der Finanzwirtschaft an der Realwirtschaft. Durch Verbriefung werden Schulden zu Wertpapieren geadelt, wie wenn es den Alchimisten gelungen wäre, aus Dreck Gold zu machen. Der Wert wird von den möglichen Renditen abgeleitet, deshalb der Name.
Würde eine Steuer auf diesen Handel eingeführt (eine Idee, die der US-Ökonom James Tobin 1972 lancierte), so könnten die Spekulation eingeschränkt und die Märkte stabilisiert werden. Allerdings müsste dazu der ausserbörsliche Handel verboten werden, denn seit 2010 wird weniger als die Hälfte aller Transaktionen an der Börse getätigt. 2004 hat die Europäische Kommission beschlossen, den Börsenhandel zu deregulieren. Am 1.11.07 tritt die Richtlinie in Kraft, zeitgleich mit dem Ausbruch der Finanzkrise. Das Ziel der Deregulierungen sind nicht stabile Märkte, sondern das Ende der 60jährigen Dominanz des Mittelstandes und die Restauration der Oligarchie.
Aufgrund von Renditen von über 25% findet innerhalb kurzer Zeit eine Umverteilung der Vermögen von unten nach oben statt. Besitzt das reichste Prozent der Amerikaner 1985 33% des Volksvermögens, sind es 2010 bereits 40% (nach anderen Berechnungen 2007: 65% und 2010 93%), und während in den letzten 30 Jahren das Einkommen der unteren 90% um 15% stieg, waren es bei dem reichsten 1% 150%. 2001 gibt es weltweit 497 Dollarmilliardäre mit einem Vermögen von $1,5 Bio., und 2010 bereits 1210 Milliardäre mit $4,5 Bio. Vermögen. Die Profite werden über Verschuldung gemacht, womit der Staat dann zum Sparen gezwungen werden soll, was einer Volksenteignung entspricht. Die Schuldenlast aller Individuen, Haushalte, Wirtschaftsunternehmen und Regierungsstellen der USA zusammengenommen beläuft sich Ende 2007 auf knapp $50 Bio; drei Viertel dieses Betrages sind nach 1990 entstanden. Die Liberalisierung der Finanzgeschäfte erlaubt es, Kredite immer neu zu bündeln, so dass die Risiken ausgeblendet werden. So werden Hunderte von Immobiliendarlehen in Collateralized Debt Obligations (CDO) zusammengenommen, wobei die ungedeckten Hypotheken durch die gedeckten abgesichert seien, was von den Ratingagenturen bestätigt wird. Diese Ramschanlagen werden dann durch Credit Default Swaps (CDS) versichert. Dieses Spiel von Verschleierung und Wetten auf die Zahlungsfähigkeit der Hausbesitzer führt zur subprime-Blase. Diese wurde erleichtert durch ein 1992 erlassenes Gesetz, dass die Banken ermächtigt, Hypotheken an Kunden ohne Eigenkapital zu vergeben. In der Folge steigen die Hypothekarschulden von $4 auf 14,5 Bio., und die Konsumkredite von $0,8 auf 2,8 Bio. 1998 interveniert die Kontrollbehörde für Termingeschäfte CFTC, worauf FED-Boss Alan Greenspan, Finanzminister Robert Rubin und Arthur Levitt, Chef der Börsenaufsicht SEC gegen die CFTC Vorsitzende Brooksley Born mobben und erreichen, dass der Kongress 2000 die Regulierungsgewalt der CFTC streicht. Im gleichen Jahr erreicht AIG beim Departement für Versicherungen, dass auch CDS nicht reguliert werden. Chef des Versicherungsdepartements ist der frühere Goldman Sachs-Vize Neil Levin. Damit können unbeschränkt Immobilienpapiere gezeichnet und versichert werden. Mitte der 90er-Jahre gibt es subprime-Hypotheken im Umfang von $30 Mia., zehn Jahre später sind es $600 Mia. 2006 gibt Goldman Sachs für $76,5 Mia. Immobilienpapiere aus, die zu einem Drittel aus Schrotthypotheken bestehen, aber von Moody's und Standard & Poor's zu 93% als ‚investment grade' geratet werden, damit Pensionskassen und andere naive Anleger sie kaufen. Dann wettet sie bei AIG gegen die eigenen Immobilienportfolios, indem sie sie im Wissen um den Schrott grosszügig versichert. Dank diesem Aktienbetrug verdienen Banken Merrill-Lynch, Citigroup, die UBS und die Deutsche Bank und Versicherungen wie AIG Unsummen. Die Lohnsumme der Goldman Sachs steigt 2006 auf $16,5 Mia. ($622'000 pro Kopf).
Goldman Sachs ist eine gewaltige Spekulationsmaschine mit 30'000 Mitarbeitenden und einem Eigenkapital von $700 Mia. Die Finanzmafiafirma arbeitet nie mit Privatkunden, sondern ausschliesslich mit Grossinvestoren und -konzernen. In den 90er Jahren wurde der Handel durch Mathematiker übernommen, die alles in Geldwerten definieren, auf das spekuliert werden kann. 2007 spekuliert GS als erste gegen die Immobilien, wobei sie ihren Kunden die unter Abacus gebündelten Risikopapiere verkauft, die als AAA geratet werden. In diesem Jahr, in dem GS gegen die eigenen Kunden spekuliert, macht die Bank einen Gewinn von $13 Mia. Nach einem halben Jahr kommt es zur Masseninsolvenz, Abacus stürzt ab, womit die Kunden €750 Mio verlieren. Goldman Sachs lässt den Verwalter der Abacus-Papiere Fabrice Tourre 2010 auffliegen, indem sie dessen übersetzte e-mails der Presse zuspielt, worauf dieser sich vor einem Senats-Hearing und dann wegen einer SEC-Anlage vor Gericht verantworten muss. Gegen eine Zahlung von $400 Mio. wird eine Anklage gegen Goldman Sachs fallengelassen.

Die Hypothekarblase platzt mit dem Zusammenbruch der Bear Stearns, gefolgt von den quasi privaten Hypothekarbanken Fanny Mae und Freddie Mac, die zusammen $5,3 Bio. Schulden haben. Finanzminister Henry Paulson, der seinen $200 Mio.-Anteil an Goldman Sachs bei Amtsantritt abgibt, und FED-Gouverneur Timothy Geithner weigern sich, den Goldman Sachs-Konkurrenten Bear Sterns mit einer kurzfristigen Finanzspritze zu retten, im Gegensatz zur eigentlich ebenfalls bankrotten JPMorgan Chase, die $29 Mia. erhält, um die Bear Sterns übernehmen zu können. Um den Konkurrenten auszuschalten, wurden wochenlang Gerüchte über die Investmentbank gestreut, worauf Hedgefonds gegen die Bank spekulierten. Der Aktienkurs fiel von $260 auf $32. Paulson und Geithner verlangen von Bear Stearns-Bos Alan Schwartz, einer Übernahme von $2 pro Aktie zuzustimmen. Um dem Bankrott zu entgehen, stimmt er schliesslich bei einem Preis von $10 zu.
Im März 2008 pumpt Ben Bernanke fast eine halbe Bio. Dollar ins Bankensystem, um es zu retten. Die vierte Bank, die Lehman Brothers, wird ebenfalls nicht gerettet, um den Goldman Sachs-Konkurrenten auszuschalten. Lehman Brothers-CEO Richard Fuld führt einen persönlichen Kampf gegen Paulson und geht viel zu hohe Risiken ein. Die Das Eigenkapital sinkt durch die Immobilienspekulation auf 2,2% und aufgelaufene Verschuldung von $613 Mia. wird durch eine Bilanzfälschungsprogramm namens REPO105 über die Schattenfirma Hudson Castle vertuscht. Mit nur einer Stunde Vorlaufzeit beruft Paulson eine Sitzung im FED ein und verkündet, dass die anderen Banken Lehman ohne Regierungsbeteiligung retten sollen. Da FED-Gouverneur Geithner und Jamie Dimon von JPMorgan Chase eine Beteiligung zur Rettung ausschliessen und Barclays seine Zusage zurückzieht, steigen alle amerikanischen Investoren aus. Auch als der Kauf durch die britische Barclays beinahe steht, verweigert Paulson jeden Support, obwohl die Rettung nur $20 Mia. gekostet hätte. Die Lehman-Leute versuchen Paulson zu umgehen und Bush direkt zu einer Intervention zu bewegen. Aber der Präsident bleibt unerreichbar. Gemeinsam mit der Federal Reserve Bank of New York schliesst Wall Street Lehman Brothers vom Interbankenmarkt aus. Der Aktien der Lehman fallen von $85 auf 3 Cent und die Börsen stürzen ein. 25'000 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Barclays mit ihrem Boss Marcus Agius, ein Schwiegersohn Rothschilds, kauft sich drei Tage später die gesunden Abteilungen zu einem Schnäppchenpreis von $1.8 Mia., und auch GS bereichert sich mächtig am Untergang des Konkurrenten. Im April 2010 behauptet Fuld, der als CEO $500 Mio. bezog, vor Gericht, er habe keine Fehler gemacht und wisse nichts von den Bilanzfälschungen. Nach der Übernahme von Lehman kommt es bei Barclays 2009 zur bisher grössten Kapitalverschiebung in der Geschichte: Barclays Global Investors mit Beteiligungen von $2,8 Bio. wird für bloss $13,5 Mia. an BlackRock überschrieben, wobei BGI CEO John Valrey und Aufsichtsratspräsident Bob Diamond Einsitz im Aufsichtsrat von BlackRock nehmen. Damit avanciert die amerikanische BlackRock mit $3,2 Bio. zum grössten Vermögensverwalter der Welt. Neben Rothschild besitzen die US-Milliardäre Warren Buffet und George Soros, die US-Politiker Al Gore und Mauric Strong, aber auch Queen Elisabeth II Beteiligungen am Hedgefonds, der 2015 bereits $4,75 Bio. verwaltet und als Grossaktionär bei BP oder Glencore engagiert ist.
Bereits am Tag nach dem Lehman-Crash beauftragt Paulson den ehemaligen Goldman Sachs-Chef Ed Liddy mit der Rettung der AIG, wozu die Federal Reserve Bank of New York (FRBNY) einen Kredit von $85 Mia. vergibt. $13 Mia. der staatlichen Rettungsgelder für AIG fliessen direkt an Goldman Sachs, für die fälligen Versicherungszahlungen. Bei der Rettung geht es also darum, die grossen Gläubiger zu retten (z.B. die Deutsche Bank mit $12,6 Mia.). Dies sind genau diejenigen Player, die nachher behaupten, sie kämen ohne staatliche Rettungspakete aus. Unmittelbar nach der AIG-Rettung verkündet Paulson die Einrichtung eines $700 Mia. Fonds, zu dessen Verwalter er den 35jährigen Nobody Neel Kashkari beruft. Milliarden fliessen in die Bank of America, damit diese die Merrill-Lynch rettet, deren Chef John Thain sich während der Krise einen Teppich für $87'000 in sein Büro legen lässt. Die Rettung der Citigroup unter Robert Rubin, der 26 Jahre bei Goldman Sachs und danach Finanzminister unter Clinton war, kostet $300 Mia. Der ehemalige Goldman Sachs-Mann Robert Steel bekommt eine Abgangsentschädigung von $225 Mio., als er während der Krise von der Spitze der Wachovia zurücktritt. Goldman Sachs ändert ihren Status von einer Investment- zu einer Geschäftsbank, damit sie in den Genuss einer $10. Mia- Finanzspritze kommt. Zudem untersteht die Bank nun der New Yorker Zentralbank, die vom ehemaligen Goldman Sachs-Vize Stephen Friedman geleitet wird. Entgegen den Vorschriften bleibt dieser Verwaltungsrat bei Goldman Sachs und behält nicht nur seine Goldman Sachs Aktien, sondern kauft sogar 52'000 weitere dazu. Im Mai 2009 tritt Friedman zurück, worauf mit William Dudley ein weiterer Goldman Sachs-Mitarbeiter sein Nachfolger wird.
2008 schüttet Goldman Sachs $10 Mia. an Löhnen und Boni aus (CEO Llyod Blankfein erhält $42.9 Mio.) und macht einen Gewinn von $2 Mia., muss aber nur $14 Mio. Steuern bezahlen. Im ersten Quartal 2009, nur Monate nach der Finanzspritze und mitten in der Krise, steigert Goldman Sachs die Löhne und Boni um 18% auf $4,7 Mia. 009 weist GS bereits wieder einen Gewinn von $13,39 Mia. aus. Da Goldman Sachs bestens über die Anforderungen der Bankenstresstests informiert wird, besteht sie alle Anforderungen problemlos.
Die Subprime-Krise von 2007/08 vernichtet $7 Bio. an Papiervermögen. Die Banken werden mit $8,5 Bio. gerettet, wozu die FED bis Ende 2008 $5,5 Bio. beisteuert. Zudem kauft es die wertlosen Papiere auf ($1,7 Bio. bis August 2016). Bis April 2009 steigen die Verluste der Banken auf $14 Bio, wofür die Regierung Garantien über $12,7 Bio. spricht. Die Kosten der Finanzkrise in den USA belaufen sich aber insgesamt auf mindestens $30,8 Bio: $5,2 Bio kosten die Massnahmen des Fed (Zinssenkungen, Staatsanleihenkäufe und Notkredite), $7,6 Bio die Einbussen beim Bruttoinlandsprodukt bis 2018, $11 Bio die Vermögensverluste der US-Privathaushalte und $8 Bio die Zunahme des US-Staatshaushalt bis 2018. Laut anderen Angaben gibt die US-Regierung $16 Bio. für die Rettung der Grossbanken aus.

Nicht nur die amerikanische, sondern auch die europäische Finanzpolitik wird massgeblich durch Goldman Sachs bestimmt, um die GS ist massgeblich an den Fälschungen zur Finanzlage Griechenlands beteiligt, indem $3 Mia. Schulden umgebucht werden. Den Griechen werden Kredite aufgedrängt, die sich das Land eigentlich gar nicht leisten kann, wobei GS $500 Mio. an Provisionen verdient. Während das griechische Volk für die Überschuldung bluten wird (zusätzliche Zinsrückzahlungen von $400 Mio. pro Jahr bis 2037), kassiert GS auch noch von den Kreditausfallversicherungen. Mario Draghi ist 2002-05 bei Goldman Sachs für Drittstaaten zuständig und damit mit der Falle für Griechenland vertraut. Draghi wird im Oktober 2011 Präsident der Europäischen Zentralbank, die damit als Filiale der Wall Street fungiert. Schon 2009 übernimmt die Troika aus IWF, EU und EZB die Kontrolle über den griechischen Staatshaushalt und machen Griechenland zu einem Testlabor, wie weit die Auspressung mit Austeritätsprogrammen möglich ist. Draghi wird im Oktober 2011 Präsident der 1998 gegründeten Europäischen Zentralbank, die damit als Filiale der Wall Street fungiert. Auch die EU-Kommissionspräsidenten Mario Monti und Romano Prodi, Direktor der Deutschen Bundesbank und der EZB Otmar Issing, EU-Wettbewerbskommissar und BP-Präsident Peter Sutherland, Europadirektor Antonio Borges, Vizefinanzminister Massimo Tononi, Finanzaufsichtsmitglied Charles de Croisset in Frankreich, EU-Wettbewerbskommissar Karel van Miert, der griechische Zentralbankgouverneur und Ministerpräsident Loukas Papadimos und sein Kollege Petros Christodoulou und viele mehr arbeiteten für GS, die damit die Finanzpolitik Europas dominiert. Der kanadische Zentralbanker und Gouverneur der Bank of England Mark Carney arbeitete für GS und war 1998 in die Finanzkrise Russlands involviert, die durch Spekulationen der GS auf einen Staatsbankrott angeheizt wurde. Der Weltbankpräsident Robert B. Zoellick und der US-Botschafter in Deutschland Philip D. Murphy arbeiten ebenfalls für GS. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso wechselt nach seinem Abgang 2016 als Berater und Präsident ohne Geschäftsbereich zu GS.
Dank ihren Vertretern in der Politik bleibt die organisierte Finanzmafia von der amerikanischen und europäischen Justiz unbehelligt und kann namhafte Regulierungen der Finanzmärkte verhindern. Damit geht die Aushebelung der Gesetze des freien Marktes mit Hilfe der Spekulation mit Derivaten, die eine riesige Hebelwirkung haben, weiter. Bis Ende 2013 steigt das Spekulationskapital auf 711 Bio., was fast dem Zehnfachen des Bruttoinlandprodukts aller Länder entspricht ($74, 7 Bio.). Die Verschuldung steigt 2016 auf $215 Bio., wobei 29,"% auf Staaten, 28,1% auf Firmen ohne den Finanzsektor, 22,6% auf den Finanzsektor und 20,1% auf Private entfallen (ebd: 102). Dank den Zinsen auf die selbstproduzierten Kredite (Hypothekar-, Firmen-, Staats- und Kaufkredite) saugen die Banken 35-40% der Wirtschaftsleistung als Gewinn ab. Das bedeutet, dass die Preise von Lebensmitteln und Konsumartikel zu einem Drittel aus Zinslasten bestehen.
Einen anderen Weg wählte North Dakota, der einzige Bundesstaat, der 1919 mit der Bank of North Dakota eine eigene Staatsbank einführte und damit das FED-System unterläuft. 2009 verzeichnet der Bundesstaat den grössten Hauhaltüberschuss seiner Geschichte, und 2014 liegt die Verschuldung bei 9% des BIP.

Die unabhängigen Zentralbanken handeln nicht im Interesse des Staats und seiner Bürger, sondern der Banken. In Frankreich wurde die nach Kriegsende verstaatlichte Banque de France 1993 wieder unabhängig, in England 1998. Obwohl die Labour-Regierung 1947 die Bank of England verstaatlichte und dabei die Eigentümer zum Nominalwert entschädigte, blieben der Vorstand und der Aufsichtsrat von denselben 40 Familien besetzt, die die Bank gegründet hatten. Nur Rothschild war 1819 neu dazugekommen. 1977 wurde allerdings schon die Tochtergesellschaft Bank of England Nominees gegründet, deren Tätigkeit geheim ist, aber vermutlich das Vermögen der Queen verwaltet.
2005 verkündet David Rockefeller, Gründer der Finanzlobbyorganisation Group of Thirty, an der Bilderberg-Konferenz in Rottach-Egern: "Wir befinden uns am Anfang einer globalen Umwälzung. Alles, was noch fehlt, ist eine grosse weltweite Krise, bevor die Nationen die ‚Neue Weltordnung' akzeptieren." Die Krise, dank der die Finanzmächte, die in der Group of Thirty zusammengeschlossen sind, die Macht der Nationalstaaten übernehmen, kommt 2008. Die Bankenrettung wird die Verschuldung der Staaten massiv erhöhen. Da die Kontrolle der Verschuldung die Macht über ein Land definiert, erlaubt die Krise die Implementation des Neofeudalismus. Schon 1946 meint Henry Ford: "Es ist gut, dass die Menschen des Landes das Bankensystem und das geldsystem nicht verstehen, denn wenn sie dies täten, gäbe es eine Revolution noch vor morgen früh. Das vorrangige Ziel dieser Financiers ist die Weltkontrolle durch die Schaffung von unauslöschlichen Schulden"

Kurz vor Ausbruch der Finanzkrise wird am 1.12.2007 der von angloamerikanischen Bankern geschriebene Artikel 123 des Lissabon-Vertrags unterzeichnet, der direkte Zentralbankkredite an Staaten verbietet. Durch diesen Staatsstreich verlieren die Staaten ihre monetäre Souveränität (wozu die Zentralbanken jeweils eingerichtet wurden) an die Privatbanken. Um die Banken zu retten, mussten die Staaten nicht nur Milliarden an Steuergeldern einsetzen, sondern auch neue Staatsanleihen an die Privatbanken ausgeben, damit die Privatbanken gerettet werden konnten. Die Explosion der Staatsschulden bringen den Banken in den USA (Verschuldung $19 Bio. ) um die $600 Mia. Gewinn (zwischen 1987 und 2013 zahlten die USA ungefähr $9 Bio. an Zinsen), und in der EU (Staatsverschuldungen €12,5 Bio)um die €450 Mia. (ebd: 108). Die grössten Profiteure der Finanzkrise gehören zum angloamerikanischen Bankensystem, von dem Goldman Sachs nur ein Teil ist. Zum System gehören zudem die britische Barclays und die amerikanischen Grossbanken JP Morgan Chase, Bank of America, Merril Lynch, Citigroup, Wells Fargo, Morgan Stanley und Bank of New York Mellon. Bei den Aktionären dieser Megabaken tauchen immer wieder dieselben Aktionäre auf, insbesondere BlackRock, Vanguard Group, State Street und Fidelity (FMR). Die ‚Big Four' verwalten Ende 2015 ein Vermögen von $15,6 Bio. Die Banken wiederum halten gegenseitige und kaum zu durchschauende Beteiligungen, weshalb Banken und Schattenbanken ein interdependentes System bilden. Zu den 50 Megakonzernen, die Weltwirtschaft über ihre Vernetzung massgeblich beherrschen, gehören 24 amerikanische und 8 britische Finanzgiganten. In der Reihenfolge des finanziellen Einflusses: Barclays, Capital Group, Fidelity FMR, Axa, State Street, JPMorgan Chase, Legal & General Group, Vanguard, UBS, Merrill Lynch, Wellington Management, Deutsche Bank, Franklin Resources, Credit Suisse, Walton, Bank of new York Mellon, Natixis, Goldman Sachs, T. Rowe Price, Legg Mason, Morgan Stanley, Mitsubishi UFJ Financial Group, Nothern Trust, Société Génerale, Bank of America, Lloyds TSB, Invesco, Allianz, TIAA, Old Mutual Public, Aviva, Schroeders, Dodge & Cox, Sun Life Financial, Standard Life PLC, Nomura Holdings, Depository Trust, Massachusetts Mutual Life, ING Groep, Brandes Investment Partners, Unicredito Italiano, Deposit Insurance, Vereniging Aegon, BNP Paribas, Affiliated Managers Group, Resona Holdings, Capital Group International und China Petrochemical Group.
Unter all diesen Aktionären tauchen immer wieder die Namen Rothschild und Rockefeller auf. Die Barclays wird von Marcus Aguis geleitet, dem Schwiegersohn von Edmund Leopold de Rothschild vom englischen Familienzweig. Zu diesem Imperium aus massgeblichen Beteiligungen an mehr als 70 Privat- und Schattenbanken gehören Fidelity FMR, Legal & General Group, Natixis, Llyods TSB, Massachusetts Mutual Life, ING Group, Nothern Trust, Vanguard, Legg Mason, Wellington, Axa, Franklin, Mitsubishi UFJ, Dodge & Cox, Nomura und Deposit Insurance Corp. Of Japan wie auch die Grossbanken JP Morgan Chase, Morgan Stanley, The Royal Bank of Scotland und Goldman Sachs. Alleine Barclays ist Grossaktionär bei den zehn grössten amerikanischen Rüstungsfirmen und den Konzernen, die den Dow Jones Industrial Index bilden: von Alcoa bis Wal-Mart. Steven M. Rothschild kontrolliert die Capital Research/Capital Group Companies, James Rothschild die Monument Capital Group, Edmond de Rothschild die State Street, Simon Rothschild die Resona Holdings, Lord Jacob Rothschild die Standard Life und zusammen mit Randall Rothschild die Blackstone Group. Zudem sind sie mit George H. W. Bush, der Familie Bin Laden und dem saudischen Königshaus bei der Carlyle Group engagiert, die aufgrund der Beteiligungen in Rüstungsfirmen zu den Hauptprofiteuren der US-Kriege in Afghanistan und Irak gehört. Mit Emmanuel Macron gelingt es dem Rothschild-Clan im Mai 2017, die Regierung in Frankreich zu übernehmen.
Zum Rockefeller-Clan gehören Citigroup, Deutsche Bank, UBS, Société Génerale und ebenfalls JP Morgan Chase. David Rockefellers Chase Manhattan Corporation übernimmt 2000 zunächst die Robert Fleming & Co. und fusioniert noch im selben Jahr nach einem $36 Mia. Aktienkauf der J.P.Morgan zur zur heute grössten US-Bank JPMorgan Chase. William Rockefellers National City Bank fusioniert 1955 mit der First National Bank of New York zur Citibank (dann Citicorp., heute Citigroup), die Anfang der 80er Jahre mit einem Vermögen von $130 Mia. die grösste Bank ist. Den Rockefellers gehören neben den Banken die Ölgiganten ExxonMobil, ConocoPhillips und Chevron, die aus dem einstigen Monopol Standard Oil hervorgingen. Die JPMorgan Chase hält 40% und die Citibank 22,5% der Federal Reserve Bank of New York, der wichtigsten des FED-Systems, das die ‚toxischen' Papiere der Banken übernimmt. Per 4.8.16 kauft die FRBNY nun wertlose Mortgage Backed Securities über $1,74 Bio. zu früheren Marktpreisen von den Banken.
Die Vermögen der Familien Rothschild und Rockefeller, die an der Staatsverschuldung, der Dollarverzinsung und der Finanzkrise prächtig verdienen, soll die Billionengrenze längst überschritten haben. 2012 kommt es zu einer Aufsehen erregenden Kooperation: Der 76jährige Jacob Rothschild und der 96jährige David Rockefeller beschliessen, dass Rothschilds RIT Capital Partners mit 37% bei Rockefellers Vermögensmanagement bei der Société Génerale einsteigt.
Die Schattenbanken bestehen aus Investment-, Hedge- und Devisenfonds, Stiftungen, Trusts und Private-Equity-Gesellschaften, die 2015 $75 Bio. verwalten. Sie betreiben bankähnliche Geschäfte, ohne dass sie eine Banklizenz benötigen und aufgrund der Basel-Regulierungen kaum kontrolliert werden. Die Überkreuzbeteiligungen verhindern die Transparenz. BlackRock mit $4,6 Bio. Kapital gilt als grösster Aktionär Deutschlands, da er an jedem grösseren deutschen Konzern beteiligt ist. Vanguard verwaltet $3,15 Bio., State Street Global Advisors $2,45 Bio. (State Street insgesamt $25,1 Bio.) und Fidelity knapp $ 2 Bio. Insgesamt verwalten die Schattenbanken etwa ein Viertel und die Banken etwa die Hälfte der Vermögenswerte im Finanzsystem, wobei die Schattenbanken rasch zulegen: 1997 investierten Hedgefonds $118 Mia, 2014 bereits $2,6 Bio. In den USA werden bereits über die Hälfte der Kredite von den Schattenbanken vergeben. Aufgrund der mangelnden Regulierung stellen die Schattenbanken ein beträchtliches Risiko dar. 1998 crasht der amerikanische Hedgefonds Long Term Capital Management, weshalb die FED of New York eine Rettungsaktion in die Wege leitet, an der sich Lehman Brothers nicht beteiligt. Dies könnte der Grund sein, weshalb die Bank 2008 fallen gelassen wird. Die im Nachgang der Krise verordneten erhöhten Eigenkapitalvorschriften von Basel III für europäische Banken verschaffen den (amerikanischen) Schattenbanken einen Wettbewerbsvorteil. Aufgrund der riesigen Kreditsummen und der Hebelwirkung der abenteuerlichen ‚Finanzprodukten' können die Schattenbanken ganze Länder manipulieren und ruinieren.
Im Oktober 2011 einigt sich Griechenland mit der Troika auf einen Schuldenschnitt in der Höhe von 53,5%. Im November 2011 muss Ministerpräsident George Papandreou, der eine Volksabstimmung über die Art der Krisenbewältigung vorschlug, auf Druck von Goldman Sachs zurücktreten. Neuer Regierungschef wird der ehemalige Goldman-Sachs-Mitarbeiter Loukas Papadimos, der 1994 - 2002 Gouverneur der griechischen Zentralbank war und in dieser Funktion die wahre Verschuldung Griechenlands verschleierte. Im September 2009 schuf GS den CDS- Index, der die hohe Verschuldung Griechenlands aufdeckt, worauf die Zinsen der griechischen Schulden explodieren, was GS nicht nur massive Zinsgewinne, sondern auch Spekulationsmöglichkeiten eröffnet. Die Deutsche Bank hat ihre griechischen Anleihen rechtzeitig abgestossen, aber die zypriotischen Banken müssen Verluste von €4,2 Mia. einstecken. Zypern versucht darauf, mit einem Kredit von €2,5 Mia. aus Russland über die Runde zu kommen. Die Troika weiss, dass Russland die taumelnde zypriotische Finanzindustrie mit einer Bilanzsumme von €150 Mia. nicht retten kann und erhöht die Eigenkapitalrichtlinien der zypriotischen Banken auf 9%, worauf sich Zypern erneut an Moskau wendet, worauf die Ratingagentur Fitch zypriotische Staatsanleihen nicht mehr als Sicherheiten akzeptiert. Damit ist Zypern von den internationalen Kapitalmärkten abgeschnitten und muss die Troika um Hilfe bitten. Bei der ‚Rettung' kommt nun erstmals nicht das Bail-Out (die Rettung der Banken mit Steuergelder), sondern das Bail-In (die Kontoinhaber und Kleinaktionäre verlieren einen Teil ihrer Ersparnisse) zur Anwendung. Bei der Abwicklung der zweitgrössten Bank wird Zypern 2013 zu einem Bail-In von €5,8 Mia. verpflichtet. Für Konto-Inhaber bis €100'000 bedeutet dies eine Abgabe von 6,75%, über €100'000 von 9,9%. Zuvor konnten die westlichen Banken, wohlhabende Briten, griechische Reeder und die russischen Oligarchen ihre Einlagen bis März 2013 abziehen. Die Schweiz hat das Prinzip des Bail-In als erster Staat bereits am 1.9.11 gesetzlich verankert, was die EU am 1.8.13 ebenfalls nachvollzieht.
Wallstreet investiert $475 Mio. in den Wahlkampf von 2008, womit sie erreicht, dass die Hedgefonds-Gewinne weiterhin nur mit 15% besteuert werden; die Pharmaindustrie an 2. Stelle gibt $167 Mio. aus. 2009 geben die Wall-Street-Lobbyisten $122 Mio. zur Verhinderung von Finanzreformen aus, mit Erfolg: Das im Juli 2010 eingeführte Dodd-Frank-Gesetz umfasst zwar 2300 Seiten und bringt einige Regulationen, korrigiert die Ursachen für die Finanzkrise jedoch nicht. Trotz der Länge werden konkrete Massnahmenbeschreibungen vermieden, und die Papierflut macht es leicht, die Vorschriften zu umgehen. Zudem gibt es 135 Aufsichtsbehörden, und alleine für die Banken sind 11 zuständig. Die Finanzmärkte gehen nach wie vor hohe Risiken ein, weil sie annehmen, dass sie in einer künftigen Krise erneut vom Staat gerettet werden müssten. Senator Christopher Dodd (Dem.) erhielt $15 Mio. und Repräsentant Barney Frank $4 Mio. von den Banken für den Wahlkampf. Seit 2000 hat sich die Zahl der Lobbyisten in Washington auf 35'000 verdoppelt. Allein 3000 Lobbyisten arbeiten für den Finanzsektor, der in diesen 10 Jahren über $5 Mia. für die politische Beeinflussung in Washington ausgab. Dagegen konnten die Gewerkschaften und Konsumentenorganisationen nicht mal $10 Mio. pro Jahr aufbringen.

Wesentlich mitbeteiligt an der Finanzkrise sind die Rating-Agenturen Moody's, Standard & Poor's und Fitch, die den Grossbanken für ihre faulen und kriminellen ‚Finanzprodukte' Bestnoten erteilten. Damit übernahm das ‚Trio Infernale' die Rolle eines pseudoneutralen Schiedsrichters. Allerdings sind die Ratingagenturen selbst Grossunternehmen mit Milliardenumsätzen, die profitorientiert arbeiten. Sie bewerten die Papiere derjenigen Banken, die sie bezahlen, und zwar auf eine absolut intransparente Weise. Die Auswertung von 39'000 Ratings hat ergeben, dass diese umsobesser ausfallen, je teurer das Rating bezahlt wurde. Sie nehmen 97% der weltweiten Bewertungen vor, setzen $ 4 Mia. um und machen davon 40% Gewinn. Die Ratingagenturen werden von denselben Schattenbanken beherrscht wie die Grossbanken: Capital Group, BlackRock, Vanguard, State Street, Fidelity, T. Rowe Price, Bank of New York Mellon und Nothern Trust.
Die Agenturen sind nicht nur auf das engste mit dem Bankensystem verbandelt und bewerten daher ihre Eigentümer, sondern sie machen in deren Auftrag auch Geopolitik, indem sie ganze Staaten auf ihre Kreditwürdigkeit bewerten. Sie sind wesentlich daran beteiligt, dass Griechenland, Portugal, Irland und Italien 2010-11 die Kreditwürdigkeit abgesprochen wird, worauf diese in die Zange von IWF, EZB und Grossbanken geraten und massive Sparpakete durchboxen müssen. Die dominierenden Staaten der EU (Deutschland, Frankreich und Grossbritannien) unterwerfen sich also dem Diktat der Privatbanken. Da die Ratingagenturen die europäischen Länder viel härter bewerten als die USA, helfen sie, dass der Euro in den Keller fällt und die Hegemonie des Dollar und der US-Banken nicht gefährdet sind (Woz 14.7.11: 6). Die unbegründete Herabsetzung der europäischen Länder war die zentrale Ursache für die europäische Schuldenkrise. Trotzdem verzichteten die EU-Politiker auf die geplante Gründung einer europäischen Ratingagentur.

Die Schattenbanken sind nicht nur die wesentlichen Aktionäre in der Rüstungsindustrie, sondern auch in den Medien. 2015 beherrschen sechs Konglomerate bei einem Umsatz von $275 Mia. über 90% des US-Medienmarktes: Time Warner, Walt Disney, Comcast/NBC, CBS, Twenty-First Century Fox, News Corporation und Viacom. Diese werden von lediglich 118 Personen in den Aufsichtsräten kontrolliert. Dazu kommen die vier zentralen Nachrichtenagenturen United Press International, Associated Press, Thomson/Reuters und Agence France Press, die weltweit über 90% der Auslandnachrichten liefern. AP ist eine Non-Profit-Gesellschaft und gehört zur Reverend Sun Myung Moon's Unification Church. Die britische Reuters wird 2007 von der Woolbridge Company der kanadischen Thomson-Familie für €12,9 Mia. übernommen. Die Medienkontrolle in den USA ist dank den Medienmultis praktisch total, was aber kein neues Phänomen ist. Schon 1880 meinte John Swinton bei seinem Abschied von der New York Times: "Es gibt - zu diesem Zeitpunkt der Weltgeschichte und in Amerika - nichts, das eine unabhängige Presse wäre [...] Wir sind die Werkzeuge und Vasallen von reichen Männern im Hintergrund. Wir sind die Marionetten, sie ziehen die Fäden, wir tanzen. Unsere Talente, unsere Möglichkeiten und unser Leben sind allesamt das Eigentum anderer Männer. Wir sind intellektuelle Prostituierte."

Um den Kollaps des Finanzsystems zu verhindern, pumpen die Zentralbanken immer mehr Geld in di Finanzindustrie. Der Ökonom Richard A. Werner entwickelte 1994 das Konzept des "Quantitative Easing", um eine Rezession zu verhindern. Allerdings sollte das Geld als Investition in die Realwirtschaft schliessen, während die Banken damit bloss Aktien- und Immobilienblasen erzeugen. Die $2,3 Bio, die das Fed im Rahmen ihrer ‚quantitativen Lockerungen' (QE01 und QE2) in das Bankensystem pumpt, zeigen kaum Wirkung. Die Arbeitslosenquote steigt offiziell auf 9%, aber faktisch liegt die Rate fast drei Mal höher bei über 22%, wenn man mit den alten, nicht manipulierten statistischen Methoden rechnet .Auch die EZB folgt diesem Rezept, wobei sich Draghi allerdings nicht an das Gesetz 123 hält, denn ab Mai 2010 kauft die EZB Anleihen von Griechenland, Portugal, Irland, Italien und Spanien, was nichts anderes als Staatsfinanzierung ist. Bis Juli 2016 übernimmt die EZB schon über € 1 Bio. und damit mehr als 10% der europäischen Staatsverschuldungen. Auch die Obergrenze der Staatsverschuldung von 60% oder der Neuverschuldung von 3% des BIP gilt längst nicht mehr. Für die EZB gibt es keine Kontrolle: Sie druckt nach eigenem Ermessen Milliarden, kauft Staats- und Unternehmensanleihen, vergibt Gratiskredite an Banken, ohne dass jemand zur Verantwortung gezogen werden könnte.
Daneben hat Europa mit dem Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM einen zweiten Umschuldungsmechanismus eingerichtet, der eine Art Eurobonds verwaltet. Deutschland wehrte sich entschieden gegen die Einführung von Eurobonds, musste aber klein beigeben, nachdem ein Käuferstreik 2011 verhinderte, dass die benötigten Staatsanleihen von €3 Mia. ausgegeben werden konnten. Der ESM ist eine ausserhalb jeglicher Rechtsordnung agierende Mega-Schattenbank mit einem Eigenkapital von €80 Mia. zum Schutz der internationalen Grossbanken, indem die Schulden auf alle verteilt werden. Der verwirrend formulierte Gründungvertrag wurde von angloamerikanischen Juristen ausgearbeitet und gleicht Verträgen von Rohstoffkonzernen mit afrikanischen Diktatoren zur Plünderung der Ressourcen: Sämtliche Beschlüsse des ESM bleiben geheim, und alle Organe und Führungskräfte geniessen strafrechtliche Immunität. Der ESM kann die Euroländer ohne Parlamentszustimmung zu Beitragszahlungen in unbestimmter Höhe verpflichten. Festgelegt ist, dass zuerst immer der IWF und die Gläubigerbanken bedient werden müssen, bevor die Gläubigerländer ihre Anleihen erstattet bekommen. Damit ist Europa fest im Griff der angloamerikanischen Finanzoligarchie.

Global steigen die Schulden zwischen 2007 und 2014 um $57 Bio., wovon $55,5 Bio. durch die Geschäftsbanken als Kredite erzeugt werden. Trotz der massiven Steuermittel zur Rettung der Banken schafft es kein einziges der betroffenen Ländern, die Finanzindustrie so zu regulieren, dass weitere Krisen ausgeschlossen sind. In den Steueroasen (Cayman Islands, Schweiz etc.) liegen zwischen $21 und 31 Bio. unversteuertes Vermögen. $6 Bio. davon werden von nur 10 Banken (UBS, Credit Suisse, Goldman Sachs, Bank of America, HBSC, Deutsche Bank, PNB Paribas, Wells Fargo, Morgan Stanley, JPMorgan Chase) verwaltet, die ihren Anteil innerhalb von 5 Jahren mehr als verdoppeln konnten. $10 Bio. der versteckten Vermögen gehören nicht mal 100'000 Personen und damit weniger als 0.0001% der Weltbevölkerung. Vor allem aus Ölförderstaaten wie Russland, Saudi-Arabien und Nigeria sind Steuerfluchtgelder enorm angestiegen. Mit der Versteuerung der Fluchtgelder könnten die meisten Staaten ihre Staatsschulden zurückzahlen.
Die Schulddienste drücken schwer auf den Entwicklungsländern, die 30% mehr an Zinszahlungen zu leisten haben als sie an Entwicklungsgeldern erhalten. Das Resultat dieser Ausbeutung, an der die Spitzen der jeweiligen Regierungen beteiligt sind (sonst werden sie weggeputscht), zeigt sich darin, dass fast die Hälfte der Weltbevölkerung am oder unter dem Existenzminimum lebt oder 200 Mio Kinder arbeiten müssen. In Afrika sind die Ausgaben für die Schuldzinsen vier Mal höher als diejenigen für die Gesundheitssysteme.
Aufgrund der Bankenrettungen fahren die Industriestatten ihre Entwicklungsgelder zurück, sodass beispielsweise das UNO-Welternährungsprogramm statt $6 Mia. 2009 nur noch $3.2 Mia. und 2010 statt 7 noch $2,7 Mia. erhält. Dies bedeutet 69 Mio. zusätzliche Hungernde. Zu den Verlierern der Börsenkrise gehören auch die Medien, deren Besitzer mit Spekulationen meist viel Geld in den Sand setzten. Die Börsenkurse liegen 2009 um 90% tiefer als ein Jahr zuvor. Die USA subventionieren die öffentliche Presse mit lediglich $450 Mio. pro Jahr (Deutschland gibt pro Kopf 20 Mal und Finnland 75 Mal so viel aus). Die öffentlichen Fernseh- und Radiostationen erhalten $1 Mia. Subventionen pro Jahr. Während die Korrespondenten-Auslandbeiträge der führenden Fernsehsendern (ABC, CBS, NBC) am Ende des Kalten Kriegs 4000 Minuten im Jahr erreichen, sind es im Jahr 2000 nur noch 1700 Minuten. Spitze sind die USA nur bei der Kriegspropaganda, wofür das Pentagon $4,7 Mia. pro Jahr ausgibt.

An den Börsen wird mit der sich abzeichnenden Krise der Immobilien und Aktien immer mehr in Rohstoffe und in industrielle Landwirtschaftsprojekte in der dritten Welt investiert. Riesige Ländereien in Afrika (etwa Äthiopien), Südamerika (etwa Uruguay) und Südostasien (etwa Kambodscha) werden von Investoren aufgekauft, um in Monokulturen Nahrungsmittel und Biotreibstoffe für den Export zu produzieren, auf Kosten der lokalen Bevölkerung.
Dollarschwäche und taumelnde Kreditmärkte bewirken, dass das Kapital zuerst in die Spekulation mit Erdöl flüchtet. Der Barrelpreis steigt von $60 Mitte 2007 innerhalb eines Jahres auf $147, obwohl das Angebot steigt und die Nachfrage sinkt. Anfang 2008 prophezeit Goldman Sachs Analyst Arjun Murti, dass der Ölpreis auf $200 steigen werde. Über die Tochter J. Aron hatte Goldman Sachs massiv in Ölraffinerien und -lager investiert. Der Aufschwung des Termingeschäfts mit Öl bewirkt, dass ein Barrel 27 Mal gehandelt wird, bevor er ausgeliefert und konsumiert wird. Mindestens drei Viertel des Handels ist 2008 spekulativer Natur, als er zusammenbricht und das Barrel auf $33 fällt. Wieder mal verlieren die naiven Anleger und Pensionskassen, die in Rohstoffe investiert haben.
Im Zug der Erdölpreise entwickelten sich auch die Nahrungsmittel zur Spekulationsmasse. Seit 1936 war dies durch die Regulationen der CFTC verhindert worden, bis die Rohstoffhändlerin J. Aron 1991 erreicht, dass sich nicht nur die Bauern, sondern auch die Händler gegen allfällige Preisverluste absichern können. Goldman Sachs und 14 weitere Unternehmen erhalten in den folgenden Jahren diese Sondergenehmigung. Die Spekulation mit Agrarprodukten an der Börse von Chicago steigt von $5 Mia. im Jahr 2000 auf $175 Mia. 2007, was ein wichtiger Faktor der Hungersnöte in den armen Ländern 2009 ist, wovon 100 Mio. Menschen betroffen sind. Allein von 2010 bis 2011 steigen die Preise von Getreide, Reis und Mais um 100%, 110% und 63%. Immer mehr kontrollieren wenige Grosskonzerne die Wirtschaft: Laut Weltbank decken die 500 weltweiten grössten Konzerne 52,8% des Weltsozialprodukts ab.

Quellen: Perkins 2009, Tiabbi 2009, Suter 2010, Caron/ Smith, Henry 2012, Fritel 2012, Wolff 2014: 187-203, Freisleben 2017.


Ölpolitik top

Seit dem Juni 2005 bestehen die Angriffspläne und die nötige Hardware gegen den Iran und Syrien. Cheney hatte die im Januar 2005 erweiterte USSTRATCOM beauftragt, sowohl konventionelle wie taktische Atomwaffen in die Planung der Luftangriffe miteinzubeziehen. Im Süden des Irak wurden Atomwaffen stationiert, die bei einem Gegenangriff des Irans nach einem israelischen Angriff eingesetzt werden können. Israel verfügt über 500 amerikanische BLU-109 Bomben, um unterirdische Bunkeranlagen zu zerstören. Im Januar 2007 bereiten die USA und die Israelis zudem den Einsatz von kleinen Atombomben (das US-Budget 2007 plant Ausgaben von $6,4 Mia. für die Produktion von Atomwaffen) gegen die Atomanlagen des Iran vor, obwohl der aussenpolitische Ausschuss des Kongresses die Aussenministerin Rice vor einem solchen Schritt warnte. Bush beschuldigt Syrien und den Iran, die Aufständischen im Irak zu unterstützen, und verschiedene hohe Regierungsbeamte (Haden, Hadley) sprechen sich für Militäroperationen aus. Mit der USS Stennis hat Bush einen zweiten Flugzeugträger in den Persischen Golf beordert, und in Qatar und Kuwait werden Patriot-Abwehrraketen gegen iranische Mittelstreckenraketen installiert. Vermutlich wird Cheney bald ein zweites 9/11-Ereignis in den USA inszenieren, um die ‚Legitimität' des Angriffs gegen den Iran zu gewährleisten. Am 1.2.07 bestätigt der ehemalige Nationale Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski vor dem Senatskomitee für Auslandbeziehungen, dass "a plausible scenario for a military collision with Iran involves Iraqi failure to meet the benchmarks, followed by accusations of Iranian responsibility for the failure, then by some provocation in Iraq or a terrorist act in the US blamed on Iran, culminating in a 'defensive' US military action against Iran that plunges a lonely America into a spreading and deepening quagmire eventually ranging across Iraq, Iran, Afghanistan and Pakistan." Ende 2007 bewilligt der US-Kongress $400 Mio. für Geheimdienstaktionen im Iran. Am 2.9.07 schaltet Israel den syrischen Raketenstandort bei Tall al-Abyad aus, von wo aus Syrien im Falle eines Angriffs gegen den Iran Vergeltungsschläge hätte ausführen können. Auch von den USA wird ein Angriff vorbereitet, der eine Eskalation des Konflikts bringen soll. Ein mit sechs Atombomben bestückter B-52-Bomber fliegt am 30.8.07 ohne offizielle Bewilligung vom Minot Luftstützpunkt in North Dakota nach der Barksdale Basis in Louisiana, von wo aus er in den Mittleren Osten hätte starten sollen. Der Flug wird gestoppt. In der Folge entlässt Verteidigungsminister Robert Gates, der ehemalige Bürogehilfe Brzezinskis, den Air Force Chef Michael W. Wynne und den Air Force Stabschef General T. Michael Moseley.
Im Juni 2008 droht Israel dem Iran mit der Bombardierung seiner Atomanlagen und probt den Angriff in einem Grossmanöver über dem Mittelmeer. Im August 2010 muss der Iran die Inbetriebnahme seines ersten Atomkraftwerks von Bushehr verschieben, weil die Siemens-Steuerung vom Virus Stuxnet lahmgelegt wird. Die manipulierten Frequenzumrichter erhöhen die Drehzahl der fragilen Zentrifugen, ohne dass eine Veränderung angezeigt wird, und zerstören 984 der 5000 Zentrifugen. Siemens kooperiert mit dem amerikanischen Geheimdienst beim Programm OLYMPIC GAMES, und der Virus wird in der israelischen Anlage von Dimona getestet. Die CIA, der Mossad und andere westliche Geheimdienste haben schon zuvor versucht, das iranische Atomprogramm zu sabotieren. Da Natanz nicht ans Internet angeschlossen ist, muss die Anlage vor Ort infiziert worden sein, was den Schluss nahe legt, dass die Ermordungen von Atomwissenschaftlern mit Spurenbeseitigung zu tun haben könnte. Aufgrund eines Softwarefehlers kommt der Virus auf einen Rechner eines Ingenieurs und verbreitet sich, als dieser später ans Internet angeschlossen wird, weshalb die Cyberwar-Attacke öffentlich wird.
Am 14.12.07 bewilligt der von den Demokraten beherrschte Kongress $696 Mia. für das Kriegsministerium, davon $190 Mia. für die Kriege im Irak und in Afghanistan.
Im Juni 2008 werden die Verträge von Exxon Mobil, Shell, Total und BP mit der irakischen Regierung unterschrieben. 36 Jahre, nachdem Saddam Hussein die Ölkonzerne hinausgeworfen hat und damit bei den Amerikanern in Ungnade gefallen ist, kehren diese als Sieger wieder in den Irak zurück. Nicht nur im Irak und im Iran geht es um Öl und Gas, sondern auch in den von den USA gesponserten ‚Bürgerkriege' in Nigeria, Yemen, Sudan, Somalia, Angola ebenso wie in Kolumbien oder Tschetschenien. Die Stimmungsmache gegen den Islamismus hat den alleinigen Grund in der Tatsache, dass 75,9 % der nachgewiesenen Ölreserven in muslimischen Ländern liegen, und diese Reserven beanspruchen die Amerikaner für sich, da sie 500 Mia. Liter Benzin pro Jahr verbrauchen. 2007 beziehen die USA bereits mehr Öl aus Afrika (v.a. aus Nigeria) als aus dem Mittleren Osten, weshalb die Amerikaner mit dem neuen Kommando Africom ihre militärische Basis auf dem Kontinent ausbauen. Nicht nur die bisherige Militärbasis in Camp Lemonier in Djibouti, sondern auch die Kooperationsverträge zur Nutzung lokaler Militäreinrichtungen werden ausgebaut.

Darfur im Westsudan besitzt beträchtliche Ölreserven und ist der drittgrösste Ölproduzent südlich der Sahara, wobei 80% des Öls im Süden liegen. 1995 engagiert sich der frühere Präsident Jimmy Carter und erreicht einen sechs monatigen Waffenstillstand im Bürgerkrieg, der seit 1955 im Gange ist. Gegen die Separatistenbewegungen im Westen setzt die Regierung von Omar al-Baschir zwischen 2002 und 2005 berittene Milizen ein. Laut Baschir kommen dabei 10'000 Menschen ums Leben und 70'000 werden vertrieben, wofür er im April 2011 die Verantwortung übernimmt. Die westlichen Medien sprechen hingegen von bis zu 300'000 Ermordeten und bis zu 2,7 Mio. Vertriebenen. Baschir wird zum Massenmörder aufgebaut, um den Sudan zu spalten.
Im Südsudan stehen sich primär die Dinka, aus der sich die von John Garang geleitete südsudanische Volksbefreiungsbewegung SPLM rekrutiert, den Nuer gegenüber, wobei es eine Reihe weiterer ethnischer Konflikte gibt. Bis 2005 führt die SPLM einen erbitterten Krieg gegen Präsident Omar Hassan al-Baschir. Kurz nach dem Friedensschluss 2005, der dem Süden einen sechsjährigen Autonomiestatus gewährt, stürzt Garangs Helikopter aus ungeklärten Gründen ab, und Salva Kiir wird zum Präsidenten des christlich dominierten Südsudans, wobei seine Regierung wegen der grassierenden Korruption und Vetternwirtschaft in die Kritik gerät. Aber er wird durch die USA gestützt, die die im islamischen Norden aufgebaute Ölindustrie kontrollieren will. Obwohl al-Baschir vor dem internationalen Gerichtshof angeklagt wird, funktioniert der Sturz des Präsidenten nicht, weil der Sudan, wie die USA auch, den Internationalen Gerichtshof nicht anerkennt. Der Süden kann 2011 über die Unabhängigkeit vom Norden abstimmen, was 98% der Bevölkerung befürworten. Der Norden verliert 75% seiner Erdölvorkommen von geschätzten 4,2-6,7 Mia. Barrell, und im neugegründeten Staat haben die Ölfirmen praktisch freie Hand. Das Binnenland ist jedoch von der der Pipeline durch den Nordsudan abhängig, weshalb es Anfang 2012 zum Konflikt kommt, da der Norden horrende Transportkosten verlangt, um seine Verluste zu kompensieren. Der Süden stellt seine Ölproduktion ein, und Kenya verspricht, eine 1400 Kilometer lange Pipeline von Juba nach Lamu zu bauen. Im April 2012 überfällt Südsudan das letzte verbliebene Ölgebiet des Nordens und besetzt Heglig, worauf al-Baschir zum Gegenschlag mobilisiert und dafür im Westen als Bösewicht dargestellt wird.

Georgien überfällt im Sommer 2008 das von Russland unterstützte Südossetien, mit der Begründung, dass es zu Georgien gehöre.
Berater im Weissen Haus drängen im Weissen Haus auf den Einsatz von amerikanischen Truppen im Südkaukasus, mit dem Argument, dass Russland bis nach Tbilissi vordringen und Präsident Saakaschwili stürzen könnten. Gleichzeitig wird eine Propaganda-Maschinerie losgetreten, die Russlands Imperialismus die Schuld am Krieg zuschieben soll. Während Jahren haben die amerikanischen Geheimdienst Georgien mit den Gewinnen aus dem afghanischen Opiumhandel aufgerüstet, um Russland in einen Konflikt zu verwickeln und angreifbar zu machen. Nach wie vor haben die USA keinen Zugang zum russischen Öl. Bush wird die angebahnte Konfrontation jedoch zu heiss, und er überlässt es Nicholas Sarkozy, der die Präsidentschaft der EU innehat, einen Waffenstillstand auszuhandeln.

Quellen: Lapham (2004), Hopsicker (2004a), Chossudovsky, Bröckers, Suter (2010), Kober, Palast, Pitt, Abele, Rötzer, Ramonet (2005), Zumach (2005), Klinenberg (2005), Golub (2006), Suter (2010a), Gerber (2010), Tarpley (2008).


November 2008 Barack Obama top

Barack Hussein Obama ist ein Politprodukt des Finanzkapitals und der Rockefeller-Linie innerhalb der Demokratischen Partei. Obamas Mutter Stanley Ann Dunham lernte ihren Mann Barack Obama sen. in einem Russischkurs (wahrscheinlich von der CIA organisiert) auf Hawaii kennen, wo Obama am 4.8.61 geboren wurde. Der Vater verlässt Frau und Kind 1963 für ein Doktorstudium an der Harvard Universität. Nachdem die Mutter entdeckte, dass ihr Mann bereits verheiratet ist, zieht mit einem neuen Mann und Barack 1968 nach Jakarta, wo sie in der US-Botschaft Indonesiens arbeitet. Nach der erneuten Trennung 1970 lebt Obama jun. bei den Grosseltern in Honolulu.
Die Mutter arbeitet für die Ford-Foundation und spezialisiert sich auf Mikrokredite, mit denen die Dritte Welt an die Logik des Finanzkapitals gewöhnt werden soll. 1988-92 setzt sie das Programm mit der Bank Rakyat Indonesia, der USAID und der Weltbank in Indonesien und Pakistan um. Dank den guten Verbindungen seiner Mutter kann Barack die Punahou-School und danach das Occidental College bei Los Angeles besuchen und an der Columbia University studieren. Wichtigster politischer Vordenker und Förderer Obamas seit 1981 ist Zbigniew Brzezinski, ehemaliger Sicherheitsberater Jimmy Carters und Chef des Institute for Communist Affairs an der Columbia. Zu den anderen Lehrern gehört Samuel Huntington und zu den Kommilitonen der spätere UNO-Botschafter Zalmay Khalilzad. Obama schreibt seine Abschlussarbeit über die sowjetische Atomabrüstung, eines der Kernthemen Brzezinskis.
Dessen Hauptfeind nach dem Ende des Kalten Kriegs ist die 1996 gegründete Organisation Shanghai Five (China, Russland, Kasachstan, Kirgisien und Tadschikistan), die sich nach dem Anschluss Usbekistans 2001 Shanghai Cooperation Organization nennt. Brzezinski engagiert sich für die Abspaltung des Kosovo von Serbien und für die Stationierung von Raketen in Polen. Sein Hauptschwerpunkt ist aber, die Chinesen aus Afrika zu verdrängen, wozu die US Africom in Äthiopien aufgebaut wird. Unter dem Deckmantel der al-Qaida werden Konflikte geschürt, um ein Land zu destabilisieren, was dann eine (humanitäre) Intervention erlaubt. Algerien, Marokko, Tunesien, Kenya, die Ukraine, Georgien oder Sudan (7% des chinesischen Öls kommen aus Darfur) gehören zu den Opfern dieser Subversionspolitik. Brzezinski votiert für eine Aussöhnung mit dem Iran und plant unter dem Deckmantel der Taliban-Bekämpfung eine Destabilisierung Pakistans, was sich gegen Russland und China richtet. Obama fordert im Juli 2007 gar die Bombardierung Pakistans, das enge wirtschaftliche Beziehung mit China unterhält, falls Muscharraf nicht selbst handelt. Die anderen Ölproduzenten, die nicht unter der Knute der USA sind, werden in die Zange genommen. Die militärische Mobilisierung Kolumbiens richtet sich zentral gegen Venezuela. Brzezinski, dessen Sohn Mark, Anthony Lake, Clintons erster NSC Direktor, und andere planen und kontrollieren Obamas Karriere.
Obama beginnt nach dem Studium als Berater und Finanzjournalist bei der Business International Corporation, einer privaten Geheimdienstfirma, zu arbeiten. Danach wechselt er als Community-Organisator zum City College in Harlem, was von der Gamaliel Foundation, einem Satelliten der Ford-Stiftung, und dem Woods Funds bezahlt wird. Stiftungen, die oft als Frontorganisationen der Geheimdienste und der sozialen Manipulation der Bevölkerung dienen, spielen eine zentrale Rolle in Obamas Leben. Seit den 60er Jahren unterstützen die Stiftungen vermehrt Handlungs- und weniger Forschungsprogramme mit dem Ziel, mit gezielten Finanzierungen einzelner Projekte soziale Spannungsfelder abzubauen, um die Illusion einer gerechten Gesellschaft aufrecht zu erhalten. Vor allem seit dem Lehrerstreik 1968 in New York, der sich gegen das Entlassungsrecht der lokalen Behörden richtet, fördert die Ford-Stiftung unter McGeorge Bundy Programme für Minderheiten, um etwa der Bürgerrechtsbewegung von Martin Luther King und den Black Panthers das Wasser abzugraben. Dabei finanziert der ehemalige Geheimdienstkoordinator unter Kennedy das radikale Cleveland Chapter des Congress of Racial Equality. Mit dem Erstarken der Extremisten kann dann die ganze Bewegung diskreditiert werden. Die Privatisierung der Geheimdienste durch Reagan, die sich in Firmen, Anwaltskanzleien und vor allem Stiftungen einnisten, förderte dieses verdeckte Sozial-Ingeneering. Nach den pseudodemokratischen Methoden von Saul Alinsky sollen Aufstände verhindert werden.
Von 1988 bis 1991 studiert Obama an der Harvard Law School, wobei er im Sommer 1989 bei der renommierten Kanzlei Sidley & Austin arbeitet. Hier knüpft er Kontakte mit Tom Ayers. Bruder Bill Ayers, ehemaliger Weatherman-Terrorist und späterer Pädagogikprofessor, kennt Obama seit der Schulzeit. Ayers verübte die Bombenattentate auf das Polizeihauptquartier in New York 1970, auf das Capitol 1971 und das Pentagon 1972. Zwischen 1970 und 1974 führen die Weatherman 12 Bombenattentate durch. Die Weatherman wurden 1968 von Mark Rudd gegründet, mit der Hilfe von der Ford Foundation, dem Institute of Policy Studies und Institute for Social Research der Universität Michigan. Das Training für den Bombenbau kommt von Ward Churchill, der dem Militärgeheimdienst angehört haben könnte.
Ayers rekrutiert Obama in den Verwaltungsrat des Annenberg Chicago Challenge, das eine Dezentralisierung des Schulsystems anstrebt, um die Lehrergewerkschaften zu schwächen. Ayers und seine Frau Bernardine Dohrn, die frühere Sekretärin der Students for a Democratic Society (SDS), sponsern Obamas Karriere seit 1995. Die SDS entstand aus der CIA-Front Student League for Industrial Democracy (SLID). Der Annenberg Challenge erlaubt es Obama, mit den einflussreichen Investoren in Chicago in Kontakt zu kommen. Obama sitzt auch in der Joyce Stiftung, wo er Millionen an Gruppen überweist, die sich für das Waffenrecht einsetzen.
Nach dem Studium arbeitet Obama ab 1993 als Menschenrechtsanwalt bei Miner, Barnhill & Galland, die von Allison Davis geleitet wird und für den GImmobiliengangster Tony Rezko arbeitet. Zudem beginnt er an der Chicago Law School Vorlesungen zu halten und nimmt zusammen mit Ayers Einsitz im Woods Funds-Vorstand, der unter anderem die PLO finanziert. Davis finanziert nicht nur Daley und Blagojevich, sondern auch Obama, der in verschiedenste betrügerische Immobiliendeals verstrickt ist. Der Syrer Antoin Rezko, der nach den ersten Primärwahlen wegen Betrugs verurteilt wird, finanziert Obamas Kandidatur für den Kongress 2000 mit $50-75'000 und seinen Präsidentschaftswahlkampf mit $250'000. 2007 setzt sich Obama ein, dass Rezko einen $14 Mio. Auftrag für den Bau von städtischen Seniorenwohnungen erhält.
2000 verliert er vernichtend gegen Bobby Rush, der von Bill Clinton unterstützt wird. Die Wahl in den Senat 2004 verläuft dagegen problemlos, weil die beiden ernsthaften Konkurrenten mit orchestrierten Skandalen (der Demokrat Marson Blair Hull soll seine Exfrau missbraucht und der Republikaner Jack Ryan soll seine Frau Jeri in Sado-Maso-Sexclubs in mehreren Städten geschleppt haben) aus dem Rennen geworfen werden. Verantwortlich für die Schmutzkampagnen in der Chicago Tribune ist David Axelrod. Im Senat votiert Obama fast immer auf der Linie von Bush, auch wenn er im Wahlkampf andere Positionen vertritt. So informiert Austan Goolsbee, Skull and Bones-Mitglied, neoliberaler Ökonom an der Universität von Chicago und Berater in Obamas Wahlkampf, die kanadische Regierung darüber, dass Obamas Kritik des Freihandels nur Wahlkampfrhetorik gewesen sei. Zum Beraterteam gehört auch Susan Rice, die Assistant Secretary of State for Africa in Clintons Regierung und damit mitverantwortlich für die katastrophale Ruanda-Politik war.
Obama ist für neoliberale Reformen (z.B. Leistungslohn bei den Lehrern, freie Märkte, keine Einschränkungen bei den Kreditkarten), für militärische Interventionen (Raketenangriffe gegen den Iran und Pakistan), für die militärische Aufrüstung (er will die Truppen der US Armee um 100'000 aufstocken) für die Todesstrafe, für Biozusätze im Benzin, für den Patriot Act, für die Kriege in Irak und Afghanistan, für Einschränkungen bei der medizinischen Behandlung, gegen ein Impeachment gegen Bush, für die Telefonüberwachung, etc.
Obama ist beeinflusst von der rassistischen Doktrin der schwarzen Befreiungsbewegung von Jeremiah Wright, die zentrale Figur der Trinity United Church of Christ, der Obama angehörte. Eine rassistische Position vertritt auch Michelle Robinson, deren Vater zum korrupten demokratischen Netzwerk um Daley gehört. Sie promoviert 1988 an der Harvard und arbeitet ab 1991 für Valerie Jarrett im Planungs- und Entwicklungsdepartement Chicagos, wo die Aufträge für die Senioren- und Sozialwohnungsbauten vergeben werden. Jarrett ist Stellvertreterin von Daley und später Obamas Kampagnenberaterin. Obamas Zugang zu den Stiftungen hilft, dass die Pensionskassen in sogenannten public-and-private-partnerships Geld in die betrügerischen Immobiliengeschäfte von Nadhmi Auchi und Rezko stecken. Über Rezkos Frau Rita erhält das junge Paar Land für den Hausbau zu einem unschlagbaren Preis.
Obama wird finanziell auch unterstützt vom Iraker Auchi, der mit $4 Mia. Besitz der acht reichste Mann Grossbritanniens ist. Er ist in den irakischen Oil-for-Food-Skandal verwickelt und wird wegen Betrug im Elf Aquitaine Skandal um Charles Pasqua, Roland Dumas und die korsische Mafia verurteilt. Der dritte Mafiosi hinter Obama ist Aiham Alsammarae, früherer irakischer Elektrizitätsminister, der 2006 wegen korrupten Geschäften mit Statthalter Paul Bremer zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt wird. Alsammarae kann mit Hilfe von angeheuerten Blackwater-Söldner aus dem Gefängnis fliehen und geht nach Chicago. Sechs Beiträge an Obamas Kampagne sind bekannt.
James Crown, Verwaltungsratsmitglied der Rüstungsfirma General Dynamics und Direktor der Bank J.P. Morgan Chase steuert zu Obamas Kampagne für den Senat bei, ebenso wie Susan (Nothern Trust) und Lester Crown (Maytag). Die Organisation Association of Community Organizations for Reform Now (ACORN), die vom Woods Fund und der Joyce Foundation alimentiert wird, unterstützt Obama. ACORN ist 2004-2006 in betrügerische Wählerregistrationen in Washington, Missouri und North Carolina verwickelt. Eine Umfrage im März 2011 zeigt, dass ein Viertel der Republikaner glaubt, dass Acorn 2012 die Wahlen für Obama manipulieren und gewinnen wird. 31% halten dies für möglich, obwohl die Organisation aufgrund des Drucks der Konservativen am 2.11.2010 aufgelöst wird.
Nach nur 3 Jahren im Senat und ohne jede exekutive Erfahrung meldet Obama seine Kandidatur für die Präsidentschaft an. Die minimale Erfahrung ist ein Vorteil, weil man keine Spuren hinterlässt und für alle wählbar bleibt, wie er selbst konstatiert: "I serve as a blank screen on which people of vastly different political stripes project their own views." Obama hat gelernt zu reden ohne etwas zu sagen. Damit kann er sich als Erlöser inszenieren und von der Hoffnung auf einen Wechsel, den die Amerikaner dringend wünschen, schwadronieren.
Finanzhai George Soros, wie Warren Buffet einer der Berater von Lord Jacob Rothschild, setzt auf Obama und sponsert die MoveOn.org mit $1,46 Mio., ohne die Obama keine Chance hätte. Sein Sohn Jonathan ist aktiv in der MoveOn.org. Andere grosse Spender sind AKW-Betreiber Exelon, UBS-America, Lehman Brothers, JP Morgan Chase, Citigroup, Morgan Stanley und Credit Suisse. Der offiziell grösste private Wahlkampfspender Obamas mit einem Beitrag von $981'000 ist Goldman Sachs, die zudem $4,45 Mio. an die Demokratische Partei spendiert. Stabschef des Finanzministeriums wird ‚Goldman' Mark Patterson, und der ehemalige Vizefinanzchef der Goldman Sachs Gary Gensler übernimmt die CFTC. Das nächste Spekulationsprojekt plant Goldman Sachs im Handel mit CO2-Zertifikaten, was ein Milliardengeschäft zu werden verspricht. 2008 gibt die Bank $3,5 Mio. aus, um für Klimathemen zu lobbyieren, und einer der Lobbyisten ist Mark Patterson. Goldman Sachs investiert früh in Windenergie (Horizon Wind), erneuerbaren Diesel (Changing World Technologies), Sonnenenergie (PP Solar) und das Zertifikatstrading (Blue Source) und kauft 10% der Klimabörse von Chicago, wo der künftige Zertifikatshandel geplant ist. Schon Al Gore gründete zusammen mit den Goldman Sachs-Leuten David Blood, Mark Fergueson und Peter Harris die Generation Investment Management, die Treibhausabgase verwalten soll. Nicht dem Staat soll die Umweltsteuer zufliessen, sondern privaten Investoren.
Obwohl Obama behauptet, er nähme kein Geld von Lobbyisten, umfasst sein Fundraising-Team 38 Mitglieder von Anwaltskanzleien, die $138 Mio. eintreiben. Der Rockefeller-Clan mit Carter stellt sich hinter Obama, ebenso wie Rupert Murdoch und Warren Buffett, der vermutlich noch mehr zahlte als Goldman Sachs. Der Kult, der von einer perfekt organisierten Medienkampagne um Obama aufgezogen wird, erinnert an die Inszenierung von Mussolini. Offiziell geben die beiden Präsidentschaftskandidaten $1,8 Mia für den Wahlkampf aus (die SenatskandidatInnen $410 Mio und die RepräsentantenanwärterInnen $978 Mio.).
Warren Buffett, offiziell einer der Reichsten der Welt und Berater von Lord Jacob Rothschild, erklärte, dass es einen Klassenkampf gebe, "aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt; und wir werden den Krieg gewinnen" (in Freisleben 2017: 21).
Am 18.6.08 hält Larry Sinclair im National Press Club in Washington eine Pressekonferenz, wobei er behauptet, er sei im November 1999 in zwei homosexuelle Affären mit Obama verwickelt gewesen, wobei er Kokain von Obama und Obama Crack konsumiert habe. Im Herbst 2007 habe er sich bei der Wahlkampagnenorganisation Obamas gemeldet, wobei er in Kontakt steht mit Donald Young, der am 23.12.07 ermordet wird. Young ist der schwule Chorleiter von Jeremiah Wrights Trinity United Church of Christ. Nachdem er seine Story auf Youtube platzierte, bezahlt David Axelrod über AKR Media der Pornowebsite Whitehouse.com $750'000, um eine Verleumdungskampagne gegen ihn zu starten. Der Besitzer Dan Parisi verkauft die Website danach an eine Versicherung. Unmittelbar nach der Pressekonferenz wird Sinclair verhaftet. Ausgestellt wird der Haftbefehl vom Staatsanwalt Delawares, Beau Biden, dem Sohn des zukünftigen Vizepräsidenten Joe Biden.
Admiral Dennis Blair wird zum obersten Chef aller Geheimdienste, die 200'000 Personen beschäftigen und $75 Mia. pro Jahr kosten (20 Jahre früher waren es noch halb so viele Personen und Kosten von $30 Mia.). Blair spielte eine unrühmliche Rolle beim Osttimor-Konflikt, weil er sich im April 1999 mit dem indonesischen Verteidigungsminister General Wiranto traf, nachdem die indonesische Armee an einem Massaker an Flüchtlingen in einer katholischen Kirche mitbeteiligt war. Entgegen der Rhetorik Washingtons sicherte der Studienkollege und Freund Clintons der indonesischen Armee die Unterstützung zu und versprach weitere Waffenlieferungen. Zum CIA-Chef wird Leon Panetta ernannt, der als Foltergegner gilt. Alle CIA-Operationen werden überprüft und laufen weiter. Nur bei der Folter von Gefangenen gibt es Einschränkungen.
Obama ernennt Michael Taylor zum Hauptberater der Lebensmittelkontrollbehörde FDA. Taylor war jahrelang für Monsanto tätig und erwirkte bereits in der Regierung Clintons die Zulassung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln und versuchte, Afrikas Landwirtschaft für die US-Chemiekonzerne zu öffnen. 41% der US-Maisernte wird zu Ethanol verarbeitet, und 50% wird an Tiere verfüttert. Robert Callahan, der in den 80er Jahren mit John Negroponte in Honduras die Contras steuerte, wird Botschafter in Managua.

Obama hält an der Strategie des Ersteinsatzes von Atombomben fest. Gegenüber Iran und Nordkorea wäre eine Nichtangriffsgarantie ein entscheidender Schritt zur Entspannung gewesen (eine solche Garantie bekam Nordkorea von Clinton, die von Bush wieder aufgehoben wurde). Im Oktober 2011 wird die Kriegstreiberei gegen den Iran mit einem lächerlichen Verschwörungsplott, wonach der Iran einen Mörder des mexikanischen Drogenkartells Los Zetas anheuern wollte, um den saudischen Botschafter in den USA zu ermorden, verschärft. Damit versuchen die USA, Sanktionen und Boykotte durchzusetzen. Am 31.12.11 beschliessen die USA Sanktionen gegenüber den iranischen Ölexporten und der Zentralbank, die Anfang Juni 2012 in Kraft treten. Damit die Sanktionen wirken, nötigen die USA und Israel, und in ihrem Gefolge die EU und Kanada, die Geschäftspartner Teherans durch wirtschaftliche und politische Drohungen und Sanktionen, sich aus dem Handel mit dem Iran zurückzuziehen. Es handelt sich also um das historisch beispiellose Experiment, eine totale wirschaftliche Blockade gegen ein Land durchzusetzen. Diese neue imperialistische Strategie könnte sich, falls erfolgreich, auch gegen andere Konkurrenten wie China oder Russland einsetzen lassen.
Da der Iran eine neue Anlage tief im Berg baut, um Uran auf 20% anzureichern, investiert die USA 2012 $82 Mio., um eine neue Superbombe zu entwickeln. Bisher wurden $330 Mio. ausgegeben, um 20 konventionelle Megabomben zu produzieren. Zudem soll ein schwimmender Militärstützpunkt in den Gewässern des Mittleres Ostens geschaffen werden.

Obama lässt auch sein Versprechen, das Abkommen über das atomare Testverbot endlich zu ratifizieren, unter den Tisch fallen. Zudem soll die Anzahl der Gefechtsköpfe nur unwesentlich von 2200 auf 1550 gesenkt werden; Russland hatte in den STAT-Verhandlungen eine Reduktion auf 1000 vorgeschlagen. In Deutschland befinden sich wahrscheinlich noch immer 10-20 Atombomben, wie auch in Belgien, Italien, Holland und der Türkei noch um die 200 gelagert sein dürften. Allein die Sicherstellung der Einsatzbereitschaft der Atombomben kostet die USA $145 Mio. pro Tag. Zudem bestehen Pläne, die jährliche Plutoniumproduktion in Los Alamos, Oak Ridge und Kansas City von 20 auf 80 zu erhöhen, obwohl die geplante neue ‚global prompt strike'-Strategie darauf abzielt, dass jeder Punkt der Erde innerhalb von zehn Minuten von den USA aus mit Präzisionsraketen mit konventionellem Sprengstoff angegriffen werden kann.
Obamas Konjunkturprogramm umfasst $813 Mia. und umfasst die Finanzierung von Autofirmen und Steuerreduktionen von bis zu 40%. Trotzdem ist es zu klein, verglichen mit den $4000 Mia. Verlusten der Banken. Nach Überzeugung mehrer führender Ökonomen hätte das Interventionsbudget mindestens 50% höher sein sollen. Zudem muss auf der kommunalen und regionalen Ebene gespart werden. Da beispielsweise die Schulen über kommunale Immobiliensteuern finanziert werden, führen die Zwangsversteigerungen von Privathäusern und der Wertverlust der Immobilien zu dramatischen Einnahmeausfällen. Schon vor der national vollzogenen austeritätspolitischen Wende Obamas vom Sommer 2010 befinden sich die Kommunen und Einzelstaaten auf Austeritätskurs. Beschäftigungsprogramme sind trotz steigender Arbeitslosigkeit nicht vorgesehen. Bloss 0,6% des Konjunkturprogramms werden für knapp 250'000 Stellen ausgegeben, was bereits im Februar 2010 ausläuft. Daher verpuffen Obamas Massnahmen. Obamas Wirtschaftspolitik wird von Timothy Geithner (ehemaliger Vorsitzender der New Yorker FED), Larry Summers (ehemaliger Chefökonom der Weltbank und Finanzminister Clintons) und Paul Volcker (ehemaliger FED-Chef) definiert. Während diese Leute von den anderen Staaten in Zahlungsschwierigkeiten drastische Ausgabenkürzungen, eine Erhöhung der Zinsraten (auf bis zu 30%), die Privatisierung der Staatsbetriebe und den Verkauf von Ausbeutungsrechten verlangten, setzen sie in den USA die genau gegenteiligen Massnahmen durch: Riesige Wirtschaftsförderungsmassnahmen, Senkung der Zinssätze auf bis zu 0%, Aufkauf und Subventionierung maroder Privatbetriebe (z.B. General Motors) und Gründung von Auffanggesellschaften. Eine Finanztransaktionssteuer, die mit der Gesetzesinitiative ‚Let Wall Street Pay for the Restoration of Main Street' seit 2009 hängig ist, wird gar nicht in Betracht gezogen. Die Fortsetzung der Finanzpolitik im Sinne der Grossbanken bewirkt, dass der Lebensstandard der unteren 50% der Bevölkerung bis 2011 auf das auf das Niveau von 1967 fällt. Im September 2012 beschliesst das FED, $40 Mia. monatlich in den Markt zu pumpen, um den Zusammenbruch des Systems hinauszuzögern. Im September 2012 beschliesst das FED, $40 Mia. monatlich in den Markt zu pumpen, um den Zusammenbruch des Systems hinauszuzögern. Waren es 2007 die Subprime-Hypotheken, bilden nun die ausstehenden Studienkredite das grosse Problem: Im Schnitt kosten die Studiengebühren $120'000, für die die Banken freimütig Kredite vergeben, weil sie vom Staat abgesichert werden. Auch hier werden faule Kredite der zunehmend arbeitslosen oder in Billigsektoren arbeitenden Studienabgänger zu ‚strukturierten' Geldanlagen gebündelt. Mit über einer $1 Bio. übersteigen die ausstehenden Forderungen das Volumen aller Kreditkartendarlehen überstiegen. Mindestens 37 Mio. ehemalige Studierende haben ihre Darlehen von durchschnittlich $27'000 noch nicht getilgt. Im Gegensatz zu einer Immobilie kann man den Studienabschluss allerdings nicht veräussern.

Nach der Wahl Obamas wird sein Senatssitz frei. Der demokratische Gouverneur von Illinois, Rod Blagojevich, versucht den Senatsposten an den Meistbietenden zu verschachern. Obama setzte sich 2002 für die Wahl und 2006 für die Wiederwahl des ehemaligen Boxers ein. Um kritischen Journalisten die Berichterstattung über die korrupten Schiebereien rund um das Baseballstadion Wrigley Field zu verunmöglichen, interveniert der Gouverneur bei den Medien. Schon ‚Blagos' Vorgänger George Ryan sitzt wegen Korruption im Gefängnis.

Gegen Barack Obama wird eine neue ultrakonservative Bewegung aufgebaut, wesentlich finanziert von Murdoch und den Koch-Brüder. Aushängeschilder der 'Tea Party' sind Glenn Beck, Moderator und Scharfmacher bei TV-Sender Fox, und die ehemalige Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin. Charles und David Koch gehören zu den reichsten Männern und besitzen das zweitgrösste private Unternehmen der USA. Koch Industries setzt mit Ölraffinerien, Pipelines, der Produktion von Papier, Reinigungsmittel, Baustoffen, Medikamenten, Faserstoffen und Teppichen rund $100 Mia. um. Die Brüder gehören zu den Gründern des rechten Think tank CATO Institute und des neoliberalen Mercatus Center. David Koch gründet 2004 die Gruppierung Americans for Prosperity (AFP), die Veranstaltungen organisiert und Schulungskurse für die Tea Party-Mitglieder durchführt, die sich für Steuersenkungen und den Abbau des Sozialstaats einsetzen. Gegen Obamas Gesundheitsreform gründet AFP die Gruppe Patients United Now, die rund 300 Demonstrationen aufgleisen. Seit 1980 sollen die Brüder über $100 Mio. in konservative Gruppen wie die Libertarian Party gesteckt haben, mit der David Koch 1980 als Vizepräsident kandidierte. Seitdem Koch Industries Millionen an Bussen wegen Umweltverschmutzung bezahlen musste,finanziert der Konzern Wissenschaftler, die den Klimawandel in Frage stellen. Für die Parlamentswahlen 2010 geben die Kochs $45 Mio. für die Kampagnen von Tea-Party-Kandidaten aus. Die Tea Party wird auch von BP, BASF, Bayer, Solvay und grossen europäischen Ölfirmen finanziert, weil wichtige Vertreter wie Jim DeMint oder James Inhofe den Klimawandel negieren. Die Tea-Party-Bewegung radikalisiert die Republikanische Partei, deren Hardliner den Kampf gegen die Gewerkschaften verstärken. Nachdem die Gewerkschaften des privaten Sektors weitgehend besiegt sind, soll nun auch das staatliche Personal in die Knie gezwungen werden. Der Gouverneur von Wisconsin, Scott Walker, will die Kollektivverträge des öffentlichen Personals brechen und die Pensionsgelder kürzen, worauf es zu Streiks kommt. Gleichzeitig kürzt er Steuern der multinationalen Konzerne um $140 Mio. und verzichtet auf Unterstützungsgelder aus Washington. Dank dem American Legislative Exchange Council verfügt Walker über so viel Geld, dass er trotz einer breiten Protestbewegung Anfang Juni 2012 nicht abgewählt wird. Das unter Reagan eingerichtete Konsortium versorgt konservative Politiker mit Konzerngeldern, und da es bei Gouverneurswahlen keine Spendenbeschränkung gibt, verfügt Walker über achtmal mehr Geld als sein Konkurrent Tom Barrett. Für die Tea Party mutierte Wisconsin unter Walker zu einem Testlauf, wieweit neoliberale Reformen getrieben werden können. Präsidentschaftskandidat Mitt Romney lobt Walker als politisches Vorbild. Allein aufgrund der Finanzkrise sinken die Steuereinnahmen der Bundesstaaten um 12%. Das bewirkt beispielweise, dass im zweiten Semester 2010 400'000 Lehrpersonen entlassen werden, bei steigenden Schülerzahlen.
Während viele Amerikaner durch die Finanzkrise verelenden, ändert Obama seine Rhetorik und spricht nicht mehr von Armen, sondern nur noch vom Mittelstand. 31,7 Mio. Menschen, davon 18 Mio. Kinder, sind auf Lebensmittelmarken angewiesen. Hunderttausende von Kindern (zumeist aus Lateinamerika) arbeitern in den USA in der Landwirtschaft (oft im Akkord), ganz legal nach einem Gesetz von 1938, das nie verändert wurde.
Beim Abbau des Staats helfen die falschen Vorstellungen, die Amerikaner über Staat und Gesellschaft haben. So glauben 91%, dass sie zur Mittelschicht gehören. Zudem schätzen sie im Durchschnitt, dass 25% der Bundesgelder für Entwicklungshilfe ausgegeben werden. In Wirklichkeit ist es nur 1%, das ebenfalls den amerikanischen Interessen dient. Schon Kennedy meinte 1962: "Aid is a method by which the United States maintains a position of influence and control around the world". So konnten die USA im Februar 2003 mit der Drohung des Entzugs der Entwicklungshilfegelder Angola, Kamerun und Guinea zwingen, in der UNO für den Irakkrieg zu stimmen. Sie wurden daran erinnert, dass Jemen der Geldhahn zugedreht wurde, nachdem es 1991 gegen den Golfkrieg stimmte.

Obamas Versagen in der Wirtschaftspolitik trägt entscheidend zum Aufstieg des Tea-Party-Rechtspopulismus bei. Nicht nur die faschistoide Tea Party, auch die faschistischen Gruppierungen haben regen Zulauf. 2009 nimmt die Zahl der rechtsextremen und bewaffneten ‚Hassorganisationen' von 149 auf 512 zu, von den 127 paramilitärisch operieren. Seit Juni 2008 gibt es eine Liste von geplanten Attentaten auf den Schwarzen im Weissen Haus.

Quellen: Tarpley 2008, Taibbi 2009, Harrison 2010.


Folter, Kriege und Ölkatastrophe

Trotz den Versprechen Obamas, die Folter abzuschaffen, unterhalten die USA 2009 und 2010 etwa in Bagram noch immer ein geheimes Foltergefängnis mit Hunderten Gefangenen. 18 ehemalige Gefangene berichten, dass sie in winzigen Isolationszellen ohne Tageslicht eingesperrt waren, mit Schlaf- und Nahrungsentzug, Schlägen und Kälte und Hitze gefoltert wurden. Geführt werden die Geheimgefängnisse von der DIA und dem US Joint Special Operations Command, der illegalen Mördertruppe von Dick Cheney. Obama lehnt eine Aufklärung der Folterpolitik der Bush-Regierung oder eine zivilrechtliche Verfolgung der Folterer ab. 2011 gibt Obama den Versuch auf, Guantanamo zu schliessen, nachdem der Kongress beschliesst, dass die ‚Terroristen' nicht vor ein Gericht in den USA gebracht werden dürfen. Am 1.1.12 unterzeichnet er den umstrittenen National Defense Authorization Act, womit Guantanamo legalisiert wird und die US-Truppen Kriegsgefangene ohne richterlichen Beschluss für unbestimmte Zeit festhalten dürfen. Immerhin wird der 90jährige Friedensnobelpreisträger und ehemalige Staatspräsident Nelson Mandela, der 27 Jahre als politischer Gefangener inhaftiert war, 2008 von der Terroristenliste der US-regierung gestrichen.
Obama plant das Ende des Krieges im Irak, verstärkt dafür den Krieg in Afghanistan und baut die verdeckten Operationen in der ganzen Welt aus. Nach 9/11 hat sich die Exekutive von Cheney und Bush immer mehr Macht, v.a. im Bereich Sicherheitspolitik, angeeignet. Da Obama diese Praxis geheimer Militäreinsätze fortsetzt, erfährt die Öffentlichkeit oft erst im Nachhinein, wo die CIA oder Spezialtruppen eingesetzt werden, wie im Iran, Jemen oder in Somalia.
Im Fiskaljahr 2009 geben die USA $607 Mia. und 2010 $664 Mia. für die Rüstung aus, 2011 sind es $708 Mia. (die weltweiten Rüstungsausgaben betragen $1738 Mia.). Allerdings sind dabei die Kriege nicht eingerechnet, für die es spezielle Kredite gibt. Auch die Forschung für Waffenentwicklung, der Unterhalt der Atomwaffen (dafür ist das Energieministerium zuständig), die Verteranenprograme und die militärparallelen Ausgaben von Geheimdiensten und die geheimen schwarzen Kassen des Pentagons, die keiner parlamentarischen Kontrolle unterliegen (2009: $50 Mia.) sind damit nicht eingerechnet. Insgesamt sind die Verteidigungsausgaben jeweils mindestens 40% höher als vom Pentagon ausgewiesen. Seit 2001 sind die Militärausgaben der USA um 80% gestiegen, und daran ändert auch die Wirtschaftskrise nichts. Das Pentagon beschäftigt 23'000 Mitarbeiter, und 39% der Truppen stellen private Söldnerfirmen. Der US-Rüstungskonzern Raytheon erhält im Juni 2010 einen bis zu $100 Mio. teuren Vertrag für die Umsetzung eines umfassenden Überwachungsprogramms PERFECT CITIZEN, das kritische Infrastruktur-Systeme wie das Stromnetz oder die Flugsicherung vor Cyber-Attacken schützen soll. Das für die National Security Agency (NSA) entwickelte System soll mithilfe von Sensoren in ältere Computersysteme, die U-Bahnen, die Flugsicherheit oder auch Atomkraftwerke steuern, vor ungewöhnlichen Cyber-Aktivitäten warnen.
Die Obama-Administration gibt 2010 einen $60 Mia.-Waffendeal mit Saudi-Arabien und einen 2 Mia. Waffendeal mit Pakistan bekannt, wobei letzteres eine Erhöhung der Militärhilfe von 30% bedeutet. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate marschieren im März 2011 in Bahrein ein, um die Demokratie-Bewegung niederzuschlagen. Trotzdem wird Ende 2011 erneut ein Waffendeal $33 Mia. an Saudi-Arabien vereinbart, während die Vereinigten Arabischen Emirate für $4,5 Mia. und Oman für $1,4 Mia. amerikanische Waffen kaufen. Diese Deals lassen die amerikanischen Ausfuhren von Militärgerät explodieren, womit die USA auf dem globalen Waffenmarkt, der 2011 $85,3 Mia. umsetzt, einen Marktanteil von rund 75% erreichen.

Friedensnobelpreisträger Obama lässt im ersten Jahr seiner Regierung mehr Raketen durch Drohnen abfeuern als Bush in seiner ganzen Amtszeit. Es wird nicht mehr versucht, Gegner zu fangen, sondern direkt umzubringen. Einer UNO-Untersuchung der gezielten Tötungen widersetzt sich Washington mit allen Mitteln. Allein für die Drohnen werden 2009 $3,5 Mia. und 2010 $5,4 Mia. ausgegeben, und erstmals werden mehr Stickoperateure als traditionelle Piloten ausgebildet (2012: 360), womit ein sauberer Krieg möglich sein soll. Allerdings kommen bei den ferngesteuerten Angriffen jeweils viele Zivilisten ums Leben, weshalb der Widerstand in der Regel nicht ab-, sondern zunimmt. Am 5.8.09 etwa wird der mutmassliche Talibanchef Baitullah Mehsud umgebracht, wobei seine Frau und zehn weitere Menschen umkommen. Bei den vorangegangenen sechszehn Mordversuchen kamen geschätzte 300 Personen ums Leben. Auch Personen, die Osama Bin Laden ähnlich sehen, sind den Drohnen schon zum Opfer gefallen. Die US Air Force verfügt 2009 bereits über 7000 Drohnen, die in diesem Jahr über 700 Menschen umbringen, und ‚nur' noch über 3500 bemannte Flugzeuge. Die Drohnen liefern enorme Datenmengen: Vom Irak und von Afghanistan hat die USA Videomaterial, das anzuschauen 24 Jahre dauern würde.
Trotz den Sparprogrammen erhöht Obama den Etat 2012 für die Predator und Reaper auf $5 Mia. erhöht (GW 10.8.12: 2, 14f), und $95 Mia. sollen bis 2020 für Drohnen ausgegeben werden. Bis 2011 werden die Drohnen Predator (Räuber) und das grössere Modell Reaper (Sensemann) im Irak, Jemen, in Afghanistan, Pakistan, Somalia und Libyen eingesetzt. Allein in Pakistan wurden mit Drohnenattacken seit 2004 um die 2500 Menschen getötet. Von diesen waren 35 bekannte al-Qaida-Führer, und mindestens 500 müssen unbeteiligte Opfer gewesen sein, worüber es aber keine Untersuchungen und schon gar keine Entschädigungen gibt (Woz 13.10.11: 9). 2011 errichten die USA am Horn von Afrika einen Ring von Drohnen-Stützpunkten in Äthiopien, Burkia Faso, Djibouti, Kenia, Mauretanien, Uganda und auf den Seychellen, um in die Konflikte von Jemen, Sudan oder Somalia eingreifen zu können. Zudem rüsten die USA die somalische Übergangsregierung auf, und die US-Firma Bancroft Global Development berät die 9000 Amison-Truppen in Mogadiscio. Frankreich unterstützt Kenias Feldzug in Somalia gegen die Al-Shabaab-Miliz.
Im April 2012 erlaubt Obama der CIA, gezielte Tötungen mittels Drohen bei blossem Verdacht auf Terrorismus nicht nur in Pakistan, sondern auch im Jemen durchzuführen. John Brennan, Obamas Terrorabwehr-Spezialist, verteidigt diese Mordanschläge, die oft Zivilisten treffen, als "ethisch und legal". Bis Ende 2012 bauen die USA 19'000 Drohnen. Obama lässt sich regelmässig Listen mit geplanten geheimen Tötungen vorlegen, womit er zugleich Richter und Henker und damit der grösste Terrorist der Welt ist.

Mit dem Rücktritt von Umwelt- und Klimaberaterin Carol Browner wird das ehrgeizige Umweltschutzprogramm Obamas begraben. Sie hatte schon kurz nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko im August 2010 erklärt, der Grossteil der ins Meer geflossenen 4.9 Mio. Barrel Öl sei verschwunden (GW 28.1.11.:8). Die Ölplattform Deepwater Horizon von BP, Transocean und Halliburton explodiert am 20.4.2010, weil die ohnehin laxen Sicherheitsauflagen nicht eingehalten wurden. Der ehemalige Konzernchef Dick Cheney boxte als Vizepräsident 2002 ein Gesetz durch, das die Förderung von Öl in der Tiefsee erlaubte. Bereits im Februar 2010 barst eine Zugangsleitung von Halliburton zu einer anderen Bohrinsel, ohne dass es Aufmerksamkeit erregt hätte. Die Inspektionen erfolgen durch Privatfirmen, die von BP direkt bezahlt werden. Ungefähr 800 Mio. Liter laufen nach in den folgenden Monaten aus, was zehn Mal so viel ist wie der Exxon Valdez. BP konzentriert sich auf die Lobby- und PR-Arbeit. BP setzt rund 7 Mio. Liter Dispersionsmittel Corexit ein, um das Öl im Wasser fein zu verteilen. Danach steigen die Erkrankungen und Todesfälle in den Bundesstaaten Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida merklich an. Bei den Meerestieren treten weitreichende genetische Mutationen auf (beispielsweise hat die Hälfte der Krabben südich von New Orleans keine Augen mehr), und die Fangmenge der Fischer sinkt um 90%. Bereits eineinhalb Jahre zuvor hatte BP ein ähnliches Problem bei der Central-Azeri-Plattform an der Küste von Asarbeidschan, wo sich ein Bohrloch nicht abdichten liess, weshalb grosse Mengen Gas an die Oberfläche gelangten, was BP geheim halten konnte.
Im Mai 2011 nehmen die USA erstmals an der Ministerkonferenz des Arktischen Rats in Grönland teil, nachdem China mit Ländern wie Grönland Geschäftsbeziehungen aufgenommen hat. Diese sind daran, ihre Land- und Meeransprüche bei der UNO im Rahmen der Meereskonvention anzumelden, ein Vertrag, den die USA nicht unterschrieben haben. Aussenministerin Hillary Clinton und Innenminister Ken Salazar geben dabei den Tarif durch, dass die USA Anspruch auf die Rohstoffe erheben. Zwei Wochen sandten die USA zwei Atom-U-Boote auf Patrouille nördlich von Alaska. Allerdings versucht die Obama-Regierung, wie schon die Regierungen nach dem Vietnam-Debakel, Kriege durch Undercoverinterventionen zu ersetzen, wofür auch eher Verbündete zur Mitfinanzierung bereit sind.

Mit der Verknappung des Erdöls setzen die USA vermehrt auf Erdgas. Vor allem in Pennsylvania setzt dank einer neuen Methode der Erdgasförderung ein Boom ein. 2010 investieren Firmen wie Shell, Chevron oder Reliance $17,9 Mia. in das hydraulic fracturing (=fracking). Dabei werden riesige Mengen an Wasser, Sand und Chemikalien unter Hochdruck in die Tiefe, womit das Gas aus dem Stein gedrückt wird. Es kommt zu Explosionen und Erdbeben. 650 der eingesetzten Chemikalien, die ins Grundwasser gelangen, sind krebserregend. Unter Cheney und Bush wurden 2005 alle das Fracking betreffende Umweltgesetzbestimmungen - auch in Naturschutzgebieten - ausser Kraft gesetzt, so dass die Energiefirmen die eingesetzten Chemikalien geheim halten können. Halliburton ist bezeichnenderweise der entscheidende Lieferant der Fracking-Technologie. Die Umweltschutzbehörden haben nicht einmal eine Ahnung, wie viele Bohrtürme aufgestellt wurden. Allein um Fort Worth in Texas sind es zehntausend. Von dem mit Chemikalien durchsetzten Wasser, das in den Boden gepumpt wird, kommt nur etwa die Hälfte wieder hoch. Das verbleibende vergiftete Wasser, das so kontaminiert ist, dass es brennt, dringt ins Grundwasser und zerstört das Hirn von Menschen und Tieren. In 34 Staaten werden die Wasserläufe vergiftet. Auch das zurückgewonnene und abtransportierte Wasser, das in Gruben gesammelt wird, dringt ins Grundwasser ein. Es wird vaporisiert, womit die flüchtigen Verbindungen freigesetzt werden, die die Luft vergiften, was zu enormen Ozonbelastungen führt. Auch bei den Pipelinestationen werden Dutzende von Giften wie Benzol in die Luft abgegeben. Zudem werden die Restgifte bei den Raffinerien ins Meer gepumpt, die mit den Hurricaines wieder aufs Land gespühlt werden. Die Küste Louisianas ist weitgehend verseucht. Die USA schlittern mit dem Fracking auf eine Umwelttragödie zu.
Wahlen 2010

Der oberste Gerichtshof entscheidet im Januar 2010, dass Firmen Wahlspenden an Kandidaten in unbegrenzter Höhe bezahlen dürfen. Daraufhin erhalten die Republikaner für die Wahlen vom November sieben Mal so viel Geld von Firmen wie die Demokraten, die im Repräsentantenhaus die Mehrheit verlieren. Zwischen $2-4 Mia. werden für die Wahlen ausgegeben. Neuer starker Mann bei den Republikaner wird John Boehner, der etwa vom Kraftwerkunternehmen American Electric Power, das mehrere Dutzend Kohlekraftwerke in den USA betreibt, Wahlkampfgelder bekommen hatte.

Am Freitag 29.10.10, drei Tage vor den US-Wahlen, wird im East Midland Flughafen in England eine Bombe in einem Drucker gefunden, der vom Jemen aus zu einer Synagoge in Chicago geschicjt wird, angeblich dank einem Hinweis des saudischen Geheimdienstes. Die Bombe mit dem Sprengstoff PETN (Pentaerythirol tetranitrate) war technisch so gut gemacht, dass sie von hochausgebildeten Spezialisten gebaut worden sein muss, also von Geheimdienstleuten und nicht von einer angeblichen Al-Qaida in Yemen. Schon der Schuhbomber Richard Reid, der 2001 nach Miami fliegt, benutzt PETN-Sprengstoff, und auch der dubiose Weihnachtsbomber Omar Faruk Abdulmutallab, der 2009 mit der Northwest Airlines nach Detroit flieg, hat eine PETN-Bombe an seinem linken Bein, womit er die Bordwand zerstören will. Diese Aktion rechtfertigt eine Konferenz, auf der einen Monat später Gelder für Jemen gesprochen werden, mit der Auflage, politische Massnahmen umzusetzen. Dies alles sind Aktionen der US-Geheimdienste. Jemens Armee erhielt 2009 vom Pentagon Waffen und Trainingskurse in der Höhe von $155 Mio., wobei die Hälfte des Geldes für Helikopter ausgegeben wurde, mit denen jemenitische Spezialtruppen mit US-Beratern an Bord Jagd auf ‚Al-Qaida'-Terroristen machen.

Die Republikaner gewinnen die Wahlen und können Obama erpressen. Obama offeriert den Republikanern, die Staatsverschuldung durch ein rigoroses Sparprogramm abzubauen, wenn gleichzeitig die Steuerschlupflöcher gestoppt werden. Die Republikaner lehnen ab, obwohl sie ihre Politik hätten durchsetzen und die Spaltung der Demokraten bewirken können. Stattdessen riskieren sie den Staatsbankrott, der Anfang August 2011 nur knapp verhindert wird. Unter Reagan stiegen die Schulden von $800 Mia auf $2,5 Bio, unter Bush Senior auf $5 Bio, wo sie Clinton halten konnte. Aber unter Bush verdoppelten sie sich erneut auf $10 Bio. Die Schuldenquote ist bis 2014 aufgrund der Rettungsaktionen von 62 auf 100% hochgeschnellt ($17 Bio. Staatsschulden), wofür die USA von Standard & Poor's in Bezug auf die Kreditwürdigkeit auf AA+ herabgestuft wird. Die Einnahmenlücke 2012 von mehr als $1 Bio. decken die US-Notenbanken zu zwei Drittel mit Hilfe der Druckerpresse. Mit dem Aufkauf von Wertpapieren der Geschäftsbanken steigt die Bilanzssume des FED von $800 Mia. 2007 auf $4,5 Bio. 2016. Diese Geldmengenausweitung beibt weitgehend im Finanzsystem und heizt die Spekulation an.
Die Krise in den USA wirkt sich auf fast die ganze Welt aus: Aufgrund der direkten Bankenhilfe erhöht sich die Schuldenquote im Euro-Raum bis 2011 von 65,9% auf 84,1%, in Großbritannien von 44,5% auf 92,7% und in Japan von 187,7% auf 225,9%. Japan hat allerdings eine eigene Notenbank mit eigenem Geld, die bereits seit 2001 Staatsschulden übernimmt, weshalb ausländische Banken wenig Druck ausüben können. Besonders schnell stieg die Schuldenquote in Irland (von 44 auf 118%), in Spanien (von 40 auf 90%) und in Griechenland (von 113 auf 163%).

Das kleine Irland galt lange als Musterschüler des Neoliberalismus. Von 1995 bis 2005 erlebte der ‚keltische Tiger' einen Boom, weil Steuererleichterungen und die Eindämmung der Löhne, Streiks und Sozialleistungen US-IT-Firmen wie Dell, Google, Microsoft, Intel und Apple ins Land holen. Zudem fehlt eine funktionierende Bankaufsicht, weshalb problemlos Zweckgesellschaften zur Steuervermeidung gegründet werden können. Irland muss mit über €70 Mia. seine sechs Banken retten, wobei die Europäische Zentralbank (EZB) durchsetzt, dass die Rettungskredite den ausländischen Gläubiger, d.h. v.a. den deutschen, französischen und britischen Banken wie der Deutschen Bank, Raiffeisen, PNB Parisbas, Rothschild, etc.) zukommen. Es ist bezeichnend, dass die Zahlungen geheim bleiben, obwohl die irischen Steuerzahler die Schulden übernehmen müssen. Allen ist klar, dass die Iren die Schulden nie werden zurückzahlen können und es irgendwann zu einem Schuldenschnitt kommen muss - bis dann werden sie aber ausgeblutet. Innerhalb kürzester Zeit sinkt der Lebensstandard in Irland um 25%, und die Iren zahlen pro Kopf und Monat €300 an Zinsen. Perfid ist, dass die mit Steuergeldern geretteten Banken die Hausbesitzer enteignen, die die Hypothekarzinsen nicht mehr bezahlen können. Zudem können sich die Banken, die vor der Krise jahrelang riesige Gewinne eingefahren haben, bei der EZB Geld leihen zu einem Zinssatz von 1%, während für die durch die Steuerzahler zu begleichenden Staatsschulden beim IWF mit 5,7% und bei der EZB mit 6,05% Zins anfallen. Gleichzeitig verdienen die CEO der Banken im Schnitt €1,4 Mio. pro Jahr, und die Zahl der Milliardäre verdoppelt sich von 2008 bis 2013, auch weil die staatlichen Besitztümer und die irischen Firmen zu Schleuderpreisen an Investoren verscherbelt werden.

Die nun folgenden Austeritätsprogramme unter Aufsicht der Troika aus Europäischer Kommission, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) führen überall zu einem Zerfall der Wirtschaft und zum massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die EZB gibt bis 2012 mehr als € 220 Mia. für den Aufkauf von Schrottstaatsanleihen der Banken und beschliesst am 6.9.12 unter dem Goldman Sachs-Manager Mario Draghi, sich als unbeschränkte Schrotthalde für die Banken zur Verfügung zu stellen. Mit diesen Hunderten von Milliarden hätten wirkungsvolle Konjunkturprogramme gestartet werden können, aber es profitieren die Gläubiger und nicht die Volkswirtschaften. Die Konzerne nutzen das viele billige Geld für den Rückkauf von Unternehmensaktien und die Zahlung von Dividenden und Boni (die börsenkotierten Unternehmen zahlen 2014 weltweit $1,19 Bio. an Dividenden aus, ein Plus von 12,6% gegenüber dem Vorjahr).

Der IWF profitiert von der Wirtschaftskrise, da die USA einen Deal mit den BRIC-Staaten erzielt: Brasilien, Russland, Indien und China erhalten im auf 20 Sitze reduzierten Direktorium mehr Macht, wofür der Dollar Leitwährung bleibt. Kurz nach dieser Einigung Ende Oktober 2010 kündigen die USA an, die Geldmaschine anzuwerfen, womit der Dollar weiter fallen wird. Das ermöglicht den USA, ihre horrenden Schuldenlast mittels Inflation abzubauen (China hat $2,65 Bio., Japan 1,06 Bio. und Indien $266 Mia.). Damit kann die neoliberale Politik weitergehen.

Als Reaktion auf die Bankenkrise entsteht im Herbst die Occupy Wall Street-Bewegung, die landesweit Proteste gegen den korrupten Filz von Banken und Politiker organisiert. Nur einen Monat nach der Gründung werden Pläne geschmiedet, die Protagonisten der Bewegung zu identifizieren, um sie dann im Rahmen eines koordinierten Angriffs mit Scharfschützen zu exekutieren. Das FBI weiss von den Mordplänen und stuft diese als geheim ein, während es die Demonstranten als Terroristen und Kriminelle bezeichnet. Unter dem Dach der Domestic Security Alliance Council (DSAC) koordiniert das FBI die Zusammenarbeit mit dem Department of Homeland Security, den einzelstaatlichen Polizei- und den Campus-Behörden und privaten ‚Sicherheits'-Agenturen der Finanzfirmen. Diese Kooperation führt landesweit zum brutalen Niederknüppeln der Demonstranten, die gezielt verletzt, eingeschüchtert und erniedrigt werden. 1985 wurde die Overseas Security Advisory Council (OSAC) gegründet, um Bedrohungen kommerzieller US-Interessen im Ausland zu bekämpfen. 2005 wurde die Kooperation zwischen privaten und staatlichen Geheimdiensten unter dem neuen Dach der DSAC gegen inländische Bedrohungen der Geschäftsinteressen verstärkt. Der Lenkungsausschuss des DSAC umfasste zehn Sicherheitschefs aus den 100 grössten börsenkotierten US-Konzernen wie Citigroup, Coca-Cola und Federal Express. Unterdessen besteht der Führungsausschuss aus 29 Personen, die sich aus den 200 grössten US-Unternehmen und der Heimatschutzbehörde rekrutieren und sich im FBI-Hauptquartier in Washington treffen.
Selbstverständlich setzt das FBI auch Agent provocateur ein: Shaquille Azir, ein verurteilter Betrüger und Bankräuber, schleicht sich in Cleveland in eine Gruppe jugendlicher Arbeitslosen ein und beschafft ihnen Arbeit, Alkohol und Drogen. Nach monatelanger Manipulation überzeugt er die anfangs Widerwilligen, unter seiner Anleitung eine Bombe zu basteln. Als diese das Versuchsstadium erreicht hat, nimmt das FBI die Jungs fest, womit die Occupy-Bewegung als Terrorismusorganisation dargestellt werden kann (Junge Welt 11.1.13). Es ist anzunehmen, dass das FBI, wie schon bei der Elimination der führenden Köpfe der Black Panther-Bewegung, selbst die Mordpläne verfasst hat.
Ende November 2010 beginnt Wikileaks mit der Veröffentlichung von 250'000 Dokumenten der amerikanischen Diplomatie, die zeigen, dass amerikanische Botschaften und Konsulate vom Aussenministerium zu Spionage angehalten werden. Beispielsweise versorgt Helmut Metzner, der Leiter von Guido Westerwelles Büro, den US-Botschafter Philip Murphy seit 2007 regelmässig mit Interna über die FDP-Politik und die Koalitionsverhandlungen 2009. Auf Anweisung von Aussenministerin Hillary Clinton wird UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bespitzelt, und in der UNO sammeln die amerikanischen Diplomaten persönliche und vertrauliche Informationen wie Kreditkartennummern oder Vielfliegerkonten von UN-Beamten. Ersichtlich wird, dass verschiedene EU-PolitikerInnen von US-Vertretern intensiv bearbeitet wurden, damit die EU einem Abkommen zustimmt, das den USA die Einsicht in europäische Bankdaten erlaubt. Die Dokumente zeigen auch, dass die arabischen Staaten einen Krieg gegen den Iran unterstützen, weil die Islamisten eine innere Bedrohung sind. So würden in einigen Staaten wie etwa Ägypten oder Dubai die Muslimbrüder gewinnen, wenn es freie Wahlen gäbe. Die Wikileaks-Dokumente entlarven zudem, dass die Amerikaner bestens informiert sind über die Schweizer Firmen, die Güter in den Iran liefern. Zeitweise mehrmals pro Monat melden sie sich beim Seco und verlangen den Stopp der Lieferungen.
Wikileaks bezieht naiverweise die New York Times in die Veröffentlichung mit ein, womit der Effekt verpufft, denn die NYT über Zensur und legt alle politischen Artikel der Regierung zur Zensur vor. 120 Geheimdienstleute arbeiten danach in der Nähe des Pentagon daran, die Sites von Wikileaks zu sabotieren und rechtliche Druckmittel aufzubauen. Wikileads-Gründer Julien Assange wird mit Vergewaltigungsvorwürfen diffamiert und deswegen in Schweden zur Verhaftung ausgeschrieben. Die USA setzen die Provider erfolgreich unter Druck, um die Internetdressen zu sperren. Zudem wird eine Medienkampagne aufgebaut, die Assange als Exzentriker und Psychopathen verunglimpft. PayPal, Amazon, MasterCard und Visa verweigern die Überweisung der Spenden an Wikileaks. Vermutlich stammen die meisten Dokumente über die amerikanischen Kriege und Diplomatendepeschen vom militärischen Nachrichtenoffizier Bradley Manning. Dieser wird im Mai 2010 bei Bagdad verhaftet und seither in Einzelhaft gesetzt, ohne je einem Richter vorgeführt zu werden. Er wird erhält keine Nachrichten und Zeitungen, wird rund um die Uhr beobachtet und nachts im erleuchteten Zimmer nackt ans Bett gegurtet. Philip J. Crowley, Sprecher der Aussenministerin Hillary Clinton bezeichnet die Haftbedingungen Mannings als "lächerlich, kontraproduktiv und dumm" und muss daraufhin zurücktreten. Generalleutnant George Flynn entscheidet, dass Manning in Isolationshaft gesetzt wird, um ihn zu brechen, sodass er sich schuldig bekennt und als Kronzeuge in einem Prozess gegen Julian Assange aussagen würde.

2010 übergibt Google den amerikanischen Behörden Daten in 4601 Fällen, die sich auch auf Personen wie Jacob Appelbaum im Umfeld von Wikileaks beziehen. Das FBI fordert nicht nur von Google, sondern auch von anderen Internetkonzernen wie Facebook und Yahoo, eine Hintertür zum Abhören der User einzubauen. 2012 baut das FBI eine neue Überwachungsabteilung namens "Domestic Communications Assistance Center" (DCAC) zur systematisierten Überwachung der digitalen Kommunikation auf. Die DCAC soll die Informationen der bundesstaatlichen, staatlichen und lokalen Behörden vernetzen, wofür der US-Senat mehr als $54 Mio. bewilligt.
2012 gibt es 3600 Spionageprogramme für Smartphones, mit denen die SMS-, Telefon- und Internet-kommunikation überwacht, das Mikrophon und die Kamera gesteuert und dank GPS der Standort mitverfolgt werden kann. Nur beim Herausnehmen des Akkus (beim I-Phone nicht möglich) kann die Überwachung unterbrochen werden - ein besseres Kontrolltool ist gar nicht vorstellbar!
Perfid ist auch das Cloud-Computing, bei dem die Kundendaten auf die Server der Anbieter ausgelagert werden, um Geld zu sparen und von überall her Zugriff auf die Daten zu haben. Alle grossen Anbieter wie Google, Apple, IBM oder Microsoft sind US-Firmen, die aufgrund des Patriot Acts die auf amerikanischem Boden gespeicherten privaten Daten den amerikanischen Behörden zur Verfügung stellen müssen.

Paradigmatische Terrorfälle:
Der 19jährige Mohammed Osman Mohamud wird am 26.11.10 in Portland, Oregon, verhaftet, als er während einer Adventsfeier in der Innenstadt mit seinem Handy eine Bombe zünden will. In abgefangenen e-Mails mit einem Pakistani vom Sommer 2008 soll der eingebürgerte Somalier Racheaktionen geplant haben, worauf ein Agent provocateur des FBI auf ihn angesetzt wurde. Dieser liefert die Materialien für den Bombenbau und führt am 4.11. mit ihm Bombentests durch. Die vermeintliche Bombe ist dann eine Attrappe. Dem Jugendlichen droht eine lebenslange Haft.
Rezwan F. wird im September 2011 wegen geplanter Anschläge verhaftet. Verdeckte FBI-Ermittler stellten dem diplomierten Physiker eine Falle, indem sie sich als Al-Qaida-Anhänger ausgaben und ihn mit einem Modellflugzeug, Sprengstoffattrappen und Handfeuerwaffen versorgten. Das FBI schlägt zu, als er eine neue Lieferung seiner vermeintlichen Komplizen in einem Lager verstaut. Der angebliche Al-Qaida-Anhänger wird ein Jahr später zu 17 Jahren Gefängnis verurteilt.
Am 17.2.12 wird ein 29-jähriger Marokkaner beim Versuch, eine Bombe zu zünden, in der Nähe des Capitols in Washington vom FBI verhaftet. Das FBI selbst hat ihn mit einer nichtfunktionsfähigen Schusswaffe und unschädlichem Sprengstoff ausgestattet und observierte ihn rund um die Uhr.
Im April 2012 kann ein angeblicher saudischer Doppelagent im Jemen angeblich ein Selbstmordattentat auf ein amerikanisches Linienflugzeug vorhindern, indem er die Bombe dem saudischen Geheimdienst übergibt, der sie der CIA weiterleitet. Von Doppelagenten spricht man normalerweise, wenn Agenten in einen feindlichen Geheimdienst eingeschleust werden können. Der Agent provocateur habe sich selbst beim jemenitischen Ableger der al-Qaida als Selstmordattentäter angeboten, und er habe die Hinweise für die Ermordungen von Fahd al-Kusu und Anwar al-Awlaki per Drohnenattentate geliefert. Als Bombenbauer gilt der Saudi Ibrahim Hassan al-Asri, der bereits die Bomben für den Unterhosen-Weihnachtsbomber Omar Faruk Abdulmutallab in Detroit 2009 und für den Anschlag mit Drucker-Tintenpatronen in einem Frachtflugzeug 2010 gearbeitet haben soll. Ein Bösewicht für alle Coverstories!
Am 5.8.12 richtet Wade Michael Page in einem Sikh- Tempel in Oak Creek, Wisconsin, ein Blutbad an, indem 6 Personen erschossen und 4 verletzt werden. Nach einem Bauchschuss durch einen Polizisten bringt sich das Hammerskin-Mitglied selbst um, um seiner Verhaftung und einer Gefängnisstrafe zu entgehen. Page leistete seinen Militärdienst in der Psychological Operations Unit (PSYOP), wo er Ende der 1990er Jahre auffiel, weil er in seinem Armeeposten eine Naziflagge gehisst hatte.
Am 24.10.12 will der 21jährige Quazi Mohammad Rezwanul Ahsan Nafis aus Bangladesch angeblich das Gebäude der Federal Reserve Bank in Manhattan in die Luft sprengen. An der Inszenierung beteiligt sind die New Yorker Polizei (NYPD) und die Joint Terrorism Task Force des FBI. Der von einem FBI-Undercover-Agenten angeworbene ‚Attentäter' war im Januar mit einem Studentenvisum eingereist, um sich an der Southeast Missouri State University für das Fach Cybersecurity zu immatrikulieren. Die Undercover-Agenten werben ihn im Juni an, liefern fast 500 Kilogramm Sprengstoff mit einem funktionsunfähigen Zünder und fahren ihn mit einem von der Polizei gestellten Kleinlaster zum Attentatsort, wo er dann verhaftet wird.
Solche ‚sting operations' zeigen der Bevölkerung, dass es weiterhin ein muslimische Bedrohung gibt, die die Behörden erfolgreich bekämpfen.
Quellen: Keppeler 2010a, Romero 2010, Wenger 2010, Hannimann 2011, Robinson 2011, Fox 2010, Wolff 2014: 155-163.


Lateinamerika: Honduras, Ecuador und Paraguay top

Obwohl Obama einen Neuanfang in den Beziehungen zu Lateinamerika verspricht, ändert sich kaum etwas. Die USA nehmen die Schliessung des Militärstützpunktes Manta in Ecuador durch Rafael Correa zum Anlass, die militärische Zusammenarbeit mit Kolumbien auszubauen. Mit Kolumbien wird das ‚Merida'-Abkommen fortgeführt, das sich am Plan Colombia orientiert und dank dem Drogenkrieg die Militärpräsenz der USA sichert. Trotz einem Gerichtsverbot in Kolumbien bauen die USA dort sieben weitere US-Militärstützpunkte. Das Freihandelsabkommen, das Obama als Senator noch verhindern half, soll nun fortgesetzt werden, trotz der steigenden Zahl der ermordeten Gewerkschafter (49) und den internen Vertriebenen (3-4,5 Mio. Flüchtlinge). Unterdessen bekommt Mexiko allerdings mehr Militärhilfe als Kolumbien. Daneben unterstützt Obama Perus neoliberalen Staatschef Alan Garcia, obwohl dieser im Juni 2009 ein Blutbad unter der indigenen Bevölkerung anrichten lässt. Noch unter Bush wird im Juli 2008 die Vierte Flotte nach 58 Jahren wieder aktiviert, weil im Atlantik vor Brasilien neue Ölfelder entdeckt wurden. Neben den rund 50 Militärbasen im Südkontinent verfügen die USA damit über eine permanente Überwachung der Meere.
Nach seiner Wahl zum Präsidenten Ende 2002 wird der Gewerkschaftsführer Luiz Inácio Lula da Silva - vermutlich mit sexuellen Stories - von den Economic Hit Men erpresst, seine angekündigten Reformen zu unterlassen. Die erhofften Verbesserungen in Brasilien bleiben weitgehend aus.

In Honduras wird Präsident Manuel Zelaya am 28.6.09 von Generalstabschef Ronaldo Vasquez, einem Abgänger der School of the Americas, weggeputscht. Zelaya war als unternehmerfreundlicher Konservativer 2005 gewählt worden, näherte sich aber zunehmend den Ideen von Hugo Chavez an, startete Sozialprogramme und erhöhte den Mindestlohn um 60%. Die beiden Bananenfirmen Chiquita und Dole kritisieren diese Lohnerhöhung vehement und unterstützen den Putsch, zusammen mit der CIA. Chiquita wird in Washington durch die Kanzlei Covington & Burling LLP vertreten, für die Justizminister Eric Holder arbeitete. Am 28.6. hätte eine konsultative Volksabstimmung stattfinden sollen über die Einrichtung einer verfassungsgebenden Versammlung, um die neoliberale Verfassung von 1982 zu ersetzen, die zur Verarmung des Volkes führte. 1981 öffnete das US-Militär in Honduras, wo die Paramilitärs für die Kriege in Nicaragua und El Salvador ausgebildet wurden. Anfang April 2009 eröffneten die USA eine zweite Militärbasis im indigenen Gebiet von Honduras, dessen Öl- und Wasserressourcen noch nicht ausgebeutet werden.
Nur je eine Radio- und eine TV-Stationen berichten kritisch über den Putsch, worauf sie geschlossen werden. Die anderen Medien befinden sich in den Händen der Oligarchie. Obama reagiert nicht gegen den Militärputsch, abgesehen vom symbolischen Entzug von 124 Einreisevisa. Die endgültige Aussetzung des Freihandelsabkommens etwa erwägt Washington nicht. Die Militärs organisieren eine Pseudowahl zur Legitimation des Putsches. Mit Hilfe einer Schmutzkampagne des venezolanischen Experten John J.Rendon wird der Grossgrundbesitzer Porfirio Lobo ‚gewählt'. Obwohl in den folgenden Jahren Hunderte von oppositionellen Aktivisten und Journalisten durch Militär und Polizei ermordet werden, unterstützen die USA und die EU die neue Diktatur mit ihren Wirtschaftsabkommen. Im Visier der Militärs sind insbesondere die in der Nationalen Widerstandsfront zusammen geschlossenen Gewerkschaften, Parteien und Bauernkooperativen, deren Mitglieder von Todesschwadronen terrorisiert werden. Die Klagen der Opfer laufen ins Leere, weil der Generalstaatsanwalt Alberto Rubi zu den Mitverschwörern gegen Zeleya gehört. Die USA wollen ihre für die Kontrolle Lateinamerikas zentrale Militärbasis erhalten, weshalb seit dem Juni 2010 die US-Militärhilfe wieder fliesst. Auch die EU hat die eingefrorene Entwicklungshilfe wieder aufgenommen. Trotzdem stehen das Bildungs- und Gesundheitssystem nach drei Jahren vor dem Kollaps: Aufgrund der neoliberalen Steuerkürzungen fehlt das Geld für Lehrerlöhne und Medikamente.
Rendon, der auch Propagandaexperte für Bush arbeitete, kommt auch in im Frühling 2010 in Kolumbien zum Einsatz, um den von Alvaro Uribe favorisierte Verteidigungsminister Juan Manuel Santos gegen den Herausforderer Antanas Mockus durchzusetzen. Allerdings unterstützen viele Geschäftsleute Mockus, weil die USA dann das von den Demokraten wegen den Menschenrechtsverletzungen blockierte Freihandelsabkommen ratifizieren würden. Gleichzeitig profitieren zu viele Militärs, Paramilitärs und Politiker vom Drogenhandel und verhindern einen Machtwechsel.
Nicht einmal der linkte salvadorianische Präsident Mauricio Funes, der 2009 mit seiner Partei und ehemaligen Guerilla FMLN gewählt wurde, unterstützt Zelaya. Nach seinem Amtsantritt nahm El Salvador als letztes Land Lateinamerikas Beziehungen zu Kuba auf. Aber dann erreichten amerikanischen Hit Men, dass sich Funes bedingungslos den US-Interessen unterwirft und die Staatsverbrechen früherer Regierungen unangetastet lässt, was zu einer Krise im Regierungslager führt. Washington garantiert die wirtschaftliche Stabilität des Landes, das von den Überweisungen der Emigranten in den USA lebt. Die Landwirtschaft weicht den Lebensmittelimporten aus den USA, und der Dollar wird die offizielle Währung.

Ähnlich wie in Honduras 2009 inszeniert die CIA im Oktober 2010 einen Putschversuch der Polizei gegen den linken Präsidenten Rafel Correa.In einem Handgemenge wird am 30.9.10 auf Correa vergeblich geschossen, worauf er in einem Polizeispital festgehalten wird. Gleichzeitig besetzen Polizei- und Militäreinheiten das Parlament, der staatliche TV-Sender und die Zufahrtswege zu den Flughäfen in Quito und Guyaquil, bis sich die Armee loyal erklärt und den Präsidenten befreit. Kurz zuvor kündigte Correa den USA die Luftwaffenbasis Mantra, und er hatte am 13.12.08 angekündigt, dass die von der Militärregierung aufgenommenen Schulden von $3,2 Mia. nicht zurückgezahlt werden. Im Februar 1972 putschte die Armee mit Unterstützung der CIA gegen Präsident Velasco Ibarra, der sich gegen die einseitige Ausbeutung des Öls durch Texaco gestellt hatte, und seitdem flossen Kredite nach Quito, zumeist für das Militär. Mit dem Zusammenbruch des Ölpreises explodierte die Verschuldung, und 2000 musste Ecuador den Dollar als Währung übernehmen, worauf 3 Mio. Leute die Heimat wegen Armut verlassen mussten. 2007 zahlte das Land $1,75 Mia. an Zinsen. Zudem trat Ecuador dem von Chavez angeführten Wirtschaftsbündnis Alba bei, das die Freihandelszone mit den USA konkurrenziert. Die ecuadorianische Polizei ist in einem hohen Mass von den USA abhängig, welche Ausbildung, Ausrüstung und Geheimdienstinformation liefert. Ein Grossteil des Entwicklungshilfebudgets von knapp $100 Mio. fliesst in die Militärhilfe oder zur politischen Opposition.

Nachdem die linken Präsidenten Hugo Chavez, Fernando Lugo von Paraguay, Luiz Lula da Silva und seine Nachfolgerin Dilma Rouseff (die Schilddrüsenkrebs-Diagnose der argentinischen Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner erweist sich als falsch) an Krebs erkrankten, wirft Chavez Ende 2011 die Frage auf, ob nicht die USA hinter all diesen Erkrankungen steht.

Der im April 2008 gewählte linke Bischof Fernando Lugo wird im Juni 2012 vom Parlament abgesetzt. Am 15.6. werden bei einer Konfrontation mit Landbesetzern Polizisten durch aussenstehende Scharfschützen erschossen, wonach es zu einem Massaker an den Landlosen kommt, die das Landgut von Blas N. Riquelme in Curuguaty seit zwei Monaten besetzen. Der Unternehmer und Politiker hatte das 50'000 Hektaren grosse Gut von seinem Parteifreund und Diktator Alfredo Stroessner in den 70er Jahren zugeschanzt bekommen. Der junge General kam 1954 mit Unterstützung der USA an die Macht, als Garant gegen den Kommunismus. Während der 34jährigen Diktatur wird jede Formvon Opposition gnadenlos unterdrückt mit willkürlichen Verhaftungen, Folter, Konzentrationslager, Verschwindenlassen und aussergerichtlichen Hinrichtungen, wobei 20'000 Menschen umgebracht werden. Paraguay ist Teil der CONDOR-Operationen, die die sozialen Aufbruchbewegungen der 70er Jahre in Lateinamerika mit Staatsterror stoppen, unterstützt von den amerikanischen und französischen Geheimdiensten und den Exilkubanern in Miami.
In der Gegend von Curuguaty leben 400'000 meist aus Brasilien stammende Farmer (Brasiguayos), die den Urwald gerodet haben, um Gen-Soja und -Mais anzupflanzen, die als Futtermittel und Agrodiesel dienen. Das Land ist unterdessen der viertgrösste Sojaproduzent und beliefert zu zwei Drittel Europa, während die eigene Bevölkerung zunehmend hungert. Die riesigen Monokulturen zerstören die Biodiversität und die Gesundheit der Bevölkerung, weil immer mehr Pestizide eingesetzt werden müssen (inzwischen geschätzte 20 Mio. Liter Roundup von Monsanto). Lugo stellte sich gegen Allianz der Agromultis Monsanto, Cargill und Syngenta mit den Grossgrundbesitzern, indem er illegale Felder zerstören liess und den Biolandbau und die Kleinbauern förderte. Während der Diktatur vertieben die Militärs und Paramilitärs fast 100'000 Bauern von ihrem Land, und noch immer kontrollieren 2,5% der Landbesitzenden 85% des kultivierbaren Bodens (40 Mio. Ha, wobei 7,8 Mio. Ha von den Grossgrundbesitzern illegal erworben wurden).
Drehscheibe des Putsches ist die Union de Grenios de Produccion UGP, in der Grossgrundbesitzer und Händler zusammengeschlossen sind. Nachdem die Pflanzenschutzbehörde Senave die Zulassung der Monsanto-Genbaumwolle MON531 verweigerte, versucht sie zunächst deren Chef Miguel Lovera abzusetzen, indem die Pseudogewekschafterin Silvia Martinez, die Frau des Agrolobbyisten Roberto Caceres, Anzeige gegen Senave wegen Korruption einreicht. Im März 2010 ermuntert die US-Botschafterin Lilian Ayalde zu einem Putsch, obwohl Lugo im September 2009 einer US-Militärbasis auf dem Flughafen Mariscal Estigarribia und 2010 den US-initiierten Antiterrorgesetzen zustimmte. Andererseits wehrt er sich aber gegen den Plan Umbral der USAID, mit dem die USA die Koordination der Ministerien und Sicherheitsapparate übernehmen will. Damit würden die US-"Berater" innerhalb der Bürokratie faktisch die Kontrolle über den paraguayischen Staat erlangen. Auch der Drogenhandel, vertreten durch den Colorado-Präsidentschaftskandidaten Horacio Cartes, und der faktische Militärchef Ex-General Lino Oviedo unterstützen den Putsch, der von einer Schmutzkampagne in den von den Oligarchen beherrschten Medien begleitet wird. Gleich nach dem Massaker in Curuguaty wird das Gebiet abgesperrt, die Überlebenden verhaftetet, die Camps der Besetzer niedergebrannt und die Spuren verwischt. Lugo wird die Verantwortung für die von den Scharfschützen getöteten 11 Kleinbauern und 6 Polizisten zugeschoben und durch Frederico Franco ersetzt. Lugo kritisiert den Putsch, verlässt aber den Präsidentenpalast freiwillig, womit er die entstehende Solidaritätswelle aushebelt. Die 15'000 Demonstrierenden werden mit massiver Polizeigewalt vertrieben.
Als erste begrüssen der Vatikan und der deutsche Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) den Putsch. 2000 Lugo-Sympathisanten werden aus dem Staatsdienst entlassen, davon 170 Beamte der Pflanzenschutzbehörde Senave. Der neue Seneva-Chef Franco Jaime Ayala, ein Aktionär des Pestizidproduzenten Pacific Agrosciences, erteilt Monsanto die erwünschten Bewilligungen für Gentechsaatgut. Putschpräsident Franco sichert dem US-Multi Crescent Global Oil Förderverträge zu, die Lugo sistiert hatte, und verkündet Steuerbefreiungen für neue Investitionen. Bereits zuvor zahlten Agroindustrie und Grossgrundbeistzer bloss minimale Steuern. Zudem soll Rio Tinto sein bisher blockiertes Aluwerk und das US-Militär einen Stützpunkt im Departement Chaco bauen dürfen.


2011: Arabischer Frühling, Libyen-Krieg, Syrien top

In Tunesien führt die Protestbewegung, die sich nach der Selbstverbrennung des jugendlichen Gemüsehändlers Mohamed Bouazizi, eines ausgebildeten Informatikers, radikalisiert, zum Rücktritt von Präsident Ben Ali. Auslöser ist die Finanzkrise, die 2008 eine massive Erhöhung der Lebensmittelpreise in Tunesien auslöste. Diese Krise ist eine Folge der Durchsetzung des Neoliberalismus, der mithilfe der internationalen Finanzinstitutionen eine reiche Machtelite des staatsbürokratischen Kapitalismus auf Kosten der Beölkerung entstehen liess.

Der Erfolg in Tunesien macht der Opposition in Ägypten Mut, worauf es zu wochenlangen Protesten kommt. Seit Ende 2008 finanziert die US-Botschaft in Kairo Aktivisten gegen Mubarak und fliegt diese an Demokratie-Kongresse in die USA. Der Sturz Mubaraks wird auf 2011 geplant. Nachdem Mubarak seinen Sohn Gamal als Nachfolger installieren wollte, plant auch das ägyptische Militär seinen Sturz. Gamal diente nie im Militär und ist mit neoliberalen Geschäftszirkeln verbandelt, die immer grössere Teil der Wirtschaft kontrolliert und damit in Konkurrenz zu Militär steht, das zwischen einem Viertel und der Hälfte der Wirtschaft beherrscht. Die Privatisierung von 30% auf 80% der Wirtschaft unter dem Druck des IWF führte zu einer massiven Korruption, von der Mubarak, dessen Vermögen auf $70 Mia. geschätzt wird, massiv profitierte. Gleichzeitig verarmte die Bevölkerung, und die Bildungs- und Gesundheitsausgaben wurden massiv zusammengestrichen. Mubarak hat in den 30 Jahren mindestens $60 Mia. von den USA erhalten, ein Teil privat, den Grossteil in Form von Waffen. Die USA haben zudem die ägyptischen Offiziere, den zentralen Faktor von Mubaraks Diktatur, ausgebildet. Ein wesentlicher Faktor für die Revolte gegen Mubarak ist die Mangelernährung. Ägypten braucht ein Grossteil seines Geldes für Weizenimporte, weil die arme Bevölkerung, rund die Hälfte der 80 Mio. Einwohner, sich nur subventioniertes Brot leisten kann. Die Weizenabhängigkeit begann in den 70er Jahren, als die USA kostenlos Weizen lieferten, um das Land in die Abhängigkeit zu führen. In den 90er Jahren übernahmen die fünf grossen Handelsgesellschaften, die 90% der US-Nahrungsexporte kontrollieren, die Lieferungen gegen Bezahlung, was unter anderem die Verschuldung massiv fördert. Da sich Ägypten der Koalition gegen den Irak anschloss, erliessen die USA ein Teil der Schulden, und der IWF unterstützte die Privatisierungen mit grosszügigen Krediten. Trotzdem führte die massive Preissteigerung der Nahrungsmittel auf dem Weltmarkt zur Verarmung der Bevölkerung. In den ersten Tagen treffen die protestierenden Jungen, Linken und Mittelklasseangehörigen auf immense Gewalt, die über tausend Tote fordert. Gegen die Demonstrierenden wurden mit Senfgas versetzte Petarden eingesetzt, was zu lebenslangen Schädigungen führt. Angesichts der trotzdem anhaltenden Proteste setzt Diktator Hosni Mubarak, der 1981 den ermordeten Sadat ersetzt und seine proamerikanische Politik weitergeführt hat, seinen Geheimdienstchef und ehemaligen CIA-Agenten Omar Suleiman als Vizepräsident ein. Auch die Stiftung von Chaos mit Ermordungen führt nicht zur Wiedererlangung der politischen Kontrolle. Mubarak tritt am 11.2.11 zurück. Danach übernehmen die Militärs die Macht, womit die Unterdrückung wie bisher weitergeht. Die USA haben selbstverständlich überhaupt kein Interesse an einer Demokratisierung des Landes und finanzieren das Militär weiterhin mit $1,3 Mia. pro Jahr. Sie unterstützen auch die Muslimbrüder, die in der Wirtschaft stark verankert sind und als Unternehmer Kontinuität garantieren. Da der Tourismus zusammenbricht, investieren die Militärs die Währungsreserven zur Stützung des Pfundes und nehmen $13 Mia. an Krediten auf. Als Folge stagniert die Wirtschaft, und der IWF schnürt ein Sparpaket, das die Subvention der Grundnahrungsmittel eliminiert. Immerhin investiert Teheran $5 Mia. in Ägypten.

Im Oman gerät Sultan Qaboos unter Druck, der in despotischer Manier über sein 3 Mio.-Volk herrscht: jede Kritik ist verboten und alles wird streng überwacht. Der absolutistische Herrscher wurde bisher in den USA gelobt für seine ‚weise' Regierung, etwa von Robert Kaplan.
Der von den USA mit $300 Mio. jährlich unterstützte Präsident von Jemen, Ali Abdullah Saleh, gerät unter Druck, insbesondere nachdem sich der US-Botschafter Gerald Feierstein mit der Opposition in der US-Botschaft getroffen hat. Saleh muss sich für seine Äusserungen, der Westen unterstütze die Aufstände in der arabischen Welt, und Obama glaube wohl, er regiere nicht nur die USA, sondern die ganze Welt, entschuldigen. Aufgrund der Massenproteste im Frühling 2011 muss Saleh seine Truppen in der Hauptstadt Sanaa zusammenziehen, was der Ansar ash-Sharia erlaubt, den Südjemen zu besetzen. Die USA diffamieren die Widerstandsbewegung als Ablegen der al-Qaida und organisieren Attentatsversuche, um die Islamisten mit Drohnen militärisch angreifen zu können.
Nach einem Treffen von John McCain, Joe Lieberman und Bernard-Henry Levy mit Mahmoud Jibril (Nummer 2 der libyschen Regierung) und den Syrern Malik al-Abdeh und Ammar Qurabi in Kairo beginnen am 15.2.11 der Aufstand in Bengasi und am 17.2. derjenige in Damaskus.
Am 17.3.11 setzen Frankreich, Grossbritannien und die USA im UNO-Sicherheitsrat ein Mandat zum "Schutz der Zivilisten" durch, nachdem Gaddafi den Krieg gegen die Rebellen im eigenen Land mithilfe einer Söldnerarmee startete. Wären die Alliierten am Schutz der Bevölkerung interessiert, dann würden sie mit Gaddafi verhandeln statt Bomben zu werfen. Bereits im November 2010 beschlossen Frankreich und Grossbritannien, im März 2011 ein gemeinsames Luftwaffenmanöver names "South Mistral" durchzuführen, wobei in "Southland" eine Diktatur bekämpft werden soll. Schon Wochen zuvor schickten die Briten Dutzende von MI6-Agenten und die USA CIA-Agenten nach Libyen, um Angriffsziele zu identifizieren und die Rebellen zu unterstützen. Den Alliierten geht es jedoch nicht primär um den Schutz des Volkes (sonst hätten sie an anderen Orten schon viel früher eingreifen müssen), sondern einerseits um das Öl und den Dollar, wie Aussenministerin Hillary Clinton in den später veröffentlichten e-Mails erklärt: "Das Interesse an der enormen Ölproduktion des libyschen Staates [und] Gaddafis Regierung besitzt 143 Tonnen Gold. Damit wäre sie in der Lage ein pan-afrikanische Währung zu etablieren, auf der Basis des libyschen Dinars, die dem Einfluss des US-Dollars in der Region enormen Schaden zufügen würde." Libyen verstärkte andererseits die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu China und Russland erheblich, und das Wasser unter der libyschen Wüste hat den fünffachen Wert des Öls.
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, von katastrophalen Umfragewerten geplagt, kann sich ein Jahr vor den nächsten Wahlen als heroischer Kämpfer profilieren. Ausserdem muss er sich von Gaddafi distanzieren, dem er 2005 und 2007 die militärische Zusammenarbeit, den Verkauf von Kampfflugzeugen und den Bau eines Atomkraftwerkes versprochen hatte. Industrieminister Christian Estrosi war in dieser Sache noch am 21.10.10 mit einer Industriedelegation in Libyen. Für seinen Wahlkampf 2007 erhielt Sarkozy €50 Mio. von Gaddhafi, das über eine Schweizer Bank nach Panama floss. Eingefädelt wurden die Deals vom libyschen Geheimdienstkoordinator Abdallah Senussi und von Ziad Takieddine, der 2011 im Zentrum eines aufkommenden Skandals steht. Trotz einem Vermögen von knapp €100 Mio. bezahlt der in Frankreich lebende libanesische Waffenhändler keine Steuern. Es scheint als hätten sich die Amerikaner für Sarkozys Vorpreschen bei Libyen-Krieg bedankt, indem sie seinen Konkurrenten für die Präsidentschaftswahlen mit einer Vergewaltigungsklage desavouierten. Der Sozialist Dominic Strauss-Kahn, bekannt als Frauenheld, muss auch von seinem Amt als IWF-Chef zurücktreten. Allerdings gerät Sarkozy gegen den ‚sozialistischen' Kandidaten François Hollande ins Hintertreffen, weshalb die Attentatsserie von Mohamed Merah gegen drei französische Soldaten, die in Afghanistan kämpften, und eine jüdische Schule im März 2012 in Montauban und Toulouse eine organisierte Geheimdienstaktion gewesen sein dürfte. Der Franko-Algerier hat eine Karriere als Jugendkrimineller mit zweijähriger Gefängnisstrafe hinter sich. Obwohl arbeitslos reist er nach Syrien, Jordanien, Ägypten, Pakistan und Afghanistan und bezeichnet sich selbst als Mitglied der al-Qaida. Die Polizei verhaftetete ihn im November, liess ihn aber wieder frei. Das Attentat erlaubt Sarkozy als Kämpfer gegen den Terrorismus aufzutreten, und die schnelle Ausschaltung des Täters durch den Sicherheitsdienst lässt seine Umfragewerte ansteigen. Trotzdem profitiert primär der rechtsextreme Front National unter Marine Le Pen, die Sarkozy ihre Wahlempfehlung für die Stichwahl verweigert, worauf Sarkozy die Stichwahl im Mai gegen Hollande verliert.
Der britische Premier David Cameron fordert als Erster eine Flugverbotszone in Libyen, und er schliesst einen Bodenkrieg nicht aus. Mit seinem Kriegsbefehl umgeht er das Parlament, womit er von Demontage des Sozialstaats in England ablenken will. 1,3 Mio. Staatsangestellte sollen entlassen werden, angeblich um den (nicht vorhandenen) drohenden Bankrott des Staats zu verhindern. Zudem enthüllte Wikileaks, dass die neue konservative Regierung von Cameron heimlich den Kauf von amerikanischen Kampfflugzeugen und Atom-U-Booten versprochen hatte. Verteidigungsminister Liam Fox muss im Oktober 2011 zurücktreten, weil er unter dem Einfluss des Lobby-Netzwerks Atlantic Bridge steht. Dieses ist vernetzt mit dem American Legislative Exchange Council, was grosse Summen von der Pharma-, Waffen- und Ölindustrie (etwa der Koch Charitable Foundation) erhält. Auch die ehemaligen Minister William Hague, George Osborne, Chris Gayling und Michael Gove waren unter dem Einfluss der Lobbyisten. In den ersten 10 Monaten von Camerons Koalition finden 1537 Treffen von Regierungsvertretern mit Firmenvertretern statt, 1409 Meetings mit Handelsorganisationen und Thinktanks, aber nur 130 Treffen mit Gewerkschaften.
Obwohl die NATO stets behauptet, es gäbe keine ausländischen Truppen in Libyen, schickt der US-Vasalle Emir von Katar mehrere Hundert Soldaten in den Kampf gegen Gaddafi und unterstützt die Aufständischen mit der Vermarktung des libyschen Öls und mit Darlehen.
Die NATO fliegt in halben Jahr des Kriegs über 26'000 Einsätze gegen Libyen (wovon ca. 9000 Angriffsflüge sind), was $200 Mio. kostet. 50'000 Menschen kommen ums Leben, und 200'000 werden verletzt. Nach einem Interview mit dem syrischen TV-Sender Arrai verraten syrische Agenten die Nummer von Gaddafis Satelittentelefons, worauf die NATO Gaddafi in Sirte verhaftet und dann erschiesst, damit es nicht zu einem Gerichtsverfahren kommt, in dem er unangenehme Details erzählen könnte. 66 Angehörige seines Konvois werden nach Misshandlungen ebenfalls umgebracht. Nach der ‚Befreiung' zerfällt der libysche Staat in eine Vielzahl konkurrierender Machtgruppen und Territorien. Immer wieder gibt es Kämpfe zwischen den rund 200 rivalisierenden Milizen, die grosse Landstriche kontrollieren, und islamistischen oder ethnischen Bevölkerungsgruppen. Geschätzte 200'000 Menschen besitzen Waffen, und die Milizen verfügen teilweise über Panzer, Mörser und Luftabwehrraketen. Mitte August 2012 kommt es auch in der Hauptstadt Tripolis zu Autobombenanschlägen gegen Sicherheitseinrichtungen. Analog zum Irak kommt es nach dem Imperialkrieg zu einem kaum lösbaren Bürgerkrieg. Gleichzeitig ist die Ölproduktion wieder auf dem früheren Niveau von 1,6 Mio. Barrel pro Tag angelangt, wobei die geschätzten Einnahmen von $40 Mia. versickern. Vermutlich mischendie Amerikaner im Ölsektor tüchtig mit. Nach dem Angriff von Milizen auf das US-Konsulat im ostlibyschen Bengasi am 11.9.12, bei dem Botschafter Christopher Stevens und drei weitere Amerikaner getötet wurde, nehmen die USA ihre Drohnenangriffe wieder auf.

Die USA finanzieren die Aufständischen in Syrien 2011 offiziell mit $6 Mio. und 2012 mit $25 Mio. Seit Jahren fordert die konservative Brookings Institution einen Regimewechsel in Syrien und Iran, die beiden arabischen Länder, die sich den Interessen der USA widersetzen. Architekt des syrischen Aufstands und überhaupt der nordamerikanischen Aussenpolitik im Mittleren Osten ist Jeffrey Feltman, der 1995-1998 US-Botschafter in Tel Aviv und 2004-2008 im Libanon war. Danach beginnt er zusammen mit Bandar Bin Sultan, Generalsekretär des Nationalen Sicherheitsrates Saudi-Arabiens und ehemaliger Botschafter in den USA, einen bewaffneten Aufstand in Syrien vorzubereiten. Dabei können sie auf die unzufriedenen Schiiten zurückgreifen, die von der Macht weitgehend ausgeschlossen sind. Zudem beginnt Bashar al-Assad mit den versprochenen Reformen erst, als ihm das Wasser schon bis zum Hals steht. 2006 werden Privatbanken und ausländische Eigentümer zugelassen, eine Aktienbörse eingerichtet, die Unternehmenssteuern gesenkt und der volle Gewinntransfer ins Ausland erlaubt. Das führt zur schnellen Reichtumskonzentration, während bis zu 30 Prozent der Syrer unter der Armutsgrenze leben.
Die USA verschärfen die seit Jahrzehnten geltenden Sanktionen, um die Wirtschaft zu destabilisieren, unterstützt von der EU, die die Sanktionen seit Sommer 2011 60 Mal verschärfte. Seit 2009 hat die CIA eine Söldnertruppe und den Barada TV-Sender in London und Orient TV in Dubai gegen Syrien aufgebaut. Um den Boden für eine Invasion vorzubereiten, schreiben die westlichen Medien in einer klassischen Propagandaschlacht die Massaker der ‚Freien syrischen Armee' der syrischen Volksarmee zu. Meistens entführen die Oppositionellen Staatsangestellte, die dann gegen gefangene Kämpfer ausgetauscht werden sollen. Kommt ein Deal nicht zustande, werden sie umgebracht und als Opfer der regulären Armee dargestellt, oder die Entführten kommen bei der Erstürmung der Stellungen ums Leben. Die Propaganda des Weissen Hauses, die vom stellvertretenden Nationalen Sicherheitsberater für strategische Kommunikation, Ben Rhodes, koordiniert wird, funktioniert in Absprache mit dem MI6 über eine fiktive Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (OSDH). Diese setzt altbewährte moralische Keulen (Vergewaltigung von Frauen, Abschlachtung von Säuglingen, Bedrohung durch chemische Waffen) in die Welt. Allerdings lassen sich Russland und China nicht nochmals - wie im Falle Libyens - veräppeln und blockieren eine Kriegslegitimation durch die UNO. Syrien ist Russlands letzter Verbündeter im Nahen Osten und wichtiger Waffenkäufer. Zudem hat Moskau in der dortigen Marinebasis den einzigen Mittelmeerzugang.
Die meisten dieser ‚Revolutionäre' stehen unter türkischem Kommando in Incirlik, wo sich eine US-Luftwaffenbasis befindet, oder demjenigen der CIA. Nachdem die Türkei lange zu Bashar al-Assad gehalten hat, vollzieht es einen Kurswechsel. In der südtürkischen Stadt Adana wird eine geheime Kommandozentrale eingerichtet, um in Kooperation mit Katar und Saudi Arabien die militärische Unterstützung des Contrakriegs inklusive Waffennachschub zu organisieren. Aufgrund der zentralen Rolle im sich verzögernden Nabucco-Projekt steht das NATO-Mitglied unter Druck Washingtons, denn beim geplanten Krieg geht es um die Verteilung der Erdgasreserven Syriens. Entweder fliesst es in das westlich kontrollierte Nabucco-Netz oder ins russisch kontrollierte South-Stream-Netz. Die EU hofft, sich mit dem syrischen Gas von Russland unabhängig machen zu können.
Im Januar 2012 bilden das Aussenministerium und das Pentagon die Arbeitsgruppe ‚The Day After. Supporting a democratic transition in Syria', die eine neue Verfassung für Syrien als auch ein Regierungsprogramm schreibt. Im US-Vasallenstaat Katar beschliessen angebliche Auslandsyrer im Mai 2012, die Rebellen mit $300 Mio. zu bewaffnen. So verfügen die Söldner, die zum Teil aus Libyen stammen, über Panzer und über tragbare russische Luftabwehrraketen, die schon in Libyen gegen Gaddhafi zum Einsatz kamen. In Miami organisieren exilkubanische Contras Guerilla-Trainings für ihre syrischen Kollegen. Gleichzeitig plant die 'Working Group on Economic Recovery and Development of the Friends of the Syrian People' die Aufteilung der syrischen Ressourcen nach einem Sieg der NATO und dem Gulf Cooperation Council (GCC). Auch Deutschland beteiligt sich im Geheimen am Krieg, indem der BND die terroristischen Rebellen mit militärischen Nachrichten versorgt und das Aussenministerium die "Freunde" des syrischen Volks, auch über die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), finanziert. Im Juli 2012 startet die lang vorbereitete Sommeroffensive mit dem Ziel, den innersten Zirkel der vergleichsweise säkularen Regierung von Präsident Assad zu eliminieren und das wirtschaftliche Zentrum des Landes lahmzulegen. Zudem sollten bei den Kurden Sezessionsgelüste geweckt werden. In den eroberten Quartieren und Gebieten werden gezielt Assad-Anhänger ermordet, um die Menschen in die Flucht zu treiben. Nur wenige Tage nach dem Anschlag auf syrische Spitzenpolitiker in Damaskus am 18.7.12 wird Bandar Bin Sultan zum Chef des saudischen Geheimdienstes befördert. Nach den USA, Saudi-Arabien, Katar und der Türkei finanziert nun auch Grossbritannien die ‚Aufständischen', in deren Reihe zunehmend Islamisten aus anderen Ländern kämpfen. Obwohl Damaskus am 23.7. erklärt, chemische und biologische Waffen würden niemals im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Krise oder mit Entwicklungen im Land selbst eingesetzt, droht Friedensnobelpreisträger Barack Obama am 20.8. mit einer Militärintervention in Syrien, falls "ein ganzes Bündel chemischer Waffen transportiert oder eingesetzt wird." Nicht nur über chemische Waffen, sondern auch über den angeblichen Einsatz von Streubomben werden bewusst falsche Meldungen verbreitet. Syrien hat keine Streubomben. Nachdem die Offensive zur Eroberung von Aleppo und Damaskus im Sommer scheitert, setzen die Söldner des Westens vermehrt auf Terror: Anschläge mit Sprengstoff beladener Fahrzeuge oder ferngezündete Sprengsätze sollen zur Eskalation beitragen und damit eine Invasion legitimieren. Was im Irak seit 2003 zum Alltag gehört, bleibt auch den Syrern nicht erspart: Mordkommandos, Entführungen, Bombenanschläge, Verhinderung von Hilfstransporten, Beschlagnahmung von Wohnungen von (vermuteten) Regierungstreuen zur Nutzung als Gefechtsstände und Plünderungen terrorisieren die Bevölkerung und bewirken die Massenflucht. Dass die USA hinter dem Krieg gegen Assad stehen, wird offensichtlich, als der amerikanische UN-Botschafter am 23.2.13 mit seinem Veto verhindert, dass der Terrorakt in Damaskus, bei dem durch die Explosion von vermutlich einer Tonne Sprengstoff in einem Auto 53 Menschen umkamen und 200 verletzt wurden, international verurteilt wird. Der Norden Libanons entwickelt sich zum Rückzugsgebiet für die bewaffneten Aufständischen in Syrien. Waffen, Munition, Kämpfer und Journalisten nach Homs geschleust, und umgekehrt lassen sich verwundete Kämpfer in libanesischen Krankenhäusern pflegen. Jeffrey Feltman, der im Januar 2012 das Amt des stellvertretenden UN-Generalsekretärs für Politische Angelegenheiten übernommen hat, legt Ende August im UN-Sicherheitsrat ein Papier vor, das angebliche Waffenlieferungen des Iran an Syrien beweisen soll, um einen weiteren Kriegsgrund aufzubauen. Die neue sozialistische Regierung von Hollande ist nicht besser als diejenige Sarkozys: Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian erklärt, Frankreich sei bereit, einen Teil Syriens zur Flugverbotszone zu erklären, auch ohne eine Mandat des UN-Sicherheitsrats. Die Aufständischen schiessen mit modernen Luftabwehrgeschützen viele Hubschrauber ab, worauf die syrische Armee verstärkt Kampfjets gegen sie einsetzt. Da die Rebellen von der syrischen Armee zurückgedrängt werden, greift die Türkei Anfang Oktober aktiv in den Konflikt ein, nachdem eine fehlgeleitete Granate in der Türkei landete. Das an Syrien grenzende türkische Territorium dient den rebellischen Terrortruppen als Rückzugsgebiet, weshalb Grenzverletzungen schwer zu vermeiden sind. Es kann aber auch gut sein, dass die Rebellentruppen auf türkisches Gebiet geschossen haben, um der Türkei und damit der NATO eine Legitimation für eine Intervention zu liefern. So oder so stellt das türkische Parlament der Regierung eine Carte Blache für eine mögliche Militärintervention in Syrien aus. Seitdem werden an der Grenze laufend neue Truppen, Panzer und Flugzeuge zusammengezogen und die Interventionsvorbereitung, die Luftangriffe und einen nachfolgenden Panzerinvasion vorsieht, laufen auf Hochtouren. Nachdem die beiden Vorzeige-Demokratien Saudi-Arabien und Katar den islamistischen Söldnern schon für über $100 Mio. Kleinwaffen für deren Kampf für die Demokratie liferten, wollen sie diese nun auch mit Luftabwehrraketen und panzerbrechenden Raketen versorgen. Im Herbst greifen die Rebellen vermehrt Luftwaffenbasen und Stützpunkte der syrischen Armee an, um diese für einen Angriff der Türkei zu sabotieren. In diesem Zusammenhang steht auch die erzwungene Landung einer Zivilmaschine der syrischen Fluglinie, die Ausrüstungsgegenstände für ein Radarsystem an Bord hatte und das die Türkei nicht zurückgibt.
Im November schlagen auch auf den Golanhöhen Mörsergranaten aus Syrien ein, um den Konflikt auszudehnen. Tatsächlich schiesst Israel nach einigen Tagen zurück. Die NATO-Staaten unter Führung der USA planen den Einsatz von Patriot-Raketen und liefern den Aufständischen Stinger-Raketen, womit der Kriegseinsatz der Türkei beschlossene Sache ist, der mit dem drohenden Einsatz angeblicher chemischer Waffen gerechtfertigt werden soll. Gleichzeitig restrukturiert in Doha ein Team um den früheren US-Botschafter in Syrien, Robert Ford, die syrischen Oppositionsgruppen im Ausland. In der Nationalen Koalition für Oppositionskräfte unter dem Vorsitz des Islamgelehrten Moaz Al-Khatib sitzen erstmals bewaffnete Aufständische.
Am 30.1.13 nutzt Israel die Gelegenheit, das geschwächte Syrien weiter zu destabilisieren: Unter dem Vorwand, einen Waffentransport an die Hisbollah-Miliz im Libanon zu verhindern, zerstören 12 Kampfjets das militärische Forschungszentrum in Dschamraja, nördlich von Damaskus. Die USA doppeln nach mit Warnungen, falls Syrien die Hisbollah aufrüste, während Europa bezeichnenderweise den israelischen Kriegsakt protestlos hinnimmt. Wie beim völkerrechtlich geächteten Siedlungsbau drückt Europa beide Augen zu. Syrien und der Iran kündigen Israel Vergeltung für den Luftangriff an.
Die Auflösung der umliegenden Staaten Irak, Libanon und Syrien in religiös oder ethnisch unterteilte Teilstaaten liegt im Interesse Israels, wie Oded Jinon bereits 1982 in der von der World Zionist Organization herausgegebenen Zeitschrift Kiwunim (Richtungen) unter dem Titel "Eine Strategie für Israel in den 1980er Jahren" darlegte. Diese Idee der Neugestaltung des Nahen Ostens wurde zum aussenpolitischen Programm von Ariel Scharon und Benjamin Netanjahu und den Neokonservativen um Richard Perle und Douglas Feith im Weissen Haus. In Libyen und im Irak ist dieses Ziel erreicht: Der kurdische Teil funktioniert bereits weitgehend unabhängig von Bagdad, und die Gegensätze zwischen Sunniten und Schiiten im Rest des Landes scheinen unüberbrückbar. Libanon und Jemen werden folgen, und auch die Auflösung Saudi-Arabiens ist ein erklärtes Hauptziel der Neokonservativen.
Am 29.1.13 wird durch ein gehacktes Mail vom 25.12.12. von David Goulding, Direktor der Waffenfirma British Defence, an den Firmengründer Phil Doughty, der die Verantwortung für die Geschäfte in England und den Vereinigten Arabischen Emiraten hat, bekannt, dass Obama einem Plan zugestimmt hat, wonach von Katar finanzierte chemische Waffen in Syrien eingesetzt werden sollen, die dann Assads Armee angelastet werden, um damit einen militärischen Angriff zu rechtfertigen. Daher erklärt Obama öffentlich, der Einsatz von chemischen Waffen (was für eine absurde Idee!) würde von den USA nicht toleriert. Dazu wird das Gerücht gestreut, die Syrische Armee habe in Homs am 23. Dezember bereits Chemiewaffen eingesetzt. Die Chemikalien sollten mit Hilfe von imitierten sowjetischen Handgranaten aus Libyen durch russisch sprechende Ukrainer eingesetzt werden, um den Plot glaubhaft zu machen. Laut US-Admiral James Stavridis bereitet sich die NATO auf Operationen in Syrien vor, da die Rebellen allein den Krieg nicht gewinnen können.
Am 18.3.13 ‚wählt' die Nationale Koalition für die Kräfte von Opposition und Revolution in Syrien in einem Hotel in Istanbul einen ‚Ministerpräsidenten': Ghassan Hitto ist bezeichnenderweise Amerikaner. Als 20jähriger zieht der syrische Kurde in die USA, um Mathematik und Computerwissenschaften zu studieren, wonach er als Informatiker in Texas arbeitet. Nach 2001 gründet und leitet Hitto mehrere Organisationen, die den Kampf gegen Assad organisieren. Schon deren Namen Shaam Relief Foundation, Coalition of Free Syria, Syrian American Council und Walk for Children of Syria Day deuten darauf hin, dass es sich um Tarnorganisationen der CIA handelt. Im November 2012 reist der Muslimbruder-Sympathisant nach Syrien, um eine Regierung für die ‚befreiten' Gebiete zusammenzustellen.
Quellen: Meyssan (2012), Shueibi (2012)

Mali

Am 21. März 2012 wird Amadou Toumani Touré, der demokratisch gewählte Präsident Malis, durch einen Staatsstreich aus dem Amt entfernt. Der Anführer der Putschisten, Offizier Amadou Haya Sanogo wurde in den USA ausgebildet. Dennoch lehnt der Westen und die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) den Putsch ab. Daher wird Dioncounda Traoré von den Putschisten im Einvernehmen mit der ECOWAS zum neuen Präsidenten ernannt und Sanogo erhält den Status eines ehemaligen Staatsoberhauptes. Im April erobert ein Bündnis aus Islamisten und Tuareg-Rebellen wichtige Städte im Norden, darunter Timbuktu. Die von Tuareg getragene Nationale Bewegung für die Befreiung von Asawad (MNLA) erklärt den Norden unter dem Namen Asawad zum unabhängigen Staat. In dieser vernachlässigten Region kam es immer wieder zu Rebellionen der Tuareg, und die Verarmung führte zum Anstieg der Kriminalität. Obwohl die malische Armee $140 Mio. jährlich von den USA erhielten, konnte sie den Norden nicht kontrollieren, weil die Bevölkerung die Autonomieforderungen unterstützt. Die UNO und die EU, insbesondere das ‚sozialistische' Frankreich beschliessen eine militärischen Intervention zur Unterstützung der der Militärs, damit die der Zugriff auf die um die Bodenschätze wie Uran garantiert bleibt, und legitimieren die Aushebelung der Demokratie in Mali.

2012 Wahlkampf

Nachdem der oberste Gerichtshof im Januar 2010 alle wichtigen Einschränkungen der Wahlkampffinanzierung aufhob, wird das Wahlprozerede eine reine Finanzangelegenheit. Nach einigen besonders korrupten Wahlen Ende des 19. Jahrhunderts verbot der Tillman Act 1907Wahlkampfspenden von Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften. Ab Mitte der 90er Jahren wird die Wahlfinanzierung schrittweise dereguliert, so dass das Geld über die Wahl entscheidet. Zuerst organisieren die Repulikaner Super Political Action Committees (Super Pacs), die Hunderte von Millionen auftreiben. Von Anfang bestimmt das grosse Geld den Verlauf der republikanischen Vorwahlen. Larry McCarthy, der legendäre Werber in Bushs Wahlkampf 1988 gegenüber Dukakis, der mithilfe von Schmutzkampagnern aus dem Rennen geworfen wurde, arbeitet für Mitt Romney, der Milliardäre im Rücken hat. Im Dezember 2011 kann Newt Gingrich mit privaten und öffentlichen Skandalgeschichten diskreditiert werden. Geschätzte $3 Mia. werden in erster Linie für TV-Spots ausgegeben. Im Februar 2012 ziehen die Demokraten nach, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Die Kosten der gesamten Wahlausgaben werden auf $7 Mia. geschätzt. In Romneys Beraterstab haben die alten Rechtsaussen-Hardliner der Bush-Ära das Sagen. Dazu gehören John Bolton (Staatssekretär im Aussenministerium und US-Botschafter bei den Vereinten Nationen), Paula Dobriansky und Eliot Cohen (Gründungsmitglieder des Project for the New American Century), Robert Joseph (Irakkriegshetzer) oder Robert Kagan (der Verteidiger der US-Hegemonie, die durch Russland und China bedroht werde). Da Romney den Militäretat auf mindestens 4% des BIP anheben, massive Steuersenkungen durchziehen und trotzdem einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren will, müssten die sozialen Sicherungssysteme um 29% gekürzt werden. Soweit kommt es nicht, da Obama knapp wieder gewählt wird.

Um die technische Überlegenheit des US-Militärs zu erhalte, experimentiert die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) 2013 im Rahmen des Programms "Vanishing Programmable Resources" (VAPR) mit elektronischen Waffenteilen, die sich bei Verlust selbst zerstören. Verlorene und gebrauchte Sensoren und High-Tech-Geräte sollen vom Freind nicht studiert und nachgebaut werden können. Das Pentagon plant, die Abteilung für Cyberwar (United States Cyber Command) von 900 auf 4900 Mann aufzustocken, um sich nicht nur besser gegen Hackerattacken zu schützen, sondern um effizientere Systeme für eigene Cyberangriffe im Ausland aufzubauen.

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Und sollte ich vergessen haben, jemanden zu beschimpfen, dann bitte ich um Verzeihung!
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Teil 15 (Oktober 2001 bis Februar 2003)

Dieser Teil der Chronik behandelt die Ereignisse in der Folge der Attentate des 11.9.01: Anthrax, Patriot Act, die Politik Israels von Scharon, der Afghanistan-Krieg und die Wirtschaftskrise. Zudem geht es um die US-Politik in Lateinamerika, Asien und Afrika.

Zentrale Themen und Personen:
Anthrax-Hysterie, Überwachung der Bevölkerung, Patriot Act, Israel und Palästina, Ariel Scharon, MEMRI, Richard Perle, American Enterprise Institute, Afghanistan-Krieg, Opium, Halliburton, Hamid Karzai, Guantanamo, Wirtschaftskrise: Enron und Arthur Andersen, US-Schulden, Militärische und gewaltlose Strategien, Ukraine, Lateinamerika, Hugo Chavez in Venezuela, Alvaro Uribe in Kolumbien, und Kuba, Asien und Afrika, Ölreserven.

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Oktober 2001: Anthrax-Hysterie

Sechs Briefe mit Anthrax-Sporen werden an zwei Senatoren und an Medienleute geschickt, woran fünf Menschen sterben. 18 erholen sich von der Infektion, 35'000 schlucken Antibiotika. Einer der betroffenen ist der Demokrat Patrick J. Leahy, der den Namen von Rowleys Chef veröffentlicht hat. Die Genomanalyse beweist, dass die Sporen, die in den USA Panik vor Milzbrand auslösen, von der Ames-Linie und mit Sicherheit aus geheimen US-Militärbeständen stammen. Dieses Anthrax wurde von William C. Patrick III in Fort Detrick und am Dugway Proving Grounds in Utah entwickelt. Der Militär- und CIA-Berater arbeitete zusammen mit Kanatjan Alibekov alias Ken Alibek, der als Nummer 2 im russischen Biowaffenprogramm mit Pocken experimentierte, bevor er 1992 in die USA kam. Alibek ist der wissenschaftliche Leiter bei Hadron Advanced Biosystems, die für die Geheimdienste arbeitet. Hadron wurde in den 80er Jahren von Dr. Earl Brian gegründet, einem Arzt von Ronald Reagan und ein Freund von Justizminister Edwin Meese. Brian, der wegen Betrug verurteilt wurde, war in den Diebstahl der Promis-Software durch Meese beteiligt. Promis wurde von Inslaw Corp. ohne Bezahlung übernommen und dann vor dem Verkauf an die in- und ausländischen Staatsverwaltungen von den Geheimdiensten so abgeändert, dass diese Zugang zu den Informationen bekamen. Promis-Entwickler Bill Hamilton beschuldigte auch die DynCorp, die für die Datenverarbeitung vieler Amtsstellen zuständig ist, wegen dem Raub der Software. Der damalige DynCorp-Boss Herbert Pug Winokur war danach der Vorsitzende des Enron Finance Committee und erklärt beim Zusammenbruch des Konzerns, er habe von den betrügerischen Finanztransaktionen nichts gewusst, obwohl er für deren Bewachung zuständig ist. DynPort Vaccine erhält am 12.11. einen Vertrag über $322 Mio. für die Entwicklung und Produktion von Impfstoffen gegen Anthrax. Die Bush-Regierung bestellt mehrere Millionen Cipro-Dosen bei Bayer, obwohl es laut dem Center for Disease Control bessere Medikamente zur Behandlung von Anthrax gibt. Nach dieser Bekanntmachung werden der CDC-Direktor Jeffrey Koplan und der Chefchirurg David Satcher entlassen. DynCorp verarbeitet unter anderem auch die Daten der CDC. In Ecuador klagen 10'000 Bauern und Gewerkschafter gegen den Einsatz von Herbiziden durch DynCorp, welche die Ernte zerstörten und 1100 dokumentierte Krankheitsfälle verursachten. CEO Paul Lombardi verschickt darauf Einschüchterungsbriefe, um den Rückzug der Klage zu erreichen.

Seit Bill Clinton Ende 1997 Richard Prestons Roman The Cobra Event gelesen hatte, sprach er in all seinen Reden vom Bioterrorismus, den er als die Kehrseite der Globalisierung bezeichnete. In seiner State of the Union-Rede vom Januar 2000 behauptete er, dass in naher Zukunft die Sicherheit der USA durch "Drogenhändler und Terroristen und das organisierte Verbrechen" bedroht sein werde, "die zusammenarbeiten und die immer leichteren Zugang zu immer ausgeklügelteren chemischen und biologischen Waffen haben." Bereits im Januar 1998 verlangte er von seinen Beratern und von hohen Pentagon-Offizieren, dass sie Prestons Roman lesen, und im März darauf wurde im Weissen Haus in einer geheimen Übung ein terroristischer Anschlag mit hybriden Pockenviren durchgespielt. Im August 2000 wurde unter der Bezeichnung Operation TOPOFF die grösste bis dahin je abgehaltene Katastrophenübung mit 20'000 hochrangigen Regierungsbeamten aus 35 Behörden inszeniert, die eine Kombination von biologischen, chemischen und Computer-Angriffen auf drei amerikanische Städte simulierte.

Die Bush-Regierung führte diese Übungen gegen Bioterror-Angriffe weiter: Am 22. und 23.7.01 fand auf der Andrews Air Force Base eine grosse Katastrophen-Übung mit dem Code-Namen DARK WINTER über Anschläge mit gentechnisch veränderten Pockenviren auf amerikanische Städte statt. Das Skript der Übung nimmt an, ein enger Freund von Osama Bin Laden und operatives Führungsmitglied der al-Qaida habe versucht, auf dem Schwarzmarkt 50 Kilogramm Plutonium und waffenfähige Erreger von verschiedenen Pathogenen zu erwerben. Nach dem Ende des UN-Waffenembargos habe der Irak seine Biowaffen-Produktion wieder auf vollen Touren laufen lassen und überdies seine Truppen vor der kuwaitischen Grenze zusammengezogen. Die Übungsanlage enthält daher auch Pläne für einen amerikanischen Aufmarsch gegen den Irak. Gleichzeitig wurden die hochrangigen Teilnehmer daran erinnert, dass die USA 60% ihres Rohölbedarfs aus dem Nahen Osten beziehen. Im Skript sagt ein Überläufer aus, dass der irakische Geheimdienst hinter den Anschlägen stehe, und am Schluss tauchen Briefe auf: "Die New York Times, Washington Post und USA Today haben anonyme Briefe erhalten, die den sofortigen Rückzug aller US-Streitkräfte aus Saudi Arabien und aller Kriegsschiffe aus dem Persischen Golf verlangen. Wird dieser Forderung nicht entsprochen, erfolgen neue Angriffe auf die USA, auch Angriffe mit Anthrax, Pest und Pocken. Jeder Brief enthielt überdies einen genetischen fingerprint des Pockenstamms der aktuellen Epidemie." Die Operation wurde vom ANSER Institute of Homeland Security und dem Center for Strategic and International Studies (CSIS) gesponsert, und zu den 17 Teilnehmern gehörten der Ex-CIA-Chef James Woolsey, Jerome Hauer, Arnaud De Borchgrave und die New York Times-Journalistin Judith Miller, die einige Wochen nach dem 11.9. ein Buch über den Biokrieg veröffentlichen wird. Insgesamt wurden von 1998 bis zum 11. September auf Bundesebene rund 200 Anti-Terror-Übungen durchgeführt, davon zwei Drittel zu biologischen und chemischen Kampfstoffen.

Weltweit gibt es nur 200 Anthraxforscher, aber das FBI verhaftet niemanden, auch nicht den höchstverdächtigen Steven J. Hatfill, der für das Biowaffenprogramm der Armee arbeitet und bei dem angeblich Spuren gesichert werden. Obwohl der verurteilte Rechtsextreme Larry Wayne Harris mit Pest-Erreger-Ampullen im Kofferraum erwischt wird, tritt er im Fernsehsender CNN weiterhin als Experte zu Fragen des Biokriegs auf. Allerdings kommen in den nächsten Wochen mindestens 14 renommierte Mikrobiologen unter teilweise dubiosen Umständen ums Leben: Am 4.10.01 wird die Air Sibir 1812 mit 5 Mikrobiologen an Bord auf ihrem Flug von Israel nach Novosibirsk über dem Schwarzen Meer durch eine ukrainische Rakete abgeschossen. Gleichzeitig sollen zwei israelische Forscher von Terroristen umgebracht worden sein. Die israelischen Mediziner Avishai Berkman, Amiramp Eldor und Yaacov Matzner sollen beim Absturz der Crossair-Maschine am 24.11. bei Zürich ums Leben gekommen sein. Die weiteren und genauer identifizierten Toten: Benito Que, 52 (University of Miami Medical School); Don C. Wiley, 57 (Howard Hughes Medical Institute at Harvard University); Vladimir Pasechnik, 64 (Regma Biotechnologies Ltd, Wiltshire, England, er arbeitet für den britischen Geheimdienst); Robert Schwartz, 57 (Virginia's Center for Innovative Technology); Set Van Nguyen, 44 (Commonwealth Scientific and Industrial Research Organization, Geelong, Australia); Vladimir Korshunov, 56 (Mikrobiologie-Abteilung der Medizinischen Fakultät Moskau, ehemaliger Mitarbeiter von Alibekov) und Ian Langford, 40 (University of East Anglia, England). Wiley, Schwartz und Que hatten mit dem Howard Hughes Medical Institute zu tun, dem immer wieder "black ops" vorgeworfen wurden: biomedizinische Forschungen für die Geheimdienste, allen voran für die CIA. Als Jose Trias 1994 sein Wissen über diese Forschungen veröffentlichen will, werden er und seine Frau umgebracht. Tsunao Saitoh, der bei HHMI gearbeitet hatte, wurde aus dem gleichen Grund am 7.5.96 erschossen. Zu den Ermordeten gehört auch der ehemalige UN-Inspektor David Kelly, der über die Biowaffenmafia ein Buch schreiben lassen wollte, insbesondere über die Zusammenarbeit von Südafrika, des amerikanischen Fort Detrick und der englischen Portan Down, die ihre Waffen in Kanada testen liessen. Wouter Basson testete in Südafrika mit dem Projet Coast Biowaffen gegen die Schwarzen, auf der Basis der Erfahrungen der Elitetruppe Scouts in Rhodesien, die Anthrax gegen die schwarzen Rebellen eingesetzt hatte, wobei 10'000 Menschen infiziert wurden.

Am 23.11.01 gibt das Center for Law and the Public Health (CLPH), das von der Georgetown University Law School und der Johns Hopkins Medical School gemeinsam betrieben und vom Center for Disease Control überwacht wird, einen Entwurf für die Notstandsmassnahmen des Model Emergency Health Powers Act (MEHPA). Nach der Revision vom 21.12.01 können die Behörden im Katastrophenfall jedermann zu medizinischen Behandlungen zwingen, jede Form von Eigentum, das der Krisenbewältigung dient (Nahrung, Medikamente, Boden, etc.) beschlagnahmen oder zerstören, Rationierungen, Preis-, Mengen- und Transportkontrollen verfügen, Firmen verstaatlichen und bestehende Gesetze ausser Kraft setzen, die die Notfallpraxis behindern. MEHPA ist ein Gummiparagraph für staatliche Willkür im Katastrophenfall, der bereits mit ein paar Briefen hergestellt werden kann.

Offensichtlich wurden die Anthrax-Sporen im Auftrag des Armeegeheimdienstes verschickt, um die Bevölkerung für einen Krieg gegen den Irak zu mobilisieren, dem die Produktion von Biowaffen vorgeworfen wird. Zudem bewirkt der permanente Schockzustand der Nation, dass die Bürgerrechte massiv eingeschränkt und die Aufklärung der dubiosen Ereignisse des 11.9. verdrängt werden können. Bush erklärt die 9/11-Ermittlungen nach nicht mal einem Monat für vorläufig beendet und setzt die dafür eingesetzten 4000 FBI-Beamten nun für die Anthrax-Bekämpfung ein. Die Beschaffung von Impfstoffen und Notvorräte bekommt oberste Priorität, was nette Geschäfte ermöglicht. Geschäftsführer der Firma Bioport (heute emergent biosolutions), die die alleinige Lizenz für die Anthraximpfung hält, ist der ehemalige Chef des Joint Chiefs of Staff William Crowe, ein Geschäftspartner von James Woolsey bei Global Options (Billy De Mar, der für Jack Ruby arbeitete, benützte den Namen William Crowe). $6 Mia. werden freigesetzt für die Biowaffenabwehr an mehreren Hochsicherheitslaboratorien quer durch die USA, womit sich eine ganze Industrie entwickelt, die von der Panik profitiert. So bestellen die USA für $428 Mio. bei Acambis 155 Millionen Dosen gegen Pocken. Für die Biowaffenabwehr macht das nicht viel Sinn, denn man kann eine ganze Bevölkerung nicht gegen die verschiedenen Erreger impfen. Bezeichnenderweise entbindet Bush die Bio-Firmen von ihrer Haftpflicht. Die Biowaffenforschung wird massiv gesteigert, so dass 2006 20'000 Forscher in 400 Institutionen an Biowaffen arbeiten. Am 9.2.2006 wird eine Mitarbeiterin der Texas A&M University im Brazos Valley mit dem Bakterium Coxiella burnetti infiziert, worauf die Universität einen Auftrag über $450 Mio. verliert und die 5 Hochsicherheitslabors mit 120 Forschern schliessen muss.

Nach sechs Jahren Überwachung und Belästigung durch das FBI klagt Hatfill und erhält im Juni 2008 von einem Gericht $5,8 Mio. Schadensersatz zugesprochen. Nur fünf Wochen später wird der soeben gestorbene Bruce Ivans zum Hauptverdächtigen für das Versenden der Anthrax-Briefe stilisiert. Ivans hatte im Fort Detrick mit Anthrax des Ames-Stammes gearbeitet, kann aber aufgrund der Reinheit und Kleinheit der Sporen nicht der alleinige Produzent der Biowaffe gewesen sein. Laut Ken Alibek, der 2007 in die Ukraine zurückkehrt, sind die USA daran, Biowaffen in einem Umfang zu produzieren, die einen Angriffskrieg erlauben.


Überwachung der Bevölkerung top

Mit dem "Homeland Defense Office" soll am 20.9.01 eine Koordinationsstelle der Geheimdienste und damit eine geheimdienstliche Superagentur mit 169'000 Angestellten und einem Budget von $37,5 Mia. geschaffen werden, wird aber vorerst vom Parlament gestoppt und erst mit dem Domestic Security Enhancement Act eingeführt. Den Beschäftigten wird das Recht auf Lohnverhandlungen und gewerkschaftlichen Schutz verweigert. Die Kosten will Bush auf die Bundesstaaten abwälzen, die sich in der finanziell prekärsten Lage seit dem 2. Weltkrieg befinden, während gleichzeitig die Steuer auf Börsengewinne abgeschafft werden soll. Zum geplanten Superministerium gehört das unter strengster Geheimhaltung im Herbst 2001 von Rumsfeld geschaffene ‚Wahrheitsministerium' "Office of Strategic Influence", dessen Existenz im Februar 2002 bekannt wird. Die Aufgabe dieser Abteilung besteht in der Indoktrination der öffentlichen Meinung ausserhalb der USA, vor allem über die Presseagenturen Agence France Press (afp) und Reuters. Angesichts der Empörung muss sich Rumsfeld entschuldigen und die Amtsstelle schliessen, die jedoch kurz darauf als "Office of Global Communication" weitergeführt wird. Zudem gründet Rumsfeld eine neue Geheimdienststelle innerhalb der Defense Intelligence Agency: Die Strategic Support Branch setzt sich aus Eliteeinheiten der Armee, der Luftwaffe und der Marine zusammen und wird formal dem Special-Forces-Kommando von Oberst George Waldroup in Tampa unterstellt. Ihre Einsätze werden von der Zentralstelle für die Militärattachés im Pentagon koordiniert. Die Spezialkommandos arbeiten als Zivilisten mit falschen Pässen getarnt in Afghanistan, dem Irak, Somalia, Jemen, Indonesien, den Philippinen, Algerien und Georgien, wo sie auch "notorische Figuren anwerben müssen", um die "miesen Kerle auszuschalten."
Im August 2002 beginnt das US-Justizministerium mit der Operation TIPS (Terrorism Information and Prevention System), wonach Leute mit Zugang zu Geschäfts- und Privathäusern wie Pöstler, Lastwagenfahrer oder Angestellte von Wasser-, Gas- und Elektrizitätswerken verdächtige Beobachtungen unter einer Gratisnummer mitteilen sollen. Allerdings weigern sich die Postbeamten, an dem Spitzelprogramm von Tom Ridge mitzumachen. Am 5.1.04 tritt das Programm US VISIT in Kraft, das von allen Einreisenden digitale Fingerabdrücke und Gesichtsfotographie verlangt. Ridge verkündet im Juli 2004, al-Qaida plane, die Wahlen im November mit Terroranschlägen zu sabotieren. Wäre es für Bush zu knapp geworden, hätte eine inszenierte Terrorattacke die Legitimation abgegeben, um die Wahlen zu verschieben oder auszusetzen.
Die Operation PREDATOR, die vom FBI, Justizministerium und Department of Homeland Security gestartet wird, soll Pädophile aufgrund ihrer Internet-Benützung aufspüren. Pädophile eignen sich gut als Vorwand für die Überwachung der politisch aktiven Surfer, die FBI-Direktor Robert Mueller sicher mitdachte, als er am 14.5.04 drohte, dass die Operation PREDATOR "sends a clear message that the digital environment will not offer sanctuary to those pedophiles who lurk in peer-to-peer networks. We will identify you. We will pursue you. We will bring you to justice." Im dritten Stockwerk des Network Access Point of the Americas in Miami hat sich die US-Regierung den direkten Zugang zum Internet eingerichtet. Der Microsoft-Chip 'Palladium' erlaubt zudem die Überwachung des PCs von aussen.
Die NSA hört mit seinen 40'000 Angestellten etwa 10% aller Telefonate weltweit ab und übersetzt sie aus 115 Sprachen. Die Telefonkonzerne AT&T, Verizon und Bell-South ermöglichen der NSA den permanenten Zugriff auf alle ihre Datenverbindungen und Gesprächsprotokolle. Die Qwest weigert sich in Berufung auf das Telekommunikationsgesetz von 1934, bei der Bespitzelung mitzumachen, weil die NSA keine richterliche Ermächtigung vorlegt. Qwest-Chef Joseph Nacchio wird daraufhin des Insiderhandelns und des Betrugs angeklagt und muss im Juni 2002 den Hut nehmen. Der NSA-Chef von März 1999 bis April 2005, Luftwaffen-General Michael Hayden, der die grossflächige Abhörung von mindestens 200 Millionen Amerikanern durchführen lässt, wird im Mai 2006 von George Bush als neuer CIA-Chef ernannt. Vizepräsident Cheney verteidigt die NSA-Abhörung mit der frei erfundenen Behauptung, damit seien terroristische Anschläge verhindert und "Tausende von Leben" gerettet worden. Dabei wurde eine Liste von 120'000 US-Bürgern mit ‚hoher Terrorismuswahrscheinlichkeit' angelegt. Die amerikanischen Geheimdienste überwachen nicht nur die eigene Bevölkerung, sie verhandeln auch über den Zugang zu den Daten der europäischen Internet- und Telekomanbieter, die ab Ende 2007 die Verbindung ihrer Kunden während sechs Monaten speichern müssen.
Zudem kontrolliert die CIA die internationalen Zahlungen, die über die Swift getätigt werden. Die 'Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication' in Brüssel wurde 1973 als gemeinsame Datenverarbeitungszentrale von Finanzinstitutionen gegründet, und ihr gehören heute gegen 7900 Banken, Broker und Börsen in 205 Ländern an. Jeden Tag verarbeitet sie 11 Millionen Transaktionen im Wert von $6 Bio, deren Daten den amerikanischen Schnüfflern zur Verfügung gestellt werden. Pläne zur Auswertung der Swift-Daten bestanden bereits in den 90er Jahren, aber erst mit dem 11.9. konnte die USA ihre Forderung nach der Kontrolle der Finanztransaktionen durchsetzen. Im 25-köpfigen Vorstand sitzen auch je ein Vertreter von UBS und CS, die über diese Verletzung des Bankgeheimnisses von Anfang an Bescheid wissen.
2011 überwacht das US-Department of Homeland Security nach eigenen Angaben 80% der weltweiten E-Mails. Auch internationale Telefongespräche und der Datenverkehr im Netz werden vermutlich in ähnlichem Ausmass kontrolliert. Technische Entwicklungen ermöglichen das simultane Scannen von zehntausenden Telefongesprächen oder die Kontrolle des Internetverkehrs in Echtzeit, das Einschleusen von Keylogger auf Computern, wozu manchmal gefälschte Updates auf Rechnern installiert werden. Die Homeland Security ist unterdessen das drittgrösste Ministerium.


Patriot Act top

John Ashcroft benutzt den "Terrorismus", um die Bürgerrechte einzuschränken und die Macht der Exekutive zu erweitern. Der am 26.10.01 verabschiedete Patriot Act erlaubt die Aushebelung der verbürgten Freiheiten und die Implementierung des Überwachungsstaates. Die Rechtssicherheit und das Post-, Bank- und Arztgeheimnis wird faktisch aufgehoben. Die Abhörpraxis wird erweitert wie das Recht auf Einbrüche zur ‚Beweissicherung', dagegen das Akteneinsichtsrecht des ‚Freedom of Information Act' massiv erschwert, auch für weit zurückliegende Ereignisse. Die unter Reagan begonnenen Einschänkungen der Akteneinsicht werden verschärft, wogegen sich die American Civil Liberty Union (ACLU), die über 600'000 Mitglieder hat, mittels Gerichtsprozesse zum Teil erfolgreich wehrt.
Auf blossen Terrorverdacht können Inhaftierungen erfolgen, ohne Beistand durch einen Anwalt oder ohne Gerichtsprozess. Zur Informations- und Geständnisbeschaffung richtet die CIA im Rahmen des Rendition-Programms eigene Geheimgefängnisse ein. Das bekannteste Beispiel: Der US-Bürger und konvertierte Muslim Jose Padilla wird 2002 bei der Rückkehr aus dem Nahen Osten auf dem Flughafen Chicago verhaftet und von Ashcroft angeklagt, die Zündung einer radiologischen Bombe in einer amerikanischen Stadt geplant zu haben. Dreieinhalb Jahre wird er als ‚feindlicher Kämpfer' in einem Marinegefängnis in Charleston, South Carolina, festgehalten und gefoltert, ohne Anklageerhebung und Kontakt zu Anwälten. Kurz bevor das Oberste Gericht in Washington über die Rechtmässigkeit der Inhaftierung entscheiden soll, überweist die Bush-Junta Padilla 2005 an die zivilen Gerichte. Seine Anwälte behaupten, Padilla sei in den Nahen Osten gereist, um den Glauben zu studieren. Die CIA präsentiert ein angeblich in einem Trainingslager in Afghanistan gefundenes fünfseitiges Formular mit den Fingerabdrücken Padillas. Im August 2007 wird er mit den zwei Mitangeklagten Adham Amin Hassoun und Kifah Wael Jayyousi wegen geplanter Zugehörigkeit zu einer Terroristenorganisation, Unterstützung terroristischer Gruppen und Verschwörung zur Entführung und Mord verurteilt. Von der geplanten schmutzigen Bombe ist im Prozess nicht mehr die Rede. Auf Anweisung des CIA-Programmleiter José Rodriguez werden die Dokumente über die Folter gegebenenfalls zerstört. So werden die Bänder über Abdal-Rahim al Nashiri, der den Anschlag gegen die USS Cole geplant haben soll, vernichtet.
Das 1974 gegenüber der CIA erlassene Verbot, ausländische Politiker umzubringen, wird wieder aufgehoben. Die CIA erstellt Tötungslisten mit Terroristen wie dem führenden al-Qaida-Mitglied Kajed Salim Sinan al-Harethi, der im November 2002 mit fünf weiteren Insassen in seinem Auto durch eine ferngesteuerte Rakete umgebracht wird. Die CIA darf auch im Inland Bürger bespitzeln. Senator Russell D. Feingold ist der einzige, der gegen die Aushebelung der bürgerlichen Freiheiten stimmte. Der Patriot Act II ermöglicht die Militarisierung von Justiz und Polizei und damit ein ‚legaler' Militärputsch im Falle einer ‚terroristischen Bedrohung' zum ‚Schutz' der Demokratie, wozu das Northern Command (Northcom) auf der Peterson Air Force Base in Colorado im April 2002 geschaffen wird.

§ 215 des Partiot Act ändert ein Gesetz über Spionageabwehr von 1978 dahingehend, dass es nun auch für die Terrorismusbekämpfung angewandt werden kann. Damit kann das FBI vor einem geheimen Gericht beantragen, dass ihm alle Unterlagen einer Firma oder Organisation übergeben werden müssen, was ebenfalls geheim bleiben muss. Da die Kongressausschüsse nur summarisch informiert werden müssen, erhält die Regierung Gestapo-Vollmachten. Auch Obamas Junta hält an dieser faschistischen Praxis fest. Das FBI geht bei seinem ‚Kampf gegen den Terrorismus' gegen pazifistische Gruppen wie die ‚Women in Black' vor, die gegen die israelische Gewalt in den besetzten palästinensischen Gebieten arbeitet. Zudem werden die Medien unter Druck gesetzt: Vertreten Journalisten nicht die offizielle Doktrin, werden sie entlassen. Dies passiert Davey D. Cook, weil er Barbara Lee interviewt, die einzige Kongress-Abgeordnete, die gegen den Krieg stimmt und dafür mit Todesdrohungen eingedeckt wird. 53% der Amerikaner sind damit einverstanden, dass die Regierung die Nachrichten zensuriert, und 69% zeigen sich über den Patriotismus der Journalisten erfreut. An den Hochschulen wird das Spitzelsystem Campus Watch eingerichtet: Jeder kann per Internet Professoren und Kommilitonen denunzieren, und das FBI öffnet eine grüne Linie, wo kostenlos und anonym ‚verdächtige' Personen angezeigt werden können. Gestapo und Stasi lassen grüssen.

Das Programm ‚Total Information Awareness' des Aussenministeriums, das eine Datenbank über alle 6,5 Mia. Erdbewohner erstellen will, muss wieder aufgegeben werden. Aber das Pentagon plant die totale Überwachung des Internets und des e-mail-Verkehrs und ernennt den ehemaligen Vize-Admiral John Poindexter zum Chef der Big Brother-Schnüffelinstitution Information Awareness Office, die über ein Jahresbudget von $200 Mio. verfügt. Poindexter war als Reagans Sicherheitsberater einer der Architekten der Iran-Contra-Deals und wurde wegen Belügung des Kongresses verurteilt, aber 1992 von George Bush rehabilitiert. Poindexter arbeitet für die Pentagon-Forschungsabteilung DARPA, die das Internet und die Flieger-Tarnkappen-Technik erfunden haben und u.a. an Maschinen-Gehirn-Interfaces forscht. 2004 werden mit $24 Mio. 10% des Forschungsetats für die Neurowissenschaften ausgegeben. Die Überwachung soll unbeschränkten Zugriff auf die persönlichen Daten der Bürger ermöglichen und Informationen von Steuererklärungen, Pass- und Zollstellen, Kreditkartenkonten, Telefonrechnungen, Handy-Gesprächslisten, Internetverbindungen, Arztrezepten, Reisebuchungen oder Parkbussen vernetzen. Zudem werden Aufnahmen von Überwachungskameras und Körpermerkmale in Datenbanken gespeichert. "Wissen ist Macht" steht auf dem IAO-Emblem, das die Freimaurer-Symbolik (Auge auf der Pyramidenspitze schaut auf den Globus) enthält. Nicht nur Araber werden überwacht: 61 Mio. Mexikaner, 31 Mio. Kolumbianer und 18 Mio. Zentralamerikaner sind in den USA fichiert, und zwar von der Firma ChoicePoint. Weil das amerikanische Gesetz die Speicherung von Personaldaten für Regierungsämter verbietet, sammelt die Firma aus Atlanta die Daten und verkauft sie bei Bedarf an die Regierung. Eine Tochter von ChoicePoint ist Database Technologies, die in Florida beauftragt wurde, die Wahllisten zu organisieren, wonach die Stimme von Tausenden von Wählern nicht anerkannt wurde und George W. Bush den Staat mit 537 Stimmen Vorsprung und damit die Präsidentenwahl gewann. Den $4 Mio.-Auftrag, alle mutmasslich Vorbestraften von den Wahllisten zu streichen, erhielt Database im Sommer 1999 von Kathrin Harris, Innenministerin Floridas und stellvertretende Wahlkampfleiterin von Bush. Das Unternehmen sollte auch Personen ausschliessen, die mit Ordnungsbussen bestraft wurden, und sogar Namen streichen, die "ähnlich" klangen wie Vorbestrafte. Aus Texas kam eine Liste mit 8000 zu streichenden Zuzügern in Florida. 173'000 Wähler wurden aus den Registern gestrichen, und 31% der männlichen Schwarzen, die fast alle für die Demokraten gestimmt hätten, durften nicht wählen in Florida.

Dank dem Foreign Intelligence Surveillance Act (FISA) darf die Regierung die Bibliothekslektüre überwachen, und der Bundesrichter David Hurd in New York hat entschieden, dass das Anbringen eines GPS-Spions am Auto eines Verdächtigten kein Eingriff in die Privatsphäre sei. Die Suchmaschinenbetreiber wie Google, deren Server grossteils in den USA stehen, müssen ihre Daten den Behörden bei Anfrage öffnen, wobei weder die Betroffenen noch die Öffentlichkeit informiert werden dürfen. 2006 wird die Anzahl von Googles Servern auf 450'000 geschätzt, um man fragt sich, woher Google die Gelder bekam, um die gigantischen Serveranlagen zu finanzieren, wenn nicht von der NSA. George Orwell hat sein Buch ‚1984' um zwanzig Jahre zu früh datiert (die von der CIA beaufsichtigte Verfilmung entschärfte Orwells Werk beträchtlich). Das Pentagon spielt eine wesentliche Rolle bei der Film-Produktion in Hollywood: die Drehbücher der grossen Produzenten werden kontrolliert und die Filme zensiert.
Das Pentagon gibt $2 Mia. pro Jahr für die Rekrutierung von Soldaten aus. Das seit 1919 existierende Junior Reserve Office Training Corps, das bisher 3500 Programme anbieten konnte, darf die Zahl der Kurse unbeschränkt erhöhen. In paramilitärischen Wahlkursen bringen pensionierte Armeeangehörigen den uniformierten Schülerinnen und Schülern Drill, Patriotismus und Gehorsam bei. Alle High-Schools müssen der Armee die Schüler-Daten für die Rekrutierung zur Verfügung stellen, sonst verlieren sie die staatlichen Unterstützungsgelder. Die meisten SoldatInnen melden sich wegen den Gratis-Studienangeboten bei Army, Marine Corps, Air Force oder der militärisch organisierten Coast Guard, und geniessen damit Ausbildungen, die sie sonst nicht finanzieren könnten.
Bushs Erlass vom 13.11.01 erlaubt die unbefristete Festnahme von Ausländern, die Aburteilung durch Militärgerichte mit geheimen Beweisen ohne Berufungsinstanz und die standesrechtliche Exekution durch das Militär. Bush gründet das Joint Special Operations Command, eine präsidiale Mördertruppe, die Dick Cheney untersteht und Personen exekutiert, die "Kriegshandlungen gegen die USA geplant oder ausgeführt hätten." Bush gibt die Existenz der geheimen JSOC-Mordtruppe, die in einem Dutzend Länder agiert (darunter Eritrea, Jemen, Kenia, Kolumbien, Magadaskar und Peru, 2003 in einer Rede indirekt zu, als er sagte, seine Regierung lasse Mitglieder der al-Qaida exekutieren (Woz 2.4.09: 10). Die Regierung verschafft sich damit eine rechtsfreie Institution, weshalb der rechtsliberale Essayist William Safire von einer "diktatorischen Machtergreifung" und Chalmers Johnson von einem "verkappten militärischen Staatsstreich" sprechen. Die Union of Concerned Scientists schreibt einen öffentlichen Prostestbrief, den über viertausend Wissenschaftler unterschrieben haben, gegen die Politisierung der Wissenschaften durch die Bush-Regierung: Was den Falken nicht passt, wird ignoriert oder eliminiert.
Quellen: Ratner, Ramonet (2003c, 2004a), Flubacher (2002), Lazare, Fahrni (2002), Burgat, Madörin, Birnbaum, Mascaro, Stroobants, Canosa (2004), Sigman, Rufin, Bülow (2003), Bröckers/ Hauss, Chossudovsky, Davidson/ Ruppert, Bröckers, Kienzlen, Sarasin, Kölle, Moore, Kupferberg, Duclos (2005), Coen (2008).


Oktober 2001: Israel top

Ariel Scharon benützt das Märchen vom internationalen Terrorismus zur Eskalation des Kriegs gegen die Palästinenser, der darauf abzielt, deren Infrastruktur und Führungsschicht zu eliminieren. Die US-Unterstützung der israelischen Vertreibungspolitik ist die Hauptquelle des Hasses gegen die Amerikaner in den arabischen Ländern, erklärt aber die 9-11-Attentate nicht. Scharons Karriere als Kriegsverbrecher begann schon 1953 in Qibya mit der Sprengung von 45 Häusern, wobei 69 Bewohner sterben. Er führte 1955 den Angriff auf das Militärcamp in Gaza mit 38 Toten und die Attacke gegen die Syrer mit 56 Toten, liess in den frühen 70er Jahren die ‚gesuchten' Palästinenser im Gazastreifen auf der über 100 Personen umfassenden Liste liquidieren und Tausende von Beduinen aus dem Süden vertreiben. Als Verteidigungsminister ordnete er 1982 die komplette Zerstörung der Stadt Yamit und die Invasion des Libanon an, wobei 17'500 Menschen starben, 30'000 verletzt und 200'000 obdachlos wurden. Geplant war die Stärkung Israels durch das Bündnis mit den libanesischen Maroniten unter Baschir Gemayel zur Vertreibung der Palästinenser. Nach dem Abzug der PLO-Kämpfer nach Tunis und dem fahrlässigen Abzug der französischen, amerikanischen und italienischen UN-Truppen wurde Gemayel durch eine (vermutlich syrische) Bombe am 14.9.82 ermordet. Tags darauf eroberten die Israelis Beirut, und Sharon organisierte das Massaker der israelischen Spezialeinheit Sayyeret Matkal, die aufgrund einer Liste mit 120 Namen von Kaderleuten 63 Palästinenser in den Lagern Sabra und Schatila liquidierte. Die Invasion in Libanon wurde von Reagan unterstützt, aber dann nach den Massakern bekam er kalte Füsse, und befahl Begin, den Krieg zu stoppen, der den Südlibanon verwüstete. Der israelische Regierungschef war verärgert, weil er zuerst Arafat eliminieren wollte, aber er gehorchte. Danach liess die israelische Armee Mördergruppen der südlibanesischen Armee unter Camille Khoury und die christlichen Falangisten in die Lager, die über 1400 Palästinenser umbrachten, davon viele Frauen, Kinder und Alte, plünderten und vergewaltigten. Elias Hobeika, der Anführer des Falangisten, behauptete, auf Befehl Scharons gehandelt zu haben, und ist bereit, im Prozess gegen Scharon in Belgien als Kronzeuge auszusagen und Dokumente vorzulegen. Hobeika verlor selbst seine Familie beim Angriff der PLO auf Damour, bei dem 300 Zivilisten ums Leben kamen. Am 24.1.02 wird er vom Mossad mit einer ferngesteuerten Autobombe umgebracht, und Scharon kann ein Gerichtsverfahren verhindern. Scharon stand auch hinter der Hetzkampagne gegen die Friedenspolitik von Ministerpräsident Itzhak Rabin, der am 4.11.95 ermordet wurde.

Danach versuchte die israelische Regierung, das Westjordanland und den Gazastreifen abzuspalten, indem die vereinbarten Passagen nicht geöffnet wurden. Ehud Barak wollte das unter Benjamin Netanjahu im Oktober 1998 geschlossene Wye-River-Abkommen, das den weitgehenden Abzug der israelischen Truppen aus dem Westjordanland vorsah, rückgängig machen und verschleppte den Friedensprozess. Barak war einer der Mörder des Programms von Mossad und der Elitetruppe der Armee, das eine Reihe hochrangiger palästinensischer Führer umbrachte: Golda Meyr verweigerte Verhandlungen mit den palästinensischen Geiselnehmern während den Olympischen Spielen in München 1972, was zur Ermordung von 8 israelischen Sportlern führte und damit die Legitimation für die Elimination der palästinensischen Politiker lieferte. Als Frau verkleidet drang Barak mit zwei weiteren Agenten in eine Wohnung ein und ermordete einen der palästinensischen Führer. Mit Rückendeckung von Clinton konnte Barak die Resolution 242 des UN-Sicherheitsrats, die den Rückzug Israels aus den 1967 besetzten Gebieten der Palästinenser fordert, umdeuten und so ein Abkommen verhindern. Der militärische Geheimdienst Aman unter Moshe Yaloon sabotierte mit Fehlinformationen, vor allem über Arafat, systematisch einen Friedensvertrag. Auch die USA treffen Vorkehrungen zur Verhinderung eines palästinensischen Staats. 1990 und 1994, als der Oslo-Prozess ins Laufen kommt, wird in Budgetgesetze aufgenommen, dass eine Anerkennung Palästinas in der UNO zur Einstellng der Zahlungen der USA an die UNO führen muss. Tatsächlich stellen die USA im November 2011 ihre Zahlungen an die UNESCO ein (22% des Budgets), als diese Palästina als Vollmitglied aufnimmt.

Scharon führt fort, was David Ben Gurion 1936 plante: "Nur nach der totalen Verzweiflung der Araber, einer Verzweiflung, die nicht nur aus dem Scheitern der Unruhen und des versuchten Aufstands, sondern auch als Folge unseres Wachstums im Lande entstehen wird, können sie sich schliesslich mit einem jüdischen Israel abfinden." Ben Gurion plante schon vor 1948 die Vertreibung aller Araber aus Palästina. Laut Dschafar Farah, Generaldirektor des Mossawa Center, beschlossen Scharon und der Geheimdienst Schabak die Vertreibung der Palästinenser. Nach einem Plan von Reservegeneral Meir Dagan provozierte Scharon mit seinem Eindringen auf dem Gelände der Al-Aqsa-Moschee am 28.9.00 eine zweite Intifada, die als Legitimation für seinen Staatsterror dient. Innerhalb von zwei Jahren kommen 600 Israelis und 1800 Palästinenser ums Leben, wovon 500 unter 18 Jahre alt sind. 40'000 (davon 8000 Minderjährige) werden verletzt und sind oft für den Rest ihres Lebens handikapiert. Die israelische Strategie zielt darauf ab, mit vielen zivilen Opfern, Hauszerstörungen und Schikanen den Widerstand der Palästinenser zu brechen.
2002 wird Dagan von Scharon an die Spitze des Mossad berufen, der 1949 von Ben Gurion gegründet wurde und der direkt dem Premierminister unterstellt ist und keine weiteren Kontrollen kennt. Mit Dagan beginnt erneut eine Serie von politischen Morden, nachdem der Mossad nach dem gescheiterten Attentat auf Chaled Maschal 1997 vorsichtiger war: Am 19.7.04 der Hisbollah-Funktionär Ghaleb Awali (Autobombe), am 12.2.08 der Hisbollah-Führer Imad Muchniya (Autobombe), am 2.8.08 der syrische General Mohammed Suleimann (erschossen), am 20.1.10 Hamas-Mitglied Mahmud al-Mabouh, und mehrere Atomwissenschaftler im Iran.

Israel versuchte bereits, Arafat zu schwächen, indem der Mossad den Topterroristen Abu Nidal unterstützte und manipulierte, worauf es zur Spaltung der Fatah-Organisation kam. Auch die USA arbeiteten an der Spaltung der PLO. Nixon ordnete an, dass CIA-Agent Robert Clayton Ames die PLO infiltrieren sollte, was ihm gelang. Arafat beauftragt Ali Hassan Salameh, den Kontakt mit den USA aufzunehmen. Die USA werden von Salameh über Ames ab 1973 regelmässig über bevorstehende Attentate informiert, in der Hoffnung auf Anerkennung der PLO. Die USA spielen jedoch ein doppeltes Spiel. Am 22.1.1979 wird Salameh in Beirut mit einer Autobombe vom Mossad umgebracht. Mit der Invasion der Israelis im Libanon 1982 endet die Kooperation der CIA mit der PLO, weil die Amerikaner den versprochenen Schutz der Flüchtlingslager nicht einhalten. Nach der Vertreibung der PLO aus dem Libanon, der offiziellen Parteinahme der USA für Israel und des Beschusses schiitischer Dörfer durch amerikanische Schlachtschiffe wird am 18. April 1983 ein Bombenattentat mit einer Tonne Sprengstoff gegen die amerikanische Botschaft in Beirut verübt, wobei 63 Menschen umkommen, darunter Ames.

Scharon lenkt die PLO in eine Falle, indem er Yassir Arafat persönlich für die Attentate verantwortlich macht. Paradoxerweise wirft er Arafat vor, er tue zu wenig gegen den Terrorismus, während seine Möglichkeiten dazu systematisch zerstört werden. Mit der Zerschlagung der Autonomiebehörde soll ein palästinensischer Staat definitiv verhindert werden. Nun richten sich die Hoffnungen der Palästinenser auf die Hamas, die sich nach dem Scheitern von Oslo zur stärksten Organisation entwickelte. Das zerstückelte Palästina soll in einem neokolonialistischen Bantustan-Modell durch Kollaborateure im Sinne Israels verwaltet werden. Das Attentat in den USA vom 11.9. gibt Scharon die Möglichkeit, Arafat mit Bin Laden zu identifizieren und damit zu einem Feind des Westens zu stempeln. Mit Bushs Einverständnis verstärkt Scharon seine Auslöschungs- und Vertreibungspolitik, die nach der Ermordung des zurücktretenden Rechavam Zeevi in einem Blutblad ausartet. Nachdem der Führer der PFLP, Abu Ali Mustafa, von einem israelischen Helikopter aus ermordet wird, erschiesst diese im Oktober den rechtsradikalen Tourismusminister. Der enge Freund Scharons und Exgeneral befürwortete eine ‚Verlegung' der Palästinenser aus Palästina.

Scharons Machtbasis liegt zu einem wesentlichen Teil in den 200 illegalen Siedlungen, die im Falle eines Friedensvertrages geräumt werden müssen. 1977 war Scharon Vorsitzender des Ministerrats für Siedlungsfragen und plante die Niederlassung von 2 Mio. Siedlern im Westjordanland und im Gazastreifen. Unter Menachem Begin trieb Scharon die Schaffung von Palästinenser-Enklaven und israelischen Siedlungen im Westjordanland voran. Als ehemaliger Landwirt weiss Scharon, dass der Bodenbesitz und Wasserzugang entscheidend für die weitere ökonomische und demographische Entwicklung sind. Von 1993 bis 2002 ist die Zahl der von Scharon geförderten Siedler von 100'000 auf 250'000 angewachsen, wozu 200'000 Israelis in Ostjerusalem dazukommen. In Gaza beispielsweise leben unter 1,5 Mio. Palästinensern 5000 israelische Siedler, für die alle Zugänge permanent überwacht werden. Jedes Mal wenn ein Siedler im Auto unterwegs ist, kommt es zu kilometerlangen Staus, weil an den israelischen Checkpoints der Verkehr zu dessen Schutz blockiert wird. Weil die Bewachung der Siedler im Gaza-Streifen zu teuer ist, will Scharon diese abziehen und dafür die anderen Siedlungen ausbauen. Damit hofft Scharon den Friedensprozess einzufrieren, wie sein Berater Dov Weissglas erklärt: "Der Rückzug […] ist die Dosis Formalin, die man braucht, um zu verhindern, dass es zu einem politischen Dialog mit den Palästinensern kommt." Tatsächlich wird die Roadmap kurz darauf entsorgt und die EU unterschlägt sogar ihren eigenen Bericht über die israelische Annexion Ostjerusalems.
Im Westjordanland, das faktisch in 8 ‚Kantone' eingeteilt ist, gibt es über 700 Kontrollpunkte, an denen Palästinenser oft stundenlang warten müssen, wenn sie überhaupt durchgelassen werden. Mittlerweile hat sich Israel 20% des Landes angeeignet, und Jerusalem ist vollständig isoliert von den arabischen Gebieten. Mit dieser Apartheidpolitik wird jede Wirtschaftstätigkeit verunmöglicht, was selbst IWF und Weltbank als Ursache des Zusammenbruchs der palästinensischen Wirtschaft diagnostizieren. Dort wo keine Checkpoints errichtet wurden, befinden sich oft Wachttürme mit Selbstschussanlagen mit Infrarotanlagen, die gegen jede Lichtquelle feuern. Damit sind die Palästinenser Gefangene im eigenen Land. Der auf ‚Grossisrael' ausgerichtete Nationalismus der Siedler, deren Todesschwadronen Massaker an Palästinensern verüben, zielt auf ethnische Säuberung. Wenn die momentane Bevölkerungsentwicklung der Israelis und Palästinenser anhält, werden die letzteren in einem Jahrzehnt die Mehrheit im geplanten ‚Grossisrael' stellen.

Der Nachrichtendienst Middle East Media and Research Institute in Washington ‚übersetzt' arabische Texte und stellt sie den Nachrichtenagenturen gratis zur Verfügung. Die Auswahl und Art der Übersetzungen ist tendenziös, so dass die Palästinenser und Araber als aggressiv und terroristisch erscheinen. Hinter dem MEMRI stehen israelische Militärs und Leute um den Scharfmacher Richard Perle. Er gehört zusammen mit Dick Cheney, Donald Rumsfeld, Paul Wolfowitz, David Wurmser, John Bolton, Douglas Feith und Elliott Abrams als Repräsentant des industriell-militärischen Komplexes zum ultrakonservativen Think Tank American Enterprise Institute. Das AEI, an dem Lynn Cheney und Michael Ledeen tätig sind, wird hauptsächlich von Conrad Black, dem Direktor von Hollinger, finanziert. Perle sitzt zudem in der Stiftung des von William Kristol gegründeten Project for a New American Century. Diese definieren die militärischen, ideologischen, politischen und ökonomischen Prioritäten der US-Politik. Bush ist eng befreundet mit Wurmser, der die Abteilung Mittlerer Osten am AEI leitet und dessen Frau Meyrav zusammen dem ehemaligen Mossadchef Oberst Ygal Carmon das MEMRI gründete. Sie leitet nun die Nahostabteilung des neokonservativen Hudson Institute. Zu den Gründungsmitgliedern des MEMRI, das von Stiftungen wie der ‚Lyndie and Harry Bradley Foundation' finanziert wird, gehören zwei weitere israelische Geheimdienstleute. Diese Thinktanks, die mit Center for Security Policy und dem Center For Strategic and International Studies (CSIS) eng zusammenarbeiten, stützen sich auf die Weltbilder von Ideologen wie Robert Kagan, Samuel Huntington, Francis Fukuyama oder William Kristol. Vater Irving Kristol gab in den 50er Jahren die von der CIA finanzierte Zeitschrift Encounter heraus, und William leitet das neokonservative Propagandablatt Weekly Standard. Erklärtes Ziel ist die ‚weltweite Vorherrschaft der USA' zu sichern, und sie empfehlen dazu die Politik des Unilateralismus und den Präventivkrieg. "Seit ihrer Gründung sind die USA eine expansive Macht. Der Appetit Amerikas nach neuen Grenzen ist ungestillt" (Kagan). "Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn das amerikanische Volk bereit ist, Krieg zu führen" (Kristol). Im September 2002 wird die neue ‚Nationale Sicherheitsstrategie' vorgestellt, wonach die USA sich herausnehmen, "unilateral zu entscheiden, ob ein Staat in der Zukunft zur Bedrohung werden kann, [...] und daraufhin einen Präventivkrieg zu führen, wenn nötig auch einen ‚Regimewechsel' herbeizuführen." Die UNO wird als ‚Forum für Linke, Antizionisten und Antiimperialisten' bezeichnet, das man nur in Anspruch nehmen soll, wenn es der Politik Washingtons nützt.

Richard Perle war unter Reagan ein entschiedener Gegner jeder Abrüstung, was ihm den Übernamen ‚Prinz der Finsternis' eintrug. Er verdient Millionen bei Boing und ist mit der Rüstungsfirma Treeram verhängt. Zusammen mit Kissinger sitzt er im Verwaltungsrat von Hollinger Inc., einem internationalen Medienkonzern, der unter anderem die Chicago Sun-Times und die Jerusalem Post herausgibt. Die CEOs Lord Conrad Black und David Radler plündern den Konzern zwischen 1997 und 2003, indem sie mehr als $400 Mio. abziehen (95,2% des Reingewinns) und Firmengeschäfte für Korruptionszahlungen benützen. Der Konzern fordert $1,25 Mia. zurück, auch die von Perle kassierten $5,4 Mio.
Perle versucht, die israelische und amerikanische Aussenpolitik zu koordinieren, wozu sich Perle auch schon mit dem saudischen Waffenhändler Adnan Khashoggi in Paris getroffen hat. Der spätere Vorsitzende der einflussreichen Kommission für Verteidigungspolitik im Pentagon schrieb 1996 das Drehbuch für Bushs Aussenpolitik: Saddam Hussein soll gestürzt werden, um das irakische Öl unter die amerikanische Kontrolle zu bringen, damit die Abhängigkeit vom instabilen Saudi-Arabien durchbrochen werden kann. Die CIA plant den Sturz mit einem Film, der ‚Hussein' mit einem minderjährigen Homosexuellen im Bett zeigt. Ein zweiter Film soll danach eine Ansprache Husseins an das Volk zeigen, in der er die Macht an seinen Uday überträgt, der als Mörder und Vergewaltiger zur meistgehassten Person im Irak gehört. Allerdings werden die Filme nicht verbreitet, und da sich Saddam Hussein mit vielen Doppelgängern schützt, planen die USA einen erneuten Krieg. Mit dem Sturz wollen die USA einen entscheidenden Einfluss auf die OPEC gewinnen, den islamischen Fundamentalismus eindämmen und die Region kontrollieren. Nach dem Irak soll der Iran wieder unter amerikanische Kontrolle gebracht werden, was auch die Unabhängigkeit von Syrien, dem Libanon und Jordanien einschränkt. Die Türkei und Israel sind die amerikanischen Machtgarantien im Nahen Osten, weshalb ein Kurden- und ein Palästinenserstaat verhindert werden sollen. Der israelische Premier Benjamin Netanyahu wurde in einem Strategiepapier 1996 aufgefordert, die Verhandlungen (‚Land gegen Frieden') mit den Palästinensern abzubrechen und stattdessen auf einen Machtwechsel bei den Palästinensern hinzuarbeiten.
Perle ist Mitglied des Jewish Institute for National Security Affairs, zu dem auch Vizepräsident Cheney, Vizeaussenminister John Bolton und Vizeverteidigungsminister Douglas Feith gehören. Auch das Centre for Security Policy dient dem Israel-Lobbying. Ein weiterer Think Tank stellt das 1985 von Martin Indyk gegründete Washington Institute for Near East Policy dar. Indyk war zuvor Forschungsdirektor des American Israel Public Affairs Committee, das einflussreichste Lobbygremium in Washington. Das Winep, in dessen Beirat die Chefredakteure von US News & World Report und The New Republic sitzen, stellt ‚Experten' für Radio- und TV-Talkshows, organisiert alljährliche Symposien und verfasst Berichte für Politiker, die eine Konfrontationspolitik Israels verteidigen. Die Bush- und Clinton-Regierungen rekrutieren ihre Berater und Minister (wie Dennis Ross, Anthony Lake, Madeleine Albright, Les Aspin oder Paul Wolfowitz) aus dem Winep. Aufgrund von Sonderberater Indyks Einflusses propagierte die Clinton-Regierung 1993 die Politik der doppelten Eindämmung gegen den Iran und den Irak, ganz im Interesse Israels. Das Winep steigert seinen Einfluss auf die Bush-Regierung, indem es neokonservative Figuren wie Jonathan Schanzer und Daniel Pipes vom Middle East Forum oder Max Abrahms und Matthew Levitt vom National Review Online oder Joshua Muravchik vom AEI engagiert. Daniel Pipes, treuer Anhänger von Ariel Scharons Vertreibungs- und Vernichtungsstrategie, setzt sich als Freund von Bush vehement für den Irakkrieg ein, obwohl er 1987 die Aufrüstung Saddam Husseins gegen den Iran empfohlen hat. John J. Mearsheimer von der University of Chicago und Stephen M. Walt entlarven in ihrer Studie von 2006 den dominierenden Einfluss der israelischen Lobby auf die Aussenpolitik der USA. Auf jede Kritik gegenüber der israelischen Kolonialpolitik kontern das American Jewish Committee und die Anti-Defamation League mit dem Vorwurf des Antisemitismus, womit die Kritik meist erfolgreich abgelenkt wird. Abe Foxman, Präsident der ADL, ist sich nicht zu schade, den Organisatoren von Diskussionsforen persönlich mit Medienkampagnen zu drohen, wenn sie Kritiker zu Wort kommen lassen.

Die Vollversammlung der UNO bekräftigt am 20.12.01 ihre Unterstützung der palästinensischen Autonomiebehörde und Verurteilung der israelischen Siedlungspolitik, nachdem die USA mit ihrem Veto im Sicherheitsrat den Schutz der Palästinenser blockierten. Seit 1972 legten die USA 42 Mal ihr Veto gegen Israel-kritische Resolutionen ein, und seit Kennedy unterstützten die USA Israel insgesamt mit $92 Mia. 1992 versicherte Bush sen. der Regierung von Itzhak Shamir in einem ‚Garantiebrief', dass die USA gegen die Gründung eines Palästinenserstaats seien. Bush jr. erneuert den Freibrief für die Israelis. Der Krieg der israelischen High-Tech-Armee gegen die schwach bewaffneten Kämpfer und Selbstmordattentäter und die unbewaffnete Zivilbevölkerung ist dank einer gut organisierten und finanzstarken Lobby in den USA möglich, die die westlichen Medien dominiert. Trotzdem sind am 15.3.02 zwei Drittel der Israelis gegen Scharons Politik und befürworten einen autonomen Palästinenserstaat und den Rückzug aus den besetzten Gebieten. Bush jr. nennt Scharon am 18.4.02 "einen Mann des Friedens", während 75'000 israelische Soldaten ins Westjordanland einrücken und nachdem seine Truppen mit der Operation SCHUTZWALL einen Monat lang die Palästinenser durch Erschiessungen, Verhaftungen, Folterungen, Zertrümmerung der Häuser, Ausgangs- und Bewegungssperren terrorisierten, die meisten Führer der bewaffneten Organisationen hinrichteten und die Infrastruktur der Autonomie-Behörden komplett zerstörten. Die Operation war sorgfältig geplant, und zwischen dem 28.4. und 4.5. wurden alle Städte ausser Hebron und Jericho wiederbesetzt und unter israelisches Kriegsrecht gestellt, wobei 250 Palästinenser getötet wurden. 20'000 wurden verhaftet und 6500 während Monaten in israelischen Konzentrationslagern festgehalten, ohne dass die Angehörigen etwas von ihrem Verbleib erfahren konnten. 85% der palästinensischen Häftlinge werden gefoltert, auch die vielen minderjährigen Gefangenen. Die Israelis haben seit mindestens zehn Jahren ein ‚Guantanamo', die Anlage 1391, die auf den Karten nicht existiert und auf den Luftaufnahmen wegretuschiert wurde. Ehemalige Insassen wie Mustafa Dirani berichten von Folterungen und sexueller Gewalt.

Im Flüchtlingslager Jenin, wo 200 bewaffnete Palästinenser der israelischen Armee 11 Tage lang Widerstand leisten, werden bei immensem Raketenbeschuss über 200 Personen getötet und in Massengräbern verscharrt, was selbst Aussenminister Shimon Perez als ‚Massaker' bezeichnet. Die israelische Zensurbehörde verbietet Ende 2002 die Veröffentlichung von zwei Dokumentarfilmen über Jenin. Scharon verweigert bezeichnenderweise eine Untersuchung durch eine UNO-Kommission, was bloss einige schwache Proteste auslöst. Deshalb getraut sich Scharon, seine Strategie weiterzuverfolgen. Nachdem die Autonomiebehörde im Sommer 2003 handlungsunfähig ist, werden die Spitzen der Palästinenserorganisationen wie Scheich Ahmed Yassin von der Hamas ermordet. Der Hausphilosoph der israelischen Hardliner, Assa Kasher, euphemisiert die Zerstörung der Häuser von Selbstmordattentätern und den Tod von unbeteiligten Opfern als Schäden am "menschlichen Umfeld".

Mit stiller Duldung der USA beginnen die Israelis im Juni 2002 mit dem Bau einer $1,4 Mia. teuren und 759 Kilometer langen Mauer, die Israel vor den Palästinensern schützen soll, indem die besetzten Gebiete in ein riesiges Gefängnis verwandelt werden. Dabei werden viele palästinensische Bauern absichtlich von ihrem Land getrennt, das dann beschlagnahmt wird, weil auf beiden Seiten der Mauer eine Gewerbezone entstehen soll. In den Betrieben sollen die nun arbeitslosen Bauern zu höchstens einem Drittel des in Israel üblichen Lohnes arbeiten. Bereits 1993 bestanden Pläne zu neun gemeinsamen Wirtschaftszonen entlang der grünen Grenze, der Waffenstillstandslinie von Israel und Jordanien von 1967. Neben dem tiefen Lohnniveau lockt für die israelischen Firmen auch die Möglichkeit, die Umweltgesetze zu umgehen. Aber die einseitige Strategie, die die Palästinenser zu Sklaven eines Apartheid-Regimes macht, provoziert, dass die Betriebe der Wirtschaftszone zu neuen Angriffszielen werden. Scharon plant, mehr als die Hälfte des Westjordanlandes, das in drei Zonen aufgeteilt wird, zu annektieren. Die Wiederbesetzung der palästinensischen Gebiete, die Zerstörung der Infrastruktur und der Psychokrieg der fast permanenten Ausgangssperre führen zum wirtschaftlichen Zusammenbruch, zu Arbeitslosigkeit (75%), Armut (65%) und Mangelernährung der Kinder. 60% der Einwohner leben unter der offiziellen Armutsgrenze von $2,1 Einkommen pro Tag.
Wenn israelischen Journalisten mit den Palästinensern sympathisieren, wird ihnen eine Falle gestellt, damit man sie kaltstellen kann. Tali Fahima spricht sich gegen die Checkpoints, die Mauer und die gezielte Tötung von Palästinensern aus und sitzt seit August 2004 im Gefängnis, weil sie dem Führer der Al-Aksa-Martyrerbrigaden, Sacharia Sbeidi, eine von der israelischen Armee verlorene Landkarte erklärt haben soll.

Im Dezember 2002 beginnt die Staatsanwaltschaft gegen die Verflechtung der Likud-Partei mit der Mafia zu untersuchen, weil die parteiinternen Wahlen eine unglaubliche Korruption an den Tag legten. Sharons Sohn Omri unterhält Beziehungen zur Mafia, und der aus dem Zentralkomitee der Likud zurücktretende Musa Alperon gilt als eigentlicher Pate.
Nicht nur die Mafia, auch das israelische Militär ist iin den Drogenhandel eingebunden. Das Opium aus dem Bekaa-Tal im Libanon und das Kokain werden oft mithilfe israelischer Militärs nach Israel geschmuggelt, zu entsprechenden ‚Gebühren'.

Scharon tauscht den Hisbollah-Gefangenen Elhanan Tannenbaum gegen mehrere hundert palästinensische ‚Terroristen' aus. Tannenbaum ist nicht bloss der Schwiegersohn von Scharons politischem Ziehvater, sondern war als Oberst der Reserve an einem ultrageheimen Militärprojekt beteiligt, wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Atombombe. Obwohl Mordechai Vanunu seine Strafe von 18 Jahren Haft abgesessen hat, viele davon in totaler Isolation, wird er nicht freigelassen. Der Techniker im Reaktor Dimona hatte Informationen über das israelische Atomprogramm weitergegeben, aufgrund derer man weiss, dass Israel mindestens 200 Atombomben besitzt.
Israel hat nicht nur Atombomben, sondern ist auch bereit, diese zu verkaufen. Auf Anfrage des südafrikanischen Verteidigungsministers Pieter Willem Botha offeriert Verteidigungsminister Shimon Peres 1975 den Verkauf der Bomben mit den zugehörigen Raketen, als sie ein geheimes militärisches Kooperationsabkommen mit dem Codename Chalet schliessen. Bei einem weiteren Treffen am 4.6.75 in Zürich offeriert Friedensnobelpreisträger Peres auch konventionelle und chemische Waffen, die Südafrika jedoch selbst herstellen kann. Der Deal zwischen den beiden Apartheidstaaten kommt aufgrund der hohen Kosten nicht zustande, aber Israel könnte bei der Entwicklung der südafrikanischen Atombomben Unterstützung geleistet haben, zumal Südafrika das nötige Uran nach Israel lieferte.

Die USA verdreifachen ihre Hilfe an Israel im Jahr 2003 auf $10 Mia., denn der Krieg gegen die Palästinenser zerstört die Substanz der israelischen Wirtschaft. Ausländische Investitionen gingen von $11 Mia. (2000) auf $6 Mia. (2002) zurück, der Tourismus ist auf Talfahrt, die Verschuldung nimmt von 95% des BIP auf 105% zu, und der Verlust der arabischen Märkte bewirken, dass bereits ein Viertel der Israelis (1,5 Mio., inklusive 500'000 Kinder) unter der Armutsgrenze leben.
2004 sterben im Konflikt mit Israel 950 Palästinenser, 112 werden gezielt ermordet und 5965 werden verletzt. Die israelische Armee zerstört mit ihren Bulldozern 2366 Häuser, 10,2 km2 bebautes Land und 92 Brunnen. 9000 Palästinenser sitzen in israelischen Gefängnissen, und über die Hälfte des Volkes (4 von 7,5 Mio.) befindet sich im Exil.

Israel war von Anfang an ein Kolonialstaat, der auf Terror, militärischer Gewalt und Rassismus beruht. Nicht nur die Palästinenser wurden vertrieben, sondern auch die Beduinen. In der Negev-Wüste lebten vor der Staatsgründung etwa 60'000 Beduinen, von denen 1948 49'000 vertrieben wurden. Die Verbleibenden leben in etwa 45 nichtoffiziellen Dörfern ohne Infrastruktur, dürfen keinen Boden besitzen und keine Häuser bauen. Um die demographische Entwicklung zugunsten der Juden zu steuern, verbietet Israel im Juli 2005 die Familienzusammenführungen der Palästinenser in Israel und in den besetzten Gebieten weitgehend. Viele israelische Soldaten sind offen rassistisch und schikanieren und malträtieren die Palästinenser, die in grossen Konzentrationslagern eingemauert werden.In den 70er Jahren gründen die Siedler eigene terroristische Netzwerke, die in den besetzten Gebieten operieren. Bekannt wird etwa Era Rapaport, der am Mordanschlag gegen der Bürgermeister von Nablus, Bassam al-Shaka'a, beteiligt ist. Der Ausbau der 100 illegalen und 190 autorisierten Siedlungen bewirkt eine massive Korruption der Bauwirtschaft und der Behörde Custodian of Absentee Property, die für die Enteignung des palästinensischen Bodens verantwortlich ist. Auch in den nichtautorisierten Siedlungen, die meist von gewalttätigen Siedlern bewohnt werden, hat der israelische Staat die Strassen, Strom- und Wasserversorgung finanziert.

Wäre die UNO etwas Wert, würde sie die Israelis vor die Wahl stellen, das Oslo-Abkommen zu unterzeichnen, sich auf die Grenzen von 1967 zurückzuziehen und die Mauer abzubrechen oder aber diesen faschistischen Staat aufzulösen. Leider haben die Amerikaner unter Reagan beschlossen, Israel als Vorposten für die Destabilisierung des Nahen Ostens einzusetzen, die nötig ist, um die Ölfelder im Irak und Iran unter ihre Kontrolle zu bringen. Da die Europäer und Japaner sch nicht gegen den amerikanisch-israelischen Imperialismus wehren, verpuffen alle UNO-Resolutionen ungehört. Die Resolution 181 vom 29.11.1947 legte die Teilung Palästinas in einen arabischen und jüdischen Staat fest, wobei die Israelis 55% Palästinas erhalten sollen, was die Israelis befürworten und die Palästinenser ablehnen. Resolution 191 vom 11.12.1948 bestimmte das Rückkehrrecht der palästinensischen Vertriebenen (60% der Bevölkerung). Resolution 242 vom 22.11.1967 forderte der Rückzug Israels aus den eroberten und besetzten Gebieten. Resolution 3226 vom 22.11.1976 bestätigte das Recht der Palästinenser auf nationale Unabhängigkeit. Am 12.3.2002 wird die Zwei-Staaten-Lösung bekräftigt, und am 20. Juli 2004 wird der Abriss der Mauer gefordert. Alles ohne geringste Wirkung.

Kaum haben die Hamas bei den Wahlen am 25. Januar 2006 die Mehrheit gewonnen, beginnen die USA und Israel an der Destabilisierung der neuen palästinensischen Macht zu arbeiten. Die 900 internationalen Beobachter bestätigen den einwandfreien Verlauf der Wahlen, wobei die korrupte Fatah, die jährlich $1 Mia. an Unterstützung erhielt, abgewählt wird. Die Protestwahl ist auch ein Resultat von Scharons Politik, Präsident Mahmud Abbas leerlaufen zu lassen. Abbas glaubte naiverweise an die Möglichkeit eines endgültigen Friedensvertrags, während Scharon mit allen Mitteln einen palästinensische Staat verhindern wollte. Laut der Roadmap, dem ‚Friedensplan' der USA, EU, UNO und Die USA fördern die Opposition der Hamas-Regierung mit $42 Mio., um bei den nächsten Wahlen keine Überraschung mehr zu erleben. Zudem wird versucht, der Konflikt zwischen der Hamas und der Fatah-besetzten Autonomiebehörde zu auszuweiten. Die Fatah lehnt es ab, die von ihr dominierten Sicherheitskräfte der gewählten Regierung zu unterstellen. Abbas Sicherheitsberater Mohammed Dahlan, der starke Mann der Fatah im Gaza-Streifen, arbeitet eng mit den US-Geheimdiensten zusammen. Elliot Abrams, der die Nahostpolitik der USA bestimmt, sorgt dafür, dass die Fatah Waffen im Wert $80 Mio. vom Weissen Haus erhält. Für die Nahostpolitik im Nationalen Sicherheitsrat NSC ist seit Januar 2005 der stellvertretende Sicherheitsberater Elliot Abrams zuständig, der alle Initiativen abblockt, die zur Realisierung des palästinensischen Staats oder zu Konzessionen Israels führen könnten. Abrams war unter Reagan als Staatssekretär im Aussenamt verantwortlich für die Menschenrechtspolitik und danach für Lateinamerika, wobei er die eklatanten Menschenrechtsverletzungen in El Salvador verleugnete und sich vehement für den Krieg der Contras gegen die Sandinisten einsetzte. Wegen illegaler Waffenlieferungen an die iranischen Mullahs verurteilt wurde er an Heiligabend 1992 von Bush sen. begnadigt, sodass er mit Bush jr. wieder ins Weisse Haus einziehen konnte. Er unterstützt die Destabilisierung des Mullah-Regimes in Teheran durch klandestine Aktionen der CIA und den Krieg Israels gegen die Hizbollah im Libanon. Dabei reist er im August 2006 nach Jerusalem und versichert Ehud Olmert, die USA unterstützten die Ausweitung des Konflikts auf Syrien.
Trotz den demokratischen Wahlen fahren die Israelis mit den gezielten Ermordungen der Hamasführer fort: am 26.5.06 etwa ermorden die Israelis einen Führer des Islamischen Dschihad. Aufgrund der Zunahme der gezielten Tötungen hebt die Hamas am 10.6.06 die seit dem Februar 2005 eingehaltene Waffenruhe auf. Am 27.6.06 unterzeichnen alle palästinensischen Organisationen mit Ausnahme des Islamischen Dschihad eine Erklärung, die eine politische Lösung und damit die Grundlage für einen palästinensischen Staat ermöglicht. Wie gerufen kommt daher am folgenden Tag die Entführung eines israelischen Soldaten durch die Hamas, worauf Israel in den Gaza einmarschiert, um die Hamas zu vernichten. Gezielt wird die Infrastruktur (Elektrizitätswerke, Ministerien) zerstört, fast die gesamte Regierung festgenommen und die Palästinenser ausgehungert.

Die Amerikaner und Israelis erreichen mit der Finanzierung der Fatah ihr Ziel, dass es im Frühsommer 2007 zu einem Bürgerkrieg kommt. Die Hamas kommt einem mit Unterstützung der USA geplanten Coup der Fatah zuvor und versucht, seinen korrupten und fremdgesteuerten Rivalen zu entmachten. Entgegen den Erwartungen gelingt es den 21'000 Hamas-Milizionären, die 35'000 Mann der Fatha zu besiegen, und die israelische Armee bringt am 14.6.07 50 Spitzenbeamte der Fatah im Gaza wie Dahlan in Sicherheit nach Ramallah im Westjordanland. In den verlassenen Büros finden sich Dokumente, die belegen, dass Israel der Fatah 2500 Gewehre mit 2 Mio. Schuss Munition lieferte, dass Dahlans Geheimdienst nach amerikanischem Muster überwachte Penthouses zur sexuellen Erpressung unterhielt, dass die Fatah mit Drogen und Falschgeld handelte und ein Attentat gegen den Hamas-Ministerpräsident Haniya plante (Dahlan wird im Juli 2011 wegen angeblichen Putschabsichten gegen Abbas entmachtet). Noch am selben Tag beschliesst die EU, sich der erpresserischen Politik der Amerikaner und Israelis anzuschliessen und den totalen Boykott über den Gaza-Streifen zu verhängen. Damit befindet sich die Hamas weiterhin in derselben Pattsituation, die seit ihrem Wahlsieg jede sinnvolle Politik verhindert: vom Westen, der UNO, Russlands und der arabischen Liga boykottiert und von der israelische und ägyptischen Armee komplett isoliert, wird das Leben in Gaza zur Tortur. Lebten 1947 noch 80'000 Menschen im 360 km2 grossen Gaza-Streifen, sind es nun 1,5 Mio, wovon zwei Drittel Flüchtlinge sind (bei einer Arbeitslosigkeit von 50% und einer Armutsrate von 70%, d.h. weniger als zwei Dollar pro Tag). Am 16.6.07 erobern die Truppen der Fatah alle Büros und Gebäude der Hamas, auch das von ihr dominierte Parlament in Ramallah. Sofort kündigen die Amerikaner und die Israelis an, dass die Sanktionen gegenüber dem Westjordanland aufgehoben würden und die blockierten Dollar-Millionen aus den Zoll- und Steuereinnahmen zugunsten der Fatah zurückbezahlt werden. Den Israelis kann es nur Recht sein, dass Gaza und das Westjordanland zwei getrennte Territorien sind, weil so ein Palästinenserstaat unmöglich wird.
Olmert bietet Abbas im August 2008 einen ‚package deal' für die Schaffung eines palästinensischen Staat an, worauf er wegen Korruption angeklagt wird und einen Monat später zurücktreten muss.

Der britische Geheimdienst plant, die Hamas in einer Geheimaktion zu zerstören. Die palästinensische Behörde von Abbas arbeiten mit den israelischen Sicherheitskräften zusammen, vor allem im Kampf gegen die Hamas, und werden 2008 gewarnt über den bevorstehenden Krieg Israels in Gaza, der im Dezember beginnt. Der Gazakrieg fordert 1400 Tote und zerstört viele Häuser, kann aber die Hamas nicht besiegen. Als der südafrikanische Richter Richard Goldstone Ende 2009 einen Bericht für die UNO über den Gazakrieg verfasst, erpresst der Chef des Geheimdienstes Yuval Diskin Abbas damit, dass die Erleichterungen im Westjordanland wieder rückgängig gemacht werden, wenn er den Bericht weiterleite. Abbas verzichtet, was seinen Ruf zerstört. In den Verhandlungen, die in der Folge von Bushs Annapolis-Gipfel stattfinden, bieten die palästinensischen Unterhändler an, dass Israel fast ganz Ostjerusalem (ausser Har Homa, bzw. Jabal Abu Ghneim) zuzuschlagen und fast alle illegalen Siedlungen (ausser Ma'ale Adumin und Ariel) behalten können, und nur 10'000 der 5 Mio. Flüchtlinge nach Israel zurückkehren können. Unterstützt von den USA weist die israelische Unterhändlerin Tzipi Livni das Angebot als ungenügend zurück. Israel und die USA, deren Verhandlungsführer sich oft abschätzig gegenüber den Palästinensern verhalten, wollen offensichtlich keinen Frieden.
Bereits unter Arafat gelingt es der CIA, die PLO zu infiltrieren und eine Kooperation aufzugleisen. Seit 2007 arbeitet der Ministerpräsident der Palästinensischen Autonomiebehörde Salam Fayyad daran, einen eigenen Staat aufzubauen, unterstützt von den Amerikanern. Im Januar 2011 veröffentlicht al-Jazeerah geheime Papiere, die beweisen, dass sie palästinensische Polizei eng mit dem israelischen Militär zusammen arbeitet. Kurz darauf beginnen sich die Menschen in der arabischen Welt gegen ihre Regierungen aufzulehnen, worauf die Kooperation von Fatah und Israel aus den Medien verschwindet. Am 28.4.11 beschliessen die Hamas und Fatah unter dem Druck der Bevölkerung, ihre Feindschaft zu begraben und gemeinsam für einen eigenen Staat zu kämpfen. Das ist eine Reaktion auf die fehlenden Zugeständnisse des Israelis und auf die Revolutionswelle in der arabischen Welt. Postwendend verurteilen die Israelis und die EU den neuen Pakt: Netanjahu meint, die Fatah könne mit Israel oder mit der Hamas Frieden haben, aber nicht beides.
Quellen: Merle (2001), Bishara, A. Kuhn, Kapeliouk, Abramovici (2002), Bunzl, Barghouti, Hottinger, Zimmermann, Hamalin/ François, Ramonet (2002), Said (2002, 2003), Shlaim, Salmon, Schuldiner, Péan, Keane, Elsässer (2002b), Schattner, Cooley, Brupbacher, Günther, Rouleau, Golub (2003), Vidal (2003, 2006, a), Dunbas, Beinin, Algazi, Gresh (2003b, 2004, 2006), Usher, Alaoui, Croitoru, Avnery, Cook, Farsakh, Rapoport, Zobaidi, Oifi (2005), Kühner.


Oktober 2001: Der Afghanistan-Krieg top

Trotz dem von der CIA bestätigten Fehlen eines Beweises für die Schuld Bin Ladens am 9-11-Attentat startet Bush am 7.10.01 Luftangriffe gegen Kabul und Kandahar. Beim Krieg gegen Afghanistan, der jeden Tag $820 Mio. kostet und bei dem die USA C-Waffen einsetzen, geht es um die Absicherung der Ölpipelines und um die Restitution des Heroinhandels, von dem nicht zuletzt die Finanzierung von Pakistans Militärregime abhängt. Das Heroingeschäft Pakistans ist mit einem Volumen von $11 Mia. im Jahr 1999 30% grösser als der gesamte Staatshaushalt des Landes, das in den 90ern für über $30 Mia Waffen kaufte. Seit dem Militärputsch 1999 war Pakistan von neuen IWF-Krediten ausgeschlossen und konnte seine alten Kredite nur noch mit riesigen "privaten" Zuschüssen aus dem Heroinbusiness bedienen. Auch für die Aufrechterhaltung des amerikanischen Finanzbusiness spielt der Drogenhandel eine zentrale Rolle: $250-300 Mia. an Drogengeldern fliessen jährlich in die US-Banken und an die Wallstreet. Neben den Pipelines und dem Opium dürften die USA ein grosses Interesse an den immensen Bodenschätzen Afghanistans (Kupfer, Eisen, Kohle, Öl, Gas, Chrom, Gold, Seltene Erde, Lithium, Bauxit etc. im geschätzten Umfang von $3 Bio.) haben. 2011 plant das Centcom, das in Florida stationierte Armeekommando für den Mittleren Osten, mit dem Plan ‚Neue Seidenstrasse', diese Rohstoffe dank einem Netz an Strassen, Eisenbahnlinien und Pipelines zu erschliessen. Da die Bergwerke und Regionen nicht unter der Kontrolle der Regierung in Kabul sind, sondern weitgehend von den Warlords beherrscht werden, handelt es sich um einen militärischen Plan. So beherrscht etwa Abdurradschid Dostom die nordafghanistanischen Gas- und Ölfelder.

Die B-52 Angriffe gegen Afghanistan (wie schon gegen den Irak) starten auf der britischen Insel Diego Garcia im Indischen Ozean. Das 27 Quadratkilometer grosse Atoll ist eine der entlegendsten Inseln der Welt und einer der wichtigsten der rund tausend Stützpunkte der US-Armee. Laut dem amerikanischen Militärexperten John Pike kann die USA sämtliche Staaten der östlichen Hemisphäre von Diego Garcia und Guam aus kontrollieren. 3000-5000 Soldaten warten und bedienen auf Diego Garcia B1-, B2- und B-52-Bomber, Aufklärungsflugzeuge, U-Boote und vermutlich auch Atomwaffen. Zudem gibt es ein Geheimgefängnis, in dem gefoltert wird. Noch heute kämpfen die Verschleppten von Diego Garcia um ein Rückkehrrecht. Obwohl britische Gerichte und das Oberhaus den Einwohner Rechte 2008 zugestanden hat, konnte die britische Regierung auf Druck der USA die Urteile hintertreiben.
Da die US-Regierung nicht zur Verantwortung gezogen werden kann, wurden die Baufirmen des Stützpunktes verklagt, unter anderem die von Dick Cheney bis 2000 geleitete Kellogg, Brown & Root, die zum Halliburton-Konzern gehört. Als Verteidigungsminister von 1989 bis 1993 initiierte Cheney die grösste Privatisierungsaktion des Pentagons, wozu die texanische Baufirma für $8,9 Mio. Gutachten erstellt. Brown & Root baute schon während dem Vietnamkrieg Strassen, Landebahnen und Militärstützpunkte im Kriegsgebiet, und dank Cheney verdiente sie an den Stützpunkten in Somalia $62 Mio, in Saudi-Arabien $5,1 Mio. und in Bosnien $740 Mio. Der Golfkrieg brachte der Firma mehrere hundert Millionen für das Löschen der Ölbrände und den Wiederaufbau Kuwaits (die Hälfte des kuwaitischen Staatsterritoriums ist Sperrgebiet der US-Truppen). Cheney verschaffte Halliburton Aufträge des Pentagons über $2,3 Mia. und vermehrte die ausländischen Tochterfirmen. Halliburton beschäftigt mittlerweile 100'000 Angestellte in 120 Ländern. Niederlassungen befinden sich praktischerweise in den Steueroasen Bermudas und Cayman-Inseln. Cheney umging das Embargo gegen seinen einstigen und zukünftigen Gegner, indem sein Konzern 1998 und 2000 Ölfördertechnologie für $50 Mio. und $73 Mio. an den Irak verkaufte. Seit Cheney US-Vizepräsident ist, macht Halliburton richtig Kasse mit Milliarden-Aufträgen auf der ganzen Welt. Zum Beispiel wird bekannt, dass Halliburton den USA Benzin liefert im Irak und dafür $61 Mio.(nach anderen Quellen $166 Mio.) zu viel verrechnet. Halliburton stellt dem Pentagon für seine Aktivitäten Rechnungen von über $6 Mia. KBR verpflegt die 140'000 Soldaten im Irak und sorgt für die Unterkünfte.

Der Krieg in Afghanistan wird nach einer Doktrin von John Arquilla und David Ronfeldt durch kleine und mobile Einheiten geführt, die die US-Bomber über Funk an die Zielgebiete lenken. Mindestens 4000 Menschen werden durch die Bomben der Amerikaner, vor allem durch die lasergesteuerten 2000-Pfund/JDAM-Splitterbomben, getötet. 7,5 Mio. Afghanen sind vom Hungertod bedroht, trotz der abgeworfenen symbolischen Notrationspakete, weil die USA bereits am 16.9.01 von Pakistan verlangten, die Lieferungen von Lebens- und anderen Hilfsmitteln zu unterbinden. Aber auch in New York sind über eine Million Menschen auf die Suppenküchen und Nahrungsspenden angewiesen. Allerdings machen die Pakistani nicht ohne weiteres mit: Der stellvertretende Aussenminister Richard Armitage droht dem Direktor des pakistanischen Geheimdienstes am 13.9.2001, man werde Pakistan in die Steinzeit zurück bombardieren, wenn es nicht kooperiere.
Um den Sturz des Taliban-Regimes voranzutreiben, unterstützen die USA erneut die Nordallianz, deren Kommandant Ahmed Schah Massud, ein genialer Stratege und brutaler Kriegsverbrecher, am 13.9.01 bei einem Attentat ums Leben kommt. Seine Nachfolger Muhammed Fahim war als Chef des prorussischen Geheimdienstes in den 80er Jahren für seine Foltermethoden berüchtigt. Die CIA bezahlt Millionen, um sich die Kooperation der Nordallianz zu sichern. Nach pausenlosen Bombardierungen der USA auf Afghanistan startet die Nordallianz am 9.11. die Offensive gegen die Taliban und verdrängt diese bis nach Kandahar, wonach auf 35'000 Hektaren der Mohnanbau wieder beginnt. Viele der falschen Bombardierungen geschehen aufgrund der falschen Angaben der Warlords, die nach 20 Jahren Krieg noch verschiedene Rechnungen offen haben. Die verheerende Wirkung der Fehltreffer wird verstärkt durch die Verwendung von 750 CBU-87-Clusterbomben, die je 202 Minibomben auf einer Fläche von 2 bis 3 Fussballfeldern verteilen. Rund 5% dieser Bomben explodieren nicht, weshalb rund 7500 Bomben wie Landminen herumliegen. Insgesamt fliegen die USA 6500 Angriffseinsätze.

Da der TV-Sender al-Jazeera unzensurierte Bilder und Nachrichten sendet und CNN damit von ihrer führende Position in der arabischen Welt verdrängt, wird die Station in Kabul zerbombt. Einen Monat später nimmt die US-Armee den Kameramann Sami al-Hadsch in Pakistan fest und verfrachtet ihn nach Guantanamo. Nach über sechs Jahren wird er wieder freigelassen, ohne dass Anklage gegen ihn erhoben wurde.
Ansonsten ist die Eroberung eine schnelle und billige Sache: 316 der Spezialtruppen und 110 CIA-Agenten motivieren die Taliban-Offiziere und gegnerische Warlords mit Geld-Koffern im Wert von insgesamt $104 Mio. zum Überlaufen. Einem Offizier, der das Angebot von $50'000 ablehnt, werfen US-Piloten eine Präzisionsbombe vor sein Hauptquartier, worauf er am nächsten Tag eine neue Offerte der CIA von $40'000 akzeptiert.

Obwohl Osama Bin Laden zuoberst auf der Fahndungsliste steht, lassen ihn die Amerikaner nach dem Borbardement von Tora Bora aus Konduz entkommen, wo die Elite der Taliban und al-Qaida eingekesselt ist. Die südliche Fluchtroute nach Pakistan wird auf Befehl aus Washington nicht kontrolliert, und die Delta Force Spezialeinheiten werden abgezogen. Im Dezember 2001 taucht plötzlich ein Video mit Osama bin Laden auf, das US-Truppen ‚zufällig' in Jalalabad gefunden haben sollen, genau zum richtigen Zeitpunkt, um die abschwächende Kriegseuphorie der Weltöffentlichkeit erneut anzuheizen. Bekannte von Bin Laden meinen, dass auf dem Band nicht dessen Stimme und Sprache zu hören sei. Was Bin Laden auf dem Video ‚sagt', ist genau das, was die US-Kriegsherren von ihm brauchten, um ihre Version zu bestätigen.

Ex-Präsident und Theologe Burhanuddin Rabbani, der fast so restriktiv ist wie die Taliban, kehrt zurück nach Kabul, und sein ehemaliger Kriegsfeind, der usbekische "Pascha" Abdul Rashid Dostom, kommt erneut in ‚seinen' Privatstaat um Masar-i-Sharif, wo seine Truppen plündern und exekutieren. Die Truppen des eitlen, aber ansonsten angeblich toleranten Ismail Khan führen bei der Wiedereroberung von Herat Massaker an den Paschtunen in den Flüchtlingslagern durch. 600 Taliban-Kämpfer werden bei einem angeblichen Fluchtversuch umgebracht. Nach dem Zusammenbruch der Taliban-Regierung wird eine machtlose Zentralregierung unter Hamid Karsai geschaffen, die von ausländischen Truppen in Kabul beschützt wird, so dass die alten Territorialfürsten den Opiumanbau wieder organisieren können. Nach kurzer Zeit haben Ismail Khan im Westen, General Dostom im Norden, Haji Abdul Qadir im Osten und Gulaga Sherzai im Süden die Kontrolle gefestigt und sind dank Zöllen und dem Drogenhandel auch ökonomisch von Kabul unabhängig. Die Gebiete, in denen die von den USA bewaffneten und kontrollierten Warlords herrschen, sind die unsichersten im ganzen Land, das rund 700'000 bewaffnete Kämpfer‚umschulen' muss. In Jalalabad und Gardes, wo rivalisierende Warlords um die Macht kämpfen, unterstützt das Pentagon die Karsai-Gegner. Bushs Verschärfung des ‚war on drugs' in den USA und die saftige Etaterhöhung für Eindämmung und Verfolgung des Drogenhandels ist Balsam für die seit Kriegsbeginn in den Keller gefallenen Preise für Roh-Opium und Heroin: "Jetzt werden wir reich", bekundete denn auch ein junger Händler gegenüber der New York Times. Opium ist die Basis der militärischen und politischen Macht.
In der Produktionsregion werden die Beschränkungen jedoch aufgehoben: Pakistan entlässt einen der grossen Schmuggelkönige der Khyber-Pass-Region aus der Haft. In Kabul wird die High Commission on Drug Control von der neuen Regierung einfach vor die Tür gesetzt, ihre Autos und Telefone beschlagnahmt: "Nicht einmal ein Fahrrad haben sie uns gelassen", beklagt der Leiter der Behörde.

Der Journalist Daniel Pearl untersucht die Zusammenarbeit von al-Qaida und dem pakistanischen Geheimdienst ISI, den Hintergrund des ‚Schuhbombers' Richard Reid sowie die Unterstützung des Opiumtransports durch den ISI und CIA. Am 9.10.01 berichtete die Times of India, dass Omar Saeed Sheik im Auftrag von ISI-Chef General Mahmud Ahmad $100'000 an Mohamed Atta überwiesen habe. Ahmad, der sich am 11.9.01 sich nicht zufällig in Washington aufhielt und von Vizeaussenminister Richard Armitage gezwungen wurde, die Taliban fallenzulassen, wurde kurz darauf von Muscharraf entlassen. Am 22.1.02, als FBI-Direktor Robert Mueller in Indien weilt, wird ein Anschlag gegen das amerikanische Kulturzentrum in Kalkutta verübt, wofür Aftab Ansari die Verantwortung übernimmt. Nun soll plötzlich Ansari (zusammen mit dem unterdessen ermordeten Asif Reza Khan) die Quelle der $100'000 gewesen sein, die über Omar Saeed an Atta gelangten. Tags darauf verschwindet der Reporter des Wall Street Journals in Karatchi nach einem Treffen mit Saeed (unter dem Namen Chaudry Bashir). Pearl traf sich zuvor mit dem Antiterrorexperten, Fox News-Analyst und Council on Foreign Relations-Mitglied Mansoor Ijaz. Dieser wird durch die PR-Firma Benador Associates vertreten, die auch Geschäftsbeziehungen hat mit Richard Perle (vom Defense Policy Board), Ijaz' Businesspartner James Woolsey (ehemaliger CIA-Chef, ebenfalls Mitglied des Defense Policy Board), der irakische Wissenschaftler und Chronist von Saddam Husseins angeblichen Massenvernichtungswaffen Khidir Khamza, der Washington Times Herausgeber und UPI-Chef Arnaud De Borchgrave, die Anti-Saddam-Autorin Laurie Mylroie, Harvardprofessor und CIA-Propagandist Richard Pipes und Frank Gaffney, Präsident des rechtsextremen Center For Security Policy, in dem Perle und Woolsey im Beratungsstab sitzen.
Ijaz stellt Pearl dem ehemaligen ISI-Agenten und Woolsey-Freund Khalid Khawaja vor, der ihm ein Interview mit den Taliban arrangiert. Omar Saeed Sheikh, Ex-Student der renommierten London School of Economics, britischer Staatsbürger und ISI-Top-Agent wird am 15.7.02 in Pakistan wegen Mord an Pearl zum Tode verurteilt. Danach wird Mustafa Ahmed al-Hisawi (oder al-Hawsawi) zum neuen 9-11-Zahlmeister proklamiert, zusammen mit den angeblichen al-Qaida-Planern Khalid Sheikh Mohammed und Ramsi Bin al-Shibh. Sheikh Mohammed wird nun zum Strategen, Trainer und Pearl-Mörder erklärt, womit die bekannte Verbindung Al-Qaida - Bin al-Shibh - Hamburg - Atta - 9/11 bestätigt werden kann. Atta soll sich im Juli 2001 mit seinem Hamburger Wohnpartner und vorgesehenen 20. Attentäter Ramsi Bin al-Shibh in einem Hotel im spanischen Salou getroffen haben, im selben Hotel, in dem sich einige Tage zuvor FBI-Agent John O'Neill mit dem spanischen Polizeichef Juan Cotino getroffen hatte. Khalid Sheikh Mohammed dient auch dazu, eine Verbindung der al-Qaida über Abu Musab Zarqawi zum Irak herzustellen. Khalid Sheikh Mohammed wird für die Behörden zur zentralen Figur, weil er zudem der Onkel von Ramzi Youssef ist, womit ein Zusammenhang mit den beiden Attentaten auf das WTC gegeben ist. Im März 2007 wird das ‚Geständnis' von Kalid Sheikh Mohammed veröffentlicht: Nicht nur 9/11 hätte er "von A-Z geplant", sondern auch die Anschläge gegen das WTC 1993 und auf Bali 2002 habe er organisiert. Zudem gingen die misslungenen Flugzeugattentate des Schuhbombers Richard Reid und gegen ein israelisches Flugzeug in Kenya 2002 auf sein Konto. Geplant gewesen seien zudem Attentate auf Papst Johannes Paul II., Bill Clinton, Jimmy Carter und den pakistanischen Präsidenten Musharraf, auf Big Ben, Canary Wharf und den Flughafen Heathrow in London, auf die Börse und das Empire State Buiding in New York, auf den Library Tower in Los Angeles, den Sears Tower in Chicago, die Plaza Bank in Seattle, auf Atomkraftwerke und Brücken in den USA, auf US-Militärschiffe, Öltanker und Henry Kissingers Ölfirma in Indonesien, auf diverse amerikanische und israelische Botschaften und das NATO-Hauptquartier in Belgien. Nach vier Jahren Haft in Guantanamo soll der Superterrorist plötzlich für alle unaufgeklärten Ereignisse die Verantwortung übernehmen. Am 5.5.12 beginnt der Prozess gegen KSM, Ramzi Bin al-Shibh, Walid Ba'Attash, Mustafa Ahmed al-Hisawi und Ali Abdel Aziz Ali in Guantanamo. Gegen alle wird die Todesstrafe beantragt. Die Aussagen der Angeklagten werden vom schalldichten Militärgerichtssaal mit 40 Sekunden Verzögerung in den Zuschauersaal übertragen, damit die Zensoren alle Ungereihmtheiten mit der offiziellen Story, die Widerrufung der unter Folter erpressten Geständnisse in den Geheimgefängnissen und andere 'top secret'-Informationen mit einem Piepser überdecken können. Die Bürgerrechtsliga ACLU spricht daher von einem Orwell-1984-Staat.

Im Februar 2002 wird der Tourismus- und Luftfahrtminister Abdulrahman Nuristani und am 6.7.02 Haji Abdul Qadir in Kabul ermordet. Abdul Qadir wurde 1992 Gouverneur von Nangahar und liess eine Reihe von Kommandanten der gegnerischen Parteien niedermachen. Mit dem Heroinhandel füllte er sich seine Kriegskasse, und seine Familie betrieb sogar eine Fluggesellschaft. 1996 lud er Osama bin Laden nach dessen Ausweisung aus dem Sudan nach Jalalabad ein, wo er ihn persönlich empfing. Die Taliban setzten Abdul Qadir ab, worauf er nach Pakistan und Deutschland ins Exil ging. Da er sich auf die Seite der Nordallianz schlug, wurde er in der provisorischen Regierung Minister für Städtebau und erneut Gouverneur von Nangahar, dann Minister für öffentliche Wohlfahrt und einer der Stellvertreter Karzais. Der Bruder des Präsidenten, Ahmed Wali Karzai, ist ebenfalls in den Drogenhandel verwickelt, steht seit 2001 auf der Gehaltsliste der CIA und wird von Karzai gedeckt.

Bisher kontrollierte Russland die Ölvorräte Zentralasiens, was die USA mit allen Kräften ändern wollen. Im Nachbarland Turkmenistan lagern Gas- und Ölreserven von geschätzten 6 Mia. Barrel. Bereits im Juni 1990 etablierte sich Chevron nach einer wüsten Rangelei der Ölfirmen im damals noch sowjetischen Kasachstan, in dem riesige Ölfelder entdeckt wurden. Zu den Lobbyisten und Beratern von Chevron gehörten Dick Cheney und Zbigniew Brzezinski, der auch für die Amoco arbeitete und langjähriger Förderer von Aussenministerin Albright war. Carters ehemaliger Sicherheitsberater Brzezinski forderte 1993 als Belohnung für den Sieg über den Kommunismus das Recht der USA auf die Ausbeutung der Bodenschätze der Welt. Unmittelbar nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kauften sich auch Unocal, Exxon Mobil und Conoco bei den wichtigen Konsortien in Turkmenistan und Asarbaidschan ein. Richard Cheney sass zusammen mit den Chefs von Chevron und Texaco im Kazakstan's Oil Advisory Board, organisierte ein Joint-Venture mit Shell, fädelte in Asarbaidschan einen grossen Deal für die Ramco Energy ein. 1996 unterzeichneten die USA mit Usbekistan, Kasachstan und Kirgisien das Centrasbat-Abkommen für militärische Zusammenarbeit, womit die USA weniger abhängig vom Öl der Golfstaaten werden wollten. Die Ölkonzerne investierten $20 Mia. in die Erschliessung der Vorkommen, aber es gab von Anfang an ein Transportproblem. Cheneys Halliburton erstellte die Expertise für eine Pipeline und erhielt den Milliarden-Bauauftrag. 2004 kontrollieren Chevron Texaco und Exxon Mobil 75% der Vorkommen in Kasachstan.

Unter Clinton wurde 1998 ein Abkommen der Taliban mit den Ölmultis Unocal und Delta Oil für den Bau einer weiteren Pipeline von Turkmenistan durch Afghanistan nach Pakistan ausgehandelt. Deshalb wurden die Taliban nicht nur von den pakistanischen, amerikanischen und saudischen Geheimdiensten, sondern auch von Unocal und Delta Oil finanziert. Hamid Karzai, den die USA als Chef der Übergangsregierung durchsetzen, arbeitete bei den Verhandlungen zur afghanischen Pipeline als Berater im Auftrag der Unocal. Nach der Bombardierung Afghanistans durch die USA im August 1998 stoppte Unocal das Pipeline-Projekt.
Drahtzieher hinter den Kulissen der Loya Jirga ist sein Freund und U.S. National Security Council-Mitglied Zalmay Khalilzad, den Bush am 31.12.01 zum Sondergesandten ernannte. Khalilzad spielte eine zentrale Rolle bei der US-Finanzierung der Mudjaheddin in den 80er Jahren, und auch er verhandelte 1997 im Auftrag der Unocal mit den Taliban über das Pipelineprojekt und befürwortete die Anerkennung der Taliban durch Washington. Aber die Taliban wollten sich nicht mit den jährlichen $180 Mio. der Amerikaner begnügen, sondern auch mit den Saudis selbst Geschäfte machen. Deshalb bombten die USA bereits im August 1998 einige Taliban-Posten weg. Im Auftrag von Unocal verlangte John Marcesca im amerikanischen Kongress den Sturz der Taliban schon lange vor dem 11.9.
Der US-Vertreter Khalilzad zwingt den Ex-König Zahir Shah und den steinreichen Fundamentalisten und berüchtigten Warlord Abdulrasul Sayyaf aus Paghman, auf eine Kandidatur zu verzichten, worauf Karzai als einziger Kandidat mit 1295 von 1575 Stimmen von der Loya Jirga zum Präsidenten ‚gewählt' wird. Im September 2009 wird Karzai 'wiedergewählt'. Wahrscheinlich wählen nur 2-2,5 Mio. Afghanen und nicht 5,9 Mio, wie behauptet wird. Der stellvertretende Leiter der Uno-Mission in Afghanistan, Peter Galbraith, deckt eine Reihe von Wahlfälschungen auf, worauf er von UNO-Generalsekretär Ban KI Moon entlassen wird. Im Oktober 2010 gibt Karzai zu, dass sein Stabschef Geldsäcke sammle, wobei beispielsweise Teheran Hunderttausende Euros gespendet habe, so wie die Amerikaner auch Geld spendeten.
Am 27.11.01 reist US-Energieminister Spencer Abraham nach Noworossisk am Schwarzen Meer, um an der Einweihung der $2,5 Mia. teuren Pipeline des Caspian Pipeline Consortium teilzunehmen, zu dem Chevron, Texaco und ExxonMobil gehören. Währenddessen wird Exxon in Indonesien vor Gericht angeklagt, an der Organisation der Repressionen beteiligt zu sein. Praktisch unbemerkt von der westlichen Öffentlichkeit wird am 31.5.02 ein Pipeline-Abkommen zwischen Turkmenistan, Pakistan und Afghanistan abgeschlossen. Und die neuen US-Stützpunkte in Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisien und Afghanistan sichern langfristig den Zugang zum Öl und Gas. Seit Ende der 90er Jahre trainiert das Pentagon in Usbekistan die Elitetruppen des brutalen Diktators Islam Karimo. Als das US-Aussenministerium 2005 die Finanzhilfe wegen den wegen den Massakern an den Demonstranten 2005 kürzt, verspricht das Pentagon umgehend Kompensationen. Die strategische Bedeutung dieser zentralasiatischen Länder hilft, die einzig bedeutende Atommacht neben den USA in Schach zu halten. Deshalb sicherte sich Washington die Kontrolle über die ehemaligen Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Georgien im Süden von Russland und mischt heftig mit in Weissrussland. Der dortige US-Botschafter Michael Kozak schreibt, dass Amerikas Ziel und zu einem gewissen Grade Methode, in Weissrussland die gleichen seien wie in Nicaragua, wo die USA die Contras gegen die linksgerichtete sandinistische Regierung unterstützten.

Die Briten verkünden im April 2002, sie hätten ein riesiges Waffenlager der Al-Qaida (mit 30'000 bis 40'000 Raketen russischer und chinesischer Bauart, Granaten und anderer Geschosse) entdeckt und sprengen es, was 15 Stunden dauert. Danach stellt sich heraus, dass dies das Waffenlager von Ibrahim Omari war, der die Waffen für den Kampf der Mudjaheddin gegen die UdSSR von den Amerikanern bekommen hatte. Der US-Krieg in Afghanistan wird wesentlich durch Stratfor mitbestimmt. Die 1996 gegründete Firma bietet Informationen und Analysen zu geopolitischen Strategien und Sicherheitsfragen und gilt als ‚Schatten-CIA'.

Das FBI stellt das ‚Handbuch der al-Qaida' aufs Netz, bei dem sich in Wirklichkeit um ein Handbuch der Muslimbrüder aus den 40er Jahren handelt. Mit dem Besitz des Manuals können verdächtige leichter verurteilt werden Der downlaod wird beispielweise zwei Studenten der Universität Nottingham, die zum Terrorismus arbeiten, zum Verhängnis, weil sie daraufhin als Sympathisanten angeklagt und verhaftet werden. Einer der beiden bleibt ein halbes Jahr in Haft und soll ausgeschafft werden. Dozierende, die sich hinter die Studenten stellen, werden entlassen oder suspendiert. Auch in anderen Ländern wie Deutschland und Frankeich werden Unschuldige verhaftet, die als Legitimation für die geheimdienstliche Aufrüstung dienen.

Den Hauptteil der Drecksarbeit mit den gefangenen Widerstandskämpfern, die angeblich der al-Qaida angehören sollen, überlassen die USA den Verbündeten. In Shibargham betreiben diese ein ‚Todeslager' mit 3000 Gefangenen, die gefoltert und zur Abschreckung massakriert werden. Insgesamt kommen mindestens 5000 Taliban nach der Gefangennahme ums Leben. Die Gefangenen werden unter infernalen Bedingungen in Containern transportiert, wobei über 2500 ersticken, verbluten, verdursten oder unter Aufsicht der Amerikaner erschossen werden. Rund 3000 Leichen werden in der Wüste von Dasht-Leili von Dostums Truppen verscharrt. Auch Ismail Kahn, den Donald Rumsfeld als "überlegten, moderaten und vertrauenswürdigen Mann" nannte, lässt nicht nur die gefangenen Taliban massakrieren, sondern auch die Minderheit der Paschtunen in Herat willkürlich verhaften, einschüchtern, foltern und umbringen. Beide Regionen weisen eine überaus hohe Präsenz amerikanischer Soldaten auf. Weder die UNO noch die EU, beide genau informiert über die Massaker, reagieren auf irgendeine Weise. Die CIA hält die Gefangenen, die von CIA-Agenten und Militärs gefoltert werden, wenn sie nicht spuren, in 26 Schiffscontainern bei Bagram in der Nähe von Kabul fest. Die Richtlinien der Regierung Bush zur Behandlung Inhaftierter eröffnet einen rechtsfreien Raum, in dem das Militär Verdächtige von der Bildfläche verschwinden lassen kann. Deshalb wird den Festgenommenen oft keine Gefangenennummer zugewiesen, womit sie nicht in offiziellen Dokumenten erscheinen. Im März 2002 werden bereits mehrere Gefangene zur 'Bearbeitung' zum US-Stützpunkt Guantanamo auf Kuba abtransportiert. Die meisten der zeitweise bis 780 in Drahtkäfigen festgehaltenen ‚Terroristen' werden zumeist wegen lächerlichen Anschuldigungen der Folter unterzogen. Der jüngste Gefangene ist ein 14jähriges Entführungsopfer, der älteste ein 89jähriger dementer Afghane. Nach zwei Jahren sitzen die Gefangenen aus 44 Ländern noch immer im ‚juristischen schwarzen Loch'. Über die Urteile der ‚Militärkommission' wird am Ende der Justizminister entscheiden. Kommandant Geoffrey Miller, der als Chef einer Joint Task Force seine Befehle direkt aus dem Pentagon erhält, lässt die rechtlosen Gefangenen misshandeln. Alle Gefangenen beklagen sich über Demütigungen und Folter (Bush definiert sechs Verhörmethoden explizit nicht als Folter). Die Gefangenen werden vermummt, indem ihnen Augenbinden oder geschwärzte Sonnenbrillen, Kopfhörer, Mützen und Mundschutz aufgesetzt und die Hände gebunden werden. Aufgrund der abgeschnittenen Sinne, dem Schlafentzug, der mangelnden Ernährung, der Isolation und der Reizüberflutung durch blitzende Lichter und weissen Lärm beginnen sie nach kurzer Zeit zu halluzinieren, verlieren den Willen und die Vernunft und gestehen, was immer man will.
Die meisten der weit über 2000 Gefangenen werden jedoch für die Folter an befreundete Nationen wie Algerien, Ägypten, Bulgarien, Jordanien, Kosovo, Marokko, Mazedonien, Pakistan, Polen, Rumänien, Somalia, Thailand, Türkei oder Ukraine weitergegeben. Selbst Länder wie Iran, Syrien oder Libyen machen mit, weil sie sich erhoffen, über die geheimdienstliche Kooperation aus der politischen Schusslinie zu geraten. Insgesamt 54 Staaten machen und verstossen damit gegen die Anti-Folter-Konvention. Die CIA zahlt ein Kopfgeld für die übergebenen ‚Terroristen', was der pakistanische ISI ausgiebig nutzt. Nur 7% der Gefangenen werden von US-Truppen verhaftet, 93% werden ‚gekauft'. Nicht nur Männer, sondern auch Frauen und Kinder landen in den Gefängnissen und dienen der Erpressung von Geständnissen. Insgesamt rechnet man mit 30-50'000 Gefangenen, die nicht nur von der CIA, sondern auch von FBI-Agenten ‚befragt' werden. Aufgrund der Kritik aus Europa muss die CIA ihre Foltergefängnisse in Polen und Rumänien Ende November 2005 schliessen. Seit 9/11 wurden 1080 CIA-Flüge in Europa und 30 Entführungsfälle (u.a. Binjam Mohamed, Khaled el Masri, Majid Khan oder Maher Arar) dokumentiert (Zu den beteiligten CIA-Agenten gehören Kirk James Bird, James Ohale, James Fairing, Michael Grady, Jason Franklin, Hector Lorenzo, John Decker, Lyle Edgars Lumsden III, Walter Richard Greensbore, Bryam Charles, Jane Payne, Patricia Riloy und Eris Fair). Wenn die Amerikaner ihre Gefangenen zur ‚extraordinary rendition' anderen Geheimdiensten übergeben, liefern sie den Fragekatalog gleich mit. Diese ‚renditions' gab es bereits unter Clinton, aber nach dem 11.9.2001 haben die Überstellungen zur Folter beträchtlich zugenommen. Die CIA mietet Gulfstream-Jets der Privatfirmen Sportsflight (Besitzer Don Moss) und Richmor Aviation (Präsident Mahlon Richards). Die Gefangenen werden mit Analzäpfchen betäubt, in orange Overalls gesteckt, gefesselt und geknebelt. Aufgebaut wird das Netz der Geheimgefängnisse, zumindest diejenigen in Rumänien (Bukarest), Marokko und Polen (Szczytno), von Kyle "Dusty" Foggo, der ehemaligen Nummer 3 der CIA. Schätzungsweise 100 Gefangene überleben die Folter nicht. Die Verfolgung der angeblichen Terroristen hat überhaupt nichts mit Terror zu tun, sondern das Ziel besteht darin, der Welt Bekenntnisse von Terroristen präsentieren und damit die Überwachung der politischen Opposition rechtfertigen zu können. Aber 90% der Verhafteten landen wegen den Kopfgeldern oder wegen Rivalitäten um Opiumfelder in den US-Gefängnissen. Der Europa-CIA-Chef Tyler Drumheller schreibt nach seinem Ausscheiden ein Buch, von dem die CIA 80 Seiten zensuriert. Geheime Gefängnisse zur Erpressung von Informationen mithilfe der Folter besitzt die CIA seit Anfang der 50er Jahre; das grösste befand sich in der von den USA kontrollierten Panamazone, aber auch in Japan und Deutschland gab oder gibt es je eines. Der frühere Chef der CIA-Station in Berlin, Tom Polgar, meinte 2005, dass dort wie in Guantanamo alles möglich gewesen sei. Bei den Verhaftungen in Afghanistan und im Irak geht es um die Unterdrückung des militärischen Widerstands gegen die Besetzung.

Am 16. und 17.12.02 organisiert die International Development Law Organization eine Konferenz in Rom, an der die USA, Japan, Deutschland, Italien und der Iran die künftige Staatsform Afghanistans festlegen. Der Generaldirektor der IDLO William Loris bestätigt, die Konferenz betrachte die Scharia als eine gesunde Basis für das neue Gesetz der islamischen Nation. Die IDLO, die Juristen für die Entwicklungsländer ausbildet und diese unterstützt, wird gesponsert von den Regierungen von Finnland, Frankreich, Italien, Japan, Dänemark, Holland und den USA, der Arab Bank for Economic Development in Africa BADEA, des Arab Fund for Economic and Social Development in Kuwait, des Kuwait Fund for Arab and Economic Development, der Weltbank, der European Bank for Reconstruction and Development, der USAID (die von der CIA und dem National Endowment for Democracy kontrolliert wird und seit 1983 Millionen von fundamentalistischen Schulbüchern nach Afghanistan bringt), Coca Cola und Microsoft. Die USA stützen die islamischen Fundamentalisten (beispielsweise auch Recep Erdogan in der Türkei oder Alija Izetbegovic in Bosnien, Kosovo, Mazedonien oder im Kaschmir), weil diese genügsamer sind und sich besser manipulieren lassen als auf Modernisierung bedachte und gebildete Säkularisten. Und sie finanzieren sie aus dem gleichen Grund, weshalb sie Hitler an die Macht brachten: divide et impera (teile und herrsche).

Obwohl die Militäroperationen laut Rumsfeld bis im Oktober 2003 weitergehen sollen, weigern sich die USA aus Kostengründen, die erweiterte UN-Friedenstruppe zu unterstützen. Die neue aussenpolitische Doktrin der USA lässt sich mit einem Satz zusammenfassen: "America fights, Europe funds, and the UN feeds". Dafür greifen die Amerikaner mit B-52-Bombern in die Kämpfe zwischen den rivalisierenden Warlords und Volksgruppen ein, und viele Warlords können ihre Macht dank den Waffen und dem Geld für den ‚Kampf gegen den Terror' sowie dem Opium, dessen Produktion 2002 auf 3400 Tonnen steigt, verstärken. Der Erlös wird auf $2,5 Mia. geschätzt, die Hälfte des offiziellen Bruttosozialprodukts. 2004 wird eine Opium-Ernte von über 4000 Tonnen, 2005 von 6100 Tonnen und 2007 von 8200 Tonnen erreicht. 2010 fällt die Produktion aufgrund eines Pflanzenbefalls drastisch auf 3600 Tonnen, und im Folgejahr steigt die Produktion wieder um 7% auf 5800 Tonnen Rohopium. Die Besatzungstruppen sind längst ein bewaffnetes Schutzkommando für Drogenbarone geworden. 2012 sind über 1 Mio. der knapp 30 Mio. Afghanen opiumsüchtig, und zwar nicht nur junge Männer, sondern auch Frauen, Neugeborene und Kleinkinder.
Der Krieg kostet 2006 über 4000 Afghanen und 170 ausländischen Soldaten das Leben. 2007 kämpfen immer noch 26'000 US-Soldaten (etwa die Hälfte davon im Rahmen der 35'000 Mann starken NATO-Truppen unter dem Kommando des amerikanischen Generals Dan McNeill) gegen den Widerstand. Die CIA gründet eine paramilitärische Einheit von 3000 Soldaten, die verdeckte Operationen gegen die Widerstandskämpfer und die Taliban im Grenzgebiet von Afghanistan und Pakistan durchführen. Zudem gibt es die Eliteeinheit Taskforce 373, die direkt dem Pentagon untersteht und unabhängig von den ISAF-Strukturen Jagd auf die höchsten Talibanvertreter macht. Auf ihrer geheimen Liste stehen 2000 Personen, die getötet oder ohne rechtlichen Schutz verhaftet werden sollen.
Unter Obama werden die Truppen in Afghanistan um 35'000 Soldaten aufgestockt, ohne dass Aussicht besteht, den bislang längsten amerikanischen Krieg zu gewinnen. Die Frontlinien verlaufen undurchsichtig: Warlords wie Burhauddin Rabbani, der 2010 die Friedensversammlung in Kabul leitet, arbeiten mit den NATO-Truppen zusammen, deren Transporte von den Warlord-Milizen bewacht werden, und beliefern gleichzeitig die Taliban mit Waffen für den Kampf gegen die Ungläubigen. Drogenprofite werden im Immobilienmarkt gewaschen, sodass die UNO in opiumfinanzierten Villen hausiert. Solange die USA mit den Warlords kooperiert und selbst vom Drogenhandel profitiert, wird es keinen Frieden in Afghanistan geben. Die CIA fördert die Korruption, indem sie Millionenbeträge an afghanische Politiker verteilt; auch Saudi-Arabien, die Türkei und der Iran finanzieren die afghanischen Politiker mit etwa $50 Mio. pro Jahr. Die Kontakte der afghanischen Regierung mit den Taliban laufen vor allem über das Netzwerk von Djalaluddin Hakkani, das enge Kontakte zum pakistanischen Geheimdienst ISI, zur al-Qaida und zu arabischen Financiers besitzt.

2009 kann die NATO Moskau zu einer Öffnung alternativer Nachschubrouten nach Afghanistan überreden, was Russland zu einer erweiterten Machtstellung verhilft. Auch beim Drogenhandel gehen Russen und Amerikaner gemeinsam gegen die Konkurrenten vor. Am 28.10.10 präsentieren sie den gemeinsamen Fund von 165 Kilo Opium. Präsident Karzai ist geschockt, weil ihm die Amerikaner nicht mitgeteilt haben, dass die Russen wieder aktiv sind in Afghanistan. Nach über 30 Jahren Krieg hat sich eine Kultur der Gewalt durchgesetzt und ist die Bevölkerung verarmt und traumatisiert. Experten schätzen 2011, dass 80% der Familien nicht mehr funktionieren und 60% der Bevölkerung an psychischen Krankheiten leidet. Bildungsminister Faruk Wardak lässt 2012 ein Geschichtslehrbuch an den Gymnasien einführen, das 1973 vor dem Putsch gegen König Zaher Schah endet. Finanziert wird das Lehrmittel von der US-Entwicklungshilfe, das in den 80er Jahren bereits ein Alphabetisierungslehrmittel bezahlte, das die Mudschaheddin verherrlichte und das von den Taliban unverändert weiter verwendet wurde.

Am 14.3.12 scheitert ein Attentat gegen den ehemaligen CIA-Chef und amtierenden Kriegsminister Panetta, den amerikanischen Kommandanten in Helmland, General Gurganus und den britischen Stellervertreter Brigadier Skeats in auf einem Flugfeld in Helmland. Kurz darauf beginnen sich die USA offen auf die Seite Indiens zu stellen. 2005 unterzeichneten Indien und die USA ein weitreichendes Sicherheistabkommen, und Indien entwicklet sich zu einem der wichtigsten Waffenkäufer der Amerikaner. Zudem investiert Indien in Afghanistan seit 2001 über $2 Mia. in Infrastrukturprojekte, weshalb Indien nach dem geplanten Abzug der Amerikaner Aus Afghanisan eine wichtige Rolle spielen soll. Zudem bildet Indien ein Gegengewicht zu China, das sich je länger mehr zum globalen Gegener der USA entwickelt. 2014 sollen die westlichen Besatzungstruppen abziehen, bis auf rund 35000 US-Soldaten, die in dieser geostrategisch wichtigen Region stationiert für Jahrzehnte bleiben werden.

Quellen: Ruppert (2001), Drüssel, Gouverneur, Danesch/ Gladitz, Israel/ Rozoff/ Varkevisser, Israel (2003, 2004), Malaisé, Chomsky (2002), Gasser, Ramonet (2002, a, 2003), Vidal, Golub, Frank, Rashid, Böhm, Aronson, Pisani, Elsässer (2002a), Jacobsen/ Khan, Warde (2002a), Doran, Külbel, Jourdan, Boucaud, Scheurer, Huber, Karel (2003, 2004), Fantasia/ Voss, Bousac, Conichiglia, Bourdon, Bülow (2003), Hopsicker (2004), Bröckers, Huber (2005), Grey (2005), Marty, Frenkiel/ Emart, Streatfeild (2006), Perkins (2007), Vine (2009), Ruttig (2010), Gibney (2010).


Dezember 2001: Wirtschaftskrise top

Die Liberalisierung der Finanzmärkte unter Clinton führt dazu, dass die Investoren ihr Geld nicht mehr in die Realwirtschaft, sondern in die Spekulationsmärkte einschiessen, weil dort höhere Profite locken. Clintons Finanzminister Robert Rubin, derehemalige Vizepräsident Goldman Sachs und Leiter des National Economic Councils, setzte die neoliberale Deregulierung der Finanzmärkte durch. Bush, der der Wall Street noch näher steht, schafft dann noch die Kontrolle der Finanzwirtschaft ab und unterwirft die Regierung den Entscheidungen der Ratinagenturen. Seit 1994 machen die Finanzmärkte mehr Umsatz als die Güterproduktion. Auch die Produktionsfirmen konzentrieren ihre Gewinnanstrengung auf die Aktienkurse, und mittlerweile fallen fast 50% der Unternehmensgewinne im Finanzsektor an. So wird Ford als ‚Bank mit Garage' bezeichnet. Mit der Beschleunigung und dem Aufblähen der Finanzwirtschaft, was sich im Höhenflug der Aktienkurse bemerkbar macht, ergibt sich eine Entkoppelung in der Wertstruktur von Finanz- und Realwirtschaft. Seit Jahren wächst die Geldmenge deutlich stärker als die nominale Wirtschaft. Und das Wachstum kommt über immer neue Kredite, mit denen Konzerne Übernahmen, Fusionen oder Aktienrückkäufe bezahlen. Aktien werden nicht mehr nach dem aktuellen Wert der Firmen bemessen, sondern nach den potenziellen Gewinnchancen. Dies erlaubt den Banken, Firmen an die Börse zu bringen, die Verluste schreiben, was vorher undenkbar war. 1997 kotiert Goldman Sachs 24 Firmen an der Börse, wovon 8 defizitär sind. Zudem können die Aktienausgabepreise manipuliert werden, indem Investoren Vorzugsaktien gegen spätere Kaufverpflichtungen (Laddering) oder Gegengeschäfte (Spinning) erhalten. Wegen Laddering bezahlt Goldman Sachs 2005 in einem Vergleich läppische $40 Mio. Busse, und wegen Spinning $110 Mio. John Corzine, Gouverneur von New Jersey und Chef der Goldman Sachs von 1994 bis 1999, meint 2002 treuherzig, er habe von Laddering noch nie etwas gehört. Seinen Abgang liess er sich mit einem Aktienpaket von $320 Mio. vergolden. Zwischen 1999 und 2002 zahlt Goldman Sachs an Gehältern und Boni $28,5 Mia., was pro Kopf und Jahr $350'000 sind.

Im Dezember 2001 platzt die Spekulationsblase. Die Aktienkurse des Ölmultis Enron erleben einen Verfall von $85 auf unter $1. Präsident Kenneth Lay spielte regelmässig Golf mit Präsident Clinton und ist mit Vater und Sohn Bush befreundet. Bush und Cheney vertrauten Lay so sehr, dass manche der Kabinettsmitglieder zuerst mit Lay ein Interview führen mussten, bevor sie in die Regierung aufgenommen wurden. Nach Wahlkampfspenden von $575'000 an Gouverneur Bush half dieser, den texanischen Strommarkt zu liberalisieren. Lay war nach Wahlkampfspenden des Energiemultis von $2 Mio. an die Präsidentschaftskampagne sogar als möglicher Energieminister im Gespräch. Armeestaatssekretär Thomas White war Enron-Manager, Enron-Berater Robert Zoellick wurde Bushs Handelsbeauftragter, und Bushs Wirtschaftsberater Lawrence Lindsay, Aussenminister James Baker und Handelsminister Robert Mosbacher arbeiteten für Enron. Im Verwaltungsrat nahm die Frau des texanischen Senators Philip Gramm Einsitz: Wendy Gramm arbeitete für die Kommission über den Handel mit Warentermingeschäften und setzte durch, dass sich Enron nicht an das Energiegesetz von 1993 halten musste. Trotz Milliardengewinnen zahlte Enron mit ihren 881 Tochterfirmen keinen Cent Steuern, ein Verlust von Steuereinnahmen von $500 Mio. Unter den zahlreichen Politikern, die von Enron mit $50 Mio. pro Jahr geschmiert wurden, befindet sich der Vorsitzende der Republikanischen Partei, Marc Raciot, der Chef der Christian Coalition Ralph Reed oder zwei der Wahlkampfmanager von Al Gore. 212 meist republikanischen Repräsentanten und Senatoren (70% der Kongressabgeordneten!) wurden Schmiergelder bezahlt. Mindestens 20 CIA- und einige FBI-Agenten arbeiten bei Enron und waren für Wirtschaftsspionage zuständig, wozu sie Zugriff auf das weltweite Abhörsystem Echelon gehabt haben. Hier sollen Hinweise auf das geplante Attentat vom 11.9. an Börsenspekulanten weitergegeben worden sein. Bushs enger Berater Karl Rove, der alle Posten in den USA mit Republikanern besetzen will, und Cheneys Staatschef I. Lewis Libby besassen umfangreiche Aktienpakete. Rove besitzt zudem viele Aktien von Boing, die vor allem Kriegshelikopter, Raketen und Präzisionsbomben herstellt.
Über 100 Lobbyisten beschäftigte Enron zur Liberalisierung der Märkte, die eine Explosion der Strompreise und fette Gewinne möglich machten. Das Unternehmen kassierte $7,2 Mia. an öffentlichen Geldern: $3,4 Mia. kamen von den Energie-, Handels- und Aussenministerien der USA, $3 Mia. machten internationale Entwicklungsbanken wie die Europäische Investitionsbank und die Interamerikanische Entwicklungsbank und $745 Mio. kamen von der Weltbank, womit die Steuerzahler der USA, Europas und Japans die US-Korruptionsmaschine alimentierten. Frank Wisner (eventuell identisch mit dem ehemaligen OSS- und CIA-Agenten) verhalf Enron als Clintons Botschafter in Indien zum $3 Mia.-Auftrag für den Bau des klammheimlich bewilligten Dabhol-Kraftwerks und nahm dafür Einsitz im Verwaltungsrat. Die von Enron angeheuerten Schläger unterdrückten die Proteste gegen das Kraftwerk wirkungsvoll, indem sie die Demonstranten brutal misshandelten. In den 90er Jahren entwickeln sich die USA zum Haupthandelspartner und führenden Investor im ehemals von der Sowjetunion dominierten Subkontinent. In der Dominikanischen Republik werden neun Menschen bei der Niederschlagung der Proteste gegen die 50%-100% Strompreiserhöhung getötet. Die Stromwerke wurden zuvor mithilfe von Weltbankkrediten zu einem Preis übernommen, der $1 Mia. unter dem effektiven Wert lag. Verantwortlich für die frisierten Zahlen war Arthur Andersen. Auch in Mozambik setzte sich die US-Regierung für Enron ein, indem dem Land mit dem Entzug der Entwicklungshilfe gedroht wurde, falls nicht Enron die Lizenz für ein geplantes Erdgasprojekt bekommt. In Guatemala musste nach Aufständen gegen die von Enron diktierten Strompreiserhöhungen zweimal der nationale Notstand ausgerufen werden.
Geschickt nutzten und steuerten die Enron-Händler die Energiekrise im Sommer 2000 mit Preistreibereien. Die Wende kam nach dem Zusammenbruch des liberalisierten Strommarkts in Kalifornien, wobei Verluste für die Volkswirtschaft von fast $70 Mia. anfielen. Der Staat klagte gegen Enron und forderte $8,9 Mia. Schadenersatz. Der siebtgrösste US-Multi geht, ausgeblutet durch Korruptionszahlungen, mit $30 Mia. Schulden Pleite. Zuvor gelang es den Managern, ihre Aktienpakete für über $1 Mia. zu verhöckern (davon Lay $205 Mio., Jeffrey Skilling $62 Mio., Lou Pai $353 Mio., Clifford Baxter $35 Mio.). Die Buchprüfer von Arthur Andersen vernichteten die belastenden Dokumente, die beispielsweise ‚Wegbuchungen' über $2 Mia. enthielten. Statt des behaupteten Wertes von $100 Mia. ist das Unternehmen vermutlich zwischen $4-8 Mia. wert. Da die Firmen die Buchprüfer selbst bezahlen, fälschen nicht nur Andersen, sondern auch Ernst&Young oder PriceWaterhouseCoopers im Interesse ihrer Brötchengeber. Mittels Bestechung der Politiker wurde die Börsenaufsicht unter Druck gesetzt, sodass die Buchprüfer ihre gleichzeitigen Beratungsmandate weiterführen können. Mit der Praxis der Aktienoption, die nicht in den Kosten der Buchhaltung erscheinen müssen, können die Manager von Sunbeam, Enron, Xerox oder Waste Management horrende Summen abzocken. Da die Enron-Manager und -Verwaltungsratsmitglieder gegen die Ansprüche der Aktionäre und Gläubiger mit $200 Mio. versichert sind, können sie in einem Vergleich Anfang 2005 aushandeln, dass sie lediglich $13 Mio. des Milliardenschadens selbst bezahlen müssen.
Nach dem Zusammenbruch von Enron muss Andersen schliessen, und innerhalb von einem Jahr müssen 250 börsenkotierte US-Unternehmen ihre früheren Abschlüsse korrigieren. WorldCom beschönigte seine Bilanz um $3,9 Mia., Xerox um $ 6 Mia. und Merck steigerte den Umsatz um fiktive $12,4 Mia. Die Anleger von WorldCom verloren allein $180 Mia., und auch Schweizer Firmen wie Zurich, CS, Winterhur oder die Rentenanstalt/Swiss Life müssen ihre obersten Bosse entlassen. Schuld daran ist vor allem das SEC, das in den letzten Jahren vom korrupten Dick Grasso geführt wurde, der sich $180 Mio. an Bezügen auszahlen liess. Nicht zufällig gehört die Lobbyvereinigung der Fondsbranche ICI zu den grössten Wahlkampfspendern Bushs. Passenderweise startet im Dezember 2003 die erste Dreckbörse der Welt in den USA: An der Chicago Climate Exchange werden Co2-Zertifikate gehandelt, mit denen man die Umwelt verschmutzen darf.
Die Beraterfirma Andersen Consulting trennte sich schon vor dem Enron-Skandal von Arthur Andersen und wurde zu Accenture Group umbenannt. Die Firma mit ihren 90'000 Angestellten (25'000 in den USA selbst) und einem Umsatz von $13,4 Mia. ist aus Steuergründen auf den Bermudas eingetragen, erhält von der Bush-Regierung aber trotzdem einen Auftrag von $10 Mia. für die Aufrüstung der inneren Sicherheit. Mit dem Projekt US-VISIT, das 20 Datenbanken mit den Polizei- und Justizbehörden und den 211 US-Botschaften und Konsulaten vernetzt, werden 13 Mio. Ausländer überwacht. Visa werden an die Abgabe von Fingerabdrücken, Stimmprobe und Irismuster gebunden. Zu Accenture gehören rund 30 Firmen, darunter der Armeezulieferer Titan, dessen Angestellte an den Folterpraktiken im Irak beteiligt sind. Ausgerechnet dem Guantanamo-Kommandant Geoffrey Miller unterstehen die Gefängnisse im Irak, wo die Gefangenen von CIA-Agenten verhört und sexuell erniedrigt werden. Das Rote Kreuz informierte Bush über die Folterungen und Demütigungen der Gefangenen in Abu Ghraib zwei Monate vor dem Skandal, ohne dass dieser reagiert. Das ist konsequent, denn Cheney hatte die Folter angeordnet, und sein Rechtsberater John Yoo hatte die Leitlinien und Vorgaben dazu verfasst. Da es keine Al-Qaida-Terroristen gibt, sondern nur Widerstandskämpfer, muss man die Terroristen durch erzwungene Geständnisse selbst produzieren. Die Gefangenen müssen tagelang stehen, was zu Geschwürbildung und Nierenversagen führt, sie werden erniedrigt durch Nacktheit und erzwungene Masturbation vor weiblichen Aufseherinnen oder von Hunden bedroht und attackiert, Ertränken wird simuliert (Waterboarding) und Elektroschocks verabreicht. Mindestens 37 Personen in US-Haft sterben an den Folgen der Folterungen. Angeklagt werden lediglich die Untergebenen wie Reservesoldat Charles Graner, der behauptet, unter Befehl gehandelt zu haben; die Offiziere und Beamten bleiben im Amt oder werden befördert. Nach über zweijähriger Untersuchung stellt das Justizministerium Anfang Juli 2011 über 100 Verfahren gegen CIA-Mitarbeiter ein, die an den Folterungen beteiligt waren. Nur zwei Verfahren, die sich auf Todesfälle in Afghanistan 2002 und in Abu Ghraib 2003 beziehen, werden noch weiter untersucht.

Lag der Dow Jones-Börsenindex 1972 bei 1000 Punkten, trieb ihn die Spekulation 1987 auf 2000, 1995 auf 5000, 1997 auf 8000 und im Jahr 2000 auf 10'000 Punkte. 2001 kommt es zum Börsencrash, wobei die US-Pensionskassen $700 Mia. verlieren, was in der Regel die Versicherten bezahlen. Die meisten Manager können ihre Aktienpakete vor dem Crash verkaufen, wobei Philip Anschutz von Qwest $ 1,57 Mia., Ted Waitt von Gateway $1,1 Mia., oder Henry Samueli und Henry Nicholas von Broadcom um die $800 Mio. verdienen. Ein Prozent der Amerikaner kontrollieren etwa 70 % der Aktien, die ihr Vermögen während dem Boom um real 74% vermehren konnten. Die 400 reichsten Amerikaner haben ihr Vermögen zwischen 1982 und 1999 sogar von durchschnittlich $230 Mio. auf $2,6 Mia. verelffacht. Eine normale Familie hat vom Boom im Schnitt zwischen $6000 und $9000 profitiert, sich aber gleichzeitig mit $12'000 verschuldet, wobei das Vermögen teuerungsbereinigt um 10% sank. Seit den 70er Jahren nahm die Lebensqualität laufend ab, in den 90er Jahren forciert. Verdiente ein CEO 1970 39mal so viel wie ein Arbeiter, erhöhte sich der Lohn der Spitzenmanager auf bis zu 1250mal so viel wie derjenige eines Durchschnittsarbeiters, von denen über 30 Mio. zu den Working Poor gehören. Amerikaner arbeiten 350 Stunden mehr als Europäer, haben aber nur 1-2 Wochen bezahlten Urlaub, und parallele Jobs im unteren Segment sind normal. Dies ist eine Folge der Umverteilungspolitik von Reagan und Bush, der Fixierung der Märkte auf die Finanzspekulation, der Abschottung der (meist kriminellen) Elite aus Wirtschaft und Politik und der militärischen Aufrüstung. Während 10% des Haushaltsetats in die Gesundheit und 6% in die Bildung investiert werden, bekommt das Pentagon 50%.

Wo Bush das Recht auf gewerkschaftliche Sicherheiten für Angestellte im öffentlichen Sektor nicht abschaffen kann (beim Sicherheitspersonal auf den Flughäfen und den Angestellten in den Aussenstellen des Justizministeriums gelang es), wird privatisiert. 850'000 öffentliche Stellen sollen von privaten Unternehmen, die nicht den Beamtengewerkschaften unterstehen, übernommen werden. Zudem werden die Gewerkschaften schärfer kontrolliert und mit bürokratischen Massnahmen schikaniert: alle Ausgaben über $2000 müssen belegt werden. Gleichzeitig werden die Mittel für die Kontrolle über die Einhaltung der Gesetze durch die Unternehmen gekürzt. Schon jetzt sind nur 9% der Angestellten in der Privatwirtschaft gewerkschaftlich organisiert. Der Reichtum ist heute in weniger Hände konzentriert als 1920. Ein Viertel aller Obdachlosen sind Kriegsveteranen, die 10% der US-Bevölkerung ausmachen. Bush kürzt die Beiträge an die Fachstellen für die oft psychisch gestörten Veteranen. 2002 werden in den USA 233 Mio. Rezepte für Psychopharmaka ausgestellt, wobei etwa jeder 12. Amerikaner Antidepressiva einnehmen.

Die USA verdienen vorwiegend über ihre Tochterfirmen: Ihr Umsatz lag beispielsweise in Europa im Jahr 2000 bei $1438 Mia., während die US-Exporte nach Europa nur $283 Mia. betrugen. 2001 belaufen sich die akkumulierten Schulden der USA auf 31% des Weltsozialprodukts (Europa 26%, Japan 12%). Die Gesamtverschuldung wuchs von $10 Bia. 1964 auf $30 Bia. 2002: die Gesamtverschuldung des Staates beläuft sich auf $3,9 Bia. (das Haushaltsdefizit der USA beträgt $455 Mia. = 4,1% des BIP), die Schulden der Privatwirtschaft wuchsen aufgrund der kreditfinanzierten Fusionswut von $53 Mia. auf $7,62 Bia. (=72% des BIP), die Schulden der Privathaushalte stiegen von $200 Mia. auf $7,2 Bia. Noch in Bushs Ara wird die $10 Bia.-Grenze erreicht werden. In den ersten sieben Jahren von Bushs Regierungszeit verdoppelt sich die Hypothekenschuld der Amerikaner auf $9 Bia. Diese Verschuldungen sind das Resultat der erfolgreichen Anwendung der bewussten Schuldenfalle der Dritten Welt auf die Erste Welt. Die Politiker wurden genötigt, einerseits die Steuern zu senken und Staatsbetriebe zu privatisieren, und andererseits immer neue Kredite aufzunehmen (womit auch die Wähler zufrieden gestellt werden können), was sie zu Handlangern der Banken macht.

Aufgrund der bevorstehenden Kriege ziehen die arabischen Staaten nach 9/11 rund $500 Mia. Guthaben aus den USA ab. Das Haushaltsdefizit erhöht sich aufgrund der Kriege ebenfalls massiv, was aber für Cheney kein Problem ist: "Wie schon Ronald Reagan gezeigt hat, haben Defizite keinerlei Bedeutung." Deshalb druckt die Federal Reserve Bank täglich ca. $1 Mia., was den ohnehin überbewerteten Dollar entwertet. Betroffen davon sind vor allem China und Japan, die jeweils aufgrund der Handelsbilanzdefizite der USA US-Staatanleihen und Dollars kaufen müssen und auf $500 Mia., respektive $800 Mia. sitzen. Die Billigimporte erlauben die Aufrechterhaltung des amerikanischen Konsumniveaus, was einer der wichtigsten Faktoren für das politische Desinteresse und die Ignoranz der Amerikaner sein dürfte. Die USA saugen dazu zwei Drittel der weltweiten Kapitalüberschüsse auf.Über 18% des Börsenkapitals der amerikanischen Börsen und 42% der US-Schatzbriefe gehören ausländischen (primär saudischen, japanischen und chinesischen) Investoren, aber die Attraktivität des US-Kapitalmarktes nimmt wegen der Konjunkturflaute und Kriegsinvestitionen rapide ab. Um das Image der Wirtschaft wieder herzustellen, soll eine Kommission unter dem Vorsitz des ehemaligen CIA- und FBI-Chef William Webster in Zukunft die Bücher prüfen. Websters angebliche Integrität zerbröckelt, als bekannt wird, dass er die gefälschten Bücher der angeklagten U.S.Technologies absegnete. Daraufhin muss sich der SEC-Chef Harvey Pitt, der Webster statt den vielfach besser qualifizierten, aber unabhängigen John Biggs einstellte, selbst anklagen.
2005 fliessen zwei Drittel der $700 Mia. Petrodollars direkt oder indirekt in amerikanische Wertpapiere, die Hälfte davon via London. Einer neuer Rekord wird im September 2005 erreicht: Während die US-Anleger im Ausland $16 Mia. investieren, kaufen ausländische Investoren amerikanische Wertpapiere für $118 Mia.
Von 1992 bis 2004 fördert die Weltbank mit $28 Mia. Erdölprojekte, aber nur $1,6 Mia. für Projekte für erneuerbare Energie. Von den Krediten profitieren primär Ölkonzerne wie Halliburton, Shell, ChevronTexaco, Total oder ExxonMobil, weil sie meist nur wenig einbezahlen müssen, um günstige Kredite zu erhalten. Beispielsweise legte der japanische Konzern Mitsui $17 Mio. im Prototype Carbon Fund an und erhielt dafür innerhalb von 10 Jahren Kredite über $1,8 Mia. für Erdölprojekte.

Quellen: Speiser, Warde (2002a), Grosse, Clairmont, Seibt, Fantasia/ Voss, Sutter (2003a), Friedhoff, Buchter, Strohm, Cassen, Bülow (2003), Moore, Pepper: 220, Abele, Doran (2005), Koch (2008a).

Januar 2002: Militärische und gewaltlose Strategien top
Seit dem Zweiten Weltkrieg ist das US-Militär aktiv in China (1945/46), Philippinen (1945-53), Korea (1950-53), Vietnam (1950-73), Guatemala (1954, 1967-69), Kambodscha (1955-70), Libanon (1956-58), Indonesien (1958), Kuba (1959/61), Dominikanische Republik (1963-66), Laos (1964-73), Peru (1965), Grenada (1983), Libyen (1986), El Salvador, Nicaragua, Ecuador (80er), Kolumbien (bis heute), Haiti (1987-94), Panama (1989), Irak (1991 bis heute), Bosnien (1995), Sudan (1998), Afghanistan (1998, 2001 bis heute) und Serbien (1999). Seit ihrer Gründung führten die USA rund 200 Kriege.
Von den nichtmilitärischen, meist finanziellen und medienpolitischen Einmischungen seien nur einige wenige erwähnt, denn die CIA ist fast in allen Ländern aktiv: Italien (1947/48), Frankreich, Griechenland, Urkraine, Rumänien, Tschechoslowakei, Polen, baltische Staaten (1947-49), Albanien (1949-53), DDR (50er Jahre), Iran (1953), Britisch Guyana (1953-64), Jordanien, Syrien und Ägypten (1956-58), Kongo (1960-65), Brasilien (1961-64), Chile, Paraguay (1964-73), Griechenland (1964-74), Indonesien (1965/1975), Bolivien (1967), Peru (1975), Angola (1975), Argentinien (1976), Afghanistan (1979-92), Nicaragua (1980-88).

Laut Wesley Clark, ehemaliger Oberkommandant der NATO, beschliesst die US-Regierung am 15.9.01, dass nach Afghanistan innerhalb von fünf Jahren auch der Irak, Syrien, Libanon, Libyen, Somalien, Sudan und der Iran erobert werden sollen, alles Länder mit Erdöl- oder Gasvorkommen. Am 31.1.02 definiert Donald Rumsfeld die neue Verteidigungsstrategie, wonach die USA vier Kriege gleichzeitig führen können sollen, und zwar auch in weit entfernten Ländern. Ideen des Präventiv- und Cyberkrieges werden im Pentagon favorisiert, und dafür wird aufgerüstet. Der Rüstungssektor ist der einzige, der neue Arbeitsplätze generiert: Die Waffen-Jobs der Privatwirtschaft steigen von 2,5 auf 3,8 Mio. Das Militärbudget der USA wird für 2002 auf $330 Mia. erhöht, 2003 auf $400 Mia. und 2004 auf $466 Mia, womit die USA für das Militär so viel ausgeben wie alle anderen Länder zusammen. Russland, das seinen Tschetschenien-Krieg im Windschatten der Terrorbekämpfung unbehelligt weiterführt, gibt $51 Mia. aus. Die USA besitzen 8600 strategische und 6000 taktische Atomköpfe und treiben die Umstellung auf ‚intelligente', ferngesteuerte Waffen voran. Sie planen die Entwicklung von Mini-Atombomben für ‚chirurgische' Einsätze gegen ‚Schurkenstaaten'. Um dies zu legitimieren, wird am 11.10.01 das Gerücht in Umlauf gesetzt, ein CIA-Agent namens Dragonfire [sic!] habe herausgefunden, dass al-Qaida in Russland eine Atombombe gestohlen und in die USA geschmuggelt habe und diese nun in New York zur Detonation bereit liege. Die Entwicklung von Mini-Nukes und die Neuauflage des Raketenprogramms unterlaufen die ABM- und den NPT-Verträge, wie auch die Konvention über das Verbot von toxischen und biologischen Waffen von 1972. Dieser ist sowieso belanglos, da die USA keine Kontrolle auf ihrem Territorium zulassen. Die USA steigen auch aus dem Abkommen des Atomwaffentestverbots und aus den Verhandlungen zur Reduktion strategischer Atomwaffen aus, obwohl das Konzept der Arms Control eine amerikanische Erfindung ist. Noch immer gibt es 27'000 Atomsprengköpfe, wobei die USA die einzige Macht ist, die Atombomben ausserhalb ihres Territoriums stationiert hat: 150 in Deutschland (Ramstein und Büchel), 110 in England (Lakenheath), 90 in Italien (Aviano und Ghedi Torre), 20 in Belgien (Kleine Brogel), 20 in Holland (Volkel) und 70 in der Türkei.

Im Kampf gegen die Al-Qaida kommt erstmals eine von einer ferngesteuerten Drohne abgefeuerte Rakete zum Einsatz.Die Drohne mit hochauflösender Spezialkamera startet im Kleinstaat Djibuti am afrikanischen Horn und trifft, direkt aus dem 15'000 km entfernten CIA-Hauptquartier Langley über Satelliten gesteuert, in Jemen sechs mutmassliche Terroristen. Zuerst hatte die Israel die Drohne Pioneer für ferngesteuerte Tötungen entwickelt, die in den Palästinensergebieten eingesetzt werden. In den Kriegen in Afghanistan und im Irak setzen die USA ferngesteuerten MQ1 Predator mit 2 Hellfire-Raketen für die gezielten Tötungen als zentrale Kriegsstrategie gegen die Widerstandskämpfer ein. Gewartet werden die unbemannten Drohnen in Ohio. Das US-Militär produziert Kriegsspiele wie ‚Americas Army', das gratis vom Internet heruntergeladen werden kann, wenn man einen Mail-Kontakt für eine spätere Rekrutierung hinterlässt. Mit Spielen wie ‚Modern Warfare II' trainieren die Jungs für ihre späteren Einsätze als Drohnenpiloten bei der Armee. Die Ausbildung eines Kampfjetpiloten kostet $2,6 Mio., diejenige für einen Drohnenbediener bloss $135'000. Die amerikanische Rüstungsindustrie hat deshalb die Weiterentwicklung bemannter Flugzeuge aufgegeben und konzentriert ausschliesslich auf die Robotisierung der Air Force. 1989 wird die erste Überwachungsdrohne GNAT 750 eingesetzt; 1995 die MQ-1B Predator, 1998 die Überwachungsdrohne RQ-4 Global Hawk, 2002 den Helokopter MQ-8B Fire Scout und den Aufklärer RQ-7 Shadow, 2003 die RQ-11B Raven B, 2005 die Kleindrohne Boing ScanEagle, 2007 die Minidrohne Wasp Block III, die radarsichere Bomberdrohne RQ-170 Sentinel und die MQ-9 Reaper, 2011 die Microdrohne Nano Hummingbird und 2012 Mini-Antipersonendrohnen Switchblade.
Nicht nur Luft-, sondern nach 9/11 auch Land- und Unterwasserroboter werden entwickelt und sind ab 2009 einsatzbereit. Bis 2015 sollen ein Drittel der Fahrzeuge der US-Armee aus Robotern bestehen, wofür 20 Mia. eingesetzt werden sollen. Viele Universitäten wie das Georgia Institute of Technology in Atlanta arbeiten mit dem Pentagon zusammen, um die Sensoren-, Steuerungs- und Waffentechnik weiterzuentwickeln.
Seit 10 Jahren basteln die Militärlabors an Mikrowellenschleudern, die die menschliche Haut in Sekundenbruchteilen über die Schmerzgrenze von 45 Grad aufheizt. Akustik-Waffen, elektromagnetische Bomben und fliegende Kampfroboter werden geplant und entwickelt. Forscher suchen nach Duftstoffen, die nur bei bestimmten ethnischen Gruppen eine starke Irritation auslösen sollen. Bereits 1966 beauftragte die Defense Advanced Research Project Agency das Batelle Institute in Ohio, Geruchsstoffe als psychologische Kampfmittel gegen die Vietnamesen zu suchen.Etwas über die Hälfte der Forschungsgelder für Nanotechnologie ($445 Mio. in 2004) fliesst in militärische Projekte.

2003 unterhalten die USA 499 Militärbasen in Europa, davon 100 in Deutschland mit 70'000 US-Soldaten. Weltweit haben die USA 752 Stützpunkte in 130 Ländern mit 270'000 Soldaten. Dank den 9 Flugzeugträgerflotten sind sie in allen Weltmeeren präsent. In Japan unterhalten die USA immer noch 89 Stützpunkte mit 40'000 Soldaten, wofür Tokyo jährlich über $4 Mia. bezahlt. Obwohl es gegen die von den Amerikanern diktierte Verfassung verstösst, rüstet auch Japan auf und liegt mit $40 Mia. pro Jahr an vierter Stelle nach den USA, Grossbritannien und Frankreich. Mitsubishi und Kawasaki sind die beiden grössten Rüstungsbetriebe Japans, die mit amerikanischen Firmen zusammenarbeiten, um das Waffenexportverbot zu umgehen. Die USA brauchen die hochgerüstete japanische ‚Selbstverteidigungsarmee' mit 240'000 Soldaten als Verbündeten gegen China und Nordkorea.
2010 wird Hatoyama mit dem Versprechen gewählt, den verhassten amerikanischen Stützpunkt Futenma auf der kleinen Insel Okinawa schliessen zu lassen (einer von 14 Militärbasen mit 27'000 Soldaten). Das lässt die amerikanische Besatzungsmacht jedoch nicht zu, sondern nur eine Verlegung in ein weniger dicht besiedeltes Gebiet wird akzeptiert. Hatoyama muss klein beigeben, was eine Regierungskrise auslöst. Um die Notwendigkeit der Militärpräsenz zu demonstrieren, wird am 26.3.10 das südkoreanische Patrouillenschiff Chenoan versenkt, angeblich durch einen nordkoreanischen Torpedo. 46 südkoreanische Soldaten kommen dabei ums Leben.

Nach dem Austricksen der NATO-Partner im Kosovo-Krieg durch die USA schuf die EU eine eigene Eingreiftruppe. Die NATO stand kurz vor dem Zerwürfnis, als die USA beim Afghanistankrieg die Hilfsangebote der Partner ablehnten. Als Antwort auf die EU-Initiative wird 2002 ebenfalls eine Eingreiftruppe (Nato Response Force) mit 25'000 Soldaten geschaffen. Im Alleingang entscheiden die USA auch über die Aufnahmen der ehemaligen Warschau-Pakt-Mitglieder Polen, Ungarn und Tschechien im November 2002, womit sie ihre Dominanz innerhalb der NATO verstärken. Durch die Aufnahme versprechen sich die osteuropäischen Staaten wirtschaftlichen Aufschwung; tatsächlich spült der Aufbau der US-Militärstützpunkte in Rumänien und Bulgarien Millionen von Dollar in die Staatskassen, auch wenn langfristig wenig rausspringen wird. Mit der Integration der ehemaligen Ostblockrepubliken Bulgarien, Estland, Litauen, Ungarn, Lettland, Polen, Rumänien, Tschechien und Slowenien hat die NATO, die zur Bekämpfung der Sowjetunion gegründet wurde, ihren ehemaligen Feind weitgehend geschwächt. Dasselbe gilt für die zentralasiatischen Staaten: Georgien ist faktisch, wie Afghanistan, ein US-Protektorat. In Turkmenistan, Pakistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisien, Aserbaidschan, Weissrussland und der Ukraine üben die USA einen dominierenden Einfluss aus.

Die Expansionsstrategie der USA zielt darauf ab, einen möglichen Wiederaufstieg Russlands zur Supermacht zu verhindern. Brzezinskis Vision beschränkt die Rolle eines in drei Staaten geteilten Russlands auf die Energielieferungen an Europa, Japan, China und die USA. Deshalb werden die ehemals kommunistischen Autokraten in den neuen Republiken mittels ‚spontaner' Volksbewegungen gegen die Wahlfälschungen untergraben. Finanziert werden die meist studentischen Protestgruppen von dem National Democratic Institute, dem International Republican Institute und der OSZE. Die Medien spielen als ‚unabhängige moralische Instanz' bei der ‚Aufdeckung von Wahlmanipulationen' eine zentrale Rolle.
In Serbien gelingt es der studentischen Otpor (Widerstand), den serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic nach den Wahlen am 5.10.2000 auszuhebeln, indem sie die Prinzipien von Gene Sharp umsetzen. Otpor wird finanziert von der amerikanischen NGO Freedom House, deren Präsident der ehemalige CIA-Chef James Woolsey ist. Die CIA kopiert dabei die Basisdemokratie und den gewaltlosen Widerstand der WTO-Proteste der Global Justice Movement in Seattle. Diese Strategien werden auch in der Ukraine, Georgien und Venezuela eingesetzt, wobei damit gegen Chavez nichts auszurichten ist. Aber die CIA lernt von ihren Feinden. Nach dem Sturz Milosevic wird eine neoliberale Politik durchgesetzt, wobei die Privatisierungswelle die ökonomische Stabilität der Region zerstört und zur Deindustrialisieurng des Nordens und Arbeistlosigkeit, Armut und Korruption führt. Der von den USA unterstützte Nachfolger Zoran Djindic wird am 12.3.03 ermordet.
Serbische Aktivisten unterstützen die Studentenbewegung Kmara (genug) in Georgien im November 2003. Der Direktor des Open Society Institute von George Soros in Tibliss, Kakha Lomaia, spielt eine zentrale Rolle in der Organisation des Widerstands um Michail Saakaschwili gegen Edward Schewardnadse, der in der sogenannten Rosenrevolution 2003 entmachtet wird.
Am 17.2.02 motiviert die NDI-Präsidentin Madeleine Albright im Rahmen einer Veranstaltung der George Soros-Stiftung in Kiev (Ukraine) zum Protest gegen die sowieso manipulierten Wahlen im März. Am 9.3.04 organisiert Freedom House eine Konferenz in Washington zur Koordination des gewaltlosen Kampfes in der Ukraine, in Kuba und im Iran. Für die Wahlen 2004 zahlt die Bush-Junta $65 Mio. an den oppositionellen Viktor Juschtschenko, der nach einem fehlgeschlagenen Vergiftungsversuch mit Dioxin im ersten Wahlgang siegt. Zentrale Figuren in der Organisation der Orangenen Revolution sind Zbigniew Brzezinski und Mark Penn, der 2008 Hillary Clintons Wahlkampf leitet. Die Studentenbewegung Pora (es ist Zeit) baut mithilfe von Otpor und Kmara eine Zeltstadt auf, um den Widerstand gegen Putins Favorit Viktor Janukowitsch aufrecht zu erhalten. Juschtschenko wird am 23.1.05 vereidigt, worauf das Land der EU, und mit Hilfe der USA auch der NATO und der WTO beitreten soll. Bush will dafür $10 Mia. in der Ukraine investieren. Das Geld, das die CIA in die ‚Rosenrevolution' und in die ‚Orangene Revolution' pumpt, dürfte zum grössten Teil aus dem Drogenhandel in Afghanistan stammen. Juschtschenko, der zuvor als Notenbankchef eng mit dem IWF zusammen gearbeitet hat, setzt eine harte Schocktherapie und Privatisierungen durch. Die Löhne der Angestellten und die Pensionen brechen zusammen, und die Privatisierung der Lebensmittelkontrolle führt zur massiven Verschlechterung der Nahrungsmittel.
Wie in Georgien und der Ukraine finanzieren die USA 2006 in Weissrussland die Opposition gegen den prorussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko. Es seien "nationale Interessen der USA", begründet Celeste Wallander, die Direktorin des Eurasien-Programms des Center for Strategic and International Studies, weshalb das autoritäre Regime in Minsk durch eine ‚demokratische Regierung' ersetzt werden soll.

Quellen: Blum (2002), Roy, Klare,Achcar, Werning (2003), Bismuth, Barriot, Ospina, Plesch, Boniface, Schreiber, Chauvier, Genté/ Rouy, Dobrowolski, Lublinski, Tarpley (2008), Meyssan (2012).


April 2002 Lateinamerika top

Nach zwei Jahrzehnten neoliberaler Politik ist Lateinamerika am Ende: Die argentinische Wirtschaft bricht zusammen, nachdem sie seit 1998 die drakonischen Vorschriften des IWF befolgte, und viele Länder sind vom Ruin bedroht. Die Auslandschulden der lateinamerikanischen Länder betragen $750 Mia., die offizielle Arbeitslosigkeitsrate stieg von 6% 1990 auf 9% 2001, die Armut stieg von 120 Mio. Menschen 1980 auf 211 Mio. 1999, was 44% der Bevölkerung entspricht. Die neoliberale Abzockerei hat den Subkontinent zu einer der wirtschaftlich, politisch und sozial instabilsten Regionen der Welt gemacht. 92,8 Mio. Menschen (=18,6%) leben in absoluter Armut.

Die USA unterstützen unter dem Vorwand des "Kampfes gegen den Terrorismus" die jeweiligen Militärs, um die sozialen Protestbewegungen zu unterdrücken. Am 21.9.01 vollzieht die Organisation Amerikanischer Staaten in Lima unter dem Vorwand der Sicherung der Demokratie den Schulterschluss mit der amerikanischen Grossmacht. Damit kann das Inter-American Defensive Board, sozusagen der militärische Arm der OAS, "multinationale" Aktionen gegen einzelne Länder durchführen. Zum IADB gehören das 1995 gegründete Committee on Hemispheric Security, das die halbjährliche Konferenz der Verteidigungsminister und die regelmässigen Treffen der Generalstäbe organisiert. 1999 schuf das OAS das interamerikanische Komitee gegen den Terrorismus (Cicte). Aus Furcht vor Sanktionen der nordamerikanischen Übermacht kuschen die übrigen Länder: Brasilien überliess beispielsweise den USA die vollständige Kontrolle ihres Satellitenstartgeländes Alcantara, wofür es neue US-Waffen kriegt. Mit dem Pueblo-Panama-Plan soll die Migrationsbewegung von Guatemala nach Mexiko militärisch gestoppt werden, und gegen die Zapatisten im ölreichen Chiapas werden Antiterror-Einheiten aufgestellt. Während die Rüstungsausgaben aller lateinamerikanischen Länder seit den 80er Jahren um 59% stiegen, erlebten diejenigen von Mexiko eine Steigerung um 300%. Trotz den wochenlangen Massenprotesten in Mexico City gegen den massiven Wahlbetrug bei den mexikanischen Präsidentenwahlen am 2.7.2006 reagiert die Welt nicht, und die Presse schweigt den Skandal tot. Obschon der gemässigte Linke Manuel Lopez Obrador mit ‚geheimen' Videobändern und einem fadenscheinigen Gerichtsverfahren seit 2004 diskreditiert wurde, gewann er die Mehrheit der Stimmen. Aber die USA wollen nach den Siegen der Linken oder Liberalen in Venezuela, Brasilien, Uruguay, Chile, Argentinien und Bolivien keine Opposition gegen ihren Kurs vor der Haustür. Flugs wird Felipe Calederon von der rechtskatholischen Partei der Nationalen Aktion zum Nachfolger von Vincente Fox erklärt. Die USA sind auf eine Remilitarisierung Lateinamerikas aus, da sie im Zusammenhang mit der Ausweitung des Freihandelsabkommens FTAA eine Verschärfung der sozialen Konflikte erwarten. Freihandelsabkommen haben die USA mit Mexiko, Chile, Kanada, Australien, Israel, Singapur, Marokko und Jordanien. Verhandlungen oder noch nicht ratifizierte Abkommen gibt es mit den Cafta-Staaten (El Salvador, Honduras, Nicaragua, Guatemala und Costa Rica), den Andean-Staaten (Bolivien, Kolumbien, Ecuador und Peru), der südafrikanischen Zollunion (Südafrika, Swasiland, Botswana, Namibia und Lesotho) sowie der Dominikanischen Republik, Panama, Bahrein, Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten.


April 2002 Hugo Chavez in Venezuela top

Der von den USA organisierte Putsch gegen Hugo Chavez in Venezuela scheitert an der Mobilisierung der Bevölkerung, womit auch Bush jun. seine Schweinebucht hat. Der Oberst der Fallschirmjäger versuchte im Februar 1992 mit einem Putsch, die dreissigjährige Herrschaft der korrupten Accion Democratica zu brechen. In dieser Zeit wurde Venezuela trotz seines enormen Ölreichtums zu einem hochverschuldeten Land, weil die Economic Hit Men viele Infrastrukturprojekte aufgleisen konnten. Nach dem Zusammenbruch des Ölpreises 1989 konnte Venezuela seine Schulden nicht mehr begleichen, worauf der IWF harte Sparmassnahmen durchsetzte, was zu gewalttätigen Aufständen führte. Chavez wurde für den Putschversuch gegen Carlos Andrés Pérez verurteilt, aber nach zwei Jahren Gefängnis amnestiert.

Im Dezember 1998 erobert Chavez die Macht an der Urne mit 56% der Stimmen. Chavez lässt den Vertrag mit den Ölkonzernen auslaufen, belebt die OPEC neu, um den Ölpreis über dem Level von $22 pro Barrel zu halten und beliefert Kuba mit billigem Öl. Venezuela ist der viertgrösste Ölproduzent der Welt, von dem die USA 13% ihres Bedarfs beziehen. Mit den Ölgewinnen initiiert Chavez zahlreiche Projekte zur Bekämpfung des Illetrismus, der Unterernährung und Krankheiten. Er hilft Argentinien, die Schulden von über $10 Mia. beim IWF abzutragen. Keine Regierung auf der Welt kann sich einen Bruch mit dem IWF leisten, denn die Abkoppelung von den internationalen Kapitalströmen ist für jedes Land fatal. Trotz grossspurigen Ankündigungen von Hugo Chavez bleibt auch Venezuela Mitglied des IWF und bedient seine Schulden anstandslos.
Die nach 40 Jahren Vetternwirtschaft nötigen Reformen werden jedoch von den mittleren Beamten und Angestellten gebremst und sabotiert, weshalb Chavez im April 2001 zur Bildung von ‚bolivarischen Zirkeln' aufruft, die seine Reformen unterstützen sollen. Legen solche Gruppen von 7-15 Personen realisierbare Projektentwürfe vor, werden sie von Institutionen wie der Bank des Volkes, der Bank der Frauen, dem Entwicklungsfonds für Kleinstunternehmen oder dem Regierungsfonds für Dezentralisierung unterstützt. Am 13.11.01 unterzeichnet Chavez drei radikale Gesetze zur Bodenreform, Erdölförderung und den Fischfangrechten, worauf der Unternehmerverband Fedecamaras und die hochkorrupte Gewerkschaft Confederation de Trabajadores de Venezuela den Generalstreik ausrufen, ohne grossen Erfolg. Unterstützt von der katholischen Kirche und Mittelschichtsverbänden versuchen sie daraufhin, eine Situation der Unregierbarkeit zu schaffen, indem sie Streiks der Transportunternehmen finanzieren und Offiziere schmieren. Koordiniert wird der Putsch gegen Chavez von Otto Reich, ehemaliger Botschafter in Venezuela und Unterstaatssekretär für inneramerikanische Angelegenheiten. Reichs Nomination wurde wegen dessen Rolle im Iran-Contra-Skandal im Kongress lange blockiert. Um den Sturz von Chavez herbeizuführen, mobilisiert er eine Koalition der Katholischen Kirche, der Finanzoligarchie, Arbeitgeber, des weissen Bürgertums und der korrupten Gewerkschaften, die von den Medien als ‚Zivilgesellschaft' propagiert wird. Die Presse hämmert der Bevölkerung ein, Chavez sei ein Diktator, der nur mit Hitler zu vergleichen sei. Gleichzeitig plant die NATO die Operation ‚Balboa', die Besetzung des westlichen Teiles Venezuelas durch hauptsächlich spanische Truppen. In Guyana wird eine Söldnertruppe zusammengestellt, die Fallschirmspringen. Dschungelkampf und Spanisch lernen. Viele der Kämpfer absolvierten das Western Hemisphere Institute for Security Cooperation (WHINSEC) in Fort Benning, der Nachfolgeschule der School of the Americas. Diese wurde von den School of the Americas-Absolventen Torrijos und Noriega auf den Ende 2000 geschlossen, nachdem 56'0000 Militärs und Polizisten aus 22 Nationen ausgebildet wurden.

Ausgelöst wird der Putsch durch mysteriöse Schützen, die am 11.4.02 von den Dächern herab auf Demonstranten schiessen und damit die Eskalation auslösen, die dem Militär den Putschvorwand liefert. Das Weisse Haus stellt sich auf die Seite der Putschisten, die eine Verhaftungs- und Repressionswelle gegen Politiker, Journalisten und Aktivisten starten. Der Gouverneur von Miranda und Präsidentschaftsanwärter Enrique Mendoza lässt das Staatsfernsehen durch seine Polizeikräfte besetzen. Mendoza errichtete in seinem Staat Miranda mithilfe von Polizei und bezahlten Killern ein brutales Terrorregime. Seit seinem Antritt als Gouverneur wurden unzählige willkürliche Verhaftungen und 30 politische Morde verübt. Die Fäden im Hintergrund zieht Gustavo Cisneros, der reichste Mann Lateinamerikas. Er kontrolliert den grössten spanischsprachigen TV-Kanal in den USA und die wichtigsten lateinamerikanischen Fernsehketten. Ursprünglich unterstützte er Chavez in der Hoffnung auf Privatisierungen, vor allem der Erdölindustrie. Da Chavez eine andere Politik einschlug, bekämpfen ihn die privaten Medien mit allen Mitteln. Zwei Tage später besetzen Hunderttausende von Chavez-Anhängern die Plätze und Strassen, worauf der Putsch zusammenbricht, weil das zerstrittene Oberkommando der Putschisten keine klare Linie hat.

Da keine Bestrafung der Putschisten erfolgt, werden die Verleumdungs- und Hetzkampagnen nach kurzer Zeit fortgeführt. Die neue Oppositionswelle geht aus von der seit 1974 staatlichen Erdölgesellschaft PdVSA, deren Macht Chavez brechen will. 900 hochbezahlte Manager, die ihre Pfründe von $20'000 pro Monat verteidigen, organisieren einen Streik der Ölförderung, um Chavez auszubluten. Die PdVSA arbeitet eng mit den Firmen Intesa und Saic zusammen, in denen ehemalige US-Geheimdienstleute wie William Perry, Melvin Laird, John Deutch, Robert Gates oder Robert Ray Inman sitzen. Die Aussperrung der Beschäftigten der PdVSA dauert 63 Tage und führt zusammen mit den Anschlägen auf die Schaltstellen des Wirtschaftslebens zu Einnahmeausfällen von $10 Mia, ohne Chavez vom Thron stürzen zu können.

Am 2.2.03 startet die Opposition eine Unterschriftensammlung für eine vorgezogene Wahl, was vom National Endowment for Democracy als ‚Wählerschulung' mit $ 53'400 unterstützt wird. Die NED ist eine 1983 von Bush und Reagan gegründete halbstaatliche Organisation, über die das Aussenministerium und die CIA nützliche Parteien, Gewerkschaften, Zeitungen und Verlage finanzieren. Insgesamt zahlt die NED im Jahr 2003 an oppositionelle venezolanische Organisationen $ 800'000. Trotzdem gelingt es Venezuela zwischen 2002 und 2008, die ökonomische Ungleichheit am stärksten in Lateinamerika zu reduzieren, sodass es die egalitärste Einkommensverteilung in der Region hat.

Knapp 40 Tage vor der Präsidentschaftswahl vom 7.10.12 kommt es aufgrund von Sabotage zu einer verheerenden Gasexplosion in der Erdölraffinerie von Amuay, worauf eine Kampagne in den von der Opposition kontrollierten Medien losgetreten wird. Chavez sei verantwortlich, weil die Fachleute 2003 aus der PDVSA-Zentrale entlassen wurden. Mittels SMS und E-Mails werden Gerüchte und Panik verbreitet, um die Lage in Venezuela zu destabilisieren. Schon Tage vor der Explosion prognostiziert die Tageszeitung Nuevo Herald in Miami über eine bevorstehende Benzinknappheit wegen Problemen in der Produktion.

Während die privaten Sender fast täglich über die vermeintliche Unterstützung Chavez' für die kolumbianische Guerilla FARC berichtet, verüben kolumbianische Paramilitärs Morde an venezolanischen Aktivisten in den Grenzprovinzen Zulia und Apure, im Auftrag der Grossgrundbesitzer. Die Entführung des venezolanischen Industriellen Richard Boulton wurde von den Medien zwei Jahre lang der kolumbianischen ELN-Guerilla in die Schuhe geschoben, bis nachgewiesen wurde, dass die Paramilitärs, mit der Unterstützung eines kolumbianischen Offiziers, hinter der Entführung stecken.

Nicht nur Venezuela mit seinem Erdöl, sondern auch die anderen südamerikanischen Reichtümer wie die amazonischen Naturreserven wollen die USA von Kolumbien aus unter ihre Kontrolle bringen. Dafür wird die rechte Regierung von Alvaro Uribe, die die Paramilitärs fördert, mit immer neuen Militärprogrammen unterstützt und Kolumbien zur militärischen Plattform der USA gemacht. Die AUC-Führer bezeichnen Uribe, der im August 2002 an die Macht kommt, als "den Mann, der unserer Philosophie am nächsten steht" und als "unser bester Mann". Die AUC kontrollieren 35% der kolumbianischen Kongresses und besitzen nach der Vertreibung von 3,5 Mio. Bauern und der Ermordung von 15'000 Gewerkschaftern und Aktivisten rund 4 Mio. Hektar Land. Uribe ist ein Grossgrundbesitzer, dessen Vater Drogenhändler war, weshalb er direkte Beziehungen zum Medellin-Kartell und zu den Todesschwadronen hat. Auf einem Landsitz der Familie Uribe waren die Paramilitärs regelmässige Gäste, und auf einem anderen wurden Guerillos umgebracht. Uribes Wahlkampfmanager Jorge Noguera wird nach der Wahl zum Chef des kolumbianischen Geheimdienstes DAS ernannt. Noguera arbeitet eng mit den Paramilitärs und der Drogenmafia zusammen. Auf seinem Laptop werden später Todeslisten von Gewerkschaftsführern und Menschenrechtsaktivisten gefunden, die für die Ermordung durch Todesschwadronen vorgemerkt sind.
Bruder Santiago Uribe ist Mitbegründer einer der Paramilitärorganisationen, die seit Ende der 70er Jahre mit Terrormethoden gegen Regimekritik vorgehen. Die Gruppen schlossen Allianzen mit Grossgrundbesitzern, Drogenhändlern, Wirtschaftsunternehmen und der Armee und wurden von israelischen und britischen Söldnern ausgebildet. 1990 schliessen sie sich zum gemeinsamen Oberkommando AUC (Autodefensas de Colombia) zusammen. Zwischen 1986 und 2009 gibt es 10'911 Gewaltakte gegen GewerkschafterInnen, davon 2694 Morde und 200 Verschwundene. Nur in 40% der Mordfälle wird ermittelt, und diese Verfahren führen zu ganzen 90 Verurteilungen. 49% der Angriffe auf Gewerkschafter führten Paramilitärs durch, 43% staatliche Sicherheitskräfte, und 2% die Guerillas. 2007 verweigert die Regierung die Registrierung von 253 Gewerkschaften. Von den 18 Mio. Arbeitnehmer haben nur 3 Mio. einen Arbeitsvertrag und damit das Recht auf gewerkschaftliche Organisation, was nur ein Drittel nützt. Auch Nestlé benutzt Paramilitärs zur Beseitigung von Aktivisten der Gewerkschaft Sinaltrainal.
Der Terror der Paras bewirkt, dass Millionen von KolumbianerInnen von ihrem Land fliehen, das von den Grossgrundbesitzern übernommen wird. Exportorientierte Erdöl, Bodenschätze und Agrarproduktion konzentriert sich so in den Händen weniger.
Nicht Oppositionelle und Gewerkschafter, sondern auch die obersten Richter werden vom DAS gespitzelt. Uribes Ziel ist die durchgreifende Paramilitarisierung von Staat und Gesellschaft, wozu die Bush-Junta 70 Spezialisten als Ausbilder einer Sondereinheit der Armee in die Provinz Arauca schickt, dem grössten Erdölgebiet des Landes an der Grenze zu Venezuela. Auch nach dem Waffenstillstandsabkommen vom 29.11.02 bringen die Paramilitärs, die eigentlich aufgelöst und amnestiert werden sollten, in den nächsten drei Jahren etwa 2000 Menschen um und eignen sich illegal Land an. Viel zu wichtig sind Einkünfte aus Drogenhandel, Geldwäscherei, Bodenbesitz und Bekämpfung der Linken, um sie wirklich zu bekämpfen. Seit 1999 beherrschen die Paramilitärs unter Leitung von Salvatore Mancuso das an Venezuela angrenzende Gebiet. Laut dessen Aussagen exportiert seine Gruppe 230 Tonnen Heroin in die USA. Zudem zahlen die US-Firmen Chiquita, Dole und Del Monte einen US-Cent pro Bananenkiste in die Kriegskassen der Paramilitärs. Chiquita, bis 1984 United Fruit Company) gibt zu, dass zwischen 1997 und 2004 gegen $2 Mio. an die Paramilitärs geflossen seien. 2004 verkauft Chiquita seine Tochter Banadex an eine einheimische Firma, wobei der Prozess weitergeht und Chiquita zu $25 Mio. Strafe verurteilt wird. Chiquitas Verteidiger ist Eric Holder, der spätere Justizminister unter Obamas. Auch einheimische Firmen bezahlen festgesetzte Schutzgelder für den Kampf gegen die FARC und ELN. So finanziert etwa der Getränkehersteller Postabon die Todesschwadronen mit etwa Fr. 8000 pro Monat und Departement. Die Paramilitärs führen Anschläge in Venezuela durch und planen die Ermordung von Chavez. Obwohl gegen Mancuso offiziell ein Auslieferungsgesuch der USA wegen Drogenhandels vorliegt, besucht Stewart Tuttle, Vizedirektor für politische Angelegenheiten der US-Botschaft in Bogota, am 9.12.2004 die Feier der angeblichen Demobilisation der Paramilitärs. Am 8.5.04 werden in Miranda 150 kolumbianische Paramilitärs verhaftet, die vor dem Referendum über Chavez' Präsidentschaft ein Klima der Unsicherheit schaffen sollten. Seit Chavez' Wahlsieg konspiriert der DAS gegen die sozialistische Regierung. 2005 ruft der US-Prediger Pat Robertson in seiner Talkshow „The 700 Club“ zur Ermordung von Chavez auf, ohne dass die US-Justiz auf die 'Fatwa' reagiert.
31'000 Paramilitärs werden demobilisiert, von denen 3600 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt werden. Den USA gelingt es 2008, den Aufklärungsprozess zu stoppen, indem sie die Auslieferung der ehemaligen Paramilitär-Kommandanten durchsetzen können. Der letzte, der geredet hat und in die USA ausgeliefert wird, ist Ever Veloza "HH" hatte die wirtschaftlichen und politischen Hintergründe erklärt, die Terrorstrategie gegen die Bevölkerung bestätigt, die Profiteure und Drahtzieher der AUC benannt und die Orte der Massengräber verraten. Insgesamt wurden 48'000 Menschen von den Paramilitärs umgebracht. Bis 2010 werden nur 2 Täter verurteilt.

Nicht bloss Paramilitärs, sondern auch die regulären Truppen, die Uribe für den Kampf gegen die Guerillas hochrüstet, üben Terror aus. Im November 2005 legt es eine Direktive Kopfprämien für getötete Aufständische fest: Für einen Kommandanten bis 5 Mia. Pesos (CHF 2,5 Mio.), für einen einfachen Guerillero 3,8 Mio. Pesos (CHF 1900). Seither steigt die Zahl der ‚Falso Positivos', der unschuldigen Zivilisten, die nach der Ermordung in Guerilla-Uniformen gesteckt werden, drastisch an auf eine Ermordung pro Tag.

In Bolivien muss Präsident Gonzalo Sanchez de Lozada am 17.10.03 zurücktreten und in die USA fliehen, weil er das bolivianische Erdgas an das Pacific LNG-Konsortium (bestehend aus der spanischen Repsol YPF, British Gas und Pan American Energy) zu einem lächerlichen Preis verschleudern wollte. Die Pacific LNG wollte das Erdgas in die USA exportieren. Zudem erzwingt ein Volksaufstand mit über 60 Toten die Elimination der vom IWF vorgeschlagenen Sondersteuer. Weltbank und IWF erzwangen 1999 den Verkauf des öffentlichen Wassersystems in Cochabamba an Aguas del Tunari, einer Tochter Bechtels, worauf die Preise in die Höhe schnellen. Im Januar 2000 setzt Präsident Hugo Banzer die Armee gegen die Blockaden in Cochabamba ein. Erst als den Vertrag von Bechtel im April 2000 annuliert, kehrt wieder Ruhe ein. Allerdings verklagt Bechtel Bolivien auf $50 Mio. Schadensersatz.
Nachdem die Indios zuerst wegen dem Silber von den Spaniern und dann von der bolivianischen Oligarchie wegen dem Zinn ausgebeutet wurden, putschte ein Bündnis aus Militärs, Studenten und Gewerkschaften gegen die feudale Herrschaft. Eine Landreform beseitigte Latifundium und Leibeigenschaft und verstaatlichte die Zinngruben. Doch gewaltsame Umstürze brachten vor allem reaktionäre Militärs an die Macht, und die soziale Misere veränderte sich kaum. 1985 brach der Weltmarkt für Zinn zusammen. Um das internationale Zinnabkommen zur Stabilisierung des Marktes zu unterlaufen, warf Reagan die strategischen Reserven der USA auf den Weltmarkt, mit verheerenden Folgen. Die Staatsbetriebe wurden stillgelegt und rund 30'000 Bergleute entlassen. Viele von ihnen bot sich als einzige Alternative den Coca-Anbau, den die USA dann mit Hilfe einheimischer Spezialtruppen bekämpfte. Die "Cocaleros" begannen sich zu organisieren, worauf die MAS, die "Bewegung zum Sozialismus" mit Evo Morales an der Spitze, entstand. Unmittelbar nach seiner Wahl in den Kongress beginnt eine CIA-Schmierenkampagne, in der er als Terrorist gebrandmarkt wird. Aufgrund einer Anklage wegen Terrorismus muss er seinen Sitz 2002 wieder abgeben.
Am 18.12.2005 wird mit Morales der erste Indio zum Präsidenten gewählt, der die Privilegien der weissen Oberschicht und multiinationalen Firmen, die v.a. in den Provinzen Santa Cruz du Tarija angesiedelt sind) abschaffen will. Eine Agrarreform mittels Verfassungsreform soll die ungerechte Bodenverteilung umkrempeln: 100 Familien verfügen in Bolivien über 25 Millionen Hektar Land, wogegen zwei Millionen Bauern mit 5 Millionen Hektar auskommen müssen. Seit dem 1.7.05 bauen die Amerikaner jenseits der Grenzen in Paraguay den Flughafen von Mariscal Estigarribia aus und führen Manöver durch, um in Bolivien intervenieren zu können, sollte die "Autonomiebewegung von Santa Cruz" wegen "Unregierbarkeit" darum ersuchen. 2008 scheitert ein von den USA unterstützter bewaffneter Umsturz, bei dem die östlichen Media-Luna-Departemente vom Land abgespalten werden sollen. 2011 deckt Morales ein Komplott der USA auf: Anlässlich des UNO-Treffens Ende Juli in New York sollte sein Flugzeug durchsucht und dabei Kokain entdeckt werden, womit man ihn wegen Drogenhandels verhaften könnte.

Bush bereitet die Öffentlichkeit auf eine Invasion Kubas vor. Der "Schurkenstaat" Kuba, seit 40 Jahren dem US-Embargo unterstellt, sei ein "feindlich gesinnter Terrorstaat". Aufhänger dazu bilden die fünf Kubaner Gerardo Hernandez, Antonio Guerrero, René Gonzales, Fernando Gonzales und Joaquin Mendez, die in den 90er-Jahren die paramilitärischen Exilkubaner in Florida infiltriert hatten. Die von den USA auf ihrem Territorium geduldeten Paramilitärs organisieren laufend Terroranschläge gegen Kuba, um den Tourismus zu stören: beispielsweise das Bombenattentat von Luis Posada Carrilles am 4.9.97 gegen das Hotel Copacabana in Havanna, das einen jungen Italiener das Leben kostete. Posada Carilles engagiert Kleinkriminelle aus San Salvador, die für $1000 einen Rucksack mit Sprengstoff deponieren.In den 45 Jahren seit der kubanischen Revolution kamen 2000 Menschen durch die Terroranschläge der Exilkubaner um Leben. Die "Miami five" unterwanderten die Exilkubanergruppen wie die Hermanos al rescate von José Basulto oder die Cubano-American Foundation des Posada-Freundes Orlando Bosch, um solche Attentate zu verhindern. Posada und Bosch waren an den Attentaten gegen das kubanische Linienflugzeug 1976 mit 73 Toten und gegen den chilenischen Aussenminister Orlando Letelier in Washington beteiligt. Ihre Erkenntnisse über die terroristischen Aktivitäten der Exilkubaner lassen die "Miami five" über Diplomaten dem FBI zukommen, worauf sie verhaftet werden. Da die kubanischen Spione keinen Zugang zu Informationen haben, die die innere Sicherheit der USA betreffen, werden sie nicht wegen Spionage, sondern wegen "Konspiration mit dem Ziel, Spionage zu betreiben" angeklagt. Nach 33 Monaten Untersuchungshaft (davon 17 Monate Isolationshaft und 1 Monat Folterhaft) ohne Besuchsrecht werden die fünf Kubaner in Lompok, Kalifornien, im Dezember 2001 verurteilt. Der Karikaturist Gerardo Hernandez erhält zweimal lebenslänglich plus 15 Jahre Gefängnis, Guerrero und Labanino lebenslänglich, Fernando und René Gonzalez 19 bzw. 15 Jahre Gefängnis. Das Berufungsgericht hebt diese Urteile am 9.8.2005 einstimmig auf, worauf der amerikanische Justizminister Alberto Gonzalez interveniert und gegen das Berufungsgericht Berufung einlegt, worauf die zuvor als ungerecht bezeichneten Urteile am 31.10.05 bekräftigt werden.
Am iberoamerikanischen Gipfel in Panama 2000 plant Posada Carrilles zum letzten Mal die Ermordung Castros. Der kubanische Geheimdienst weiss Bescheid, worauf Posada Carrilles verhaftet, zu acht Jahren Haft verurteilt, aber nach vier Jahren ‚aus humanitären Gründen' begnadigt wird.Seine letzten Jahre verbringt der ehemalige CIA-Agent szandesgemäss in einem Altersheim der US-Armee.
Auf die Drohungen aus den USA reagiert Castro im Frühling 2003 mit einer Repressionswelle gegen Oppositionelle. Bushs Eskalationsstrategie zeigt sich an der Entsendung von James Cason, dem Chef der Abteilung für amerikanische Angelegenheiten, nach Kuba. Cason gehört zu den rechtsextremen Falken um Otto Reich, Elliot Abrams oder John Negroponte und trifft mit $2 Mio. in Kuba ein, mit der Absicht, "das Regime zu stürzen". Da das baldige Ende Castros erwartet wird, ernennt Bush 2005 Caleb McCarry als ‚Übergangskoordinator'für Kuba, das mit einem ‚geheimen Massnahmenplan befreit' werden soll.
Quellen: Roy, Habel, Gorce, Lemoine (2002, 2004, 2006), Ramonet (2002c), CEPAL, Klare, Achcar, Neuber, Servant, Leymarie, Werning (2003), Neuber, Sader, Zelik (2003, 2010), Bismuth/ Barriot, Ospina, Plesch, Racine, Abubakar, Boniface, Chavez, Schreiber, Dupret, Gutiérrez, Weinglass, Hörtner, Wolff 2014: 129.


2003: Asien und Afrika top

Die USA bauen im Rahmen der Terrorismus-Bekämpfung ihre Präsenz in den Philippinen aus: Bis im März 2003 werden auf Jolo, Basila und Mindanao 3000 US-Soldaten unbefristet stationiert. Dies ist nicht die erste Besatzung des Inselstaates, und der Widerstand gegen die US-Besetzung von Jolo 1899 dauerte bis 1916. Der Vorwand der USA, dass die ‚radikalfundamentalistische' Abu Sayyaf in Verbindung zur al-Qaida stehe, tun die philippinischen Geheimdienstoffiziere als Unsinn ab. Die USA wollen die in Panama unterhaltene ‚School of the Americas', die Anti-Guerilla-Truppen für den Dschungelkrieg ausbildete, nach Jolo verlegen. Abu Sayyaf wird von Offizieren der philippinischen Armee direkt mit Waffen beliefert. Die Moro Befreiungsfront MILF der Insel Mindanao, deren muslimische Bevölkerung seit Jahrhunderten gegen die spanischen, amerikanischen und philippinischen Besatzer kämpft, wird ebenfalls zur Terroristengruppe erklärt. Tatsächlich stehen aber die philippinischen Militärs selbst hinter den Anschlägen von Davao vom März 2003, um den Konflikt anzuheizen. Die auf den drei Inseln stationierten US-Truppen bilden im Rahmen der Special Operations Task Force Philippines die philippinischen Truppen aus. Auch wenn Manila und Washington dies bestreiten, nehmen die amerikanischen Elitetruppen selbst immer wieder an Kampfeinsätzen gegen Abu Sayyef teil.
Nicht nur Befreiungsbewegungsbewegungen, sondern auch Bauernverbände gelten auf den Philippinen als Staatsfeinde. Gegen die Verbände AMB und KMP, die sich für die ausgebeuteten Kleinbauern und Pächter wehren, setzen Grossgrundbesitzer Schlägertrupps und staatliche Sicherheitstruppen ein. Mehrere Mitglieder werden als getötet oder verschwinden.

Auch die gegen die Monarchie in Nepal kämpfenden Maoisten (CPN-M) werden flugs zu Terroristen erklärt. Colin Powell sichert König Gyanendra bei seinem Besuch am 18.1.02 in Kathmandu Waffen und Geld zur Niederschlagung der Aufständischen zu. Da die amerikanischen Militärberater nicht nur in Nepal, sondern auch in anderen zentralasiatischen Staaten tätig werden, reagieren die Chinesen gereizt.

Afrika wird zu einem wichtigen Faktor bei der US-Ölversorgung. Walter Kansteiner, Staatssekretär für Afrika im US-Aussenministerium erklärt, dass das Öl des Schwarzen Kontinents "für die Vereinigten Staaten von strategischem Interesse" sei. Mit geschätzten 80 Mia. Barrel betragen die Reserven 8% des Weltvorkommens, und mit 4 Mio Barrel pro Tag fördern Nigeria, Angola, Äquatorial-Guinea, Gabun, der Kongo und der Sudan soviel wie der Iran, Venezuela und Mexiko zusammen.
Besonders rabiat gehen die Ölkonzerne in Nigeria vor: Umweltschützer, die sich gegen die Ausbeutung und massive Verschmutzung des Wassers wehren, werden zum Tode verurteilt. So geschehen 1995 mit Ken Saro-Wiwa und acht Kollegen durch die Regierung von Sani Abacha im Auftrag von Shell, nachdem 300'000 Ogoni demonstrierten. Shell gibt immer mehr Geld für die Sicherheit seiner bedrohten Anlagen und Mitarbeiter aus. 2009 zahlt der Ölkonzern $65 Mio. an die nigerianische Armee und $75 Mio. an private Sicherheitsfirmen und unterhält eine 1200-Mann umfassende eigene Polizeitruppe, um Sabotage, Diebstahl und Entführung von Mitarbeitern zu verhindern. Trotzdem werden 15-20% des geförderten Öls von kriminellen Banden gestohlen. Weltweit gibt Shell gegen $350 Mio. pro Jahr für die Sicherheit aus, während die von den Umweltschäden Betroffenen fast nichts bekommen. Die USA wollen, dass der grösste afrikanische Ölproduzent Nigeria aus der OPEC austritt.
Dramatisch sind die Umweltschäden in Niger, wo man 1956 mit der Ölförderung begann: Aufgrund der Ölrückstände im Wasser und Boden und der Luftverschmutzung sinkt die Lebenserwartung der Leute im Nigerdelta auf 41 Jahre. 70% der Bevölkerung muss mit weniger als $1 pro Tag auskommen, während die Regierung jeden $20 Mio. einnimmt.
General Carlton Fulford besucht im Juli 2002 die Inseln Sao Tomé und Principe im Golf von Guinea, um die Sicherheit für die Offshore-Ausbeutung abzuklären. Ein Jahr später findet ein Putschversuch statt und die USA können sich die Lizenzen für die Offshore-Vorkommen im Golf von Guinea sichern. Bush und der Kongress hatten bereits erklärt, in dieser Region stünden ‚vitale Interessen' der USA auf dem Spiel. Im Jahr 2000 wird mit dem African Growth and Opportunity Act die Grundlage für die Penetration der afrikanischen Wirtschaft geschaffen. Ziel des AGOA ist die Abschaffung sämtlicher Zoll- und Handelsschranken für US-Produkte.

Neben Exxon-Mobil, Chevron-Texaco und Ocean Energy macht sich vor allem das Institute for Advanced Strategical and Political Studies, ein 1984 in Jerusalem von US-Neokonservativen und Likud-Anhängern gegründeter Think-Tank, für den Abbau der Abhängigkeit vom arabischen Öl stark und lobbyiert im Weissen Haus. William McCormick, Chef der CMS Energy, spendete $100'000 zur Amtseinführungsfeier von Bush. Chester Norris von Ocean Energy war unter Bush sen. Botschafter in Guinea, wo die private Military Professional Ressources Inc. die Offshore-Anlagen überwachen sollen.

Mitte der 90er-Jahre organisierten die USA militärische Organisationen in Afrika. 1996 gründete das US-Aussenministerium die African Crisis Response Force, die später in African Crisis Response Initiative ACRI umbenannt wurde. Ihr militärisches Kommando liegt bei Eucom, der europäischen Kommandozentrale in Europa. Zudem werden Privatfirmen wie Logicon (einer Northrop Grumman-Tochter), oder MPRI engagiert. ACRI-Ausbildungsleiter ist Nestor Pino-Marina, der schon bei der Schweinebucht, in Vietnam, Laos und bei den antisandinistischen Contras dabei und US-Militärattaché in Nigeria war. Er wurde beschuldigt, Waffenlieferungen nach Zentralamerika durch Drogen finanziert zu haben. Von 1997 bis 2000 wurden in Senegal, Uganda, Malawi, Mali, Ghana Benin und der Elfenbeinküste Einheiten in Batallionsstärke aufgebaut (total 8000 Soldaten ausgebildet und mit Material und Fahrzeugen ausgestattet). 2002 wird ein neues Programm mit dem Titel Africa Contingency Operations Training Assistance ACOTA gestartet, bei dem kleine Einheiten nach dem Vorbild der Special Forces ausgebildet werden. 2003 trainiert die in Stuttgart stationierte 10th Special Forces Group Truppen in Mali. Das erste Joint Combined Arms Training System-Zentrum funktioniert seit dem 25.11.03 in der nigerianischen Hauptstadt Abuja und wird von der MPRI betrieben. Daneben gibt es das Weiterbildungsprogramm International Military Education and Training (Imet), das 2002 1500 Offiziere aus 44 afrikanischen Staaten durchlaufen, und das Africa Regional Peacekeeping Program (ARP), das für Ausbildung und Militärtechnologietransfer von 2001 bis 2003 geschätzte $100 Mio. kostet.
1999 wurde das Africa Center for Strategic Studies von der National Defense University in Washington gegründet, das dem Pentagon untersteht und wo militärische und zivile Führungskräfte aus Afrika ausgebildet werden. Im Mai 2003 findet beispielsweise ein Seminar zur Bekämpfung des Terrorismus statt, an dem Vertreter aus Algerien, Tschad, Mauretanien, Marokko, Niger, Nigeria und Senegal vertreten sind. Im März 2004 beteiligen sich die USA an einer militärischen Operation in Mali, Tschad, Niger und Algerien gegen die Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC), die ein Jahr zuvor 32 Touristen in der Sahelzone entführte. Zentral für die US-Militärplaner ist die Sicherung der Pipelines vom Tschad nach Kamerun und die geplante zwischen dem Tschad und dem Sudan. Um den Verkauf von ‚antiterroristischen' Waffen an Algerien zu legitimieren, behauptet Washington 2003, Algerien sei das demokratischste Land der arabischen Welt. Die USA planen, die 17%-Abdeckung ihres Ölbedarfs aus Nordostafrika auf 25% zu erhöhen. Die GSPC hatte sich 1998 von der Groupe Islamique Armé (GIA) abgespalten, die seit 1992 den korrupten algerischen Staat bekämpfte. Bereits 1994 hatte der algerische Geheimdienst DRS die GIA infiltriert, worauf die Armee, der Geheimdienst und die Islamisten im Schmuggel, Waffen- und Drogenhandel verwickelt sind. Vermutlich ist die Spaltung auf die agents provocateurs zurückzuführen. Die GSPC wird geführt von Abderrask al-Para alias Amari Saifa alias Abu Haidara, ein ausgebildeter Fallschirmspringer und ehemaliger Leibwächter des algerischen Verteidigungsministers. Anfang 2004 entführt die GSPC 32 TouristInnen in der Sahelzone, ein einmaliges Ereignis, das den Beweis für die Existenz der al-Qaida in Nordafrika liefern soll. Über dem Camp mit den Geiseln kreisen dauernd algerische Helikopter, und die kampflose ‚Befreiung' der Geiseln zwei Tage nach dem Besuch des deutschen Aussenministers Joschka Fischer entlarvt die Entführung als Inszenierung. Dank der Aktion die USA haben eine Legitimation für finanzielle und militärische Unterstützung an Algerien und für ihre militärische Präsenz in Mauretanien, Mali, Tschad und Niger. 2005 werden mit der Trans-Sahara-Counter-Terrorism-Initiative auch Senegal, Nigeria, Marokko, Algerien und Tunesien in die Militarisierung einbezogen. 2005 verschwindet der im Tschad verhaftete, nach Algerien ausgeschaffte und zu lebenslanger Haft verurteilte al-Para spurlos.
Am 11.9.2006 verkündet Ayman as-Sawahiri in einer Videobotschaft die Gründung der Al Qaida im islamischen Maghreb (Aqim) als angeblicher Zusammenschluss der GSPC und Osamas Al-Qaida. 2008 wird in die US-Militärkommandozentrale Africom in Stuttgart gegründet, die 53 afrikanische Staaten einbezieht. Im April 2010 entführt Aqim den 78jährigen Franzosen Michel Germaneau, was Sarkozy erlaubt, eine Propaganda-Befreiungs-Aktion in Mali zu starten, die aber nicht funktioniert. Auch Frankreich will präsent sein, wegen dem Öl, den Mineralien und dem Uran, das zu 25% die 58 französischen Atomreaktoren antreibt.
Im Januar 2011 wird der ehemalige Geheimdienstagent und CIA-Verbündete Zine Ben Ali in Tunesien gestürzt. Sein Familienclan soll Bankkonten, Liegenschaften und einen Jet in Genf hat.
Quellen: Gorce, Servant, Leymarie, Plesch, Racine, Ababakar, Abramovici (2004), Perkins (2007), Hackensberger (2010a).

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Teil 14 (November 2000 bis September 2001)

Dieser Teil der Chronik behandelt zuerst die 'Wahl' von George W. Bush zum US-Präsidenten und die Zusammensetzung seines Kabinetts. Im zweiten Abschnitt geht es um die Vorgeschichte, Ereignisse, Hintergründe, Konsequenzen und Untersuchungen des Terroranschlags vom 11. September 2001.

Zentrale Themen und Personen:
George W. Bushs 'Wahl', Bushs Regierung, Ölinteressen, 9/11-Terror-Attentat, Osama Bin Laden, Afghanistan, Opiumhandel, Taliban, Attentats-Warnungen, Planung, Donald Rumsfeld, Dick Cheney, New American Century's Project, Saudis, 'Attentäter', Mohamed Atta, Flugschulen, Wallace Hilliard, Fernsteuerung der Flugzeuge, Untersuchungen und Theorien.




November 2000 Bushs Wahlbetrug

George Walker Bush, Gouverneur von Texas, wird nach einem offensichtlichen Wahlbetrug in Florida, wo sein Bruder Jeb Bush Gouverneur ist, vom Obersten Gericht zum Präsidenten ernannt. Studien des California Institute of Technology und des Massachusetts Institute of Technology belegen, dass zwischen 4 und 6 Mio. Stimmen verschwanden, davon etwa die Hälfte wegen unrechtmässiger Abweisung von ärmeren und älteren Wählern. Zehntausende von Stimmen für die Demokraten, vor allem von Schwarzen, wurden mittels fiktiver Gründe wie angeblicher Vorbestrafung für ungültig erklärt. Eine Gesamtnachzählung in allen vier Landkreisen Floridas, bei der sich ein Sieg von Al Gore immer deutlicher abzeichnet, wird vom Obersten Gericht am 9.12. um 14.45 Uhr in letzter Minute gestoppt. Die BundesrichterInnen, die für Bush stimmen, sind Sandra Day O'Connor, William Rehnquest, Clarence Thomas (seine Frau Virginia Lamp Thomas arbeitet bei der Heritage Foundation und unterstützt Bush bei seiner Regierungsbildung), und Antonin Scalia (sein Sohn Eugene ist Rechtsanwalt bei der Kanzlei Gibson, Dunn & Crutcher, die Bush vor eben diesem Obersten Gericht vertritt). Gore erhielt insgesamt 500'000 Stimmen mehr als Bush, aber die Amerikaner haben einen mystischen Glauben an den höchst undemokratischen Supreme Court.

Die Republikaner setzten im Wahlkampf verdeckte Werbung ein, indem in TV-Spots zu Gores Bild das nicht bewusst wahrnehmbare Wort ‚Rats' eingeblendet wurde. Die Demokraten gaben offiziell $296 Mio. für den Wahlkampf aus, bei den Republikanern vermutete man $450 Mio, wobei die effektiven Ausgaben mit weit über $4 Mia. 50% höher als 1996 lagen. Philip Morris, der Energieballon Enron, Microsoft oder die National Rifle Association zahlten alle über eine halbe Million Dollar, und auch Schweizer Firmen sponserten, wie die Credit Suisse First Boston mit $557'000 und Novartis mit $499'000. Texas hält alle Rekorde an Umweltverschmutzung in den USA, weil Bush die Umweltschutzbehörde mit Lobbyisten der Konzerne wie Ralph Marquez (Texas Chemical Council, Monsanto) oder Barry McBee (Anwalt bei Thompson & Knight, die grosse Ölfirmen vertritt) besetzte und die Gesetze auf das Prinzip der Selbstregulation beschränkte.

Monsanto ist in den 80er Jahren in einen der grössten Umweltskandal verstrickt, weil in Anniston (Alabama) Tausende Tonnen von PCB in den Boden gelangt waren, was Monsanto jahrzehntelang verheimlichte. Obwohl die toxischen Wirkungen von PCB schon 1937 bekannt sind, tut das Unternehmen nichts, um die Bevölkerung zu informieren und die Umwelt zu schützen. Die Behörden werden geschmiert und erpresst, um nichts unternehmen zu müssen. Da PCB in grossen Mengen freigesetzt wurde und ins Wasser und in die Luft gelangten, sind heute alle Lebewesen bis zu den Eisbären in der Antarktis kontaminiert. Die häufigste Krankheit, die durch PCB ausgelöst wird, ist Krebs. 2001 klagen 20'000 Patienten gegen Monsanto, die zu $700 Mio. Schadensersatzzahlungen verurteilt wird. Das Management geht straffrei aus. 1988 werden 170 Monsanto-Mitarbeiter in Virginia vergiftet, Müll wird illegal entsorgt, und Gewässer massiv verschmutzt. In Kolumbien widerholt sich die Geschichte der vergifteten Bauern in Vietnam aufgrund der versprühten Herbizide wie das hochgiftige Roundup, deren Zulassung gefälscht wurde, gegen die Koka-Felder. Unter Reagan und Bush werden die ohnehin schon minimalen staatlichen Auflagen mit dem Entbürokratisierungsprogramm weiter gelockert. Monsanto-Mitarbeiter arbeiten in den staatlichen Zulassungsbehörden, was die Tatenlosigkeit gegen den Multi erklärt. Michael Taylor, Verantwortlicher für Gentechfood in der Food and Drug Administration, arbeitete bis 1991 in einer Anwaltskanzlei, zu deren Kunden Monsanto und das International Food Biotechology Council gehört. Die FDA verfügt keine speziellen Auflagen zum Gentech-Food. Dan Glickman, Landwirtschaftsminister 1995-2000 unter Clinton, wird unter Druck gesetzt, auf vertiefende Analysen zu verzichten. Rumsfeld arbeitete für eine Tochter von Monsanto sowie für Searle, die Rumsfelds Karriere finanziert und das krebserregende Aspartam produziert. Nach seinem Antritt in Reagans Regierung erklärt er den unter dem Label NutraSweet produzierte Lebensmittelzusatzstoff für unbedenklich. 1996 in New York und 2007 in Frankreich wird Monsanto wegen betrügerischer Aussagen in der Werbung verurteilt, denn Roundup vernichtet alle nicht genmanipulierten Pflanzen und führt zu Krebs. In Mali arbeiten USAID und Monsanto zusammen, um die Verfassung so zu ändern, dass Gentechsorten angepflanzt werden können. Monsanto erpresst die Farmer, wenn der Verdacht besteht, dass sie Saatgut behalten oder anderes verwenden. In den indischen Baumwollplantagen ist die Ausbeutung besonders brutal und führt zu vielen Suiziden der Bauern. Ähnliche Probleme mit Manipulationen der wissenschaftlichen Untersuchungen und Entlassung von Kritikern gibt es etwa mit dem Rinder-Wachstums-Hormon Posilac.
Gentechnik ist kein neuer Forschungsbereich. Bereits 1960 akzeptierte die philippinische Regierung eine Initiative der Ford- und Rockefellerstiftungen, die als Front für die CIA agierten. Diese gründeten in der Nähe von Manila das International Rice Research Institute IRRI, eine der wichtigsten Einrichtungen zur Züchtung ertragreicherer Sorten. Trotz dem Erfolgen leidet ein Sechstel der philippinischen Bevölkerung heute Hunger, weil die Böden ausmergeln, die Pestizide nötig und teuer sind, die Monokulturen krankheitsanfällig werden und neue Abhängigkeiten von Firmen entstehen
Zu den Hauptprofiteuren der Bush-Regierung gehören die Biotechfirmen. Mit der ‚Tort Reform' von Karl Rove wird es Klägern wesentlich schwieriger gemacht, Konzerne vor Gericht zu belangen. Dafür finanzieren die grossen Verschmutzer Exxon, Shell, Conoco, Amoco oder Alcoa Bushs Kampagnen.

Bush spielt auf Populismus, indem er sich, trotz seiner Herkunft von der Ostküste, als Texaner und damit als Vertreter des antiintellektualistischen Middle America ausgibt. Für diese sind Argumente völlig unerheblich: was zählt sind militante Symbole und starke Bilder. Dem entspricht sein Bildungslevel: "Die Welt heute ist viel unsicherer als früher. In der Vergangenheit waren wir sicher. Wir waren nämlich sicher: Es ging um ‚Wir gegen die Russen'. Obwohl wir nun in einer unsicheren Welt leben, sind wir immer noch bestimmter Dinge sicher. Wir sind sicher, dass das Böse bleibt, obwohl das "Reich des Bösen" untergegangen ist. Wir sind sicher, dass es Leute gibt, die Amerika nicht ausstehen können. Wir sind sicher, dass es Verrückte gibt da draussen." Bush bedient sich wie schon Nixon der Sprache der Zu-Kurz-Gekommenen und setzt im Wahlkampf auf die Religion: 46% der Amerikaner bezeichnen sich als evangelikale Christen, 66% glauben, dass Gott den Menschen innerhalb der letzten 10'000 Jahren erschaffen hat, 48% betrachten die Evolutionstheorie als Ketzerei, 68% glauben, dem Teufel schon einmal persönlich begegnet zu sein, und über 50 Mio. Amerikaner lesen vorwiegend Romane, die die Wiederkehr von Jesus behandeln. Mit einer Kirche auf 900 Einwohner haben die USA die höchste Dichte weltweit. 60 bis 70 Mio. überzeugte Christen sind Bushs Machtbasis, denn 40% der Bush-Wähler sind Evangelikale. Mehr als 2000 christliche Radiosender propagieren die neokonservativen Botschaften, und über den Satellitensender Sky Angl sind 36 TV- und Radioprogramme zu empfangen. Pat Robertsons Sender CBN über 1000 Mitarbeiter, die täglich christliche Nachrichtenprogramme verfassen. Besonders breit gemacht haben sich die Fundamentalisten im Bildungsbereich: Vom Kindergarten bis zur christlichen Kaderschmiede der Bob-Jones-University mit ihren 5000 Studierenden reicht das Angebot.

Januar 2001 Bushs Regierung top
"Wir haben keinen König ausser Jesus" meint der rechtsradikale John G. Ashcroft. Laut dem neuen Justizminister "rettet die Todesstrafe Leben", obwohl zwei Drittel der Todesurteile aufgrund massiver Verfahrensfehler zustande kommen. Schon Clinton erschwerte die Möglichkeiten der Todeskandidaten, ihre Unschuld zu beweisen. Ashcroft verlor im Jahr 2000 gegen den toten Mel Carnahan die Wahl um den Senatorposten. Der Demokrat starb einen Monat vor der Wahl bei einem Flugzeugabsturz, aber aufgrund eines Gesetzes konnte er weiterhin zur Wahl stehen, worauf seine Frau das Senatorenamt antrat. Deshalb wurde Ashcroft von Bush zum Justizminister ernannt. Der fundamentalistische Christ bekämpft die Abtreibung auch nach einer Vergewaltigung oder einem Inzest, die Nomination von Schwulen und Afroamerikaner in Regierungsämter und die auch nur kleinste Einschränkung für Schusswaffen. Ashcroft ist Mitglied der National Rifle Association und setzt durch, dass die Unterlagen über den Käufer einer Waffe innerhalb von 24 Stunden nach dessen Überprüfung vernichtet werden müssen. Nach 9/11 erlebt die Waffenindustrie einen Boom, und die NRA bietet Schiesskurse schon für Kinder ab 5 Jahren an. 2005 nimmt der Kongress ein Gesetz an, das Verantwortlichkeitsklagen gegen die Waffenschmieden und damit Entschädigungszahlungen für Opfer abblockt. Der Justizminister wird finanziert von AT&T, Rent-a-car und Monsanto, dem Pharma-Konzern Schering-Plough und Microsoft (das Gerichtsurteil, das Microsoft zerschlagen hätte, wird deshalb nie rechtsgültig). Die 2,1 Mio. Gefangenen, fast sieben Mal so viel wie in den anderen Industrienationen (allein in Kalifornien über 160'000) kosten die Steuerzahler rund $40 Mia. (am Ende von Bushs Amtszeit werden es $49 Mia. sein). Bei einem Bevölkerungsanteil von 12% stellen die Schwarzen mit 585'000 Inhaftierten die höchste Quote (435'000 sind Weisse und 235'000 Latinos). Bis 2008 steigt die Zahl der Häftlinge auf 2,32 Mio., und erreicht damit 1% der Bevölkerung. 11% der Schwarzen zwischen 20 und 34 Jahren sitzen im Gefängnis, während es bei den Weissen ‚nur' 3% sind. 2005 werden über 81'000 Gefangene in Isolationhaft gehalten, davon 20-25'000 in Langzeitisolation über mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte. Isolationshaft von mehr als 15 Tagen kann schwere psychische Schäden verursachen und muss als Folter angesehen werden. Mindestens ein Drittel der Isolationshäftlinge ist psychisch krank.

Vizepräsident und eigentlicher Machthaber ist Richard Cheney, der während seiner sechs Legislaturperioden im Kongress restlos alles ablehnte, was soziale Anliegen betraf. Bereits unter Nixon war ‚Big Dick' der Vize Rumsfelds als Berater des Weissen Hauses. Unter Ford war er Stabschef, unter Bush Senior führte er als Verteidigungsminister die Kriege gegen den Irak und Panama. Von 1995 bis 2000 war er Direktor der Ölausrüsterfirma Halliburton, die in dieser Zeit das Irak-Embargo unterlief und weiterhin mit Saddam Hussein handelte. Nicht nur mit dem Irak, sondern auch mit dem Iran, Saudi-Arabien, Asarbeidschan, Libyen und Indonesien ist der Konzern im Ölgeschäft. Halliburton hofft auf den Auftrag zum Bau der Pipeline in Nagorno-Karabach, die die Taliban laut den ursprünglichen Plänen hätten bewachen sollen. Nicht nur in Alaska, sondern auch im Golf von Mexiko will Cheney nach Öl bohren lassen. Halliburton erhält daher einen grossen Auftrag zur Erschliessung der Cantarell-Ölfelder. 1948 hatte George Bush Sen. bei Halliburton seine erste Stelle angetreten. Die texanische Ölfirma hat in Saudi-Arabien zahlreiche Tochterfirmen, weshalb die USA von der Korruption, den Menschenrechtsverletzungen und der Hamas-Finanzierung des saudischen Königshauses nichts wissen will. Die palästinensische Untergrundorganisation erhielt 1998 und 1999 auch Geld vom FBI, das mit Zustimmung der Generalstaatsanwältin Janet Reno und mithilfe des israelischen Geheimdienstes an die Hamas transferiert wurde, um ein Abkommen mit Arafats Fraktion zu verhindern. Im Sommer 2002, im Zusammenhang mit den Skandalen von Enron, Xerox, Tyco, Lucent, Global Crossing, Qwest, Adelphia Communication, Merck oder WorldCom wird auch Halliburton wegen ungetreuer Geschäftsführung angeklagt: die Bilanzen von 1999 bis 2001 sind um $445 Mio. zu hoch ausgewiesen worden, um den Aktienkurs in die Höhe zu treiben. Cheney verdiente als Halliburton-Direktor $2 Mio. im Jahr und besitzt Aktien und Optionen der Firma im Wert von $40 Mio., wovon er die Hälfte bei Amtsantritt verkauft. Seine Abgangsentschädigung bei Halliburton beträgt $8,5 Mio. Cheney wird am 10.7.01 wegen Bilanzfälschung vom US-Kontrollorgan Judicial Watch angeklagt, das $200 Mio. Schadensersatz fordert.
Da die Ölindustrie für Cheney die Basis der US-Dominanz ist, gründet er 2001 eine Nationale Gruppe für Energiesicherheit, bei deren geheimen Treffen die Kriege gegen den Irak und Iran und die Einsätze in afrikanischen Ölförderstaaten geplant werden.

Zur ultrakonservativen Administration gehören die Kriegsgurgeln Donald Rumsfeld als Verteidigungs- und Colin Powell als Aussenminister. Powell und Rumsfeld erhalten beide eine Abfindung von $1 Mio, als sie von ihren Chefposten bei Gulfstream Aerospace Corporation zurücktreten. Die Firma produziert Jets für Hollywoodbosse und saudische und kuwaitische Scheichs.
Rumsfeld war Nixons Berater, Verteidigungsminister und Stabschef von Gerald Ford und vehementer Aufrüster. Danach war er CEO des Pharmakonzerns G.D.Searle (gehört heute Pharmacia) und von General Instrument (heute Motorola) und sass in den Vorständen von Kelogg's, Sears, Allstate und der Medienfirma Tribune Company, zu der Zeitungen wie die Chicago Tribune und die Los Angeles Times oder Fernsehsender wie Channel 11 gehören. Der Kriegsminister baut das Pentagon nach Leanproduction-Vorstellungen um, wozu die Privatisierung von wesentlichen Teilen der Armee gehört. Das Militär setzt auf die Digitalisierung der Kriegsführung, wobei der wesentliche Punkt in der zeitlichen Verkürzung zwischen Identifizierung und Auslöschung eines Zieles besteht. Dauerte dies im zweiten Golfkrieg im Schnitt noch 4 Tage, konnte diese Spanne im Irakkrieg auf 45 Minuten gesenkt werden.
Der Golfkriegsgeneral Colin Powell sass im Vorstand von AOL und leitete die Fusion mit Time Warner ein, worauf Powells Aktien um $4 Mio. an Wert gewannen. Powells Sohn Michael wird zum Chef der Federal Communications Commission ernannt, die als Regulatorin des Telekommunikationsmarktes über eine enorme Macht verfügt. Der 37-jährige boxt die bedingungslose Megafusion von AOL und Time Warner durch. Nach heftigem Lobbying der Medienkonzerne und nur einem einzigen öffentlichen Hearing beschliesst die FCC am 2.6.03, die lokalen TV- und Radiomärkte für die Networks weitgehend zu öffnen, obwohl sie sage und schreibe zwei Mio. Protestbriefe und -mails dagegen bekam. Drei der fünf Mitglieder sind für die Deregulierung: Michael Powell, Kevin Martin, der eine hohe Position in Bushs Wahlkampagne einnahm, und Kathleen Abernathy, ehemalige Managerin einer Kommunikationstechnikfirma. Profitieren werden Firmen wie die neue AOL Time Warner, Rupert Murdochs News Corporation oder die Clear Channel, die nach der Liberalisierung von 1996 1225 Radio- und 40 Fernsehstationen aufgekauft hat und zusammen mit Viacom die Hälfte aller Radiosender kontrolliert. Die Kette verfolgt eine dezidiert konservative Agenda und spendete mehrere Hunderttausend Dollar für Bushs Wahlkampf. Nachdem unerwartet viele Bürger an den Anti-Irakkrieg-Demonstrationen in New York und San Francisco teilgenommen haben, organisiert Clear Channel Gegenkundgebungen im Süden und Westen des Landes, über die ausschliesslich eigene Reporter berichten. Dass die Kontrolle der grossen Stationen die Demokratie aushebelt, zeigt sich beispielsweise bei den Wahlen 2000, als die NBC alle angehängten Lokalstationen zwingt, ein Baseballspiel statt das Duell zwischen Bush und Gore zu senden. Die CIA kontrolliert nicht ohne Grund 2500 Medienunternehmen weltweit.

Neuer Chef der Air Force wird James Roche, bisher Vizepräsident der Northrop Grumman, die die B-2-Bomber zu einem Stückpreis von $380 Mio. produziert. An die Spitze der Marine wählt Bush Gordon England, bisher Vizepräsident der General Dynamics, die der Marine unter anderem Zerstörer und U-Boote liefert. Armeechef wird Thomas White, Vizepräsident von Enron Energy und ehemaliger Assistent von Colin Powell. Bush bewilligt parallel mit dem Abwehrraketensystem (NMD) ein Internet-Schutzschild-Projekt für $70 Mia, das Cyberattacken abwehren und die Gegenseite lahmlegen können soll. Handelsminister Donald Evans war Konzernchef der $1,2 Mia. schweren Öl- und Gasexplorationsfirma Tom Brown Inc., Boss der Midland Oil und sass im Vorstand der TMBR/Sharp drilling. Der Wahlkampfspenden-Rekordhalter (er hat $190 Mio. für Bush gesammelt) vergibt heute die Bohrrechte im Golf von Mexiko. Auch Finanzminister Paul O'Neill hat als ehemaliger Chef des Alukonzerns Alcoa, einem der grössten Ölverbraucher, enge Beziehungen zur Ölindustrie, denn seine Anwaltskanzlei Vinson & Elkins arbeitet nicht nur für Alcoa, sondern auch für Enron. Vinson & Elkins, drittgrösste Spenderin für Bushs Wahlakampf, fand ein Schlupfloch für Alcoa, so dass diese immer noch 60'000 Tonnen Schwefeldioxid pro Jahr ausstossen darf. Der Finanzminister verkauft seine Alcoa-Aktien, die ein Grossteil seines Vermögens von $62 Mio. ausmachen, nur widerwillig; trotzdem erhält er noch $926'000 jährlich vom Alukonzern. Zu Bush Prioritäten gehört die Steuerreduktion um $1600 Mia. innerhalb von zehn Jahren, wobei 43% der Steuerentlastung dem reichsten Prozent der Bevölkerung zukommen, was angeblich die Wirtschaft stimulieren soll. Obwohl 120 Superreiche sich in einem offenen Brief dagegen aussprechen, will Bush auch die Erbschaftssteuer, die aufgrund des Freibetrags von $675'000 sowieso nur 2% der Erben entrichten müssen, abschaffen. Entsprechend erhöhen sich die Defizite 2004 auf $521 Mia., wogegen der Haushalt vor Bushs Machterschleichung noch einen Überschuss von $236 Mia. einfuhr.

Stellvertretender Innenminister wird Steven Griles, der für die Bergbauvereinigung, die Aluminiumproduzenten, Occidental Petroleum und Elektrizitätsfirmen lobbyierte. Die Kohleindustrie steuerte $3,4 Mio. an die Wahl Bushs bei, weshalb der Umweltschutz gestoppt wird. Energieminister wird Spencer Abraham, der die Benzinsteuer abschaffen will, gegen Forschungsgelder für erneuerbare Energien ist und Ölbohrungen in Alaska und Naturschutzregionen befürwortet. Abraham erhielt $700'000 von der Automobilindustrie, hauptsächlich von DaimlerChrysler. Stabschef Andrew Card war der wichtigste Lobbyist von General Motors und CEO der American Automobile Manufacturers Association. Naheliegenderweise steigen die USA aus dem von Clinton unterzeichneten Kyoto-Protokoll zur Senkung der Schadstoff-Emissionen aus und wollen sogar die Abgasvorschriften auflockern. Verkehrsminister Norman Mineta ist das einzige Überbleibsel von der Clinton-Regierung. Er erhielt Wahlkampfspenden von Northwest Airlines, Boing, Greyhound und Union Pacific und arbeitete für den Rüstungskonzern Lockeed Martin. Umweltministerin Gale Norton hält das Gesetz zum Schutz der bedrohten Tierarten für verfassungswidrig und verfasste Rechtsgutachten gegen das Naturschutzgesetz. Sie arbeitete als Anwältin unter anderem für die von der Ölindustrie finanzierte Mountain States Legal Foundation und die Delta Oil. Sie war Vorsitzende der Coalition of Republican Environmental Advocates, die von Ford und BP Amoco gegründet wurde. Sie lobbyierte ausserdem für NL Industries, als diese wegen Gesundheitsschäden bei Kindern aufgrund bleihaltiger Farbe verklagt wurde. Im Juli 2001 widersetzen sich die USA kategorisch dem G8-Plan für sauberere Energie. Überhaupt blockieren die USA alle Initiativen, die nicht direkt ihren Hegemonieansprüchen nützen: Anfang Mai 2002 beschliesst Bush entgegen den WTO-Regeln die Erhöhung der Zölle für Stahl und der Agrarsubventionen. Landwirtschaftsministerin ist Ann Veneman, die schon die Interessen der industrialisierten Agro-Grossbetriebe bei Reagan, Bush sen. und den kalifornischen Gouverneur Pete Wilson vertrat. Finanziert wurde sie vom Biotechbetrieb Calgene, die als erste Genfood auf den Markt brachte und von Monsanto aufgekauft wurde. Monsanto, die an Bushs Wahlkampf $12'000 spendete, wird von Pharmacia aufgekauft. Veneman arbeitete auch für das International Policy Council on Agriculture, Food and Table, eine Lobby von Nestlé, Archer Daniels Midland und Konsorten. Gesundheitsminister wird ein Lobbyist der Tabakindustrie: Tommy Thompson gehörte zum Washington Legal Fund der Zigarettenmultis und erhielt als Gouverneur Wahlkampfspenden von $72'000 von Philip Morris. Er ist als ‚For-Life'-Anhänger ein entschiedener Abtreibungsgegner.

Neuer UNO-Botschafter wird John Dimitri Negroponte, der als Botschafter in Honduras von 1981 bis 1985 die Abschlachtung von Hunderten Honduranern durch das Militärregime billigte und deshalb als "Prokonsul von Honduras" bezeichnet wurde. Am 13.7.02 zwingen die USA mit der Drohung des Rückzugs aus allen friedenserhaltenden UN-Operationen den Sicherheitsrat, der Straffreiheit ihrer Soldaten am Internationalen Gerichtshof zuzustimmen. Weder die Konvention über das Diskriminierungsverbot der Frauen (1979), noch über die Rechte der Kinder (1989) noch das Verbot der Todesstrafe für Minderjährige wurden je ratifiziert. AIDS-Kinder werden in den armen Quartieren New Yorks den Eltern weggenommen, wenn sie sich weigern, Medikamentenversuche mitzumachen. Unter Rudi Giuliani erhielt das Jugendamt Administration for Children's Services Sondervollmachten, was dazu führt, dass 23'000 Kinder in Heimen und Pflegefamilien untergebracht werden. Nicht wenige Kinder sterben als Versuchskaninchen an den Medikamenten von Pfizer und GlaxonSmithKline.
Bush löst nicht nur den ABM-Vertrag auf, sondern unterminiert alle internationalen Verträge und Institutionen, bei denen die USA Verpflichtungen eingehen müssen. Verhalten sich die Vertragspartner und Repräsentanten nicht gemäss den US-Vorgaben, werden sie abserviert, wie etwa der Chef der Chemiewaffenkonvention José Mauricio Bustani. Der brasilianische Direktor der Haager Organisation für das Verbot chemischer Waffen begehrte gegen die Bedingungen für die Inspektion der US-Chemiewaffen auf, weshalb Bush droht, die Beiträge an die UN-Organisation auszusetzen. Bustani wird im Frühjahr 2002 auf Betreiben von John Bolton abgesetzt. Stellvertretender Aussenminister der Bush-Junta wird der CIA-Opiumgrosshändler Richard Armitage, der Taiwan 1999 mit US-Zerstörern mit dem Radarsystem Aegis ausrüsten wollte. Taiwan bekommt dieses hochmoderne System, das gleichzeitig über einhundert Flugzeuge und Raketen attackieren kann, nach der Notlandung eines US-Spionageflugzeugs in China vorläufig nicht, dafür aber andere Waffen für $5 Mia. George Bush sen. schickte Armitage als Spezialwirtschaftsberater nach Russland, worauf in der ehemaligen UdSSR der Drogenkonsum explodierte.

Hardliner Otto Reich, der an den Hebeln des Contra-Krieges gegen Nicaragua sass und im Weissen Haus eine illegale Propagandatruppe leitete, wird Staatssekretär für lateinamerikanische Angelegenheiten im Aussenministerium, wo er mit allen Mitteln versucht, den venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez zu stürzen. Die Entsendung amerikanischer Streitkräfte und CIA-Agenten in die Andenstaaten nimmt stark zu: in Ecuador, Kolumbien und Peru betreibt Washington Radaranlagen, in El Salvador und Aruba werden US-Kriegsflugzeuge stationiert. Das State Departement macht eine Kehrtwendung in der Drogenpolitik: Die US-Botschafterin in Kolumbien Anne Hamilton lässt die Bekämpfung des Opium-Anbaus einstellen und dagegen diejenige des Kokains forcieren. Die Eindämmung des Heroins, das fast ausschliesslich in die USA gelangt, zeigte gerade die ersten Erfolge, während das Kokain vorwiegend nach Europa exportiert wird. Zudem kündigt Bush kurz nach der Wahl die Lockerung der Geldwäscherei-Massnahmen an.

Der politische Berater des Präsidenten wird Karl Rove. Er begann seine Polit-Karriere 1970 als 20jähriger, wobei er die Wahlkampfveranstaltungen des Demokraten Alan Dixon in Chicago torpedierte, indem er Hippies und Obdachlose mobilisierte. "Freibier, freies Essen, Girls und eine tolle Zeit umsonst" stand auf den Flugblättern. Danach arbeitete Rove mit schmutzigen Tricks in Texas, wo er die demokratische Partei mit seinen Politguerilla-Methoden fast vernichtete. Beispielsweise setzte er 1986 eine Wanze in das Büro des republikanischen Gouverneurskandidaten Bill Clements und behauptete, die Demokraten seien es gewesen. Clements gewann. Um Bush auf den Gouverneurssitz zu hieven, streute ‚King Karl' das Gerücht, die demokratische Amtsinhaberin Ann Richards schiebe Lesben Staatsstellen zu. Während Bushs Amtszeit als Gouverneur war Rove Berater von Philip Morris und erhielt $3000 pro Monat von der Tabakindustrie für seine Berichte über die Entwicklung des Wahlkampfs. Ausserdem arbeitete er für Intel, von der er Aktien besass.
Condoleeza Rice wird Bushs Sicherheitsberaterin. Sie sass acht Jahre im Verwaltungsrat der Chevron, die sogar einen 130'000-Tonnen-Tanker nach ihr benannte. Condy war bereits im Stab für Nationale Sicherheit von Papa Bush und im Vorstand von Charles Schwab und Transamerica und beriet J.P. Morgan. Die ‚Demokraten' bestätigen Bushs Kabinett des Grauens.

Am 17.2.01 lässt das Söhnchen Bush (die Fäden zieht sein Vater) wieder Bagdad bombardieren. Laut Finanzminister Paul O'Neill, der wegen seiner Opposition gegen die Steuerreform geschasst wird, sucht Bush vom ersten Tag im Weissen Haus an eine Legitimation für den geplanten Irakkrieg, um die Erdölquellen zu übernehmen. Wie schon der Vater fokussiert Bush die Argumentation ganz auf die Person Husseins und blendet jede Systemfrage aus. Im Januar 2002 weist er die CIA an, Saddam Hussein zu stürzen und zu ermorden, nachdem eine Studie der DIA die Eroberung Iraks mit einem Aufgebot von lediglich 200'000 Mann Bodentruppen für möglich hält.
Von den 100 Sitzungen der Sicherheitschefs in den 7 Monaten vor den Anschlägen vom 11.9. beschäftigen sich nur zwei mit der Terrorismusgefahr, weshalb der Anti-Terror-Berater Richard Clarke von Reagan, Bush, Clinton und (bis Juni 2001) George W. Bush von der Irak-"Obsession" des Bush-Teams spricht. Während Bush sich aus dem Nahen Osten, dem Balkan oder Nordirland heraushält, bemüht sich seine Regierung um eine Lösung des Konflikts zwischen Aserbaidschan und Armenien, um den Einfluss Moskaus und Teherans am Kaspischen Meer zu begrenzen und US-Ölfirmen die Ausbeutung der Vorkommen (geschätzte 40 Mia. Barrel Öl und 8 Bia. Barrel Gas) zu garantieren. Der frühere Aussenminister und Bush-Vertraute James Baker, dessen Anwaltskanzlei Baker Botts die Interessen mehrerer Ölkonzerne wie Exxon-Mobil oder Pennzoil in Baku vertritt, leitet die Verhandlungen. Im Unterschied zu Kasachstan und Aserbaidschan weigert sich das zu diesem Zeitpunkt noch von den Oligarchen beherrschte Russland, die Eigentumsrechte und das Management seiner Energieressourcen in ausländische Hände zu übertragen. Die wachsenden Spannungen der USA mit Saudi-Arabien, der geplante Krieg mit dem Irak und die Misserfolge beim Putsch in Venezuela veranlassen die westlichen Länder und Ölfirmen, sich die Vorräte zu sichern. Die USA brauchen täglich 9,6 Mio. Barrel Öl.
Quellen: Sam Smith: 9-12, Schelbert, Colhoun, Leggewie: 8f, Thomä, Hersh (2001a), Ruppert, Bourrier (2002a), Külbel, Hagmann, Cheterian, Nair, Lapham (2003, 2004), Karel (2004), Sarkis, Frank (2004), Klinenberg (2004), Warde (2004), Vulliamy, Hopsicker (2004), Bröckers/ Hauss, Chossudovsky, Moore, Pepper: 174, Abele, Ladwig.


11. September 2001 Das Terrorattentat top

Am 11.9. kommt es zum spektakulärsten Terror-Attentat der Weltgeschichte. Um 8.46 Uhr fliegt die Boing 767 der American Airlines Nr.11 mit angeblich 74 Passagieren und 11 Crewpersonen an Bord frontal in den Nordturm des World Trade Center. 18 Minuten später rast die Boing 767 der United Airlines Nr.175 mit angeblich 51 Passagieren und 9 Crewmitgliedern in den Südturm. Bereits beim Verlassen des Hotels wurde Bush angeblich von seinem Stabschef Andrew Card über die Flugzeugentführungen und den Einschlag eines Flugzeugs in die Twin Towers unterrichtet, worauf Bush den ‚nationalen Notstandsplan' ausgerufen haben soll. Verblüffenderweise beginnt er trotzdem den Besuch an der Emma Booker-Grundschule in Sarasota, Florida, und hört sich sogar während 25 Minuten seelenruhig Ziegengeschichten an, nachdem er über den zweiten Einschlag informiert wurde. Er zeigt keinerlei Erstaunen, als Card zu ihm sagt: "America is under attack!", sondern nagt schuldbewusst auf der Unterlippe herum. Regierungssprecher Ari Fleischer steht hinten im Klassenzimmer und hält eine Tafel hoch, auf der DON'T SAY ANYTHING YET steht. Während Cheney in den Bunker des Weissen Hauses gebracht wird, setzt sich Bush der Gefahr einer Attacke durch ein angreifendes Flugzeug aus, falls es sich tatsächlich um einen Überraschungsangriff handeln würde. Dass er diese Schule besucht, ist seit dem 6.9. öffentlich bekannt. Der Präsident bleibt auf seinem Stuhl sitzen, um die Kinder nicht aufzuregen, wie Berater Karl Rove später präzisiert. Um 9.30 Uhr hält Bush eine kurze Ansprache in Sarasota, wo er von einer "apparent terrorist attack on our country" spricht. Um 9.40 Uhr steigt er an Bord der Air Force One, telefoniert mit Cheney im Bunker und erteilt dann angeblich den Abschussbefehl für die entführten Maschinen. Um 10 Uhr fliegt er ohne Begleitschutz durch Militärjets von Florida weg, aber nicht zu einer Krisenbesprechung nach Washington, sondern auf die Barksdale Air Force Base in Louisiana. Der einzige, der professionell reagiert (weil er innerhalb der Regierung in Ungnade gefallen war und deshalb nicht vorher informiert wurde), ist Aussenminister Colin Powell, der in Lima ist und sofort zurückfliegt.

Um 9.39 Uhr, eine knappe Stunde nach dem ersten Anschlag, fliegt angeblich die Boing 757 der American Airlines Nr. 77 mit 53 Passagieren und 6 Angestellten in das eben erst gegen Terroranschläge verstärkte Fassadenstück des Pentagons. Die Renovationsarbeiten sind noch nicht abgeschlossen, weshalb unter den 126 Toten im Pentagon fast ausschliesslich Bauarbeiter und Handwerker sind. Der offizielle Kapitän der Maschine, Charles Burlingame, ein ehemaliger Navy-Pilot und Pentagon-Mitarbeiter, nahm an einer frühen Version der Übungen MASCAL teil, bei deren Szenario am 24.10.2000 eine Boing 757 ins Pentagon stürzt.
Rumsfeld und Wolfowitz haben ihre Büros genau auf der gegenüberliegenden Seite der Einschlagstelle. Nachdem Rumsfeld über die Entführungen der ersten beiden Maschinen informiert wurde, zog er sich um 8.40 Uhr ins Büro zurück, um zu telefonieren. Um 9.00 Uhr traf er sich mit seinem Stellvertreter Wolfowitz und einer Senatorendelegation im privaten Esszimmer und prophezeite ein weiteres Terrorereignis. Die Maschine drehte angeblich über Ohio vom Kurs ab und flog zunächst in Richtung des Weissen Hauses, machte kurz davor eine Wende und flog nach einer filmreifen Kurve von 270 Grad mit über 500 km/h Geschwindigkeit in acht Meter Höhe in den Südwestflügel des Pentagons. Obwohl Washington von einem dichten Netz von Militärflughäfen umgeben und das Gebiet ums Pentagon die sensibelste "No Fly"-Zone der Vereinigten Staaten ist, wurde der Flug von der US-Flugabwehr nicht gestört. Das Pentagon ist das bestgesichertste Gebäude der Welt, das über eigene Flugabwehrraketen und Frühwarnsysteme verfügt. 13 Minuten nach dem Einschlag wird Rumsfeld gefilmt, wie er neben einer Tragbare herrennt und sich dekorativ um den Verletzten kümmert. Erst danach bezieht er seinen Posten im National Military Command Center. Das veröffentlichte Bildmaterial zeigt kein Flugzeug, und weder die Flugschreiber-Daten noch der Funkverkehr werden veröffentlicht. Die Trümmerstücke passen nicht zu einer Boing 757, und insbesondere die beiden je sechs Tonnen schweren Turbinen aus Titan und Stahl fehlen weitgehend. Die Indizien sprechen dafür, dass es sich um den Einschlag einer Cruise Missile und nicht um ein Flugzeug handelte. In einem Interview mit Lyric Wallwork Winik vom Parade Magazine vom 12.10.01 verplappert sich Rumsfeld und bestätigt, dass es sich um eine Rakete handelte: "Here we're talking about plastic knives and using an American Airlines flight filed with our citizens, and the missile to damage this building and similar (inaudible) that damaged the World Trade Center." Zudem gibt es im Pentagon eine starke zweite Explosion. Das FBI konfisziert die Bänder der Überwachungskameras um das Pentagon und verpflichtet die Angestellten der betroffenen Firmen zum Stillschweigen.

Zwischen 10.03 und 10.10 Uhr stürzt angeblich die Boing 757 des United Airlines-Flug Nr.93 mit 34 Passagieren und 7 Crewleuten bei Shanksville, Pennsylvania, ab. Weil zwei Personen wieder ausstiegen und ihr Gepäck wieder rausgesucht werden musste, hatte das Flugzeug 40 Minuten Verspätung und startete erst um 8.42 Uhr, was der Grund für das Misslingen dieses Angriffs sein dürfte. Laut der ersten Nachricht wird die Maschine abgeschossen oder explodiert in der Luft. Zudem berichten Augenzeugen, sie sei zuvor in Rückenlage geflogen. Nachher wurde von einem heroischen Kampf von Passagieren mit den Entführern berichtet, worauf das Flugzeug abgestürzt sei, was offensichtlich falsch ist, da keine Flugzeug- oder Leichenteile bei der Absturzstelle, einem 6 Meter tiefen und drei Meter breiten Loch, gefunden werden. Aber für die Anheizung des Patriotismus ist die zweite Story dankbar: heldenhafte Amerikaner gegen fiese Araber. Tatsächlich landet die UA 93 aber um 10.45 Uhr mit 200 Passagieren auf dem Hopkins Airport in Cleveland, der um ungefähr 10 Uhr wegen einem entführten Flugzeug evakuiert wurde. Die Summe der angeblichen Passagiere dieser vier entführten Maschinen entspricht beinahe dieser Zahl. Aufgrund der Sperrung des Luftraums, der alle Maschinen an den Boden beordert, fällt die Landung in Cleveland nicht weiter auf. 7000 Passagiere müssen alleine in Gander (Neufundland) 5 Tage lang auf die Erlaubnis zum Weiterflug warten.
Alle vier Maschinen wichen früh und stark vom Kurs ab, weshalb die militärische Luftraumkontrolle schneller als angegeben hätte benachrichtigt werden müssen.

AA 11: Boing 767, Start in Boston Logan um 7.59 (geplant 7.45) nach Los Angeles. Transponder aus: 8.14. Kurswechsel 8.20/8.28. NORAD informiert: 8.28, Start des Abfangjägers: 8.39 in Otis. Angeblicher Crash: 8.45 in WTC Nordturm.

UA 175: Boing 767, Start in Boston Logan um 7.58 nach Los Angeles. Transponder aus: 8.42. Kurswechsel 8.40/8.46. NORAD informiert: 8.43, Start des Abfangjägers: 8.39 in Otis. Angeblicher Crash: 9.03 in WTC Südturm.

AA 77: Boing 757, Start in Washington Dulles um 8.20 (geplant 8.10) nach Los Angeles. Transponder aus: 8.55. Kurswechsel 8.56. NORAD informiert: 9.24, Start des Abfangjägers: 9.30 in Langley. Angeblicher Crash: 9.39 ins Pentagon.

UA 93: Boing 757, Start in New York Newark um 8.41 (geplant 8.01) nach San Francisco. Transponder aus: 9.20. Kurswechsel 9.36. NORAD informiert: -. Start des Abfangjägers: -. Angeblicher Crash: 10.06 über Shanksville.

Das North American Aerospace Defense Command NORAD behauptet, erst um 8.38 Uhr informiert worden zu sein. Lahme 15 Minuten später, als bereits ABC das Programm geändert hat und live vom WTC sendet, starten zwei F-15 Jets von der von Manhattan 130 km entfernten Otis Airbase und hätten in sieben Minuten dort sein und zumindest die zweite Maschine abfangen können, was aber nicht geschah. Niemand sieht die angeblich um 9.05 auftauchenden Kampfjets, erst ab 10 Uhr sind sie präsent, dann aber während Tagen. Im Falle der dritten Maschine stiegen in Langley, Virginia, das 185 km vom Pentagon entfernt ist, zwei F-16 Jets auf, die ihr Ziel bei Höchstgeschwindigkeit hätten erreichen können. Allerdings wäre die zur Verteidigung des Pentagons vorgesehene Andrews Airbase, wo die Columbia Air National Guard stationiert ist, nur 18 km entfernt gewesen. General Ralph Eberhart behauptet später, es seien dort zwar Abfangjäger gestartet, aber nur unbewaffnete, weil sie im Training waren. Auf der Andrews AFB, dem Heimatflughafen der Präsidentenmaschine Air Force One und der Luftüberwachungsstation des Washingtoner Regierungsviertels, sind jedoch immer Jets im QRA (Quick Reaction Alarm)-Zustand stationiert. Alle vier Maschinen hätten nach der Kursänderung und dem Abschalten des Transponders problemlos von Kampfflugzeugen erreicht werden können. Die Darstellung des Generalstabschefs Richard B. Myers, wonach er erst nach dem Einschlag des dritten Flugzeugs informiert worden sei, ist unwahrscheinlich, weil er über ein Adjundant immer in Verbindung mit der Kommandozentrale steht.

Um 9.06 Uhr sperrt Ben Sliney, der seinen ersten Arbeitstag als National Operations Manager bei der FAA hat, den Luftkorridor zwischen Cleveland, Washington und New York, 20 Minuten später für den gesamten Luftraum der USA. Sechs der Fluglotsen, die mit beiden entführten Maschinen zu tun hatten, die in das World Trade Center stürzen, protokollieren ihre Eindrücke kurz nach den Anschlägen auf Tonbändern, doch die Kasetten werden von einem für Qualitätssicherung zuständigen Manager der Flugaufsichtsbehörde FAA zerstört, indem er die Kassette zerdrückt, das Band in Stücke schneidet und in verschiedene Mülleimer im Gebäude wirft.

Flugzeuge auf diesen Strecken fliegen normalerweise nie mit weniger als 50% Auslastung, was keine der Maschinen hatte:

AA 11: 351 Plätze, 74 Passagiere, ca. 21% Auslastung,
UA 175: 351 Plätze, 51 Passagiere, ca. 14% Auslastung,
AA 77: 289 Plätze, 53 Passagiere, ca. 18% Auslastung,
UA 93: 289 Plätze, 34 Passagiere, ca. 11% Auslastung.

Die Passagierlisten kommen nicht von den Fluglinien, sondern werden von FBI und Medien zusammengebastelt und sind deshalb unglaubwürdig. Nachdem Curtis Larson gegenüber einem Reporter behauptete, sein Sohn und seine Schwiegertochter seien auf dem Flug AA 11 gewesen, werden die beiden auf die Passagierliste gesetzt. Nach einer Woche muss die American Airlines den Tod von Jude und Natalie Larson dementieren, die auch sonst noch einige biographische Details korrigieren müssen, die ihnen angedichtet wurden. Die Blackboxes der beiden Flugzeuge im WTC werden nach Angaben der 9/11-Commission nicht gefunden, aber laut Nicholas DeMasi fand das FBI drei der vier Blackboxes auf Ground Zero. Die Angehörigen der Opfer von UA 93 dürfen 31 Minuten (ohne die letzten drei Minuten vor dem Crash) des Voice Recorders anhören, dürfen aber keine Notizen machen und müssen unterschreiben, dass sie nicht darüber sprechen werden. Laut den Listen der FAA sind nur die Maschinen der American Airlines zerstört; die anderen beiden der United Airlines sind immer noch auf der Nutzungsliste. Zudem waren die Flüge AA 11 und AA 77 am 11.9. gar nicht auf der Planungsliste, und die Maschinen werden erst am 28.9. gestrichen.

Im Fernsehen werden zwischen die Liveübertragungen vom WTC, wo man Leute in den Tod springen sieht, Bilder von lachenden Kindern und Frauen aus Palästina eingeschaltet. Ein Team des israelischen Verteidigungsministeriums verteilte Süssigkeiten und nahm jubelnde Palästinenser just in time auf. CNN, das bereits den zweiten Einschlag live senden konnte, verschweigt, dass es Büros im WTC hatte. Fast alle Zeugen, die am Fernsehen live vom Einschlag der "Flugzeuge" berichten, sind Journalisten in leitender Stellung. Normalbürger als Augenzeugen sind Mangelware, aber einige behaupten, einen Marschflugkörper gesehen zu haben. Aufgrund der Studien der Bilder muss geschlossen werden, dass es sich zumindest bei einem Flugzeug um einen Marschflugkörper gehandelt haben muss.

Fast gleichzeitig mit den Einschlägen der 'Flugzeuge' gehen in den Untergeschossen der beiden Türme des WTC mehrere Bomben hoch, die Menschen töten und unter anderem dazu führen, dass in der Lobby des Nordturms die Marmorplatten von den Wänden brechen und die Scheiben in Brüche gehen. Eine Minute nach dem Einschlag der UA 175 in den Südturm gibt es eine riesige Explosion und eine gewaltige Wolke schiesst aus dem WTC-Gebäude Nr.6 150 Meter in die Höhe und verbindet sich mit den herabstürzenden Teilen des Flugzeugeinschlags. In diesem Gebäude sind die amerikanische Zollverwaltung und die staatliche Import-Export-Bank und damit auch die Akten über die zweifelhaften Waffengeschäfte der amerikanischen Regierungen z.B. mit Saddam Hussein untergebracht. Die 800 Beschäftigten in Gebäude 6 wurden vor der Explosion hinausgeführt.
Bürgermeister Rudi Giuliani sagt in ein Mikrofon, dass die Türme zusammenbrechen werden, obwohl das niemand erwartet. Sonst wäre unverständlich, wieso der erste Stosstrupp der Feuerwehr unter der Leitung von Orio Palmer und Ronald Bucca bis in den 78. Stock vordringt und von dort Verstärkung anfordert. Trotzdem stürzt der nur tangential getroffene Südturm nach 56 Minuten um 9.56 Uhr zusammen, nachdem die Spitze von 30 Stockwerken (über 100 Meter hoch) 22 Grad zur Seite kippte. 32 Minuten später fällt der Nordturm in sich zusammen. Mehrere Überlebende, die sich aus den Türmen retten können, berichteten unabhängig voneinander in Fernseh-Interviews von Explosionen, die in den Filmaufnahmen zu sehen sind. Die Seismologen zeichnen Ausschläge von 2,2 und 2,1 auf der Richterskala auf. Wolkenkratzer sind so gebaut, dass sie bei einem Hurrikan, Flugzeugeinsturz oder Brand halten: am 28.7.1945 flog beispielsweise ein B-25 Bomber in das State Empire Building, das bis heute hält, und auch wenn die Gebäude während 24 Stunden brennen, fallen sie nicht zusammen. Noch nie ist ein Stahlgebäude wegen Feuer kollabiert. 1975 brannte es im Nordturm auf 6 Etagen 3 Stunden lang, ohne dass die Gefahr eines Einsturzes bestanden hätte. Einige Wochen vor dem Attentat wurden im 34. und im 98. Stockwerk gebaut. Laut dem im WTC arbeitenden Finanzanalysten Ben Fountain wurden die beiden Türme und Gebäude 7 vor dem 11.9. für Bohrungen aus Sicherheitsgründen evakuiert. Der Computerfachmann Scott Forbes berichtete, dass am Wochenende vor den Anschlägen der Strom im WTC abgestellt wurde, sodass die Sicherheitsanlagen nicht funktionierten. Während dem ganzen Wochenende verlegten Leute, die sonst nicht dort arbeiteten, angeblich neue Internetkabel in den Türmen. Aufgrund der Überstunden am Wochenende hat Forbes am 11.9. frei. Daria Coard berichtete, dass die Sprengstoffkontrollen mit Hunden am Donnerstag, dem 6.9. plötzlich abgebrochen wurden, obwohl die Wachen zuvor während zwei Wochen wegen Warnungen 12-Stunden-Schichten absolviert hatten. Für die Sicherheit im WTC sorgt die Firma Securacom, die auch die United Airlines und den Dulles International Airport betreut. Direktor von Securacom von 1993-2000 war der Bruder des Präsidenten, Marvin Bush, und CEO von 1999-2002 ist sein Cousin Wirt D. Walker III. Die Firma gehört der KuwAm, einer kuwaitisch-amerikanischen Investmentfirma, in dessen Verwaltungsrat Marvin ebenfalls sitzt. Im Jahr 2000 installierte die Securacom für $ 8,3 Mio. ein neues Sicherheitssystem im WTC, wobei die Kabel für die Sprengung gelegt wurden. Nach 9/11 verlässt Marvin Bush KuwAm, und Securacom wird in Stratesec umbenannt. Marvin Bush war auch Direktor der HCC Insurance (zuvor Houston Casuality Company), die das WTC teilweise versichert.
9 Sekunden vor dem Zusammenbruch der Türme sind laute Explosionen zu hören. Nur Sprengungen können erklären, dass ein 300 Tonnen schweres Stahlteil über 100 Meter weit in das benachbarte World Finance Center geschleudert wird. Auch die im April 2006 auf dem Dach der Deutschen Bank gefundenen 700 menschlichen Knochenteile können nur aufgrund von starken Druckwellen dorthin gelangt sein. Die Türme brechen mit der Geschwindigkeit des freien Falls (110 Stockwerke in 8 und 10 Sekunden) zusammen, was nur möglich ist, wenn gezielte Sprengungen im ganzen Gebäude durchgeführt werden (unter normalen Bedingungen müsste ein Zusammenbruch 96 Sekunden dauern). Wahrscheinlich wurde Super-Thermit-Sprengstoff benutzt, den das amerikanische Militär in Brandbomben einsetzt, die den Stahl innerhalb von Sekunden zum Schmelzen bringen. Für den Einsatz von Superthermit oder Thermat spricht auch der weisse Rauch, der bei den Explosionen zu sehen war.
Nach dem Einsturz des Nordturms beginnen die anderen Gebäude des WTC-Komplexes zu brennen. Gebäude Nr. 7 brennt am wenigsten. Da sich das Feueralarmsystem auf Testmodus befindet, können die Feuer nicht geortet werden. Barry Jennings, Mitglied des Krisenreaktionsteams, verpasst den Evalkuationsnotruf und ist länger als alle anderen in der Einsatzzentrale. Jennings berichtet von mehreren wuchtigen Explosionen, bevor er um 12 Uhr das Gebäude verlassen kann. Um 15 Uhr sind nur noch im 7. und 12. Stock Feuer sichtbar. CNN und BCC melden den Einsturz bereits um 16 Uhr, was auf eine Meldung von Reuters zurückzuführen ist. Im Gegensatz zu den Gebäuden 4, 5 und 6, die während Stunden brennen, aber standhalten, stürzt das 174 Meter hohe Gebäude Nr.7 um 17.25 Uhr ein. Die Bilder zu Beginn des Einsturzes lassen auf eine klassische Sprengung schliessen, und auch hier gibt es Personen, die vorgängig wissen, dass das Haus gesprengt wird. In nur 6,5 Sekunden implodiert das imposante Hochhaus nach einem lauten Knall. Im unteren Teil von 7 World Trade Center befanden sich 2 Elektrizitätsanlagen mit 10 riesigen Hochspannungstransformatoren und Notstromaggregaten mit Tanks von insgesamt 159'000 Liter Diesel. In dem 47stöckigen Gebäude waren nicht nur Büros von American Express, der Stadt New York und dem Investmentunternehmen Salomon Smith Barney, sondern auch der CIA, des Verteidigungsministeriums und der Börsenaufsicht SEC. Das Gebäude wurde deshalb dauerd schwer bewacht. Millionen von Akten über laufende Kriminaluntersuchungen gegen die Mafia, Banken und Konzerne wie Enron und Worldcom, über Drogenhändler, Geldwäscher und Terroristen wurden in diesem Gebäude gelagert und nun zerstört. So muss beispielsweise die Anklage gegen California Electricity wegen einem $70-Mia-Betrug aufgegeben werden. Die CIA hatte hier ihr Zentrum für den Kampf gegen den Terrorismus und die Spionageabteilung gegen die UNO-Vertretungen. Zwischen der 23. und 25. Etage wurde auf Betreiben von Jerome Hauer Ende der 90er Jahre ein Notstands-Ausweichquartier für den Bürgermeister von New York eingerichtet, das mit einer eigenen Luft- und Energieversorgung gegen atomare, biologische und chemische Waffen gesichert war. Hauer ist Direktor der Sicherheitsfirma Kroll Associates und für die Sicherheit im WTC verantwortlich und wird für die Kontrolle der Massenimpfung gegen Anthrax zuständig sein. Im Oktober 2000 übernahm die Blackstone Group die Hypothek dieses Gebäudes. Blackstone wurden von Peter Peterson, dem Vorsitzenden des mächtigen Council On Foreign Relations, und Roger C. Altman gegründet. Altman übernahm 1999 mit David Pecker die American Media Inc. und ist als Banker in den BCCI- und den Whitewater-Skandal involviert. Bob Stevens, Bildredaktor der 'Sun', die AMI gehört, ist das erste Anthraxopfer.

Um 13.04 Uhr wird aus der Air Force Base in Louisiana das Statement gesendet, das Bush um 12.36 Uhr hat aufzeichnen lassen: "Die Freiheit selbst wurde heute Morgen angegriffen - und wir werden die Freiheit verteidigen." Dann fliegt Bush nach Nebraska, was eine weitere Verunsicherung in der Bevölkerung auslöst. Um 18.54 Uhr kehrt Bush ins Weisse Haus zurück, wobei er beim Anblick des Pentagons zu einem Helfer sagt: "Das mächtigste Gebäude der Welt liegt am Boden. Soeben wurden Sie Zeuge des Krieges im 21. Jahrhundert." Um 20.30 Uhr spricht Bush in einer Live-Ansprache vom "Krieg gegen Amerika" und verkündet, die Regierung werde zwischen Terroristen und ihren Helfern nicht unterscheiden. Die Taxierung als "Kriegsakt" impliziert eine staatliche Organisation als Gegner, wobei sich in Bezug auf die rhetorische und politische Eskalation eine verblüffende Parallele zum Golfkrieg zeigt. Laut Washington Post schreibt Bush ins Tagebuch: "Heute fand das Pearl Harbor des 21. Jahrhunderts statt - wir glauben, es war Osama Bin Laden." Rumsfeld sprach bereits bei seiner Reise im Sommer 2001 in Australien von der "wachsenden Verwundbarkeit der Vereinigten Staaten durch ein ‚Pearl Harbor' im Weltraum."

Osama Bin Laden top

Für den Angriff erklärt CNN bereits um 16 Uhr Osama Bin Laden verantwortlich, mit dem Hinweis auf die Anschläge in Tansania und Kenia und auf die USS Cole. Allerdings verwies ein Journalist bereits 41 Sekunden nach dem zweiten Einschlag im WTC auf Bin Laden. Zudem fiel der Name um 10.37 Uhr, als Bush im Weissen Haus anrief, und Andy Card scherzhaft meinte, sein Hund Barney sei Osama Bin Laden bereits auf den Fersen. Und um 12.05 soll CIA-Chef Tenet den Kriegsminister über ein zwei Stunden zuvor aufgenommenes Telefongespräch informiert haben, wonach die Anhänger Bin Ladens das Attentat feierten.

In den 80er Jahren baute Bin Laden mithilfe der CIA, der NSA und reichen Saudis die "Freiheitskämpfer" in Afghanistan gegen die kommunistische Regierung von Nadschibullah und dessen sowjetische Unterstützung auf. Bin Ladens Deckname bei der CIA war ‚Tim Osman.' Laut dem Koordinator der CIA in Afghanistan von 1986-89, Milt Bearden, wusste Bin Laden aber nicht, dass die CIA ihn unterstützte, weil die ganze Hilfe über den pakistanischen ISI lief. Die USA finanzierten die islamischen Terrorgruppen mit dem Ziel, einen Gürtel muslimisch-fundamentalistischer Staaten im Süden der Sowjetunion zu schaffen, um diese dann von dort aus zu destabilisieren. Deshalb wurde der Schah von Persien relativ schnell fallengelassen. Der pakistanische Geheimdienst ISI, der die muslimischen Guerillas koordinierte, hatte sich beim saudischen Geheimdienstchef Prinz Turki al-Faisal beschwert, dass sich aus seinem Land nur Taxifahrer, einfache Studenten und Beduinen für den Jihad melden würden, aber kein Mitglied der Königsfamilie bereit sei mitzukämpfen. Mit Bin Laden war dann 1982 zwar kein echter "royal", aber doch ein Spross aus einem der mächtigsten Clans des Landes gefunden, um das saudische Kontingent im Heiligen Krieg anzuführen. In Bin Ladens Familie und auch im Königshaus soll der Entschluss enthusiastisch begrüsst worden sein. Zur Sicherung seiner Herrschaft zahlte das korrupte saudische Königshaus Hunderte von Millionen Dollar an fundamentalistische Gruppen.
Osama Bin Ladens Aufgabe war es, Freiheitskämpfer gegen die sowjetischen Besatzer anzuwerben und auszubilden, wobei er etwa 10'000 Mudjaheddin mobilisierte. Zusammen mit der CIA und mithilfe der väterlichen Baufirma baute er an der afghanisch-pakistanischen Grenze den Khost-Tunnel-Komplex, der als Waffendepot und Lager der Kämpfer diente. Bei Tora Bora richtete er 1986 auch sein erstes Trainingslager ein. In 30 Rekrutierungsbüros wurden muslimische Kämpfer angeworben, die zum Teil auch in der Wüste von Arizona und in US-Militärschulen ausgebildet wurden. Michael Springmann berichtete, dass er in den 80er Jahren in der US-Botschaft Saudi-Arabiens auf Befehl der CIA Visa an die von Bin Laden rekrutierten Terroristen ausgeben musste. Mit Bin Ladens Hilfe hatten Tausende arabische Militante in den Provinzen Kunar, Nuritan und Badakhshan militärische Stützpunkte errichtet. Insgesamt entstand in den 80er Jahren eine Armee von 100'000-200'000 Kämpfern, die in das von der Sowjetunion besetzte Afghanistan geschleust wurden. Aber ihr Extremismus machte die Araber bei der Mehrheit der Afghanen unbeliebt und trieb einen Keil zwischen ihnen, den Paschtunen sowie den Schiiten. Die Bin Laden-Araber kämpften zusammen mit den Gruppen von Abdul Rasul Sayyaf und Gulbuddin Hekmatyar und bekriegten die Allianz von Ahmed Schah Massud.
Hekmatyar war der Favorit der CIA und des pakistanischen Geheimdiensts ISI und kassierte bis 1991 60% der jährlich bis zu $700 Mio. umfassenden US-Hilfe für den afghanischen Widerstand. Finanziert wurden die Mudjaheddin nicht nur vom saudischen Königshaus und der CIA, sondern zum grössten Teil durch den Heroinhandel, an dem Hekmatyar beteiligt war. Innerhalb von zwei Jahren wurden Afghanistan und Pakistan zu einem der Haupt-Heroin-Produzenten der Welt. Der Drogenlord koordinierte auch die Guerilla-Aktionen in Tadschikistan und Usbekistan, die CIA, MI-6 und ISI 1985 beschlossen hatten. Das Fernziel war der Einsatz von Guerillakämpfern in den russischen Städten, um die Sowjetunion zu destabilisieren.
Im August 1988 gründeten der Palästinenser Abdullah Azzam und Osama Bin Laden in Peshawar die 'al-Qaida': eine Kartei mit Mudjaheddin-Kämpfern, die ihre Einheiten und Einsatzorte festhielt. Es handelt sich nicht um ein internationales Terrornetzwerk, denn es gibt keine hierarchische Struktur, keine Schläferzellen und keine globale Strategie, sondern nur die Idee, die militärische und politische Einmischung fremder Mächte (Israel, Russland) in muslimischen Ländern (Palästina, Afghanistan, Pakistan, Irak, Saudi-Arabien, Bosnien, Kosovo) mit Guerillamethoden zu bekämpfen. Nach dem Afghanistan-Krieg rekrutiert die CIA ehemalige Mudjaheddin, um sie über die MPRI in Bosnien und im Kosovo gegen Milosevic einzusetzen. Die Karteikarte wird erst 2001 zu einem politischen Begriff, weil die USA einen Namen brauchen, um die Anti-Mafia-Gesetze anwenden zu können.
Nach der Invasion Kuwaits durch den Irak machte Bin Laden seinen Einfluss bei der saudischen Königsfamilie geltend, um die Zivilverteidigung des Königreichs zu organisieren und um eine Truppe aus den Veteranen des afghanischen Krieges zum Kampf gegen den Irak aufzustellen. Das macht nur Sinn, wenn er mit der CIA im Bunde war und versuchte, die Spannungen zwischen Irak und Saudi-Arabien zu steigern, oder sogar Irak zu einem Präventionsschlag gegen Saudi-Arabien zu provozieren, um so den USA den Vorwand zu liefern, den Irak anzugreifen.
Nach dem Sieg über die Sowjetunion wurden die Mudjaheddin von den USA fallen gelassen, worauf das Land in einem hässlichen Bürgerkrieg vollends ruiniert wurde. Diese amerikanische Arroganz ihren ehemaligen Kämpfern gegenüber und die faktische Besetzung Saudi-Arabiens durch die USA zu Beginn des Golfkriegs bewirkten offenbar, dass sich Bin Laden zu Beginn der 90er Jahre gegen die USA wandte. Er warf den amerikanischen Politikern vor, die korrupten Monarchen und Diktatoren der arabischen Welt zu finanzieren, um damit den Ölreichtum der arabischen Völker plündern zu können. Nach dem Ende des Golfkrieges von 1991 blieben 30'000 US-Soldaten, einschliesslich der unverschleierten Soldatinnen, in Saudi-Arabien, ein unmissverständliches Signal amerikanischer Erdölpolitik und strategischer Interessen. Die US-Infrastruktur mit Dutzenden von Flughäfen und atombombensicheren Bunkern wurde während der achtziger Jahre vom US-Militär zum Preis von mehr als $200 Mia. gebaut ($156 Mia. auf Kosten von Saudi Arabien). Die Saudis haben für über $95 Mia. Waffen eingekauft, und über $65 Mia. in militärische Infrastruktur und neun Häfen investiert. Profitiert davon hat die grösste saudische Baufirma, die Saudi Binladin Group.
Osama Bin Laden kritisiert jedoch in erster Linie die arabischen Regierungen, die sich von den USA manipulieren lassen: "Was wir den Regimes in Saudi-Arabien und auf der arabischen Halbinsel vor allem vorwerfen, ist ihre Unterwerfung unter die USA [...] Die gegenwärtigen Ölpreise [sind das Ergebnis] des Drucks der amerikanischen Administration auf Saudi-Arabien, um den Markt zu sättigen und die Preise zum Fallen zu bringen. Innerhalb von zehn Jahren haben die USA den Muslimen mehrere Milliarden Dollar gestohlen [...]. In unseren Augen sind die USA für all die Opfer in Palästina, Libanon und Irak direkt verantwortlich. Die US-Regierung hat jegliches menschliches Gefühl abgelegt. Niemand hat sich über den Irak beklagt, als er chemische Waffen gegen den Iran einsetzte. Die Attentate [auf amerikanische Einrichtungen in Saudi-Arabien] sind Reaktionen auf diese Provokation, um die amerikanischen Soldaten zu vertreiben, die sich voller Hochmut in ihrer Uniform in unserem Land bewegen, während unsere Akademiker im Gefängnis sitzen." Die USA unterstützen beispielsweise Ägypten mit $700 Mio. Wirtschafts- und $1,3 Mia. Militärhilfe jährlich, der Preis für Sadats Friedenspakt mit Israel. Trotz Ölvorkommen beträgt das Pro-Kopf-Einkommen in Ägypten nur $1500, verglichen etwa mit $8900 in Südkorea oder $24'700 in Singapur. Der Vordere Orient ist seit den 1960er Jahren von allen anderen Entwicklungsregionen der Erde ausser der Subsahara-Zone überflügelt worden. Im Jahr 2004 können 65 Millionen Araber nicht lesen und schreiben. Zehn Millionen arabischer Kinder besuchen keine Schule. Nur 1,2% besitzen einen PC, und 0,6% der Bevölkerung nutzen das Internet.
Die Mudjaheddin-Veteranen kämpften nach dem Sturz der kommunistischen Regierung Afghanistans in Bosnien, Tschetschenien, Kaschmir und Algerien, jeweils unterstützt von der CIA. So wurden die tschetschenischen Rebellenführer Shamil Basayev und Al Khattab in den Camps in Afghanistan und Pakistan ausgebildet. Der Krieg wurde laut Yossef Bodansky, Direktor der U.S. Congress Task Force on Terrorism and Unconventional Warfare 1996 in Mogadischu, Somalien, bei einem Treffen der HizbAllah International geplant, wo auch Osama Bin Laden und hohe iranische und pakistanische Offiziere dabei waren. Am meisten profitieren die angloamerikanischen Ölkonzerne vom Krieg der Tschetschenen gegen die Russen, weil sie die Kontrolle über die Pipelines und Vorräte am Kaspischen Meer verstärken können. Basayev trifft sich mit dem pakistanischen Verteidigungsminister General Aftab Shahban Mirani, Innenminister General Naserullah Babar und dem ISI-Abteilungsleiter für Islamische Angelegenheiten General Javed Ashraf. Basayev wurde in Afghanistan ausgebildet und hat enge Beziehungen zur Kosovo Liberation Army und zum Mudjaheddinveteran Al Khattab. Seine Organisation soll in Atommaterialhandel, Prostitution, Geldfälschung, Entführungen und Sabotage verwickelt sein. Nach seiner Entlassung als Chef des Geheimdienstes ISI reiste Lt. Gen. Nasir, der Vertraute von General Pervez Muscharraf, nach Somalia, Tschetschenien, Dagestan, die zentralasiatischen Republiken, China und den Süden der Philippinen und half beim Aufbau islamistischer Terrororganisationen. In Sri Lanka unterstützte er die LTTE, die im Gegenzug die Verschiffung des afghanischen Heroins nach Westeuropa, Kanada und den USA organisierten.

Osama Bin Laden ging 1992 in den Sudan, um den Bau einer 1000 km langen Fernstrasse zu leiten. Am 29.12.92 erfolgten zwei Bombenattentate in Hotels von Aden, in denen amerikanische Militärs residierten, die in Somalia operierten. Diese Terrorakte wurden der al-Qaida zugeschrieben, ohne dass irgendwelche Beweise vorliegen.
Auch mit dem Attentat auf das World Trade Center am 26.2.93 hatte Bin Laden kaum etwas zu tun. Die Planung führte Ramzi Youssef durch, der offensichtlich als agent provocateur arbeitete. Die gefürchtete Agrarbombe, eine Mischung aus Düngemittel und Dieselöl, wurde unter Anleitung eines ehemaligen ägyptischen Geheimdienstoffiziers gebaut, wobei sich der Bombenbauer schon früh dem FBI als Informant zur Verfügung stellte. Das FBI sicherte zu, die gefährliche Sprengladung mindestens 24 Stunden vor dem Anschlag durch etwas Harmloses zu ersetzen, was nicht geschah. 6 Menschen starben und 1000 wurden verletzt. Offensichtlich wurden die Laborergebnisse für den Prozess zulasten der Angeklagten gefälscht. Der blinde ägyptische Prediger Scheich Omar Abdul-Rahman, der dann als Drahtzieher verurteilt wurde und in einem amerikanischen Gefängnis sitzt, bekam von einem CIA-Agenten ein Touristenvisum. Ihm wurde eine Falle gestellt, um einen islamisch-fundamentalistischen Gegner aufzubauen, der die Invasion im Nahen Osten legitimieren sollte. Zuständig für den Fall war Staatsanwalt Michael Cherkasky, Direktor der Kroll Associates, die für Sicherheit der Twin Towers zuständig ist und für die Richard Clarke, Jerry Hauer, John Miller, Chris Isham und John O'Neill arbeiteten. Cherkasky arbeitete mit Staatsanwalt Robert Morgenthau und betreute auch die Fälle der Skandalbank BCCI und des New Yorker Mafiabosses John Gotti, der an der Geldwäsche beim Drogenhandel in Mena beteiligt war.
Das erste Mal tauchte Bin Ladens Namen in der Presse in Zusammenhang mit dem Attentat vom 13.11.95 auf, als eine Autobombe im Hauptquartier der saudischen Nationalgarde in Ryad explodierte und fünf amerikanische Soldaten tötete. Im gleichen Gebäude befanden sich Räumlichkeiten der US-Firma Vinnell Corp, die saudische Soldaten ausbildete, was in den westlichen Medien aber nicht berichtet wurde. Vinnell gehörte bis 1997 zur Carlyle Group, der Investment-Holding von Frank Carlucci, James Baker, George Bush, Bin Mahfouz und den Bin Ladens. Selbst als der ehemalige Aussenminister Baker im Fernsehen über den Anschlag debattierte, veröffentlichte niemand dessen Verbindungen dazu. Kurz darauf erhielt die Bin Laden Group den Auftrag zum Bau von Rollbahnen und Baracken für die amerikanischen Truppen in Saudi-Arabien. Zwischen 1994 und 1997 arbeitete die Bin Laden Group eng mit der Firma HC Price aus Dallas zusammen, die Pipelines verlegt. Ein Joint Venture der beiden Firmen war die Brother Shaw Inc., die von der Halliburton-Tochter Dressler Industries übernommen wurde.
Am 25.6.96 kamen bei der Explosion eines Lastwagens vor der amerikanischen Basis Khobar Tower in Darhan 19 US-Piloten ums Leben und 500 wurden verletzt. Der Komplex wurde von der Saudi Binladin Group gebaut und ist die vermutlich am schwersten bewachte Einsatzzentrale des US-Militärs. Zwei Wochen später führte Robert Fisk vom Independent ein Interview mit Bin Laden und rapportierte dessen Aussage vom "the beginning of war between Muslims and the United States." Fisk hatte ihn bereits am 6.12.1993 als erster westlicher Journalist befragt und ihn damals noch als scheuen und ruhigen Mann ohne Groll gegen die USA beschrieben. Zwar richtete die CIA eine Spezialgruppe zur Überwachung von Osama bin Laden ein, aber der Interpol-Haftbefehl im März 1998 gegen Bin Laden wurde auf Initiative von Libyen ausgestellt, das ihn für die Ermordung eines deutschen Agentenehepaars des Verfassungsschutzes verantwortlich machte. Vom Sudan aus hätte, wie der damalige sudanische Verteidigungsminister General Erwa der Washington Post mitteilte, Bin Laden 1996 in die USA ausgeliefert werden können. Doch Washington lehnte das Auslieferungsangebot des Sudans ab, nachdem eine interne Debatte geführt wurde, ob die Vereinigten Staaten Bin Laden anklagen und vor Gericht stellen oder als Frontkämpfer in einem Untergrundkrieg behandeln wollen. Bei einer Auslieferung, so die spätere offizielle Version, befürchteten die USA angeblich Aufstände gegen das Königshaus in Saudi-Arabien und empfahlen dem Sudan deshalb, ihn zur freiwilligen Ausreise aufzufordern. Als man den Amerikanern mitteilte, dass er nach Afghanistan gehen wolle, wo die Taliban am 27.9.96 in Kabul eimarschiert waren, teilten die US-Offiziellen General Erwa mit: "Lasst ihn gehen!" Offenbar ging Bin Laden aber zuerst nach London, unter dem Schutz des MI-6, der einer seiner engsten Mitarbeiter, Anas al-Liby, angeworben hatte, um Muammar al-Gaddafi zu ermorden. Schon 1986 hatte das US-Militär versucht, Gaddafi bei einem Bombenangriff zu ermorden, wobei seine Adoptivtochter ums Leben kam. Der im März 2000 erfolgte internationale Haftbefehl gegen Bin Laden wurde nicht von den USA, sondern von Libyen beantragt. Bin Laden wurde danach von der Nordallianz in Afghanistan untergebracht, und zwar von Hadschi Abdul Kadir, der bis zu seiner Ermordung am 6.6.02 Minister in der Karsai-Regierung sein wird. 1997 machten die Taliban bin Laden zum Leiter der Ausbildungslager für die ‚Araber' und konvertierten Ausländer. Abgesehen von den Pakistani und Usbeken kamen alle freiwilligen Kämpfer (4000-5000) zur Ausbildung in ein 'al-Qaida'-Lager. Die Taliban verwendeten die von der CIA produzierten Schulbücher, die die Mudjaheddin verherrlichen.

Offenbar war Bin Laden im Februar 2001 zum Sündenbock avanciert, denn CIA-Chef George Tenet warnte: "Bin Ladens Terrornetz stellt eine nicht zu unterschätzende, unmittelbare und gravierende Bedrohung der inneren Sicherheit unseres Landes dar." Die USA haben schon oft reaktionäre oder revolutionäre Gruppen finanziert, die sich dann gegen die Forderungen der USA gewehrt oder sich aufgelehnt haben. Dazu gehören auch islamische Fundamentalisten, die gegen linke Regierungen kämpften: die muslimischen Brüder gegen Nasser in Ägypten, die Sarekat-i-islam gegen Sukarno in Indonesien oder die Jamaati-islam gegen Benazir Bhutto (1993-96) in Pakistan. Die Regierung der Vereinigten Staaten unterstützte bereits den pakistanischen Diktator Zia-ul-Haq, der Tausende von Religionsschulen eröffnete, die den Keim für die Entwicklung der Taliban legten. Der pakistanische Geheimdienst ISI plante mit dem Aufbau der Taliban, Afghanistan in den Konkurrenzkampf Pakistans mit Indien einzubinden und benutzte das Geld der USA und aus dem Drogenhandel, um seine Machtbasis innerhalb der Armee und der Bürokratie zu sichern, weshalb er von den Regierungen von Benazir Bhutto und Nawaz Sharif (1997-99) freie Hand hatte. Im Februar 1999 startete Sharif eine Friedensinitiative mit Indien, worauf der ISI unter Umgehung des Regierungschefs im Mai eine Offensive im Kashmir lostrat. Nachdem ISI-Chef Ziauddin Butt in Washington war, wurde Sharif im Oktober von General Mohammed Aziz, der eng mit den radikalen islamischen Gruppen um Osama verbunden ist, und von General Pervez Muscharraf gestürzt.

Zwei in Autos versteckte Bomben gegen die US-Botschaften in Nairobi (Kenia) und Daressalam (Tansania) am 7.8.98 forderten 224 Tote, darunter 12 Amerikaner. Bin Laden kann mit diesem Attentat nichts zu tun gehabt haben. Zwei Wochen später feuerten die USA 70 Cruise Missiles auf afghanische Ausbildungslager der al-Qaida, wobei der Militärchef Mohammed Atef ums Leben kam und durch Abu Zubaidah ersetzt wurde. Zudem bombardierten die Amerikaner die pharmazeutische Fabrik Al Shifa im Sudan, wobei sich herausstellte, dass dort entgegen den Behauptungen keine chemischen Waffen hergestellt wurden. Der am 28.3.02 verhaftete Abu Zubaidah behauptet, dass Pakistans Luftwaffenchef Mushaf Ali Mir und der saudische Geheimdienstchef Prinz Turki al-Faisal über das bevorstehende 9-11-Attentat in den USA auf dem Laufenden waren. Prinz Turki wird danach Botschafter in London, alle anderen von Zubaidah Beschuldigten sterben ab Juli 2002 in kurzer Zeit: an einem Herzinfarkt, bei einem Autounfall, aus Wassermangel in der Wüste und bei einem Flugzeugsabsturz. Zubaidah wurde mit der Methode des simulierten Ertrinkens gefoltert und behauptet später, er habe viele Geständnisse erfunden, um der Folter zu entgehen.
Die CIA und der malaysische Geheimdienst hörten angeblich ein Treffen der al-Qaida in Kuala Lumpur vom 5.-8.1.00 ab, an dem die Aktion gegen die USS Cole im Hafen von Aden vorbereitet wurde, die am 12.10.00 den Tod von 17 US-Militärs forderte. Anwesend waren nach dieser Darstellung Khallad alias Walid Ba'Attash, Khalid al-Mihdhar und Nawaf al-Hamsin. Sie wurden aber erst am 23.8.01 auf die Liste der verdächtigen Immigranten gesetzt, nachdem sie sich seit 20 Monaten in den USA befunden hatten. Die beiden lebten in einem Haus des Exiliraners Sam Koutchesfahani sowie bei dem emeritierten Professor und bezahlten Informanten des FBI Abdussattar Shaikh. Koutchesfahani bestach Professoren, um falsche Studentenvisa an meist arabischstämmige Einwanderer zu verkaufen. In seinem Haus brachten sich 1997 39 Mitglieder der "Heaven's Gate"-Sekte von Marshall Applewhite um. Dieser hatte wiederum mit dem Esoterikautor und "Beziehungsguru" John Gray ("Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus") zu tun, einem der Redner und Sponsoren der 9/11-Konferenz in Toronto Ende Mai 2004. Gray leitete die wegen Betrug angeklagte Genesis Intermedia Inc., die dem arabischen Milliardär, Waffenschieber und CIA-Frontmann Adnan Khashoggi gehört. Das FBI weigert sich, dass Professor Shaikh, dem Gray seinen umstrittenen Doktortitel verdankt, vor Gericht aussagen muss.
Das Visum des angeblichen 9-11-Terrorpiloten Mihdhar wurde im Juni 2001 anstandslos erneuert, und er bekam am 1.8.01 einen Fahrausweis als Ansässiger von Falls Church, drei Meilen vom CIA-Hauptsitz entfernt. Zudem versorgte er in den nächsten Tagen fünf weitere 9-11-Attentäter mit neuen Papieren, da man von Notaren in Falls Church Beglaubigungspapiere mit Blankounterschriften kaufen konnte. Wieso sich Selbstmordattentäter einige Wochen vor ihrer Tat vor den Augen der CIA neue Papiere beschaffen, ist nicht einzusehen. Einer von ihnen, Hani Hanjour, geriet kurz danach mit seinem neuen Fahrausweis in eine Radarfalle, ohne Probleme zu bekommen. Mihdhar versuchte am 24.8.01, sein Ticket für den 11.9. über das Internet zu buchen, was trotz seinen neuen Papieren wegen der fehlenden Postdresse fehlschlug. Er holte es zwei Tage später am Washington International Airport ab, ohne Schwierigkeiten zu bekommen. Aber die Spur war damit gelegt. In Falls Church befindet sich auch die islamische ‚wohltätige' Organisation WAMY, die von zwei Brüdern Bin Ladens bis zu ihrer Ausreise am 13.9.01 betrieben wurde. Die Finanzierung der Mudjaheddin erfolgt über Wohltätigkeits- Stiftungen und islamische Netzwerke wie die Hawala-Organisation, ein Parabankensystem, das mittels Tradingfirmen, Geldwechselstuben und Reisebüros funktioniert. Solche Netzwerke, die auf Vertrauen basieren und dank den Kommissionen rentieren, ermöglichen den anonymen Geldtransfer. Laut Dick Morris wurden alle finanziellen Transaktionen muslimischer Gruppen in den USA seit 1993 genauestens registriert, um ihre Konten nötigenfalls einfrieren zu können. 1994 sollen die Saudis und 1996 die Sudanesen Bin Ladens Vermögen konfisziert haben.

Bereits 1986 gründete die CIA nach einer Serie von Bombenanschlägen, Flugzeugentführungen und Geiselnahmen das Counter Terrorism Center, und spätestens seit dem Bombenattentat in der Garage des World Trade Centers 1993 haben NSA, CIA und FBI alle arabischen Immigranten in den USA observiert. Schon 1993 ging das Pentagon davon aus, dass Passagierflugzeuge auch als terroristische Waffen eingesetzt werden könnten. 1994 flog ein Kamikazepilot eine Chessna in den Baum vor dem Schlafzimmer des Präsidenten im Weissen Haus. Im selben Jahr entführten islamische Terroristen eine Maschine der Air France, angeblich mit dem Plan, in den Eiffelturm zu fliegen. Im Zusammenhang mit dem Bombenattentat im WTC von 1993 wurden angebliche Pläne von militanten Islamisten bekannt, gleichzeitig mehrere US-Flugzeuge über dem Pazifik zu sprengen (Bojinka-Plan) oder eine Maschine in das CIA-Quartier in Langley zu steuern. Im Augst 1997 zeigte das Cover einer Terrorismus-Studie die WTO-Türme im Fadenkreuz von Angreifern. 1999 führte die NORAD eine Übung durch, deren Szenario von gekaperten Flugzeugen ausging, die in die WTO-Türme und das Pentagon geflogen werden. Im September 1999 warnte ein ‚Bericht der Fachleute der Kongressbibliothek', "Selbstmordbomber, die zu al-Qaidas Märtyrerbataillon gehören, könnten ein Flugzeug voller Sprengstoff (C-4 oder Semtex) auf das Pentagon, das Hauptquartier der CIA oder das Weisse Haus stürzen". Der Report war unter anderem mit einem Bild der Twin Towers illustriert. Da die Grundmauern des Pentagon zu wenig stabil waren, beschloss man 1999 deren Verstärkung, und man begann genau mit dem Flügel, der am 11.9. getroffen wird. Den Auftrag erhielt die Baufirma AMEC, die auch auf Ground Zero mit Aufräumarbeiten beschäftigt wird. Die Firma, die auch Radiofrequenzscanning und Frequenzplanungen anbietet, unterhält beste Beziehungen zur Familie Bush. Im Jahr 2000 gab es Berichte über Pläne für einen Angriff auf den Flughafen von Los Angeles. Beim G-7 Treffen in Genua vom 20. bis 22.7.01 wurde deshalb ein Ring von Flugabwehrraketen um die Tagungsorte aufgebaut.

Im Juni 2000 entstand das Konzept für die im Pentagon mit dem NORAD durchexerzierte Anti-Terrorübung AMALGAM VIRGO. Das Titelblatt des Papers zeigt niemand anderen als Osama Bin Laden - umrahmt von Bildern mit Flugzeugen. Das Ergebnis der Übung fasste der Leiter der Studie Stephen Woodall folgendermassen zusammen: "Wir sind nackt. Wir haben keine Möglichkeit, mit solchen Problemen umzugehen." Im Oktober 2000 simulierte das Pentagon mit der MASCAL-Übung einen Anschlag mit einem Flugzeug, und im Mai 2001 ging es in einer Übung darum, das Verteidigungsministerium vor einer gelenkten Ersatzrakete in Form einer entführten Boing 757 zu schützen. Aber nicht nur Condy Rice, sondern auch Don Rumsfeld behaupten vor der 9/11-Untersuchungskommission, nie von einer konkreten Gefahr durch in Gebäude gelenkte Flugzeuge gehört zu haben.

Afghanistan top

Kurz nach Bushs Amtsantritt nahmen die USA die von Clinton 1998 gekappten Beziehungen zu den Taliban wieder auf. Nach der Rekordernte von 4600 Tonnen Opium hatte Taliban-Chef Mullah Mohammed Omar im Frühjahr 2000 den Anbau von Mohn und dessen Verarbeitung verboten, um die Macht der Stammesfürsten und lokalen Kommandanten zu brechen und die internationale Anerkennung der Taliban-Regierung zu erhöhen. Dazu liessen sie sich von Laila Helms, Tochter eines afghanischen Ex-Ministers und Nichte des ehemaligen CIA-Direktors Richard Helms, in Washington vertreten. Sie erreichte, dass Talibanführer Mullah Omar nach Washington gehen konnte, um auf höchster Ebene über das Embargo der UN zu verhandeln, das die afghanische Wirtschaft stark belastete. Sofort nach Bushs Machterschleichung hatte seine Junta die Anstrengungen für den Bau einer Pipeline forciert. Die Verhandlungen führt Christina Rocca, die bereits von 1982 bis 1987 bei der CIA für Afghanistan zuständig war. Unter der Schirmherrschaft der UNO und des persönlichen Referenten von Kofi Anan, Francesc Vendrell, fanden seit Anfang des Jahres einige diskrete "6+2" Verhandlungsrunden statt, bei denen die sechs Nachbarländer mit den USA und Russland die Situation Afghanistans diskutierten. Als der Taliban-Botschafter im Mai 2001 in Islamabad mit den Amerikanern über Entschädigungszahlungen für die Opiumbauern verhandelte und ziemlich exakt die $12 Mia, die das Heroingeschäft pro Jahr abwirft, "für das afghanische Volk" forderte, wurden ihm zuerst $1,5 Mio. angeboten und dann $43 Mio. zugesagt und überwiesen. Soviel ‚verdienten' die Taliban an der 20%-Opiumsteuer im Jahr zuvor. Der Opiumexport sackte von 3200 Tonnen im Jahr 2000 auf 185 Tonnen im Jahre 2001 zusammen, wobei diese Restmenge aus den von der Nordallianz kontrollierten Gebiete stammte, wo die Mohnfelder weiter blühten. In Afghanistan kommt es nach dem Attentat in New York zu Panikverkäufen der Händler, weshalb sich der Kilopreis des Heroins auf $200 halbiert (nach dem Verbot des Opiumanbaus stieg der Kilopreis von $30 zwischendurch bis auf $700).
Der Iran, durch den 1000-2000 Tonnen des afghanischen Opiums und Heroins transportiert wurde, gehört zu den Ländern mit den meisten Süchtigen: 1,2 der 73 Mio. Einwohner sind offiziell abhängig, und weitere 800'000 sind Gelegenheitskonsumenten, wobei die realen Zahlen viel höher sein dürften. 80'000 der 170'000 Gefangenen sitzen wegen Drogendelikten in den Gefängnissen. Dabei konnte der Iran trotz seiner langen Opiumtradition den Anbau im Land nach der Revolution 1979 innerhalb von eineinhalb Jahren stoppen. Aber 20% der Bevölkerung sind arbeitslos, und 53% leben unter dem Existenzminimum.
Das von den USA 1992 erlassene Waffenembargo bewirkte, dass die Drogenhändler nach kurzer Zeit besser bewaffnet waren als die Regierungstruppen, die innerhalb von 20 Jahren 3140 iranische Soldaten im Krieg gegen den Drogenhandel verlieren. Bush erklärt im Januar 2002 den Iran zusammen mit dem Irak, Nordkorea und Kuba zur "Achse des Bösen", obwohl es zwischen diesen Ländern keine gemeinsame Politik gibt. Seit über 20 Jahren versuchen die Israelis die Amerikaner zu überzeugen, dass der Iran und der Irak wegen ihrer ABC-Waffen eine Bedrohung darstellen. Da die Militärmachthaber Burmas über die US-Firma DCI Associate $450'000 an Bush zahlten, werden sie nicht zu den Schurkenstaaten gezählt. Der Ausdruck "axis of the evil", eine Weiterführung von Reagans "Reich des Bösen", stammt von Bushs Redenschreiber David Frum, der in einem Interview mit Evan Solomon (CBC, 18.1.2004) den amerikanischen Imperialismus mit der Rekapitulationsthese aus dem 19. Jahrhundert zu rechtfertigen versucht. Der amerikanische Imperialismus "is the adolescence of the human race. This is the moment when human beings are making the transisition from a world governed by violence to a world governed by law. Just as the North Atlantic is governed by law, we hope that some day the whole world will look like that. But the instrument whereby humanity is going to make that transition from savage childhood of the human race to law-abiding adulthood is through the instrument of American power."
Laut dem ehemaligen pakistanischen Aussenminister Niaz Naik hat der US-Verhandlungsleiter Tom Simons Afghanistan bereits Mitte Juli an einem vom UNO-Sonderbeauftragten Francesc Vendrell in Berlin einberufenen Diplomatentreffen mit Luftangriffen und Krieg gedroht, falls sie nicht spuren. Die indische Regierung erfuhr von amerikanischen Spitzenbeamten, dass der militärische Angriff Mitte Oktober anlaufen werde. Wochen vor dem 11.9. kursierten im arabischen Raum Gerüchte um einen bevorstehenden US-Angriff gegen Afghanistan. Am 2.8. traf sich die Leiterin der Asien-Abteilung des State Departements zum letzten Mal mit dem Botschafter der Taliban, um angeblich die Auslieferung Bin Ladens zu erreichen. Bin Laden befand sich vom 4. bis 14.7.01 im American Hospital von Dubai zur Behandlung seiner Nierenkrankheit, wo er am 12.7. vom lokalen CIA-Resident Larry Mitchell in Begleitung des saudischen Geheimdienstchefs Prinz Turki al-Faisal Al Saud besucht wurde. Prinz Turki arrangierte das Treffen, wobei erfolglos um eine Rückkehr Bin Ladens nach Saudi Arabien verhandelt worden sein soll, falls dieser im Gegenzug seine Aktionen gegen "amerikanische Interessen" einstelle. Laut CBS wird der Dialyse-Patient Osama Bin Laden am 10.9.01 in das pakistanische Militärspital in Rawalpindi eingeliefert. Deshalb glauben viele, dass Osama Bin Laden gar nicht mehr am Leben ist. Andererseits behaupten ehemalige Kampfgefährten, dass das Nierenleiden eine Erfindung sei. Weder die Behandlung in Dubai noch in Rawalpindi hätten stattgefunden. Und der Tod Bin Ladens würde sich nicht länger als zwei Wochen geheim halten lassen.

Warnungen top

Die Regierung Bushs behindert die Arbeit der Antiterrorgruppe des FBI, die eine mögliche Beteiligung Bin Ladens im Zusammenhang mit dem Attentat auf die USS Cole in Aden vom 12.10.2000 untersuchte. Seit 1998 stand das Haus des Bin Laden-Sympathisanten Ahmed al-Hada, wo die Anschläge von Nairobi bis Aden geplant worden sein sollen, unter Bewachung. Sein Schwager ist Khalid al-Mihdhar, der zwischen 1998 und 2000 in San Diego Flugunterricht nimmt. Sohn Mohammed al-Hada fliegt am 13.2.02 in die Luft, als er mit Sprengstoff hantiert. Dem Team von John O'Neill, welches die al-Hada-Aktivitäten untersuchte, wurde die Wiedereinreise in den Jemen verboten. O'Neill war bereits an den Recherchen zu den Anschlägen auf das WTC 1993, auf die US-Kaserne in Saudi-Arabien 1996 und die Botschaften in Nairobi und Kenia 1998 beteiligt. Wenige Monate vor dem Stop der laufenden Untersuchung wurde O'Neills Aktentasche mit Geheimmaterial an einer FBI-Tagung in Tampa gestohlen. Obwohl die Tasche nach 30 Minuten wieder auftauchte, wurde ein Disziplinarverfahren eröffnet. Ein solcher Vorfall dringt normalerweise nie an die Öffentlichkeit, aber dieser wurde in der New York Times und der Washington Post gemeldet. Die zuständige Botschafterin in Jemen, Barbara Bodine, eine Schülerin Kissingers und zuvor im Aussenministerium zuständig für die Koordination des Kampfes gegen den Terror, verliess ihren Posten zwei Wochen vor den Anschlägen des 11.9. Gleichzeitig kehrte der jemenitische Botschafter aus Washington zurück, und der mit Osama Bin Laden befreundete saudische Geheimdienstchef wurde seines Amtes enthoben. Nach der Invasion im Irak amtet Bodine kurze Zeit als de-facto-Bürgermeisterin von Bagdad, bevor sie einen neuen Posten im Aussenministerium erhält. Am 1.9. begann O'Neill dank seinem Freund Jerry Hauer, dem WTC-Gebäudemanager, mit dem dreifachen Lohn als Sicherheitschef im WTC zu arbeiten. Angeblich soll er bei der Einstandsfeier in der Nacht vor dem 11.9. zu Freunden gemunkelt haben, dass etwas Grosses passieren werde. Nach dem Einschlag des Flugzeugs im Südturm begibt sich O'Neill in eine der drei Etagen, in denen das FBI die Akten über weltweite Wirtschaftskriminalität untergebracht hat und trifft auf Verwüstungen, die mit dem Attentat nichts zu tun haben können. Es gelingt ihm, sich und einen Mitarbeiter aus dem Gebäude zu retten. Seine Leiche wird erst eine Woche später nahezu unversehrt in den Trümmern gefunden, laut offiziellen Angaben erschlagen von herabstürzenden Teilen.
Am 10.7.01 schickte FBI-Agent Kenneth Williams ein Memorandum an die Zentrale, in dem die Möglichkeit erwogen wurde, dass sich Terroristen im Bundesstaat Arizona zu Piloten ausbilden liessen. Er hatte herausgefunden, dass sich eine ganze Reihe verdächtiger Islamisten in Flugschulen eingeschrieben und sich nach den Sicherheitsbestimmungen an den grossen Flughäfen erkundigt hatten und forderte eine genaue Überprüfung. Im Gegensatz zu einer ähnlichen Situation 1995 unterliess die FBI-Führung diesmal jegliche Untersuchung. Sie verweigerte der Agentin Coleen Rowley mehrmals, den Laptop des am 16.8.01 verhafteten Zacarias Moussaoui zu untersuchen, obwohl ihn die französische Polizei in den 90er Jahren bereits beobachtet hatte, weil er unter anderem Mudjaheddins für Tschetschenien rekrutiert haben soll. Rowley warnte in einem Bericht, Moussaoui "könnte planen, ein Flugzeug in das World Trade Center zu rammen". Weil ihre Vorgesetzten Spike Bowman und Dave Frasca ihre Untersuchung sabotierten, umging sie die Vorschriften und meldete die Befunde direkt dem Antiterrorzentrum der CIA, wofür sie gerügt wurde. Auch nach dem 11.9. darf sie den Laptop nicht untersuchen, denn "we might screw up something else going on elsewhere in the country." Frasca ist der Chef der FBI-Sondereinheit für Beobachtung und Bekämpfung islamischer Fundamentalisten und damit direkt dem neuen FBI-Chef Robert Mueller, Nachfolger von Louis Freeh, unterstellt. Bowman wird einige Wochen später wegen "aussergewöhnlichen Leistungen" befördert und erhält 20 bis 35% mehr Lohn. Einige Monate später wird der Computer Moussaouis doch angeschaut, wobei sich auf der Festplatte angeblich Infos über Sprühflugzeuge zur Schädlingsbekämpfung und über Grossraumflugzeuge befinden.
Im August 2001 lehnt Justizminister Ashcroft einen Antrag des FBI für die Anstellung von 248 zusätzlichen Agenten für die Terrorabwehr sowie 54 Übersetzer und 200 Analysten für die Auswertung von elektronischer Überwachung ab und will diese sogar reduzieren. Laut DIA-Agent Anthony Shaffer werden Mohamed Atta und sein Crew durch das Special Operations Command (SOCOM) des Pentagon (Operation Able Danger) seit 2000 überwacht und aktiv vor dem FBI geschützt. Die 9/11-Kommission empfiehlt bezeichnenderweise in ihrem Bericht, dem SOCOM Kompetenzen der CIA zu übergeben, um künftige Terroranschläge besser verhindern zu können
Im FBI-Regionalbüro von Newark hatte angeblich im April 2000 ein Mann berichtet, er sei in einen Plan von Osama Bin Laden verwickelt, eine Boing 747 zu entführen. Er habe in einem Trainingscamp in Pakistan Entführungstechniken gelernt und in den USA fünf oder sechs weitere Entführer getroffen. Da das FBI nicht mal den Namen des Mannes aufgeschrieben haben soll, muss es sich bei dieser Nachricht der St. Petersburg Times vom 23.9.02 um eine gelegte Spur handeln.

Auch die CIA musste gleich nach Bushs Machtantritt die Terroristenfahndung herunterfahren, wie zwei Agenten erzählten: "Uns wurde gesagt: Wenn wir euch dabei erwischen, die Saudis und die Bin Ladens auszuspionieren oder eure Nase in ihre Angelegenheiten zu stecken, verliert ihr euren Kopf!"
Warnungen über ein bevorstehendes Attentat kamen angeblich vom deutschen, israelischen, russischen und französischen Geheimdienst, vom ägyptischen Präsidenten und von einem inhaftierten Iraner.
Der BND informierte die CIA und den Mossad im Juni 2001, "dass Terroristen aus dem Nahen Osten sich darauf vorbereiten, ein Passagierflugzeug zu entführen und es als Waffe zu benutzen, um wichtige Symbole der amerikanischen und israelischen Kultur anzugreifen".

Der Mossad warnte CIA und FBI angeblich Anfang September über die Gefahr von 200 al-Qaida-Leuten in den USA, die "einen sehr schweren Anschlag" auf ein "sehr grosses Zielobjekt" vorbereiteten. Offenbar standen einige der 'Flugzeugentführer' auch unter ständiger Bewachung des Mossad. Eine Handvoll Spione hatte die al-Qaida-Organisation angeblich unterwandert, während erstaunliche 120 weitere, die sich als Kunststudenten ausgaben, eine grosse Undercover-Operation in ganz Amerika durchführten, indem sie versuchten, regionale DEA-Büros auszuspähen. Obwohl die in Teams von 8-10 organisierten Angehörigen einer israelischen Spezialeinheit angaben, an der Universität oder an der Bezalel Academy of Arts von Jerusalem zu studieren, war niemand dort eingeschrieben. Das DEA-Büro in Orlando, Florida, bezeichnete die Kunststudenten als Ecstasy-Händler. Einer dieser Spione war Peer Segalovitz, der auf Sprengungen spezialisiert ist. Ein anderer ‚Kunststudent' war Hanan Serfaty, der in der Nähe von Atta (3389 Sheridan Street) und vier weiteren ‚Entführern' (u.a. Khalid al-Mihdhar und Nawaf al-Hazmi, die am 24.8.01 auf die Terroristenliste der CIA gesetzt wurden) in Hollywood, Florida, wohnte (4220 Sheridan Street). ‚Kunststudent' Michael Calmanovic wohnte in Dallas in der Nähe von Ahmed Khalefa, den auch das FBI überwachte. Lior Baram arbeitete nach eigenen Aussagen zwei Jahre im israelischen Militärgeheimdienst. Tomer Ben Dor, der im Besitz von Listen über "DEA Groups" war, arbeitete für die NICE Systems, die elektronische Überwachungssysteme produziert. Die amerikanische Tochterfirma befindet sich in Rutherford, New Jersey, wo am 11.9. fünf Mossad-Agenten verhaftet werden. Die Kaution über $10'000 für den Kunststudenten Michal Gal bezahlte Ophir Baer, der für die israelische Telefonfirma Amdocs arbeitet, die ebenfalls eine Deckfirma für Spionage ist.
Zwei Mossad-Zellen, bestehend aus sechs in Ägypten und Jemen geborenen Juden, wurden in einer geheimen Basis in der israelischen Negev-Wüste ausgebildet, um Osama Bin Ladens Netzwerk zu unterwandern. Ein Team flog nach Amsterdam und stand unter der Leitung der Europa-Abteilung des Mossad, die am Flughafen Schiphol im "El Al"-Gebäude stationiert ist. Es trat später in Kontakt mit Mohamed Atta in Hamburg. Die zweite Gruppe reiste nach Süd-Florida und infiltrierte die arabischen Flugschüler. Im August 2001 flog das europäische Mossad-Team mit einigen der 'Hamburger Terroristen' nach Boston. Die als Attentäter aufgebauten Studenten wurden also von israelischen agents provocateurs beeinflusst.
Mossad-Chef Efraim Halevy sandte zur Spurenkonstruktion eine zweite Warnung an die CIA um den 7. September. Die israelische Firma Odigo, die mit zwei weiteren Unternehmen in den Lewinsky-Skandal von Bill Clinton verwickelt war, erhält angeblich zwei Stunden vor dem Attentat eine Warnung per e-Mail von einem Kunden (woher diese Information und das Gerücht von den 4000 vorgewarnten Juden kommen, bleibt unklar). Die Firma für Datenübertragung hatte ein Büro in der Nähe des WTC und warnte ihre Mitarbeiter daraufhin. Die israelische Schifffahrtlinie ZIM zog einige Wochen vor dem Anschlag aus dem WTC aus, obwohl der Mietvertrag noch bis Ende 2001 lief. Der einzige Israeli, der ums Leben kommt, ist ein WTC-Besucher. Die ersten Verhafteten nach dem Anschlag sind fünf Mossad-Agenten (darunter Sivan und Paul Kurzberg und Oded Ellner), die unter dem Deckmantel "Urban Moving Systems" die Moslems von New Jersey überwachen. Der israelische Besitzer der Urban Moving Systems, Dominik Suter, setzt sich prompt nach Israel ab. Diese Firma ist Teil eines Spionageringes, der angeblich mit Ecstasy dealt. Die fünf Agenten filmten den Zusammenbruch des WTC von New Jersey aus und freuten sich laut Augenzeugen, die deshalb die Polizei riefen. Nach zwei Monaten werden sie aufgrund einer Intervention von Vizeaussenminister Richard Armitage nach Israel abgeschoben und die Firma geschlossen. Im Mai 2002 werden in den USA zwei Mossad-Agenten mit einem Lastwagen mit Sprengstoff verhaftet. Nach dem Bekanntwerden der Verhaftungen der Agenten und deren Auslieferung an Israel klassifiziert die US-Regierung die Informationen und Untersuchungen als geheim ein.
Der russische Geheimdienst warnte im August, dass "Anschläge auf Flughäfen und Regierungsgebäude unmittelbar bevorstünden". Mubarak unterrichtete die US-Behörden, dass "ein mit Sprengstoff gefülltes Flugzeug" eingesetzt werden könnte. Noch am 10.9. fing die NSA zwei Botschaften ab, die auf die bevorstehenden Attentate hingewiesen haben sollen. Insgesamt führte das FBI im Sommer 2001 70 Untersuchungen durch, die einen Bezug zum 9-11-Attentat haben. Die Nachrichtendienste erhielten laut Aussenminister Colin Powell so viele Hinweise auf die bevorstehenden Attacken, dass die CIA "nicht über zu wenige, sondern zu viele Informationen verfügte. Und zu viel Information ist gleichbedeutend mit null Information." Laut Rumsfeld gab es viele Warnungen, laut Sicherheitsberaterin Condoleeza Rice und Pressesekretär Ari Fleischer aber überhaupt keine.

Im Herbst 2003 weigert sich das Weisse Haus, der parlamentarischen Untersuchungskommission die CIA-Tagesrapporte und andere wichtige Dokumente vor dem 11.9. auszuhändigen. Als sie schliesslich freigegeben werden müssen, enthalten sie ein vermutlich nachträglich angefertigtes Memorandum vom 6.8.01, das Bush persönlich deutlich gewarnt haben soll: "Berichte von ausländischen Regierungen und Medien deuten darauf hin, dass Bin Laden seit 1997 Terroranschläge verüben will. [...] Bin Laden deutete bei seinen Fernseh-Interviews von 1997 und 1998 an, seine Gefolgsleute würden dem Beispiel des World-Trade-Center-Attentäters (1993) Ramzi Youssef folgen und den Kampf nach Amerika tragen. [...] Obwohl Bin Laden (bei anderen Plänen) nicht erfolgreich war, beweisen die Angriffe gegen die US-Botschaften in Kenya und Tansania von 1998, dass er Operationen Jahre vorher plant und sich nicht durch Rückschläge davon abhalten lässt. [...] Al-Qaida-Mitglieder - einschliesslich gewisser amerikanischer Bürger - haben ihren Wohnsitz in den USA oder sind jahrelang ein- und ausgereist, und die Gruppe unterhält offenbar ein Netzwerk, das bei Anschlägen helfen könnte. [...] Eine geheime Quelle sagte 1998, dass eine Bin-Laden-Zelle in New York amerikanische Jugendliche muslimischen Glaubens für Anschläge rekrutierte. [...] Die Information des FBI weist auf ein Muster verdächtiger Aktivitäten im Land, das sich mit den Vorbereitungen zu Flugzeugkaperungen oder anderen Arten eines Angriffs deckt." Als die Existenz dieser Warnung bekannt wird, meint Bush dazu: "Ich bin zufrieden, dass ich niemals irgendwelche Geheimdiensterkenntnisse sah, die darauf hindeuteten, dass es einen Anschlag auf Amerika geben würde - zu einer Zeit, an einem Ort, ein Anschlag". Eigentlich müsste er unzufrieden sein, dass er nicht genauere Infos von der CIA bekam. Aber Bin Laden erklärt im Interview vom 7.10.2001 mit Taysir Allouni von Al-Jazeera, dass er nichts mit 9/11 zu tun habe. "Die US-Regierung hat mich fortwährend verantwortlich gemacht, hinter allen Angriffen zu stecken. Ich möchte der Welt versichern, dass ich die kürzlichen Attacken nicht geplant habe, die offenbar von Leuten mit persönlichen Motiven geplant wurden. Ich lebe im islamischen Emirat von Afghanistan und halte mich an die Regeln der dortigen Herrscher, die es mir nicht erlauben, solche Operationen durchzuführen." Im September 2005 wird der Starreporter, der am 26.2.01 als Taliban verkleidet auch die Sprengung der 1500 Jahre alten Buddha-Statuen im Tal von Bamyan filmte, in einem Schauprozess in Spanien wegen Unterstützung der al-Qaida zu 7 Jahren Haft verurteilt. Der Staatsanwalt argumentierte, dass Allouni ausgesehen habe, als ob er "seinen Chef interviewt" hätte! Das am 7.12.2001 präsentierte Bekenner-Video, das in einem Haus in Jalalabad gefunden worden sein soll, ist offensichtlich gefälscht. Der Linkshänder Osama schreibt und isst im Video mit der rechten Hand, die Nase und die Augenbrauen passen nicht zum Original, und der Bart ist gefärbt, was einem Moslem verboten ist. Bin Laden ist seit 9-11 ein Kunstprodukt der Geheimdienste zur Legitimation der Kriege.

Planung top

Am 1.6.01 wurde die Standardprozedur für die Abwehr entführter Flugzeuge (Aircraft piracy (hijacking) and destruction of derelict airborne objects) geändert und von einer expliziten Bewilligung des Verteidigungsministers abhängig gemacht (Chairman of the joint chiefs of staff instruction, J-3 CJCSI 3610.01A). Ohne Rumsfelds ausdrückliche Genehmigung können deshalb keine Jäger aufsteigen, um entführte Maschinen abzuschiessen. Am 12.9.01 wird das Protokoll wieder geändert, und die Piloten selbst entscheiden wieder selbst, was in der Situation zu tun ist.
Das Pentagon und der Geheimdienst National Reconnaissance Organization, der das satellitengestützte Aufklärungssystem der USA betreibt, planten für den 11.9.01 eine Katastrophenübung, deren Szenarien von entführten Linienmaschinen und Flugzeugeinschlägen in den jeweiligen Hauptsitzen ausgingen. Der Hauptsitz von NRO befindet sich nur 4 Meilen entfernt vom Dulles Airport in Washington, wo das dritte Flugzeug (AA 77) startete. Das NRO bläst die monatelang geplante und auf 9.00 angesetzte Übung einige Minuten vor dem Attentat auf das Pentagon ab und schickt die Leute nach Hause, so dass keine Satellitenaufnahmen verfügbar sind.
Das Joint Chiefs of Staff unter Richard B. Myers und das NORAD führen vom 10.-15.9.01 ein gemeinsames Echtflug-Entführungs-Manöver (live-fly hijacking Field Training Exercise), durch, bei dem Militärflugzeuge beteiligt sind, die als entführte Linienflüge posieren. General Larry Arnold berichtet, dass das NORAD zur Zeit der Anschläge mitten in der Operation war: "Ich war oben in unserem Gebäude, ging dann sofort nach unten und fragte meine Leute auf dem Weg: ‚Ist das Teil des Manövers?' Denn offen und ehrlich gesagt: Wir veranstalten tatsächlich Hijacking-Szenarios, wenn wir diese Manöver durchführen von Zeit zu Zeit. Dieses hier war real." Das erklärt das Ausbleiben von Abfangjägern und jeglicher Luftabwehr des Pentagons, denn die Luftabwehrgeschütze des US-Verteidigungsministeriums hatten offensichtlich Anweisung, wegen dieser Übung nicht einzugreifen. Kommt dazu, dass einige der an der Ostküste stationierten Jets an der Übung NOTHERN VIGILANT in Nordkanada und Alaska teilnahmen und die Abwehr eines über den Nordpol kommenden russischen Luftangriffs simulierten.

Am 8.5.01 hat Bush Vizepräsident Cheney die Leitung des Office of National Preparedness übertragen, nachdem der Plan für die Übung VIGILANT GUARDIAN, der einen Flugzeugcrash ins Pentagon vorsah, durch den Generalstabschef abgelehnt wurde. Der oberste Militärchef wurde kurz darauf durch Myers ersetzt. Das ONP, und nicht mehr das NSC von Condy Rice, war nun zuständig für die Identifikation und Abwehr von Terroranschlägen innerhalb der USA, vor allem in Bezug auf Massenvernichtungswaffen. Richard Clarke, Verantwortlicher für Counter-Terrorism, wurde so kaltgestellt. Bezeichnenderweise gibt es keine einzige offizielle Sitzung oder Aktion des ONP. Der 11.9. ist der zweite Tag der VIGILANT GUARDIAN-Übung. Philip D. Zelikow, der die Auslagerung der Counter-Terrorismus-Abteilung aus dem NSC veranlasste, wird Executive Director der Kean Commission, die die Ereignisse am 11.9. 'untersuchen' wird. Die am Plott beteiligten Militärs (der Brigadegeneral der US-Armee und Leiter der Nationalen Militärkommandozentrale NMCC W. Montague Winfield, der Chef der Marine Charles Leidig, der Brigadegeneral der Air Force David F. Wherley und der Vizepräsident des Vereinigten Generalstabs Richard B. Myers) werden kurz darauf befördert.
Um 9.32 Uhr, fünf Minuten vor dem Einschlag, gibt es beim Heliport des Pentagons eine Explosion, worauf Augenzeugen Schiesspulver riechen. Eine Gruppe von Spitzenfunktionären des Pentagons verschob ihre für den Morgen des 11.9. gebuchte Flugreise. Auch der Bürgermeister von San Francisco, Willie Brown, bekam eine Warnung, am 11.9. nicht zu fliegen.

Joe Allbaugh, Chef der Federal Emergency Management Administration, liess seine National Urban Search and Rescue-Truppe unter Leitung von Tom Kennedy am Abend des 10.9. in New York einrücken. Die FEMA wurde von Nixon ohne Parlamentsbeschluss durch die Executive Order 12148 gegründet, um die Überlebensfähigkeit der USA im Falle eines Atomangriffs zu garantieren. Mit der Executive Order 12656 wurde das National Security Council zur massgebenden Befehlsinstanz erhoben. Während der folgenden Präsidenten wurden die Kompetenzen der FEMA erhöht. Dank Oliver North und General Richard Secord wurde die FEMA zur formal mächtigsten Institution der USA: sie kann Gesetze aufheben, ganze Bevölkerungsteile evakuieren, Leute ohne Haftbefehl in Konzentrationslagern internieren oder zu Zwangsarbeit einsetzen, Eigentum, Nahrungs-, Energie- und Transportmittel im In- und Ausland beschlagnahmen, die Finanzsektoren und die Löhne kontrollieren und die Verfassung suspendieren. FEMA kontrolliert die State Defense Forces, eine mit Neonazis durchsetzte Armee, die die National Guard ersetzen soll, wenn diese im Ausland im Einsatz ist. An der Westküste arbeitet die FEMA eng mit der 6. Armee zusammen. General Frank Salzedo, Chef der FEMA Civil Security Division sagte 1983, er sehe die Rolle der FEMA als "new frontier in the protection of individual and governmental leaders from assassination, and of civil and military installations from sabotage and/or attack, as well as prevention of dissident groups from gaining access to U.S. opinion, or a global audience in times of crisis."
Im April 1984 unterzeichnete Reagan mit der Presidential Director Number 54 eine "readiness exercise" (REX 84), bei der nach einem Plan von Oliver North 400'000 Immigranten aus Zentralamerika in 600 Lagern interniert werden sollten. Für den Fall von Krawallen gibt es Pläne für die Verlegung von 21 Mio. Schwarzen. Während dem Golfkrieg 1990 war die FEMA bereit, im Falle eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs des Westens die Kontrolle zu übernehmen (Operation GARDEN PLOT). Nach den Schwarzenkrawallen in Los Angeles nach dem brutalen Mord an Rodney King 1992 machte sich die FEMA zum Eingreifen bereit, sollten andere Städte betroffen werden. Die Operation TROJAN HORSE hatte zum Ziel, mögliche Opponenten gegen Kriegseinsätze oder Regierungsbeschlüsse zu identifizieren. Erst beim Hurricane Andrew fiel dem Kongress auf, dass die FEMA 13 Mal mehr Geld für geheime Operationen ausgibt als für Hilfsmassnahmen. Beispielsweise wurden für $1,3 Mia. Geheimbunker für den Fall von nichtnatürlichen Katastrophen wie Aufständen gebaut. In einem solchen Fall kann die gesamte Macht der FEMA übertragen werden (Operation CABLE SPLICER). FEMA-Chef Joe Allbaugh war in der Regierung von Oklahoma, als das Terrorattentat von 1995 das Federal Building zerstörte. Zudem arbeitete er als Stabschef von Gouverneur George W. Bush in Texas und als Wahlkampfmanager in Bushs Präsidentschaftskampagne.

Das Attentat bringt der Bush-Junta eine Reihe von politischen Vorteilen:
-Das Hochschnellen der Popularitätsrate des Präsidenten(sohnes) auf 90%
-die freie Hand für militärische und geheimdienstliche Operationen durch die vom Kongress bewilligten enormen Ausnahmeregelungen und Finanzmittel
-das Thema der gefälschten Präsidentenwahl ist vom Tisch
-Legitimation der Kriege gegen Afghanistan und den Irak

Zwei Tage vor den Attentaten liegt der Plan zum weltweiten ‚Anti-Terror-Feldzug' auf Bushs Tisch und wird nach den Anschlägen genauso umgesetzt. Rumsfeld gibt am 11.9. um 14.40 Uhr die Anweisung raus: "Beste Infos schnell. Entscheiden, ob sie gut genug sind, Saddam Hussein zu treffen. Nicht nur OBL. Werdet massiv. Fegt alles aus. Ob es damit zu tun hat oder nicht." Auch Bush interessiert sich am nächsten Tag nicht für al-Qaida, sondern nur für mögliche Spuren in den Irak.
Die Kriege gegen Afghanistan und den Irak ermöglichen, geopolitisch wichtige Stützpunkte in Richtung China und Russland zu besetzen, die Kontrolle über den Heroinhandel und die Ölquellen des kaspischen Beckens (geschätzte 200 Mia. Barrel Reserven) und im Irak zu sichern. Dies entspricht den Vorgaben des ‚Projekts für ein neues amerikanisches Jahrhundert', an denen William Kristol, Cheney, Rumsfeld, Wolfowitz, Perle, Armitage und Jeb Bush massgeblich mitgearbeitet haben (auch Elliot Abrams, Gary Bauer, William J. Bennett, Eliot A. Cohen, Midge Decter, Paula Dobriansky, Steve Forbes, Aaron Friedberg, Francis Fukuyama, Frank Gaffney, Fred C. Ikle, Donald Kagan, Zalmay Khalizad, I. Lewis Libby, Norman Podhoretz, Dan Quayle, Peter W. Rodman, Stephen P. Rosen, Henry S. Rowan, Vin Weber und George Weigel. Das Project for the New American Century strebt die militärische, wirtschaftliche, technologische und industrielle Dominanz der USA auf der Welt und im Weltraum an. Da die Absicherung des 'American Empire' sehr teuer ist, muss das amerikanische Volk auf die nach dem Sieg über die Sowjetunion mögliche Friedensdividende verzichten. Die Gruppe meinte in ihrem Report ‚Rebuilding America's Defenses. Strategy, Forces and Resources For a New Century' vom September 2000, dass es "a catastrophic and catalyzing event - like a new Pearl Harbor" brauchen würde, um das amerikanische Volk zu mobilisieren. Das Paper forderte die Absetzung Saddam Husseins, die permanente amerikanische Militärpräsenz in der Region und die bedingungslose Akzeptanz der territorialen Ansprüche der israelischen Likud-Fraktion. Deshalb sollen Syrien und der Iran destabilisiert werden.
Schon David Rockefeller stellte am United Nations Business Council in 1994 fest: "We are on the verge of global transformation. All we need is the right major crisis and the nations will accept the New World Order." Das entspricht der Aussage von Zbigniew Brzezinski, der als Sicherheitsberater Carters zu den Architekten des islamischen Terrors gehört, wonach "…it may find it more difficult to fashion a consensus [in America] on foreign policy issues, except in the circumstances of a truly massive and widely perceived direct external threat." Einige Monate vor dem 11.9. beschrieben J. Michael Waller, Mitglied des Center For Security Policy, und Paul M. Rodriguez im Artikel "Preparing For The Next Pearl Harbor Attack" im Insight Magazine einen Plan für eine Homeland Security Agency, eine Empfehlung der Hart-Rudman Kommission.

Am 8.10.02 veröffentlicht die London Telegraph, dass die IRA in den Besitz von geheimen Aufzeichnungen mehrerer Telefongespräche von Bush und dem englischen Premier Tony Blair gekommen sei. In diesen verrate Bush seine Absicht, den Irak zu erobern, und sein Vorauswissen der Anschläge vom 11. September. Irland-Korrespondenten Thomas Harding schreibt: "Die geheimen Dokumente, die in den Besitz der IRA-Spione gekommen sind, beinhalten Transkripte von Telefongesprächen zwischen Tony Blair und Präsident Bush. Dies wurde gestern von Sicherheitsquellen bestätigt. [...] Die Mitteilung, dass IRA-Mitglieder Zugang zu geheimen Informationen bekommen haben, wird in den USA wahrscheinlich Stürme von Entrüstung auslösen. David Trimble, der nordirische Premierminister und Vorsitzende der 'Ulster Unionists' kommentierte, diese republikanische Spionage sei '10 Mal schlimmer als Watergate'." Bush sagte laut den Skripts zu Blair, er habe Schwierigkeiten, den Irak-Krieg zu beginnen, weil die geheimen Nachforschungen alle ergeben hätten, dass vom Irak keine militärische Bedrohung ausgehe. In diesem Zusammenhang diskutierten Bush und Blair auch die Öl-Frage. Bush betonte, dass die saudischen Ölvorräte viel geringer seien als die irakischen. Der Irak sei jetzt für das Bush-Imperium sehr wichtig geworden, da die Bush-Firma Pennzoil einen $11-Mia.-Gerichtsfall gegen die Firma Texaco gewonnen habe. Dadurch könne nun Pennzoil das vormalige Texaco-Territorium im Irak übernehmen. Zudem befürchtete Bush, Saddam Hussein könnte als Zeuge gegen seinen Vater aussagen im Zusammenhang mit dem Giftgaseinsatz im Golfkrieg. Bestandteile des US-Giftgases stammten von der Firma American La Farge, zu dessen Haupteigentümern Vater Bush gehörte. Direktorin dieser Firma war damals Hillary Rodham Clinton. Zudem sprachen Bush und Blair auch über die Gefahr, dass sie vom Mossad erpresst werden könnten, da ihnen ein Vorwissen über die Anschläge nachgewiesen werden könnte. Tatsächlich trat Blair nur wenige Stunden nach dem WTC-Crash als erster westlicher Politiker vor die Kameras und machte Kriegspropaganda: "Der Terrorismus ist das neue Übel der Welt." Die westlichen Demokratien müssten nun zusammenstehen und "das Böse dieser Welt komplett auslöschen."

In der Rassismus-Konferenz von Südafrika im Sommer 2001 wurden die USA und Israel des Rassismus beschuldigt. Im Durban-Abschlussprotokoll wurde festgehalten: "Sklavenhandel ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit." Dies war Rückendeckung für die Forderungen, dass die USA vielen Ländern der Dritten Welt Reparationszahlungen für die Jahrhunderte lange Sklaverei leisten müssen. Die USA und Israel verliessen die Konferenz aus "Protest" gegen diese angeblich antisemitischen Tendenzen. Der ‚islamische' Anschlag bringt die USA in die Opferrolle, und niemand spricht mehr von den Entschädigungsforderungen.

Verblüffenderweise wird der angebliche Attentatsversuch auf Präsident George W. Bush am Morgen des 11.9. nicht bekannt, denn die sensationelle Meldung erscheint nur in der Lokalpresse: Nachdem die Bewacher des Präsidenten noch in der Nacht eine Attentatsdrohung erhalten haben, versuchte eine Gruppe von vier "Männern nahöstlicher Herkunft" im Morgengrauen, sich Zutritt zum Hotel Colony Beach & Tennis Resort zu verschaffen. Sie erschienen in einem Kleinbus am Einfahrtstor und erklärten, sie hätten mit dem Präsidenten einen Pressetermin am Pool nach dessen Jogging-Tour. Diese Finte erinnert stark an die Ermordung von Ahmed Schah Massud zwei Tage zuvor, die Osama Bin Laden zugeschrieben wird. Da der Termin nicht bestätigt werden konnte, wurden sie von Beamten des Secret Service weg gewiesen. Der Secret Service verhaftet am Nachmittag vier Sudanesen in Sarasota und befragt sie während 10 Stunden. Zwei der Zeugen verlassen nach dem Vorfall die Stadt. Die Terrorpiloten Atta und al-Shehhi sollen am 7.9. im benachbarten Holiday Inn auf Longboat Key gewesen sein, als die Nachricht verbreitet wurde, Bush übernachte in Sarasota, um am 11.9. eine Schule zu besuchen.

Am Morgen des 11.9. reicht der Sohn des chilenischen Oberbefehlshabers René Schneider, der in einem von Henry Kissinger geleiteten CIA-Attentat am 22.10.70 umgebracht wurde, Klage gegen Kissinger wegen Kriegsverbrechen ein, aber die Meldung wird überschattet durch die Ereignisse dieses Tages.

Um 9 Uhr beginnt im Ritz-Carlton in New York die Aktionärsversammlung von Carlyle, an der der Bruder von Osama, Shafig Bin Laden, dabei ist. 1998 traf sich George Bush sen. bei seinem Besuch in Saudi-Arabien im Auftrag der Carlyle mit Vertretern der Bin Laden-Familie. George Bush, Fred Malek (Nixons Listenschreiber über jüdische Mitarbeiter und Bushs Kampagnenleiter), der saudische Botschafter Prinz Bandar, George Soros und die Bin Laden-Familie gehören zu den Investoren von Carlyle, die bedeutende Aktienpakete der amerikanischen Rüstungs- und Energieindustrie kontrolliert, welche nach dem Attentat florieren. Im Verwaltungsrat sitzen u.a. John Sununu, seinerzeit Berater von George Bush, der ehemalige Aussenminister James Baker und Richard Dinerman. Bush sen. kassiert für seine PR-Auftritte bis zu $100'000 von Carlyle, die 1988 gegründet wurde und heute mit $16 Mia. Kapitalvolumen einer der grössten Vermögensverwalter ist. Carlyle hält Beteiligungen an über 160 Firmen mit 70'000 Mitarbeitern und vereint 450 Banken und Rentenfonds. CEO ist der ehemalige Finanzchef der Weltbank, Afsaneh Beschloss. Chef von Carlyle Europe ist John Major, konservativer Premier in England anfangs der 90er Jahre. Unter Verwaltungspräsident Frank Carlucci, Studienfreund von Donald Rumsfeld, stellvertretender CIA-Direktor von 1978-81 und Verteidigungsminister unter Reagan, stieg die Rendite auf 34%. Zwei Drittel der Investitionen bilden Rüstungs- und Telekomfirmen wie etwa die United Defense Industries in Virginia, die Carlyle 1997 kaufte. Im September 2001 unterzeichnet die Firma einen Vertrag mit dem Pentagon über $12 Mia. zur Entwicklung des Crusader-Programms, obwohl das Artilleriesystem drei Jahre zuvor als unbrauchbar abgelehnt worden war. Die UDI produziert auch die Bradley-Panzer, die an der Grenze zum Irak stehen, und Raketen, mit denen die Kriegsschiffe im Persischen Golf ausgerüstet sind. Die Saudis greifen auf Carlyle zurück, um das Telefonsystem zu privatisieren. Carlucci und James Baker flogen mehrmals zum Hauptquartier der Bin Ladens in Djeddah. Die Bin Laden Group setzt mit 40'000 Mitarbeitern $5 Mia. um, und geschäftet mit General Electric, Motorola, Tellabs, Picture Corps oder Iridium. Carlucci investierte zusammen mit Bin Laden in die kanadische Nortel Networks Company. Seine Frau Marsha war bei einer Wirtschaftsprüfungsfirma beauftragt, die Finanzierungen der CIA über Carlyle zu vertuschen. Carlyle ist eine eigentliche Mafia, ein geheim operierendes finanzielles Netzwerk der amerikanischen und saudischen Machtzentren.

George Bush benutzte, wenn er die Bin Ladens in Djeddah wie letztmals im Januar 2000 besuchte, die Privatmaschine der Bin Laden-Familie. Den grössten Militärauftrag, den die US-Army mit $200 Mia. je im Ausland vergab, erteilte Bush sen. im Zuge des Golfkriegs für die Errichtung und Ausstattung der US-Militärbasen in Saudi-Arabien. Die Bin Laden-Gruppe, die auch den Flughafen von Houston besitzt, führte einen Teil dieses Grossauftrags aus. Bush sen. selbst ist Verwaltungsrat der Carlyle-Tochtergesellschaft Caterair, die eng mit der Skandalbank BCCI verhängt war. Die Bank of Credit and Commerce International war mit den amerikanischen und pakistanischen Geheimdiensten eng verflochten und zählte den palästinensischen Terroristen Abu Nidal, die afghanischen Rebellen und Osama Bin Ladens Vater zu ihren Kunden. Multimilliardär Chalid Salim Bin Mahfouz, dem 20% der BCCI gehörte, leitet die grösste saudische Bank, die National Commercial Bank of Saudi Arabia, und ist Präsident der Saudi-Sudan Bank in Khartum. Er pflegt enge Beziehungen zum saudischen Hof und ist Geschäftspartner der Familie Bin Laden in Banken-, Kommunikations-, und Ölgeschäften und beim US-Pharmakonzern Hybridon. Nachdem George Bush 1976 CIA-Direktor wurde, kamen Mahfouz und Salem Bin Laden nach Houston und investierten in amerikanische Firmen wie der Arbusto ($50'000) von George W. Bush. Gleichzeitig begann Osama Bin Laden für die CIA zu arbeiten. Die Familien von Mahfouz und Bin Laden sind Geschäftspartner des saudischen Financiers und BCCI-Frontmannes Gaith Pharaon, der Mitte der 80er Jahre in den geplatzten Verkaufsversuch von Atomwaffen nach Libyen verwickelt war. Mahfouz und Pharaon waren beide über ihren Partner Abdullah Taha Bakhsh mit der Öl-Firma Harken verhängt, die als Front für Schmiergelder an Bush diente und heute vor allem in Kolumbien tätig ist. Bushs Militärfreund James R. Bath arbeitete als Finanzmanager für Salem Bin Laden, der 1977 $50'000 in George W. Bushs Ölfirma Arbusto investierte, um sie vor dem Ruin zu retten. Der älteste Bruder von Osama Bin Laden war aber auch Waffenhändler und starb 1988 in Texas bei einem Flugzeugabsturz. Zwei Jahre zuvor war bereits ein Attentatsversuch gescheitert. Ebenfalls 1988 starb auch der Iran-Contra-Zeuge und israelische Antiterror-Koordinator Amiram Nir in einem Flugzeugabsturz über Mexiko. Er hätte ebenfalls gegen Bushs Rolle im Skandal aussagen können.

Seit dem zweiten Weltkrieg kauften die Saudis amerikanische Waffen für rund $100 Mia. und zahlten grosse Summen an die amerikanischen Wahlen. Bei den Einkäufen erhielten die Saudis in der Regel eine Provision von 5%, die unter den 8000 Prinzen verteilt wurde. Zudem verpflichteten die Amerikaner die Saudis, einen Teil der Petrodollars auch in Form von Anleihen wieder in den USA zu investieren. Und sie zahlen zwischen $80 - 100 Mio. pro Jahr für den Unterhalt der in Saudi-Arabien stationierten US-Soldaten. Im August 2001 kam es zwischen dem saudischen Kronprinz Adbullah und Bush zu einer Krise wegen der vorbehaltlosen Unterstützung von Scharons Politik. Der saudische Botschafter und Bush-Freund Prinz Bandar erhielt am 25.8. den Befehl aus Ryad, die diplomatischen Kontakte abzubrechen, worauf die Bush-Regierung Zugeständnisse wegen den Palästinensern macht.
Prinz Bandar bin Sultan bin Abdul Aziz ist die Schnittstelle der saudisch-amerikanischen Kooperation, die sich von der Unterstützung der Mudjahedin in Afghanistan und der Contras in Nicaragua bis zu den saudischen Drogenkurieren um Atta in den USA erstreckt. Bandar ist bekannt für sein Luxusleben: er liebt Cognac und dicke Zigarren, gibt rauschende Parties, besitzt einen eigenen Airbus und eine Villa mit 6000 Quadratmetern Wohnfläche. Am 13.9. rauchen Bandar und Bush Zigarren auf dem Balkon des Weissen Hauses, nachdem Bandar die Ausreise der saudischen Elite aus den USA mit Privatjets organisiert hat, obwohl alle Flüge in den USA seit 48 Stunden verboten sind. 24 Mitglieder der Bin Laden-Familie (darunter Osamas Schwester) und weitere 118 vorwiegend aus Saudi-Arabien stammende Passagiere können unbehelligt ausreisen (darunter al-Qaida Militärchef Abu Zubaidah und Abdullah Bin Laden, dessen World Assembly of Muslim Youth seit 1996 auf der Liste der Terrorverdächtigen steht, aber vom FBI nicht untersucht werden durfte). Ende Oktober 2001 werden die Geschäftsbeziehungen der Bin Laden-Familie und Carlyle angeblich aufgelöst. Bush und Adbullah bereinigen vordergründig die Differenzen am 25.4.02. Aber bereits am 26.8.02 sabotiert Richard Perle eine Verständigung mit einer der Presse zugespielten Äusserung von Laurent Muraweic aus dem Rand-Institute, wonach Saudi-Arabien der Hort des Terrorismus sei. Im Mai 2007 gerät Bandar, der nun den saudischen Sicherheitsrat und damit die ‚Terrorabwehr' leitet, in die Presse, weil bekannt wird, dass ihm der britische Rüstungskonzern BAE mit Billigung des britischen Verteidigungsministeriums über die Bank Riggs rund £1 Mia. Schmiergelder gezahlt hatte.

Robert Mueller, der von George W. Bush eine Woche vor dem 11.9.01 zum FBI-Direktor ernannt wurde, hatte zum Team gehört, das die fragwürdige Untersuchung des Justizdepartements über die BCCI durchführte. Zusammen mit Staatsanwalt Robert Morgenthau und Michael Cherkasky war Mueller an der Abwälzung der Schuld des damaligen Vizepräsidenten Bush auf Clark Clifford und Robert Altman beteiligt.
Über geheime Konten bei der BCCI finanzierte die CIA in den 80er Jahren ihre verdeckten Operationen in Nicaragua, Angola, Iran und Afghanistan. Nach dem Zusammenbruch der BCCI, die in über 70 Ländern weltweit Geldwäsche für Drogen-, Waffen- und Terrordeals betrieb, akzeptierte Mahfouz eine Busse über $225 Mio. Über das BCCI-Netzwerk wurde der islamistische Djihad, die "Iran-Contra"-Kokain- und Waffendeals sowie die Ölgeschäfte Bushs abgewickelt. Davon profitiert haben Republikaner und Demokraten. So hatte etwa der Gründer der BCCI, Hassan Agha Abedi, enge Kontakte zu William Casey und befreundete sich mit Jimmy Carter.

Die Familie von Mahfouz sitzt in der Muwafaq-Stiftung, die laut dem Wall Street Journal zusammen mit dem saudischen Financier Yassin al-Qadi (Yassim Kadi) die al-Qaida finanziert. Die beiden FBI-Ermittler Robert Wright und John Vincent untersuchten die Finanzierung der Botschaftsanschläge in Afrika 1998 durch al-Qadi und wurden von ihrem Vorgesetzten gestoppt mit der Begründung, man solle keine schlafenden Hunde wecken. Al-Qadis US-Konten werden im Oktober 2001 eingefroren, ohne dass die Geschäfte seiner p-tech eingeschränkt werden, denn die Softwarefirma arbeitet für das FBI, die Air Force, die zivile Flugaufsicht FAA und die NASA. Als Indira Singh, die für J.P.Morgan Chase eine Software zur Spurensuche von Geldwäsche entwickelte und auf diese Connections stiess, erstattete sie ihrem Boss Meldung. Der leitete sie weiter an den General Auditor des Bankhauses, der ihr empfahl, "ihre Zeit bei J.P.Morgan zu geniessen und den Mund zu halten." Daraufhin informierte sie das Bostoner FBI, das dann nach einem halben Jahr verkündete, dass das Unternehmen p-tech keinerlei Zugang zu sicherheitsrelevanten Daten seiner Klienten habe. Sie verstand die Welt nicht mehr, bis einer der FBI-Leute ihr privat gestand: "Saudis haben einen Freipass für 9/11." Yassin al-Qadi liess die Twin Towers von Tirana bauen, ist wegen Geldwäsche angeklagt und offensichtlich in das albanische Terror- und Drogenbusiness (das ‚Balkan-Medellin') verstrickt, das jährlich $400 Mia. umsetzt. Al-Qadi rühmt sich herzlicher Beziehungen zu Vizepräsident Dick Cheney. Mahfouz und al-Qadi mit ihrer p-tech sind offenbar die Nachfolger des Drogen-Waffen-Geldwaschnetzes BCCI. Ende 2007 geben die Schweizer Behörden die Ermittlungen gegen al-Qadi wegen Terrorfinanzierung nach sechs Jahren erfolglos auf.

Am 23.7.01 hatte der 70-jährige Immobilienspekulant Larry Silverstein dank seinem australisch-israelischen Partner Frank Lowy die Twin Towers mit einem 99-Jahres-Pachtvertrag für $14 Mio. erworben. Dabei waren die Türme aufgrund des enormen Unterhaltsbedarfs defizitär, und die notwendige Renovation der Asbestverkleidungen hätte Milliarden gekostet. Nicht nur das Asbest, sondern auch Dioxine und Quecksilber wurden bei der Zerstörung freigesetzt und verursachen Krebs. Trotz der Vergiftung New Yorks erklärt die Gesundheitsbehörde am 14.9. auf Befehl der Regierung, Manhattan sei sicher. Lowy ist ein Freund von Lewis Eisenberg, des Vorsitzenden der Hafenbehörde von New York, jener staatlichen Institution, der das WTC vor dem Deal gehörte (ursprünglich war das WTO ein Projekt von David Rockefeller). Silverstein schloss Versicherungspolicen über $3,2 Mia. ab, wobei der Versicherungsschutz erstmals auch Terroranschläge abdeckte. Im September 2002 erinnert sich Silverstein, dass die Feuerwehr ihn informiert habe, dass es im WTC 7 brenne. Daraufhin habe er gesagt: "Vielleicht ist es am besten, wenn wir es sprengen ("to pull it"). Und so haben sie entschieden, es zu sprengen, und wir schauten zu, wie das Gebäude runterkam." Später behauptete er, er habe mit "to pull it" gemeint, dass man "die Feuerwehrleute evakuieren" müsse. Silverstein, der sich vertraglich das Recht gesichert hatte, im Falle einer Zerstörung des WTC das Gelände wieder bebauen zu dürfen, will so schnell wie möglich vier oder fünf neue Türme mit 50 bis 60 Etagen und einer Bürofläche von 200'000 m2 hinstellen. Silverstein verlangte $7 Mia. Entschädigung von den Versicherungen, da es sich um zwei Anschläge gehandelt habe, und erhält $8 Mia. Das Gebäude Nr. 7 gehört Silverstein schon seit 1987, was auf seine Geheimdienstbeziehungen hinweist. Es wird bis Anfang 2008 für $700 Mio. als erstes wieder aufgebaut, und wieder ist es gesichert wie ein Bunker. Im August 2010 genehmigt die Hafenbehörde $1,6 Mia. an öffentlichen Fördergeldern für Silverstein, um wieder zwei Türme (mit 64 und 71 Stockerken) zu bauen, wobei ihm weitere $600 Mio. in Aussicht gestellt werden, wenn sich weitere Investoren mir $300 Mio. beteiligen.

Die angeblichen Attentäter top

Noch am 11.9. berichtet die Generalbundesanwaltschaft in Washington, dreimal 5 und einmal 4 muslimische Entführer seien identifiziert worden. Die Namen der 19 mutmasslichen Kamikazeflieger, von denen 15 aus Saudi-Arabien stammen sollen, befinden sich nicht auf den ersten veröffentlichten Passagierlisten, die CNN noch am Tag der Anschläge im Internet veröffentlicht, sondern werden erst nachträglich draufgesetzt. In nur 48 Stunden veröffentlichen die Medien die Liste der Attentäter mit Passbildern. Aber es stellt sich heraus, dass zehn der 19 Attentäter noch am Leben sind. Einige melden sich bei den Behörden und protestieren gegen ihre Namensverwendung. Die saudischen Behörden beschweren sich, dass die US-Behörden keine Unterlagen zur Überprüfung der Personalien liefern.

AA 11: Einschlag 8.45 WTC Nordturm

" Abdulaziz al-Omari, 1979, Saudi, studierte 1993-2000 in Denver und verlor 1995 seinen Pass, lebt in Riad und arbeitet bei der saudischen Telefongesellschaft, protestiert gegen die Verwendung seines Namens und Bildes: das Foto stimmt, im Gegensatz zum Geburtsdatum (24.12.72). Seine Name wurde zuerst als Abdulrahman al-Omari angegeben. Dieser lebt als Pilot der Saudi Air in Jidda;
" Mohamed Atta, 1968, Ägypter, telefoniert am 14.9. zu letzten Mal mit seinem Vater;
" Satam al-Suqami, 1976, VAE oder Saudi;
" Walid M. al-Shehri, 1978, Saudi, hatte Flugunterricht in Dayton Beach, ist zum Zeitpunkt des Attentats zur Weiterbildung in Marokko als Pilot der Saudi Air, lebt in Casablanca;
" Wail al-Shehri, 1973, Saudi, Pilot, vom saudischen Botschafter als lebend bestätigt;
UA 175: Einschlag 9.03 WTC Südturm

" Marwan al-Shehhi, 1978, VAE;
" Fayez Ahmed, 1977, Saudi;
" Ahmed al-Ghamdi, 1979,Saudi, arbeitet immer noch bei der Saudi Air;
" Hamza al-Ghamdi, 1980, Saudi;
" Mohald al-Sheheri, 1979, Saudi, protestiert gegen die Verwendung seines Namens;
AA 77:

" Hani Hanjour, 1972, Saudi;
" Khalid al-Mihdhar, 1975, Saudi, lebt laut arabischen Zeitungen in Mekka, stand seit Jahren auf der US-Terrorist Watch List;
" Majed Moqed, 1977, Saudi;
" Nawaf al-Hamsin, 1981, Saudi;
" Salem al-Hazmi, 1976, Saudi, in Janbo, protestiert gegen die Verwendung seines Namens, war noch nie in den USA;
UA 93:

" Ziad Jarrahi, 1975, Libanon;
" Said al-Ghamdi, 1979, Saudi, lebt als Pilot in Tunesien, protestiert gegen die Verwendung seines Namens;
" Ahmed al-Haznawi, 1980, Saudi, al-Jazeera sendet eine Aufnahme, das ihn vor einem Bild des brennenden WTC zeigt;
" Ahmed al-Nami, 1977, Saudi, Verwaltungsangestellter bei Saudi Air in Riad;
Die beste Erklärung für den Widerspruch der lebenden Selbstmordattentäter gibt Verteidigungsminister Donald Rumsfeld: "Kann sein, dass die der Welt immer noch vorspielen wollen, dass sie leben, und das, obwohl das nicht der Fall ist." Am Leben ist auch der Flugzeugentführer Adnan Bukhari, der aber bereits am 14.9.01 von der Liste der Attentäter gestrichen wird. Er hatte eine Pilotenschule in Vero Beach, Florida, und 1991 und 1998 die FAA-Akademie in Oklahoma besucht, wie der FAA-Angestellte James P. Hopkins herausfand. Als der ehemalige DIA-Agent dies entgegen den Anweisungen seines Chefs dem FBI meldet, wird er am selben Tag fristlos entlassen, obwohl Bukhari bereits vom FBI vernommen wird. Bukharis Bruder Ameer, der ebenfalls als Attentäter identifiziert worden war, ist am 20.9.00 bei einem Absturz mit einer Kleinmaschine in Florida ums Leben gekommen. Die anderen lebenden Toten bleiben jedoch auf der Liste.

Schnell wird bekannt, dass die ‚Entführer' an amerikanischen Flugschulen fliegen gelernt hätten. Allerdings sagen die Fluglehrer aus, dass die meisten Terrorpiloten technisch und sprachlich inkompetent fürs Fliegen waren. Experten gehen davon aus, dass nur hochtrainierte Jetpiloten die Manöver von UA 175 und AA 77 fliegen können. Die Presse verkündet, der mutmassliche 20. Attentäter Zacarias Moussaoui sei aufgrund von Hinweisen einer Flugschule verhaftet worden, weil er zwar fliegen, aber das Landen nicht lernen wollte. Der Verkehrsminister Norman Mineta muss diese Desinformation bei den Senatshearing zurücknehmen. Moussaoui wird zum Schlüssel der Beweisführung, dass die arabischen Terroristen zu al-Qaida gehören sollen. Obwohl Moussaoui im Prozess eine Kehrtwendung vollzieht und nun behauptet, er sei als Attentäter mithilfe eines fünften Flugzeuges bereitgestanden, wird er im Frühling 2006 nicht zum Tod, sondern nur zu lebenslänglich verurteilt. Der im März 2003 in Pakistan verhaftete angebliche Chefplaner Khalid Sheikh Mohammed soll ausgesagt haben, dass Moussaoui von der Flugzeugentführung nichts gewusst habe. Im September 2002 wurde nämlich Ramzi Bin al-Shibh verhaftet und als geplanter 20. Attentäter dargestellt, weil er viermal vergeblich ein Visum für die USA beantragte und bereits an einer Flugschule angemeldet war.

Fünf der verdächtigen 9/11-Hijacker hatten als Wohnorte auf ihren Visa-Anträgen US-Militäreinrichtungen angegeben, was das Pentagon nach anfänglichem Leugnen zugeben muss: Die drei al-Ghamdi und Achmed al-Nami haben auf der Pensacola Naval Air Station, Florida, an Programmen für ausländische Offiziere teilgenommen und wohnen dort, wie auch Ambarak S. al-Ghamdi. Dieser kommt am 8.5.02 bei einem Testflug in einem T-39 Sabreliner, der mit einem zweiten Flugzeug 40 Meilen südlich von Pensacola Beach kollidiert, ums Leben. In der Maschine, die keine Notrufsignale sendet, befinden sich zwei Raytheon-Mitarbeiter. Said al-Ghamdi ist zudem Absolvent des Defensive Language Institute am Luftwaffenstützpunkt Lackland in San Antonio. Abdulaziz al-Omari war an der Aerospace Medical School am Luftwaffenstützpunkt Brooks, ebenfalls in San Antonio. Mohamed Atta hat an der International Officer's School an der Maxwell Air Force Base in Montgomery, Alabama, studiert, wo er am Offiziersball teilnahm. Am Tag nach den Anschlägen verschwinden die vielen saudischen Studenten aus Montgomery.
Said al-Ghamdi und Marwan al-Shehhi mieteten eine Wohnung bei Gloria Irish, der Frau des Sun-Herausgebers Michael Irish. Das erste Opfer der Anthrax-Briefe ist Bob Stevens, der Foto-Redaktor bei Sun. St. Petersburg Times schreibt am 15.10.01: "Mike Irish, who, records show, is a licensed airplane pilot, several years ago was a member of the Civil Air Patrol based at a small-plane airport in Lantana, just north of Delray Beach, an official there told the Washington Post. One of the hijackers, Atta, reportedly rented a plane at that airport to practice flying for three days in August. Stevens, the Sun photo editor who died of anthrax Oct. 5, also lives in Lantana. But there is no indication whether Irish or Stevens ever crossed paths with Atta." Da die Civil Air Patrol mit der CIA verlinkt ist, ist dies wahrscheinlich.

Schon bald gilt der 33jährige Ägypter Mohamed Atta als Anführer der Selbstmordgruppe. Von einem damals 33jährigen Mohammed oder Mahmoud Atta wird angenommen, dass er 1986 einen Bombenanschlag auf einen Bus in Israel verübte, bei dem der Fahrer ums Leben kam. Auch wenn das Alter die Identität ausschliesst, muss er auf den Fahndungslisten von CIA und FBI stehen und hätte verhaftet werden müssen, als er am 26.4.01 bei einer Strassenkontrolle ohne Fahrausweis erwischt wurde. Atta studierte von 1992 bis 1999 an der TU Hamburg Harburg Städtebau, wobei er während mindestens vier Jahren Stipendien vom deutsch-amerikanischen Förderprogramm (über die Carl-Diusberg-Gesellschaft) bekam. Die CIA hatte Attas Kollegen Mamoun Darkazanli, Haydar Zammar, Mahmud Salim, Mounir al-Motassadeq und Ramzi Bin al-Shibh monatelang in Deutschland überwacht und verhört, ohne die deutschen Dienststellen zu informieren. Darkazanli wollte die CIA 1999 anwerben. Bin al-Shibh setzt sich nach dem 11.9. nach Pakistan ab, wo er festgenommen wird. Aber die USA lehnen eine Vernehmung von Bin al-Shibh ab und weigern sich wegen ‚nationaler Sicherheitsinteressen', den angeblichen Chefplaner im Prozess gegen Mounir al-Motassadeq in Hamburg aussagen zu lassen, weshalb dieser freigesprochen werden muss. Offenbar waren also zumindest einige dieser ‚al-Qaida-Terroristen' CIA-Agenten, die vermutlich vom Syrier Mohammed Haydar Zammar geleitet wurden. Aber der deutsche Generalbundesanwalt Kay Nehm spielt das al-Qaida-Game der Amerikaner mit. Im Januar 2007 wird al-Motassadeq wegen Beihilfe zum Mord in 246 Fällen und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zur Höchststrafe von 15 Jahren Gefängnis verurteilt.
Atta kam laut FBI am 3.6.00 in die USA und meldete sich Anfang Juli zusammen mit Marwan al-Shehhi bei der Airman Flight School in Oklahoma, wo schon Bin Ladens persönlicher Pilot Ihab Ali in den frühen 90er Jahren und später Zaccarias Moussaoui drei Monate lang trainierte. Die beiden absolvierten dann aber bis Weihnachten eine Flugausbildung bei Huffman Aviation in Venice. Zuerst lebten sie eine Woche beim Mitarbeiter Charlie Voss, danach mieteten sie von Juli bis Dezember ein Häuschen im nahegelegenen Nokomis. Das FBI unterschlägt in seinem Bericht, dass Atta mit seinen Kollegen zwischendurch in Sarasota an der Jones Aviation trainierte und danach in North Port zwei Monate lang in einer Villa lebte, die $2100 pro Woche kostete. Dort nahm er erneut Flugunterricht bei Professional Aviation am Flughafen von Charlotte County. Besitzer ist David Byers, der Ende Februar plötzlich Konkurs ging, wobei die meist tunesischen Flugschüler ihre im Voraus bezahlten Kursgebühren, insgesamt $170'000, verloren.
Nach dem 11.9. beschlagnahmt das FBI die Unterlagen von Professional Aviation und verhaftet drei der Tunesier. In den 80er Jahren operierten in Charlotte County die Hondu Carib Airline des Drogenschmugglers Frank Moss und des CIA-Piloten Barry Seal, der auch den Flughafen in Venice für seine Drogentransporte benützte. Der Polizei von Charlotte County wurden von 1996-99 23 Helikopter geklaut, ohne dass die mutmasslichen Täter Jamie Hill und Dietrich Reinhardt hätten belangt werden können. Reinhardt hatte mit Seal beim Kokainschmuggel in Mena zu tun und seine CIA-Tarngesellschaft Caribe Air hat einen Wartungsvertrag mit Dekkers Huffmann Aviation. Reinhardts St.Lucia Airways, ebenfalls eine CIA-Front, lieferte 1985 und 1986 Hawk- und TOW-Raketen in den Iran und Waffen an die UNITA-Rebellen in Zaire. Bei der Firma Eastern Avionics von Jim Kantor in Charlotte County bestellte Atta ein Headset und gab deshalb seine e-Mail-Adresse an. Kantor berichtet von Attas fundamentalistischen e-mails, die er verschickte. Seine Mail-Adressen umfassen aber auch Leute, die für Rüstungsfirmen wie die Virtual Prototypes arbeiten.
Der angeblich streng religiöse Atta kam danach zum dritten Mal zu Huffmann Aviation zurück bis Anfang September 2001. Für zwei Monate lebte er in den "Sandpiper"-Appartements gegenüber dem Flugplatz von Venice zusammen mit seiner Freundin Amanda Keller, die als Dessous-Modell, Call-Girl und Gelegenheits-Stripperin in einem nahegelegenen Club jobbte. Atta war ein Partylöwe und Transvestiten-Bars so wenig abgeneigt wie Alkohol, schob den Stripperinnen $20-Noten unter den Tanga, hörte "Beasty Boys" und konsumierte regelmässig Marihuana und Kokain. Bei einer dreitätigen Zech- und Kokstour mit Amanda nach Key West, wo er sich sehr gut auskannte, handelte er mit Kokain. Sein Lieblingsauto war der Pontiac Grand Am, den er regelmässig mietete. Er legte grossen Wert auf perfekte Kleidung, trug viel Schmuck und immer ein dickes Bündel Bargeld auf sich. Mohamed bezahlte ihre Kleider und die Kaution, nachdem Amanda ihren Exfreund wegen Belästigung angezeigt hatte und daraufhin wegen ungedeckter Schecks selbst verhaftet worden war. Atta schlug seine Freundin, weshalb diese ihn nach dem dritten Mal rauswarf. Amandas Kätzchen wurde daraufhin zerstückelt, wobei es nicht sicher ist, ob er oder ein Doppelgänger dies getan hat.
Atta hatte mehrere europäische Freunde, die alle Piloten waren: Wolfgang Böhringer, der im Frühjahr 2002 in Naples eine Flugschule ohne Bewilligung eröffnet. Stephan Verhaaren sass in Deutschland acht Monate im Gefängnis und kam auf Bewährung frei. Er kauft sich in Böhringers Flugschule ein. Boehringer will 2006 auf Fanning Island, einer Insel im Südpazifik ohne Telefon und Flughafen, eine "Flugschule" eröffnen. Nachdem er sich bei den Einheimischen gebrüstet hat, mit Mohamed Atta bekannt gewesen zu sein, sieben Reisepässe und eine grosse Kiste voller Bargeld zu besitzen, informieren diese das FBI. Boehringer verlässt die Insel mit seiner Yacht fluchtartig und wird zwei Wochen später gestellt und wieder freigelassen, nachdem er bekundet haben soll, für die CIA zu arbeiten. Der Schweizer François Nicolai ist Cheffluglehrer bei Huffman, obwohl ihm die Papiere fehlen. Weitere Freunde sind Timothy Hupfeld und seine Schwester Sabrina, und vermutlich der Immobilienmakler Jürgen Kurgus. Atta spricht fliessend Deutsch, Hebräisch, Arabisch, Englisch und Französisch und hat bereits Pilotenscheine aus sechs Ländern. Da er von verschiedenen Personen ganz unterschiedlich eingeschätzt wird (als gläubiger Muslim und als Saufbruder, als Frauenhasser wie auch als Transvestiten- und Stripbarbesucher, als zurückhaltend ebenso wie als impertinent) und da er gleichzeitig an verschiedenen Orten gewesen sein soll (am selben Tag auf Longboat Key und in Fort Lauderdale, am 7.9.01 im Shukkums Restaurant in Hollywood, Florida, und in Baltimore, am 9.9. in Pompano Beach, Florida, und in Boston), ist anzunehmen, dass ein Doppelgänger eine fundamentalistische und gewalttätige Spur aufbaute. Dafür sprechen auch die Identifikationsschwierigkeiten von Vonnie und Tony LaConca, die Vermieter in North Port. Laut dem Vater lehnte Atta den Bombenanschlag Bin Ladens auf die ägyptische Botschaft in Pakistan ab. Dass er und al-Shehhi das Mietauto zurückbrachten und bezahlten, deutet nicht auf ein geplantes Selbstmordattentat hin.

Huffman Aviation, wo Atta trainierte und am 21.12.00 eine Lizenz für das Steuern mehrmotoriger Maschinen erhielt, war keine normale Flugschule. Atta und sein Gehilfe al-Shehhi zahlten mit je $28'000 viel mehr als an anderen Schulen. Die Flugschule gehörte nicht wie angegeben dem Holländer Rudi Dekkers, der sich bei seinen unzähligen Fernsehauftritten in vielen Details über seine Begegnung mit Atta & Co. ständig widerspricht - von Beschreibungen ihrer alltäglichen Kleidung über Auskünfte ihrer Herkunft bis hin zur Beurteilung ihrer Flugfähigkeiten. Diese Differenzen kommen daher, dass FBI-Agenten ihm sagen, was er der Presse erzählen soll. Dekkers betreibt in Naples eine zweite Flugfirma, die Charterfluggesellschaft Ambassador Airways, für die er ebenfalls keine Geschäftsberichte schreibt. Die Sekretärin Summer Jeffries wird später wegen Heroinhandels angeklagt. In den Tagen vor den Anschlägen verlassen vier Flugschüler fluchtartig Naples: die Familie von Mohammed al-Masti, dessen Sohn Flugunterricht bei Ambassador Airways nahm, Kamran Houssain, Ahmad Badri und Marwan Mohammed Shemisa. Shemisa, dessen Vater in Rom für die Vereinten Nationen arbeitet, geht nach Boston, von wo aus die Attentatsflugzeuge auf das WTC starten. Das FBI gibt Dekkers die beschlagnahmten Akten von Ambassador Airways, die pro Monat $40'000 Verluste schreibt, nicht zurück. Dekkers hat verschiedentlich Vorschriften der FAA verletzt, indem er beispielsweise Flugstundenzähler manipulieren liess, ohne dass diese einschreitet. Er ist in den Niederlanden wegen Drogen-, Schmuggel- und Betrugsgeschäften mehrfach vorbestraft und steht wegen sexueller Belästigung und Betrug unter Anklage. Manchmal war er so blank, das er das Flugbenzin nicht bezahlen kann, in seltenen Fällen konnte er jedoch $2 Mio. bar auf den Tisch legen. In den Wochen vor den Anschlägen verbesserte sich seine finanzielle Situation merklich. Dekkers arbeitet mit Arne Kruithof, ebenfalls Holländer und Besitzer des Florida Flight Training Center in Venice, und Pascal Schreier zusammen, der in Hamburg Flugschüler rekrutierte - wo Mohammed Atta und andere der Attentäter gelebt hatten. Bei Kruithof trainierten Zaccarias Moussaoui, Ramzi Bin al-Shibh und Ziad Jarrahi. Kruithof betrieb mit dem in München lebenden Schreier die Aviation Aspirations, die ein Mentorenprogramm anbot. Schreier betrieb ausserdem die Firma Florida Sunrise Aviation, bei der Rudi Dekkers angestellt war. Schreiers Ehefrau Sandra K. Hamouda übernahm die Flugschule Professional Aviation in Punta Gorda, die im Februar 2001 unter Byers Pleite ging. Osamas in Genf lebender Halbbruder Yeslam Bin Laden besitzt die Avcon Air Charter und schickte ebenfalls Piloten zu Huffman in die Ausbildung. Die Avcon Business Jets gehört der Saudi Investment Company, die als Gelddrehscheibe der Bin Laden-Familie funktioniert.

Eigentlicher Besitzer von Huffman Aviation, an der in zwei Jahren 800 ausländische Piloten ausgebildet worden sein sollen, ist der zwielichtige holländische Versicherungsmagnat und Mormonenbischof Wallace J. Hilliard. Dekkers und Hilliard geniessen bei der DEA und Polizei in Venice Immunität. Der 70jährige Hilliard, der an Narkolepsie leidet und ein Freund von Clinton ist, betreibt noch weitere Luftfahrtunternehmen in Florida wie die Plane 1 Leasing, die trotz permanenter Defizite in Millionenhöhe fröhlich wirtschaften können - darunter auch American Jet Charters LLC, deren Maschinen nach Aussage eines ehemaligen Angestellten "völlig unkontrolliert" in der Welt herumfliegen. Drei Wochen nach dem Beginnvon Attas und al-Shehhis Flugunterricht entdeckte die DEA am 25.7.00 43 Pfund Heroin an Bord eines Lear-Jets in Orlando, nachdem der Kolumbianer Nassar Darwich geschnappt und umgedreht wurde. Der Pilot Diego Levine-Texar, Chefpilot der Air Force One von Venezuela, wurde nicht verhaftet. Kopilot war Mike Brassington, DEA-Agent im Nebenberuf. An Bord befanden sich Edgar Valles-Diaz und Neyra Rivas, die das Heroin in Turnschuhen versteckt hatten. Laut dem Protokoll buchten die beiden 30 Flüge in 9 Monaten. Mitinhaber von American Jet Charters LLC sind Levine-Texar und Mark Shubin, ein Russe, der für den KGB und die CIA arbeitete und Pilot bei der israelischen Luftwaffe war. Der Lear-Jet, mit dem bereits Barry Seal und Gary Levitz Drogen schmuggelten und den Hilliard von World Inc. abkaufte, wurde von der DEA beschlagnahmt. World Inc. gehört den Brüdern Don und Bill Whittington, den grössten Drogenhändlern in Fort Lauderdale. Shubins Firma Sky Bus Inc., die drei der vier Flugzeuge von Plane 1 Leasing übernahm, befindet sich im selben Hangar wie die World Inc. Shubins gründete am 28.8.01 eine weitere Fluggesellschaft, die International Diplomatic Courier Service, und geschäftet mit Kenneth Good, der mit dem Mafiabanker Herman Beebe verbandelt ist und eine massgebliche Rolle beim Zusammenbruch der Silverado Savings and Loan Bank spielte. Seit 1983 schmierten Good und der Bauunternehmer William Walters Neil Bush über die JNB Exploration. 1985 trat Bush in den Vorstand der Silverado ein, der Good und Walters bereits über $100 Mio. schuldeten, und setzte durch, dass ein Konkurs der beiden akzeptiert würde. Nachdem sich Good und Walters als zahlungsunfähig erklärt hatten, war die Sparkasse pleite, was die amerikanischen Steuerzahler schliesslich über $1 Mia. kostete. Goods Fluggesellschaft Express One International stellt Shubins Sky Bus Inc. Flugzeuge und Personal zur Verfügung. Beide Firmen gehen Pleite, wobei herauskommt, dass Goods Firma eine Pächterin der kanadischen Finova Capital ist, die CIA-Deckfirmen wie Richard Secords Southern Air Transport finanzierte.
Hilliard geschäftet mit Truman Arnold, Finanzvorsitzender der Demokratischen Partei und eine der Hauptfiguren in Clintons Whitewater-Skandal. Arnold bezahlte die Schweigegelder an Webster Hubbell über die Lippo Group, an der Jackson Stephens beteiligt ist. Stephens war die zentrale Figur hinter dem Drogenschmuggel in Mena. Für $1 leiht Arnold Hilliard eine $2 Mio. teure Beechcraft King Air 200 für ein Jahr, die er dann übernimmt. Arnolds Anwalt in der Whitewater-Affäre war Richard Ben-Veniste, der gleichzeitig als Rechtsberater des Whitewater-Kongressausschusses fungierte und dann in der 9/11-Untersuchungs-Kommission sitzt. Nicht nur Barry Seal, den Ben-Veniste anwaltlich vertrat, auch George W. Bush besass in seiner Zeit als texanischer Gouverneur eine Beechcraft King Air 200.

Nachdem die Holländer Hilliard und Dekkers die Flugschule im Juni 1999 von Stanley Huffman zu einem völlig überrissenen Preis und ohne behördliche Absicherung innerhalb von zwei Tagen übernahmen, nahmen sofort Dutzende neuer Schüler das Training auf - nahezu alle arabischer Herkunft. Zudem befinden sich russische und israelische Agenten (die Kunststudenten, die in den Ecstasy-Handel verwicklet sind) in Venice. Besprechungen führen Hilliard und Dekkers immer in einem Flugzeug, um Abhörungen zu vermeiden. Im Februar 2001 gründeten die beiden mit der FLAIR (Florida Air) eine weitere defizitäre Firma. FLAIR fliegt mit der Lizenz von Richard Boehlke, dem die Harbor Air in Gig Harbor, Washington, gehört. Harbor Air ist eine Tochter der Alaska Air und stellt die Piloten und Flugzeuge für die FLAIR. In den 90er Jahren zog Boehlkes Firma Alterra neben dem Flugplatz von Venice eine Seniorenresidenz auf, in der Nähe des Hauptsitzes von Beverly Enterprises, dem Altersheim-Konzern von Jackson Stephens. Der Investmentbanker Stephens war einer der bedeutendsten Geldgeber von Reagan, Bush und Clinton und in verschiedene Skandale (BCCI, Vince Foster, Promis-Software, Wahlkampfgelder Clintons aus China und in den Waffen- und Kokainschmuggel in Mena, Arkansas) verwickelt. Heute beherbergt das Gebäude die Anwaltskanzlei Boone, Boone, Boone, Koda & Frook P.A., die eng mit Stephens verflochten ist. Dan Boone ist ein Freund von Jimmy Carter und Lawton Clines, dem ehemaligen Gouverneur von Florida. Boehlke war an der Plünderung der Pensionskassen der Laborer's Union in Portland, Oregon, beteiligt, wobei $340 Mio. verschwanden. Offenbar soll die Mafia, die die Gewerkschaften kontrolliert, selbst an der Plünderung mitgemacht haben, was aber keine Schlagzeilen machte.
Chef der Laborer's Union war Arthur Coia, ein Freund Clintons, dessen Gewerkschaft 1996 $2,6 Mio. an seinen Wahlkampf organisierte. Die Pensionsgelder der Union verwaltet die Capital Consultants LLC, die $26 Mio. an Boehlkes Crossings Development zahlte für den Bau eines Wohnhauses, dessen Kosten mit $12 Mio. veranschlagt waren. Capital Consultants LLC wurde von Charles J. "Butch" Swindells gegründet, der mehrere Hunderttausend Dollar für George W. Bushs Wahlkampf auftrieb. Der heutige Chef von Capital Consultants, Jeffrey Grayson, investierte $6 Mio. in die Title Loans of America, die Alvin Malnik gehört. Dem als Erbe Meyer Lanskys bezeichneten jüdischen Anwalt aus Miami gehört der Mafiatreffpunkt The Forge südlich von New Jersey. Er geschäftet mit dem Drogenhändler Don Aronow, einem Freund der Familie Bush, und ist verwandt mit dem saudischen Geheimdienstchef Prinz Turki al-Faisal. Malniks Sohn Mark konvertierte zum Islam und heiratete die Tochter von Scheich al-Fazzi, dessen andere Tochter mit Prinz Turki verheiratet ist. Der saudische Prinz arbeitet eng mit der US-Mafia zusammen. Eines von Hilliards Flugzeuge bekommt am 12. September 2001 - also zur Zeit des absoluten Flugverbots in den USA - nach der Intervention von George Bush sen. die Sondergenehmigung, einen Sohn des saudischen Verteidigungsministers und einen Sohn eines hohen saudischen Militärs von Tampa nach Lexington, Kentucky, zu fliegen, wo sich andere saudische Prinzen aufhalten. Von dort verlassen sie die USA in der privaten Boing 747 des saudischen Königs. Hilliards Lear Jet stand im Hangar der Rüstungsfirma Raytheon, die mit der Rüstungselektronikabteilung des Hughes-Konzerns fusionierte. In Tampa wird traditionellerweise intensiv mit saudischen Vertretern gehandelt. Dort befindet sich die USCENTCOM auf der MacDill Air Force Base, von wo der Afghanistan- und der Irakkrieg geplant werden.

Atta, al-Shehhi und Moussaoui waren öfters in Orlando und hatten offenbar nicht nur mit Drogen-, sondern auch auch mit Goldtransporten von Saudis zu tun. Eine von Hilliards Firmen heisst Oryx LLC, gleich wie das britische Bergbauunternehmen in Afrika, von dem die BBC behauptet, es stehe mit al-Qaida in Verbindung und handle mit Blutdiamanten. Hilliards Luftfahrtgesellschaft Executive Jet Support in Nassau, Bahamas, leitet Alfonso Bowe, ein dunkelhäutiger Südafrikaner, der in der jamaikanischen Armee ein hoher Offizier war und dessen Schwester mit dem Premierminister der Bahamas verheiratet ist. Einer der Direktoren von Hilliards Sunrise Aviation ist Peter Huizinga, der mit seinem Bruder Wayne die grösste Abfallbeseitigungsfirma des Landes, Waste Management, betreibt. Hilliard geschäftet mit dem Pakistani Pervez Khan, eine von weltweit zwei Personen, die vom State Departement die Erlaubnis haben, Linienflüge nach Havanna zu veranstalten. Die Lizenz der alten Florida Air bekam Pervez, der im September 2002 eine Bruchlandung mit 8 Ärzten an Bord hinlegt und danach verschwindet, von Hilliard. Der Huffman-Mechaniker Doug Helterbrand wird Sicherheitsdirektor der FLAIR, die von Floridas Innenministerin Katherine Harris unterstützt wird. Harris und Jeb Bush dürfen praktisch jederzeit und kostenlos mit Discover Air fliegen, einer weiteren Firma von Hilliard. Harris, deren Karriere von Lawton Clines angeschoben wurde, boxte im November 2000 Bushs Wahlbetrug als Sieg in Florida durch. Huffman wirbt mit Arbeitsplätzen bei FLAIR für ihre Absolventen, und einige der angeblichen Terroristen fliegen als Kopiloten im Cockpit dieser Düsenjets. Innerhalb von zwei Monaten macht FLAIR $800'000 Verlust. Auch Boehlkes Firmen Habor Air, Crossings Aviation und Crossings Development gehen wie die FLAIR in Konkurs.

Die Flugzeuge der Huffman Aviation werden von Britannia Airways gewartet, die in Lynchburg den Auftrag zum Betrieb einer grossen Wartungsstelle bekommen hat, obwohl sie keine FAA-Lizenz und eine seriöse lokale Konkurrenz hatte. Die Britannia des Engländers Paul Martin mit $750 Eigenkapital und ohne Personal ist eine weitere Tarnfirma, die von der DEA grünes Licht bekommt und hinter der sich die Carib Air der CIA verbirgt. Diese hatte mit 20 Flugzeugen Drogen- und Waffentransporte nach Ländern wie Kolumbien und Angola ausgeführt und gehört heute der Banc Caribe, die enge Verflechtungen zu Enron hat. Martins Frau studierte an der ‚Freiheitsuniversität' des Missionars Jerry Falwell, dem Hilliard in den 90er Jahren $1 Mio. leiht. Auch Jackson Stephens borgte Falwell Geld, das dieser offenbar nicht mehr zurückzahlen wollte, weshalb die Stephens Inc. die Freiheitsuniversität betreiben liess. Viele Fluglehrer in Venice und Sarasota führen im Nebenjob Flüge für christliche Fundamentalisten wie Pat Robertson aus. Hilliard sitzt im Vorstand der VisionAire in St.Louis, eine Flugzeugfirma für die christliche Mission. Der Vorstandsvorsitzende Jim Rice plant die Produktion eines Business-Jets zusammen mit der staatlichen Israel Aircraft Industries. Sämtliche von der lokalen Polizei sichergestellten Akten der Huffman Aviation wurden vom FBI ausgeflogen - in einer C-130 Transportmaschine der Luftwaffe mit Gouverneur Jeb Bush an Bord. Pikanterweise hat Jeb Bush vier Tage vor 9/11 die Flughäfen Floridas in die allgemeinen Notstandspläne miteinbezogen.

Mehrere Augenzeugen in den Flugschulen berichten, in der Zeit unmittelbar nach 9/11 von Beamten der Bundespolizei eingeschüchtert worden zu sein, niemandem etwas von ihrem berühmten Nachbarn zu erzählen. Als Dekkers mit dem ihm zugeschickten Studien-Visum, das Atta und al-Shehhi vom INS am 11.3.02 offiziell erhalten, triumphierend an die Öffentlichkeit tritt, glaubt er sich zu rehabilitieren. Aber weil er die unterdessen massiv aufgestockten Antiterror-Instanzen und damit auch Bush bloss stellt, wird gegen ihn ein Verfahren eröffnet, weil er ein $200'000 Kredit von Hilliard mit Immobilien absicherte, die ihm nicht gehören. Er bekommt ein bereits bewilligtes Darlehen über $800'000 von der US Small Business Administration nicht und muss die Leitung der Flugschule abgeben. Dekkers stürzt am 24.1.03 auf dem Weg zu Wally Hilliard mit seinem Helikopter in den Golf von Mexico. Da er ein ‚Missgeschick' bereits befürchtet hatte, überredete er Tony Douangdara, ihn mit seinem Helikopter zu begleiten. Tatsächlich kann ihn dieser retten, ohne dass die Polizei eingeschaltet wird. Am 26.6.02 überlebte bereits Arne Kruithof einen Flugzeugabsturz aus 30 Meter Höhe nach dem Start. Pilot Glen Goodman, John Mills und Kopilot Kruithof konnten sich aus dem Wrack retten, Sekunden bevor die Twin Beach D-18 explodierte. Die Absturzmaschine wurde entfernt und entsorgt, bevor Experten der FAA einen Blick drauf werfen konnten. Goodman ist Kruithofs Partner beim Florida Flight Training Center und gründete mit ihm im Juli 2000 die Florida Flight Maintenance. Am 21.11.01 zwingt ihn der Staat Florida, seine Firma N90079, Inc. einzustellen. Dabei geht es um eine alte DC-3, die für Drogentransporte diente und die er dem Florida Military Aviation Museum vermachte.

Das FBI will in den Trümmern des WTC den unversehrten Reisepass von Mohamed Atta gefunden haben, obwohl die Insassen und Gegenstände in den Flugzeugen komplett zerfetzt wurden. Auch der Pass von Satam al-Suqami soll einen Block vom WTC am Boden gelegen haben. Zu den konstruierten ‚Beweisen' gehört auch das von Salem al-Hazmi gemietete Auto am Flughafen in Boston-Logan, in dem ebenfalls ein Pass Attas, ein Koran, eine Fluganleitung in arabischer (!) Sprache und Abschiedsbriefe der angeblichen Piloten gefunden wurden. Wunderbarerweise blieb Attas Koffer in Boston hängen mit einer Fluguniform, Flughandbüchern und einem Testament. Der Text enthält Blasphemien wie "Im Namen Allahs, in meinem Namen und im Namen meiner Familie", was ein gläubiger Muslim nie schreiben würde. Bezeichnenderweise weigert sich das FBI, die Texte im arabischen Original zugänglich zu machen. Der von al-Hazmi in seinen Papieren in das Attentat einbezogene und in London verhaftete Lofti Raissi muss mangels Beweisen freigelassen werden. Von den Internationalen Airports in Boston, Washington und New York fehlen jegliche Videoaufnahmen. Atta und al-Omari wurden komischerweise als einzige und nur in Portland von Videokameras erfasst. Die doppelte Zeitangabe 05.45 und 05.53 Uhr führen dazu, dass die meisten Redaktionen die untere, spätere Zeit wegschneiden. Attas Vater hält die Videoaufnahmen seines Sohnes, mit dem er am 14.9. noch telefoniert hat, für eine Fälschung. Er geht unterdessen davon aus, dass sein Sohn entführt und ermordet wurde. Die angeblichen Treffen Attas, vor allem dasjenige mit einem irakischen Geheimdienstagenten in Prag im Frühling 2001, dienen der Kriegslegitimation.

Für die Sicherheit am Logan Airport ist die Burns Security zuständig, für die der Oklahoma-Bomber Timothy McVeigh und das angebliche al-Qaida-Mitglied Mohamed Abdi arbeiteten. Abdi wird mit Ahmed Ressam in Zusammenhang gebracht, der 1999 ein Grossattentat auf den ebenfalls von Burns bewachten Los Angeles International Airport geplant haben soll. Angeblich sollen die Behörden über Ressam auf Abu Zubaydah gestossen und so das al-Qaida-Netz in den USA aufgedeckt haben.
Anfang September 2001 tötete der rechtsextreme Burns-Mitarbeiter und World Church of the Creator-Anhänger Joseph Ferguson bei Sacramento mehrere seiner Kollegen und seinen Chef Nikolay Popovich, weshalb die Sicherheit am Flughafen nicht mehr gewährleistet ist. Sacramento ist ein zentraler Ort im Aufbau des arabischen Terrors: die 'al-Qaida-Leute' Raed Hijazi und Ali A. Mohamed (ein Sergeant in Fort Bragg) sollen dort ihre Bombenattentate geplant haben.
Der angebliche Attentäter Ziad Jarrahi lebte in Hamburg mit seiner türkischen Freundin zusammen. Sein Abschiedsbrief vom 10.9. an seine langjährige Partnerin in Bochum war falsch adressiert, sodass er auf wundersame Weise in die USA zurückkommt - direkt zu den Ermittlern. Am 30.1.01 wurde Jarrahi am Dubai International Airport auf Verlangen der CIA verhört, angeblich wegen eines dreiwöchigen Aufenthalts in einem Ausbildungslager der al-Qaida in Afghanistan. Bis am 15.1.01 befand er sich aber im Florida Flight Training Center von Arne Kruithof, und erst am 26.1.01 kam er in den Libanon zurück, weil sein Vater sich einer Herzoperation unterziehen musste. Das spricht für die Existenz eines Doppelgängers, der die Legende eines al-Qaida-Kämpfers aufbaute. Das könnte Ziad Jarrah (so wird der Name oft auch geschrieben) sein, der seit 1995 in Brooklyn, NYC, lebt.

Auch Hani Hanjour scheint einen Doppelgänger zu haben, der sich Hanjoor schreibt. Das Mitglied des Sawyer School of Aviation's Simulator Club konnte für $200 pro Monat unbegrenzt auf einem Kleinflugzeug-Simulator üben. Trotzdem soll er nach Hunderten von Flugstunden immer noch miserabel gewesen sein und auch die englische Sprache kaum verstanden haben. Das passt nicht zur phantastischen Flugleistung auf der AA77; er wurde denn auch erst nachträglich zu den 18 Entführern hinzugesetzt. Die Aussagen von Nachbarn, Kollegen, Verwandten und Lehrern über die angeblichen Attentäter passen mit den offiziellen Einschätzungen nicht überein.

Die Fernsteuerung der Flugzeuge top

Keines der vier Flugzeuge sendet ein Entführungssignal, auch das vierte nicht, in dem ein Kampf stattgefunden haben soll. Augenzeugen berichten von zwei Kampfjets in der Nähe dieser Maschine. Die angeblichen Telefonate mit dem Handy aus dem Flugzeug, die laut American Airline technisch erst ab 2006 möglich sind, sind alle unglaubwürdig. Die Gespräche werden von Personen der Regierung oder der Fluggesellschaft kolportiert und enthalten unzählige Widersprüche. Das gilt insbesondere für die angeblichen Anrufe von Barbara Olson, über die ihr Ehemann Ted Olson berichtet. Olson ist Solicitor General, der Kronanwalt Bushs im Obersten Gericht. Dank ihm wurde Bush mit 5:4 Stimmen per Justizentscheid zum Präsident bestimmt, weshalb ihn Bush zum stellvertretenden Justizminister ernannte. Am 11.9. ist er in Sarasota, weil die Demokraten sich in Miami treffen, um über das weitere Vorgehen gegen den Wahlbetrug in Florida zu beraten. Von Olson kommt die entscheidende Story mit den Teppichmessern, die vom Telegraph ausgeschlachtet wird. Dieser gehört mit 200 weiteren Titeln zum US-Medienkonzern Hollinger, in dessen Aufsichtsrat Richard Perle und Henry Kissinger sitzen. Am 18.3.02 meint Olson vor Gericht: "Es ist leicht eine unbegrenzte Anzahl von Situationen vorstellbar, in denen die Regierung legitimerweise falsche Informationen ausgeben könnte." Offensichtlich handelt es sich bei den Handyanrufen um Desinformationen, die die Story der Flugzeugentführung glaubwürdig machen soll. Die Telefonlisten werden von der interamerikanischen Verrechnungsgesellschaft AMDOC, die in israelischem Besitz ist, nicht veröffentlicht. Die Software der Firma stammt aus Israel, und ihre Rechner stehen in Israel, was die Möglichkeit des Lauschens für den Mossad enorm erleichtert. Die israelische Comverse Infosys liefert denn auch sämtliche automatischen Telefonüberwachungsanlagen der USA und wird verdächtigt, Spionageverfahren sabotiert zu haben.

Naheliegender als die Verschwörungsthese der Bush-Regierung, wonach 20 jugendliche Hobbyflieger drei der vier Grossraumflugzeuge mit hoher Geschwindigkeit ins Ziel brachten, ist die These, dass zumindest zwei der vier Flugzeuge ferngesteuert waren. Bereits in den 50er Jahren entwickelte die britische Luftwaffe die Technik, um Kampfjets fernzusteuern. Die Defense Advanced Research Projects Agency entwickelte die Technik seit den 70er Jahren weiter, um beispielsweise entführte Passagiermaschinen ferngesteuert sicher landen zu können. Diese Technik, Flugzeuge von aussen zu kontrollieren, ist auf maximal vier Maschinen gleichzeitig beschränkt. Auf Druck der DARPA baute Boing ‚back doors' in die Bordcomputer von 600 Passagierflugzeugen ein, was die Aussensteuerung über die Transponderfrequenz ermöglicht (offenbar hat die Lufthansa dieses System aus ihren Boing-Flugzeugen wieder ausbauen lassen). Boing führte schon am 1.12.1984 auf der Edwards AFB in Kalifornien einen Crashtest mit einer ferngesteuerten Boing 720 durch, die zuvor über 16 Stunden geflogen war und 11 Starts und Landungen absolviert hatte ohne einen Mann an Bord. Dieselbe Technik wird bei den Drohnen, den unbemannten Aufklärungs- und Angriffsflugzeugen, seit über 20 Jahren militärisch genutzt. Spätestens seit dem Jungfernflug der Global Hawk am 28.2.98 ist klar, dass die Technik der ferngesteuerten Drohnen perfekt funktioniert. Deshalb die akrobatischen Leistungen: Die AA 11 sank innerhalb von sieben Minuten um 29'000 Fuss und stürzte punktgenau in den Nordturm. Die UA 175 korrigierte den Kurs Sekunden vor dem Einschlag in den Südturm, was ein Pilot nicht schafft.

Im Falle der beiden ersten Flugzeuge scheint die Steuerung der Flugzeuge aus dem 23. Stock des WTC-Gebäudes Nr.7 erfolgt zu sein, wobei aus dem Bürgermeisterbunker die Richtsignale für die Flugzeuge und die Kommandos für die Sprengungen erfolgten. Die beiden Maschinen überflogen den Stewart International Airport, nachdem die Piloten die Kontrolle bereits verloren haben müssen. Der verantwortliche Fluglotse hatte bereits die Egypt Air Nr.990 vom 31.10.99 geleitet, die von den Piloten nicht mehr kontrolliert werden konnte und mit Vollgas ins Meer stürzte. An Bord waren damals ägyptische Militärs, die gegen den Protest Israels an Apache-Hubschraubern ausgebildet worden waren. Über dem Stewart International Airport, wo die Luftwaffe eine Überwachungsstation unterhielt, könnten die Flugzeuge mittels gepulsten Mikrowellen auf neue Zielkoordinaten umprogrammiert worden sein. Nach der Evakuation des Personals zwischen 9 und 10 Uhr waren die Fernsteuerungs- und Sprengspezialisten allein in der Kommandozentrale im WTC 7 und warteten nach dem Zusammenbruch der Türme, bis der Staub sich gelegt hatte, um die Zentrale dann zu sprengen. CNN berichtete erst um 16.10 Uhr, dass das Gebäude 7 brenne.

Nicht nur Boing, sondern auch Raytheon und Litton forschen und produzieren Mikrowellenwaffen, die in die Transportmaschinen C-130 eingebaut werden. Raytheon produzierte 1946 den ersten Mikrowellenherd und ein revolutionäres Lenksystem für Raketen, später die Boden-Luft-Raketen Hawk, Tomahawk und Patriot, Flugzeug- und Satellitensteuerungssysteme wie das automatische Flug-Landesystem Global Hawk und Fernbedienungen. Der viertgrösste Rüstungskonzern der USA, Marktführer bei den im Irakkrieg eingesetzten ‚Directed Energy Weapons', baut die Transportmaschinen zu fliegenden Command & Control-Stationen um. Die Navy besitzt diese spezialisierten Hercules C-130, die nur auf der AFB beim Harrisburg International Airport stationiert sind. In der Nähe der AA 77 wird eine C-130, und bei der UA 93 werden eine C-130, eine F-16 und, eine Stunde nach der Flugverbotserteilung, eine Falcon Fairchild der Firma NetJet gesichtet. In den entführten Maschinen sassen fünf Mitarbeiter von Raytheon: Kenneth Waldie, Peter Gay und David Kovalcin in der AA 11, Herbert Homer in der UA 175 und Stanley Hall in der AA 77. In dieser Maschine war auch Charles S. Falkenberg, Forschungsdirektor bei ECOlogic, die Tools für Global Hawk entwickelt. Möglich ist, dass die Experten für eine Testsimulation Computerveränderungen vornahmen und dann zwecks Zeugenentledigung auf eine andere der entführten Maschinen gesetzt wurden. Die Flugleitzentrale Cleveland, in deren Gebiet sich die UA 93 befindet, wird wegen einem anonymen Drohanruf evakuiert, bis auf den angeblich heroischen Fluglotsen, der den Kontakt mit der entführten Maschine wieder herzustellen versucht. Somit fehlen Zeugenberichte dieser Fluglotsen, die von der Landung der UA 93 um 10.45 Uhr auf dem Hopkins Airport in Cleveland hätten berichten können.
NetJet gehört Warren Buffet, dem zweitreichsten Mann in den USA, der am Morgen des 11.9. eine Fundraising-Party an einem aussergewöhnlichen Ort veranstaltet: auf der Offutt Air Force Base in Nebraska. Präsident Bush trifft nach dem Mittagessen um 14.50 Uhr an diesem Meeting der US-Elite ein. Angeblich fliegt Bush auf die Offutt AFB, um mit Cheney um 16 Uhr per Videokonferenz zu sprechen. Man fragt sich allerdings, warum er ihn sehen muss, nachdem er mit seinem Vize mehrmals aus der Air Force One telefoniert hat. Um 16.36 Uhr fliegt Bush dann nach Hause.

Obschon im World Trade Center normalerweise mindestens 50'000 Personen anwesend sind, gibt es offiziell ‚bloss' 2893 Opfer, die 157 Passagiere plus Besatzung der beiden Flugzeuge und die rund 300 Feuerwehrleute miteingerechnet. Da nur 60% der Opfer identifiziert werden können, ist es wahrscheinlich, dass ‚nur' 1700 Menschen in New York starben. Das WTC-Gelände wird weiträumig abgeriegelt, Ground Zero getauft und ein absolutes Fotografieverbot ausgesprochen. 299 der 400 der Titelfotos, die vom 11.9. in der Presse erscheinen, stammen von Associated Press, was auf die Konzentration nicht nur der Presse, sondern auch der Presseagenturen schliessen lässt. Nicht einmal die Katastrophenbehörde FEMA ist auf dem Gelände zugelassen. Die Ermittlungen werden massiv behindert, weil viele Beweismittel weggeschafft werden. Wichtige Stahlreste verschwanden, bevor die ersten Ermittler am WTC eintrafen. Die Firmen Metal Management, Controlled Demolition und AMEC lagern die Trümmerteile nicht wie üblich in einem Hangar oder auf einem geschützten Gelände, sondern schmelzen die Stahlteile ein. Der Abbruch der beiden Türme und des Gebäudes 7 ist tatsächlich eine ‚controlled demolition', die Spezialität dieser Firma, die schon die Überreste in Oklahoma City beseitigte. Bereits am 14.9. wurde die Säuberung des 'Absturzortes' in Pennsylvania und die Erteilung des Auftrags zum Neubau des Pentagonflügels als Akt der systematischen Beweisvernichtung diskutiert. Allen 9-11-Opfern wird die US-Staatsbürgerschaft verliehen, womit die Leichenteile und Gepäckstücke nicht an andere Staaten ausgehändigt werden müssen. Das FBI behauptet, die Entführer könnten nicht identifiziert werden, wie wenn es keine DNA-Analysen gäbe. Dokumente werden verändert, wie etwa die Videoaufnahmen von Atta am Flughafen von Portland, auf dem keine Markierung und kein Datum mehr zu sehen sind.

An der Wallstreet spekulierten amerikanische Investoren vor den Attentaten im grossen Stil auf den Kurssturz der Aktien der Fluggesellschaften United Airlines und American Airlines, der Bank Morgan Stanley und der Investmentfirmen Merril Lynch und Goldman Sachs, die je 22 Stockwerke im WTC belegt haben. Am 7.9. wurden beispielsweise 27'294 Aktien von Boing angeboten, fünf Mal mehr als üblich. Am 10.9. standen 4516 Aktien der America Airlines zum Verkauf (normalerweise sind es im Schnitt 748), bei United Airlines waren es 4744 statt üblichen 396. Die Spekulationsgewinne betragen ungefähr $2,5 Mio. Viele Verkaufs-Optionen von United Airlines bot die Bank Alex Brown Investment Division an, die 1999 von der Deutschen Bank übernommen wurde, obwohl sie zu den Top 20 der verdächtigen Geldwäschebanken der USA gezählt wird. Direktor, und nach der Übernahme durch Bankers-Trust 1997 Vizedirektor, war A. B. "Buzzy" Krongard. Er war zuständig für private Kundenbeziehungen und hält Anteile von $70 Mio. an der Bank. Seit März 2001 ist er Verwaltungschef der CIA und damit die Nr. 3 des Geheimdienstes. Von Morgan Stanley wurden in den 3 Tagen vor dem 6.9. 2157 Aktien gehandelt statt üblicherweise 27, von Merril Lynch 12'215 in 4 Tagen statt den normalen 900. Das Bankhaus Morgan Stanley hatte Büros in über 50 Stockwerken des WTC, verlor aber nicht einen einzigen Mitarbeiter, was auch für Oppenheim Stocks gelten soll. Diese Milliarden-Spekulation an der Börse in Chicago brachte innerhalb weniger Tage Wettgewinne von $12-15 Mio. Morgan Stanley finanziert Bushs Wahlkampf 2004 mit $573'380, Merill Lynch mit $546'154 und Credit Suisse First Boston mit $313'840. Kurz vor den Flugzeugcrashs wurde eine aussergewöhnliche Serie von finanziellen Transaktionen von mehr als $100 Mio. im WTC abgewickelt, was das FBI nicht weiter untersucht. 1993 lagerte im WTC-Komplex noch Gold im Wert von über $1 Mia. gelagert, das v.a. Saudis und Kuwaitis gehörte. Man weiss nur, dass es 2001 noch viel mehr Gold dort hatte.
Zwei Banken, Faysal Islamic Bank of Bahrain und das Kuwait Finance House, die seinerzeit in die Geschäfte von Bushs Harken Energy verwickelt waren, stehen heute auf der Liste der verdächtigen Institute wegen Terrorfinanzierung - allerdings nur auf den Listen europäischer Fahnder. Von Bushs Einfrierprogramm blieben sie bis dato verschont. Die beiden in Verdacht geratenen Banken unterhalten ihre Korrespondenzkonten just bei der Deutschen Bank, die die Alex Brown Investment Division übernommen hat. In der Woche vor dem Attentat wurden zudem für $5 Mia. Staatsanleihen gekauft, was ein Krisenzeichen ist.

Untersuchungen top

Am 16.9.01 besucht Bush das Hauptquartier der CIA und lobt den Geheimdienst: "Ich setze viel Vertrauen in die CIA, und Amerika sollte es auch." Obwohl der grösste Mordanschlag der Geschichte völlig unaufgeklärt bleibt und kein brauchbarer Beweis vorgelegt wurde, meint FBI-Chef Mueller: "Die Fahndung war enorm hilfreich, um herauszubekommen, nach was und wo wir suchen müssen, um Anschläge zu verhindern. Sie ermöglichte uns herauszufinden, wo wir als Nation Lücken in unserem Sicherheitssystem haben. Und sie gab uns den klaren und definitiven Beweis dafür, dass Al-Qaida hinter den Anschlägen steckte." Auch die britische Regierung kommt "zu folgenden eindeutigen Ergebnissen: Osama Bin Laden und al-Qaida, das von ihm geführte Terrornetz, haben die Gräueltaten des 11. Septembers 2001 geplant und ausgeführt. Osama Bin Laden und al-Qaida haben die Absicht und die Mittel, weitere Gräueltaten zu begehen." Aber Osama Bin Laden hat in einem Interview am 28.9.01 mit der pakistanischen Zeitung Ummat nicht nur bestritten, mit den Anschlägen irgendetwas zu tun zu haben, sondern er verurteilte den Terrorakt ausdrücklich: "Ich habe schon gesagt, dass ich nichts mit den Attacken des 11. Septembers zu tun habe. Als Moslem versuche ich mein Bestes um Lügen zu vermeiden. Ich hatte keine Kenntnis von diesen Attacken, noch halte ich die Ermordung unschuldiger Frauen, Kinder und anderer Menschen für einen verantwortbaren Akt."
Auf die Frage, wer die Täter denn gewesen sein könnten, antwortete er damals: "Sie können von überall her sein, von Russland bis Israel und von Indien bis Serbien. In den Vereinigten Staaten selbst gibt es Dutzende Gruppen, die zu so einer grossen Zerstörung fähig sind… Dann sind da die Geheimdienste in den USA, die jedes Jahr Milliarden vom Kongress und der Regierung fordern. Diese Geldbeschaffung war kein grosses Problem, solange es die frühere Sowjetunion gab, doch danach gerieten die Budgets dieser Agenturen in Gefahr. Sie brauchten einen Feind. So begannen sie mit Propaganda gegen Osama und die Taliban und dann geschah dieses Ereignis […]. Jetzt werden sie das Geld ausgeben, um ihre Ausbreitung und Bedeutung zu verstärken. Ich gebe ein Beispiel: Drogenschmuggler aus aller Welt sind mit den US-Geheimdiensten in Kontakt. Diese Dienste wollen nicht, dass der Drogenanbau und -handel gestoppt wird, weil das ihre Bedeutung reduziert. Die Leute im US Drogendepartment fördern deshalb den Drogenhandel, weil sie so ihren Einfluss steigern und Millionen Dollar an Budget gewinnen. General Noriega wurde so zu einem Drogenbaron gemacht, und dann, als es nötig war, zum Sündenbock. Auf dieselbe Art sind sie, ob Präsident Bush oder ein anderer, nicht in der Lage, Gerechtigkeit in Israel herzustellen und die Regierung für die Menschenrechtsverletzungen verantwortlich zu machen. Was ist das? Hat das nicht damit zu tun, dass es in den USA eine Regierung innerhalb der Regierung gibt? Diese geheime Regierung müsste gefragt werden, wer die Anschläge ausgeführt hat?"
Die Weigerung des Antiterrorkoordinators Frank Taylor, die "Beweise" für die Schuld von Osamas Organisation al-Qaida zu veröffentlichen, spricht gegen deren Existenz. Die Videos mit den Botschaften sind mit Sicherheit ebenso gefälscht wie die gekaufte Occasions-Festplatte des Wall Street Journal-Reporters mit den hübsch zusammengestellten Terrorplänen.

Die Planer des Anschlags vom 11.9., Cheney und Rumsfeld, waren nicht besonders originell, denn sie haben sich weitgehend von den Vorlagen aus Hollywood inspirieren lassen: Im Film ‚The Siege' (1998) von Edward Zwick wird eine Reihe von Anschlägen von arabischen Terroristen verübt. Ermittelt wird die Identität eines Selbstmord-Attentäters, der aus Frankfurt eingeflogen wurde. Ganz am Anfang des Films erscheint ein Schauspieler, der Osama Bin Laden darstellt. Nach den Anschlägen verhängt der reale Präsident Clinton am Bildschirm den Ausnahmezustand: alle männlichen Muslime werden in ein zum Internierungslager umfunktioniertes Fussballstadion gesperrt und gefoltert, wobei der Terrorist ums Leben kommt. Schon 1976 bedrohten arabische Terroristen im Film ‚Black Sunday' von John Frankenheimer die Besucher eines Footballstadions. In ‚Project: Peacemaker' verstecken Terroristen kleine Atombomben in New York. Big Apple ist das Ziel unzähliger Katastrophenfilme wie ‚Armageddon' oder ‚Deep Impact'. ‚Path to Paradise' verarbeitet das Attentat auf das WTC von 1993. James Cameron und Arnold Schwarzenegger lassen in ‚True lies' von Fritz Göttler 2001 einen Bomber gegen einen Wolkenkratzer aufsteigen. In ‚Matrix' (1999) zeigen die Brüder Wachowski New York als Ground Zero. Und auch die Heroisierung der New Yorker Feuerwehrleute wurde schon lange vorweg genommen, etwa in ‚The Towering Inferno' von 1974. Im Film ‚Outbreak' (1995) von Wolfgang Petersen geht es um eine Katastrophe aufgrund tödlicher biologischer Angriffe. Wolfgang Petersen produziert auch die Serie ‚The Agency', von der CBS nach dem 11.9. zwei Episoden aus dem Programm nimmt: die erste handelt von einem Bombenanschlag, den Osama Bin Laden plante, und die zweite beschäftigt sich mit einem Fall von Milzbrand. Sony stoppt seine Werbung für ‚Spider Man', in der sich ein Helikopter mit Terroristen in einem riesigen Spinnennetz verfängt, das zwischen den Türmen des WTC gespannt ist.
Am 15.10.01 meldet die Chicago Tribune: "…over the last two weeks, a group drawn from Hollywood's talent pool has begun imaging what possible terrorist attacks could befall the nation next, not for the sake of entertainment, but for the sake of national security." Da sich Mitglieder der US-Regierung nach den Attentaten mit Drehbuchautoren und Regisseuren treffen, um sich bei der Terrorbekämpfung beraten zu lassen, ist es durchaus denkbar, dass Hollywood schon für den 11. September das Skript lieferte. Bezeichnenderweise reproduzieren die Fahndungslisten alte Wild-West-Slogans: "Wanted Dead or Alive." Das amerikanische Militär beauftragt die Produzenten von Computerspielen, realistische Szenarien der Terrorismusbekämpfung für Trainingszwecke zu simulieren.
Hollywood unterstellt den Bösewichten im Film fast immer, was für Washington zutrifft: die Welt zu erobern. "Die USA wollen die Weltherrschaft", meint Eric Hobsbawn. "Die Anschläge haben dazu geführt, dass sich in Washington eine Politik herauskristallisierte, die bereits seit dem Ende des Kalten Krieges entwickelt wurde: eine Politik, die zum Ziel hat, sich als dominante Macht dieser Welt zu etablieren." Ursache und Wirkung werden in dieser Einschätzung vertauscht: Die Anschläge sind ein Legitimationsmittel, um das Ziel der Weltherrschaft, das bereits seit dem 1. Weltkrieg besteht, durchzusetzen. Die Projektion der eigenen Absichten in die Feinde erfolgt über eine Verschwörungstheorie: früher eine Verschwörung der Kommunisten gegen die freie Welt, heute ein undurchschaubares Netzwerk der Islamisten zur Destabilisierung des Westens.

Die neue Verschwörungstheorie heisst "Kampf der Kulturen" und stammt von Samuel Huntington. Der Harvard-Professor und CIA-Berater veröffentlichte sein nun plötzlich berühmtes Buch bereits 1993. Der Ersatz des alten politischen Feindes Sowjetunion durch die neue islamische Gefahr versucht er mithilfe einer kulturellen Deutung des ‚Lebensraum'-Konzeptes des Nationalsozialisten Karl Haushofer plausibel zu machen. Das erlaubt die Rückkehr zur alten Geopolitik von Freund und Feind mit amerikanischem Vorzeichen. Wie schon in den 90er Jahren des 19. Jh. wird ein geheimnisvolles, aber einheitliches globales Netz hinter den Bombenattentaten vermutet: damals die ‚Schwarze Internationale', heute al-Qaida, damals war Italien der Hort aller Terroristen, heute Saudi-Arabien, damals war die Ermordung Carnots am 24.6.1894 das Schlüsseldatum, heute der 11.9.01. Obwohl die Bush-Junta eine eigene Verschwörungstheorie präsentiert, beschwört Bush am 10.11.01 die UNO in religiöser Manier: "Lasst uns niemals frevelhafte Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit den Anschlägen des 11. Septembers tolerieren, boshafte Lügen, die bezwecken, die Schuld von den Terroristen selbst abzulenken, weg von den wahren Schuldigen."

Die Verschwörungstheorie untermauern soll auch die nur zähneknirschend und auf öffentlichen Druck von Opfern einberufene Untersuchungskommission des Kongresses. Die Arbeit der Parlamentarier wird nach allen Regeln der Kunst kastriert. Cheney und Bush persönlich rufen den Oppositionsführer der Demokraten Tom Daschle im Januar 2002 an, um seine Unterstützung für die Begrenzung der parlamentarischen Untersuchung zu gewinnen, weil so kein Personal verschwendet würde, das man für den Krieg gegen Terrorismus brauche. Mithilfe des Patriotismus und anderer Erpressungsmittel wird den Kritikerrn die Daumenschraube angezogen. Die beiden Demokraten, die deftige Kritik angebracht haben, sind nun nicht mehr im Kongress: Cynthia McKinney, die wissen wollte, was Bush vorher wusste, verliert ihr Mandat. Der radikalste Bushkritiker im Senat Paul Wellstone stürzt mit dem Flugzeug ab. Der demokratische Senator Max McCleland, der die Verschleppungs- und Vertuschungstaktiken des Weissen Hauses in der Vergangenheit lautstark beklagt hat, wird auf einen besser bezahlten Posten als Chef der staatlichen Import-Export-Bank wegbefördert und durch Bob Kerrey ersetzt. Dieser Freund von CIA-Chef Tenet befehligte im Vietnam-Krieg ein Massaker an der Zivilbevölkerung im Rahmen der CIA-Operation PHOENIX, was erst 30 Jahre später aufgedeckt wurde.

Bush ernennt den Kriegsverbrecher Henry Kissinger zum Chef der Untersuchungskommission, die die Versäumnisse der Geheimdienste aufdecken sollte. Da er seine Geschäftsbeziehungen wegen möglichen Interessenkonflikten aufdecken müsste, lehnt Kissinger jedoch die Ernennung ab. Herausgekommen wäre dabei, dass die Kissinger Associates Inc. einen Beratungsvertrag mit United Oil of California (Unocal) hat, die zusammen mit Enron und Delta Oil im Pipelinegeschäft in Afghanistan mitmischelt und den Sturz der Taliban forderte. Senator Thomas Kean wird daraufhin zum Leiter der "National Commission on Terrorist Attacks Upon the United States" ernannt. Der ehemalige Gouverneur von New Jersey ist Direktor und Grossaktionär der Amreda Hess Corporation, die auf den Cayman-Inseln ein Joint Venture mit Delta Oil betreibt. Die Besitzer der Delta Oil sind die saudischen Clans al-Amoudi und Bin Mahfouz, deren Konten von der Einfrierung der saudischen Gelder in den USA nach dem 11.9. verschont blieben. Chalid Bin Mahfouz, Banker des saudischen Königshauses mit Zweitwohnsitz in Houston ist der Gründer der CIA-Geldwäscherei BCCI und Geschäftspartner der Bin Ladens. Laut eigenen Angaben im Mai 2003 hat Kean seine Joint Venture-Beteiligung verkauft und ist damit genügend ‚unabhängig' für die Leitung der Kommission. Der Virginia-Professor Philip D. Zelikow ist die zentrale Figur bei der Vertuschungsarbeit der Kommission, da er alle Berichte kontrolliert und selektioniert. Er reorganisierte für Bush das National Security Council und arbeitet eng mit Condoleezza Rice zusammen.
Am 4.6.02 beginnt der Kongressausschuss mit handverlesenen Mitgliedern die Rolle der Geheimdienste zu untersuchen. Die CIA liefert der Kommission 350'000 Seiten Dokumente, das FBI 15'000-20'000, die NRO und die DIA je etwa 13'000 Seiten: "Papier hin und her schieben kann die CIA prima", meint ein FBI-Agent. Aber dem Ausschuss liegen nicht einmal die Unterlagen der Luftüberwachungsbehörden FAA und NORAD vor, die vom ersten Tag an verlangt werden. Die Untersuchungskommission ist mit einem lächerlichen Budget von $3 Mio. ausgestattet (verglichen mit den $40 Mio, die für die Monica-Lewinsky-Affäre zur Verfügung gestellt wurden), sodass nicht viel herauskommen kann. Den Ermittlern wird untersagt, mit Dritten über die Ereignisse zu sprechen. 2,5 Mio. Seiten Dokumente, 1200 Interviews, 1000 Stunden Audio-Protokolle, 19 Hearings mit 160 Zeugen tragen 80 Vollzeitmitarbeiter zusammen und füllen 580 Seiten, wofür letztlich $15 Mio. ausgegeben werden. Bush will nur zusammen mit Cheney in einer nicht-öffentlichen Sitzung ohne Ton- oder Videoaufzeichnung vor dem Ausschuss aussagen, was viele so interpretieren, dass Cheney allein die Zusammenhänge versteht und die Entscheide fällt. Cheney erfindet eine neue Geheimhaltungsstufe, um seine Aktivitäten zu verschleiern, lässt die Besucherlisten vernichten, und sogar die Anzahl seiner Mitarbeiter ist geheim. Er sperrt sich erfolgreich gegen die Inspektoren des Nationalarchivs, die die Exekutive zu kontrollieren hat.

Aus dem Schlussbericht des Kongresses werden die 28 Seiten, die das Verhältnis der Bush-Regierung mit den Saudis behandeln, herausgestrichen. Die CIA wollte eigentlich 40 Seiten herausstreichen lassen, so dass die Fehler nicht dem Geheimdienst angelastet werden können. Die Folge ist, dass George Tenet den Hut nehmen muss. Die Erklärung des Attentats durch die Kommission reduziert sich auf "ein Versagen der Politik, des Managements, der Fähigkeiten und vor allem ein Versagen der Vorstellungskraft."
Die Geschichte wird zurecht geklittert: "The international environment for Bin Ladin's efforts was ideal. Saudi Arabia and the United States supplied billions of dollars worth of secret assistance to rebel groups in Afghanistan fighting the Soviet occupation. This assistance was funneled through Pakistan: the Pakistani military intelligence service (Inter-Services Intelligence Directorate, or ISID), helped train the rebels and distribute the arms. But Bin Ladin and his comrades had their own sources of support and training, and they received little or no assistance from the United States." Für die Geldüberweisungen an Atta ist jetzt nicht mehr der pakistanische Geheimdienst, sondern Khalid Sheikh Mohammed verantwortlich. Deshalb kann die Kommission die Intensivierung der Beziehung mit Pakistan, dem Förderer der Taliban, zur Terrorbekämpfung empfehlen. Die Kommission kriegt den angeblichen Chefplaner aber nie zu Gesicht, sondern nur Protokolle seiner dubiosen Geständnisse. Nachdem er 2003 verhaftet wurde, verschwand er in den Geheimgefängnissen der CIA, wo er innerhalb eines Monats 183 Mal mit Waterboarding gefoltert wurde, bis er alles gestand, was man von ihm hören wollte.

Die FBI-Übersetzerin Sibel Edmonds, die in einer dreistündigen Aussage vor der Kommission über die Geldwäsche- und Drogengeschäfte im Umfeld der 9/11-Hijacker berichtete, wundert sich, dass dies im Report nicht erwähnt wird. Etwas naiv, denn aus diesen Geschäftsverbindungen, die Afghanistan/Pakistan und Florida über Drogen und Waffen miteinander verbinden, werden sowohl Republikaner wie Demokraten geschmiert. Edmonds war bei ihren Übersetzungen von Abhörprotokollen vor dem 11.9. auf zahlreiche alarmierende Hinweise gestossen: "spezifische Anschlagspläne, Daten, Flugzeuge, die als Waffen benutzt werden sollten - und damit verbundene Personen und Aktivitäten." Als sie feststellte, dass diese Informationen versandeten und zu keinen Konsequenzen führten, wollte sie damit an die Öffentlichkeit gehen. Zunächst wurde ihr ein besser bezahlter Full-Time-Job angeboten und dann mit Gefängnis gedroht. Im März 2002 wird die Übersetzerin entlassen.
Auch die Informationen der INS-Beamtin Mary Schneider über Bestechungspraktiken im Zusammenhang mit Scheinhochzeiten von muslimischen Immigranten interessieren die Kommission nicht. Christine Sharitts etwa liess sich 1997 auf eine Scheinehe ein mit Ali Abad, der mit Mohammed Atta und einem in Orlando lebenden Bruder Osamas, Khalil Bin Laden, in Verbindung gestanden haben soll. Nachdem Christines Eltern Schneider 1999 über die Bestechungspraktiken informiert hatten, wurden sie von den Behörden unter Druck gesetzt. Kurz nach dem 11.9.01 erhielten sie Besuch vom FBI: Die Beamten nahmen zu ihrem ‚Schutz' alle Unterlagen und Videobänder über die Hochzeit mit und empfahlen: "Vergessen Sie die Bestechung und verhalten Sie sich ruhig." Zwei Wochen zuvor hatte die Staatsanwaltschaft Orlando es abgelehnt, 50 Fälle von illegalen muslimischen Green-Card-Besitzern und deren Scheinehen weiter zu verfolgen.

Präsident Bush, Cheney, Rumsfeld, Rice, Ashcroft, Tenet und andere Regierungsmitglieder werden von der Witwe Ellen Mariani wegen ausreichendem Vorwissen über den 11.9., verbrecherischer Verschwörung, Behinderung der Justiz und fahrlässiger Tötung angeklagt. Von den 3000 eingeladenen Journalisten zur Pressekonferenz am 26.11.03 erscheint, ausser dem rechten Propagandasender Fox-News, der 40 Minuten aufzeichnet und dann keine Sekunde ausstrahlt, kein einziger. Ellen Mariani gehört zu den wenigen Opferangehörigen, die das staaliche Entschädigungsangebot (in ihrem Fall $1 Mio.) ausgeschlagen hat, da es mit einem Verzicht auf jegliche juristische Klagen verbunden war.

Im Juni 2006 erklärte der Islamwissenschaftler Kevin Barret von der University of Wisconsin-Madison öffentlich, er glaube, dass die US-Regierung hinter dem 11.9. stehe, worauf die Republikaner seine sofortige Entlassung verlangen. Trotzdem lässt sich die Forderung nach einer fundierten Untersuchung nicht verhindern: patriotsquestion911, 911truth, pilotsfor911truth, vt911, Scholars for 9/11 Truth & Justice, justicefor911, prisonplanet, 911blogger, iitc.911review.
Quellen: Ruppert (2001), Ali, Klinenberg, Harrison, Hersh (2001 ,a), Israel, Weiner, A.Kuhn, Hager, Chomsky (2001), Abramovici, Bunzl, Heller, Malthaner, Rivero, Bröckers, Grosse, Hertog, Rouleau, Hufschmid, Gibney/ Jarecki, Lévy, Seipel, Leser, Soler, Coolsaet, Hopsicker (2003, 2004), Bülow (2003), Bröckers/ Hauss, Chossudovsky, Unger, Honegger, Kupferberg, Scheffer, H.Martin, Randal, Ganser, Ketcham, Fracasci/Trento, Avery.

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Teil 13 (Oktober 1988 - September 2000)

Dieser Teil der Chronik behandelt die Präsidentschaften von George Bush und Bill Clinton.

Die Zentrale Themen und Personen:
Wahlkampf von Bush: Nazi-Freunde, rassistische Sterilisationen, Wahlfälschungen, J. Danforth Quayle, Finanzierung, PanAm-Absturz über Lockerbie, Bushs Regierung, die Auflösung der Sowjetunion, China, Panama-Invasion gegen Manuel Noriega, Mandela und Südafrika, Nicaragua, Jeb, George W. und Neil Bush, Golfkrieg, Ende des Kalten Kriegs, Dominanz der USA, Bill Clinton, Genozid in Ruanda, Berlusconi, P2 und die Mafia, Haiti, Jean-Bertrand Aristide, Attentat in Oklahoma, Exilkubaner, Big Brother USA: NSA-Überwachung, Internet, Echelon, Wirtschaftsspionage, FBI, die EU und die Schweiz, Krieg in Ex-Jugoslawien, Fujimori und Montesinos in Peru, Andres Pastrana in Kolumbien, Söldnerfirmen, Clintons Abgang.



Oktober 1988 Wahlkampf von Bush

George Bush stellt Richard Nixon und seinen Mann für dreckige Aktionen, Dwight Chapin, für den Wahlkampf ein und setzt auf Themen wie den Fahneneid, Patriotismus, das obligatorische Gebet in den Schulen, die Kriminalitätsbekämpfung und die zu laxen Bedingungen in den Gefängnissen und verspricht, "keine neue Steuern" einzuführen.

Rudi Slavoff, der 1983 eine Ehrveranstaltung für den Holocaustleugner Austin App organisierte und Mitglied der rechtsextremen Coalition of American Nationalities von Edward Derwinski ist, arbeitet für Bush, der schliesslich mehrere Nazis wie Fred Malek aus der Spitze seines Wahlkampfkomitees entlassen muss. Der ehemalige Nixon-Assistent Malek erstellte eine Judenliste im Arbeitsministerium. 1990 stellt Bush ihn als Planungsleiter für den Wirtschaftsgipfel mit Botschafterstatus wieder ein, und 1992 ist er an der Kampagne für die Wiederwahl erneut dabei. Vor allem das Heritage Groups Council, das die Politik der neuen Rechten entscheidend mitprägt, erweist sich als ein Nest von Nazis und Faschismussympathisanten. Sowohl Bush wie Reagan haben über Organisationen wie AmeriCares, Knights of Malta oder Covenant House vielfältige Kontakte zu Faschisten.

Bush befürchtet, die weisse Rasse könnte aufgrund der Bevölkerungsentwicklung ihre vorherrschende Position verlieren. 1988 zahlt die Agency for International Development unter Vizepräsident Bush $80 Mio. an die "Association for Voluntary Surgical Contraception" für 2 Millionen Sterilisationen in 58 Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens. Erstmals verlangten die Weltbank, die UNO und die amerikanische Regierung 1965 von Indien Programme zur Bevölkerungsbegrenzung, und bis 1975 wurden 6 Mio. Inder und 2. Mio. Inderinnen sterilisiert. Danach verlangte die Weltbank solche Programme in Indonesien, Bangladesch und China. 1974 beschäftigt sich Kissinger als nationaler Sicherheitsberater mit den Möglichkeiten zur Begrenzung des Bevölkerungswachstums, um die Ausbreitung des Kommunismus zu verhindern. In den 80er Jahren wurden grossflächig Sterilisationen auch in Senegal, Niger, Kenia und im Kongo durchgeführt. In den 90er Jahren plant die USAID auf Initiative von Bush und William H. Draper die Sterilisation von 254 Millionen Lateinamerikanern und Indern, wozu das entsprechende Budget 1992 auf $300 Mio. erhöht wird.
Am offensten geschieht dies in Peru: von 1995 bis 2000 organisiert Präsident Alberto Fujimori die Sterilisation von 331'600 Frauen und 25'590 Männern, wozu die USAID mit $36 Mio. siebenmal mehr beisteuert als der zweitgrösste Geldgeber, der Bevölkerungsfonds der UNO (UNFPA). Als Gegenleistung für neue Kredite und eine Neuverhandlung der Schulden fordert der IWF neben den üblichen Privatisierungen und Liberalisierungen eine verschärfte Geburtenkontrolle. Um die sozialen Folgen der neoliberalen Schocktherapie, welche die Armut massiv steigert, zu mildern, zahlt die Weltbank $150 Mio. Entwicklungsgelder, ebenfalls mit der Bedingung von Geburtenkontrollen. Da die Gesundheitszentren bestimmte Quoten erfüllen müssen, werden die meist analphabetischen Indios, die ärmste und damit potenziell gefährlichste Bevölkerungsschicht, mittels Täuschung, Erpressung und Drohung zur Operation überredet. Die verstümmelten Frauen werden in ihren Gemeinschaften oft diskriminiert. Aufgrund der Proteste verabschiedet der US-Kongress am 22.10.98 das Tiahrt-Gesetz, wonach die Verwendung der USAID-Gelder neu geregelt werden sollen. Die Weltbank muss ihre Rolle bei den Programmen nie rechtfertigen und verknüpft weiterhin Geldzahlungen an die Bevölkerungspolitik.

Nachdem Bush bei den ersten Vorwahlen in Iowa abgeschlagen hinter dem durch das Christian Broadcasting Network bekannten Evangelisten Pat Robertson und Bob Dole liegt, werden in New Hampshire dank Gouverneur John Sununu die Wahlresultate gefälscht, sodass Bush vorne liegt (und sich Sununu den Posten als White House Chief of Staff sichert).
In South Carolina bricht zwei Wochen vor der Abstimmung der Prostitutionsskandal des Televisionsevangelisten Jimmy Swaggart, einem Freund und Unterstützer von Pat Robertson aus. Robertson gründet 1989 die fundamentalistische Christian Coalition mit dem Ziel, ihre Leute in politische Schlüsselpositionen zu hieven, was innerhalb der Republikaner gut gelingt.
Der zunehmend jähzornige Bush erklärt, dass Jesus Christus sein persönlicher Retter sei und gewinnt daraufhin in South Carolina mit 48% der Stimmen. Im Süden gelingen ihm dank ähnlichen Manipulationen Rekordzahlen bei den Vorwahlen, und er gewinnt selbst in Illinois gegen Dole. Mit der Dole-Fraktion kann die Bush-Fraktion ein Abkommen schliessen, nachdem ein Dreckkrieg ausgebrochen war, bei dem Bushs Beziehung mit Jennifer Fitzgerald in die Presse kam. Die Washington Post und die restliche Presse kann mit Drohungen davon abgehalten werden, die Story zu bringen.

Bushs Wahl des Vizepräsidentschaftskandidaten gestaltet sich schwierig, weil die meisten Bewerber mehr Statur haben als Bush. Zusammen mit Robert Kimmitt wählt er J. Danforth Quayle, aufgrund seiner langen finanziellen und politischen Allianz mit dem Pulliam-Presse-Konglomerat und den gemeinsamen rassistischen Überzeugungen. Schon bei den ersten Auftritten macht sich Quayle lächerlich mit seinen bald berühmten Äusserungen wie "Der Holocaust war eine obszöne Periode in der Geschichte unserer Nation, (aber) ich lebte nicht in diesem Jahrhundert." Während seiner Jugend konsumierte Dan zu viel Marihuana und LSD, als dass er in der Schule noch viel hätte mitbekommen können. Der Gefangene Brett Kimberlin behauptet, er hätte seinem Jugendfreund Quayle regelmässig Marihuana verkauft, worauf er in Isolationshaft gesetzt wird. Deshalb muss Quayle auf die Dienste der PR-Firma Spencer zurückgreifen. Obwohl er einen Bürojob hatte, blufft Quayle mit dem Vietnamkrieg, gibt sich als militärischer Hardliner und behauptet vor Fundamentalisten, ein Atomkrieg wurde die Wiederkunft von Jesus beschleunigen. Im Golfkrieg droht er öfters mit dem Einsatz von Atombomben gegen Bagdad.

Robert Mosbacher treibt für Bushs Kampagne $60 Mio. und für das Republican National Committee weitere $25 Mio. auf, indem er vielen der $100'000 Zahlenden einen Botschafter-Posten oder ein anderes prestigeträchtiges Amt verspricht. Die Basis seines auf $200 Mio. geschätzten Vermögens kommt von der Mosbacher Energy Corporation, eine der grössten privaten Ölfirmen in Texas. Aufgrund eines Betrugs im Zusammenhang mit der Privatisierung der staatlichen Strassen konnte er seine Cinco Ranch, die er 1970 für $5 Mio. kaufte, für $84 Mio. verkaufen. Daneben gibt es Geheimkonten, die Robert Y. Eckels bei der International Intelligence Network Corporation führt. Anwalt Douglas Caddy setzt das FBI und FEC über diese Konten in Kenntnis, mit dem Effekt, dass Caddy 1989 selbst mit Strafzahlungsforderungen des IRS von Hunderttausenden von Dollars mundtot gemacht wird. Die Ermittlungen werden nach dem Tod von Eckels am 24.12.89 gestoppt.
Nach sechs Jahren Dienst verlässt die Historikerin Shelley Davis das IRS unter Protest, weil die Behörde korrupt, inkompetent und parteiisch sei. Regelmässig würden belastende interne Dokumente zerstört oder politisch eingesetzt

Sohn George Walker Bush hält Aktien über $400'000 der Harken Energy, sitzt in dessen Verwaltungsrat und verdient als Berater des Konzernchefs $50'000 im Jahr. Im September 1984 wurde seine bankrotte Ölfirma Bush Exploration Oil Co., in die Philip Uzielli $1 Mio. eingeschossen hatte, dank William DeWitt und Mercer Reynolds von der Spectrum 7 Energy Corporation übernommen und Bush zu deren Direktor ernannt. Uzielli hatte in Panama Geld gemacht und geschäftet mit James Baker, dessen Familie die Texas Commerce Bank gehört. Diese wiederum verkaufte Khalid Bin Mahfouz 1985, als die Immobilienpreise zusammenfielen, für $200 Mio. den 1981 für $140 Mio. erbauten Bank Tower, dem grössten Wolkenkratzer in Dallas.
In den sechs Monaten vor der Übernahme 1986 durch die Harken, wobei Bush und die Partner $2 Mio. Anteile erhalten, verlor die Spectrum 7 Energy $400'000. Als auch Harken 1987 das Geld ausgeht, kann Investmentbanker Jackson Stephens, der 1980 zur Wahl von Reagan und Bush $100'000 beisteuerte und einer der Hauptsponsoren Bill Clintons ist, einen Aktienkauf von $25 Mio. durch die UBS arrangieren. Andere Investoren der Harken sind die Milliardärsfamilie Bass aus Fort Worth, George Soros, die Harvard University und Anton Rupert. Scheich Abdullah Taha Bakhsh, der als Teil des Deals in den Verwaltungsrat der Harken kommt, ist wie Stephens mit der BCCI verhängt, die in Drogenschmuggel, Devisenmanipulationen und CIA-Operationen wie der Destabilisierung von Australiens Labour-Regierung verwickelt war. Die UBS ist eine Joint-venture-Partnerin der BCCI in einer Genfer Bank.
Harken kann im Januar 1990 dank Präsident Bush ein Joint-Venture mit der Regierung von Bahrein abschliessen, das der bislang unbekannten Firma die exklusiven Explorations-, Entwicklungs-, Produktions-, Transport- und Marketingrechte für die meisten Off-shore-Reserven an Öl und Erdgas Bahreins verschafft, obwohl die Firma noch nie Unterwasserbohrungen vorgenommen hat. Mitbeteiligt am Vertrag sind der Premierminister Scheich Khalifa, Bruder des Emirs und BCCI-Aktionär, und US-Botschafter Charles Holster, CIA-Veteran, Baulöwe aus San Diego und Mitfinanzierer von Bushs Wahlkämpfen. Holster geschäftet mit Mohammed Hammoud, der Operationen für die BCCI tätigt und kurz darauf unter ungeklärten Umständen in Genf stirbt. Einen ähnlichen Vertrag wie die Harken in Bahrein schloss Vater Bushs Zapata Oil in den 60er Jahren bereits mit Kuwait ab. Die Aktien der Harken steigen daraufhin von $4.50 auf $5.50, und Bush verkauft kurz vor dem Überfall Kuwaits durch den Irak zwei Drittel seiner Aktien für $850'000, was ein Profit von 200% bedeutet. Eine Woche später gibt Harken einen Verlust von $23,2 Mio. bekannt, worauf die Aktien um 60% fallen. Da der spätere Präsident die Verkäufe nicht innerhalb von sieben Tagen, sondern erst nach neun Monaten meldet, macht er sich strafbar. Nach einem Jahr sind die Aktien noch ganze $1.25 wert. Bakhshs Vertreter im Verwaltungsrat der Harken, Talat Othman, steigt nach dem Deal mit Bahrein zum politischen Berater von Präsident Bush während dem Golfkrieg auf.

Sohn Neil Bush gründete 1983 mit $100 Kapitaleinsatz seine eigene Ölfirma JNB Exploration, in die seine Partner Kenneth Good und der Bauunternehmer William Walters $160'000 investierten. Von 1985 bis 1988 sass Neil Bush im Verwaltungsrat der Silverado Banking Savings and Loan, die der JNB $100'000 "leiht", die nie zurückbezahlt werden. Bush profitierte auch von einem $1,25 Mio.-"Kredit" von seinen Geschäftsfreunden. Good erhält dafür $32 Mio. für einen defizitären Immobiliendeal von Silverado, und Walters einen $200 Mio. Kredit, die beide nicht zurückbezahlt werden. Bush setzt durch, dass die Sparkasse die Zahlungsunfähigkeit von Good und Walters akzeptieren wird, was den Konkurs bedeutet. Der Zusammenbruch der Silverado S&L im Spätsommer 1988, der nach einem Telefonat aus dem Weissen Haus wegen den Wahlen hinausgezögert wird, kostet die Steuerzahler über $1 Mia. Trotz Zahlungsunfähigkeit spendet Good ein Jahr später $100'000 an die Republikanische Partei.
Ken Good erhielt 1985 auch einen Kredit über $86 Mio. von der Dallas Western Savings Association von Robert Corson und Herman Beebe, um die Gulfstream Land and Development zu kaufen. Neil Bush wird Verwaltungsrat mit $100'000 Salär dieser Grundstückfirma. Bill Walters ist Mitbesitzer der Peoples State Bank mit Richard Rossmiller, einem Verbündeten Beebes. Dank Krediten von Walters Cherry Creek National Bank verdiente Bush als Vorsitzender der JNB insgesamt $550'000, weshalb er sich 1989 aus der verschuldeten Firma verabschiedet, nachdem ein SBA-Programm zur Unterstützung hochriskanter Jungfirmen seine $3000 Kapitaleinsatz in seine neue Firma Apex Energy um $2,7 Mio. ergänzt. Das Risiko ist hoch, die Firma geht 1991 Pleite, nachdem Bush $320'000 Lohn und Spesen bezogen hat.

Im November 1988 wird Nebraska's Franklin Community Federal Credit Union mit einem Verlust von $40 Mio. geschlossen. Manager ist Lawrence "Larry" King, der mit Richard Nixon und Meyer Lansky zusammenarbeitete. Nebraska setzt eine Untersuchungskommission ein, wobei Drogenhandel, Geldwäscherei und die Organisation eines Kinderprostitutionsringes, der sowohl demokratische wie republikanische Politiker und Geschäftsleute bediente, zum Vorschein kommen. Opfer werfen King die Teilnahme an satanischen Ritualen vor, bei denen ein Kind starb.
Am 29.6.89 kommt der Callboy-Ring von Craig Spence, der beispielsweise Donald Gregg versorgt, in die Schlagzeilen. King und Spence sind beide einflussreiche Republikaner. In die Organisation ihrer Sexparties ist nach Detektiv Roy Stephens auch die CIA verwickelt. Die minderjährigen Prostitutionsopfer Eulice und Tracey Washington und Paul Bonnacci sagen aus, dass Bush an Sex-Parties von King in Washington und Chicago dabei gewesen sei. Offenbar scheint Bush eine Vorliebe für schwarze Jungen zu haben. Auch sein Freund Ronald Roskens, Chef der Agency for International Development, soll in homosexuelle Aktivitäten verwickelt sein. Nach 19 Monaten an der Arbeit stirbt der Chef der Untersuchungskommission Gary Caradori unerwartet, ebenso ein Dutzend weiterer beteiligter Personen. King wird zu 15 Jahren Gefängnis wegen Veruntreuung verurteilt. Nach drei Jahren versucht das Gentleman's Quarterly die nicht endenden Gerüchte als Verschwörungstheorie abzutun.

Bush kann dank dem Mörder und Vergewaltiger Willie Horton aus Massachusetts gegen den dortigen Gouverneur Michael Dukakis Stimmung machen, indem er ein viel härteres Vorgehen gegen Kriminelle verlangt. Dank der CIA-Abteilung Office of Security ist Bush oft zur rechten Zeit am richtigen Ort, um einen publikumswirksamen Auftritt mit der Polizei zu inszenieren. Obwohl Dukakis ein überaus schwacher Kandidat ist, gewinnt Bush mit all seinem Geld, seinen Geheimdienstmethoden und dem Amtsvorteil lediglich mit 53% der Stimmen.

Quellen: Bellant, Judge, Lusane, Karel (3), Sam Smith: 6-12, Colhoun, Tarpley/ Chaitkin: 393f, 403-434, 488ff, 554, Corn, Hopsicker (2004), Unger, Laurent: 37ff, Damoisel.


Dezember 1988 Pan Am-Absturz über Lockerbie top

Am 21.12.88 stürzt der Pan Am-Flug 103 nach einer Bombenexplosion mit Plastiksprengstoff Semtex über dem schottischen Lockerbie ab. Alle 243 Passagiere und 16 Besatzungsmitglieder, davon 189 Amerikaner, sowie 11 Einwohner Lockerbies kommen ums Leben. Kurz nach dem Absturz kreisen amerikanische Hubschrauber über dem Gelände und amerikanisches Personal entfernt Trümmerteile, die in einem Radius von 2000 Km2 niedergingen. Als Auftraggeber werden der Iran und Libyen in Betracht gezogen.
Am 3.7.88 schoss die USS Vincennes einen angeblich angreifenden Kampfjet ab, der sich als iranischen Airbus (Iran Air 655) mit 290 Passagieren entpuppt, wofür sich die USA nie entschuldigen. Diese Verwechskungsgeschichte ist unwahrscheinlich. Laut dem übergelaufenen iranischen Geheimdienstagenten Abolgashem Mesbahi ist der Iran die treibende Kraft hinter dem Anschlag, der im Libanon von Palästinensern um Abu Nidal vorbereitet wurde. Laut einem DIA-Bericht zahlte der der iranischen Regierung über Ali Akbar Mohtashami $10 Mio. für den Bombenanschlag. Gemäss CIA-Agent Vincent Cannistraro befahl Präsident Hashemi Rafsanjani den Racheakt.
Am 5.12. hatte sich ein Mann mit arabischem Akzent auf der US-Botschaft in Helsinki gemeldet und vor einem Attentat auf ein Pan Am-Flug von Franfurt in die USA innerhalb von zwei Wochen die Gruppe von Abu Nidal gewarnt, wobei eine Finnin die Bombe unwissentlich an Bord bringen werde. Die Federation Aviation Administration warnte alle Fluglinien, worauf die Pan Am einen Aufpreis für die zusätzlchen Sicherheitschecks verlangte. Es kam zu diversen Stornierungen und Umbuchungen, weshalb der südafrikanische Aussenminister Pik Botha, US-Botschafter John McKarthy im Libanon, FBI- Vize-Direktor Chris Revell und DEA-Verwaltungsbeamter Steven Greene nicht auf dem Flug sind.
Nach dem mysteriösen Tod von Abu Nidal im August 2002 behaupten zwei seiner Vertrauten, Nidal habe das Flugzeugattentat für Geld organisiert.
Laut den Palästinensern ist der 20jährige Student Khalid Nazir Jaafar, der als DEA-Agent gearbeitet hat, an Bord der Pan Am-Maschine, und zwar als Teil einer geheimen Polizeiaktion, die einen grossen Drogenhändler entlarven sollte. Begleitet wird er von zwei weiteren DEA-Agenten, weshalb sein Gepäck am Flughafen nicht kontrolliert wird. Jaafar könnte die Bombe in von einem Bombenspezialsisten mit dem Spitznamen Mr. Samsonite hergestellten Koffer in Heathrow untergeschoben worden sein. Der Flughafen Heathrow eignet sich aufgrund der schwachen Sicherheitsstandards dafür, wie der ehemalige CIA-Agent Rober Baer nahelegt.
Obwohl die Amerikaner behaupten, ihre Agenten seien erst um 23 Uhr auf dem Absturzgelände eingetroffen, werden sie bereits zwei Stunden zuvor in grosser Zahl beobachtet. Dorfbewohner berichten, dass grosse Mengen an Heroin gefunden und wegtransportiert wurden.
Ermittlungen laufen zuerst gegen die Palästinenserterrorgruppe PFLP-GC, bei der zwei Monate zuvor im Rahmen der Operation Herbstlaub in einem Ableger in Neuss ein Waffenlager und eine Bombenwerkstatt gefunden wurden. Die Razzia erfolgte durch BKA, BND und Verfassungschutz, wobei dort auch auch für den BND produziert wurde. Der Chef Hafez al-Khamoni und weitere 15 Aktivisten wurden festgenommen, aber 12 davon wieder freigelassen, darunter Bombenbauer, der bei der Verhaftung versicherte: "Ich bin doch einer von Euch." Vier Bomben wurden sichergestellt, aber nicht eine fünfte, die dann im Jumbo eingesetzt worden sei.

Nach Aussagen des Journalisten Arnauld de Borchgraue, der Muammar al-Gaddafi jahrelang kannte, bestätigte dieser, dass der iranische Geheimdienst sich zur Unterstützung an den syrischen wandte, der wiederum den libyschen miteinbezog, ohne dass dieser letzte eine wesentliche Rolle spielte. Gaddafi hätte aber ein Motiv, da er die im April 1986 durchgeführten US-Luftangriffe gegen den Präsidentenpalast und Camps in Libyien, bei denen seine Adoptivtochter Hana stirbt, habe rächen wollen. Der ehemaige libysche Justizminister Mustafa Muhammad Abd al-Dschalil behauptet später, er habe Beweise, dass Ghadhafi den Befehl zum Anschlag von Lockerbie gegeben habe. Wäre Gaddafi an Lockerbie beteiligt gewesen, hätten die Amerikaner dazu Dokumente aus den geöffneten libyschen Archiven nach dem Sturz veröffentlicht.
Die Amerikaner schieben Gaddafi die Schuld in die Schuhe geschoben (womit eine Invasion oder ein Putsch gerechtfertigt wäre) und setzen durch, dass die UNO Sanktionen eine Wirtschaftsblockade verhängt. Gaddafi gibt 2002 nach, weil er auf seinem Öl sitzen bleibt, bietet den Opfern $2.7 Mia. Entschädigung an (wovon $300 an die US-Anwaltskanzlei von Jim Kreindler gehen, während die Anwaltskanzlei Speizer Crowse ein Erfolgshonorar von 28-35% kassiert) und liefert zwei Libyer aus. Abdel Basset Ali al-Megrahi wird im Februar 2001 trotz völlig unzulänglicher Beweise als Attentäter zu lebenslanger Haft verurteilt, wogegen Lamin Khalifah Fhimah freigesprochen wird. Während des gesamten Prozesses sitzen zwei FBI-Agenten am Tisch der Anklage und steuern das Verfahren. Kernstück der Anklage bilden die Falschaussagen des Mebo-Mitarbeiters Ueli Lumpert und eines britischen Technikers über den angeblich verwendeten Prototypen des Elektronikzünders MST-13, von denen 20 an Libyen verkauft worden waren. Mit dem Prototypen konnte jedoch keine Bombe gezündet werden. Das FBI war bei der Konsfiszierung der Mebo-Unterlagen zu den Zeitzündern in Zürich dabei, und die CIA hatte bereits einen solchen Zünder. Nachdem sich herausstellte, dass die angeblich von Megrahi in Malta gekauften Kleider im Bombenkoffer älteren Datums sein müssen, fällt ein wesentlicher ‚Beweis' weg. Der Kleiderverkäufer Tony Gauci, der 23 Mal von Scotland Yard verhört wurde und jedes Mal eine andere Story erzählte, soll nach dem Prozess von Washington $2 Mio. für die Identifikation Megrahis erhalten haben, der an den Schuhen zu erkennen war. Obwohl 2001 zu 27 Jahren Haft verurteilt, wird er nach acht Jahren wegen seiner fortgeschrittenen Krebserkrankung nach Libyen überstellt. Trotz dem Unmut der Bevölkerung kann damit eine erneute Untersuchung des Rätsels von Lockerbie verhindert werden.
2004 wird Gaddafi rehabilitiert, auch weil die USA seit 2002 (in Konkurrenz zu China) verstärkt auf die Ölimporte aus afrikanischen Staaten setzt, von denen Libyen die grössten Vorräte hat. Gaddafi zahlt Millionen an eine Reihe von hochkarätigen Journalisten und Professoren wie Anthony Giddens, David Frost, Francis Fukuyama, Joseph Nye, Richard Perle oder Robert Putnam an, die das Image der Gaddafis im Westen aufpolieren. Zudem arbeitet Gaddafi ab 2003 mit der CIA und dem MI6 zusammen und foltert verdächtige Gefangene für die westlichen Geheimdienste. Die Private Equity-Firma Carlyle Group bereitet dem Sohn Saif al-Islam Gaddafi 2008 einen Empfang auf höchstem Niveau, weil die Gaddafis vermutlich viel Geld investieren. Es wird geschätzt, dass die Gaddafis rund $110 Mia. im Ausland auf Bankkonten lagern oder anlegten, u.a. in der Filmproduktionsfirma Natural Selection in Hollywood, in den italienischen Fussballklub Juventus, in die Mediengruppe Pearson (Financial Times, Penguin Books) oder in Immobilien in London.
Die wahrscheinlichste Story zu den Hintergründen: Zwischen 5 und 8 CIA-Agenten eines Untersuchungsteams befinden sich auf dem Flug 103, die ohne Erlaubnis und mit Material in die USA zurückfliegen wollen, um die Regierung und die Öffentlichkeit zu informieren. Offenbar verhindert der syrische Geheimdienst, der verschiedene Beziehungen zur CIA hat, die Rückkehr der Agenten, indem der Jumbo gesprengt wird. Es wäre also eine Vertuschungsaktion der Waffen- und Drogendeals nach Iran, die in Zusammenhang mit der iranischen Geiselnahme und dem syrischen Geheimdienst steht, und denn Vorteil bringt, Gaddafi erpressen zu können.

Quellen: Traficant, Blum, Caron/ Paeschke.


Januar 1989 Bushs Regierung top

George Bush wählt sein Kabinett aufgrund alter Allianzen und der Beiträge zur Wahlkampagne: James Baker III wird Aussenminister, Nicholas Brady Finanzminister, Robert Mosbacher Wirtschaftsminister und C. Boyden Gray Rechtsberater des Weissen Hauses. NSC-Chef Brent Scowcroft und Vize-Aussenminister Lawrence Eagleburger sind Kissinger-Klone.
Statt John Tower wird Dick Cheney Verteidigungsminister, weil bekannt wird, dass Tower mit Hunderttausenden von Dollars von den Rüstungskonzernen geschmiert wurde und sich mit vielen Frauen und Alkohol vergnügt. Bush wollte sich bei ihm dafür bedanken, dass die Tower-Kommission zum Schluss kam, dass sich kein Regierungsmitglied im Iran-Contra-Skandal schuldig gemacht habe. Nach dem Schauprozess wird auch Oliver North in zweiter Instanz freigesprochen. Die anderen 10 Verurteilten werden von Bush begnadigt.
Bush kann von seinen Beratern erst nach langen Diskussionen überzeugt werden, dass Don Gregg zu viel Dreck am Stecken hat, um als CIA-Direktor akzeptiert zu werden, worauf sein ehemaliger Vize -auch nicht besser- Robert Gates den Job bekommt. Colin Powell, ebenfalls ein Iran-Contra-Veteran wie der neue Undersecretary of State Reginald Bartholomew, wird Generalstabschef, der vulgäre Thomas R. Pickering, der als Botschafter in El Salvador für $1 Mio. Militärmaterial zu den Contras lieferte, wird UN-Botschafter. Weitere erstaunliche Nominierungen sind William Reilly (er war in das JFK-Attentat involviert) als Umweltminister, der rechtsextreme CAN-Präsident Edward Derwinski als Minister der Veteranen-Administration und William Bennett als Drogenjäger. Als Reagans Justizminister Richard Thornburgh geht, wird er durch den ehemaligen CIA-Offizier William P. Barr ersetzt.

Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks und der sich ankündigenden Auflösung der Sowjetunion trifft Bush auf eine neue geopolitische Situation ohne Gegner, weshalb Francis Fukuyama, der opportunistische Vizedirektor des Policy Planning Staff des Aussenministeriums die These vom "Ende der Geschichte" aufwirft, die auf den reaktionären und elitären Allan Bloom zurückgeht. Vizepräsident Dan Quayle behauptet, die Veränderungen in der Sowjetunion seien "nur eine Extravaganz der Public Relation." Trotzdem wird die neohegelsche These zur politischen Ideologie der weitgehend autokratischen Bush-Regierung. Eine vernünftige US-Aussenpolitik hätte sich im ehemaligen Ostblock engagiert und nicht bloss eine "neue Weltordnung" proklamiert, sondern mit dem Wiederaufbau der Infrastruktur die ökonomische Depression in den USA überwinden können. Aber Bush zeigt nicht nur keine Initiative, sondern lässt die Reformer selbst bei Hilfegesuchen im Stich.

Nach der blutigen Niederschlagung der Studentenproteste auf dem Tiananmen-Platz am 4.6.89 in Beijing, die Bush nicht verurteilt, fliegt Prescott Bush Jr. nach China, um mit der Akoi Corporation einen Deal über $18 Mio. abzuschliessen, obwohl sein Bruder solche Kontakte verbot.
Prescott ist danach in Japan, zehn Tage vor dem Staatsbesuch seines jüngeren Bruders. Von der japanischen Firma West Tsusho, die die Justiz wegen Betrugs und Links zum Inagawakai-Arm der Yakuza untersucht, kassiert er $250'000 Beratungshonorar. Die japanische Mafia mit ihren 78'000 Mitgliedern macht schätzungsweise $10 Mia. Gewinn pro Jahr und schleust, vor allem über die für die Geldwäscherei zuständige Gruppe Inagawakai, bis Ende des Jahrhunderts $50 Mia. in die amerikanischen Finanzmärkte. Der Zusammenbruch der japanischen Wirtschaft Ende der 90er Jahre ist wesentlich auf die Milliardenkredite der Banken an die Gangster (Susumu Ishii, Chef des drittgrössten Syndikats, erhält von den Banken Kredite über $300 Mio.) und die Abschröpfung der gesamten Wirtschaft (42% der Bauprojekte stehen beispielsweise mit dem Organisierten Verbrechen in Verbindung) zurückzuführen. Da die Yazuka Wahlkampfgelder für die Politiker auftreiben, wird sie gedeckt, als 7 Banken-Untersuchungsbeamte 1997 umgebracht werden. Erleichtert wird dies durch den Umstand, dass auch die Presse von Korruption durchsetzt ist. Bereits 1960 wurde der Inagawakai-Clan politisch eingesetzt: zur brutalen Auflösung antiamerikanischer Demonstrationen.
Ebenfalls $250'000 verdient Bush von der Asset Management beim Verkauf von Hughes Aircraft-Kommunikationssatelliten im Wert von $300 Mio. an China. Einen Monat nach dem Massaker schickt Bush Brent Scowcroft und Lawrence Eagleburger in einer geheimen Mission nach Beijing um die Asylfrage der Studenten zu regeln, wobei Bush Deng Xiaoping weitgehend entgegenkommt, um den Pakt gegen die untergehende Sowjetunion nicht zu gefährden.

Bush erhöht die Beitragszahlungen an den Internationalen Währungsfonds um 35%, was eine Erhöhung von $8 Mia. an die mörderische Geopolitik der neoliberalen Hardliner bedeutet, und kürzt gleichzeitig das unterdotierte Women, Infants and Children (WIC)-Programm, das Müttern genügend Nahrung sichert. Während Bush mit Kosten von $164 Mia. für die Sparkassenkollapse rechnet, kürzt er die Kapitalgewinnsteuer von 28% auf 15%, was laut Bush in sechs Jahren $25 Mia. weniger einbringen soll - eine krasse Unterschätzung. Gleichzeitig kürzt er die geforderte Anhebung des Mindestlohns auf $4.55 pro Stunde um 30 Cents. Nach dem Kollaps der United Airlines bricht, genau zwei Jahre nach dem ersten Börsencrash, der Dow Jones am 13.10.89 um 190 Punkte ein, und Bushs Popularität sinkt gegen 0.

Beim ersten Fernsehauftritt im September verkündet Bush einen neuen Krieg gegen den Drogenmissbrauch. Im gleichen Monat trifft er sich mit allen Gouverneurs zu einem "Erziehungsgipfel", was Reagans ehemaliger Erziehungsminister und jetziger "Drogenjäger" William Bennett als "pap" bezeichnet. Die Bildungsausgaben des Bundesbudgets sanken während seiner Ära von 2,5% auf unter 1,8%.

Quellen: Weberman (19): 26f, Sam Smith: 1-12, Schulz: 151, CNPC: 15f, 23-28, Tarpley/ Chaitkin: 269, 285, Colhoun.


Dezember 1989 Die Panama-Invasion top

Drei Tag vor Weihnachten 1989 führen die USA im kleinen Panama die grösste Luftlandeoperation seit dem 2. Weltkrieg durch und machen Jagd auf den Armeechef Manuel Noriega.
Im Dezember 1985 weigerte sich der bis anhin kooperative Staatschef, bei der geplanten US-Invasion Nicaraguas mitzumachen, wobei zuerst Panama hätte angreifen sollen, um dann Hilfe von US-Truppen zu erhalten. Solange es nur um Waffenlieferungen über Panama an die Contra-Rebellen in Nicaragua ging, war Noriega mit dabei. Zudem weigert er sich, die School of Americas um 15 Jahre zu verlängern. Und er beharrt auf der Einhaltung des Vetrags um die Übergabe des Kanals, den Omar Torrijos 1977 mit Jimmy Carter ausgehandelt hatte und den die Republikaner vom Tisch haben wollen.
Die Reagan-Administration denunziert Noriega 1986 öffentlich als Drogenhändler, worauf sich dieser aus dem Drogenhandel zurückzieht und mit der DEA zusammenarbeitet, während sein Geheimdienstchef Guillermo Wong weiterhin für die CIA arbeitet und mit Drogenhandel zu tun hat.
1987 fliegt Bushs Stabschef Daniel Murphy zusammen mit dem südkoreanischen Lobbyisten und Agenten Tongsun Park im Privatflugzeug des Waffenhändlers Sargis Soghnalian zu Noriega. Vermutlich sollen sie ihm versichern, dass er (gegen Entgelt) Bushs Unterstützung habe, obwohl er wegen den bevorstehenden Vorwahlen in den USA als Drogenhändler angeklagt werde. Im Frühjahr 1988 verhandelt die Reagan-Regierung mit Noriega, damit dieser zurücktrete und dafür die Klagen fallen gelassen würden. Der Präsidentschaftskandidat Michael Dukakis kritisiert diesen Deal heftig und zwingt damit Bush zu einer härteren Haltung. Aber Noriega fühlt sich sicher in seinem Sattel, weil er über Fotos von Präsidentensohn George W. Bush verfügt, als sich dieser auf der Contadora Insel Sado-Maso-Sex praktizierte und Kokain reinzog.
Am 1.5.89 enthüllt die US News and World Report, dass Bush $10 Mio. für eine CIA-Operation gegen Noriega für die bevorstehenden Wahlen in Panama bewilligt habe. Das Geld wurde über Carlos Eleta Almaran geliefert, der im April wegen Schmuggels von 600 Kilo Kokain und der Geldwäsche von $300 Mio. verhaftet wurde. Mit dem Geld sollen die Wahlverantwortlichen geschmiert werden, weshalb Noriega die Wahlen kurzerhand annullieren lässt. Daraufhin ordnet Bush den Putsch an und befiehlt, nachdem der Kommandierende der US-Truppen in Panama, General Frederick F. Woerner, eine Verstärkung seiner Truppen ablehnt, dem Pentagon die Vorbereitung zur Operation BLUE SPOON. Dazu werden Delta Forces, Rangers und Navy Seals in geheimer Mission nach Panama geschickt, die Noriega zu kidnappen versuchten und militärische Provokationen durchführten. Aufgrund der zu lahmen Hilfe der US Southern Command in Panama City scheitert der Putsch der CIA-unterstützten Offiziere unter Major Moises Giroldi am 3.10.89 gegen Manuel Noriega, weshalb die Invasion eingeleitet wird.
Die Delta Forces wurden 1977 nach dem Vorbild der englischen Special Air Services SAS gegründet und für Geiselbefreiung und Terrorismusbekämpfung ausgebildet. Sie gelten als die besten Nahkampfspezialisten und operieren unter absoluter Geheimhaltung, wobei sie über Satelliten kommunizieren. Das Pentagon dementierte ihre Existenz selbst nach dem fehlgeschlagenen Befreiungsversuch der 66 Geiseln in der US-Botschaft von Teheran 1979. Die Rangers sind leicht bewaffnete Army-Sturmtruppen von 1800 Mann, die strategisch wichtige Positionen wie Flughäfen, Brücken oder Bahnlinien besetzen, bevor die Hauptstreitkräfte eintreffen. Die Navy Seals sind hoch ausgebildete Allroundtruppen, die Kennedy für den geheimen Krieg in Vietnam geschaffen hatte.

Analog zu Hitlers Überfall auf Polen wurden mit dem Tod des Marine-Soldaten Robert Paz, der angeblichen Folterung von Leutnant Curtis und der sexuellen Belästigung seiner Frau die Legitimation geschaffen für die am 21.12.89 erfolgende Invasion in Panama. 417 Bomben fallen auf Panama City und 5000 Zivilisten kommen bei der Jagd nach Noriega ums Leben. 15'000 Menschen verlieren ihre Wohnungen. Die Schäden werden, inklusive der 30 Monate Sanktionen, auf $7 Mia. geschätzt. Zum ersten Mal in der Geschichte wird ein souveräner Staat militärisch angegriffen und besetzt, um den Staatschef wegen krimineller Aktivitäten zu verhaften und ihn im Land des Aggressors vor Gericht zu stellen. Am 10.7.92 wird Noriega in Miami wegen Drogenhandels zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt.

Noriegas Nachfolger Guillermo Endara und sein ganzes Kabinett ist aufs engste mit den Geldwasch-Banken und Drogenschmugglern des Medellin-Kartells verbunden, womit das alte Drogennetz wieder floriert. Alle Klagen gegen Carlos Eleta Almaran werden nach der "erfolgreichen Invasion" von Justizminister Richard Thornburgh fallengelassen. Statt der versprochenen $2 Mia. Wiederaufbauhilfe werden lediglich gut $400 Mio. Schulden abgeschrieben. Die Armee Panamas wird entmachtet und weitgehend aufgelöst. Ein Jahr nach der Invasion verhindern US-Truppen einen Putsch von Ex-Polizeichef Eduardo Herrera, worauf Bush den unpopulären Endara durch Gabriel Lewis Galindo, dem Eigentümer der Geldwaschagentur Banco del Istmo, ersetzen will.
In den 90er Jahren werden allerdings griffige Geldwäschegesetze wie die Identifikationspflicht eingeführt, was die Geldwäsche schwierig macht. Dies im Gegensatz zu den USA, deren Banken die grössten Geldwaschanlagen bleiben. In 45 Bundesstaaten können die steuerfreien LLCs per Internet oder Fax gekauft werden, viel leichter als in jedem Karibikstaat. Seit Oktober 1998 kann an den US-Derivatbörsen mit den Futures, Optionen, Swaps oder Hedge-Funds völlig legal Geld gewaschen werden.
Besonders effektvoll bedient die Washingtoner Riggs Bank, die sich rühmt, die Konten zahlreicher US-Präsidenten geführt zu haben, die Geldwäscher. Sie gründet beispielsweise Scheinfirmen, um $13 Mio. von Augusto Pinochet zu vertuschen, oder ändert die Kontennamen, um die Spuren zu verwischen. Die Bank gehört seit Anfang der 80er Jahre Joe L. Allbritton, einem Freund der Bush-Familie. 1997 wird das Institut für $5,5 Mio. von einer kleinen Investmentfirma übernommen, die Jonathan Bush gegründet hatte. Dieser Onkel des Präsidenten steigt in die Führungsetage ein und finanziert den Wahlkampf seines Neffen über die Bank. Riggs verwaltet auch die $700 Mio. von Teodore Obiang Nguema, dem Diktator von Äquatorialguinea, wo ausschliesslich US-Firmen (Walter International, ExxonMobil, Amerada Hess, Marathon Oil) Öl fördern. 35% der Gewinne aus diesen Ölgeschäften fliessen direkt auf die Riggs-Konten der Diktatorenfamilie. Aufgrund der Untersuchung der Pinochet-Konten (auch bei der Citigroup, der Bank of America, der britischen HSBC und der spanischen Banco Santander) wird die Bank 2005 fluggs für $779 Mio. an die PNC Financial Services verkauft, womit die Ermittlungen wegen Geldwäscherei aufgegeben und weitere Skandale verhindert werden. So stiessen die Ermittler auf gesetzwidrige Kapitalbewegungen bei 150 saudischen Konten. Vom Konto der Prinzessin Haifa al-Faisal, der Ehefrau des saudischen Botschafters in den USA, Prinz Bandar, flossen Gelder auf Konten von Studenten, die mit den angeblichen 9/11-Attentäter in Kontakt standen. Sie behauptete, dass man ihr Vertrauen missbraucht habe und das Geld ohne ihr Wissen verschoben worden sei. Die 12 Direktoren sichern sich trotzdem eine Abfindung von $15 Mio.

Quellen: Weberman (19): 26f, 42-45, (20): 82, Sam Smith: 1-12, Schulz: 151, Narco, CIA-Info: 14f, CNPC: 15f, 23-28, Tarpley/ Chaitkin: 269, 285, 436-484, Colhoun, Trepp: 43, Astaud, Perkins 2007.



Februar 1990 Mandela und Südafrika top

Die USA haben 1962 dem südafrikanischen Apartheidregime geholfen, den Führer des African National Congress, Nelson Mandela, zu verhaften und ihn 27 Jahre ins Gefängnis zu sperren, weil er als Bedrohung für die Sicherheit der USA angesehen wird. Wenige Stunden nach der Verhaftung Nelson Mandelas räumt ein leitender CIA-Agent namens Paul Eckel die Beteiligung des Dienstes ein. Als Quelle für den Tipp, der zu Mandelas Verhaftung führte, wird CIA-Agent Donald Rickard genannt.
Aufgrund einer möglichen Revolution beschliessen die USA 1983, eine Doppelstrategie zu fahren: Einerseits finanziert der IWF weiterhin das Apartheid-Regime mit Krediten, und die USA unterstützen das Land militärisch und geheimdienstlich. Andererseits werden Geheimverhandlungen mit den möglichen zukünftigen Herrschern des ANC und des Gewerkschaftsdachverbandes Cosatu aufgenommen. 1985 kommt es zu mehreren Geheimtreffen in Sambia, London und Kapstadt. Geheimdienstchef Neil Barnard und Staatspräsident Pieter Botha boten Nelson Mandela die Freiheit und die Aufhebung des ANC-Verbots an, sollte er das alte Regime nicht belangen, die Wirtschaft nicht kollektivieren und die Auslandschulden anerkennen.
1986 beschliesst der US-Kongress Sanktionen gegen Südafrika gegen das Veto von Präsident Ronald Reagan. Die Zusammenarbeit mit dem südafrikanischen Militär soll aufgegeben werden, außer wenn es nachrichtendienstlich erforderlich sein würde. Aufgrund dieser Ausnahmebewilligung wird die Allianz nicht nur fortgesetzt, sondern blüht sogar noch auf, da die NSA routinemässig Abhörprotokolle ihrer Überwachung des ANC an die südafrikanische Geheimpolizei weiterleitet. Die CIA kooperiert auch eng mit Südafrika bei der Unterstützung der UNITA im Bürgerkrieg in Angola.
Obwohl das Apartheid-Regime massiv an Boden verliert, lässt sich die ANC-Spitze auf den Deal ein und verrät die Bewegung. Am 2.2.90 wird Mandela von Bothas Nachfolger De Klerk aus der Haft entlassen. Da Mandela die bestehenden Machtverhältnisse vehement verteidigt, 1991 einer zehnprozentigen Mehrwertsteuer zustimmt, erhält er 1993 (zusammen mit dem Erzrassisten De Klerk) den Friedensnobelpreis. Vor den Wahlen unterschreiben Mandela und die anderen ANC-Führer eine geheime Absichtserklärung an den IWF, in der sie sich verpflichten, die Marktwirtschaft, den freien Kapitalzugang und den bestehenden Bodenbesitz zu garantieren sowie Haushaltkürzungen und Zinserhöhungen vorzunehmen. In seiner Präsidentschaft bis 1999 wird eine Reihe neoliberaler Reformen wie etwa die Senkung der Unternehmenssteuer von 48 auf 30% umgesetzt, und selbst das Gesetz gegen Wucherei mit einem Höchstzinssatz von 32% wird geschleift. Die Arbeitslosigkeit bei den Schwarzen steigt von 36% auf 47% (2004), das Einkommen sinkt um 19%, während das der Weissen um 15 % steigt. Die Lebenserwartung sinkt von 65 auf 52 Jahre.
Noch bis 2008 steht Nelson Mandela auf der Terrorbeobachtungsliste der USA, nachdem ihm die Goldmedaille des US-Kongresses und die Freiheitsmedaille des US-Präsidenten verliehen wurden. Im Dezember 2013 stirbt Mandela als reicher Mann, der Beteiligungen an 200 Firmen hält, während Südafrika zu einem der gefährlichsten Länder der Welt geworden ist.

Quellen: jW 12.4.14, Wolff 2014: 59-68.

Februar 1990 Sieg in Nicaragua top

Zur Überraschung aller wird Violetta Barrios de Chamorro "gewählt", nachdem die CIA $10 Mio. in ihren Wahlkampf gebuttert hat. Das US-Embargo und der Krieg der Contras gegen die Sandinisten, der 29'000 Tote und 350'000 Vertriebene verursachte und die Wirtschaft der 3,8 Mio. Nicaraguaner fast lahmlegte, wird nun überflüssig.

Drei Tage nach Chamorros "Sieg" fliegt Sohn Marvin Bush mit Medikamenten nach Nicaragua. Er war nach dem Verbot des Kongresses, die Contras zu unterstützen, an der Finanzierung der Contras mit Roberto Alejos über die Americares beteiligt. Auch Bruder John Ellis "Jeb" Bush arbeitete als inoffizieller Link von Exilnicaraguanern zu den Contras in Guatemala um Mario Castejon. Zudem arbeitete Jeb Bush für Miguel Recarey, dessen International Medical Centers dank José Basulto die Medicare-Kassen für die Contras leerte. IMC erhielt von der Regierung zwischen 1981 und 1987 rund $1 Mia. Während seiner Zeit als Vorsitzender der IMC erhöhte sich Recareys Vermögen von $1 Mio. auf geschätzte $100 Mio. Der Partner von Santos Trafficante schuf sich seinen Zugang zur Republikanischen Partei durch die Anstellung von Lyn Nofziger und John Sears sowie der Werbefirma ‚Black, Manafort, Stone and Kelly', die allesamt für Reagans Wahlkampagne arbeiteten. Bush hatte auch zu tun mit Leonel Martinez, der 1985/86 3000 Pfund Kokain nach Miami schmuggelte und 1989 verhaftet und verurteilt wurde. 1991 ernennt Präsident Bush den Drogenzar Bob Martinez zum Chef des U.S. Office of National Drug Control Policy als Nachfolger von William Bennett.

Die Nicaraguaner warten vergebens auf die Hilfe der USA für den Wiederaufbau des Landes, nachdem sie die Verwüstung mit Millionen finanziert hatten. Das Land und die Haciendas werden den Grossgrundbesitzern zurückgegeben, womit die Verarmung der Landarbeiter einsetzt. Die neoliberale Politik, die beispiellose Korruption von Jose Arnoldo Alemán und die unkontrollierte Marktöffnung zerstören die Wirtschaft in kurzer Zeit. Nach dem Zusammenbruch der Kaffeepreise und einer Dürre kommt es 2001 zu einer Hungersnot, unter der 650'000 Nicaraguaner leiden. Obwohl die Umfragen einen Sieg des sich erneut zur Wahl stellenden Sandinisten Daniel Ortega prognostizieren, gewinnt der von Jeb Bush öffentlich unterstützte Enrique Bolanos die Wahlen vom November 2001, nachdem eine Reihe der Computer ausgewechselt werden mussten.

1988 übernahm die Federal Deposit Insurance Corporation $285 Mio. an ungedeckten Krediten von der Broward Federal Savings and Loan in Sunrise, Florida, wozu ein $4,6 Mio. Kredit an Armando Codina und seinen Partner Jeb Bush gehörte. Die FDIC bezahlte den beiden $4,1 Mio. zurück. Präsident Bush kann ein Verfahren gegen die BCCI, die Jeb Bush schmierte, erfolgreich verhindern. Jeb setzt sich ein für die Freilassung von Orlando Bosch, der wegen dem Anschlag auf das kubanische Flugzeug vom 5.10.76, der 73 Menschen das Leben kostete, verurteilt wurde. Dessen Coordination of United Revolutionary Organizations ist verantwortlich für über 50 meist in Kuba verübte Bombenanschläge. Jeb Bush erhält von Bacardi $75'000 und setzt sich für das Verbot der kubanischen Marke Havanna Club, die von der französischen Pernod-Gruppe vertrieben wird, in den USA ein. Bacardi-Inhaber Pipin Bosch stand hinter dem Handelsembargo gegen Kuba seit 1960, weshalb der Beschluss als ‚Bacardi-Act' bezeichnet wird. Bosch finanziert über RECE, CANF und CORU nicht nur Terroristen wie Luis Posada Carrilles und Terroranschläge auf kubanische Hotels, sondern mit $ 2 Mio. auch den Hardliner Otto Reich, der unter George W. Bush Berater für lateinamerikanische Angelegenheiten wird, nachdem der Kongress seine Nomination als stellvertretender Aussenminister abgelehnt hat.

Präsidentensohn George W. Bush ist mit 2% Anteil an einer Investorengruppe beteiligt, die für $86 Mio. die Texas Rangers kaufen. Bush erhält dazu einen Kredit über $500'000 von der Midland Bank, deren Direktor er war, und $106'000 von anderen Quellen. 1990 unterzeichnet Bürgermeister Richard Greene die Finanzierung eines neuen $190 Mio. teuren Stadiums mit 49'000 Sitzplätzen, dessen Bau den Klub nichts kostet. Die Enteignung der Landbesitzer wird zu einem Bodenpreis durchgesetzt, der etwa der Hälfte des Schätzwertes entspricht. 1997 unterzeichnet Gouverneur Bush ein neues Steuergesetz, das die Subventionierung von Sportstätten beinhaltet. Nach Fertigstellung erhält Bush vom Milliardär Richard Rainswater eine Provision von $10 Mio. 1998 kauft Thomas D. Hicks die Texas Rangers zu einem überaus hohen Preis von $250 Mio., was Bush $15 Mio. einbringt.
Eine der ersten Amtshandlungen von Gouverneur Bush 1994 besteht in der Privatisierung der psychiatrischen Kliniken von Texas, wovon die Magellan Health Services von Richard Rainwater enorm profitieren. Bush ernennt Hicks zum Präsidenten der University of Texas Investment Management, die einen Aktivposten von $13 Mia. verwaltet. Hicks legt einen Teil in Privatfirmen an, die Bushs Wahl finanziert haben, etwa in Rainwaters Konzern Crescent Equities oder in die Carlyle Group. Von 1990 bis 1994 sitzt George W. im Aufsichtsrat der Carlyle-Tochter Caterair, ohne die Einkünfte daraus zu melden. Als Gouverneur beruft Bush mehrere Personen in das Aufsichtsgremium über die Rentenfonds der texanischen Lehrer, das später $100 Mio. in die Carlyle investiert.

Im Juli 1990 kommen die Korruptionsgeschäfte von Neil Bush mit der Silverado Savings and Loan in einem Hearing der Federal Deposit Insurance Corporation zur Sprache. Bush versucht mit der Organisation des "Keating Five"-Skandals gegen 5 Senatoren Gegensteuer zu geben und von seinem Sohn abzulenken. Trotzdem plant Newsweek die Veröffentlichung des Skandals um den Präsidentensohn.
1990 machen die Sparkassen in den USA immer noch $3 Mio. Verluste pro Minute, obwohl Bush nach seinem Amtsantritt ein Gesetz unterzeichnete und versprach, dass "diese Probleme nie mehr passieren". Sid Taylor schätzt, dass die potenziellen Schulden der Bundesregierung über die Federal Savings and Loan Insurance Corporation, die Federal Deposit Insurance Corporation, die Pension Benefit Guarantee Corporation und andere Agenturen $14 Billionen betragen. Trotzdem weigert sich Bush lange, die Wirtschaftskrise anzuerkennen. Experten schätzen, dass die Übernahme der bankrotten Sparkassenschulden $265 Mia. kostet. Der Sparkassenskandal ist das Vorbild für die Bankenkrise von 2007. Da der Staat damals zahlte, wird er wieder zahlen, also kann man jedes Risiko eingehen.
Trotz seiner Wahlkampfversprechen ("Read my lips: no tax rise") muss Bush am 26.6.90 eine Steuererhöhung vollziehen, um den Staatskollaps zu verhindern, was seine Panama-Invasions-Popularität in die Tiefe fallen lässt. Am letztmöglichen Termin, dem 30.9. legt er sein Austerity-Programm mit Konsumsteuererhöhungen sowie höheren Taxen auf niederen Einkommen und massiven Reduktionen beim Militärbudget und den Ausgaben für Gesundheit und Landwirtschaft vor, was vom Kongress mit 254 zu 179 abgelehnt wird. Schliesslich muss Bush auch die Steuern der Topeinkommen um 31% anheben, was aber immer noch ein voraussichtliches Defizit von $232 Mia. bedeutet.
Die wütenden Reaktionen auf seinen Verrat bringen Bush einige Male an den Rand des Wahnsinns. Die obsessive Golfkriegseuphorie des Präsidenten hat weitgehend die Funktion, die Schlagzeilen seines Sohnes, die katastrophale Wirtschaftssituation und den Verrat seiner wichtigsten Wahlversprechen (auch aus seinem Kopf) zu verdrängen.

Quellen: Sam Smith: 9-12, Schelbert: 10, Colhoun, Tarpley/ Chaitkin: 284, 436-446, 475-490, 507-513, 555ff, Houtart, Bail, Sieker/ Kolvenback, Laurent: 67-77.


August 1990 Der Golfkrieg top

Saddam Hussein fühlt sich von Saudi-Arabien und Kuwait im Stich gelassen, weil Kuwait nicht nur Verhandlungen über den Erlass der Kriegsschulden verweigerte, sondern das Rumalia-Ölfeld anzapfte, das fast ausschliesslich auf irakischem Boden liegt, und die Fördermenge des Öls um 20% steigerte, was den Ölpreis auf $12 pro Barrel fallen liess. Für den Irak bedeutet dies den Verlust von einem Drittel der Einnahmen, während das Land die $63-Milliardenkredite für den Krieg gegen den Iran zurückzahlen muss. Hussein drohte Kuwait im Juli 1989 mit ernsthaften Konsequenzen, wenn es seine Fördermenge nicht auf die OPEC-Quote zurückfahre und damit den Ölpreis wieder stärke.
Am 2.10.89 unterzeichnete Bush das geheime Memorandum National Security Directive 26, das dem Irak politische und wirtschaftliche Anreize bot und Hussein mässigen sollte. Gleichzeitig verhandelte die CIA mit Kuwait, um die schlechte wirtschaftliche Verfassung des Irak auszunutzen. Die amerikanische Presse begann, die irakischen Menschenrechtsverletzungen anzuprangern und vor den Gefahren seiner nichtkonventionellen Waffen zu warnen. Saddam Hussein sah sich als Opfer einer Verschwörung und forderte die Erlassung seiner Schulden bei Kuwait. Vermittlungsversuche von Jordaniens König Hussein II, Ägyptens Präsident Mubarak und der Arabischen Liga scheiterten, und Bush verhängte eine Kreditsperre gegen Saddam. Schliesslich ist Kuwait der persönliche Hinterhof der Bushs, weil deren Zapata in Kuwait am meisten Geld machte.

Die Invasion Kuwaits soll die schwindende Kontrolle des irakischen Staates über die Stämme und Klans und über die auf eine Million Soldaten angewachsene Armee wieder herstellen sowie die Ressourcen für den Abbau der Staatsverschuldung und die Finanzierung des Aufschwungs liefern. Die CIA ist auf dem Laufenden, dass Hussein die seit 1961 von Irak unabhängige Provinz Kuwait besetzen will. Die USA warnen den Irak nicht, aber führen bereits Übungen für eine eigene Intervention im Golf durch, die, so wird Hussein versichert, nicht gegen ihn geplant seien. US-Botschafterin April Glaspie sichert Saddam Hussein am 25.7.90 Handlungsfreiheit zu, nachdem er ziemlich offensichtlich um die Erlaubnis der Invasion bei den Amerikanern nachfragte. Die Antwort von James Baker ist ebenfalls klar: Präsident Bush wünsche, die Beziehungen zum Irak auszubauen und zu vertiefen: "Wir haben zu innerarabischen Differenzen wie auch zu Ihren Auseinandersetzungen mit Kuwait nicht viel zu sagen. Wir alle sind davon überzeugt, dass Sie das Problem bald lösen werden." Schliesslich hatte George Bush 1989 eine topgeheime ‚Landwirtschaftshilfe' von $1 Mia bewilligt, womit Hussein seine Armee aufrüstete.

Am 2.8.90 erobert der Irak Kuwait, womit Hussein glaubt, mit den USA einen Handel abschliessen zu können, aber in die gestellte Falle läuft. Die kuwaitische Königsfamilie flieht, nach den von den Amerikanern bereits Monate zuvor ausgearbeiteten Fluchtplänen, ins saudische Exil. Der Diktator kann nach den vorherigen Zusicherungen nicht verstehen, weshalb die USA den bedingungslosen Rückzug verlangen. Bush bezeichnet den ehemaligen Schützling der USA nun als "neuen Hitler", worauf der UNO-Sicherheitsrat binnen Tagen Wirtschaftssanktionen von nie gekannter Schärfe beschliesst. Bush will nicht nur die amerikanische Kontrolle über das Öl des Nahen und Mittleren Osten verstärken, sondern auch sein Image durch einen Sieg aufpolieren, Er beschliesst, die verfassungsmässige Absegnung des Krieges durch den Kongress mithilfe der UNO zu umgehen, und schaltet seinen Aussenminister James Baker, der anfänglich für eine diplomatische Lösung ist, aus, indem er Henry Kissinger zu Rate zieht.

Über die PR-Agentur Hill&Knowlton werden Gerüchte in die Welt gesetzt, um Hussein als blutrünstiges Monster darzustellen. Die Kriegsbereitschaft der US-Bevölkerung flammt schlagartig auf, als am 10.10.90 ein 15-jähriges kuwaitisches Mädchen unter Tränen dem Menschenrechtsausschuss des US-Kongresses vorgeführt wird und erzählt, die Iraki hätten bei der Eroberung Kuwaits Frühgeburten aus den Brutkästen gerissen. Bush wiederholt diese Geschichte oft und spricht von 312 Kindern, die auf diese Weise umgebracht worden seien. Die Geschichte ist frei erfunden, und "Nayirah" wird später als die Tochter des Botschafters von Kuwait in den USA identifiziert.

Bush und Baker verpflichten die NATO-"Partner", sich an den Kriegskosten von $55 Mia. zu beteiligen. Das eigentlich zwangsneutrale Japan zahlt $4 Mia., und Deutschland eine ähnliche Summe. Gleichzeitig gibt es mit der Schaffung der Koalition von 28 Staaten mit 500'000 Soldaten eine beispielslose Bestechungskampagne: $7,1 Mia gehen an Ägypten, Syrien bekommt freie Hand im Libanon, und die Kritik an Malaysias Textil-Exportquoten und Chinas Menschenrechtsverletzungen verstummt.

Saddam Hussein macht den Vorschlag, sich aus dem Kuwait zurückzuziehen, wenn Israel sich auf die von der UNO sanktionierten Grenzen von 1967 zurückzieht. Deshalb stellt sich Arafat fatalerweise auf die Seite Iraks. Bush verweigert jede Form von Verhandlungen mit Saddam Hussein. "Controlling or destroying" lautet die amerikanische Devise. "Unsere Streitkräfte werden dafür sorgen, dass der Irak ins vorindustrielle Zeitalter zurückgeworfen wird", meint Baker gegenüber seinem irakischen Amtskollegen Tarik Asis. Am 9.1.90 bekommt Bush vom Kongress die Option für seinen "splendid little war", wenn auch sehr knapp. Hussein tönt in Gesprächen mit dem UNO-Generalsekretär einen Kompromiss an, aber Bush setzt mit seinem 48-Stunden-Ultimatum die Diplomatie schachmatt.

Mittels angeblicher Satellitenfotos und der Erinnerung an die Ermordung von König Feisal 1975 durch die CIA überzeugt Dick Cheney König Fahd, dass die US-Armee saudisches Territorium als Aufmarschgebiet benutzen können. Als Fahd seine Zustimmung gibt, sind die US-Truppen bereits gelandet und besetzen faktisch Saudi-Arabien. In der offiziellen Version soll Fahd die Amerikaner um Hilfe gebeten haben. Jemen stimmt am 30.11.90 mit Kuba gegen das Ultimatum, dass der Irak bis am 15.1.91 Kuwait zu verlassen habe. Dem ärmsten Staat in der arabischen Welt werden drei Tage später alle Kredite gestrichen, und die 800'000 jemenitischen Gastarbeiter müssen Saudi-Arabien verlassen.

109'000 Lufteinsätze werden im 42 Tage dauernden Golfkrieg geflogen, dem konzentriertesten Luftangriff in der Geschichte der Welt. Die abgeworfenen 88'500 Tonnen Bomben zerstören die gesamte Infrastruktur, wobei 40'000 irakische Zivilisten unmittelbar und weitere 100'000 an den Folgen sterben. Im letzten Moment wurde die Zahl der 57 strategischen Ziele auf über 700 erhöht, und auch nicht militärische Objekte werden angegriffen: dazu gehört die Zerstörung der Trinkwasserversorgung. Insgesamt wüten im Irak 800 Ölfeuer - brennende Raffinerien, Öllager und Tankstellen. Saddam Hussein liess bei Beginn des Rückzugs aus Kuwait 140 Ölquellen in Brand stecken, die anderen, die dem Irak ölig-schwarzen, sauren Regen bescheren, werden durch die Bomben der Alliierten entfacht. Auch rührt ein Teil der Ölpest im Golf von Luftangriffen auf irakische Tanker her.

Im Oval Office wird der Einsatz von Nuklearwaffen diskutiert. Beim Einmarsch der Alliierten gibt es aber faktisch keinen Widerstand, und die von den USA zuvor verbreiteten Zahlen über die irakische Kampfstärke erweisen sich als billige Kriegspropaganda. Hussein kann seine Elitetruppen aus Kuwait in den Irak zurückziehen und überlebt, weil Bush seine den Süden des Irak erobernden Truppen plötzlich stoppt, obwohl die Eroberung Bagdads eine Frage von einem oder zwei Tage Krieg gewesen wäre. Da die USA befürchten, der Iran könnte sich einmischen und die schiitische Mehrheit könnte an die Macht kommen, wird die republikanische Garde nicht zerschlagen. Das gibt Hussein die Chance, sich der Gefahr der besiegten Armee im Süden des Landes zu entledigen. Am 15.2.91 animierten die Piratensender der CIA und die Voice of America die Irakis zum Volksaufstand: Die irakische Armee und das irakische Volk müssen ihr Schicksal selber in die Hand nehmen und den Diktator Saddam Hussein zum Rücktritt zwingen." Innerhalb von zwei Wochen verliert Hussein die Kontrolle in 15 der 18 Provinzen. Aber die Aufständischen rechnen vergeblich mit der Unterstützung durch die USA und werden von der republikanischen Garde blutig bekämpft. Über 60'000 schiitische Iraki werden ermordet, und 2 Mio. fliehen in den Iran und in die Türkei, während die Alliierten ein Sechstel des Landes besetzt halten. Die Amerikaner erlauben den Iraki sogar, die Rebellion im Süden mit Helikoptern niederzuschlagen, und können von ihren Standorten zuschauen, wie die Schiiten abgeschlachtet werden. Überlebende der Massaker berichten, dass die US-Soldaten sich weigern, auch Medikamente oder Lebensmittel abzugeben. In der Umgebung von Bagdad blockieren die US-Truppen den Rebellen den Weg in die Hauptstadt, entwaffneten sie und zerstörten grosse Waffenlager der geflüchteten irakischen Armee. Wären die Aufständischen in den Besitz dieser Waffen gekommen, hätten sie die Macht erobern können. Bei den aufständischen Kurden, gegen die Giftgas eingesetzt wird, liegt die Zahl der geschätzten Toten bei 100'000. Nach der Niederschlagung der Aufstände führen die USA im Norden und im Süden Flugverbotszonen ein, um die Kurden und Schiiten vor irakischen Luftangriffen zu ‚schützen'.
Die türkischen Kurden werden nicht geschützt. Ab 1993 verfolgen 300'000 Soldaten und Polizisten die PKK, wobei Zehntausende von Menschen getötet, Tausende von Dörfern geschleift und 3 Mio. Menschen vertrieben werden. Erst 2004 hebt die türkische Regierung den Ausnahmezustand auf, damit die Möglichkeit eines EU-Beitritts gegeben wird.
Im Auftrag der Amerikaner kommen auf chemische Waffen und Experimente spezialisierten tschechischen Geheimdienstexperten im Irak zum Einsatz. Die Tschechoslowakei war seit den 30er Jahren führend in der Entwicklung von Psycho-, Bio- und Chemiewaffen. Die Amerikaner übernahmen die Labore und Experten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Integration in die NATO. Zudem werden die eigenen Soldaten unter Druck gesetzt, dass sie sogenannte ‚Go-Pillen' (Dexedrine, ‚Speed') vor dem Einsatz einnehmen, was zu Unfällen wie ‚friendly fire' führt. Auch die weiteren Kriege der USA sind, wie schon bei den Nazis, von flächendeckendem Drogenkonsum begleitet.

300'000 irakische Soldaten werden verletzt, 110'000 irakische und 376 US-Soldaten kommen ums Leben. Von den 696'628 eingesetzten US-Soldaten leiden danach 183'629 an den Folgen von Sarin und der 850'000 Geschosse (=324 Tonnen) mit abgereichertem Uran, die billig aus dem Atomabfall Uran 238 produziert werden können. Abgereichertes Uran ist gefährlich, wenn man es als Staub einatmet oder damit verseuchtes Wasser aufnimmt. 9592 Menschen sterben bis am 1.1.2000 an ungewöhnlichen Krebsarten, und im Irak steigen Krebs bei Kindern, Missgeburten und Missbildungen vor allem im Süden sprunghaft an. In den 10 Jahren nach dem Krieg sterben um die 40'000 Veteranen, und nur 3000 Kranke werden von der Regierung als Kriegsinvalide voll unterstützt, auch weil zahlreiche Unterlagen im Pentagon verschwunden sind. 1996 muss das Pentagon zugeben, dass 100'000 Soldaten dem Nervengift Sarin ausgesetzt waren, als die alliierten Truppen Kamisiyah bombardierten, wo sie unterirdische Bunker vermuteten, aber Tanks mit Sarin trafen. Zudem wurden die Soldaten innerhalb von drei Wochen gegen mögliche Krankheiten und biologische Kampfstoffe mit bis zu 30 Injektionen geimpft, was das Immunsystem lahm gelegt haben könnte. Der Epidemologe Robert Haley aus Texas hat nachgewiesen, dass "5 bis 25% der Zellen im vitalen Bereich des Gehirns" bei den Veteranen geschädigt ist. Der ehemalige US-Verteidigungsminister Ramsey Clark schreibt in seinem Buch "Wüstensturm": "Das war Völkermord. ... Der Überfall auf den Irak war praktisch von Anfang bis Ende ein Kriegsverbrechen, das Tausende von kriminellen Einzeltaten umfasste." Clark erhebt Anklage gegen Präsident Bush wegen Kriegsverbrechen in 19 Punkten, doch sie wird unterdrückt und von den Medien weitgehend verschwiegen. Ein Novum ist die totale Kontrolle der Presse durch das US-Militär, nur die CNN liefert cleane Bilder. Die Reparation an Kuwait belaufen sich $30 Mia, und 5% der Öl-Einnahmen müssen für Zinsen für 22 Mia. Kredite verwendet werden, wobei weitere $15 Mia. ausstehen.

Die nach dem Einmarsch in Kuwait beschlossenen UN-Sanktionen werden nach dem Krieg auf Druck der USA und England fortgesetzt und bluten das Land aus. Das jährliche Durchschnittseinkommen sinkt von $4219 auf $485 im Jahr 1993, und der irakische Dinar, der vor dem Krieg $3,10 wert war, sackt ins Bodenlose ab: 1996 braucht es 3000 Dinar, um einen Dollar zu kaufen, und zeitweise müssen bis 12'000 Dinar für einen Dollar bezahlt werden. Die Industrieproduktion fällt bis 1993 um 80%, und die in den 80er-Jahren vorbildlichen Gesundheits- und Bildungssysteme Iraks erreichen tatsächlich das Niveau des vorindustriellen Zeitalters. 1991 bombardieren die USA gezielt die Wasser- und Elektrizitätsversorgung, die Kanalisation und die Kläranlagen, sodass in den 90er Jahren kein frisches Trinkwasser vorhanden ist. Die Sterblichkeit von Kindern unter 5 Jahren verdoppelt sich innerhalb von zehn Jahren. Bis 2003 sterben wegen den Sanktionen 1,6 Mio. Irakis. Mit diesem eigentlichen Genozid verletzen die USA die Genfer Konventionen zum Schutz der Bevölkerung und stärken das Regime von Hussein, weil sein schmales, aber privilegiertes Umfeld von ihm abhängiger wird und absolut zu ihm hält.

Quellen: Barker, Hennelly, Ben-Menashe, Sam Smith, Karel (3), Afterbach, Sanides, Jabar (2002, 2003), Brohy/ Ungerman, Tarpley/ Chaitkin: 490-527, Roy (2001a), Elsässer (2002b), Grosse, Graham-Brown/ Toensing, Khafaji, Hufschmid, Kirk, Luzi, Boos, Zumach (2003a), Bismuth/ Barriot, Despratx/ Lando, Pohlmann.


1991 Das Ende des Kalten Kriegs top

Aufgrund des forcierten Kalten Kriegs auf allen Ebenen (militärische Aufrüstung, ökonomische Sanktionen die Drückung des Ölpreisesdurch die Saudis, Sabotage und Subversion) erreicht die Aussenverschuldung der Sowjetunion Ende 1989 $54 Mia. Gorbatschow wendet sich im Juli 1990 an Bush, der ihm jedoch keine Hilfe zukommen lässt, sondern die Transformation in ein kaptalistisches Land plant, dessen Schockprogramm IWF-Chef Michel Chamdessus am 19.12.90 vorlegt. Während sich die Ölexporte bis im März 1991 um mehr als 50% verringern, Gorbatschow die Unabhängigkeitsforderungen der baltischen Staaten niederschlagen lässt und die Kohlerarbeiter in Sibirien streiken, kann der langjährige Parteichef von Swerdlowsk, Boris Jelzin, eine Gruppe von Funktionären organisieren, die als Oligarchen in die Geschichte eingehen. Nach dem gescheiterten Putsch der konservativen Hardliner kann sich Jelzin durchsetzen. Dieser ersetzt den IWF-kritischen Premier Silajew durch Jegor Gaidar, der die Anwesiungen aus Washington sofort umsetzt, mit verheerenden Folgen: Bis Ende 1991 fallen die industrielle Produktion um 8%, das Bruttoinlandprodukt um 17%, die Importe aus den Satellitenstaaten um 63%, die Exporte in diese Länder um 57%, und die Importe aus kapitalistischen Ländern um 32%. Nach der Auflösung der Sowjetunion am 31.12.91 wird Augusto Lopez-Claros, der an den Reformen unter Pinochet mitarbeitete, zum IWF-Vertreter in Moskau. Seine Massnahmen zur radikalen Öffnung des Marktes für ausländische Produkte und die Privatisierung des Staatsbetriebe führen zur faktischen Zerstörung des Riesenlandes: Rückgang der industriellen Produktion um 46% und der landwirtschaftlichen Produktion um 32%, Anstieg des Brotpreises um 4300%, eine Hyperinflation von 1000%, die Senkung der Lebenserwartung der Männer von 63,3 auf 58,4 Jahre (der Frauen von 74,4 auf 72,1), Rückgang der Geburtenrate um 30%, eine Senkung des Lebenssatndards tiefer als während des Ersten und Zweiten Weltkriegs, während die Oligarchen zwischen 1993 und 1998 zwischen $200 und 500 Mia. ausser Landes schafften. Nachdem das Parlament 1993 Jelzins Verfassungsreform ablehnt und ihn absetzt, lässt dieser das Parlamentsgebäude in Brand stecken und ein Blutbad anrichten. Die in Aussicht gestellten IWF-Kredite von $43.4 Mia. und der Systemtransformationskredit über $3 Mia. tregen entscheidend dazu bei, dass Jelzin im Amt bleibt.
Nach der Krise im Oktober 1993 finanzieren die USA ein neoliberales Expertenteam der Harvard Universität, um die Privatisierung der Wirtschaft zu fördern, indem möglichst rasch neue Fakten geschaffen werden: neue Besitzverhältnisse sollen die Rückkehr der Kommunisten an die Macht verhindern. Mit grossen Summen werden in den 90er Jahren prowestliche Parteien finanziert, und die Wiederwahl von Jelzin 1996 gilt als Beweis der Demokratisierung Russlands, obwohl Jelzin 1994 einen überaus blutigen Krieg gegen Tschetschenien mit 80'000 Toten beginnt.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind die USA die unangefochtene Weltmacht: Militärisch, ökonomisch, wissenschaftlich, und geopolitisch. Nur die US-Flotte ist auf allen Weltmeeren präsent und hört sie überall mit Tiefseemikrofonen ab, wofür rund $17 Mia. ausgegeben wurden. Nur die US-Armee besitzt auf allen Kontinenten Militärbasen, Abhöranlagen und Nachschubdepots. Dank $31 Mia. Forschungsgelder für militärische Zwecke ist die US-Technologie den Konkurrenten immer um mehrere Waffengenerationen voraus. Mit dieser Technik können die 1,4 Mio. Soldaten innerhalb kürzester Zeit an jedem Ort der Welt eingreifen.

Der für Northrop tätige Paul Wolfowitz schreibt 1992 als Mitglied des Strategieausschusses von Verteidigungsminister Dick Cheney seine Vision der USA als alleiniger Supermacht, die die Welt kontrolliert. Die USA müssten den Aufstieg von Regionalmächten, namentlich Deutschland und Japan, verhindern, und seinen militärischen Vorsprung weiter ausbauen, so dass keine andere Macht mithalten könne. Die USA sollten mehrere Kriege gleichzeitig führen können, um Diktatoren wie Saddam Hussein zu entmachten. 22'000 Firmen leben in den USA von der Waffenproduktion. Der Waffenfetischismus der Amerikaner hat aber einen hohen Preis: Jeden Tag sterben in den USA 89 Menschen durch Privatwaffen. 1997 werden in den USA 30'000 Menschen ermordet, davon 4000 Jugendliche. Zwischen 1968 und 2015 werden über 1,5 Mio. Menschen in den USA mit privaten Waffen getötet (einschliesslich Suizide), was mehr ist als alle seit 1775 in Kriegen umgekommenen AmerikanerInnen (1,4 Mio. - davon 750'000 im Bürgerkrieg, 116'500 im Ersten und 405'400 im Zweiten Weltkrieg).

Die Welt lässt sich aber nicht offensichtlich beherrschen, sondern die Manipulation der eigenen Bevölkerung und derjenigen der anderen Länder funktioniert weitgehend über die Geheimdienste. Offiziell arbeiten über 100'000 Agenten mit einem offiziellen Budget von über $30 Mia. bei CIA, National Security Agency, National Reconnaissance Office und Defense Intelligence Agency, die die Kommunikationswege kontrollieren und nicht nur diplomatische und militärische, sondern auch industrielle und wissenschaftliche Informationen sammeln und Geheimnisse entwenden. Die Höhe des tatsächlichen Budgets dank Einnahmen aus Waffen- und Drogenhandel ist ein Mehrfaches. Das FBI hat zusätzliche 2500 Spionageabwehr-Agenten. Trotz dem Ende des Kalten Krieges werden die Geheimdienste nicht abgebaut, sondern unter CIA-Direktor Robert Gates bekommt die Wirtschaftsspionage gegen Japan und Europa und Computerspionage Priorität. Aber da dies nicht genügt zur Legitimation der Geheimdienstapparate, werden die Terroristen zu Alternativfeinden aufgebaut. 1993 tritt der Politologe und CIA-Berater Samuel Huntington mit seiner Formel vom "Kampf der Kulturen" an die Öffentlichkeit. Obwohl der Terrorismus keine Ideologie, sondern eine Kampfform ist, wird er zum Nachfolger des Kommunismus bestimmt und mit Schurkenstaaten und dem Islam gleichgesetzt.

Die USA sind die führende Macht bei den technologischen Innovationen, in der Informations-, Computer- und Kommunikationsindustrie. Amerikanische Firmenmodelle wie McDonalds, Ausbildungsmodelle wie die Business Schools und Managementmodelle wie das New Public Management werden weltweit kritiklos kopiert.

Auch finanziell beherrschen die USA die Weltwirtschaft: 83% aller Devisentransaktionen werden in Dollar getätigt, und die Finanzkraft der Investoren, beispielsweise der amerikanischen Rentenfonds, schüchtern die anderen Akteure der globalen Wirtschaft ein. 1985 wurden die USA weltgrösster Schuldner, Japan grösster Gläubiger. Reagan erzwang eine Entwertung des Dollars gegenüber dem Yen um 50%, um die amerikanische Wirtschaft anzukurbeln, was Japan zur teuersten Industrienation machte. Das Gebiet des königlichen Palastes in Tokyo war bald mehr Wert als das Land von ganz Kalifornien. Zwischen 1986 und 1991 investierte Japan $3600 Mia. in die Erneuerung seiner Industrie, was zusammen mit der korrupten Politik, die die Wirtschaft zu wenig kontrolliert, zu einer massiven Überproduktionskrise beiträgt.

Über den IWF verpflichten die USA zu Beginn der 90er Jahre die asiatischen Länder zu einer Deregulation der Finanzmärkte. Die Liberalisierung führt dazu, dass der Umfang ausländischer Bankkredite von Indonesien, Südkorea, Malaysia, Thailand und den Philippinen bis Ende 1996 auf über $260 Mia. steigt. Über die Hälfte dieser Kredite fliesst nicht in die Wirtschaft, sondern in die profitableren Aktien und Immobilien, was eine Blase erzeugt. George Soros und andere Spekulanten wetten 1997 gegen den thailändischen Bath und lösen damit die Krise und einen massiven Kapitalabfluss aus, worauf sich Thailand an den IWF wenden muss, der die üblichen Bedingungen enthält, die das Land zugunsten der Investoren ruinieren. Auch in Indonesien können sich ausländische Investoren, Hedge-Fonds und US-Grossbanken die Filetstücke der Wirtschaft günstig aneignen.
Ebenfalls hart getroffen wird Südkorea, das sich in nur 40 Jahren in den Sparten Autos und Elektronik zu einem direkten Konkurrenten der USA entwickelt hat und deshalb zurückgebunden werden muss. Auch bei Südkorea begann es mit der Forderung nach Öffnung der Kapitalanlagen, was bis 1997 zu einer Verschuldung von $120 Mia. führt. Aufgrund der Fragilität, den diese Schulden bedeuten, schlägt die japanische Regierung die Einrichtung eines asiatischen Fonds vor, um die in Südkorea engagierten japanischen Banken abzusichern. Aufgrund des Drucks amerikanischer Banken interveniert das US-Finanzministerium, und der Plan wird abgeblasen. Zwei Monate später greift die asiatische Krise auf Südkorea über, worauf es zum Kapitalabfluss kommt und Südkorea beim IWF um einen Kredit über $20 Mia. nachfragen muss. Das Land muss einen Kredit von $58,4 Mia. aufnehmen ($21,2 Mia. vom IWF, 14,2 Mia. von der Weltbank und $23,1 Mia. von der Regierungen der USA, Japans und der EU) und sich zu einem dreijährigen Strukturanpassungsprogramm verpflichten: Der Aktienmarkt wird für ausländisches Kapital vollständig geöffnet, die faulen Kredite einem Rettungsfonds überwiesen, den die Steuerzahler übernehmen, die Rechte der Investoren werden massiv gestärkt. Der Wert der Firmen zerfällt, von Samsung Electronis etwa innerhalb eines Jahres von $6,75 auf 2,4 Mia., so dass ab Mitte 1998 die ausländischen Konzerne über das Land herfallen und die bankrotten Firmen aufkaufen. Das Realeinkommen der städtischen Haushalte fällt innerhalb eines Jahres um 20% und eineinhalb Mio. Südkoreaner rutschen in den Privatbankrott. Die südkoreanische Wirtschaft und Gesellschaft sind langfristig beschädigt.
Selbst gegenüber völlig unterentwickelten Ländern zwingt Michael Camdessus die "reine" Marktideologie mit ihrer Austeritätspolitik und der Öffnung für die ausländische Konkurrenz auf oder verweigert die Unterstützung wie bei Äthiopien. Meles Zenawi gewinnt 1991 den 17jährigen Bürgerkrieg gegen das marxistische Regime von Mengistu Haile Mariam, das 200'000 Menschen ermordete und 750'000 vertrieb. Die Hilfsprogramme für den harten, aber erfolgreichen Wiederaufbau des Landes, deren Entwicklungsstrategie sich auf die Armen und die Landwirtschaft konzentriert, wird 1997 vom IWF sistiert, weil sich die Äthiopier der dem Land in keiner Weise angepassten Kolonialpolitik nicht beugen.
Das Resultat der 13jährigen Amtszeit von Camdessus bis zu seiner überstürzten Demission am 14.2.2000 umfasst ein Dutzend schwere Finanzkrisen, wobei die getroffenen Massnahmen in Mexiko (1994), Südostasien (1997/98), Russland (1998) und Brasilien (1999) die Missstände noch verschärfen, weil die Kreditbedingungen überall zu massiven Preissteigerungen führen. Auch die Krisen in der Türkei und Argentinien (2001) sind durch den neokonservativen Liberalisierungswahn mitverursacht.

Auch in anderen internationalen Organisationen wie der Weltbank, der UNO, der G7, GATT/WTO, der NAFTA, der OECD oder der NATO läuft nichts gegen den Willen der USA.
Gegenüber dem Ostblock entscheiden sich die Marktfundamentalisten von US-Finanzministerium, IWF, Weltbank und US-AID für eine ‚Schocktherapie', um dem Staatssozialismus endgültig den Boden zu entziehen. Daher verordnen sie ein staatliches Sparprogramm, während die Unternehmer unterstützt werden. Es gibt nur einen kleinen Kreis von Privatisierungsgewinnern aus Gangstern, Oligarchen und Technokraten, während die Lohnempfänger leer ausgehen. Die von den USA diktierte globale Finanzpolitik nach dem Ende des Kalten Kriegs trägt dazu bei, dass sich die Unterschiede zwischen arm und reich überall vergrössern. Die 200 Milliardäre der Welt besitzen mehr als die 2,5 Mia. Ärmsten zusammen.

Nach dem zweiten Weltkrieg waren die USA die unangefochtene Wirtschaftsmacht, die die Hälfte der Weltproduktion leistete und die Regeln des Welthandels diktierte. In diesem Geist wird am 1.1.1995 bei den GATT-Verhandlungen (General Agreement on Trade and Tarifs) die WTO (World Trade Organization) gegründet, womit die transnationalen Konzerne wie General Motors ihre Interessen durchsetzen können. GM setzt $133 Mia. um pro Jahr, was dem addierten Bruttosozialprodukt von Tansania, Äthiopien, Nepal, Bangladesh, Zaire, Uganda, Nigeria, Kenia und Pakistan mit 550 Mio. Einwohnern entspricht. Die zehn grössten Unternehmen setzen mehr um als das Sozialprodukt der 100 ärmsten Länder. Die WTO ist nach kurzer Zeit das mächtigste judikative und legislative Gremium der Welt. Obwohl die USA und Grossbritannien die Freihandelspolitik propagieren, setzten sie häufiger und höhere Schutzzölle ein als etwa Deutschland, Japan oder Frankreich. Mitterand hatte bereits 1981 die von de Gaulle eingeleitete Unabhängigkeit Frankreichs wieder aufgegeben, und unter Jacques Chirac tritt Frankreich im Juni 1996 nach 30 Jahren wieder der NATO bei.

Jedes Jahr saugen amerikanische Universitäten, Labors und Firmen Tausende von Hochschulabsolventen und Dozenten aus aller Welt ab, weshalb sie beispielsweise die Mehrheit der Nobelpreise für Physik, Chemie und Medizin in den 90er Jahren einheimsen können. 23% der Mediziner in den USA haben ihre Ausbildung im Ausland absolviert, was vor allem für die Schwellen- und Entwicklungsländer, deren Akademiker oft in den reichen Norden emigrieren, ein riesiges Problem darstellt. Auch die Sozial- und Geisteswissenschaften sind vom amerikanischen Vokabular stark infiziert. Das Studium wird in den USA seit 1980 jedes Jahr um 5-10% teurer, so dass Kinder aus der Unter- und Mittelschicht kaum mehr studieren können. 75% der Studierenden an den 141 Spitzenuniversitäten stammen aus dem reichsten Viertel und nur 3% aus dem ärmsten Viertel der Bevölkerung. Gleichzeitig mit der Elitenbildung greift eine geistige Regression der Massen um sich. Kulturell üben die USA mit ihren Medienkonzernen und Filmgesellschaften, die das unbegrenzte Konsumvergnügen, die Moralisierung sozialer Prozesse und die Ideologie der Supermacht propagieren, weltweit einen dominierenden Einfluss aus.

Mit dem Sieg des Kalten Kriegs zeigen sich auch dessen Relikte in den USA: Auf 1579 Militäranlagen gibt es 14401 vergiftete Grundstücke. Die 871 Militärbasen in den USA, die 200 Mio. Barrel Öl jährlich verbrauchen, sitzen auf 40'000 oft durchgerosteten Lagertanks mit toxischen Inhalten. Ein Gesetz der Reagan-Administration verunmöglichte faktisch die Kontrolle des Pentagons durch die Umweltbehörde EPA, weil diese nur Privatfirmen verklagen darf. Im Jahr 2000 sitzen die USA immer noch auf 30'000 Tonnen chemischen Kampfstoffen.
Während des Kalten Krieges gaben die USA $5,8 Billionen allein für die Atomwaffen aus, mehr als für alles andere. Die 17 Plutoniumanlagen in den 12 Bundesstaaten sind atomare Albträume: radioaktive Flüssigkeiten gelangen ins Grundwasser, Strahlung entweicht, zum Teil besteht wegen dem Mix aus atomaren Restprodukten mit giftigen Chemikalien Explosionsgefahr. Allein die Entsorgung der hochradioaktiven 200 Mio. Liter Abfall in 177 Tanks (von denen ein Drittel leckt) der grössten Atomwaffenfabrik in Hanford mit seinen neun Reaktoren und fünf Wiederaufbereitungsanlagen und deren Modernisierung wird $57 Mia. kosten. Die Entseuchung des Grundwassers und der rund 79 Mio. Kubikmeter Erde sowie die Endlagerung des radioaktiven Mülls sind ungelöst.
Bis 1994 versenken die USA 90'000 Fässer mit festen atomarem Abfall im Meer. Diese Fässer halten dem Wasserdruck nicht stand oder korrodieren, sodass die Fische mit Cäsium und Plutonium vergiftet werden. 7% der Fische vor der US-Atlantikküste sind hochvergiftet. Flüssige radioaktive Abfälle werden bis heute ins Meer geleitet. In den USA gibt es 20'000 atomverseuchte Gelände.
13 Jahre nach dem Ende des Kalten Kriegs und nach Ausgaben von $70 Mia., die in miese Managements, dubiose Verträge und Pseudoforschung investiert wurden, ist für kaum eines der Probleme eine Lösung in Sicht. Deshalb will die Administration von George W. Bush nur eine der Atomanlagen vollständig räumen und setzt sonst auf Schadensbegrenzung. Zudem hofft die Regierung, ein aufnahmebereites Indianerreservat für ein Zwischenlager zu finden, gegen harte Dollars.
Yanomami-Indianer im Urwald Venezuelas sollen von den Humangenetikern James Neel und Napoleon Chagnon im Auftrag der US-Atomenergiekommission auch als Vergleichsgruppe für radioaktive Strahlung benutzt worden sein. Neel hatte schon nach dem Zweiten Weltkrieg für die AEC die Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki untersucht.

Ein anderes Vermächtnis der Reagan/ Bush-Ära besteht in den Staatsschulden, die von $900 Mia. im Jahr 1980 im Schnitt um 13,3% jährlich auf über $4000 Mia. 1992 angewachsen sind, was eine Rezession auslöst. Jeden Tag kommt über $1 Mia. Schulden dazu. Die Kosten des Zusammenbruchs des Immobilienhandels und der Sparkassen wird unterdessen auf $500 Mia. geschätzt. Die Hochzinspolitik, die steuerliche Entlastungspolitik für Firmen, die Deregulationskampagne und die Unterdrückung der Gewerkschaften polarisierten die Gesellschaft: Während das reichste Fünftel der Bevölkerung eine Einkommensverbesserung von 20% erlebten, sackte das Einkommen des untersten Fünftels um 10% ab, wobei die Arbeitszeit sich durchschnittlich von 709 auf 790 Stunden erhöhte. Der Trend wird sich weiter verschärfen: Zwischen 1979 und 2004 legten die Einkommen des ärmsten Fünftels um 6,4%, die des obersten Fünftels um 70% und die des obersten Prozentes um 184% zu. Verdiente ein CEO 1970 im Schnitt 39 Mal soviel wie ein Arbeiter, ist es im Jahr 2000 bis zu 1000 Mal mehr. Die 13'000 reichsten Amerikaner besitzen gleichviel wie die 20 Mio. ärmsten. 1991 verbringt Präsident Bush drei Nächte in einem Hotel in Houston, damit er als Einwohner von Texas anerkannt wird. Texas kennt keine Einkommenssteuer, weshalb Bush $52'000 Steuern spart.
Die Privatschulden bei den Kreditkarten steigen von $250 Mia. (1990) auf $791 Mia. (2004), und die Anzahl der Privat-Bankrotte von 600'000 auf 1,6 Mio. Hauptgrund dafür sind Krankheiten (45 Mio. Amerikaner können sich keine Krankenversicherung leisten) und Arbeitslosigkeit (nur 2,9 der 8 Mio. Arbeitslosen erhalten eine staatliche Unterstützung). Nixons Liberalisierung des Gesundheitswesens führte dazu, dass die privaten Krankenkassen viele Kosten auf die Kranken abwälzen können und mithilfe von Mafiamethoden wie der Einschüchterung und der Entsorgung von Kranken bei Obdachlosenheimen zu hochprofitablen Finanzgesellschaften werden.

Das amerikanische Finanzsystem wäscht rund die Hälfte der offiziell zwischen $500 Mia. und $1 Billion geschätzten Erlöse aus Drogenhandel, Korruption, Steuerhinterziehung und organisiertem Verbrechen. In einem US-Senatsbericht im Jahr 2000 werden J. P. Morgan Chase, Citigroup, Bank of America und First Union als grösste Geldwaschanstalten genannt. Zudem gibt es 4000 amerikanische Offshore-Banken, die Hälfte davon in der Karibik und Lateinamerika. Eines der grössten Offshore-Zentren liegt in Miami, wo Gelder aus Kolumbien, Venezuela, Honduras oder El Savador liegen, die meist von den Diktatoren und ihrem Umfeld stammen, als die United Fruit Company noch die US-Politik in der Gegend definierte. Die Schweiz verwaltet 27% der weltweiten Offshore-Vermögen, nach Schätzungen der Nationalbank sind das 2001 SFr. 3400 Mia.

Der internationale Drogenhandel setzt jährlich zwischen $320 und 800 Mia. um, davon in den USA um die $60 Mia. Das UNDCP spricht von etwa 180 Mio. Süchtigen (3% der Weltbevölkerung): 144 Mio. Cannabiskonsumenten, 29 Mio. brauchen Amphetamine und ähnliche Substanzen wie Speed oder Ecstasy, 70% der 14 Mio. Kokainkonsumenten leben in den USA. Weltweit konsumieren 13,5 Mio. Opium, davon leben 60% in Asien, und 9 Mio. sind heroinsüchtig. Viele der Drogensüchtigen landen als Kriminelle im Gefängnis. Hanf ist nicht nur eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit, sondern auch eine der einträglichsten: Hanfsamen liefern eiweissreiche Nahrungsmittel, Hanffasern die haltbarsten Textilien, Papier und Baumaterial, und Hanfblüten eine schon seit Jahrtausenden verwendete Medizin. Im Jahr 2005 ist Hanf mit $35,8 Mia. das umsatzstärkste Agrarprodukt der USA (etwa 10'000 Kubiktonnen), obwohl Cannabis 1937 verboten wurde. Seit 1981, als die Reagan/Bush-Regierung den "War on Drugs" und eine Politik der "Zero Tolerance" ausrief, hat sich die jährlich produzierte Marihuanamenge verzehnfacht. Etwa 50% aller illegalen Drogen werden in den USA, also von etwa 5% der Weltbevölkerung, konsumiert, was einem Gesamtumsatz von $200 Mia. entspricht. Ein Drittel der fast 2 Mio. Menschen sitzen in den USA wegen Drogenbesitz, oft nur wegen Hanfbesitz, hinter Gitter. Das Gefängnissystem entwickelt sich in den 90er Jahren zu einem der wichtigsten Industriezweige, nachdem Bill Clinton im September 1994 ein neues Strafgesetz unterzeichnet, das die dritte Verurteilung automatisch mit einer lebenslangen Haft belegt. Noch während Clintons Amtszeit verdoppelt sich die Zahl der Gefangenen. Da jeder 32. erwachsene Amerikaner schon verurteilt wurde, wird in gewissen Bundesstaaten mehr für die Gefängnisse ausgegeben als für die Schulen. Zudem hast sich die die Knastarbeit dank der Sklavenlöhne zu einem boomenden Geschäft entwickelt. Mit der Fusion von Wackenhut, Serco und Group 4 Falk entsteht die grösste internationale Sicherheitsfirma mit 3,6 Mio. Mitarbeitern in 100 Ländern und einem Umsatz von $5 Mia.. In den USA verwaltet sie 63 Gefängnisse mit 67'000 Inhaftierten. Die meisten Gefängnisse von von Halliburton gebaut, der Firma von Dick Cheney. In einigen Staaten gibt es Jugendgerichte, bei denen Jugendliche ab 16 ihre Peers mit Erstdelikten verurteilen.

Die USA könnte man als Kombination des europäischen Menschenbildes aus dem 16. Jahrhundert, des Weltbildes aus dem 17. Jahrhundert, einer Staatsideologie aus dem 18.Jahrhundert, des Wirtschaftskonzepts des 19. Jahrhunderts, der Atomtechnik des 20.Jahrhunderts. und der Elektronik des 21. Jahrhunderts umschreiben.

Quellen: Ramonet: 5, Bourdieu: 7, Warde (2000), Pilger: 48, Paasch: 23f, Rigos, Codevilla: 9-13, Hübner: 26-30, Tarpley/ Chaitkin: 2, Urban (2001), Clemons, E.Todd, Egger, Johnson, Stiglitz, Frommel, Bröckers 2001, 2006, Seibt, Chang, Sogge, Bülow (2003), Pepper, Bulard, Wolff 2014: 49-57, 81-89.


November 1992 Die Wahl Clintons top

George Bush setzt im Wahlkampf auf aussenpolitische Themen, um seinen Sieg im Golfkrieg auszuschlachten. Er ist sich seiner Wiederwahl zu sicher und sorgt sich zu wenig um die nötigen Wahlfälschungen und verliert gegen den Nobody Bill Clinton.

Der Gouverneur aus Arkansas bewährte sich seit zwei Jahrzehnten als Go-fer-&-facilitator der CIA, wird von finanzstarken chinesischen Drogenhändlern über John Huang bei den Wahlen unterstützt, wofür er den Long Beach Harbor für die Heroinimporte aus Burma öffnet. Clinton war beim Mena Intermountain Municipal Airport in Arkansas, wo ein schöner Teil des Kokains in die USA importiert wurde, an den Iran-Contra-Deals beteiligt. Die nicaraguanischen Contras wurden mit Waffen beliefert, und in der Gegenrichtung wurde Kokain transportiert. Der CIA-Pilot Barry Seals, der an der OPERATION 40 beteiligt war, flog in den 80ern tonnenweise Kokain an, das in Hallen und Firmen gelagert und umgesetzt wurde, die für die lokale Polizei tabu waren. Seals Anwalt wurde Michael Roy Fugler, der für den Waffenhändler Adnan Khashoggi arbeitete. Frank Moss und seine Hondu Carib Airline arbeitete mit Seal zusammen: er warf regelmässig mit ‚Contra-Kokain' gefüllte Marinesäcke über Seals Farm in Louisiana ab. Seal kannte Lee Harvey Oswald und Felix Rodriguez, der Mörder von Che Guevara. Er wurde 1986, als der Iran-Contra-Skandal ins Rollen kam, angeblich auf Befehl von Vizepräsident Bush, dessen Privatnummer sich in seiner Jackentasche findet, ermordet.

1991 nahm Clinton am Bilderberg-Treffen in Baden-Baden teil, ein Jahr später zieht er, wie schon Carter von Rockefeller gesponsert, ins Weisse Haus ein. 1993 will Clinton Admiral Bobby Ray Inman, ehemaliger ONI-Chef, DIA-Vizedirektor, NSA-Direktor und Vize-CIA-Chef, zum Nachfolger von Verteidigungsminister Les Aspin ernennen, was scheitert. Inman ist am staatlichen Ölmonopolisten PdVSA in Venezuela und an den Versuchen zum Sturz von Hugo Chavez beteiligt.

Clinton beginnt eine Repressions- und Sanktionspolitik gegen die sogenannten Schurkenstaaten wie den Irak oder Somalia, gegen die er "wenn möglich multilateral und wenn nötig unilateral" vorgehe, wann immer die nationalen Interessen der USA auf dem Spiel stünden. Dazu zählt Verteidigungsminister William Cohen "den ungehinderten Zugang zu Schlüsselmärkten, Energievorkommen und strategischen Ressourcen". Und Robert S. Litwak präzisiert: "Ein Schurkenstaat ist einer, den die Vereinigten Staaten dazu erklären".
1992 errichten die USA eine sogenannte No-Fly-Zone im Süden des Iraks. 1993 zerstören amerikanische Raketen das irakische Geheimdienstzentrum in Bagdad als Antwort auf einen angeblichen Attentatsversuch gegen George Bush im April in Kuwait.
Clinton führt die mörderischen Sanktionen weiter. Mindestens 500'000 Kinder sterben laut Unicef bis 1996 wegen dem Wirtschaftsboykott an Unterernährung oder aufgrund mangelnder Medikamente, was Aussenministerin Madeleine Albright skrupellos kommentiert: "Ich denke, dass es das wert ist." Der "Bösewicht" nützt der amerikanischen Rüstungsindustrie, die nach dem Golfkrieg monatlich für ungefähr $1 Mia. Waffen in die Golfstaaten verkaufen kann, die sich vom Irak bedroht fühlen (von 1991 bis 1998: $400 Mia). Zudem legitimiert der dämonisierte Diktator die US-Militärpräsenz in Saudi-Arabien zur Kontrolle des Öls.
Die USA beraten zwar kurdische Rebellen, die Saddam Hussein bekämpfen wollen, ziehen aber ihre Unterstützung am Tag vor dem geplanten Angriff im März 1995 zurück. 1996 werden die Rebellentruppen, denen auch der Luftschutz von den USA verweigert wird, niedergeschlagen, wonach über 100 Rebellenführer hingerichtet werden. Auch im Süden kämpfen schiitische Rebellen, die Saddam Hussein aber nicht so gefährlich werden. Aufgrund der chemischen und biologischen Waffen fühlt sich der Diktator nach wie vor stark, bis 1995 Mitglieder des inneren Familienclans nach Jordanien flüchten und die Waffenverstecke der irakischen Armee verraten. Nach einem Katz- und Mausspiel um die übrigen Waffenverstecke lässt Bill Clinton den Irak 1996 erneut bombardieren und weist die CIA an, Saddam Hussein umzubringen. Die CIA wirbt irakische Offiziere für einen Putsch an und stattet sie mit Handys mit einer direkten Linie zur CIA aus. Aber Hussein kommt dem Putsch zuvor und lässt Hunderte von Offizieren umbringen. Trotz einem $97 Mio.-Kredit zum Aufbau einer Opposition und zur Beseitigung Husseins gelingt es den USA nicht, ihn wegzuputschen, obwohl die USA 1999 mehr Bombenangriffe gegen den Irak fliegen als im Kosovo-Krieg. Vermutlich werden die Aktionen zur Elimination Husseins aus den eigenen Reihen sabotiert, weil sonst die Legitimation zur Aufrechterhaltung der Militärstützpunkte in Saudi-Arabien wegfallen würde.

Clinton Afrikapolitik unterstützt alle noch so brutalen Diktatoren, solange diese die Wünsche der amerikanischen Konzerne erfüllen. Im Dezember 1992 landen US-Truppen in Mogadischu, gestützt durch die UNO-Resolution 792. Nachdem der somalische Diktator Siad Barre, der bis 1977 prosowjetisch und danach proamerikanisch eingestellt war, 1991 von Rebellen gestürzt worden war, herrschten verschiedene Rebellenorganisationen und ihren Clans im vom Bürgerkrieg zerrissenen Land, und die ehemalige britische Kolonie Somaliland im Norden erklärte ihre Unabhängigkeit.
Die Landung der US Marines wird vom Büro des US-Ölkonzerns Conoco in Mogadischu aus geleitet. Seit 1986 hatten die amerikanischen Ölkonzerne Amoco, Chevron, Conoco, Phillips Petroleum und zeitweise die englisch-holländische Shell Erdöl gesucht und gefunden, wozu Barre den Ölkonzernen Lizenzen für die Förderung erteilte, die fast zwei Drittel des ganzen Landes umfassten. In einer Studie von 1991 zählte die Weltbank Somalia zu den ostafrikanischen Ländern mit den grössten Ölvorkommen. Zudem passieren täglich Tanker mit mehr als 3,3 Mio. Barrel Öl und andere Handelsschiffe den Golf von Aden, womit die Nordküste Somalia zu den wichtigen geostrategischen Zonen gehört. Die Amerikaner kämpfen gegen die Armee des Warlords Mohammed Farah Aidid und töten 13'000 Somalier, ziehen sich aber 1995 zurück, nachdem die Bilder der im Oktober 1993 18 massakrierten GI's um die Welt gehen. 1998 wird die südlich von Somaliland am Horn gelegene Provinz als autonome Republik Puntland ausgerufen.

2004 wird nach zweijährigen Verhandlungen vom Exilparlament in Nairobi eine ‚Übergangsregierung' gebildet, die 2005 nach Baidoa übersiedelt. Die ‚Übergangsregierung' ist eine von Äthiopien finanzierte Versammlung von korrupten Warlords und Clanführern. Da es ihr nicht gelingt, die Kämpfe zwischen den Clans und Warlords zu unterbinden, geniesst sie keinerlei Rückhalt in der Bevölkerung, im Gegensatz zur fundamentalistischen Union of Islamic Courts, die das Land erobert. Allein zwischen Juni und Oktober 2003 kommen bei den Kämpfen 10'000 Somalier ums Leben. Die USA schicken Delegationen mit Geldkoffern zu Warlords wie Bashir Raghe, die die Islamisten bekämpfen. Aber die amerikanischen Strategen haben völlig unterschätzt, wie verhasst die Warlords in der Bevölkerung sind.
Im Februar 2006 gründen mehrere somalische Warlords und Geschäftsleute mithilfe von CIA-Geldern die ‚Allianz für die Wiederherstellung des Friedens und gegen den Terrorismus', um die Union der Islamischen Gerichte zu bekämpfen. Diese islamische Bewegung unter Leitung von Scharif Scheich Ahmed wurde 1996 wegen der Willkür der Warlords gegründet. Noch im selben Monat beginnen die Kämpfe, die mit der totalen Niederlage der Allianz am 15.6.06 enden. Die UIC erobert die Hauptstadt Mogadischu, womit die Sicherheit für die Bevölkerung zurückkehrt. Die USA wissen, dass die UIC die die unter Barre ausgehandelten Verträge mit den amerikanischen Ölkonzernen nicht tolerieren würde.
Kurz bevor die somalische ‚Übergangsregierung' kollabiert, interveniert Äthiopien an Weihnachten 2006, unterstützt von den USA, militärisch in Somalia, wobei sie die UIC vertreiben kann und die Übergangsregierung in die Hauptstadt einzieht.Äthiopien hatte in den vier Jahren zuvor $200 Mio. an Militärhilfe erhalten und 200 CIA- und FBI-Agenten haben sich im Hotel Sheraton in Addis Abeba eingenistet. Unter anderem befürchtet Äthiopien, dass die UIC versuchen könnte, die Grenzregion Ogaden zu erobern. In dieser wüstenartigen Hochebene, die Äthiopien 1960 von den Kolonialmächten zugeschlagen wurde, leben ethnische Somali (20% der Somalier). 1964 und 1976-1978 hatte Somalia in einem Krieg gegen Äthiopien versucht, dieses Gebiet zu annektieren. Seit dem Sturz des Kaisers Haile Selassie 1974 versuchte der sozialistische Oberst Mengistu Haile Mariam, das riesige Äthiopien unter seine Kontrolle zu bringen,was ihm schliesslich mithilfe der Sowjetunion, Angola, Kuba und der DDR gelingt.Im März 1978 wurden ganze Verbände der US-unterstützten somalischen Armee aufgerieben, Tausende Soldaten fielen, und gegen Siad Barre begannen die ersten Aufstände, was 1988 zum Bürgerkrieg führte.
Die USA gehen am 10.1.07 selbst mit zwei Bombenangriffen gegen die sich zurückziehenden Kämpfer der UIC im Süden Somalias und in Puntland vor, die einen Guerillakrieg starten. Die Amerikaner planen, Somaliland als eigene Republik anzuerkennen, um sich den Zugang zum Hafen Berbera zu sichern, der als Endstation einer Pipeline aus dem Südsudan in Frage käme. Zudem beginnen sie, ostafrikansiche Truppen zu finanzieren, die in Somalia intervenieren können. Die Lage gerät jedoch zunehmend ausser Kontrolle, bis der 2004 gewählte, aber im Exil lebende Präsident Abdullauh Yusuf Ahmed und und der UIC-Führer Scheich Scharif Ahmed 2008 einen Friedensvertrag unterzeichnen. Äthiopien zieht 2009 ab, und Scheich Scharif Ahmed wird zum Präsidenten gewählt. 13'000 Tote, 30'000 Verwundete, 1 Mio. Flüchtlinge - für nichts.

Allerdings wird dessen Regierung von der radikalen al-Shabab-Miliz bedroht, trotz der militärischen Unterstützung der USA. Mit Unterstützung der USA überfällt Kenja im Oktober 2011 Somalia, um die al-Shabab-Miliz zu bekämpfen, die Mogadischu erobert hat, und im November marschieren auch äthiopische Truppen erneut ein. Die Amerikaner wollen keine eigenen Truppen einsetzen, setzen aber Drohnen ein.
1993 gerät Vince Foster, ein alter Freund Clintons und Geschäftspartner in Hillary Clintons Rose Law Firm, unter Druck und bringt sich am 20.7.93 angeblich um. Er spionierte für die NSA in Jackson Stephens Softwarefirma Systematics in Little Rock, die ein Bankenprogramm entwickelt hatte, womit sich schwarze Gelder umleiten liessen.
Während der ersten Amtszeit wird immer wieder über die Immobilienspekulationen Clintons als Gouverneur von Arkansas in der Whitewater Development Corp. spekuliert. Im Laufe der Ermittlungen von Kenneth Starr werden 12 Angeklagte verurteilt, ohne dass eine Beteiligung der Clintons bewiesen werden kann. Einer davon ist Webster Hubbell, der sich im Dezember 1994 wegen Steuerhinterziehung und Betrug schuldig bekennt, was die Rose Law Firm und ihre Klienten $480'000 gekostet haben soll. Der ‚engste' Freund Clintons wird zu 18 Monaten Haft verurteilt, kassiert aber weitere $700'000 ohne Gegenleistung. An den Schweigegeldzahlungen ist Jackson Stephens beteiligt, wie auch die Lippo Group des indonesischen Milliardärs Mochtar Riady. Die beiden gründeten 1976 die Finance Ltd und beteiligten sich in den 80er Jahren an der Worthen Banking Corp. in Little Rock, die den Wahlkampf Clintons 1992 mit $3 Mio. unterstützte. Deshalb sicherte Clinton den Bau eines mehrere Milliarden teuren Kraftwerks der Lippo in China ab.

1999 schafft Bill Clinton den Glass-Steagall Act von 1933, der das Trennbankensystem begründete und damit eine lange Phase wirtschaftlicher Stabilität ermöglichte, völlig ab. Und 2000 dereguliuert er den Derivate-Handel, womit sich innerhalb weniger Jahre ein Schattenbankenwesen von Hedge-Fonds und Funds entwickelt, der den Kasino-Kapitalismus des 21. Jahrhunderts erlaubt. Ziehen die multinationalen Konzerne der USA 1980 noch 10% ihrer Gewinne aus dem Finanzsektor, so stammen 2005 40% aus dem Finanzgeschäft. Der Devisenhandel steigert den Tagesumsatz von $70 Mia. 1970 auf $1250 Mia. 2001.

Quellen: Sands: 5-8, Karel (3), Hossli: 45, Derrida, Hopsicker (2001,2004), Grosse, Graham-Brown/ Toensing, Khafaji, Hufschmid, Kirk, Luzi, Boos, Zumach (2003a), Bismuth/ Barriot, Despratx/ Lando, Paech, Wolff 2014: 133ff.



1993 Gründung der Eropäischen Union

1993 wird aus der Europäischen Gemeinschaft die Europäische Union, womit die neoliberalen Ideen der Grosskonzerne umgesetzt werden. Diese haben sich im European Round Table of Industrialists zusammengeschlossen, welche die Politik der Europäischen Kommission massgeblich definiert. Das 1983 auf Initiative von Pehr Gyllenhammar (Volvo), Wisse Dekker (Philipps) und Umberto Agnelli (Fiat) gegründete Forum umfasst die 50 mächtigsten Konzerne, die 60% der europäischen Wirtschaftsleistung repräsentierten. Nach dem Vorbild der amerikanischen Lobbyisten wollen auch die europäischen Manager bestimmen, was wirtschaftspolitisch läuft.
Die Wirtschaftsbosse treffen sich im Geheimen jeweils kurz vor den Sitzungen der Europäischen Kommission (zwei Mal pro Jahr), welche dann die neoliberalen Vorschläge der Grosskonzerne aufnimmt und umsetzt: Infrastrukturprojekte (Eurotunnel, Scanlink), Währungsunion, Flexibilisierung und Deregulierungen (Lissabonner Vertrag), Sparmassnahmen oder Öffnung des Binnenmarkts. Um Druck auszuüben, drohen die Firmen mit Wegzug, sollte ihre Linie nicht umgesetzt werden. Das dreisteste Projekt besteht im Multilateral Agreement on Investments, dass die Demokratie und Kapitalregulierungen aushebeln und die Dominanz der Konzerne festschreiben sollte, indem diese die Staaten verklagen können, sollten ihre Gewinne durch irgendwelche staatliche Massnahmen (z.B. wegen Umweltschutz oder Arbeiterschutz) beeinträchtigt werden. Trotz dem Scheitern werden die Initiativen nicht aufgegeben, sondern über das European Services Forum in den WTO-Verhandlungen in Seattle 1999 weitergeführt.
Teil der Lobbyszene sind Think Tanks wie Friends of Europe, die von den internationalen, auch amerikanischen Grosskonzernen finanziert werden. Alle grossen amerikanischen Lobbyorganisationen haben in Brüssel eine Niederlassung, und die Amerikaner schaffen es, sich direkten Zugang in die EU zu verschaffen. Einen Monat nach Ausbruch de Finanzkrise im Oktober 2008 beruft Kommissionspräsident José Manuel Barroso eine "unabhängige" Beratergruppe ein, die Vorschläge zur Regulierung der Finanzmärkte erarbeiten soll. Zu den sogenannt "acht Weisen" gehören Jacques de Larosière (arbeitet für BNP Paribas und Goldman Sachs, JP Morgan), Leszek Balcerowicz (arbeitet für das amerikanische neoliberale Cato Institute), Otmar Issing (arbeitet für Goldman Sachs), Rainer Masera (arbeitet für Lehman Brothers), Callum McCarthy (vertritt die Interessen von Northern Rock), Lars Nyberg (Vizepräsident der Schwedischen Nationalbank), José Perez Fernandez (arbeitet für verschiedene Banken) und Onno Ruding (arbeitet für City Group). Damit wird die Rettung der bankrotten Banken durch die Staaten sichergestellt.

Quellen: Moser/ Lietaert 2011,


April 1994 Genozid in Ruanda top

Nach dem Abschuss des Flugzeugs mit dem ruandischen Diktator Juvénal Habyarimana und dem burundischen Präsidenten Cyprien Ntaryamira am 6.4.94 beginnt in Ruanda ein Völkermord, bei dem über 800'000 Tutsis von Hutu-Mordtruppen abgeschlachtet wurden. Offenbar schiessen zwei Franzosen in belgischen Uniformen das Flugzeug mit einer Boden-Luft-Rakete ab, weil Ruandas Präsident mit den Rebellen Frieden schliessen will und die Franzosen das Land verlassen sollen. Noch im April wird der Aussenminister des Hutu-Regimes, Jerôme Bicamunpaka, diskret im Elysée empfangen, und Paris liefert bis am Ende der Schlächterei Waffen an die ‚Kmers noirs'. Mitterand besteht darauf, das Hutu-Regime zu stützen, um die Invasion der anglophonen Rebellen zu stoppen. Nach den Recherchen von Charles Onana ist der jetzige ruandische Präsident Paul Kagame, der ein Teil seiner Ausbildung in den USA absolvierte, der wahrscheinliche Organisator des Attentats.

Die deutschen und, nach dem ersten Weltkrieg, belgischen Kolonialisten spielten die Kaste der Tutsi-Viehzüchter gegen die Agrarkaste der Hutu aus, um die Kontrolle des Landes zu erleichtern. Passend zu ihren rassistischen Überzeugungen erfanden sie die nötigen Geschichtsmythen und liessen 1939 die ethnische Zugehörigkeit in der Identitätskarte festschreiben. Mit Bedacht wurde eine ethnische Spaltung provoziert, um mithilfe der Ängste und Ressentiments die Kolonialmacht zu erhalten. Die Tutsi beherrschten die staatlichen Institutionen, vor allem die Justiz und die Armee. Als aber die Tutsi-Regierung gegen Ende der 50er Jahre die Unabhängigkeit forderte, favorisierte Belgien die Hutu-Mehrheit und gewann das Referendum. Im Zuge des Hutu-Aufstandes wurden 300'000 Tutsi in die umliegenden Länder vertrieben, vor allem nach Uganda.
1962 erfolgte die Unabhängigkeit von Ruanda und Burundi, wobei die ehemaligen Kolonialmächte mächtig weiter mischelten. 1963 fiel eine Tutsi-Rebellenarmee in Ruanda ein, worauf es zu einem Massaker der Hutus an der Tutsi-Minderheit kam. In Burundi schlugen die Tutsi 1972 einen Putschversuch der Hutu nieder und töteten 250'000 Hutus. Im Juli 1973 führte der Verteidigungsminister, General Juvénal Habyarimana, einen unblutigen Putsch in Ruanda an und entmachtete den Präsidenten Grégoire Kayibanda. Trotz der bekannten Menschenrechtsverletzungen arrangierten sich Belgien und Frankreich mit den Hutu-Regimes in Ruanda während drei Jahrzehnten.
Im Oktober 1990 begann die ‚Patriotische Front Ruandas' ihren Kampf gegen das Regime in Kigali. Drei Jahre später unterzeichneten die ruandische Regierung und die RPF das Arusha-Friedensabkommen, das eine von einer UN-Friedensmission unterstützte Übergangsregierung vorsah. Als letztes Mittel setzten die Herrschenden auf ‚Hutu-Power' gegen die Tutsi-Minderheit und planten die Vertreibung der Tutsis. Aber der UN-Sicherheitsrat bewilligte bloss 2548 Soldaten. Obwohl die UNO vom geplanten Genozid informiert war, spielte sie auf Druck der Amerikaner das Problem herunter, um Geld zu sparen und ein zweites Somalia zu verhindern, wo wenige Monate zuvor 18 US-Soldaten gelyncht wurden.

Nach dem Abschuss des Flugzeugs von Habyarimana eröffnet die Interimsregierung die Tötungskampagne gegen Tutsis. Gezielt werden zuerst 10 belgische UNAMIR-Soldaten ermordet, worauf Belgien wie angenommen seine Peacekeeper abzieht. Am 21.4. reduziert der Sicherheitsrat die Zahl der Blauhelme auf 500 Mann, weshalb die Mörder freie Hand haben. Systematisch werden die Machtmittel des zentralistischen Staates eingesetzt: Militär, Milizen, Massenmedien und die Verwaltung für die Waffenzuteilungen. US-Aussenministerin Madeleine Albright verbietet ihren Untergebenen, dass in Ruanda von Völkermord gesprochen wird, weil sonst eine Pflicht zur Intervention besteht. Noch Ende April spricht Generalsekretär Butros-Ghali nur von ‚Bürgerkrieg'. Erst Mitte Mai beschliesst der Sicherheitsrat gegen den Widerstand der USA die Entsendung von 5000 Soldaten, was aber von den Mitgliedstaaten nicht finanziert und mit bürokratischen Mitteln verhindert wird. Washington, das Panzer und Transportlaster bereitstellen soll, besteht auf Vorausbezahlung. Auch George W. Bush würde keinen Völkermord verhindern, wie er während seiner Wahlkampagne versichert: "Ich mag keinen Völkermord und ich mag keine ethnische Säuberung, aber ich würde nicht unsere Truppen hinschicken".

Erst Ende Juni greift Frankreich ein und versucht, die Stellung der Interimsregierung zu stärken. Nachdem es die Hutu-Mörder seit 1990 ausgerüstet und trainiert hat, bringt es in der als humanitäre Aktion getarnten Operation ‚Turquoise' die Kriegsverbrecher ins Ausland in Sicherheit und hält den Milizen den Rücken frei. Als die RPF-Milizen am 4.7.94 in Kigali einrücken, finden sie eine Wüste vor: Die Mitglieder des Staatsapparates hatten Akten, Fahrzeuge und Bankkonten mitgenommen.

Mitte Juli gewinnen die Tutsi-Guerillas die Oberhand und beenden den Völkermord. 300'000 Waisenkinder irren durchs Land, 2 Mio. Hutus sind nach Zaire geflohen. Nachdem RPF-Führer Paul Kagame vergeblich versucht hat, die UNO von der Gefahr aus den Flüchtlingslagern zu überzeugen, startet er im Oktober 1996 eine Offensive gegen die Flüchtlinge. Sieben Monate später wird Zaires Staatschef Mobutu von Laurent Désiré Kabila und dessen ruandischen und ugandischen Verbündeten gestürzt. Im Kongo geht es nun um die Verteilung der Bodenschätze, was weitere 4 Mio. Tote bedeutet.

Quellen: Richards, Bradshaw, Grill (1998, a), Braeckman (2002, 2004), Onana, Vignaux.


1994 Berlusconi, P2 und die Mafia top

Silvio Berlusconi wird Italiens neuer Regierungschef. Er kommt aus Licio Gellis Filz und hat bei der P2 die Mitgliednummer 1816. Vor allem dank der Geldwäscherei seiner Fininvest für die Mafia wurde er zum reichsten Mann Italiens. Die Mafiabosse pumpten in der zweiten Hälfte der 70er Jahre Millionen von Dollar in Berlusconis TV-Imperium. Dank den gewaschenen Mafiageldern erhöhte sich beispielsweise das Gesellschaftskapital von Fininvest 1977 von 2,5 auf 10,5 Mia. Lire. Insgesamt beteiligt sich die Mafia mit 113 Mia. Lire (heute € 300 Mio.) an Berlusconis Fininvest. Der Geldbote zwischen Berlusconi und der Mafia ist Gaetano Cinà. Über seinen Studienfreund und Wahlstrategen, den Europaabgeordneten Marcello Dell'Utri, unterhält Berlusconi enge Beziehungen zu den Mafiabossen Mimmo Teresi, Stefano Bontade und Pippo Calo. Dell'Utri arbeitete ab 1974 in Berlusconis Firma Edilnord in Mailand, dann bei der Fininvest, und 1983 engagiert ihn Berlusconi als Direktor der Publitalia.

Mafiaboss Salvatore ‚Toto' Riina lässt den Untersuchungsrichter Giovanni Falcone und sein Freund und Nachfolger Paolo Borsellino am 19.7.92 mit ferngesteuerten Bomben umbringen, weil sie der Verquickung der Mafia mit den Politikern auf die Spur gekommen sind. In seinem letzten Interview sprach Borsellino von der Allianz zwischen Vittorio Mangano, Dell'Utri und Berlusconi.
Da die linken und Zentrums-Politiker wie Berlusconis Freund Benito Craxi selbst mit der Mafia verhängt sind, werden die Untersuchungen gegen Berlusconi verhindert, weshalb auch die Ermittlungen der Mani pulite-Richter im Sand verlaufen. Craxi autorisierte die Firmenübernahmen Berlusconis gegen Schmiergeld, und die meisten Verfahren gegen Berlusconi enden wegen Verjährung der Gesetzesverstösse mit Freispruch. Nicht so die Anschuldigungen gegen Craxi. Mit dem Zusammenbruch der DC und der PS verliert die Mafia ihren politischen Rückhalt und muss sich einen neuen Partner suchen.

Nach dem Zusammenbruch der Democrazia Cristiana und Craxis Sozialisten bei dem Korruptionsskandal um Tangenopoli gründen Berlusconi und Dell'Utri Mitbegründer 1993 die Partei Forza Italia. Nach der Idee von Gelli wird sie in Sizilien als Clubsystem aufgebaut. Laut dem reumütigen Mafioso Antonino Giuffre, die frühere rechte Hand von Riina-Nachfolger und obersten Mafiaboss Bernardo Provenzano, treffen sich die Paten direkt mit Berlusconi und schliessen einen Pakt, nachdem in Berlusconis Supermarktkette ‚La Standa' eine Reihe von Bomben explodierten. Zudem erlebt Italien eine Reihe von Bombenattentaten in Rom, Mailand und Florenz, womit die Mafia versucht, Hafterleichterungen für die Bosse und die Revision der Kronzeugenregelung und der Prozessordnung zu erpressen. Dank der Mafia gewinnt Forza Italia 1994 auf Anhieb die Wahlen. 1996 beginnt ein Prozess gegen Berlusconi, Dell'Utri und Mangano, der aber stirbt, worauf das Verfahren aus Mangel an Beweisen aufgegeben werden muss. Die Verflechtungen mit der Mafia betreffen besonders viele Innenminister wie Vincenzo Scotti und Agentenchefs wie Alessandro Voci, aber auch Staatspräsidenten wie Oscar Luigi Scalfaro. 1979 wechselte der Anwalt Massimo Maria Berruti, der gegen Berlusconis Bauunternehmen Edilnord ermittelte, zu Berlusconis Finanzimperium, und ist seither ein weiteres Bindeglied zur Mafia um Filippo und Giuseppe Graviano.

In den sieben Monaten als Regierungschef drückt Berlusconi ein Gesetz durch, das seinen Unternehmen in den nächsten sechs Jahren 243 Mia. Lire (= SFr. 192 Mio.) spart. In den 90er Jahren werden durch Privatisierungen $63,5 Mia. in die italienische Staatskasse gespült, wobei die Staatsverschuldung trotzdem bei über 100% bleibt (laut dem Maastricht-Vertrag dürfte sie 60% nicht übersteigen). 1998 arbeiten 22,6% der Beschäftigten in der Schattenwirtschaft (davon 18% in der Industrie und 73% in der Landwirtschaft). Zwischen 1992 und 2000 verfünffacht sich der Durchschnittswert der Mailänder Aktien (während er sich international ‚nur' verdoppelt) und bildet den Boden für Berlusconis Aufstieg. Bei einem Umsatz von €4,3 Mia. erwirtschaftet Fininvest im Jahr 2000 einen Gewinn von €300 Mio. Berlusconi organisiert seine Machteroberung, indem er alle kauft und über seine Sender wirksame Öffentlichkeitsmanipulation betreibt. Das Konzept seiner Medienpolitik übernahm Berlusconi vom britischen Nazi-Führer Sir Oswald Mosley.

2001 wird Berlusconis Forza Italia zur stärksten Partei, wobei die Kandidaten seiner Partei in Sizilien alle 61 Abgeordneten- und Senatssitze ‚erobern'. Nach Aussagen reumütiger Mafiosi sorgen die Paten für dieses Glanzresultat. Mit Giuseppe Nobile ist auch ein Mafiosi Kandidat der Forza Italia, und mit Nino Mormino wird ein Mafia-Anwalt stellvertretender Vorsitzender des Justizausschusses. Premierminister Berlusconi ernennt den Anwalt Carlo Taormina zum Staatssekretär des Innenministeriums. Taormina setzt sich für die Freilassung des Nazi-Kriegsverbrechers Erich Priebke ein, verteidigt korrupte Politiker, Industrielle und Mafiosi wie den Zigarettenkönig Franceso Prudentino vor Gericht. Zusammen mit dem postfaschistischen Minister Maurizio Gasparri gehört er zu den Scharfmachern gegen die Globalisierungsgegner am G-8-Gipfel in Genua, gegen die mit aller Härte vorgegangen wird, wobei ein Demonstrant erschossen wird. Justizminister Roberto Castelli, der nach eigenen Angaben absolut nichts von Justiz versteht, entzieht als erstes den gegen das Organisierte Verbrechen und die Wirtschaftskriminalität ermittelnden Richtern und Staatsanwälten den Personenschutz. Dann verunmöglicht der Schützling von Lega-Chef Umberto Bossi den Gebrauch von ausländischen Beweismaterialien vor italienischen Gerichten und führt mittels Disziplinaraktionen die politische Kontrolle der Staatsanwälte ein. Die Hochsicherheitshaft für Mafiosi wird abgeschafft, ebenso die lebenslange Haft. Die Kronzeugenregelung wird massiv eingeschränkt und die Justiz von Anti-Mafia-Anwälten gesäubert. Berlusconi schafft die Erbschaftssteuer ab, Bilanzfälschung wird nicht mehr strafrechtlich verfolgt, Steuerhinterziehung wird legalisiert und Geldwäscherei erleichtert. Über 65jährige wie Berlusconi können vor Strafverfolgung geschützt und Richter können selbst angeklagt werden. Ende Mai 2002 werden die Urteile gegen 13 Mafiabosse, die am Mord gegen den Untersuchungsrichter Falcone 1992 beteiligt waren, aufgehoben.

Berlusconi führt das Programm aus, das Licio Gelli in seinem "Plan der demokratischen Wiedergeburt" vorgezeichnet hat: Nach dem Scheitern eines Putsches aufgrund der Bombenterrorwelle verlegt sich Gellis P2 auf die Unterwandeung der staatlichen und privaten Machtzentren. Dazu gehören die Zerschlagung der Gewerkschaften, die Abschaffung des Arbeitsschutzes, die Privatisierung von Staatsfunktionen (etwa die Gründung von Privatschulen), die Entmachtung der Staatsanwälte oder die Gründung von Privatsendern für Propaganda. Die Infiltration der Presse beginnt beim Corriere della Sera, die über die Banco Ambrosiano aufgekauft wird. Die neuen Besitzer lassen Gellis Ideen über Berlusconi und Mauricio Costanzo im Corriere verbreiten. Im selben Verlagshaus gründet die P2 1980 die Boulevardzeitung Occio, deren Chef Costanzo wird. Berlusconi hat immer abgestritten, ein Mitglied der P2 zu sein, obwohl er mit der Nummer 1816 auf der Liste der kriminellen Parallelorganisation im Staat verzeichnet ist: "Dr. Silvio Berlusconi, Unternehmer, Mailand". Berlusconis Redenschreiber Giuliano Ferrara, Chefredaktor der Zeitung Il Foglio, die Berlusconis Frau gehört, ist nach eigenen Angaben Mitarbeiter der CIA. Als 30jähriger leitete er als kommunistischer Parteisekretär in Turin noch die Parteiarbeit in den Fabriken, dann war er der Vertraute des sozialistischen Ministerpräsidenten Bettino Craxi, bevor er in Berlusconis erster Regierung zum Regierungssprecher im Ministerrang aufsteigt.

Am 22.12.03 werden aus Bologna Briefbomben an EU-Kommissionspräsident Romano Prodi, Berlusconis einziger potenzieller Gegenkandidat, an die europäische Justizbehörde Eurojust und an die europäische Polizeibehörde Europol verschickt. Die italienischen Ermittler behaupten, eine "Informelle Anarchistische Föderation" stecke dahinter. Interessanterweise passieren die Anschläge der nebulösen Anarchisten immer vor grösseren Streiks (die Briefbomben im November 2003 waren Anlass einer Hatz gegen die Gewerkschaften, die Anfang 2004 den öffentlichen Verkehr mit Streiks lahmlegen) und Demonstrationen (G-8 in Genua am 16.7.01), was Berlusconi mehr als gelegen kommt, so dass nur die Geheimdienste hinter den Briefbombenanschlägen stecken können.
Im Dezember 2004 wird der Ministerpräsident nach einem vierjährigen Prozess wegen Richterbestechung, Schmiergeldern und Bilanzfälschungen freigesprochen. Im Frühjahr 2005 sichert er sich über den Frontmann Stefan Ricucci für € 500 Mio., der als Parvenu einen Kredit von € 1 Mia. von der Deutschen Bank bekam, für € 500 Mio. die Kontrolle über den kritischen Corriere della Sera. Seit 1993 hat sich Berlusconis Vermögen auf € 9,3 Mia. verdreifacht (laut Forbes belegt er Platz 25 der weltweit reichsten Vermögen), das Einkommen aus der Fininvest betrug € 700 Mio., und der Börsenwert seiner Mediaset hat sich seit 1996 fast verdoppelt (der Verkauf von 16,6% bringt ihm 2005 € 2,1 Mia. ein). Obwohl der geplante Konkurrenzsender Europa 7 von allen Gerichten, selbst des Verfassungsgerichts und des europäischen Gerichtshofs, Recht bekommt, weigert sich Berlusconi, die Sendefrequenz der Rete 4 abzugeben. Gellis Plan einer Präsidialrepublik zielt genau au eine solche neofaschistische Autokratie, wie sie Berlusconi aufbaut. Im Piano di Rinascita democratica der P2 sind 30 Mia. Lire für die Bestechung für Persönlichkeiten aus Politik, Medien, Justiz und Gewerkschaften vorgesehen, und während Berlusconis Regierungszeit wird nicht nur die Korruption, sondern auch die Steuerhinterziehung salonfähig und alltäglich, parallel zur Aushebelung der Rechtssicherheit und des Rechtsstaats. Italien wird faktisch ein Drittweltland.

Dell'Utri wird 2004, als er Senator und Vizepräsident der Forza Italia ist, wegen seiner Funktion als "Botschafter der Cosa Nostra" zu 9 Jahren Haft verurteilt. Verbindungsmann zwischen Berlusconi und der Mafia ist nun Vittorio Mangano, der der für Toto Riina arbeitet. Er ist zuständig für die Geldwäscherei und den Drogenhandel zwischen Italien und den USA und wohnt, nachdem der Clan von Catania mit der Entführung von Berlusconis Sohne gedroht hat, zwei Jahre lang als ‚Stallmeister' in Berlusconis Villa in Arcore. Zudem ist Mangano mit Faschisten verbündet wie Pino Rauti, Massimo Morsello, Roberto Fiore oder Fabio Bellani, der wiederum mit den deutschen NPD-Leuten Udo Voigt und Horst Mahler, dem ehemaligen Agent Provocateur bei der RAF, zusammenarbeitet.

2005 fliegt die italienische Geheimorganisation DSSA auf, die Ähnlichkeiten mit der Gladio-Organisation hat: Die ‚Dipartimento Studi Strategici Antiterrorismo' besteht aus etwa 200 Ex-Geheimdienstlern, Neofaschisten und Carabinieri und unternimmt eigene Polizeiaktionen und antiterroristische Nachforschungen, deren Erkenntnisse an die italienischen, israelischen und amerikanischen Geheimdienste verkauft werden. Geleitet wird die Organisation von Riccardo Sindoca und Gaetano Saya, der zur P2 gehörte und für die Nato arbeitete. Auch der im Irak entführte und ermordete Fabrizio Quattrocchi gehörte zur DSSA und war also kein Bodyguard, wie in der Presse dargestellt.

Im April 2006 verliert er trotz seiner Wahlmanipulationen gegen Prodi, weil Innenminister Giuseppe Pisanu kalte Füsse bekommt. Dessen Sohn arbeitet bei einer amerikanischen Software-Firma, die beauftragt wurde, die elektronische Übermittlung der Wahlresultate so umzuprogrammieren, dass über eine Million Leerstimmen der Forza Italia zugerechnet werden. Seit den 60er Jahren hat die Anzahl der leeren Wahlzettel laufend zugenommen und erreichte 2001 1,6 Mio. Stimmen (4,2%). Laut offiziellem Resultat soll es 2006 plötzlich nur noch 445'000 Leerstimmen gegeben haben (1,1%). Nachdem so in vier der fünf sehr knappen Wahlbezirke die Forza Italia ‚siegte', stoppt Pisanu vor seinem zweiten Besuch bei Berlusconi in der Wahlnacht die Wahlmanipulation aus dem Bezirk Kampanien, weil es ihm zu heiss wird, worauf Prodi mit 24'000 Stimmen siegt.

Auch nachdem Berlusconi Ende 2011 zurücktreten muss, stellt sich das Parlament hinter ihn. Die Mehrheit der Parlamentarier weigert sich, die Immunität von Nicola Cosentino aufzuheben. Cosentino ist der Spitzenvertreter der Berlusconi-Partei Popolo della Liberta in Campagna und verstrickt mit dem Camorra-Clan der Casalesi.
Quellen: Graf, Hafner/ Taylan, Musso, Summers (2000): 512, Afterbach 8, Tarpley/ Chaikin: 342-346, Pletschinger/ Bredenbrock (2001), R.Gerlach, Gregorio, Stille, Wasmes, Fahrni (2004).


Oktober 1994 Haiti top

Die FRAPH, eine der brutalsten paramilitärischen Organisationen, verhindert durch bewaffnete Randalen im Hafen von Port-au-Prince die Landung von US-Truppen auf Haiti. Der Chef der FRAPH, Emmanuel Constants, war jahrelang bezahlter CIA-Informant und sollte mit diesem Störmanöver die Rückkehr von Jean-Bertrand Aristide verhindern.

Nachdem "Baby Doc" Duvalier am 7.2.86 vertrieben worden war, wobei er $900 Mio. mitgenommen haben soll, wählten die Haitianer 1990 den Armenpriester Aristide zum Präsidenten. Aber nach sieben Monaten im Amt putschten die Militärs unter Raoul Cédras am 29.7.91. Die Putschoffiziere stehen auf der Gehaltsliste der CIA. Constant organisierte die Ermordung von Tausenden von Aristide-Aktivisten nach dem Putsch. Aristide selbst konnte sich in die USA absetzen. Um Aristides Rückhalt in der Bevölkerung zu untergraben, denunzierte die CIA den exilierten Präsidenten als psychisch angeschlagen. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen unter Cédras sank von $370 auf $250, die Arbeitslosigkeit stieg von 50% auf 75%. Haiti, wo 5000 politische Morde verübt wurden, entwickelte sich zu einem der Hauptumschlagsplätze für das kolumbianische Kokain in die USA. Die von der CIA gegründete Drogenbekämpfungsbehörde in Haiti entpuppte sich als Terrorinstrument der Militärs und war selbst in den Drogenhandel verwickelt.

Die US-Armee setzt sich schliesslich durch und bringt Aristide am 15.10.94 mit 20'000 SoldatInnen auf ihren Bajonetten zurück, worauf Constants in die USA fliehen muss. Als Haiti später seine Auslieferung verlangt, wird das Begehren trotz Beweisen für seine Schuld nicht einmal diskutiert.

Aristide muss sich dem Diktat der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds unterwerfen und sichert sich mithilfe der Chimères die Macht. Diese Terrororganisation entstand in den Slums von Port-au-Prince, kontrolliert den Drogenhandel, erpresst Schutzgelder, schüchtert die Opposition ein und bringt störende Polizisten und Journalisten um. Der Chef der Chimères und damit oberster Drogenboss ist Dany Toussaint, ehemaliger Major der Armee, Chef von Aristides Sicherheitsdienst und ab 1999 Senator. Er wird auch für die Ermordung des prominenten Radiojournalisten Jean Dominique am 3.4.2000 verantwortlich gemacht. Im Vergleich mit der Duvalier-Zeit geht die politische Gewalt unter Aristide aber um 98% zurück.

1995 platziert Aristide seinen Schützling René Préval ins Präsidentenamt, um es aber im Jahr 2000 wieder selbst zu übernehmen. Unterdessen sind 65% der Bevölkerung der einst reichsten Kolonie Frankreichs, die im 18. Jahrhundert die Hälfte aller in Europa konsumierten Kolonialwaren lieferte, unterernährt. Nur 5% der Kinder besuchen eine öffentliche Schule, 75% sind Analphabeten, die offizielle Arbeitslosigkeit von 60% liegt vermutlich eher bei 95%. Würde Fidel Castro nicht 200 Ärzte zur Verfügung stellen, wäre das Gesundheitssystem längst zusammengebrochen.

Ende 2003 organisiert die CIA Grossdemonstrationen gegen Aristide, der eine massive erhögung des Minimallohnes verordnete. Aristides Palastwache von der kalifornischen Steele-Foundation unterstützt die CIA-Aktion, die Aristide kidnappt, ihn in ein mysteriöses Flugzeug verfrachtet und ausfliegt. US-Truppen marschieren ein und gehen gegen die Aufständischen vor.

Am 12.2.10 wird Haiti von einem Erdbeben erschüttert, das die Hauptstadt in Schutt und Asche legt. Schätzungsweise 316'000 Menschen sterben, nochmals so viele werden verletzt, und 1,85 Mio. werden obdachlos. Der Schaden wird auf $8 Mia. geschätzt. Die Amerikaner schicken 3000 Marines, die den Flughafen besetzen, einige Hilfsgüter verteilen und dafür sorgen sollen, dass die Haitianer nicht in die USA emigrieren sollen. US-Flugzeuge kreisen über der Haiti und funken in Creol, dass keine Elendsflüchtlinge in den USA akzeptiert würden. Die Amerikaner verweigern den ‚Médicins sans Frontiers' mehrere Landungen von Flugzeugen mit medizinischen Gütern in Port-au-Prince, was zum Tod von Verletzten führt. Die USA übernehmen erneut das Zepter auf der geplagten Insel. Die USA stellen $1.7 Mia. an Hilfsgelder zur Verfügung, wovon ein Drittel für den Einsatz der USA-Armee verwendet wird. Bill Clinton und George W. Bush gründen den Clinton-Bush Haiti Fonds, der zusammen mit der USAID und der Weltbank Aufträge für den Wiederaufbau verteilt, mit denen viel Geld gemacht werden kann. Innerhalb eines Jahres werden $194 Mio. an Gelder gesprochen, wobei nur $4.8 Mio. an haitianische Firmen gehen. 92% der Aufträge gehen an Firmen in Washington DC, Maryland und Virginia . Am 28.11.10. finden Wahlen statt, von der die populärste Partei ausgeschlossen wird. Das Resultat befriedigt jedoch nicht, weshalb die Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) die Wahlresultate umschreibt. Dem Land wird gedroht, die Hilfszahlungen einzustellen und Präsident René Préval ins Ausland zu fliegen, wie das schon Aristide erlebte. Die Amerikaner stellen sich gegen eine Rückkehr Aristides, weil sie keinen weiteren Linken in Lateinamerika haben wollen. Im Mai 2011 übernimmt die neue Regierung des Musikers ‚Sweet Mickey' Martelly die Macht und entspricht den Wünschen der Amerikaner: Aufhebung von Inverstitionsschranken, Förderung steuerfreier Niedriglohn-Enklaven und Tourismus-Ressorts und Wiederaufbau der Armee (statt der Häuser), die 1994 wegen ihrer Repressionstradition gegenüber der Bevölkerung abgeschafft wurde. Die Berater Martellys stammen aus dem Umfeld Duvaliers.

Quellen: Parry (1994), Bertolami: 7ff, Chomsky (2001), Dillmann, Scheurer (2004), Keppeler (2010)


April 1995 Bomben-Attentat in Oklahoma top

Vor dem Regierungsgebäude in Oklahoma explodiert am 19.4.95 eine 2-Tonnen-Bombe, die 168 Menschen, davon 19 Kinder, tötet und 500 verletzt. Sofort werden muslimische Terroristen dafür verantwortlich erklärt. Obwohl der deutsche Undercoveragent Andreas Strassmeir, der für die DEA und das ATF des US Treasury arbeitet, die Sekte "Christian Identity" in Elohim City infiltrierte und das FBI über das bevorstehende Attentat warnte, gab es keine Massnahmen, um es zu verhindern. Auch der Bürgermeister von Elohim ist ein FBI-Agent.

Sieben rechtsextreme Paramilitärs sind in das Attentat involviert, aber nur Timothy McVeigh und Terry Nichols werden angeklagt. Der Anwalt McVeighs sagt vor Gericht aus, dass sein Mandant die Hintermänner decke, was die amerikanischen Behörden sichtlich nicht interessiert. McVeighs intensive Kontakte zur "White Army Resistance" werden ausgeblendet, obwohl es nicht möglich ist, dass die von ihm gezündete Bombe einen solchen Schaden hätte anrichten können. Mindestens 6 präzise angebrachte Bomben sind dafür nötig. Trotz Forderungen nach gezielter Untersuchung werden die Gebäude-Trümmer von ‚Controlled Demolition' aus Baltimore, die auch die Trümmer auf Ground Zero nach dem 11.9.01 entfernen, auf einer Deponie verscharrt, die mit scharfen Hunden bewacht wird. McVeigh wird am 16.5.01 hingerichtet, was 250 Personen, inklusive die Opfer der Angehörigen, an einem Bildschirm ‚live' mitverfolgen dürfen.
Nichols soll Kontakte zur philippinischen Terrorgruppe Abu Sayyaf gehabt haben. Deren Führer Edwin Angeles wurde im Februar 1995, zwei Monate vor dem Attentat, Polizeiinformant und behauptete, er hätte Ramzi Youssef und Terry Nichols in den frühen 90er Jahren getroffen. Abu Sayyaf, 1991 (wahrscheinlich im Auftrag der philippinischen Militärs) von Abdurak Janjalani und Edwin Angeles gegründet, ist ein integraler Bestandteil der al-Qaida-Legende. Janjalani wurde im Dezember 1998 im Schusswechsel mit der philippinischen Polizei und Angeles im Januar 1999 von einem Einzeltäter erschossen. Angeles Witwe Elmina stirbt einige Tage nach einem Interview mit Kenneth Timmerman im April 2002 an Leberversagen.
Naheliegenderweise handelt es sich, nach dem Bombenattentat auf das World Trade Center vom 26.2.93, um eine weitere Etappe zum gezielten Aufbau eines islamistischen Feindes. Auch beim Attentat in New York war das FBI vorher über die Planung informiert und schob die Verantwortung islamischen Fundamentalisten in die Schuhe (siehe Teil 14: 11.9.01).

Bill Clinton bezeichnet das Bombenattentat als das bestimmende Ereignis für seine Wiederwahl, weshalb man davon ausgehen kann, dass die faschistischen Attentäter mit Unterstützung der Geheimdienste handelten. Das FBI schätzt die Zahl der militanten Rechtsextremen in den USA auf 2 Mio.

Quellen: Evans-Pritchard, Gimson, Sprecher, Bülow (2003), Scheffer, Kupferberg.


Februar 1996 Die Exilkubaner top

Die Exilkubaner sind, seit 37 Jahren, nach wie aktiv, um Fidel Castro zu stürzen. Kuba schiesst am 24.2.96 zwei Flugzeuge der Exilkubanergruppe Brothers to the Rescue ab. 1991 wurde BTTR von CANF-Präsident Jorgé Mas Canosa, José Basulto, Martin Perez, William Shuss und Arnaldo Iglesias gegründet, um angeblich kubanische Bootsflüchtlinge zu retten. Alle Beteiligten haben lange Verflechtungen mit den Geheimdiensten. Canosa ist Schweinebuchtveteran, Verwaltungsrat der mit der CIA verhängten Sicherheitsfirma Wackenhut und ein Freund von Präsidentensohn Jeb Bush, dessen Partner Alberto Duque zu 15 Jahren Gefängnis wegen Betrugs verurteilt wurde.

Die Cuban American National Foundation ist eine steuerfreie "pädagogische Stiftung", die im Wesentlichen vom National Endowment for Democracy finanziert wird. Die NED ist eine von Ronald Reagan 1983 geschaffene CIA-Front für Destabilisierungsoperationen und verfügt über $200 Mio jährlich. 1982 baute die CANF Radio Marti und 1990 TV Marti auf, die von Miami nach Kuba senden und mit mindestens $18 Mio. jährlich subventioniert werden. Insgesamt gibt es zehn Radiostationen wie Radio Voz, WBQA-La Cubanisima oder Radio Progresso, die nach Kuba senden. CANF finanziert Anticastro-Hardliner und betreibt Lobbying für die hochorganisierten Exilkubaner-Gemeinden in Florida und Louisiana.

José Basulto war wie Canosa einer der wesentlichen Drogenschmuggler bei Contragate. Seine Terroristenkarriere begann er bei der MRR-Guerillaarmee auf Kuba. Nach seiner Flucht nach Miami 1960 wurde er von der CIA in Fort Benning an der berüchtigten School of the Americas zusammen mit Canosa, Felix Rodriguez, Luis Posada Carrilles und Orlando Bosch als Vortrupp für die Schweinebuchtinvasion trainiert. Nach deren Scheitern konnte sich Basulto über den Zaun der US-Basis Guantanamo, wo sich die zweitgrösste CIA-Station in der Karibik befindet, retten und wurde unmittelbar nach Miami zurückgeflogen. Danach arbeitete er mit der DRE und Carlos Prio im Trainingslager Lake Pontchartrain. Im August 1962 beschoss er mit einem Kanonenboot ein Hotel an der Küste Kubas, weil dort russische Berater vermutet wurden. CIA-Chef Richard Helms lobte diese Aktion als "grossartige Arbeit". In den 70er Jahren arbeitete Basulto mit dem argentinischen Geheimdienst an der Operation CONDOR als "Berater" der Todesschwadronen in El Salvador, Guatemala, Uruguay und Paraguay. Diese Operation, die über den Drogenhandel finanziert wurde, leiteten alte Nazis aus Deutschland wie Klaus Barbie, um linke Aktivisten und Intellektuelle Lateinamerikas zu eliminieren. Wahrscheinlich spielte Basulto auch eine wichtige Rolle im Kokain-Coup 1980.

In den 80er Jahren war Basulto der Koordinator der Finanzoperationen der International Medical Centers, die als CIA-Cover für "humanitäre Hilfe" an die Contras dienten und 1987 mit Milliardenverlusten zusammenbrachen, wobei Tausende von Exilkubanern ihr Vermögen verloren. An den Betrügereien, Bestechungen, illegalen Finanztransaktionen und Abhörungen der IMC, der grössten Health Medical Organization der USA, waren neben Mafiosi und CIA-Leuten mindestens 12 Agenten ausländischer Geheimdienste beteiligt. Durchschnittlich verschwanden monatlich $30 Mio. im Dickicht der Offshorebanken, um bei Felix Rodriguez, dem Assistenten von Oliver North, und Adolfo Calero, dem Contraführer, wieder aufzutauchen. Der von Wackenhut-Agenten bewachte IMC-Präsident Miguel Recarey ist ein alter Freund von Jeb Bush, der als Berater und Lobbyist für die IMC arbeitete. Recary ist auch befreundet mit Mafiaboss Santos Trafficante, der der IMC kurzfristige Kredite lieh. Recarey unterstützte die Wahlkämpfe von Reagan und Bush mit grossen Summen, und sogar Jimmy Carter kriegte etwas. Das machte sich bezahlt: Beim Zusammenbruch der IMC und der Anklage wurde Recareys Pass nicht eingezogen, sondern er bekam $2,2 Mio. Steuerrückzahlung, womit er sich nach Venezuela absetzte. Auch der CIA-Verbündete Robert Vesco, der mit Donald Nixon in Kuba wegen Handels mit dubiosen Anti-Aids-Medikamenten verhaftet wird, betrieb Finanzgeschäfte mit der IMC.

Am 15.2.96 verhaftete die kubanische Polizei in Havanna 16 Aktivisten des Concilio Cubano, der Dachorganisation von 130 Dissidentengruppen. Die republikanischen Senatoren Jesse Helms und Lincoln Diaz-Balart lobbyieren für das Concilio Cubano, das von der CIA finanziert wird. Mehrere Mitglieder der BRRT und der CANF wie Canosa oder Armando Alejandre, einer der abgeschossenen Piloten, sind ebenfalls Mitglieder des Concilio Cubano.

Von Mai 1994 bis Januar 1996 protestierte Kuba neun Mal beim US-Aussenministerium gegen 13 Luftraumverletzungen durch die BRRT, deren Flugzeuge beispielsweise Anti-Castro-Propagandamaterial über Havanna abwarfen. Nachdem die BRRT-Flugzeuge am 24.2.96 zum dritten Mal in den kubanischen Luftraum eindringen, werden zwei der drei Chessnas abgeschossen, mit entsprechendem Aufruhr in den USA. Mithilfe solcher Flugzeuge wurden aber auch immer wieder Bomben oder biologische Waffen abgeworfen.

Canosa stirbt im Dezember 1997, womit die Hardliner an Einfluss verlieren und konziliantere Stimmen wie Eloy Gutierrez Menoyo an Gewicht gewinnen. Menoyo gründete das Cambio Cubana und versuchte 1965, seinen einstigen Kampfgefährten Castro zu stürzen, weshalb er 22 Jahre im Gefängnis sass. Trotzdem reist er immer wieder nach Kuba und versucht, Castro zu überzeugen, Oppositionsparteien zuzulassen.

Auch im Jahr 2002 führen die von Washington unterstützten TV- und Radiosender Marti einen permanenten Propagandakrieg gegen Havanna. Nach wie vor unterhalten mehrere exilkubanische Terrororganisationen ihre Trainingslager in Florida, die regelmässig Attentats-Kommandos auf die Insel schicken. Trotz den Aggressionen und dem Embargo seit vier Jahrzehnten gehört Kuba in Bezug auf Bildung und Gesundheit zu den Spitzenländern. Es gibt zwar laut Amnesty International 13 politische Gefangene, aber im Gegensatz zu den benachbarten ‚Demokratien' Haiti, Guatemala, Honduras, Mexiko oder Brasilien gibt es keine Folterungen oder Ermordungen der Oppositionellen.
Quellen: Dee: 1-7, Sam Smith: 6, Herzka: 8, Ramonet (2002b).


1999 Big Brother USA top

Im Sicherheitsrat der UNO bringen die USA eine Resolution durch, die die UNO-Mitgliedsstaaten zum Kampf gegen den Terrorismus verpflichten. Personen und Organisationen werden ohne Begründung auf eine schwarze Liste gesetzt, womit Auslandreisen verunmöglicht und Vermögen eingezogen werden. Obwohl seit 2009 die Streichung von der Liste beantragt werden kann, befinden sich 2013 immer noch 230 Personen ohne Beweise auf der Liste.

Den von Pentagon und National Security Agency finanzierten Bioingenieuren gelingt es, "eine Maschine zu bauen, die gesprochene Wörter besser als ein Mensch erkennen kann". Ende der 90er Jahre arbeiteten 35'000 NSA-Angestellte in der Zentrale in Maryland, wobei der Gesamtbestand von 40'000 bis 100'000 und die Kosten auf $10 bis 20 Mia. geschätzt wurden. Bamford spricht von 60'000 Angestellten und einem Budget von $7 Mia., in dem die Kosten für die Spionagesatelliten nicht enthalten sind. Die NSA ist der weltgrösste Arbeitgeber für Programmierer, Mathematiker und Übersetzer und sammelt systematisch Informationen über alle politischen, ökonomischen und militärischen Aspekte in allen Ländern.

Die USA kontrollieren das Internet, denn die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (Icann), die Adressräume kontrolliert und Domainnamen vergibt, untersteht direkt dem US-Handelsministerium. Viele Staaten und auch der Erfinder der World Wide Web, Tim Berners-Lee, fordern, dass eine UNO-Sonderorganisation die Kontrolle übernimmt, was die USA mit dem Verweis auf die privatwirtschaftlichen Vorzüge (!) ablehnen. Tatsächlich geht es um die Kontrolle der internationalen Kommunikation. In den 50er Jahren entwickelten die US-Militärs mit dem Arpanet, das im Falle eines Atomschlags die militärische Kommunikation sicherstellen sollte, eine Vorform der Internets.

Die USA bauten seit Ende der 70er Jahre zusammen mit Grossbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland das weltumspannende Abhörsystem Echelon auf, um den Telekommunikationsverkehr zu überwachen. Echelon hört den gesamten E-Mail-, Telefon-, Fax- und Telexverkehr ab, der weltweit über Satelliten weitergeleitet wird. Jede Kommunikation, die bestimmte Schlüsselwörter wie "Bombe", "Kokain", "Greenpeace" oder "Castro" enthält, wird von der NSA, dem kanadischen Aufklärungsdienst Communications Security Establishment oder dem britischen Government Communications Headquarters identifiziert, aufgezeichnet und ausgewertet. Pro Minute werden mehrere Millionen Kommunikationsverbindungen auf 52 vernetzte Supercomputer heruntergeladen, nötigenfalls mithilfe von Sprach- und Texterkennungsprogrammen digitalisiert und von Memex analysiert. Die prädigitale Unterscheidung von privat und öffentlich verschwindet dabei grundsätzlich in der Datenlawine.

Bereits 1947 vereinbarten die Kanada, Australien, Grossbritannien, Neuseeland und die USA mit dem Spionageabkommen UKUSA, den Post- und Telefonverkehr zu überwachen und die Daten der Militärspionagesatelliten gemeinsam zu verwalten. Dazu wurde die Welt in fünf Zonen aufgeteilt, wobei jedes Land für die Abhörmassnahmen einer Zone verantwortlich ist, standardisierte Geräte und Codes benutzt und Personal und Daten austauscht. Das Herz von Echelon bilden sechs Abhörstationen zur Überwachung der Intelsat-Satelliten: Yakima im Bundesstaat Washington, Sugar Grove in West-Virginia, im kanadischen Leitrim, im australischen Geraldton, im neuseeländischen Waihopai und im englischen Morwenstow, wo sich das Zentrum des 1946 gegründeten britischen Nachrichtendienstes Government Communications Headquarters befindet. Im Jahre 2002 verlegte das GCHQ seinen Hauptsitz nach Cheltenham, wo ihm die stärksten Computeranlagen zur Verfügung stehen.

Im deutschen Bad Aibling belauscht die NSA russische und nahöstliche Satelliten. Seit dem Notstandsgesetz Ende der 60er Jahre hat Deutschland das Post- und Fernmeldegeheimnis massiv eingeschränkt, und seit 1994 dürfen der Bundesnachrichtendienst und die NSA grenzüberschreitende Kommunikationen flächendeckend aufzeichnen und per Computer auswerten. Amerikanische Spionagesatelliten, die den weltweiten Funkverkehr auffangen, werden von Bad Aibling, Pine Gap (Australien), Menwith Hill (Grossbritannien) und Misawa (Japan) gesteuert. Zum Echelon-Netz gehören zudem Einrichtungen, die meist in den Auslandbotschaften der Echelon-Länder stationiert sind und die Landleitungen anzapfen und abhören. Dabei geht es nicht nur um politisch-militärische Überwachung wie bei Amnesty International, Greenpeace und eigene und ausländische Politiker, sondern vor allem auch um Wirtschaftsspionage. Bei den Gatt-Verhandlungen waren die Amerikaner den Europäern stets einen Schritt voraus, da sie deren Computer anzapften und die Verhandlungstategien kannten. 1992 wurden die mexikanischen Delegierten bei den Verhandlungen zum Nordamerikanischen Freihandelsvertrag ALENA abgehört. Auch bei den Verhandlungen mit Japan über die Autoimporte 1993 beschaffte die NSA die jeweilige Verhandlungstaktik des japanischen Handelsministeriums. Bekannt ist ebenfalls, dass die NSA die abgefangenen Produktionsgeheimnisse von Toyota und Nissan an die Konkurrenz in Detroit weitergab.

Nach dem Machtantritt von Bill Clinton 1993, der eine aggressive Aussenhandelspolitik betreibt, wird die elektronische Aufklärung in den Dienst amerikanischer Firmen gestellt. Koordiniert wird die Wirtschaftsspionage vom 1993 geschaffenen National Economic Council und dem Office for Intelligence Liaison, das später in das weniger verdächtig tönende Office for Executive Support umbenannt wurde. Die CIA heuert Business-School-Abgänger an, um sie als Manager in international tätigen Firmen zu platzieren, wo sie als Spione Informationen über ausländische Unternehmen sammeln. Der ehemalige CIA-Direktor William Colby erklärte öffentlich, dass die Geheimdienste den US-Firmen zu internationalen Aufträgen verhalfen, weil sie ihre Konkurrenten austricksten. Wenige Wochen danach starb er einen mysteriösen Unfalltod.
Für die Erstellung von psychologischen Profilen von Regierungschefs und anderen Zielpersonen gibt es in Langley eine CIA-Abteilung, die während über 20 Jahren von Jerrold Post geleitet wird.

Frankreich machte Echelon für das völlig überraschende Scheitern des Rüstungs- und Airbusvertrags über SFr. 8 Mia. mit Saudi-Arabien im Jahre 1994 verantwortlich. Das Weisse Haus informierte König Fahd, dass Airbus saudische Offiziere schmiere, worauf der amerikanische Konkurrent McDonnell Douglas diesen Auftrag bekam. Ähnlich verlief der Konkurrenzkampf bei der Vergabe eines brasilianischen Grossauftrags für ein Umwelt-Überwachungssystem in der Amazonas-Region, der der amerikanischen Raytheon und nicht der favorisierten französischen Thompson CSF zugesprochen wurde. CIA-Direktor James Woolsey legitimiert die Wirtschaftsspionage damit, dass die europäischen Unternehmen wiederholt versucht hätten, "ihre technologisch minderwertigen und überteuerten Produkte an den Mann zu bringen, was die USA verhindern wollen". Der wirtschaftliche Schaden für Kontinentaleuropa, das von der Anlage im englischen Menwith Hill überwacht wird, liegt allein im High-Tech-Sektor bei einer zweistelligen Milliardensumme pro Jahr. Im Jahr 2000 bauen die USA eine Anlage mit 1000 Terabyte Speicherkapazität auf, um europäische Provider systematisch abzuhören und nach Reizwörtern zu filtern.

Grossbritannien, das sich als Bündnispartner der EU und der UKUSA in einer Doppelagentenrolle befindet, fischt pro Stunde zwei Millionen elektronischer Nachrichten aus dem europäischen Nachrichtenstrom. Da Tony Blair (mit welchem Geheimmaterial auch immer) von den USA vollständig kontrolliert wird, haben die Amerikaner beträchtliche Möglichkeiten, den europäischen Konsens zu untergraben.

Aber auch Frankreich, Dänemark, Holland und Deutschland leisten sich elektronische Schnüffelnetze. Die Franzosen, die selbst weltweit mindestens 17 Abhörstationen betreiben, fingen die Preisofferte von Siemens für das ICE-Zugssystem für Südkorea im Internet ab und konnten deshalb mit einem billigeren Angebot ihren TGV verkaufen. Es werden ebenfalls persönliche Daten, die das Bank-, Arzt- und Anwaltsgeheimnis und die bürgerlichen Freiheitsrechte aushebeln, gesammelt.

Auch das FBI wühlt sich mit den Software-Programmen Omnivore seit 1997 und Carnivore seit 1999 durch Millionen amerikanischer E-Mails. Carnivore ist ein Teil eines grösseren Systems namens Dragonware Suite, das beispielsweise die Surf-Spuren von Internetusern rekonstruieren kann. Ab Januar 2001 wird das Programm Dragon Net über das Internet geführte Gespräche automatisch transkribieren und überprüfen. Im Internet werden die Bewegungen jedes Users zentral gespeichert und lassen sich problemlos nachvollziehen.

Allerdings stossen die Schnüffler immer wieder auf Schwierigkeiten wie die explodierende Datenmenge, die Zunahme an Glasfaserkabeln oder die Möglichkeiten der Verschlüsselungstechnik. Aber die NSA konnte bisher verhindern, dass effiziente Verschlüsselungsprogramme für die PC-Benutzer auf den Markt kommen. Wenn die normalen User problemlos zu überwachen sind, trifft das für militärische Kommunikationen nicht zu. Da beispielsweise Saddam Hussein bei jedem Telefonat 900 verschieden verschlüsselte Kanäle benützte, gelang der NSA im Golfkrieg die Abhörung erst, nachdem ein alliiertes Sabotage-Team die technischen Unterlagen des irakischen Systems erbeutet hatte.

Die Europäische Union baute vermutlich 1997 ebenfalls ein Überwachungsprogramm namens Enfopol auf, das E-Mails, die Fest- und Funknetztelefonie, Newsgroups, Chats und Pagermitteilungen scannt. Aber der Chef der europäischen Verschlüsselungsabteilung, Desmond Perkins, stellt ausgerechnet die NSA an, wo Verwandte von ihm arbeiten, um die Sicherheit der europäischen Kodiersysteme zu "testen". Die Bundeswehr ist schlauer und verzichtet auf Microsoft-Produkte, weil die NSA über sämtliche Quellcodes des Software-Riesen verfügt und deshalb alle Daten lesen kann. Aber 2003 sind die USA trotzdem in der Lage, die von deutschen Forschern entwickelten Pläne von neuen USM-Chips abzukupfern und die Patente zu sichern, worauf die geplante Fabrik in Frankfurt an der Oder aufgegeben werden muss. Das Schengener Informationssystem SIS der EU über Ausländer umfasst Ende 2001 über 10 Mio. Personen. Nach dem Terrorakt des 11.9.01 kommen die USA und die EU vertraulich überein, dass auch die USA Zugriff haben zu dieser Datenbank.

Der Schweizer Nachrichtendienst schloss sich 1994 mit 16 weiteren Geheimdiensten zum "Club de Berne" zusammen, um Nachrichten auszutauschen. Insgesamt unterhält die Bundespolizei Kontakte mit 60 Staatsschutzorganisationen aus 36 Staaten, mit wem genau bleibt allerdings geheim. Der Chef des militärischen Geheimdienstes Peter Regli und sein Adjudant Jürg Jacomet arbeiteten jedenfalls eng mit dem südafrikanischen BOSS zusammen und halfen Dr. Wouter Basson, eine halbe Tonne der Droge Mandrax, die Demonstranten kampfunfähig machen soll, zu organisieren. Der Militärarzt experimentierte mit dem PROJECT COAST in den 80-Jahren an biologischen Waffen, die nur die Schwarzen unfruchtbar machen oder töten sollen und die er an Menschen testete. Mit vergifteten Bierflaschen, Zigaretten, Lippenstiften, Schokoladentafeln oder Deodorants plante er die Führer der Antiapartheid-Bewegung, Oppositionelle im Aus- und Inland und politische Gefangene zu eliminieren. Der südafrikanische Geheimdienst brachte beispielsweise 1982 die berühmte Antiapartheidaktivistin Ruth First mit einer Briefbombe um. "Dr. Death", wegen Beihilfe zum Mord, Betrug und Drogenhandel zuerst verurteilt und dann freigesprochen, ist wahrscheinlich an der Ermordung von Hunderten von Apartheidgegnern beteiligt gewesen und hat ein internationales Geldwäsche-Imperium aufgebaut, wobei die Schweiz eine wichtige Plattform spielte. Im Zusammenhang mit Plutoniumlieferungen vergiftet sich Jacomet und stirbt 1998 an Krebs. Als die Zusammenarbeit 1999 auffliegt, wird Regli abgesetzt, aber selbst das Strafverfahren gegen ihn wegen Aktenvernichtung wird im Juni 2007 abgebrochen.
1997 begann die Schweiz mit dem Aufbau eigener Mini-Echelons namens Satos (Satelliten-Observation) und Comsat. Für SFr. 100 Mio. wurden Satellitenabhöreinrichtungen in Leuk, Zimmerwald und Heimenschwand gebaut, wobei die Satellitenantennen in Leuk der amerikanischen Firma Verestar gehören, die mit den US-Geheimdiensten und der Navy zusammenarbeitet. Auch die National Security Affairs-Ausbildung des Regli-Nachfolgers Hans Wegmüller (SVP) an der Naval Postgraduate School in den USA spricht dafür, dass Satos 3 an Echelon angekoppelt ist und der Schweizer Geheimdienst wie die Armee unter den SVP-Bundesräten Adolf Ogi und Samuel Schmid, trotz offizieller und von der SVP propagierter Neutralität, mit der NATO und den US-Geheimdiensten zusammenarbeitet. Dabei geht es nicht nur um ausländische Spionage und Info-Tauschgeschäfte mit ausländischen Geheimdiensten, sondern die 40 Schnüffler in Zimmerwald und Jassbach übermitteln relevante Daten für "die innere Sicherheit" auch der Bundespolizei. Ende 1999 sind bereits wieder 50'000 Personen im Staatsschutzsystem ISIS registriert.
Das in Onyx umbenannte Satos 3-Horchprogramm wird offenbar während dem World Economics Forum von Davos im Januar 2001 getestet. Da die Geschäftsprüfungskommission (u.a. Hans Danioth, Karl Tschuppert, Werner Carobbio, Peter Tschopp und Bernhard Seiler) den Geheimdienst schützt statt kontrolliert, kommt es zu Exzessen wie dem Auftrag zur Organisation einer Geheimarmee, wobei sich Rechnungsführer und Möchte-gern-James-Bond Dino Bellasi selbst bereicherte, was dann auffliegt. Bellasi baute die Geheimarmee P26 auf, die den Strukturen von GLADIO entspricht und mit den NATO-Staaten abgesprochen gewesen sein dürfte. Die militärische Geheimorganisation, der 370 Rechtsaussen angehören, existierte von 1979 bis 1990. Sie sollte im Bedarfsfall mit Guerilla-Methoden gegen innere oder äussere Finde vorgehen.
Im Jahr 2000 beginnt der Dienst für besondere Aufgaben (DBA) von Moritz Leuenberger mit einem Etat von Sfr. 30 Mio. das Projekt Metamorphose, womit die veralteten Abhörkapazitäten für SMS-, Telefon- und Mail-Überwachung bis April 2003 verbessert werden sollen. Am 14.12.04 werden weitere SFr.10 Mio. für die Erweiterung der Abhöranlagen vom Parlament bewilligt.
Nach 9/11 schliesst Bundesanwalt Valentin Roschacher mit Einwilligung des Bundesrates im September 2002 ein Operatives Working Agreement mit den USA, wonach zwei FBI-Agenten nach Bern und zwei schweizer Ermittler nach Washington abkommandiert werden. Während die Amerikaner alle Unterlagen der schweizer Bundesanwaltschaft uneingeschränkt kopieren, wartet man in Bern vergeblich auf eine amerikanische Gegenleistung. Prominentes Opfer dieser einseitigen Kooperation wird der aus Ägypten stammende Geschäftsmann Youssef Nada, der über seine Firma Al Taqwa Management Organization in Lugano die al-Qaida finanziert haben soll. Roschacher wird aber 2006 nicht wegen diesem Versagen kaltgestellt, sondern weil er gegen den Privatbankier Oskar Holenweger, den Freund des Justizministers Christoph Blocher, wegen Geldwäsche, Bestechung und Urkundenfälschung in mindestens 150 Fällen ermittelt. Holenweger richtete schwarze Konti für Bestechungsgelder (etwa der Alstom) für Regierungen (etwa in Brasilien) ein. Blochers Verbandelung mit Holenweger ist ein wesentlicher Grund für dessen Abwahl als Bundesrat. Auch Untersuchungsrichter Ernst Roduner verliert sein Amt, nachdem er versucht hat, den Fall mittels eines fingierten Drohbriefs loszuwerden. Nach einem siebenjährigen Verfahren wird Holenweger wegen den schwarzen Kassen bei Alstom angeklagt, aber 2011 vom Obersten Gericht freigesprochen. Danach wird der Bundesanwalt Ernst Beyeler nicht mehr gewählt und die Geschäftsprüfungskommission der eidgenössischen Räte stellt im November 2011 die 2007 begonnene Untersuchung zu den ‚Holenweger-Papieren' ohne Ergebnis ein.

Quellen: Cechnicki: 28, Ferrari, Hug, Freyermuth: 38-43, Jatzek/ Zauner, Bamford, Boss, Holenstein, Büttner, Somm/ Bittotf, Hager, Buchbinder, Mutter.


März 1999 Krieg in Ex-Jugoslawien top

Unter Federführung der USA greift die NATO am 24.3.99 das von Serbien besetzte Kosovo an, womit das Bündnis das Völkerrecht verletzt, weil ohne UNO-Mandat ein souveräner Staat bombardiert wird. Jugoslawien entsteht 1945 aus den sechs Republiken Serbien, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Mazedonien. 1948 bricht Tito mit der Sowjetunion. Obwohl den USA Titos dritter Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus ein Dorn im Auge ist, versuchen sie Jugoslawien aufgrund seiner Lage in die Eindämmungspolitik gegenüber der Sowjetunion einzubinden. Aufgrund der Hochzinspolitik der USA steigen die Schulden von $ 2 Mia. 1970 auf $18 Mia. 1980, womit sie ein Viertel des Nationaleinkommens erreichen. Die über 600 westlichen Banken ziehen die meisten Kredite zurück, worauf der IWF und US-Botschafter Lawrence Eagleburger 1983 eine Umschuldung mit einem $600 Mio. Kredit organisieren. Mit den auferlegten Bedingungen wird eine ‚leise Revolution' zum Sturz des unabhängigen Regimes geplant. Die Durchschnittslöhne sinken bis 1985 um 40%, die Arbeitslosigkeit schnellt in die Höhe (im Kosovo erreicht sie fast 60%), und obwohl Jugoslawien bis 1988 $33 Mia. an Schuldzahlungen leistet, wird es zum höchstverschuldeten Land Europas. 45% der Auslandeinnahmen fliessen in die Schuldenbewirtschaftung fliessen, was zu Nahrungsmittelengpässen und Streiks und Protesten führt. Da die herrschenden Funktionäre ihre Privilegien behalten wollen, helfen sie mit, die bisherigen Selbstverwaltungsstrukturen zu verhökern. Ab 1988 darf ausländisches Kapital, das bisher nur in Joint Ventures an Staatsbetrieben inns Land floss, frei investiert werden. 1989 werden die Löhne eingefroren, während die Inflation steigt (auf 1134% 1993), die Sozialleistungen wird um 5% gekürzt und der Handel vollständig dereguliert, womit die Produktion nochmals um 10% einbricht und das Lebensniveau des einst blühendes Landes auf den Stand eines Entwicklungslandes sinkt. Der IWF verbietet die Zahlung an die Provinzen und Teilrepubliken, womit die Spaltung Jugoslawiens eingeleitet wird. Die USA und Deutschland unterstützen die entstehenden Unabhängigkeitsbestrebungen vor allem Kroatiens und Sloweniens finanziell und geheimdienstlich und propagieren nun plötzlich das Selbstbestimmungsrecht der 26 Ethnien des Vielvölkerstaats. 1990 setzen sich bei den Wahlen bereits die nationalistischen Parteien durch.
Im Juni 1991 erklären Kroatien und Slowenien ihre Unabhängigkeit, worauf die jugoslawische Volksarmee eingreift und Slowenien besetzt. In Kroatien dauert der Krieg, der sich 1992 nach Bosnien ausweitet, bis 1995. Deutschland, die EG und die UNO anerkennen Kroatien bereits Ende 1991/Anfang 1992 als Staat. Der IWF verhandelt mit Slowenien, Kroatien und Mazedonien über die Altschulden, deren Löwenanteil von 36.5% Serbien aufgebürdet wird. 1993 unterzeichnet Franjo Trudjman ein neues Abkommen mit dem IWF zu Schuldentilgung, das die Löhne bis unter die Armutsgrenze senkt und die Arbeitslosenrate bis 1994 auf 19,1% steigert (Wolff 2014: 69-76).

Im Bosnienkrieg beliefert die US-Army unter Umgehung der NATO die bosnische Armee mit Waffen (unter anderem Stinger-Raketen) und heizt damit den Krieg an. Dieses Vorgehen widerspricht der Vereinbarung des Waffen-Embargos und der Ziele der Mission, welche die Vertragspartner der NATO beschlossen. Während die Europäer ihre Soldaten in Jugoslawien stationieren, weigern sich die USA nicht nur, Bodentruppen zu entsenden, sondern die CIA spioniert die Verbündeten aus und sabotiert deren Anstrengungen zur Friedenssicherung. Zudem sperren die Amerikaner den Europäern den Zugang zu den vereinbarten Geheimdienstinformationen, was die NATO an den Rand einer Spaltung führt. Die Europäer reagieren auf die Sabotage der Amerikaner mit dem Aufbau der Eurocorps.
Osama Bin Laden erhält 1993 auf der bosnischen Botschaft in Wien ein Visum, weil Bosnien im Krieg von 1992-1995 die Unterstützung muslimischer Geldgeber und Kämpfer sucht. Etwa 3000 Mudjaheddin hauptsächlich aus Ägypten, Pakistan, Saudi-Arabien und dem Iran kämpfen für Bosnien unter Alija Izetbegovic.

Die CIA unterstützt die Kroaten bei ihrem Kampf gegen die Serben logistisch, elektronisch und kommunikationstechnisch (beispielsweise mit Drohnen-Luftbildern der serbischen Stellungen), trotz den Massakern an den Zivilisten, die die Truppen von Ante Gotovina verüben.

Zwischen April 1993 und März 1995 fliegen die NATO unter vollständiger Kontrolle des US-Militärs 52'000 Einsätze, wobei 33'000 Zivilisten und beinahe ebenso viele Soldaten ums Leben kommen.Im Abkommen von Dayton wird Bosnien-Herzegowina militärisch der NATO und politisch einem "Hohen Repräsentanten" (der schwedische Premierminiser Carl Bildt) unterstellt und von den USA und der EU eine marktorientierte Verfassung aufgedrückt. Der Direktor der Zentralbank, die während sechs Jahren kein Geld drucken darf, wird vom IWF ernannt.

Nach dem Friedensvertrag von Dayton 1996, bei dem das Kosova ausgespart bleibt, startet die militärisch unbedeutende UCK Terrorangriffe, um einen neuen Krieg mit Slobodan Milosevic zu provozieren.

Nach dem Friedensvertrag von Dayton 1996, bei dem das Kosova ausgespart bleibt, startet die militärisch unbedeutende UCK Terrorangriffe, um einen neuen Krieg mit Slobodan Milosevic zu provozieren. Nachdem die Serben 1990 die Autonomie des Kosovo zerstört und die Kosovo-Albaner systematisch aus den Institutionen und Ämtern hinausgeworfen haben, setzt Präsident Ibrahim Rugova auf den gewaltlosen Widerstand und den Aufbau eines Parallelstaates, womit er einen Krieg gegen Serbien wie in Kroatien 1991 oder in Bosnien und Herzegowina 1991-1995 vermeiden kann.
1993 gründet Hashim Thaci in Pristina zusammen mit anderen die UCK für den bewaffneten Widerstand, flüchtet aber 1995 in die Schweiz, wo bereits 130'000 Kosova-Albaner leben. Die UCK finanziert die Waffen über Schutzgelderpressungen und aggressiven Drogenhandel und funktioniert wie die Mafia. Die albanische und die sizilianische Gesellschaft weisen die gleichen Strukturmerkmale wie Patriarchat, Clanorganisation, Blutrache und Widerstandserfahrung gegen Besatzungsmächte auf. Seit Mitte der 90er Jahre beherrschen die Albaner den schweizerischen Heroinmarkt, dessen 30'000 Süchtige etwa 11 Tonnen Heroin aus Afghanistan konsumieren. Zugleich ist die Schweiz auch Drehscheibe für den Drogenhandel Süddeutschlands und Österreichs und den Waffenhandel der UCK.

Mit Hilfe der deutschen, amerikanischen und britischen Geheimdienste werden die Proteste zu blutigen Auseinandersetzungen gesteigert. Die NATO plant den Serbienkrieg bereits im Januar 1998, womit sie ihre Existenz nach dem Kalten Krieg zu legitimieren hofft. Schon 1991 empfahl George Bushs Aussenminister James Baker dem auf Nationalismus spielenden Milosevic, alle Rebellionen und Abspaltungsbewegungen mit militärischen Mitteln zu bekämpfen, womit er die serbische Kriegsstrategie fördert. Gleichzeitig bildet die CIA UCK-Truppen für Sabotageaktionen gegen serbische Einrichtungen aus, und die Terroristen werden zu Freiheitskämpfern erklärt. Im Sommer 1998 reagiert die serbische Armee mit ihrer Offensive. Sie fackelt 400 albanische Dörfer ab und vertreibt 300'000 schutzlose Albaner, womit Aussenministerin Madeleine Albright eine Legitimation zur Kriegseskalation bekommt.
Die Westmächte legen Milosevic einen Vertrag vor, der die Stationierung von 50'000 NATO-Soldaten vorsieht, die gegenüber Polizei und den Behörden weisungsbefugt sein sollen. Unmittelbar nach der erwarteten Ablehnung des Vertrags durch Milosevic beginnt die NATO mit der Bombardierung, die mit der Erhaltung der Glaubwürdigkeit begründet wird, ein Anliegen, das jedem Mafiaboss vertraut ist. Mit dem Krieg ohne UNO-Mandat auf der Seite der kosovarischen Befreiungsarmee KLA unterstützen die USA eine Drogenmafia, die den europäischen Heroinhandel weitgehend beherrscht. Während 78 Tagen werden 15 Städte rund um die Uhr mit Splitterbomben und Uranminition bombardiert, wobei auch die zivile Infrastruktur zerstört wird.
Das Pentagon und andere Geheimdienste führen einen "Information War", indem sie mit Mikrowellen-Angriffen und Computerviren die jugoslawische Luftabwehr attackierten. Bereits 1991 konnten die amerikanischen Cyber-Krieger die irakische Luftabwehr mit Viren überlisten und teilweise lahmlegen. 1980 baute die NSA eine Abteilung für elektronische Kriegsführung auf, um feindliche Strom- und Telefonnetze lahmzulegen sowie in Radio- und Fernsehsender einzugreifen. Seit 1980 basteln die Militärs im kalifornischen Lawrence Livermore National Laboratory und im Los Alamos National Laboratory an elektromagnetischen Impulsbomben, um die Schaltkreise feindlicher Rechner und mit Mikrowellen die gespeicherten Daten zu ruinieren. In Kalifornien wurde 1997 ein erster Freilandtest durchgeführt, danach mit der Produktion High Power Microwaves Weapons-Systeme begonnen und zudem auf dem Kelly-Militärflughafen beim texanischen San Antonio eine spezielle Luftwaffentruppe aufgebaut. Auch die Russen verfügen 1998 über kleine HPM-Waffen, "Waffen zur Produktion von Unfällen" (Paul Virilio), die sie für €150'000 zu Testzwecken an Australien und Schweden verkaufen.
Die Amerikaner lehnen Mitte der 90er Jahre mehrere Offerten der Russen ab, mittels eines Abkommens grundsätzlich auf den Cyberwar zu verzichten. Im Oktober 1998 integrierte der amerikanische Generalstab das Konzept der Kriegsführung im Cyberspace in die Militärdoktrin. Dass Attacken auf Computer wirkungsvoll sind, sieht man auch im Nahostkonflikt, wo es den Palästinensern wie den Israelis gelingt, die Server der Gegenseite für Monate lahmzulegen. Präsident Clinton ermächtigt die NSA auch, Milosevics Privatkonten bei serbischen und ausländischen Banken zu manipulieren. Unter Bush wird die neue Form der Kriegsführung mittels Würmern und Trojanern ausgebaut, so dass etwa das iranische Atomprogramm mit dem komplexen Wurm Stuxnet für 18 bis 24 Monate lahmgelegt werden kann. Nicht nur das 2011 entdeckte Virus Duqu, sondern auch das Supervirus Flame entstammt der Operation OLYMPIC GAMES, einer Kooperation von amerikanischen und israelischen Geeheimdienstprogrammier. Flame ist eine 2010 gestreute 20 MB grosse Malware entdeckt, die Daten kopieren, Eingaben des Users abfangen, Screenshots erstellen, das Mirkophon einschalten und die Kommunikation mitschneiden oder blue-tooth-Verbindungen überwachen kann.
Die USA lehnen im November 1999 als einziges Land gegen 138 Nationen die UNO-Resolution ab, wonach der Weltraum ausschliesslich friedlichen Zwecken vorbehalten sei, weil sie für $60 Mia. ein Raketenabwehrsystem im All aufbauen wollen. Das inoffiziell Star Wars II genannte Projekt National Missile Defense beinhaltet auch den Bau einer riesigen im All stationierten Laserkanone und einen von kleinen Kernkraftwerken mit Energie versorgten Armeestützpunkt auf dem Mond. Der Oberbefehlshaber des US Space Command, General Joseph Ashy, begründet die Notwendigkeit folgendermassen: "Auch wenn es manche Leute nicht hören wollen und es zurzeit alles andere als en vogue ist: Wir werden mit absoluter Sicherheit im Weltraum kämpfen." Und der Abteilungsleiter der Air Force for Space doppelt nach: "Was die Vorherrschaft im All betrifft: Wir haben sie, wir mögen sie, und wir werden sie behalten."
Das NMD-Projekt macht nur Sinn, wenn man davon ausgeht, dass es sich um ein offensives System handelt, mit dem sowohl China und Russland als auch die Europäer erpresst werden können. Von 1983 bis 2000 gaben die USA bereits $60 Mia. für die Entwicklung des "Sternenkriegs" aus, und für die nächsten 5 Jahre sind weitere $30 Mia. budgetiert. Bis 2010 werden aber Bis 2010 werden aber $200 Mia. für die Star-Wars-Projekte ausgegeben.
An Weltraumwaffen haben die USA Starfire, ein Lasersystem zur Erfassung der anderen Satelliten. Und zur Steuerung der Anti-Satelliten-Waffen. Im April 2005 starten die USA den Mikrosatelliten XSSL, der andere Satelliten stören oder zerstören kann. Jeder zersörte Satellit gefährdet die zivilen Satelliten mit dem Schrott. Je mehr Weltraumschrott, desto fragiler wird die satellitengestützte Gesellschaft
Projekte ausgegeben.
An Weltraumwaffen haben die USA Starfire, ein Lasersystem zur Erfassung der anderen Satelliten. Und zur Steuerung der Anti-Satelliten-Waffen. Im April 2005 starten die USA den Mikrosatelliten XSSL, der andere Satelliten stören oder zerstören kann. Jeder zerstörte Satellit gefährdet die zivilen Satelliten mit dem Schrott. Je mehr Weltraumschrott, desto fragiler wird die satellitengestützte Gesellschaft.

Mit dem Krieg versuchen die USA gleichzeitig, die UNO zu schwächen und die zunehmend reservierten Europäer über die NATO in ihren aussenpolitischen Kurs einzubinden. Statt das Bündnis nach dem Ende des Kalten Krieges abzuschaffen, wollen die USA es als angeblich umfassende Sicherheitsorganisation nutzen, um ihren Einfluss zu sichern. Obwohl die USA die militärische Kontrolle behalten, bezahlen sie nur 16% der Wiederaufbau- und Besatzungskosten im ehemaligen Jugoslawien. Die Amerikaner befehlen, die Europäer und die UNO bezahlen und bilden die Hilfscorps, und die Menschenrechte dienen als Legitimation der militärischen Aktionen der "neuen NATO". Die Europäer beschliessen daraufhin die Schaffung einer eigenen Eingreiftruppe von 60'000 Mann, um nicht komplett von den USA abhängig zu sein.

Bezeichnenderweise bombardiert die NATO das serbische Staatsfernsehen RTS im Zentrum Belgrads, wobei 16 Journalisten ums Leben kommen. Während den 78 Tagen des Bombenkriegs gelingt es, lediglich 12 oder 13 Panzer der jugoslawischen Armee zu zerstören. Allein der Luftkrieg gegen Serbien kostet die NATO $10 Mia, wobei über 30'000 Uran-Geschosse abgefeuert werden, was die NATO als serbische Propaganda abtut (in Bosnien werden 3 Tonnen und im Kosovo 8,4 Tonnen abgereichertes Uran verpulvert). Zusammen mit der grossflächigen Verseuchung durch die Bombardierungen der chemischen Industrie in Pancevo und Novi-Sat führt dies zu einer starken Zunahme von Tot- und Missgeburten, Krebstoten, Asthma- und Bronchitiskranken nicht nur bei den Serben, sondern auch bei den ‚beschützten' Albanern.
Das grösste Übungsfeld der NATO befindet sich auf Sardinien, wo das Testen der abgereicherten Uranmulition zu krebstoten Menschen und Tieren (im Naturschutzgebiet) führt.

Als die ersten britischen Truppen am 12.6.99 im Kosovo einmarschieren, stellt sich heraus, dass die Zahlen und Angaben der NATO über den Völkermord und die Massaker der Serben mit 100'000 Toten, die Existenz von serbischen Konzentrationslagern und das Ausmass des Flüchtlingselends nicht stimmen. Um den völkerrechtlich fragwürdigen Krieg moralisch zu legitimieren, manipuliert die NATO Videoaufnahmen und veröffentlicht Gerüchte über den Hausarrest und die Erpressung Rugovas, die Ermordung von 5 albanischen Intellektuellen in Pristina, das Massaker an 100 Zivilisten in Ibica, Fantasiezahlen über Bombentreffer, serbische Verluste und albanische Opfer. Zudem versucht sie, die Bombardierung von Flüchtlingskarawanen bei Dakovica den Serben in die Schuhe zu schieben.

Obwohl es serbische Massaker an der albanischen Bevölkerung mit ungefähr 3000 Toten gibt, kann man nicht von Genozid sprechen, sondern von einer systematischen Deportationspolitik der Kosova-Albaner nach Albanien. Albanien wurde 1913 auf der Londoner Botschafterkonferenz als unabhängiger Staat anerkannt als erbliches Fürstentum mit dem Deutschen Wilhelm Prinz zu Wied als Herrscher. Aber die beteiligten Grossmächte sprachen den Albanern eine eigene Nationalität ab und schlugen einen Teil des albanisch besiedelten Gebiets Serbien zu, was die Ursache des Konflikts bildete. Ein Grossteil der Kosovo-Albaner floh wegen den NATO-Bomben und nicht wegen der serbischen Armee. 800'000 der 1,4 Mio. Flüchtlinge (bei einer Gesamtzahl von 1,8 Mio. Kosovo-Albanern) kehren unmittelbar nach dem Waffenstillstand wieder in das Kosova zurück. 40-50% der Todesfälle bei den rückkehrenden Flüchtlingen gehen auf die von USA eingesetzten und nicht detonierten Clusterbomben zurück, die eigentlich auch von den Amerikanern geächtet wurden. Nach dem Krieg geben die Amerikaner die Verantwortung möglichst schnell an die EU ab, nachdem etliche neue NATO-Stützpunkte gegründet waren.

Die Anklage des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag gegen Milosevic wegen Kriegsverbrechen am 27.5.99 soll verhindern, dass der jugoslawische Staatschef sich wie 1995 erneut mit den wichtigen Ländern arrangieren kann. Eine gerichtliche Verurteilung hat den Sinn, die Militärintervention der NATO auf dem Balkan zu rechtfertigen und von der Mitschuld der Europäer und Amerikaner an den blutigen Auseinandersetzungen bei der Auflösung Jugoslawiens abzulenken. So waren die amerikanischen Geheimdienste beispielsweise an der Operation STURM (oluja), bei der die kroatischen Streitkräfte die Serben aus der Krajina zurückdrängten, massgeblich beteiligt, oder im französischen Sektor Bosnien-Herzegowinas finden verschiedene Kriegsverbrecher Unterschlupf. Anklägerin Carla Del Ponte und das Gericht hängen beim Prozess gegen Milosevic, der am 28.6.01 nach Den Haag ausgeliefert wird und dessen Prozess am 12.2.02 beginnt, vollständig von den Geheimdiensten ab. Dass das Haager Kriegsberbrechertribunal einseitig gegen Serbien gerichtet ist, zeigt sich, dass die kroatischen Generäle Ante Gotovina und Markac 2013 freigesprochen werden. Der vorsitzende Richter Theodor Meron, ehemaliger israelischer Diplomat und amerikanischer Staatsbürger, muss allerdings hart ins Verfahren eingreifen, um einen Freispruch für die Kriegsverbrecher zu erwirken.

Nach dem Abzug der serbischen Armee terrorisieren Angehörige der albanischen Rebellenarmee UCK die zurückgebliebenen Roma und Serben, weshalb etwa die Hälfte der 200'000 Serben des Kosovas fliehen. Die UCK plündert und übernimmt deren Besitz. Zunächst dienten die Entführungen und Morde für den illegalen Organhandel der Finanzierung des ‚Befreiungskriegs, aber nach dem Krieg wird diese Praxis zur persönlichen Bereicherung weitergeführt. Obwohl sie die Waffen nicht wie vereinbart abgeben, bekommen die UCK-Soldaten hohe Verwaltungsposten von der UNO, wo sie sich als korrupte Profiteure auszeichnen. Aber nicht nur gegenüber den Serben, die von der KFOR und UNMIK beschützt werden müssen, kommt es zu Racheakten. Die Albaner selbst werden über den Geheimdienst der UCK kontrolliert und selbst missliebige UCK-Angehörige werden umgebracht. Trotzdem gründen eine ganze Anzahl ehemaliger UCK-Kommandanten eigene autokratische Parteien, die an die verschiedenen Clans gebunden sind, womit der Bürgerkrieg in Südserbien weitergeht.
Die Mafiaspitze ist mit der aus der UCK hervorgegangenen Elite eng vernetzt oder identisch und wird von UN und EU gedeckt. Die meisten kosovarischen Politiker in Schmuggel, Drogen- und Frauenhandel sowie in Auftragsmorde verwickelt. Mitrovica entwickelt sich zum wichtigsten Umschlagplatz für Drogen, Waffen und Organe.

2003 leben in Bosnien 75% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze und 40% sind arbeitslos; im Kosovo sind 60% arbeitslos. Armut, Ungewissheit, Korruption und Kriminalität sind die Folgen der neoliberalen Prinzipien der internationalen Mission, die auf Privatisierung setzt und auch dann nicht in Staatsbetriebe investiert, wenn sie Gewinne abwerfen. Der vom Internationalen Währungsfonds eingesetzte Leiter der Zentralbank verfolgt eine Hochzinspolitik, die jede Modernisierung der Betriebe verhindert. Sowohl die USA wie die EU glänzen bei der wirtschaftlichen Unterstützung durch Untätigkeit.

Quellen: Schneidermann, Tarpley/ Chaitkin: 529, Sorg, Fahrni, Little, Lessing, Achcar, Wedman, Czempiel, Hamilton-Paterson (2000): 44f, Berger, Gorce, Bougarel, Andersson, Gresh, Chomsky (2002a), McDonald, Boos, Poupée, Samary, Bismuth/ Barriot, Vidal (2003a), Israel (2001a), Wolff 2014: 69-79.


September 2000 Peru, Kolumbien und die Söldner top

Perus Präsident Alberto Fujimori und sein Geheimdienstchef Vladimirio Lenin Montesinos werden gestürzt. Montesinos trat 1970 in den militärischne Geheimdienst ein und wurde nach zwei Jahren Haft 1977 unehrenhaft entlassen, weil er der CIA Informationen verkauft hatte. Dann arbeitete er als Anwalt für das Medellin-Kartell von Pablo Escobar und den grössten peruanischen Drogendealer Reynaldo Rodriguez Lopez. Im Weiteren baute er Fujimori, der 1990 zum Präsidenten "gewählt" wurde, gegen den Schriftsteller Mario Vargas Llosa zum Kandidaten auf. Der neue Geheimdienstchef beschaffte unter anderem eine peruanische Geburtsurkunde für Fujimori, da laut Verfassung nur gebürtige Peruaner Präsident werden können.
Montesinos organisierte am 5.4.92 den Selbstputsch von Präsident Fujimori bei dem das Parlament aufgelöst, der Oberste Gerichtshof entlassen, die Pressezensur eingeführt, die Verfassung ausser Kraft gesetzt und die politischen Gegner inhaftiert wurden. Trotz der vom IWF diktierten Austeritätspolitik wurde der Geheimdienst nun von 500 auf 10'000 Mann aufgestockt, und Montesinos kontrollierte die Ein- und Absetzung von Richtern und Wahlmännern. Er betrieb Rüstungsgeschäfte mit der russischen Waffenfirma Rosvoorouzhenie und der israelischen Waffenexportbehörde Sibat und stand mit Clintons "Antidrogenzar" Barry McCaffrey auf gutem Fuss, der den Drogenkonsum als "heimtückischer Krebs" diagnostizierte. Mit dieser Pathologisierung suggerierte er ein unabwendbares Schicksal, das aber zugleich harte Massnahmen legitimiert. Nur dank dem Geheimdienst war es möglich, das neoliberale Wirtschaftsprogramm ohne Hungeraufstände durchzuziehen, womit zwar eine Inflation von 8000% bekämpft werden konnte, aber die Zahl der Arbeitsfähigen, die eine Anstellung haben, auf 13% sank.
Fujimori liess die Guerillas des Leuchtenden Pfades und der Tupac Amaru unerbittlich niederkämpfen und vertrieb die Mehrheit der Kokabauern in die Nachbarländer. Die militärische und politische Opposition wurde mit Schmutzkampagnen und durch die Todesschwadronen der Grupo Colina verfolgt, die zu Beginn von Fujimoris Präsidentschaft aufgebaut wurde. Montesinos liess die eigenen Verbündeten auf Video aufnehmen. Dank einem Video des onanierenden Präsidentensohns Kenji konnte der Geheimdienstchef auch Fujimori kontrollieren.
Obwohl Fujimori der Oligarchie der 50 superreichen Familien zudient, unterstützten diese im Wahlkampf 2000 den moderateren Stanford-Ökonomen und Weltbank-Berater Alejandro Toledo, und Montesinos musste zu massiven Wahlbetrügereien greifen, um eine dritte Amtszeit von Fujimori, ein Verfassungsbruch, durchzusetzen.
Als klar wird, dass Montesinos und Offiziere der peruanischen Armee 10'000 Kalaschnikows aus Jordanien an die Guerilla in Kolumbien liefern, lassen die USA ihn fallen. Ferdinando Olivera veröffentlicht am 14.9.2000 im peruanischen Fernsehen ein Video, auf dem Montesinos den Oppositionsabgeordneten Alberto Kouri mit $15'000 zum Seitenwechsel überzeugte. Montesinos, der $70 Mio. der vermuteten $800 Mio. Gewinne aus dem Drogenhandel und den Schmiergeldern auf Schweizer Banken anlegte, setzt sich daraufhin nach Panama ab. Am 22.10. kehrt Montesinos überstürzt nach Peru zurück, weil seine 18 Konten in der Schweiz blockiert wurden, flieht dann nach Venezuela, wo er nach einer Gesichtsoperation untertaucht. Fujimori setzt sich nach Japan ab, wird aber 2007 in Peru vor Gericht gestellt. Im schmutzigen Krieg gegen die maoistische Guerilla Leuchtender Pfad (Sendero Luminoso) und gegen die Revolutionäre Bewegung Tupac Amaru (MRTA) von 1985 bis 2000 kamen mindestens 69'000 Menschen um, was den Präsidenten Alan Garcia, Fernando Belaunde und Fujimori zur Last gelegt wird. Im Juni 2006 wird Garcia trotzdem wieder zum Staatspräsident gewählt.

Kurz vor dem Sturz Fujimoris versprach Bill Clinton seinem kolumbianischen Kollegen Andres Pastrana $1,3 Mia. zur Bekämpfung der FARC-EP- und der ELN-Guerilla. 1962 begannen US-Spezialeinheiten damit, in Kolumbien Antiguerilla-Einheiten und Spezialisten für psychologische Kriegsführung aufzubauen, die die Zivilbevölkerung wie in Vietnam in die paramilitärischen Aktivitäten einbinden. In den 70er Jahren organisierte der militärische Nachrichtendienst die Alianza Anticommunista Americana, die Vertreter der politischen Opposition ermordet. Die Armee zog lokale Vertreter der Liberalen und der Konservativen Partei, die Grossgrundbesitzer und die Mafiabosse zum Aufbau der paramilitärischen Strukturen heran. Mitte der 80er Jahre eskalierte der seit 20 Jahren dauernde Bürgerkrieg zwischen der Allianz aus Armee, Paramilitärs, Grossgrundbesitzern und Drogenhändlern gegen die Oppositionsbewegungen. Innerhalb von zehn Jahren werden 25'000 Linke und Gewerkschafter (darunter 2 Präsidentschaftskandidaten, beinahe alle Bürgermeister, Stadträte und Parlamentarier) und 4000 Mitglieder der linken Sammelpartei Union Patriotica umgebracht, an deren Gründung sich die FARC beteiligt hatte. 1996 weist Human Right Watch nach, dass die CIA und das Pentagon die Paramilitärs logistisch unterstützen. 1997 schliessen sich sieben paramilitärische Einheiten zu einer staatliche unterstützten Einheit, der Vereinigten Selbstverteidigungsgruppen von Kolumbien (AUC) unter Leitung von Carlos Castano zusammen. Viehzüchter Castano soll sich durch die Vertreibung der Kleinbauern mithilfe seiner 10'000 Kämpfer mehrere Millionen Hektar Weideland angeeignet haben. Castano gab zu, dass er bei der israelischen und kolumbianischen Armee ausgebildet wurde, gute Beziehungen zum hohen katholischen Klerus, zu führenden Politikern, zu Ermittlungseinheit ‚Bloque de busquedea' der kolumbianischen Polizei, zur CIA und zur DEA unterhält, obwohl (oder weil) die AUC als Nachfolgerin des 1993 entmachteten Pablo Escobar das Drogengeschäft weitgehend beherrscht.
1998 nimmt der kolumbianische Staat Verhandlungen mit der FARC auf, worauf sich erst mal alle Beteiligten neu bewaffnen. Washington verspricht Milliarden für die Modernisierung der Armee, un die Paramilitärs steigern die politischen Morde 1999 auf 500. Im Jahr 2000 gibt es 236 politische Massaker mit 1226 Toten, und 2 Mio. kolumbianische Bauern sind vor den Paramilitärs auf der Flucht. Insgesamt forderte der Krieg bisher 200'000 Tote. Jeden Tag werden im Andenstaat, wo 70% unter der Armutsgrenze leben, 14 politische Morde verübt. Vor allem Gewerkschafter werden systematisch umgebracht von den Paramilitärs, die von Konzernen wie Panamco/Coca-Cola oder British Petroleum (BP) als Werkschutz angeheuert werden. Kolumbien ist für die USA von strategischer und ökonomischer Bedeutung: Das Land hat Zugang zum Pazifik und Atlantik, eine enorme Biodiversität, fruchtbare Böden, viele Bodenschätze und vor allem Erdöl.
Die Guerillas verüben in acht Jahren 400 Anschläge auf die Pipelines und entführen ausländische Mitarbeiter der Ölfirmen, um Lösegeld zu erpressen. Da sie zudem von den Bauern Abgaben verlangen, terrorisieren die (Para-) Militärs die gesamte Landbevölkerung. Die 1964 gegründete ELN-Guerilla des sud Bolivar-Distrikts zählt 5000, die FARC, die den Caguan kontrolliert, zwischen 16'000 und 18'000 Guerillerros. Während die ELN jeden Handel mit Drogen ablehnt, aber von den Bauern eine Steuer erhebt, exportieren die von Carlos Castano angeführten Paramilitärs Autodefensas Unidas de Colombia 5 Tonnen Kokapaste pro Monat. Viehzüchter Castano soll sich durch die Vertreibung der Kleinbauern mithilfe seiner 10'000 Kämpfer mehrere Millionen Hektar Weideland angeeignet haben. Castano gab zu, dass er bei der israelischen und kolumbianischen Armee ausgebildet wurde, gute Beziehungen zum hohen katholischen Klerus, zu führenden Politikern, zur Ermittlungseinheit Bloque de busquedea der kolumbianischen Polizei, zur CIA und zur DEA unterhält, obwohl (oder weil) die AUC als Nachfolgerin des 1993 entmachteten Pablo Escobar das Drogengeschäft weitgehend beherrscht. Die Entdeckung eines sich im Bau befindlichen 30 Meter langen U-Bootes nach russischen Plänen, das 200 Tonnen transportieren könnte, beweist, dass auch die russische Mafia in Kolumbien eingestiegen ist. Der Strukturwandel durch den Drogenhandel bewirkt, dass riesige Ländereien innerhalb von 15 Jahren in den Besitz der Drogenhändler gelangen, insgesamt 11% des Ackerlandes, wo nun von etwa 200'000 Familien, sofern sie nicht vertrieben wurden, Koka angepflanzt wird.
Der kolumbianische Staat hat den Krieg gegen die Aufstandsbewegung an die Privatarmeen delegiert, die mit den Geheimdiensten, Waffen- und Drogenhändlern und Söldnerorganisationen ein enges Geflecht bilden. Mit von der Partie sind die Waffenfirma GIR S.A. (eine Tochter der Israel Military Industries Ltd.), Carlos Rodriguez Gacha (militärischer Chef des Medellin-Kartells von Pablo Escobar), der israelische Sicherheitsexperte Yair Klein (der die Contras in Honduras trainierte), die britische Söldnertruppe von Peter Stuart McAlesse (der in Angola mit der Unita kämpfte), Maurice Sarfati (einem BCCI-Partner und Cover-Mann für verdeckte Operationen), das Geheimdienstbataillon von Charly Solano und die kolumbianische Armee. Schon 1987 beauftragten Grossgrundbesitzer und Drogenhändler die israelische Sicherheitsfirma Hod' He'hanitin (Spearhead Ltd.) mit der Ausbildung paramilitärischer Einheiten auf dem Gelände der Texas Petroleum Company. 1990 operierten 140 paramilitärische Gruppen, die die Drecksarbeit erledigen, mit engen Kontakten zu Armee und Geheimdiensten in Kolumbien. Tausende von Guerillas, Arbeiter, Gewerkschafter und Bauern werden umgebracht. Das Know-how kommt nicht nur bei der Subversivenbekämpfung, sondern auch bei der Ermordung von oppositionellen Präsidentschaftskandidaten (Jaime Pardo Leal, Bernardo Jaramillo, Carlos Pizarro und Luis Carlos Galan) zur Anwendung. Texaco setzte als erste Firma Söldner zur Bewachung ihrer Anlagen ein. 1997 bildet die britische Defense Systems Paramilitärs für British Petroleum, Total und Triton aus, die mit Waffen der israelischen Silver Shadow ausgerüstet werden.
Mit dem Plan COLUMBIA starten die USA Ende 2000 einen Giftkrieg gegen die 120'000 ha Kokaplantagen im Süden, wobei das Trinkwasser und das Land vergiftet werden, was zum Tod von Säuglingen und Jungtieren führt und die Lebensgrundlage der Bauern zerstört. Nicht nur die Felder der Koka-Bauern, sondern auch andere Ernten werden durch die Besprühung mit Herbiziden zerstört. Insofern ist der Krieg gegen die Drogen nicht nur eine metaphorische Bezeichnung, sondern bringt Tod und Leid. Als der Kongress den Plan im Juli 2000 absegnete, bewilligte er neben der Präsenz von Soldaten auch die Entsendung von 400 Mitarbeitern privater Militärunternehmer. Von den bewilligten $1,3 Mia. fliessen $1,13 Mia. an US-Unternehmen, und Washington leitet auch Gelder der Weltbank zu den Privatfirmen um. Bis 2005 geben die USA für den Plan Columbia etwa $3 Mia. aus, womit das Land nach Israel und Ägypten an dritter Stelle der US-Militärhilfe steht. Ein erheblicher Teil davon wird über verschiedene US-Söldnerfirmen wie die DynCorp abgewickelt. Etwa 400 US-Spezialtruppen und private Söldner operieren von den Grundstücken der Occidental Petroleum im Departement Aureca aus. Die Amerikaner führen einen richtigen Geheimkrieg gegen die Guerillas, die die Gebiete kontrollieren, in denen die Erdölquellen liegen. Innerhalb von 2 Monaten werden im Frühjahr 2003 3 Kleinflugzeuge mit US-Marines in Kolumbien abgeschossen.
DynCorp ist seit 1993 in Kolumbien tätig und mit 23'000 Angestellten die grösste Militärfirma der Welt. Sie kann ihren Umsatz 2002 um 18% auf $2,3 Mia. steigern, obwohl die Firma zugeben musste, dass sieben Angestellte in Bosnien einen Sexsklaven-Ring mit Minderjährigen aufgezogen hatten. DynCorp und ihre Tochter Eagle Aviation Service and Technology (East) sind im Drogenschmuggel tätig. Nach dem Afghanistankrieg bewacht DynCorp den Präsidenten Hamid Karzai und bildet afghanische Polizeikräfte aus. In England schult die Firma, die im März 2003 von der Computer Science Corporation übernommen wird, dank einem Milliardenauftrag Soldaten. DynCord arbeitet für die UNO in Bosnien als Polizeiausbilder und ist dort in den Mädchenhandel verwickelt.
Auch die Northrop Grumman, die 2002 von Forbes zum Unternehmen des Jahres erkoren wird, schickt Sprühflugzeuge gegen die Kokafelder in Kolumbien und liefert Radaranlagen. ManTech, TWR, Matcom und Alion fotografieren das Gebiet von Satelliten aus und fangen elektronische Nachrichten ab, die das Southcom des US-Militärs und die CIA dann analysieren. Aviation Development aus Alabama ist für die Sicherungen der kolumbianischen Aussengrenzen zuständig, AirScan sichert die Luftraumüberwachung und die Erdölpipelines, was laut Botschafterin Ann Patterson das Hauptinteresse der USA darstellt. Arinc baut Flugzeugsbetankungsanlagen, Rendon Group ist für die PR zuständig, ACS Defense liefert logistische Unterstützung, Lockheed-Martin liefert Support für die Kampfhelikopter und Transportflugzeuge.
Koordiniert wird das Programm von der privaten Military Professional Ressources Inc. aus Virginia, ein Subunternehmen des Pentagons, das Dutzende von ehemaligen Generälen (wie DESERT STORM-Kommandant Carl Vuono) und Militärdienstleute (wie DIA-Chef Ed Soyster) beschäftigt und für das Pentagon auch in der Krajina, in Nigeria, Äquatorialguinea, Saudi-Arabien und Kuwait die Schmutzarbeit erledigt. MPRI-Offiziere haben kroatische Einheiten ausgebildet, die an den schlimmsten Übergriffen auf Serben beteiligt waren, und bosnische Soldaten geschult, was von arabischen Staaten ganz im Sinne der USA finanziert wurde. Aus einer Liste von 12'500 ehemaligen Soldaten und Offizieren kann MPRI jederzeit Privatkommandos zusammenstellen, denen die Firma zwei- bis dreimal höhere Saläre zahlt als das Pentagon. 35 private militärische Unternehmen der USA schliessen sich 2002 als International Peace Operations Association zusammen.

Die US-Administration schliesst von 1994 bis 2004 3000 Verträge mit Privatfirmen, darunter auch Söldnerfirmen, und das Pentagon vergibt Aufträge von $30 Mia. (=8% des Budgets) an private Firmen. Der weltweite Markt für Sicherheitsaufgaben wird auf $100 Mia. geschätzt. Die Firmen erledigen Jobs, die für die Regierung brenzlig werden könnten. Andererseits lassen sich die Firmen aber auch kaum kontrollieren. Pionier der Privatisierung des Krieges war das von südafrikanischen Militärs gegründete Söldnerunternehmen Executive Outcomes, das im Auftrag von fünf Ölkonzernen 1992 die von der Unita gehaltenen Gebiete säuberte und die Ölfelder bewachte. 1994 vertrieb die Executive Outcomes die Rebellen in Sierra Leone, wofür die Regierung mit Diamanten bezahlte. 1996 führte sie dort eine Operation zur Rettung der UN-Beobachter durch. Nach dubiosen Praktiken und Verbindungen zur Branch-Heritage-Group wird die Firma 1998 aufgelöst. Privatfirmen wie Levdan aus Israel oder die britische Sandline engagieren sich in Krisen mit hohem ökonomischem Einsatz (Erdöl in Angola, Diamanten in Sierra Leone), im Auftrag von Regierungen, Unternehmen (vor allem des Bergbaus und des Energiesektors) oder internationalen Institutionen wie der Weltbank oder der UNO. Die Regierung von Papua-Neuguinea klagt Sandline 1997 wegen versuchtem Staatsstreich an.
In den 90er Jahren trainieren US-Söldnerfirmen wie die Vinell Corporation, Cubic oder Logicon im Rahmen militärischer Kooperationsabkommen die Streitkräfte in über 40 Ländern.
Clinton setzt auf Haiti erstmals Söldner in einem Konflikt ein, die als Joint Venture mit den regulären Streitkräften kooperieren. Doch als Jean-Bertrand Aristide im Februar 2004 ein zweites Mal weggeputscht wird, steht er unter dem Schutz der kalifornischen Firma Steele Foundation, die offenbar Washington und nicht Aristide gehorcht.
Insgesamt stellen mehr als 400 nichtstaatliche bewaffnete Gruppen in 90 Ländern die Akteure in sogenannten Low Intensity Conflicts. Die grossen Gewinne machen die privaten Sicherheitsfirmen aber in den Ländern des Nordens mit Unterhalt, Bewachung und Ausbildung: Insgesamt 2 Millionen Beschäftigte (800'000 in Europa) in 300'000 Firmen mit einem Gesamtumsatz von $50 Mia. nehmen militärische Aufgaben wahr. Etwa 100 Firmen, deren Angestellten aus Südafrika, Israel, Grossbritannien, USA, Frankreich, Bulgarien, Ukraine und Russland kommen, sind international tätig. So stellt die britische Crown Agency die Zollbehörden von Mosambik, Angola und Bulgarien.

Quellen: Keppeler, Rees, C.Kuhn, Rütsche, Erben, Lemoine, Zelik, Correa, Conesa, Kreye, Ospina, Makki, Bergner.


Clintons Abgang top

Bevor Präsident Bill Clinton die Macht nach acht Jahren abgeben muss, amnestiert er in letzter Minute Kriminelle, die ihn geschmiert haben. Zusammen mit dem Steuerbetrüger Marc Rich begnadigt Clinton am Ende seiner Präsidentschaft den Anwalt Harvey Weinig, der für das Medellin-Kartell $100 Mio. gewaschen hatte, und Aslam Adam, der wegen Heroinschmuggel im Wert von $1,5 Mio. von Pakistan in die USA zu 55 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Marc Rich ist ein skrupelloser Rohstoffhändler, der 1974 seinen Sitz von den USA nach Zug verlegt, um Steuern zu sparen. Mit der Einführung des Spothandels wurde das Monopol der Ölkartelle gebrochen, womit unabhängige Händler wie Rich viel Geld verdienen können. Er handelt in 128 Ländern und arbeitet systematisch mit Bestechung. Die USA klagen Rich 1983 wegen ‚Handels mit dem Feind' an, weil er nicht nur von der Sowjetunion und von Saudi-Arabien, sondern auch vom Iran und vom marxistischen Angola Öl bezieht (und bezeichnenderweise an die Apartheidregimes Israel und Südafrika verkauft) und sozialistische Länder wie Jamaika, Kuba und Nicaragua vor dem Bankrott rettet. Gleichzeitig geschäftet er mit den ärgsten Faschisten und Diktatoren und finanziert Operationen des Mossad. Wenn er in Drittweltländer investiert, dann sichert er Monopole zur Ausbeutung von Rohstoffen, Verarbeitungs- und Transportanlagen. Sein Vermögen wird auf $1 Mai. geschätzt. Seine in Glencore umbenannte Firma, die 2011 börsenkotiert wird, ist die umsatzstärkste der Schweiz.
Freibriefe erhalten auch David Lamp, Vincent Mietlicki, John Wadsworth und James Weathers Jr., die als leitende Angestellte der Koch Industries im September 2000 angeklagt wurden, weil sie wissentlich 91 Tonnen Benzol in die Umwelt pumpten. Dank Clinton wird die Klage gegen die grösste amerikanische Ölfirma in Privathand unter Charles und David Koch fallen gelassen. Das Kader der Koch unterstützt Georg W. Bush mit $800'000, weshalb der neue Innenminister die Zahl der Klagen von 97 auf 11 senkt. Nachdem sich Koch Industries in einer neuen Anklage wegen Dokumentenfälschung für schuldig bekennt, lässt die Bush-Regierung alle anderen Klagepunkte fallen.

Clinton nahm vieles der neokonservativen Politik von Bush vorweg: er organisierte Bundesgelder für religiöse, karitative Organisationen, er erhöhte die Möglichkeiten der Todesstrafe-Urteile auf 60 Verbrechen, er beschränkte die Homosexuellenehe, er unterstützte die Senkung der Vermögenssteuer, er verweigerte die Unterschrift für das von 137 Staaten unterzeichnete Verbot von Landminen, er verwässerte das Kyoto-Protokoll, er unterstützte die Ölbohrungen in Alaska und verhinderte die Beschränkung des Arsen-Gehalts im Trinkwasser. 1996 wurde der Rechtsanspruch auf staatliche Unterstützung mit dem ‚Temporary Assistance for Needy Families' aufgehoben, was die Zahl der Sozialhilfeempfänger von 14,4 Mio. auf 5,4 Mio. im Jahr 2001 reduziert. Aber 40 Mio. Amerikaner haben im Jahr 2000 keine Krankenversicherung, und 30 Mio. leben noch immer unter der Armutsgrenze, von denen die Hälfte von den 40'000 privaten karitativen Einrichtungen versorgt werden müssen. Nur in den letzten Tagen vor dem Regierungswechsel setzt er einige umweltschützende und soziale Verordnungen durch, im Wissen darum, dass Bush diese sofort wieder aufheben wird. Es macht folglich kaum einen Unterschied, ob ein Republikaner oder ein Demokrat an der Macht ist. Die Differenz ist im Wesentlichen ein Wahlkampf-Rhetorik-Effekt, vor allem in der europäischen Wahrnehmung.
Quellen: Berger, Czempiel, Moore (2001), Daguerre (2005), Ammann.

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Teil 12 (September 1980 bis September 1988)

Dieser Teil der Chronik behandelt die Präsidentschaft von Ronald Reagan, die Aktivitäten von George Bush, die Vernetzung der CIA mit der Mafia, der P2, dem Vatikan und dem Drogen- und Waffenhandel.

Zentrale Themen und Personen:
Wahlkampf von Reagan und Bush, Neokonservativismus, Ölgeschäfte, Geiselaffäre im Iran, October Surprise, Waffendeals von Henry Kissinger über Ari Ben-Menashe, Robert Mugabe, Simbabwe, Ermordung von John Lennon, Reagans Regierung, Innenpolitik, Alexander Haig, George Bush, Attentat, Ermordung von Roldos in Ecuador, Verurteilung von Carlos Marcello, Sturz von Torrijos in Panama, Manuel Noriega, Drogenhandel, US-Aktionen in Libyen, Tschad, Guatemala und Bolivien, PROMIS-Skandal , Finanzierung der Solidarnosc in Polen, Papst Johannes Paul II., Ambrosiano, Papst-Attentat, Ermordung von Roberto Calvi, Kirchenfinanzen, Invasion in Grenada, Ermordung von Maurice Bishop, Beinahe Atomkrieg, Bildung, School of the Americas, Bhopal, Putsch im Sudan, Japanische Konkurrenz, New Yorker Mafia-Prozess, Olof Palme-Mord, Marcos, Philippinen, Iran-Contra-Skandal, George Bush, William Casey, BCCI, Medellinkartell, ADREN, Sparkassenskandal, Herman K. Beebe, J. Hugh Liedkte, Mafia.




September 1980 Wahlkampf von Reagan und Bush

Ronald Reagan besitzt einige wenige felsenfeste Überzeugungen und sieht in der UdSSR das "Reich des Bösen", was er wörtlich versteht. Seit der Niederlage in Vietnam erlebt der Neokonservativismus als antiintellektueller Rammbock eine Hochkonjunktur. Die Ideologie zeichnet sich aus durch die biologische Legitimierung der sozialen Ungerechtigkeiten, eine elitäre Ethik der Selbstbehauptung, die Rückkehr zum Manchester-Liberalismus und einen faschistischen Ordnungskult, der sich in den Allianzen mit den alten und neuen Nazis manifestiert.
Der zehnjährige Krieg in Vietnam verschärfte den Konzentrationsprozess der Konzerne und brachte die kleinen und mittleren Unternehmen und damit den Mittelstand in Bedrängnis. Reagans Programm "Weniger Staat, weniger Steuern, mehr Rüstung" verspricht diesem eine Alternative zum drohenden sozialen Abstieg. Im Rückgriff auf die Prädestinationslehre des Calvinismus wird Erfolg einerseits singularisiert und andererseits nationalisiert, wobei die moralische Abgrenzung gegenüber den Schwarzen, Arbeitslosen, Homosexuellen und Linken eine einfache Lösung zur Konfliktbewältigung bietet, vor allem durch die vermeintliche Bedrohung durch den Kommunismus.
Reagans religiöser Kreuzzug gegen den Kommunismus verhüllt, wie schon die historischen Kreuzzüge, die kolonialen und wirtschaftlichen Interessen. Die Doktrin des "gerechten Krieges" der katholischen Kirche übernimmt Reagan mit der kleinen Anpassung, dass die Lebensinteressen der Vereinigten Staaten den Krieg gegen innere und äussere Feinde legitimieren. So fordert Senator Paul Laxalt, Reagans Wahlkampfmanager, den Einsatz des FBI gegen Oppositionelle der amerikanischen Aussenpolitik.
Die Arroganz der (quasi)religiösen Infallibilitätsphantasien ist selbstredend: "Wir wollen eine Welt gestalten, in der die amerikanischen Werte sich frei entfalten können" (Alexander Haig). Reagan glaubt an die Auserwähltheit der USA im Kampf gegen das Übel: "In unsere Hände hat Gott das Schicksal einer bedrängten Menschheit gelegt", "Die Sowjets haben keine Moral, weil sie nicht an ein Leben nach dem Tod und nicht an einen Gott glauben", "Ich scheue mich nicht vorzuschlagen, dass wir unseren Kreuzzug beginnen, vereint in einem kurzen stillen Gebet." Da Reagan im Wahlkampf meint, der Vietnamkrieg sei unnötig verloren worden und Watergate sei bloss eine Erfindung der Medien, fragt man sich in Europa, ob Reagan nicht viel zu dumm für diesen Job sei. Diese Banalitäten sprechen aber das Volk an, weshalb es durchaus auch nur eine Masche sein könnte.
Vermutlich gehört Reagan aber zu den stark unterschätzten Figuren in der amerikanischen Politik. Schon von Kind an übte er darin, sich dümmer zu stellen als er ist. Nach einem Studium in Wirtschaftswissenschaft, Soziologie und Theaterwissenschaft schlägt er sich als Sportreporter durch, bevor er in Hollywood in rund 60 Filmen den good guy verkörpert. Als politisch äusserst interessiert und informiert geltender Linker wird er nach dem Krieg zum Präsident der Schauspielergewerkschaft gewählt, wonach er bald die Fronten wechselt und als Spitzel für das FBI arbeitet. Barry Goldwater holt ihn in den 60er Jahren aus der politischen Versenkung, und nach dessen Niederlage wird Reagan zum Spitzenkandidat und gewinnt 1967 die Gouverneurswahlen von Kalifornien.
Reagan leidet andererseits schon früh an Alzheimer, was sich in Konzentrationsschwierigkeiten und dem Bedürfnis nach viel Schlaf bemerkbar macht. Ein Mitarbeiter bezeichnet seine Aufmerksamkeitsspanne als die einer Fruchtfliege, und Stabschef Howard Baker erwägt, den Präsidenten deswegen durch den Kongress absetzen zu lassen. Clark Clifford bezeichnet ihn als "liebeswürdigen Tölpel", was euphemistisch ist.
Ronald Reagans Wahlkampf wird von der Mafia unterstützt.

Der ehemalige UNO-Botschafter und Kissinger-Klon George Bush behauptet im Wahlkampf, den er bereits am 1.5.79 mit seiner Kandidatur für die Präsidentschaft eröffnete, er hätte nichts mit der CIA zu tun gehabt, bevor er deren Direktor geworden sei, obwohl er seit 1960 oder 1961 für die CIA arbeitet und seine Ölfirma als Cover für Aktionen zur Verfügung stellte. Aufgrund der Kritik gab Bush seine Sitze in der Leitungsetage des Council on Foreign Relations, dessen Präsident Winston Lord ebenfalls Skull & Bones-Mitglied ist, und in der Trilateralen Kommission auf. Er bleibt aber im Bohemian Club, Alibi Club und Alfalfa Club.

Im Sommer 1979 nahm Bush an der "Antiterrorismus"-Konferenz des Jonathan Institute von Benjamin Netanjahu in Jerusalem teil. Alle Teilnehmer, von der CIA über MI-6, OAS und SDECE zum Mossad, waren sich darüber einig, dass der KGB hinter allen Terrorismusbewegungen stecke.
Obwohl sich Bush im Wahlkampf gemässigt gibt, ist er ein Rassenfanatiker und ein Freund des rechtsextremen William Stamps Farish III, der mit George A. Butler die Post Oak Bank gründete und führt. Farish finanziert Bushs Karriere, ist Verwaltungsrat seiner Zapata Oil und verwaltet Bushs Vermögen in einem "Blind Trust", weshalb Bush behaupten kann, er wisse nicht, in welchen Firmen sein Geld drinstecke, und jede Einsichtnahme verweigert. Zumindest im Fall der Eli Lilly & Co, von der er Aktien im Wert von $145'000 besitzt und für die er als Vizepräsident im März 1981 interveniert, ist das falsch. Bush war Vorsitzender der First International Bank in Houston, die der Hunt-Familie gehört.

Er führt seine Ölgeschäfte auch als Vizepräsident weiter und verhilft Ray Hunt zu einemÖlvertrag mit dem Herrscher von Nordjemen. Hunt ist die grösste texanische Geldquelle bei Bushs Präsidentschaftskampagne 1992. Die 1979 unter dem Vorsitz von Sohn George Walker Bush gegründete Arbusto Energy (arbusto = Busch) wird 1982 in Bush Exploration Oil Co. umbenannt und ist nicht mehr als ein Schmiergeldkanal und Spekulationsbetrug. Koinvestoren bei Arbusto sind William Draper III und James R. Bath, ein Financier und Berater von Ölscheichs mit Verbindungen zur BCCI und CIA, der ein Netzwerk von Offshorefirmen für die Verschiebung von Geld und Flugzeugen in den Mittleren Osten, vor allem nach Saudi-Arabien aufbaut. Bath ist der Repräsentant von Khalid Bin Mahfouz und Salem Mohammed Bin Laden (Salim Ibn Ladin). Der Vater des Terroristenführers Osama, gegen den Bush junior 2001 angeblich den Afghanistan-Krieg startet, ist einer der Investoren der Arbusto. Über Gaith Pharaon, Mahfouz und Abdullah Bakhsh bestehen Connections der Bush-Familie zu arabischen Finanzkreisen. Die saudische Königsfamilie zahlt Schutzgelder an fundamentalistische Gruppen, die auch von den Israelis nach ihrer Gründung als Gegenbewegung zum laizistisch-nationalistischen Widerstand der Fatah unterstützt wird. 1988 wird aus diesen islamischen Bewegungen die Hamas gegründet. Auch die USA finanzieren die islamischen Fundamentalisten als Prellbock gegen den Kommunismus: Ausgebildet wurde Osama Bin Laden anfangs in der Wüste in Arizona und dann nach Afghanistan geschickt. 1980 gründet er sein Büro für die Mudjaheddin, die gegen die sowjetische Besetzung Afghanistans kämpfen. Auch die US-Rüstungsindustrie handelt fleissig mit den saudischen Fundis: Boing, ITT und Westinghouse beteiligen sich etwa 1986 mit $4,5 Mio. an der Gründung von Al Salem. Diese Firma wartet das von den Amerikanern gekaufte Luftverteidigungssystem und gehört Mitgliedern des saudischen Königshauses und der Bin Ladens.

Für den Wahlkampf gründet Robert Mosbacher einen Millionärsklub, wobei jedes der 250 Mitglieder $100'000 an die Kampagne beisteuert. Grosse Summen für Bush kommen beispielsweise von Pennzoil, Haggar Slacks, McCormick Oil and Gas, Houston Oil and Minerals, Texas Instruments, Exxon, McDonnell-Douglas und Clairol Cosmetics. Der Werber Robert Goodman konzipierte Bushs Fernsehwerbung, die in den Vorwahlen effektiv war, weil Reagan alles Geld bereits ausgegeben hatte und am TV nicht präsent war. Trotzdem gewann Regan selbst in Texas, worauf Bush am 26.5.80 kapitulierte und mithilfe von William Casey die Vizepräsidentschaft ansteuerte.
Casey gründete 1962 mit seinem Freund Prescott Bush das National Strategy Information Center, das Material für die CIA-Nachrichtenagentur Forum World Features in London liefert. Über das FWF laufen Kontakte zu den britischen Geheimdiensten und liefen die Informationen zum Sturz von Harold Wilson. Obwohl Reagan Bush verabscheut, muss er ihn nach einer komplexen Intrige der Bush-Leute zum Running Mate ernennen.

Casey, Meese und Bush bauen eine regelrechte Spionagestruktur auf, um an Material gegen Präsident Jimmy Carter heranzukommen. Eine Gruppe unter Richard Allen schnüffelt mit Thomas Moorer, John Lehman, Fred Ikle und Robert McFarlane dank NSC-Mitglied Don Gregg im Weissen Haus und in der Diplomatie. Eine zweite Gruppe unter Admiral Robert Garrick und Stephan Halper überwacht das Pentagon und Carters militärische Operationen. Kampagnenmanager James Baker entlässt Bushs Sekretärin und Liebhaberin Jennifer Fitzgerald, weil sie erzählt, "wohin Bush geht, was er tut und wen er sieht." Bush bezahlt sie weiter und ernennt sie 1983 zur Assistentin, worauf 7 Mitglieder seines Stabs aus Protest zurücktreten. 1985 schickt er Fitzgerald ans Capitol Hill.

Jimmy Carter kommt zum Schluss: "Die USA sind keine Demokratie mehr, sondern eine Oligarchie mit uneingeschränkter politischer Korrruption."

Quellen: Tarpley/ Chaitkin: 41-46, 176, 185-209, 301-320, 396, Flynt, Morris, Engberg, Höfling: 259, Sam Smith, Brody/ Ratner, de Brie, Colhoun, Hersh (2001a), Bröckers, Ali, Grosse, Alladi Venkatesh, Barthélémy, Laurent: 32ff, Vitkine.


Oktober 1980 Geiselaffäre im Iran top

Nach der von Henry Kissinger und David Rockefeller durchgesetzten Einreiseerlaubnis des Schahs in die USA und der Einfrierung der iranischen Konten wurden am 4.11.79, genau ein Jahr vor den Wahlen, die US-Botschaftsangehörigen als Geiseln genommen, um die Auslieferung des Schahs und der Auslandvermögen zu erzwingen. Während Jimmy Carter mit dem iranischen Staatschef Abol Hassan Bani-Sadr verhandelte, versuchten die Republikaner die Iraner mit Waffenangeboten zu überzeugen, die Geiseln zurückzuhalten bis nach den Wahlen. Der zukünftige CIA-Direktor William Casey plante diese Aktion, wozu George Bush seinen Bruder Prescott jr. und Herbert Cohen einsetzt. Prescott verschafft George negative Publizität, als seine Kooperation mit der japanischen Unterwelt bekannt wird.

Bush, Casey, Don Gregg und der Waffenhändler Manucher Gorbanifar treffen sich mit zwei hohen iranischen Beamten am 19.10.80 im Pariser Hotel Raphael, wo die Vereinbarung getroffen wird, dass die Geiseln frühestens nach den Wahlen am 4.11. freigelassen werden und die USA trotz dem offiziellen Boykott über Israel militärische Ersatzteile liefern. Salim Bin Ladin ist daran beteiligt, dass die Geiseln länger festgehalten werden. Als 1988 die Sowjets von Osamas Mudjaheddins erfolgreich aus Afghanistan vertrieben sind, stürzt Salim unter mysteriösen Umständen mit eben jener Maschine über Texas ab, die er für die geheimen Geiselverhandlungen mit den Iranern zur Verfügung gestellt hat. An weiteren Treffen beteiligt sind der französische Geheimdienstagent Major Robert Benes, Khomeinis Vertreter Mehdi Karrubi und die Waffenhändler Albert Hakim und Jamshid Hashemi, der Bruder von Cyrus Hashemi. Dieser arbeitet mit Bushs Freund John Stanley Pottinger zusammen und stirbt 1986 an Leukämie, nachdem er Bernard Veillot einige Monate zuvor erzählte, Bush habe Waffenverkäufe im Wert von $2 Mia. an den Iran bewilligt.

Ronald Reagan "verschwatzt" sich und äussert, er habe einen geheimen Plan für den 21. Oktober zur Befreiung der Geiseln. Die "October Surprise" ist ein von Carter geplanter militärischer Versuch der Geiselbefreiung zur Sicherung der Wahl, was am 20.10. in einem Flop endet und dazu beiträgt, dass Carter die Wahl am 4.11.80 verliert. Eine Kollision während der Landung eines Helikopters zerstört sieben weitere Helikopter, weil, so die offizielle Version, niemand daran dachte, die Motoren mit Luftfiltern vor dem Wüstensand zu schützen. Wahrscheinlicher ist eine Sabotage, wobei 8 Soldaten getötet und 5 weitere schwer verletzt werden. Damit erscheint Carter als unfähig in entscheidenden Situationen.

Henry Kissinger verhandelt nach dem republikanischen Wahlsieg mit iranischen Vertretern in Paris, worauf die Geiseln bis am 20.1.81 festgehalten werden. 20 Minuten nach Reagans Inauguration werden die meisten freigelassen, was Reagan triumphierend verkündet.
Anfangs 1981 werden dem Iran vom späteren CIA-Direktor Robert Gates $52 Mio. mithilfe des Mossad überwiesen. Ari Ben-Menashe ist einer der sechs israelischen Topagenten, über die US-Waffen an den Iran verschoben werden und die mit allen Mitteln die amerikanische Aufrüstung des Irak zu verhindern versuchen. Der Iran bekommt Waffenlieferungen und Geld in der Höhe von insgesamt $3 Mia. aus Israel und den USA, damit der Golfkrieg fortgesetzt werden kann. Noch 1985 läuft der Deal: die Geisel Benjamin Weir wird freigelassen, nachdem tags zuvor 408 Antipanzerraketen aus Israel im Iran eingetroffen sind. Das Regime von Ayatollah wird von den USA mit Waffen versorgt, um zu verhindern, dass die Sowjetunion zu grossen Einfluss nimmt. Im Gegenteil soll der Iran ein Puffer gegen die Sowjetunion bleibt.

Ben-Menashe dealt Waffen mit dem Schweizer Anwalt Hans Kopp, trifft sich mit George Bush und arbeitet für den israelischen Premier Itzhak Shamir. 2002 stellt Ben-Menashe dem Gegenkandidaten von Simbabwes Autokrat Robert Mugabe eine Falle: er verwickelt Morgan Tsivangiri in ein von einer versteckten Videokamera aufgezeichnetes Gespräch, das so aussieht, als wolle er den Oppositionsführer Mugabe umbringen lassen. Das Band wird eine Woche vor den Wahlen veröffentlicht, weshalb Mugabe an die Macht kommt.
Nach einer bemerkenswerten Sozialpolitik zu Beginn der 90er Jahre, die zu einer Alphabetisierungsrate von 91% führt, sieht der Westen über die gewaltsame Unterdrückung des Aufstandes in Matabeleland mit über 10'000 Toten diskret hinweg. Die mangelhaften Bodenreformen führen zu einer totalen Abhängigkeit vom IWF und damit der Ausblutung des Landes. 2002 kann sich Mugabe nur noch mit massiver Wahlmanipulation und einer Günstlingswirtschaft an der Macht halten.

Quellen: Barker, Hennelly, Ben-Menashe, Sam Smith: 5ff, Schelbert: 12, Ranelagh/ Treharne: 3, Karel (2), Afterbach 8, Colhoun, Tarpley/ Chaitkin: 316-323, 360, Braeckman (2002a), Bröckers.


Dezember 1980 Ermordung von John Lennon top

Mark David Chapman ist angeblich ein psychisch kranker Fan, der 6000 Meilen geflogen sei, um seinem Idol John Lennon 4 Kugeln in den Kopf zu jagen. Allerdings fiel der ‚Martin Luther King' der Beat-Generation einem altbekannten Undercovermuster zum Opfer:
Richard Nixon, J. Edgar Hoover und das Büro für Einwanderung und Einbürgerung bekämpfen Lennon wegen seiner Propaganda für den Pazifismus und seiner Mobilisierung der Jugend für die Antikriegsbewegung. Seit er sich mit linken Bürgerrechtsaktivisten wie Jerry Rubin und Abbie Hoffman und dem Black Panther Party-Führer Bobby Seale assoziiert hat, singt Lennon Lieder über die Revolution und wird mit seiner Popularität zu einer Gefahr. 1968 versucht ihn der INS wegen Cannabisbesitz (Anfang der 60er Jahre in England) aus dem Land zu werfen und damit eine geplante Konzert-Tour zu verhindern. Das FBI beschattet ihn und hört sein Telefon ab. Nach der Wiederwahl Nixons wird die persönliche Beschattung jedoch gestoppt. 1975 gewinnt Lennon den Prozess gegen die Einwanderungsbehörde und darf in den USA bleiben. Zudem wird er Vater und widmet sich der Familie.
Nach einem vierjährigen Rückzug plant Lennon jedoch, eine neue Pazifismusbewegung auf die Beine zu stellen, weshalb man ihn ausschaltet. Chapman ist wahrscheinlich hypnotisiert. Er ist eng mit dem YMCA verknüpft, deren Mitarbeiter von der CIA als Informanten eingesetzt werden. Er bewirbt sich 1975 für eine Stelle der YMCA in der Sowjetunion, wird jedoch aufgrund fehlender Russischkenntnisse in den Libanon geschickt, wo die CIA ein auf Mord spezialisiertes Trainingscamp betreibt. Er kehrt voll von Kriegsphantasien und -erlebnissen zurück und arbeitet dann am YMCA in Fort Chaffee, Arkansas, mit vietnamesischen Flüchtlingen, die nach dem Fall Saigons zu Hunderttausenden in die USA kommen. Nach den Schüssen flieht Chapman nicht, sondern liest in "The Catcher in the Rye", bis die erstaunten Polizisten ihn verhaften.

Quellen: Millegan: 14-17, Le Gallic, Homer/ Le Clerc, Leaf/ Scheinfeld.


Februar 1981 Reagans Regierung top

Das neue Kabinett kommt nur einmal für einen Fototermin zusammen, sonst setzt Ronald Reagan auf wenige Berater, was einen permanenten Machtkampf im Weissen Haus auslöst. Dies kommt auch daher, dass Reagan keine Führungskompetenzen besitzt und den grössten Teil der Regierungsgeschäfte an Edwin Meese, Michael K. Deaver und James Baker delegiert. Der Ölhändler und Bush-Mann Baker wird Reagans Stabschef, die Kriegsgurgel Alexander Haig Aussenminister, der ehemalige Marines-Kommandant Robert McFarlane wird Leiter des Militärresorts und Experte für heikle Angelegenheiten im NSC, und Caspar Weinberger Verteidigungsminister.

Reagans innenpolitisches Programm "Weniger Staat, weniger Steuern" lässt den Mittelstand aufgrund der Hochzinspolitik und der Aufhebung der sozialen Sicherheit weiter verkommen. Die in Folge der Depression der 30er Jahre eingeführten sozialstaatlichen Einrichtungen wie der 1935 von Roosevelt durchgesetzte Social Security Act, eine allgemeine Invaliden- und Altersversicherung, werden ausgehöhlt. Für die Armen hat Reagan sowieso nichts übrig, weil ihm das Mitgefühl und die intellektuelle Basis für eine soziale Analyse fehlt. So kürzt er beispielsweise den sozialen Wohnungsbau um 87%, was zu Miterhöhungen, hoher Obdachlosigkeit und Ghettoisierung ganzer Quartiere führt. 20% der Familien zahlen mehr als die Hälfte ihres Einkommens für die Miete, und mit einem Minimallohn bei einer 100% Anstellung kann man nirgendwo eine 3-Zimmer-Wohnung bezahlen. Um die Innenstädte zu kontrollieren, werden die harten Law-and-order-Massnahmen eingeführt (mit zweifelhaftem Ruhm Rudolph Giuliani in New York und Richard M. Daley in Chicago), womit sich Innenstädte leeren und die Gefängnisse füllen. Bush und Clinton führen die Politik der Vertreibung der Armen aus den Innenstädten weiter, so dass bis 2003 50'000 Sozialwohnungen abgerissen werden, was die Steuerzahler $4,5 Mia. kostet.
Zu den Kernpunkten der neoliberalen Politik Reagans gehört die Zerschlagung der Gewerkschaften. Im Sommer 1981 werden 12'000 streikende Fluglotsen gefeuert, wonach deren Gewerkschaft kollabiert. Damit ist das Tor für die Firmen geöffnet, um die Arbeitsrechte auszuhöhlen. Reagan ist nicht der erste, der neoliberale Massnahmen umsetzt: Nixon kann 1971 Deregulationen im Bahn- und Lastwagenerkehr durch den Kongress drücken. Ford bringt 1976 weitere Eisenbahn-Deregulierungen durch, und Carter lobbyiert 1978 und 1980 für Aufweichungen im Flugverkehr und Automobilsektor. Er dereguliert aber weit systematischer als seine Vorgänger, etwa im Bussektor 1982, 1984 und 1986.
Reagan senkt den maximalen Steuerfuss von 70 auf 28%, was u.a. dazu führt, dass sich der Besitz der Reichsten (1%) in den nächsten die Jahrzehnten verdoppelt oder der Superreichsten (0,1%) gar verdreifacht, während das Einkommen der Mehrheit stagniert oder die Unterschicht verarmt, sodass 2010 42 Millionen Lebensmittelmarken beziehen müssen. Die Steuerreduktionen und die Erhöhung der Rüstungsausgaben führen zu einer enormen Staatsverschuldung. Bereits als Gouverneur hat sich Reagan als Verfechter niedriger Steuern und haushälterischen Regierens dargestellt. Tatsächlich aber erlebte Kalifornien unter Reagan ein Ausbau der Sozialhilfe, eine Verdoppelung der Staatsausgaben und die damals grösste Steuererhöhung. Auch als Präsident baut Reagan den Staatsapparat weiter aus, und die Deregulation der Finanzwirtschaft führt 2008 zur grössten Staatsverschuldung, weil die Kreditinstitute gerettet werden müssen.

Reagan hält Umweltschutz für ebenso überflüssig wie die Beschäftigung mit der Dritten Welt, solange deren Autokraten strenge Antikommunisten sind. Der Auslandgeheimdienst CIA erhält durch Reagans Erlass von 4.12.81 die offizielle Erlaubnis zu Inlandoperationen und eine grössere Handlungsfreiheit. In den nächsten drei Jahren verfünffacht sich die Zahl der Geheimoperationen, die vom Operationsdirektorium, in dem 6000 Personen arbeiten, geleitet werden. Unter Reagan und Bush, der als Vorsitzender des "Crisis Management Staff" faktischer Chef der geheimen Operationen ist, wird die nach den Enthüllungen der Church-Kommission etwas vorsichtigere Politik des FBI gegenüber dem inneren Feind mit dem Dekret 12333 rückgängig gemacht. Mit der Exekutivorder 12333 vom 4.12.81 erlaubt Reagan, dass die Geheimdienste Firmen, Anwaltskanzleien und Stiftungen als Tarnorganisationen missbrauchen dürfen. Auch Überwachungen ohne richterliche Anordnung auf blossen Verdacht hin und politische Morde werden wieder erlaubt. Nun werden Einbrüche, Post- und Telefonüberwachung und Steuerschikanen bei Kritikern von Reagans Zentralamerikapolitik Routine. Natürlich werden keine antikapitalistischen Bewegungen toleriert, und das FBI wird gegen politische Gruppierungen eingesetzt. So werden acht Demonstranten, die in der Atomraketen-Produktionsstätte der General Electrics gegen die Atomrüstung protestierten, in Norristown, Pennsylvania, zu insgesamt 60 Jahren Gefängnis verurteilt. Und auch Senatoren (wie Christopher Dodd), Abgeordnete (wie Michael Barns) und ehemalige Botschafter (wie Robert White) figurieren wieder auf den Subversiven- und Terroristenlisten.

Nachdem bekannt wird, dass Vicki Morgan Videobänder besitzt von hohen Regierungsbeamten, die an Sadomaso-Parties von Reagan-Freund Alfred Bloomingdale teilnahmen, wird sie umgebracht. Laut Larry Flint hat Henry Kissinger Kopien davon, die er benutzt, um Reagan unter Druck zu setzen.
Auch Richard Nixon übt auf Reagans Politik einen grossen Einfluss auf, indem er mit Edwin Meese, Bud McEarlane, George Shultz, William Casey und Reagan selbst in permanentem Kontakt steht. Der neue CIA-Direktor William Casey startet mit der Operation BLACK EAGLE ein verstärktes Engagement der USA in Zentralamerika. Die "Reagan-Revolution" kann man als "Nixon-Restauration" bezeichnen. Bereits Jimmy Carter konsultierte Nixon in Fragen der Aussenpolitik, und Bush und Clinton werden dasselbe tun. "Ein Tages", schrieb Jeb Magdruder, "werden Richard Nixon und seine Apologeten versuchen, die Geschichte umzuschreiben."

Reagan ist mit 70 der älteste je inaugurierte Präsident in den USA, weshalb Vizepräsident George Bush, der als ehemaliger CIA-Direktor im Krisenstab Special Situation Group den Ton angibt, auf sein baldiges Ableben hofft. Haig ist mit seinen Links zu Kissinger eine echte Bedrohung für die Machtinteressen von Bush, weshalb dessen Netzwerk bei den Bestätigungshearings versuchte, Haig als machthungrigen Megalomanen zu diffamieren. Zwischen beiden tobt in den ersten Wochen ein Machtkampf um die Vorherrschaft im National Security Council, in den Interagency Groups und Special Interagency Groups. Bush-induzierte Gerüchte über Haigs Rücktritt kursieren in Washington, weshalb James Baker Haigs Zugang zum Präsidenten beschneidet.

Aber in den wesentlichen Fragen verlässt sich der Präsident auf seine Frau Nancy, die 1985 gegenüber Joan Quigley meint, Bush sei zu wenig "Macho", um die Präsidentschaftswahlen zu gewinnen. Quigley ist als permanente Astrologin im Weissen Haus verantwortlich für die Zeitplanung von Reagans öffentlichen Auftritten und Reisen. Die amerikanische Präsidentschaft wird vom stellvertretenden Stabschef Michael K. Deaver als eine Art Experimentalfilm von 8 Jahren Dauer inszeniert, wobei der autistische Hauptdarsteller meist nur beim Aufleuchten der Scheinwerfer aktiv wird. Unter Bush junior arbeitet Deaver als Spezialist für ‚psy war' für seinen Freund Donald Rumsfeld und kommentiert seine Arbeit folgendermassen: "Die militärische Strategie hängt in Zukunft von der Fernsehberichterstattung ab, denn wenn die öffentliche Meinung auf deiner Seite ist, kann dir nichts widerstehen".

Nachdem Gerüchte in Washington kursierten, Vizepräsident Bush sei angeschossen worden, schiesst John Warnock Hinckley Jr. am 30.3.81 auf Präsident Reagan. Nur 5 Stunden nach dem Attentat beschliesst der aus Texas nach Washington zurückgekehrte Vizepräsident aufgrund der ersten fragmentarischen Berichte, dass es sich nicht um eine Verschwörung handeln kann. Am gleichen Abend berichtet die Houston Post, dass Scott Hinckley, der Bruder des Attentäters, einige Tage zuvor Gast bei Sohn Neil Bush war, was von Bushs Pressesekretärin Shirley Green als "eigenartiger Zufall" beschrieben wird. John Hinckley Sr, Vizepräsident der Vanderbilt Energy Corporation, unterstützte Bushs Kampagne laut Neils Frau Sharon mit viel Geld, was von Sprecher Peter Teeley später dementiert wird. Zudem arbeitete der Vater zusammen mit Robert Ainsworth, dem Direktor der CIA/AID-Front US Ministries for World Vision, Inc.
Die Presse interessiert sich im Wesentlichen nur für den von John Hinckley im Hotel zurückgelassenen Liebesbrief an Jodie Foster, der ihn in Anlehnung an den Film "Taxi Driver" als Verrückten darstellt. Hinckley wird von der Kanzlei von Edward Bennett Williams, der für die CIA arbeitet, vor Gericht vertreten, wobei Beweisstücke einer Verschwörung verschwinden. Das FBI verweigert 1985 die Herausgabe ganzer Serien von Unterlagen über Hinckley, der von den Geschworenen 1982 in eine Klinik verfrachtet wird.
Der Verlauf der Ermittlungen und das schnelle Vergessen des Attentats deuten darauf hin, dass Bush hinter dem versuchten Staatsstreich steckt. Das Reagan-Attentat erinnert an die Ermordung von Präsident William McKinley, der von den New Yorker Banken, insbesondere von J.P.Morgan, gezwungen worden war, gegen seinen Willen den infantilen und megalomanen Theodore Roosevelt zum Vize zu ernennen. Nach einem halben Jahr in seinem zweiten Term wurde McKinley am 14.9.01 in Buffalo ermordet.

Da Alexander Haig nach dem Attentat ohne Absprache mit seinen Kabinettskollegen vor die Presse tritt und verkündet, er habe die Verantwortung des Kabinetts übernommen, wird ihm nun Machtanmassung vorgeworfen. Haig kann schliesslich wegen seiner ‚Carte Blanche' gegenüber Ariel Scharon und seinem Versagen im Falkland-Konflikt vom Bush-Clan zum Rücktritt gezwungen werden. Scharons Eroberung von Beirut 1982 fallen 12'000 Zivilisten zum Opfer, wobei die israelische Spezialeinheit Sayyeret Matkal, israelische Soldaten und die libanesischen Christenmilizen in den Palästinenserlagern Schatila und Sabra ein Massaker an 1500 Flüchtlingen, meist Frauen und Kinder, durchführen. Die offizielle Aussenpolitik unter George Shultz läuft danach nicht mehr ganz so verrückt ab.

Da Reagan nach dem Attentat noch schwächer und konzentrationsunfähiger ist, kontrolliert George Bush zusammen mit Baker, Casey und Deaver weitgehend die Regierungsgeschäfte. Bush rekrutiert Donald P. Gregg als Berater für Nationale Sicherheitsfragen, der Felix I. Rodriguez ins Weisse Haus mitbringt. Die "Crisis Management"-Truppe mit Oliver North wird verstärkt durch den ehemaligen CIA-Propaganda-Direktor Walter Raymond und arbeitet zusammen mit NSC-Direktor William Clark, United States Information Agency-Direktor Charles Z. Wick, National Strategy Information Center-Chef Frank Barnett, Dan McMichael, Mike Joyce (Olin Foundation), Les Lenkowsky (Smith Richardson Foundation), und Leonard Sussman, wobei Leo Cherne und Roy Godson (Freedom House) die Iran-Contra-Planungsgruppe koordinieren, verstärkt mit NSC-Berater Robert McFarlane und Paramilitärführer Rudy Enders. Aufgrund der Executive Order 12333 ist Bush zuständig für alle Geheimdienst- und Drogenoperationen von 1981 bis 1989, wobei er als Präsident natürlich die Kontrolle behält bis 1993. Dazu gehört, oft mithilfe des pakistanischen Geheimdienstes, die Unterstützung islamistischer Terroristen in Afghanistan, Algeria, Ägypten, Saudi-Arabien, Somalia, in den ehemaligen jugoslawischen Republiken Bosnien, Kosovo und Mazedonien, in den zentralasiatischen Republiken, in Tschetschenien, Dagestan, in der Xinjiang-Provinz in China, Bangladesch, in der Arakan-Region von Burma und in den Südphilippinen.
Bush ist ein Rassentheoretiker. Er hielt beispielsweise 1969 zusammen mit seinem Freund General William H. Draper Jr. Hearings über die Bedrohung Amerikas aufgrund der höheren Geburtenrate von Afroamerikanern ab. 1981 überzeugt Bush Präsident Reagan, Draper an die Spitze der U.S. Export-Import Bank zu ernennen, die von Draper dann für Bevölkerungskontrollprojekte eingesetzt wird. Ebenfalls dank Bush erhält Draper 1987 das Verwaltungsmandat des United Nations Development Program der Weltbank, wo er weitere Sterilisationsprogramme durchsetzen kann.

Die USA verstärken den Kalten Krieg, indem versucht wird, die Sowjetunion ökonomisch zu besiegen. Die Amerikaner bringen die Saudis dazu, enorme Mengen von Öl zu produzieren, denn jeder zusätzliche Dollar pro Barrell bringt der Sowjetunion etwa $1 Mia. an Devisen ein. Tatsächlich fallen die Einnahmen der Sowjetunion um zwei Drittel, so dass sie auf ihre Goldreserven zurückgreifen müssen. Zudem verhindern die USA mit einem Embargo das Abkommen zum Bau der Sibirien-Pipeline, die Europa zu 65% von Moskau abhängig gemacht hätte, aber von Deutschland und Frankreich anfänglich gewollt wurde.

Quellen: CIA-Info: 15f, Tarpley/ Chaitkin: 316-351, Flynt, Morris, Engberg: 2-6, Höfling: 259, Sam Smith: 5f, Brody/ Ratner, de Brie, Karel (3), Summers (2000): 485f, Kapeliouk, Hottinger, Wörtz, Péan, Keane, Ruppert (2001), Ramonet (2003b), Barberis/ Laurent (2010), Schaller, Tarpley 2008, Perkins 2009..


Mai 1981 Ermordung von Roldos in Ecuador top

1979 wird Jaime Roldos Aguilera zum Staatspräsident Ecuadors gewählt. Im Wahlkampf versprach er, die Gewinne der Ölindustrie der Bevölkerung zu Gute kommen lassen. Mitte der 60er Jahre entdeckte Texaco Öl im Amazonasgebiet, und der Ölboom führte zum Anstieg der Armenquote von 50% auf 70%, der Arbeitslosigkeit von 15% auf 70% und der Staatsverschuldung von $240 Mio. auf $16 Mia. Die Ölfirmen arbeiten mit dem evangelikalen Summer Institute of Linguistics (SIL) zusammen, die von den Rockefeller unterstützt werden und im Amazonas missionieren und die Huaorani-Stämme dazu bringen sollen, die geplanten Fördergebiete zu verlassen. Nach der Wahl wird Roldos von einem ‚Economic Hit Man' besucht, der ihn vor die Alternative stellt, seine Wahlversprechen zu vergessen und einige Hundert Millionen Dollar zu kassieren oder umgebracht zu werden, wie Allende, Lumumba oder Arbenz. Roldos lässt sich nicht erpressen, sondern setzt seine Wirtschaftspolitik durch, wozu auch die Einführung der 40-Stundenwoche und die Verdoppelung des Minimaleinkommens gehört. Anfang 1981 präsentiert er einen Gestzesentwurf, der die Macht der Ölkonzerne brechen soll und wirft die Missionare der SIL aus dem Land. Im Mai fliegt Roldos an ein geheimes Treffen mit den Ölmultis in Houston, wo er darauf besteht, dass das Öl Ecuador gehöre und die Gewinne dem Volk zugute kommen sollen.
Am 24.5.1981 kommen Roldos und seine Frau bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Das ganze Gebiet um die Absturzstelle am Huairapungo-Berg wird von US-Militärs im ‚Auftrag' hochrangiger ecuadorianischen Generäle abgesperrt, und nicht einmal die ecuadorianische Polizei darf es betreten. Der Schlussbericht liegt nach nur einer Woche vor und schliesst auf einen Unfall. Spätere Untersuchungen der Zürcher Polizei decken Fehler des Berichts auf, werden aber nicht weiter verfolgt. Zwei ecuadorianische Zeugen, die während den Anhörungen die Mordthese vertreten, sterben in Autounfällen.
Roldos Nachfolger Osvaldo Hurtardo gewährt den Missionaren des SIL Sondervisa und erlaubt Texaco und anderen Firmen, die Ölförderung zu steigern, auf Kosten der Urbevölkerung. Ecuador wird der zweitgrösste regionale Ölexporteur in die USA nach Venezuela. Nachdem sogar der Dollar als Währung eingeführt wurde, gehört Ecuador zu den höchstverschuldeten Staaten der Welt.

Quellen: Perkins (2004), Kouloglou


August 1981 Verurteilung von Carlos Marcello top

Der Mafiaboss von New Orleans Carlos Marcello und Charles E. Roemer werden am 4.8.81 wegen Bestechung verurteilt, Irving Davidson und Vincent Marinello wurden freigesprochen.

Joseph Hauser begann 1979 mit den FBI-Agenten Michael Wacks und Larry Montague die Operation BRILAB gegen Carlos Marcello. Isaac Irving Davidson machte Hauser, Versicherungsagent und vorbestrafter Betrüger aus Los Angeles, 1976 mit Marcello bekannt. Davidson ist die Inkarnation des Intriganten: er ist offizieller Lobbyist der Teamster, der Castro-Regierung in den USA, der CIA im Kongress, von Somoza, Duvalier, Murchisons und Coca-Cola. Er organisiert Geschäfte jeder Art wie z.B. Panzerverkäufe von Israel nach Nicaragua oder Geschäfte zwischen Marcello und dem Sultan von Oman. Davidson plant Wahlkampagnen und -finanzierungen wie für seinen Freund Richard Nixon und illegale Kreditgeschäfte für die Murchisons. Er vermittelt zwischen Marcello, Trafficante, Hoffa und Hoover, zwischen Wirtschaft und Politik, weshalb auf seiner Visitenkarte "Türöffner und Arrangeur" steht. Den stellvertretenden Leiter der Einwanderungsbehörde Mario Noto versucht er zu bestechen, indem er ihm einen feudalen Job bei Coca-Cola anbietet, damit der seit 1956 hängige Deportationsbefehl gegen Marcello annulliert wird.

Mithilfe von Santos Trafficante plante Davidson, Hausers Firma Farmers National Life Insurances einen Vertrag mit dem Kranken- und Sozialversicherungsfonds der Teamsters zuzuschanzen, wozu Nixons ehemaligem Justizminister Richard Kleindienst $250'000 Honorar bezahlt wurden. Marcello ermöglichte Hauser nach einer Zahlung von ebenfalls $250'000 über seine Freunde Jules und Rodger Le Blanc, die Kontrolle über die National American Life Insurance Company für $24 Mio. zu verschaffen. Allerdings intervenierte die Securities and Exchange Commission und unterstellte die NALICO der Zwangsverwaltung, was zu einem Rechtsstreit mit den Le Blanc führte. Hauser bekannte sich am 5.2.79 wegen Versicherungsbetrug für schuldig und wird von FBI-Agent William Flemming als Regierungsinformant rekrutiert, womit Hauser die Strafe beträchtlich zu verringern hofft.

Mit einem fingierten Maklergeschäft wurde Marcello eine Falle gestellt. Der Mafiaboss bestätigte während der abgehörten Gespräche, dass er den demokratischen Gouverneur Edwin Edwards, den Vizegouverneur James Fitzmorris, den republikanischen Kandidaten Edgar J. Moutun und Bürgermeister Ernest N. Morial schmiere. Auch die Planung der Übernahme des Kollektiv-Versicherungsvertrags der Arbeitnehmer von Louisiana, der eine monatliche Provision von $86'000 versprach, ist auf den BRILAB-Bändern. Am 10.9.79 fand das Treffen für die illegale Versicherungsübernahme im St.Ann in New Orleans statt, wozu Marcello den Verantwortlichen Charles E. Roemer schmierte. Zudem erklärte sich der Boss zur Zahlung von $125'000-250'000 bereit für eine Bewährungsgarantie im Prozess gegen Dominick Brooklier, Sam Sciortino, Michael Rizzitello, Jack Lo Cicero, Thomas Ricciardi und Louis Tom Dragna, dem Sohn des ehemaligen Bosses Jack Dragna in Los Angeles, wegen Verschwörung, Mord und Erpressung. Der Mafiakiller Jimmy Frattiano war übergelaufen und sagte gegen Marcellos Freunde aus.

Marcello plante im Dezember ein weiteres Versicherungsgeschäft: Zusammen mit Santos Trafficante, Joe Civella aus Kansas und Chicagoboss Joseph Aiuppa wollte er die Kontrolle über die milliardenschweren Pensions-, Kranken- und Sozialversicherungskassen der Teamsters übernehmen, was monatlich $1 Mio. an Provisionen einbringen würde, wovon $500'000 als Schmiergelder aufgewendet werden müssten. Allen Dorfman, der die Gewerkschaftsfonds kontrollierte und Reagans Wahlkampf mitfinanzierte, war in Schwierigkeiten geraten und verlor seine Position. Er wird 1983 von zwei bewaffneten Killern erschossen.

Am 23.1.80 unterhielten sich Carlos und Joe Marcello über die Kautionszahlung von 19 Personen, die wegen Handels mit 400 Kilogramm Marihuana und 200'000 Tabletten Quaalude angeklagt worden waren. Dabei kamen sie auf den Mord von Richter John Wood vom 29.5.79 zu sprechen, wofür Charles V. Harrelson und fünf weitere Verdächtige angeklagt waren. Dank den Anwälten Roy Cohn und Russell Schonekas kam Joe Marcello wegen einer technischen Einzelheit trotz seiner Aussagen auf dem Band frei. Die Bundesbehörde verweigerte dem Kennedy-Forscher Gary Macks illegalerweise das Recht, Harrelson im Gefängnis zu interviewen.

Die Bandaufnahmen führen dazu, dass Marcello zu 7 Jahren Gefängnis und $25'000 Busse verurteilt wird. Am folgenden Tag wird er mit Sam Sciortino und Phillip Rizzuto wegen Richterbestechung angeklagt und am 11.12.81 zu weiteren 10 Jahren Gefängnis und $25'000 Busse verurteilt. Die Bänder mit den Gesprächen zwischen Marcello und den Undercoveragenten über die Ermordung des Präsidenten werden von Richter Morey Sear für immer versiegelt. Marcellos Macht in Staat und Mafia beginnt daraufhin zu bröckeln, und man spricht von einem Mordauftrag gegen ihn, da er viel zu viel wisse und befürchtet wird, er könnte auspacken. Nach Ablehnung der Berufungen muss der nun 72-jährige Mafiaboss ins Krankenzentrum für Bundesgefangene in Springfield einrücken.

Sein Bruder Joe Marcello übernimmt den Posten des De-facto-Bosses. Über seine Privatsekretärin betreibt Carlos allerdings weiterhin Geschäfte. Im April 1984 wird er ins Gefängnis von Texarcana, dann nach Seagoville, dann nach Fort Worth und wieder nach Texarcana verlegt. 1986 befindet sich das French Quarter von New Orleans in der Hand von Frank Caracci und Nick Karno. In den nächsten zwei Jahren machen sich die von John Gotti angeführte New Yorker Gambino-Familie und die von Nicodemo "Nicky" Scarfo beherrschte Bruno-Scarfo-Familie aus Philadelphia in Marcellos Zentrum breit. Sie bauen mit dem Segen von Caracci und Karno Glücksspielunternehmungen und ein Kokainimport und -verteilnetz auf, mithilfe von Jack Diamond (=Ronald Bramer), Albert "Reds" Pontani und Frank Gagliano. 1987 wird Sammy Marcello wegen Geldwäscherei mit Nixons ehemaligem Präsidentenberater Thomas Gene Crouch und Marcellos Anwalt David Levy verurteilt. Marcello leidet wie Reagan an Alzheimer.

Quellen: Höfling: 259, Davis (1988): 416-537, Meurice.


August 1981 Panama top

CIA-Agent Frank Sturgis trainierte 200 panamaische Dissidenten in Costa Rica für einen Putsch gegen General Omar Torrijos Herrera. Torrijos kam nach einem Putsch gegen Diktator Arnulfo Arias an die Macht, obwohl er selbst am Putsch nicht beteiligt war. Aufgrund seiner Sozialreformen ist er bei der Mittel- und Unterschicht überaus beliebt, und Panama gilt als Entwicklungsmodell für Lateinamerika eine. Obwohl er sich weder von Moskau noch von Peking einspannen lässt, ist er den USA ein Dorn im Auge, vor allem, weil die Terrorschule der Todesschwadronen und Folterer 'School the Americas' aus dem Land werfen möchte. Zudem möchte er einen neuen Kanal nicht durch den US-Multi Bechtel, sondern von den Japanern bauen lassen.
Seit 1964 fordert Panama, dass der 1904 von den Franzosen begonnene und von den USA fertig gestellte Kanal zum Territorium Panamas gehören soll, das er durchschneidet. Die Aufstände gegen die 50'000 stationierten US-Soldaten forderten 20 Tote und Hunderte Verletzte. 1976 wendet sich Präsidentschaftskandidat Ronald Reagan gegen Verhandlungen mit Torrijos, den er als kommunistischen Kriminellen darstellt. Der neue Präsident Carter willigt in Verhandlungen ein und 1977 wird der Vertrag, der Panama die Hoheitsrechte über die Kanalzone ab 1999 zuspricht, mit einer Stimme Vorsprung im Kongress gutgeheissen. Die Republikaner und die Geheimdienste schwören Rache und sind entschlossen, die Übergabe des Kanals zu verhindern.
Seit einigen Jahren versuchten der in Miami lebende Ex-Präsident Arnulfo Arias und die exilkubanische Gruppe von Orlando Bosch, Torrijos zu ermorden. Arias führte die von den USA aus operierende Accion Comunal, die den Putsch von 1931 gegen Präsident Florencio Harmodio Arosemana in Costa Rica durchführte. Er verhalf seinem Bruder Harmodio zur Präsidentschaft. Nachdem er 1940 selbst Präsident wurde, änderte er die Verfassung und paktierte mit den Achsenmächten, weshalb er von seinem Amt entfernt wurde. 1968 zum dritten Mal im Amt wurde er nach nur 11 Tagen weggeputscht. Segun Pereira und dem kubanischen Waffenexperten José Celso Garcia wurden $1Mio. für die Ermordung des Generals offeriert. Sturgis half Garcia, über Costa Rica nach Panama einzureisen und organisierte seine Flucht nach einem missglückten Anschlag. Zwischen den im Drogenhandel konkurrierenden Schweinebuchtveteranen kam es zu massiven Auseinandersetzungen, wobei sechs Brigademitglieder getötet wurden. Ed Kaiser, der eng mit Sturgis zusammengearbeitet hatte, wurde am 8.2.77 ermordet. Manuel Artime, der um sein Leben fürchtete, starb im November 1977 45jährig an Krebs, und sein Aktenkoffer mit Dokumenten verschwand. Er hätte kurz darauf vor der Federal Grand Jury aussagen müssen.
Im September 1981 ist Sturgis an einem Invasionsversuch der US-Basis Guantanamo auf Kuba beteiligt. Die Alpha 66, die Brigade 2506 und die CORU von Orlando Bosch sind immer noch aktiv gegen Kuba. Sturgis äussert gegenüber Thomas Holt, er hätte die Ermordung von JFK geleitet, E. Howard Hunt, Gordon Liddy und William Colby seien persönlich in das Attentat involviert gewesen. Im Februar 1982 leitet Sturgis eine exilkubanische Brigade in Angola, die gegen die marxistische MPLA und die zu Hilfe gerufenen Kubaner kämpft. Sturgis stirbt am 4.12.93 an Lungenkrebs, nachdem er im gleichen Jahr noch begonnen hat, in den Everglades Männer für eine weitere Invasion Kubas zu trainieren.

Im Januar 1981 wird Reagan Präsident, worauf er den aussenpolitischen Kurs ändert. Am 31.7.81 kommt Torrijos bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Einer der Sicherheitsleute übergibt Torrijos vor dem Flug angeblich einen Tonbandrekorder, der mit Sprengstoff gefüllt ist. Nach Torrijos Ermordung wird Manuel Noriega Stabschef unter Dario Paredes. Noriega wurde 1959 vom amerikanischen Geheimdienst rekrutiert und von Torrijos zum Chef des Militärgeheimdienstes G-2 ernannt, der als Verbindungskanal zur CIA dient, weshalb Noriega eng mit CIA-Direktor William Casey zuammen arbeitet.
1971 fand das Bureau of Narcotics and Dangerous Drugs genügend Beweise für Noriegas Drogenschmuggel und wollte ihn anklagen, wurde aber von Aussenministerium zurückgepfiffen, denn als Geheimdienstchef arbeitete er mit CIA-Chef George Bush zusammen und erhielt $110'000 pro Jahr von der CIA. Noriega schmierte während den Verhandlungen der Carter-Regierung um den Panama-Kanal Agenten der 470th Military Intelligence Group, wobei DIA und NSA gleichzeitig die panamaischen Delegierten abhörten. Stansfield Turner stoppte deshalb angeblich die Allianz mit Noriega, aber dank Bush steht er während Reagans gesamter Amtszeit wieder auf der Lohnliste der CIA und trifft sich regelmässig mit CIA-Chef William Casey und Oliver North.
1983 wird er zum Oberbefehlshaber der Nationalgarde ernannt. Im folgenden Jahr unterstützt er die Wahl von Nicolás Ardito Barletta Vallarino zum Präsidenten. Mit der CIA/Mossad-Operation WATCHTOWER wird Kokain von Kolumbien über Panama in die Vereinigten Staaten geschmuggelt und das Geld in panamaischen Banken gewaschen.
Hinter der Ermordung vieler Beteiligter wie Edward P. Cutolo oder Colonel James Rowe vom US Army Special Forces Commander wird Mossad-Agent Michael Harari, der mit David Kimche zusammenarbeitet, vermutet. Harari ist ein Vertrauter von Ariel Scharon und verwaltet die Drogengelder von Manuel Noriega, der die Staatskasse unter anderem mithilfe der BCCI plündert. 1985 bekommt die Werbefirma Stuart Spencer, die bereits für Nixons Imagepolitur zuständig war, den Auftrag, für $350'000 Noriegas Image zu verbessern. Wie die weitere Geschichte bis zur Invasion Panamas zeigen wird, ist Noriega ein Paradebeispiel für die "Dialektik" der US-Aussenpolitik.

Quellen: Weberman (19): 26f, 42-45, (20): 82, Sam Smith: 1 ,3, 7ff, Schulz: 151, Narco, CIA-Info: 14f, CNPC: 15f, 23-28, Tarpley/ Chaitkin: 269, 285, 456-464, Flubacher (1991), Kouloglou, Perkins (2004).


1982 US-Aktionen in Mauritius, Libyen, Tschad, Guatemala und Bolivien top

Trotz finanzieller Unterstützung durch die CIA schafft es Seewoosagar Ramgoolam nicht, zum Präsidenten von Mauritius gewählt zu werden.

Grosse Anstrengungen werden gegen Libyens Staatschef Muammar al-Gaddhafi wegen dessen PLO-Unterstützung unternommen, wozu das Wirtschaftsembargo, ein Propagandakrieg, der Aufbau der Libyan Liberation Front im Exil und Militärmanöver in den Nachbarländern gehören. Gaddhafi übernahm 1969 in einem Coup die Macht und wurde von CIA-Kreisen um Edwin Wilson, Bushs Freund Francis Terpil und David Christ mit Waffen versorgt. Trotz der CIA-Unterstützung führte Gaddhafi ein sozialistisch-islamisches Modell ein.
Raphael Villaverde, der gegen Wilson aussagen sollte, starb 1980 durch eine Explosion. Die Ermordungen von Kevin Mulcahy, Waldo H. Dubberstein, Robert A. Manina, Orlando Letelier, Eugenio Berrios, Carlo Pratt und seiner Frau stehen ebenfalls in Zusammenhang mit Wilson, wie auch Hector Duran, Bernardo de Torres, Armando Lopez Estrada und Michael Townley. Wilson wird am 21.12.82 wegen Waffenschmuggel nach Libyen zu 15 Jahren Haft verurteilt. Vom Gefängnis aus organisiert er die Ermordung von 5 Zeugen und 2 Staatsanklägern und den Schmuggel von Sprengstoff für die PLO. Terpil, eine der zentralen Figuren beim Attentatsversuch auf Papst Johannes Paul II, wird 1995 in Kuba verhaftet.
Robert McFarlane steht hinter dem Plan der Operation TULPE, der die Besetzung Libyens, die Ermordung Gaddhafis und die Übergabe der Hälfte des Landes an Ägypten vorsieht. Caspar Weinberger weigert sich, dem Plan zuzustimmen, worauf sich Ronald Reagan mit der Bombardierung von Gaddhafis Hauptquartier in Tripolis begnügt. Dabei werden mindestens 40 Leute einschliesslich Gaddhafis Tochter getötet.

Im Tschad führt die US-Militärhilfe für Hissène Habré im Juni 1982 zum Sturz von Goukouni Oueddei, der 1983 eine Gegenregierung bildet. In dem weitergehenden Bürgerkrieg hat Oueddei die Unterstützung der Libyer, während Frankreich eingreift, um Habré an der Macht zu halten. Ende 1988 werden die libyschen Truppen aus dem Land vertrieben, und die beiden Staaten normalisieren ihre diplomatischen Beziehungen. Im Dezember 1990 wird Habré von der Patriotischen Heilsbewegung gestürzt, und Anführer General Idriss Déby wird Präsident.

In Guatemala wird Angel Anibal Guevara am 23.3.82 zwei Wochen nach seinem Wahlsieg von einem CIA-gesteuerten Putsch von General Efrain Rios Montt gestürzt. Montt hatte an der Militärakademie ‚School of the Americas' im US-Bundesstaat Georgia studiert. Nachdem die Rebellen ein Amnestie-Angebot ablehnen, weiten die Militärs und rechten Todesschwadronen ihre Antiguerilla-Aktivitäten in den ländlichen Gebieten aus. Regierungstruppen und die von ihnen unterstützten Schwadronen begehen zahllose und ungeheuerliche Gewaltverbrechen, bei denen zeitweise monatlich bis zu 500 Menschen, insbesondere der indianischen Landbevölkerung, ums Leben kommen.
Insgesamt starben seit Beginn der Militärdiktatur im Jahr 1954 bis 1990 bei den Kämpfen zwischen verschiedenen politischen Organisationen und durch militärische Übergriffe auf die Zivilbevölkerung etwa 100'000 Personen, und zusätzlich etwa die Hälfte davon gelten als vermisst. Zum Vergleich gibt es in ganz Lateinamerika etwa 90'000 Menschen, meist Gewerkschafter und linke Aktivisten, die vermisst werden.
Montts Plan VICTORIA ist eine Fortsetzung der Massenmordstrategie von Romeo Lucas Garcia (1978-82), aber verdeckter, weshalb die USA wieder Militärhilfe gewähren. Rios Montt wird am 8.8.83 durch einen erneuten Militärputsch unter Brigadegeneral Oscar Humberto Mejia Victores gestürzt. Unter seiner Regierungszeit finden weiterhin gewalttätige Übergriffe von Seiten der Regierungstruppen (vor allem der dem Präsidenten direkt unterstellten Spezialeinheit EMP), der ‚zivilen' Selbstverteidigungspatrouillen PAC und der Sicherheitspolizei statt. Drogenhandel, Schlepperwesen und Schmuggel schaffen ein Machtgebilde von Geheimbünden, denen beispielsweise General Francisco Ortega Menaldo angehört, der Chef des vom CIA unterstützten militärischen Nachrichtendienstes.
Wie in allen lateinamerikanischen Diktaturen werden die Alphabetisierungskampagnen gestoppt, weil die an der School of the Americans ausgebildeten Offiziere gelernt hatten, dass die Kommunisten die Revolution über Bildungsprogramme vorbereiten. Die Sandinisten können den Analphabetismus in Nicaragua beinahe ausrotten. Die Amerikaner unterstützen die Militärs, die das Bildungsministerium in Guatemala dem Militär unterstellen. Diese machen Propaganda mit Alphabetisierungsprogrammen, die in Wirklichkeit nicht stattfinden. Militärs und Oberschicht wollen Soldaten und Arbeiter, die gehorchen.
Die Anthropologin Myrna Mack, die die Auswirkungen der Massaker und Repressionen auf die indigene Bevölkerung dokumentiert, wird 1990 ermordet. Bei den Wahlen vom November 1985 gewinnt die christdemokratische PDCG, deren Kandidat Marco Vinicio Cerezo Arévalo nach 15 Jahren Militärregime der erste zivile Präsident des 11-Mio.-Landes wird. Cerezo gelingt es nicht, den Bürgerkrieg zu beenden, ebenso wenig kann er den Drogenhandel einschränken und die ständigen Menschenrechtsverletzungen unterbinden. Erst 1996 kommt es nach 36 Jahren Bürgerkrieg (als Krieg gegen die Bürger) zu einem Abkommen mit der kommunistischen Guerilla. Im April 1998 veröffentlicht Bischof Juan Gerardi eine erste Bilanz über die Massaker während dem Bürgerkrieg, worauf er von Militärs erschlagen wird. Die Mörder treffen sich in derselben Nacht mit General Otto Pérez Molina, einem ehemaligen Geheimdienstchef. 1999 beziffert die offizielle Kommission zur Wahrheitsfindung die Anzahl der von den Streitkräften und Terrorbanden ermordeten Menschen auf 200'000. Für 90% der Morde seien staatliche Sicherheitskräfte verantwortlich, und 80% der Opfer seien Indigene (Maya). Zu den Vermissten gehören auch 4000 Kinder, die von den Soldaten geraubt und dann als Adoptivkinder in die USA und nach Europa verkauft wurden. Der von den USA finanzierte Krieg der Militärs gegen die Kommunisten und die Bevölkerung führte das Land in ein hochkorruptes und gewalttätiges Chaos. Der Bürgerkrieg, der bis 1996 dauert, lässt innerhalb der Eliten der Armee und der Geheimdienste mafiöse Strukturen entstehen, die bis heute anhalten. Der Rechtspopulist Molina, der als Mayor in der Provinz Quiché in den 80erJahren und als Chef des militärischen Geheimdienstes in den 90er Jahren direkt in die Massaker involviert ist, verliert die Präsidentschaftswahlen 2007 nur knapp.
Zu dieser Zeit amtet Efrain Rios Montt als aktiver Prediger der Pfingstkirche El Verbo. Der ehemalige Diktator und Massenmörder ist gern gesehener Gast in den Shows des Fernsehpredigers Pat Robertson, der ihn auch finanziell unterstützt. Daher stehen die evangelikalen Freikirchen unter Verdacht, von der CIA gesteuert und finanziert zu werden. Schon in den 60er Jahren wurden etwa die evangelischen Brethren Kirchen von der CIA gefördert, aufgrund ihres Antikommunismus.

In Bolivien gelingt der CIA 1982 der Sturz von General Celso Torrelio. Dagegen überlebt Regierungschef Colonel Desi Bouterse in Surinam 1982/83 drei Sturzversuche. In Jordanien rüstet und bildet die CIA 1982 zwei Brigaden aus, um sie als arabische Schnelleingreiftruppen einsetzen zu können.

Nachdem die Folter- und Mordprogramme der Office of Public Safety-trainierten Polizeieinheiten gegen die Tupemaro-Guerillas in Uruguay in die Presse kommen, verbietet der Kongress die weitere finanzielle Unterstützung ausländischer Polizisten, mit Ausnahme derjenigen gegen die Drogenbekämpfung. Das OPS, das Hunderte von Millionen für Ausrüstung und Ausbildung von Polizisten in über 50 Ländern bisher über die Agency for International Development abgewickelt hat, führt die Programme über die Drug Enforcement Agency weiter und bezahlt ihre eigenen Agenten nun aus dem State Department's Narcotics Assistance Programm. Das gemeinsame Büro von CIA und FBI, das State Department's Counterterrorism Office, spannt 1982 offiziell mit der DEA, einer Unterabteilung des FBI, zusammen und bildet das grösste Auslandgeheimdienst- und Polizeitrainingsprogramm der USA.

FBI-Agent Bud Mullen wird 1982 DEA-Chef und gründet 1987 das Office of Liaison and International Affairs zur Koordination der Operationen von CIA, DEA, Aussenministerium und National Central Bureau, das amerikanische Interpol, wobei dies seinen Personalbestand von 1979 bis 1990 von 6 auf 110 Mitarbeiter vergrössert.

Die Reagan-Administration startet eine Werbekampagne für die Atomwaffenpolitik namens Project DEMOCRACY, wofür $65 Mio. ausgegeben werden. Unter Leitung von Peter Daily, dem ehemaligen Kampagnenmanager Nixons und Reagans, gehen dabei beispielsweise $1 Mio. an das "Center for Free Enterprises", $20 Mio. an das "National Strategy Information Center" für die Ausbildung von Journalisten, Pressesprecher und konservativen Sozialdemokraten oder $4,5 Mio. werden für Büchersubventionen aufgewendet. Im März 1983 stellt Reagan dann die von Nixon etablierte Architektur des atomaren Gleichgewichts in Frage und propagiert die Strategische Verteidigungsinitiative SDI, ein im Weltraum stationiertes Raketenabfangsystem. Gleichzeitig startet das Weisse Haus Überwachungsflüge an den Grenzen der Sowjetunion, wobei diese die Lufthoheit verletzen.

Das Justizministerium unter Edwin Meese unterzeichnet einen Vertrag über $10 Mio. mit der Softwarefirma Inslaw, die ein Programm bei 94 Staatsanwälten installieren soll. Das Prosecution Management Information System kann zahllose Datenbanken integrieren, sodass die Verfolgung verschiedener krimineller Aktivitäten sehr effektiv wird. Nachdem eine Version des Programms nach vier Monaten geliefert wird, zieht die Regierung den Auftrag zurück und treibt die Firma mit Kampagnen in den Ruin, woran Jackson Stephens beteiligt sein soll. Der Wert des PROMIS wird auf $3 Mia. geschätzt. Die CIA übernimmt das Programm, manipuliert es so, dass sie selbst Zugriff auf die Daten haben wird und verkauft es an 80 verschiedene Länder, darunter Israel und den Irak. Die Erlöse werden über die BCCI gewaschen.
Zwei Richter kommen 1988 und 1989 zum Schluss, dass die Regierung das Programm gestohlen habe, aber das Bundesappellationsgericht weigert sich, den Fall wegen Nichtzuständigkeit zu behandeln. Der Journalist Danny Casolaro untersucht 1991 den Fall und wird, nachdem er sich mit einer Schlüsselperson getroffen hat, mit aufgeschnittenen Adern tot in der Badewanne eines Motels gefunden. Obwohl seine Brieftasche fehlt, wird sein Tod als Selbstmord interpretiert. Zuvor versicherte er gegenüber Freunden und der Familie, dass er um sein Leben fürchte und keinesfalls Selbstmord begehen würde.

Quellen: Weberman (21): 69-75, (24): 31, Schulz: 154, Richter, Tarpley/ Chaitkin: 117-129, 284, 344ff, Abramovici/ Decornoy: 10f, Karel (3), CIA-Info: 5f, Russel (2000), Ege (1983), Sam Smith, Golub (2003), Hopsicker (2004), Perkins (2007).


Juni 1982 Die Finanzierung der Solidarnosc in Polen top

Da die Sandinisten das Eigentum von Somozas Profiteuren nationalisierten, verlor die Banco Ambrosiano die aufgekauften Immobilien, Plantagen und Ländereien in Nicaragua. Vier Monate nach der Revolution transferiert Roberto Calvi die restlichen Aktiven aus Managua zur neuen Banco Ambrosiano Andino in Lima. Zudem bewirken die hohen US-Zinsen, dass Calvis Finanzkartenhaus langsam aber sicher zusammenbricht. Im Januar 1980 gründete er die Banco Ambrosiano de America del Sud in Buenos Aires, die ebenfalls kaum eine normale Finanzbewegung verzeichnet, sondern Waffenschiebereien rechtsgerichteter Südamerikaner finanziert.

Der polnische Papst Johannes Paul II. (mit bürgerlichem Namen Karol Wojtyla) unterstützt die Gewerkschaft Solidarnosc in Polen und braucht dafür schnell und viel Geld, das Paul Marcinkus über Calvi organisiert. 1981 flossen von der Banco Ambrosiano $20 Mio. an Zinsen und Gebühren in den Vatikan sowie $40 Mio. an die polnische Gewerkschaft von Lech Walesa. Insgesamt wird der Gewerkschaftsführer mit ungefähr $100 Mio. vom Vatikan unterstützt. Alexander Haig ist in engem Kontakt mit dem Vatikan in Bezug auf Polen, um zusammen über die Gewerkschaftsbewegung den Ostblock zu untergraben. Priester und Mitarbeiter von Wohlfahrtsorganisationen bringen Geld und Material wie Faxgeräte nach Polen.
Die CIA unterstützt die Streikaktionen der Gewerkschaft. Der Direktor von Radio Free Europe und Radio Liberty, James L. Buckley meint, dass die koordinierten Streiks ohne seine Sendungen nicht möglich wären. Die Münchner Sender mit ihren rund 2000 Angestellten senden US-Propaganda in 15 Sprachen in 21 Ostblockländer.

Flavio Carboni, der in Mafiageschäfte verwickelte Besitzer von über 200 Firmen, organisierte die Reise von Roberto Calvi nach Österreich, in die Schweiz und nach London, wo dieser seine Schuldner und Gläubiger treffen will, um seine Banco Ambrosiano zu retten. Am 16.6.82 besucht Calvi den venezianischen Financier Alberto Jaimes-Berti, von dem er seinen Teil einer $2,2 Mia.-Geldwaschinvestition zurückhaben will. An diesem Deal sind vermutlich noch das Opus Dei, das IOR und José Maria Ruiz-Mateos beteiligt. Letzterer ist der Herrscher über die aus 20 Banken und 700 Firmen bestehende Holding Rumasa, die im Februar 1983 mit einer Verschuldung von 260 Mia. Peseten von der spanischen Regierung enteignet wird. Bereits 1972 gründete Jaimes-Berti für das IOR die Inecclesia in Venezuela, um Fluchtgelder des Vatikans zu verschieben. Obwohl sich Licio Gelli und Lopez de Letona, ein einflussreicher Exponent des Opus Dei, ebenfalls in London befinden, werden die $2200 Mio. nicht zurückgezogen. Laut den Vertragsbedingungen geht dies nur gemeinsam, und selbst 1994 befindet sich das unterdessen auf $4 Mia. angewachsene Guthaben noch immer auf einem Konto der Banque de Paris et des Pays-Bas in Genf.

Calvi nahm auf dem Eurodollarmarkt insgesamt $2 Mia. auf und pumpte das Geld in den Kauf von Aktien der eigenen Bank durch Tochter- und Briefkastengesellschaften und Beteiligungen an Industriefirmen. Er kaufte dank einem Schmiergeld von $200 Mio. an Rizzoli-Direktor Bruno Tassan-Din im April 1981 einen 40%-Anteil des grössten Verlagshauses Italiens, und investierte in die Versicherungsgruppe Toro und zahlreiche Regionalbanken, womit er sich neue Feinde schuf. Zudem finanziert er damit Waffengeschäfte in Südamerika, wie beispielsweise die argentinischen Waffen im Falklandkrieg, der im April 1982 mit der Besetzung der Inseln durch Argentinien begann. Über Ambrosiano und die liierte STIBAM International Transports werden seit 1977 Schiebergeschäfte der "Sicilian Connection" im Wert von mehreren Milliarden Dollar getätigt, gesteuert zuerst von Luciano Liggio, dann von Gerlando Alberti, dem Chef der Ableger der Corleonesi in Mailand. Das Hotel Karinhall bei Trient, dessen Besitzer Karl Kofler sich in der Untersuchungshaft laut dem offiziellen Bericht zuerst erhängt und dann mit dem Messer in die Brust sticht, entpuppt sich als Heroinraffinerie von Alberti.

Offenbar stand das versuchte Attentat im Mai 1981 von Mehmet Ali Agca auf Papst Johannes Paul II. in Zusammenhang mit diesen Waffen- und Drogengeschäften. Agca ist einer der Drahtzieher beim Zigarettenschmuggel in die Türkei und kontrollierte den Vertrieb in der Istanbuler Altstadt. Er brachte einen türkischen Journalisten um, der die Zusammenhänge zwischen den faschistischen Grauen Wölfen und der türkischen Mafia aufdeckte. Nach drei Monaten floh er mithilfe bestochener Polizisten nach Bulgarien, wo Marlboro seine Fabrik für die Türkei hat. Auch den Auftrag für das Papst-Attentat und die logistische Unterstützung erhält er von den Grauen Wölfen. Zu Agcas Instruktoren gehörte CIA-Agent und Bush-Freund Frank Terpil.
CIA-Direktor William Casey versucht mit fiktiven Zeugen und der Erpressung von Agca, dem bulgarischen Geheimdienst die Schuld zuzuschieben. Agca beginnt jedoch, mit Untersuchungsrichter Ferdinando Imposimato zusammenzuarbeiten und Identitäten der Mitglieder der Grauen Wölfe zu verrraten. Bush fliegt am 8.2.83 nach Rom und warnt den Papst, den Attentatsversuch weiter zu untersuchen. Da Agca seine Hintermänner verraten hat, fürchtet er um sein Leben. Man kann ihn mit einem fingierten Deal ködern: Am 22.6.83 wird Emanuela Orlandi, die 15jährige Tochter des Vatikanangestellten Ercole Orlandi, entführt. Imposimato behauptet, die DDR-Stasi habe das Mädchen entführt, um Agca freizupressen. Vermutlich gab es bereits vorher zwei gescheiterte Entführungspläne, da die Töchter des Kommandanten der päpstlichen Gendarmerie und des päpstlichen Kammerdieners nach Beschattungen in Sicherheit gebracht wurden. Im Vatikan hatte Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli aufgezeichnete telefonische Kontakte mit den Entführern, doch bis heute verweigert der Vatikan die Auskunft darüber, worum es in den Gesprächen ging. Orlandi taucht nicht mehr auf, und als Anwalt der Mutter behält Imposimato die Sache unter Kontrolle. Agca wird bereits 2000 begnadigt und in die Türkei ausgeliefert, dort aber erneut inhaftiert.

Am 2.5.81 wurde Calvi in Mailand wegen illegalem Export von Lire 26 Mia. verhaftet, aufgrund einer Untersuchung der Bank von Italien, die zweieinhalb Jahre zurücklag. Ebenfalls im Mai erfolgte die Entlarvung der Propaganda 2 von Gelli, der sich bereits im März nach einer Hausdurchsuchung ins Ausland absetzte. Gelli wurde 1981 wegen Behinderung der Justiz im Zusammenhang mit dem Bombenattentat von Bologna verurteilt. Calvi begann daraufhin, den Behörden Informationen über seine Verbindungen mit der P2 zu liefern, um das Strafmass zu vermindern. Am 20.7. wurde er zu vier Jahren Gefängnis und einer Busse von 15 Mia. Lire verurteilt. Der Vatikan liess den verurteilten Calvi daraufhin fallen, obwohl die Ambrosiano der Vatikanbank mit ihren 14 Beamten noch 1981 $20 Mio. an Zinsen und Gebühren zahlte. Paul Casimir Marcinkus war alarmiert, weil Calvi aussteigen wollte, und verlangte innerhalb eines Jahres $300 Mio., wofür Calvi als Gegenleistung eine Rückendeckung vom Vatikan verlangte, die er in Form von Patronagebriefen, gültig bis zum 30.6.82, bekam.
Dank Kautionszahlungen bis zu seinem Berufungsprozess auf freiem Fuss, wollte Calvi die Konten von Panama nach Italien zurückbringen und kaufte weitere Aktien seiner eigenen Bank, um den Bankrott zu verhindern, was aufgrund des steigenden Dollarkurses zunehmend schwierig wurde. Er suchte Schutz bei Francesco Pazienza, dem SISDE-Geheimdienstagenten mit Verbindungen zur CIA, um Ausreise-Papiere zu bekommen, da er keinen Pass mehr hatte.
Der sardische Bauunternehmer Flavio Carboni übernahm die Überwachung des zunehmend unsicheren und daher unberechenbaren Calvi. Am 25.1.82 ersuchte die Ambrosiano um Börsenkotierung, wobei Calvis Banken gleichzeitig eine Bilanz mit einer Steigerung des Nettogewinns von $85,2 Mio. auf $142,3 Mio. präsentierten, womit die Börsenkapitalisierung grösser als jene der Chase Manhattan sein sollte. Am 31.5. schätzte die Bank von Italien die Auslandverschuldung der Ambrosiano auf $1,4 Mia, worauf der Verwaltungsrat der Ambrosiano rebellierte. Weil Calvi die Zinsen der Kredite und die von Marcinkus geforderten $300 Mio. nicht zusammenbringen konnte, fühlte er sich im Stich gelassen und drohte dem Papst in einem Brief, an die Öffentlichkeit zu gehen, um die heimlichen Zahlungen von $40 Mio. an die polnische Gewerkschaft Solidarnosc bekannt zu geben. 12 Tage später wird er am 18.6.82 hängend an der Blackfriars Bridge in London gefunden, mit 10 Pfund Steinen und $16'000 in verschiedenen Währungen in den Taschen. Einige Tage später hätte der Berufungsprozess begonnen, in dem Calvi über die wahren Hintergründe der Ambrosiano-Geschäfte mit der Vatikanbank auspacken wollte.
Umgebracht wurde Calvi von Francesco Di Carlo, Chef der lokalen Mafia von Altofonte und Gefolgsmann von Toto Riina, und einem Begleiter. Die Mordentschädigung von $5 Mio. läuft über die Bank Rothschild, deren Kreditchef Jürg Heer über 2 Mia. Fluchtgelder aus Italien platziert. Heer nennt neben dem Geheimdienst die Namen Licio Gelli, Umberto Ortolani und den Rizzoli-Direktor Bruno Tassan-Din als Auftraggeber des Mordes. Der Generaldirektor der Zürcher Rothschild-Bank, Gilbert de Botton, sitzt im Verwaltungsrat der Rizzoli, muss seinen Job nach dem Skandal aber quittieren. Sein Nachfolger wird Alfred Hartmann, der im Zusammenhang mit dem BCCI-Skandal in die Schlagzeilen gerät.
Gleichzeitig mit Calvis Tod stürzt seine Privatsekretärin Graziella Corrocher aus dem vierten Stock der Ambrosiano. Auch deren Vizepräsident Roberto Rosone hätte ermordet werden sollen, aber seine Leibwächter töten den Attentäter, worauf Rosone am 22.6. behauptet, Calvi hätte seine Ermordung angeordnet.
Erzbischof Marcinkus tritt am 27.6. aus dem Verwaltungsrat der Ambrosiano-Bahamas zurück, nachdem das IOR bereits am Tag vor Calvis Ermordung jede Verantwortung für den Zusammenbruch der Ambrosiano ablehnte. Am 13.7. ernennt der Vatikan einen Rat der Weisen: Joseph Brennan, ehemaliger Chef der New Yorker Emigrant Savings Bank, Carlo Cerutti, Vizepräsident der staatlichen Telefongesellschaft Italiens und Philippe de Weck, ehemaliger Verwaltungsratspräsident der Schweizerischen Bankgesellschaft, sollen die Verbindungen des IOR mit der Ambrosiano untersuchen. Marcinkus und zwei andere Chefbeamte des IOR schicken das Schreiben der Mailänder Untersuchungsbehörden ungeöffnet zurück und verlangen die Einhaltung der diplomatischen Wege. Marcinkus wird von der Staatsanwaltschaft Mailands angeklagt, erscheint aber nie vor Gericht, sondern geht einige Jahre später nach Arizona.

40'000 Aktionäre und Hunderte von Gläubigern erleiden durch den Zusammenbruch der Ambrosiano grosse Verluste, da Calvi dank den Garantien des Vatikans bei 250 Bankhäusern $1,4 Mia. Schulden anhäufen konnte. Die Vatikanbank bezahlt Gläubigern der Ambrosiano einen freiwilligen Beitrag von $241 Mio., kein Schuldbekenntnis, wie betont wird. Erstmals in der Geschichte der Katholischen Kirche stehen im November 1982 die Finanzen auf der Traktandenliste einer Plenarsitzung, wobei Johannes Paul II. die "ganze Wahrheit" über das IOR fordert, das dem Vatikan $100 Mio. jährlich einbringt. Neben dem Heiligen Vater kennen nur Staatssekretär Kardinal Agostino Casaroli und IOR-Präsident Erzbischof Marcinkus die wahren Finanzen. Der Wunsch nach Wahrheit verpufft schnell wieder, und die Forderungen nach Aufklärung und Reformen werden dank dem konzentrierten Blick nach oben mit apostolischem Schweigen quittiert. Der Herrscher der letzten absoluten Monarchie auf der Welt stellt sich bei seinem Sizilienbesuch im November 1983 gegen die Kleriker, die im Anschluss an die breite Volksempörung die Mafiosi exkommunizieren wollen, womit die höchste moralische Autorität in Italien die Mafia öffentlich unterstützt.

Der Vatikan ist Mitinhaber der grössten Banken (Morgan, Chase Manhattan, Rothschild), Ölfirmen (Shell, Gulf), Waffenproduzenten (General Electrics) Fluggesellschaften (TWA) und Luxushotels (Watergate Hotel) in den USA. Offiziell lebt der Vatikan vom Draufzahlen: 1980 schliesst die Bilanz der ordentlichen Vermögensverwaltung (die ausserordentliche bleibt geheim) mit einem Defizit von $46 Mio, was ebenfalls gefälscht ist. Die $70 Mio.-Ausgaben des Vatikans können allein mit den jährlichen Geschenken und Spenden über $60 Mio. und den $25 Mio.- Einnahmen aus den Immobilien-Holdings locker gedeckt werden. Andere Einkünfte werden nicht "ordentlich" bilanziert. Die für 1981 erstmals veröffentlichte Bilanz nennt Ausgaben von 94,6 Mia. Lire (=SFr. 140 Mio.) und Einnahmen von 99,3 Mia. Lire (=SFr.150 Mio.). Das Vermögen des Vatikans wächst schätzungsweise um SFr.1 Mia. pro Jahr.

Der Ambrosiano/P2-Skandal fordert trotz der erstaunlich lange erfolgreichen Unterdrückung weitere Opfer. Die Chefs der Geheimdienste, Gulio Grassini und Santo Vito, werden beurlaubt, und der Geheimdienst-Koordinator Walter Pelosi, der Gelli als Mitarbeiter angeworben hatte, tritt von sich aus zurück. Gelli wird in Genf verhaftet, als er mit einem gefälschten Pass Gelder der südamerikanischen Banco Ambrosiano abheben will. Auch Flavio Carboni wird von der Schweizer Polizei verhaftet und, im Gegensatz zu Gelli, ausgeliefert. Carboni verkauft Calvis Aktentasche mit den Dokumenten, mit welchen der Bankier Gottes den Papst erpressen wollte, 1986 an Bischof Paolo Hnilica für DM 21 Mio. und erwähnt dabei explizit die Ermordung Calvis. Michele Sindona wurde inzwischen in den USA zu 25 Jahren Gefängnis wegen Betrugs verurteilt, und die italienischen Behörden haben die Wäsche von Drogen- und Erpressungsgeldern der Mafia nachgewiesen. Sie verurteilen Sindona am 16.3.86 zu lebenslanger Haft, obwohl er gedroht hatte, die wirklich Schuldigen zu nennen. Er wird deshalb von der Mafia schon 2 Tage später im Gefängnis mit Zyankali im Espresso vergiftet.

Die Verfilzung von Mafia, Politik, Geheimdiensten, Wirtschaft und Vatikan, besonders auch der als Partitocrazia bezeichneten Dominanz der Staatsholdings führt zur immensen Verschuldung Italiens, die 1992 SFr.1800 Mia. erreicht. Rund 40'000 staatliche Gesellschaften, die grössten sind ENI und IRI, dominieren, exploitieren und korrumpieren das gesamte Land. ENI-Chef Giorgo Mazzanti wollte 1979 aus der saudischen Petromin SFr. 100 Mio. für Licio Gelli schöpfen, was auch zum Kauf von Rizzoli hätte verwendet werden sollen. Finanzminister Di Donna machte für Roberto Calvi ein Darlehen der ENI von $150 Mio. locker, wovon er $7 Mio. (vielleicht sogar $21 Mio.) Provision zurückbehielt, über die Bettino Craxi 1993 stolpert. Gabriele Cagliari verteilt während seiner Herrschaft von 1989 und 1993 über das 320 Firmen und 120'000 Angestellte umfassende Konglomerat etwa je SFr. 40 Mio. an die Democrazia Cristiana und die Sozialisten, und etwa SFr. 20 Mio. an die übrigen Parteien. Dank SISDE-Agent und P2-Ordensritter Bruno Contrada, Polizeichef Vincenzo Parisi und Untersuchungsrichter Mimmo Signorino können sich Bosse wie Michele Greco, Rosario "Don Saro" Riccobono, oder Toto Riina (dieser während über 23 Jahren) den Verhaftungen entziehen und werden Ermordungen wie diejenigen des Polizeichefs Ninni Cassara, des Polizeipräfekten General Carlo Alberto Dalla Chiesa am 3.9.82 oder der Richter Giovanni Falcone am 23.5.92 und Paolo Borsellino am 19.7.92 erfolgreich geplant. Giulio Andreotti trifft Riina, der seinen Konkurrenten Riccobono 1982 persönlich umbringt, im Frühjahr 1987 in der Wohnung des mafiösen Steuereintreibers Ignazio Salvo. Der SISDE-Chef von Genua, Augusto Maria Citanna, und der oberste Chef Domenico Salazar arbeiten bei Bombenattentaten, die über Geheimfonds in San Marino finanziert werden, auch mit der Camorra zusammen.
Die CIA leitet den selbstinszenierten Kampf von Italiens politischer Polizei DIGOS, der paramilitärischen Carabinieri, einer NATO-Sondertruppe sowie des deutschen BKA gegen den Terrorismus der Roten Brigaden und der Prima Liniea, wozu 60'000 Razzien durchgeführt werden. Dabei behaupten angeblich die "Verräter" Peci und Buonavita, die Terroristen würden von der PLO mit Waffen versorgt.

Quellen: Uesseler/ Saupe: 30-37, Meurice, Blondiau/ Gümpel, Raith: 111-118, David: 19, Knopp/ Remy/ Dehnhardt, Blondiau/ Sieker, Gurwin: 55-60, Schellenbaum (1982), Graf, Hafner/ Taylan, Musso, Kleinjung.


Oktober 1983 Invasion in Grenada top

Der erste Premierminister von Grenada, Eric M. Gairy, entwickelte sich zum Diktator, freundete sich mit dem chilenischen Diktator Augusto Pinochet an und liess sich von den Regierungen in Washington und London finanzieren. Dagegen formierte sich Anfang der 70er Jahre die New JEWEL Movement. Am 21.1.74 wurde Bishops Vater, ein Aktivist der Befreiungsbewegung, bei einer Demonstration mit vielen Schülern erschossen. Gairy liess Zeitungen verbieten und Widersacher mit Schlägertrupps ausschalten, was zur "People´s Revolution" unter Führung von Maurice Bishop 13.3.79 führte.
Grenada nahm unter Bishop diplomatische Beziehungen mit Kuba auf und plante Sozialreformen. Kubaner wurden damit beauftragt, einen Flughafen zur Entwicklung des Tourismus zu bauen. Obwohl dieser unter der Leitung einer englischen Firma gebaut wurde, sprachen die Amerikaner von strategischer Planung der Kubaner. Das Inselchen mit seinen rund 90'000 Einwohnern ist nur 340 Quadratkilometer gross, liegt aber direkt vor der erdölreichen venezolanischen Küste. Obwohl Bishop keine sozialistischen Ambitionen hat, bezeichnete das State Department ihn als "Handlanger" Havannas und verunmöglichte internationale Kredite. Bishops Gegner versuchten, seine Regierung mit Terroranschlägen zu destabilisieren. Im Juni 1980 explodierte bei einer Veranstaltung des Jewel Movement im Queens-Park eine Bombe, wobei drei junge Frauen ums Leben kamen.
Ende August 1983 hielten 35 US-Kriegsschiffe in der Karibik ein Manöver ab. Die CIA unterstützte den parteiinternen Gegner Bernhard Coard. Am 19.10.83 wird der Premierminister auf dessen Veranlassung vom Zentralkomitee seiner eigenen Partei unter Hausarrest gestellt, was zu Streiks und Protesten führt. In der Kaserne Fort Rupert wird Bishop auf Befehl Coards mit fünfzehn seiner Vertrauten, fast der gesamten Regierung, exekutiert.
Nach der Ermordung Bishops bombardieren US-Truppen drei Tage lang die Insel, worauf 7300 US-Marineinfanteristen, Army-Ranger und Fallschirmjäger einmarschieren, weil das Leben der dort wohnenden 600 US-Bürger in Gefahr sei. Die grenadische Armee besteht aus gerade mal 800 Soldaten, die keinen Widerstand leisten. Ohne das formelle Staatsoberhaupt, die englische Königin, zu konsultieren, haben die USA zwei Wochen zuvor das militärische Einschreiten geplant, wie der US-Botschafter in Paris in einem Fernsehinterview ausplauderte. 135 Amerikaner werden getötet oder verwundet, 400 Menschen aus Grenada und 84 Kubaner, hauptsächlich Arbeiter, werden getötet. US-Präsident Ronald Reagan erklärt: "Gerade noch rechtzeitig haben wir die kubanische Okkupation Grenadas verhindert". Kaum jemand protestiert, dass die US-Militärs offen die Menschenrechte verletzen. Die verhafteten ZK-Mitglieder werden in geheimen Verhörzentren so lange "hart behandelt", bis sie "Geständnisse" wegen Mordes an Premierminister Bishop unterschreiben. Sie werden von einem Sondergericht zum Tod verurteilt, dann zu lebenslanger Haft begnadigt, und sitzen nach zwanzig Jahren immer noch ohne schriftliches Urteil im Gefängnis. Im April 1989 gibt die Regierung eine Liste von mehr als 80 Büchern heraus, deren Import verboten wird. Vier Monate später suspendiert der Ministerpräsident das Parlament, um der Bedrohung eines ablehnenden Votums des Parlaments zuvorzukommen.

Quellen: CIA-Info: 15f, Russel (2000), O'Shaughnessy, Richter, Karel (3), Golub (2003a), Weber (2003), Giefer/ Giefer.


November 1983 Beinahe-Atomkrieg top

Die Grenada-Invasion verstärkt die Panik bei den Sowjets vor einem Atomangriff der USA. Seit Ronald Reagan an der Macht ist und mit seiner Rhetorik des ‚Reichs des Bösen' und einer massiven Aufrüstung bei den Atomwaffen mit dem Säbel rasselt, verdichtet sich bei den Russen zunehmend der Eindruck, die Amerikaner planten den 3. Weltkrieg. Reagan strebt mit dem SDI-Projekt die militärische Vorherrschaft im Weltraum an und verschärft mit der Stationierung von Pershing II-Raketen in Deutschland den Kalten Krieg. Bereits im August kam es aufgrund der russischen Paranoia zu einem tragischen Zwischenfall. Nachdem die Amerikaner öfters mit Spionageflugzeugen in den russischen Luftraum eindrangen, schossen die sowjetischen Abfangjäger ein vermeintliches Spionageflugzeug ab, das aber eine koreanische Passagiermaschine mit 269 Menschen an Bord war, die vom Kurs abgekommen war und nicht sofort auf die Zeichen reagierte.
Quellen: Chancellor.

Dezember 1984 Bildung und Bhopal top

1984 treten die USA aus der UNESCO (United Nations Education, Science and Culture Organization) aus, die am 16.11.1945 beschlossen und am 4.11.1946 umgesetzt wurde. 1948 wurde das Ziel beschlossen, weltweit die allgemeine Grundschulpflicht einzuführen, was auch nach 40 Jahren nicht verwirklicht war. 1972 implementierte die UNESCO ein erfolgreiches Programm zur Erhaltung des Weltkulturerbes. In den 70er Jahren verlangten die Entwicklungsländer besseren Zugang zu Informationen, und der Bericht von Sean McBride 1980 forderte eine Demokratisierung der kommerzialisierten und monopolisierten Medien. Die USA bezeichnen diesen Wunsch nach einer neuen Informationsordnung als kommunistischen Angriff auf die Pressefreiheit. Kurz darauf kündigen auch Grossbritannien (1985) und Singapur (1986) ihre Mitgliedschaft, was der Organisation den Todesstoss verleiht. Auch nachdem die USA der UNESCO 2003 wieder beitreten, bleibt sie ein Papiertiger. Mit einem Budget von $ 1 Mia., was etwa der Hälfte der Universität von Toronto entspricht, werden 2005/06 die 2500 Beschäftigten im Hauptsitz in Paris und den 53 Filialen in aller Welt und zahlreiche Experten von 330 anerkannten NGO bezahlt. 2010 gehen noch immer 104 Mio. Kinder nicht zur Schule, und 861 Mio. Erwachsene sind Analphabeten.

1984 wird die ‚School of the Americas', die Kaderschule der Todesschwadronen, von nach Fort Benning in Georgia verlegt, wo bis 1990 53'000 Offiziere aus 18 lateinamerikanischen Ländern trainiert werden. Nur gute Absolventen der jeweiligen Militärschulen werden in die Kurse aufgenommen und in das soziale Netz der Offiziere eingebunden, was den Aufstieg in die Elite und einen amerikanischen Lebensstil ermöglicht. Zu den Absolventen gehören 39 Kabinettsmitglieder, 10 Staatsoberhäupter, von denen (wie beispielsweise der panamaische Diktator Manuel Noriega) kein einziger vom Volk gewählt wurde, und rund 100 Stabschefs (wie der honduranische General Gustavo Alvarez Martinez, der auch die Elimination der Kinder von "Rebellen" anordnete).
Neben der ‚School of the Americas' und der Polizeiakademie gibt es mindestens fünf weitere spanischsprachige US-Militärakademien in Lateinamerika. Zudem gibt es ‚Special Forces Mobile Training Teams' mit US-Instrukteuren in verschiedenen Ländern vor Ort. Insgesamt werden jährlich 100'000 Soldaten von den Amerikanern ausgebildet. Die militärische Kontrolle in Lateinamerika wird vor allem von Puerto Rico und Honduras aus gesteuert, zwei von insgesamt 725 US-Militärbasen (mit Trainingslagern, Geheimgefängnissen, Waffenlagern) in allen Kontinenten, die die militärische Weltherrschaft der USA begründen.

Die amerikanische Firma Union Carbide verursacht die grösste Chemiekatastrophe in der Geschichte in Indien: 42 Tonnen Methylisocynat breiten sich nach der Explosion des Lagertanks E610 am 3.12.84 über der Stadt Bhopal aus. Die Anlage wurde unzureichend gewartet, und der Tank erhielt das Doppelte der erlaubten Lagermenge. Seit 1982 schrieb das Unternehmen rote Zahlen, weshalb viele qualifizierte Arbeiter entlassen wurden, was zu Sicherheitsproblemen führte: Zwischen 1981 und 1983 gab es fünf Lecks, einen Toten und 47 Verletzte.
578'000 Menschen werden Opfer des Giftgases: 20'000 Menschen sterben qualvoll, und 120'000 Überlebende haben chronische Krankheiten und Handicaps wie Gehirn- und Nierenschäden oder Blindheit. Das Trink- und Grundwasser, von dem 20'000 Menschen jeden Tag trinken, ist für Jahrzehnte vergiftet. Proben ergeben bei den Schwermetallen Zink, Kupfer, Blei, Nickel und Quecksilber eine bis zu sechsmillionenfach erhöhte Konzentration. Am 7.5.2004 verfügt das Obertse Gericht, dass die Betroffenen mit sauberem Trinkwasser versorgt werden müssen, was nur ungenügend funktioniert. Auf dem stillgelegten Gelände befinden sich noch immer 5000 Tonnen giftige Chemikalien.
1985 handelt Union Carbide mit der indischen Regierung, die $3 Mia. Entschädigung fordert, in einem aussergerichtlichen Vergleich eine Zahlung von $470 Mio. aus. 1987 entscheidet ein US-Gericht, Union Carbide sei nicht direkt verantwortlich für ihre indische Tochterfirma Union Carbide India Limited, obwohl sie die Aktienmehrheit von 50,09% hält (22% gehören dem indischen Staat und der Rest verteilt sich auf 23'500 Privatanleger). Konzernchef Warren B. Anderson versteckt sich nach einer Kautionszahlung von $2100 auf seinem Zweitwohnsitz in Long Island und wird von den US-Behörden in Ruhe gelassen. 1989 zahlt die Firma den verreinbarten Vergleich, worauf etwa die Hälfte der Opfer 25'000 Rupien (= €715) und Familien, die einen Angehörigen verloren haben, zwischen 50'000 und 100'000 Rupien erhalten. Aber 20 Jahre nach dem Unfall sind trotz der lächerlichen Summe noch nicht alle Opfer entschädigt. Sammelklagen interessieren die amerikanischen Juristen offenbar nur, wenn die Opfer Amerikaner oder Juden sind.
Im August kauft Dow Chemical die Mutterfirma Union Carbide für $9,3 Mia., weshalb die Tochter als juristisch haftbare Person nicht mehr existiert. 2010 werden einige der lokalen Verantwortlichen zu Gefängnisstrafen bis zwei Jahren verurteilt, aber Anderson hat sich in Indien nicht blicken lassen.

Die Deregulierung und Privatisierung führen zur Diversifikation der Industrie und zu unermesslichen Reichtum auf der einen Seite und zu bitterster Armut und Hunger auf der anderen. Hat der Inder 1991 im Durchschnitt 531 Gramm Getreide pro Tag zur Verfügung, sind es 2005 nur noch 437 Gramm.

Quellen: Djian, Ramonet (2000), Fuchs, Egger, Hostettler, Bailly.

1985 Sudan und Japan top

Reagan will die üblichen Informationslecks stopfen, indem die CIA alle Mitarbeiter des Weissen Hauses einem Lügendetektortest unterzieht, was George Shultz verweigert. Er wird deshalb fallengelassen.

Im März 1985 fliegt George Bush in Begleitung der Televangelisten Pat Robertson und Jerry Falwell in den Sudan, um den Sturz des sozialistischen Präsidenten Jaafar Nimiery zu organisieren. Falwell organisierte 1979 die fundamentalistische Moral Majority, die einen erheblichen Einfluss in der Republikanischen Partei erlangt. Der Mossad plant in Zusammenhang mit diesem Sturz die Operation MOSES, die Tausende von äthiopischen Juden vom Sudan nach Israel bringt. Während Nimiery in den USA weilt, sollen CIA-unterstützte junge Militärs einen Staatsstreich durchführen. Aber weil sie zu lange zögern, ergreift General Abdul Rahman Swareddahab am 6.4.85 die Macht.

1985 erreicht die Reagan-Administration mit dem Plaza-Abkommen, das sie den ostasiatischen Verbündeten aufdrängt, indirekt eine Aufwertung des Yen um 50%. Damit erhoffen sich die USA eine Ankurbelung der eigenen Exportindustrie durch die Schwächung der japanischen Industrie. Aber die Wirkung ist völlig unerwartet: Die Aufwertung des Yen macht Japan auf einen Schlag zum weltweit grössten Gläubiger und zwingt die japanische Industrie, ihre Produktion in die umliegenden Länder zu verlagern.

Quellen: O'Shaughnessy, Richter, Karel (3), Tarpley/ Chaitkin: 413f, Golub (2003a), Weber (2003).


1986 Der New Yorker Mafia-Prozess top

Nach dem Krebstod von Aniello Dellacroce, Verbündeter von John Gotti und Stellverteter von Paul Castellano, wurde Thomas Bilotti am 2.12.85 sein Nachfolger. Zwei Wochen später wurden Castellano und Bilotti vor dem Sparks Steak House in Manhattan erschossen, und John Gotti übernimmt die Macht der Gambino-Familie. Gotti, dessen neuer Sotocapo Frank De Cicco ist, wird schon bald in einem speziellen Prozess verurteilt.

Im New Yorker Mafia-Prozess werden der Chef der Genovese-Familie Anthony Salerno (75), der Boss der Colombo-Familie Carmine Persico (53), der Kopf der Lucchese-Familie Anthony Corallo (73), und Anthony Indelicato, Chef der Familie des seit 1980 im Gefängnis sitzenden Joseph Bonanno, verurteilt.

Die italienischen Familien verlieren daraufhin an Einfluss in Politik und in den Gewerkschaften. Die Gewerkschaften selbst verlieren dauernd Mitglieder, nur 18 % der meist hispanischen oder schwarzen Bauarbeiter sind Ende der 80er Jahre beispielsweise noch organisiert. Die Hotel and Restaurant Employees Union wurde durch Untersuchungen von Senator Sam Nunn von 1982-1984 von Mafiakontrollen gesäubert.
Aber die Mafia hat riesige Summen in legale Geschäfte investiert. Fortune, bekannt für seine jährliche Liste der 500 reichsten US-Firmen, veröffentlicht am 10.11.86 eine Liste der 50 wichtigsten Bosse. Die drei mächtigsten sollen Anthony "Fat Tony" Salerno, der den gesamten Bausektor in New York kontrolliert, Anthony "Big Tuna" Accardo von Chicago und Anthony "Tony Ducks" Corallo von New York sein. Trotz der beträchtlichen Untersuchungsmittel ist Fortune nicht in der Lage, Umsatz, Vermögen oder Einkommen der Mafiosi angeben zu können. Das FBI vermutet, dass der jährliche Umsatz der Mafia $200 Mia. beträgt. Nur 24 der 50 erwähnten Bosse sind nicht angeklagt oder verurteilt, und bloss 15 davon sind unter 70 Jahre alt.
Die Mafia bleibt aber die stärkste Gruppe der Unterwelt, unter anderem auch, weil gutausgebildete Mitglieder wie Sal Testa in Philadelphia, Vincest Ferrera in Boston, Michael Frenze oder Greg Scarpa der Colombo-Familie die Führung übernehmen.

Aufgrund des durch die Verurteilungen entstandenen Machtvakuums gewinnen mexikanische kriminelle Gruppen und vietnamesische Exilgruppen in New York an Bedeutung. Unter General Nguyen Cao Ky, dem ehemaligen Vizepräsidenten Südvietnams, entwickelte sich dank Drogenhandel, Kreditwucher und anderen einträglichen Geschäften eine vietnamesische Mafia in den USA.

Quellen: Johnson/ Goldberg, Delorme: 7f, Meurice.


Februar 1986 Der Mord an Olof Palme top

Freimaurer George Bush hat Beziehungen zur Propagande Due und zum Komitee Montecarlo. Laut Francesco Pazienza wurde Bush von Licio Gelli sogar zum Ehrenmitglied der P2 ernannt. Am 25.2.86 befindet sich Gelli in Brasilien, von wo er dem ehemaligen RNC-Mitglied Philip Guarino eine Botschaft zukommen liess mit der Bitte, George Bush mitzuteilen, dass "der schwedische Baum fallen werde."

Drei Tage später wird der schwedische Premierminister Olof Palme von Christer Pettersson ermordet. Die von Polizeichef Hans Holmer gegründete rechtsextreme ‚Baseball-Liga' ist am Mord beteiligt. Holmer übernimmt die Fahndung und damit die Vertuschung der Beteiligung der Polizei am Mord, den er der kurdischen Arbeiterpartei PKK in die Schuhe zu schieben versucht. Von 1970 bis 1976 war Holmer Chef der Sicherheitspolizei SÄPO, die mit den rechtsextremen Flügeln der südafrikanischen, israelischen und amerikanischen Geheimdienste zusammenarbeitet. Auch der zweite schwedische Geheimdienst IB (später SSI) unter Carl Gustav Birger Elmer kooperiert mit CIA, MI6, BND, Shin Beth, SDECE und dem dänischen und dem norwegischen Geheimdienst.

1972 verglich Palme die US-Bombardierung Hanois mit den Nazi-Massakern woraus die USA die diplomatischen Beziehungen zu Schweden abbrachen. Der schwedische Premier war auch über die Waffenlieferungen schwedischer Waffenfirmen an Khomeini (im Rahmen der Iran-Contra-Deals) auf dem Laufenden. Er anerkannte den südafrikanischen ANC und weigerte sich, das COCOM-Abkommen (Coordinating Commitee for Multilateral Export Control) zu unterzeichnen, mit dem die USA den Import und Export von Hochtechnologie regeln. Die Aufhebung des Embargos gegen die schwedische Rüstungsindustrie ist an dieses Abkommen gebunden, das drei Monate nach dem Mord an Palme unterzeichnet wird. Nachdem Palmes Witwe den Mörder in einer Gegenüberstellung zweifelsfrei identifiziert, wird Pettersson im Juli 1989 zu lebenslanger Haft verurteilt, kommt aber bereits fünf Monate wegen Mangel an Beweisen später wieder frei, obwohl er die Tat selbst zugegeben hat. Er stirbt im September 2004 im Alter von 57 Jahren. Zwei Jahre später meldet sich seine Geliebte, der er den Mord gestanden hat.

Nach CIA- und Mossad-Agent Richard Brenneke zahlt die CIA der P2-Loge $10 Mio. monatlich für Waffen- und Drogenschmuggel. Nach Bekanntwerden dieser Verbindungen am 2.7.90 beauftragt der italienische Präsident Francesco Cossiga den Premierminister Giulio Andreotti, eine Untersuchung durchzuführen, die natürlich keine Zusammenhänge feststellen kann.
Die italienische Mafia führt ihre Expansion in die Hochfinanz fort. Nachdem die Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino das FBI vor dieser Expansion warnen und die Kooperation an den Politikern vorbei intensivieren wollen, werden sie 1992 umgebracht.
Am Ende des Jahrhunderts stammen rund SFr. 250 Mia. und damit 15% des Bruttosozialprodukts aus Investitionen der Mafia, die 20% der Industrieunternehmen kontrolliert. Rund SFr. 700 Mio. versickert an Subventionen der EU bei der Mafia, und die politische Korruption hat sich längst internationalisiert. Weltweit wird der Jahresumsatz des organisierten Verbrechens von der Weltbank auf $1,5 Bia. geschätzt.

Quellen: Tarpley/ Chaitkin: 345f, 413, C.E.D.R.I., Nagel/Knapp.


Februar 1986 Marcos top

Am 25.2.86 wird der vom Westen hofierte philippinische Diktator Ferdinand Marcos gestürzt.
Auf den Philippinen begann 1972 die von Nur Misauri 1969 gegründete Nationale Befreiungsbewegung der Moros (MNFL) den Befreiungskampf gegen die Zentralregierung, nachdem am 18.3.68 ein Massaker an 20 jungen muslimischen Rekruten durch ihre Offiziere stattgefunden hatte- andere Quellen sprechen von 64 bis über 100 Toten. Die Rekruten hatten sich geweigert, im ostmalaysischen Bundesstaates Sabah einzumarschieren, auf den Manila Anspruch erhob. Die von den Spaniern als Moros bezeichnete südliche Bevölkerung leistet seit 400 Jahren Widerstand gegen die spanische und amerikanische Kolonialherrschaft. Die Philippinen waren von 1521 bis 1898 spanischer und nach dem spanisch-amerikanischen Krieg, bei dessen Ende die philippinische Unabhängigkeitsbewegung durch die US-Soldaten brutal niedergeschlagen wurde, bis 1946 amerikanischer Besitz.
Diktator Ferdinando Marcos bezeichnet die Moros neben den Kommunisten als die grösste Gefahr für die Philippinen und setzt alle militärischen Mittel, die ihm die USA zur Verfügung stellen, gegen diese "doppelte Bedrohung" ein. Muammar al-Gaddafi und Malaysia unterstützen im Gegenzug den Guerillakampf der Moros. Während dem schrecklichen Abnutzungskrieg, in dem die Nationalarmee zahllose Gräuel gegen die Bevölkerung begeht, werden grosse Teile der Inseln im Süden nahezu entvölkert.
Die Nationale Demokratische Front der Philippinen (NDFP) und die kommunistische Neue Volksarmee (NPA) kämpfen gegen die Diktatur. Nachfolgerin von Marcos wird Corazon Aquino, die die NDFP zu Gesprächen einlädt und die Verabschiedung einer Revolutionsverfassung erwägt. Nach einem Jahr gelingt es einer Allianz aus Militär, Wirtschaft und konservativen Politikern, Aquino zu stürzen.
1998 wird unter der Schirmherrschaft des indonesischen Präsidenten Suharto ein Friedensvertrag unterzeichnet, wobei die islamistische Fraktion der Moros, die sich unter Führung von Hashim Salamat 1984 als MILF abgespaltete, weiterkämpft.
Unter Gloria Macapagal-Arroyo (Januar 2001-Juni 2010) werden die Verhandlungen abgebrochen und Gewerkschaften und Oppositionelle unterdrückt. 1200 vorwiegend linke Aktivisten, Bauern- und Arbeiterführer, GewerkschafterInnen und Medienleute werden Opfer 'aussergerichtlicher Hinrichtungen'. Unter Benigno Aquino werden die Verhandlungen 2010 wieder aufgenommen, ), aber innerhalb von zwei Jahren werden über 100 Personen umgebracht, denn die alten Schlächter sitzen immer noch an den Schalthebeln der Macht. Der 88jährige ehemalige Verteidigungsminister Juan Ponce Enrile ist gegenwärtig Präsident des Senats, in dem Ferdinand "Bongbong" Marcos junior und Imelda Romuáldez Marcos sitzen. In der Heimatprovinz ihres verstorbenen Mannes regiert die älteste Tochter Imee.

Dezember 1986 Iran-Contra-Skandal top

Am 5.10.86 stürzte das mit Waffen für die Contras vollgepackte Southern Air Transport-Flugzeug von Eugene Hasenfus in Nicaragua ab, womit die CIA-Unterstützung der Contras offensichtlich wurde. Der mit dem Fallschirm abgesprungene Hasenfus denunzierte Max Gomez alias Felix Rodriguez als Kopf eines Netzes zur Unterstützung der Contras, worauf der Name des Vizepräsidenten George Bush schon bald auftauchte. Obwohl Justizminister Edwin Meese eine Untersuchung aus nationalen Sicherheitsgründen verhindert, fliegt die Iran-Contra-Story nach dem Treffen von Ronald Reagan mit Michail Gorbatschow in Reykjavik, wo die beiden Staatschefs das erste Mal über Abrüstung diskutieren, auf. Die libanesische Zeitung Al Chiraa veröffentlicht, dass die amerikanische Geisel David Jacobsen nach einem geheimen Besuch von Robert McFarlane im Iran freigelassen worden sei. Reagan ist zwar eingeweiht, kapiert aber nicht, warum seine Umwelt einen Zusammenhang zwischen den Waffenlieferungen an den Iran, der Freilassung der amerikanischen Geiseln und der Unterstützung der Contra-Rebellen in Nicaragua vermutet.

Die Mitarbeiter schreiben für Reagan Kärtchen zum Ablesen, damit der Präsident sich nicht verplaudert. Da die First Lady Nancy die Astrologin befragte, die ein schlechtes Zeichen sah, weigerte sich Reagan angeblich lange, überhaupt Stellung zum Skandal zu nehmen. Als er dann schliesslich den "Fehler" zugibt, folgen keine Konsequenzen. Peinlich ist vor allem der Widerspruch von Reagans und Bushs propagiertem Krieg gegen die Drogen und die gleichzeitige Finanzierung der Contra-Guerillas durch Drogen.
George Bush rühmt sich im Wahlkampf trotzdem mit der Schaffung der South Florida Task Force (1982), des National Narcotics Border Interdiction System (1983), der Operation Alliance (1986) und anderen Aktionen. Als DEA-Chef Francis Mullen seine Aussagen als spekulativ kritisiert, wird er sofort entlassen. Während Vizepräsident Bush Vorsitzender der Kontrollbehörde National Narcotics Interdiction System ist, verdreifacht sich die in die USA geschmuggelte Menge von Kokain. Bush bewies seine rhetorischen Fähigkeiten beispielsweise auch bei seinem Lob für die Drogenbekämpfung von Zia ul-Haq, obwohl er weiss, dass dessen Geheimdienst Inter-Service Intelligence den Heroinhandel mit Afghanistan im grossen Stil betreibt, und massgeblich dazu beiträgt, Zias Regime an der Macht zu halten. Die Gewinne aus dem Heroinhandel werden in den 90er Jahren zwischen $100 und 200 Mia. veranschlagt. Pakistan bezahlt dafür in den 90er Jahren mit einer Drogenepidemie, wobei die Regierung im Jahr 2001 von 4 Mio. Heroinsüchtigen spricht. Im Iran sollen 2,8% der Bevölkerung heroinsüchtig sein.

Bush ist seit spätestens 1974 mit Don Aronow befreundet, von dem er das Speedboot Fidelity kauft. Aronow ist ein Marihuana-Schmuggler und Geldwäscher, der für Genoveses Purple Gang und Meyer Lansky arbeitete, und Beziehungen pflegt zu König Hussein von Jordanien, König Juan Carlos von Spanien, Fürst Rainier von Monaco, Lansky-Erbe Alvin Malnik und anderen erlauchten Figuren. Bush organisierte selbst den Verkauf von Blue Thunders-Booten seines Freundes an den US Customs Service, die sich dann als ungeeignet herausstellen. Produziert wurden die Blue Thunders durch die Super Chief South Company von Jack J. Kramer, der eine Nichte von Meyer Lansky heiratete und 1990 mit seinem Sohn Ben wegen Geldwäscherei verurteilt wird. Ben Kramer wird 1989 wegen Schmuggels von 500'000 Pfund Marihuana verurteilt. Aronow wird am 3.2.87 ermordet, nachdem er am selben Tag mehrmals den Vizepräsidenten anrief. Laut Lilian Aronow erklärt ihr Bush, dass ehemalige CIA-Leute dahinter steckten. Laut Tommy Teagle waren Aronow und Jeb Bush Partner im Kokainhandel und schuldeten ihren Lieferanten in Kolumbien $2,5 Mio. Teagle ändert aber kurz darauf seine von Dr. Robert Magoon bestätigten Aussagen.

Das eingesetzte Untersuchungskomitee kann den Iran-Contra-Skandal kanalisieren und die Schuld dem NSC-Mitglied Oliver North anhängen. Vor allem die vom Komitee zurechtgestutzten Zeugenaussagen von James Radzimski hätten Reagans Sturz bedeuten können. Trotz des Skandals werden die Verbindungen der US-Regierung zu den Drogenhändlern in der Karibik nicht bekannt und nicht gekappt.

Unmittelbar nach Reagans Machtübernahme baute CIA-Direktor William Casey in Honduras und Costa Rica die Söldnerarmee gegen die siegreichen Sandinisten in Nicaragua weiter aus. Zusammen mit den Akteuren des Kokain-Coup, dem argentinischen General Roberto Viola und dem Generalstabschef Alvaro Martínez beschloss Casey, die Resten von Somozas Nationalgarde als "Nicaraguan Democratic Force" zu trainieren. Ursprünglich plante General Barry McCaffrey eine Invasion Nicaraguas, was der Generalstab jedoch als unsinnig abtat. 1983 baute das Pentagon die Militärbasis El Aguante in Honduras als logistische Basis im Krieg gegen Nicaragua (29'000 Tote und ebensoviele Verletzte) und El Salvadors Opposition (75'000 Tote). Da auf der Basis Massengräber gefunden werden, verlangt Honduras am 19.6.2001 von den USA, dass die geheimgehaltenen Aktivitäten aufgedeckt werden.

Justizminister William French Smith befreite die CIA von der Pflicht, Verstösse gegen das Drogengesetz zu melden, und Vizepräsident George Bush übernahm als ehemaliger CIA-Direktor die Supervision aller Geheimdienstaktivitäten, was er natürlich später vollumfänglich abstreitet. Die CIA wendet militärische und ökonomische Terrormethoden wie die Verminung der Häfen und das Abbrennen der Ernten an. Contra-Söldner in Guatemala und Honduras unter dem Befehl von 48 Kommandanten, von denen 46 ehemalige Offiziere von Somozas Nationalgarde sind, werden über die CIA finanziert mit Geldern, die aus Waffenverkäufen an den Iran und Afghanistan und dem Drogenhandel stammen und unter anderem von der BCCI gewaschen wurden.

Die 1972 von Hassan Agha Abedi in Karachi gegründete Bank of Credit and Commerce International ist die siebtgrösste Privatbank der Welt mit 400 Niederlassungen in 73 Ländern und führt Konten für verdeckte Operationen der CIA, des FBI, der DEA und arbeitet eng mit der Mafia zusammen, wobei eine geheime Abteilung von 1500 Mitarbeitern in Karachi das Zentrum der Betrügereien bildet. Im siebenköpfigen Verwaltungsrat der Holding sitzt auch Alfred Hartmann, der Generaldirektor und Verwaltungsrat der Schweizerischen Bankgesellschaft (UBS), Vizepräsident der Rothschild Bank und Präsident der Schweizer Niederlassung der Lavoro Bank. An der BCCI-Tochter in Genf, Zürich und Lugano, der Banque de Commerce et de Placements, die für das Medellinkartell Geld wäscht, ist die SBG/UBS beteiligt.
Die BCCI-Konten von Hunderttausenden kleinen Sparern im Wert von $15 Mia. werden geplündert. Für das kolumbianische Kokainkartell von Pablo Escobar wäscht die Bank rund $14 Mia, zählt den panamaischen Diktator und Drogenhändler Manuel Noriega, den peruanischen Präsidenten Alan Gracia, Carlos Menem von Argentinien, den palästinensischen Terroristen Adu Nidal, Mafiosi Yassar Musullulu, Diktator Saddam Hussein, Diktator Ferdinand Marcos und den Waffenschieber Adnan Khashoggi zu ihren Grosskunden.
Khashoggis auf $ 4 Mia. geschätztes Vermögen stammt zum Teil aus den Kommissionen der Deals zwischen US-Rüstungsfirmen und Saudi-Arabien. William Caseys Freund Roy Furmark arbeitet für Khashoggi und dient als Kontakt zum Waffenschmuggler Manucher Ghorbanifar, der als Exiliraner eine zentrale Rolle in den Iran-Contra-Deals spielt. 1988 werden Khashoggi und Imelda Marcos angeklagt, weil sie die Marcos-Gelder aus den Philippinen schmuggeln, aber 1990 werden die beiden freigesprochen.
Erst drei Jahre nach der Veröffentlichung des Skandals beginnt das U.S.-Justizministerium eine Untersuchung gegen die BCCI, da sie Behörden und Politiker wie Jimmy Carter schmiert. Gründer Abedi wurde ein Freund von Carter und Casey. Die von Casey-Nachfolger Robert Gates als "Bank of Crooks and Criminals International" bezeichnete Geldwaschfirma arbeitet eng mit den NSC-Vertretern Oliver North und Richard Secord und mit CIA-Direktor William Casey zusammen, der sich regelmässig mit Abedi von der pakistanischen Niederlassung trifft. Bruce Rappaport, der eng mit der BCCI zusammenarbeitet, ist ein Freund von Casey. Deshalb erstaunt es nicht, dass Millionenbeträge abgezogen werden, bevor die Bank von den Behörden gefilzt wird.
BCCI-Frontmann Gaith Pharoan ist ein Partner von Scheich Abdullah Bakhsh, der mit Sohn George Walker Bush im Vorstand der Harken Corporation sitzt. Ein weiterer Harken-Direktor ist der ehemalige Vorsitzende Alan Quasha, dessen Vater William Quasha Angeklagte im Nugan Hand Bank-Skandal in Australien verteidigte. Diese Bank war eine der Schlüsselstellen für die Geldwäsche von US-Geheimdienst- und Militärkreisen sowie für die CIA-Operation zum Sturz des australischen Premiers Edward Gough Whitlam. Nachfolgefirma der Nugan-Hand wird die BBRDW (Bishop, Baldwin, Rewald, Dilingham and Wong), über die Drogengeldwaschgeschäfte weiterlaufen.

Mithilfe von Clark Clifford (Berater aller Präsidenten seit Truman), Richard Helms (dem ehemaligen CIA-Chef und Botschafter im Iran), und Scheich Kamal Adham (dem Gründer des saudischen Geheimdienstes) konnte die BBCI unter Umgehung der amerikanischen Gesetze das Bankennetzwerk Financial General Bankshares übernehmen. Die Bankenholding wurde in First American Bankshares umbenannt, wo die CIA 40 verschiedene Bankkonten eröffnete. Die Initiative des Deals kam von Investmentbanker Jackson Stephens, dem bisherigen Hauptaktionär.
Die guten Kontakte in der 3. Welt erwiesen sich als ideal für Waffenschiebereien und verdeckte Aktionen. Über Khashoggi und Manucher Ghorbanifar liefen die Kontakte zum Führer der iranischen Islam-Republikanischen Partei Ali Akbar Hashemi Rafsanjani. Ghorbanifars CIA-Kontakt ist Michael Ledeen, ein bekannter Neokonservativer und Kriegshetzer gegen Iran unter Bush jr. Mindestens 5 Schiffsladungen an HAWK- und TOW-Raketen wurden für die amerikanischen Geiseln geliefert. Eine der illegalen Lieferungen von 4000 TOW-Raketen organisierte der spätere Kosovo-Krieger und Aussenminister General Colin L. Powell im Januar 1986. Die BCCI von Monte Carlo überwies die $10 Mio. dieses Deals unter anderem viermal auf ein Konto der Schweizerischen Kreditanstalt (CS), woraus wundersame $40 Mio. wurden.

Über viele Transaktionen wurden die Gelder, die auch von den Saudis kamen, über North, Secord und Ex-CIA-Agent Thomas Clines zu den Contras und den afghanischen Mudjaheddin verschoben. Der saudische US-Botschafter Prinz Sultan bin Bandar, Neffe von König Fahd, steuert $25 Mio. an die Contras bei. Er arbeitet zusammen mit William Casey an der Ermordung eines Terroristen in Beirut, wobei dann 80 Zivilisten ums Leben kommen. Ein Selbstmordattentäter steuert daraufhin seinen Lastwagen in die US-Kaserne bei Flughafen von Beirut, wobei 241 Marinesoldaten umkommen. Am selben Tag kommen bei einem weiteren Attentat 56 französische Fallschirmjäger um. Reagan zieht die amerikanischen Truppen klammheimlich aus dem östlichen Mittelmeer ab, lenkt jedoch die öffentliche Aufmerksamkeit ab, indem er das Karibikinselchen Grenada überfallen lässt.

Die Saudis bauten ihre geschäftlichen und politischen Beziehungen in den USA von der Ölstadt Houston aus auf. George Bush verbringt seine Ferien oft in Bandars Anwesen in Aspen, Colorado, und erhält 2003 ein Gemälde von Bandar im Wert von $1Mio. Insgesamt werden die Bushs und ihr Umfeld bis zu diesem Zeitpunkt vom saudischen Königshaus mit $1,4 Mia. beglückt. Das hyperreiche Ölförderland ist hoch verschuldet, weil mindestens $50 Mia. aus der Staatskasse von der Königsfamilie abgezweigt wurden. Bandar hat auch enge Kontakte zu Margret Thatcher, den Sowjets und den Chinesen, mit denen er einen geheimen Raketenkauf für $3 Mia. abschliesst. Nach anderen Angaben landen diese in Saddam Husseins Kriegsmaschinerie, wobei die Zahlung über die italienische Banco Nationale di Lavoro-Filiale in Atlanta läuft, in die BCCI und First American Bankshares 1989 Millionen pumpen. Bei den Waffenlieferungen an die Contras spielt der israelische Gegenspionagechef Amiram Nir, der an vielen Sitzungen mit Bush teilnimmt, eine zentrale Rolle. Clark Clifford und sein Partner Robert Altman werden 1993 zur grossen Erleichterung der Geheimdienste von allen Anschuldigungen im Fall BCCI und FAB freigesprochen.

Der Krieg gegen die Nicaraguaner wurde wesentlich von den Kokainhändlern des Medellinkartells mitfinanziert, womit sich der amerikanische Kokainkonsum in den 80er Jahren verzehnfachte. Drogenhändler wie Julio Zavala, Norwin Meneses-Cantero, Horacio Pereira und Juan Sebastian Gonzalez Mendiola brachten den Stoff in die USA. Gonzalez unterhält enge Beziehungen mit dem chilenischen DINA-Agent Julio Solorzano Gicelure.
Ramon Milian-Rodriguez, der seine Karriere mit der Rekrutierung durch Manuel Artime für die Finanzierung der Anti-Castro-Aktionen begann, war einer der Geldwäscher des Medellin-Kartells, für das er $1,5 Mia. ‚legalisierte'. Zwischen 1982 und 1985 schleuste er nach der Vermittlung des CIA-Agenten Felix Rodriguez über Finanzplätze in Honduras, Guatemala, Costa Rica und Miami $10 Mio. von den kolumbianischen Drogenbaronen zu den Contras. Rodriguez Partner Gerard Latchinian wurde am 1.11.84 verhaftet und wegen Kokainschmuggel im Wert von $10,3 Mio. verurteilt. Aus dem Erlös hätte angeblich die Ermordung von Honduras Präsident Roberto Suazo Cordova finanziert werden sollen. Supervisiert wurden diese Deals von Vizepräsident George Bush, der sich mit Rodriguez dreimal traf in dieser Zeit. Am 16.3.85 trifft sich Bush mit Roberto Suazo Cordova und verspricht ihm $110 Mio. für die Unterstützung der Contras in Honduras. Für seinen Nachfolger José Simon Azcona Hoyo beantragt Reagan nach einem Besuch von Bush im Januar 1986 beim Kongress einen Hilfskredit von $20 Mio. Ein weiterer Verbündeter von Rodriguez ist Luis Posada Carrilles, der nach seiner Flucht aus dem venezuelischen Gefängnis als Ramon Medina bei den Contras in El Salvador mitmacht, wo Bush in direktem Kontakt mit dem Luftwaffengeneral Juan Rafael Bustillo steht.

Nachdem der Kongress die Unterstützung der Contras mit dem Boland Amendment im Oktober 1984 offiziell verboten hatte, wurden über 250 CIA-Drogendeals von Reagans National Security Council-Mitarbeiter Oliver North und Michael Ledeen organisiert. Flugzeuge mit Kokain und Marihuana von Pablo Escobar und Jorge Ochoa landeten auf der Farm von John Hull in Costa Rica, von wo die Exilkubaner Felipe Vidal, René Corvo und George Morales es in die USA bringen liessen. Die Piloten Gary Betzner und Michael Tolliver und der Reeder Francisco "Paco" Chanes, Eigentümer der Ocean Hunter und Mr. Shrimp, und sein Partner Moises Dagoberto Nunez waren an diesen Schmuggelaktionen beteiligt. Vidal, der in den 70er Jahren wegen Drogenschmuggels verurteilt wurde, stellte die CIA als Logistikkoordinator ein. Im Januar 1986 beschlagnahmte die DEA 414 Pfund Kokain bei der Ocean Hunter, wo Vidal arbeitete, worauf die CIA Vidal gegen die Anschuldigungen von Senator John Kerry in Schutz nahm.
Corvo arbeitete mit Frank Castro zusammen, der als Vertreter des Medellinkartells bei den Contras galt. Eulalio Francisco "Frank" Castro, den George Bush 1976 für die CIA engagierte, wurde 1983 als Beteiligter bei einem Schmuggel von 1,5 Mio. Pfund Marihuana erwähnt, ohne dass eine Anklage erfolgte. Mit seinen Partnern Guillermo Hernandez-Cartaya und "Tony" Fernandez kaufte Castro mit dem Drogengeld staatlich abgesicherte Banken und lieferte Waffen an die Contras. Hernandez-Cartaya, ein ehemaliger CIA-Mann, der bei der Schweinebucht teilnahm, kann eine lange Karriere als Geldwäscher für die CIA und Mafia vorweisen. Er arbeitete mit der BCCI und der World Finance Corporation, bei der mindestens 12 Verwaltungsräte oder Angestellte Verbindungen zur CIA haben. WCF-Gründungsdirektor Walter Sterling Surrey arbeitete beim OSS und im Aussenministerium, und Direktor Juan Romanach arbeitet für Santos Trafficante.

Bush organisierte das Waschen von $8 Mia. von Escobars Drogengeldern: die eine Hälfte über den Schah, und die andere über Nana DeBusia von Guyana. Weitere Routen zur Vernebelung des Ursprungs der Gelder liefen über Michael B. Palmer, Vizepräsident der Air Cargo Firma Vortex, Inc, über die SETCO Air des honduranischen Drogenschmugglers Ballesteros und über die DIASCA von Floyd Carlton und Alfredo Caballero. Donaldo Frixone, der 1986 wegen Schmuggels von 19'000 Pfund Marihuana angeklagt wurde, flog für Vortex. Gewaschen wurden die Gewinne über die Frigorificos de Puntarenas, die dann über das State Department's Nicaraguan Humanitarian Aid Office (NHAO) unter Robert Owen an die Contra-Führer Fernando Chamorro und Adolfo Calero gelangten. Frigorificos de Puntarenas in Costa Rica wurde als Geldwaschfirma von Carlos Soto und Medellin-Treuhänder Ramon Milian Rodriguez geschaffen und auch von Moises Nunez benutzt. Auch der Pilot Richard Brenneke ist einer der Waffenschmuggler und Geldwäscher, der 20 Jahre lang für die CIA arbeitete.

Die erste Contra-Armee war die ADREN (oder 15th of September Legion), die mit Terrormethoden wie der Bombardierung von Zivilflugzeugen und Entführungen versucht, die sandinistische Regierung zu destabilisieren. Einer der Führer von ADREN war Enrique Bermudez, der später die von der CIA organisierte Nicaraguan Democratic Force befehligte. Bermudez, der am 16.2.91 in Managua erschossen wird, engagierte die Kokainschmuggler Norwin Meneses und Danilo Blandon. Auch der Contra-Führer Juan Rivas sass wegen Kokainschmuggels in einem kolumbianischen Gefängnis, von wo er fliehen konnte und sich der Nicaraguan Democratic Force anschloss. Offenbar konnte er sich einen luxuriösen Lebenswandel leisten, da er ein $100'000 teures reinrassiges Pferd im Camp hielt, was CIA-Operationsdirektor Richard Stoltz als Einzelfall abtat. FDN-Sprecher Arnoldo José "Frank" Arana handelt mit seinen Brüdern und José Perez ebenfalls Kokain im grossen Stil. Perez ist mit seinen Brüdern wiederum an der SETCO von Juan Ramon Matta Ballesteros beteiligt. Dieser ist ein Agent der mexikanischen DFS und arbeitete mit CIA-Mann Alberto Sicilia Falcón, Miguel Angel Félix Gallardo, dem honduranischen Geheimpolizeichef Gustavo Álvarez Martínez und General Policarpo Paz García, der 1978 durch einen Staatsstreich die Macht in Honduras übernahm, im Kokainschmuggel. Generalmajor Robert Schweitzer ist Alvarez' CIA-Kontakt und arbeitet ebenfalls mit Gallardo und Bellesteros zusammen. Das erste Mal wurde Ballesteros 1970 von der DEA mit 54 Pfund Kokain verhaftet.

Der Führer der Antisandinisten an der Südfront ist Eden Pastora, der nun seine ehemaligen Mitstreiter bekämpft. Sein CIA-Kontakt ist "Ivan Gomez" alias John Hull in Costa Rica, welcher selbst mit Roberto Suarez und Carlos Cabezas mit Drogen handelt und Geld wäscht. Pastora kämpfte zuerst als "Commandante Cero" gegen Somoza, wandte sich dann gegen die Sandinisten, da sie von Moskau abhängig geworden seien. Da er sich weigerte, seine Truppe mit derjenigen von Adolfo Calero zu fusionieren, beschloss Hull im Januar 1984 seine Elimination, wofür Francisco "Paco" Chanes (von der Brigade 2506), Rolando Martinez und Raul Villaverde für $50'000 Amac Galil von Pinochets Militärgeheimpolizei engagierten. Im Mai entging Pastora anlässlich einer Pressekonferenz, für die sich Galil als dänischer Journalist Peter Hanker Hansen akkreditieren liess, knapp einem Sprengstoffattentat, das mehrere Tote und Verletzte forderte.

In den frühen 80er Jahren bezahlte Roberto Suarez, dessen Gelder hauptsächlich in Miami gewaschen wurden, über $30 Mio. für rechte paramilitärische Operationen und an die Contras.
In Argentinien, wo die Automobilindustrie, allen voran Mercedes Benz, die linken Gewerkschaftsführer von den Todesschwadronen ermorden lässt, kostet der Kampf 30'000 Menschenleben. Mit Militärhilfe von Argentinien organisierte und finanzierte Suarez den Putsch 1980 in Bolivien, der als "Kokainputsch" in die Geschichte eingegangen ist, weil er die staatliche Protektion des Medellinkartells einleitete. Putschgeneral Garcia Menza zeigt sich beim Drogenkönig der "Coca Nostra" José Abraham Batista für die Finanzierung erkenntlich, indem er zwei von dessen nahen Verwandten in die Spitze der Zollverwaltung berief. Natürlich wird die Verflechtung des Militärs und der Politik mit dem Drogenkartell stets verschwiegen. Ex-DEA-Agent Michael Levine: "Während Jahrzehnten unterstützten und schützten die CIA, das Pentagon und Geheimorganisationen wie Oliver Norths Unternehmen die grössten Drogenhändler der Welt.... Das DEA dokumentierte, dass die Contras und einige ihrer zentralamerikanischen Verbündeten... mindestens die Hälfte des in den USA konsumierten Kokains lieferten. Sie waren der Hauptkanal des kolumbianischen Kokains in die USA in den 80er Jahren. Der Rest der Drogen kam von CIA-unterstützten Gruppen wie das DFS oder Figuren wie Manual Noriega."
Mitfinanziert werden die Contras auch von der argentinischen Regierung, von texanischen Ölbaronen und arabischen Ölscheichs. 1985 kaufte die CIA über den Banker John Molina für $14 Mio. aus Drogendeals Waffen bei Arms Supermarket für die Contras. Molina, der seit 1980 für die CIA Geld vorwiegend über panamaische Banken wäscht, will 1987 aussteigen und wird am 2.10.87 im Aufrag der kolumbianischen Drogenbosse erschossen.

Als Reaktion auf die kritischen Berichte im Nachrichtenprogramm der ABC über die Drogendeals kauft die Capitol Cities, bei der CIA-Direktor William Casey im Verwaltungsrat sitzt, die Fernsehkette. Casey, der alle Details des Skandals kennt, wird am 18.12.86 "wegen Hirntumor" operiert, worauf er seine Sprechfähigkeit verliert und kurz darauf stirbt, ohne noch ein Wort gesprochen zu haben. Robert McFarlane versucht sich am 9.2.87 das Leben zu nehmen.
Die Tower Kommission macht in ihrem Bericht vom 26.2.87 White House Chief of Staff Donald Regan für das Missmanagement im Weissen Haus verantwortlich und lobt George Bush für seinen Kampf gegen den Terrorismus. Bush ist 1989 der erste Präsident, der sich weigert, über seine Tätigkeiten während der Vizepräsidentschaft auszusagen, und er verweigert dem Gericht beim Prozess gegen Oliver North auch die Akteneinsicht. Dafür will er den texanischen Senator John Tower zum Verteidigungsminister ernennen, was aber vom Senat verweigert wird. Tower beginnt danach ein Buch zu schreiben und über die Ungerechtigkeit zu sprechen, die er erfahren hat, worauf er in einem Flugzeugabsturz am 5.4.91 ums Leben kommt. Eine weitere Untersuchungskommission unter Richard Cheney, das House Select Committee to Investigate Covert Arms Transactions with Iran, spricht Bush von allen Implikationen frei. Cheney ist Verteidigungsminister unter Bush sen. und wird im Jahr 2001 Vizepräsident von George W. Bush. Donald Gregg, der die Waffenlieferungen zu den Contras organisierte, wird 1989 zum Botschafter in Korea ernannt.

Der Sparkassenskandal top

Die CIA benutzt für die Finanzierung von verdeckten Operationen in Afghanistan, Angola, Tschad und Nicaragua beispielsweise die Republic National Bank oder die First National Bank of Maryland, letztere für die Waffenfinanzierung von der CIA-Front Associated Traders im Wert von $23 Mio. Diese Bank wie auch die 1983 mit einem $2,8 Mio.-Kredit von Herman K. Beebe gegründete Palmer National Bank von Harvey D. McClean sind in den Sparkassenskandal der 80er Jahre verwickelt.

Unmittelbar nach seinem Amtsantritt 1981 deregulierte Reagan die staatlich abgesicherten Sparkassen, denen er freie Zinssätze, Vermögensverfügung und Verkaufsrechte erlaubte. Fortan konnte jeder mit einem Aktienkapital von nur 1% der Bilanzsumme eine Sparkasse gründen oder übernehmen, wobei gleichzeitig die staatliche Garantie pro Einlage von $40'000 auf $100'000 erhöht wurde. Viele Sparkassen überziehen deshalb ihre Geldreserven mit Krediten an Spekulanten, die dann Konkurs gehen und den Bankrott der Sparkassen nach sich ziehen. Da der Staat die Garantien übernommen hat, werden so riesige Vermögen von den Steuerzahlern zu einer kleinen kleinen Elite von Bankern, Mafiosi, Geheimdienstleuten und republikanischen Politikern wie Vizepräsident George Bush und James A. Baker III oder demokratische wie Senator Lloyd Bentsen und Jim Wright transferiert.

Beebe arbeitet für Vincent und Carlos Marcello und kontrolliert direkt oder indirekt 55 Banken und 29 Sparkassen in 8 Bundesstaaten. McCleans Partner bei der Palmer National Bank ist Stefan Halper, der für George Bush arbeitet und in Zusammenhang mit den gestohlenen Unterlagen von Jimmy Carter für die Wahlkampfdebatten mit Reagan ("Debategate") und der Sabotage der Geiselbefreiungsaktion im Iran vor den Wahlen ("The October Surprise") gebracht wird. Die Palmer National wurde von der National Endowment for the Preservation of Liberty, einer Front von Oliver North, E. Trine Starnes und Carl "Spitz" Channell, für die Transfers von Geld und Waffen an die Contras benutzt.

Im Weiteren stand die Indian Springs Bank aus Kansas City, die 1983 Bankrott ging, in engem Kontakt zur CIA. Der Bankpräsident kam im gleichen Jahr durch ein Feuer, das auf dem Rücksitz seines Autos ausbrach, ums Leben. Einer der Hauptaktionäre war Farhad Azima, dem die Charterfirma Global International Air und die Race Aviation gehören, die beide Waffen, unter anderem Raketen in den Iran, für Oliver North transportierten. Im Verwaltungsrat der Global International Air sitzt Anthony Russo, Anwalt der Mafia von Kansas City, der für die CIA-Firma Rand Corp. und die Indiana Springs Bank arbeitet. Die Flugzeuge der Global International Air, die Waffen nach Lateinamerika und Drogen in die USA zurückfliegen, werden von der Southern Air Transport, die direkt mit der Drogenmafia von Jorge Ochoa zusammenarbeitet, gewartet. Die SAT ist ein Abkömmling der CIA-Firma Air America und wird unter anderem von Richard Secord geflogen. Der Kampfpilot war bereits an den ersten Operationen der CIA 1965 im ‚goldenen Dreieck' dabei, als Waffen an die antikommunistische Guerilla geliefert und Heroin zurücktransportiert wurden. 1983 gründete Secord die Stanford Technology Trading Group, eine Waffenhandelsfirma, die sich auf den Ostblock konzentrierte. Nach seinem Ausscheiden aus dem Pentagon als Generalmajor heuerte ihn Oliver North für die Contra-Waffenlieferungen an.

Die Indian Springs Bank leiht Morris Shenker, dem ehemaligen Anwalt von Jimmy Hoffa und Besitzer des Dunes Hotel in Las Vegas, einen Kredit von $400'000, als er und der Mafiaboss von Kasas City, Nick Civella, wegen Abschöpfung von $280'000 im Tropicana Casino angeklagt sind. Azima, der $81'000 zu Reagans Wahlkampf beisteuerte, hat seit Ende der 70er Jahre Kontakt zur CIA, als er für die Egyptian American Transport and Services Corporation der CIA-Agenten Thomas Clines, Theodore Shackley und Richard Secord arbeitete. EATSCO ist an den illegalen Waffenlieferungen des ehemaligen CIA-Agenten Edwin Wilson nach Libyen beteiligt.

Mithilfe von Richter Jon Lindsey, der 1988 für Bushs Kampagne arbeitet, kaufte der Geldwäscher Robert L. Corson im März 1986 für $6 Mio. die Kleberg County Savings and Loan of Kingsville, Texas, und benennt sie um in Vision Banc Savings. Die Bank hatte Vermögenswerte von $70 Mio. und war bereits nach vier Monaten wegen einer Reihe fragwürdiger Aktionen bankrott. Der grösste Deal bestand in einem Kredit über $20 Mio. an den Anwalt Lawrence Freeman, der für Jack Devoes Kokain schmuggelte, für Santos Trafficante Geld wusch und ein Partner von Schweinebuchtorganisator Paul Helliwell ist. Helliwell baute die Castle Bank and Trust auf den Bahamas auf, um die CIA-Operationen in Lateinamerika zu finanzieren. Corson ist der Schwiegersohn von Walter Mischer, Besitzer der Allied Bank, und sein Kontaktmann der CIA ist Pete Brewton. Die Hill Financial Savings von Red Hill, Pennsylvania, investierte ebenfalls $80 Mio. in Freemans Grundstückhandel und war kurz darauf ruiniert, was das US-Schatzamt $1,9 Mia. kostet.

Hinter vielen Zusammenbrüchen steht der Houston-Banker Walter Mischer, der mit Beebe im Fall der Continental Savings, San Jacinto Savings und der Mainland Savings zusammenarbeitet. Der Präsident der Mainland Savings, Raymond Hill, ist ein enger Freund von Stabschef James A. Baker, der ein Managementpartner der Anwaltsfirma Andres and Kurth ist, die mit der Untersuchung des Mainland-Skandals beauftragt wird.
Auch die Sunshine State Bank von Miami gehört zu den ausgebluteten Sparbanken, die sich Geheimdienst- und Mafialeute unter den Nagel rissen. Ray Corona kaufte die Bank 1978 mit $1,1 Mio. Drogengeldern von José Antonio "Tony" Fernandez, der wegen des Schmuggels der 1,5 Mio. Pfund Marihuana in die USA 1987 verurteilt wird. Zu Coronas Geschäftspartnern gehören Leonard Pelullo, Steve Samos und Guillermo Hernandez-Cartaya. Pelullo arbeitet für die Mafia von Philadelphia und versuchte, mit Sparkassengeldern ein Casino in Atlantic City zu kaufen. Atlantic City setzte 1979 $3,5 Mia. mit Glücksspiel um, auch dank der Kontrolle der Gewerkschaft 54. Steve Samos ist ein Drogenschmuggler und Geldwäscher, der bei den Iran-Contra-Aktionen dabei war. Auch Mario Renda, der mit Beebe und Charles geschäftet und für die Mafia und CIA Geld wäscht, veruntreute 104 seiner 160 Savings and Loans an Mafiosi und die Contras.

Mindestens 22 der Sparkassenbankrotte der 80er Jahre können direkt in Verbindung zum Organisierten Verbrechen und der CIA (als Geldwaschanlagen für verdeckte Operationen) gebracht werden. Dank der Donald Regans Erfindung der Certificates of Deposits können auch die Grossanleger in $100'000-Scheibchen am grössten Raubzug der Moderne teilnehmen. Mitte der 80er Jahre beginnt der Spekulationsboom des Immobilienhandels in Texas zusammenzubrechen, wovon die meisten Banken betroffen sind: Citibank, die grösste der amerikanischen Banken, ist technisch bankrott und muss von der Federal Deposit Insurance Corporation alimentiert werden. Bis 1989 ist die Hälfte der einst 6000 Savings & Loans bankrott, was die amerikanischen Steuerzahler mindestens $500 Mia, über $15'000 pro Einwohner, kostet, da der neue Präsident die Schäden zu Staatsschulden macht. Die Staatsverschuldung beträgt 1989 $3,25 Billionen, die Verschuldung der amerikanischen Wirtschaft $25 Billionen, was zur Rezession der frühen 90er Jahre führt. Das Bureau of the Census stoppt 1990 die Zählung der neuen "homeless people".

Zu den Gewinnern der Deregulation gehören neben der Mafia auch Wall Street-Spekulanten wie J. Hugh Liedkte, Henry Kravis, Nicholas Brady, Frank Lorenzo oder Blaine Kerr, die Bushs Rennen für die Präsidentschaft finanzieren. Kerr ist Präsident von Liedktes Pennzoil, die dank Bush als erste in China bohrt. Liedkte kann nach seinem gescheiterten Versuch, die Getty Oil zu übernehmen, die Texaco dank Bush und Freund Richter Anthony J.P. "Tough Tony" Farris um $3 Mia. erpressen. Diese bis anhin beispiellose Justizkorruption bringt die Firma in arge Schwierigkeiten: Texaco muss einen Drittel seiner Investitionen verkaufen. Die 1976 gegründete Kohlberg, Kravis, Roberts (KKR) kauft dank der Reagan-Bush-Deregulation und deren Missachtung der Antitrustgesetze bis 1990 36 Firmen mittels Krediten von $58 Mia. (von Metropolitan Life Insurance, Prudential, Aetna, Northwest Mutual, Manufacturers Hanover Trust, Bankers Trust, staatlichen Pensionskassen und Junk Bond-König Michael Milken mit seinen Links zu Harriman und Meyer Lansky). Henry Kravis, die treibende Kraft bei der Übernahme der RJR Nabisco für $25 Mia, die zu einer Serie von Zusammenbrüchen führt, ist der Hauptsponsor von George Bush. Bush verhindert eine Untersuchung der Finanzoperationen seines Freundes Frank Lorenzo, dessen Konglomerat aus Texas Air, Continental Airlines, New York Air, People Express und Eastern Airlines 1990 zusammenbricht. Obwohl ein Pilot bei der TWA $87'000, aber bei der Continental weniger als $30'000 verdient, obwohl eine Crew bei American Airlines pro Flugstunde dreieinhalb mal mehr kostet als bei Continental, geht Lorenzos Airline bankrott.

Wie bei McCarthy, Dallas und Watergate zeigt sich eine Parallele eines dem Kalten Krieg verpflichteten Systems, das William Chambliss unter dem Begriff des "State-Organized Crime" zusammenfasst. Alle verdeckten Operationen widersprechen der eigenen Gesetzgebung und müssen aufgrund der Finanzierung und angewandten Methoden als kriminell bezeichnet werden. Dass Geheimdienste und Organisiertes Verbrechen zusammenarbeiten, dass Drogen- und Waffenhandel mit Informations- und Geldtransaktionskontrolle zusammengehören, und dass transinstitutionelle Machtkoalitionen entstehen ist konsequent. Obwohl der Politik von der herrschenden Ideologie eine soziale Integrationsfunktion zugeschrieben wird, kann sie sinnvollerweise nur als Synonym für soziale Destabilisation, Machtkämpfe, Krieg, Unterdrückung und Kriminalisierung Andersdenkender sowie als zynische Propaganda verstanden werden.

Quellen: Scott (1993): 303, Potter: 1, 4-11, Parry (1998), Hersh (1990), Abas, Chambliss, Barr, DeCamp, Morris, Rees, Brewton, Colhoun (1993), Russel (2000), Kessler (1986), Narco, Sands, CNPC, Richter, Sam Smith, Abramovici/ Decornoy, Ranelagh/ Treharne, Meurice, Levin, Amendt, O'Shaughnessy, Roth/ Isecke, Karel (2), (3), Cortesi, Tarpley/ Chaitkin: 347-403, Cooley, Flubacher, Brandenberger, Roy (2001a), Ruppert, Erwin Koch, Hopsicker (2004).

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Und sollte ich vergessen haben, jemanden zu beschimpfen, dann bitte ich um Verzeihung!
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Teil 11 (September 1974 bis August 1980)

Dieser Teil der Chronik behandelt die Präsidentschaften von Gerald Ford und Jimmy Carter und die Ereignisse in Italien, Kambodscha, Indonesien, Iran, Afghanistan, Nicaragua und Irak.

Zentrale Themen und Personen:
Postüberwachung der CIA, Ende des Vietnamkriegs: Kriegsopfer, Vergiftungen, Kambodscha, Rote Khmer, Pol Pot, Church-Komitee, biologische Waffen, die Kontrolle der Geheimdienste, Sturz von Edward Gough Whitlam in Autralien, CIA und Mafia, Ermordungen von Sam Giancana, Jimmy Hoffa, Johnny Roselli und William Harvey, Wirtschaftskorruption und die LSD-Experimente, Nelson Rockefeller und George Bush, Koreagate, CIA-Aktivitäten in Angola, Kongo, Zaire, Osttimor, Indonesien, Suharto, Aceh, Libyen, England, Jamaika, Iran und Kuba, Wahl von Jimmy Carter, Trilaterale Kommission, Stansfield Turner und George Bush, House Select Committee on Assassinations, Ermordung von George DeMohrenschildt, Terror in Italien: Verwicklungen von Vatikan, P2, CIA, GLADIO und Neofaschisten, Aldo Moro, Licio Gelli, Rote Brigaden, Bologna-Attentat, Billy-Gate, Mord von Papst Johannes Paul I., Banco Ambrosiano und die Propaganda Due, Jim Jones-Sekte, CIA-Verhaltenskontrolle, Atomkriegspläne, Eugene Rostow, Revolution im Iran, Ayatollah Khomeini, Carter-Doktrin, Revolution in Nicaragua, Sandinisten, Contras, Afghanistan: Mudjaheddin, Pakistan, Waffen- und Opiumhandel, Taliban, Finanzpolitik, Ermordung von Oscar Romero, Südkorea, Dominica, Erster Golfkrieg, Saddam Hussein, Irak-Iran-Krieg.




Dezember 1974 Postüberwachung der CIA top

Aufgrund der Enthüllungen von Seymour Hersh über die Postüberwachung der CIA (HT/LINGUAL-Programm) muss James Jesus Angleton am 30.12.74 zurücktreten. Seine Frau entdeckt dabei, dass ihr Mann, mit dem sie seit 31 Jahren verheiratet ist, nicht als Postangestellter arbeitete. Der Chef der Gegenspionage meinte zu den Vorwürfen, es sei unvorstellbar, dass ein Geheimdienst alle Anordnungen der Regierung zu befolgen habe. Angleton ist aufgrund seiner Paranoia selbst ein Sicherheitsrisiko für die CIA geworden und steht in Rivalität zu William Colby, da beide unterschiedliche Auffassungen über den Wert der Gegenspionage haben.

Von 1952 bis 1973 hatte die CIA 28 Mio. Briefe geöffnet. 1969 wurde einer der CIA-Beamten, die das Überwachungssystem aufgebaut hatten, zum Postinspektor ernannt, und zum ersten Mal erfuhr mit dem Justizminister und dem Postminister jemand ausserhalb der CIA von diesem Programm. Als der Postminister hörte, dass selbst die Juristen der CIA das Programm für rechtswidrig halten, meinte er, die CIA bräuchten bessere Juristen. Auch in Deutschland wurden etwa 10% des Briefverkehrs von der CIA kontrolliert. Nach 20 Jahren brach man das Programm ab, weil kein einziger Spion gefasst wurde. Dafür las man die Post von öffentlichen Figuren wie Edward Kennedy, Richard Nixon, Martin Luther King oder Jane Fonda, was vermutlich auch unterhaltsam war.

Raymond Rocca, Newton S. Miler und William J. Hood treten nach der Veröffentlichung des Programms ebenfalls von ihren Posten zurück. Daraufhin bittet Gerald Ford seinen Vizepräsidenten, eine Kommission zur Überprüfung und Weisswaschung der CIA zu bilden. Der ehemalige Rechtsberater der Warren-Kommission David Belin wird zum zentralen Kopf der Rockefeller-Kommission bestimmt, mit dem Resultat, dass keine neuen Zusammenhänge aufgedeckt werden. Zur Kommission gehören unter anderem Ronald Reagan und C. Douglas Dillon, der Präsident der Rockefeller-Foundation und Mitglied des Council on Foreign Relations. Gleich nach dem ersten Hearing nimmt Vizepräsident Rockefeller den ehemaligen CIA-Chef William Colby zur Seite und fragt ihn, ob er so viel plaudern müsse. Die Kommission findet heraus, dass kein Zusammenhang zwischen der CIA und dem Kennedy-Attentat bestätigt werden kann.

Quellen: Weberman (23): 2, 25, Schulz: 134,194, Kirchmann, Best: 97ff, Anson: 332-335, Laurent: 25.


Mai 1975 Das Ende des Vietnamkriegs top

Nachdem die Nordvietnamesen im Dezember 1974 ihre Offensive gegen Südvietnam begonnen haben, fällt Saigon am 1.5.75, womit der in Vietnam als amerikanischer Krieg bezeichnete Massenmord endgültig beendet ist. Präsident Nguyen Van Thieu plante noch, den staatlichen Goldschatz im Wert von $220 Mio. auf ein Konto in der Schweiz bringen zu lassen, aber ein Mitarbeiter der amerikanischen Botschaft gab die von CIA-Wanzen abgehörte Planung an die Presse weiter. Der Vietcong kommt auch in den Besitz von amerikanischem Militärmaterial in Milliardenhöhe.

Nach 29 Jahren Krieg gegen Frankreich und die USA erlangt Vietnam als verwüstetes Land die Unabhängigkeit. 3,4 Millionen Vietnamesen, wovon etwa 2 Mio. Zivilisten, und 58'172 Amerikaner kamen ums Leben, vier Millionen Vietnamesen wurden verletzt, etwa 300'000 vietnamesische und 1519 amerikanische Soldaten werden vermisst. Über Vietnam wurden mehr Bomben als im gesamten 2. Weltkrieg abgeworfen. 80 Mio. Liter der dioxinhaltigen Entlaubungsmittel Agent Orange, Agent Blue und Agent White der Dow Chemical forderten gegen eine Million Opfer. Dazu gehören etwa 100'000 missgebildete Neugeborene, die ihr Leben lang mit fehlenden oder verstümmelten Gliedern oder psychischen Behinderungen zu kämpfen haben. Auch in den USA lässt sich eine hohe Zahl von Krebserkrankungen bei Vietnamveteranen und Miss- und Totgeburten bei ihren Kindern feststellen. Drei Millionen Hektar Land sind verseucht, wovon ein Drittel auch nach 25 Jahren noch nicht angepflanzt werden kann. Für die Erforschung der Folgen von Agent Orange an US-Veteranen werden 1994 $500 Mio. lockergemacht, während die Vietnamesen leer ausgehen. Von den $3 Mia. "Wiederaufbauhilfe", die Richard Nixon den Vietnamesen versprach, wird kein Cent ausbezahlt. Verglichen mit den Kriegskosten von über $200 Mia. wäre die Summe nicht übertrieben gewesen. Erst 1995 nehmen die USA und Vietnam wieder diplomatische Beziehungen auf, und im März 2002 treffen sich Diplomaten aus den USA und Vietnam, um über die Folgen der Chemieeinsätze zu sprechen, ohne Erfolg. Obwohl Agent Orange 400'000 Menschen tötete und verstümmelte und zu 500'000 Fehlgeburten führte, lehnt 2005 ein US Gericht die Klage vietnamesischer Opfer ab, weil niemand die Absicht gehabt hätte, Menschen zu vergiften. 2008 lehnt auch ein Berufungsgericht die Klage ab. 2009 leiden noch immer 3 Mio. VietnamesInnen an den Folgen, die von der vietnamesischen Regierung knapp 40 Franken im Monat erhalten.

1973 beenden die USA in Folge des Waffenstillstands in Vietnam auch die Angriffe gegen Laos und Kambodscha. Rund 800'000 Kambodschaner und eine Million Laoten starben, und ein Viertel der laotischen Bevölkerung wurde obdachlos. Zur Beendigung der Kämpfe in Laos schlossen der neutrale Premier Souvanna Phouma und der Kommunist Souvanna Vong 1973 ein Abkommen. Anfang Mai 1975 fliegt die CIA Vang Pao und 3000 Hmong-Kämpfer aus und bringt die übriggebliebenen 10'000 in Flüchtlingslager an der thailändischen Grenze, von wo Vorstösse in das befreite Laos andauern. Vang Pao wird nach Kalifornien ins Exil gebracht, von wo aus er eine laotische Befreiungsbewegung aufzubauen versucht. 1975 gewinnen die Truppen des Pathet Lao die uneingeschränkte Kontrolle über Laos, wobei sich im Dezember 1975 die Kommunisten durchsetzen und Souvanna Vong Präsident wird und bis 1986 im Amt bleibt. Daraufhin setzt ein Massenexodus von 300'000 Hmong-Flüchtlingen nach Thailand ein. Zwischen zwei- bis dreitausend Hmong werden als politische Gefangene in Umerziehungslager geschickt. Andere verstecken sich in entlegenen Bergregionen, insbesondere Phou Bia. Einige Gruppen führen bis heute Angriffe auf Regierungsstreitkräfte durch. 2003 werden 12'000 Hmong entdeckt, die immer noch den von der CIA initiierten Krieg gegen die Kommunisten führen. 2005 wird eine Operation Tarnished Eagle aufgedeckt, die unter Leitung von Oberstleutnant Harrison Ulrich Jack von der Nationalgarde aus Kalifornien und mit Hilfe von ehemaligen US-Army Rangers und Green Berets die Regierung in Laos stürzen sollte. 2009 beginnt Thailand, unter heftigen internationalen Protesten, über 4000 im Asyl lebende Hmong aus dem Flüchtlingslager Huay Nam Khao nach Laos zurückzuführen. Die USA protestierten gegen die Deportation, weigerten sich jedoch selbst Flüchtlinge aufzunehmen. Bis heute ist Long Cheng ein Militärsperrgebiet, da es immer noch Widerstandstruppen gibt. Die USA haben für ihre Kriegsverbrechen und -schäden nie Reparationen bezahlt.

Um die Annäherung mit China, das die USA als Verbündeten gegen die Sowjetunion wollen, zu sichern, stoppen Henry Kissinger und George Bush die Unterstützung von Lon Nol, wonach die von China unterstützten Roten Khmer unter Führung von Saloth Sar alias Pol Pot die Macht in Kambodscha im April 1975 übernehmen. Kissinger versucht über George Bush, den neutralen Prinz Sihanouk an die Macht zu bringen, um Fords Reputation nicht zu gefährden. Aber Sihanouk weiss, dass dies sein Todesurteil wäre. Um zu verhindern, dass Vietnam in Kambodscha Einfluss gewinnt, unterstützen die USA, China und Thailand das Terrorregime, obwohl dessen Verbrechen schnell bekannt werden. Pol Pot versucht den Maoismus einzuführen, indem er das Land völlig isoliert, die gesamte städtische Bevölkerung aufs Land umsiedelt und in geschlechtlich getrennten Kommunen einquartiert, die Religionen verbietet und Geld und Privateigentum abschafft, wobei jeder Widerstand mit dem Tode bestraft wird. 1-2 der 7 Mio. Kambodschaner kommen ums Leben. Von den 1200 Ingenieuren arbeiten nach dreieinhalb Jahren noch 20, die Zahl der Lehrer wird von 21'000 auf 3000, die der Ärzte von 500 auf 54 reduziert.

Am 25.12.78 macht Vietnam dem Schrecken ein Ende, marschiert ein und installiert eine Marionettenregierung unter Heng Samrin. Am 21.9.79 anerkennt die UNO-Vollversammlung die Roten Khmer als alleinige Vertretung Kambodschas an, worauf die USA im Januar 1980 mit der heimlichen Finanzierung des Wiederaufbaus von Pol Pots Armee beginnen, was sie bis 1989 fortführen. Erst dann verlassen die letzten vietnamesischen Soldaten Kambodscha, worauf das Privateigentum wieder eingeführt wird. 1991 wird das Pariser Friedensabkommen geschlossen und Kambodscha wird bis zu den Wahlen der UNO unterstellt. 1993 wird Norodom Sihanouk zum König ernannt. Im August 2001 wird in neues Bodenrecht eingeführt, das Bodeneigentum wieder zulässt und die alten Grossgrund-Besitzverhältnisse wieder einführt.

Zur Beendigung der Kämpfe in Laos schlossen der neutrale Premier Souvanna Phouma und der Kommunist Souvanna Vong 1973 ein Abkommen, wobei sich im Dezember 1975 die Kommunisten durchsetzen und Vong bis 1986 Präsident bleibt.

Quellen: Eike, Schaaf, Kohn/ Meinke: 41-46, Best: 75-77, Prouty (1975): 6, Groden/ Livingstone: 405, Weiss: 6-9, Afterbach 7, Summers (2000): 515, Tarpley/ Chaitkin: 243-247, Fischer (2002), Dianous, Stormer (2009), Eberle (2008).


Juni 1975 Church-Komitee top

Der Senatsausschuss zur Untersuchung der Regierungsgeschäfte und der Geheimdienste unter Frank Church nimmt als Folge der Verstrickung der CIA in Watergate und der demokratischen Mehrheit im Kongress nach den Wahlen von 1974 seine Arbeit auf und will die Mordkomplotte gegen Fidel Castro, Patrice Lumumba und Rafael Trujillo untersuchen.

Die CIA infiltriert das Church-Komitee und behält die Kontrolle über die Veröffentlichung der Dokumente, womit der Schaden begrenzt werden soll. Trotzdem wird das erfolglose CIA-Mafia-Komplott zur Ermordung von Fidel Castro aufgedeckt, wobei die CIA mit der Herausgabe widersprüchlicher Statements und Dokumente, im Falle von AM/LASH mit einer Flut von Akten, versucht, die Diskussion auf die Rolle der Mafia und fremde Agenten zu konzentrieren. Nach kubanischen Angaben wurden mindestens 100 Mordversuche auf Fidel Castro unternommen. Kuba bietet der Church-Kommission die Übergabe der Beweise an, was diese ablehnt. Nachdem die Mordaktionen der CIA 1973 bekannt wurden, erging lediglich eine Verwaltungsanweisung an die CIA, so etwas künftig zu unterlassen. Das Gesetz verbietet der CIA einen Mord innerhalb der USA, für das Ausland gibt keine Regelung. Oft gehen die Geheimdienstler davon aus, dass sie die Gefahren für nationale Sicherheit besser einschätzen können als die Politiker, weshalb viele Direktiven nicht befolgt werden. 1943 wies beispielsweise das Justizministerium das FBI an, die "Custodial Detention List" für die präventive Verhaftung Oppositioneller im Notfall nicht weiterzuführen, worauf sie Hoover kurzerhand in "Security Index" umbenennt.

Nixon beschloss 1969, auf die Weiterentwicklung von offensiven biologischen Waffen zu verzichten, weil sie zu billig produziert und zu einfach von anderen Staaten kopiert werden können. Bisher wurden über 200 Freiluftexperimente durchgeführt wie etwa die Aussetzung des bakteriellen Testkampfstoff Bacillus globigii während einer Woche in einem U-Bahnhof von New York 1966. Die CIA hält sich nicht an die Vernichtungsorder und lagert weiterhin genügend Giftstoffe, um bei Bedarf noch Zehntausende ermorden zu können. 1970 bat Dr. MacArthur vom Pentagon um einen Kredit von $10 Mio., um innerhalb von 5 bis 10 Jahren synthetisch molekularbiologische Stoffe zu entwickeln, gegen die das menschliche Immunsystem machtlos sei. MacArthur erhielt sein Geld, und es gibt Spekulationen, dass AIDS eine Folge davon ist.

Die CIA ist von der üblichen Form der Aufsicht durch den Kongress ausgeschlossen. 20 Millionen Papiere werden jedes Jahr als geheim eingestuft, zu denen etwa 4 Millionen Amerikaner die Einsichtsberechtigung besitzen. Etwa 500'000 Personen haben Zugang zu den Top Secret-Dokumenten, deren Bekanntwerden "ausserordentlich schweren Schaden für die nationale Sicherheit" zur Folge haben. Die noch strengere Geheimstufe "Comint clearance" besitzen 120'000 Personen, aber kein einziges Mitglied des Kongresses. Das gilt auch für die Historiker, die sich auf die Archive in Moskau verlassen müssen, wenn sie herausfinden wollen, was in Washington beschlossen wurde. Die Öffentlichkeit soll, trotz dem Bibelspruch am Eingang des CIA-Hauptquartiers in Langlay "Du sollst die Wahrheit kennen, und die Wahrheit soll dich frei machen", möglichst wenig erfahren.

Die Parlamentarier erfuhren von der Existenz der National Security Agency, dem grössten und teuersten Geheimdienst der USA, erst, als ein Überläufer in Moskau eine Pressekonferenz gab. Oft dient die Geheimhaltung aber auch nur dazu, Missstände und Korruption zu verbergen. Falls einmal etwas untersucht wird, werden meist geheime Parlamentsausschüsse mit ausgesuchten Abgeordneten, die leicht beeinflusst oder erpresst werden können, gebildet. Die Geheimdienste kontrollieren die Parlamente und nicht umgekehrt.

Allen Dulles pflegte selbst zu entscheiden, welcher Abgeordnete ihn kontrollieren soll, wobei seine Parlamentskollegen nicht einmal erfuhren, wer diese Aufgabe übernahm. Dulles lobte die Abgeordneten sogar, weil in seiner zehnjährigen Amtsführung kein einziges Geheimnis aus Parlamentskreisen durchgesickert sei. Dem Bewilligungsausschuss werden Angaben über Etat, der zu 80% im Verteidigungsbudget versteckt ist, und Personalstärke der CIA grundsätzlich verweigert. Sogar der Leiter des US-Rechnungshofes sagte vor dem Pike Committee aus, er kenne nicht einmal den Etat der einzelnen Geheimdienste. Selbst bei der Untersuchung der Church-Kommission verzichtet das Parlament weitgehend auf seine verfassungsmässigen Rechte, da die wenigen Forderungen des Ausschusses folgenlos bleiben. Zwischen 1947 und 1975 wurden zwar über 200 Initiativen eingereicht, um die Befugnisse des Parlaments auszuweiten, aber ohne Erfolg. Dabei müsste eigentlich verhindert werden, dass die Geheimdienste ihre eigene Politik machen.

Die CIA hat selbst Mühe, die Übersicht über die eigene Organisation zu behalten. Um der öffentlichen Kritik entgegnen zu können, musste CIA-Direktor Arthur Schlesinger einen internen Bericht über alle zweifelhaften Aktivitäten ausarbeiten lassen. Es entstand ein 694 Seiten starkes Memorandum, das intern liebevoll als die "Familienjuwelen" bezeichnet wird. CIA-Direktor Richard Helms stellte entsetzt fest, dass bei den getarnten CIA-Fluggesellschaften mit 18'000 Angestellten mehr Personal arbeitet als bei der CIA selbst. Kein Mensch kann die Aktivitäten so vieler Agenten überblicken, weshalb für die Überwachung delikater Aufgaben interne Sonderausschüsse und -büros mit kreativen Namen gebildet werden: Das Office of Security sichert Einbrüche, Observationen und Abhörungen, das Health Alteration Committee beaufsichtigt Ermordungen. Alle Angehörigen der CIA haben ein verfassungsmässiges Recht auf Aussageverweigerung, wenn sie vom Justizbehörden befragt werden. Die Geheimdienste schützen sich zwangsläufig selbst gegen die Justiz und die Regierung, und sollte ihre Existenz oder wichtige ihrer Interessen gefährdet werden, scheuen die Geheimdienste auch nicht davor zurück, gegen die eigene oder eine fremde Regierung zu konspirieren, wie gegen Kennedy, Nixon, Aldo Moro in Italien 1964 oder Edward Whitlam in Australien. Solange es um ausländische Aktionen geht, auch gegen befreundete Staaten, haben die Geheimdienste weitgehend freie Hand.

1975 gelingt es der CIA, mittels Propaganda und politischem Druck die Laborregierung von Edward Gough Whitlam zu stürzen. Whitlam drohte mit der Aufhebung des elektronischen CIA-Stützpunktes Pine Gap, nachdem er entdeckte, dass der australische Geheimdienst an der CIA-Operation zum Sturz Allendes mitarbeitete. Theodore Shackley drohte postwendend, den australischen Geheimdienst kaltzustellen, worauf der königliche Generalgouverneur Whitlam durch John Malcolm Fraser ersetzt. Da das Labor-dominierte Unterhaus den neuen Premier nicht anerkennt, befiehlt Queen Elizabeth II dessen Auflösung und Neuwahlen.

1978 wird im Madrider Triunfo das Top Secret-Dokument FM30-31B der US-Armee veröffentlicht, in dem detailliert beschrieben wird, wie militärische Geheimdienste in "befreundeten" Ländern operieren, das Militär, die Sicherheitsdienste und die Oppositionsgruppen infiltrieren und diese zu gewünschten Aktionen veranlassen sollen. Die CIA versucht das Dokument als KGB-Fälschung darzustellen.

Quellen: Schulz: 179-198, Höflinger: 249-354, DiEugenio (1997): 2, CIA-Info: 15, Anson: 335-363, Powers: 236ff, Meurice, Agee: 24, Tarpley/ Chaitkin: 280, Karel (2003), Kienzlen.


Juli 1975 CIA und Mafia top

Das Church-Committee begann auch, die Verbindungen der CIA mit der Mafia zu untersuchen und lädt Mafiabosse wie Sam Giancana zu Hearings vor.

Der Mafiachef von Chicago ging 1966 mit seinem Vertrauensmann Richard Cain nach Mexiko ins Exil. Cain kehrte aber 1967 nach Chicago zurück, wo er geschnappt und für vier Jahre ins Gefängnis gesteckt wurde. 1971 nahm er seine Tätigkeiten für Giancana und die CIA wieder auf, begann aber gleichzeitig zu bluffen. Im Frühjahr 1973 kam es zu einem heftigen Streit mit Giancana, da Cain ein Glückspielgeschäft auf Malta und Zypern gegen den Willen Giancanas aufziehen wollte. Cain traf sich daraufhin mit FBI-Agenten, worauf er den Status eines bezahlten Informanten erhält, weshalb niemand überrascht ist, dass er im Rose Sandwich Shop, dessen Saal mit "Godfather"-Plakaten übersät ist, am 20.12.73 erschossen wird.

Sam Giancana wurde 1974 in seinem Haus in San Cristobal von vier Immigrationsbeamten festgenommen, nach Mexico City und von dort nach San Antonio in Texas gebracht, wo er vor der Untersuchungskommission erscheinen musste, die trotz Immunitätsgewähr nichts aus ihm herauskriegte.
Fünf Tage vor seinem Auftritt vor der Senats-Untersuchungskommission wird Giancana am 19.7.75 in Chicago von Santo Trafficantes Tampa-Havanna-Bande ermordet, vermutlich auf Bitte der CIA. Obwohl Giancana unter FBI-Bewachung stand, können die Täter nicht ermittelt werden. Laut Vertragskilller und FBN-Informant Charles Crimaldi wurde Giancana von der CIA umgebracht, weil er bereit gewesen sei, über die Mafia-CIA-Kollaboration auszusagen. Crimaldi ist ein Informant von Charles Siragusa, der mit George White selbst an den Plots zur Ermordung von Castro und Lumumba beteiligt war. CIA-Agent Siragusa, der in Italien für Lucky Luciano zuständig war, erzählt Teddy Kennedy im Oktober 1977, er sei 1960 oder 1961 von CIA-Agent Vincent Thill angefragt worden, ob er Mafiamörder organisieren könne. Die CIA würde für einen erfolgreichen Mord $1 Mio. bezahlen. Harold Meltzer, der für Meyer Lansky arbeitete, soll für einen solchen Auftrag vorgeschlagen worden sein. Das Pike Committee, das diese Zusammenhänge untersucht, ist der erste Ausschuss in der Geschichte der USA, dessen Berichterstattung vor dem Kongress verhindert wird.

Jimmy Hoffa, über den ursprünglich die Verbindungen beim Castro-Mordplan liefen, verschwindet drei Wochen nach Giancanas Ermordung. Hoffa wurde dank Nixons Amnestie nach 5 statt nach 13 Jahren am 23.12.71 aus dem Gefängnis entlassen. Beim Versuch, seinen Platz als Teamster-Präsident wiederzuerlangen, gab es mehrere Attentatsversuche. Hoffas Ermordung wurde von Russell Bufalino autorisiert, worauf Hoffa von einem Treffen mit Anthony Provenzano am 30.7.75 nicht mehr zurückkommt, sondern wahrscheinlich im Meadowlands-Stadium in New Jersey einbetoniert wird. Dahinter könnte Jack Giacalone, ein Soldat des Detroiter Mafiabosses Joseph Zerilli, stecken, der dem jetzigen Präsidenten der Teamster Frank Fitzsimmons sehr nahe steht. Ein weiterer Verdächtigter ist Hoffas Stiefsohn Charles O'Brian, der kurz zuvor in das Lager Fitzsimmons überwechselte. Hoffas Bodyguard David Yaras, einer der wichtigsten Kontaktpersonen zwischen Chicago, Florida und Kuba, wurde 1974 umgebracht.

Johnny Roselli tritt als Zeuge vor dem Church-Komitee auf und behauptet, sein Ehrgefühl und seine Ergebenheit seinem Vaterland gegenüber hätten ihn veranlasst, an der Ermordung Castros mitzuwirken. 1971 wurde ein Strafverfahren gegen Roselli und seine Ausweisung von der CIA abgeblockt und seine Gefängnisstrafe wurde reduziert, nachdem er die Journalisten Drew Pearson und Jack Anderson mit Informationen über die Castro-Mordaktivitäten informierte, was Anderson am 18.1.71 publizierte. In einem streng geheimgehaltenen Treffen mit der Untersuchungskommission am 23.4.76 erzählt Roselli über die Rollen von Giancana, Sinatra, Campbell und Trafficante bei den Castro-Mordversuchen. Roselli verschwindet nach dem Abendessen mit Santos Trafficante am 3.8.76 in Miami spurlos. Er wird an Bord einer Jacht, die einem Freund von Trafficante gehört, ermordet und später in einer Öltonne halbverwest in Florida angeschwemmt. Leo Moceri und Daves Sohn Ron Yaras, der vermutlich der Mörder Rosellis ist, werden ebenfalls 1976 umgebracht.

Judith Campbell Exner trifft sich einen Tag nach der Ermordung Giancanas mit einem Anwalt der Church-Kommission und ist zu eingeschüchtert, um die ganze Wahrheit zu erzählen. Die unpräzisen Fragestellungen der Kommission machen es ihr leicht, ohne Meineid ihre Rolle zwischen Kennedy und Giancana zu vertuschen. Trotzdem ist sie die erste Frau, die ihre Affäre mit dem Präsidenten zugibt. Dank dem ehemaligen Redenschreiber Nixons, William Safire, bleibt sie während sechs Monaten in den Schlagzeilen von New York Times, Washington Post, Newsweek und Time Magazine, womit versucht wird, den Demokraten für die Mordkomplotte der CIA verantwortlich zu machen.
Scott Meredith organisiert Ovid Demaris, der zuvor ein wohlwollendes Buch über Hoover schrieb, als Ko-Autor des Buches von Campbell, dessen Serienrechte er für $150'000 an den National Enquirer verkauft. 1968 schrieb Demaris mit Gary Wills auch ein Buch über Jack Ruby, das sich vorwiegend auf Informationen von Bill Alexander stützte und die Thesen der Warren-Kommission stärken sollte.

William Harvey, der die Mafia/CIA-Komplotte leitete und sich mit Angleton und Roselli am 27.11.67 im Madison Hotel in Washington traf, stirbt am 9.6.76 angeblich an einem Herzinfarkt, nachdem er gegenüber der Rockefeller-Kommission konkrete Angaben über die CIA-Projekte zur Ermordung von ausländischen Politikern machte. Diese Aussagen zwingen McGeorge Bundy und Richard Bissell dazu, ihre Aussagen zu revidieren. James Angleton erzählt nach seiner Pensionierung, er wisse, welche Mitglieder der Mafia-Familien von New York und Chicago Giancana umgebracht hätten. Er macht das Church-Committee für den Tod von Giancana und Roselli verantwortlich, da die beiden gezwungen worden seien, die omertá zu brechen. Richard Nixon, der die Mordaktionen gegen Castro forcierte, besteht auf seiner Immunität, und kann nicht vernommen werden. Er droht mit dem Gebrauch des 5. Zusatzartikels und einem Arztattest, sollte man ihn nach Washington berufen, obwohl er erst kurz zuvor beim Golfspiel fotografiert wurde. Schliesslich einigt man sich wegen "nationalen Sicherheitsgründen" darauf, dass er schriftlich einige abgesprochene Fragen beantwortet, von denen sich keine einzige auf Kuba oder Castro bezieht.

Die Church-Kommission untersucht auch die wirtschaftliche Korruption. 1973 zahlten die US-Firmen, allen voran die Öl- und Waffenfirmen, über $200 Mio. Schmiergelder an Politiker. Einige Beispiele: Exxon liess seit der Ermordung von Enrico Mattei $50 Mio. über ihre Tochter an italienische Regierungsparteien überweisen. Ashland Oil, die Gelder der CIA weiterleitet, verschaffte dem Präsidenten von Gabun, Albert Bongo, ein Taschengeld von $150'000. Flugzeugbauer Northrop gründete die Scheinfirma Marketing Research in der Schweiz, über die sie beispielsweise $450'000 an zwei saudische Generäle, die bei der Beschaffung von Aufträgen besonders hilfreich waren, bezahlte. US-General Jablonski transportierte für Northrop einen Teil der $11 Mio. für einen Deal mit dem Iran in einem Köfferchen in die Schweiz, wo er die Schmiergelder auf ein Nummernkonto einzahlte. Auch der französische General Stehlin steht als Spitzel bei den europäischen Spitzenpolitikern auf der Lohnliste Northrops. Lockheed zahlte seit 1970 rund $22 Mio. Schmiergelder in allen NATO-Staaten, auch an die CDU und Franz Josef Strauss, den japanischen Premier Kakuei Tanaka, den italienischen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti, den Präsidenten Giovanni Leone und den Verteidigungsminister Mario Tanassi oder den holländischen Prinz Bernhard in seiner Funktion als Generalinspekteur der niederländischen Streitkräfte. Aussenminister Henry Kissinger setzt sich vehement für die Geheimhaltung der Bestochenen ein. Nachdem herauskam, dass die United Brands Richard Nixon und den honduranischen Präsidenten Oswaldo Lopez schmierte, stürzt sich der Aufsichtsratsvorsitzende Eli Black aus dem 44. Stocks seines Büros. Leidtragende bei den Bestechungsgeldern sind aber immer die Steuerzahler, da die Kickbacks für die Politiker auf den Verkaufspreis draufgeschlagen und in der Regel miese Geschäfte abgeschlossen werden. Die Kommission veröffentlicht 1976 ihre Studie über die Geheimdienste, was für die Praxis der CIA ohne Konsequenzen bleibt.

Die New York Times deckt am 7.6.73 den Huston Plan der Geheimdienste auf, welcher die Überwachung der Kommunikation und Einbrüche in Botschaften umfasst. Die Kongressabgeordnete Bella Abzug leitet daraufhin die Untersuchung der NSA, die mit den Operationen SHAMROCK und MINARET Telefone und Telegramme überwachte. Mit der Operation SHAMROCK (Kleeblatt) sammmelt die Armed Forces Security Agency (AFSA) und ihre Nachfolgeorganisation NSA seit August 1945 alle Telegramme von und nach dem Ausland, wobei bis zu 150'000 Botschaften pro Monat analysiert werden. Die Kommunikationsfirmen Western Union, RCA (Radio Corporation of America) und ITT geben zu, dass sie die Geheimdienste täglich über die Aktivitäten ihrer KundInnen informierte. Bis 1963 wurden die Kommunikationen auf Papier, danach zunehmend auf Magnetbändern festgehalten. Die Digitalisierung ermöglichte das Programm HARVEST, mit dem nach bestimmten Begriffen oder Codewörtern selektoniert werden kann. Bei MINARET wurden zwischen 1967 und 1973 Personen und Gruppierungen überwacht, die mit den Antikriegsdemonstrationen, mit Desertation und zivilem Ungehorsam zu tun hatten. Dabei wurden fast 6000 AusländerInnen und 1600 Organisationen bespitzelt. Am 22.12.74 berichtet die New York Times über die CIA-Operation CHAOS, welche die illegale und hochgeheime Überwachung von AmerikanerInnen beinhaltet.
Die Rockefeller-Kommission (Commission on CIA Activites Within the United States) zur Untersuchung illegaler Aktivitäten der Geheimdienste veröffentlicht die LSD-Experimente des MK/ULTRA-Projekts der CIA an Ahnungslosen, die von Sidney Gottlieb und Richard Helms in Zusammenarbeit mit George White von der Drogenfahndung organisiert wurden. CIA-Direktor William Colby muss aufgrund der Enthüllungen zurücktreten. Die Rockefeller-Kommission empfiehlt schliesslich grössere Geheimhaltung bei den verdeckten Operationen und der Klassifikation von Informationen.

Präsident Gerald Ford gründet das Intelligence Oversight Board unter Botschafter Robert D. Murphy, das die Geheimdienste besser überwachen sollte. Mit dem Foreign Intelligence Surveillance Act (FISA) und der Signal Intelligence Directive 18 werden 1978 die Kompetenzen der NSA eingeschränkt. Für die Überwachung der Bürger braucht es nur einen Gerichtsbeschluss. Dazu wird jedoch ein Geheimgericht gegründet, das geheime Anordnungen verfügt, womit alle Kontrollen wegfallen. Zudem beschliesst das Justizministerium, dass CIA-Direktor Richard Helms für die Experimente des Geheimdienstes mit Drogen nicht zur Verantwortung gezogen werden darf. Damit wird die Verantwortungslosigkeit der Geheimdienste festgeschrieben. Ford führt schliesslich mit der Executive Order 11905 die stärkere Bestrafung der Weitergabe von geheimen Informationen ein, was auch die Journalisten mundtot macht. So wird Daniel Schorr von der CBS entlassen und einer Hexenjagd des House Ethics Committee ausgesetzt, weil er den Pike Committee-Report an die Village Voice weitergibt. W.A.Harriman half William Paley beim Aufbau der CBS, und Prescott Bush war in den 50er Jahren einer der CBS-Direktoren.

Quellen: Fredet: 80, Hersh: 188ff, 295, Schulz: 176, 328, Scott (1993): 171, 174, 194ff, 353, Weberman (0) :18, (7): 42, Giancana: 537-549, Potter: 4, Groden/ Livingstone: 357, 377-380, Davis (1988): 375f, Callahan: 113, DiEugenio (1997): 4ff, Olgiatti.


November 1975 Nelson Rockefeller und George Bush top

Ford gibt beim sogenannten "Halloween massacre" am 3.11.75 bekannt, den zu gesprächigen CIA-Chef William Colby abzusetzen und Nelson Rockefeller nicht als Vizepräsidenten für die Wahlen 1976 in Betracht zu ziehen. Der von Kissinger als "permanenter Kriegstreiber" bezeichnete Donald Rumsfeld ersetzt James "Dr. Strangelove" Schlesinger als Verteidigungsminister. National Security Council-Direktor und Aussenminister Henry Kissinger wird durch General Brent Scowcroft ersetzt. Rogers Morton übernimmt das Handelsministerium und Richard Cheney wird Stabschef des Weissen Hauses. Sarah Jane Moore und Lynette "Squeaky" Fromme versuchen daraufhin unabhängig voneinander, Ford im Auftrag Rockefellers umzubringen.

Ford möchte, wie Ronald Reagan später auch, Edward Bennett Williams als CIA-Direktor, was dieser beide Male abschlägt. Williams besitzt die Baltimore Orioles, kontrolliert die Washington Redskins, sitzt im Foreign Intelligence Advisory Board des Präsidenten und wird 1984 Präsident der Knights of Malta. Zu den Kunden seiner Anwaltskanzlei gehörten Senator Joseph McCarthy, Jimmy Hoffa, Adam Clayton Powell, Frank Costello, Sugar Ray Robinson, Bobby Baker, John Connally, das Democratic National Committee und die Washington Post. Williams ist dafür bekannt, dass er Prozesse vor ihrem Beginn lösen kann oder seine Anwaltskanzlei beide Seiten in einem Prozess vertritt.
Ford ernennt daraufhin George Bush, der auf die Vizepräsidentschaft hoffte, zum CIA-Direktor. Senatoren wie Frank Church oder Gary Hart opponieren gegen diese Ernennung, worauf ihn Leon Jaworski von den Watergate-Implikationsvorwürfen freispricht. Einer der wichtigsten Verbündeten zur Bestätigung (und danach) ist Leo Cherne, Sprecher der American Zionist Association, Mitglied der Bnai Brith und Gründer des International Rescue Committee zur Rettung der Juden aus Deutschland und dem Ostblock. Nach dem Krieg arbeitete der Neokonservative als Wirtschaftsberater für General Douglas MacArthur in Japan und setzte sein IRC als CIA-Front ein, finanziert über den J.M. Kaplan Fund und die Norman Foundation. Zudem arbeitete er mit Sir Percy Craddock und Sir Leonard Hooper vom britischen Geheimdienst zusammen und ist mit William Casey befreundet. Nixon ernannte ihn ins President's Foreign Intelligence Advisory Board, das er 1976 präsidiert. Er gehört zum Herman Kahns Hudson Institute, New Yorks Freedom House, zur Robert O. Andersons National Commission und Nelson Rockefellers Third Century Corporation und wird Mitglied des IOB zur "Überwachung" seines Freundes Bush.
Dank der Executive Order 11905 erhält Bush mehr Machtbefugnisse als die vorherigen CIA-Direktoren. Er ernennt Enno Henry Knoche und Admiral Daniel J. Murphy zu Vize-CIA-Chefs. Direktor für verdeckte Operationen wird William Wells, der Theodore Shackley zu seinem Vize macht. Shackley war der Leiter der Operation MONGOOSE, am mörderischen PHOENIX- und am GLADIO-Programm dabei, wird 1979/80 Bushs "Redenschreiber" und soll bei den Iran-Contra-Deals eine zentrale Rolle spielen. Shackley reorganisiert sein altes Netz mit Thomas Clines, Ed Wilson, Richard Secord und Albert Hakim.
Auch in seiner neuen Funktion als CIA-Chef führt Bush seine Ölgeschäfte mit Robert Mosbacher und Jim Baker weiter. Die Securities and Exchange Commission zerstört die Unterlagen der Zapata von 1960-66 "aus Versehen". 1969 kaufte seine Zapata die United Fruit of Boston, und United Fruit fusionierte mit John Morell zu United Brands. Unter anderem laufen auch Deals mit Jorge Diaz Serrano, dem Chef der staatlichen Ölgesellschaft Pemex von 1976-81, der wegen Schädigung des mexikanischen Staats um $58 Mio. verurteilt wird.
Wenige Tage nach Bushs Antritt in Langley erscheinen die ersten Koreagate-Schlagzeilen in der Presse: Der CIA-Stationschef in Seoul Donald Gregg lieferte die Namen der demokratischen Repräsentanten, die von Tong Sun Park im Namen des südkoreanischen Diktators Park Chung Hee bezahlt und mit Call Girls versorgt wurden. Leon Jaworski wird für "the Democrats' Watergate" aus Houston eingeflogen und befragt Abgeordnete wie Carl Albert, der zurücktritt, oder Richard Hanna, der verurteilt wird. Bob Leggett, Joseph Addabbo, Cornelius Gallagher, Hugh Carey, Lester Wolf, Tip O'Neill und andere sind mit Suzi Park Thomson verhängt und/oder bezogen Schmiergelder vom koreanischen Geheimdienst KCIA. Mit diesen Informationen zwingt Bush die Demokraten zur Tolerierung der verdeckten Aktionen der CIA, wie in Angola, Iran, Jamaica oder Mikronesien, dessen Vertreter in den Unabhängigkeitsverhandlungen von den USA während vier Jahren überwacht und ihre Telefone verwanzt werden.
Eine der Haupttätigkeiten Bushs besteht in der Geheimhaltung: der Lockheed-Skandal, der die japanische, deutsche, italienische und holländische Regierung destabilisiert, sein "Krieg" gegen den italienischen Eurokommunismus, die Blockade der Panamakanalverhandlungen oder das erste Tien An Men-Massaker von 1976 werden nicht oder kaum kommentiert und Fragen in Bezug auf die israelischen Atombomben, seine Europareise und sein Treffen mit Frank Sinatra nicht beantwortet.
1976 verkauft Bush seinem Militärfreund Jim Bath mehrere Flugzeuge der CIA, der damit die Skyways Aircraft Leasing auf den Kaiman-Inseln gründet. Hauptaktionär ist Khalid Salim Bin Mahfouz, Chef der mächtigsten Bank in Saudi-Arabien, der National Commercial Bank. 1988 wird Mahfouz mit 20% der Aktien zum grössten Investor der BCCI. Bath arbeitet auch als Mittelmann für Mahfouz Freund Salim Bin Laden, der das Vermögen seiner 53 Geschwister und ihres Baukonzerns verwaltet. Die auf $5 Mia. geschätzte Holding Bin Laden ist eng mit dem saudischen Königshaus verbandelt. Über Bath kauft Salem Bin Laden den Houston Gulf Airport.

Gerald Ford liess Ende 1974 über die CIA Militärmaterial für $25 Mio. nach Angola bringen, wo nach dem Ende der portugiesischen Kolonialherrschaft 1974 der Bürgerkrieg zwischen den von den USA gestützten FNLA- und Unita-Rebellen und der marxistischen MPLA voll entbrannte. Bereits seit 1961 leistet die CIA den FNLA-Rebellen unter Holden Roberto finanzielle und militärische Hilfe. Roberto und CIA-Operationsleiter John Stockwell, der auch die 1966 gegründete Unita von Jonas Savimbi finanziert, arbeiteten bereits bei Kuba-Aktionen miteinander. Zum CIA-Personal gehören Stuart E. Methven, Samuel L. Martin, Roberto Benedetti, Nancy R. Buss, Peter T. Hanson, Bruce Brett, Jeffrey Panitt, Victoria Viger, Bruce Barnard, Robert W. Carmen, Peter W. Comar, Wilfred Gagnon, William Harner, Richard J. Harrinson, Martin McFarlane, David S. Markey, Thomas T. Mix und Nick E. Unger.

Nach der Machtübernahme der Linken MPLA im November 1975 verlangt der CIA-Direktor weitere $100 Mio. vom National Security Council, das $31 Mio. bewilligt, neben den bereits zugesicherten $14 Mio. von Präsident Ford. Obwohl der Kongress mit dem Clark Amendment die CIA-Operationen in Angola verbietet, schickt George Bush mit der Operation IAFEATURE der Unita mindestens 22 Flugzeuge voll Waffen, und über Joseph Désiré Mobutu werden $2 Mio. für die Rebellen bezahlt. Aber Kongos Diktator behält das Geld für sich, worauf die CIA-Rebellen laut Stockwell hungern.

Bei dem von der CIA finanzierten und inspirierten Bürgerkrieg stellt die Gulf Oil bis zum Ende des Bürgerkriegs alle Zahlungen an die marxistische Regierung von Agostinho Neto und José Eduardo dos Santos ein und entzieht dem Land somit die einzige Devisenquelle.

Zudem arbeitet die CIA mit dem französischen SDECE zusammen, da Frankreich ebenfalls Wirtschaftsinteressen verfolgt. SDECE-Agent Robert Denard rekrutiert Söldner für Angola, wofür Vernon Walters $250'000 zahlt. Die CIA veranlasst nach dem Zusammenbruch der FNLA den Einmarsch südafrikanischer Truppen in Angola, um die Unita zu stärken.

Südafrikas Angriffe gegen Namibia und Angola verursacht Hunderttausende von Todesopfer und materielle Schäden von $60 Mia. Schon Nixon kritisierte zwar die Apartheid, lockerte aber die Wirtschaftssanktionen gegen Südafrika. Nachdem die 1996 vereinbarte Integration der Unita in die Regierung 1998 scheitert, flammt der 1997 beendete Krieg wieder aus. Auch Harry Oppenheimer, Diamantmonopolist von De Beers und Drahtzieher der Politik in Südafrika, schickt Agenten seines eigenen Geheimdienstes nach Angola und unterstützt Jonas Savimbis Rebellenhorde. Der Kontakt kam über den dubiosen US-Diamantenkönig Maurice Tempelsman zustande, in dessen Dienst auch der CIA-Agent John Stockwell steht, der die Unita mit Waffen versorgt. Auch Larry Devlin, Tempelsmans Vertreter in Zaire und Beteiligter an der Ermordung von Lumumba, arbeitet für den US-Geheimdienst.

Im April 1997 erwirbt das Konsortium der American Mineral Fields für $1 Mia. 51% der Kupfer- und Kobaltmine von Kolwezi in Zaire, deren Wert auf $8 bis $13 Mia. geschätzt wird. AMF schmiert Laurent Kabila, womit der Einfluss Frankreichs in der Region schwindet. Citibank eröffnet ein Netz von Filialen in Afrika, Falconbridge aus Kanada investiert $1 Mia. in ein Nickelprojekt, Global Natural Resources baut die Ölförderung auf, General Motors investiert in Namibia, und Worldpeace plant ein digitales Radionetz über Satelliten dort. Allerdings hat Frankreich in Ländern wie Gabun oder dem Kongo mit dem Ölkonzern Elf und dessen eigenem Geheimdienst noch immer ein Staat im Staat, gegen den Chevron den Kampf aufgenommen hat, um die afrikanischen Schätze zu plündern und die Märkte zu erobern.

Quellen: Vogeler: 22f, Tarpley/ Chaitkin: 114f, 185-209, 250-285, Summers (2000): 189f, 355, 504, Weberman (19): 26f, 42-45, Schulz: 151, Narco-Col, CIA-Info: 14f, CNPC: 15f, 23-28, Grill (1998a), (2000): 36, Chomsky (2001), Laurent: 29ff.


Dezember 1975 Osttimor top

Kissinger, die CIA und die NSA unterstützen den indonesischen Präsidenten Hadji Mohamed Suharto, der nach der Eroberung Osttimors einen Genozid durchführen lässt. Präsident Gerald Ford und Henry Kissinger befinden sich Anfang Dezember 1975 auf Staatsbesuch in Indonesien, und die einzige Bedingung der beiden ist, dass sie in den USA gelandet sein müssen, bevor die Invasion stattfindet.
Die geknechtete Insel war 400 Jahre lang unter portugiesischer Kolonialherrschaft, nur unterbrochen von der Annexion durch Japan im 2. Weltkrieg. In freien Wahlen hatten sich die Osttimoresen mehrheitlich für die Unabhängigkeit ausgesprochen und der Befreiungsbewegung Fretilin zur Macht verholfen. Die Invasion Indonesiens wäre ohne die Einwilligung der USA unmöglich gewesen, die 20 Jahre lang die indonesischen Einheiten bewaffnet und ausgebildet haben, die gegen die Unabhängigkeitsbewegung vorgehen. Gerade mal neun Tage überlebt die Demokratische Republik Osttimor, bis Jakarta am 7.12.75 den Befehl zur Invasion gibt. 100'000 Menschen kommen bei der Eroberung der Halbinsel ums Leben. Ein Jahr später wird Ostimor völkerrechtswidrig als 27. Provinz Indonesiens annektiert. Von 1975 bis 1998 sterben insgesamt über 200'000 Menschen der etwa 800'000 Einwohner zählenden Bevölkerung Osttimors infolge der Besatzungspolitik durch das indonesische Militär. Sämtliche UN-Resolutionen, die ein Ende der indonesischen Besatzung fordern, werden ignoriert, was Kissinger verteidigt: "Es widerspricht dem nationalen Interesse, den Indonesiern die Zähne einzuschlagen." Osttimor bleibt unter der indonesischen Herrschaft in jeder Beziehung unterentwickelt. Die Analphabetenrate etwa liegt bei 50%. Die USA segnen alles ab, was Suharto in den 32 Jahren seiner Herrschaft bis 1998 tut. Trotz der Verurteilung Indonesiens durch die UNO nimmt Australien 1979 Verhandlungen mit der Besatzungsmacht auf, um sich Fischereirechte und Meeresbodenschätze, vor allem die Erdgas- und Ölvorkommen im Baya-Undan-Gebiet, zu sichern.

Unbehelligt von internationaler Aufmerksamkeit und Kritik führt Suharto von 1989 bis zu seinem Abgang auch Krieg in der an Erdöl- und Erdgasvorkommen und Tropenhölzern überaus reichen Region Aceh im Norden der Grossen Sundainsel Sumatra. Aceh wird das Versuchslabor zur Erprobung sämtlicher Methoden der "Aufstandsbekämpfung", mit mindestens 12'000 Toten. Suharto hatte 1968 dem amerikanischen Ölkonzern Mobil die exklusiven Förderungsrechte zugestanden, wofür er Aktien und andere Gefälligkeiten erhielt. Vor allem Minen- und Energiefirmen, die oft eigene Privatarmeen unterhalten, schmieren die indonesischen Militärs, die wiederum auch Schutzgelder erspressen. Nur ein Drittel der Kosten der Militärs werden durch den Staat bezahlt.

Die Bewegung Freies Aceh kämpft gegen die Ausbeutung und Unterdrückung der 4 Mio. Acehnesen durch die Amerikaner und das hochkorrupte indonesische Militär. Der seit der Übernahme durch Exxon 1999 grösste Ölkonzern der Welt lässt seine 3000 Mitarbeiter in Bukit Indah von Tausenden von indonesischen Spezialtruppen bewachen. Die "Exxon-Armee" genannten Truppen ermorden, entführen, foltern und vergewaltigen die widerständischen Bauern und Bäuerinnen und brandschatzen und plündern ihre Dörfer, was die Konzernanwälte in einem von Opfern angestrengten Gerichtsprozess 2002 zugeben. Exxon Mobil habe keine Kontrolle über die Soldaten, obwohl sie von ihnen finanziert werden. Trotzdem wird der texanische Ölkonzern, der ein Joint Venture mit dem indonesischen Staatsunternehmen Pertamina unterhält, nicht verurteilt, weil das laut Washington den US-Interessen in Indonesien schaden könnte.
In einem Friedenspapier 2001 bietet die indonesische Regierung weitgehende Autonomie und die Beteiligung an den Einnahmen aus dem Gasgeschäft, gegen $1 Mia. an. Doch das Geld fliesst ironischerweise in die Militäroperationen in der Provinz, wo die Armee seit Mitte Mai 2003 erneut Krieg führt, diesmal mit der Begründung, den Einheitsstaat zu retten und den "Terrorismus" zu bekämpfen.
Als im Sommer 1997 Südost- und Ostasien von einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise erfasst, Milliardenbeträge aus der Region abgezogen und aggressiv gegen dortige Währungen spekuliert wurde, bricht Indonesiens vermeintliche Boomwirtschaft zusammen. Banken und Firmen gehen pleite und die Landeswährung Rupiah wird sieben Mal abgewertet. Die drastische Verteuerung von Lebensmitteln führt zu Plünderungen und Übergriffen gegen die chinesische Minderheit, die einmal mehr als Sündenbock für die Misere gelten. Aufgrund der Auslandsverschuldung von annähernd $140 Mia. können die Weltbank und der Internationale Währungsfonds Indonesien zwingen, die geltende Höchstgrenze von 49% ausländischer Kapi-talbeteiligung an indonesischen Unternehmen aufzuheben, den Grosshandel schrittweise für Ausländer zu öffnen, das Bankwesen gänzlich neu zu ordnen und über 80 avisierte Grossprojekte der Regierung auf Eis zu legen. Seit 1997 verloren etwa 40 Millionen Indonesier ihren Job, und das durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-Einkommen sackte von umgerechnet über $1000 auf etwa $300 ab. 160 Millionen Indonesier, 70 Prozent davon in den ländlichen Regionen, leben unterhalb der Armutsgrenze von zwei Dollar täglich. Jakarta bringt 40 Prozent seines Haushaltsbudgets und 60 Prozent seiner Steuereinnahmen für den Schuldendienst auf, weshalb für Bildung, Gesundheit und bessere Umweltbedingungen praktisch kein Geld übrigbleibt.
1998 übergibt Suharto die Amtsgeschäfte seinem Stellvertreter und langjährigen Vertrauten Habibie.
Die gegen Suharto angestrengten Verfahren wegen Korruption und Amtsmissbrauch verlaufen dank ärztlichen Gutachten im Sande.
Bacharuddin Jusuf Habibie wurde nach seinem Studium an der Technischen Hochschule Aachen Direktor der Abteilung für angewandte Technologie des Rüstungsproduzenten Messerschmitt-Bölkow-Blohm in München. 1974 nach Indonesien zurückgerufen, wurde er 1976 zum Minister für Wissenschaft und Technologie ernannt. Seit dieser Zeit besetzt Habibie sämtliche wichtigen Posten im rüstungsindustriellen Bereich. Nachdem er das Osttimor Referendum akzeptieren musste und die Timoresen Ende August 1999 mit überwältigendem Mehr für die Unabhängigkeit gestimmt haben, plündern, brandschatzen und zerstören die indonesische Armee (Operation SAPU JAGAD = totale Säuberung) und ihre verbündeten Milizen den Ostteil. Das Progrom wurde von Oberst Tono Suratman angekündigt und wäre leicht zu verhindern gewesen, aber Bill Clinton weigert sich, über eine internationale Schutztruppe zu diskutieren. Diese landet erst am 20.9.99, als über 10'000 Menschen umgekommen und 80% der Bevölkerung vertrieben sind. Trotzdem erhält Indonesien im Jahr 2000 einen Kredit von $4.3 Mia. Als sich die Unabhängigkeit Osttimors für 2002 abzeichnet, schliessen Australien und die USA im Juli 2001 einen Vertrag mit dem nun ärmsten Staat Asiens zur Sicherung der Öl- und Gasvorkommen im Timor Gap. Vor allem die ConocoPhilipps, der drittgrösste US-Ölkonzern, und der grösste australische Gas- und Ölproduzent Woodside, der zu 34% der Shell gehört, profitieren im Milliarden-Bereich, während die Insel trotz Entwicklungshilfe praktisch leer ausgeht. Von 1998 bis zum grossen Attentat von 12.10.02 in Bali mit über 200 Toten gibt es 178 Bombenanschläge. Megawati Sukarnoputri, die folgende Präsidentin und Tochter des Staatsgründers, mutierte von einer Galionsfigur des demokratischen Aufbruchs nach kurzer Zeit zum ‚Maskottchen des Militärs'.

Im September 2004 wird General Susilo Bambang Yudhoyono, der im Fort Benning in Georgia seine ausgebildet wurde und seine Karriere unter Suharto machte, zum Präsidenten gewählt. Er soll die Unabhängigkeitsbewegung in Aceh endültig zerschlagen. Aufgrund des Tsunamis am 26.12.04 gerät Aceh und der schmutzige Krieg in Osttimor plötzlich in die Schlagzeilen. Das indonesische Militär, das allein die Verteilung der Hilfsgüter bewältigen könnte, benutzt die Katastrophe, um sich zu bereichern und die Guerillas und die sympathisierende Bevölkerung auszuhungern. Die Bush-Regierung kippt das Waffenembargo und schickt Militärausrüstung nach Jakarta. Dafür erhalten US-Firmen Aufträge für die Reparatur der Infrastrukturschäden.

Quellen: Paringaux, Werning (2003), Catry, Kessler (2005).


1976 CIA in Libyen, England, Jamaika, Iran und Kuba top

Als George Bush CIA-Direktor wird, geht sein Freund Francis Terpil nach Libyen, wo Muammar al-Gaddhafi 1969 in einem Coup die Macht übernommen hatte. Terpil war von 1965-72 bei der CIA und gründete die International Technology, eine Tochter der Stanford Technology. Chef dieser auf High-Tech-Elektronik spezialisierten Firma ist Albert Hakim, der die Savak beliefert.
Terpil arbeitet mit Edwin Wilson, der 1976 zusammen mit den CIA-Agenten William Weisenburger, David Christ und Thomas Clines Sprengstoff, Zeitzünder, Waffen und Redeye-Raketen über die CIA-Front Scientific Communications und die International Technology nach Libyen liefert. Wilson geschäftet mit dem Waffenhändler Samuel Cummings und sammelt ein Vermögen von $14 Mio. an. Wilson schickt ehemalige Green Berets nach Libyen, um Terrortechniken zu lehren, und will Gaddhafi sogar Nukleartechnologie verkaufen. Als Gaddhafi einen Gegner in Kairo umbringen lassen will, engagiert er Wilson, der dafür mit Rafael Quintero Kontakt aufnimmt. Laut "Chi Chi" Quintero plant Wilson auch ein Attentat gegen den Terroristen "Carlos". Ein Sprengstoffdeal für Libyen vermittelt Wilson mit den Brüdern Villaverde, ebenfalls Veteranen der Schweinebucht und der OPERATION 40. Wilson hat laut Scott Malone spezielle Kenntnisse über das Kennedy-Attentat.

Die USA destabilisieren die englische Labor-Regierung von James Harold Wilson, einerseits wirtschaftlich und anderseits mit Geheimdienstattacken. England hatte zwischen 1947 und 1971 beim IWF Kredite von $7.25 Mia. aufgenommen. Mit der Ölkrise und der folgenden Rezession von 1974/75 wird das Land reif für spekulative Angriffe auf das Pfund und muss sich erneut an den IWF wenden. Damit können die USA die linke Regierung aushebeln, indem sie die Kredite an deftige Bedingungen knüpfen: Einschränkung der öffentlichen Ausgaben, Kürzung der Sozialprogramme, Ende der Importkontrollen und eien restriktive Steuerpolitik.
Peter Wright vom MI-5, Lord Victor Rothschild, James Jesus Angleton und George Bush lieferten das Material, mit dem der tschechische Dissident Josef Frolik in seinem Buch den Postminister John Stonehouse beschuldigt, ein kommunistischer Agent zu sein. Die CIA verwanzt Wilsons Räume und spannt das Private Eye Magazin für die Destabilisierung ein, an der vermutlich auch Tory-Aktivist Airey Neave beteiligt ist, der bereits Premier Edward Heath durch die "eiserne Lady" ersetzen wollte. Wilson tritt am 15.3.76 zurück und verhilft damit der faschistoiden Margaret Thatcher an die Macht.
Nach der Erfahrung einer bisher ungekannten Einmischung der USA in die Souveränität einer Nation wird kein führendes Industrieland je wieder einen Kredit beim IWF beantragen. Zwischen 1976 und 1992 kommt es in 39 Ländern zu 150 Protesten und Aufständen gegen die vom IWF erzwungenen Massnahmen, bei denen mehrere zehntausend Menschen getötet werden.

Die jamaikanische Regierung von Michael Manley nimmt 1976 diplomatische Kontakte mit Kuba auf, worauf die USA mit wirtschaftlichem Druck, der Förderung der reaktionären Labour Party, der Organisation von Demonstrationen und Streiks und der Aufstellung bewaffneter Banden reagieren. Die CIA gibt $10 Mio. aus zur Verhinderung der Wiederwahl von Manley, auf den drei erfolglose Mordanschläge verübt werden. Nach starkem Terror mit über 500 Toten siegt die rechte Opposition bei den Wahlen 1980.

Am 28.8.76 werden in Teheran drei Amerikaner umgebracht, die an $500 Mio. teuren Installationen arbeiten, womit der Nahe Osten vom Iran aus elektronisch und fotografisch überwacht werden kann. Zuvor beklagte sich Botschafter Richard Helms bei George Bush über die Korruption im Rahmen des Projekts IBEX.

Am 8.10.76 wird die kubanische DC-8 von Flug 455 mit 73 Passagieren in die Luft gesprengt, womit der Konflikt zwischen Kuba und den USA wieder aktiviert werden soll. Die Polizei von Venezuela verhaftet daraufhin CORU-Führer Orlando Bosch und Luis Posada Carrilles, ein Verbündeter von Bush-Mitarbeiter Felix Rodriguez. Bereits 1975 wurde die Ermordung von Henry Kissinger, der Kuba von der Prioritätenliste gestrichen hatte, in Venezuela zusammen mit dem dortigen Präsidenten Dr. Roberto de Cardenas geplant. Als Cover sollte Bosch die Ermordung eines Verwandten von Salvador Allende dienen.
Posada Carrilles wird als Kopf hinter dem Attentat in Caracas verhaftet und vor ein Militärgericht gestellt, das ihn freispricht. Auch ein ziviles Gericht spricht ihn frei. Noch vor dem Ende des Revisionsprozesses kann er 1985 nach neun Jahren Untersuchungshaft fliehen, weil ihm der Gefängnispriester seine Soutane übergibt (gegen $50'000), wonach sich Posada Carrilles am Kampf gegen die FMLN in El Salvador beteiligt, wo er auch am Iran-Contra-Drogenhandel beteiligt ist.

Unter der Aufsicht von John Paisley arbeiten zwei Gruppen an der Evaluation der strategischen Möglichkeiten und Absichten der Sowjetunion: ‚Team A' besteht aus CIA-Analysten, und ‚Team B' unter Harvard-Geschichtsprofessor Richard Pipes ist mit vielen Militärs bestückt. Die rechtsextremen Falken um Albert Wohlstetter, Richard Perle, Donald Rumsfeld, Paul Wolfowitz und Richard Cheney bestanden auf der Einrichtung eines alternativen Beurteilungsgremiums. CIA-Chef George Bush beauftragt die ‚Expertengruppen' mit einem Gutachten zur Neubeurteilung der sowjetischen Bedrohung, was sein Vorgänger William Colby 1975 noch abgelehnt hatte. Team B, findet heraus, dass die Sowjetunion bei ihrer Rüstungsstrategie nicht nur Defensivabsichten hegt und die USA 1980 mit einem thermonuklearen Krieg rechnen müsse. Mithilfe des Bedrohungsszenarios durch die Sowjetunion soll die Entspannungspolitik von Nixon sabotiert werden. Laut dem für die UdSSR zuständigen CIA-Analytiker Howard Stoertz ist die Amtszeit von Bush als CIA-Direktor "ein absolutes Desaster".

Quellen: Constantine, Schulz: 328, CIA-Info: 15, Tarpley/ Chaitkin: 277f, 284,, Progressive Review: 6-12, Gremliza (1978b), Lienhard, Wolff 2014: 30, 46f.


November 1976 Die Wahl von Jimmy Carter top

Auf Initiative von David Rockefeller wurde die im Juli 1973 Trilaterale Kommission gegründet, die die Funktion des Bilderberg-Clubs übernehmen soll.
Dr. Joseph H. Retinger gründete 1952 die Bilderberg-Konferenz, eine alljährliche Versammlung der Spitzen von Wirtschaft, Militär, Wissenschaft und Politik unter Vorsitz des Prinzen Bernhard der Niederlande. An diesen Konferenzen und in anderen von Retinger iniziierten Organisationen wie der European League of Economic Cooperation werden wesentliche wirtschaftliche und politische Absprachen getroffen. Da die Bilderberg-Konferenz anfangs der 70er Jahre zu bekannt wurde, flogen Retinger und Bernhard 1972 nach Washington und trafen sich mit Allen Dulles und Walter Bedell Smith, worauf die Gründung eines kohärenteren Gremiums beschlossen, in dem die Grosskapitalisten aus den USA, Westeuropa und Japan gemeinsame und geheime Strategien entwickeln können.

Unter dem Vorsitz von Zbigniew Brzezinski treffen sich jeweils zwischen 180 und 300 Vertreter des Establishments, zu denen Politiker wie Jimmy Carter, Henry Kissinger, George Bush, Bill Clinton, Valéri Giscard d'Estaing, Madeline Albright, Colin Powell, Dick Cheney, Donald Rumsfeld, Wirtschaftsvertreter wie der Spekulant George Soros, WTO-Chef Mike Moore oder FED-Direktor Alan Greenspan sowie Konzernbosse (etwa von Exxon-Mobil, General Electric, DaimlerChrysler, Levi-Strauss, Kodak, Xerox, ABB, Johnson&Johnson, Alcan oder Power Corporation) gehören. Die Kommission stellt sorgfältig ausgesuchte ‚Experten' wie Samuel Huntington oder Michel Crozier an, die sich mit globalen Entwicklungen und Globalisierungs-Problemen beschäftigen und etwa das Übermass an Demokratie kritisieren. Ziel Brzezinskis ist die Zerschlagung der Sowjetunion. Sein Hass geht zurück auf den Hitler-Stalin-Pakt, der Polen opferte, worauf sein Vater, Botschafter in Kanada, kein Land mehr zu repräsentieren hatte. Brzezinski organisiert so viele Krisenherde und Widerstandsgruppen wie die Islamisten gegen die UdSSR wie möglich.

Der politisch unbekannte zehnfache Millionär James Earl Carter wird auf Anregung der Trilateralen Kommission und mithilfe von Geldern der Standard Oil zum Präsidentschaftskandidaten nominiert. Gerald Ford wählte gemäss seinem Versprechen von 1974 nicht George Bush, sondern Senator Bob Dole aus Kansas zum Running Mate. Mit Wahlfälschungen im New York, Ohio und anderen Staaten wird Carter zum Präsidenten gemacht. Fords Vizepräsident Nelson Rockefeller rät dem geschlagenen Präsidenten, nicht gegen die Wahlmanipulationen zu rekurrieren.

19 Mitglieder der Trilateralen Kommission sitzen in der von Rockefeller kontrollierten Regierung Jimmy Carters, unter anderem Vizepräsident Walter Mondale, Aussenminister Cyrus Vance, der stellvertretende Aussenminister Warren Christopher, Sicherheitsberater Zbginiew Brzezinski, Verteidigungsminister Harold Brown und UN-Botschafter Andrew Young, der als einziger schwarzer Politiker die Vizepräsidentschaft Nelson Rockefellers unterstützte.

Mit der Veröffentlichung durch "Lecks" der CIA-Teams B soll Carter, der zuerst Theodore Sorenson zum CIA-Direktor ernennen will, von seinen Rüstungsreduktionsplänen abgehalten werden. Aber Sorenson wird aus dem CIA-Lager dermassen torpediert, dass Carter auf NATO-General Bernard Rogers und dann auf Navy-Admiral Turner ausweicht. Stansfield Turner erhält mit der finanziellen Verfügungsgewalt über alle Dienste grössere Vollmachten und privatisiert einen Teil der Dienste wie die National Endowment for Democracy, ein Plan der auf Bush zurückgeht und unter Reagan offizielle Politik wird. Die NED, an der Republikaner und Demokraten, das Aussenministerium und die CIA beteiligt sind, finanziert Parteien, Gewerkschaften, Zeitungen, Verlage und Gruppen, die sich für "demokratische Ideen" einsetzen, wie die die polnische Solidarnosc, die ungarischen Samisdat-Verlage oder - später - die venezolanische Sumate gegen Hugo Chavez.

George Bush wird Vorsitzender der First International Bank, Direktor der First International Bankshares, des Baylor Medical College, Assistenzprofessor an der Rice University und betätigt sich als "Investbanker" und Immobilienspekulant, letzteres im Wesentlichen zur Steuerhinterziehung. Den Promoter der Ponderosa Forest Apartments-Deals, Fred M. Zeder, macht Bush später zum Botschafter. Zudem wird er Verwaltungsrat der Purolator Oil Company, der Eli Lilly & Co. und der Texas Gulf und verschafft seinem Freund J. Hugh Liedtke die Kontakte für Bohrkonzessionen im chinesischen Meer. Dubiose Geschäfte laufen mit Robert Mosbacher, der Bushs Wahlkampfkassen organisierte.
Die meiste Zeit verbringt Bush mit dem Aufbau einer Kampagnenmaschine für 1980 mithilfe von James Baker III, der Aktien bei Exxon, Mobil, Atlantic Richfield, Standard Oil of California, Standard Oil of Indiana, Kerr-McGee, Merck, Freeport Minerals und verschiedenen grossen Banken besitzt und die Kanzlei Andrews, Kurth, Campbell, & Jones leitet. Mindestens 25 Geheimdienstoffiziere schliessen sich Bushs Kampagnenapparat an, darunter der ehemalige CIA-Stationshef in Taiwan und CIA-Vize-Direktor Ray Cline, sein Schwiegersohn Stefan Halper, der ehemalige CIA-Office of Security-Direktor Robert Gambino, der Chef der verdeckten Operationen im Fernen Osten General Richard Stilwell, Operationschef Theodore Shackley, Stationschef Daniel C. Arnold von Bangkok, Harry Webster, Bruce Rounds, Jon R. Thomas, Andrew Falkiewicz, Jack Coakley und die DIA-Direktoren General Sam V. Wilson und General Harold A. Aaron. David Atlee Phillips AFIO steht ziemlich geschlossen hinter Bush.
Richard Stilwell schuf das hochgeheime Intelligence Support Activity (ISA) der Army, das gemäss Colonel Albert Carones Tochter, unter anderem dem Drogenschmuggel in Südostasien diente. Carone arbeitet in den 80er als Bagman von Oliver North und steht in Kontakt mit Richard Stilwell, William Casey und dem Mafiaboss Paul Castellano. Die ISA und DIA stehen über Scott Weekly, einem ehemaligen Schulkollegen von North, in Verbindung mit dem Drogenhandelsnetz von Norwin Menses, Danillo Blandon und Ricky Ross.

Bush wehrt sich zusammen mit William Colby und E. Henry Knoche vehement gegen ein Gesetz, das den Geheimdienstagenten bei Androhung von Gefängnisstrafen Mord und verdeckte Operationen mit Anwendung von Folter oder biologischen Waffen verbietet und die strikte Kontrolle der Geheimdienste durch den Kongress durchsetzen will.

Quellen: Gremliza (1978b), Lienhard, Schellenbaum (1983), Constantine, Schulz: 328, CIA-Info: 15, Tarpley/ Chaitkin: 288-301, 411, Progressive Review, Ruppert, Golub (2003), Boiral, Schreiber.


März 1977 House Select Committee on Assassinations top

Der Kongress beschloss im September 1976 die Gründung des House Select Committee on Assassinations, das im Februar 1975 von Henry Gonzales angeregt worden war, um die Ermordungen der Kennedys, von Martin Luther King und Gouverneur George Wallace zu untersuchen. Zuerst werden Thomas N. Downing als Vorsitzender und Richard A. Sprague, gegen den eine Pressekampagne gestartet wird, als oberster Rechtsberater bestimmt. 1977 wird Gonzalez und nach einer weiteren Schmierkapagne Louis Stokes zum Vorsitzenden ernannt.
Im Juni 1977, nach einer Pressekampagne der CIA-treuen Journalisten Jeremiah O'Leary, David Burnham und George Lardner, vermutlich die letzte Person, die David Ferrie vor seier Ermordung gesehen hatte, wird G. Robert Blakey zum obersten Rechtsberater des HSCA ernannt. Mit Blakey kontrollieren die CIA und das FBI den Untersuchungsausschuss weitgehend, weshalb einige Untersuchungsbeamte den Dienst quittieren. Andere qualifizierte Wissenschaftler und Untersuchungsbeamte werden von Blakey gefeuert, der die Nachforschungen auf wenige Gebiete einschränkt. CIA und FBI verzögern oder verhindern die Auslieferung von Akten, die auch manipuliert werden. CIA-Agent Regis Blahut, der für James McCord arbeitete, bricht beim Untersuchungsausschuss ein und versucht, Beweisunterlagen aus dem Safe, vor allem Fotos vom Hinterkopf von JFK, zu fälschen. Er wird verhaftet, ohne dass es eine Strafverfolgung gibt. Die Untersuchung wird mit vielen Falschinformationen behindert. Als einziger Beamter, der von Anfang an dabei ist, verfolgt Gaeton Fonzi die Spuren zur Mafia und zu den Exilkubanern.

Am 12.3.77 sagt José Aleman über die Morddrohungen von Trafficante gegenüber Kennedy vor der Kommission aus. Der Mafiaboss von Florida Santos Trafficante verweigert am 16.3.77 vor der Kommission jede Aussage, ohne dass dies Konsequenzen hätte. Bei einer weiteren Aussage am 28.9.78 bestätigt er seine Beteiligung an der Konspiration zur Ermordung Castros, bestreitet aber entgegen der Aussagen Alemans die Vorkenntnisse der Ermordung Kennedys.
Bei einer zweiten Aussage 1978 schränkt Aleman seine Aussagen aus Angst vor Vergeltungsmassnahmen ein. Aleman läuft am 1.8.83 Amok und schiesst auf jeden Menschen, der ihm begegnet, wobei er vier seiner Verwandten tötet. Nach einem Schusswechsel mit der Polizei begeht er Selbstmord oder wird von der Polizei tödlich getroffen. Er war überzeugt, dass seine Kongressaussage gegen Santos Trafficante den Verlust seines Vermögens von $30 Mio. und damit seinen Ruin bewirkt habe und befürchtete, dass die Mafia ihn und seine Familie umlegen wolle.
Trafficante machte Florida zum Zentrum des Drogenhandels, der in Asien und Lateinamerika einen spektakulären Aufschwung erlebt. Die CIA-gestützten Geldwaschanlagen Castle Bank, World Finance Corporation und die Bank of Perrine, die vom kolumbianischen Drogenkartell benutzt wird, haben ihre Hauptsitze in Florida. Trafficante hat bis zu seinem Tod 1987 keinerlei Schwierigkeiten mit den Behörden, die ihre Aufmerksamkeit auf Chicago und New York konzentrieren. Kurz vor seinem Tod sagt er zu seinem Rechtsanwalt Frank Ragano, dass sie nicht John, sondern Bobby hätten umbringen sollen, was Carlos Marcello viele Schwierigkeiten erspart hätte.
Auch dieser steht am 11.1.78 als Zeuge in einer Geheimsitzung mit strafrechtlicher Immunität vor Blakey. Da der Rechtsprofessor die Schlussfolgerungen des Warren-Berichts bestätigen will, stellt er Marcello keine präzisen Fragen zur Kennedy-Ermordung, obwohl sich die Spuren zu Marcello kaum übersehen lassen. Marcellos Anwalt Jack Wassermann beginnt im Sommer 1979, die dank Harold Weisberg freigegebenen FBI-Akten über den Kennedymord mit einem Umfang von 220'000 Seiten durchzuarbeiten, stirbt aber im Herbst an einem Herzinfarkt.

George DeMohrenschildt begeht angeblich am 29.3.77, einige Stunden, nachdem er vom Untersuchungsbeamten Gaeton Fonzi kontaktiert wurde, Selbstmord. Er suchte im Frühjahr 1976 aufgrund seiner chronischen Brochitis auf Empfehlung von Dr. Max Jacobson den in Dallas neu ansässigen Arzt Charles Mendoza auf. Dieser pumpte ihn mit Drogen voll, so dass er einen Nervenzusammenbruch erlitt und vier Suizidversuche unternahm. Nach nur neun Monaten gab Mendoza seine Praxis wieder auf, verschwand und hinterliess eine falsche Adresse. Im Herbst 1976 beendete DeMohrenschildt sein Manuskript, in dem er eine Castro-Verschwörung mit Oswald als Sündenbock postuliert. Aufgrund eines angeblichen Suizidversuchs wurde er daraufhin im Parkland Hospital mit Elektroschocks behandelt. Aus Angst vor einem Attentat floh DeMohrenschildt Anfang 1977 zuerst nach Europa, dann nach Florida zu seiner Schwägerin, wo er einen Tag nach einem Treffen mit Edward J. Epstein mit einem Kopfschuss gefunden wird. Willem Oltmans teilt danach mit, DeMohrenschildt habe ihm gesagt, dass H. Lamar Hunt hinter dem Kennedyattentat stehe und Kubaner ihn wegen der Schweinebucht erschossen hätten, eine Aussage, die er kurz darauf wieder dementiert. In DeMohrenschildts Adressbuch findet sich Name und frühere Adresse von CIA-Chef George H. W. Bush.

DeMohrenschildts Freund Paul Raigorodsky stirbt ebenfalls im März 1977. Eine Woche später wird Carlos Prio Soccaras, Ex-Präsident von Kuba, der nach Zeugenaussagen mit Jack Ruby und Frank Sturgis in Verbindung gebracht wird, erschossen in seiner Miami Beach Garage gefunden. Giancanas Leutnant Chuckie Nicoletti wird einen Tag vor seinem Termin vor der Untersuchungskommission auf einem Autoparkplatz mit drei Kugeleinschüssen im Hinterkopf gefunden. William Pawley, der mit John Martino bei einem Kuba-Invasionsversuch zusammenarbeitete, erschoss sich angeblich am 8.1.77. Laut Hemming wurde er erschossen, weil er unter Druck hätte plaudern können. John Martino starb nach Angaben der CIA 1975 an einer Herzattacke, nachdem er seinem Businesspartner Fred Claasen anvertraut hatte, er sei ein Kontraktagent der CIA, Oswald sei von Anti-Castro-Gruppen aufgebaut worden und hätte im Texas Theater seinen Kontaktagenten der CIA treffen sollen. William Sullivan wird angeblich bei einem Jadgunfall kurz vor seiner Vorladung beim Ausschuss erschossen.

Blakey unterminiert Mark Lanes Erkenntnisse zu Kings Ermordung mit einer Aussage von Alexander Anthony Eist, einem Polizisten, der von Scotland Yard wegen Falschaussagen gefeuert wurde und James Earl Ray Rassismus und Geständnis unterstellt. Lane selbst wird vom CIA-Journalisten Hugh Aynesworth und der New York Harald Tribune mit sexuellen Verdächtigungen angeschwärzt. Die Untersuchung der Fälle Robert F. Kennedy und George Wallace werden mittendrin gestoppt und fallengelassen.

Im Schlussbericht vom 29.3.79 stellt der Untersuchungsausschuss fest, dass weder der Secret Service noch das FBI oder die CIA in das Attentat von JFK involviert gewesen seien, obwohl beispielsweise nur Teile der CIA-Akte Oswald untersucht wurden. Die akustischen Tests belegen eindeutig, dass nicht nur drei Schüsse von hinten auf Kennedy gefeuert wurden. Auch Blakey muss akzeptieren, dass es sich um eine Konspiration gehandelt haben muss. Wer jedoch an der "wahrscheinlichen Verschwörung" beteiligt war, kann die Kommission nur vermuten: das Organisierte Verbrechen. Sie empfiehlt dem Justizministerium, den Fall weiterzuverfolgen, was dieses natürlich unterlässt. Blakey lässt das Material des Untersuchungsausschusses für 50 Jahre versiegeln.

Oswalds Leiche wird 1981 exhumiert, nachdem Michael Eddowes, der für den britischen Geheimdienst arbeitet, und Edward J. Epstein behaupteten, Oswald sei in Russland ausgewechselt worden. Die Leiche ist Oswald. Reagans Justizminister Edwin Meese stoppt alle Bemühungen zur Wiederaufnahme der Untersuchung und Klärung der widersprüchlichen Schlüsse des House Select Committees.

Quellen: Pease (1997), DiEugenio (1997): 2, Groden/ Livingstone: 107, 304-400, Marrs: 518-554, Callahan: 116-120, Davis (1988): 381-389, 393-399, 401-416, Weberman (8) 56-61, (12):24, Olgiatti, Bartholomew: 53, CIA-Info: 15.


1978 Terror in Italien

Die New Yorker Franklin National Bank, deren Kontrolle Michele Sindona 1972 erworben hat, bricht wegen Devisenspekulationen zusammen. Es handelt sich um die bisher grösste Bankpleite der amerikanischen Geschichte. Wenig später wird auch Sindonas Banca Privata Italiana von einem Mailänder Gericht für zahlungsunfähig erklärt. Die Bank des Heiligen Stuhls, das "Istituto per le Opere di Religione" (IOR) unter Präsident Erzbischof Paul Marcinkus, lässt Sindona, der seit dem 2. Weltkrieg mit Börsen- und Bankgeschäften ein Vermögen von $450 Mio. zusammenraffte, daraufhin fallen und ersetzt ihn durch Roberto Calvi. 1969 lernte der sizilianische Anwalt Sindona, ein Freund von Papst Paul VI, Calvi kennen, dem er das Entrée in die Vatikanbank und Hochfinanz ermöglichte, indem er ihn mit Marcinkus und Gelli und dessen Stellvertreter Umberto Ortolani von der Geheimloge P2 bekanntmachte.

Als Gegenleistung unterstützte Calvi mit den locker gemachten Vatikangeldern Sindonas Spekulationen und die Geldwäschereien. Italien hob 1969 ein Vatikanprivileg des Duce auf, das die Steuerfreiheit auf Dividenden und Profiten aus Beteiligungen an italienischen Unternehmen beinhaltete, weshalb Papst Paul VI. das Vatikankapital in die Steuerparadiese bringen liess, was die grosse Chance von Sindona und Calvi war. Sie gründeten zusätzliche Filialen und beteiligten sich an Instituten wie der Amincor-Bank in Zürich, der Banque de Titres oder der Fina-Bank in Genf. Ein typischer Deal bestand beispielsweise im Kauf von Aktien von Sindonas Banca Privata Italiana zu einem überhöhten Kurs, die dann billig an die IOR weiterverkauft und von der Fina-Bank wiederum teuer übernommen wurden. Laut Sindona verdiente die Vatikanbank durch solche Transaktionen $200 Mio.

Calvi kann sich vom Zusammenbruch von Sindonas Imperium abkoppeln und wird der neue Finanzberater von Marcinkus. Anfang der 70er Jahre klagte die Securities and Exchange Commission das IOR an, die amerikanischen Börsenvorschriften zu verletzen. Das FBI sammelte Materialien über die Aktivitäten von Sindona und Calvi, aber Richard Nixon lässt 1974 die Untersuchungen über die Zusammenarbeit von Vatikan und Mafia einstellen und als top secret klassifizieren. 1975 wird Calvi Generaldirektor der Banco Ambrosiano, über die Waffengeschäfte mit dem Syrer Henry Arsan für den Nahen Osten für mehrere Milliarden getätigt und Drogengelder gewaschen werden. Zu den von Arsans Stibam International Transport gehandelten Waffen gehören unter anderem deutsche Leopard-Panzer und nordamerikanische Cobra-Helikopter, die an den Libanon, Syrien, die Türkei, Griechenland und vermutlich an den Iran gehen. Calvi betreibt seine Drogen- Waffen- und Spekulationsgeschäfte unter der schützenden Hand von Erzbischof Marcinkus, der ihm Persilscheine für seine Gläubiger ausstellt und dafür im Aufsichtsrat der Ambrosiano-Tochterfilialen sitzt. Das IOR ist mit 16% des Aktienkapitals an der Ambrosiano beteiligt. Um seine Position zu sichern, beginnt Calvi über Scheinfirmen, Aktien der Ambrosiano aufzukaufen, und zur politischen Absicherung finanziert er grosszügig die Parteien und unterstützt die P2.

Licio Gelli, Grossmeister der Loge Propaganda Due, die die Spitzen des Geheimdienstes, der Armee, der Mafia, der Wirtschaft, der Presse und der Politik als ‚Staat' im Staat zusammenbringt, war Parteisekretär von Mussolini. Nach 1945 war Gelli für westliche Geheimdienste in Südamerika unterwegs, getarnt als Matrazenhändler.
Der Geheimgesellschaft gehören ungefähr 1000 einflussreiche Personen an, darunter Minister, Staatssekretäre und Abgeordnete der christdemokratischen, sozialistischen, sozialdemokratischen und faschistischen Partei, die Chefs der beiden grossen Geheimdienste (Gulio Grassini vom SISDE und Santo Vito vom SISMI), 43 Generäle, 161 weitere Offiziere und hochrangige Namen der Carabinieri, 47 Industrielle, 14 Justizbeamte und 22 Topjournalisten. Zusammen mit der CIA sind diese Kreise in Umtriebe verwickelt, die die Machtbeteiligung oder -übernahme der Kommunisten durch eine Militärdiktatur verhindern wollen. Trotz wirtschaftlicher Blüte sind die Kommunisten nach wie vor stark; sie gewinnen 1965 30% der Stimmen und setzen die Regierung mit Streiks und Arbeiterdemonstrationen immer wieder unter Druck.

Die CIA-Station in Rom unter Theodore Shackley und Marc Wyatt organisierte 1965 zusammen mit dem Chef des italienischen militärischen Generalstabs und späteren NATO-Generals Adriano Magi Braschi und dem militärischen Geheimdienst SID unter Carabinieri-Kommandant Giovanni de Lorenzo die Geheimarmee GLADIO. Die geheime Militärstruktur, auf die die Planer aufbauten, wurde schon in der Nachkriegszeit von Joseph Peter Luongo vom CIC aufgebaut, und zwar mit den strammsten Antikommunisten, den alten Faschisten oder den Neofaschisten. Diese sammelten die Daten aller einflussreichen Bürger und der gesamten politischen Klasse und heckte den Plan SOLO aus, bei dem in einer Krisensituation Tausende von Linken verhaftet und auf sardischen NATO-Basen interniert werden sollten, wozu dem Chef des militärischen Geheimdienstes SISMI, General Vito Miceli, $800'000 bezahlt wurden. De Lorenzo kooperiert mit Junio Valerio Borghese, dem ehemaligen Chef der Mussolini-Truppen und Chef der Movimento Sociale Italiano, die bereits 1965 einen Putsch planten. Sie werden von der CIA protegiert und kooperieren ebenfalls mit der OAS.

Das Pentagon in Washington wie auch der italienische militärische Geheimdienst befürchten, dass der Einzug der Kommunisten oder der Sozialisten in die italienische Regierung die Nato von innen heraus schwächen würde. Um dies zu verhindern, wird mit der "Strategie der Spannung" das Volk in Italien durch Terroranschläge in Angst und Schrecken versetzt, worauf die Bevölkerung nach einem starken autoritären Staat und mehr innerer Sicherheit verlangt. 1967 wurde eine weitere geheime Guerillaarmee, die Nuclei Di Difesa Dello Stato, unter Carlo Maria Maggi, Arno Spiazzi und Gaitano Orlando mit neofaschistischen Gladiatoren gegründet, die in Zusammenarbeit mit dem US-Militärgeheimdienst Counter Intelligence Corps und NATO-Generälen die Kommunisten bekämpfen. Verbindungsmann von Maggi ist CIA-Agent Sergio Minetto (ev. Minetti). Die Anschläge sollen durch Manipulation der Spuren durch den militärischen Geheimdienst dem politischen Gegner in die Schuhe geschoben werden, um die PCI und PSI zu diskreditieren und an der Urne zu schwächen. Vergebens: aufgrund der innenpolitischen Unruhen werden die Kommunisten im Mai 1968 zur zweitstärksten Kraft im Land.

Die Neofaschisten unter Spiazzi-Freund Borghese versuchten am 8.12.70 einen Staatsstreich durchzuführen, wozu im ganzen Land Truppen bereit standen. 1969 hatten sie eine Terrorwelle mit Bombenexplosionen gestartet, die auch den Polizeiapparat stärken sollte. 145 terroristische - noch nicht tödliche - Bombenattentate hielten die Nation in Atem: Kinos, Kirchen, Bahnhöfe, Kasernen, Banken, Züge und Büros linker Parteien wurden getroffen. Als in einer heissen Mitsommernacht im August 1969 auf elf Eisenbahnzüge Sprengstoffanschläge verübt wurden, die beträchtlichen Schaden anrichteten und 12 Menschen verwundeten, gaben sich Politiker und Medien ganz sicher, dass die Täter Linke seien, obwohl es weder Beweise noch Bekennerschreiben gab. Je länger die Terrorwelle andauerte, desto brutaler wurden die Anschläge.

Der Anschlag von Delfo Zorzi am 12.12.69 in Mailand, wo heftige Studentenunruhen und Arbeiter-Demonstrationen wegen den tiefen Löhnen stattfanden, forderte 13 Tote und 90 Verletzte. Eine weitere Bombe explodierte in Rom unterhalb der Banca Nazionale del Lavoro und verletzte nur 12 Menschen, weil drei weitere geplante Bomben nicht funktionierten. Zorzi arbeitete für die Ordine Nuove-Neofaschisten Franco Freda und Giovanni Ventura. Chef der ON ist Pino Rauti. ON-Mitglied Marco Pozzan ist der Kontaktmann zu Fredas Freund Guido Giannettini, MSI-"Journalist" und SID-Agent, der für SID-Chef Eugenio Henke, die SID-Offiziere A. La Bruna und Gianadelio Maletti sowie Generalstabschef Giuseppe Aloia arbeitet. Verbindungsmann der ON zum CIC ist Sprengstoff- und Waffenexperte Carlo Digilio. Maletti behauptet später, die CIA stehe hinter den Bombenattentaten der Neonazis. Aber er hat sich schon 1980 nach Südafrika abgesetzt, von wo er nicht ausgeliefert werden kann und seine Strafe von 31 Jahren Haft also nicht antreten muss.

Das operative Büro der CIA befindet sich im ‚Ufficio degli affari riservati' im Innenministerium und steht in direktem Kontakt zu Zorzi. Digilios amerikanische Kontaktleute sind David Carret, der NATO-Marineoffizier mit Sitz in der NATO-Basis in Verona und Marcello Soffiati von der CIA. Die NATO baut in allen Mitgliedsländern Europas Geheimarmeen auf, die von Allied Clandestine Committee (ACC) kommandiert werden. Selbst die neutralen Länder Schweiz, Schweden, Österreich und Finnland bauen in Zusammenarbeit mit der CIA und der MI6 Geheimarmeen auf.

Die Ermittlungen zu Zorzis Attentat an der Piazza Fontana konzentrierten sich auf eine von höchsten Stellen im Staatsapparat schon vor dem Anschlag minutiös vorbereitete und konstruierte linke Spur, indem es dem Anarchisten Pietro Valpreda in die Schuhe geschoben wurde. Der mitangeklagte Anarchist Guiseppe Pinelli wurde vermutlich vom Polizeikommissar Luigi Calabrese aus dem Fenster der Polizeipräfektur gestossen. Letzterer wurde am 17.5.70 erschossen, wofür Adriano Solfri, Giorgio Pietrostefani und Ovidio Bompressi von der ‚lotta continua' 1988 angeklagt werden. In fadenscheinigen Prozessen mit manipulierten Beweisen werden die drei zu je 22 Jahren Haft verurteilt aufgrund der Aussagen von Leonardo Marino, der vom Carabinieri-Oberst Buenoventuro, welcher eng mit den Geheimdiensten zusammenarbeitet, unter Druck gesetzt wurde.

Bald schon jagte auch ein Mordanschlag den anderen: getroffen wurden vor allem Journalisten und Untersuchungsrichter oder Staatsanwälte, die nach der Wahrheit hinter den Anschlägen suchten. Mordanschläge sind Bestandteil der antikommunistischen Strategie, da sie der Linken angelastet und diese danach vernichtet werden kann, wie im US-Army-Field-Manual 30-31 vom 18.3.70 festgehalten wurde. Unterzeichnet hatte dieses Vorgehen der Generalstabschef der US-Armee General W.C. Westmoreland.

Beteiligt an diesen Attentaten waren Yves Guerin-Serac, Robert Leroy und Stefano delle Chiaie, der Chef der rechtsextremen Avanguardia Nazionale, der für den Geheimdienst des Inneren arbeitet. OAS-Hauptmann Yves Guerin-Serac leitet die faschistische Geheimorganisation, die von Lissabon aus unter dem Deckmantel der Aginter Press mittels Bomben das Chaos in Italien organisiert. Der überzeugte Katholik Guerin-Serac wird bei seiner Strategie des Schreckens vom französischen, deutschen und amerikanischen Geheimdienst mit Material und Sprengstoffexperten unterstützt. Robert Leroy, ehemaliges Mitglied der Waffen-SS, arbeitete nach dem Krieg für die CIA und schleuste sich als Agent Provocateur in linke Gruppen ein, vor allem bei den Maoisten, oder gründete solche, um den Linken die Schuld an den Attentaten zuschieben zu können. Die Kontakte der Bombenleger reichten bis zu den DC-Ministerpräsidenten Mariano Rumor und Gulio Andreotti.

Der Putsch von 1970, den Andreotti unterstützte, wurde in letzter Minute abgeblasen und der nach Spanien geflüchtete Borghese vom italienischen Geheimdienst vergiftet. Da Rumor den Ausnahmezustand auf Druck von Aldo Moro nicht ausrief, wird 1974 von Gian Franco Bertoli ein Attentat gegen ihn verübt, das er überlebt, das aber vier Tote und 40 Verletzte fordert. Auch ON-Mitglied Bertoli wird als Anarchist dargestellt. Die Amerikaner versuchen die Ermittlungen zu blockieren, und fast alle Beteiligten werden im Prozess freigesprochen.

Italien ist mit einem "Ordnungshüter" auf 280 Einwohner bereits der stärkste Polizeistaat Westeuropas. Neben den militärischen Carabinieri mit 115'000 Polizisten kommt Italien mit 100'000 zivilen Polizisten, 60'000 Mann der Finanzpolizei und den Polizisten der Haftanstalten auf 350'000 Polizisten, die von den Hafenbehörden und Küstenwache verstärkt werden, und alle miteinander in Konkurrenz um Kompetenzen und Geldmittel stehen. Die Polizeiorgane, die aus den Budgets von 11 Ministerien finanziert werden, haben autonome Kommandostrukturen, und fast alle haben eigene Spezialeinheiten aufgebaut. Trotzdem (oder deswegen) wird nur ein Viertel aller Morde aufgeklärt, und 94% aller Raubüberfälle bleiben ungeahndet.
Ein Ausnahmefall ist Vincenzo Vinciguerra, der wegen dem Anschlag in Peteano von 1972, bei dem drei Carabinieri starben, zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wird. Er erklärt dem Gericht die Strategie von Gladio: "Ziel war es, eine Spannung im Land zu erzeugen, um konservative, reaktionäre Tendenzen auf sozialer und politischer Ebene zu fördern." Es habe sich um einen unorthodoxen Krieg gehandelt, um "das Hirn, das Bewusstsein, das Herz und die Seele der Menschen zu treffen, nicht Territorien."

Seit sich die italienischen Kommunisten, die als zweitgrösste Partei ein Drittel des Parlamentes ausmachen, von der Sowjetunion lösten, plant DC-Parteipräsident Aldo Moro die Bildung einer Koalitionsregierung, um eine Rechtsregierung zu verhindern. Der rechte Flügel der Christdemokraten unter Gulio Andreotti, die CIA, der italienische Geheimdienst SISDE und die P2 arbeiten zusammen, um die erste europäische Regierung mit Beteiligung der Kommunisten zu verhindern, notfalls mit einem Putsch. Um eine Legitimationsbasis zu schaffen, inszenierte Propaganda 2-Chef Licio Gelli eine "linke" Terrorwelle, wozu Roberto Calvi die Geldmittel beschafft. Um den geplanten Umsturz propagandistisch abzusichern, soll das einflussreiche Verlagshaus Rizzoli, Eigentümerin der Corriere della Sera, eingesetzt werden, dessen Direktor Bruno Tassan-Din ebenfalls P2-Mitglied ist. Der militärische Verbindungsmann in der US-Botschaft Dominic Perrone koordiniert die "Anti-Terror"-Kampagne der italienischen Regierung.
US-Aussenminister Henry Kissinger drohte Moro bereits 1974, er werde es teuer bezahlen, falls er die Kommunisten in die Regierung miteinbeziehe. Ray Cline, Ex-Geheimdienstchef und Leiter des Zentrums für Strategische Studien des Aussenministeriums in Washington, veranstaltete im April 1976 gemeinsam mit Kissinger eigens zum Problem Italien eine Tagung, wo er davon ausgeht, dass die CIA es lösen müsse, was dann in Zusammenarbeit mit Licio Gelli geschieht.

Am Morgen der geplanten Regierungsbildung, dem 16.3.78, wird Moro in der Via Fani gekidnappt, wobei die fünf Männer seiner Eskorte im Kugelhagel von Valerio Morucci ums Leben kommen. Die Nachricht der Entführung verbreitete sich bereits vor der Durchführung, weshalb eine sofortige Nachrichtensperre verhängt wird. 39 der am Tatort gesicherten 67 Geschosse sind mit einem Schutzlack zur dauerhaften Lagerung überzogen, was auf Munition aus den GLADIO-Beständen verweist. Der Geheimdienstoberst Guglielmi, ein GLADIO-Ausbilder, befindet sich am Morgen des Überfalls vor Ort. Kurz nach dem Attentat sind die Telefonleitungen in der Umgebung für eine Stunde gestört, was die Verfolgung der Attentäter erschwert. Die Aufnahmeleitungen der Telefongesellschaft bricht genau in dem Moment zusammen, als zwei Anrufe der Roten Brigaden bei der Tageszeitung Il Messaggero eingehen, so dass nicht festgestellt werden kann, woher sie kommen. Der Chef der Telefongesellschaft SIP ist Mitglied der P2.

Der Führer der Roten Brigaden Mario Moretti gehört zum gewaltbereiten Flügel der Roten Brigaden und wird vom Geheimdienst geschützt, weil er als Agent tätig ist. Dagegen wird der intellektuelle Flügel verfolgt und verhaftet. Der Philosophieprofessor Antonio Negri, der eine Autonomietheorie gegen die Staatsgewalt vertritt, sitzt als angeblicher Kopf und Ideologe der Roten Brigaden drei Jahre in Untersuchungshaft.
Die Geheimdienste haben Provokateure in der radikalen Fraktion der Brigaden drin, weshalb das Zusammenspiel von Verfolgungsbehörde und Terroristen perfekt funktioniert. 35'000 Soldaten und Polizisten unter der Führung von Innenminister Francesco Cossiga und den P2-Mitgliedern Generalmajor Gulio Grassini, Chef des SISDE, Militärgeheimdienstchef General Santo Vito, und dem Chef aller Geheimdienste Walter Pelosi "suchen" das Versteck. Moro beginnt in seinen Briefen, Staatsgeheimnisse auszuplaudern: er spricht von GLADIO, bezeichnet Andreotti als Mann der CIA, legt Hintergründe der Strategie der Terroranschläge offen und denunziert die aktive Beteiligung des italienischen Geheimdienstes und der CIA an den Terroranschlägen. Am 9.5.78 wird der von Moretti ermordete Moro in einem Auto gefunden, und Gulio Andreotti bleibt Ministerpräsident, ohne dass die Kommunisten beteiligt werden.

Francesco Pazienza und Licio Gelli, ein Freund von Ronald Reagan, organisieren 1980 den Bombenanschlag auf den Bahnhof von Bologna, der 85 Tote und Hunderte von Verletzten fordert. Unter Anweisung von Stefano delle Chiaie, dem Gründer der faschistischen Terrorgruppe Avanguardia Nazionale deponieren die Jugendlichen Luigi Ciavardini, Massimiliano Taddeini und Narazeno de Angelis am 2.8.80 einen Sprengsatz im Wartsaal der zweiten Klasse. Der Anschlag täuscht kurz vor den Parlamentswahlen einen Terrorakt der Roten Brigaden vor, legitimiert die Ausschaltung der Kommunisten und dient damit der "Stabilisierung" Italiens.

Die Behörden werfen Delle Chiaie auch das Attentat in einer Mailänder Bank 1969 mit 14 Toten und über 90 Verletzten, einen Anschlag auf einen D-Zug 1974, die Beteiligung am Putschversuch von Prinz Junio Valerio Borghese 1970 in Rom und an der Ermordung von Richter Vittorio Occorsio 1976 vor. Er flüchtet nach Südamerika, wo er mit etlichen Altnazis wie Klaus Barbie und Neonazis wie Joachim Fiebelkorn zusammenarbeitet, organisiert den Putsch in Bolivien 1980 und ermordet in Frankreich für die GAL führende Mitglieder der ETA. Die GAL ist eine vom sozialistischen Ministerpräsidenten Felipe Gonzalez, dem Innenminister Jose Barrionueva, von Staatssekretär Rafael Vera und dem spanischen Geheimdienst organisierte Terrorgruppe, die im baskischen Frankreich mit der Zustimmung von François Mitterand und mithilfe der französischen Polizei von 1983-87 27 vermutete ETA-Aktivisten umbringen lässt. Mitbeteiligt sind Polizeichef Francisco Alvarez Sanchez, Zivilgouverneur Julian Sancristobal, General Enrique Galindo und Geheimdienstverbindungsmann Amedo Fouce, die meist Gangster aus Marseille für die über 40 Bombenattentate, Entführungen und Ermordungen anstellen.

Richard Helms steht über seinen Mitarbeiter John Carbaugh in Kontakt zu Stefano delle Chiaie. Da dieser offiziell unter dem Schutz der CIA steht, kann er für die Bombenanschläge nicht zur Verantwortung gezogen werden; aufgrund einer Verhaftung in Venezuela wegen Drogenhandels wird er schliesslich an Italien ausgeliefert. Er wird freigesprochen, lebt in Rom und gibt die Zeitschrift Condor heraus, eine Referenz an die Koordinationsgruppe der lateinamerikanischen Todesschwadronen. Der beim Bologna-Attentat verwendete Sprengstoff "T 4" stammt vom neapolitanischen Neofaschisten Fachini, ein Sprengstoffexperte mit Verbindungen zu den Militärs und Geheimdiensten. Vor dem Anschlag, bei dem offensichtlich die Verantwortungszuschreibung nicht recht klappte, stand er in Kontakt zur Wehrportgruppe Hoffmann, von der sechs Mitglieder nach Bologna reisten. Die ehemaligen Geheimdienstchefs Pietro Musumeci und Guiseppe Belmonte legen deshalb die falsche Spur zu diesen paramilitärischen Neonazis, die am Münchner Oktoberfest eine Bombe zünden, die 13 Menschenleben und über 200 Verletzte fordert.
Die Neonazis Gundolf Köhler und Stefan Wagner von der Wehrsportgruppe Hoffmann verüben das Attentat vom 26.9.80, das Franz Josef Strauss sofort den ‚Linksterroristen' zuschreibt, womit er hofft, zehn Tage später zum Kanzler gewählt zu werden. Strauss hat sich vehement gegen das Verbot der Wehrsportgruppe Hoffmann durch Innenminister Gerhard Baum am 30.1.80 gewehrt. Das bayrische Landeskriminalamt zieht die Ermittlungen an sich und kommt nach einer lausigen und kurzen Untersuchung zum Schluss, Köhler habe als Alleintäter gehandelt. Stefan Wagner wird aus ‚taktischen' Gründen nicht befragt. Er begeht nach einem Amoklauf Selbstmord. Der Zeuge Frank Lauterjung revidiert seine Aussagen sechs Wochen später und stirbt 1982 mit 36 Jahren. Die Beweise werden vernichtet. Karl Heinz Hoffmann steht im regelmässigen Kontakt zu Heinz Lembke, einem Gladio-Agenten. Nachdem der rechtsextreme Lembke während der Untersuchungshaft ankündigte, Aussagen über die Hintergründe seiner Waffendepots zu machen, begeht er angeblich Selbstmord am nächsten Tag. Hoffmanns Gruppe wird nach dem Anschlag verboten, worauf sie im Libanon untertauchen. Das ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Gruppe mit V-Leuten durchsetzt ist.

CIA-Agent Pazienza steckt hinter den Pressemeldungen, der alkoholsüchtige Bruder des Präsidenten, Billy Carter, habe Ghaddafi Waffen verschafft und dafür vom libyschen Diktator Bargeld erhalten. Einige Monate danach stellt eine Senatskommission fest, dass es sich bei dieser für Carter vernichtenden "Billy-Gate"-Nachricht um eine Geheimdienstfälschung handelte.

Am 27.6.80 wird die DC-9 Maschine des Fluges Itavia 870 auf dem Weg von Bologna nach Sizilien von französischen Jägern abgeschossen, wobei 80 Menschen ums Leben kommen. Offenbar handelt es sich um ein Versehen. Im Rahmen von NATO-Übungen war geplant, Gaddafis Flugzeug abzuschiessen, aber die italienischen Geheimdienste hatten den libyschen Staatschef gewarnt, der daraufhin auf den Flug verzichtete. Am selben Tag wird eine libysche MIG 23 in Italien abgeschossen. Als im Zuge der Ermittlungen Zeugen einvernommen werden, findet man zwei gehängte Flugotsen, die hätten aussagen sollen, und die beiden Piloten, die bei der Attacke auf das Passagierflugzeuge im Einsatz waren, kommen beim Flugshow-Unfall, der bis heute nicht aufgeklärt ist, in Rammstein ums Leben.

Quellen: Uesseler/ Saupe: 30-37, Gurwin: 49-55, Schulz: 169, Meurice, Blondiau/ Sieker, Igel, Schellenbaum (1982), Blondiau/ Gümpel, Raith: 108-118, Tarpley/ Chaitkin: 269, Calvi/ Laurent, Comolli/ Lavigne, Ganser (2005), Hanimann, Busse/ Bobbi, Herzog: 14-17, Loeb, Agee: 24f, Igel, Gurwin: 55f, Gehrig, Chotjewitz: 15-20, Afterbach: 8, CIA-Info: 15f, MacCaig/ Garat, Pletschinger/ Bredenbrock (2001), Gutermuth, von Kalchreuth/ Halder 2010, Schoen/ Gutermuth.


September 1978 Papstmord top

Der unkooperative, weil zu seriöse Johannes Paul I. wird nach nur 33 Tagen im Amt am 29.9.78 umgebracht. Am Tag zuvor beschloss der Papst, Paul Marcinkus von der Spitze der Vatikanbank zu entfernen und die Drogen- und Waffengeschäfte von Marcinkus, Michele Sindona, Michele Greco, Licio Gelli und Roberto Calvi untersuchen zu lassen.

Um die vom IOR kontrollierte Ambrosiano nicht nur zu leiten, sondern zu besitzen, kaufte Calvi seit 1975 über Scheinfirmen in Lichtenstein und Panama Ambrosiano-Aktien auf, die er mit Krediten von insgesamt $1,4 Mia. finanzierte. Trotz seiner Unterstützung der Propaganda 2 wandte sich sein ehemaliger Mentor Michele Sindona 1977 gegen ihn, weil er sich wegen der Übernahme verraten fühlte. Sindona begann, Calvi zu sabotieren, indem er die Mailänder Bankenszene, einen Enthüllungsjournalisten und den Gouverneur der italienischen Zentralbank, Paolo Baffi, mit Informationen versorgte.
Der neue Chef der Banküberwachung, Mario Sarcinelli, begann eine Untersuchung gegen die Italcasse, die zur Verhaftung von beinahe 50 Sparkassendirektoren führt. Im April knöpfte sich Sarcinelli die Ambrosiano vor, in deren Hauptsitz im November Beweise für illegale Finanztransaktionen konfisziert werden. Das Vorgehen gegen Italcasse, Ambrosiano und die Sindona-Bank führte zu Anklagen gegen Baffi und Sarcinelli am 24.3.79.
Staatsanwalt Emilio Alessandri, verantwortlich für die Untersuchung der Ambrosiano, wurde am 29.1.78 ermordet. Anwalt Giorgio Ambrosoli, der mit der Liquidation der Sindona-Bank betraut ist, wurde im Auftrag Sindonas am 12.7.78 vor seinem Haus für $50'000 von William Arico erschossen. Die Bank von Italien schickt daraufhin keine Inspektoren mehr, sondern beschränkt ihre Kontrolltätigkeit auf die Anfrage von Informationen. Um von seinem Bankrott abzulenken, lässt sich Sindona 1979 selbst von einer Gang namens "Anonimi Sequestri", der der Mafiapfarrer Agostino Coppola angehört, in New York entführen, und fliegt dann nach Sizilien, um seine Geschäfte zu konsolidieren.

Hinter den Kulissen setzen der Christdemokrat Giulio Andreotti und der Sozialist Bettino Craxi alle Hebel in Bewegung, um einen Skandal um Calvi und die P2 zu verhindern. Ihre Manöver werden von Francesco Pazienza, Mitarbeiter des italienischen Geheimdienstes SISDE wie der CIA, koordiniert. Andreotti, siebenmaliger Regierungschef, 21facher Minister und Senator auf Lebenszeit, hat über seinen Freund Salvatore Lima, Bürgermeister von Palermo in den sechziger und siebziger Jahren, Kontakte zur Mafia. Limas Vater war schon ein "Uomo d'onore", und sein Bauressortchef Vito Ciancimino ist der erste hochrangige Politiker, der wegen Zugehörigkeit zur Mafia von einem Gericht rechtsgültig verurteilt werden konnte.
Die Mafia beschafft den Christdemokraten Gelder und Stimmen bei den Wahlen als Gegenleistung für verschleppte Justizverfahren, weshalb viele erstinstanzlich verurteilte Mafiosi wegen Fristüberschreitung freigelassen werden. Besonders der oberste Kassationsrichter Corrado Carnevale in Rom annulliert dauernd Urteile wegen Formfehler und entlässt Dutzende von Mördern, weshalb er den Übernahmen ‚Ammazzasentenze' (Urteilskiller) erhält. Lima veruntreut Milliarden von den Hilfszahlungen Roms für den Wiederaufbau von Palermo und kassiert beträchtliche Summen für die Protektion von Mafiaboss Toto Riina. Am 12.3.92 wird Lima ermordet, weil er die Absolution der Mafiosi nicht mehr garantieren kann.

Während seiner über sechszehnjährigen Amtszeit als Vorsitzender der Sozialistischen Partei schaffte es Bettino Craxi, aus der linken Reformpartei ein unprogrammatisches Klientel- und Günstlingskartell zu machen, das als unverzichtbarer Mehrheitsbeschaffer der DC mithelfen darf, den italienischen Staat zu plündern. Auf Befehl Craxis befreien die Carabinieri in den 80er Jahren den verhafteten palästinischen Terroristenführer Abu Abbas, dessen Truppe das italienische Kreuzschiff "Achille Lauro" kaperten, und schieben ihn nach Jugoslawien ab.

Der Journalist Carmine "Mino" Pecorelli, der in einem Bericht behauptete, Gelli sei ein Mitarbeiter des Geheimdienstes SISDE und im 2. Weltkrieg Doppelagent gewesen, wird am 20.3.79 in seinem Auto mit vier Schüssen ermordet. Der Herausgeber des Osservatore politico hatte auch Enthüllungen über Gulio Andreotti angekündigt, worauf Andreotti die Mafia um Elimination bat. Andreotti wird zusammen mit dem sizilianischen Mafiaboss Gaetano Badalamenti aufgrund der Aussagen des reuigen Mafiabosses Tommaso Buscetta am 15.11.02 zu je 24 Jahren Gefängnis verurteilt, was Andreotti dann aber wieder abschmettern kann.

Die Blockierung der Untersuchung erlaubt Calvi, die Auslandaktivitäten über die Banca del Gottardo in der Schweiz, aber auch auf den Bahamas und in Lateinamerika zu verstärken. Licio Gelli hat die Idee, vom Kampf der Sandinisten gegen Somoza zu profitieren. Die Ambrosiano beginnt 1978, Land und Besitz der reichen Nicaraguaner, die den Sieg der Sandinisten befürchten und das Land verlassen, zu Schleuderpreisen aufzukaufen.

Quellen: Meurice, Knopp/ Remy/ Dehnhardt, Giancana: 268, Blondiau/ Gümpel, Uesseler/ Saupe: 30-37, Gurwin: 50-56, Raith: 109-118.


November 1978 Jim Jones-Sekte top

Im Dschungel von Guyana bringen sich am 18.11.78 um die 200 Mitglieder der Sekte People's Temple um. Ihr Anführer James Warren Jones putschte seine Anhänger in einem einstündigen Zeremoniell so weit hoch, dass ein Teil der Gläubigen ihre Portion Zyankali schlucken. Allerdings machen viele beim geplanten Massenselbstmord nicht mit und flüchten in den Dschungel, wo sie einige Tage später von US-Truppen ermordet werden, ebenso wie Jones selbst auch.

Jim Jones, Sohn eines Ku-Klux-Klan-Mitglieds, gründete 1956 in Indianapolis seine stark hierarchisch-autoritäre Kirche, die ihre Mitglieder vor allem aus der schwarzen Unterschicht und den militanten Studenten rekrutiert. Er verfügt über eine persönliche Leibwache und hält seine Leute mit Repressionen bei der Stange, wobei sich seine Gemeinde in den 70er Jahre zu einer politischen Macht entwickelte. Kritik an seinen Wunderheilungen, Folterungen, Drogenanwendungen und sexuellem Missbrauch konnte der für die CIA arbeitende Jones mithilfe von Geld und Einschüchterungen immer wieder verhindern. Die Gläubigen sind Versuchskaninchen für Verhaltenskontrollprogramme.

Jones verlegte den Sitz seiner Sekte mit 1200 Mitgliedern im August 1977 aus Gründen der Tarnung nach Guyana, wo verschiedene "wissenschaftliche" Tests an den Sektenmitgliedern ausprobiert wurden. Jones ist ein Freund von Dan Mitrione, der Polizeichef in Indiana war und mit der AID 1962 und 1963 am Destabilisierungsprogramm der CIA gegen die Goulart-Regierung in Brasilien wegen dessen Bodenreformen mitarbeitete. In Montevideo war Mitrione gegen die Stadtguerilla aktiv, indem er Gefangene mithilfe von Sodium Penthotal verhörte, das auch bei Jones eingesetzt wurde. Mit in der "Jonestown"-Kolonie sind CIA-Agent Philip Blakey und die Botschafter Richard Dwyer und John Burke, die People's Temple unterstützen. Jones und der guyanische Premierminister Forbes Burnham haben häufigen Kontakt, und die Sekte unterstützt den "sozialistischen" Diktator schlagkräftig. Mit der Ermordung des Oppositionsführers Walter Rodney 1980 kann die CIA die Position von Burnham sichern, der bis zu seinem Tod 1985 Staatspräsident bleibt.

Der Abgeordnete Leo Ryan interessierte sich für die Aktivitäten der Sekte, wird aber von allen Seiten an Nachforschungen gehindert. Am 17.11.78 kann er schliesslich das Sekten-Gelände besuchen. Ein Dutzend der Mitglieder wollen den Dschungel am nächsten Tag mit Ryan verlassen und fahren mit zum Flugplatz, wo der Schwager von Blakey, Larry Layton, Ryan, drei Journalisten und eine Abtrünnige erschiesst. Am folgenden Tag finden guayanische Soldaten 383 Leichen, davon 83 Kinder.

Am 21.11.78 treffen US-Soldaten ein, wonach die Zahl der Toten am 24.11. auf 775 und bis am 27.11. auf 909 ansteigt. Layton wird freigesprochen, weil zur Tatzeit "hirngewaschen und unter Drogen" war. Sein Vater Laurence Layton, ebenfalls ein Unterstützer und Financier von Jones, war von 1946 bis 1951 Chef-Biochemiker für chemische Waffen bei der US-Army.

Quellen: Weber: 6-28.


1979 Atomkriegspläne top

Die USA planen 1979 den atomaren Erstschlag gegen die Sowjetunion von Europa aus. Admiral Gene La Roque: "Der 1. Weltkrieg wurde in Europa ausgetragen. Den 2. Weltkrieg haben wir in Europa ausgetragen. Und die meisten Amerikaner würden den 3. Weltkrieg ebenfalls lieber in Europa austragen." Bereits 1949 kam eine Studie über einen Atombombenangriff auf 70 russische Zielgebiete zum Schluss, dass trotz 2,7 Mio. Toten und 4 Mio. Verletzten "die Vorzüge eines frühen Atomwaffeneinsatzes hervorragend" seien. Auch nach der Zündung der ersten russischen Atombombe 1949 wurden immer wieder Pläne für einen begrenzten Atomkrieg in Europa entwickelt, den die USA aufgrund der technologischen Überlegenheit gewinnen würden.
Die Mittelstreckenraketen mit den durch Computer einzeln gesteuerten Mehrfachsprengköpfen erlauben den USA, alle strategischen Ziele bei einem Erstschlag zu vernichten. Ex-AEC-und Ex-CIA-Direktor und Ex-Verteidigungs- und Ex-Energieminister Arthur Schlesinger: "Wir wären Narren, unseren technischen Vorsprung nicht konsequent auszunutzen." Allerdings haben die UdSSR seit 1959 (1060 Atombomben, USA: 15468) mächtig aufgeholt und besitzen nun mehr Sprengköpfe (25'393) als die USA (24'424). Beim Zusammenbruch 1991 verfügt die Sowjetunion über rund 39'000 Atomsprengköpfe, die USA hat 22'827.

Seit 1945 verfolgen die USA das Konzept der vorgeschobenen Stützpunkte, von denen sie allein in England 103 haben. Ein Geheimbeschluss der NATO 1979 sieht die Stationierung von 572 Marschflugkörpern und Pershing-Raketen in England und Deutschland vor. La Roque: "Die Entscheidung, in Europa Atomwaffen einzusetzen, ist allein eine US-amerikanische Entscheidung." Europa wird damit zur Geisel der US-Machtpolitik und geplanter Kriegsschauplatz. Eugene Rostow: "Japan hat schliesslich nicht nur überlebt, sondern ist nach dem Atomangriff erst richtig aufgeblüht."

Das Pentagon geht in einer Studie von 1980 davon aus, dass die USA auch einen totalen Atomkrieg gewinnen würde. Seit 20 Jahren bereitet sich die Federal Emergency Management Agency auf ein Leben nach dem Atomkrieg vor, wozu sie 2 Mio. überlebenswichtige Objekte wie Militäranlagen, Farmen, Staudämme oder Bevölkerungszentren erfasst hat und über das Land verteilte Materialzentren aufbaute, in denen beispielsweise 32 Tonnen Opium für die vermuteten 32 Mio. Verletzten von 93 Mio. überlebenden Amerikanern lagern. "Abrüstungsexperte" Eugene Rostow: "Wir leben in einer Vorkriegsära, nicht in einer Nachkriegszeit."

Nach dem Machtantritt von Ronald Reagan forcieren die USA die Kriegsvorbereitung: Obwohl die Staatsverschuldung die Billionengrenze überschreitet, wird das Rüstungsbudget von $130,4 Mia. auf $220,2 Mia. erhöht. 1981 zünden die USA die erste Neutronenbombe, die nur die Menschen umbringt, aber das Material weitgehend intakt lässt. 1979 umfasst das Auslandhilfemilitärproramm an korrupte und reaktionäre Regimes $96,8 Mia.

Quellen: Pilger: 50-56, Engberg: 6-13, Kolloch: 65f, Moore (2001).


Februar 1979 Revolution im Iran top

Trotz massivstem Terror kann die iranische Geheimpolizei SAVAK die Revolution der Fundamentalisten nicht verhindern. Seit 1976 lieferte Richard Armitage von der CIA-Station in Bangkok Gelder aus dem Opiumhandel mit Vang Pao nach Teheran für die Finanzierung von Operationen, um militante Schahgegner zu eliminieren. Der Pentagon-Verantwortliche Erich von Marbod und Generalmajor Richard Secord belieferten die Luftwaffe des Schahs mit Waffen. Secord wird als ranghöchster Luftwaffenoffizier mit dem gescheiterten Geiselbefreiungsversuch im Iran zu tun haben. Für die Waffen- und Drogengeschäfte wurden verschiedene Scheinfirmen in der Schweiz, in den USA und in Zentralamerika gegründet, in denen Theodore Shackley, Thomas Clines, Albert Hakim und Edwin Wilson auftauchten, die offiziell aus der CIA austraten.

Gleichzeitig nähert sich der Schah in den 70er Jahren jedoch den Franzosen an, die neue Atomtechnologie in den Iran liefern. Er kritisiert die Amerikaner und unterstützt die OPEC, um die Profite des Öls in die eigene Tasche zu lenken. Die CIA unterstützt daher die Exilirani, beispielsweise sponsert sie deren Radio in Paris mit $200'000 pro Monat und beschafft Waffen für den geplanten Kampf gegen die Fundamentalisten. Diese Finanzkanäle dienen auch den im Camp David-Abkommen zwischen Menachim Begin und Mohammed Anwar as-Sadat ausgehandelten Waffenlieferungen Washingtons an Ägypten, die dank Erich von Marbod über Systems Service International (von Clines und Shackley), International Research and Trade (von Wilson) und Egyptian American Transport and Services Corporation (von Wilson und Salem, einem ehemaligen Offizier des ägyptischen Nachrichtendienstes) abgewickelt werden.
Nach der Flucht des Schahs übernimmt der 1963 ins Exil gegangene Ayatollah Khomeini mit seinem Revolutionsrat die Macht im Iran und zerschlägt die Savak.

Der spätere Friedensnobelträger Jimmy Carter formuliert vor dem Hintergrund des Kontrollverlusts über den Iran 1980 seine Doktrin: "Jeder Versuch einer fremden Macht, die Kontrolle über die Region am Persischen Golf zu erlangen, wird als Angriff auf die lebenswichtigen Interessen der USA angesehen. Jeglicher Angriff dieser Art wird mit allen Mitteln zurückgeschlagen, auch mit militärischen." Da die OPEC 1973 die westliche Welt mit der Ölwaffe in eine schwere Rezession gestürzt hatte, nachdem die USA Israel im Yom-Kippur-Krieg unterstützten, und die USA 1979 ihren Vasallenstaat verloren, stockte die Carter die militärische Präsenz massiv aus und liess neue Basen in Golfregion errichten.

Quellen: Abramovici/ Decornoy: 11, Barker, Hennelly, Ben-Menashe, Progressive Review: 5ff, Schelbert: 12, Ranelagh/ Treharne: 3.


Juli 1979 Revolution in Nicaragua top

In Nicaragua muss Anastasio Somoza Debayle, dessen Familie das Land faktisch besitzt, zurücktreten und am 17.7.79 fliehen.
Anastasio Somoza Garcia, Chef der US-trainierten Nationalgarde, übernahm 1934 die Macht, indem er Augusto Sandino während den Verhandlungen über eine Koalitionsregierung kaltblütig umbringen liess. Sandino hatte bei den US-Marines gekämpft und die Regierung nach einem siebenjährigen Guerillakrieg zu Verhandlungen gezwungen. Sandino hatte bei den US-Marines gekämpft und die Regierung nach einem siebenjährigen Guerillakrieg zu Verhandlungen gezwungen. Die Anweisung zum Mord, der beim Verlassen des offiziellen Empfangs bei Präsident Juan Bautista erfolgte, kam von US-Botschafter Arthur Bliss Lane. Seit 1854 mischen sich die USA militärisch in Nicaraguas Politik ein. Von 1909 bis 1925 und von 1926 bis 1933 stationierten sie Truppen im Land. Sandino begann 1927, gegen die US-Imperialisten und ihre Vertreter zu kämpfen. Nach der Ermordung seines diktatorischen Vaters 1956 übernahm Luis Somoza Debayle die Macht. Dessen Bruder Anastasio, seit 1967 an der Macht, setzte 1972 die Verfassung ausser Kraft.
Nach der Ermordung des oppositionellen Verlegers Pedro Joaquin Chamorro entstand eine breite Front gegen Somoza, mit blutigen Aufständen und einem Krieg mit 50'000 Toten. Mit dem Segen von Washington offerierte Edwin Wilson dem Diktator die Ermordung des sandinistischen Guerillachefs für $250'000 plus $80'000 für jeden der fünf Attentäter, zu denen Rafael Quintero gehören sollte.
Zu diesem Attentat der Anticastroveteranen kommt es nicht mehr, aber Somoza trifft sich am Tag nach seiner Flucht mit Quintero und Vertretern von Theodore Shackley in North Cay auf den Bahamas, wo die Aufstellung der Contras beschlossen wird. Am Anfang läuft der Aufbau der Guerillas vor allem über die von Wilson gegründete Orca Supply Company, bis die CIA die Organisation der Armee 1981 selbst an die Hand nimmt.

Die Sandinisten führen eine grundlegende Bodenreform durch, enteignen nichtbewirtschaftete Plantagen und überführen sklavenähnliche Fabriken in Familien- und Gemeinschaftskooperativen. Ihnen gelingt eine massive Senkung der Kindersterblichkeits- und Analphabetismusrate. Diese Programme werden von Jimmy Carter mit $125 Mio. unterstützt, mit der Verpflichtung, die Rebellen in El Salvador nicht mit Waffen zu unterstützen.
Die amerikanische Wirtschafts- und Militärhilfe an die diktatorischen Regimes in El Salvador und Honduras werden nach dem Sieg der Sandinisten erhöht. Gleichzeitig wird nach Carters Anweisung bereits die Contraarmee mithilfe der Diktatoren Jorge Raphael Videla von Argentinien und Alfredo Stroessner von Paraguay durch den Führer der guatemaltekischen Todesschwadronen Mario Sandoval Alarcón aufgebaut.

1976 kommt es in Argentinien zu Massenprotesten gegen die vom IWF aufgezwungenen Massnahmen wie dem Einfrieren der Löhne trotz hoher Inflation, worauf das Militär putscht. Die Regimes der argentinischen Generäle Jorge Videla und Emilio Eduardo Massera ermorden zwischen 1976 und 1983 30'000 Menschen, treiben 1 Mio. ins Exil und setzen neoliberale Reformen durch, die die Auslandschuld von $8 auf $43 Mia. und das reiche Land in den Ruin treibt. Während der Anteil der Löhne am Bruttoinlandprodukt von 43 auf 22% und die Industrieproduktion um 40% schrumpft, werden aus vielen Generälen Unternehmer und Millionäre. Zwischen 1956 und 1999 kommt es zwischen dem IWF und Argentinien zu insgesamt 19 fatalen Abkommen. Unter Präsident Raul Alfonsin, der ebenfalls im Sinne des IWF reformiert, gibt es 4000 Streiks und 15 Generalstreiks. Die neoliberale Politik von Carlos Menem und Wirtschaftsminister Domingo Cavallo ab 1989 koppelt den Peso an den Dollar, reduziert die Unternehmenssteuern, was zur Verdoppelung der Schulden auf $114 Mia. führt, trotz den Einnahmen aus den Privatisierungen von $49 Mia. Als Nebeneffekt der mexikanischen Tequila-Krise ziehen die Investoren das Kapital auch aus Argentinien ab, und dasselbe passiert bei der Krise, die Brasilien 1999 durchläuft. Als Menem im Oktober zurückreten muss, leben 37% der Bevölkerung in Armut (60 Jahre zuvor gehörte Argentinien zu den reichsten Ländern der Welt). Nichtsdestotrotz werden die Liberalisierungen des Gesundheitswesens, der Energie und der Telekommunikation und anderer Sektoren unter Fernando de la Rua weiter vorangetrieben, wobei die Staatsschulden bis Ende 2000 auf $147 Mia. anwachsen.
Nachdem der IWF eine weitere Kredittranche verweigert, kommt es im Dezember 2001 zum Kollaps. George W. Bush weist den IWF persönlich an, Argentinien so lange die Unterstützung auszusetzen, bis der Staatshaushalt wieder ausgeglichen sei. Die Banken verschieben ihre Gewinne der letzten 12 Jahre, rund $28 Mia., ins Ausland. 90% der Banken und 40% der Industrie befinden sich in ausländischem Besitz, und die ins Ausland verschobenen Vermögen der führenden Politiker, Gewerkschafter und Unternehmer werden auf $120 Mia. geschätzt. Der erneut als Finanzminister fungierende Cavallo beschliesst am 1.12.2001, nachdem die Spekulanten weitere $15 Mia. ausser Landes schafften, eine Kapitalverkehrskontrolle, bei der maximal $250 pro Woche von den Privatkonten abgehoben werden dürfen, was zum Volksaufstand mit 31 toten Demonstranten führt. 2002 erreicht die Armutsrate 57% (mit Folgen wie Hunger, Untergewicht der Kinder, Krankheiten), die Analphabetenrate steigt von 2 auf 12% (der funktionale Analphabetismus von 5 auf 32%), und die Kaufkraft sank seit 1996 um 50%. Aber anstatt die Peronisten und die Banken zur Verantwortung zu ziehen, bestimmen sie mit Eduardo Duhalde weiterhin die Politik.
Mitbeteiligt ist auch CS-Chef Lukas Mühlemann als Verwaltungsrat der Banco General de Negocios, an der die Credit Suisse First Boston mit 23% beteiligt ist und deren Chefs Carlos und José Rohm über Tarnkonten Kapitalflucht im grossen Stil betreiben. Die Brüder haben enge Beziehungen zu Menem und sind bei den Privatisierungen der 90er Jahre dabei. Nach Mexico 1994, Thailand 1997, Korea 1998, Russland und Brasilien 1999 und der Türkei 2001 ist Argentinien ein weiteres typisches Opfer der neoliberalen Staatsplünderung durch Spekulationskapital.
Erst 2005 kann Nestor Kirchner im Juni 2005 einen Schuldenschnitt erreichen, bei dem allerdings viele Kleinanleger ihr Geld verlieren (allein im Euroraum haben Investmentsparer €20 Mia. in argentinische Staatspapiere investiert). Obwohl Kirchner offentlich als IWF-Kritiker auftritt, tastet er die Entscheidungen seiner Vorgänger nicht an und verzichtet auf eine Umverteilung zugunsten der Armen. Die Entscheidung, die Restschulden von $9,81 Mia. aus den Reserven der Zentralbank an den IWF zu überweisen und keine neuen Kredite aufzunehmen, sind mit dem IWF-Direktor für die westliche Hemisphäre A. Singh abgesprochen. Der IWF hat sich mit der Häufung der Krisen in Asien, Russland und Lateinamerika übernommen und ist froh um die Rückzahlung.
Guatemalas Präsident General Romeo Lucas García trifft sich mit einer Delegation der American Security Council, angeführt von CIA-Topagent General John Singlaub und dem ehemaligen DIA-Direktor Daniel Graham. Sie werden unterstützt von den Young Americans for Freedom, der Heritage Foundation, der Moral Majority und dem Center for Strategic and International Studies, die sich gegen Carters Streichung der Militärhilfe für Lucas, der für die Ermordung von 200'000 Guatemalteken verantwortlich ist, wehren. Der Bürgerkrieg von 1960-66 ist ein Guerillakrieg der URNG gegen die Militärdiktatur, die eine Politik der verbrannten Erde betreibt. Über 400 Maya-Dörfer werden zerstört und 600 Massaker an der Zivilbevölkerung durchgeführt. 90% der Getöteten sind Indios. Singlaub wurde 1978 von Carter entlassen, weil er die Rückzugspläne aus Südkorea öffentlich kritisierte, worauf er das American Council for a Free World und die World Anti-Communist League leitet, die beide Geld für die Guerillas in Nicaragua, Mozambique und Angola sammeln. Singlaub wird Ausbildungsdirektor des ASC und engagiert sich im Wahlkampf von Ronald Reagan, der ihn zum Finanzkoordinator für die Contras-Unterstützung ernennt.

Die CIA beginnt 1980 mit der militärischen Unterstützung von Adolfo Colero Portocarrero, Alfonso Robelo, Alfonso Callejas, Fernando Chamorro Rappacioli, Adrianna Guillen, Steadman Fagoth sowie den ehemaligen National Guard-Offiziere Somozas. Diese rekrutieren und bilden antisandinistische Sabotage- und Terrorgruppen aus, die von Honduras und Costa Rica aus nach Nicaragua eindringen und die Regierung von Daniel Ortega Saavedra destabilisieren. 1981 schickt Reagan den späteren UNO-Botschaften, Obergeheimdienstchef und Vizeaussenminister John Negroponte als Botschafter nach Honduras, wo die USA systematisch Contra-Guerillas ausbilden. Die Banden haben in Honduras Bewegungsfreiheit und werden von den honduranischen Truppen unterstützt, deren berüchtigtes Bataillon 3-16 Hunderte von Regimegegner entführt, foltert und umbringt. Die Contras sind darauf spezialisiert, Bauerndörfer zu überfallen und die Einwohner abzuschlachten, wenn sie nicht gerade Drogen schmuggeln. Mindestens 30'000 Menschen sterben im Krieg gegen die gewählte Regierung in Nicaragua. "Ich blicke mit Stolz auf die Zeit in Honduras zurück", meint Negroponte später. "Ich habe fünf honduranische Kinder adoptiert. Es gibt kein besseres Beispiel für meine Liebe zu diesem Land."

Nicaragua betreibt eine unabhängige und nationale Entwicklungspolitik ausserhalb der amerikanischen Herrschafts- und Kontrollstrukturen, womit das kleine Land das internationale Hegemoniesystem der USA in Frage stellt. Noch nie haben die USA akzeptiert, dass ein lateinamerikanisches Land seine Rohstoffproduktion und -verwertung selbst kontrolliert. Allerdings greifen die USA Nicaragua nicht mehr selbst an wie noch 1854 oder 1910, als sie das Land nach dem Sturz des antiamerikanischen Präsidenten J. S. Zelaya während 13 Jahren besetzten, Sie befürchten nun, dass es bei einer Invasion zu einem Konflikt mit der Sowjetunion kommen könnte. Aber sie finanzieren grosszügig: insgesamt erhalten die Contras von der CIA $600 Mio. 2011 fordert Staatspräsident Daniel Ortega von den USA $17 Mia. Entschädigung für die Zerstörung des Landes.

Quellen: Russel (2000), Narco, Chomsky, CIA-Info, Abramovici/ Decornoy, O'Shaughnessy, Fanizadeh, Weber (2002a,b), Gabetta, Duclos, Erwin Koch, Stern, Wolff 2014: 101-111.


Dezember 1979 Afghanistan top
Bereits seit Anfang der 50er leistet die Sowjetunion Entwicklungshilfe, um die zentralasiatischen Sowjetrepubliken zu sichern. Aber auch die USA engagiert seit Ende der 50er Jahre, indem sie etwa ein Staudammprojekt am Helmand-Fluss finanziert. Trotzdem kommt es zu ab 1969 zu einer Hungerkatastrophe, und in den nächsten Jahren verhungern in der Provinz Ghor viele Menschen. Von 1973 bis 1978 finanzierte die CIA Mohammed Daud, um eine Machtübernahme der aufstrebenden Linken zu verhindern. Nach dem Staatsstreich vom April 1978 wird die Monarchie abgeschafft und beginnt die kommunistisch orientierte Regierung unter Noor Mohammed Taraki und Hafizullah Amin Boden- und Bildungsreformen, wobei vor allem die Gleichstellung der Frauen zum Widerstand der Mullahs führt. Die Sowjetunion ist gegen den Putsch und diese Reformpolitik, denn sie hält Afghanistan nicht reif für den Sozialismus und sorgt sich wegen der zunehmenden Gewalt in Partei und Gesellschaft. Erst nach acht Monaten stellt sie sich auf die Seite der kommunistischen Partei Afghanistans, wobei sie versucht, die radikale Reformpolitik zu bremsen. Trotzdem kommt es in Herat zum Aufstand, wobei 30'000 Menschen umkommen und sich die bewaffnete Mudjaheddin bildet, womit der Bürgerkrieg beginnt. Amin, der an der Columbia University doktorierte und dem CIA-Kontakte nachgesagt werden, lässt den gemässigteren Taraki im September 1979 umbringen, kann aber trotz unerbittlicher Repression gegen die Tariki-Anhänger und sowjetischer Militärhilfe die Opposition nicht ausschalten.
Nach dem Sturz des Schahs im Iran verstärkt die CIA die militärische Unterstützung der Mudjaheddin in Afghanistan, die mit Kosten von $2 Mia. angeblich teuerste Operation in der Geschichte der CIA (laut Zbigniew Brzezinski wurde der afghanische Widerstand von den Geheimdiensten der Vereinigten Staaten und Saudi Arabiens mit Waffen im Wert von nahezu $6 Mia. unterstützt). Seit Nassers Streben nach Unabhängigkeit finanzieren die USA islamistische Bewegungen gegen nationalistische Tendenzen im arabischen Raum. Vor allen die puritanischen Deobandi-Madrassen werden unterstützt, und die CIA organisiert ein Programm der USAID, das blutrünstige und militant islamistische Schulbücher für die Madrassen produziert. Die Amerikaner hoffen, dass die Religiösen eher bereit sind als die politischen Bewegungen, den Befehlen aus Washington unhinterfragt Folge zu leisten.
Die USA rüsten nicht nur die afghanischen Rebellen um Zia Nezri, Zia Khan Nassry, Gulbuddin Hekmatyar und Sayed Ahmed zum Sturz der Regierung Amin auf, sondern auch den pakistanischen Diktator Zia ul-Haq, der die Waffenlieferungen nach Afghanistan übernimmt und damit seine eigene Position stärkt. Zbigniew Brzezinski rechtfertigt die Unterstützung der Mudjaheddin als exzellente Idee, die Russen in Afghanistan in eine Falle zu locken, um sie zu schwächen. Im Laufe des Jahres 1979 fordert die kommunistische Regierung die Sowjetunion 13 Mal zur Intervention auf, was diese jweils ablehnt. Im Dezember 1979 wird Amin, der die russische Forderung nach einem gemässigteren Reformprogramm ignoriert, in einem von der Sowjetunion unterstützten Putsch getötet. Afghanistan wird von sowjetischen Truppen besetzt, und Babrak Karmal, der 1978 abgesetzte Vizepräsident, wird Moskaus Marionette. Obwohl Karmal versucht, die Rebellen zu beschwichtigen, dauern die von den USA finanzierten Aufstände an, und mehr als drei Millionen Menschen fliehen ins benachbarte Pakistan. Von 1978 bis 1983 zerstören die in Ägypten und Pakistan ausgebildeten ‚Freiheitskämpfer' im Land mit 90% Analphabeten 230 höhere und 1438 Grundschulen, besonders nachdem William Casey im März 1981 die Ausdehnung der Operationen anordnete und Pakistan $3,2 Mia. militärische und wirtschaftliche Hilfe versprochen wurde. 1983 fliessen 10'000 Tonnen Waffen und Munition an die islamischen Widerstandskämpfer, darunter Flakgeschütze der Oerlikon-Bührle und britische Blowpipe-Luftabwehrraketen. Oliver Norths Mitarbeiter Albert Hakim organisiert die Finanzierung der Rebellen in Afghanistan, wobei das Zürcher Geldwechselbüro Shakarchi für die CIA $25 Mio. wäscht.

Die Führer der Mudjaheddin überwachen den Opiumanbau, und das Heroin wird, in der Gegenrichtung zu den Waffen, mithilfe der CIA nach den USA und Europa transportiert. Entlang der Grenze werden unter Supervision der CIA vom pakistanischen Militärgeheimdienst ISI hunderte von Heroin-Labors angelegt. Afghanistan, Pakistan und der Iran werden in den 80er Jahren zum Hauptexportgebiet (‚goldener Halbmond'), wobei das meiste Heroin aus dem von Hekmatyar kontrollierten Gebiet stammt, auf von pakistanischen Soldaten bewachten Schmugglerrouten transportiert und unter Aufsicht des pakistanischen Geheimdienstes ISI zu Heroin verarbeitet wird. 1995 gibt der CIA-Direktor der afghanischen Operation, Charles Cogan, zu, dass die CIA den Krieg gegen die Drogen zugunsten des Kalten Krieg geopfert habe: "Unser Hauptziel war, den Sowjets so viel Schaden wie möglich zuzufügen. Wir hatten nicht die Möglichkeiten, auch noch den Drogenhandel zu verfolgen. Ich denke, dafür müssen wir uns nicht entschuldigen. Jede Situation hat unerwünschte Nebeneffekte, einen Fallout ... ja, es gab einen Fallout an Drogen. Aber das Hauptziel haben wir erreicht: die Sowjets verliessen Afghanistan."

Zum Kampf tragen nicht nur Waffen bei. Nach einem geheimen Besuch von CIA-Chef Casey im Oktober 1984 in Islamabad liefern die USA Tausende Koranbücher und Propagandamaterial über die sowjetischen Verbrechen in Uzbekistan, das die Mudjaheddin in den südlichen, muslimischen Sowjetrepubliken verteilen. Supervisiert werden die US-Waffen- und Propaganda-Lieferungen und die Guerilla-Operationen zwischen 1983 und 1987 vom pakistanischen Geheimdienstgeneral Mohammed Yousaf. Saudi-Arabien finanziert die Rebellen ebenfalls über den Inter-Services Intelligence. China verkauft der CIA Waffen für die Mudjaheddin. Die Kontakte von CIA und FBI laufen über den Ägypter Ali Abdalsud Mohamed, der als Unteroffizier der US-Army auch Mudjaheddin in den USA ausbildet.
Am "heiligen Krieg" gegen die Kommunisten beteiligten sich 35'000 Kämpfer aus 43 islamischen Nationen, unterstützt von 50'000 Eiferern in den pakistanischen Koranschulen. Nach den Kriegserfolgen der Spetsnaz (der Special Forces der Roten Armee) Ende 1984 reagiert Reagan im März 1985 mit der Eskalation des Krieges, indem die Rebellen im Terrorismus geschult, mit satellitengestütztem Geheim- und Kommunikationsmaterial, Scharfschützengewehren, Tonnen von C-4-Sprengstoff und 1200 amerikanischen Stinger-Boden-Luft-Raketen beliefert werden. Insgesamt erhalten die Mudjaheddin 1987 65'000 Tonnen Kriegsmaterial, Satellitenfotos mit den Kriegszielen und Anleitungen, wie sie am besten angegriffen werden. Die vom CIA, britischen MI-6 und pakistanischen ISI ausgebildeten und unterstützten islamischen Gotteskrieger fallen daraufhin sogar in die Sowjetrepubliken Usbekistan und Tadschikistan ein. Zudem unterstützt die CIA fortan die Bemühungen der ISI, in anderen islamischen Ländern Kämpfer für den Heiligen Krieg zu akquirieren und sie in einem Netz von Lagern und "Religionsschulen" ideologisch und militärisch auszubilden. Etwa 10'000 der Kämpfer werden von Osama Bin Laden angeworben und ihr Einsatz koordiniert. Insgesamt kämpfen über 100'000 radikale Moslems in Pakistan und Afghanistan im Jihad. In Camps bei Peshawar und in Afghanistan treffen sich diese Radikalen zum ersten Mal und knüpfen taktische und ideologische Verbindungen. Diese Camps werden zu den virtuellen Universitäten für die Zukunft des islamischen Radikalismus.

Die USA verhindern mehrmals ein Friedensabkommen, um die Sowjetunion zu schwächen, deren ökonomische Krise sich verschärft. Im "sowjetischen Vietnam" kommen 15'000 meist sehr junge russische Soldaten und etwa eine Million Afghanen ums Leben. 5 Mio. Flüchtlinge und die zerstörte Infrastruktur auf dem Land gehören zu den Folgen. Während diesem Krieg und dem folgenden Bürgerkrieg gelangen Waffen und Munition im Wert von $45 Mia. nach Afghanistan. Während dem Afghanistankrieg 2001 müssen die US-Bomber wegen den Stingerraketen auf 10'000 Meter fliegen, obwohl die CIA zuvor $65 Mio. ausgegeben hat, um die restlichen Lenkraketen zurückzukaufen. Zudem sind aber viele billige russische SA-7 (für $200'000 auf dem Schwarzmarkt zu haben) im Einsatz, mit denen Terrororganisationen laut FBI bis 2002 29 Angriffe gegen Zivilflugzeuge mit 550 Toten verüben.

Nach dem Rückzug der russischen Truppen und der Machtübernahme der Fundamentalisten Anfang 1989 überlassen die USA Afghanistan Pakistan als Geschenk, was in einem mörderischen Bruderkrieg der Islamisten endet, der weitere 500'000 Tote fordert und das zivile politische System vollständig zusammenbrechen lässt. Der damalige Direktor der pakistanischen Geheimdiensts, General Hamid Gul, drückt die Empörung über die Haltung der USA aus: "Als ISI-Direktor hatte ich die Fäden der gesamten Mudjaheddin-Bewegung in der Hand. Wir waren alle pro-amerikanisch. Aber die Amerikaner haben uns im Stich gelassen, und alles fiel in Stücke - auch Afghanistan." Gul ist ein guter Freund von Osama Bin Laden, bewundert und unterstützt ihn. Er beschreibt ihn als "eine romantische Figur", einen "sensiblen, bescheidenen, höflichen Menschen", den die CIA mit grosser Begeisterung aufgepäppelt habe. "Sie haben ihn bewundert: ein Prinz, der sein Luxusleben aufgegeben hat, um für eine hehre Sache in Höhlen und Hütten zu leben! Alle meine Informationen über ihn bekam ich immer von den CIA-Leuten hier in Islamabad, von Agenten und Offizieren. Die luden ihn immer zu ihren Gartenpartys in der Botschaft ein."

Am 28.4.92 wird Afghanistan offiziell eine islamische Republik, und am nächsten Tag treffen der pakistanische Premier Nawaz Sharif und der saudische Geheimdienstchef Prinz Turki al-Faisal, ein Förderer Osama Bin Ladens, in Kabul ein, das Kommandant Schah Massud am gleichen Tag angreift und in ein Trümmerfeld verwandelt. Im Mai 1996 unterzeichnen Präsident Burhanuddin Rabbani, der eigentlich 1994 vom Amt hätte zurücktreten sollen, und Premierminister Gulbuddin Hekmatyar, beides Führer miteinander rivalisierender Gruppen, ein Friedensabkommen. Doch bereits Ende September müssen beide aus Kabul flüchten: Kämpfer der fundamentalistischen Taliban-Milizen, die 1994 Kandahar und von dort aus fast ganz Afghanistan eroberten, nehmen Kabul ein und ermorden Ex-Staatschef Mohammed Nadschibullah, der sich in einem UNO-Gebäude versteckt.
In Pakistan befinden sich über 7500 mit saudischen Petrodollars finanzierten Koranschulen, aus denen die Kämpfer rekrutiert werden. Pakistan verfolgt mit der Geheimdienst-Unterstützung der Taliban die Stärkung seiner Position im permanenten Konflikt mit Indien um Kaschmir. 1949 annektierte Indien zwei Drittel Kaschmirs, und seither dient der Konflikt beiden Regierungen zur Aufrüstung und Machtkonzentration. Die Regierung von Benazir Bhutto führt den von Zia ul-Haq begonnenen und den USA unterstützten Aufbau der strenggläubigen Kadertruppen weiter, die vom ISI ausgebildet und bewaffnet werden.
Bis im Mai 1997 bringen die Taliban 30 der 32 Provinzen unter ihre Kontrolle und setzen das islamische Recht mit aller Strenge durch. Unocal begrüsst die Machtübernahme der Taliban und hofft auf die Verwirklichung des $2 Mia.-Pipeline-Projekts, womit Erdgas von Turkmenistan nach Pakistan transportiert werden soll. Auch die Delta Oil verhandelt mit den Taliban. Im Juli 1998 macht Prinz Turki al-Faisal, als Chef der saudischen Intelligence engster arabischer Mitarbeiter der CIA, einen Besuch in Kandahar, und wenige Wochen später werden den Taliban 400 Pick-Up-Trucks geliefert, noch mit arabischen Nummernschildern dran. Die restriktive Wirtschaftspolitik der Taliban führt im Jahr 2000 zu Hungersnöten in dem nach 20jährigem Bürgerkrieg total zerstörten Land, in dem über 500'000 Krüppel leben und 12 Mio. Minen vergraben sind.

Quellen: Coll, Parry (1994), Ascherson, CIA-Info: 15, Potter, Amendt, Hippler, Bröckers, Poelchau, Danesch/ Gladitz, Mehio, Abramovici, Rashid (2000), Dalrymple, Bülow (2003).


Oktober 1979 Finanzpolitik top

Militärausgaben, Staatsverschuldung und eine Inflation von 12% zehren seit Nixons Schliessung des Goldhahns an der Welthandelswährung. Der Anteil der internationalen Handelsgeschäfte in Dollar sank von 80% auf 52%, und die Zukunft Amerikas als führende Finanzmacht steht auf dem Spiel. Zudem wird am 13.3.79 das Europäische Währungssystem gegründet, das die Wechselkurse der europäischen Währungen stabilisieren und damit die Unabhängigkeit von den Amerikanern erhöhen soll. Am 6.10.79 beschliesst das FED unter Paul A. Volcker deshalb, die Attraktivität der Währung über die Zins- und Geldmengenpolitik wiederherzustellen. Der Anstieg der Zinsen um 300% auf 20% im Jahr 1980 bewirkt, dass immense Kapitalien in die USA fliessen und der Dollar seine alte Position zurückgewinnt. Kostet ein Dollar 1979 noch 4 französische Franc, steigt er bis 1985 auf 10 Franc.
Blankes Entsetzen erfasst die Hälfte der Welt, die in Dollar verschuldet ist. Anfang 1980 steigt die Schulden der Entwicklungsländer auf $567 Mia. Verglichen mit 1971 sind die Schulden der Entwicklungsländer bis 1982 um 600% und die Zinszahlungen um 1100% ($66 Mia. pro Jahr) angestiegen.
Die USA inflationierten jahrelang auf Kosten der Welt, und nun wird auf Kosten der übrigen Welt deflationiert, so dass das ganze Kreditwesen vor dem Zusammenbruch steht und mehrere Bürgerkriege in der Dritten Welt nicht mehr zu verhindern sind. Drei Jahre nach dem Beschluss ist ein gutes Dutzend der Länder der Dritten Welt und der Schwellenländer faktisch bankrott, viele Industrieunternehmen im Westen stehen vor der Schliessung und 12 Mio. Amerikaner sind arbeitslos. Ein Ausfall der Kreditzahlungen hätte zu einem Zusammenbruch der westlichen Banken geführt, weshalb der IWF einspringt und "Rettungspakete" an die Entwicklungsländer verteilt, die an knallharte Bedingungen geknüpft sind. Bis Oktober 1983 werden 16 lateinamerikanische Länder zu einer Umschuldung gezwungen, die eine massive Verarmung der Bevölkerung mit sich bringt, aber die Investititons- und Profitmöglichkeiten der ausländischen Konzerne und Banken verbessert. Von 1980 bis 1993 werden insgesamt 566 ‚Stabilisierungs- und Strkturanpassungsprogramme' des IWF in 70 Ländern umgesetzt, die den korrupten Regierungen und Eliten der jeweiligen Länder und den Grosskonzernen und Grossbanken des Nordwestens nützen.
Im Sommer 1982 wird jedoch wieder auf Inflationspolitik umgestellt. Diese präzise Steuerung ist aufgrund des 1980 durchgesetzten "Monetary Control Act" möglich, der es dem FED erlaubt, alle amerikanischen Geldinstitute zu kontrollieren, unbeschränkt Geldnoten zu drucken und selbst ausländische Schulden zu monetarisieren. Das FED ist vom Präsidenten unabhängig und ebenso mächtig wie dieser.
Aufgrund der lateinamerikanischen Schuldenkrise beschliessen die fünf wichtigsten Industrienationen im September 1985 mit dem Plaza-Abkommen, den Dollar zu senken. Die anderen Zentralbanken stossen ihre Reserven in Dollar, die sie vorher teuer gekauft hatten, mit massiven Verlusten ab, und das FED senkt die Zinsen weiter. Damit beginnt eine Deregulierung der Finanzmärkte, die zu zahlreichen Währungskrisen führt. Mit ihrem Veto im Internationalen Währungsfonds können die USA die Initiative Japans zur Schaffung einer asiatischen Währungszone verhindern, worauf China den Yuan an den Dollar bindet, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Nicht verhindern können die USA die Währungsunion Europas, die 1992 in Maastricht beschlossen wird, obwohl Grossbritannien 1992 aus dem europäischen Währungssystem aussteigt. Trotz der Einführung des Euros am 1.1.1999 werden 2005 noch immer 75% des Welthandels in Dollar abgewickelt, eine der Voraussetzungen für das $207 Mia.-Aussenhandelsdefizit der USA.

Quellen: Kolloch: 66-70, Jeannenea/ Pujals, Wolff 2014: 27f, 37-45.


März 1980 Ermordung von Oscar Romero top

In El Salvador unterstützt die CIA die faschistische ARENA, um die Linke von der Macht fernzuhalten. Roberto D'Aubuisson gründete die ARENA und die Todesschwadronen FALANGE, die er nach dem Putsch vom Oktober 1979 aktivierte. Der spätere Präsidentschaftskandidat D'Aubuisson war an der Police Academy in Washington und an der ‚School of the Americas' ausgebildet worden. Er arbeitete mit dem Führer der guatemaltekischen Todesschwadronen, Alarcòn Mario Sandoval und mit Anastasio Somoza zusammen und ist Vizedirektor des von der CIA gegründeten Geheimdienstes ANSESAL. D'Aubuisson brachte den liberalen Mario Zamora, der Bruder des FMLN-Guerillaleiters Rubén Zamora, um und organisiert das Attentat auf Oscar Romero. "Du kannst ein Kommunist sein", erklärte D'Aubuisson, "auch wenn du selbst nicht glaubst, dass du ein Kommunist bist".
Tatsächlich war Romero bei seinem Amtsantritt ein konservativer Kleriker, und die Rechte atmete auf, dass nicht der Befreiungstheologe Arturo Rivera y Damas Bischof wurde. Die salvadorianischen Jungtheologen organisierten Versammlungen, Streiks und Landbesetzungen und schlossen sich der Guerilla an. Statt dieser Agitation ein Ende zu setzen, führte die Ermordung seines Freundes Rutilio Grande durch die Todesschwadronen am 12.3.77 zur Radikalisierung Romeros.
Der unerschrockene Erzbischof hatte Jimmy Carter in einem offenen Brief gebeten, nicht die ARENA zu unterstützen. Kurz vor seinem Tod ruft er die Soldaten zur Gehorsamsverweigerung auf beim Befehl, auf das eigene Volk zu schiessen. Nach Absprache mit der CIA wird der Geistliche während einer Messe am 24.3.80 von einem Auto aus durch die offene Türe der Kapelle erschossen. Der Zeuge Napoleon Martinez wird umgebracht, Untersuchungsrichter Attilo Ramirez wird mit dem Tode bedroht und muss ins Exil fliehen. Obwohl der Fahrer des Wagens, Amado Antonio Garray, sieben Jahre später Antonio Regalado als Schützen verrät, kommt es zu keinem Prozess mehr. 10 der 12 Beteiligten am Attentat sind an der ‚School of the Americas' ausgebildet worden.
Bei der Beerdigung Romeros versammeln sich 1 Mio. Salvadorianer und demonstrieren gegen die Staatsgewalt, wobei die Polizei in die Menge schiesst und 40 Menschen umbringt. Damit beginnt ein zwölfjähriger Bürgerkrieg. Die FALANGE bringt 1980 10'000 Salvadorianer um, darunter viele Mitglieder der progressiven Junta, die im Sommer 1980 zusammenbricht, worauf D'Aubuisson im Juli auf einem Fest der Heritage Foundation, dem Council for Inter-American Security, dem American Security Council und der American Legion in Washington als Held gefeiert wird.
Aufgrund des Terrors der Todesschwadronen befinden sich 1982 600'000 Menschen auf der Flucht. Schätzungsweise 75'000 Menschen werden im Bürgerkrieg, der von den US-Militärberatern dirigiert wird, meist bestialisch umgebracht. Dies hat Tradition in El Salvador, denn bereits 1932 wurden während eines Massakers 40'000 Menschen umgebracht. Offiziell wird die US-Militärpräsenz in El Salvador auf eine beratende Funktion beschränkt, aber in Wirklichkeit spielten Militär und CIA- Personal eine weit aktivere Rolle auf einer kontinuierlichen Grundlage. Ungefähr 20 Amerikaner werden in Hubschrauber- und Flugzeugabstürzen getötet oder verwundet, aber sie sind auch in Bodenkämpfe verwickelt.
Die CIA finanziert die Präsidentschaftswahlen von José Napoleon Duarte von der ARENA mit $1,4 Mio, der die Wahl 1984 gewinnt. Der republikanische Senator Jesse Helms, Mitglied des mächtigen Foreign Relations Committee des Senats, ist der Hauptlobbyist der salvadorianischen Militärs, die zwischen 1980 und 1992 von den USA mit insgesamt $6 Mia. unterstützt werden. Unter Reagan gilt die ARENA, die bis 2009 regiert, als Symbol des demokratischen Liberalismus. Erst dann gewinnt die linke FMLN mit Mauricio Funes die Präsidentschaftswahl.

Quellen: CIA-Info: 15f, Russel (2000), O'Shaughnessy, Richter, Karel (3), Golub (2003a), Weber (2003), Giefer/ Giefer, Fuchs.


Mai 1980 Südkorea top

Aufgemuntert durch die Menschenrechtspolitik durch Carter kommt es 1979 zu Aufständen und Streiks gegen die seit 1961 bestehende Militärdiktatur von General Park Chung-Hee, der nun untragbar im Oktober von seinem eigenen Geheimdienstchef erschossen wird. In den folgenden Unruhen ergreift Generalleutnant Chun Doo-Hwan im Dezember die Macht. Im Parlament gelingt es der Opposition, einen Antrag zur Aufhebung des Kriegsrechts einzubringen, worüber am 20.5.80 abgestimmt werden sollte. Kurz zuvor verschärften die Militärs das Kriegsrecht und verhinderten die Abstimmung, worauf es zu erbitterten Protesten kommt. In Kwangju gehen die an der Grenze stationierten Elitesoldaten am 18.5. brutal gegen die Demonstranten vor und bringen 2000 Menschen um. Der Oberbefehlshaber der US-Truppen in Südkorea, General John Wickham, und Botschafter William Gleysteen und damit auch Carter und die Geheimdienste sind über die Pläne informiert. Zbigniew Brzezinski und Richard Holbrooke setzen auf Chun, der im Februar 1981 als erster ausländischer Staatschef von Reagan im Weissen Haus empfangen. Die Militärdiktatur bleibt bis 1993 bestehen.

Quellen: Werning (2010).

Kein Land ist zu klein, um nicht im Rahmen des globalen Hegemonieanspruchs wichtig zu sein:
Dank der Unterstützung durch die CIA gewinnt Mary Eugenia Charles mit der Freiheitspartei die Wahlen gegen den ein Jahr zuvor gewählten Premierminister Oliver Seraphim auf Dominica. Die einheimische Bevölkerung, die Kariben, wehrte sich nach der "Entdeckung" durch Kolumbus bis 1632 erfolgreich gegen die Kolonialisierung. 1762 fiel die Insel von Frankreich an Grossbritannien, von dem die gut 60'000 Einwohner 1978 unabhängig wurden. Charles wird 1985 und 1990 wiedergewählt.


August 1980 Der erste Golfkrieg top

Saddam Hussein ergriff im Juli 1979 in einem Coup die Macht innerhalb der Baath-Partei, worauf eine Säuberungswelle in der Partei erfolgte. Der junge Hussein war ein Bewunderer Hitlers, orientierte sich später aber mehr an Stalin. Als stellvertretender Generalsekretär war er 1968 an dem von der CIA unterstützten Putsch im Irak beteiligt, der die Baath an die Macht brachte. Indem er die Rivalität der Supermächte geschickt ausnützt, konnte er sich von beiden Unterstützungsgelder sichern. Bereits 1972 besuchte Hussein Leonid Breschnew in Moskau und erhielt Militärhilfe, ohne die Unabhängigkeit des Iraks zu gefährden.
Hussein verstaatlichte ebenfalls 1972 die Ölfirmen zur INOC und lässt 5% der Ölgewinne auf Schweizer Konten transferieren, womit er vom Osten und vom Westen Waffen kauft. Gleichzeitig sicherte er sich die Unterstützung der CIA und brachte US-Firmen ins Land. Saddam Hussein reiste zwei Wochen nach der Verstaatlichung nach Paris und garantierte Georges Pompidou die Ölversorgung Frankreichs, wofür er Waffen und Atomanlagen erhielt. Alle Seiten versuchten Saddam zu kontrollieren. Die Amerikaner bauen dem neuen ‚Führer der arabischen Welt' Fabriken für chemische Waffen und lassen ihn an der Atombombe forschen. Zwischen 1968 und 1980 wuchs die Armee von 50'000 auf 430'000 Soldaten an, deren Zahl während dem Krieg auf eine Million steigt. Zusätzlich wird die paramilitärische Parteimiliz und die ‚Bataillone der nationalen Verteidigung' mit 150'000 Mann geschaffen.

Nach dem Sturz des Schahs im Iran hofft Saddam Hussein, mit der Rückendeckung der prowestlichen arabischen Länder und der USA die Macht im Iran übernehmen zu können. Nach einem entscheidenden Treffen mit Vertretern dieser Länder in Jordanien überqueren am 22.8.80 200'000 Iraki die Grenze, worauf Ayatolla Khomeini den Heiligen Krieg erklärt. 60 US-Offiziere unterstützen den irakischen Generalstab bei der Kriegsführung. Die CIA beliefert den irakischen Geheimdienst mit Satellitenfotos über iranische Stellungen und Truppenbewegungen. Wie schon bei der US-Unterstützung Hitlers vor dem zweiten Weltkrieg verfolgen die USA das Ziel, dass ein möglichst langer und blutiger Kampf die Kontrahenten so weit schwächt, dass sie die Kontrolle übernehmen können. Im Falle des Mittleren Ostens bedeutet sich in erster Linie die Ausbeutung der Ölfelder.
Statt einem schnellen Sieg kommt es zu einem blutigen Stellungskrieg. Im Mai 1982 können die Iraner die irakische Invasion zurückdrängen, und im Juni kommt es zu einer Grossinvasion auf irakischen Boden. Reagans CIA-Direktor William Casey liefert danach über den chilenischen Waffenhändler Carlos Cardoen Chemikalien und Waffen, darunter Cluster-Bomben, an den Irak, weil die USA befürchten, die iranischen Fundamentalisten könnten gewinnen. Washington unterstützt Saddam Hussein aber nur soweit, dass der Irak nicht verliert. Von 1983 bis 1990 erhält Bagdad dank den Interventionen von George Bush für insgesamt $5 Mia. Landwirtschaftskredite der USA, die weitgehend den Waffenkäufen dienen. Die Finanzierung läuft über die Atlanta-Zweigstelle der Banca Nazionale del Lavoro, der grössten italienischen Bank, die mit BCCI verlinkt ist. Bushs Chef des Nationalen Sicherheitsrates, Brent Scowcraft, betreute bei Kissingers Consultingfirma den Kunden BNL und ist ein wichtiger Aktionär der First National Bank, die von der BCCI unter zweifelhaften Bedingungen übernommen wird. Scowcraft unterhielt enge Beziehungen zum pakistanischen Premier Nawaz Sharif, einem guten Freund des BCCI-Gründers Abedi. Während dem ersten Golfkrieg liefern 52 Staaten Waffen an den Irak und den Iran, 29 davon an beide Kriegsparteien.
Im Dezember 1983 besucht Reagans Sonderbotschafter Donald Rumsfeld Saddam Hussein, worauf im November 1984 die diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen werden und der Irak von der Liste der Staaten verschwindet, die Terroristen unterstützen. Noch während dem zweiten Besuch Rumsfelds in Bagdad im März 1984 setzt Hussein erstmals chemische Waffen gegen die iranischen Soldaten ein. Insgesamt werden in den nächsten vier Jahren 63 irakische Chemieangriffe gezählt. Der Iran wendet sich wegen diesen Verstössen gegen die internationalen Abkommen an die UNO, ohne dass etwas geschieht. 1984 verweigert Hussein dem US-Konzern Bechtel die Zustimmung zum Bau einer Pipeline im Irak, deren Kosten auf $1 Mia. geschätzt und mittels Kredite der US-Export-Import-Bank finanziert werden sollten. Aussenminister George Schultz war zuvor CEO und Verteidigungsminister Caspar Weinberger Generaldirektor der Bechtel, die bei verschiedenen Projekten mit dem Bin Laden-Baukonzern zusammenarbeitet. 1986 verschlechtern sich die amerikanisch-irakischen Beziehungen erneut, aber nicht wegen den Chemiewaffeneinsätzen, sondern weil der Iran-Contra-Skandal auffliegt.
Saddam Hussein erhält auch biologische Waffen aus den USA und Grossbritannien, wo auch Husseins Leute ausgebildet werden. Bechtel baut die Anlagen für die Produktion von chemischen Massenvernichtungswaffen, und aus Fort Detrick werden zwischen 1985 und 1988 60 Lieferungen von biologischen Kulturen, auch Anthrax, geliefert.
1988 endet der Krieg mit einer Pattsituation, als 180'000 Iraki in der Falle sitzen. Eine Million Menschen sterben, und die Kriegskosten von $38 Mia. lassen die irakische Staatsverschuldung auf $50 Mia. ansteigen. Aufgrund des langen Krieges verliert der irakische Staatsapparat die Kontrolle über die zahlreichen Stämme und Clans, weshalb Saddam Hussein ab 1987 militärisch gegen die innere Opposition vorgeht, auch mit chemischen Waffen. Am 16.5.88 kommen in Halabdscha im Norden Iraks über 5'000 Kurden durch Nervengas, das mit amerikanischen Helikoptern versprüht wird. Das US-Aussenministerium lanciert daraufhin eine Desinformationskampagne und versucht, das Massaker an den Kurden den Iranern in die Schuhe zu schieben. Präsident Reagan verhindert im Kongress ein Gesetz, das den Handel mit dem Irak unterbinden will, und im Sicherheitsrat legt Washington sein Veto gegen eine Resolution ein, das den Irak wegen dem Einsatz chemischer Waffen verurteilt.
Im Vertrag von Sèvres vom 10.8.1920 wurde von den Alliierten und der Türkei die Schaffung des autonomen Kurdistans beschlossen, aber nie umgesetzt. Im Vertrag von Lausanne von 1923 war nicht mal mehr die Rede davon. Mit dem Pakt von Saadabad beschlossen die Türkei, Iran, Irak und Afghanistan die Koordination des Kampfes gegen die kurdische ‚Subversion'. 1961 begann die Rebellion der nordirakischen Kurden unter Mustafa Al Barzani für eine autonome Verwaltung, die 1991 von der UNO mit der Resolution 688 eingeleitet und mit dem Vertrag von Washington 1998 umgesetzt wird. Gleichzeitig bringt die Türkei in den 90er Jahren 30'000 Kurden um.

Die USA sichern Hussein 1990 ihre Unterstützung zu und liefern weiterhin Waffen, Lebensmittel und militärische Geheimdienstinformationen und gewähren dem Irak Kredite von $1,7 Mia, womit Hussein aufrüstet.

Quellen: Barker, Hennelly, Ben-Menashe, Progressive Review: 5ff, Roth/ Isecke, Levin, Brohy/ Ungerman, Ali,Gresh, Jabar (2002, 2003), Verrier, Hufschmid, Gresh (2003), Despratx/ Lando, Laurent: 43-66, Kouloglou.

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Teil 10 (Oktober 1968 - August 1974)

Dieser Teil der Chronik behandelt die Päsidentschaft von Richard Nixon, die Kriege gegen Vietnam, Kambodscha und Laos, der Staatsterrorismus, Watergate sowie die Ermordungen von J. Edgar Hoover und Salvador Allende.

Zentrale Themen und Personen:
Wahl Nixons, Sabotage der Friedensgespräche, Wahlfinanzierung, Präsidentschaft von Richard Nixon, Schutz der Mafia, Krieg gegen Pazifisten und Schwarze, Überwachung und Schmutzkampagnen gegen Journalisten und Edward Kennedy, Mondlandung, Chappaquiddick-Affäre, Mary Jo Kopechne, Carole Tyler, Bombardierungen von Vietnam, Kambodscha und Laos, Putsch von Lon Nol gegen Norodom Sihanouk, Drogenhandel, Meyer Lansky, Santos Trafficante, French Connection, Sicilian Connection, Pizza Connection, Terrormethoden, Gerry Hemming, E. Howard Hunt, Todesschwadronen in El Savador, Mordplots in Guatemala, Panama und Costa Rica, Hughes und Nixon, Enthüllungen, CIA-Mafia-Mordplots, FBI-Programme, CIA-Taktiken, Pentagon-Papers, Mafia und Nixon, Finanzpolitik, Goldstandard-Auflösung, CREEP und das GEMSTONE-Projekt, Gordon Liddy. Schmutzkampagnen gegen George Wallace, George McGovern, Edmund Muskie, Hubert Humphrey, Ermordung von J. Edgar Hoover, Sowjetunion, Pakistan, Indien, Gandhi, China, Watergate, Nixons Wiederwahl, Vietnam, Kambodscha, Watergate-Untersuchung, Sturz von Salvador Allende Die Ölkrise und Onassis, Staatsterror, Gegenrevolution in Portugal, Putsch in Zypern, Nixons Rücktritt, Howard Hughes.




November 1968 Wahl von Nixon

Richard Nixon versuchte sich wie Bobby Kennedy von Johnsons Vietnamkrieg zu distanzieren und erfand die Option eines "Friedens mit Ehre", obwohl er bereit ist, Nordvietnam mit Atombomben zu erpressen. Völlig überraschend für seinen Stab und ohne einen Plan verkündete er im März das Ende des Vietnamkriegs im Falle seiner Wahl. Im Sommer diskutierte er mit Bob Haldeman die "Madman Theory": Nordvietnam sollte den Eindruck haben, Nixon würde alles tun, um einen ‚Frieden zu erzwingen', eine Einschüchterungsstrategie, die im Sommer 1969 dann in dem Sinne eingesetzt wird, dass Nixon alles tun würde, einen Sieg zu erringen.

Lyndon Johnson erfuhr von Alexander Sachs, dass Nixon während des Wahlkampfs die Witwe von Claire Chennault einsetzte, um die nach langen Anstrengungen angesetzten Friedensgespräche mit Vietnam zu verzögern. Anna Chennault lebt im Watergate-Hotel, ist mit dem südkoreanischen Geheimdienst verkoppelt und lobbyiert für Taiwan und Ferdinand Marcos. Ebenfalls beteiligt an der Sabotage der Gespräche sind John Mitchell, John Tower, Robert Hill, Henry Kissinger und der südvietnamesische Botschafter Bui Diem.
Johnson beauftragte deshalb J. Edgar Hoover, Nixons Flugzeug und Hotelzimmer aus "nationalen Sicherheitsgründen" zu verwanzen. Nixon ist jedoch seit Ende der 40er Jahre ebenfalls ein Freund Hoovers, dem er schon früh versicherte, dass er ihn als FBI-Direktor behalten wolle. Hoover führt die Überwachung durch, informiert Nixon und Chennault aber darüber. Drei Tage vor den Wahlen, am 2.11, bricht Präsident Thieu sein Versprechen, Südvietnam nehme an den Friedensgesprächen in Paris teil. Nixon wirft Johnson daraufhin vor, er habe das Ende der Bombardierung Nordvietnams am 31.10. zu früh angeordnet. Obwohl der demokratische Kandidat Hubert Humphrey über Nixons Aktivität informiert ist, denunziert er Nixon aus Mangel an Beweisen nicht.
Nixon verspricht der südvietnamesischen Regierung 4 Jahre militärische und 8 Jahre ökonomische Unterstützung, aber sofort nach Wahl verlangt er von Thieu, er solle nun an den Friedensgesprächen teilnehmen. Unter Nixon sterben weitere 500'000 Vietcong-, 110'000 südvietnamesische und 20'763 amerikanische Soldaten.
Henry Kissinger, nun oberster Sicherheitsberater, weist die CIA, den 1968 übergelaufenen tschechoslowakischen Generalmajor Jan Sejna kaltzustellen. Sejna berichtete von den Menschenexperimenten des tschechoslowakischen Geheimdienstes in Prag mit amerikanischen Kriegsgefangenen aus Vietnam. Schon im Koreakrieg unterhielten die Tschechoslowaken ein ‚humanitäres' Lazarett, in dem Drogen und Foltermethoden bei US-Kriegsgefangenen eingesetzt wurden. Kissinger will vermutlich verhindern, dass sich noch mehr junge Amerikaner weigern, als Soldaten eingezogen und nach Vietnam geschickt zu werden.

Howard Hughes gab für die Wahlen $400'000 aus: Er unterstützte Paul Laxalt für die Gouverneurswahlen in Nevada, Hubert Humphrey mit $50'000, und Richard Nixon über Richard Danner und Bebe Rebozo mit je $150'000 am 11.9. und 5.12.68. Hughes zahlte Nixon seit 1946 mindestens $500'000. Laut John Meyer gehen 1969 $1 Mio. über Ken Wright und Rebozo an Nixon. Da die F. Donald Nixon angelasteten Schmiergeldzahlungen von $205'000 von 1956 kurz vor den Wahlen 1960 bekannt wurden, wollte Nixon seinem Bruder verbieten, sich weiterhin mit John Meyer zu treffen. Aber Donald ist an einer Catering-Konzession der Hughes Aircraft Company interessiert. Robert Maheu lässt Meyer daraufhin von einem Ex-FBI-Mann und Nixon seinen Bruder von Secret Service-Agenten überwachen und das Telefon abhören. Maheu versuchte Hughes vergeblich zu überzeugen, Meyer zu entlassen, worauf dieser Maheu selbst zum Rücktritt zwingt.

Nixon verfügte über ein hochprofessionelles Wahlkampfteam, das von einer Werbeagentur, Beratern und Fernsehproduzenten unterstützt wurde, um einen Reinfall wie bei den Fernsehdebatten von 1960 zu verhindern. Nixon gab doppelt so viel Geld (nach eigenen Angaben $36,5 Mio.) für Propaganda aus wie Hubert Humphrey. $100'000 kommen von James Crosby, $50'000 von W. W. Keeler, $250'000 von Arnholt Smith, $26'000 von John Alessio, $75'000 von den Brüder Davis und $58'000 von Adnan Khashoggi, der Nixon bereits sein Flugzeug für eine Tour im Mittleren Osten nach dem Sechs-Tage-Krieg zur Verfügung stellte.

Das Republikanerlager wandte die bewährten Undercovermethoden an: Infiltration gegnerischer Gruppen mit "agent provocateurs", den Einsatz von Schlägertruppen und Schmiergelder gegen oppositionelle Demonstranten. Busladungen von Störern begleiteten die demokratische Wahlkampagne. Der "Hearst-Journalist Seymour Freidin" ist ein ehemaliger CIA-Informant, der als Spion aus dem gegnerischen Camp zu Murray Chotiner funkte. Operation EAGLY EYE kontrolliert Bürgermeister Richard Daley von Chicago, ein ehemaliger FBI-Vizedirektor überwacht mit der Operation INTEGRITY die nationale Wahl. Nixon gewinnt knapp mit 43,4% gegen 42,72% der Stimmen.

Charles Gregory Rebozo ist bei den Finanzierungen von allen wichtigen Ereignissen von Nixons Karriere dabei: bei der Ernennung zum Vizepräsidentschaftskandidat 1952, bei den Wahlkämpfen 1960, 1962 und 1968. Zusammen mit dem Industriellen Robert Abplanalp verschafft Rebozo seinem Freund eine Luxusvilla in Key Biscayne, ein Haus in San Clemente und eines in einem Nobelvorort Washingtons. Obwohl Rebozo auch mit Frauen verkehrt (unter anderem John Kennedys Liebhaberin Joan Hitchcock und Giancanas Tochter Antoinette) und Jane Lucke heiratet, hat er vermutlich auch eine sexuelle Beziehung mit Nixon. Rebozo ist ein enger Freund des FBI-Agenten Kenneth Whittaker von Miami und kennt auch Hoover näher, da er seine Korrespondenz mit dem FBI-Direktor mit "Bebe" unterschreibt.

Richard Danner, ein Freund von Maheu, Nixon und Rebozo und Bekannter von Meyer Lansky, wird der neue Verbindungsmann von Hughes zu Nixon. Danner war Chef des FBI-Büros in Miami, wo er für die General Motors Untergrundarbeit gegen Konsumentenschützer Ralph Nader leistete. Er wurde als Stadtmanager von Miami entlassen, weil er in einem Mafiadisput über die Kontrolle der lokalen Polizei drinsteckte, und arbeitete für die Beach Hotel Owners Association, die von Abe Allenberg, Joe Adonis, Meyer und Jake Lansky kontrolliert wurde. Als Wahlkampfmanager von George Smathers wurde ihm die Eintreibung von Schmiergeldern der Mafia vorgeworfen. Smathers organisierte Nixons Kontakte zur Familie Mackle, die Geschäfte mit Lansky-Verbündeten wie Mike Coppola tätigten. Im Februar 1969 wird Danner Manager der Hughes Frontier Hotel in Las Vegas.

Kaum an der Macht unterzeichnet Nixon eine Order des Civil Aeronautics Board, die die Air West-Übernahme durch Howard Hughes ermöglicht. Das Landmark Hotel kann Hughes dank der neuen Regierung für $17,3 Mio. mit einem $8,1 Mio.-Kredit der Teamsters kaufen. In Reno übernimmt Hughes zudem den Harold's Club für $10,5 Mio. 1970 fliessen erneut $100'000 von Hughes über Danner und Rebozo zu Nixon. Nixon wurde auch von Mickey Cohen (1946: $5000, 1950: $75'000), von den Teamsters Allen Dorfman und Tony Provenzano, von Carlos Marcello (1960: $500'000), von Clint Murchison und Lewis Rosenstiel unterstützt. Lou Nichols, der nach seinen FBI-Jahren bei Rosenstiel arbeitete, wird einer von Nixons Beratern.

Quellen: Best: 2, 78, 85, Davis (1988): 358, 361, Summers (1993): 368-371, (2000): 100-112, 275-284, 297-310, 445, 496, Brown/ Broeske: 339, 362ff, Huismann (2001a), Pohlmann.


Januar 1969 Präsidentschaft von Richard Nixon top

Richard Milhous Nixon zieht ins Weisse Haus ein. Gab es 1928 noch 3 Minister und 3 Berater im Weissen Haus, steigt deren Zahl unter Nixon auf 5000. Nixon bot John Ehrlichman den Job als Justizminister an, was dieser aufgrund seiner Qualifikation selbst als "lächerlich" bezeichnete und Berater wird. Wahlkampffinancier Maurice Stans wird Handelsminister, Henry Kissinger oberster Sicherheitsberater, H. Robert Haldeman, dessen Traum die Direktion des Disney Imperiums ist, wird Personalstabschef.
Einer der engsten Berater wird der Anwalt Murray Chotiner, der in Kalifornien insgesamt 221 Fälle der Mafia gegen die Anklagen der Regierung verteidigte. Einen Tag nach der Wahl verlangte der Wahlkampfmanager den Vorsitz der republikanischen Partei, was Nixon zu heikel ist und weshalb er einen speziellen Beraterstatus erfindet. Chotiner ist mit Mickey Cohen, John Alessio und D'Alton Smith befreundet und Nixons Kontakt und Schmiergeldstelle zur griechischen Militärjunta, zu Howard Hughes, Geldwäscher Robert Vesco und Carlos Marcello. Als einer der Hauptinitiatoren der schmutzigen Operationen im Weissen Haus organisiert er beispielsweise die Ansetzung von Lucianne Goldberg gegen George McGovern. Goldberg wird eine Schlüsselrolle bei der Enthüllung von Clintons Sexualskandal spielen. Zeugen und Leibwächter werden von Journalisten wie David Brock oder John Fund bezahlt, damit diese Details über Clintons Liebhaberinnen wie Gennifer Flowers oder Monica Lewinsky verrraten, um ihn zu stürzen.

Die Mafia und die mobdominierten Gewerkschaften werden unter Nixon noch effizienter vor Untersuchungen geschützt. Die hängige Ausweisung von Johnny Roselli wird wegen dessen nationalen Verdiensten aufgehoben, Anklagen, beispielsweise gegen Angelo DeCarlo, Gabriel Mannarino und John Sebastian LaRocca werden unterdrückt. Nixon setzt John Mitchell als Justizminister ein, der finanzielle Ziehvater von Nixons Geheimkontenverwalter bei Rebozos Bank, Franklin DeBoer. Nach Watergate kriegt der Justizminister 19 Monate Gefängnis wegen Verschwörung, Justizbehinderung und Meineid. Der im Amt bestätigte J. Edgar Hoover verzichtet auf Bitte von Nixon bei Mitchell auf die übliche Leumundüberprüfung.

Als Nixon Mitte der 60er Jahre im Anwaltsbüro von Mitchell arbeitete, unternahm er mit seinem Freund Bebe Rebozo zwei Reisen nach Hong Kong, wo Nixon 1958 eine Beziehung mit Marianna Liu begann, die vom britischen Geheimdienst für die CIA überwacht wird. Nixon sieht sie auf seiner jährlichen Reise in die britische Kolonie, und nach ihrem Umzug in die USA auch zweimal im Weissen Haus. Dabei sollen die beiden mit Infrarotkameras durch das Bettzimmerfenster fotografiert worden sein, was Hoover einsetzt, um Druck auszuüben. Nixon beruft viele Mitglieder des von der Grossindustrie finanzierten American Security Council in seinen aussenpolitischen Beraterstab.

Der Regierungsstil Nixons gleicht einem Befehle erteilenden Autokraten, der ausser Zustimmung nichts hören will, mit den Effekt, dass sich das Kabinett heimlich trifft, um Probleme diskutieren zu können. Nixon traut niemandem, auch nicht seinen Mitarbeitern, vermeidet den Kontakt mit dem Kongress und vor allem den Journalisten, die er hasst.
Während sich Johnson drei Boing-Jets zur Verfügung hielt, lässt der grössenwahnsinnige Nixon die Air Force One für $800'000 neu ausstatten und reserviert zusätzlich 11 Lockheed Jetstars und 16 Helikopter zu seinem persönlichen Gebrauch, die aber auch von Angehörigen für Privatzwecke benutzt werden. Über $10 Mio. werden für Spezialinstallationen wie Helikopterlandeplätze an Orten wie seinen 9 Büros ausgegeben, wo der wie Napoleon auftretende Präsident sich aufhält. Innerhalb von vier Jahren verbraucht der pompöse Nixon-Haushalt $100 Mio. an öffentlichen Geldern. Pat und die Töchter akzeptieren gesetzeswidrig teuren Schmuck von König Faisal, Prinz Fahd und Prinz Sultan von Saudi-Arabien, vom iranischen Schah, von Kaiser Haile Selassie und von Präsident Thieu.

Entgegen seinen Wahlversprechen stellt Nixon den Krieg gegen Vietnam nicht ein. Somit gehen die Demonstrationen der Pazifisten weiter. Die CIA computerisiert 300'000 Anti-Kriegs-Demonstranten, die ab Oktober 1969 Grossmanifestationen in Washington organisieren, und der Armeegeheimdienst erfasst etwa 100'000 "gefährliche" Bürger wie die Brüder Reuther.

Walter Reuther war seit 1937 ein führender Gewerkschafter der United Automobile Workers Union, nachdem er mit seinem Bruder Victor 1933 in der Sowjetunion war. Am 20.4.48, eine Woche nach der Ermordung des Gewerkschaftsführers Jorge Gaitan, wurde auf Reuther, der sich in seiner Küche befand, geschossen. Das FBI weigerte sich, den Fall zu untersuchen, da kein Bundesgesetz verletzt worden sei. Ein Jahr später wurde auf Victor geschossen, ebenfalls durch die Scheibe seines Hauses. Erneut weigerte sich das FBI, den Spuren, die auf einen Waffenhandel von 735 gleichen Gewehren führten, nachzugehen. Obwohl die Autogewerkschaft eine Belohnung von $200'000 ausschrieb, blieben beide Mordversuche ungelöst. Es könnte sein, dass die antikommunistische Fraktion der Autoarbeitergewerkschaft von Jay Lovestone, der seine Befehle von Cord Meyer empfing, dahinter steckte. Der von der UAW zur Aufklärung angestellte Detektiv Ralph Winstead verschwand im Dezember 1957 und wurde dann in einem See erfroren gefunden, was auf einen Unfall zurückgeführt wurde.
Reuther, der nie der Kommunistischen Partei beitrat, versuchte im Juni 1963 Robert Kennedy zu überzeugen, den Krieg des FBI gegen die Kommunisten zu stoppen. 1964 überlebten die Brüder verschiedene Attentate dank Bodyguards, einem schusssicheren Autodach und dem Geschick einer Pilotencrew, ein am Höhenmeter sabotiertes Flugzeug nach einem Zusammenstoss mit einer Antenne notzulanden. 1966 erzählte Victor Reuther dem Journalisten Drew Parsons, dass viele der Gewerkschaftsoperationen, vor allem in Europa, für die CIA getätigt wurden, wobei er Namen und Frontorganisationen der CIA nannte. Wütend über die Enthüllungen veröffentlichte Tom Braden, dass er den Reuther-Brüdern Anfang der 50er Jahre $50'000 aus den CIA-Kassen bezahlt habe, womit sie unter anderem die Gewerkschaft in Deutschland aufgebaut haben. Offenbar war es Reuther aber nicht klar, dass die CIA hinter der Zahlung stand. Braden versuchte vergeblich, Victor als CIA-Agent anzuwerben. Walter und May Reuther, Oskar Stronorov, William Wolfman, George Evans und Joseph Karrafa kommen in einem Flugzeugabsturz am 9.5.70 ums Leben. Der Crash wird durch eine Manipulation am Höhenmeter, der durch einen militärischen Typ mit gelösten Kalibrationsschrauben ersetzt wird, zumindest mitverursacht. Mit Walter Reuthers Tod fällt die Opposition innerhalb der AFL-CIO gegen den Vietnamkrieg zusammen.

Nixon ordnet die Überwachung des Helikopterinfanteristen Ronald Ridenhour an, der Informationen über das Massaker von My Lai weitergegeben hat, und flucht über "die dreckigen, verruchten Juden aus New York", die er hinter der Veröffentlichung vermutet. Nixon interveniert bei der Verurteilung des verantwortlichen Leutnants William Calley wegen vorsätzlicher Tötung von 22 Zivilisten zu lebenslanger Haft, die auf drei Jahre reduziert wird.

Das FBI infiltriert alle Vietnamkriegsprotestgruppen und überwacht die Pazifisten, vor allem die Yippies (Youth International Party). Aber selbst gemässigte Vietnamgegner wie die Schauspielerin Jane Fonda werden beschattet. Das FBI gibt 1979 zu, dass es den Auftrag hat, Fonda zu 'neutralisieren', indem der persönliche und künstlerische Ruf zerstört wird. Dazu öffnet die CIA ihre Post. Mit bewährten COINTELPRO-Taktiken wie Kampagnen mit gefälschten Dokumenten und erfundenen Newsstories werden Flügelkämpfe innerhalb der Linken und Kriegsgegner geschürt. Agenten stiften Aktivisten zu Einbrüchen in die Dienstregistrierungsbüros an und besorgen ihnen Pläne und Werkzeuge, worauf sie dann in flagranti erwischt werden. 50% der neuen Agenten, die Hoover rekrutiert, sind ehemalige Vietnamoffiziere. "Bei denen werden Sie keine langen Haare finden!" begründet er diese Anstellungen.

Dieselben Undercovermethoden werden weiterhin gegen die Schwarzenbewegung eingesetzt. Über die Schauspielerin Jean Seberg setzt das FBI das falsche Gerücht in Umlauf, sie sei schwanger vom Black Panther-Mitglieds Raymond Hewitt. Sie verliert das Kind und begeht 1979 Selbstmord.
Der schwarze Komiker Dick Gregory, der Hoover als "einen der gefährlichsten Männer im Lande" bezeichnete, überlebt einen Mordversuch.
Nachdem Louis Lomax im Juni 1970 wegen Steuerflucht angeklagt wurde, verliert er am 31.7.70 die Kontrolle seines Wagens und stirbt 47jährig an den Folgen des Unfalls. Er setzte sich schon früh für die Rechte der Schwarzen ein und schrieb Bücher über die Black Muslims, Malcolm X und die Bürgerrechtsbewegung. Das FBI sammelte ein dickes Dossier über seine Aktivitäten, zu denen eine Friedensmission im Jahr 1964 zusammen mit Martin Luther King gehörte. Im Sommer 1968 begann er dessen Ermordung zu recherchieren und interessierte sich vor allem für Charles Stein, um herauzufinden, wer dieser "Raoul" (Pereira) war.

1968 verkündet Hoover, die 1966 von Huey Newton und Bobby Seale gegründete Black Panther Party seien "the greatest threat to the internal security of the country", worauf er ein Sabotage-Programm lanciert. Es gelingt dem FBI mithilfe von ‚Kulturminister' Emory Douglas, einen Konflikt zwischen Newton und Eldridge Cleaver zu provozieren, der tödliche Konsequenzen hatte. In den Gefängnissen werden Aktivisten und Theoretiker der Black Panther ermordet, wie George Jackson, oder mittels fadenscheinigen Beweisführungen zu langen Haftstrafen verurteilt, wie Elmer "Geronimo" Pratt.
William O'Neil, der zuständige FBI-Agent und "Bodyguard" der Black Panther-Führer Fred Hampton und Mark Clark erhält eine Belohnung von $10'000, nachdem die beiden bei einer Razzia am 3.12.69 im Schlaf erschossen werden.

Die Philosophieprofessorin Angela Davis, die sich für die schwarzen Gefangenen einsetzt, wird von Gouverneur Ronald Reagan gefeuert, da sie Agentin "einer fremden, feindlichen Macht" sei. Obwohl Davis alle Prozesse gegen diese Entlassung gewinnt, weigert sich der Staat Kalifornien, sie wieder einzustellen. Hoover lässt die Dozentin nach einem gescheiterten Gefangenenbefreiungsversuch per Interpol suchen und hofft, die intellektuelle Repräsentantin der politischen Schwarzenemanzipation ausschalten zu können.

Nixon genügt Hoovers Radikalenbekämpfung jedoch nicht. 1969 gibt es im Schnitt jeden Tag 80 Bombendrohungen und -explosionen, von insgesamt 40'000 Vorfällen bleiben 64% im Dunkeln. An einem Tag gibt es in New York City 400 Bombendrohungen, und Bürogebäude der IBM, General Telephone und Mobil Oil fliegen in die Luft, was 43 Tote und Schäden von $21 Mio. hinterlässt. Trotzdem weigert sich Hoover zunehmend, mit der CIA zusammenzuarbeiten.

Quellen: Weberman (21): 39f, (23): 10-15, Griffith (1996): 5-8, Schulz: 100, Best: 77-79, Sussman: 31, O.Todd, Negt, Bastian, Summers (1993): 371-386, 395f, (2000): 53f, 268ff, 273f, 311-314, 324-334, 337ff, 342f, Groden/ Livingstone: 317f, Ansom: 293f, Karel (1), Huismann (2001a).


Mai 1969 Lecks und Schmutzkampagnen top

Nachdem die New York Times im April 1969 berichtete, das National Security Council prüfe die Konsequenzen des Rückzugs aus Vietnam und plane geheime Abrüstungsgespräche mit der Sowjetunion, ist klar, dass ein hoher Regierungsbeamter Informationen weitergibt. John Ehrlichman stellt deswegen im Mai den ehemaligen New Yorker Geheimpolizist Anthony Ulasewicz als Privatschnüffler an. Hoover schlägt seinem Freund Nixon den Einsatz von Wanzen vor, um herauszufinden, ob der verdächtigte Morton Halperin, Chef der Planungsgruppe des NSC, die NYT informierte. Während der nächsten 21 Monate werden sechs Mitarbeiter Kissingers, einer von Nixons Redeschreibern und sieben andere Beamte sowie vier prominente Journalisten überwacht. Die Zusammenfassungen der Transkripts werden Stabschef H. Robert Haldeman persönlich in versiegelten Umschlägen überreicht, da Nixon weiss, dass das Bekanntwerden der Überwachung der Medienleute eine Wiederwahl verunmöglichen würde. Hoover nutzt diese Tapes 1971, um Nixon zu erpressen.

Charles Colson beginnt im Juli 1969 im Weissen Haus zu arbeiten und wird einer der wichtigsten Vertrauten Nixons. Sein Leitmotiv ist der Green Berets-Slogan "Wenn du sie bei den Eiern packst, werden ihre Herzen und Gedanken folgen". Colson lässt ein Foto von Edward Kennedy, als dieser mit einer schönen Frau einen Pariser Nachtklub verlässt, im National Enquirer publizieren. Robert Maheu organisiert auf Anweisung von Howard Hughes eine Blondine für Teddy in Las Vegas, mit der er prompt Schlagzeilen in England und daraufhin in der New York Post macht. John Caulfield, zuvor beim Bureau of Special Service and Investigation, der Geheimpolizei New Yorks, arbeitet unter Colson an Projekten wie der Verwanzung von Appartements und der Verführung einer Frau, die Informationen über Kennedy liefern könnte. Colson rekrutiert auch E. Howard Hunt, um den verbleibenden Kennedy zu diffamieren.

Obwohl Hunt die CIA offiziell 1970 verlässt, arbeitet er unter dem Cover der Robert Mullen PR-Agentur weiterhin für den Geheimdienst. Robert E. Cushman von der CIA als "White" und James McCord als "Martin" unterstützten Hunt bei Undercoveraktionen gegen die Black Panthers. Rund 10% der Black Panther Mitglieder sind Spitzel und Agents provocateurs, die andere Mitglieder zu Gewalt und kriminellen Taten anstiften.
Caulfield und Anthony Ulasewicz überwachen einen Komiker, der als "Richard M. Dixon" den Präsidenten imitiert, setzen Wanzen bei der New Yorker Madame Xaviera Hollander und machen Tonbandaufnahmen von Prominenten mit sexuell abnormen Praktiken.

John Ragan, der während dem Wahlkampf Nixons Hotelzimmer nach Wanzen absuchte und beim Democratic National Committee spionierte, hört missliebige Journalisten wie Joseph Kraft ab. Ragan, nun Sicherheitsdirektor des Republican National Committee, wird auch von der ITT, die das chilenische Telefonsystem beherrscht, gegen Salvador Allende eingesetzt. 1970 gibt die CIA $2,7 Mio. aus, um die Wahl von Allende zu verhindern. Richard Nixon gibt 1971 den Befehl an die CIA, den im September 1970 gewählten chilenischen Präsidenten mit Wirtschaftssabotage unter Druck zu setzen, "to make the economy scream".

Nixon will zudem das Image von John Kennedy zerstören und schlägt vor, dass Hunt seine Memoiren im Look Magazine veröffentlicht, um Kennedys Rolle als Verräter in der Schweinebuchtoperation blosszustellen. Der Präsident fordert über John Ehrlichman die CIA-Akten über die Schweinebuchtinvasion an. Direktor Richard Helms weigert sich aber, Nixon alle Dokumente auszuhändigen, obwohl Nixon bis zum Machtwechsel im Januar 1961 der Leiter der Invasionsplanung im Weissen Haus war. Die Kontrolle über die 33'000 Aktenseiten über die Operation und die zwei angefertigten internen Studien beinhalten die Möglichkeit der Erpressung. Da Helms die fehlenden Dokumente trotz mehrmaliger Aufforderung nicht herausgibt, bekommen die beiden Streit. Auch in Südostasien ignorieren Diplomaten und CIA-Agenten die Anweisungen des Präsidenten. Nixon will den CIA-Direktor von den Beratungen des National Security Councils ausschliessen und isolieren. Wichtiger werden deshalb seine persönlichen Berater: Henry Kissinger für die Aussenpolitik, John Ehrlichman für die Innenpolitik, John Dean für die Justizfragen und Bob Haldeman ist für das Personal im Weissen Haus zuständig. Aber auch die engsten Mitarbeiter überhören Befehle des paranoiden Präsidenten, was der Welt mehrere Kriegseinsätze auch mit Atomwaffen erspart. "Wenn man den Präsidenten machen liesse", sagt Kissinger mehrmals zu Mitarbeitern, "gäbe es jede Woche einen Nuklearkrieg."

Um die Demokraten zu spalten, plant Nixon, Kennedys Rolle in der Ermordung des südvietnamesischen Präsidenten Diem zu veröffentlichen. E. Howard Hunt studiert die Telegramme zwischen Washington und Saigon von April bis November 1963 und entdeckt, dass zahlreiche Dokumente fehlen. Colson und Hunt fälschen in Absprache mit General Edward Lansdale und Lucien Conein Telegramme, die belegen sollen, dass Kennedy die Ermordung von Ngo Dinh Diem angeordnet und die USA damit in den Vietnamkrieg gestürzt habe. Da sie diese Fälschungen zur näheren Überprüfung aber nicht herausgeben, werden sie von Life nicht veröffentlicht.

Quellen: Best: 55, 78f, Summers (1993): 406, (2000): 74, 176ff, 341f, 362-373, 517, Brown/ Broeske: 346, Gaudichaud.


17. Juli 1969 Mondlandung top

Der Wettlauf zum Mond blutet die Sowjetunion aus. Arbeiten in den USA zu Beginn 1962 30'000 Menschen am Apollo-Programm, so sind es am Schluss 400'000, wobei sich die Südstaaten Kalifornien, Texas und Florida die Milliarden-Pfründen teilen. Der Mond ist der Vorwand zur korrupten Macht- und Wirtschaftspolitik von Johnson, Nixon, Reagan und Bush.
700 Techniker aus Hollywood übernehmen in Cape Canaveral die Arbeiten zur Inszenierung des Mondflugs. Sie verschieben die Abschussrampe, damit die Sonne ins Bild der Fernsehkameras kommt, richten 100 Scheinwerfer ein, überziehen die Triebwerke ohne Nutzen mit Goldblatt und verändern selbst die Form der Rakete. Nixon bereitet sich für den Ernstfall vor, indem er einen Tag vor dem Start die Bekanntgabe des Todes der drei Astronauten aufnimmt. Beim Start der Rakete ist er nicht anwesend. 2 Mia. Menschen fiebern am Fernsehen mit, als die Rakete startet und auf dem Mond landet. Da Nixon vorgängig die Mondladung in einem Studio inszenieren lässt, um auf jeden Fall Bildmaterial präsentieren zu können, entstehen Gerüchte, dass die Astronauten überhaupt nicht auf dem Mond gelandet seien.
Quellen: Karel (2009a).

September 1969 Chappaquiddick-Affäre top

Mary Jo Kopechne, frühere Sekretärin von Senator George Smathers, dann Bobby Kennedys vertraute Hilfe, ordnet nach dessen Ermordung seine Akten. Sie begann, mit Freunden darüber zu sprechen und nahm angeblich mit Ralph Nader Kontakt auf. Ihr Telefon in ihrer Washingtoner Wohnung wird abgehört. Die schwangere Ehefrau von Edward M. Kennedy ist nicht an seiner Party vom 18.9.69 dabei, an der sechs alleinstehende Frauen und fünf weitere verheiratete Männer teilnehmen. Kopechne lässt ihr Portemonnaie und ihre Schlüssel im Haus auf Chappaquiddick Island liegen, als sie vermutlich gekidnappt und in Kennedys Wagen versenkt wird. Jedenfalls wird Teddy eine Falle gestellt, aber perfekter als bei Bobby Kennedy und Marilyn Monroe. Während zweieinhalb Stunden kämpft Mary Jo Kopechne in dem versenkten Auto um ihr Leben, während der Senator versucht, seinen Cousin Joseph Gargan als Verantwortlichen einzuspannen, damit er die Verantwortung für den Unfall übernimmt. Nach wenigen Stunden ist bereits Anthony Ulasewicz als Philadelphia Enquirer-Reporter zur Stelle, der das Weisse Haus während der nächsten Tage auf dem Laufenden hält. Die Berichte über die Untersuchung gehen direkt an Rebozo, Chotiner und Nixon. Später versuchen Howard Hunt und Ulasewicz, eine der beteiligten Frauen verführen zu lassen, um Informationen und aufgenommene Beweise zu erhalten.

Nach dem Entscheid, dass Teddy den "Unfall" selbst verantwortet, telefoniert er am nächsten Morgen zuerst mit Burke Marshall, Onassis Anwalt der Armee-Schiff-Geschäfte. Dieser war nach der Ermordung von John F. Kennedy der offizielle Kustos dessen persönlichen Notizen, die bald verschwanden. Acht Stunden nach dem Tod Kopechnes meldet sich Teddy bei der Polizei. Zur Tarnung als Unfall ist die Hilfe von Polizeichef Arenas von der Massachusetts Highway Patrol, verschiedenen Richtern sowie Kardinal Cushing notwendig, der die Kopechnes dazu überredet, auf eine Autopsie zu verzichten.

Teddy wird wegen Verlassens der Unfallszene zu zwei Monaten bedingt verurteilt, aber er liegt in einer Umfrage Ende 1971 nur drei Punkte hinter Nixon, weshalb der Präsident Spitzel in sein Secret Service-Team einschleusen und seine Affäre mit Amanda Burden in die Presse bringen lässt. Als Teddy Kennedy 1980 für die Präsidentschaft kandidiert, wird die Wahl ein Debakel.

Kopechnes Freundin und Bürokollegin Carole Tyler kommt in einem bizarren Flugzeugcrash ums Leben, nachdem Bobby Baker entdeckt hatte, dass Johnsons Sekretärin für den ehemaligen Präsidenten gefährlich werden könnte.

Quellen: Groden/ Livingstone: 321, Best: 21, Mason: 3f, Collier/ Horowitz: 468f,563f, Summers (2000): 378ff, 523.


1970 Vietnam, Kambodscha und Laos top

In Thieus Augen steht Nixon, der wegen der öffentlichen Meinung in den USA 25'000 Soldaten aus Vietnam abziehen will, in seiner Schuld aufgrund der Blockierung der Friedensgespräche während dem Wahlkampf. Aber Nixon hintergeht den südvietnamesischen Verbündeten, indem er Henry Kissinger Geheimverhandlungen mit Nordvietnam aufnehmen lässt. Richard Nixon ist nach kurzer Zeit klar, dass sich der Vietnamkrieg nicht gewinnen lässt, aber er will auch nicht als Verlierer in die Geschichte eingehen.

Obwohl Nixon in der Öffentlichkeit das bei den Franzosen gescheiterte Konzept der "Vietnamisierung", die Beschränkung auf die Unterstützung zur Selbstverteidigung des Südens, ablehnt, begann er, Bodentruppen aus Vietnam abzuziehen. Um die Bodenkämpfe den Südvietnamesen überlassen zu können, wird ihre Armee zu einer der grössten hochgerüstet und die Zahl der Polizisten Südvietnams 1971 und 1972 verdreifacht.

Um den Nachschub des Vietcong zu unterbinden, beschloss Nixon auf Initiative von Kissinger, der den Vietnamkrieg weitgehend leitet, im März 1969 mit der Operation MENU die massive Bombardierung der Grenzregion von Kambodscha und Laos und damit die Ausdehnung des Krieges. In den nächsten 14 Monaten folgen die B-52-Bombenoperationen BREAKFAST, LUNCH, DESSERT, SNACK, SUPPER, und DINNER, die während 5 Jahren fast vollständig geheim bleiben.
Die New York Times berichtete am 8.5.69, dass Nixon zwei Monate nach seiner Inauguration die Bombardierung von nordvietnamesischen Nachschublinien in Kambodscha und Laos anordnete, obwohl die Regierung die Militärberichte fälschen liess, um diesen Krieg zu verheimlichen. Kissinger lässt daraufhin die Journalisten abhören, aber trotz intensiver Nachforschung kann die undichte Stelle nicht eruiert werden. In 15 Monaten werfen B-52 110'000 Tonnen Bomben über Kambodscha ab. Ziel der Luftangriffe auf Kambodscha und Laos ist die Zerstörung des Ho Chi Minh-Pfades, der ab 1959 zu 5 Längsstrassen und 21 Querstrassen ausgebaut wurde. Im Schnitt alle acht Minuten wird ein Luftangriff geflogen. Auch nach den 3600 Angriffen der Operation BREAKFAST behauptet Nixon, die USA würden die Neutralität Kambodschas respektieren. Die Intervention in Kambodscha, die einen Bürgerkrieg auslöst, ist eines der grössten Kriegsverbrechen des 20. Jahrhunderts. Dieser Genozid wird der vierte Anklagepunkt im geplanten Impeachmentverfahren gegen Nixon 1974.

Norodom Sihanouk lädt Nixon nach vier Monaten Bombardement nach Kambodscha ein, vergeblich. Sihanouk wurde 1941 im Alter von 18 Jahren zum König gekrönt. Von 1955 an amtete er auch als Premierminister, und ab 1960 als Staatschef, und versuchte einen neutrale nationalistische Politik durchzusetzen. Nach der Ermordung von Diem lehnte er jede weitere US-Hilfe ab und warf die Amerikaner aus dem Land. 1966 begann er zudem, chinesische Waffen an Nordvietnam weiterzuleiten, weshalb die CIA 1969 von Saigon aus erneut seine Ermordung plant.

Im März 1970 ergreift General Lon Nol, der mit der CIA kooperiert, während einer Auslandsreise Sihanouks die Macht und entsendet seine Armee zur Bekämpfung der Vietcong-Truppen in die Grenzgebiete. Gleichzeitig marschieren die USA in Kambodscha ein, um die Stützpunkte der NLF zu zerstören. Der Vietcong zieht sich ins Landesinnere zurück und verbündet sich mit den von China und Nordvietnam unterstützten Roten Khmer, was den Bürgerkrieg in Kambodscha auslöst, das während der folgenden zwei Jahre zu einem Schlachtfeld des Vietnamkrieges wird. Die Vereinigten Staaten und Südvietnam beliefern Lon Nols Armee und unterstützen ihn mit der Luftwaffe, die Anhänger der kommunistischen Khmer werden von Nordvietnam und China unterstützt. Die Flächenbombardements der USA bewirken, dass Hunderttausende von Landbewohnern in die Flucht getrieben werden und mit den Roten Khmer sympathisieren. Prinz Sihanouk erhält in China Asyl und gründet seine Exilregierung GRUNK.

Während dem Geheimkrieg gegen Laos werden neben Agent Orange auch Napalm- Cluster- und Magnetbomben abgeworfen. Bei 500'000 Einsätzen werden 2 Mio. Tonnen abgeworfen, davon 270 Mio. Clusterbomben. 30% der Streubomben explodieren nicht und 80 Mio. Blindgänger bleiben liegen und verletzen und töten während Jahrzehnten Tausende von Bauern und Kinder. Über Laos fallen damit mehr Bomben als über Deutschland und Japan zusammen im 2. Weltkrieg. Trotzdem dementieren die USA ihre Kriegsführung mit geächteten Bomben, nicht zuletzt auch, weil sie in Laos neue Waffentechnologien ausprobieren.
Konzipiert werden die Angriffe von General Heinie Aderholt, Chief Air Operations Strategist, der auch am Drogenhandel der CIA beteiligt ist. Die Hauptstadt Vientiane wird mit Flüchtlingen überhäuft, so dass die Zahl ihrer Einwohner von 600'000 auf drei Millionen steigt. Die Reisproduktion fällt um 83%, was eine Hungersnot auslöst.
Südvietnamesische Truppen marschieren mit amerikanischer Luftunterstützung im Februar 1971 in Laos ein, wo die kommunistische Pathet Lao zwei Drittel des Landes kontrolliert. Die Invasion endet in einem völligen Desaster und es wird offensichtlich, dass die "Vietnamisierung des amerikanischen Krieges" nicht funktioniert.

Bei Antikriegsdemonstrationen an der Kent State University schiessen National Guard-Truppen auf Studenten, wobei 15 verwundet und 4 erschossen werden. Innerhalb einer Woche befinden sich 450 Colleges und Universitäten im Streik. Nixon bezeichnet die protestierenden Studierenden als "Ärsche, die die Universitäten überfluten ". 320'000 Demonstranten gehen nach Washington, wo Nixon heimlich Truppen im Keller des Weissen Hauses für seinen Schutz stationiert. Um die Demonstrationen zu unterbinden, sollen FBI, CIA, DIA und NSA einen Plan mit provozierten Konfrontationen ausarbeiten, den Senator Sam Ervin als "Gestapo"-Methode bezeichnet. Fahnenschwingende Bauarbeiter der mafiaverhängten Gewerkschaft werden eingesetzt, die die Demonstranten verprügeln, wobei einige im Spital landen. Zwei Wochen darauf empfängt Nixon die Bosse der Bauarbeiter- und Hafenarbeitergewerkschaften, unter denen sich die Mafiosi Biagio Lanza und Thomas Gleason, der einen Monat zuvor wegen Erpressung verurteilte Sidney Glasser und der Betrüger Charley Johnson befinden. Der meist bewaffnete Gewerkschaftssprecher Peter Brennan, der die Aktion organsierte, wird später von Nixon zum Arbeitsminister ernannt. Eingesetzte Agent Provocateur greifen Nixons Limousine an, was ihm erlaubt, unerschrocken vor den Medien gegen die Gewalttäter aufzutreten.

Auch innerhalb der US-Armee nimmt der Widerstand zu: In Südvietnam, wo viele Soldaten aus der Unterschicht dienen, kommt es zu Befehlsverweigerungen und Revolten in zahlreichen Truppenteilen, und die Kommandanten müssen mit ihren Soldaten verhandeln. Über 1000 Offiziere und Unteroffiziere, die sich weigern, mit den Soldaten zu kooperieren, werden sie durch Fragging (mit einer Handgranate) umgebracht oder im Gefecht durch ihre eigenen Leute erschossen. Von 1970 bis 1972 gibt es 363 Militärgerichtsprozesse wegen Fraggings, wobei viele Kompaniekommandeure auf Anklagen verzichten. Dem amerikanischen Justizministerium werden 20'6000 Kriegsdienstverweigerer gemeldet, und zwischen 1966 und 1972 werden 423'422 Desertionen gezählt. Zudem gibt es zunehmend Sabotage: 1971 gibt es auf Kriegsschiffen 488 Beschädigungen oder Versuche dazu, 191 Sabotageakte und 135 Brandstiftungen. 250'000 Armeeangehörige schreiben Beschwerdebriefe an Kongressabgeordnete.

Quellen: Eike, Best: 72-77, CIA-Info, Summers (2000): 334f, 344f, 358f, 520, Tarpley/ Chaitkin: 243f, Ruppert, Gibney/ Jarecki, Karel (2003), Eberle (2008).


1970 Drogenhandel top

Meyer Lansky, Organisator des Drogenhandels aus Asien in den 30er Jahren, zog sich nach dem wichtigen Mafia-Meeting im Februar 1970 in Acapulco aus dem Geschäft zurück und wollte nach Israel ziehen. Sein Vermögen gibt er selbst mit $300 Mio. an: Spielbanken in Las Vegas, Immobilien in den USA, in Mexiko, auf den Bahamas, etwa 200 Hotelbeteiligungen sowie verschiedene Spielautomatengeschäfte. Die Gewinne aus dem Glücksspielgeschäft wurden vom Pionier der Geldwäscherei über Kanada oder die Bahamas ins Ausland, häufig in die Schweiz, geschafft. Das Wall Street Journal widmet ihm einen ausführlichen Artikel.

Lanskys Niederlassung in Israel wird durch einen Anwalt verhindert, der Unregelmässigkeiten in seinen Steuererklärungen entdeckte. Gegen eine Kaution von $650'000, die er in seinem Aktenköfferchen hat, wird er freigelassen. Ein Jahr später spricht man ihn von allen Punkten der Anklage frei. Da ihn auch gegen eine Entschädigung von $1 Mio. kein Land will, verbringt er seinen Lebensabend in Florida. Seine Gewinne aus dem Glücksspielgeschäft gehen massiv zurück, weil nun die grossen Konzerne das Feld der Mafia auf den Bahamas und in Las Vegas übernehmen.

Nachdem das Opium immer häufiger in Flugzeugen und Helikoptern der Royal Laotian Air Force transportiert wird, kommt es 1967 zu einem zusätzlichen Krieg um die Opiumtransportkontrolle nach Südvietnam zwischen laotischen Generälen, den Shan-Warlords und der KMT, die ihr Monopol verliert. In Laos betreibt der ehemalige Kommandant der Royal Laotian Air Force mit General Vang Pao unterdessen mehrere Heroinraffinerien, womit Laos zum Hauptproduzenten des Heroins für die US-Soldaten in Südvietnam wird.

Santos Trafficante reiste 1968 in den Fernen Osten und besuchte Bangkok, Singapur, Hongkong und Saigon, wo er sich mit Vang Pao traf. Gleichzeitig meldeten sich auffällig viele US-Italiener freiwillig nach Vietnam. Seit der TET-Offensive 1968 ist die Moral der US-Truppen am Boden, mehr als 60% rauchen Marihuana, und 1969 waren schon rund 8% der Soldaten heroinsüchtig. Im Dezember 1970 tauchen kleine Mädchen vor den US-Garnisonen auf und verkaufen hochwertige Heroinportionen zwischen $2 und $4. Nach einem halben Jahr ist bereits jeder fünfte GI süchtig. Das Heroin wird von der vietnamesischen Luftwaffe nach Saigon geflogen und von Nguyen Van Thieus neuem Geheimdienstchef Dang Van Quang vertrieben.

1968 bis 1970 gab es Rekordernten im Goldenen Dreieck, diejenige von 1970 beträgt über 1000 Tonnen Opium. Mehr als die Hälfte davon kommt aus Laos, wo General Vang Pao und General Ouane Rattikone sich das Geschäft teilen. Die mit US-Hilfe aufgebaute Pepsi-Cola-Fabrik in Vientiane produziert keine einzige Flasche des Softgetränks, sondern Heroin. Nixon ist mit dem Pepsi-Cola-Präsidenten Don Kendall befreundet und öffnet ihm den Sowjetmarkt für Pepsi. Im Gegenzug gründet Kendall 1973 wegen dem sich abzeichnenden Watergate-Skandal das "Save the Presidency Committee".

Seit 1968 bleiben die Soldaten nur noch sechs Monate in Vietnam und werden danach in die Quarantäne nach Deutschland geschickt, um die Heroinsucht kontrollierbar zu halten. Damit steigt die Kriminalität um die deutschen US-Stützpunkte, und schon seit dem Sommer 1968 ist dort Heroin von organisierten US-Soldaten zu haben. Kurz darauf beginnen die ersten Deutschen, mit Morphin zu handeln, das der Verfassungsschutz bewusst gegen die linke Szene einsetzt.
Im September 1969 wurde der Markt von Haschisch auf Heroin umgestellt. Haschischhändler wurden mit Abfindungen und Drohungen aus dem Rennen geworfen, und die Polizei machte ihre ersten grossen Haschischfänge, womit der Markt gestrafft ist. Sechs Monate später gibt es in der ganzen BRD innerhalb von drei Tagen kein Haschisch mehr zu kaufen; dafür bieten die Händler Heroin zu Einführungspreisen an. 1970 wird diese Marktmanipulation zweimal, 1971 viermal durchgeführt, und jedes Mal bleiben mehr Jugendliche an der Nadel hängen. Haschisch ist voluminös, schwer zu transportieren, billig und liefert zudem nur Gelegenheitskunden. Heroin hat demgegenüber nur Vorteile.
1974 trennt sich der Heroinmarkt definitiv vom Haschischhandel, und das Chinesenviertel in Amsterdam wird zum Zentrum des europäischen Heroinhandels. Auch das FBI setzt das Heroin politisch ein: Beispielsweise wurde Mitgliedern der Black Panther-Bewegung von Eldridge Cleaver 1967 von FBI-Agenten Heroin zu Preisen angeboten, die 20% unter dem Marktwert lagen.

Der Heroinschmuggel in die USA wird nun einträglicher als der Strassenhandel in Saigon. Im Gepäck kambodschanischer, vietnamesischer, thailändischer und laotischer Diplomaten, in Särgen und den Leichnamen der gefallenen Soldaten und im Handgepäck der Heimkehrer werden beträchtliche Mengen von Heroin in die USA gebracht. Mit der Nachfrage nach grossen Mengen von harten und synthetischen Drogen beginnt sich die Mafia in den Staaten langsam zu verändern: Die Dealer werden jünger, Neuimmigranten steigen ins Geschäft ein, und neue kriminelle Gruppen bilden sich, die selbst Drogen konsumieren und damit handeln, wie die Bikerorganisationen Hells Angels, Pagans, Outlaws und Bandidos. Unter den neuen Einwanderern bauen vor allem die Kubaner, Vietnamesen, Chinesen, Jamaikaner und Kolumbianer Drogenringe auf. Vereinzelt steigen auch Schwarze, die bisher in den Schwarzenvierteln Glücksspiele organisierten, in den Drogenhandel ein.

Nach einem Kongressbericht, wonach 15% der Soldaten in Vietnam heroinsüchtig seien, startet das Justizministerium am 21.6.70 die Operation EAGLE, um die Drogenepidemie einzudämmen. Nixons "Controlled Substances Act" von 1970 verbietet alle Pflanzen und Alkaloide, die potenziell missbraucht werden können. Die Kriminalisierung der Drogen und des Handels garantiert die Höhe der Preise und erlaubt die Neutralisierung der Konkurrenten. Nixon führt eine laute Kampagne, wobei er sich auf den Drogenschmuggel an der mexikanischen Grenze konzentriert. 105 der 150 verhafteten Drogenhändler sind Schweinebuchtveteranen, die etwa 30% des Heroin- und 75% des Kokainnachschubs abdecken und von Trafficantes Anwalt Frank Ragano vor Gericht vertreten werden. Die CIA sabotiert die meisten Anklagen erfolgreich, und die Mitglieder der ehemaligen Brigade 2506 arbeiten nach kurzer Zeit weiter für Trafficante.

Top-CIA-Agent Joe Califano, der mit den Exilkubanern bei den Castro-Aktionen zusammenarbeitete, ist einer der Hauptpropagandisten für den Kreuzzug gegen die Drogenschmuggler. Der reaktionäre Califano wird unter Jimmy Carter Minister für Gesundheit, Erziehung und Wohlfahrt, dann aber gefeuert, weil er Wahlkampfgelder Carters für den Wahlkampf von Geraldine Ferraro abzweigte. Die demokratische Abgeordnete ist mit Roy Cohn befreundet und mit dem DEA-Agenten und Drogenhändler Santo Barrio verhängt.

Die "French Connection" beginnt auseinanderzufallen, weil Präsident George Pompidou mit der CIA kooperiert, um die Kontrolle über seine eigenen Geheimdienste zurückzugewinnen. Antoine Guerini wurde am 23.6.67 erschossen, sein Bruder Barthélemy wurde am 4.8.67 in seinem Club Méditerranée verhaftet und wegen Mord zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, womit die von Charles de Gaulles Inlandgeheimdienst SAC gedeckten "Barbouzes" in Marseille die entscheidende Macht wurden. Gegen die Studentenbewegung 1968 setzte der Geheimdienst unter Oberst Paul Fournier mithilfe der Mafiosi, von denen etwa 1000 rekrutiert wurden, Heroin ein, das sich schnell unter den ausländischen Minderheiten in Frankreich ausbreitete. Zwischen 1969 und 1972 wird das Rauschgiftdezernat in Marseille von 8 auf 77 Mann verstärkt, so dass 1971 über 30 Drogenhändler verhaftet werden, darunter 10 hohe Offiziere des Inlandgeheimdienstes SAC und des Auslandgeheimdienstes SDECE. In Marseille werden mehrere Heroinlabors ausgehoben, das letzte am 1.10.79.

Eine Tonne Heroin und Kokain wurde unter Dominique Orsini, der in die Guerini-Lücke sprang, von 1968-71 in die USA geschafft. Orsini wird 1975 verhaftet und am 13.4.78 in der Zelle erwürgt. Die französischen Gelder wurden vor allem in Südamerika gewaschen, über die Botschafter von Bolivien und Uruguay (Colonel Roger Barberot) und das Waffen-, Drogen- und Terrornetzwerk des ehemaligen Gestapo-Agenten Auguste Ricord, zu dem Klaus Barbie gehört. Barbie kam 1952 über Argentinien nach Bolivien und assoziierte sich mit dem Nazi Otto Skorzeny und der CIA, die ihm $1700 monatlich bezahlt.
Im Verwaltungsrat von Barbies Transmaritima sitzt der bolivianische Generalstabschef Alfredo Ovando Candia, der nach dem Helikoptercrash von Präsident Barrientos 1969 selbst Staatsoberhaupt wurde. Der Helikopter war zusammen mit $2 Mio. Schmiergeldern ein mit der CIA abgesprochenes Geschenk der Gulf Oil. Ein weiterer Nazi ist SS-Sturmbandführer Fritz Schwend in Peru, der an der SS-Operation BERNHARD zur Fälschung von englischen Pfundnoten beteiligt war und für die Gegenspionageabteilung der US-Armee arbeitete. Barbie und Schwend beschaffen deutsche Qualitätsgewehre für die Todesschwadronen und schweres Geschütz aus Deutschland, Frankreich, USA und Israel für die südamerikanischen Armeen. Das US-Justizministerium vertuscht 1983 Barbies Flucht mithilfe von Mengeles Kameraden. Rechtsextreme wie Ovando von Bolivia, Kjell Laugerud von Guatemala und Roberto D'Aubuisson von El Salvador erhalten israelisches Training. Nachdem am 5.4.71 der SDECE-Agent Roger de Louette mit 45 Kilo Heroin in den USA verhaftet und der Geheimdienstchef Fournier angklagt wird, zerbröckelt auch Ricords Netzwerk. Ricord wird 1973 an die USA ausgeliefert, während sein Partner in Paraguay, Pastor Coronel, Chef der Geheimpolizei von Diktator Stroessner wird.

Aufgrund der Auflösung der "French Connection" bekommt die "Sicilian Connection", die mehrere Köpfe wie Hughes Reccia, Vincent D'Ingeo, Marcel Jill oder André Bousquet von der französischen Organisation übernimmt, mehr Gewicht. Bereits 1957 begann die Drogen-Kooperation von sizilianischen und amerikanischen Mafiosi um Joe Bonanno und Carmine Galante. Die Raffinerien in Palermo produzieren wöchentlich 50 Kg Heroin aus Rohopium, das beispielsweise Franco Mafara über Triest herbeischafft oder vom Syrer Mohamed Dallal, Neffe des Kommandanten der syrischen Truppen im Libanon, mit Schiffen unter libanesischer Flagge nach Sizilien gebracht wird.
Das raffinierte Heroin wird vorwiegend an die Gambino-Familie in New York geliefert, wobei die Polizei noch lange glaubt, Neapel sei das Zentrum des Drogenhandels. Als der palermische Polizeifunktionär Boris Giuliano 1979 eine Zahlung der US-Kollegen in Form eines Koffers mit $500'000 am Flughafen beschlagnahmt, wird er 10 Tage später umgelegt. Voraussetzung für den Erfolg des neuen Netzwerks ist die Kooperation und der Friede zwischen den sizilianischen Clans, was in den 70er Jahren der Fall ist.
Der Drogenhandel mit einem Umsatz von 800-1000 Mia. Lire (DM 1,6 - 2 Mia.) und damit die Internationalisierung der Geschäfte, das Eindringen in den Banksektor und in den Waffenhandel verändern die Struktur der sizilianischen Mafia grundlegend. Der Zusammenhalt der Blutsfamilien, die Einbindung in den katholischen Moralkodex und die territoriale Verankerung werden durch die Konzentration auf Profitmaximierung innerhalb kurzer Zeit ausgehöhlt. Verbunden damit ist eine massive Zunahme von Gewalt, die 1981 mit den Ermordungen der Bosse Stefano Bontade und Salvatore Inzerillo ausbricht. 1982 werden in Sizilien mehr als 300 Menschen, davon 95% Mafiamitglieder, umgebracht, und 150 weitere verschwinden.

Eine weitere Handelsbrücke entsteht mit der "Pizza Connection", die die Verteilung des türkischen Heroins in den USA über Pizzerien abwickelt. Beteiligt daran sind der Türke Yassar Avni Musullulu, die italienischen Mafiosi Vito Palazzolo, Enrico Rossini, Leonardo Greco, Oliviero Tognoli, Antonio Rotolo, der Mafia-Schatzmeister Pipo Calo und die Schweizer Paul Waridel, Adriano Corti, Salvatore Amendolito, Antonio Ventimiglia und Franco Della Torre, der zu drei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt wird. Aber dank der Urteilsanfechtung der Tessiner Staatsanwältin und späteren UN-Chefanklägerin Carla Del Ponte und Gerichtspräsident Franco Verda wird Della Torre zu 18 Monaten bedingt verurteilt. 2001 wird er als hoher Kopf der Zigarettenschmuggelmafia um Ciro Mazzarella, einem Konkurrenten von Verda-Freund Gerardo Cuomo, verhaftet, obwohl er Polizeiinformant ist.
Musullulu wäscht seine Profite auch über Mohammed Shakarchi, der auch für die CIA Gelder wäscht, und Hans Kopp, der Ehemann der Schweizer Justizministerin. Geldwaschanlagen sind auch die Schweizerische Kreditanstalt in Bellinzona, Tele Cambio, Secada und Finagest im Tessin, die Capfinanz von Antonio Cavallari in Breganzona, die PKG Holding, die Handelsbank N.W.Zürich, Acacias Development Corp, die Overseas Business Service, die Chemical Bank, E.F.Hutton und die Merrill Lynch in New York. Ironischerweise benutzt Musullulu als Zwischendepot für Drogengelder das Unternehmen Kimtex in Sofia, die wichtigste Tarnfirma des KGB für dessen Waffen- und Drogengeschäfte. Im Jahre 2000 finanziert die kaukasische Drogenmafia über diese Kanäle den Tschetschenienkrieg, wobei das Heroin dazu aus Afghanistan stammt.

In den USA gehören Salvatore Bonannos Männer Cesare Bonventre, Baldassare Amato, Salvatore und Onofrio Catalano, Philip Matassa, Giuseppe Ganci, Filippo Casamento, Salvatore Mazurco, Josef und Salvatore Lamberti, Frank Castro, Gaetano Mazzara, Pierto Alfano, Vincenzo Randazzo, Faro Lupo, Benito Zito, Emanuele Palazzolo, Samuel Evola, Giuseppe Soresi, Giovanni Ligammari, Gaetano Badalamenti, Giuseppe Trupiano, Giuseppe Vitale, Lorenzo Devardo, Giovanni Cangialose, Philip und Salvatore Salamone, Salvatore Gerco, Rosario Dispenza, Michael Piancone und Giuseppe Baldinucci zur Pizza Connection, die die Feinverteilung des Heroins über ein Netz von Pizzerias organisierte.

Frank Matthews ist der Nachfolger des 1970 verhafteten Charles Green, der Ende der 60er Jahre die erste grosse schwarze Gang in New York aufbaute, die Heroin und Kokain von Südamerika importierte. Matthews kooperiert mit der Gambino- und Lucchese-Familie und organisiert im Oktober 1970 das erste Treffen von etwa 40 schwarzen Drogenhändlern in Atlanta. Andere schwarze Drogennetze werden von Nicky Barnes (er ist seit seinem 14. Altersjahr selbst heroinsüchtig), Pop Washington (in Papa D's Familiy übernehmen die Frauen Leitfunktionen und transportieren die Drogen) oder Butch Jones (die Young Boys in den 80er Jahren, in der die gesetzlich immunen Kinder die Drogen- und Geldtransporte ausführen) geleitet. Die schwarzen Gangs sind meist undiszipliniert und kurzlebig, bleiben quartiergebunden und stellen die Macht der bestehenden Familien - im Gegensatz zu den neu immigrierenden Chinesen, Kolumbianer oder Mexikaner - nicht in Frage.

Quellen: Lacey, Behr: 182, 201, 211, Fox: 415ff, Dehnhardt, Best: 70, 73 Abramovici/ Decornoy: 10, Wronkow: 6, Hamilton-Paterson (1971): 148-155, Kappstein, Afterbach: 7, Russel (2000), Vogeler: 22, Fox: 414-416, Mason :8, Meurice, Amendt, Hermann: 37, Raith: 93-107, 124-131, Holenstein: 52-59, Inskip/ Shawcross, Cortesi: 7, Leutwyler: 8.


September 1970 Terrormethoden top

Im Herbst 1970 plant eine exilkubanische Gruppe einen Raketenangriff auf das Haus von Richard Nixon in Key Biscayne, Florida, wobei es so aussehen soll, als hätten die Kubaner die Rakete auf den im Haus anwesenden Präsidenten gestartet. Gerry Hemming und Roy Hargraves legen dazu die Spuren für das angebliche Attentat, das eine Intervention in Kuba gerechtfertigt hätte. Hargraves wird 1970 wegen Waffenhandels verhaftet, kommt aber dank den Anstrengungen von Hemming wieder frei. 1969 begann Hemming nach eigenen Angaben für das Bureau of Narcotics and Dangerous Drugs zu arbeiten und für Mitch WerBell mit Waffen in Mexico zu handeln. Ab 1971 ist Hemming für die DEA in Mexico tätig, ähnlich wie Frank Sturgis, der während Monaten in Mexico in Zusammenhang mit dem Drogenhandel für E. Howard Hunt arbeitet und sich mit Santos Trafficante trifft.

Von 1963 bis mindestens 1984 unterstützt die CIA in El Savador die Geheimdienstnetzwerke ORDEN und ANSESAL von General José Alberto Medrano und Colonel Nicolas Carranza und bildet die Paramilitärs in Überwachungs-, Befragungs- und Mordtechniken aus. Hemming kooperiert 1972, teilweise mit John Martino, mit den Todesschwadronen von Guatemala, Nicaragua und El Salvador. Anfang der 70er Jahre baut der salvadorianische Oberst Chacon in mehreren mittelamerikanischen Staaten Todesschwadronen auf, die sich vorwiegend aus Exilkubanern zusammensetzen und von Vietnamveteranen geschult werden. In den ersten vier Jahren fallen ihnen nach Schätzungen der CIA etwa 1000 Menschen zum Opfer. Am 26.6.72 wird beispielsweise der Vizepräsident des Kongresses, Oliverio Castanieda Paiz, der dem Zusammenhang der Watergate-Klempner und dem Plot zur Ermordung von Rafael Torrijos auf der Spur ist, in Guatemala City umgebracht. Die Watergate-Einbrecher Frank Sturgis, E. Howard Hunt, Eugenio Martinez, Bernard Barker, und James McCord haben alle Verbindungen zu den militanten Exilkubanern.

1975 ist Hemming an einem Plot zur Ermordung des guatemaltekischen Präsidenten Kjell Eugenio Laugerud Garcia beteiligt, das Jorge Antonio Zimeri Safie organisiert und finanziert. Robert Hemming arbeitet 1975 als Bodyguard für Zimeri, der mit den paramilitärischen Truppen in Guatemala verbunden ist und auf den im September 1975 selbst geschossen wird. Hemming bringt ihn zur Genesung in die USA. Auch auf den Chef der guatemaltekischen Sicherheitstruppe, Colonel Cesar Quinteros, wird ein Attentat geplant. 1976 werden Mitch WerBell und Hemming, der von 1969-1974 als Undercoveragent bei der CIA angestellt ist, bevor er zur DEA wechselt, wegen Drogenhandel verhaftet und angeklagt. Um sich zu verteidigen, fordert er Warren-Dokumente an, mit denen er die Regierung erpressen kann. Hemming wird zu sechs Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt, was später wieder aufgehoben wird. Im April 1980 entdeckt ein Mechaniker in Hemmings Flugzeug eine Drogenladung, worauf er zu 35 Jahren Gefängnis verurteilt wird. Er verbringt 8 Jahre hinter Gitter, wonach er Berater der Conner Air wird, die Schwierigkeiten mit der DEA wegen Drogengeschäften hat.

E. Howard Hunt arbeitet daran, den panamaischen General Omar Torrijos umzubringen, weil er Beziehungen mit Castro und Gaddafi unterhält. Hunt versucht, Manuel Artime für die Aktion einzuspannen. Bernard Barker stellt eine Truppe zusammen, zu der auch Frank Sturgis gehört, die Torrijos an einem Pferderennen erschiessen will. Miguel Suarez, ein Verbündeter von Barker, stellt eine panamaische Kompagnie zusammen, die als Kommandozentrum dienen soll. Am 26.6.72 wird Oliverio Castanieda Paiz, der Vizepräsident des Kongresses, der dem Plot zur Ermordung von Torrijos auf der Spur ist, in Guatemala City umgebracht. Torrijos stürzt 1981 mit seinem Flugzeug ab.
Auch Präsident José Ferrer Figueras von Costa Rica, der bereits 1958 in einer CIA-Aktion weggepuscht wurde, soll umgebracht werden.

Quellen: Weberman (21): 15-55, Schulz: 113, 170, Bartholomew: 57, CIA-Info: 14, Groden/ Livingstone: 358.


November 1970 Howard Hughes top

Der Multimilliardär Hughes lebt nackt in seinem abgedunkelten Hotelzimmer, ernährt sich von Süssigkeiten, Eis, Milch und Fastfood. Da er an Verstopfung leidet, braucht er regelmässige Darmspülungen. Obwohl er die meiste Zeit fernsehend im Bett verbringt, lässt er seine Laken nur einige Male im Jahr wechseln, aber belegt sie mit immer neuen Papiertüchern. Die Paranoia vor Bakterien hatte er von seiner Mutter, die ihn als Kind jeden Tag auszog und nach einer Infektion absuchte. Zudem lagert er seinen Urin in Flaschen auf der Toilette. Anfang 1970 reichte Jean Peters die Scheidung ein, die 1971 nach einer faktisch kontaktlosen Ehe vollzogen wird, worauf sie Stan Hough von der 20th Century-Fox heiratet.

Richard Nixon ermöglichte Hughes im Juli 1969 die Air West-Übernahme sowie die Steuerfreiheit aller Firmen und des Privatvermögens von $1,7 Mia. Hughes versucht über Robert Maheu erneut das Ende der Atomtests in Nevada zu erreichen, worauf Henry Kissinger für entsprechende Verhandlungen nach Las Vegas kommt. Gleichzeitig setzt sich Maheu aber für die Fortsetzung des Vietnamkriegs ein, weil Hughes dadurch Helikopter verkaufen kann. Während den Verhandlungen zum Kauf der Los Angeles Airways zweigt Maheu $4 Mio. von den Bankkrediten für den Kauf des Hotels und Casinos Dunes ab. Richard Danner trifft sich wegen den Antitrustproblemen mit John Mitchell, der dann behauptet, der Gouverneur von Nevada wolle, dass Hughes das Dunes kaufen könne, was eindeutig falsch ist. Der Preis für das Dunes scheint dann Hughes allerdings zu teuer zu sein.

Raymond Holliday, Finanzchef der Hughes Tool Company, Chester Davis, Hughes Anwalt bei den TWA-Prozessen und William Gay, der Chef der Mormonen starteten eine Intrige gegen Robert Maheu, der möglicherweise mit Hughes Geldern ohne dessen Wissen auch andere Geschäfte betrieb. Im August 1970 schickte Holliday Hughes einen Finanzbericht, der einen Verlust über $13 Mio. bei dessen Operationen dokumentierte, worauf Hughes nach einer starken Erhöhung der Codein- und Valiumrationen den Kontakt zu Maheu abbrach. Robert F. Bennett, Sohn eines mormonischen Senators aus Utah, wird Maheus Nachfolger. Mit der Hilfe von Charles Colson kauft Bennett die Werbeagentur Mullen & Company, deren bester Kunde Howard Hughes ist. Die meisten Mitarbeiter der Mullen sind CIA-Agenten, die die Firma für Undercoverarbeit benutzen. Hughes dient der CIA als Deckmantel für Aktionen wie der Operation JENNIFER, wozu die Hughes Tool Company das Schiff Glomar Explorer baut, um das russische U-Boot K-129 mit drei Nuklearraketen zu heben.

Am 25.11.70 wird Hughes auf einer Bahre durch den Hinterausgang des Hotels hinausgeschleust und auf die Bahamas geflogen, wo er im neunten Stock des Brittania Beach Hotel Residenz nimmt. Dieses Hotel gehört derselben Firma wie International Intelligence, Inc, die als Privatfirma von hohen Beamten des Justizministeriums unter Robert Kennedy gegründet wurde und Firmen gegen die Forderungen der Mafia schützt. Nach dem Bruch mit Maheu übernimmt Intertel die Sicherheitsarbeit für Hughes Hotels und Casinos in Las Vegas und untersucht Maheus Geschäfte mit der Mafia. Maheu glaubt, dass Hughes von den Mormonen entführt worden sei, und schickt seinen Sohn, den ehemaligen Chef des FBI-Büros von Las Vegas und sechs Agenten auf die Bahamas, die im achten Stock des Hotels ein Zimmer mieten und Wanzen setzen. Während einer von Maheus Männern am Abhören ist, stürmt die Polizei mit Intertel-Agenten das Zimmer, worauf die Truppe nach Florida deportiert wird.

1971 gibt der Verlag McGraw-Hill die Publikation der "Autobiographie von Howard Hughes" bekannt. Angeblich gab ein Mormone namens Merryman Informationen über Howard Hughes an Clifford Irving weiter und wird deshalb umgebracht. Nixon erhält eine Zusammenfassung des Buches von Irving, der Journalisten über Schmiergelder in der Höhe von $400'000 für den Präsidenten im Zusammenhang mit dem TWA-Fall informiert. Einer der Aufträge von E. Howard Hunt für die Mullen besteht darin, die Abfalleimer von Irving nach Belastungsmaterial zu durchsuchen. Die beiden befreunden sich später im Danbury Federal Correctional Institution-Gefängnis. Früher begegnete Hughes Berichten über ihn, indem er einmal alle 175'000 Exemplare eines Dell Publishing-Magazins aufkaufen und auf dem Areal der Hughes Aircraft verbrennen liess oder Journalisten Autos und Geld offerierte. Am 31.1.72 erhält Justizminister Mitchell einen Bericht über ein Buchmanuskript von Noah Dietrich, der von einer Zahlung von $195'000 an Nixon berichtet.

Hughes gewährt am 7.1.72 ein zweieinhalbstündiges Telefoninterview mit sieben Journalisten, die ihn von früher her kannten, um überhaupt seine Existenz zu beweisen. Er äussert den Verdacht, dass Maheu hinter Irvings Fälschung steckt und bezeichnet ihn als "einen unehrlichen Hurensohn", der ihn bestohlen habe. Aufgrund dieser Aussage verklagt Maheu, seines Einkommens von $500'000 beraubt, seinen ehemaligen Arbeitgeber auf $17,5 Mio. Schadenersatz, was einen langen und bitteren Gerichtsprozess auslöst.

Im Februar wird entdeckt, dass Hughes Touristenvisum abgelaufen ist, worauf die Mormonen den mit Valium und Codein vollgepumpten Hughes im Bademantel die Feuertreppe hinuntertragen und auf der Privatyacht Cygnus ins Intercontinental Hotel in Managua fliehen. Nachdem ihn der Kapitän noch als verwahrlost, dreckig und nackt, mit langem Haar und langen gekrümmten Nägeln beschrieb, trifft sich ein von Mel Stewart aufgeputschter, gewaschener und gekämmter Hughes mit Anastasio Somoza und US-Botschafter Turner B. Shelton. Nach 25 Tagen geht die Reise des Trosses nach Vancouver, wo Hughes in die Lobby des Bayshore Inn spaziert. Im August befindet sich Hughes wieder in Nicaragua, wo es den Mormonen nach der Erhöhung seiner Dosis auf 4 Codeinspritzen und 200 Milligramm Valium pro Tag gelingt, Hughes Unterschrift für den Verkauf der Aktien der Hughes Tool Company für je $30 zu bekommen. Hughes verliert dabei $360 Mio, und Holliday wird mit Hunderttausenden von Aktien Verwaltungsratspräsident der Toolco. Die restlichen Besitztümer werden in der Summa Corporation unter der Leitung von William Gay und Chester Davis zusammengefasst.

Quellen: Groden/ Livingstone: 435, Best: 55f, 85f, Drosnin, Brown/ Broeske: 342-365.


Januar 1971 Enthüllungen top

Jack Anderson veröffentlicht am 18.1.71 detaillierte Informationen von Johnny Roselli über die Castro-Attentatsprogramme, wobei er Robert Maheus Namen erwähnt. Das Weisse Haus will daraufhin Informationen über Maheu, Hughes und den von Hughes bezahlten DNC-Vorsitzenden Lawrence O'Brien. Am nächsten Tag, nach einem zweiten Artikel von Anderson, ruft Justizminister John Mitchell Robert Maheu an, der im Zusammenhang mit Casinodeals in Las Vegas vor einer Grand Jury aussagen muss. Mitchell arrangiert, dass Maheu, der seine Verschwiegenheit garantiert, stattdessen vom Justizministerium "befragt" wird. Nixon ist besorgt, was Kennedys ehemaliger enger Mitarbeiter O'Brien alles weiss, will ihn "neutralisieren" und verlangt von der CIA erneut Dokumente über die Schweinebucht.

Andersons Assistent Charles Elliott begann 1970 gegen J. Edgar Hoover zu ermitteln, mit FBI-Methoden. 1971 veröffentlicht die Washington Post die von seinen Millionärsfreunden bezahlten Ferien und die Tantiemenzahlungen von $750'000, die Hoover für sein Buch Masters of Deceit und zwei Bücher über den Kommunismus, die er noch gar nicht geschrieben hat, bezogen hat. Ein weiterer Artikel enthüllt Hoovers Konsultationen bei seinem Arzt Dr. Ruffin wegen nächtlichen Albträumen. Hoover spricht mit Justizminister John Mitchell und Richard Kleindienst über das Vorgehen gegen Anderson.

Im FBI-Büro von Media, Pennsylvania, wird am 8.3.71 eingebrochen und fast 1000 Dokumente werden gestohlen. Eine Gruppe, die sich "Citizens' Commission to Investigate the FBI" nennt, schickt Kopien der Dokumente an Politiker und die Presse. Diese Unterlagen beweisen, dass "das FBI potenziell gefährlicher als seine Gegner und zu einer gesetzlosen politischen Polizei geworden ist", wie ein Publizist meint. Da es sich um COINTELPRO-Unterlagen handelt, muss Hoover dieses Programm aufgeben, das sich auch gegen die Feminismusbewegung richtet. Senatoren wie George McGovern, Edmund Muskie, Henry Reuss oder Mehrheitsführer Hale Boggs fordern den Rücktritt des FBI-Direktors, was dieser nur mithilfe der Überwachungsbänder gegen die Kissingerleute verhindern kann.
Bald darauf besetzen Studenten das Zentrum für Internationale Angelegenheiten der Harvard University, wobei ihnen ein Referat von Richard Bissell in die Hände fällt, das eine vollständige Beschreibung der Ziele und Taktiken der CIA enthält.
1976 besetzen Studenten das iranische Konsulat in Genf, wobei sie 2800 Dokumente finden, die die Bespitzelung, aktive Bekämpfung von iranischen Oppositionellen in Europa und die Zusammenarbeit des SAVAK mit europäischen Geheimdiensten, Regierungen, Behörden und der Presse beweisen. Diese drei Beispiele zeigen, dass die grösste Bedrohung und Einschränkung der Menschenrechte nicht von den sogenannten Extremisten, sondern von den Geheimdiensten ausgeht.

Nixon beauftragt Clark Mollenhoff, ironischerweise Ombudsmann gegen Amtsmissbrauch, Steuerunterlagen über "Feinde" zu organisieren. IRS-Chef Randolph Thrower wie sein Nachfolger Johnnie Walters, die sich weigern, die Unterlagen herauszugeben, werden entlassen. John Caulfield organisiert die nächtliche Beschaffung der Unterlagen aus dem Steueramt. Auf der Prioritätenliste Murray Chotiners stehen 20 demokratische Politiker und Journalisten, inklusive einem schwarzen Abgeordneten, dem eine Schwäche für weisse Frauen nachgesagt wird. Von den über 200 Personen auf Nixons Feindesliste sind 31 Politiker, 56 Journalisten, 53 Geschäftsmänner, 14 Gewerkschaftsführer, 22 Akademiker und 11 Stars. Nixon will die permanente Überwachung von Teddy Kennedy, Edmund Muskie, Hubert Humphreys und George McGovern. In den 70er Jahren wird daraus eine Geheimabteil innerhalb des IRS, die eine lange Liste von 3000 verdächtigen Organisationen und 8000 Personen systematisch nach Steuervergehen überprüft.

Quellen: Schulz: 367f, Summers (1993): 390-396, (2000): 197ff, 374-393, 413, Brown/ Broeske: 364.


Mai 1971 Pentagon-Papers top

Die New York Times beginnt mit der Veröffentlichung der geheimen "Pentagon-Papers", die die Eskalation des Vietnamkriegs nachzeichnen. Verteidigungsminister Robert McNamara gab die Studie in Auftrag, nachdem Seymour Hersh das Massaker von My Lay bekannt machte. Alle Einheiten in Vietnam wurden befragt. General William R. Peerce erhielt den Auftrag, die Vertuschung von My Lay zu untersuchen, dehnte die Untersuchung aber aus und verfasste mit 70 Mitarbeitern eine umfassende Studie. Die 7'000 Seiten umfassende Sammlung entlarvt beispielsweise die Unterstützung der Franzosen nach dem 2. Weltkrieg durch die USA, die Rolle der USA bei der Ermordung von Diem, die Provokationen der CIA-Kommandoboote bei den Ereignissen im Golf von Tonkin oder die Bombardierungen Nordvietnams 1964, aber gehen natürlich nicht auf den Krieg um die Kontrolle der Opiumproduktion und die Bedeutung des Drogenhandels ein. Da im Pentagon, eine eigentliche Stadt mit eigenen Metrostationen, 140'000 Menschen arbeiten, ist es nicht erstaunlich, dass Insiderinformationen an die Öffentlichkeit gelangen. Von dieser Zentrale aus werden 3200 militärische Stützpunkte geleitet, die sich ausserhalb der USA befinden.
Daniel Ellsberg, ehemaliger Analytiker der Regierung, der in Vietnam für General Edward Lansdale arbeitete, gab die Top-Secret-Dokumente ab dem 1.10.1969 an die Zeitung weiter. Ellsberg entwarf als überzeugter Antikommunist den Schusswaffenring gegen den Ostblock und arbeitet bei der Rand Corporation, eine CIA-Front, deren Direktor Robert McNamara ist. Auf Anfrage von Sicherheitsberater Henry Kissinger setzte Henry S. Rowen Ellsberg ein, um die Optionen der USA in Vietnam zu untersuchen, wobei Ellsberg den Krieg gegen Vietnam befürwortete. Seine Frau Patricia bewirkte schliesslich die Änderung seiner Kriegsbegeisterung, und Anthony Russo hilft ihm bei der Aktion.
Nach der Veröffentlichung der Dokumente ergiesst sich Kissinger in Wutanfällen, und die Beteiligten Henry Rowan, Leslie Gelb, Morton Halperin und Robert McNamara kommen auf die Feindesliste. Der Präsident will die Dokumente durch einen Einbruch in der Brookings Institution, wo das Material vermutet wird, beschaffen lassen. Colson schlägt vor, das Gebäude danach anzuzünden, damit der Diebstahl der Unterlagen nicht auffällt. Es bleibt offenbar bei Einbruchsversuchen.
Nixon ordnet eine verdeckte Aktion gegen Ellsbergs an, aber J. Edgar Hoover weigert sich, weil Ellsberg mit der Tochter seines Freundes Louis Marx verheiratet ist. Charles Brennan interpretiert jedoch die Anweisung Hoovers falsch und interviewt Marx, wofür er kurzerhand nach Ohio versetzt wird. Dies wiederum bringt bei Brennans Freund William Sullivan das Fass zum Überlaufen: er überwirft sich mit Hoover und muss zurücktreten. Sullivan übergibt Vize-Justizminister Robert Mardian die Transkripts der Abhörbänder, damit Hoover Nixon nicht mehr erpressen kann. Während einem Jahr wird im Weissen Haus diskutiert, wie der neurotische FBI-Direktor gefeuert werden kann. Trotz mehreren Versuchen gelingt dies Nixon nicht.

John Ehrlichman gründet daraufhin die Special Investigations Unit mit Egil ‚Bud' Krogh als Koordinator, David Young als Administrator, Gordon Liddy und E. Howard Hunt. Krogh will alle ‚zerstören', die Nixon nicht unterstützen. Er überwacht die Antidrogenprogramme von verschiedenen Staatsstellen. John Dean erzählte er einmal, dass er Goldbarren in CIA-Flugzeugen transportiert habe, um mit den Drogenbaronen im Goldenen Dreieck zu verhandeln. Nazi-Sympathisant G. Gordon Liddy war in den 50er und frühen 60er Jahren FBI-Agent, dann stellvertretender Bezirksanwalt in New York und ist nun Nixons Spezialassistent im Finanzdepartement. Nachdem der Supreme Court der NYT erlaubte, die Pentagon Papers zu veröffentlichen, geht Nixon mithilfe des House of Internal Security Committee juristisch gegen Ellsberg vor. Am 28.6.71 wird Ellsberg wegen Indiskretion in Bezug auf die Pentagon Papers angeklagt.

Nachdem Kissinger behauptete, Ellsberg sei sexuell pervers und nehme Drogen, und Liddy vermutete, er sei ein KGB-Agent, organisiert Charles Colson die Aktionen gegen Ellsberg, die über die Associated Milk Producers, Inc. finanziert werden. AMPI, Amerikas grösste Milchkooperative, zahlte über Hunderte von Robert R. Mullen organisierte "politische Komitees" $237'000 Schmiergelder an das Weisse Haus, worauf das Landwirtschaftsministerium die Milchsubventionen erhöht. Nach anderen Quellen bezahlte die Milchwirtschaft $2 Mio. an Nixons Wahlkampf. Vermutlich trifft beides zu.
Im August treffen sich Kissingers Assistent David Young, CIA-Verbindungsoffizier John Paisley und Howard Bowen vom Office of Security in Langley, worauf die "Klempner" E. Howard Hunt, Gordon Liddy, Felipe DeDiego, Eugenio Martinez und Bernard "Macho" Barker einen Einbruch in die Praxis von Ellsberg Psychiater Lewis Fielding organisieren. Fielding ist enger Freund von Ralph Greenson und von Norman Leites, der bei Rand arbeitet. Der Einbruch ist erfolglos, man findet kein Belastungsmaterial, das für ein Hearing gegen Ellsberg verwendet werden könnte, weshalb ein zweiter Einbruch beim Psychoanalytiker von Ellsbergs Frau in New York durchgeführt wird. Weitere politisch motivierte Einbrüche erfolgen beim NAACP Legal Defense Fund, bei Potomac Associates, drei Mal bei Lou Harris und zwei Mal bei Mortimer Caplin.
FBI-Chef Hoover ist auf dem Laufenden, weil er die Kopien der Bänder kriegt, die Nixon von seinen Sitzungen aufnehmen lässt. Zudem hat er mit Fred La Rue, dem Sohnes seines Freundes Ike La Rue, und Joseph Woods, dem Bruder von Nixons Sekretärin Rose Mary Woods, seine Spitzel im Weissen Haus. Der Chef der CIA-Miami-Station Jake Esterline sowie Cord Meyer und Thomas Karamessines von der Planungsabteilung für verdeckte Operationen sind auf dem Laufenden.
Gegen Ellsbergs Anwalt Leonard Boudin wird eine Pressekampagne gestartet, in der dieser als Kommunist dargestellt wird. Zudem versuchen die "Klempner", Schmiermaterial über den NYT-Journalisten Neil Sheenan und den Rand-Angestellten Anthony Russo aufzutreiben. Für das Verteidigungsministerium und die Rüstungsindustrie wird 1972 als Reaktion auf die Pentagon-Papiere der Defense Investigative Service geschaffen, in dem 2620 Beamte Einstellungsüberprüfungen vornehmen. In den Streitkräften sind 6900 Personen mit dieser Aufgabe betraut.

Quellen: Weberman (20): 41-57, (22): 12,17, Wolfe: 383, Summers (1993): 397-408, 415, (2000): 374-393, Best: 73-81, 85, Glaser (1971), Tarpley/ Chaitkin: 209-232, Groden/ Livingstone: 434, 441f, Prouty (1973): 195f, Karel (1), Ehrlich.


Juni 1971 Mafia und Nixon top

Joseph Colombo wird am 28.6.71 auf einer Veranstaltung der Italian-American Civil Rights League von Jerome A. Johnson erschossen. Der schwarze Kriminelle wird im anschliessenden Chaos von Colombos Bodyguard "Chubby" ebenfalls umgebracht. Colombo organisierte ein Jahr zuvor den Italian Unity Day und zog damit die Aufmerksamkeit des FBI auf sich, was zu Anklagen gegen einen Fünftel der Männer Colombos führte. Gambinos neuer Unterboss Aniello Dellacroce musste für ein Jahr ins Gefängnis, weil er sich weigerte auszusagen.

Als Präsident der IACRL begann Colombo daraufhin, die Liga für Public-Relation-Aktionen aufzubauen, um das Ansehen der Italiener zu verbessern. Nach Kefauver, McClellan, Valachi, der im April 1971 im Gefängnis starb, und Mario Puzo's "The Godfather" wollte die Mafia keine weitere Publizität, zumal sich der Boss der Profaci-Familie freiwillig ins Rampenlicht stellte. Nachdem Colombo erreichte, dass Justizminister John Mitchell und die New York Times auf die Verwendung der Begriffe "Mafia" und "Cosa Nostra" verzichtet und "Mafia" aus dem Script des Filmes "The Godfather" herausgestrichen wurde, begann er sich zunehmend als Führer der Italo-Amerikaner zu sehen und von einer politischen Karriere zu träumen. Nach Carlo Gambinos vergeblicher Warnung, er solle die IACRL einem professionellen Politiker übergeben, organisierte Joey Gallo das Attentat. Nach den drei Kopfschüssen vegetiert Colombo noch sieben Jahre vor sich hin, weshalb Gambinos Freund Vincent Aloi die Leitung der Profaci-Familie übernimmt. Die Italian-American Cicil Rights League-Bewegung erholt sich nicht von diesem Schlag. Joey Gallo wird nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis am 6.4.72 von Carmine DiBiase der Colombo-Familie umgebracht.

Obwohl Carlo Gambino sich nie den Titel capo di tutt capi verlieh, ist er als Präsident der Kommission faktischer Chef New Yorks. Im März 1970 hätte Gambino eigentlich ausgeschafft werden sollen, was durch einen Herzinfarkt einige Tage vor der Deportation verunmöglicht wurde. Nach einer zweiten Attacke 1972 erholt sich Gambino wieder und lässt Thomas Eboli erschiessen, nachdem dieser in einem Drogendeal mit dem amtierenden Führer der Genovese-Familie $4 Mio. verloren hatte. Francesco Alphonse "Funzi" Tieri wird zum Nachfolger Ebolis ernannt. 1974, als Gambinos Gesundheitszustand sich verschlechtert, entdeckt die Polizei, dass Don Carlo in Zusammenhang mit seinem Drogenring in den letzten zehn Jahren Tausende von Sizilianern illegal ins Land gebracht hatte, darunter Tommaso Buschetta. Gambinos Imperium ist das reichste der USA. Als sein Nachfolger bestimmt Don Carlo, der am 15.10.76 im Bett einem letzten Infarkt erliegt, seinen Cousin Paul Castellano, und vermacht seinem Underboss Aniello Dellacroce als Entschädigung für die Nichteinhaltung des Nachfolge-Codes die Kontrolle der lukrativsten Manhattan-Rackets.

Carlos Marcello steht im Juni 1972 erneut vor einem Untersuchungsausschuss des Kongresses, nachdem er am 12.3.71 aus dem Krankenzentrum für Bundesgefangene in Springfield entlassen wurde. Marcello erklärt, nicht zu wissen, was ein Gangster sei, nichts mit der Mafia zu tun zu haben und das Opfer falscher Behauptungen zu sein. Dabei ist Marcello das Oberhaupt der ältesten Mafia-Familie der USA und nach Carlo Gambino der reichste und einflussreichste Mafiaboss. Seine kriminelle Organisation bringt beinahe $2 Mia. pro Jahr ein, und er erfreut sich aussergewöhnlicher Privilegien innerhalb des nationalen Syndikats wie das Fällen von wichtigen Entscheidungen ohne die nationale Kommission zu Rate zu ziehen.

Marcello kontrolliert Polizeichef Beauregard Miller in New Orleans und Louisianas Staatspolizeichef Roland Coppola und alle wichtigen Polizeioffiziere in Louisiana und Texas, beherrscht dort die Gewerkschaften der Hafenarbeiter, des Baugewerbes und der Teamster mit ihren Gesundheits-, Wohlfahrts- und Pensionsfonds. Er bezahlt(e) neben den lokalen auch einflussreiche Politiker wie die Gouverneure Jimmy Davis, Huey Long, Edwin Edwards, John McKeithen und Earl Long, Senator Russell Long oder die Abgeordneten Albert Thomas und Hale Boggs. Dank seinen Beziehungen in das Finanzamt muss er praktisch keine Steuern entrichten. Er manipuliert Präsidenten (Lyndon Johnson, Richard Nixon), Richter (Tom Clark), Staatsanwälte (Frank Landrigde, Jim Garrison), Justizminister (Murray Chotiner, Benjamin R. Civiletti), das FBI (über Regis Kennedy oder Irving Davidson) und Beamte in verschiedensten Verwaltungen (D. "Sammy" Downs in Baton Rouge oder den zweitmächtigsten Beamten im INS). Er geschäftet unter anderem mit Clint Murchison, H. Lamar Hunt, der Somoza-Familie, den Duvaliers, der United Fruit oder der US-Navy.
Sein 2590 Hektar grosser Sumpflandbesitz Churchill Farms, den er 1959 für $ 1 Mio. kaufte, wird auf $22 Mio. Wert geschätzt, weil Gouverneur Davis einen Damm zum Schutz gegen Hochwasser bauen liess, der $1 Mio. kostete und wofür Marcello noch $500'000 Entschädigung kassierte wegen "Erschliessung für die Öffentlichkeit". Die zwei Pumpen zur Entwässerung, die Marcello aufstellen liess, kosteten die Steuerzahler weitere $2,5 Mio., und Marcello begann, Pläne für eine staatliche Autobahn zu entwerfen, die den Landbesitz auf $60 Mio. Wert erhöhen würde.

Kommen dem Mafiaboss Leute in die Quere, werden sie umgebracht: Harry Bennett, einer von Marcellos Männern im Glücksspielgeschäft, erklärte sich 1967 bereit, einem Bundesanwalt bei Ermittlungen gegen Marcello behilflich zu sein, worauf er von unbekannten Killern erschossen wurde. Am selben Tatort fand die Polizei den kugeldurchsiebten Leichnam von Donald "Jimmie" James, der in einem von Marcellos Spielkasinos einen Freund Marcellos um $10'000 betrügen wollte. Das INS bestätigt im Sommer 1972 erneut die Ausweisung Marcellos, ohne dass diese ausgeführt wird.

Justizminister Richard Kleindienst verbietet dem FBI die weitere elektronische Überwachung von Mafiafiguren, obwohl sich erneute Erfolge abzuzeichnen begannen. Jimmy Hoffa wurde an Weihnachten 1971 auf Drängen von Thomas Dewey von Richard Nixon begnadigt, mit der Auflage, bis 1980 nicht bei den Teamsters arbeiten zu dürfen. Dies ist ein eleganter Kunstgriff Nixons, um sich aus dem Machtkampf von Hoffa und Frank Fitzsimmons um die Spitze an der Gewerkschaft herauszuhalten. Während Murray Chotiner die Verbindung zur Mafia in Las Vegas bildet, von wo $500'000 von Teamster-Funktionär Salvatore Briguglio für die Freilassung kommen, haben Fitzsimmons und Anthony Provenzano über Charles Colson $1 Mio. an Nixon für Hoffas Arbeitsverbot bezahlt. Aber Hoffa beginnt einen Prozess, um diese Restriktion aufzuheben, um die Präsidentschaft der Teamster wieder zu übernehmen. Ironischerweise verspricht er, dass er den Mafiaeinfluss unterbinden würde, wenn er 1976 wieder an die Spitze gewählt werde. 1975, als sich Hoffas Comeback abzeichnet, teilt der Justizminister Präsident Gerald Ford mit, dass die Sanktion gegen Hoffa illegal sei. Hoffas alter Freund Anthony Giacalone versucht für Hoffa, mit Provenzano zu vermitteln. Giacalone besitzt die Home Juice Company, die dank Hoffa einen Kredit über $630'000 von der Central States Pension Fund bekam, und ist ein weiterer Liebhaber von Sylvia Pagano Paris, die bei Hoffa lebt. Von einem Treffen am 30.7.75 mit Giacalone und "Tony Pro" Provenzano, den Hoffa zum Vizepräsidenten der Teamster machte, kehrt Hoffa nicht mehr zurück. Fitzsimmons schützt die florierden Geschäfte des Chefs von Local 560 in New Jersey, der hinter dem mysteriösen Verschwinden Hoffas 1975 steht. William Bufalino verteidigt alle Verdächtigten, zu denen Chuck O'Brien gehört, der den Wagen von Giacalones Sohn fuhr, auf dessen Rücksitz Haare, Haut- und Blutspuren Hoffas gefunden werden. Gerüchte sagen, dass Bufalinos Cousin, Russell Bufalino, Mafiacapo von Scranton, Pennsylvania, der Koordinator der Entführung ist und Hoffa in der Abfallvernichtungsanlage Central Sanitation Services, die zwei Mobstern von Detroit gehört, landet.
Die Nixon-Regierung interveniert mindestens 20 Mal in Gerichtsprozessen gegen Mafiosi, angeblich um Geheimdienstquellen und -methoden zu schützen.

Quellen: Meurice, Davis (1988): 309-320, 336-338, 346, 377-380, 408, 487, 527, (1994): 111, 145-153, Giancana: 532, Best: 46, 89, Summers (2000): 398f, 498, 525, Marrs: 508-517, Weberman (8): 51f, Bartholomew (1): 16.


August 1971 Finanzpolitik top

Richard Nixon löst am 15.8.71 in Verletzung internationalen Rechts die Goldkonvertibilität des Dollars auf, um die Zahlungsunfähigkeit der USA zu verhindern. Für $136 Mia. verpulverten die Amerikaner bisher Bomben, Flugzeuge, Entlaubungsmittel und Napalm in ihrem asiatischen Abenteuer, die sie mit erhöhter Dollarproduktion finanzierten. Das Haushaltsdefizit 1971 beträgt $23 Mia. Aufgrund der Dollarschwemme und der wachsenden Staatsverschuldung zerbröckelte das Vertrauen in den Dollar und die Goldreserven in Fort Knox sanken von $24 Mia. auf $11 Mia, während die Dollarreserven der ausländischen Zentralbanken auf $68 Mia. angewachsen sind.

Die USA haben das System der Fremdfinanzierung so lange wie möglich aufrecht zu erhalten versucht, indem sie mit dem Wertverlust des Dollars im Falle des Zusammenbruchs des Bretton Woods-Systems drohen. Im Gegensatz zu den anderen europäischen Staaten besteht Frankreich seit Februar 1965 auf der Auslieferung des Goldes, weil Charles de Gaulle es unerträglich findet, dass eine fremde Macht über das Nationaleigetum verfügen soll. 1965 tauscht Frankreich $874 Mio. in Gold um, und 1966 werden jede Woche 10 Tonnen Gold von New York nach Paris verschifft. Die Golddeckung des Dollars nimmt daher dramatisch ab. Bereits im März 1968 kommt zu einem Run auf Gold, worauf die Bank of England die Londoner Goldbörse schliessen muss und der Handel mit Gold, Währungen und Aktien weltweit ausgesetzt wird. Die Zentralbanken müssen versprechen, keine weiteren Goldbestände aus den USA abzuziehen, und neben dem offiziellen Goldstandard von $35 pro Unze wird ein freier, sich im Markt ergebender Goldpreis zu gelassen. Auch wenn der faktische Goldpreis auf das Doppelte steigt, wird das Problem damit nicht gelöst.

Rebozos Freund David Silberman, ein Geldwäscher, Silber- und Goldschmuggler, entwickelte im Auftrag von Paul Laxalt einen Plan, dank dem Insiderwissen Profit aus der Schliessung des Goldschalters zu schlagen. Die Investition von $180'000 in Gold-Futures in Kanada bringt einen Gewinn von $10 Mio, die angeblich an die Republikanische Partei gehen. 1981 wird Silberman wegen Mordes an einer Kollegin, die ihn bei einem Golddeal betrogen haben soll, zu lebenslänglich verurteilt.

Ausgelöst wird die Krise im Mai 1971 durch eine Bemerkung des französischen Finanzministers Valery Giscard d'Estaing, worauf Deutschland, die Schweiz, Holland und Belgien die Annahme weiterer Dollar verweigern. Nachdem die Bank of England am 13.8.71 von den USA eine Garantie für die ihre Reserven von $3 Mia. fordert, hebt Nixon zwei Tage später die Goldbindung des Dollars auf. Mit einem Schlag sind die 2666 Tonnen Goldreserven der Briten und die Aussenschulden der USA von $70 Mia. nur noch Papier.In der Folge müssen sich die Briten von der arabischen Halbinsel zurückzeihen, worauf die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman, Bahrein und Katar gegründet werden. Die USA übernehmen die Rolle der Briten und kontrollieren die Strasse von Hormuz.

Um ihre verbliebenen Goldreserven zu schützen, erfanden amerikanische Bankiers bereits 1970 die ominösen "Sonderziehungsrechte". Bis 1972 werden vom Internationalen Währungsfonds in einer ersten Tranche SZR 9,5 Mia. (1 SZR=$1) aus dem Nichts geschaffen und als Buchungsgelder im Verhältnis zu den Kapitalquoten der einzelnen Länder verteilt. Dieses Kreditsystem ermöglicht trotz seiner fehlenden materiellen Basis das weitere Funktionieren des Währungskurssystems nach der Schliessung des Goldschalters.
Mit dem nun einsetzenden Kurszerfall des Dollars verlieren die Währungsdeckungen der anderen Länder ebenfalls an Wert. In der Illusion, den Kurszerfall bremsen zu können, kaufen die ausländischen Zentralbanken von 1973 bis 1978 sogar 350 Mia. zusätzliche Dollars auf. Die USA dagegen intervenieren auf den Devisenmärkten nicht, sondern drucken, da es keine brauchbare Alternative zum Dollar als Weltgeld gibt, weiterhin Dollars. Profit geht vor Prestige. "Der Dollar ist unser Geld, aber euer Problem" meint der US-Finanzminister John Connally gegenüber seinen Kollegen. Der Grossteil des Vietnamkriegs wurde also nicht von den USA bezahlt, sondern von den Staaten, die ihre eigene Währung mit Dollars deckten. Trotz einer Staatsverschuldung von $486,2 Mia, einer Inflation von 11% und dem faktischen Ende des Vietnamkriegs erhöht Nixon 1974 die Militärausgaben.

Im Frühjahr 1973 bricht das Währungskurssystem endgültig zusammen. Am 5.3.73 stellen die europäischen Finanzminister den offiziellen Handel mit Währungen für ganze zwei Wochen ein. Am 14.3.73 beendet Deutschland die Bindung der D-Mark an den US-Dollar, wonach auch andere wichtige Währungen frei gehandelt werden. Das nun folgende Floating, die frei schwankenden Wechselkurse, bietet ungeahnte Devisenspekulationsmöglichkeiten. Die Leitwährungsfunktion des Dollars geht mit seinem Wertzerfall langsam verloren, aber die US-Exportindustrie profitiert gewaltig vom tiefen Dollarkurs. Von 1971 bis 2008 verliert der US-Dollar gegenüber Öl und Gold etwa 96 Prozent seines Wertes. Da mit dem Wertzerfall auch die Preise der in Dollar gehandelten Rohstoffe zusammenbrechen, stehen die Rohstoffproduzenten vor einem Scherbenhaufenund erhöhen die Preise. Da das Vertrauen in den US-Dollar immer weiter abnimmt, müssen Grossbritannien und Deutschland ihre Ölimporte sogar mit Gütern bezahlen.
Allerdings zeigt die Ölkrise von 1973 die Bedeutung der Sicherheit der Energieversorgung. Kissinger erklärt, die USA seien zuständig für die internationale Energiesicherheit, und da das US-Finanzsystem genügend diversifiziert ist, können die steigenden Öleinnahmen der Ölförderländer in Dollars abgleichen und als Kredite in die Entwicklungsländer verschieben. Damit kann der Dollar als Weltwährung gerettet werden. Die anderen Industrieländer geraten in Schwierigkeiten: 1976/77 müssen Grossbritannien, Italien und Portugal IWF-Kredite aufnehmen und entsprechend restriktive sozialpolitische Massnahmen durchziehen, wobei die linksorientierte Regierung in Portugal ausgehebelt wird. 1976 beginnt der IWF, ein Drittel seiner Goldreserven (50 Mio. Unzen) zu verkaufen, was $4,6 Mia. einbringt, weil der Preis wegen den Spekulationen des 1977 eingeführten Terminhandels bis auf $850 pro Unze (21.1.80) steigt. 1977/78 inszenieren die USA einen erneuten Kurszerfall, um ihre internationalen Konkurrenten, vor allem die BRD und Japan, zu schwächen. Diese müssen erneut Dollar-Stützkäufe tätigen, um ihren Export zu sichern. Da nicht nur der Dollar, sondern auch das Pfund, die Lira oder Franc abgewertet werden, und da die Globalisierung ein verbreitetes Zahlungsmittel braucht, akzeptierten die Ölförderländer und die neuen Industrieländer in Asien den Dollar weiterhin.
Quellen: Kolloch: 59-134, 150-179, Perkins 2007, Summers (2000): 245-250, Zoche 160-181.


Januar 1972 CREEP und das GEMSTONE-Projekt top

H. Robert Haldeman instruierte John Dean im Dezember 1971, ein Geheimdienst-Programm für die Sicherung von Nixons Wiederwahl zusammenzustellen, weil dessen Wahlkampagnen immer wieder sabotiert wurden. Richard Nixon will auch verhindern, dass Leute an seiner Wahlkampagne beteiligt sind, die auch für andere Republikaner arbeiten. Dean wählt Gordon Liddy, der das "Committee to Re-elect the President" aufbaut und einen Plan zur Elimination von J. Edgar Hoover entwickelt. Liddy arbeitet zusammen mit James McCord, der Sicherheitskoordinator der CREEP (oder CRP) wird, und Fred LaRue, dessen Vater Ike mit Clint Murchison und Hoover befreundet ist. Der Mitarbeiter von Haldeman und Stellvertreter Mitchells, Jeb Magruder, ist anfangs Chef der CREEP, bis Justizminister John Mitchell im März 1972 zurücktritt und den Vorsitz übernimmt.

Inoffizieller Chef der Geheimdienstprogramme bleibt Liddy, der voll Enthusiasmus das GEMSTONE-Projekt zur Sicherung von Nixons Wiederwahl entwickelt. Der Plan mit projektierten Kosten von $1 Mio. umfasst verschiedene Teilprojekte: RUBY und OPAL umfassen Spione und Wanzeneinsatz bei den demokratischen Politikern, COAL bedeutet die heimliche Finanzierung der schwarzen, demokratischen Abgeordneten Shirley Chisholm, um die Demokraten zu spalten, Nixon diskutierte bereits den Plan, einem schwarzen Präsidentschaftskandidaten $5 Mio. zu zahlen, wobei neben Chisholm Julien Bond oder Jesse Jackson in Erwägung gezogen wurden. TURQUOISE beinhaltet die Sabotage der Hallenklimaanlage am demokratischen Parteitag im Juli im Fontainebleau Hotel von Miami, TOPAZ Einbrüche zur Dokumentenbeschaffung. Die Operation EMERALD stellt ein Jagdflugzeug zur Funküberwachung des verwanzten Flugzeugs der Demokraten zur Verfügung, CRYSTAL ein Hausboot für Wanzenüberwachung und Sexfallen, SAPPHIRE eine Barke mit einem King-Size-Bett und Prostituierten. Liddy will mit GARNET auch "prodemokratische Hippies" anstellen, die als die Anhänger von Kandidat McGovern auf den Boden seiner Hotelsuite urinieren. Mit DIAMOND sollen potenziell bedrohliche Radikalenführer gekidnappt, unter Drogen gesetzt, nach Mexiko geschmuggelt und eingesperrt werden. Professionelle Killer des organisierten Verbrechens sollen auf 22 Feinde angesetzt werden. Selbst Frank Sturgis ist der Meinung, Liddy habe einen "Killerkomplex", weil er immer von Mord spreche.
Trotz dieser lächerlichen Vorschläge, die Liddy am 27.1.72 im Büro des Justizministers präsentiert, wird er nicht entlassen, sondern Dean, Magruder und Mitchell weisen Liddy an, das Projekt wegen der hohen Kosten zu reduzieren. Nixon und Mitchell diskutieren den Plan am folgenden Tag. Es kursieren Gerüchte, dass Nixon die Wahlen streichen wolle. Dazu sollen aufgebaute inszenierte Protestgruppen die Sicherheit bedrohen, sodass die Wahlen nicht durchgeführt werden können. Zur Operation DIAMOND gehört auch ein Plan zur Sabotage des eigenen Republikanischen Parteitages. Am 4.2.72 legt Liddy ein auf $500'000 gekürztes Programm vor, das sich angeblich auf die Telefonabhörung, das heimliche Fotografieren von Dokumenten und die Überwachung des Büros und Hotelzimmers des DNC-Vorsitzenden Lawrence O'Brien konzentriert. Am 21.3. diskutieren John Dean und Richard Nixon über die Finanzierung des GEMSTONE-Projekts, wobei sie damit rechnen, dass die Mafia dafür in den nächsten zwei Jahren $1 Mio. bereitstellt, worauf Justizminister Mitchell das offenbar auf $300'000 reduzierte Projekt bewilligt.
Laut Magruder gibt Nixon Mitchell am 30.3.72 den Befehl am Telefon "to go ahead" mit dem Plan, im Demokratischen Quartier im Hotel Watergate einzubrechen. Liddy gibt James McCord $76'000, womit dieser für $58'000 Abhörgeräte und Kameras kauft.

Der Plan von Gordon Liddy umfasst auch das Knacken von Hank Greenspuns Tresor in dessen Büro in Las Vegas. Robert Bennett erzählte E. Howard Hunt, dass Greenspun über Informationen verfüge, die "Muskie wegblasen" würden. Diese Informationen entpuppen sich aber nur als eine Verurteilung Muskies wegen illegaler Entenjagd. Zudem soll Greenspun, der mit Robert Maheu nach dessen Bruch mit Howard Hughes Kontakt hat, ganze Jahrgänge von Hughes Memos in seinem Tresor haben. Im Weiteren wird vermutet, dass Greenspun Belege für eine Schmiergeldzahlung von $100'000 von Hughes über Rebozo zu Nixon haben könnte. Anfang 1972 zahlt Hughes weitere $150'000 an Nixon. Schliesslich besitzt Jack Anderson einen Anteil an der Las Vegas Sun und ist mit Greenspun befreundet.
Hughes-Repräsentant Robert Bennett, Hughes-Sicherheitsagent Ralph Winte und E. Howard Hunt planen den Einbruch, wonach ein Flugzeug von Hughes die Einbrecher nach Mexiko ausfliegen sollte. Der Plan wird offenbar nicht ausgeführt, da Greenspun sich kooperativ zeigt und Nixon wegen dessen Pro-Israel-Politik unterstützt. Aber bei Greenspuns Anwalt Ralph Denton erfolgt ein Einbruch, und Frank Sturgis bricht zweimal bei Muskies Berater Sol Linowitz ein. Vier Einbrüche gibt es bei John Meyer, dem ehemaligen Mitarbeiter von Howard Hughes, und bei Benjamin Schemmer, der ein Buch über Hughes schreibt, werden Interviewbänder gestohlen. Im April wird im Haus vom CBS-Korrespondenten des Weissen Hauses, Dan Rather, und später im Büro seines Kollegen Marvin Kalb eingebrochen.

Robert H. Allen, Chef der Gulf Resources and Chemical Corporation von Houston, lässt der CREEP via Mexiko $100'000 zukommen. Gulf Resources übernahm Lithium Corporation of America, die führend ist bei der Produktion von Lithium, das für die Wasserstoffbombe benötigt wird. John Roger Menke sitzt in der Gulf Resources, der Lithium Corporation und der United Nuclear Corporation drin. Ku-Klux-Klan-Mitglied und CIA-Mitarbeiter George A. Butler sitzt im Verwaltungsrat der mit der Atomwaffenlobby verhängten Gulf Resources, von der H. Lamar Hunt 15% der Aktien besitzt. Zudem ist Butler Präsident der Texas Eastern Transmission von George Brown.

In Mexico schickt der Anwalt Manuel Ogarrio Daguerre, der die Geldwäsche für CREEP-Financier Maurice Stans erledigt, $89'000 in 4 Schecks und $11'000 in Cash an William Liedtke, Präsident der Pennzoil. Bushs Freund Liedtke hatte 1968 als regionaler Geldbeschaffer für Nixon gearbeitet und organisiert insgesamt $700'000 für dessen Wahlkampf von 1972. Er leitet das Geld weiter auf das Konto von Bernard Barker, dem Finanzkoordinator der Schweinebucht-Invasion. Über den republikanischen Kassenwart Kenneth Dahlberg werden $25'000 von Dwayne Andreas, Chef der Archer-Daniels-Midland Company, einbezahlt. Einer deren Direktoren, Samuel H. Rogers, ist auch bei Gulf Resources und Lithium Corporation im Direktorium. Manuel Artime und ITT-Direktor Francis L. Dale organisieren ebenfalls Gelder.

Robert Vesco, der vom SEC als einen der grössten Betrüger bezeichnet wird, zahlt über Stans $200'000 "Kampagnen-Unterstützung". Wie schon 1968 ($25'000) schmierte er auf Verlangen von Murray Chotiner in Cash. Auf Initiative von Justizminister John Mitchell wurde Vesco, der mit Mitch WerBell und Lucien Conein zusammenarbeitet, 1971 aus einem Schweizer Gefängnis entlassen, worauf er Donald Nixon Jr. einstellte. 1973 meldet der DEA-Informant Frank Peroff, dass Vesco im Heroinhandel tätig sei. Nachdem Peroff einem Mordversuch entgeht, wird er verhaftet. Vesco wird auf Initiative von Nixon von der Drug Enforcement Agency geschützt, aber 1995 in Kuba wegen illegalem Devisenhandel verurteilt. Der ehemalige OSS-, AI- und CIA-Agent Lucien Conein, im Drogenhandel mit der Union Corse verwickelt und gleichzeitig Berater des Bureau of Narcotics and Dangerous Drugs, wird 1973 Leiter der Special Operations Group der DEA. Diese Abteilung mit Hauptsitz in Mexico ist für Entführungen und Ermordungen zuständig. Der mutmassliche Schütze beim JFK-Attentat Lucien Sarti wird in Mexico umgebracht.

Haldeman ordnete ebenfalls die Anstellung von Donald Segretti als Leiter der republikanischen "Schmutzkampagnen" an, der über Nixons Privatanwalt Herb Kalmbach bezahlt wird. Kalmbach ist einer der politischen Drahtzieher und Geldauftreiber für Nixon und organisierte bei der Wahl von 1968 $1,668 Mio.

Auf Anweisung von Haldeman bezahlte Kalmbach $400'000 aus Geheimfonds für den Gegner von Gouverneur George Wallace bei den Primärwahlen 1968 in Alabama. Als Kandidat der American Independant Party erhielt Wallace 13% der Stimmen vom rechten bis rechtsextremen Spektrum, was Nixon beinahe den Wahlsieg kostete. Im März 1970 wurde ein Opponent in Alabama erneut mit $100'000 unterstützt und die Steuerbehörde auf Wallace und seinen Bruder Gerald angesetzt, worauf Gerüchte über dessen Korruption kursieren. John Mitchell bewilligt $10'000 zur Zahlung an registrierte Wähler zum Boykott des Gouverneurs, wobei die Hälfte des Geldes zur Nazipartei von Südkalifornien gelangt.
Arthur Bremer versucht den Gouverneur von Alabama, George C. Wallace, am 15.5.72 während einer Wahlveranstaltung in Laurel, Maryland, umzubringen. Bremer war bereits an der Ermordung des südvietnamesischen Diktators Ngo Dinh Diem beteiligt und ist über seinen Bruder William mit dem Anwalt Ellis Rubin und Donald Segretti verknüpft. Fünf Minuten nach den Schüssen, die Wallace für den Rest seines Lebens gelähmt bleiben lassen, haben Nixon und Charles Colson eine dringliche Sitzung und beschliessen, dass E. Howard Hunt die Wohnung Bremers säubern soll, damit es nicht nach einer politischen Verschwörung aussieht. Nixon hat Angst, dass Verbindungen zum CREEP auftauchen. Hunt fliegt nach Milwaukee, und Colson setzt sicherheitshalber das Gerücht in Umlauf, Bremer habe Verbindung zu Teddy Kennedy. Ein Sprecher des Weissen Hauses äussert an einer Pressekonferenz, der mutmassliche Linke Bremer könnte mit dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten George McGovern verhängt sein. Auf Initiative von Nixon soll bei Bremer linke Literatur hinterlegt werden, was aber dann nicht funktioniert, weil die Presse bereits in der Wohnung war, nachdem der Secret Service und das FBI abgezogen waren. Aber Bremers Tagebuch wird gefälscht. "Was in den nächsten 24 - 48 Stunden zählt", meint Nixon, "ist die Story", und fordert von Kleindienst und Gray, sich bei den Ermittlungen auf Colson zu verlassen. Die Ausschaltung von Wallace entscheidet die Wahl. William Gilday, seit 1974 wegen Mord an einem Polizisten im Gefängnis, behauptet, Nixonleute hätten ihn und einen Verbündeten bereits 1970 angefragt, Edward Kennedy oder George Wallace zu beseitigen.

Hunt, Colson und Teamsterpräsident Frank Fitzsimmons arbeiten an einem Plot, um Teddy Kennedy mit Aussagen von Showgirls anzuschwärzen. Teamster-Schläger wurden bereits 1971 gegen Anti-Vietnamkriegsdemonstranten eingesetzt. Nixon fordert, dass Colson den Secret Service dazubringt, McGovern auszuspionieren, worauf ein Agent Informationen über den Senator sammelt und an das Weisse Haus weitergibt. Haldeman wird vom Präsidenten angewiesen, McGovern, der eine Normalisierung mit Castro anstrebt, als Extremisten zu attackieren.

Eine Umfrage 1971 zeigte, dass der demokratische Senator Edmund Muskie mit 47% gegenüber 39% der beabsichtigten Stimmen für Nixon Präsidentschaftsfavorit ist. Segretti heuert eine Frau an, die nackt vor dem Hotelzimmer des Senators herumläuft und schreit: "Ich liebe Ed Muskie". In dessen Wahlkampfquartieren, wo Spitzel wichtige Unterlagen klauen, und bei seinen Picknicks werden Stinkbomben gezündet, bei einer Fundrising-Party in Washington werden 200 lausige Pizzas geliefert und Artikel mit Verleumdungen, auch über seine Frau, erscheinen. In Florida erhalten Tausende einen gefälschten Brief im Namen Muskies, in dem behauptet wird, sein innerparteilicher Konkurrent Humphrey sei betrunken und in Begleitung eines Callgirls verhaftet worden und Henry M. Jackson habe eine 17jährige geschwängert. Bei den ersten Primärwahlen in New Hampshire werden unter falschen Namen Stimmen für Kennedy gefälscht und gesammelt, dessen Name gar nicht auf der Wahlliste steht. Vermutlich stehen Liddy und Hunt hinter Berichten in Lokalblättern, Muskie verachte die französischen Kanadier und seine Frau Jane sei Alkoholikerin. Nachdem Muskie auf einer Wahlveranstaltung in Weinkrämpfe ausbricht, zieht er schliesslich seine Kandidatur zurück. Es liegt nahe, dass Muskie LSD verabreicht wurde, um ihn in der Öffentlichkeit blosszustellen.

Segretti knöpft sich daraufhin Hubert Humphrey vor, gegen den er mit ähnlichen Methoden vorgeht. Privatdetektiv Michael McMinoway wird in das Wahlkampfteam Humphreys eingeschleust, wo er so viel Streit und Probleme verursacht wie möglich, ohne dass er auffliegt. Ein von Dwight Chapin gesteuerter Agent verteilt Tausende von Klebern "Humphrey: Er begann den Krieg. Gib ihm keine weitere Chance!"

Als Liddy von den Aktionen Segrettis erfährt, ist er empört, weil er das als Eingriff in seinen Aufgabenbereich betrachtet. Liddy und Hunt interviewen Segretti in Florida und empfehlen dem Weissen Haus erfolglos, dass der stümpferhafte Segretti vom Wahlkampfteam ausgeschlossen werde. William L. Shirer meint: "Wir könnten das erste Land sein, das durch freie Wahlen faschistisch wird."

Quellen: Weberman (20): 61-68, (21): 15-55, 62f, Schulz: 113, 170, Bartholomew: 57, CIA-Info: 14, Best: 81ff, Summers (1993): 412ff, (2000): 74f, 355-418, 523ff, Lynns: 1, Tarpley/ Chaitkin: 185-209, Brown/ Broske: 367, Groden/ Livingstone:384, 418f, Davis (1988): 361, Brussell (1983): 1.


Mai 1972 Ermordung von J. Edgar Hoover top

Jack Anderson veröffentlichte am 28.2.72 ein Memorandum der ITT-Lobbyistin Dita Beard, das die Zahlung von $400'000 Schmiergeld an Nixon beweist. Hoover verweigerte Nixon jede Hilfe und erklärte das Dokument als vermutlich echt. Bereits am 8.10.71 diskutierte Nixon mit Justizminister John Mitchell, wie man Hoover, der am 30.9. Nixons Vertrauensmann William Sullivan entlassen hatte, am besten loswerden könnte.

International Telegraph and Telephone wählte seinen Namen in den 20er Jahren bewusst in Anlehnung an die dominierende American Telephone and Telegraph (AT&T), die den US-Markt beherrscht. Nach der Verstaatlichung der Filialen in Kuba beschloss ITT-Präsident Harold Geneen, auf dem Inlandmarkt zu diversifizieren und kaufte 1965 Avis Rent-a-Car, 1968 mit Sheraton die zweitgrösste Hotelkette der Welt und die grösste Bäckereikette Continental Baking. Konsumentenschützer Ralph Nader klagte gegen deren unlauteren Werbestrategien für "Wonder Bread", wurde aber vom Richter abgewiesen, weil er "nicht denke, dass Kinder der Fernsehwerbung wirklich glaubten". Nader stellte sich auch gegen den Kauf der American Broadcasting Company (ABC) durch die ITT, was Geneen nach langen Prozessen aufgibt. Dafür entschied er, in Washington eine starke Lobby aufzubauen. Unter Nixon sanken die Steuern und stiegen die Gewinne der ITT, die von Platz 52 im Jahr 1959 zum neuntgrössten Konzern 1970 aufgestiegen war. 1969 fusionierte ITT mit Canteen Corporation, Grinnell Corporation und Hartford Insurance Group, und Nixon muss grossen Druck auf Vizejustizminister Richard Kleindienst ausüben, um die Antitrustklagen zu verwässern. Die Aktien der ITT verlieren aufgrund der Fusionen $1 Mia. an Wert. Am Tag von Andersons Veröffentlichung der Schmiergeldzahlungen schreddert die ITT einen Berg an Akten.

Obwohl Kleindienst bereits als Nachfolger Mitchells feststeht, veranlasst er ein Senatshearing, was sich zu einem politischen Desaster für die Republikaner entwickelt. Senator Edward Kennedy schlachtet die Affäre aus und nimmt die ITT-Verantwortlichen während zwei Monaten ins Kreuzverhör. Es ist das längste Bestätigungs-Hearing in der Geschichte. Die ITT heuert den Privatgeheimdienst Intertel an, um Anderson und Kennedy zu stoppen. Dita Beard verschwindet dank einer Trombose-Diagnose eines ehemaligen ITT-Arztes in einem Spital in Denver und erscheint nicht vor dem Senat, obwohl die Diagnose von zwei anderen Ärzten bestritten wird. Colson schickt E. Howard Hunt nach Denver, der eine Unterschrift von ihr erhält, sie habe das Memo nicht geschrieben. Lawrence O'Brien schlachtet die Diskussion über die Authentizität des Memos weiter aus, weshalb Nixon eine Gegenattacke will.

Dr. Edward Gunn, Gordon Liddy und Charles Colson überlegten sich bereits, den Kolumnisten Jack Anderson zu vergiften, weil er geheime Aussagen Kissingers in Bezug auf den pakistanisch-indischen Konflikt im Dezember 1971 wörtlich in der Zeitung brachte. Am 24.3.72 trafen sich Hunt und Liddy, die auf ihren Reisen Pseudonyme und Visitenkarten der Hughes Tool Co. verwenden, mit einem Ex-CIA-Arzt im Hay Adams Hotel in Washington, um die Ausschaltung Andersons zu diskutieren. Die Optionen umfassten eine heimlich verabreichte Dosis LSD, bevor er ins Auto steigt, das als "Aspirin-Roulette" bezeichnete Platzieren einer vergifteten Kopfwehtablette oder die "zufällige Erschiessung" durch Washingtoner Strassenkriminelle. Der Mordplan wurde aber abgeblasen, worauf man diskutierte, wie man Anderson und Ellsberg in der Öffentlichkeit mit Drogen diskreditieren könnte.

Im Life Magazine wurde im Detail nachgewiesen, wie das Weisse Haus dem Bankier Arnholt Smith, einem von Nixons besten Freunden, und dem kalifornischen Mafiaboss John Alessio half, Korruptionsaffären und Steuerforderungen zu umgehen. Alessio unterstützte Nixons Wahl 1968 mit $26'000. J. Edgar Hoover durchkreuzte Nixons Strategie und wollte Alessio vor Gericht bringen, und plante zudem, vor dem Kongress über die FBI-Überwachung der chilenischen Botschaft im Auftrag der CIA auszusagen, worauf Nixon alles daransetzt, den FBI-Direktor zu beseitigen. Nixon befürchtete, dass auch die Verwanzung von Pressehäusern, vom National Security Council-Personal und von Ellsberg herauskommen könnte. Ein erster erfolgloser Einbruch wurde bei Hoover durchgeführt, um das Weisse Haus belastende Dokumente zu finden. Hoover verriet aber nichts davon bei seinen Aussagen am 2.3.72.

Jack Anderson veröffentlicht am 1.5.72 Informationen über FBI-Dossiers, die das Ausspionieren des Privatlebens von Politikern, Journalisten und Prominenten betreffen. Das FBI verhaftet daraufhin Andersons Assistent Leslie Whitten. Zudem ist J. Edgar Hoover bereits im Besitz von Vorkopien der Bücher von Jay Robert Nash, der die Überwachungstechniken des FBI enthüllt, und Hank Messick, der die Beziehung Hoovers mit der Mafia untersucht. Richard Nixon lässt einen zweiten Einbruch bei Hoover durchführen.

Unter der Leitung von Gordon Liddy gelingt E. Howard Hunt, Bernard Barker, Frank Sturgis und Felipe DeDiego ein zweiter Versuch, bei dem Thiophosphat in Hoovers Toilettenartikeln platziert wird, das einen Herzinfarkt bewirkt und nur nachgewiesen werden kann, wenn die Autopsie innerhalb weniger Stunden nach dem Tod durchgeführt wird. Nixon ruft Hoover zwischen 22 und 24 Uhr an, um ihm mitzuteilen, dass er ihn entlasse, woraufhin Hoover seinem Partner Clyde Tolson telefoniert. Wahrscheinlich schluckt Hoover dann die tödlichen Beruhigungspillen.

Hoover wird am 2.5. um 8.30 Uhr von seiner Haushälterin Annie Fields tot aufgefunden. Hoovers Chauffeur James Crawford telefoniert dem Arzt Robert Choisser und Tolson, der das Weisse Haus sowie Helen Gandy, Hoovers Sekretärin seit 1919, informiert. Gandy beginnt daraufhin, den Aktenvernichter mit den "Personal and Confidential"-Akten zu füttern. Eine beträchtliche Menge von Dokumenten wurde einige Wochen zuvor zu Hoovers Haus transportiert. Als der Leichenwagen um 12.30 Uhr kommt, wird Hoovers Haus von 18 Regierungsagenten akribisch durchsucht, wobei Tolson präsent ist. Angeblich wurde schon frühmorgens etwas Grosses aus dem Haus getragen. Laut dem Fahrer werden mindestens 25 Ordner und Kisten des Privatarchivs zu Tolson gebracht.

Der neue Justizminister Richard Kleindienst ordnet die Versiegelung von Hoovers Büro an, um die Akten zu sichern, aber diese befinden sich in den anderen neun Büros der Chefabteilung. Nixon, der den Tod Hoovers mit den Worten "Jesus Christ! Der alte Schwanzsauger!" kommentiert, setzt den ehemaligen Navy-Offizier L. Patrick Gray III. als provisorischen FBI-Direktor ein. Gray bewies seine Loyalität bei Nixons Wahlkämpfen 1960 und 1968 und ist bei der Zerstörung von FBI-Dokumenten, vermutlich die Akten über Nixon, behilflich. Auch beim Tod von Clyde Tolson 1975 zerstört Grays Sekretärin Dorothy Skillman die Korrespondenz, und das FBI entfernt eine Reihe Dokumente.

Die Ärzte verzichten auf eine Autopsie Hoovers. Bei der Beerdigung Hoovers am 3.5.72 versuchen Frank Sturgis, Bernard Barker, Humberto Lopez, Pablo Fernandez, Angel Ferrer, Reinaldo Pico, Virgilio Gonzalez und Felipe De Diego Krawalle anzuzetteln, während Pazifisten die Namen von 40'000 Gefallenen in Vietnam vorlesen. Zwei der exilkubanischen Provokateure, die den Befehl haben, dem anwesenden Daniel Ellsberg die Nase einzuschlagen, werden vor ihrer Aktion von der Polizei verhaftet, aber gleich wieder entlassen, nachdem ein Mann in Zivil mit dem Kommandanten sprach.

Beim Tod Hoovers gibt es unter den 8900 Spezialagenten nur 51 Schwarze, 3 Indianer und keine einzige Frau. Auch bei der CIA fanden sich 1967 von 12'000 Agenten nur 20 Farbige, die man in der Afrika-Abteilung braucht.
Nixon will das heroische Bild von Hoover in der Öffentlichkeit mithilfe von William Sullivan zerstören. 1975 sagt Sullivan in einem Kongresshearing, dass er zwar keine Dokumente persönlich gesehen habe, die einen Zusammenhang zwischen der CIA und Oswald belegen, dass er aber glaube, dass solche existierten. Der ehemalige Direktor der Division Five, die seit 1936 existierende Abteilung für Spionage und Gegenspionage, war zuständig für die Untersuchungen von Oswald und Ruby. Am 9.11.77 stirbt Sullivan bei einem "Jagdunfall", kurz bevor er vor dem Senatsausschuss hätte aussagen sollen. Der Schütze Robert Daniels hält Sullivan angeblich für einen Stier und erschiesst ihn. Das FBI untersucht den Fall nicht weiter. Daniels muss $500 Busse zahlen und seine Jagdlizenz wird ihm für 10 Jahre entzogen.

Quellen: Best: 83-86, Groden/ Livingstone: 324, 346, 420, Summers (1993): 390-433, (2000): 404-407, Weberman (22): 9-12, Schulz: 181, Sussman: 152.


Mai 1972 Sowjetunion, Pakistan, Indien und China top

Spätestens seit 1969 ist der Graben zwischen der Sowjetunion und China offensichtlich. China verurteilte die russische Besetzung der Tschechoslowakei vehement, und die Sowjetunion baute eine Reihe von Atomraketenstützpunkten an der sino-russischen Grenze auf, wo es im Frühjahr 1969 zu Auseinandersetzungen mit Panzern und Artillerie kam. Russland bot Nixon 1969 an, gemeinsame Attacken gegen Chinas Atomrüstungsanlagen zu fliegen. Aufgrund der möglichen Konsequenzen, eines Krieges zwischen China und den USA, gibt Leonid Breschnew diese Pläne aber auf. Der von Nixon bewunderte Charles de Gaulle empfahl ihm bereits Anfang der 60er Jahre, die USA sollten Beziehungen mit China aufnehmen und die Relationen mit der Sowjetunion verbessern. Aber Richard Nixon und Henry Kissinger spielen China und Russland gegeneinander aus.

Im Juli 1971 unternahm Henry Kissinger eine erste geheime Reise, die "Operation MARCO POLO I", und im Oktober eine zweite offizielle ("POLO II") nach Peking. Nixon ist der erste amerikanische Präsident, der nach Peking und nach Moskau geht. Die ultrakonservative Taiwan-Lobby um Barry Goldwater ist entsetzt über Nixons ‚Entspannungspolitik' gegenüber China, Russland und Vietnam und versucht, die angebliche Annäherung von Ost und West zu sabotieren.

Die Annäherungsversuche der USA mit China liefen über Pakistans Diktator Ayub Khan. Nachdem die Awami League von Scheich Mujibur Rahman in Ostpakistan (Bengalen) 167 der 169 Sitze bei den Wahlen 1970 gewonnen hatte, organisierte Nachfolger Yahya Khan, den Nixon als seinen persönlichen Freund bezeichnet, im März 1971 einen Genozid im abtrünnigen Ostteil: Die Schätzungen der Opfer schwanken zwischen 500'000 und 3 Mio. Toten, und um die 10 Mio. Flüchtlinge strömten nach Indien. Kissinger und Nixon stellten sich gegen eine Verurteilung Khans, was eine breite Empörung auslöste.
Ermutigt durch die US-Unterstützung griff Pakistan im Dezember 1971 Indien an, das zurückschlug und nach Ostpakistan einmarschierte, was der neue UN-Botschafter George Bush auf das schärfste verurteilte. Bushs Beziehung zu Nixon wird von einem Republikaner treffend beschrieben: "George küsst Nixons Arsch, seit er hier auftauchte." Nixon unterstützte Bush mit $112'000 aus der "Townhouse"-Kasse für die Wahl in den Senat im Herbst 1970 und versprach ihm bei Gelingen die Nachfolge von Vizepräsident Agnew 1972, oder bei Misslingen einen Job im der Regierung. Auch W. Clement Stone, der Versicherungstycoon aus Chicago, der Nixons Wahlkampf finanzierte, steuerte beträchtliche Summen bei. Bush erhielt so viel Geld für die von Harry Treleaven orchestrierte Kampagne gegen Lloyd Bentsen, dass andere Republikaner intervenierten und eine Aufstellung verlangten. Trotz Kampagnenauftritte von Nixon und Agnew verlor Bush mit 47% der Stimmen, worauf ihn Nixon zum Botschafter ernannte. Aber die Finanzierung aus dem Weissen Haus macht Bush erpress- und damit für Nixon brauchbar.
Das Aussenministerium versuchte daraufhin, die Konfrontations-Politik von Nixon, Kissinger und Bush, die die Task Force 74 mit Atombombenträgern aufstellen, zu sabotieren. Aber die Lösung kam von Indiens Ministerpräsidentin Indira Gandhi, die einen Waffenstillstand offerierte, kurz bevor es zu einem atomaren Schlagabtausch kam. Ende 1971 wurde Ostpakistan als Bangladesch unabhängig. Pakistan verstärkte daraufhin seine von Präsident Zulfikar Ali Bhutto 1965 begonnenen Anstrengungen, in den Besitz der Atombombe zu kommen. Nun versucht Pakistan, die Bombe selbst zu bauen, wobei das Plutonium aus dem Programm "Atom für den Frieden" kommt, mit dem die USA in den 60er Jahren in vielen Staaten der Dritten Welt kleine Versuchsreaktoren einrichteten, um die Kritik an der Atompolitik durch Beteiligung zu neutralisieren. Wenige Wochen nach den indischen Atomversuchen zündet Pakistan am 28.5.98 den ersten Nukleartest.

Nachdem Vizepräsident George Bush im Mai 1984 Pakistan und Indien besucht, und sich Indira Gandhi über die "Orientierung der US-Administration" beklagt, wird die indische Regierungschefin am 31.10.84 von zwei Shiks ihrer Leibwache umgebracht. Vier Monate zuvor liess Gandhi den Goldenen Tempel der Shiks in Amritsar stürmen, wo sich der Prediger Jarnail Singh Bindranwale verschanzt hatte, der zum Kampf für ein unabhängiges Khalistan aufgerufen hatte. Beim Sturm des Tempels gab es mehrere Hundert Tote bei den Shiks. Die Ermordung Gandhis bedeutet das Ende der Bewegung der blockfreien Staaten, die von ihrem Vater Jawaharlal Nehru, Josip Tito und Tschou En-Lai auf der Bandung-Konferenz 1955 iniziiert wurde. Da die 29 afrikanischen und asiatischen Entwicklungsländer sich der Kontrolle der USA und der UdSSR zu entziehen versuchen und sozialistisch orientiert sind, wird die Bewegung von den USA bekämpft.
Nach dem Mord an Indira Gandhi kommt es während drei Tagen zu Massakern an über 10'000 Shiks, die Sohn Rajiv Gandhi nicht stoppt. Dessen Ermordung am 21.5.91 wird den Tamil Tigers LTTE zugeschrieben, könnte aber mit Beteiligung der CIA erfolgt sein, denn er stellt sich während des Golfkriegs gegen die USA. Nach der Ermordung Gandhis verabschiedet sich Indien vom Nehru-Sozialismus und nimmt im Juli 1991 Kredite vom IWF auf, führt neoliberale Reformen durch und verspricht die Öffnung der Märkte. Von $128 Mio. steigen die amerikanischen Direktinvestitionen 1993 auf $544 Mio. und die USA werden in den 90er Jahren zum Hauptinvestor und -handelspartner des "wichtigen Schwellenlands".

Nixon versucht auch einen Keil zwischen China und Nordvietnam zu treiben. Aber am 30.3.72 fallen die Nordvietnamesen mit 200 Panzern und 120'000 Mann nach Südvietnam und Kambodscha ein. Nixon schwört: "Diese Bastarde wurden noch nie so bombardiert, wie sie jetzt bombardiert werden" und lässt Hanoi erstmals seit 1968 wieder angreifen, und zwar so, dass selbst die amerikanische Presse von "Verrücktheit" oder "Terror" spricht. Nachdem die USA die Invasion Nordvietnams zurückgeschlagen haben, werden die Häfen vermint und bewusst die Schutzdämme des Roten Flusses bombardiert, was 10 Mio. Menschen mit Überschwemmungen bedroht. Die Versuche, die Menschen im Hochwasser zu ertränken, fruchten wenig, aber führen dazu, dass im Umweltkriegsabkommen der UNO von 1975 aufgenommen wird, dass Umweltveränderungen für kriegerische Zwecke verboten sind. Im August 1972 müssen trotz allem Geheimverhandlungen für das Ende des Krieges mit Hanoi aufgenommen werden. Henry Kissinger unterzeichnet im Oktober 1972 ein Geheimabkommen mit Hanoi, das den vollständigen Rückzug der Amerikaner aus Vietnam innerhalb von 60 Tagen nach dem Waffenstillstand, die Rückgabe aller Kriegsgefangenen, Reparationszahlungen und eine Koalitionsregierung des Vietcong und der südvietnamesischen Regierung mit gleichvielen Stimmen vorsieht. Der südvietnamesische Präsident Nguyen Van Thieu widersetzt sich dem Abkommen.

In das Kapitel der Machtverschiebung von USA, Sowjetunion und China gehört auch das Kapitel der beiden im Frühling 1968 gesunkenen U-Boote K-129 und Scorpion. Aufgrund der ungenügenden Informationen kann jedoch nicht rekonstruiert werden, was passiert ist. Kenneth Sewell behauptet, dass eine Putschistengruppe von KGB-Leuten, angeführt von Michail Suslov, mit Unterstützung des KGB-Direktors Yuri Andropov, sich des U-Boots K-129 mit 3 Atomraketen an Bord bemächtigt habe. Das Schiff unter dem Kommando von Admiral Rudolf A. Golosov ist mit 98 statt den üblichen 83 Personen besetzt, wovon 40% erstmals an Bord sind. Sich wie ein chinesisches U-Boot verhaltend nahm es Kurs auf den Stützpunkt Pearl Harbor, auf den es eine Atombombe abfeuern wollte, um die sich anbahnende amerikanisch-chinesische Annäherung zu sabotieren und einen Krieg zu provozieren. Der Sprengkopf enthielt chinesisches Uran, und die Chinesen haben dieselben U-Boote. Am 11.3.68 sei die K-129 gesunken, weil die Mannschaft nicht über den korrekten Code zur Auslösung der Atombombe verfügte oder aufgrund eines Fehlers beim Raketenantrieb. Das ist sehr unwahrscheinlich, denn das U-Boot ist 1560 Meilen von Hawaï entfernt (38.5 N/178.57), bei einer Reichweite der Raketen von 700 Meilen. Allerdings gibt es Angaben, die davon abweichen und die K-129 750 Meilen nordwestlich von Hawaï entfernt lokalisieren. Die Russen suchen ihr Boot viel nördlicher und daher erfolglos, beobachtet vom U-Boot USS Barb SSN 596.
Naheliegender ist, dass sich die Amerikaner von der K-129, die 5 Grad südlicher als üblich unterwegs war, während einer eigenen Spionageaktion gestört oder bedroht fühlten und das russischer U-Boot verfolgten. Viele russische Seeleute glauben, dass es eine Kollision mit einem verfolgenden amerikanischen U-Boot gegeben habe. Am 17.3. taucht die USS Swordfish beschädigt im Hafen von Yokosuka auf und muss repariert werden. Das Atom-U-Boot könnte die Strecke problemlos bewältigt haben, zudem wissen die Amerikaner relativ genau, wo die K-129 gesunken ist. Allerdings haben die Amerikaner mit den SOSUS (Sea Spider)-Anlagen den gesamten Ozean verwanzt, weshalb sie das explodierende russische U-Boot orten können. Im Mai kontaktieren japanische Beamte die US Navy wegen einer nuklearen Kontamination des Hafens von Yokosuka, die von der USS Swordfish stamme. Laut amerikanischen Quellen befand sich die verdächtigte Swordfish zum Zeitpunkt des Untergangs der K-129 allerdings im nördlichen japanischen Meer, wo das Spionageschiff USS Pueblo mit samt dem NSA-Equipment von Nordkorea am 23.1.68 gekapert wurde. Dort habe die Kollision mit einer Eisscholle [!] die Schäden verursacht.
Das USS Pueblo wird von den Nordkoreanern gekapert und in den Hafen von Wonsan gebracht, weil die Russen die Kodiermachine KW-7 Orestes brauchen, die an Bord des Spionageschiffs ist. Der KGB hat mit John Anthony Walker ein Spion im Navy-Hauptquartier, der die Bewegungen und Codes der Amerikaner seit März 1967 weitergibt. Die Codeliste von Walker funktioniert nur zusammen mit der Kodiermaschine, und ab April 1968 kann das KGB die Kommunikation von 80% der amerikanischen U-Boote zeitgleich lesen, da diese mit der KW-7 funktionieren. Erst 1985 können die Amerikaner Walker enttarnen, der bis dann mehrere Millionen Dollar kassiert. Für die Sowjetunion bedeutet Walkers Spionagering die erfolgreichste Maulwurfoperation ihrer Geschichte. 1986 bekennt sich Walker schuldig und wird zu lebenslänglich verurteilt, was er in einem Gefängnis in Colorado verbüsst.
Dank der nun möglichen Überwachung der Kommunikation und Bewegungen kann die Überlegenheit der amerikanischen Atom-U-Boote gebrochen werden. Bisher hat die US-Navy schamlos Spionage betrieben und ist mit der geheimen Operation Holystone selbst die Flüsse in Russland hinaufgefahren. Zudem gelang es ihnen, die auf 500 Meter Tiefe liegenden russischen Nachrichtenkabel anzuzapfen, sodass sie über alle Operationen informiert waren. Bei einer dieser Spionagefahrten des U-Boots Scorpion (SSN 598) im sowjetischen Sperrgebiet feuerten die Russen ein Torpedo ab, aber das amerikanische Atom-U-Boot ist doppelt so schnell wie die Torpedos und konnte entkommen.
Im Mai 1968 überwacht die Scorpion unter dem Kommando von Francis Slattery eine Gruppe von russischen Zerstörern in der Nähe der Azoren, die vermutlich militärische Studien mit Schallwellen durchführen, worauf die Russen Jagd auf das Spionageboot machen. Zwischen dem 18. und 22.5. setzt die Scorpion eine Botschaft ab, wonach sie verfolgt werde. Am 22.5. schiessen die Sowjets (vermutlich von einem Helikopter aus) ein Topedo auf die knapp unter der Oberfläche liegende Scorpion, die dann sinkt. Am folgenden Tag startet die Navy eine geheime Suche, ohne die Angehörigen zu informieren. Nach 5 Monaten wird die Scorpion auf 3500 Meter Tiefe gefunden, und die Amerikaner behaupten, die Scorpion habe sich aufgrund einer Fehlmanipulation selbst versenkt. Aufgrund der Ermordungen von Martin Luther King am 4.4.68 und von Bobby Kennedy am 5.6.68 wird der Verlust der Scorpion aus den Schlagzeilen verdrängt.
Auch die K-129 wird auf 4900 Meter gefunden. Das Spionage-U-Boot Halibut wurde losgeschickt (Operation Sand Dollar) und schiesst nach nur 3 Wochen Suche in einem Gebiet von 3100 Km2 im Juli 1968 über 22'000 Fotos des Wracks. 1971 gelingt es der Trist II, die Atombomben, die Kodiergeräte und Logbücher der K-129 zu bergen. 1972 unterzeichnen U.S. Secretary of the Navy John Warner und Admiral Sergey Gorshkov in Moskau den INCSEA Vertrag, der die Kollision von Schiffen und die Eskalation von Konflikten auf dem Meer verhindern soll.
Schon 1969 beschliesst Henry Kissinger, ein Schiff bauen zu lassen, das die K-129 bergen kann, um die Sowjets erpressen zu können. Die CIA schliesst Verträge über $100 Mio. mit der Global Marine und der Hughes Summa Corporation/Hughes Tool Company, um die schliesslich $250 Mio. teure Hughes Glomar Explorer zu bauen, ein 189 Meter langes 57'000 T-Schiff mit hohlem Innenraum und riesigen mechanischen Klauen, um das U-Boot zu heben. Strohmann Howard Hughes, schon bisher einer der grössten Zulieferer der amerikanischen Militärs, kann mit der Kollaboration seine Probleme wegen Steuerhinterziehung lösen. Offiziell gibt er an, mit dem Schiff Manganknollen suchen und bergen zu wollen. Die CIA baut auch die K-129 nach, um die Hebung zu üben. Das Projekt Azorian (auch als Operation JENNIFER bezeichnet) unter Leitung von John Parangosky kostet schliesslich $800 Mio. (was 2010 $3.5 Mia. entspricht).
Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit startet die Glomar Explorer am 4.7.74, direkt nach dem Besuch Nixons in Moskau, mit der Bergung, die über einen Monat dauert und zwei Mal von russischen Schiffen beobachtet wird. Obwohl 2 im Mittelschiff stationierte Torpedos geborgen werden, behauptet die CIA, dass nur der Bug (38 foot lang) gehoben werden konnte, weil das Wrack auseinanderbricht. Die gehobenen Teile sind durch Plutonium radioaktiv kontaminiert, und die sechs Leichen werden auf See bestattet. CIA-Direktor William Colby ersucht die Medien um Geheimhaltung, die kuschen und lediglich Andeutungen veröffentlichen, gerade so, dass der Sowjetunion eine mögliche Skandalisierung angedroht werden kann. Als erste berichtet die Los Angeles Times mit vielen Falschangaben über die Aktion der Glomar Explorer. Was könnten die Amerikaner mit dem gehobenen Wrack beweisen?
Es ist gut möglich, dass die K-129 den Auftrag hatte, als chinesisches U-Boot getarnt einen amerikanisch-chinesischen Krieg zu provozieren. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass dies mit einem Atomangriff auf Pearl Harbor geschehen sollte. Viel eher kommt ein Angriff auf ein amerikanischen Schiff in Frage, der durch den Abschuss des U-Boots verhindert wurde. Vielleicht hätte sich diese Tarnung beweisen lassen. Die offensichtliche Suche der Russen am falschen Ort wäre dann Teil der Cover-Story. Möglich ist auch, dass eine Verfolgungsjagd mit (versuchtem) Torpedoabschuss durch die K-129 erfolgte, was am Wrack bewiesen werden könnte. Nich ausgeschlossen ist weiter, dass eine Verfolgungsjagd mit Kollision stattfand, wobei nicht nur die Swordfish, sondern auch ein anderes Atom-U-Boot in Frage käme. Dafür spricht das INCSA-Abkommen. Aber wieso würde die CIA dann einen solchen Aufwand für die Bergung betreiben, zumal die wesentlichen Teile durch die Triest II bereits sichern konnte?
Da beide Seiten absolutes Stillschweigen vereinbart haben, können keine weiteren Schlüsse gezogen werden. Klar ist, dass Russen die Annäherung von China mit den USA nicht verhindern können, womit eine globale Machtverschiebung eingeleitet wird.
Im Mai 1972 unterzeichnet Nixon bei seinem Moskau-Besuch das erste Abkommen zur Waffenbeschränkung (SALT 1). James Angleton glaubt, Henry Kissinger sei ein Sowjet-Spion, wie er dies bereits von Verhandlungsleiter des Testverbotsabkommens Averell Harriman glaubte, und bekämpft folglich die Initiative. Nach der Unterzeichnung von SALT und dem Beginn der Friedensverhandlungen mit Vietnam hat Nixon Probleme mit seinem Generalstab, weil nicht nur die Militärs, sondern auch die Geheimdienste, die Diplomatie und die Verwaltung des Aussenministeriums von Kissinger und Nixon umgangen wurden. Der Protagonist des verunsicherten Generalstabs im Weissen Haus ist General Alexander Haig, einer der Plotter gegen Nixons Vietnamverhandlungen und die treibenden Kraft innerhalb des Pentagons hinter dem Plan, Nixon aus seinem Amt zu vertreiben. Der McCarthyismus, die Attentate auf die Kennedys, Watergate und später Iran-Contra überraschen durch das Auftauchen derselben Personen und Organisationen, und jedes Mal steht die Fortführung des Kalten Kriegs auf dem Spiel.

Quellen: Scott (1993): 304, 378, Weberman (19): 37, Best: 72-75, Tarpley/ Chaitkin: 179-232, 243, 413, 528f, Zehr: 1f, Sam Smith: 3, Summers (2000): 163, 264f, Jacobsen/ Khan, Pohlmann (2009), White (2010), Polmar/ White (2012), Johnson (2006), Sontag/ Drew, Sewell/ Richmond (2006, 2008), Offley.


Mai 1972 Watergate top

Am 5.5.1972 zogen die Einbrecher in Raum 419 im Howard Johnson Motor Lodge ein, das gegenüber dem Watergate-Hotel in Washington liegt. An nächsten Tag ereignen sich im Watergate zwei Einbrüche in Büros des Federal Reserve Board zwei Stockwerke über dem demokratischen Hauptquartier. Am 15.5. erfolgt ein weiterer Einbruch in einem Annex, wo sich das Anwaltsbüro ‚Fried, Frank, Harris, Shriver and Kampelman' befindet. Patricia Harris, Vorsitzende des Democratic Credentials Committee und Kennedys Schwager Sargent Shriver, möglicher Vize-Präsidentschaftskandidat, stehen beide auf Nixons Feindesliste. Das FBI findet am 17.5. eine Wanze in Harris Telefon.

Am 22.5. ziehen E. Howard Hunts Kubaner ins Manger Hamilton Hotel und vier Tage später ins Watergate-Hotel, direkt hinter die Räume des DNC. Nach zwei vergeblichen Versuchen dringen James McCord, Bernard Barker, Rolando Eugenio Martinez, Virgilo Gonzalez und Frank Sturgis am 28.5.72 in die Suite der Demokratischen Partei ein und setzen eine Wanze in Lawrence O'Briens Telefon, die dann nicht funktioniert, und eine ins Telefon des Exekutivdirektors der Association of State Democratic Chairmen R. Spencer Oliver. Barker lernte die Methoden des sicheren Einbruchs im FBI, wo Hoover 1948 eine spezielle Abteilung dafür gründete. Felipe De Diego und Reinaldo Pico stehen Schmiere. E. Howard Hunt und Gordon Liddy, der früher ebenfalls beim FBI war, leiten das Unternehmen von sicherer Entfernung aus.

Es handelt sich um eine klassische CIA-Aktion mit Agenten der Miami-Station im Auftrag des Weissen Hauses. Verbindungsoffizier zwischen der CIA und der Geheimdiensteinheit des Weissen Hauses ist John Paisley, der die undichte Stelle im Weissen Haus herausfinden soll.
Liddy schreibt später, sie hätten mit dem Einbruch herausfinden wollen, ob die Demokraten belastende Informationen über Nixon besässen. Ziel sei ein Memorandum Castros, in dem alle verdeckten Operationen von CIA und DIA gegen Kuba aufgelistet sein sollen. 1971 publizierte Jack Anderson erstmals die Castro-Mordversuche, die unter der Eisenhower-Regierung begannen.
Der KYP, der von der CIA gegründete und unterstützte griechische Geheimdienst, schmierte Nixon 1968 mit $549'000, damit dieser den Putsch der Obristen von 1967 absegnete und Spiro Agnew als Vize-Präsidenten akzeptierte. Das Weisse Haus weiss, dass Larry O'Brien von diesem Deal informiert wurde, weshalb der DNC-Präsident auch vom FBI überwacht wird. Albert "Toots" Manzi zahlt $500'000 an Nixons Kampagne in der Hoffnung, er würde den Gouverneur John Volpe von Massachusetts zum Vizepräsidenten ernennen. Am liebsten hätte Nixon John Connally zu seinem Running mate ernannt, den er dann zum Finanzminister macht.
Sturgis gibt zu Protokoll, er hätte den Auftrag gehabt, etwas über Howard Hughes zu finden. Anderson berichtete im Januar über $100'000 Schmiergelder an Rebozo von Hughes. Gegenüber Haldeman äussert Nixon während der Vertuschung seine Befürchtung, Colson könnte auspacken, weil er "während Monaten auf Colsons Schwanz herumtrat, um Larry O'Brien wegen dem Hughes-Deal zu nageln." Benjamin Schemmers Buch über Hughes wird von John Mitchell mit Druck auf den Verleger verhindert. Aber im Mai erscheint ein anderes Buch mit dem Titel "The Nixon-Hughes-Loan".

Aber auch der DNC-Präsident Lawrence O'Brien wurde von 1968 bis 1971 von Hughes bezahlt und es geht Nixon darum, Belege für diese Finanzierungen zu finden. Bereits 1970 führte Murray Chotiner deswegen Untersuchungen in neun Staaten gegen O'Brien durch, und 1971 und 1972 setzt Nixon das Steueramt auf ihn an, um ihn erpressen zu können. In seine Wohnungen in Washington und New York wird zweimal eingebrochen und die privaten Telefone werden verwanzt.
Der an der Planung beteiligte Jeb Magruder erklärt, das Weisse Haus sei über die Publikation der Schmiergelder von ITT besorgt gewesen und wollte Dreckmaterial finden, um O'Brien zu stoppen. Dies wird mit der Verwanzung der Telefonleitung, die nicht über den Standard läuft, versucht. Das Telefon von Olivers Sekretärin Maxie Wells wird für die Organisation von Call Girls von Barbara Ralabate oder Heidi Rikan in den Columbia Plaza Apartments benutzt. Der Einbrecher Martinez besitzt bei der Verhaftung einen Schlüssel für Wells Schreibtisch. Oliver setzt alles daran, dass der Inhalt der Abhörungen im Gericht nicht zur Sprache kommt.

Wells Telefonlinie wird von Louis James Russell abgehört. Russell ist ein ehemaliger FBI-Agent, der Nixon beim Fall Alger Hiss im HUAC-Komitee half, wo er sich auch als Informant Hoovers betätigte. In den 60er Jahren arbeitete er für James Juliana, ein Freund von Colson, Caulfield, Chotiner und Mitchell, im Dezember 1971 für General Security Services, die das Watergate-Hotel bewacht, dann für John Leon der Allied Investigators, die später Aufträge für George Bush und das Republican National Committee ausführt. Auch an Nixons Operationen gegen Onassis, der Chappaquidick-Untersuchung gegen Edward Kennedy, an Fensterwalds Komitee und einer Aktion gegen Anderson war Russell beteiligt.
Nachdem sich Bernard Fensterwald aus Senator Edward V. Longs Subkomitee, das gegen Robert Kennedy arbeitete, zurückgezogen hatte, gründete er mit Richard Sprague das Committee To Investigate Assassinations, das die CIA über die McCord Associates finanzierte. William Francis Shea, Therese Mae Shea, James Corbin Fitchett, Ross Ward Lambert, Louis Edgar Sherrad, Ralph Orlando True, Edward Mansfield Gunn, Jacob Victor Golder, Harry Thayer Mahoney, James Louis Baker, George Theodore Stanton und Walter Edward Brayden arbeiteten an der Vertuschung der Hintergründe der politischen Morde. Manny Gunn ist ein Experte für Vergiftungen und arbeitet mit Hunt zusammen. Nach Watergate arbeitet Fensterwald an der Verteidigung von James McCord. Vom Frühjahr 1970 bis 1976 verteidigt er zudem James Earl Ray und verbreitet in dieser Zeit viel Unsinn über die Ermordung Martin Luther Kings. Fensterwald vertritt auch Marianne Paisley, die Frau seines Nachbarn, vor Gericht. CIA-Agent John Arthur Paisley wird 1978 umgebracht, weil er zu viel erzählen will.

Russell kennt verschiedene Prostituierte und ihre Madames näher, auch Barbara Ralabate, die sowohl Demokraten wie Larry O'Brien und Republikaner wie Nixons Mitarbeiter Emil Mosbacher mit Prostituierten versorgt. Xaviera Hollander, die ein Bordell in New York führte und Prostituierte für Gäste des Weissen Hauses lieferte, wurde einige Wochen vor dem Watergate-Einbruch nach Europa deportiert. Eine weitere Prostituierte oder Zuhälterin im Washingtoner Appartement 204 an der Columbia Plaza ist Cathy Dieter. Nixons Pressesekretär Ron Ziegler und Mosbachers Assistent Nick Ruwe wie auch die CIA rekrutierte Frauen in diesem Bordell für ausländische Staatschefs wie König Hussein von Jordanien. Das Bordell wurde von Alfred C. Baldwin von der Office of Security/Security Research Staff-Abteilung der CIA verwanzt und überwacht. Baldwin war ebenfalls einst beim FBI und Bodyguard von John Mitchells Frau.
Ein weiterer Prostituiertenring führt Heidi Rikan, eigentlich Erika Rikan. Sie war die Freundin von Joe Nesline, einer der Repräsentanten der Mafia in Washington, assoziiert mit Meyer Lansky, Charles Tourine und Dino Cellini, und befreundet mit Lewis McWillie, Jack Ruby und Frank Rosenthal. Heidi Rikan ihrerseits ist befreundet mit George Owen, dem engen Freund von Bedford Wynne. Auch die Frau von John Dean und spätere Frau von Owen, Maureen Biner, die eine Affäre mit Wynne hatte, ist mit Rikan befreundet. Zu den Kunden von Rikans Prostituierten gehören neben den Demokraten und dem saudischen Botschafter auch US- und KCIA-Geheimdienstagenten.
Dazu gehören Edwin P. Wilson, der für die CIA, und Tong Sun Park, der für den südkoreanischen Geheimdienst im George Town Club spionieren. Wilson infiltrierte nach dem Krieg die linken Gewerkschaften in Europa und Südamerika, führte die Maritime Consulting und Consultants International und war dann im Drogenhandel in Vietnam und in der MAGV-SOG tätig. 1971 verliess er die CIA und begann dank Thomas Clines im Detachment 157 der Marine als Verantwortlicher für verdeckte Operationen zu arbeiten. Wilson kauft und vergrössert das Mount-Airy, wo sich die Insider Washingtons treffen. Der George Town Club ist eine Plattform für Manipulationen des Kongresses, des Weissen Hauses und der Presse durch die Geheimdienste. Parks Freundin Anna Chennault ist die führende Taiwan-Lobbyistin, die sich vehement für die Fortsetzung des Vietnamkriegs einsetzt.

Jeb Magruder beauftragt Gordon Liddy, die Wanze von Lawrence O'Briens Telefon zum Laufen zu bringen und gleichzeitig dessen "Scheiss-Akten über Nixon" zu fotografieren. Am 17.6.72 erfolgt der zweite Watergate-Einbruch, wobei James McCord, Frank Sturgis, Eugenio Martinez, Bernard Barker und CIA-Kontraktagent Virgilio Gonzales verhaftet werden. Wer die Falle stellte, ist nicht klar. Louis Russell, der vom 20.6. bis zum 2.7.72 für eine Detektei arbeitet, die einen Auftrag für George Bush erledigt, befindet sich beim Hotel. Der Sicherheitsbeamte Frank Wills ruft angeblich die Polizei, nachdem er ein Klebeband entdeckte. Polizist Carl Shoffler, den Armeegeheimdienst-Agent Edmund Chung offenbar zu bestechen versucht, ist bei der Verhaftung der Einbrecher anwesend. Shoffler arbeitete zuvor für die National Security Agency und ist mit Paul Gaynor, dem Chef der Security Research Service der CIA, eng vertraut. Gaynor ist McCords Chef und arbeitet eng mit Washingtons Polizeichef Roy Blick zusammen, der wiederum mit Allen Dulles und Richard Helms befreundet ist.

In den Adressbüchern von zwei der Einbrecher steht der Name E. Howard Hunt mit dem Zusatz "White House", und im Hotelzimmer werden zusätzliche Überwachungselektronik, 32 neue $100-Noten mit fortlaufenden Nummern und ein Cheque auf den Namen Hunt gefunden. Liddy verständigt Magruder und dieser John Mitchell über die Verhaftung, worauf Beweismaterialien vernichtet werden. Mitchell beauftragt Magruder, Liddys Gemstone-Pläne zu verbrennen, und bestreitet jeden Zusammenhang McCords mit dem Weissen Haus. Dorothy Hunt schickt Roy Sheppard, ein Mitglied von Nixons Wahlapparat, ins Executive Office Building des Weissen Hauses, um mehrere Schachteln mit Dokumenten wegzubringen, die Hunts Aktivitäten und Informationen über Nelson Rockefeller enthalten. Zwei Tage nach dem Watergate-Einbruch verbrennt Lee Pennington McCords Papiere. Pennington stirbt überraschend an einer Herzattacke am 19.12.72, ohne befragt werden zu können.

Richard Nixon wird sehr wütend, als der Name Hunt in die Öffentlichkeit kommt, weil er weiss, dass dies sein politisches Ende sein könnte. Am 23.6. äussert er gegenüber H. R. Haldeman, dass Hunt die Geschichte des CIA-Exilkubaner-Mafia-Plots an den Tag bringen könnte und es ein Fehler gewesen sei, dieselben Leute wie bei der Schweinebuchtoperation für Watergate einzusetzen. Die ominösen "aus Versehen" gelöschten 18,5 Minuten der Nixon-Tapes handeln vermutlich von Nixons Rolle bei der Castro-Ermordung und Hunts Beteiligung an der Kennedy-Ermordung. Nixon und Haldeman lassen der Washington Star die Story zukommen, die Verhafteten hätten Beweise dafür gesucht, dass die demokratische Partei Gelder von Fidel Castro annehme. Nixon will, dass die CIA die Untersuchung des FBI stoppt, und betrachtet die Vertuschung durch Richard Helms und L. Patrick Gray als Routinesache. Watergate ist nur einer von mindestens 100 Einbrüchen unter Nixon bei "regierungsfeindlichen" Diplomaten, Journalisten oder Politikern wie Ted Szulc oder dem demokratischen Schatzkanzler Robert Strauss. John Ehrlichman gibt John Dean den Auftrag, Hunts restliche Unterlagen, Abhörgeräte und seinen Revolver in den Potomac River zu werfen. Aber Dean übergibt den Inhalt von Hunts Safe dem FBI-Direktor, der das Material pflichtgemäss zerstört. Helms versteht Nixons Sorgen über die Verhaftung von E. Howard Hunt nicht und lässt ihm ausrichten, alle Dokumente darüber seien vernichtet worden.

Das gefundene Geld, das von Barkers Konto bei der Republic National Bank of Miami stammt, bringt die Einbrecher direkt mit dem Committee for the Re-Election of the President in Verbindung, worauf DNC-Präsident Larry O'Brien das CREEP auf $1 Mio. Schadensersatz verklagt und John Mitchell als Vorsitzender der CREEP zurücktritt. Am 31.7. berichtet die Washington Post nach einem Beschluss des geschäftsführenden Herausgebers Howard Simons über den $25'000-Scheck von Kenneth Dahlberg, der bei Barker landete. Bob Woodward und Carl Bernstein sind die Journalisten der Washington Post, die den Skandal lostreten, indem sie Insiderinformationen von "Deep Throat" veröffentlichen. Es gibt mehrere Kandidaten, wer dieser Geheiminformant sein könnte: Für Ehrlichman ist es Henry Peterson, der Chef der Kriminalabteilung des Justizministeriums, für Haldeman ist es Fred Fielding, John Deans Assistent. Dean vermutet, es handle sich um Alexander Haig. Auch Richard Ober, der CIA-Chef der Inlandoperation MK/CHAOS gegen die neue Linke, ist möglicherweise der Einflüsterer. Ober hat als einziger gleichzeitig Zugang zu den geheimen Akten von CIA, FBI, dem Weissen Haus und der CREEP. Auch Howard Hughes Vertreter in Washington Robert Bennett, der behauptet, während der gelöschten 18,5 Minuten habe Nixon mit Haldeman über die Finanzierung von Hughes diskutiert, wird vermutet. Bennett ist ein ehemaliger CIA-Agent, der für Robert Mullen arbeitet und seinem CIA case officer Martin Lukasky später erzählt, er hätte "Woodward und die anderen mit Geschichten gefüttert." Ein weiterer Kandidat ist John Paisley, CIA-Vizedirektor des Office of Strategic Research und die CIA-Verbindung zu den Einbrechern. Paisley verschwindet am 24.9.78 in der Chesapeake Bay, und eine Leiche mit Kopfschuss wird einige Tage danach als Paisley identifiziert, der sich selbst umgebracht habe, obwohl seine Frau behauptet, dass es nicht ihr Mann sei. Woodward hat versprochen, eines Tages die Identität des Informanten bekanntzugeben. Ende Mai 2005 veröffentlicht Vanity Fair das Geständnis von Mark Felt, damals die Nummer 2 des FBI, der Woodward und Bernstein jeweils auf ein geheimes Zeichen in einer Tiefgarage in Washington getroffen habe. Die Frage bleibt, in wessen Auftrag Felt die Informationen weitergab, denn es ist unwahrscheinlich, dass er bloss die Ermordung Hoovers oder die Bevorzugung von Patrick Gray zum FBI-Chef rächen wollte.

Robert Woodward diente vier Jahre lang beim ROTC Training der Navy auf der U.S.S. Wright, die als "Schwimmendes Pentagon" gilt, hat Kontakt mit Senator George Smathers und erhält den gleichen Geheimstufenzugang wie Lee Harvey Oswald. Da er seit 1966 er mit dem späteren CIA-Direktor Stansfield Turner befreundet ist, liegt es nahe, dass er für das ONI und/oder die CIA arbeitet. 1968 diente Woodward, nachdem er seine Verlegung nach Vietnam verhindern konnte, unter dem Kommando von Admiral Robert Welander auf der U.S.S. Fox, auf der eine Geheimdiensteinheit stationiert ist, danach wechselte er ins Pentagon, wo er als Verbindungsoffizier für Admiral Thomas Moorer und General Alexander Haig arbeitete. Da Woodward bereits für Haig arbeitete, ist der General und spätere Aussenminister die wahrscheinlichste Quelle für die Eskalation des Watergate-Skandals. Woodward und Bernstein nehmen bei der Aufrollung des Skandals nur Nixons Rolle unter die Lupe und vertuschen die Rolle der CIA. 1972 besteht eine geheime Kommunikationslinie vom Weissen Haus über Yeoman Radford, die Admiräle Robinson und Welander zu Generalstabschef Moorer, um die mangelnde Information des militärischen Stabes durch Nixon zu kompensieren.

Schon bald untersucht das House of Representatives Banking and Currency Committee unter Wright Patman die Finanzierung des Watergate-Einbruchs. Aber die Untersuchung wird nach einer internen Verleumdungskampagne von John Mitchell und Gerald Ford gegen Patman am 3.10.72 gestoppt, indem verschiedene demokratische Mitglieder des Komitees mit eigenen Machenschaften unter Druck gesetzt werden: Über den Kongressabgeordneten Richard Hanna schmierte die Korean Central Intelligence Agency die Wahlen von 1968. Frank Brasco wird vom Justizministerium wegen Betrugs und Korruption unter Druck gesetzt. William Chappell verlangte von seiner Sekretärin, Schmiergelder in ihrem Namen zu zahlen. Die drei gehören zu den 15 (der 20) Komiteemitglieder, die eineinhalb Monate vor den Wahlen für die Einstellung der Untersuchung stimmen. Am 29.8.72 behauptet Nixon öffentlich, John Dean habe eine Untersuchung durchgeführt, die zeige, dass die Regierung nichts mit dem bizarren Einbruch zu tun habe.

Am 15.9.72 erfolgt die Anklage gegen Barker, Martinez, Gonzalez, Sturgis, McCord, Liddy und Hunt wegen Verschwörung, Einbruch und illegaler Abhörung. Nixons Privatanwalt Herbert Kalmbach erhält eine erste Tranche über $75'000 (von über $400'000) von CREEP-Finanzchef Maurice Stans für die Angeklagten. Liddy ist bereit, die Schuld gegen Bezahlung auf sich zu nehmen. Nixon ist erleichtert und gratuliert Dean dafür, dass der Fall mit Liddy erledigt ist.

Aber einen Monat vor den Wahlen schreibt die Washington Post, die Watergate-Verwanzung sei nur ein Teil eines massiven Spionage- und Sabotageprogramms gegen die Demokraten. Am 29.9. bitten Woodward und Bernstein John Mitchell um eine Stellungnahme zu den Erkenntnissen, er habe als Justizminister die Geheimkassen kontrolliert. "Diesen Scheiss, den ihr in die Zeitung tut!" meint Mitchell. "Das ist alles widerlegt. Katie Graham werden ihre Titten ausgepresst, wenn das veröffentlicht wird! Das ist das ekligste, was ich je gehört habe." Bebe Rebozo steht dahinter, dass die Zeitung eine wertvolle Franchise eines Fernsehsenders in Florida verliert. Nixon versucht über George Christian und Cartha DeLoach Beweise zu erhalten, dass Lyndon B. Johnson den FBI-Chef Hoover 1968 beauftragte, Wanzen in seinem Flugzeug zu setzen. Damit will er die Demokraten zwingen, die Watergate-Untersuchung zu stoppen. Johnson reagiert darauf mit der Drohung, das Telegramm, das Nixons Sabotage der Friedensgespräche beweist, zu veröffentlichen.

Richter John J. Sirica verfügt am 4.10. eine Schweigepflicht für alle Beamten, Angeklagten, Kläger, Zeugen und möglichen Zeugen. Damit machen sich die Journalisten, die über den Prozess berichten, strafbar. Im Dezember lässt der Richter den Herausgeber der Los Angeles Times, John Lawrence, ins Gefängnis werfen, weil dieser die Bänder eines Interviews mit Alfred Baldwin, der die Watergate-Wanzen abhörte, nicht herausgibt. Zuvor liess er bereits Anwalt Douglas Caddy verhaften, der sich weigerte, zum Einbruch auszusagen. Caddy ist einer der Gründer der Young American's for Freedom von William Buckley und Charles Willoughby.

Quellen: Groden/ Livingstone: 329f, 332f, 344ff, Weberman (19): 17, 31 (20): 68, 82 ,(22): 3-8, (25): 19-25, Kangas: 2, 4, Best: 82-89, Lynns:1f, Schulz: 88f, Scott (1993): 236, 239, 378, Tarpley/ Chaitkin: 200ff,287, Abramovici/ Decornoy: 10f, Summers (1993): 414-421, (2000): 397, 408f, 412-424, 446, 525ff, Davis (1988): 362f, Brown/ Broeske: 366f, Karel (2003), Pease (1996), (1998), Callahan: 98, Gerlach: 12-15, Morgan, Sussman: xi, 66, 72, 77, 100, 132, Mason: 6, Zehr: 2f, Noah, Woodward.


November 1972 Nixons Wiederwahl top

Richard Nixon und Spiro Agnew werden am 7.11. mit über 60 Mio. Wahlkampfunterstützung, das Doppelte von 1968, wiedergewählt. $5 Mio. kommen von den Ölbaronen, $100'000 von Howard Hughes, $250'000 (oder $1 Mio.) von Ferdinand Marcos, je $1 Mio. von Michele Sindona, dem Schah Reza Pahlevi und Adnan Khashoggi und $500'000 von Carlos Marcello. Khashoggi schenkt den Nixon-Töchtern Schmuck für $60'000 und stiftet $200'000 für die Nixon-Library. Der Rüstungskonzern Grumman Corporation zahlte $1 Mio, nachdem ein Flugzeugverkauf nach Japan organisiert wurde, McDonald's steuert $255'000 bei, wofür eine Intervention bei der Preiserhöhung für Cheeseburger rückgängig gemacht wird. DeWitt Wallace, Gründer des Reader's Digest, übergab Nixon persönlich $100'000. Die 13 Botschafter, die Nixon nach seiner Wahl ernennt, schmierten insgesamt $700'000, wobei der mit $250'000 grösste Betrag von Walter Annenberg stammte, der dafür, wie einst Joe Kennedy, die prestigeträchtige Botschaft in London bekommt. Phillips Petroleum, Ashland Oil, Occidental, Goodyear, Braniff und American Airlines werden wegen illegaler Spenden verurteilt werden.

Der demokratische Herausforderer George McGovern machte den Vietnamkrieg zum zentralen Thema und versprach, die Truppen innerhalb von 90 Tagen aus Vietnam zurückzuziehen und jede Hilfe für Südvietnam zu stoppen, wenn er Präsident werde.
Während Henry Kissinger mit Hanoi weiterverhandelt, lässt Richard Nixon Kriegsmaterial für $1 Mia. nach Südvietnam schiffen, worauf Nordvietnam die Verhandlungen abbricht. Nixon schickt alle zur Verfügung stehenden Bomber nach Hanoi, das nach 12 Tagen Dauerbombardement am 26.12.72 an den Verhandlungstisch zurückkehren muss. Nixon zwingt den südvietnamesischen Präsidenten Thieu daraufhin, das Abkommen zu unterschreiben. Zu Kissinger sagt er in Bezug auf Thieu: "Brutalität ist nichts gegen das, was passiert, wenn dieser Hurensohn nicht spurt, glaub mir." Am 27.1.73 unterschreiben die USA, Hanoi, Saigon und der Vietcong den Friedensvertrag in Paris. Die Kämpfe vermindern sich daraufhin, hören aber nicht auf.
Im April verhandelt Thieu mit Nixon über die Wiederaufbauhilfe der USA in der Höhe von $4 Mia. Firmen wie General Electric, IBM, Westinghouse, RCA, Monsanto, Kaiser Industrie, American Motors, Exxon, Caltex, Shell, Liquid Carbonic oder LTV wollen deshalb Fabriken oder Raffinerien in Südvietnam bauen, mit den Geldern der Aufbauhilfe. Auch die Japaner wollen in Vietnam investieren, weil die Löhne tief und das Wirtschaftspotenzial gross ist.

Gegen Kambodscha werden nach dem Friedensabkommen von Paris auf Initiative von Henry Kissinger beim sogenannten ‚Christmas-Bombing' 79'959 Angriffe mit B-52 und F-111-Bombern geflogen, die 539'129 Tonnen Sprengstoff abwerfen, was die Eroberung von Phnom Penh durch die Roten Khmer verhindern soll. Die Schätzungen der Toten schwanken zwischen 30'000 und 500'000.

Nach dem Wahlsieg eröffnet Nixon die Mitarbeitersitzung nicht mit einem Fest oder einer Dankesrede, sondern verlangt von allen ein unterschriebenes Rücktrittsschreiben, um die Leute zu entfernen, die ihm Probleme machen. CIA-Direktor Richard Helms wird zum Botschafter im Iran ernannt. Bevor er seine Stelle verlässt, vernichtet er mit Sydney Gottlieb alle heiklen Dokumente. Während Helms seine Akten säubert, bittet ihn Senator Mike Mansfield vergeblich, relevante Unterlagen für eine geplante Watergate-Untersuchung nicht zu zerstören. Helms wird am 2.2.73 als Botschafter in den Iran geschickt.

Nixon verursacht mit der Amnestie für Angelo "Gyp" DeCarlo aus New Jersey, ein ungewöhnlich brutaler Killer, der bei der Ausführung der Mordaufträge Fleischerhaken verwendete und Bäuche aufschlitzte, eine Welle der Empörung.

Patrick Murphy, Polizeichef von New York, gibt zu, dass die Polizei 85 Kg beschlagnahmtes Heroin und 65 Kg Kokain über Joseph Nunziata, der dann angeblich Selbstmord begeht, an Carlo Gambino und Joe Bonanno verkaufte. In die USA strömt eine so beträchtliche Heroinflut, dass das Gift die schwarzen Stadtmilieus verlässt und in den Mittelschichten, den High Schools und Universitäten und auf dem Land auftaucht. Die 500'000 Heroinsüchtigen bezahlen täglich $15 Mio. für den Stoff. Das Auffliegen eines einzigen Drogenringes in San Francisco brachte Heroin im Wert von $6 Mia. an den Tag. Die Presse schwieg, das FBI übernahm den Stoff und brachte ihn wieder auf den Markt. Nixon sieht sich deshalb veranlasst, "den totalen Krieg gegen Rauschgift" zu erklären. Über seinen ehemaligen Klienten Meyer Lansky und seinen Intimfreund Bebe Rebozo, der mit Santo Trafficante zusammen eine Firma betreibt, erreicht er, dass das Heroin nach wenigen Monaten nur noch in den schwarzen Slums erhältlich ist. Rebozo geschäftet auch mit "Big Al" Polizzi in Cleveland und unterhält gute Kontakte zu den Exilkubanern. 90% des Heroins kommen ab 1975 aus oder über Mexico, das meiste unter der Kontrolle Santos Trafficantes, während Heroin aus Afghanistan, Pakistan und dem Goldenen Dreieck den europäischen Markt erobert. Meyer Lansky stirbt am 16.1.83, wobei sein selbstgeschätztes Vermögen $300 Mio. beträgt.

Dank Rebozo, der die Privatfinanzen des Präsidenten verwaltet, verdreifachte sich Nixons offizielles Vermögen seit seinem Amtsantritt auf über $1 Mio, während sich Rebozos eigenes offizielles Vermögen auf $4,5 Mio. versiebenfachte. Laut Anderson haben die beiden weitere Vermögen in der Schweiz. Nixon befördert Richter James Lawrence King, der als Verwaltungsrat in einer von Meyer Lanskys Banken sitzt und zu tun hat mit Arthur Desser, (der Lansky und Hoffa kennt), mit James Crosby (der L. Arnholt Smith und John S. Nessio kennt) und mit Murray Chotiner (der D'Alton Smith und Jimmy Hoffa kennt und für Carlos Marcello arbeitet). King kann den Skandal der gestohlenen IBM-Aktien, die bei Rebozos Bank landeten, unterdrücken. In den Diebstahl waren Tony Salerno, Gil Beckley, Vincent Teresa und Louis Mastriana verwickelt, wobei letztere die Rebozos Rolle als Mafiageldwäscher bestätigen. Secret Service und FBI konnten 1971 die Publikation einer Untersuchung der Newsday über Rebozo nicht verhindern, worauf Nixon die Steuerbehörde auf den Herausgeber und die Journalisten ansetzte.

Quellen: Best: 72-75, 89, Summers (2000): 110-115, 164, 282-284, 395-401, 444, Tarpley/ Chaitkin: 244f, Gibney/ Jarecki, Lynns: 2, Weberman (20): 69-81, (21): 15-55, (22): 7, 17, Bartholomew: 57, Scott (1993): 306, Griffith (1996): 8, Davis (1988): 369, Sheehan, Russel (2000), Vogeler: 22, Fox: 414-416.


Januar 1973 Watergate-Untersuchung top

E. Howard Hunt und seine Frau Dorothy verlangten im November $100'000 Schweigegeld von Nixon, den sie mit ihren Informationen stürzen könnten. Der Psychiater von Dorothy Hunt, Dr. Gary O. Morris, verschwand mit seiner Frau während den Ferien anlässlich eines Bootsausflugs. Am 8.12.72 stürzte eine Boing 737 der United Air wegen Sabotage der Instrumente ab, wobei Dorothy Hunt und 44 andere Fluggäste ums Leben kamen. Vor dem Absturz von Flug 553 befanden sich um die 50 FBI-Agenten in der Unfallgegend, und die Feuerwehr traf erst nach ihnen am Unfallort ein.
Am nächsten Tag setzte Richard Nixon seinen Klempner Egil Krogh als Unterstaatssekretär für das Transportwesen ein, um die Federal Aviation Agency und das National Transportation Safety Board (NTSB), die den Absturz untersuchen müssen, zu überwachen. 11 Tage später ernannte Nixon Alexander Butterfield, der für die CIA arbeitet und die geheimen Nixon-Bänder aufnimmt, an die Spitze der FAA. Der Unfall wurde auf Sabotage hin vom FBI und vom Kongress-Komitee untersucht, ohne Beweise zu finden.

Nach dem Tod seiner Frau erhöhte E. Howard Hunt die Schweigegeldforderung auf $1 Mio. Auch Gordon Liddy verlangt $1 Mio., worauf Richard Nixon Bob Haldeman beauftragt, das Geld aufzutreiben. $350'000 von Maurice Stans und Bebe Rebozo werden an die Watergate-Leute bezahlt. Thomas Pappas zahlt einen Grossteil des Schweigegelds für die Watergate-Einbrecher, wofür ein Botschafter nach Athen geschickt wird, der das Obristen-Regime unterstützt. Über Herb Kalmbach, Bebe Rebozo und Manuel Artime bezahlen Tony Ulasewicz, H. R. Haldeman und Fred LaRue in den ersten 8 Monaten nach den Verhaftungen über $400'000 an die Familien der Watergate-Einbrecher. Über Manuel Artime, der 1974 das Ziel eines Ermordungskommandos mit dem Namen Zero wird, erhält Frank Sturgis $45'000.

E. Howard Hunt erklärt sich zu Beginn des Prozesses am 11.1.73 in allen Punkten für schuldig. Trotz starkem Druck von Richter John J. Sirica verneint Hunt, im Auftrag gehandelt zu haben. Vier Tage später folgen die vier Exilkubaner seinem Beispiel, um eine weitere Untersuchung zu verhindern. Daraufhin deckt die Washington Post auf, dass der Einbruch Teil eines politischen Sabotageprogramms sei. Time berichtet, dass Donald Segretti von den Assistenten Dwight Chapin und Gordon Strachan angestellt und über CREEP-Kassen von Herb Kalmbach bezahlt worden sei, um die demokratische Präsidentschaftskampagne zu sabotieren.

Das Senate Judiciary Committee unter Peter Rodino nimmt die Bestätigungshearings von L. Patrick Gray als FBI-Direktor vor. Dieser erzählt dem Ausschuss, dass John Dean alle FBI-Untersuchungen in Bezug auf Watergate überwacht habe und dass Dwight Chapin und Herb Kalmbach in Spionageaktionen des Weissen Hauses involviert seien. Damit zerstört Gray auch seine eigene Karriere und seinen eigenen Ruf. Nixon, Haldeman und Ehrlichman zwingen Dean, einen Alibi-Report zu schreiben, der Nixon entlastet.

An der Watergate-Vertuschung sind elf ehemalige Mitarbeiter der Warren-Kommission beteiligt: Charles N. Shaffer, Joseph A. Ball, Leon Jaworski, J. Lee Rankin, John J. McCloy, Arlen Specter, Davis Belin, Albert E. Jenner und Herbert J. Miller, der zuvor für Helms arbeitete.

Offenbar hat aber James McCord ein Interesse an der Aufrechterhaltung des Watergate-Skandals. Als alle den Fall fallenlassen wollen, schreibt er einen Brief an Richter John Sirica, der diesen am 23.3.73 im Gericht vorliest. Darin gibt McCord zu, unter Druck gesetzt worden zu sein, um zu schweigen, und vergleicht Nixons Versuch, die politische Kontrolle über die CIA zu gewinnen, mit der Situation von Hitlers Geheimdienstoffizieren vor dem Fall Deutschlands. Damit lastet McCord das Auffliegen des Einbruchs der CIA an. Nachdem Mitchells Frau Martha behauptet, ihr Mann werde zum Sündenbock gestempelt, lastet dieser die "Spionageoperationen" Ehrlichman an.
Sirica will die anderen Beteiligten ebenfalls zum Sprechen zwingen, indem er die Kubaner provisorisch zu 40 Jahren, Hunt zu 35 Jahren Gefängnis verurteilt, mit der Aussicht auf Reduktion, wenn sie sich kooperativ zeigen. Liddy verweigert jede Aussage und wird deshalb zu einer Gefängnisstrafe zwischen 6 und 20 Jahren verurteilt. Nixon versichert öffentlich, niemand im Weissen Haus habe etwas mit der Planung der Einbrüche zu tun.

Teamster- und CIA-Anwalt Edward Bennett Williams übernimmt nun die Watergate-Prozessführung der Demokraten. Charles Colson, der die Freilassung Hoffas im Dezember 1971 arrangierte, verlässt die Nixon-Administration am 10.3.73 und gründet eine Anwaltskanzlei, deren Hauptkunde die Teamsters-Gewerkschaft ist.

Das Select Committee on Presidential Campaign Activities unter dem Vorsitz von Senator Sam Ervin nimmt seine Untersuchungen auf. Von den republikanischen Mitgliedern kämpft nur Senator Edward Gurney, der von Freunden von Rebozo, Chotiner und Colson finanziert wird, für den Präsidenten, der Howard Baker als "affektiertes Arschloch" bezeichnet und bei Lowell Weicker einbrechen lässt.

John Dean beginnt, über den Einbruch bei Ellsbergs Psychiater Dr. Lewis Fielding auszupacken, und Jeb Magruder versucht, sich selbst zu retten, indem er zugibt, er habe falsch ausgesagt. Obwohl Richard Nixon die Untersuchung über Fielding aus nationalen Sicherheitsgründen stoppen kann, ist der Damm gebrochen, weil bereits die Zerstörung von Hunts Safe und die Existenz der Nixon-Bänder erwähnt wurde. Nixon startete eine Serie von Rückzugsstrategien. Am 30.4.73 gibt er die Rücktritte von Dean, Haldeman, Kleindienst und Ehrlichman bekannt und garantierte die Ernennung eines Spezialuntersuchungsrichters durch den neuen Justizminister Elliot Richardson, der am 18.5. Archibald Cox beruft. Alexander Haig wird zu Nixons Stabschef ernannt, Fred Buzhardt übernimmt den Posten von Dean.

Die Watergate-Hearing des Senats beginnen am 17.5. James McCord hat seine Strategie geändert und nennt Namen des CREEP sowie ITT-Direktor Francis L. Dale, der nachher nie mehr erwähnt wird. Damit wendet sich die Affäre gegen Richard Nixon, der in einem Statement zugibt, dass es eine Vertuschung im Weissen Haus gab, mit der er aber, abgesehen von einigen Aspekten wegen nationalen Sicherheitsinteressen, nichts zu tun habe. Am gleichen Tag warnt "Deep Throat" Bob Woodward, dass das Leben aller Beteiligten in Gefahr sei.

Louis Russell, der bei der Verhaftung der Klempner anwesend war, wird von Bernard Fensterwald für McCords Verteidigung aufgeboten. Russell ist ein Freund von Carmine Bellino, dem Chefinvestigator von Ervins Untersuchungsausschuss, der im Zusammenhang mit Judith Campbell Exner für Kennedy arbeitete. Bellinos Freund William Birely stellte Russell nach dem zweiten Einbruch eine Wohnung in Silver Spring, wo eine von Rikans Prostituierte bei ihm einzieht, und ein neues Auto zur Verfügung und zahlt ihm $25'000. Das Ervin Committee plant Russell als Zeugen vorzuladen, worauf dieser am 18.5. einen Herzinfarkt erleidet. Russell ist überzeugt, dass es ein Vergiftungsversuch war.
Obwohl auf der Lohnliste McCords stehend, akzeptiert Russell auch einen Honorarvorschuss seines Freundes John Leon, der für Jerris Leonard arbeitet, der wiederum im Auftrag von George Bush versucht, die republikanische Partei von Watergate fernzuhalten. Leon vermutet, dass Bellino von Russell über den Einbruch erfuhr und die Polizei informierte und will beweisen, dass es sich bei Watergate um einen Prostitutionsskandal handelt und der Einbruch von Insidern sabotiert wurde. Am 2.7. stirbt Russell an einer zweiten Herzattacke und wird bereits am folgenden Tag begraben.
John Leon arbeitete 1960 für Bellino zusammen mit CIA-Offizier John Frank, Oliver W. Angelone und Ed Jones in Anti-Nixon-Wahlkampf-Operationen wie der Verwanzung von Nixons Zimmer im Wardman Park Hotel vor den Fernsehdebatten, was Bush an die Öffentlichkeit bringt, um Bellino zu sabotieren. John Frank arbeitete mit Horace Schmahl an der "Überführung" von Alger Hiss, und Carmine Bellino teilte einst sein Büro mit Robert Maheu. John Leon stirbt am 13.7, dem Tag, an dem er eine Watergate-Pressekonferenz mit Bush hätte halten sollen, ebenfalls an einer Herzattacke. Bush veröffentlicht die von Jack Buckley zusammengestellten Anschuldigungen gegen Bellino am 24.7, worauf Ervin ein Subkomitee bildet, um die Attacke zu neutralisieren. "Fat Jack" Buckley öffnete und kopierte Muskies Post im Rahmen des Gemstone-Projekts. Im August, als diese Geschichte versandet, beginnt sich Bush von Nixon zu distanzieren, um seine Haut zu retten.

Am 25.6.73 sagt John Dean aus, Nixon habe bereits im September 1972 von der Vertuschung gewusst und die Bekämpfung politischer Gegner angeordnet. Am 27.6. schlägt Nixon zurück mit der Behauptung, Dean sei der Kopf der Vertuschungsaktionen gewesen. Am gleichen Tag veröffentlicht Dean eine Feindesliste des Weissen Hauses mit 21 Organisationen und über 200 Personen aus den Medien, Antikriegs- und Bürgerkriegsbewegungen, Gewerkschaften und der Politik: 10 demokratische Senatoren, 6 weisse und alle schwarzen Repräsentanten stehen auf der Liste. Am 23.7. erklärt Gordon Strachan, dass die 100 Demokraten, die Nixons Indochina- und Gewerkschaftspolitik befürworteten, bei den Wahlen von den Republikanern finanziell unterstützt worden seien. Dean fürchtet um sein Leben, nachdem ihn Nixon persönlich bedrohte, weshalb er sich von US-Marshalls beschützen lässt. Gegen McCords Haus erfolgte telefonisch eine Bombendrohung, und offenbar erhalten auch Ervin und Cox Todesdrohungen.

Der nächste Schlag kommt am 16.7. mit dem Geständnis von Vizeassistent Alexander Butterfield, dass Nixon seine Gespräche heimlich aufnehme, was wesentlich zu Nixons Rücktritt beiträgt. Alexander Haig und sein Freund Fred Buzhardt wussten im Voraus, dass Butterfield diese Bombe platzen lässt, ohne Nixon zu warnen. Nixons Sekretärin Rose Woods, Colson und Haldeman vermuten, dass Butterfield für die CIA arbeitet und die Bänder weitergab. Der Präsident nimmt seine eigenen Gespräche auf, um Beweismaterial gegen Erpressungen und Basismaterial für das Schreiben der Memoiren zu haben, stoppt nun aber die Aufnahmen. In der Kennedy Library werden daraufhin in aller Eile "sensitive" Bänder gelöscht. Untersuchungsrichter Cox und Untersuchungsausschuss-Vorsitzender Ervin verlangen die Herausgabe der Bänder, was Nixon verweigert, womit ein einjähriger Gerichtsstreit beginnt.

Der zunehmend betrunkene Präsident ist von Watergate so absorbiert, dass er kaum noch an den Sitzungen des National Security Council teilnimmt und oft Berichte unterschreibt, ohne sie gelesen zu haben. Im Juli muss er ins Bethesda Naval Hospital eingeliefert und wegen Lungenentzündung 8 Tage bleiben. Die Unterstützung Israels und die Mobilisierung der Armee (DEFCON III) im Zusammenhang mit dem Nahostkrieg wird von Kissinger und Haig ohne den paranoiden Präsidenten beschlossen.

Bob Haldeman erleidet bei den Verhören 150 Mal akute Gedächtnisverluste. Als es so aussieht, als könnten Nixon, Ehrlichman und Haldeman die Schuld John Dean zuschieben, ordnet Richter Sirica am 29.8. die Herausgabe der Bänder an. Anfang September klagt zudem eine Grand Jury in Los Angeles John Ehrlichman, Gordon Liddy, Egil Krogh und David Young wegen Einbruch bei Ellsbergs Psychiater Fielding an. Gleichzeitig probieren einige Senatoren, die Senatsuntersuchung zu stoppen. Krogh ist der erste, der verurteilt wird, gefolgt von Kalmbach, Colson, Magruder, Mitchell, Chapin, Dean, Haldeman und Ehrlichman.

Spiro Agnew tritt wegen angeblicher Steuerhinterziehung und Bestechung während seiner Amtszeit als Gouverneur von Maryland zurück, nachdem ihm das Weisse Haus mitteilte, der Präsident habe grosse Macht, sollte er nicht "still gehen", was Agnew als Todesdrohung interpretierte. Am 12.10. nominiert Nixon Gerald Ford zum Vizepräsidenten, auf der Grundlage eines Gesetzeszusatzes, der 24 Stunden nach Erscheinen des Warrenberichts am 29.9.64 angenommen wurde. Nixon macht sich gegenüber Nelson Rockefeller lustig über seinen neuen Vizepräsident. Am selben Tag bestimmt das Appelationsgericht, dass Nixon die Bänder herausgeben muss. Eine Woche darauf schlägt Nixon vor, dass er die durch Senator John Stennis beglaubigten Inhalte der Bänder zur Verfügung stelle.

Da Archibald Cox bereits einer $100'000-Schmiergeldzahlung von Howard Hughes über Rebozo an Nixon auf der Spur ist und sich nicht bestechen lässt, wird er am 20.10. gefeuert, zusammen mit Justizminister Elliot Richardson und dessen Vize William Ruckelshaus, weil sie sich weigerten, Cox zu entlassen ("Saturday night massacre"). Bewaffnete FBI-Agenten versiegeln die Büros der drei innerhalb von Minuten, und nur drei Bänder können noch in den Unterhosen der Frau eines Anwaltes hinausgeschmuggelt werden. Offenbar haben auch Fehlinformationen von Haig zur Entscheidung Nixons geführt, Cox zu feuern. Time, New York Times, Detroit News und National Review verlangen Nixons Rücktritt, und der Kongress prüft ein Impeachment. Nixon gibt daraufhin unvollständige Bänder heraus, was die Diskussion um die gelöschten 18,5 Minuten auslöst. Er setzt am 1.11. den "unabhängigen" Leon Jaworski als Nachfolger von Cox ein. Jaworski war an den Befragungen von Jack Ruby mit Ford und Earl Warren dabei und arbeitet für die CIA. Er stellt sich als einziger der Jury gegen die Anklage Nixons wegen Vertuschung. Beverly Kaye, die Sekretärin des Secret Service-Agenten Stephen Bull, der für die Sicherheit der Bänder verantwortlich ist, stirbt am 22.12.73 42jährig an einem Herzinfarkt.

Quellen: Lynns, Sussman: xi,72, 86, 152, 162, 235, 246, 251-261, Tarpley/ Chaitkin: 209-232, Weberman (20): 82, (22): 8, Pease (1998): 3, (1996), Mason: 6, Morgan, Zehr: 2f, Groden/ Livingstone: 327-332, 328ff, Davis (1988): 361-371, Ledeen: 53, Karel (2), Marrs: 273, Scott (1993): 236, 239, Sam Smith: 3, Summers (2000): 212, 346f, 447-468, 507, 521, 535, Percy.


September 1973 Sturz von Salvador Allende top

Chile galt als "gefährdet", seit der konservative Jorge Alessandri 1958 nur ganz knapp gegen den linken Allende siegte, weshalb John Kennedy ab 1962 die Christliche Demokratische Partei finanzieren liess. 1963 begann die CIA-Station in Santiago, Journalisten in den chilenischen Medien zu beeinflussen, wobei allein $12 Mio. an die grösste Tageszeitung El Mercurio bezahlt und die linken Gewerkschaften und Studentenorganisationen bekämpft werden. Eduardo Frei Montalva erhielt in seinem Wahlkampf gegen Allende 1964 $20 Mio. über die Agency for International Development und das Aussenministerium. Er gewann und war bis 1970 Präsident. 1970 wird der kommunistische Dichter Pablo Neruda für die Präsidentschaft nominiert; aber er tritt zugunsten von Allende während dem Wahlkampf zurück und wird danach zum Botschafter in Frankreich ernannt.

Um einen Wahlsieg Allendes für 1970 zu verhindern, offerierte ITT-Vizedirektor John McCone an einem Treffen mit Henry Kissinger und Richard Helms $1 Mio, wovon dann mindestens $350'000 an Alessandri flossen. Die CIA war allerdings zu optimistisch und trug nur etwas mehr als $400'000 bei, worauf Allende 36.3% und Alessandri 34.9% der Stimmen erhielten. Richard Nixon gab der CIA nach dem Wahlsieg von Salvador Allende am 4.9.70 auf Drängen von Pepsi-Präsident Donald Kendall den Befehl, dessen geplanter Amtsantritt am 24.10.70 zu verhindern. Richard Nixon, John Mitchell, Henry Kissinger und Richard Helms trafen sich am 15.9.70, wobei Nixon $10 Mio. bewilligte, damit Parlamentsangehörige bestochen werden, um "Allende loszuwerden". Zuvor wurde dem noch amtierenden Eduardo Frei unverblühmt Wirtschaftssabotage angedroht, falls Allende vom Kongress zum Präsidenten ernannt werde. Aber der Christdemokrat Frei und Armeechef René Schneider wollten sich an die Verfassung halten.
Danach traf sich Thomas Karamesssines mit General Alexander Haig und Henry Kissinger, um nach Möglichkeiten zur Verhinderung von Allendes Machtantritt zu suchen. Die einzige Möglichkeit dazu sahen sie in einem Militärputsch, wobei das preussisch organisierte chilenische Militär bis anhin als praktisch einzige Armee in Südamerika noch nie geputscht hatte. Einige Offiziere um General Valenzuela und die rechtsextreme Organisation "Patria y Libertad" waren jedoch bereit, und die USA versprachen Geld und sofortige Anerkennung der Putschisten, wozu ITT erneut $1 Mio. zahlte.
Auch David Rockefeller ist am Sturz Allendes beteiligt. Nelson Rockefeller, der in Chile Kupferminen besitzt, gründete nach dem 2. Weltkrieg die International Basic Economy Corporation zur Bekämpfung des Kommunismus in Lateinamerika, die 1958 unter der Direktion von Thomas S. Gates bereits 140 Filialen hat. In Venezuela und Brasilien leitet Joan Braden, die Frau von CIA-Offizier Tom Braden, die Filialen. Die Bradens sind mit Richard Helms und Cord Meyer eng befreundet. Während der Eisenhower-Regierung war Rockefeller Vizeminister für Gesundheit, Erziehung und Wohlfahrt, Spezialassistent des Präsidenten und Mitglied des National Security Council. 1955 sass er auch im Operations Coordinating Board. Von 1958-73 war Rockefeller Gouverneur von New York. Rockefeller stellte sich 1963 gegen die in seinen Augen lasche Politik Kennedys gegen Kuba. Laut Walter J. Mahoney liessen die Kennedys über Rockefeller, vor dem sie Angst hatten, Informationen sammeln. In den frühen 70ern wurde Rockefeller Mitglied von Nixons Foreign Intelligence Advisory Board, und die Rockefellers sind daran beteiligt, dass sich die Ölpreise in den 70er Jahren vervierfachen.

Henry Kissinger leitete die Operation TRACK II zum Staatsstreich eigenhändig, und Diplomat Harry Shlaudeman, der bereits an der Invasion der Dominikanischen Republik von 1965 beteiligt war, koordinierte die Zusammenarbeit zwischen CIA und chilenischem Militär. Die CIA lieferte $240'000 über Colonel Paul Wimert und Waffen für die Verschwörer im Diplomatengepäck und schloss sogar eine Lebensversicherung einen der Putschisten ab.
Nachdem David Phillips 1968 für Kuba, dann für Brasilien und Venezuela zuständig war und in Brasilien bereits an der Ermordung von General René Schneider arbeitete, wurde er im September 1970 Vizechef der Task Force für Chile in der Planungsabteilung. Phillips Plan entsprechend wollte General Viaux, der die Armee 1969 verlassen hatte, die ‚Entführung' Schneiders den Linken anlasten und dann putschen, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Oberbefehlshaber Schneider unterstützte den Wahlsieger Allende und wurde deshalb am 22.10.70 umgebracht. Obwohl man Valenzuela $50'000 Prämie versprochen hatte, verliess ihn der Mut, und lediglich der Notstand wurde ausgerufen. Allende wurde am 24.10.70 zum Präsidenten erklärt und verstaatlichte schon bald darauf die grossen Kupferfirmen, um den Abfluss des nationalen Einkommens zu verhindern.
Am Morgen des 11.9.01 reicht Schneiders Sohn Klage gegen Kissinger wegen Kriegsverbrechen ein, aber die Meldung wird überschattet durch die Flugzeug-Attentate gegen das WTC und das Pentagon.

Die USA versuchten nun alles, um die Stabilität des Landes zu untergraben. 1971 und 1972 wurde in der chilenischen Botschaft und in Wohnungen wichtiger Botschaftsangehöriger der UNO sechsmal eingebrochen, wobei George Bush eine zentrale Rolle gespielt haben muss. Die Polizei erklärte jedes Mal, es handle sich dabei um normale kriminelle Akte. Das FBI soll auf diese Art insgesamt über 1500 Mal die diplomatische Immunität verletzt haben. Als ein FBI-Informant in Unkenntnis der Hintergründe mitteilen wollte, welche Personen die Einbrüche durchführten, wurde er wenig später ermordet.

1971 planten Antonio Veciana und Phillips zusammen mit Secundino Alverez und Lucilo Pena, Fidel Castro bei seinem Besuch in Chile zu ermorden. Dabei tarnten sich die Killer Jesus Dominguez Benitez und Marcos Rodriguez als Fernsehteam des TV Channel 4 Venezuelas, in deren Kamera ein Gewehr eingebaut wurde, und Luis Posada Carrilles gab sich als Journalist aus. Für seine erfolglosen Anstrengungen gegen Castro erhielt Veciana nach eigenen Angaben am 26.7.73 $253'000 von Phillips und beendete dann seine Arbeit für die CIA. 1974 wird Veciana wegen Kokainhandel und Geldwäscherei verurteilt, aber nach 27 Monaten bereits wieder freigelassen. 1979, drei Monate nach seinen Aussagen gegenüber dem HSCA über "Bishop" und Oswald, entkommt er knapp einem Anschlag.

John McCone und William Broe, Chef der CIA-Abteilung Westliche Hemisphäre, formulierten einen Plan zur Destabilisierung Chiles, nachdem Allende die ITT-Niederlassung verstaatlichte, wozu eine internationale Kreditsperre, LKW-Streiks und die Unterstützung eines Armeeputsches gehörten. ITT forderte für seine $8 Mio.-Investition $125 Mio. Ersatzleistungen. Inmitten der Auseinandersetzungen um den Wert der ITT publizierte Jack Anderson, wie die ITT Allendes Wahl zu blockieren versuchte. Paramilitärische Terrorakte und Sabotage legten Verkehr und Wirtschaftszweige lahm, Ford und General Motors schlossen ihre Fabriken. Die CIA stand hinter dem Lastwagenfahrerstreik, der das Land ins Chaos stürzte, da die Nahrungsmittelversorgung zusammenbrach. Die CIA infiltrierte die Sozialistische Partei Allendes und bezahlte Provokateure und Saboteure in der Verwaltung. $6 Mio. gingen an die Christdemokraten und Splittergruppen der Volksfront, an private Sender und Zeitungen. Die Bevölkerung begann zu demonstrieren und die Inflation erreichte 350%. Die Ladenbesitzer und die von der AIFLD gesteuerten Gewerkschaften der CNT unterstützten den Streik der Lastwagenfahrer, wofür die CIA weitere $4 Mio. ausgab. Gleich nach dem blutigen Putsch vom 11.9.73, bei dem Allende sich das Leben nimmt, sind alle Läden wieder prall gefüllt. Noch während dem Putsch verbreitet die CIA, Allende habe sich und seine Liebhaberin im Präsidentenpalast umgebracht. Die Hitler-Analogie und falsche sexuelle Beschuldigung sollen verhindern, dass Allende zu einem Märtyrer wird.

Offiziell werden beim Putsch gegen Allende 2700 und während der Diktatur Pinochets 3200 Menschen ermordet, 1000 bleiben verschwunden, 10'000 werden gefoltert und 250'000 verhaftet. Realistischer sind Zahlen um die 30'000 Ermordeten während dem Putsch und 20'000 weitere während der Herrschaft Pinochets. Eines der ersten Opfer ist Nobelpreisträger Pablo Neruda (eigentlich Neftalí Ricardo Reyes Basoalto), der am 23.9.73 aufgrund einer Vergiftung stirbt. Rund um die Einstichstelle verfärbt sich die Haut rot, worauf sich sein Gesundheitszutsand massiv verschlechtert. Sein Chauffeur wir auf dem Weg zur Apotheke, wo er ein Medikament abholen will, angehalten, angeschossen, bewusstlos geprügelt und in einem Konzentrationslager gefoltert. Ermordert wird auch Nerudas Sekretär Homero Arce, dem der Dichter seine Autobiographie diktiert. Ein Richter ordnet 2011 eine Untersuchung des Todes an, worauf bemerkt wird, dass die Krankengeschichte der Klinik Santa Maria verschwunden ist. In derelben Klinik wird 1982 Eduardo Frei Montalva, der sich zu einem Kritiker des Regimes wandelte, nach einem Leistenbruch mit Senfgas und Thallium ermordet.
Das neue Regime von General Augusto Pinochet wird von den USA sofort anerkannt, obwohl sie behaupten, mit dem Putsch nichts zu tun gehabt zu haben. Kissinger trifft sich kurz darauf mit Pinochet, dem er für seine Tat für den Westen gratuliert. Pinochet, der sich als Nachfolger Adolf Hitlers betrachtet, verspricht, den Marxismus auszuradieren.
Dazu gründet der neue Diktator die Geheimpolizei DINA, die von Manuel Contreras geleitet wird und direkt Pinochet untersteht, der ihn auch zur Bespitzelung führender Militärs einsetzt. Contreras organisiert in Absprache mit CIA-Vizedirektor Vernon Walters die Operation CONDOR. In diesem Geheimprogramm arbeiten die Geheimdienste von Chile, Argentinien, Bolivien, Brasilien, Guatemala, Paraguay, Uruguay und den USA zusammen, um politische Gegner zu eliminieren. Das Operationszentrum von CONDOR befindet sich in Colonia Dignidad in Chile und wurde von den SS-Offizieren Franz Pfeiffer Richter und Otto Skorzeny aufgebaut. Der Name der Operation geht zurück auf die faschistische Freiwilligenarmee, die im Spanischen Bürgerkrieg auf der Seite von General Francisco Franco kämpfte (1 Mio. Spanier flüchteten während dem Bürgerkrieg, 150'000 fielen und 400'000 wurden von Francos Truppen ohne Gerichtsurteil hingerichtet).

Alle Verstaatlichungen werden von Pinochet rückgängig gemacht. Ökonomisch wird der General von den republikanischen "Chicago Boys" unterstützt, die ihre neoliberale Schule nach Santiago de Chile verlegen, da ihnen die Anerkennung als Elite-Schmiede von der demokratisch dominierten Ostküste versagt bleibt. Damit internationalisieren sie die internen Grabenkämpfe und machen aus Chile ein Versuchslabor für neoliberale Politik, was Ronald Reagan den Weg ebnet. Die neoliberale Theorie wurde von Friedrich August Hayek entwickelt und von der 1947 in der Schweiz gegründeten Mont Pèlerin-Gesellschaft verbreitet. Neu aufgelegt wird diese Wirtschaftstheorie als Monetarismus von Milton Friedman in Chicago.
Innerhalb weniger Wochen nach dem Putsch setzen die rund 30 Wissenschaftler ein umfangreiches Austeritätsprogramm auf die Beine, das eine massive Begrenzung der Geldmenge (zur Bekämpfung der galoppierenden Inflation) und der Regierungsausgaben (Entlassungen, Lohnkürzungen), Privatisierungen und Steuererhöhungen beinhalten. Möglich wird die Umsetzung des Neoliberalismus wegen der Diktatur, da Pinochet jegliche politische Aktivität verbietet, sowie der Ignorierung der Staatsschulden. Der IWF verdoppelt 1974 seine Kredite, um sie in den folgenden zwei Jahren zu vervier- und verfünffachen. Die Arbeitslosigkeit, die 1973 bei 3% liegt, steigt bis Ende 1975 auf 18,7%, die Inflation steigt auf 341%, und eine gewaltige Umverteilung des Einkommens nach oben findet statt. Bereits Anfang der 80er Jahre gerät die chilenische Wirtschaft in eine schwere Rezession, Banken krachen und müssten vom Staat gerettet werden. Pinochet bereichert sich während seiner Herrschaft: fast $20 Mio. an Schwarzgeld werden sichergestellt, und seine Familie wird wegen Steuerbetrugs und sein Sohn zudem wegen Handels mit geklauten Autos verurteilt.

David Atlee Phillips steigt nach dem Putsch zum Direktor der Special Operations for the Western Hemisphere der CIA auf. Nach seinem Rücktritt ist er der Chef der Association of Retired Intelligence Officers und stirbt 1988 an Krebs. Er hinterlässt ein unveröffentlichtes Romanmanuskript über einen CIA-Agenten in Mexico, in dem er schrieb: "I was one of those officers who handled Lee Harvey Oswald... We gave him the mission of killing Fidel Castro in Cuba... I don't know why he killed Kennedy. But I do know he used precisely the plan we had devised against Castro. Thus the CIA did not anticipate the president's assassination, but it was responsible for it. I share that guilt." Phillips war am 22.11. auf der Dealey Plaza in Dallas.
Richard Helms wird als einziger zur Rechenschaft gezogen, weil er den Parlamentariern versicherte, die CIA habe in Chile nichts gegen die legale Regierung unternommen. Nach der Verurteilung zu $2000 Busse wird der Meineidige auf einem Bankett gefeiert und die Summe demonstrativ in einem Papierkorb gesammelt.
Henry Kissinger erhält 1973 den Friedensnobelpreis, ein Ausdruck des Personenkultes um den Drahtzieher der Verlängerung des Vietnamkrieges und dessen Ausweitung nach Laos und Kambodscha, der Aushebelung der Demokratien in Chile, Zypern, Griechenland und Bangladesch und der politischen Morde des CONDOR-Programms in den Militärdiktaturen Lateinamerikas (Chile, Bolivien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und Argentinien).

Während die CIA und das Aussenministerium die Folterer in Chile unterstützen, versucht die Ford Foundation unter McGeorge Bundy die Intellektuellen zu schützen, indem die Menschenrechte stark gemacht werden. Die Menschenrechtspolitik der Demokraten hat fast immer nur einige intellektuelle Exponaten im Blickfeld und entpolitisiert die Debatte mithilfe einer legalistischen Sprache und universalistischem Anspruch.
Senator Edward Kennedy setzt sich dafür ein, dass die Militär- und Wirtschaftshilfe der USA gestoppt wird, was 1976 unter dem Druck der Wahlen erreicht wird.
Auch Orlando Letelier, Mitarbeiter der interamerikanischen Entwicklungsbank, arbeitet daran, Handel und Bankkredite für die Militärjunta zu unterbinden. Der ehemalige Aussen-und Verteidigungsminister Allendes wird in Zusammenarbeit mit der chilenischen Geheimpolizei DINA in Washington am 21.9.76 mit Ronnie Moffitt durch eine Autobombe ermordet. Einer der Attentäter, ein chilenischer Geheimdienstagent, wurde an der School of the Americas ausgebildet und könnte Rolando Otero Hernandez sein. Der zweite ist Michael Vernon Townley, der mit David Atlee Phillips zusammenarbeitete und als Mittelsmann von DINA und CORU diente. CORU ist die Anti-Castro-Dachorganisation von Orlando Bosch, die mit den Geheimdiensten von Pinochet, Stroessner und Somoza kooperiert. Die beiden Mörder stehen vor dem Attentat in Kontakt mit Senator James Buckley, Bruder von William, und der Sprengstoff scheint von Edwin Wilson zu kommen. An der Vertuschung und Sabotage der Untersuchung beteiligt sind George Bush persönlich und Anthony Lapham, der von Bush zum CIA General Counsel ernannt wird. Phillips, CIA-Direktor der Westlichen Hemisphäre, gründet 1975 die Association of Former Intelligence Officers, die Bush bei jeder Wahl unterstützt.

Der international ausgezeichnete Film von Patricio Guzman über Salvador Allende wird 2004 von den chilenischen Kinos boykottiert.

Quellen: Ranelagh/ Treharne: 2, Weberman (20): 83-87, (21): 69-75, (23): 1, (24): 31, Schulz: 106, 166-168, 198, Weber: 52-55, Dezalay, Endicott, DiEugenio (1997): 2, 20, CIA-Info: 5, 11, 14, Potter: 2, DDAH, Cole, Brandt, Kohn/ Meinke: 46, Best: 92-95, Narco, Groden/ Livingstone: 350, Tarpley/ Chaitkin: 185-209, 270, 280-284, CNPC: 18, O'Shaughnessy, Levin, Summers (2000): 335ff, 526, Huismann (2001a), Warde (2001): 29, Hager, Werning, Bourrier, Dankbaar, Lemoine (2005), Wolff 2014: 28-30.


Oktober 1973 Die Ölkrise und Onassis top

Nachdem Frankreich und England den führenden Einfluss 1956/57 am Golf verloren, wurde der Iran die führende Macht am Golf, was am 30.11.71 mit der Besetzung der Tumb-Inseln und Abu Musa deutlich wurde. Als Folge davon verstaatlichte Muammar al-Gaddhafi, der sich am 1.9.69 an die Macht geputscht hatte, am 7.12. die britischen Ölanlagen in Libyen. Der Zusammenbruch des Dollars wirkt sich erst mit dem Ausbruch des Jom-Kippur-Kriegs 1973 auf die Märkte aus, denn die Ölkonzerne geben die Verbilligungen aufgrund der Kartell-Absprachen nicht an die Konsumenten weiter.

Die OPEC-Länder sind mit ihrem Handelsüberschuss von $61,8 Mia. (1974) als einzige Gruppe der Rohstoffproduzenten in der Lage, den Kurszerfall mit Produktionsdrosselungen zu regulieren. Nach dem ägyptischen Angriff auf Israel am 7.10.73 drosseln die arabischen Förderstaaten ihre Produktion um 25%, worauf der Ölpreis von $2.50 auf $10 pro Barrel hochschnellt, was zu einer "Energiekrise" und einer Stärkung der OPEC führt. Die arabischen Förderstaaten versuchen mit der Öldrosselung, den Westen zu zwingen, seine Hilfe für Israel im Jom-Kippur-Krieg einzustellen. Am 6.10.73 überfallen Ägypten und Syrien Israel, das von den USA Unterstützung zugesprochen erhält. Am 16.10. erhöhen Iran, Saudi-Arabien und vier weitere Ölproduzenten den Ölpreis um 70%. Am 19.10. beantragt Nixon im Kongress $2,2 Mia. an Hilfsgeldern für Israel, worauf die OPEC-Staaten ein totales Embargo gegenüber den USA verhängen.
Deshalb versuchen die Ölfirmen, Quellen in Alaska und der Nordsee zu erschliessen. Anfang der 50er Jahre wurde im Süden Alaskas, das die USA 1867 den Russen abgekauft hatten, Öl entdeckt. 1959 wurde Alaska zu einem Gliedstaat der USA. 1971 wurde im Norden Alaskas ein riesiges Ölfeld entdeckt, worauf den Ureinwohnern mit dem Alaska Native Claims Settlement Act (Ansca) 12% des Landes, das Recht auf kollektiven Landbesitz und finanzielle Unabhängigkeitund knapp $1 Mia. Entschädigung für nicht eingehaltene Versprechen zugesprochen wurde. Im Gegenzug konnten Pipelines gebaut und mussten die Ureinwohner alle weiteren Entschädigungsansprüche verzichten. Im 2. Weltkrieg wurden knapp 900 Ureinwohner der Aleuten-Inseln deportiert und wie Feinde interniert. Während die deutschen Kriegsgefangenen in Alaska fair behandelt wurden, starben viele der Deportierten an Unterernährung. Nicht die Japaner, sondern die US-Soldaten zerstörten ihre Häuser und Kirchen. Seit 1977 wird Öl zum eisfreien Hafen in Valdez gepumpt. Vor dem Hafen lief die Exxon Valdez 1989 auf Grund auf, worauf 40 Mio. Liter Rohöl ins Meer ausliefen.
Neben der Nordsee rückt auch Afrika in den Fokus der Ölkonzerne und der amerikanischen Politik. Ölvorkommen in Nigeria und Angola. Auf der Insel Aldabra an der afrikanischen Ostküste soll ein Stützpunkt gebaut werden, aber aufgrund des Naturschutzes wird das Projekt auf die Insel Diego Garcia verlagert, deren zweitausend Einwohner 1973 vertrieben werden, damit die USA einen Stützpunkt bauen können. Offiziell gehört Diego Garcia zur Grossbritannien, das den Archipel nach der Säuberung den USA überliess. Premier Edward Heath besticht Mauritius, um die Inselbewohner aufzunehmen, die fast alle in den Slums von Port Louis stranden. Viele davon sterben an Hunger und Krankheiten. Ein Teil der Inselbewohner flieht auf die Seychellen, das 1976 unabhängig wird. Ein ähnliches Schicksal erlitten andere Insulaner, die 15 weiteren US-Basen Platz machen mussten, wie etwa die 90'000 Einwohner der Marshall-Inseln. "Who gives a damn!?" meinte Kissinger zu den Einwänden gegen die Verschleppung.
Der erste gewählte Präsident, James Mancham, willigt auf einen Deal mit den USA ein, die Gestrandeten klammheinlich auf den Seychellen aufzunehmen, wofür er und seine Entourage entschädigt werden. Dieses Zugeständnis ärgert viele, weshalb er während eines Besuchs in London 1977 von Premierminister France-Albert René weggeputscht wird. René spricht sich für die Heimkehr der Flüchtlinge aus und wehrt sich gegen die Militärbasis auf Diego Garcia. Der CIA-Verantwortliche Jack Corbin setzt eine Spionin auf René an, die ihn verführen soll, um ihn zu erpressen. Allerdings wird daraus nichts, weil sie René zu vertrauen beginnt. Der CIA gelingt die Destabilisierung der Regierung, die 1979 eine sozialistische Verfassung mit Einheitspartei einführt, aber 1981 scheitert ein von der CIA organisierter Militärputsch gegen René. Von Durban aus landen 40 Topagenten auf der Insel, die René erschiessen sollen, worauf mehrere Hundert Söldner aus Tansania und Kenja einmarschieren sollen. Aber in Mahe werden Gewehre entdeckt, worauf die Agenten eine Passagiermaschine der Air India kappern, um nach Durban zurückzufliegen. Für die Freilassung der sechs verhafteten Agenten bezahlt Südafrika $3 Mio.
Im Jahr 2000 befindet ein Grericht in London, dass die Deportation aus Diego Garcia illegal gewesen sei - ohne Konsequenzen.

Neben afrikanischen Staaten sollen Venezuela, Ecuador und der Iran stärker in die Ölversorgung des Westens eingebunden werden. Das Problem der OPEC besteht darin, dass nur Saudi-Arabien und Kuwait über genügend Reserven verfügen, um effektiv politischen Druck ausüben zu können. Den Ölkonzernen kommt der hohe Ölpreis sehr gelegen, weil sie damit ihre Gewinne vervielfachen und Investitionen in der Nordsee zu tätigen. Die Profite der Ölkonzerne landen bei den kommerziellen Banken, die die Gelder aufgrund der Rezession nicht in den Industrieländern, sondern bei den Entwicklungsländern anlegen, die aufgrund der gestiegenen Preise auf Kredite angwiesen sind. Der IWF eröffnet mit der Einführung der Extended Fund Facility die Hochverschuldung der Entwicklungsländer. Obwohl zur Deckung von Ölimporten gedacht, bereichern sich die Diktatoren wie Mobutu in Zaire oder Suharto in Indonesien mit diesen Krediten oder stecken sie in militärische Aufrüstung.

Unmittelbar nach dem Ende des Boykotts am 18.3.74 schicken die Amerikaner ihre Economic Hit Men ins saudische Königshaus, um dank einem Deal weitere Ölkrisen zu verhindern: die Saudis halten den Ölpreis tief, und die Amerikaner garantieren, dass die Monarchie erhalten bleibt. Die Saudis unterlaufen das OPEC-Abkommen und liefern den USA weiterhin Öl, das etwa für den Vietnamkrieg gebraucht wird. Mit den Gewinnen kaufen die Saudis wiederum amerikanische Produkte (v.a. Waffen und Infrastrukturbauten). Ein weiterer zentraler Punkt ist, dass der Ölhandel weiterhin in Dollar abegickelt wird, womit die globale Finanzhegemonie der USA trotz der Aufhebung des Goldstandards garantiert wird. Zudem wird die United States-Saudi-Arabian Joint Economic Commission (JECOR) gegründet, die die Deals in Milliardenhöhe koordiniert, ohne dass der Kongress etwas zu sagen hätte. JECOR entwickelte sich zu einer eigentlichen Geldwäscherei, womit der ismalische terrorismus finanziert wird. Während der 80er Jahren finanzieren die USA und die Saudis zusammen die Mudjaheddin mit etwa $3.5 Mia. Die Saudis werden immer abhängiger von der amerikanischen Technologie, sodass sich eine Expertenelite in Ryad einnistet. Andererseits pumpen die Saudis Schmiergeld in Firmen wie Harken Energy oder Carlyle Group, an denen die Bushs beteiligt sind.

Der Ölschock setzt der glänzenden Zeit, in der die über hundert Schiffe von Aristoteles Onassis $12 Mio. pro Monat einfahren, ein Ende.
Der griechischstämmige Vize-Präsident Spiro Agnew machte einen Staatsbesuch in Athen bei der Militärjunta, wonach die Generäle als Gegenleistung für weitere Militärhilfe das Projekt Omega aufgeben. Dieses sah den Bau von Raffinierien, Fabriken, Werften und Kraftwerken für $500 Mio. durch Onassis vor. Nach dem Scheitern der Verhandlungen begann Onassis mit der Sowjetunion über Öllieferungen zu verhandeln, was das US-Staatsdepartement beunruhigte. Onassis Privatjet stürzte am 18.2.72 ab, und Onassis, der sich nicht an Bord befand, war überzeugt, dass es sich um Sabotage handelte. Zwei Wochen zuvor meldete er sich bei einem neuen Raffinerieprojekt erneut als Kandidat, womit er dem Militärregime lästig wurde. Beim Absturz seines Piaggio 136-Flugzeuges am 22.1.73 kommt Alexander Onassis ums Leben, wonach sein Vater ein gebrochener Mann ist. Nach einer Untersuchung von Alan Hunter wurden die Seitensteuerkabel vertauscht.
Seine Frau Jackie lässt er von Roy Cohn permanent überwachen und will sich von ihr scheiden lassen, weshalb er Jack Anderson angeblich den Ehevertrag zuspielt.
Onassis muss aufgrund der Ölkrise zwei in Frankreich bestellte Supertanker annullieren, was ihn $12,5 Mio. kostet. Unter dem Anstieg der Ölpreise leidet nicht nur die Flotte, sondern auch seine Fluggesellschaft. Dazu kommt auch ein drohender Krieg Griechenlands mit der Türkei wegen Zypern, der den Tourismus zusammenbrechen lässt. Um die Situation zu retablieren, stellt Onassis 1974 ein Finanzspritzegesuch an die neue Regierung unter Konstantin Karamanlis, was diese jedoch ablehnt. Onassis muss die Olympic Airways schliesslich für $69 Mio. an die Regierung verkaufen, wobei er $15 Mio. an Aktien und $10 Mio. an Firmenimmobilien behalten darf. Gleichzeitig will Onassis in Durham eine Raffinerie bauen, was einen Volksprotest auslöst, der das Projekt zum Scheitern bringt.
Onassis will seine Tochter Christina dazu bringen, sich von Joe Bolker scheiden zu lassen, um Peter Gourlandis zu heiraten, der sein Imperium weiterführen soll. Noch bevor es zu seiner eigenen Scheidung von Jackie kommt, stirbt Onassis am 15.3.75. Christina ist praktisch Alleinerbin und heiratet am 1.8.78 Serguei Kauzov. Jackie erbt $42 Mio. und ist danach mit dem steinreichen jüdischen Diamantenhändler Maurice Tempelsman, dem beste Beziehungen zu Mobutu nachgesagt werden, zusammen. Jacqueline Bouvier Kennedy Onassis stirbt 1994.

Quellen: Epstein: 29-32, Morgenthaler, Posener: 129ff, 154f, Evans, Collier/ Horowitz: 464ff, Kouloglou, Perkins (2004, 2007), Wolff 2014: 25-27.


Februar 1974 Staatsterror top

Patty Hearst wird am 4.2.74 von der "Symbionese Liberation Army" gekidnappt. Diese Organisation wurde von der CIA, dem FBI und Undercoveragenten der Polizei aufgebaut, mit in kalifornischen Gefängnissen rekrutierten Kriminellen, um durch Terror Angst vor Radikalen, Freaks und Schwarzen zu erzeugen. Die Tochter des millionenschweren Zeitungsmagnaten William Randolph Hearst wird zwei Monate lang gefangengehalten. Am 15.4. beteiligt sie sich, vielleicht nach einer Gehirnwäsche, nach einer Absprache oder aus Liebe zu einem der Mitglieder, an einem Banküberfall der Terrorgruppe. Sechs SLA-Mitglieder kommen am 17.5. bei einer Schiesserei mit 500 Polizisten, die live im Fernsehen übertragen wird, ums Leben. Mit den dadurch ermöglichten Notmassnahmen können verschiedene Gesetze umgangen und den Sicherheitskräften neue Kompetenzen zugesprochen werden.
Patty hielt sich nicht in der von den Kugeln durchsiebten Tarnwohnung auf, wird aber im September 1975 in San Francisco festgenommen. In einem bizarren Gerichtsverfahren mit dem betrunkenen Verteidiger und Bestsellerautor F. Lee Bailey, der sich die Buchrechte am Fall sichert, wird sie wegen Bankraub zur Höchststrafe von 35 Jahren verurteilt. Präsident Carter reduziert die Strafe auf 21 Monate. Nach ihrer Entlassung heiratet sie ihren Leibwächter und tritt in zahlreichen Talkshows auf, ohne dass ihre Rolle in der SLA-Geschichte wirklich klar wird. 2001 rehabilitiert sie Bill Clinton in einer seiner letzten Amtshandlungen vollständig.

Das FBI versucht von 1972 bis 1976, die American Indian Movement zu zerschlagen. Das Bureau of Indian Affairs, 1824 als Abteilung des Kriegsministeriums gegründet, arbeitet mit 16'000 Angestellten und einem Jahresetat von $240 Mio. an der Amerikanisierung der Indianer. Um die Amerikanisierung zu erreichen, werden die Kinder getrennt und in Boardings Schools ausserhalb der Resevate verfrachtet. Bei Sprechen der Muttersprache droht Einzelhaft in Ketten. Der US-Staat brach insgesamt 371 Verträge mit den Indianern, die sich gegen den Polizeistaat in den Reservaten wehren und Reparationen für die Enteignungen und Anerkennung ihrer Rechte fordern. 90% der 793'000 Indianer in den Reservaten sind arbeitslos, das jährliche Durchschnittseinkommen der Indianer liegt bei $1000, und die Suizidrate ist 15 Mal höher als der Landesdurchschnitt. Die Unterdrückung wäre nicht möglich gewesen ohne das Bild des Indianers als bösartigen Wilden, das Hollywood in 4000 Westernfilmen konstruierte.
Die AIM entstand 1968 in Minneapolis als Selbstschutz gegen die Übergriffe der Polizei. 1972 besetzten AIM-Aktivisten das BIA-Büro in Washington und erbeuten Akten, um die Korruption der Behörde nachweisen zu können. Nixon setzte daraufhin das COINTELPPROgramm auf die AIM an, um die Bewegung zu infiltrieren und zu destabilisieren. Das BIA unterstützt den korrupten Präsidenten des Tribal Council, Richard Wilson, der die Todesschwadronen Guardians Of Oglala Nation (GOON) gegen aufmüpfige Indianer aufstellt. Da er die Regierungsgelder verteilt, kann er sich ein Klientelsystem aufbauen und die Unterdrückung und Ermordung der Kritiker von der AIM finanzieren. Alxander Haig, stellvertretender Stabschef, befielt eine Geheimoperation mit Soldaten in Zivilkleidung auf der Basis eines Beschlusses‚Garden Plot', wonach alle Sicherheitskräfte bei der Niederschlagung eines Aufstands zusammen arbeiten sollen. Nach weiteren Ermordungen von Indianern besetzte die AIM in Februar 1973 Wounded Knee, worauf die Truppen mit Panzern auffahren. 80 militante AIM-Mitglieder werden von November 1973 bis Ende 1975 von den Dick Wilsons ‚Goon Squads' umgebracht. Das FBI zermürbt die AIM-Aktivisten durch unzählige Prozesse, wobei beispielsweise Leonard Peltier, bereits 1972 während fünf Monaten ohne Grundlagen inhaftiert, mittels gefälschter Beweise 1977 zu zweimal lebenslänglich wegen Mord an zwei FBI-Agenten verurteilt wird. Der 1944 geborene Anführer des AIM gehört zum Stamm der Lakota und wuchs in North Dakota auf. Wegen Uranvorkommen auf der Pine-Ridge-Reservation in South Dakota wollen die US-Behörden die Lakota trotz ihrer einem 1868 geschlossenen Vertrag von ihrem Land vertreiben. Polizei, FBI, Nationalgarde und die paramilitärischen GOON versuchen den Widerstand der Lakota zu brechen. Bis 1975 werden dabei 60 Stammesmitglieder ermordet. Peltier flüchtet nach Kanada, wurde aber ausgeliefert und nur durch vom FBI erpresste Aussagen der angeblichen Tatzeugin Myrtle Poor Bear verurteilt. Im Jahr 2013 befindet sich Peltier immer noch im Gefängnis, obwohl es laut Staatsanwalt Lynn Crook kein Beweis gegen ihn gibt. Die nächste Haftprüfung ist auf 2024 festgelegt. 3 Millionen Nachfahren der Überlebenden des Genozids der amerikanischen Armee im 19. Jahrhundert leben zur Zeit in den USA.

Martin Luther Kings Mutter wird ermordet. Der schwarze, sich selbst als "Israelit" bezeichnende Mörder hat eine Liste mit weiteren Opfern dabei, zu denen Shirley Chisholm gehört, die gegen die CREEP arbeitete. Auch sie wird ermordet.

Quellen: Brussell, Apted, Biegert/ Reichert, Seyfahrth, Bertet.


April 1974 Gegenrevolution in Portugal und Putsch in Zypern top

Mit der Nelkenrevolution wird die faschistische Diktatur von Oliveira Salazar in Portugal beseitigt, die mit den USA und der BRD verschiedene Söldnerbanden in Afrika unterstützte. Der linke General Vasco Gonçalves wird Premierminister und beginnt Sozialreformen durchzusetzen, der konservative General Antonio Spinola wird Staatspräsident. Nach einem Treffen mit dem stellvertretenden CIA-Direktor Vernon Walters plant Spinola einen Putsch für September 1974, was durch die Mobilisierung der Arbeiterbewegung und der Verhaftung von Offizieren wie General Carvalho verhindert werden kann. Spinola flüchtet daraufhin ins Exil und versucht am 11.3.75 erfolglos zu putschen. Danach baut Spinola eine Geheimarmee auf, wozu er sich mit dem CIA-Berater und ITT-Direktor John McCone im August in der Schweiz trifft. ITT liefert Geld und Kommunikationstechnologie, falls die Linke nicht geschlagen werden kann.
Nach den Wahlen im April 1975, die die Linke gewinnt, tritt die Sozialistische Partei von Mario Soares im Juli aus der Regierung aus und provoziert eine Spaltung der Streitkräfte und der Volksbewegung. Dies ermöglicht Soares, mithilfe der Konservativen die Macht zu übernehmen und dank den Christdemokraten, den Sozialdemokraten, einer neuen Gewerkschaft und den Monarchisten zu sichern. Gonçalves ist entmachtet und die Verstaatlichungen werden rückgängig macht.

Auch beim Putsch gegen Makarios III. wegen dessen blockfreien Politik am 15.7.74 in Zypern hat die CIA ihre Finger im Spiel. Das griechische Obristen-Regime will die Insel annektieren. Putschführer Sampson nahm im Februar mit dem CIA-Beamten Eric Neff Kontakt auf und erhielt weitreichende Zugeständnisse. Die Ausführung des mit der CIA geplanten Putsches liegt beim griechischen Geheimdienst. Der Putsch ist zunächst erfolgreich, wird dann aber durch die Landung türkischer Truppen vereitelt und bewirkt die Schwächung und schliesslich den Zusammenbruch des griechischen Militärregimes, das am 21.4.67 geputscht hatte, um den erwarteten Wahlsieg der oppositionellen Zentrumspartei zu verhindern. Der Premier Papadopoulos stand damals bereits seit 15 Jahren im Dienst der CIA. Makarios kehrt im Dezember 1974 zurück und bleibt bis zu seinem Tod 1977 Präsident. Zypern bleibt bis heute gespalten.

Quellen: Schulz: 329, Fischer: 24-27, CIA-Info: 15, Brandt.


August 1974 Nixons Rücktritt top

Richard Nixon ist der erste Präsident der USA, der sein Amt niederlegt.

Murray Chotiner starb am 23.1.74 an den Folgen eines mysteriösen Autounfalls. Richard Nixon lernte Earl Warren ursprünglich über Chotiner kennen und plante nun die Einsetzung einer zweiten ‚Warren-Kommission' zur Entschärfung von Watergate.

Verteidigungsminister James Schlesinger wies Anfang Jahr alle militärischen Einheiten an, aufgrund des Geisteszustandes des Präsidenten nicht mehr auf die Befehle aus dem Weissen Haus zu reagieren. Nach seiner Niederlage bei den Gouverneurswahlen 1962 liess sich der am Boden zerstörte Nixon neben seinen Sitzungen bei Dr. Hutschnecker auch von einer Psychoanalytikerin behandeln. Im Zusammenhang mit Watergate nehmen seine paranoiden und depressiven Symptome stark zu. Nixons Verwirrtheit hat auch zu tun mit seiner unkontrollierten Einnahme von Dilantin, einem Epilepsiemittel, das gegen Angstzustände, Schuldgefühle und Depressionen wirkt, aber Verwirrung und Gedächtnisverlust auslösen kann. Millionär Jack Dreyfus, über den Dreyfus Funds einer der wichtigsten Geldgeber für die Wahlkämpfe, gibt ihm dieses Medikament seit 1968, in Tausenderpackungen. Zudem trinkt der in seinem engeren Umfeld genannte "madman" massiv, wenn er unter Druck steht, und benutzt seit den 40er Jahren Schlaftabletten und Amphetamine. Aber, wie Justizminister Elliot Richardson meint, ein gesunder Mensch wird kaum je Präsident der Vereinigten Staaten.

Neben der Gefahr, dass der unzurechnungsfähige Nixon einen Nuklearkrieg starten könnte, besteht die Möglichkeit, dass Nixon das Militär im Inland einsetzt: General Robert Cushman, Nixons Sicherheitsberater während seiner Vizepräsidentschaft, wurde danach zum CIA-Vizedirektor ernannt und arbeitet eng mit E. Howard Hunt zusammen. Als Präsident machte ihn Nixon zum Kommandant der Marine-Einheiten, die in der Nähe des Weissen Hauses stationiert sind, womit er im Generalstab sitzt. Es könnte aber auch ein Militärputsch stattfinden: Alexander Haig will kurz vor Nixons Rücktritt die 82nd Airborne Division, wie bei den Antikriegsdemonstrationen am Anfang der Präsidentschaft, ins Weisse Haus holen, um den Präsidenten "zu beschützen", was Schlesinger und Kissinger offenbar verhindern können. Haig befiehlt dem Army CIC Untersuchungsbeamten Russell Bintliff, Nixons vermutete Beziehungen mit der Mafia zu untersuchen. Nixon erhielt für seinen Wahlkampf grosse Summen Geld aus dem Fernen Osten von CIA-Kreisen, die mit Drogenhändlern im Südostasien zusammenarbeiten.

Am 1.3.74 klagte die Watergate Grand Jury John Mitchell, H. R. Haldeman, John Ehrlichman, Gordon Strachan, Charles Colson, Robert Mardian und den Anwalt Kenneth Parkinson wegen Verschwörung zur Behinderung der Justiz an. Noch im April versuchte Nixon mit der Herausgabe bestimmter Transkriptionen den Skandal zu kanalisieren. Am 9.5. begann das House Judiciary Committee eine Untersuchung der Amtsführung und sammelte in zwei Monaten 19 Bände an Beweismaterialien. Richard Kleindienst bekannte sich am 16.5., Colson am 3.6. und Ehrlichman am 12.7. für schuldig.

Henry Kissinger und Alexander Haig vereinbarten, dass Nixon zurücktreten müsse, worauf Haig dem neuen Vizepräsidenten Ford mitteilte, er solle sich auf die Amtsübernahme vorbereiten. Am 23.7. rief Nixon George Wallace an, der zu Recht vermutet, dass Nixon ihn 1972 umbringen lassen wollte, und fragte ihn, ob er noch auf seiner Seite stehe, was Wallace verneinte. Am folgenden Tag bestimmte das Oberste Gericht einstimmig die Herausgabe der Bänder, und drei Tage später beschloss das Justizkomitee die Eröffnung eines Impeachmentverfahrens gegen den Präsidenten.

George Bush, Vorsitzender der Republikaner, plottete seit einiger Zeit gegen Nixon in der Hoffnung, dass Ford dann ihn zum Vizepräsidenten ernennt und setzt noch vor Nixons Rücktritt sein Netzwerk an die Lobby-Arbeit. Nixon und Gerald Ford schliessen am 6.8.74 ein Abkommen: Nixon tritt zurück und vernichtet alle Tonbänder und Akten. Ford wird am 8.8. Präsident, schützt Nixon und hilft ihm bei der Vertuschung der Affären. Ford verzeiht Nixon öffentlich "alle kriminellen Taten, die er vom 20.6.69 bis zum August 1974" begangen hat.
25 Beamte des Weissen Hauses, davon 4 Minister, werden verurteilt. Aufgrund eines Lungenhämatoms muss der gestürzte Präsident nicht einmal als Zeuge vor dem Gericht erscheinen. Nixon versteckt sich nach seinem Abgang mehrere Monate in San Clemente. Der erste Ort, den er danach aufsucht, ist das von Mo Dalitz gebaute La Costa, ein beliebter Aufenthaltsort der Mafia und des verstorbenen Earl Warren. Die Beziehung von Warren und Nixon bleibt ungeklärt, weil der Inhalt des Aktenordners "Korrespondenz mit Richard Nixon" bei Warrens Tod am 7.9.74 gestohlen wird. Nixon trifft sich im La Costa mit Teamsterpräsident Frank Fitzsimmons, Tony Provenzano, Jack Presser, Allen Dorfman und Jim Braden.

Der Freimaurer Gerald Ford ernennt Nelson Rockefeller zu seinem Vizepräsidenten. Damit ist zum ersten Mal in der Geschichte der USA eine offensichtlich nichtgewählte Regierung an der Macht. Man kann annehmen, dass Rockefeller hinter der Intrige gegen Agnew und des Skandals um Watergate steckt. Der Milliardär und Direktor der Federal Reserve Bank of New York ernennt den neoliberalen Wirtschaftsprofessor Alan Greenspan zu seinem Berater. Rockefeller und Greenspan senken die Gewinnsteuer für Firmen und die Einkommensteuer für Reiche und beginnen die Aufweichung des Glass-Steagall Acts von 1933, der das Trennbankensystem begründete und damit eine lange Phase wirtschaftlicher Stabilität ermöglichte. Bill Clinton wird den Glass-Steagall Act 1999 völlig abschaffen und 2000 den Derivate-Handel vollständig deregulieren. Der Neoliberalismus bewirkt, dass der Lebensstandard der Bevölkerung in den USA und in Europa ab 1980 stagniert und ab 2000 sinkt.
1976 versucht ein Kongressausschuss unter Leitung von Henry S. Reuss die Eigentümerstruktur der FED aufzudecken und kommt zum Schluss, dass FED-Aufsichtsräte eine kleine und höchst vernetzte Elite, die die Wirtschaft beherrschen. Sie werden aus wenigen Bankenholdings, Firmen und Universitäten rekrutiert. Nicht nur amerikanische Banken und Firmen, sondern auch der Bank of England und den Privatbanken N M Rothschild und J. Henry Schroeder wird ein grosser Einfluss auf die FED zugesprochen. Allerdings schafft es nicht einmal die Kongresskommission, direkten Einblick in die Aktionärsverhältnisse des Federal Reserve Systems zu bekommen.

Seine enge Verflechtung mit Nixon und Watergate wurde Bush zum Verhängnis, weil Ford verhindern muss, dass George Bush (für ein wichtiges Exekutivamt) vor einem Bestätigungshearing erscheint. Als Vertreter des Präsidenten in China, mit dem erst 1979 diplomatische Beziehungen aufgenommen werden, entgeht Bush einer Befragung und kommt möglichst weit weg von Watergate. Sein Vorgänger David K.E. Bruce war OSS-Europachef, und seine Geliebte Jennifer Fitzgerald gehört zu seinem Personal in Peking.

Eine der Folgen des Watergate-Skandals ist ist die Annahme des Freedom of Information Acts 1974 durch den Kongress, der die Akteneinsicht in amtliche Dokumente garantiert. Die Bürgerrechtsbewegung Sunshine Movement setzte durch, dass alle mit Steuermitteln geschaffenen Unterlagen sollen von den Steuerzahlern eingesehen werden können. Auch die CIA und das Pentagon konnten die Offenlegung nicht verhindern, was in den Geheimdiensten für helle Aufregung sorgt und zur Vernichtung eines grossen Teils von belastenden Akten und Verheimlichung mittels anderen Bezeichnungen führt. Trotzdem werden viele der Untaten der CIA wie die Menschenversuche dadurch publik. Unter Reagan werden die Akteneinsichtsmöglichkeiten eingeschränkt, indem Zensoren eingesetzt und viele Akten als top secret reklassifiziert werden. Akten zum Iran werden im grossen Massstab vernichtet.
Albert Wohlstetter von der Rand-Corporation bläst den Auftakt zu einer Konfrontationspolitik, indem er behauptet, die CIA unterschätze die Bedeutung der in Europa stationierten Raketen der UdSSR. Sein Schwiegersohn Richard Perle, Donald Rumsfeld und Richard Cheney propagieren dieses Bedrohungsszenario, das vom Watergate-Skandal ablenken soll.

Quellen: Weberman (20): 69-81, (21): 15-55, (22): 7, 17, (23): 2, Summers (2000): 88-99, 137, 141-145, 160f, 164, 282-284, 317f, 395-401, 444ff, 467-482, Groden/ Livingstone: 318, Best: 74, 89, Lynns: 2, Bartholomew: 57, Scott (1993): 306, Griffith (1996): 8, Davis (1988): 369, Brown/ Broeske: 356-360, Wolff 2014: 133f.


Howard Hughes top

Ehrlichman, Haldeman und Colson geben die Schuld an der Aufdeckung von Watergate der CIA. Aber viele Untersuchungsbeamte des Senate Watergate Committee unter Sam Ervin sind überzeugt, dass Howard Hughes der Schlüssel zum Verständnis des Skandals ist, weil der Einbruch in das Büro des Hughes-Lobbyisten Lawrence O'Brien stattfand. Unter Druck von Senatoren, die auf der Lohnliste von Hughes stehen, werden im 46-seitigen Schlussbericht diese Passagen gestrichen. Ford nimmt im Oktober 1974 von einer Auslieferung Howard Hughes von den Bahamas Abstand.

Aufgrund des katastrophalen Erdbebens in Managua wurde Hughes am 23.12.72 nach Fort Lauderdale geflogen, wobei Chester Davis dank seinen Beziehungen zum Weissen Haus verhindern konnte, dass Hughes vom IRS in die Mangel genommen wurde. Danach flog er nach London weiter. Nach Jahren des Justizkampfs konnte dank Nixon am 10.1.73 der TWA-Verkauf endgültig abgeschlossen werden. Aufgrund der Intervention des Fliegerkollegen Jack Real verlieren die Mormonen den exklusiven Zugang zu Hughes, der sich schnell erholt und von Mai bis Juli 1973 selbst wieder viermal ein Flugzeug fliegt, bis ein Sturz im Badzimmer ihn wieder zu den Drogen und ins Bett zurückbringt.

Robert Maheu gewann unterdessen seinen Verleumdungsprozess über $17,5 Mio. gegen Howard Hughes. Am 5.6.73 wurde in Hughes Hauptquartier an der 7000 Romaine Street in Hollywood eingebrochen, wobei verschiedene Büros mit Schlüsseln geöffnet wurden, und 10'000 von Hughes Memo-Papieren im Zusammenhang mit der CIA und mit Nixon verschwanden.

Am 11.2.76 siedelt Hughes mit 6 Mitarbeitern seines Teams von den Bahamas nach Acapulco über. Um die Kontrolle über sein Imperium, das $75'000 Gewinn pro Stunde abwirft, zu behalten, wird Hughes von seinen Mormonen zu Tode gedopt. Diese erhöhten ihre Saläre auf $100'000 und gaben seit 1970 $367'579 der Summa für dubiose Käufe und Investitionen aus, womit die Firma etwa $100 Mio. verlor. Gleichzeitig verschwanden Bargelder, Regierungsanleihen und Anlagezertifikate im Wert von etwa $1 Mia. von Hughes Konten. Mormone Frank William Gay plant, in einer Palastrevolution die Summe mit Jack Real zu teilen. Real telefoniert Dr. Wilbur Thain am 3.4.76, um ihn notfallmässig nach Acapulco zu holen. Nachdem Hughes Chefarzt an einer Party auf den Bahamas teilnahm und Dokumente schredderte, gibt er Hughes zwei Tage später eine tödliche Dosis Codein. Thain ist der Schwager von Bill Gay und lieferte in den letzten beiden Jahren für $300'000 Medikamente für Hughes.

Während der Leichnam in die USA geflogen wird, plant das mexikanische Justizministerium eine Klage wegen Mordes und Kidnapping, weshalb Thain behauptet, Hughes sei erst auf dem Flug über Texas gestorben. Die Klage wird wegen Druck der US-Regierung und des Bundesstaates Texas fallengelassen. Hughes, der zweitreichste Mann in den USA nach J. Paul Getty, hinterlässt ein Vermögen von $2 Mia, ohne dass eine Untersuchung seines Todes durchgeführt wird. Da sein Testament vernichtet wurde, versuchen 400 angebliche Erben, an das Geld heranzukommen. Der bekannteste ist der Mormone und Tankstellenbesitzer Melvin Dummar, der ein gefälschtes Dokument vorlegt. Nach einem langen Gerangel an den Gerichten mit 3 Prozessen am Obersten Gericht erben 22 Cousins sein Imperium. Cousin Lummis Hughes übernimmt die Summa Corporation und entlässt unter anderem auch Bill Gay und Chester Davis. General Motors kauft 1985 das Hughes Medical Institute mit der inkorporierten Hughes Aircraft für $5 Mia.

Quellen: Groden/ Livingstone: 318, 435, Weber: 65, Thomas, Best: 56, 89-91, 95ff, Lynns, Sussman: 293-298, Karel (2), Tarpley/ Chaitkin: 185-209, 233-139, Afterbach, Summers (2000): 474-485, Brown/ Broeske: 1-4, 345f, 368-383, Golub (2003).

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Und sollte ich vergessen haben, jemanden zu beschimpfen, dann bitte ich um Verzeihung!
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Teil 9 (Juli 1964 bis September 1968)

Dieser Teil der Chronik behandelt die Präsidentschaft von Lyndon Johnson, den Vietnamkrieg, den Garrison-Prozess und die Ermordungen von Martin Luther King und Robert Kennedy.

Zentrale Themen und Personen:
Vietnamkrieg, Wahlkampf von Lyndon Johnson, Bestechungen und Abhörungen, Carlos Marcello, Martin Luther King, Jimmy Hoffa, Mordpläne gegen Castro, Ermordung von Malcolm X, Invasion der Dominikanischen Republik, Weltraumspionage, Sturz von Sukarno in Indonesien, Atombomben und Sturz in Ghana, Mafia, Papst und Politik, Michele Sindona, Mafiagipfel, Howard Hughes, Jim Garrisons Untersuchung, David Ferrie, Garrison-Prozess, Jimmy Hoffa, Ermordung von Ernesto Che Guevara, CIA gegen Kuba, Neue Linke und Black Panther, Obristenputsch in Griechenland, Israel und Palästinenser, OPEC und GaddhafiIsrael und Palästinenser, OPEC und Gaddhafi , Ermordung von Martin Luther King, Raul Pereira, James Earl Ray, Black Panther, Morddrohungen gegen Robert Kennedy, Ermordung von Robert Kennedy, Sirhan Bishara Sirhan, Thane Eugene Cesar, Khaibar Khan, Aristoteles Onassis und Jackie Kennedy.




Juli 1964 Vietnamkrieg

Der neue Präsident Lyndon Johnson änderte am 26.11.63 die Vietnampolitik und annullierte Kennedys Rückzugsbefehl mit dem NSAM 273, wobei mit der Verlegung der Aktionen in den Norden Vietnams die Kriegseskalation eingeleitet wurde. Bemerkenswert ist, dass der Entwurf von NSAM 273 bereits am 21.11.63 geschrieben wurde. Johnson steht seit 1961 auf der Seite des Generalstabs, besonders von Air Force General Curtis Le May, der im Gegensatz zu Kennedy mehr Kampftruppen nach Asien verlegen wollte. Die Militärs hintergingen Kennedys Entscheidung, indem sie die Truppen als Trainingspersonal für die südvietnamesische Armee umbenannten und versuchten, ihn mit unrealistisch optimistischen Berichten zum Einsatz zu bewegen, während Johnson mit authentischem Material beliefert wurde. Johnson sagte den Joint Chiefs am am 26.11., dass sie ihren "verdammten Krieg" bekommen, wenn er Präsident bleibe.

Im Februar 1964 schickte Johnson CIA-Kommandoteams nach Nordvietnam, die Brücken und Hafenanlagen sprengten, Truppen und Dörfer bombardierten und Nordvietnamesen zwecks Informationsgewinnung entführten. Druck zum Krieg kommt auch vom American Security Council, in dem antikommunistische Aktivisten wie William Pawley, Charles Willoughby oder Robert Morris sitzen, und der finanziert wird von Waffenfirmen wie General Electric, Lockheed, Motorola, Honeywell oder General Dynamics. Weitere Unterstützung für einen Kriegseinsatz kommt von rechtsextremen Organisationen wie der Christian Crusade von Billy James Hargis.

Im Golf von Tonking wurden am 31.7.64 zwei US-Zerstörer angeblich von zwei nordvietnamesischen Schiffen angegriffen. Tatsächlich kamen die Schüsse von einer CIA-Guerillatruppe, die mit schwer bewaffneten, schnellen PT-Booten geheime Überfälle auf Nordvietnam unternahmen. Bisher hatte sich der US-Kongress immer geweigert, einem Einsatz von Truppen gegen Nordvietnam zuzustimmen. Nach der "hinterhältigen Aggression" erlaubte der Kongress mit der Annahme der Tonking-Golf-Resolution die Bomber-Angriffe gegen Militäranlagen und Ölanlagen, die am 2.8.64 beginnen, sowie den Grosseinsatz von Truppen. Johnson beauftragt Hoover, Dreckmaterial über einen der Senatoren zu suchen, der gegen die Tonking-Golf-Resolution stimmte.
Lyndon Johnson, dessen Popularitätsrate von 42% auf 72% hochschnellt, meint über die Erfolge einem Journalisten gegenüber: "Ich habe Ho Chi Minh nicht nur flachgelegt, ich habe ihm seinen Schnabel abgeschnitten." Da CIA nur einen einzigen Agenten in die National Liberation Front einschleusen konnte, schnauzt Johnson CIA-Direktor John McCone an: "Ich dachte, ihr hättet überall Leute drin und wüsstet alles, und jetzt wisst ihr nichts von diesen lausigen Ärschen in einem Land der vierten Klasse. Ihr braucht bloss einige chinesische Kulis von einer Wäscherei in San Francisco dorthin zu bringen und einzusetzen." Die CIA beginnt mit der Rekrutierung und Ausbildung der Nungs, der chinesischen Bergstämme in Vietnam.

In der Nähe der chinesischen Grenze werden 70'000 chinesische Soldaten in Nordvietnam stationiert, was bewirkt, dass die Amerikaner sich nicht getrauen, allzuweit in den Norden vorzustossen. Aufgrund der Koreaerfahrung wird eine konventionelle Invasion Nordvietnams nie in Betracht gezogen. 1964 sterben 146 US-Soldaten und über 1000 werden verwundet.

Richard Nixon traf sich im April in Phouc Binh mit Pater Nguyen Lao Hoa, der für Edward Lansdale Widerstandsgruppen gegen den Vietcong organisiert und die Freilassung von gefangenen US-Soldaten gegen Gold arrangiert. Nixon, mit Lansdale befreundet, verhandelte in einer Geheimmission mit einem Vietcong-Offizier die Freilassung von 5 Soldaten, die in Kambodscha ebenfalls gegen Gold getauscht werden. Der ehemalige Vizepräsident empfahl schon früh die Entsendung von US-Truppen in Vietnam und ist dem Einsatz von Nuklearwaffen nicht abgeneigt.

Nicht lange nach den ersten Kampftruppen treffen Leute von Santo Trafficante in Vietnam ein, die den Heroinhandel mitaufbauen und mit illegalen Devisentransaktionen geschäften. Einer der Männer kann sich als Agent für amerikanische Firmen etablieren, die die Army Service Clubs beliefern. Ohne Schmiergelder läuft in Vietnam nichts. Die amerikanischen Ölfirmen zahlen selbst Schutzgelder an die NLF, um die amerikanischen Truppen mit Öl beliefern zu können.

Im Februar 1965 startet mit der Operation ROLLING THUNDER die flächendeckende Bombardierung Nordvietnams durch die USA, ohne Kriegserklärung. Peking bietet Hanoi die Entsendung von Truppen an, was Ho Chi Minh ablehnt. Innerhalb von 9 Monaten kommen 180'000 Kampftruppen nach Vietnam, und die Kriegskosten steigen von $500'000 pro Jahr auf $2 Mia. pro Monat. Gleichzeitig kontrolliert der Vietcong bereits 90% des Mekongdeltas.
Um ihre Deckung zu zerstören, wird 1965 die amerikanische Sondereinheit 406 für die Entlaubung der Wälder und Büsche nach Vietnam verlegt. Neben den schweren Bombardierungen durch B-52 werden über 5 Mio. Tonnen Herbizide versprüht, wovon 65% das krebserregende Dioxin enthalten. TCDD ist 67'000mal giftiger als Zyankali, aber billig herzustellen. Trotzdem kostet der Giftkrieg mindestens $300 Mio. und führt dazu, dass neben der Dow Chemical und Monsanto auch Hercules, BASF, Hoechst und Bayer ihr Chemiewaffen-Know-how reaktivieren. Monsanto wurde 1901 als Chemiefirma in St-Louis gegründet und avancierte im 2. Weltkrieg zu einer wichtigen Lieferfirma für das Militär. Monsanto-Mitarbeiter waren entscheidend an der Entwicklung der ersten Atombombe beteiligt. Trotz den 500 Toten bei einer Explosion 1947 in Texas prosperierte die Firma weiterhin. 1949 flog eine ihrer Fabriken in Nitro, West-Virginia in die Luft, wobei Dioxin freigesetzt wurde. Seither kennt man die Wirkung von Dioxin, auch wenn Monsanto die Ergebnisse von Studien zur Gefährlichkeit von Dioxin fälscht. Monsanto gehört zu den Hauptlieferanten des Agent Orange (Dow Chemical, Hercules Inc. und Occidental Chemical sind die anderen Produzenten der Pflanzengifte).
Fast die Hälfte des südvietnamesischen Territoriums und zwischen 2 und 5 Mio. Vietnamesen werden mindestens einmal direkt dem chemischen Regen ausgesetzt. 30'000 Km2 werden entlaubt und nachhaltig vergiftet. Die Zerstörung des Dschungels und die Vernichtung der Ernten vertreiben Hunderttausende von Menschen aus ihren Dörfern. 1966 sind etwa 2 Mio., 1967 etwa 3 Mio. Südvietnamesen auf der Flucht. 1959 exportierte Südvietnam noch 250'000 Tonnen Reis, 1968 müssen fast 1 Mio. Tonnen aus den USA importiert werden. Am 26.6.69 veröffentlicht die Saigoner Zeitung Tin Sang einen Bericht über die hohe Zahl von Missgeburten in einer Provinz, die häufig mit Agent Orange (insgesamt zwischen 44 und 51 Mio. Liter abgeworfen) besprüht wurde. Die Zeitung wird sofort verboten. Nach Mussolinis Gaskrieg gegen Abessinien 1936 und dem japanischen Gaskrieg in der Mandschurei 1941 ist Vietnam der dritte grosse chemische Krieg seit der Ächtung der Anwendung chemischer Waffen durch das Genfer Protokoll 1925. Die USA treten diesem Abkommen erst 1975 als 95. Staat bei, bleiben aber die einzige Nation, die gegen eine Resolution des Verbots der Produktion und Entwicklung neuer chemischer Waffen stimmt. Monsanto leugnet die Gefährlichkeit des Agent Orange bis heute und fälscht Dokumente, um keine Entschädigungen zahlen zu müssen. 1997 lagert Monsanto die Chemieproduktion in Solutia aus, um mit dem Agrarbusiness und Gentechnologie identifiziert zu werden.

Ende 1966 kämpfen 200'000 US-Soldaten mit einem Durchschnittsalter von 19 Jahren im Vietnamkrieg, der bis dann offiziell bereits $21 Mia. verschlungen hat. Die Rüstungsaufträge für das Engagement in Vietnam belaufen sich auf insgesamt $240 Mia, und weitere $300 Mia. betragen die übrigen Kosten. Die USA experimentieren von 1966 bis 1972 mit dem Projekt POPEYE mit ökologischen Waffen, die die Monsunzeit verlängern sollen, damit die nordvietnamesischen Truppen in Dreck steckenbleiben. Aufgrund dieser Versuche verbietet die UNO-Konvention vom 10.12.76 den Gebrauch von "Umweltwaffen", die auf Wetter-, Klima- oder Atmosphärenmanipulation abzielen.

Opium wird in der Finanzierung der südvietnamesischen Armee, von der jährlich ein Viertel der Soldaten desertieren, ein wichtiger Faktor. Im Süden unterstützen die Amerikaner Oberst Nguyen Cao Ky, der mit der CIA in Nordvietnam Sabotageaktionen und in Südvietnam den Opiumtransport durchführt. 1965 wird er von General Nguyen Van Thieu zum Ministerpräsidenten Südvietnams und Kys Mitarbeiter General Nguyen Ngoc Loan zum Chef des Geheimdienstes und der Polizei ernannt. Als dieser vor laufenden Kameras einen Vietcong-Verdächtigen einfach abknallt, gehen die Bilder durch die Weltpresse.

Mithilfe der Syndikate, der Meo-Armee unter General Vang Pao und der laotischen Armee unter General Ouane Rattikone kontrollieren Loan und Ky 90% des Heroinhandels. Vang Pao baut in Long Tieng eine riesige Fabrik für Heroin, das mit der CIA-Fluglinie Air America ausgeflogen wird. Ein Teil des Stoffs wird nach Südvietnam gebracht und den GIs verkauft, von denen 15-20% als Heroinsüchtige nach Hause kommen. Ein weiterer Teil wird nach Bezahlung der Steuern an die Korsen in Europa verschifft.
Seitens der CIA sind dabei William Colby, Edward Lansdale, Ted Shackley, Thomas Clines, Edwin Wilson, Lucien Conein, Richard Secord, Richard Armitage, John Singlaub, Felix Rodriguez, Barry McCaffrey und Oliver North beteiligt, die alle im Iran-Contra-Skandal wieder auftauchen. Felix Rodriguez wurde als Mitglied des "Grey Team" zur Vorbereitung der Schweinebucht-Invasion nach Kuba geschleust, ist an der Ermordung Che Guevaras beteiligt und untersteht beim Iran-Contra-Geschäft Donald Gregg und George Bush. Theodore Shackley, der Chef der JM/WAVE Station, ist mit Richard Armitage in Bangkok und arbeitet 1979 und 1980 für die Vizepräsidentschaftskampagne von Georg Bush. Armitage wird 2001 der stellvertretende Aussenminister von George W. Bush. Barry McCaffrey wird 1996 Bill Clintons oberster Drogenjäger und liefert, da die "transnationalen marxistischen Bewegungen ... nun zu internationalen kriminellen Vereinigungen und Drogenguerilla-Truppen wurden", Waffen zur deren Bekämpfung an Bolivien, Brasilien, Argentinien, Mexico, Honduras, Guatemala, Peru, El Salvador, Kolumbien, Pakistan, die Philippinen, Taiwan und Burma.

1967 setzen die Amerikaner Wahlen in Südvietnam durch. Da Kommunisten und Regierungsgegner von den Wahlen ausgeschlossen sind, kann sich nur ein Drittel der Bevölkerung registrieren lassen. Viele der Wähler sind Analphabeten, und nicht weniger als 502 Kandidaten stehen zur Auswahl. Staatschef Nguyen Van Thieu wird zum Staatspräsidenten, Premierminister Nguyen Cao Ky zum Vizepräsidenten "gewählt".

Im Juni 1967 wird die ultrageheime Military Assitance Group Vietnam - Studies and Observation Group gegründet, deren Chef John K. Singlaub ist und bei der Thomas Shackley und Thomas Clines Schlüsselrollen spielen. Die MAGV-SOG supervisiert den Drogenhandel und das PHOENIX-Programm. Singlaub begann seine Karriere bei der OSS in China, wurde 1951 Chef der CIA-Station in Seoul und 1966 Chef der Spezialoperationen in Vietnam. 1978 enthebt ihn Präsident Jimmy Carter seines Postens in Seoul, weil er die militärischen Rückzugspläne aus Südkorea öffentlich kritisiert. 1980 leitet er das American Council for a Free World und die World Anti-Communist League, die von der Moon-Sekte finanziert wird und für ihre antisemitische, rassistische pro-Nazi-Propaganda bekannt ist. Beide Organisationen treiben Geld für die Guerillas in Nicaragua, Mozambique und Angola auf.

1964 begann der der US-Botschafter und spätere CIA-Direktor William Colby das PHOENIX-Programm aufzubauen, um Mitglieder der zivilen Infrastruktur der National Liberation Front zu neutralisieren. Da sich die verhafteten und befragten NLF-Mitarbeiter trotz Folter schwer von der übrigen Bevölkerung unterscheiden lassen, werden viele Unbeteiligte von südvietnamesischen Soldaten der Provincial Reconnaissance Units im Auftrag der CIA-Berater umgebracht. Das Programm wurde vom ehemaligen CIA-Agenten und NSC-Mitglied Robert Komer entworfen und von Präsident Johnson abgesegnet. Nixons Kommunikationskanal zum Programm läuft über John Paul Vann. Für die Identifizierung, die zur Verhaftung eines lebenden zivilen Vietcongs führt, wird ein Kopfgeld von $11'000 bezahlt, für einen toten die Hälfte. Lebende Vietcongs werden gefoltert, indem ihnen ein Holzpflock von fünfzehn Zentimeter Länge in den Gehörgang getrieben wird. In Südvietnam werden Konzentrationslager eingreichtet, in denen nach einem Bericht von "Amnesty International" 1972 zwischen 200'000 und 300'000 politische Gefangene gefoltert werden. Das berüchtigtste KZ mit 10'000 Gefangenen befindet sich auf der Insel Con Son, wo sie zur Folter in Tigerkäfige gesperrt werden (die Vorlage der Guantánamo-Käfige). Frauen werden vergewaltigt, während Männer und Kinder zusehen müssen. Daneben gibt es sogenannte ‚Luftvernehmungen', bei Vietcongverdächtige in einem Helikopter befragt werden. Um sie zum Reden zu bringen, wird ein nicht mehr benötigter Gefangener in 500 Fuss Höhe nach einer Scheinvernehmung aus dem Helikopter gestossen.

Ein grösseres Problem als die durchsickernden Berichte über die persönliche Verwicklung von Vizepräsident Nguyen Cao Ky und Polizeichef Nguyen Ngoc Loan in den Opiumgrosshandel wird die Rivalität von Ky und Präsident Nguyen Van Thieu. Es geht dabei um die Kontrolle von Geheimdienst und Unterwelt Südvietnams, das heisst um die lukrativen Geschäfte. Eine Serie von Morden dezimiert den engeren Kreis um die beiden.

Der Vietcong nutzt diesen internen Machtkampf und startet am 1.2.68 die Tet-Offensive. Tet ist der bedeutendste religiöse Feiertag, was der National Liberation Front erlaubt, heimlich 5 Bataillone Soldaten nach Saigon zu bringen. Gleichzeitig mobilisiert die NLF im ganzen Land 84'000 Männer gegen südvietnamesische Gegner. Amerikaner werden kaum angegriffen, abgesehen von der eroberten Botschaft in Saigon, wo alle Amerikaner umgebracht werden. Die Hoffnung der Vietcong, dass die breit angelegte Offensive zu einem allgemeinen Volksaufstand führen würde, erfüllt sich jedoch nicht. Die USA bombardieren daraufhin die besetzten Städte, Stadtviertel und Dörfer. Nach drei Wochen kann die Offensive an vielen Orten zurückgeschlagen werden. Der Vietcong verliert 40'000 Kämpfer, was ein harter Rückschlag bedeutet, und zwei Millionen zusätzliche Flüchtlinge sind unterwegs. Die Tet-Offensive zeigte erstmals die Schlagkraft des Vietcong und entlarvte Johnsons Reden vom nahen Sieg als blosse Propaganda. Als Reaktion auf diese Offensive werden die US-Soldaten um 200'000 auf 543'000 aufgestockt, was Bobby Kennedy zu einer harten Kritik an Lyndon Johnson veranlasst. Verteidigungsminister Robert McNamara empfiehlt die Reduktion der Bombardierungen Nordvietnams, die in dem fast vollständigen Agrarland wenig bewirkten. Als "einen Haufen Scheisse" bezeichnet Johnson diese Empfehlung und setzt McNamara ab. Aber am Wahltag (31.10.68) stoppt er die Bombardierungen, angeblich weil die Russen versichern, Nordvietnam wolle Verhandlungen. Als Reaktion auf die Tet-Offensive kommt es zu Racheakten wie im Dorf My Lay (Binh Tay und Xom Lang), wo US-Soldaten am 16.3. statt Guerillas nur 504 Frauen, Kinder und alte Männer finden und 347 davon niedermetzeln. Brandstiftungen, Vergewaltigungen, Massaker und sadistische Spiele der GIs wie das Herauswerfen der Gefangenen aus dem Helikopter sind alltäglich. Die Special Forces rühmen sich, dass ihre Abschussquote 22-mal höher sei als die eigene Verlustrate. Allerdings wird die erwünschte ‚kill ration' hinauf geschraubt, so dass ein toter Amerikaner mit 100-150 toten Vietnamesen beglichen werden soll. Zur Belohnung für die Erreichung der Rate gibt es Sonderurlaube in thailändischen Bordellen. 90% der Artilleriebeschüsse richten sich nicht gegen die Vietcong-Kämpfer, sondern treffen wahllos Dörfer und die Infrastruktur des Landes. Das Rekrutierungsalter der südvietnamesischen Armee wird auf 18 gesenkt, und die Dörfer bekommen Gewehre zur Selbstverteidigung gegen den Vietcong. Bisher wurde dies verweigert aus Angst, die Waffen könnten sich gegen die eigene Regierung wenden.
Da sich bei derTet-Offensive viele zivile Vietcong exponierten, läuft das PHOENIX-Programm danach auf Hochtouren. In den nächsten drei Jahren werden nach US-Angaben 20'587, laut südvietnamesischer Regierung 40'994 Verdächtige getötet. Beide Angaben sind untertrieben.

Der Machtkampf an der südvietnamesischen Regierungsspitze wird kurz darauf gelöst: General Loan fällt am 5.5. wegen einer schweren Verwundung aus, angeblich von einem Vietcong verursacht. Während der Stabssitzung von Ky am 2.6. erscheint ein US-Helikopter und bombardiert das Gebäude, wobei nur der anwesende Bürgermeister von Saigon schwerverletzt überlebt. Präsident Thieu ersetzt einige Offiziere des Geheimdienstes und hat somit das Geschäft unter eigener Kontrolle.

Die USA engagieren sich nicht nur vermehrt in Asien, sondern auch in ihrem Hinterhof, wo sie mit den Verteidigungsministerien der zentralamerikanischen Staaten den Zentralamerikanischen Verteidigungsrat CONDECA zur Stärkung ihrer Hegemonie bilden. CONDECA-Truppen werden zur Verteidigung der Diktaturen in Nicaragua, Guatemala und El Salvador eingesetzt. 1965 koordiniert die CONDECA in Guatemala eine "Guerilla-Säuberungsaktion", bei der gegen 20'000 Zivilisten getötet werden.

Quellen: Scott (1993): 8, 24ff, 215f, Groden/ Livingstone: 422ff, 470ff, Rose: 2, Gerlach: 6f, Karel (1), Hamilton-Paterson (1971): 148ff, Best: 66-78. Kohn/ Meinke: 41-46, Russel (2000), Summers (2000): 288-300, Grill (1998a), Gremliza (1978b), Eike, Potter, Abramovici/ Decornoy, Dehnhardt, Kappstein, Nature Bd.422: 681, Levin, Afterbach: 7, Tarpley/ Chaitkin:351f, Bovet/ Ploye, Wiedemann: 6f, Schulz: 371-374, Ladwig, Greiner.


August 1964 Wahlkampf top

Beginn des Wahlkampfes von Lyndon Johnson und Barry Goldwater. Auch der Präsident hat einige Geheimnisse wie den Wahlbetrug von 1948, als er in den Senat gewählt wurde, die ihn erpressbar machen. J. Edgar Hoover weiss von Insidern von den Schmiergeldern, die Johnson reich machten, und seiner Verwicklung im Billie Sol Estes-Betrugskandal, den Hoover 1962 unterdrücken half. Hoover kennt auch Johnsons Frauengeschichten, vor allem seine 20jährige Beziehung mit Madeleine Brown, die ihren Sohn Steve von ihm hat.

Hoover stellt Johnson FBI-Agenten als persönliche Polizeitruppe zur Verfügung: 31 FBI-Agenten überwachen den Parteitag der Demokraten in Atlantic City mit Wanzen in Hotelzimmern und mittels Telefonanzapfungen, weil Johnson, vor allem wegen Robert Kennedy, um seine Wiederwahl fürchtet. Die meisten Agenten sind mit Presseausweisen ausgestattet und treten als NBC-Reporter auf, mit Bewilligung des NBC-Managements. Walter Lippmann fragt sich nach der Nomination Johnsons, wie dieser es wohl geschafft habe, eine so vollständige Kontrolle über den Parteitag zu erlangen.

Da der Republikaner Barry Goldwater in einem privaten Gespräch mit einem ehemaligen FBI-Agenten sagte, er würde Hoover entlassen, lässt Hoover den Präsidentschaftskandidaten abhören und versorgt Johnson mit Material über seine politischen Gegner, welches der Präsident explizit anfordert. Johnson leidet an einer Kommunismusphobie und lässt sogar seinen Vizepräsidentschaftskandidaten Hubert Humphrey vom FBI überprüfen. Als Gegenleistung setzt Johnson für Hoover das Gesetz, dass Staatsangestellte spätestens mit 70 pensioniert werden müssen, für unbestimmte Zeit ausser Kraft. Bereits Roosevelt liess sein Büro und sein Telefon im Weissen Haus abhören, und Eisenhower benutzte ein verstecktes Dictafon für die Aufnahme von Meetings. Nun lässt Johnson ein umfassendes Abhörsystem einrichten, das vom Militärbüro betrieben wird.

Richard Nixon kandidiert nicht, weil er erst 1968 mit der Unterstützung der grossen Machtkoalition rechnen kann und erleichtert dadurch Johnsons Wiederwahl.
Nachdem sich sein Konkurrent Russell Prior aus unerklärlichen Gründen zurückzog, wurde George Bush 1963 zum Vorsitzenden des Harris County Republican Executive Committee gewählt. In seinen Stab berief er unter anderem Anthony J.P. "Tough Tony" Farris, der, von Nixon zum United States Attorney in Houston ernannt, als Richter im Prozess Pennzoil gegen Texaco Bushs Freund J. Hugh Liedtke die absolute Rekordentschädigungssumme von über $11,1 Mia. zuspricht.
Bush kandidiert auf der Goldwater-Linie für den Kongress gegen den liberalen Ralph Yarborough, indem er eine rassistische Kampagne gegen die Bürgerrechte führt. Obwohl Gordon McLendon für Bush als demokratischer Gegenkandidat operierte, über ein grosses Budget verfügte und Yarborough mit dem Billie Sol Estes-Skandal anschwärzte, und obwohl der Reader's Digest einen Monat vor den Wahlen eine Verleumdungsstory über Yarborough wegen Korruption publizierte, obwohl die CIA dessen Büros verwanzte, verliert Bush, auch weil er sich für eine weitere Intervention in Kuba und die Eskalation des Krieges mit Atomwaffeneinsatz in Vietnam ausspricht und sich mit den Gewerkschaften anlegt.

Der isolierte Robert Kennedy kandidiert für den Senat und tritt im September als Justizminister zurück, worauf Nicholas Katzenbach, der die Geschäfte seit dem Attentat führte, sein Nachfolger wird. Bobby verbringt viel Zeit mit Jackie in Hiannisport und beginnt ein Verhältnis mit ihr

Die Strafverfolgung des Organisierten Verbrechens nimmt um 83% ab und die Mafia hat freie Hand: Sie kontrolliert etwa 50'000 Firmen und macht schätzungsweise $100 Mia. Umsatz pro Jahr. Hauptgeschäfte sind nach wie vor die Glücksspiele, die Kredite, der Drogenhandel und die Schutzabgaben. Die Machtbasis der Mafia bilden neben der politischen Korruption die Kontrolle und Ausbeutung der vier grossen Gewerkschaften Teamsters, Longshoremen, Hotel and Restaurant Employees und Laborers.

Quellen: Theoharis/ Cox: 425, Marrs: 295, Davis (1988): 258, Summers (1993): 336-348, (2000): 315, Progresssive Review: 2, Tarpley/ Chaitkin: 129-153, Monath.


Oktober 1964 Bestechungen und Abhörungen top

Der Geschworene Rudolph Heitler gesteht die Bestechung im Prozess vom November 1963 gegen Carlos Marcello ein, nachdem ihm vom Vermittler Joseph "Baby" Matassa, dem Präsidenten der Pelican Tomato Company, statt der versprochenen $25'000 nur zweimal $500 bezahlt wurde. Darauf meldet der Hauptzeuge Carl Noll, dass Herbert Hubert, ein Handlanger Marcellos, ihm gedroht habe, ihn zu töten, wenn er gegen Marcello aussagen würde. Dies führt am 6.10.64 zu einer neuen Anklage, die aber am 14.8.65 mit einem Freispruch enden, da Marcello nicht nachgewiesen werden kann, dass er die Bezahlung von Bestechungsgelder angeordnet habe, und Hubert eidesstattlich erklärt, Staatsanwalt John Diuguid habe ihn zwingen wollen, gegen Marcello auszusagen. Marcellos Politik, sich völlig von seinen Verbrechen zu isolieren, macht sich einmal mehr bezahlt und ermöglicht seinen dritten Sieg über das Justizministerium.

J. Edgar Hoover lässt Martin Luther King permanent überwachen. Seit Dezember 1963 wurden sein Telefon abgehört und die Hotelzimmer verwanzt, um Kings aussereheliche Abenteuer aufzuschnappen. Als der Schwarzenführer beispielsweise 1964 nach Honolulu fliegt, folgt ihm ein ganzer Schwarm technischer Experten, und allein das Transkript der im Hotel geführten Gespräche ist 321 Seiten lang. In seinem Krieg gegen King geht Hoover soweit, dessen Frau Coretta ein Band mit Aufnahmen einer Sexorgie, an der er beteiligt gewesen sein soll, mit einem Drohbrief anonym zu schicken. Offenbar besteht Hoovers Ziel darin, King zum Selbstmord zu treiben. Ein Brief droht mit der Veröffentlichung seiner Schlafzimmergeschichten, falls er den Nobelpreis, der ihm 1964 verliehen wird, annehmen würde. Hoover ist eifersüchtig, dass King diesen Preis, den er selbst gerne bekommen hätte, zugesprochen wird. CIA und FBI tauschen ihre Materialen über King aus.

Hoover gelingt es mithilfe seiner Berichte an Lyndon Johnson, selbst die Ernennungen der Richter in den Supreme Court mitzubestimmen. Nach der Intervention in der Dominikanischen Republik schickt Hoover auf Bitte des Präsidenten 14 FBI-Agenten auf die Insel, um potentielle Mitglieder der provisorischen Regierung zu überprüfen.

Aber das FBI wird auch erpresst: Jimmy Hoffa wird 1964 zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt und versucht, dieses Urteil anzufechten. William Loeb, Herausgeber der Manchester Union Leader in New Hampshire, der wie Hoffa $100'000 Belohnung bietet für Beweise, dass das FBI Hoffas Telefon angezapft habe, versucht mit einem Geständnis des Agenten Edward Jones das FBI zur Verteidigung Hoffas zu zwingen.
Als Folge davon gerät Hoover wegen illegaler Aktivitäten wie Post- und Telefonüberwachung und Einbrüche des FBI unter Beschuss des Subcommittee on Administrative Practice and Procedure of the Senate Judiciary Committee von Senator Edward Vaughan Long, das die nationalen Geheimdienste unter die Lupe nimmt. Mithilfe von Nicholas Katzenbach und Milton Jones, der das Subcommittee überwacht, kann Hoover eine genauere Untersuchung abwenden. Allerdings schränkt Justizminister Nicholas Katzenbach Hoovers Freiheiten massiv ein, worauf dieser seine Abhörpraxis auf mündliche Direktiven beschränken und vorsichtiger planen muss. Trotzdem funktioniert das FBI als persönlicher Geheimdienst für Johnson, indem es beispielsweise die Kritiker der Vietnampolitik überwacht und diffamiert. Da Long selbst unter Anklage wegen vermuteter Beziehungen zum Organisierten Verbrechen steht, stimmt er einem von Cartha DeLoach verfassten Untersuchungsbericht zu, der das FBI entlastet.
Hoover und Robert Kennedy haben 1966 einen öffentlichen Streit wegen der Bewilligungspraxis für Abhörungen, vor allem in Bezug auf Martin Luther King. Long wird 1967 selbst vom Senate Ethics Committee befragt wegen seiner Beziehung zu Jimmy Hoffa und muss im Dezember 1968 aufgrund der Enthüllungen von Frederick Praeger zurücktreten. Als Long am 6.11.72 am Sterben ist, sagt er seiner Sekretärin, er sei vergiftet worden. Das mörderische System der Gefälligkeiten im Klientelnetz geht auch nach dem Tod Hoovers weiter.

Quellen: Davis (1988): 301-306, Theoharis/ Cox: 444-454, Schulz: 87,113, Summers (1993): 349-362, Weberman (25): 19, Best: 15, Parbot, Giefer, Pepper.


November 1964 Putsch in Bolivien

Am 4. November 1964 wird die Regierung von Ángel Víctor Paz Estenssoro in Bolivien gestürzt. Paz gründete 1941 zusammen mit anderen Linken die Partei National Revolutionary Movement, die
1952 die Wahlen gewinnt. Paz, ein Wirtschaftsprofessor an der Universität San Andrés in La Paz, wird Präsident. In seiner Amtszeit erhalten die Indios das Stimmrecht, werden die drei grössten Zinnminen verstaatlicht und eine Landreform eingeleitet. Von 1956 bis 1960 geht er als Botschafter nach Grossbritannien. 1960 wird er wieder zum Präsidenten gewählt und 1964 mit 70% der Stimmen bestätigt. Er startet Programme für die indigene Bevölkerungsmehrheit und verstaatlicht die Zinnminen. Die CIA ist in den Militärputsch verwickelt. Es folgt eine Serie von Coups in Bolivien, die das Land zerrütten. Der IWF implementiert ‚Strucural Adjustment Programs', die zur Überschuldung des Staates und Verarmung der 9 Mio. Bolivianer führen, sodass die staatlichen Firmen und Minen in den 80er und 90er Jahren an ausländische Investoren verkauft werden müssen.
Quellen: Perkins (2007).


Februar 1965 Mordpläne gegen Castro top

E. Howard Hunt ist als "Terence S. Crabanac" während 10 Monaten in Madrid, um mit Manuel Artime Castros Ermordung zu organisieren.

Am 2.1.64 versuchte Abel Hayder Castro zu ermorden, und Artime erhielt 1964 von der CIA $7 Mio. für sein Trainingscamp in Nicaragua, wo er Waffen im Wert von $5 Mio. besitzt. Mit den Somoza-Brüdern hat Artime Geschäftsbeziehungen, vor allem über die Firma von Edgardo Buttari, einem Partner des Nixon-Vertrauten Bebe Rebozo. Rebozo und Buttari bauen dank Nixon mit Regierungsgeldern ein Shoppingcenter für exilkubanische Händler, wofür Buttari 1968 die Wählerstimmen für Nixon mobilisiert und einen gutbezahlten Job im Gesundheitsministerium bekommt. Für den Bau des Shoppingcenters engagiert Rebozo die Baufirma von Alfred Polizzi, Chef der Mafia von Cleveland und Verbündeter von Meyer Lansky.

1964 gründete Rebozo die Key Biscayne Bank, über die Schmiergelder für Nixon laufen und Mafiagelder gewaschen werden. Von Reader's Digest fliessen beispielsweise $500'000 oder von Pepsi $300'000 über die Bank an Nixons Kampagne. Rebozo geschäftet mit Richard Fincher, der als Frontmann für Lansky und mit Leuten von Carlos Marcello und Santos Trafficante arbeitet, und mit Walter Frederich, einem ehemaligen Alkoholschmuggler und einem Aktionär auf Fisher's Island, wo Nixon Land kauft. Nixon leiht sich dafür Geld von Rebozos Bank und weitere $100'000 von der City National Bank of Miami. Einer deren Direktoren, Max Orowitz, wird 1968 verurteilt, weil er für Lansky Millionen von der Bank of Miami Beach verschob, auch in die Schweiz.

Obwohl Johnson im April 1964 das Ende der Sabotage-Aktionen gegen Kuba befahl und das Counterinsurgency and Special Activities von Generalmajor Victor Krulak, Edward Lansdale, William Bundy, John McNaughton und Joseph Califano auflöste, laufen die Mordpläne gegen Castro weiter. Hunt und Artime engagieren erneut Rolando Cubela Secades (AM/LASH) als Attentäter, der neben dem Material $10'000 verlangt. Bereits im Herbst 1963 wurde Cubela über Nestor D. Sanchez auf Castro angesetzt. Diese Aktion verlief nach der Ermordung von JFK aber im Sand.
Am 23.2.65 geht Cubela nach Kuba zurück, und Artime organisiert seinen Fluchtweg. Rolando Cubela und Roman Guin Diaz werden am 1.3.66 verhaftet, als sie erneut in Kuba einreisen, und zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Cubela könnte aufgrund seiner Homosexualität erpresst worden sein, eine Rolle als Doppelagent zu spielen, da er nach kurzer Zeit aus dem Gefängnis entlassen wird.

Quellen: Powers: 234, Weberman (20): 29, 35, Russel (2000), Ranelagh/ Treharne: 2, Summers (2000): 110ff, 250ff.


Februar 1965 Die Ermordung von Malcolm X top

Malcolm X, der Führer der Black Muslims, wird am 21.2. ermordet. Die gewaltlose Bewegung Martin Luther Kings verlor gegenüber der militanten Black Muslim, die die bewaffnete Verteidigung der Schwarzen befürworten, an Gewicht. Die Black Muslims wurden 1930 als streng religiöse Bewegung von W. D. Fard gegründet. Als Malcolm Little sechs war, wurde sein Vater von Mitgliedern des Ku Klux Klan ermordet. Wegen Einbruchs 1946 verurteilt, lernte er im Gefängnis den Führer der Black Muslims, Elijah Muhammads, kennen, bekehrte sich zum Islam und wurde als Sprecher und Chefideologe zur zentralen Figur dieser Bewegung. Die Selbstorganisation der Sicherheit in den schwarzen Quartieren (Schutz vor der weissen Polizei) ist für Polizei und FBI eine unakzeptable Einmischung in ihren Bereich.
Einer der Bodyguards, die sich bei der Ermordung in unmittelbarer Nähe von Malcolm X befinden, ist der Undercoveragent Eugene Roberts vom Bureau of Special Services des New Yorker Polizeidepartements, das eng mit der COINTELPRO-Abteilung des FBI zusammenarbeitet.
Die Polizei macht die Black Muslims selbst für den Mord verantwortlich und versucht damit eine Spaltung der Bewegung herbeizuführen. Die Special Services Staff ist eine Austauschbehörde von FBI und CIA, die dem International Revenue Service Informationen über "Dissidente" weitergeben. 2300 Organisationen werden von der Steuerbehörde minutiös auf Unstimmigkeiten hin überprüft. Dabei werden auch persönliche Gegner der Präsidenten und ihre öffentlichen Kritiker schikaniert, wobei die Forderungen der Steuerbehörde für die Betroffenen oft ruinös sind.

Quellen: Scott (1993): 307, Schulz: 109, 113.


April 1965 Invasion der Dominikanischen Republik top

Die USA besetzen die Dominikanische Repubik nach der von Clark Anderson geleiteten Invasion, um eine Marionettenregierung der CIA an die Macht zu bringen. Der Kommandant der beteiligten 81. Airborne Division, Robert Bayard, ist ein Freund von Mitch WerBell. Der nun zum Offizier aufgestiegene David Atlee Phillips wird CIA-Stationschef in Santo Domingo und FBI Legal Attaché. Dank den Propagandaerfolgen der USIA gewinnt der Wunschkandidat Joaquin Balaguer die Wahlen im Sommer 1966. Die Dominikanische Republik bleibt unter Präsident Balaguer von 1966 bis 1978 eines der rückständigsten Länder der Welt. Die CIA und die Mafia, vor allem von Carlos Marcello, säubern die Insel und besetzen die Posten mit ihren Leuten. Ein Jahr zuvor bildete die CIA bereits Polizei- und Geheimdienstleute der Dominikanischen Republik aus, wie auch in Brasilien, Guatemala, Peru und Uruguay.

Mitchell Stuart L. WerBell III. leitet weitere Plots zur Ermordung von Fidel Castro von der Dominikanischen Republik aus. WerBell war ursprünglich als OSS-Agent in Asien mit Lucien Conein und Paul Helliwell und wurde Mitte der 50er Jahre Agent für Fulgencio Batista, wobei er als Informant für die CIA in Bezug auf die revolutionären Aktivitäten in Kuba und der Dominikanischen Republik fungierte. Dabei arbeitete er mit Emilio Nunez Portuondo zusammen, von dem am 24.11.63 Informationen kamen, die die Verantwortung der Kennedy-Ermordung Castro zuschrieben. E. Howard Hunt kennt Portuondo, der mit Rolando Masferrer und dem kubanischen General José Pedraza verbündet ist, gut. WerBell arbeitete 1962 für die United Organization for the Liberation of Cuba, wobei er Occasionsflugzeuge für eine Kuba-Invasion von der Dominikanischen Republik aus kaufte. 1964 versuchte er dort, die Machtübernahme von Juan Bosch, der dann durch die US-Invasion gestürzt wird, zu verhindern.
Mit Frank Sturgis und Eulalio Francisco Castro baut er José Ricardo Rabel Nunez auf, der Castro umbringen soll, aber vermutlich ein Doppelagent von Castro ist. Er wird am 3.9.65 in Kuba verhaftet, zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt, aber bald darauf wieder freigelassen.

1967 planen WerBell, Robert K. Brown und Rolando Masferrer die Ermordung von François Duvalier, der den Exilkubanern verbietet, Haiti als Basis für ihre Operationen gegen Kuba zu benützen. Die Operation NASSAU fliegt auf, wofür Masferrer von Richter Ramsey Clark zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt, WerBell jedoch freigesprochen wird. 1969 wird ein Bombenangriff auf den Palast Duvaliers geflogen, der aber an der Luftabwehr scheitert. Die Attentäter müssen landen und werden verhaftet. Duvalier stirbt am 21.4.71, worauf sein Sohn Jean-Claude "Baby Doc" Duvalier das Zepter übernimmt.

WerBell ist 1969 auch in Vietnam aktiv. 1970 teilt er sein Büro mit Lucien Conein, der nun für die Drogenbehörde DEA arbeitet. Im gleichen Gebäude befindet sich die B.R.Fox Company, die spezialisierte Mordinstrumente an die CIA liefert. Besitzerin Barbara Fox Spindel ist die Frau von Bernard Bates Spindel, der Abhörspezialist, der für Hoffa und die CIA arbeitete. Das Tonband der Ermordung von Marilyn Monroe wird am 16.12.66 bei einer Hausdurchsuchung bei Spindel zusammen mit anderen Unterlagen über Marilyn von Bezirksanwalt Frank Hogan konfisziert und danach zerstört. Robert Kennedy bereitet sich bereits für die Präsidentschaftskandidatur von 1968 vor und ordnete die Beschlagnahmung der ihn belastenden Bänder an. Spindel wird unter dem Vorwand der Hartford-Abhöraffäre 18 Monate lang in Haft gehalten und stirbt im Februar 1971 im Alter von 45 Jahren.

Am 6.7.75 wird Robert Bayard erschossen, nachdem sein Sohn wegen Waffenhandel angeklagt wurde. Und am 24.12.76 stirbt CIA-Agent Paul Helliwell auf den Bahamas, kurz bevor er vor einer Grand Jury hätte aussagen sollen. Beide waren Vertraute von WerBell und wussten laut Hemming zu viel. Aufgrund des FBI-Informanten Ken Burnstine wird WerBell zusammen mit anderen wegen Drogenhandel angeklagt. Am 16.6.76 stirbt Burnstine bei einem Flugunfall, zwei Monate vor dem Prozess, in dem er als Kronzeuge vorgesehen ist. Hauptverdächtigter wegen Sabotage ist John Nardi, der zusammen mit WerBell angeklagt ist. Das FBI gibt seine Untersuchung des Falles im Oktober auf, und der Prozess bringt keine Verurteilungen. Nardi arbeitete für Dominick Bartone, der von 1957 bis 1959 zusammen mit Jack Ruby Waffen für Castro nach Kuba geschmuggelt hatte. Nardi wird 1977 durch eine Bombe getötet, nachdem Gerry Cunningham, Morton Franklin, Dominick Bartone und Henry Grecco im April wegen Waffenhandel mit WerBell angeklagt wurden. Im selben Monat wird auch Grecco erschossen. Im August 1976 steht WerBell erneut wegen Drogenhandels vor Gericht und wird, da er Richard Nixon in den Fall hineinzieht, freigesprochen. Sein Anwalt Edwin Marger sagt der Presse, sein Klient würde sich nie an einer Verschwörung zum Marihuanaimport beteiligen; für Gewehrschmuggel, Revolution und Ermordungen schon. WerBell stirbt 1983 nach kurzer Krankheit im Alter von 65.

Roberto Alejos Arzu plant zusammen mit Gerry Patrick Hemming, dem Leiter der Guerilla-Gruppe Interpen, den Sturz der gewählten Regierung Montenegro in Guatemala. Der in Florida lebende guatemaltekische Millionär Alejos und der militärische Leiter Luis Sierra Lopez werden am 4.5.65 verhaftet und ihr Waffenlager wird ausgehoben.
Im Juni organisiert Odelio Garcia ein Team von Exilkubanern, an dem Hemming, Diaz Lanz, Aton Constanzo Palau und Ramon Escarda Rubio beteiligt sind, um in der Dominikanischen Republik auf der Seite von General Antonio Imbert Barreras gegen die linke Guerilla zu kämpfen. Frank Sturgis, Mitch WerBell, David Phillips und Warren DeBrueys befinden sich ebenfalls dort. 1966 befindet sich Hemming auf den Spuren von Che Guevara im Kongo, zusammen mit dem CIA-Mann Antonio Ingleses und den Villaverde Brüdern.

Quellen: O'Shaughnessy, Weberman (20): 83, (21): 9, 57-67, 326-328, CIA-Info: 14, Ostrowsky: 8f, Bertolami: 7ff.


August 1965 Weltraumspionage top

Nach dem Scheitern des Corona-Spionagesatellits startet die Air Force im Januar 1964 das Projekt Manned Orbiting Laboratory, das einen Spion in den Weltraum bringen soll. Aus den besten Piloten werden einige augewählt und in die geheime Versuchsabteilung Aero Space Research Pilot School der Edwards Air Force Base in der kalifornischen Wüste gebracht. Zu den ausgewählten 14 Piloten gehören Richard Truly, James Abrahamson, Robert Herres, Lachian MacLeay und Gordon Fullerton. Robert Lawrence kommt bei den Trainings ums Leben.
Im August 1965 stellt Johnson das MOL-Programm der Öffentlichkeit vor, wobei er die Spionageziele nicht erwähnt, sondern die enormen Kosten von $1.5 Mia. mit zivilen Forschungszielen begründet. Die UdSSR habe mit ALMAZ vergleichbare Pläne. Sowohl in Parabelflügen wie auch im Wasser üben die zukünftigen Spionageastronauten die Abläufe. Die USA starten 1966 einen ersten unbemannten Versuchssatelliten, dessen Kapsel unbeschadet zurückkehrt. Die Kosten verdoppeln sich, während Johnson immer mehr Geld für den Vietnamkrieg und die Sozialprogramme braucht. Zudem machten die unbemannten Satelliten der NRO rasante Fortschritte. Nachdem Nixon die Präsidentschaft übernimmt, wird das MOL-Projekt 1969 gestoppt. Sechs Wochen später setzen die ersten Astronauten ihren Fuss auf den Mond. Am 4.7.74 fliegen die ersten russischen Spione in den Weltraum, wobei die ALMAZ-Projekte mit erheblichen Schwierigkeiten kämpfen. Die unbemannten Satelliten sind wesentlich effizienter, weshalb auch die Russen das Programm nach 5 Einsätzen und 81 Tagen im Weltraum einstellen.

Quellen: Bamford (2008).

Oktober 1965 Sturz von Sukarno top

Nachdem die CIA-Invasion 1958 mithilfe von 42'000 Paramilitärs gescheitert war, beschlossen die USA, den charismatischen Staatsgründer Indonesiens Ahmed Sukarno mithilfe des Militärs und religiöser Gruppen zu entmachten. Der selbsterklärte Antiimperialist suchte engere Kontakte zur Volksrepublik China, verstaatlichte ausländischen Besitz und verprellte westliche Investoren. CIA-Direktor John McCone besitzt Aktien über $1 Mio. der Standard Oil of California, die in Indonesien geschäftet.
Etwa drei Millionen Mitglieder zählt die Kommunistische Partei Indonesiens und ist damit nach der chinesischen und sowjetischen die weltweit drittstärkste kommunistische Partei. Weitere 14 Millionen Menschen sympathisieren mit der PKI und sind ihr in nahestehenden Arbeiter-, Gewerkschafts-, Frauen- und Jugendverbänden politisch und ideologisch verbunden. Die USA bauen islamische Splittergruppen auf, um die Kommunisten und Nationalisten zu schwächen.

Unter dem Vorwand, eine Machtübernahme der PKI zu vereiteln, putschen sich Offiziere um Generalmajor Hadji Mohamed Suharto Anfang Oktober 1965 an die Macht. Sukarno entgeht der Ermordung nur aufgrund der schnellen Reaktion seiner Geliebten. Viele seiner Mitarbeiter und Unterstützer haben weniger Glück. Er erfolgt ein Massaker, bei dem zwischen 300'000 und 500'000 Menschen ermordet werden. Die Todeslisten der CIA sind nach dem Mitarbeiter in der politischen Abteilung der US-Botschaft Robert Martens "wirklich eine grosse Hilfe für die indonesische Armee. [...] Wir haben eine Menge Leute getötet, womöglich klebt auch an meinen Händen Blut. Doch so schlecht war all das nicht; denn es gibt Zeiten, wo man im entscheidenden Augenblick hart zuschlagen muss." Marshall Green, US-Botschafter in Jakarta, gab die Listen über Mittelsmänner an Suharto weiter, und akribisch werden alle Namen der Gefangenen und Ermordeten auf der Botschaft gestrichen. Tausende politischer Gefangener werden auf die molukkische Insel Buru verbannt, wo sie das Überleben selbst organisieren müssen. Die PKI wird als politische Kraft physisch liquidiert. "Der Erfolg der indonesischen Armee, die [...] die Ausschaltung der gesamten kommunistischen Partei mit Konsequenz und Härte verfolgte, kann nach meiner Überzeugung in seiner Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden", kommentiert Reinhard Gehlen Suhartos Militärputsch, bis 1968 Präsident des Bundesnachrichtendienstes und während des Zweiten Weltkriegs in Hitlers Generalstab zuständig für die militärische Ostaufklärung. Die Gehlen-Behörde unterstützt denn auch die indonesischen Militärs mit Logistik, Elektronik und Waffen und bildet indonesische Agenten in Deutschland aus.

Bereits als Neunzehnjähriger schloss sich Suharto 1930 der holländischen Kolonialarmee an. 1942, als Japan begonnen hatte, die verhassten Kolonialherren aus dem Land zu werfen, kommandierte er eine japanische Miliz, ein "Selbstverteidigungskorps". Im Unabhängigkeitsjahr 1945 wurde Suharto Soldat der indonesischen Armee. Unauffällig machte er dort Karriere, stieg 1960 zum Brigadegeneral auf und wurde drei Jahre später Chef des strategischen Kommandos der Armee. Suharto übernimmt nach dem Putsch zuerst das Verteidigungsministerium, 1968 offiziell selbst das höchste Staatsamt und lenkt über drei Jahrzehnte die Geschicke Indonesiens - mit über 17.000 Inseln und 215 Millionen Einwohnern das flächenmässig grösste und bevölkerungsreichste Land Südostasiens.
Nach der Besetzung von Ost-Timor 1975 lässt Suharto erneut abschlachten, so dass mit 200'000 Toten eine ganze Generation der Bevölkerung von 830'000 Einwohnern dezimiert wird.

Suhartos "Neue Ordnung" bringt die Militarisierung der Gesellschaft: Offiziere besetzen Schlüsselpositionen in Verwaltung, Wirtschaft und sozialen Einrichtungen, weshalb eine mafiöse Doppelwirtschaft entsteht. Naturschätze wie Erdöl, Holz und Mineralien sowie Devisen werden kleptomanisch als Beute unter dem Präsidenten, seiner Frau, die im Volksmund "Madame 10%" heisst, seinen sechs Kindern sowie loyalen Gefolgsleuten aufgeteilt: nach Schätzungen des Londoner Wirtschaftsmagazins The Economist raft die Clique erkleckliche $30 Mia. zusammen. Nach dem Tod Suhartos 2008 errechnet das Magazin Time, dass die Suahrto-Familie an 1247 Firmen massgeblich beteiligt war und insgesamt $73 Mia. zusammenklaubte.
Quellen: Horowitz: 402, Schulz: 173, Sarin/ Sonam, Gremliza (1978b), Paringaux: 22f, CIA-Info: 14f, Brandt, Best: 31, Prouty (1973): 378f, (1975), Dean, Werning, (2003), Bourrier, Ali (2002).


1966 Atombomben und Attentatsversuche top

Am 17.1.1966 stossen über dem spanischen Palomares ein B-52-Bomber mit vier Atombomben an Bord und ein Tankflugzeug zusammen und explodieren. Da die Zünder nicht aktiviert waren, detonieren die Bomben nicht. Aber beim Aufprall öffnen sich zwei Bomben, womit Plutonium und Americium freigesetzt werden. Das Pentagon startet die für diesen Fall vorgesehen Operation BROKEN ARROW, wobei während 80 Tagen nach der Bombe getaucht wird, die im Meer landete, und die Aufprallstellen abgeschirmt werden. 1400 Tonnen verseuchte Erde und Planzen im Meer versenkt oder bei den Absturzstellen vergraben. Die Amerikaner kaufen die gesamte Ernte auf, informieren die Bevölkerung aber nicht über die Gefahren. Deshalb werden die Ernten schon bald wieder nach ganz Europa exportiert. Erst 1998 wird der Bevölkerung, deren Krebsrate um 400% zugenommen hat, empfohlen, kein Obst und Gemüse mehr anzupflanzen, und 2005 werden die Bodenbesitzer enteignet.

Die CIA-Station in Accra organisiert einen Militärputsch gegen den sozialistischen Staatspräsidenten Kwame Nkrumah in Ghana. Nkrumah war der letzte Premierminister der britischen Kronkolonie und, nach der Unabhängigkeit vom 6.3.57, der erste Präsident von Ghana. Nicht nur der marxistische Kurs, sondern vor allem auch sein Projekt einer afrikanischen Union ist den Amerikanern und Briten suspekt. Er stirbt 1972 im Exil in Bukarest. Nach dem erfolgreichen Militärputsch wird der Leiter der CIA-Station, Howard T. Banes, zum Direktor der Afrika-Abteilung der CIA befördert.

Am 28.5.1966 dringen Antonio Cuesta Valle, Eugenio Enrique Saldivar, Armando Romero Martinez und Sandalio Herminio Diaz Garcia in Kuba ein, um es Castro zu besorgen. Herminio Diaz Garcia, der mit Armando Martinez bei der Aktion ums Leben kommt, war Santos Trafficantes Bodyguard. Er war an den Attentatsversuchen des costa-ricanischen Präsidenten José Figueres im Auftrag Trujillos beteiligt. Antonio Cuesta erblindet bei der Explosion und erzählt später, Herminio Diaz Garcia und Eladio del Valle seien am JFK-Attentat beteiligt gewesen.

Quellen: Schulz: 329, CNPC: 20, Russell: 3f.


Mai 1966 Mafia, Papst und Politik top

Sam Giancana wird nach einem Jahr Gefängnis wegen Missachtung des Gerichts, da er sich geweigert hatte, die ihm gestellten Fragen zu beantworten, entlassen. Weil er sich in Kennedy grundsätzlich verschätzte und mit Phyllis McGuire zuviel Publicity auf sich zog, steht er innerhalb der Mafia unter Druck. Die Mobster haben kein Vertrauen in Frauen, obwohl McGuire dichthält. Giancana zieht deshalb nach Mexiko und setzt Teets Battaglia als seinen Stellvertreter in Chicago ein. Im Gepäck hat er mehrere Millionen an Bestechungsgelder für seine Sicherheit. Für $5 Mio. kauft er in der Nähe von Mexico City ein Anwesen. Da Battaglia noch im selben Jahr wegen Erpressung verhaftet und verurteilt wird, setzt Giancana in Absprache mit Tony Accardo und Paul Ricca Joey Aiuppa als Interimsboss ein. Tommy Payne und Chuckie Nicoletti halten den Exilierten auf dem Laufenden.

Giancana unterhält einen Drogenring mit Santos Trafficante und ein Casino mit dem persischen Schah. Zusammen mit Richard Cain, der über wichtige Beziehungen verfügt und ihn dem mexikanischen Innenminister und späteren Präsidenten Luis Echeverria und seinem Berater Jorge Castillio vorstellt, verdient er im Drogen- und Waffenhandel in Mexico. Um die Gewinne zu waschen, bedienen sie sich unter anderem der Katholischen Kirche. "Father Cash" reist mit dem Geld unter der Soutane seit beinahe zwei Jahrzehnten im Auftrag Giancanas und bringt Millionen zur Continental Illinois, die wie der Vatikan Mitbesitzerin der Finabank in Genf ist, die Michele Sindona kontrolliert. Das Geld landet in der Regel in Panama, Italien oder der Schweiz. Giancanas Geschäftsbeziehung mit Sindona kam dank Vermittlung von Carlo Gambino zustande.

Der Sizilianer Sindona, bei den Jesuiten aufgewachsen, machte seine ersten Geschäfte am Ende des 2. Weltkrieges auf dem Schwarzmarkt, gründete dann mit Mafiageldern und einem Empfehlungsschreiben des Bischofs von Palermo seine erste Bank. Auf Wunsch von Papst Paul VI. begann Sindona als Financier mit Paul Casimir Marcinkus für den Vatikan zu arbeiten. Als Anwalt empfielt Richard Nixon den Bankier verschiedenen seiner Kunden, wofür Sindona 1968 ansehliche Beiträge an dessen Wahlkampagne leistet und 1972 angeblich $1 Mio. offeriert.

Kardinal Stritch verliess Chicago 1965 und wurde Erzbischof in New Orleans, der Stadt Marcellos. Auf Empfehlung von Stritch bekam Paul Casimir Marcinkus 1952 einen Posten im Vatikan, wo er Bischof und später Generalsekretär der von Papst Pius XII. 1942 gegründeten Vatikanbank IOR wurde. Stritchs Nachfolger Kardinal Cody garantiert die weitere Kooperation mit Giancana. Auch die CIA bedient sich dieser Kanäle, um Geld zu waschen.

Pius XII. hinterliess bei seinem Tod ein persönliches Vermögen von DM 80 Mio. an Wertpapieren und Gold. Der Vatikan kassiert etwa 35% seiner Einnahmen aus den USA. Neben den Spenden von $100-120 Mio. pro Jahr stammen die Einkünfte aus Dividenden von Aktien bei Firmen wie U.S.Steel, Sharon Steel, Bethelem Steel, Jons Manville Steel, General Motors, Bendix Aviation, Douglas Aircraft, Worthington Pumps, American Telephone and Telegraph, Life Insurance Company oder Prudential Life. Investitionen hat der Vatikan aber auch in allen bedeutenden Industrie- und Finanzunternehmen Italiens und den meisten Deutschlands, in französischen Ölgesellschaften, argentinischen Gas- und Kraftwerken, bolivianischen Zinnminen oder brasilianischen Gummifabriken.

Prudential Insurance ist der Geheimdienstkanal von Bush-Partner Robert A. Lovett, der im Zweiten Weltkrieg als Verfechter der psychologischen Kriegsführung die Bombardierung der Zivilbevölkerung wie in Dresden veranlasste. Die gleiche Strategie empfiehlt er als Berater von Johnson im Vietnamkrieg. Lovett präsidierte 1945 eine Kommission zur Reorganisation der Geheimdienste, deren Akten immer noch geheimgehalten werden. Aber gemäss den Hearings wurde die CIA nach den Vorschlägen Lovetts eingerichtet.

George Bush gewann einen Prozess zur Einrichtung eines 70. Kongresssitzes aufgrund der Verteilung in Texas, wobei der neue Wahldistrikt so eingeteilt wird, dass der sich nun von der John Birch Society distanzierende Bush die Wahl leicht gewinnt.
Bushs Hintermänner finanzierten den rechtsradikalen, demokratischen Gegner Frank Briscoe bei den Vorwahlen gegen den attraktiven und moderaten Wildenthal mit beträchtlichen Summen. Dank den Wahlkampagnenauftritten von Richard Nixon, dem PR-Konzept von Harry Treleaven, den Verbindungen von Robert Mosbacher, der von Ferdinand Marcos eine Ölbohrkonzession in den Philippinen erhält, und seinen Ölverbündeten wird Bush endlich in den Kongress gewählt.
Vater Prescott Bush organisiert, dass Wilbur D. Mills, Gerald Ford und John W. Byrnes ihm sofort einen Sitz im einflussreichen Ways and Means Committee verschaffen. Zu seinem Stab gehört unter anderen Barber Conable, der wegen seiner "Entwicklungspolitik" als "Barbarian Cannibal" bezeichnete Präsident der Weltbank in der Reagan/Bush-Ära.
Zum Erpressungsinstrument macht die Weltbank aber schon Bob McNamara, der 1967 das Pentagon verlässt und Präsident der Weltbank wird. Je höher die Verschuldung eines Landes, desto eher lassen sich hohe Gewinne machen und die Ressourcen des Landes zu billigen Konditionen ausbeuten. Die vergebenen Kredite steigen während seiner Präsidentschaft bis 1981 von $900 Mio. auf $12,5 Mia., getarnt als Mission für die Armutsbekämpfung.
Bush bringt das Heritage Groups Council, das viele Nazis als Mitglieder hat, in die republikanische Partei ein. Zu seinen Hauptzielen gehört die Familienplanung (ein Euphemismus für die Anstrengung, dass (potenziell) fürsorgeabhängige Frauen keine Kinder kriegen) und die Freigabe von Verhütungsmitteln in der Dritten Welt, um die drohende Bevölkerungsexplosion der Nichtweissen zu verhindern. Mit der Kürzung der Sozialhilfe will er die Mütter zur Arbeit zwingen, was die Anzahl der schwarzen Kinder reduzieren soll. Bush unterstützt Rassentheoretiker wie Arthur Jensen, Paul Ehrlich, William Draper oder William Shockley, der behauptet, die Intelligenz der Schwarzen wäre genetisch tiefer als bei den Weissen und deshalb Massensterilisationen fordert. Das Tydings-Bush-Gesetz (1969) und die Kommission von John D. Rockefeller III (1972) bringen einschneidende Bestimmungen, worauf jährlich 100'000-150'000 Unterschichtspersonen sterilisiert werden, oft als Bedingung für weitere Sozialhilfe.
Im Übrigen setzt sich Bush erfolgreich dafür ein, dass die Steuerbefreiung der Ölkonzerne von 27,5% nur auf 23% gesenkt wird. Offiziell verlässt Bush das Management seiner Zapata, die nicht nur im Golf von Mexico, Suez und Tunis, sondern auch in Brunei, Kuwait, Nigera, Iran, Australien, Dänemark, Brasilien, Italien, England, in der Adria, im Roten Meer und in der Nordsee tätig ist. Neu im Verwaltungsrat sitzt nun auch William Stamps Farrish III .

Quellen: Giancana: 506, Olgiatti, Meurice, Deschner (1968): 32ff, Uesseler/ Saupe: 30-37, Summers (2000): 512, Tarpley/ Chaitkin: 52ff, 155-179.


September 1966 Mafiagipfel top

Am Mafiagipfel im "La Stella" in Forrest Hills vom 22.9. beraten Carlos und Joseph Marcello, Anthony Carolla und Frank Gagliano aus New Orleans, Carlo Gambino, Joseph Gallo, Aniello Dellacroce, Joseph Colombo, die Genovese-Stellvertreter Mike Miranda und Thomas Eboli, Dominick Alongi und Anthony Carillo aus New York, und Santos Trafficante, wie sie sich gegen die Verfolgung der Behörden in New Orleans, Atlanta, Tampa und Miami wegen der illegalen Spielgeschäfte und des Drogenhandels verhalten sollen.

Tommy Lucchese ist schwer krebskrank, weshalb sich die Frage stellt, wie Luccheses ausgedehntes Imperium aufgeteilt und reorganisiert werden soll. Nach dessen Tod im Juli 1967 ernennt Carlo Gambino Carmine Tramunti zum Nachfolger, womit er zwei Familien New Yorks beherrscht und auf die Colombo-Familie beträchtlichen Einfluss ausübt. Als dann eineinhalb Jahre später Vito Genovese im Gefängnis stirbt, übernimmt Carlo Gambino faktisch auch die Kontrolle der Luciano-Familie und dominiert New York.

Im La Stella muss auch ein Streit zwischen den Marcellos und den Corollas wegen Anthony Corollas Stellung in New Orleans geschlichtet werden, wobei Carlos Marcello die Oberhand behält.

Die 13 Mafiosi werden verhaftet und gegen $100'000 Kaution pro Person am nächsten Tag wieder freigelassen, wobei einige von ihnen demonstrativ wieder ins La Stella essen gehen. Am 30.9. schlägt Carlos Marcello den FBI-Beamten Patrick Collins, den Nachfolger des nun pensionierten Regis Kennedy, bei seiner Ankunft am Flughafen von New Orleans, nachdem ihm dieser zubrüllte, er habe die Frau seines Bruders Joe gebumst. Collins hat eine Affäre mit Joe Marcellos Ehefrau Bootsie, die ihn mit Informationen über die Marcellos versorgt. Daraufhin erfolgt am nächsten Tag eine Anklage, die ihm 1968 eine Verurteilung zu zwei Jahren Bundesgefängnis einbringt, von denen er aber nur knapp sechs Monate im US-Krankenheim für Bundesgefangene in Springfield abzusitzen braucht, wo er abnimmt und sich prächtig erholt.

Quellen: Davis (1994): 135-139, (1988): 313, 321-325.


November 1966 Howard Hughes top

Dank Lyndon Johnson kann Howard Hughes alle Aktien der TWA, die seit 1960 von $13 auf $86 gestiegen sind, für $546 Mio. verkaufen, was ihm einen Gewinn von $440 Mio. verschafft. Um das Geld wegen den Steuern möglichst schnell zu investieren, zog Hughes am 15.7.66 unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen in einem privaten Eisenbahnwagen nach Boston ins Ritz Carlton Hotel. Am 27.11. wechselt er nach Las Vegas ins oberste Stockwerk des Desert Inn Hotels. Dem Besitzer Morris Dalitz versichert Robert Maheu, dass Hughes und seine 5 Mormonen, über die alle Infos und Geschäfte laufen, bis Weihnachten wieder abreisen. Da Dalitz von den Teamsters Kredite erhielt, kann Jimmy Hoffa von Dalitz verlangen, dass Hughes länger bleiben kann. Bald darauf muss Dalitz das Hotel für $13,25 Mio. an Hughes verkaufen, wofür Johnny Roselli $50'000 und Hank Greenspun $25'000 Provision kassieren.

Nachdem Maheu $500'000 vorbezahlte Werbung bei der Las Vegas Sun eingekauft hat, lobt der Kolumnist Greenspun die Ankunft Hughes in Las Vegas und vergleicht ihn mit Isaac Newton, der ebenfalls Einsamkeit, Denken und Arbeit bevorzugt habe. Greenspun sieht in Hughes angeblich einen Antipoden zur Mafia, deren Spieleinkünfte in Las Vegas $250'000 pro Tag betragen. Von der Hughes Tool Company erhält Greenspun einen persönlichen Kredit über $4 Mio. und "leiht" Maheu seinerseits wieder $150'000. Es weist einiges darauf hin, dass der Kredit eine Erpressungszahlung ist, weil Greenspun in der Las Vegas Sun kurz zuvor die CIA-Mafia-Komplotte veröffentlichte. Das KLAS-TV von Greenspun sendet schon bald Western- und Fliegerfilme nach Programmschluss, wenn Maheu anruft, weil Hughes die gerne sieht. Nachdem Greenspun aufgefordert wird, jemanden anzustellen, der die Filme für Hughes auswählen soll, meint er frustriert: "Wieso kauft er das verdammte Ding nicht und macht damit, was er will?" Hughes kauft die Station für $3,65 Mio.

Nachdem Hughes in der Zeitung las, dass Nevada Mühe hat, das Geld für die Gründung einer Medizinschule aufzubringen, offeriert er Maheus Tennispartner Gouverneur Paul Laxalt einige Millionen dafür und bezahlt dessen Familie $180'000. In den nächsten Jahren schmiert Hughes die meisten Politiker Nevadas und darf als Gegenleistung Hotels und Casinos (Sands für $23 Mio, Frontier für $23 Mio, Castaways für $3,3 Mio, Silver Slipper für $5,4 Mio.), die Alamo Airways und den North Las Vegas Airport aufkaufen und erhält eine Casinolizenz. Hughes, dessen Vermögen nun $1,373 Mia. beträgt, möchte zudem die Fernsehkette ABC für $200 Mio. kaufen, was trotz Schmiergelder fehlschlägt. Und als er das Stardust für $30,5 Mio. kaufen will, interveniert die Antitrustabteilung des Justizministeriums, worauf Hughes zurückkrebst, obwohl er am 30.4.68 dafür $858'000 Schmiergeld bezahlt.

Robert Maheu ist die wichtigste Verbindungsstelle für Hughes Geschäfte und richtet sein Büro "Hughes Nevada Operations" im Frontier Hotel ein. Trotzdem sieht er seinen Auftraggeber kein einziges Mal, sondern kommuniziert mit ihm über handgeschriebene Memos oder während stundenlanger Telefongespräche, einmal volle 20 Stunden an einem Tag. Hughes lebt völlig isoliert und abgeschirmt von den Mormonen Bill Gay, Roy Crawford, George A. Francom, Kay Glenn, Levar Beebe Myler, James H. Rickard, Chuck Waldron und Howard Eckersley, so dass das FBI und Laxalt am 11.12.67 eine Untersuchung über den mysteriösen Hughes starten. John Holmes ist als einziger des inneren Kreises kein Mormone, die gegen Jean Peters plotten, indem sie die Nachrichten blockieren. Hughes erzählt Maheu, die Mormonen hätten seine Ehe ruiniert, und plant, Bill Gay zu ersetzen. In der Hoffnung, dass Jean nach Las Vegas zieht, kauft er für $1 Mio. das Riddle, das sich neben Phyllis McGuire und der Krupp Ranch, die der Frau des Waffenproduzenten gehörte, befindet. Aber seine Frau besucht keines der beiden Grundstücke.

Hughes schickt Maheu mit einem Angebot von $1 Mio. zu Johnson, um die Atomtests in der Wüste Nevadas zu stoppen. Johnson meint jedoch, die Tests seien wichtig für die nationale Sicherheit, worauf Hughes ihn fallenlässt. Die Atomtests versetzen den Hypochonder in Panik, auch wegen den schädlichen Auswirkungen auf den Besuch der Spielkasinos. Nicht ganz zu Unrecht: Geschätzte 16 Mio. Krebstote werden als Folge der Fall-Outs von den über 700 amerikanischen Atomtests in den USA und im Pazifik und der Freisetzung von atomarer Strahlung durch militärische und zivile Reaktoren vermutet, und die Konservierung der Integrität des genetischen Pools wird eines der zukünftigen Hauptprobleme der Menschheit sein, zumindest für die nächsten 250'000 Jahre.

Quellen: Bertell, Best: 51f,54f, Brown/ Broeske: 330-342, Drosnin.


Februar 1967 Jim Garrisons Untersuchung top

Johnny Roselli sitzt 11 Monate im Gefängnis, weil er andere Mitglieder des Friars Club beim Kartenspiel um $400'000 betrog. Noch im Gefängnis wird der Interessenvertreter der Chicagoer Mafia in Las Vegas wegen illegaler Geschäfte im Frontier Hotel angeklagt. Roselli behauptet gegenüber seinem Anwalt Edward P. Morgan, Kennedy sei einer Verschwörung von Fidel Castro und Santos Trafficante mit der CIA zum Opfer gefallen, wobei Oswald lediglich als Lockvogel benutzt worden sei. Ruby habe ihn ausgeschaltet, damit er nicht plaudere. Morgan, der auch Howard Hughes vertritt, bringt den Washingtoner Kolumnisten Drew Pearson dazu, diese Informationen an Earl Warren weiterzuleiten. Roselli beabsichtigt mit diesen Aussagen, sich die Freilassung und die Annullation des drohenden Ausweisungsbefehls zu erpressen. Zudem ist Trafficante daran, die Macht Giancanas zu übernehmen. Das Ausweisungsverfahren wird zwar nicht offiziell beendet, aber in den nächsten fünf Jahren nicht weiter verfolgt.

Offensichtlich kam es zu einem Bruch der Mafia von Chicago mit Trafficante und der CIA, da Roselli versucht, eine Spur gegen die ehemaligen Verbündeten zu legen. Der Machtkampf zwischen Giancana und Trafficante muss massiv sein, wenn Roselli zu solchen Massnahmen greift, die lebensgefährlich sind. Hank Greenspun hatte allerdings bereits 1966 in der Las Vegas Sun auf das CIA-Mafia-Komplott hingewiesen. Secret Service-Chef James R. Rowley informiert J. Edgar Hoover am 13.2., dass Earl Warren über die Versuche der CIA, Castro zu ermorden, informiert worden sei, und kolportiert die Story von Roselli.

Drei Tage später veröffentlicht die States-Item von New Orleans, dass Staatsanwalt Jim Garrison im Juli 1966 eine Nachuntersuchung zum JFK-Mord eröffnet habe und einen Prozess gegen David Ferrie als mutmasslicher Organisator einer Konspiration zur Ermordung Kennedys plane. Aufgrund der Meldung ruft David Ferrie Garrison-Mitarbeiter Lou Ivon an und sagt, er sei nun ein toter Mann. Garrison nimmt David Ferrie daraufhin in Schutzhaft, indem er ihn mit einem Leibwächter in einem Hotel einquartiert.

Nach dem Sieg Marcellos im Prozess vom November 1963 verliess Ferrie die Stelle bei Anwalt G. Wray Gill und arbeitete bei United Taxi Corporation und beim Luftfrachtdienst von Jacob Nastasi, die beide Marcello gehören. Als sich Ferrie über die mangelnde Bezahlung für seine Arbeit beklagte, vermachte ihm Marcello eine einträgliche Tankstelle bei New Orleans.

Carlos Marcello steht mit dem Staatsanwalt von New Orleans auf ungewöhnlich gutem Fuss: Seit 1965 wies Garrison 84 erhobene Klagen gegen Marcello-Leute wegen verbotenem Glücksspiel, versuchtem Mord, Totschlag und Kidnapping ab. Sam Marcello ist mit Garrison, der Geschenke aus dessen Umfeld annimmt, befreundet. Garrison-Mitarbeiter Pershing Gervais soll ein Marcello-Verbündeter sein, weshalb die Marcello gehörenden Nachtlokale von Untersuchungen ausgenommen werden. Auch als drei von Marcellos führenden Buchmachern, Sam DiPiazza, Eugene Nolan und Frank Timphony, in Houston verurteilt werden, unternimmt er nichts gegen sie in Louisiana. Als Gegenleistung bezahlt ihm Marcello-Bevollmächtigter Mario Marino drei Urlaube im Sands Hotel in Las Vegas mit einem Spielkredit von $5000 und verkauft ihm über Frank Occhipinti ein Haus zu einem Spottpreis. Als Marcellos Schmiergeldmann Vic Corona an einer Herzattacke in seinem Haus stirbt, erklärt Garrison nur, es habe eine politische Versammlung stattgefunden.

Das Information Council of the Americas beginnt nach der Meldung im States-Item einen breit angelegten Versuch, die Untersuchung auf die Kommunistentheorie zu kanalisieren. Vermutlich ist die Aufnahme der Untersuchung durch Garrison ein Versuch, die Castro-Oswald-Theorie wieder aufleben zu lassen, da offenbar Hale Boggs und Russell Long, die beide für Marcello arbeiten, Garrison dazu gebracht haben, die Verbindungen von Oswald zu den Kubanern zu untersuchen.
Hauptzeuge von Garrison ist der mehrfach vorbestrafte Edward Stuart Suggs alias Jack Stuart Martin. Suggs und Ferrie sind Bischöfe in der American Orthodox Catholic Church des selbsternannten Erzbischofs Carl John Stanley, der geistig krank ist. Suggs informierte Staatsanwalt Kohlman bereits nach seinem Streit mit Guy Banister am 23.11.63 anonym über die Civil Air Patrol -Verbindung von Oswald mit Ferrie. Gegenüber Garrison bestätigte Suggs im Januar die Beziehung von Oswald zu Banister. Suggs beschuldigt auch den FBI-Agenten S.A. Regis Kennedy, oft in Banisters Büro und im Trainings Camp beim Lake Pontchartrain gewesen und mit den Leuten dort befreundet zu sein. Kennedy sagt aus, dass er Banister und Dean Andrews, einer von Marcellos Anwälten, aber nicht Oswald gekannt habe und er keine Verbindung zu Marcello sehe. Oswald war bei Andrews, um seine militärische Entlassung zu verbessern. Das Verteidigungsministerium vernichtet 1973 die gesamte Oswald-Akte, die es der Warren-Kommission nie gab.

Garrisons Untersuchung bringt die CIA ins Rotieren. Agenten organisieren eine Pressekampagne mit Falschmeldungen und Verleumdungen, stellen Garrison eine Falle mit einem homosexuellen ehemaligen Klienten und hören seine Telefone und die seiner Mitarbeiter ab. Richard Helms, Busenfreund von E. Howard Hunt, besetzt Garrisons Untersuchungskommission mit Spitzeln, um seine Leute zu schützen. Richard Billings von Life, der zu George DeMohrenschildt Kontakt aufnimmt, mischt sich in die Untersuchung ein und interviewt Loran Eugene Hall, den Garrison zuerst der Organisation des Mordkomplotts verdächtigte. Ein Denver Ölgeschäftsmann bietet Garrison einen Bundesrichtersitz an, wenn er die Untersuchung stoppt. Profikiller Edward Whalen wird von Ferrie und Clay Shaw $25'000 offeriert, um Garrison umzubringen. Ferrie behauptet gegenüber Whalen, dass er beim Kennedy-Attentat mitgearbeitet habe und dass Oswald ein CIA-Agent gewesen sei, der wegen einiger Fehler hätte getötet werden müssen.

Garrison entlässt Ferrie am 21.2.67 aus ungeklärten Gründen aus der Schutzhaft. Am nächsten Morgen wird er tot in seiner Wohnung aufgefunden. Als Todesursache wird eine Überdosis Drogen angegeben, und angeblich handelt es sich um Selbstmord, da zwei getippte Abschiedsbriefchen gefunden werden. Dr. Chetta, der die Autopsie vornimmt, gibt an, dass Ferrie wahrscheinlich als Folge von Stress an einer Gehirnblutung gestorben sei.

Nur Stunden später wird Ferries Freund, der prominente Exilkubanerführer von Florida Eladio del Valle, gegen den Garrison ebenfalls ermittelt, ermordet. Gefunden wird er auf einem Parkplatz in Miami mit gespaltenem Schädel, verursacht durch eine Axt. 1966 schmuggelte del Valle mit Rolando Masferrer Drogen aus Panama in die USA, und laut einem Zeitungsbericht soll er mit Santos Trafficante zusammengearbeitet haben. Masferrer wird 1975 mit einer Autobombe in die Luft gesprengt, vermutlich von Ignacio Novo.

Drei Monate später wird Ferries beste Freundin, Dr. Mary Stults Sherman, und ein Jahr später der Autopsiearzt Nicholas Chetta ermordet. Chetta schrieb auch den Autopsiebericht über Guy Banister, der am 6. Juni 1964 an einer angeblichen Herzattacke starb. Kaum ein Monat zuvor kam Banisters Geschäftspartner Hugh Ward, der mit Ferrie eng zusammenarbeitete, in einem Flugzeugabsturz mit dem Bürgermeister von New Orleans DeLesseps Morrison ums Leben.

Als David Ferrie ermordet wird, setzt sich Edward Suggs ab und verschwindet. Im August versucht er über die Militärpolizei in Washington bei Reis R. Kash an Informationen über Grady Clifford Durham heranzukommen, indem er sich als Mitarbeiter von Garrison ausgibt. Im Dezember beschuldigt er William Hardy Davis der Spionage, Homosexualität und Pädophilie. Suggs kontaktiert David F. Lewis, der ebenfalls für Banister arbeitete, um seine Story zu stärken. Gegenüber der Presse meint Lewis danach, sein Leben sei in Gefahr.

Garrison klagt nach Ferries Tod den Neonazi Gordon Dwane Novel wegen Beteiligung an der Verschwörung zur Ermordung Kennedys an. Novel legte in Louisiana eine Bombe in einem Kino, das Schwarze einliess, verkaufte in New Orleans Spionagematerial und war während der Schweinebucht bei der Cuban Revolutionary Front aktiv. Im September 1961 beteiligte er sich am "Einbruch" in das Munitionsdepot der Schlumberger, die von ihrem CIA-Kontrakt zurücktreten wollte, weshalb Novel eine Ablenkungsoperation zusammen mit Andrew Jerome Blackman, David Ferrie, Sergio Arcacha Smith und Luis Rabel durchführte. Novel behauptete, er habe bei der CIA-Deckfirma Evergreen Advertising Agency Nachrichten kodiert und dekodiert.
Sein CIA-Kontakt scheint Seymour Weiss zu sein. Ein Seymour Weiss arbeitet bei der Agency for International Development, die die CIA für Undercoveraktionen benützt. Ein zweiter Seymour Weiss ist der Direktor der Standard Fruit, der mit Carlos Marcello, Frank Costello, Johnny Roselli und der International Cooperation Administration vernetzt ist.
Novel bot Garrison im Auftrag der CIA seine Dienste an, behauptet dann aber, nachdem Garrison ihn als Zeugen aufrufen wollte, er hätte Garrison in der Nacht von Ferries Tod aus dessen Haus kommen sehen. Während des Verhörs durch Garrison nimmt Novel die Hilfe der New Orleans Domestic Contacts Division der CIA in Anspruch, entzieht sich dann jedoch dem Verfahren, indem er sich nach McLean, Virginia, absetzt. 1974 bittet Charles Colson Novel um Hilfe bei der Löschung der Nixon-Bänder. Novel behauptet, er arbeite für Richard Nixon und John Connally und spielt später bei den Iran/Contra-Deals unter Reagan eine Rolle.

Garrison behauptet nun, die CIA stecke hinter dem Attentat, und es gebe in New Orleans keine Mafia, obwohl diese die grösste Wirtschaftsmacht im Bundesstaat ist. Offenbar wechselt Garrison laufend seine Verschwörungstheorie, die zwischen den Minutemen, der Dallas Police, den Ölmillionären, der CIA und Elementen einer unsichtbaren Nazistruktur oszilliert, ohne die Gemeinsamkeiten dieser Organisationen zu reflektieren.
1967 werden die Reste der aufgelösten Minutemen von FBI-Agent Howard Godfrey in der Secret Army Organization zusammengefasst, die bis 1972 aktiv ist. Das FBI liefert Waffen und Sprengstoff für Terroranschläge gegen linke Buchläden, Zeitungsredaktionen und Privatfahrzeuge von Aktivisten. Am 6.1.72 unternimmt Godfrey mit zwei weiteren SAO-Mitgliedern einen Mordanschlag auf Peter Bohmer, der sich in der Friedensbewegung engagiert, wobei eine junge Frau schwer verwundet wird. Das FBI versteckt die Tatwaffe und niemand wird bestraft, aber Bohmer verliert seine Stellung als College-Lehrer. Als die SAO im Juni 1972 einen Bombenanschlag auf ein Kino plant, wird die Organisation von der Polizei aufgelöst.

Garrison verdächtigt Clay Shaw, der Banister ähnlich sieht, als Organisator des JFK-Komplotts in Namen der CIA, da der Anwalt Dean Andrews der Warren-Kommission erzählte, ein Clay Bertrand hätte ihn am 23.11.63 angefragt, nach Dallas zu fahren, um Oswald vor Gericht zu vertreten. Perry Raymond Russo sagt aus, dass Oswald und Ferrie zusammenarbeiteten und dass Clay Bertrand das Pseudonym von Clay Shaw sei. Shaw war während des Krieges die rechte Hand von General Charles O. Thrasher und diente als Verbindungsoffizier des OSS zum Hauptquartier von Winston Churchill. Als Grundstückmakler und Direktor des International House-World Trade Center arbeitete Shaw in den frühen 50er Jahren auch als Informant der CIA. Er ist mit Hitlers ehemaligem Reichsbankchef Hjalmar Schacht, der für Onassis arbeitet, eng befreundet. Shaw gründete das International Trade Mart, das über die Coverfirma Permindex mit dem Centro Mondiale Commerciale verknüpft ist. Über das International Trade Mart verwaltet die CIA Eigentum in Europa und den USA.

Mit der Permindex verknüpft sind die Ölmagnaten H. Lamar Hunt, Clint Murchison, John DeMenil und Sid Richardson, aber auch Gouverneur John Connally, Senator Robert Kerr, Lloyd Cobb, Dr. Alton Ochsner, George und Herman Brown, Roy Cohn, Paul Raigorodsky, Walter Dornberger, Carlos Prio Socarras, Clifford Jones, Morris Dalitz, Lewis McWillie, Edward Levinson, Henry Crown, Patrick Hoy, Joe Bonanno und Alex Carlson. Präsident der Permindex ist Prinz Gutierez de Spadafora, der mit Hjalmar Schacht verwandt ist. Zum Kader der Permindex gehören neben Shaw der ehemalige ungarische Premier Nagy und der ungarische Faschist Giorgio Mantello alias George Mandel. Ferenc Nagy wurde von J. Edgar Hoover in die USA geholt. Er gehört zu den Kriegstreibern gegen die Sowjetunion, kennt H. Lamar Hunt, George Bouhe, Peter Gregory und Paul Raigorodsky und lebt 1963 in Dallas.

Der Mehrheitsaktionär der Permindex ist Louis Mortimer Bloomfield, ein OSS-Veteran. Er lebt in Montreal, wo er Firmen wie die Credit Suisse Canada, Heineken, Israel Continental Company oder Grimaldo Siosa Lines kontrolliert. Er ist mit Hoover und Bonanno befreundet und verhängte die Permindex 1958 mit dem Centro Mondiale Commerciale, die der CIA als Cover für Finanzierungen und Spionageaktionen dient. Die ab 1961 in Rom ansässige Handelsorganisation ist eine Plattform von fanatischen Antikommunisten, Faschisten, englischen, amerikanischen und italienischen Geheimdienstagenten und Propaganda-Due-Freimaurern. Das Welthandelszentrum ist unter anderem mit Meyer Lanskys Spielbanken auf den Bahamas verhängt und finanziert rechtslastige bis rechtsextreme Organisationen. Über die Permindex, Maurice Brooks Gatlin und Guy Banister flossen 1962 $200'000 an die Organistion de l'Armée Secrète. Das grösste und modernste Zentrum der über 50 in der World Trade Center Association zusammengeschlossenen Organisationen ist das von Hong Kong, über das grosse Teile des Drogenhandels abgewickelt werden.

Shaw kennt über Principessa Marcelle Borghese den Führer der neofaschistischen Movimento Sociale Italiano, Junio Valerio Borghese, der mit CIA-Gegenspionagechef James Angleton zusammenarbeitet. Shaws Organisation ist eine Parallelorganisation zur Anti-Communist League of the Carribbean. Diese Legion wurde von Rafael Trujillo, Anastasio Somoza und dem ehemaligen Chef der kubanischen Geheimpolizei Orlando Piedra, ein häufiger Besucher bei Guy Banister, ins Leben gerufen. Piedra arbeitete eng mit der Mafia und der CIA zusammen, unterstützte Rolando Masferrer und war an der Entführung von Castros Sohn beteiligt.

Dean Anderson, der als Anwalt für Marcello und die CIA arbeitet und mit Garrison zusammen studierte, bestätigt Shaws Anruf vom 23.11.63. Nach dem Anruf von "Clay" fragte Andrews seinen Kollegen Sam Monk Zelden am 24.11.63, ob er daran interessiert sei, den Fall Oswald mit ihm zu übernehmen. Am 25.11.63 informierte Andrews das FBI über das Angebot, obwohl Shaw nicht wieder anrief. Daraufhin wurde in seinem Büro eingebrochen. Später änderte er seine Aussagen gegenüber dem FBI, weshalb ihn Garrison wegen Meineids anklagt. Andrews verlässt daraufhin seinen Anwaltsposten und arbeitet in einer Bar, die Marcello gehört.

Clay Shaw scheint einer der Führungsagenten von Oswald und Ferrie gewesen zu sein: sie tauchten zu dritt bei der Wählerregistration in Clinton auf, wo Oswald und Ferrie Propaganda betrieben, und sie diskutierten an einer Party laut Perry Russo zu dritt über ein Attentat auf JFK. Vermutlich handelte es sich bei "Oswald" aber um William Seymour. Aber der Name Shaw tauchte in einem Untersuchungsbericht des FBI von Dezember 1963 auf, und Rasmey Clark erkundigte sich beim FBI über Shaw. Shaw stand regelmässig in Kontakt zu Guy Banister, arbeitete an Projekten mit E. Howard Hunt im Domestic Contact Service der CIA und führte den stellvertretenden CIA-Chef Charles Cabell in die Foreign Policy Association of New Orleans ein. Die am Attentat beteiligten CIA-Offiziere Cabell, Winston Scott und Willard Curtis sterben alle im April 1971.

Mit Shaw kommt Garrison gefährlich nahe an das CIA-Zentrum der Mordverschwörung heran, ohne die Marcello-Organisation miteinzubeziehen. Garrison offeriert Alvin Beauboeuff, der mit David Ferrie und Michael Paine am 22.11.63 nach Houston fuhr, Geld und einen Job, wenn er gegen Shaw aussagen würde.
Im Juni 1967 erfährt das FBI, dass Clay Bertrand auch das Pseudonym von Eugene Clair Davis sei. Davis arbeitet für Marcello und führt die von Homosexuellen besuchte Wanda's Bar, bei deren Kauf Anwalt George Wray Gill beteiligt war. Seinen Job beim Nachtklub Court of Two Sisters von Nunzio Pecora, ein Heroinschmuggler und Zuhälter, verlor er im 1963 wegen einem Besuch von Oswald. Er ist seit 1960 FBI-Informant und wird 1968 wegen sexuellen Handlungen mit einem 16jährigen Jungen verhaftet. Der Türsteher Leander D'Avy bestätigt ein Treffen von Ferrie, Oswald, Davis und zwei weiteren Personen im Nachtklub, die Coverfunktion des "Clay Bertrand" und die Verbindung zu den verhafteten Tramps. 1977 zieht er den Marcello-Verbündeten Nick Karno, der 1974 wegen Mordes angeklagt wird, in die Ausssagen ein und behauptet, die Tramps im Court of Two Sisters gesehen zu haben. D'Avy stirbt unter bizarren Umständen im Februar 1986.

Quellen: Scott (1993): 188f, Weberman (11): 42-47, 53f, (24): 1-29, Davis (1988): 304, 312, 326-338, 542, Marrs: 494-508, 541, Best: 45f, Joesten (1967), Anson: 102-128, Callahan: 65, 87-93, Pease (1997), Torbitt :7-9, 37ff, Russell: 3f, Brussell (1983): 8ff, Ranelagh/ Treharne.

Der Garrison-Prozess top

Am 10.1.67 informierte William Blanton Acker das FBI, dass Roy Hargraves 1963 mehrere Gewehre mit Teleskop, Handgranaten und Dynamit in seinem Zimmer hatte und auf seinem Trip nach Dallas Ende 1963 Secret Service-Ausweispapiere besass. Zudem habe er Kennedy persönlich für den Tod einiger Freunde bei der Schweinebuchtoperation verantwortlich gemacht. Die Aussagen von Lawrence J. LaBorde und seinem Sohn Michael bringen auch Gerry Hemming in Zusammenhang mit den Schützen auf dem Grashügel. LaBorde stellte für Hemming 1962 den Kontakt mit Guy Banister und Jack Lawrence her. 1979 wird LaBorde von Hemmings Crew umgebracht. Am 7.7.67 erscheinen Hemming und Hargraves bei Garrison, um über die Beteiligung von Loran Hall, William Seymour und Lawrence Howard auszusagen. Hemming behauptet, die drei seien von einem Castro-Agenten namens Enrique Molina Rivera begleitet worden. Am 15.7.67 behauptet Comer Clark in einer britischen Zeitung, Fidel Castro hätte zugegeben, er hätte gewusst, dass Oswald ein Attentat gegen Kennedy plane. Clark führte allerdings nie ein Interview mit Castro.
Hemmings Mitarbeiter Bernardo de Torres arbeitet als Detektiv für Garrison und bringt ihn dazu, Hunderte von vergeblichen Stunden für die Suche des Exilkubaners Manuel Gonzalez, der mit Oswald zu tun gehabt haben soll, aufzuwenden. De Torres war Geheimdienstchef der Brigade 2506 und wurde während der Schweinebucht gefangengenommen. Über Jahre arbeitet er für das Federal Bureau of Narcotics von Anslinger. Offenbar soll der Profikiller de Torres Oswald selbst gekannt haben. Rolando Otero Hernandez behauptet, de Torres und Mitch WerBell seien in die Verschwörung zur Ermordung Kennedys beteiligt gewesen. Otero arbeitet mit E. Howard Hunt, David Morales und Maxian Gonzalez zusammen. Im Frühjahr 1975 verübt Otero im Auftrag von Orlando Bosch eine Serie von Bombenanschlägen in den USA. Auch Garrisons Untersuchungsbeamter Alberto Fowler ist ein Schweinebuchtveteran, der Garrison auf falsche Spuren leitet.

Garrisons Prozess lenkt ab von Edward Partins Anschuldigungen gegen Jimmy Hoffa, der vorgängig über die geplante Kennedy-Ermordung gesprochen hatte. Partin war am Waffenschmuggel nach Kuba beteiligt und arbeitete für Hoffa. Der Teamster-Funktionär aus Baton Rouge und Bekannter von Carlos Marcello wechselte das Lager und erzählte viel über Organisation, Struktur und Namen der Mafia und von deren Mordplänen.
Über D'Alton Smith bietet Marcello Partin an, ihm während 10 Jahren $25'000 zu zahlen, wenn er seine Prozessaussage gegen Hoffa zurückziehe. Als Partin das Angebot als zu niedrig bezeichnet, bietet er ihm eine glatte Million und Beteiligungen an Teamsterfonds über Dorfman. Da Partin das Angebot in den Wind schlägt, versuchen Hoffas Verbündete, ihn mittels Einschüchterungen und Morddrohungen zu zwingen, seine erdrückende Zeugenaussage abzuändern. Smith und Marcellos Washingtoner Lobbyist Irving Davidson bringen Jim Garrison dazu, öffentlich zu behaupten, dass Partin im Sommer 1963 mit Oswald und Ruby Umgang gehabt habe, um den Mord zu planen, womit die Glaubwürdigkeit des Staatsanwalts zusammenbricht.

Davidson teilt dem FBI mit, Hugh C. McDonald, ehemaliger Bodyguard von Barry Goldwater, arbeite für eine Gruppe, die viel Geld aufgeworfen habe, um herauszufinden, wer hinter dem Attentat an Kennedy stecke. McDonald war im 2. Weltkrieg beim Armeegeheimdienst, arbeitete für Howard Hughes als Security-Direktor, wurde im Januar 1967 als Chef der Detektive von Los Angeles pensioniert und behauptet, Johnson habe Vorkenntnissse vom Attentat gehabt und George DeMohrenschildt sei in die Ermordung involviert gewesen. Von seinen Residenzen Haiti und Dallas aus korrespondiert DeMohrenschildt 1966/67 regelmässig mit dem Weissen Haus. DeMohrenschildt ist befreundet mit Barbara und Howard Burris, Geheimdienstoffizier der Air Force und militärischer Vertreter von Johnson. Walt Rostow wird der Leiter der Lyndon B. Johnson Library, die sich im selben Komplex wie das ILAS befindet. 1969 unterrichtet DeMohrenschildt an einer Schule, die Harry Ransom unterstellt ist. Ransom ist beim Geheimdienst der Luftwaffe und verkehrt im Mafialokal Adolphus Hotel in Dallas.

Während dem Prozess ändern Zeugen ihre Aussagen, erscheinen nicht oder werden von anderen Staaten nicht ausgeliefert, wie im Fall von Edgar Eugene Bradley. Garrison verwechselt den als "Secret Service"-Agenten auf der Dealey Plaza Anwesenden mit Eugene Hale Brading, die beide aus Kalifornien stammen, und verklagt Bradley wegen Verschwörung zur Ermordung des Präsidenten. Gouverneur Ronald Reagan, vehementer Anti-Kennedy, seit Bobby 1962 seine Steuerrechnungen und Beziehungen zur Music Corporation of America untersuchen liess, verweigert seine Auslieferung. Nach dem Attentat wurde Reagan Republikaner und innerhalb kurzer Zeit Multimillionär. Über Transaktionen von Jules Stein und Taft Schreiber von der MCA und seinem späteren Justizminister William French Smith wird die Herkunft der Gelder verschleiert.

Garrison kann die Geschworenen, vor allem mit der erstmals öffentlichen Vorführung des Zapruder-Films, davon überzeugen, dass es sich beim Kennedy-Attentat um eine Konspiration gehandelt haben muss, aber nicht, dass Shaw einer der Verschwörer sei, womit er den Prozess am 1.3.69 verliert.

1971 wird Garrison, nachdem er die Wahlen für das Amt des Staatsanwaltes 1969 wiedergewonnen hat, wegen Bestechung angeklagt und mehrere unter Druck gesetzte Personen sagen gegen ihn aus. Da es sich um unwahre Aussagen handelt, wird er freigesprochen. Auch eine zweite Anklage wegen Steuerhinterziehung erweist sich als substanzlos. Aber die Wahlen von 1973 verliert er, absorbiert von der Selbstverteidigung im Gericht.

Nachdem J. Edgar Hoover die Ferrie-Akte als geheim klassifizierte, wird 1976 bekannt, dass sie verschwunden ist. CIA-Agent Robert D. Morrow behauptet, dass Shaw tatsächlich im Zentrum des Plots gewesen sei, zusammen mit Ruby und Banister. Diese Gruppe hätte ausserhalb der Kontrolle der CIA gearbeitet und mithilfe eines Doppelgängers den Ex-Marine als Schützen im TSBD aufgebaut. Polizist J. D. Tippit hätte im Kino Oswald töten sollen, aber Oswalds Doppelgänger habe Tippit erschossen. Mit der Festnahme Oswalds musste Ruby einspringen. Morrow kaufte vier 6.5 Mannlicher-Carcano Gewehre auf Anordnung seines Chefs und ist überzeugt, dass eines davon am 22.11.63 in den Händen der Dallas Polizei gelandet sei. Die Marine kaufte Mitte der 50erJahre vier Mio. Patronen zu diesem Gewehr, die allerdings zu keinem der Marine-Gewehre passen. Vermutlich war die Munition für die CIA bestimmt, die Kämpfer mit Waffen beliefert, die keine Rückschlüsse auf die CIA oder die USA zulassen.

Quellen: Rose: 4, Weberman (7): 1, (10): 64f, (21): 11-15, (24): 29, (26): 11, Schulz: 116, Garrison, CNPC: 4, Moldea: 5-8.


März 1967 Jimmy Hoffa top

Der Teamsterboss muss am 7.3.67 für 13 Jahre ins Gefängnis, obwohl Carlos Marcello mit Schmiergeldern versuchte, dies zu verhindern. Hoffa versuchte, das letztinstanzliche Urteil mithilfe von vier Prostituierten, die mit den Geschworenen sexuellen Kontakt gehabt haben sollen, zu annullieren. Während dem Prozess beim obersten Gericht, wo sich nur Earl Warren für ihn einsetzt, wird Hoffa verurteilt, weil er Dutzende von Millionen aus den Teamster-Pensionskassen mit falschen Krediten für das Everglades Hotel in Miami, das Sun Valley-Projekt, das North Miami General Hospital und die nichtexistierende Black Construction Company veruntreute. Der Boss der puertoricanischen Teamster, Frank Chavez, will Robert Kennedy deshalb während seiner Wahlkampagne umbringen.

Frank Fitzsimmons übernimmt Hoffas Platz als Boss der Lastwagengewerkschaft und erweist sich als noch korrupter als sein Vorgänger. Öffentlich setzt sich Fitzsimmons für die Freilassung Hoffas ein, aber sogar dessen Mitarbeiter Rolland McMaster hilft ihm, seine Macht zu konsolidieren, indem er die verbleibenden Hoffa-Loyalen bekämpft.
Nach dem Machtwechsel beginnen unabhängige Lastwagenfahrer einen Aufstand gegen die allgegenwärtige Dominanz der Gewerkschaft, was zu Schlägereien und einem Krieg mit Schiessereien und Bomben ausartet, so dass die Standard Oil bewaffnete Hell's Angels als Begleitschutz ihrer Benzintransporte anheuert.

Auch Richard Cain und Willie Daddano von Giancanas Mafia werden wegen einer Anklage von 1963 verhaftet und verurteilt: Cain für 4, "Potatoes" Daddano für 15 Jahre Gefängnis.

Quellen: Davis (1988): 336-338, 346, 408, Marrs: 508-517, Davis (1994): 111, Giancana: 532, Best:15f, Weberman (8): 51f, Best: 46, Bartholomew (1): 16, Summers (2000): 498.


März 1967 Ermordung von Ernesto Che Guevara top

Die bolivianische CIA-Station unter John Tilton beteiligt sich an der Aufspürung und Ermordung von Ernesto Che Guevara in Bolivien. Felix Rogriguez, ehemaliger Schweinebuchtveteran und zukünftiger Watergate-Einbrecher, wird zur Unterstützung in die Anden abkommandiert. Die bolivianische Regierung schrieb ein Kopfgeld von $4000 für Che Guevara aus. Er wird gefangengenommen und am 6.3. von Feldwebel Mario Teran ermordet, weil der bolivianische Präsident René Barrientos und die CIA befürchten, seine Gefangennahme könne Solidaritätsbewegungen oder -proteste auslösen. Ein Prozess gegen Che muss verhindert werden, damit er keine Gelegenheit bekommt, den Gerichtssaal als Propagandabühne zu verwenden. Die Mörder stellen es so dar, als sei Che im Kampf gefallen. Das ist eine PR-Fehlentscheidung: Che wird zum Symbol für den Widerstand der 68er-Bewegung und sein Konterfei mit leicht getrübtem Blick in eine nie endende Zukunft wird zur Ikone, zum Jesus-Ersatz der Popkultur.
Der bolivianische Innenminister Arguedas rächt sich an der CIA, die ihn aufgrund seiner radikalen Äusserungen während seiner Jugendzeit zur Kollaboration gezwungen hat, indem er eine Kopie des erbeuteten Tagebuchs von Guevara der kubanischen Regierung zuspielt, weshalb er zwei Jahre später ermordet wird.

Trotz Veröffentlichungen der CIA/Mafia-Mordpläne gegen Castro in der Presse, worauf Lyndon Johnson einen "Bericht" der CIA fordert, laufen die Mordkomplotte gegen Castro und die Sabotageaktionen gegen Kuba weiter. 1968 geht ein Teil der Kaffeeernte verloren, weil sie mit Krankheitserregern infiziert werden. Nixon ordnet die Intensivierung der Undercoveraktionen gegen Kuba an, worauf 1969 und 1970 Regenwolken mit Chemikalien versetzt werden, um die Zuckerernte zu vernichten. Der erste Fall von afrikanischem Schweinefieber in der westlichen Hemisphäre wird am 6.5.71 auf Kuba entdeckt. 6 Wochen früher liess die CIA einen Behälter mit Viren, die diese Schweinekrankheit verursacht, nach Kuba bringen. 500'000 Schweine, über ein Viertel des Bestandes, müssen hingerichtet werden. Castro soll 1971 auf seiner Reise nach Chile oder Spanien umgebracht werden. Kubanische Schiffe werden auf offener See attackiert. Diplomatische Vertretungen werden immer wieder angegriffen und Kubaner ermordet. Anfang der 70er Jahre stürzt in Kalifornien ein an Sabotageaktionen beteiligtes Flugzeug mit Heroin und Kokain an Bord ab, wofür 1976 ein kubanisches Flugzeug zum Absturz gebracht wird.

Die CIA startet das Programm MK/CHAOS unter Richard Ober gegen die Neue Linke und die Black Panther Party. Es handelt sich um ein Parallelprogramm zum COINTELPRO des FBI, mit vergleichbaren Methoden. Dabei werden Verdächtige nicht nur überwacht, die Post geöffnet und das Telefon abgehört, sondern auch tätlich angegriffen und mit den bewährten Undercovermethoden fertiggemacht. Dazu werden schwarze Listen für die Bespitzelung aufgestellt. Der eingeschleuste FBI-Agent Tommy Tongyai versucht beispielsweise, die Students for a Democratic Society zur Schaffung von regionalen Terroristenkomitees, zu Entführungen, Brandanschlägen und Polizistenmord anzustiften. Auch in Deutschland eskaliert die Gewalt, nachdem der V-Mann des Verfassungsschutzes Peter Urbach den vor dem Springerhochhaus demonstrierenden Studenten Molotowcocktails verteilte.

1968 wird Roy Hargraves verhaftet, weil er am 22.10.68 das Friedenszentrum der SDS in Long Beach bombardiert. Hargraves arbeitet zusammen mit José Antonio Duarte Cropesa, der zu verschiedenen extremen linken und rechten Gruppierungen Kontakt hat und Konflikte zwischen ihnen schürt.

Unter E. Howard Hunt arbeiten Hargraves offiziell und Gerry Hemming inoffiziell als Trainer der Black Panthers. Die BPP wurde Ende 1966 in Oakland von Huey P. Newton und Bobby G. Seale gegründet und ist bereit, auch Waffen für die Verteidigung von Leben und der Rechte der Schwarzen einzusetzen. Auf dem Höhepunkt hat die Partei zwischen 15'000 und 20'000 Mitglieder. 1968 beschliesst J. Edgar Hoover in Zusammenarbeit mit CIA und Polizeikräften, die BPP durch eine Reihe von Aktionen zu zerstören, wobei bis Ende 1969 mindestens 28 Mitglieder getötet werden. Hargraves gelingt es, sich als Bodyguard von Black Panther-Propagandist Eldridge Cleaver einzuschleusen, der unschuldig wegen Mordes angeklagt wird. Cleaver stirbt nur 40jährig im Exil.

Quellen: van Gineken, Ranelagh/ Treharne: 2, Schulz: 113, 170, 178, 324, CIA-Info: 14f, Plotter: 5, Best: 92, O'Shaughnessy, Summers (2000): 508f, Gandini/ Saleh, Weberman (21): 15-55, Bartholomew: 57, Groden/ Livingstone: 358.


April 1967 Griechenland, Israel und Libyen top

Der Reeder Aristoteles Onassis gewinnt ein Prozess gegen Panaghis Vergottis, einen Freund seiner ehemaligen Liebhaberin Maria Callas, wegen eines spanischen Schiffes, das die drei zusammen kauften. Onassis' Büro in New York wird von der CIA abgehört. Da Georgios Papandreou sich 1965 trotz einem Spendenangebot von Onassis an die Zentrumsunion über $1 Mio. weigerte, Konkurrenzgesellschaften der Olympic Airways die Landeerlaubnis zu entziehen, wurde der Regierungschef von König Konstantin entlassen, weshalb es zu Neuwahlen kommen soll.

Am 21.4.67, zwei Tage vor den Wahlen, putscht eine Gruppe von 21 Offizieren unter George Papadopolous mit Beteiligung von CIA-Stationschef Loughlin Campbell, um den Wahlsieg der Linken in Griechenland zu verhindern. Onassis wie Tom Pappas, der eine Reihe von CIA-Agenten in Athen auf der Lohnliste führt, unterstützen den Putsch. Der Amerikaner, geboren als Thomas Papadopoulos, verfügt über 75% aller amerikanischen Privatinvestitionen in Griechenland und 54% des Kapitalexports. Weil die Zentrumspartei die Monopolrechte von Pappas beschnitt, unterstützte er einzelne Abgeordnete der rechten Fraktion innerhalb der Partei mit bis zu $300'000 für den Loyalitätsbruch mit dem Parteichef. Etwa 8000 politisch Engagierte des linken Spektrums werden im ersten Monat nach dem Putsch umgebracht, ihre Parteien und Organisationen verboten, die Pressefreiheit wird aufgehoben und die Folter als gängige Praxis institutionalisiert. Trotz internationaler Proteste liefern die USA weiterhin Waffen für die Militärdiktatur, wenn auch in reduziertem Umfang.

Pappas erhält von der neuen Regierung eine wichtige Pipeline, die Saloniki mit Jugoslawien verbindet. Der Freund von Richard Nixon unterstützt die Republikanische Partei und machte 1966 mithilfe von Onassis, Stavros Niarchos und Livanos aus dem kleinen Bürokraten Spiro Anagnostopoulos den Gouverneur Spiro Agnew von Maryland. Er verspricht der griechischen Junta die volle Anerkennung durch Nixon, der Agnew zu seinem Vizepräsidentschaftskandidaten macht, was die Washington Post als "die ausgefallenste politische Nomination, seit der römische Kaiser Caligula sein Pferd zum Konsul ernannte." Agnew verhilft Nixon zu $549'000 vom griechischen Geheimdienst KYP, was heute $2,7 Mio. entspricht, die über Pappas laufen. Zudem bekommt Pappas eine Lizenz für mehrere Coca-Cola-Fabriken in Griechenland. Gegen den Journalisten Elias Demetracopoulos, der den demokratischen Parteipräsidenten Lawrence O'Brien über diese Finanzierungen informiert, werden mindestens zwei Verleumdungskampagnen gestartet.
Pappas arbeitet regelmässig für die CIA und versucht 1972 vergeblich, Onassis zu überzeugen, Nixon zu finanzieren, weil Maheu und Nixon ihn 1954 bekämpften. Aber ironischerweise gibt Onassis 1970 der Marriott Corporation, an der F. Donald Nixon beteiligt ist, einen Grossauftrag für das Catering der Olympic Airways.

Aufgrund der Unterstützung durch die Sowjetunion fühlt sich Nasser genügend stark, die seit Suezkrieg durch die UNO besetzten Gebiete auf dem Sinai zurückzufordern und den Golf von Akaba für israelische Schiffe zu blockieren. Mit der Unterstützung der BRD und Grossbritanniens überfällt Israel im Sechstagekrieg Ägypten, Syrien, Jordanien und die Vereinigte Arabische Republik.
Der Krieg wurde von den militärischen Geheimdiensten Israels und der USA gemeinsam geplant, um einen Krieg mit Ägypten zu initiieren und Gamal Abdel Nasser zu stürzen. Bei der "Operation Cyanide" sollte es aussehen, als habe Ägypten die USS Liberty angegriffen, was eine Intervention der USA legitimieren soll. Deshalb wurde ein Gesuch des Kommandanten um Begleitschutz durch einen Zerstörer abgelehnt und deshalb ordert Verteidigungsminister McNamara die Flugzeuge zuürck, die der USS Liberty zur Hilfe eilen. Als jedoch das Spionageschiff nach über einer Stunde noch immer nicht sinkt, bekommen die Israelis kalte Füsse und beenden den Angriff. Die israelische Regierung behauptet, dass die USS Liberty sei mit dem ägyptischen Versorgungsschiff El Quseir verwechselt worden, und Johnson akzeptiert Israels Entschuldigung. Der Krieg wird gestoppt, weil die Sowjetunion dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Israel mit nuklearer Vergeltung droht, wenn sie sich nicht aus Ägypten zurückziehen.

Nach anfänglichen Vorbehalten bei der Gründung des Staats Israel 1948 aufgrund des Umgangs mit den palästinensischen Flüchtlingen schlugen sich die USA auf die Seite des jüdischen Staats. Ausschlaggebend dafür waren die engen privaten Beziehungen Trumans mit Vertretern der Jewish Agency (vor allem mit Chaim Weizmann) und die strategische Lage Israels zur ‚Absicherung' des östlichen Mittelmeers und des Nahen Ostens. Das Ziel der USA bestand primär darin, den Zugang zum Öl zu erlangen, und der Jewish Agency gelang es, die Ölkonzerne von einer Allianz zu überzeugen. Ab März 1949 sprachen die Amerikaner nicht mehr von einem Palästinenserstaat.

Die USA verhindern getreu nach Henry Kissingers Verweigerung von Verhandlungen mit ihrem Vetorecht diverse UNO-Versuche, den genozidalen Neokolonialismus Israels zu stoppen. Drei Viertel der Palästinenser werden vertrieben, die restlichen zu Zweitklassbürger degradiert, 90% Palästinas wird besetzt und mit 200 illegalen Siedlungen durchsetzt. Israel okkupiert Jerusalem und schafft ein Fait accompli. Dagegen beginnt sich die Fatah mit Guerillamethoden zu wehren. Die Unterstützung der USA hört selbst nicht auf, als Israel bewusst das NSA-Spionageschiff Liberty versenkt, damit die Massaker an Hunderten von Zivilisten und Gefangenen im ägyptischen El Arish geheim bleiben. 34 Matrosen kommen ums Leben. Das Pentagon verhängt eine Mediensperre über die Attacke und droht den Überlebenden mit Gefängnis, sollten sie nicht schweigen. Trotz der UNO-Resolution vom 22.11.67 werden die meisten Territorien bis heute besetzt gehalten. Dazu gehören die Golanhöhen, die das Wasserreservoir für weite Teile des Nahen Osten bilden. Itzhak Rabin beginnt mit Syrien über den Rückzug Israels zu verhandeln, aber Ehud Barak bricht im Jahr 2000 die Gespräche ab.

Aufgrund der Unterstützung Israels verhängen die arabischen Staaten ein Ölembargo gegen die USA und die Verbündeten Israels in Westeuropa, was aber keine Wirkung zeigt, da die USA noch 80% ihres Verbrauchs selbst produzieren und Algerien, Tunesien und der Iran weiterhin liefern. Deshalb verstärkt Saudi-Arabien die Stellung der OPEC, um Öl als politische Waffe einsetzen zu können. Am 7.9.70 zwingt die Volksfront zur Befreiung Palästinas drei westliche Verkehrsflugzeuge zur Landung in Jordanien und sprengt sie nach der Freilassung der Passagiere in die Luft. König Hussein nimmt dies zum Anlass, mit dem palästinensischen Widerstand abzurechnen: Zehntausende von Menschen sterben zwischen dem 16. und 27.9., wofür die Gruppe Schwarzer September zahlreiche Vergeltungsanschläge unternimmt.

Armand Hammer von der Occidental gelang es 1964, den libyschen Ölminister Fuad Kabazi mit $100'000 für Bohrrechte zu bestechen. Er fand 1966 ein grosses Ölvorkommen unter der Wüste Libyens. Die Bedeutung dieses Fundes zeigt sich bei der Schliessung des Suezkanals 1967. Als die libysche Regierung auf Druck des Kartells die exklusive Konzession 1967 zurückzieht, fordert der Vermittler und Wall Street Bankier Herbert Allen von Occidental $100 Mio. Entschädigung.
1969 putscht sich Oberst Muammar al-Gaddhafi an die Macht und bringt das delikate Gleichgewicht durcheinander, in dem er 50 Cents mehr pro Barrell verlangt, was unabhängige Ölfirmen wie die Occidental bezahlen müssen. Sofort ziehen die anderen Staaten nach und verlangen von den Ölgesellschaften ebenfalls ähnliche Konditionen. Innerhalb weniger Jahre erhöht sich darauf der Ölpreis von einem auf drei Dollar pro Barrell.

Quellen: Epstein: 23-28, Weberman (25): 18, CIA-Info: 15, Glaser (1972), Summers (2000): 284-287, 504, Hager, Chomsky (2002), Bishara (2002), Mitchell, Gendzier, Davidsson 2018.


April 1968 Ermordung von Martin Luther King top

Martin Luther King wird am 4.4.68 um 18.01 Uhr auf dem Balkon des Lorraine Motels in Memphis mit einem präzisen Schuss stark verletzt. King ist in Memphis, um die seit zwei Monaten streikenden schwarzen Kanal- und Müllarbeiter zu unterstützen, die unter unmenschlichen Bedingungen lebten und arbeiteten. Bereits am 18. und am 28.3. war der Führer der Bürgerrechtsbewegung nach Memphis gekommen, womit der lokale Konflikt nationale Beachtung erlangte.
King plante, seinen Kampf gegen den Vietnamkrieg und die Armut zu intensivieren, eine Bewegung des zivilen Ungehorsams und des Boykotts gegen Firmen wie Coca-Cola und Wonder Bread auf die Beine zu stellen. Vor allem der 5-tägige Watts-Aufstand der schwarzen Slums in Chicago, bei dem 34 Menschen erschossen und über tausend verletzt wurden, radikalisierte King. Er arbeitete an der Poor People's Campaign, die 500'000 Armemobilisieren sollte, in einer Zeltstadt vor dem Kongress solange zu demonstrieren, bis die Armut effektiv bekämpft wird. Es gibt in den USA 30 Mio. Arme, und allein 14'000 Amerikaner müssen jährlich behandelt werden, weil sie in ihren Wohnungen von Ratten gebissen werden.

Während Lyndon Johnson das Inlandbudget um $3 Mia. kürzen will, um die Kriegsausgaben zu erhöhen, verlangt King den Stopp des Vietnamkriegs, um dessen Kosten von jährlich $20 Mia. gegen die Armut einzusetzen. 1967 eskalierten die Barbareien in Vietnam, und King forderte Johnson im April auf, die Bombardierungen einzustellen. Zusammen mit dem Kinderarzt Benjamin Spock erwog King eine Gegenkandidatur für die Präsidentschaftswahlen mit einem Programm gegen Armut und Krieg. Johnson und Hubert Humphreys drängen auf die Eliminierung Kings, unter anderem bei Walter Reuther, dem Führer der United Auto Workers-Gewerkschaft, der $400'000 für die Ermordung Kings angeboten haben soll. "Dieser gottverdammte Niggerpriester könnte mich aus dem Weissen Hause vertreiben", befürchtete Johnson. Die Firma Brown & Roots, an der Johnson beteiligt ist, profitiert vom Vietnamkrieg, wie auch die Unternehmen seiner Unterstützer, weshalb King eine Bedrohung der Interessen der Rüstungsindustrie darstellt.

Das FBI infiltrierte Kings Southern Christian Leadership Conference und die National Conference for New Politics und versuchte, King als Kommunisten zu diskreditieren. Zuständig für den Informanten James Harrison, der seit 1964 im SCLC-Vorstand ist und unter anderem Kings Reisepläne weitergab, war der Agent Al Sentinella. Harrison ist am Tag des Attentats ebenfalls in Memphis und meldet sich beim FBI-Büro.
In Memphis ist die Hotelsuite des Rivermont, wo King normalerweise absteigt, verwanzt. Vor dem Hotel wird jeweils ein Lieferwagen stationiert, indem sich die Abhörgeräte und zwei Agenten der Army Security Agency befinden. Mithilfe von präparierten Sex-Tapes versuchte man King zu erpressen und in den Selbstmord zu treiben. J. Edgar Hoover, der King als notorischen Lügner, einen der übelsten Charaktere im Lande und als Kater mit zwanghaft übersteigertem Sexualtrieb bezeichnete, setzte sich persönlich dafür ein, dass ihm die Ehrendoktorwürde nicht verliehen werden sollte. Das gelang ebensowenig wie der Versuch über Kardinal Francis Spellman, eine Audienz Kings bei Papst Paul VI. zu verhindern. Zu Tom Clark, Richter am obersten Bundesgericht, sagte Hoover, dass er nicht jedesmal das FBI hinschicke, "wenn irgendein Niggerweib vergewaltigt wurde".
Hoover teilt seinen Hass auf die Gleichstellungsprotagonisten mit seinem Pokerfreund H. Lamar Hunt, der eine direkte Telefonleitung zu Hoover hat. Im Juni 1967 trafen sich Hunt und Hoover, wobei Hunt vorschlägt, King über seine täglich über 429 Radiostationen im ganzen Land ausgestrahlte Sendung Lifeline fertig zu machen. Hunt gab 1967 und 1968 für diese Sendung $2 Mio. aus. Hoover ist jedoch skeptisch und meint, dass die einzige Möglichkeit, King zu stoppen, darin bestehe, ihn "endgültig zum Schweigen" zu bringen. Hoover ruft Hunt nach dem Attentat an und rät ihm, die geplante Anti-King-Sendung abzusetzen, was geschieht.

Im Januar 1968 trafen sich Sam Giancana, Carlo Gambino und John Roselli mit drei FBI-Agenten in Apalachin. Einer der FBI-Agenten machte ein Angebot von $1 Mio. für Kings Kopf, was Giancana laut seinem Fahrer Thomas Myron Billet ablehnte. Dagegen stieg Carlos Marcello auf den Deal ein. Der Mafia-Boss von New Orleans ist ein eingefleischter Rassist und begeisterter Anhänger und Unterstützer des Ku-Klux-Klan und unternimmt mehrere Versuche, King ermorden zu lassen. 1965 gab es ein Mordversuch in Louisville, wo Kings Bruder lebt. Mitte 1967 erhielt Red Nix ein Auto, ein Gewehr und den Auftrag von Marcello, King für $50'000 zu töten. Nix kommt nicht lange nach Kings Ermordung ums Leben.

Marcello beauftragte seinen Stellvertreter in Memphis, Frank Liberto, mit der Organisation des Mordes. Libertos Bruder Salvatore arbeitet in New Orleans für Marcello, zu dessen Territorium auch Tennessee gehört. Frank Liberto ist im Waffenschmuggel, Drogenhandel, Glücksspiel und in der Prostitution aktiv und hat gute Kontakte zur Politik: er trifft sich regelmässig am Samstagmorgen mit einem hohen Beamten des Staates Tennessee in dessen Anwaltskanzlei in Fayette County. Er führt als Obst- und Gemüsehändler die Liberto, Liberto and Latch Produce Company, zu deren Kunden Loyd Jowers gehört.
Jowers war von 1946 bis 1948 Polizist in Memphis und lernte in dieser Zeit Liberto kennen, der sein Geschäft in der Nähe des Polizeihauptquartiers hat. Nach seiner kurzen Karriere bei der Polizei arbeitete Jowers für die Taxifirma Veterans Cab Company, die von Kriegsveteranen betrieben wurde. 1966 ging er als Fahrdienstleiter zu Yellow Cab. 1967 eröffnete er die Spielhölle Check Off Inn und kurz danach das Restaurant Jim's Grill. Jowers half Liberto, indem er verschiedenen Leuten, unter anderem Raul Pereira, Geld brachte. Anfang März 1968 wurde Jowers von einem Geschäftsmann, den er vom Glücksspiel her kannte, wegen der Lage seines Restaurants um Mitarbeit zur Ermordung Kings angefragt. Danach kam Liberto auf ihn zu und versprach ihm eine grosszügige Entschädigung, worauf Jowers einwilligte. Er stand in Libertos Schuld, weil dieser die Leiche eines Mexikaners verschwinden liess, den Jowers umgebracht hatte, nachdem er ihn im Bett mit seiner Liebhaberin Betty Spates erwischte. Liberto zahlte Jowers anlässlich einer Lieferung der M.E. Carter Produce Company $100'000 im Voraus, wobei der Fahrer Frank Holt wahrscheinlich nicht wusste, dass Geld in der Gemüsekiste war. Jowers behauptet 1994 vermutlich zu seinem Schutz, der Fahrer und Stammgast seines Jim's Grill-Restaurants sei der Schütze gewesen. Jowers behält $90'000 für sich, womit er die Veterans Cab Company kauft, und zahlt $10'000 an den Schützen.
In Jowers Restaurant fanden mehrere Planungssitzungen statt, an denen Liberto, die Polizisten John Barger, Earl Clark und Frank Strausser und der Geheimpolizist Marrell McCollough teilnahmen. Leutnant Earl Clark ist der beste Schütze der Polizei von Memphis und für den Schiessplatz des MPD im Armour Center zuständig. Im Jim's Grill drohte der enge Freund von Frank Liberto einmal, er werde King umbringen, wenn er in die Stadt käme.

Der CIA-Agent Marrell McColloughwar von 1964 bis 1966 Militärpolizist, wurde am 11.6.67 von der 111th Military Intelligence Group wieder eingezogen und dem Memphis Police Departement zugeteilt. Dort infiltrierte er Kings Umfeld, vor allem die Invaders, eine Gruppe Schwarzer, die sich um die Bedürfnisse der Schwarzen in Memphis kümmert. Das FBI bezahlte junge Schwarze, zum Teil Mitglieder der Invaders, die bei der Demonstration vom 28.3. Krawalle anzettelten und Scheiben einschlugen, um die Streiks und die Bürgerrechtsbewegung zu diskreditieren. McCollough lieferte Lieutnant Eli Arkin, dem befehlshabenden Offizier der Nachrichtenabteilung, die nötigen Informationen für das Attentat. McCollough ist an der Planung beteiligt, die vorsieht, dass die Polizei gegen eine Rebellion der bewaffneten Invaders eingreifen muss, worauf im Schusswechsel King erschossen wird. McCollough befindet sich als Sicherheitsbeamter auf dem Balkon, als King erschossen wird. In den 70er Jahren tritt er in die CIA ein. Der Time-Journalist Jack E. White versucht 1997, den auf einem Foto vom Tatort erkennbaren McCollough als jemand anderen darzustellen.

Das US Army Intelligence Command hat sein Hauptquartier auf dem Stützpunkt Fort Holabird in Maryland, wo im Investigative Records Repository mehr als 7 Mio. gebundene Dossiers über amerikanische Bürger und über 770 Organisationen aufbewahrt werden. Auch die Akten über King und seine Familie sind dort untergebracht. Das USAINTC befiehlt sieben der acht Einheiten der Military Intelligence Group. In den MIGs sind 1967 798 Armeeoffiziere und 1532 Zivilisten angestellt, darunter 67 schwarze Agenten. 1576 Militärgeheimdienstagenten arbeiten im Inlandbereich. Die achte MIG, die 902nd, steht unter dem Kommando des stellvertretenden Stabschefs Generalmajor William P. Yarborough, der zugleich die Abteilung für Spionageabwehr CIAB befehligt. Die 902nd führt in der Regel die heikelsten Operationen durch. Zwei Scharfschützenteams dieser Einheit sind ebenfalls präsent für den Fall, dass die Schüsse daneben gehen.

Eine weitere Armeegeheimdienstgruppe für Spezialaufträge ist die 20th Special Forces Group, die als Teil der Alabama National Guard in Birmingham, Alabama, stationiert ist und von General Henry Cobb befehligt wird. Diese Abteilung bildet auf dem geheimen Stützpunkt in Cullman Mitglieder des Ku-Klux-Klan in paramilitärischen Techniken aus, wofür diese Informationen über Schwarze liefern. 1965 entging King nur knapp einem Attentat in Selma, weil er plötzlich durch die Menge abgeschirmt war. CIA-Agent Jack Terrell gibt kurz vor seinem Tod zu Protokoll, dass sein Freund John D. Hill zur 20th SFG und zu einem Alpha-Team gehörte und an den Einsätzen in Selma und Memphis beteiligt war. Am 4.4.68 ist Hill auf dem Wasserturm der Tayloe Paper Company postiert. Hill wird am 12.1.1979 erschossen, vermutlich weil er von seinen Einsätzen erzählt, wenn er betrunken ist. Der Mord wird seiner Frau angelastet, aber es gibt keine Anklage und keinen Prozess gegen sie. Terrell ist in die Iran-Contra-Affären verwickelt und beschuldigt Oliver North des Drogenhandels und der Geldwäsche, um die Contras zu finanzieren. Sein Buch Disposable Patriot (1992) wird von der CIA massiv zensiert und verfälscht.

Das US Strike Command ist die übergeordnete Befehlsstelle auf dem Luftwaffenstützpunkt MacDill in Tampa, wo die Massnahmen gegen die Rassenunruhen in den Städten von 1967 (Tampa, Detroit, Washington, Chicago) beschlossen wurden. Kleine sogenannte ‚Alpha-Teams'-Einheiten erhielten Fahndungsfotos und persönliche Informationen militanter Schwarzer, die zu töten waren, wenn sich in Krawallen die Gelegenheit dazu ergab. Der ‚Antiterror'-Einsatz gegen Schwarze läuft unter dem Namen GARDEN PLOT. Die US-Army Security Agency ASA ist zuständig für die Telefonüberwachung und die Abhörungen. Sie verwanzte das Telefon in Kings Zimmer, als er am 18. und 28.3. im Rivermont Hotel und am 3. und 4.4. im Lorraine Hotel abstieg. Die Armeegeheimdienste (inklusive ONI, NSA und die PsyOps-Abteilungen), FBI, CIA, NRO, DIA, Atomic Energy Commission, DOS etc. werden vom U.S. Intelligence Board unter der Leitung von CIA-Direktor Richard Helms koordiniert.

In den drei Wochen vor der Ermordung Kings traf sich Hoover mit CIA- und Militärdienstagenten der 111th MIG, die beim PHOENIX-Programm in Vietnam dabei waren. Diese Abteilung bewachte King 1968 permanent und sucht seit 1963 nach einer Möglichkeit, ihn zu stoppen. Generalmajor Yarborough trifft sich mehrmals mit Oberst John Downie, der den Armeegeheimdiensteinsatz koordiniert. Am frühen Morgen des 4.4. wird ein achtköpfiges Aufklärungs- und Scharfschützenteam der Special Forces Alpha 184 nach Memphis geschickt, das sich mit Eli Arkin von der Aufklärungsabteilung des MPD trifft. Arkin ist zugleich der Verbindungsoffizier zu William Lawrence vom lokalen FBI. Die Scharfschützen sind wie normale Arbeiter angezogen und sollen King und Andrew Young vom Dach des Illinois Central Railway Building, wo sie um 13 Uhr Stellung beziehen, auf Befehl von Sam Evans erschiessen. Evans, Kommandeur der MPD-Sondereinheiten, erklärt, dass die Informanten in der King-Gruppe keine Krawatten tragen werden.

Am Morgen des 4.4. inspizieren zwei Armeeoffiziere das Lorraine Motel. Zwei Fotografen des 525th Psychological Operations-Batallion in Zivilkleidern beziehen ebenfalls um 13 Uhr Stellung auf dem Dach des Feuerwehrgebäudes Nr.2 gegenüber Kings Zimmer im Lorraine Hotel und fotografieren die Vorbereitung und den Mord. Die Fotos gehen direkt an John Downie und dienen der Identifikation allfälliger Beweise oder Augenzeugen, die eliminiert werden müssen.

Das FBI erreichte mithilfe von öffentlichen Protesten, wonach King nicht in einem von einem Schwarzen geführten Hotel absteige, dass der Bürgerrechtler ins Lorraine Motel wechselte. Der schwarze Besitzer Walter Bailey vermietet seine Zimmer stundenweise an Prostituierte und hat enge Beziehungen zur Polizei. Aufgrund eines Anrufs aus dem SCLC-Büro in Atlanta wurde die Reservation von Kings Zimmer vom Erdgeschoss gegen den Innenhof in das Balkonzimmer 306 geändert.

Der schwarze Kriminalbeamte Ed Redditt, der später bedroht wird, wird von Lieutnant Eli Arkin und Polizei- und Feuerwehrchef Frank Holloman wegen einer angeblichen Morddrohung eine Stunde vor dem Attentat nach Hause geschickt. Die Falschmeldung kommt von Philip Manual, der als Mitglied der McClellan-Kommission in Memphis ist und mit der 902nd MIG zusammenarbeitet. Jerry Williams, der bisher die Sicherheitstruppe aus schwarzen Polizisten für King leitete, wenn er in Memphis war, wird mitgeteilt, Kings Leute wollten sie nicht in der Nähe haben. Ein kleines Polizeikontingent (Tact-10-Einheit) war am Nachmittag beim Motel, verschwindet aber eine halbe Stunde vor dem Attentat auf Befehl von Inspektor Sam Evans. Die beiden einzigen schwarzen Feuerwehrmänner Floyd E. Newsom und Norvell E. Wallace, die in der Feuerwache Nr.2 gegenüber dem Lorraine Motel stationiert waren, wurden am Abend zuvor ohne plausiblen Grund angewiesen, sich am 4.4. auf einer anderen Feuerwache zu melden.

Raul Pereira erhielt von Marcello den Auftrag, einen Sündenbock aufzubauen, der nach dem King-Attentat in Memphis erschossen werden sollte. Pereira kam 1961 aus Portugal in die USA, arbeitet bei General Motors und ist unter dem Pseudonym James R. Richmond an regelmässigem Waffenschmuggel, Passfälschungen und Pornoproduktionen beteiligt. Die geschmuggelten Waffen stammen aus Armeebeständen, die ein Stabsfeldwebel der 902nd MIG für die Marcello-Organisation bereitstellt. Joseph ‚Zippy' Chimento organisiert den Transport nach Houston, der Kommandeur der Louisiana Highway Patrol, Joe Coppola, behebt allfällige Probleme. Die Gewinne aus dem Handel mit den gestohlenen Waffen der Armee werden aufgeteilt, wobei das MIG das Geld für versteckte Operationen braucht. Der Verbindungsmann von Mafia und Armee ist ein Hauptmann der 20th SFG in New Orleans, der bei einem verdächtigen Autounfall stirbt. Zudem sind Agenten des 111th MIG und des Mossad an dem Schmuggel mit den Waffen, die meist in Südamerika landen, beteiligt.

Marcello betreibt einige Kinos in Houston, in denen auch Pornos laufen. Die Augenzeugin dieser Deals, Glenda Garbow, wird 1974 von Pereira angeschrien und vergewaltigt, nachdem er Kleinporträts von den Kennedys und King an ihrem Schlüsselanhänger entdeckte. Mafiaanwalt Percy Foreman, ein Bekannter Pereiras und Rubys und Rays Anwalt, nutzt Garbows Notlage aus, um sie ins Bett zu bekommen. 1979 droht ihr Foreman, sie müsse Houston verlassen. Obwohl sie das Haus zum Verkauf ausschreibt und den Umzug vorbereitet, werden die Radmuttern ihres Wagens gelöst, weshalb sie beinahe von einem Sattelschlepper zermalmt wird. Nach ihren Aussagen im Januar 1997 wird ihr Haus viermal beschossen. Pereira gehört zur Crew von Gerry Patrick Hemming, kennt Jack Valenti, der an der Organisation des Kennedy-Attentats beteiligt war, und wurde am 20.11.63 mit Oswald und Ruby zusammen gesehen.Später arbeitete Pereira bei der Polizei von New Orleans. Jowers bezeichnete Pereira eine Weile lang als ‚Harding', was dem Namen von Libertos Mutter und eines Neffen entspricht.

Zum Sündenbock aufgebaut wird James Earl Ray, der den Rest seines Lebens im Gefängnis sitzen wird. Im April 1967 floh Ray, der wegen bewaffnetem Raub von $120 in einem Supermarkt zu 20 Jahren verurteilt worden war und bereits 7 Jahre abgesessen hatte, aus dem Staatsgefängnis, nachdem einem Wärter $25'000 von Mafiaboss Russell Adkins Sr. bezahlt wurden, der es wiederum von Hoovers rechter Hand Clyde Tolson erhielt. Ray ist laut Gerry Hemming, der seinen Bruder Jerry seit 1963 kennt, mit Pereira in einen Mord verwickelt. Jedenfalls spannt Pereira ihn ein für Waffen- und Pornoschmuggel in Mexico und Kanada. Ray traf sich mit einer "Jerri" (ev.=Dyrell Dennis), die für George C. Wallace arbeitet und in Kontakt zu Hemming steht. Im November 1967 hatte Ray in Los Angeles Kontakt mit CharlesStein, mit dem er nach New Orleans fuhr und sich am 17.12.67 mit Marcellos Mitarbeitern Salvatore DiPiazza, Dr. Lucas DiLeo und Salvadore LaCharda im Provincial Motel, einem Mafiatreffpunkt, traf. Ray stand in New Orleans zudem in Kontakt mit dem FBI und dem International Trade Mart von Clay Shaw. Vermutlich hat Ray auch über Sam J. Recile Kontakt zur Marcello-Organisation. Ray erhielt einen Vorschuss von $2500 und ein Versprechen auf weitere $12'000 und Schutz nach seinem Einsatz.

Am 2.4. bekam Ray den Auftrag, in Birmingham, Alabama, unter dem Namen "John Willard" ein Motelzimmer zu mieten und ein Jagdgewehr zu kaufen. Pereira war mit dem Gewehr nicht zufrieden, als sie sich trafen, und Ray tauschte es gegen ein besseres ein. Am 4.4. fahren sie nach Memphis, wo bereits jemand im Rebel Motel ein Raum für "John Willard" reservierte. Pereira bezahlte Rays weissen Mustang, der eine Nummer aus Alabama hat, behält aber den Ersatzschlüssel. In Memphis taucht ein zweiter weisser Mustang mit einem Schild aus Arkansas auf. Pereira brachte das Gewehr am Morgen des Attentats um 11 Uhr zu Jowers ins Jim's Grill, holte es gegen 16 Uhr wieder und versteckte es im Zimmer 5B der Pension, die sich oberhalb des Restaurants befindet.

John McFerren hört, wie Frank Liberto in seinem Lager an der Scott Street kurz vor 17 Uhr mit jemandem (wahrscheinlich Earl Clark) telefoniert und ihm sagt, er hätte ihn hier nicht anrufen sollen. Er solle den Mistkerl erschiessen, wenn er auf den Balkon trete und verspricht ihm, dass er $5000 bei seinem Bruder Salvatore in New Orleans abholen könne, wenn er den Job erledigt habe. Auf die Tankstelle McFerrens werden nach seiner Zeugenaussage verschiedene Anschläge verübt und boykottiert, und er selbst wird bedroht, mit Messern angegriffen und angeschossen.

Pereira sagt Ray, er solle den Wagen stehen lassen und ins Kino gehen, während er sich mit einem potenziellen Waffenkunden treffe. Aber Ray beschloss, den platten Hinterreifen von Pereiras Mustang reparieren zu lassen, den er am Morgen hat wechseln müssen. Im Kino könnte die Polizei Ray mit gutem Grund erschiessen, und der gefundene Mustang auf den Namen Eric Galt, den Ray während der letzten neun Monate benutzte, wäre ein weiteres Indiz gewesen. Ray benutzt die Pseudonyme Paul Bridgeman, Eric Starvo Galt und Ramon George Sneyd, wobei sich herausstellt, dass zwei weitere Personen diese Identitäten benützen. Ein richtiger Galt und ein richtiger Sneyd wohnen beide in Kanada nur wenige Meilen voneinander entfernt und gleichen Ray, den sie nie gesehen haben.

Eric S. Vincent Galt ist NSA-Geheimnisträger mit höchster Sicherheitsstufe und arbeitet als Lagerhallenleiter der Union-Carbide-Fabrik in Toronto, die an Hochsicherheitsprojekten beteiligt ist. Ray benutzte Galts Namen erstmals am 18.6.67, als Galt mit Geheimdienstoffizier John Downie von der 902nd MIG zu tun hat. Diese Geheimdienstidentität schränkt Polizeiüberprüfungen ein und erlaubt dem Geheimdienst die vollständige Kontrolle der Untersuchung. Auf Anweisung des Verteidigungsministers Clark M. Clifford setzt NSA-Agent Frank Raven Rays Namen mit den Pseudonymen auf die schwarze Liste der NSA, die sich an der Fahndung beteiligt. Die Fingerabdrücke auf dem gefundenen Gewehr in der Pension würden Rays wahre Identität verraten.

Den Invaders, die zur Planung der Demonstrationen ebenfalls zwei Zimmer im Lorraine gebucht haben, wird um 17.30 Uhr mitgeteilt, dass sie das Motel zu verlassen haben. Angeblich habe Jesse Jackson beschlossen, dass die Southern Christian Leadership Conference SLCL ihre Rechnung nicht mehr bezahlen würde. 11 Minuten vor dem Attentat verlässt die bewaffnete Gruppe das Motel, ohne dass es zu den erwarteten Protesten oder Auseinandersetzungen kommt. Gleichzeitig klopft Reverend Samuel "Billy" Kyles an Kings Tür, spricht kurz mit ihm und wartet dann auf dem Balkon, bis Martin Luther King hinauskommt. Erstaunlich ist Kyles Beschreibung der Situation 30 Jahre später: "…erst als ich beiseite trat, sodass er ungehindert schiessen konnte, knallte der Schuss…"

Der Schuss stammt vom Polzisten Frank Strausser, einem überzeugten Rassisten, der sein Täterschaft gegenüber dem Taxifahrer Nathan Whitlock zugibt. Strausser, Lieutnant Earl Clark und Jowers befinden sich hinter den Büschen gegenüber des Lorraine Motels, Strausser übergibt das noch rauchende Gewehr an Jowers. Clark springt die Mauer hinunter auf die Mulberry Street, läuft nach rechts Richtung Norden bis zur Kreuzung der Huling Avenue, wo er in einen Streifenwagen des Memphis Police Departement einsteigt. Der Taxifahrer Buddy Butler, der diese Flucht beobachtete und der Polizei meldet, wird noch in derselben Nacht aus einem schnell fahrenden Wagen auf die Memphis Arkansas Bridge gestossen. Clarks Alibi seiner Frau Rebecca, wonach er um diese Zeit zuhause geschlafen habe, enthält zahlreiche Widersprüche.

Nach dem Schuss auf King rast Strausser in einem grünen Chevrolet davon, ohne dass der dazukommende Polizeiwagen die Verfolgung aufnimmt. Im nördlichen Teil von Memphis findet zur Zeit des Attentats eine inszenierte Autojagd statt, womit die Polizei per CB-Funk in die falsche Richtung gelenkt wird. Jowers rennt mit dem Gewehr die paar Meter zum Hintereingang seines Restaurants, wo sich Betty Spates befindet. Er ist kreidebleich, ausser Atem und die Knie seiner Hose sind nass. Er versichert sich, dass seine Angestellte und Liebhaberin ihn nicht verraten würde und versteckt das Gewehr, ein anderes als das, mit dem er über Mittag hantierte, in einem Regal unter der Theke. Später droht er ihr, sie zu erschiessen, falls sie jemandem erzählen würde, was sie sah. Einige Wochen danach erscheinen drei Männer bei Betty Spates und bieten ihr und ihren Schwestern neue Identitäten, einen Umzug und Geld "zu ihrem Schutz" an, was sie ablehnt. Jowers Freund Willie Akins schiesst einmal auf sie und ihre beiden Söhne, um sie einzuschüchtern, ein anderes Mal jagdt er zwei Kugeln in ihr Sofa. Nachdem Jowers das Gewehr versteckt hat, versucht er die Patronenhülse die Toilette hinunterzuspülen, was nicht geht. Dann geht er hinaus und fragt den Taxifahrer, ob er den Lärm auch gehört hätte, bevor er ins Lokal zurückkehrt, noch ehe die Polizei erscheint. Am nächsten Tag holt ein Mexikaner, der für Raul Pereira arbeitet, das Gewehr. Nach einer anderen Version wirft der Taxifahrer James McCraw das Gewehr in den Mississippi.

McCollough ist als erster bei King und untersucht ihn. Auch Jesse Jackson rennt vom Swimming Pool hinauf auf den Balkon, muss aber auf der Treppe zuerst etwas in seiner Tasche verstauen, bevor er oben ankommt. Die beiden King-Kollegen Samuel "Billy" Kyles und Jesse Jackson sind Informanten des FBI und werden über den lokalen Dixie-Mafiaboss Russell Adkins Sr. Bezahlt, der sich regelmässig mit Clyde Tolson trifft. Jackson veranlasste die Raumverlegung im Lorraine Motel. Innerhalb von Minuten nach dem Attentat wimmelt es von Polizisten in blauen Hosen und weissen Hemden am Tatort, die das Gebiet abriegelten. Das Ambulanzfahrzeug nebenan ist durch drei Feuerwehrwagen blockiert, und als eine Privatambulanz nach sieben Minuten kommt, darf diese King nicht mitnehmen, sondern die Polizisten warten auf eine Stadtambulanz.

King lebt noch, als die Ambulanz im St. Joseph Spital ankommt. Der Leiter der Chirurgie, Dr. Breen Bland, tritt mit zwei Agenten in die Notfallabteilung und befiehlt: "Stop working on the nigger and let him die! Now, all of you get out of here, right now. Everybody get out." Die drei ersticken King mit einem Kissen.

Am Tatort fällt Jack Youngblood auf, der ein Freund von Gerry Hemming ist und für den Nachrichtendienst arbeitet. Youngblood diente in Vietnam als Mitglied der 1st Special Operations Group, die von der CIA finanziert und für Sabotage, Attentate und ähnliches eingesetzt wurde. Er ist mit Zippy Chimento und Raul Pereira am Waffenschmuggel für Carlos Marcello beteiligt. Rosie Lee Dabney bedient Youngblood am Nachmittag des 4.4. und am nächsten Morgen im Jim's Grill. Er wird verhaftet und von der Polizei als "Gene Pearson oder Crawford Jackson" identifiziert. Jules Ricco Kimble behauptet, an der Ermordung Kings beteiligt gewesen zu sein. Er ist Mitglied des Ku-Klux-Klan, arbeitet für Marcello und kennt Ray. Kimble sagt, er habe mit Ferrie geschäftet und den KKK-Kadermann Jack Helm am Tag nach Ferries Tod zu Ferries Wohnung gefahren, aus der Helm mit einem Stapel Papiere zurückgekehrt sei, die er in einem Bankfach deponiert habe. Zudem habe er für Walter Sheridan gearbeitet, dem Kontaktmann von Robert Kennedy zu DIA-Direktor Joseph Carroll.

Zwei Minuten nach dem Schuss wird ein Bündel mit einem von Fingerabdrücken übersäten Gewehr und verschiedenen Utensilien vor Guy Canipes Ladeneingang neben dem Jim's Grill gefunden. Das Bündel muss etwa 10 Minuten zuvor deponiert worden sein, nachdem Pereira bemerkte, dass Ray mit dem Wagen weggefahren ist. Damit wird die Coverstory, dass Ray das Gewehr nach dem Schuss aus dem Badezimmerfenster in seinem Raum versteckt, problematisch. Es muss nach einer schnellen Flucht Rays aussehen. Inspektor Zachary übergibt es dem FBI, das im Labor aufgrund einer zerkratzten Kofferradionummer die Täterschaft von James Earl Ray rekonstruiert. Das FBI sucht weiterhin nach dem Gewehr, obwohl es angeblich im Bündel gefunden wurde.

Als Ray, der vor neun Monaten aus dem Gefängnis ausgebrochen ist, nach der Reparatur zurückfahren will und die vielen Polizisten sieht, ergreift er die Flucht. Vermutlich kapiert er, dass es sich um eine Falle handelt, bei dem ihm die Sündenbockrolle zufallen und er auf der Flucht erschossen werden soll. Ray flieht in Pereiras Mustang zuerst nach Atlanta und schafft es, in Kanada einen Pass zu organisieren. FBI-Agent Donald Wilson erkennt Ray in Atlanta, darf ihn aber laut Anweisung der FBI-Zentrale nicht überprüfen oder festnehmen. Im weissen Mustang, der einige Tage später durchsucht wird, entdeckt Wilson eine Seite des Telefonbuchs aus Dallas von 1963, Papiere mit den Telefonnummern von H.L.Hunt, "Raul", Jack Ruby und der FBI-Dienststelle von Atlanta sowie eine Liste mit getätigten Zahlungen, wahrscheinlich Bestechungsgelder. Offenbar ist Pereira der Verbindungsmann Marcellos zum FBI-Büro in Atlanta. Nach seinen Veröffentlichungen wird Wilsons lukrative Talentagentur ruiniert, indem den Musikern gedroht wird, falls sie ihren Agenten nicht wechseln. Augenzeugin Glenda Grabow sah Jack Ruby und Raul 1963 zusammen in Houston. 1974 behauptet Raul, dass er bei der Ermordung Kings beteiligt war, bevor er sie vergewaltigt.

"Nach intensiver Fahndung" findet man James Earl Ray am 7.6.68 in London und verhaftet ihn am folgenden Tag. Ray hat auf seiner Flucht $25'000 ausgegeben und einen falschen kanadischen Pass bei sich, was auf die Unterstützung aus dem Geheimdienstmilieu schliessen lässt. Hoover und Justizminister Ramsey Clark, der bereits eine erfolglose Nachuntersuchung zu Kennedys Autopsie leitete, entscheiden kurz darauf, dass Ray der alleinige Mörder Kings sei, obwohl das Gewehr und die Kugel, die King traf, nicht zusammenpassen. Die angebliche Mordwaffe versagt beim Zielgenauigkeitstest, weil das Zielfernrohr nie genau eingestellt wurde. Der einzige Augenzeuge, der Ray am Tatort beobachtet haben will, ist Charles Quitman Stephens. Er war so stark betrunken, dass er kaum stehen konnte, identifiziert den Täter anfänglich als einen Schwarzen und Ray erst, nachdem er vom FBI $30'000 erhalten hat. Stephens Frau ist Grace Walden, die kranke Mieterin in der Pension neben Pereiras Zimmer, wo er die Spuren für Ray legte. Sie widerspricht ihrem Mann und wird daraufhin in eine geschlossene psychiatrische Klinik verfrachtet, isoliert und mit Psychopharmaka gefüttert. Ihre Krankengeschichte ist völlig widersprüchlich und suspekt. Ihr Mann wird vom FBI hingegen geschützt.

Als Anwalt engagiert Ray den ehemaligen CIA-Agenten Arthur Hines, der schon die Witwen der Schweinebuchtaktivisten kompensierte, und Percy Foreman, der schon Jack Ruby verteidigte. Hoover bleibt bei seiner Alleintäterhypothese, auch als Ray gesteht, von jemandem aus New Orleans drei Monate vor dem Mord $2500 bezahlt und weitere $12'000 versprochen bekommen zu haben. Um dem elektrischen Stuhl zu entkommen und seine Brüder nicht in den King-Mord hineinzuziehen, plädiert Ray wie angeordnet für schuldig und wird am 10.3.69 ohne Gerichtsprozess zu 99 Jahren Haft verurteilt. Drei Tage nach Ankunft in der Haftanstalt zieht Ray sein Schuldgeständnis in einem Brief zurück und bittet vergeblich um einen Strafprozess. Ray sagt 10 Jahre später, dass er missbraucht worden sei und dass das FBI hinter dem Mord stehe.

In Memphis hilft der Sicherheitsverantwortliche der Polizei Frank Holloman, ein ehemaliger FBI-Mitarbeiter, die Hintergründe zu vertuschen. Hollomans Büro war bis zwei Stunden vor dem Mord Treffpunkt eines Meetings hoher Militärs. Die Büsche und Bäume, die zwischen dem Hotelbalkon und dem angeblichen Schützenfenster stehen und die Sicht weitgehend verdecken, werden am nächsten Morgen auf Veranlassung von Polizeiinspektor Sam Evans vollständig geschnitten. Erst dann werden die Fotos des Tatortes für das Polizeiarchiv aufgenommen. Das FBI ignoriert die Aussagen verschiedener Zeugen, und FBI-Agenten dürfen nicht über eine Verschwörung sprechen. Der Journalist William Sartor, der den Mord privat untersucht, kommt zum Schluss, dass das organisierte Verbrechen eine Rolle im Mord gespielt habe und schreibt ein Manuskript, dessen Veröffentlichung er aber nicht erlebt.

Die Untersuchungskommissionen, die nach dem Watergate-Skandal zur Aufklärung der Morde an John und Robert Kennedy und Martin Luther King eingesetzt werden, setzen die Beteiligten unter Druck. Über den Schriftsteller William Bradford Huie erhält Ray ein Angebot zur Haftentlassung und $50'000 (später auf $220'000 erhöht), wenn er seine Schuld eingesteht, ohne Erfolg. Daraufhin bekommt der Stripteaseclubbesitzer Arthur Wayne Baldwin 1977 von Carlos Marcello den Auftrag, Ray zu ermorden. Baldwin gehört zur lokalen Mafia und ist gleichzeitig FBI-Informant. Zuerst versucht Baldwin, den Gefängnis-Insassen Tim Kirk für den Mord anzuwerben. Dann wird geplant, dass Baldwin Überführungspapiere für Ray vom Brushy-Mountain-Gefängnis nach Nashville vom FBI bekäme, und Ray auf dem Weg dorthin umgebracht würde. Im Juni desselben Jahres hilft man Ray beim Ausbruch aus dem Gefängnis, mit dem Plan, den Kronzeugen endgültig aus der Welt zu schaffen. Ein FBI-SWAT-Team mit über 30 Scharfschützen riegelt das Gelände um das Gefängnis ab, und die Erschiessung Rays wird nur durch den Einsatz der Untersuchungskommission knapp verhindert.
Die Untersuchungskommission unter Walter Fauntroy, der sich nicht getraut, seinen Eindruck im Schlussdokument wiederzugeben, wird von der CIA und dem FBI intensiv überwacht. Als er bei seiner Pensionierung ein Buch über seine Entdeckungen herausgeben will, wird er vom Justizministerium wegen Rechnungsfälschung angeklagt, worauf er das Projekt aufgibt. Richard Sprague, Rechtsberater der Church-Kommission, verspricht 1975 alle Dokumente aufzutreiben und zu untersuchen, worauf er zum Rücktritt gezwungen wird. Die Church-Kommission kommt trotzdem zum Schluss, das FBI habe im Frühjahr 1968 beschlossen, King zu vernichten. Die Akten des Falles werden von der Untersuchungskommission 1977 für 50 Jahre versiegelt. Ein Richter, der entscheidet, dass James Earl Ray doch noch einen Prozess bekommen soll, wird mit dem Kopf auf Rays Antrag an seinem Schreibtisch aufgefunden.
1994 diagnostizieren die Gefängnisärzte Hepatitis C bei Ray, aber weder er noch seine Familie werden darüber informiert. Die unterlassene Therapie führt zu einer unheilbaren Leberzirrhose, und eine Lebertransplantation wird ihm verweigert. Am 23.4.98 stirbt Ray.
Die Geschworenen im Zivilprozess von 1999 kommen zum Schluss, dass Jowers bei einer Verschwörung beteiligt war und dass Regierungsstellen hinter dem Mord stecken. Aber da es kein Strafprozess ist, bleibt dieses Urteil folgenlos.

Die Poor People's Campaign bricht nach der Ermordung Kings zusammen. Dafür kommt es in Washington und Chicago zu blutigen Aufständen, wobei Schäden an Häusern, Autos und Läden in der Höhe von $50 Mio. entstehen. In Detroit brauchen 10'000 Soldaten und 2000 Polizisten 4 Tage, um den Aufstand zu unterdrücken.
Unmittelbar nach Kings Ermordung versuchen 50 Polizisten bei einem Angriff auf eine Gruppe der Black Panther in Oakland, den Strategen Eldridge Cleaver umzubringen. Die in einem Keller mit Tränengas torpedierten Schwarzen können dies verhindern, indem sie sich nackt der Polizei stellen. Nur Bobby Hutton geniert sich und wird "wegen möglichem versteckten Waffenbesitz und Selbstverteidigung" erschossen, wofür Cleaver und sieben weitere Panther vor ein Gericht gestellt werden. Cleaver ist 33jährig und verbrachte bisher 9 Jahre in Gefängnissen, wo er das Konzept der organisierten Selbstverteidigung und Souveränität der Schwarzen formulierte. Auch der BPP-Gründer Huey Newton wird unschuldig für den Mord eines Polizisten verurteilt.

Nach dem Mord an Luther King radikalisiert sich die Black Panther-Bewegung: Die bewaffneten Patrouillen in den schwarzen Ghettos zum Schutz der Bevölkerung vor den Übergriffen der Polizei gehen zum organisierten Guerillakampf in den Städten über. Junge Aktivisten wie Stokeley Carmichael, der über dreissigmal verhaftet und achtmal beschossen wurde, geben die Idee von der gewaltfreien Integration auf und formulieren die Black-Power-Strategie der bewaffneten Revolte. Carmichael ist ein Agent provocateur der CIA, genauso wie H. Rap Brown als Provokateur für das FBI arbeitet. Floyd McKissick, unter dessen Leitung sich der Congress of Racial Equality radikalisiert, arbeitet für die Ford Foundation (Tarpley 2008: 100).
Die Waffenlobby, die innerhalb eines Jahres alle 77 Anträge im Kongress zur Einschränkung des Waffenhandels abblocken kann, fordert die Bildung von weissen Bürgerwehren. Die Amerikaner besitzen bereits 200 Millionen private Schiesswaffen, mit denen jährlich 21'000 Menschen umgebracht werden. Hoover versucht mit seiner Verbrechensstatistik (ein Mord alle 33 Minuten, eine Vergewaltigung alle 19 Minuten, ein Einbruch alle 20 Sekunden), eine straffere Gesetzgebung durchzudrücken, die die Jugendstrafgesetzgrenze von 21 auf 16 Jahre senkt.
Quellen: Davis (1988): 339-346, 411f, Parbot, Weberman (21): 21-37, Griffith (1995), Groden/ Livingstone: 340-342, 360-369, Pease (1997), DiEugenio (1997): 2, Torbitt: 9, 21f, Cooney, Douglass, Rot: 14f, Summers (1993): 362-365, Hochhuth, O.Todd, Giefer, Pepper (2003),(2016) , Bredenbrock/ Pagonakis, Tarpley 2008.


Juni 1968 Morddrohungen gegen Robert Kennedy top


Sam Giancana wird von Papst Paul VI. zu einer Privataudienz empfangen und führt mit Meyer Lansky stundenlange Gespräche in Acapulco und Rio. Um Giancana aus Mexico anzulocken, inszeniert das FBI einen Bandenkrieg, zu dem FBI-Agent David Hale drei Revolvermänner engagiert, die die Häuser von Bonnie und Tony Tisci, Joe Bonanno und anderer Gangster in Tucson attackieren. Prompt beruft die Kommission des organisierten Verbrechens eine Sondersitzung ein, aber ohne dass Giancana deshalb in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt wäre.

Carlos Marcello steht am 4.6.68 in Laredo, Texas, wegen seiner Ohrfeige gegenüber dem FBI-Beamten Patrick Collins vor Gericht. Hinter den Kulissen scheint erneut eine massive Geschworenenbeeinflussung stattzufinden. Mit Sam Sciortino, Cohens Mann in San Francisco, und seinem Cousin Phillip Rizzuto diskutiert Marcello die Ermordung Bobby Kennedys, wofür $500'000 bis 750'000 ausgesetzt sein sollen. Die mobkontrollierten Teamster und Hafenarbeitergewerkschaft, Giancana, Cohen, Marcello, die Erdöl- und Rüstungsindustrie und die Rassentrennungsanhänger hätten viel zu verlieren, wenn RFK an die Macht käme. Am 9.8.68 wird er zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt, die dann aber mithilfe von Richard Nixon von einem Bundesrichter auf sechs Monate verkürzt wird, die er in einem Krankenzentrum verbringen kann.

Auch Jimmy Hoffa und der New Yorker Mafiaboss Carmine Galante, ein Verbündeter von Carlos Marcello, diskutierten im Bundesgefängnis von Lewisburg über Bobbys Ermordung. Galante war seit Anfang der 50er der Unterboss von Joe Bonanno, der die Macht im Syndikat zu übernehmen versuchte. Seine Intrigen und Kontrakte führten zu den "Banana Wars" von 1964, worauf Bonanno ausgeschlossen wurde und Galante die Familie übernahm. Nach dessen Verurteilung ist Rusty Rastelli der Stellvertreter Galantes. Hoffa will nach seiner Freilassung die Kontrolle der Teamster wieder übernehmen und schmiedet Pläne mit Galante, die Macht von New Jersey-Teamsterboss Anthony Provenzano zu brechen. "Top Banana" Galante wird am 12.7.79 im "Joe & Mary's Italian-American Restaurant" umgebracht, wobei seine Leibwächter Cesare Bonventre und Baldassare Amato den Kugelhagel überleben und untertauchen, was auf ihre Mittäterschaft schliessen lässt.

Nach dem Debakel der TET-Offensive in Vietnam wurde Präsident Johnson in den Vorwahlen am 13.2.68 von McCarthy geschlagen, worauf Robert Kennedy seine Präsidentschaftskandidatur anmeldete. RFK setzt sich ein für das Ende des Vietnamkriegs, der bereits über 16'000 Amerikanern das Leben kostete, und versucht sich als politischer Vertreter der boomenden Gegenkultur zu profilieren. Um die Wahlen gewinnen zu können, braucht der sich zum Populisten gewandelte Robert Kennedy neben den Stimmen der Schwarzen auch die der Juden. RFK gibt sich proisraelisch und befürwortet die Aufrüstung Israels. Bobby äussert gegenüber Freunden am 3.6.68, dass er begriffen habe, dass nur die Macht der Präsidentschaft die Wahrheit über den Tod seines Bruders enthüllen könne.

Richard Nixon prophezeite anlässlich von Bobby Kennedys Kandidatur: "Wir haben soeben gesehen, dass schreckliche Kräfte losgelassen wurden. Das wird schlecht enden."
Eine Gruppe von Republikanern will die Tonbänder von RFK und Marilyn Monroe über den ehemaligen OSS-Offizier und Journalist Ralph De Toledano von einem Ex-Polizisten für $50'000 kaufen. Wäre RFK nicht erschossen worden, hätten die Republikaner die Bänder eingesetzt, um seine Präsidentschaft zu verhindern. De Toledano arbeitet mit Isaac Don Levine zusammen, den Allen Dulles eingesetzt hatte, um belastende Artikel über Oswald zu schreiben. Später schreibt er für die National Review von Bill Buckley, einem Freund von E. Howard Hunt.

J. Edgar Hoovers Lebenspartner und rechte Hand im FBI Clyde Tolson äussert gegenüber William Sullivan, er hoffe, jemand schiesse auf Bobby und töte diesen Hurenson.

Quellen: Giancana: 531ff, Olgiatti, Davis (1988): 346-349, 359, (1994): 283, Best: 9, Carey/ Olgiatti, DiEugenio (1997): 26, Holenstein: 53, Summers (2000): 274f.


6.6.68 Ermordung von Robert Kennedy top

Sirhan Bishara Sirhan feuert am 6.6. um 0.15 Uhr im Hotel Ambassador in Los Angeles von vorne aus zwei Meter Distanz auf Robert F. Kennedy, der soeben seine Rede zum Sieg der Primärwahlen von Kalifornien im Embassy Room beendet hat. Von den Schüssen gehen die meisten daneben und verletzen 5 andere Personen, weil Sirhan nach dem zweiten Schuss vom Kellner Karl Uecker über eine Warmhaltetheke gestossen wird. Sirhan wird von sechs Männern niedergedrückt und festgehalten, wobei er weiterschiesst. RFK wird viermal und Ira Goldstein zweimal getroffen, und zahlreiche Schüsse enden in der Decke. Da das Polizeidepartement die Decke und Türrahmen sofort reparieren lässt, kennt man die genaue Zahl der Einschusslöcher nicht. Insgesamt fallen 10-15 Schüsse, die vom FBI auf 8 reduziert werden müssen, da Sirhans Revolver nicht mehr Kugeln fasst. Offenbar war als zweiter Schütze ein Mexikaner vorgesehen, bevor dieser in letzter Minute durch einen regulären Sicherheitsbeamten ersetzt wurde.

Vermutlich hätte Sirhan aber vom Sicherheitsbeamten Thane Eugene Cesar erschossen werden sollen. Der Zeuge Don Schulman beobachtet, wie Cesar in Richtung Sirhan schiesst. Der von der privaten Wachgesellschaft Ace Guard Services angestellte Cesar schiesst von hinten aus kürzester Entfernung auf Kennedy, und dies sind die tödlichen Schüsse. Sirhan und Cesar haben beide eine 22er Pistole, und laut Eara Marchman stritten Cesar und Sirhan beim Küchendurchgang vor dem Attentat, was Cesar dementiert. Cesar ist mit dem kalifornischen Mafiaboss John Alessio befreundet und wurde erstmals im Mai von der erst 1968 von Frank und Loretta Hendrix gegründeten Ace Guard Services angestellt. Der Kriminalist DeWayne Wolfer, der an der Untersuchung über Sirhan mitarbeitet, wird später Präsident der Firma unter dem neuen Namen Ace Security Services.

Einige Wochen nach dem Attentat wird Cesar vom FBI vernommen. Er widerspricht sich in vielen seiner Aussagen, zum Beispiel erzählt er der Polizei, dass er seinen 22er-Revolver vor dem Attentat verkauft, die Quittung aber verloren habe. Die Polizei findet die Quittung, aus der hervorgeht, dass er die Waffe erst nach dem Attentat an einen Freund verkauft, der ihn angeblich verliert. Deshalb taucht Cesar unter. Der Journalist Dan Moldea versucht krampfhaft, Cesar aus dem Plot herauszuhalten.
Cesar hat eine geheime Zulassung für die Lockheed Aircraft in Burbank und die Hughes Aircraft. Laut John Meyer, ehemaliger Schmiergeldverteiler von Howard Hughes, kennen sich Cesar und Bob Maheu, der direkte Verbindungen zum Los Angeles Police Departement hat. Die Domestic Contacts Division der CIA rekrutierte seit 1948 etwa 250 Personen der Hughes Aircraft und etwa 100 der Hughes Tool Company. Meyer informiert J. Edgar Hoover über diese Zusammenhänge, der meint, er wisse, dass Kennedys Ermordung eine Operation von Maheu sei. Und wenn es sich um eine CIA-Sache handle, könne er nichts tun.
Hughes beauftragt Maheu innerhalb einer Stunde nach dem Attentat, die Kennedy-Loyalen innerhalb der Demokraten zu "neutralisieren", wofür dem Parteipräsidenten Lawrence O'Brien von 1968 bis im Februar 1971 $15'000 pro Monat bezahlt werden, was ihm insgesamt $325'000 einbringen wird. O'Brien managt nach Bobby Kennedys Ermordung den Wahlkampf von Hubert Humphrey, der trotz anfänglich miesen Aussichten beinahe siegt. 1969 kommt es aufgrund eines Senatsvorstosses zu einer Untersuchung des House Banking Committee unter Wright Patman, einem Freund O'Briens. Das Komitee findet einen Dreh, den steuerfreien Status von Hughes Imperium zu rechtfertigen.

Verschiedene Augenzeugen beschreiben Sirhan als völlig ruhig, emotionslos oder weggetreten während dem Attentat. Er gibt auf Fragen der Polizisten keine Auskunft, nicht mal nach seinem Namen, und gibt stets an, sich nicht an das Attentat erinnern zu können. Erst in der Mitte der Nacht erwacht Sirhan aus der Hypnose. Nur Stunden nach dem Attentat sagt Dr. William Joseph Bryan im KABC Radio, dass Sirhan offenbar unter posthypnotischem Einfluss gehandelt habe. Gegenüber Prostituierten rühmt sich Bryan, er habe CIA-Programme entwickelt und Sirhan hypnotisiert. Bryan ist der Präsident des American Institute of Hypnosis und der Verantwortliche des Überlebenstrainings der Air Force, wozu Gehirnwaschprogramme gehören. Trotz der Radiosendung dementiert er später diese Aussagen.
Die Verteidigung engagiert Dr. Bernard Diamond, der feststellt, dass Sirhan regelmässig hypnotisiert worden sein muss. Während einer Hypnosesitzung bat Diamond Sirhan, über Senator Kennedy zu schreiben. Heraus kam eine Serie von: "Robert Kennedy wird sterben". Da Sirhan bei Schlüsselfragen blockt, geht Dr. Eduard Simson-Kallas davon aus, dass Sirhan hypnoprogrammiert wurde. Sirhan wurde nach einem Sturz von seinem Rennpferd wegen einer Hirnverletzung von verschiedenen Ärzten behandelt und einer völligen Persönlichkeitsveränderung unterzogen, womit er zum Einzelgänger wurde und begann, Reiche zu hassen.
Hypnosespezialist Dr. George Estabrooks, der nach Pearl Harbor beim War Department arbeitete, machte den Vorschlag, Patienten in Spitälern zu Testzwecken zu hypnotisieren. Das CIA-Programm MK/ULTRA unternahm Verhaltensbeeinflussungsversuche mit Drogen und Hypnose. Allen Dulles, Richard Helms und die Rockefeller Stiftung spielen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von sogenannten "mind control programs" der CIA. Da die Programmierung eines Mörders riskant, weil zu wenig präzis planbar ist, und genügend Auftragskiller verfügbar sind, verlegt sich die Forschung der CIA auf die Programmierung von Statisten, die als Sündenböcke eingesetzt werden können.
Interessant ist Sirhans Reaktion während des Prozesses, als Sharon Karaalajich und Karen Adams, die Sirhan als Peggy Osterkamp und Gwen Gumm identifiziert, im Gericht auftauchen. Sirhan wird wütend und verlangt eine private Aussprache mit dem Richter, die ihm verweigert wird. Danach erklärt sich Sirhan plötzlich für schuldig und verlangt, mit der Selbstbeherrschung kämpfend, die Todesstrafe wegen der vorsätzlichen Ermordung von Robert F. Kennedy. Auch diese Beichte scheint programmiert worden zu sein.

Die proisraelischen Äusserungen im Wahlkampf Robert Kennedys dienen als Vorwand für den palästinensischen Flüchtling. Sirhans Notizbuch, an das er sich allerdings nicht erinnern kann, ist neben den Hasstiraden gegen Kennedy angeblich voll mit prokommunistischen Sprüchen. Sirhan war bereits vor dem Attentat in Armeegeheimdienst- und FBI-Akten verzeichnet. Er arbeitete als Pferdetrainer und Trainergehilfe auf der Rennbahn von Santa Anita und verschuldete sich mit Pferdewetten. Die Rennbahn wird kontrolliert von Mickey Cohen, dem Mafiaboss der Westküste, und ist dem Rennsport-Informationsdienst und dem Buchmacher-Netzwerk Marcellos angeschlossen. Sirhan arbeitete auch für Henry Ramistella alias Frank Donneroumas, der über Desi Arnaz Verbindungen zu Cohen hat. Cohen verdient sein Geld neben dem Glücksspiel und der Rennbahn auch mit der Erpressung von sexuell kompromitierten Schauspielern. Sirhan bewarb sich zwei oder drei Wochen vor dem Attentat als Kellner im Hotel Ambassador und reagierte wütend auf die Absage. Der ungarische Flüchtling Gabor Kadar wurde während des Abends aus dem Embassy Room weggewiesen, taucht aber in einer Kellneruniform wieder auf und ist am Kampf mit Sirhan um die Waffe beteiligt.

Ein junges Paar anfangs 20, mit denen Sirhan vor dem Attentat in der Bar war und die zusammen die Treppe hinaufgingen, verlassen kurz darauf das Hotel durch den Notausgang, wobei die Frau ruft: "Wir haben ihn getötet!" Es erfolgt ein Suchbefehl für eine etwa 25jährige Frau in einem weissen Kleid mit dunklen Punkten und einen jungen Mann mit einem goldenen oder hellbraunen Sweater. Das LAPD versucht die Zeugenaussagen zuerst zu unterdrücken, aber es gibt über ein Dutzend Aussagen zur gutaussehenden Frau, die Sirhan offenbar dirigiert hat, und zu drei weiteren Begleitern. Der junge Mann kommt wieder zurück, als Sirhan auf die Polizeiwache gebracht wird, und schreit: "Töten wir diesen Bastard!"
Am Sonntag vor dem Attentat wurde Sirhan zusammen mit der jungen Frau im gepunkteten Kleid im Hotel Ambassador gesehen. Auch am Auftritt Kennedys in Pomona am 20. Mai fielen die beiden auf. John Henry Fahey verbrachte den Tag zuvor mit dieser jungen Frau, die über viel Geld verfügte und beschattet wurde. Sie wollte, dass er ihr helfe, einen Pass zu organisieren. Aufgrund von Drohungen von Hank Hernandez nach dem Lügendetektortest nimmt Fahey seine Geschichte wieder zurück. Der Augenzeuge Darnell Johnson, der Sirhan in Begleitung der Frau und der drei Männer sah, erhält nach seinen Aussagen Warnanrufe und seine Bremsen am Auto werden sabotiert. Roy Mills ergänzt, die Frau habe einen Presseausweis gehabt. Obwohl die junge Frau von CBS gefilmt wurde, gibt das LAPD die Suche bald auf.
Detektiv Sid Shepard identifiziert die junge Frau als Shirin Khan, deren Vater Khaibar Khan zusammen mit Sirhan zwei Tage zuvor im Kennedy Hauptquartier auftauchte. Kahn arbeitete während dem 2.Weltkrieg für den britischen Militärgeheimdienst und danach für die Anglo-Iranian Oil Company und war beim Sturz von Mossadegh beteiligt, wofür der Schah seinem Freund eine Villa auf dem Palastgrundstück vermachte. Die beiden bekamen jedoch Streit, als Khan amerikanische Hilfsgelder für eine Sportarena verwenden wollte. Nachdem Khan bemerkte, dass ihn der Schah überwachen liess, floh er und baute ein iranisches Geheimdienstnetz auf, das gegen den Schah arbeitete. Dabei fand er heraus, dass die Pahlevi Foundation einige Tage vor dem Treffen des Schahs mit Präsident Kennedy Schmiergelder zahlte: "Henry Luce $500'000, David Rockefeller $2 Mio, Allen Dallas [sic], Loy Henderson, George V. Allen und Seldin Chapin je $1'000'000". Henderson, Allen und Chapin waren alle als Botschafter im Iran tätig, David Rockefeller, Allen Dulles und Henry Luce waren am Sturz von Mossadegh beteiligt. Im Dezember 1963 wurde Johnson über diese Schmiergeldzahlungen informiert. Informant Khan entkam daraufhin einem Attentat, das mit der Sache betraute McClellan Committee machte eine Kehrtwende und Khan wurde wegen Bankbetrugs angezeigt. Offenbar stellte sich Khan daraufhin auf die Seite der CIA. Khan schrieb sich am 30.5.68 unter falschem Namen für die Kampagnenarbeit bei den Demokraten ein und war danach jeden Tag im Hauptquartier.
Estelle Sterns, die Sirhan noch am 4.6. mit drei bewaffneten Männern und einer Frau im Hauptquartier sah, wird am Telefon eingeschüchtert. Das LAPD diskreditiert Sterns Aussagen, obwohl selbst Khan gewisse der Aussagen bestätigt. Khan fuhr ‚Michael Wayne', der nach den Schüssen auf Robert Kennedy verhaftet wurde, zum Hotel Ambassador. Wayne heisst richtig Michael Wien, besitzt einen Presseausweis, gelangte in die Suite Kennedys im 5. Stock und hatte Vorkenntnisse vom Attentat. Als Kennedy nach unten ging, folgte er ihm, wurde dann aus der Küche weggewiesen und ist trotzdem mit einem Gewehr in der Küche während des Attentats. Wien, der Sirhan ähnlich sieht, rennt nach der Schiesserei durch den Embassy Room, verfolgt vom Journalisten Steve Fontanini und einem anderen Mann. Ace Security-Wachmann Augustus Mallard verhaftet Wien, der als einer der Gruppe von Sirhan und Sirhin Khan wiedererkannt wird. Das LAPD kommt zum Schluss, dass ‚Wayne' ein zusammengerolltes Poster in der Hand gehabt habe und zu einem Telefon gerannt sei, obwohl er vom Presseraum wegrannte. Der Bericht der Augenzeugin Patti Nelson, die ein Gewehr sah, verschwindet. Wayne hat eine Visitenkarte von Minutemen-Mitglied Keith Duane Gilbert dabei, leugnet aber, diesen zu kennen.

Kurz nach dem Mord verschwinden der Sicherheitsdirektor und die 68 Akten des Hotels Ambassador, dessen Investoren Beziehungen zum organisierten Verbrechen haben. Obwohl gleichzeitig eine Wahlkampfveranstaltung einer rechtsextremen Partei im Ambassador stattfindet, wurde kein einziger Polizist ins Hotel abgeordnet.

Die gesamte Untersuchung des LAPD läuft über Manuel Pena und Hank Hernandez. Pena diente im 2. Weltkrieg bei der Navy, im Korea-Krieg bei der Army, war danach Gegenspionageoffizier in Frankreich, arbeitete für die CIA und die Dodd-Untersuchung über interstaatlichen Waffenhandel, mit der Oswalds angeblicher Waffenkauf zusammenhing. Pena arbeitete mit CIA-Agent Dan Mitrione, der von den Rebellen in Uruguay umgebracht wird, weil er den Polizisten dort Foltermethoden beibringt. Im November 1967 kündigte er bei der Polizei von Los Angeles, um bei der Agency for International Development zu arbeiten, ist aber 1968 aus ungeklärten Gründen wieder im LAPD. Pena sorgt dafür, dass die Geschichte der jungen Frau mit dem gepunkteten Kleid unterdrückt werden kann.
Auch Hank Hernandez, der für die Polygraphtests verantwortlich ist und faktisch alleine bestimmt, ob ein Zeuge lügt oder nicht, arbeitete für die AID. Er zwingt die Augenzeugen zu unmöglichen Aussagen. Nach der Untersuchung des Kennedy-Attentats zieht Hernandez nach San Marino, eine der teuersten Gegenden, und kommt in den Besitz einer eigenen Sicherheits-Firma, die vor allem Staatsaufträge erledigt. Viele der Beamten des LAPD wie Charles Higbie und Frank Patchett, die den Mord untersuchen, haben einen militärischen Background.

Gerry Hemming ist in der Nähe des Ambassador Hotels und versucht danach, die Ermordung Robert Kennedys den Black Panthers anzuhängen. Es gibt Zeugenaussagen, Sirhan habe Meetings der Black Panthers besucht. Ex-Marine Michael McCowan ist ein ehemaliger Polizist des LAPD, der wegen einem Grundstückbetrug mit David Kassab 1962 gefeuert wurde. In den Untersuchungsakten gibt es Hinweise auf einen 900-Seiten starken "Kassab-Bericht", der Zusammenhänge zwischen dem Mord an John und Robert Kennedy auflistet, und in dem Namen wie Clay Shaw, Lyndon B. Johnson, Jim Braden oder Russell Parsons zentral sind. Dieser Bericht ist nach wie vor unzugänglich. McCowan kommt selbst des öfteren mit dem Gesetz in Konflikt und arbeitet mit dem Undercoveragenten James Jarrett gegen die Black Panthers zusammen.

Für Bobbys Erzfeind J. Edgar Hoover ist Sirhan ein weiterer Einzeltäter. Das FBI und das LAPD zerstören Beweismittel, noch bevor Sirhans Prozess, der am 7.1.69 beginnt, abgeschlossen ist. Die Aussagen des Polizisten Paul Sharaga über die Frau im gepunkteten Kleid werden im Protokoll verändert. Später meldet sich eine Frau und behauptet, diese zu sein, was aber aufgrund der Augenzeugenbeschreibungen unmöglich ist. Neben Sirhans Revolvernummer H53725 taucht die Nummer H18602 auf, die zum Revolver von einem Jake Williams gehört. Um diese beiden Revolver gibt es zahlreiche widersprüchliche Aussagen der LAPD, und die Kugeln werden gereinigt, ausgetauscht oder gefälscht. Wahrscheinlich ist sogar, dass Sirhan leer oder mit Blindgängern geschossen hat, da kaum jemand die ersten Schüsse Sirhans als Schüsse wahrgenommen hat.

Dass Sirhan nur als Köder benutzt wurde, lässt sich auch aus der Verteidigungsmannschaft Sirhans ableiten: Abraham Lincoln Wirin setzte sich bereits vehement für die Einzeltätertheorie bei Oswald ein und will Joseph Ball und Herman Selvin engagieren, die mit ihm den Warren-Report gegen die Kritik Mark Lanes verteidigten. Robert Kaiser besucht zusammen mit einem Fotografen von Life noch am Tag des Attentats Sirhans Bruder Saidallah und beschimpft und bedroht ihn. Hauptrechtsbeistand Grant Cooper ist ein Anwalt von Johnny Roselli und gibt sich überhaupt keine Mühe, Sirhan zu entlasten. Cooper will zuerst Maheus Freund Edward Bennett Williams, der Richard Helms, Joseph McCarthy und Jimmy Hoffa vor Gericht vertrat, in die Verteidigung miteinbeziehen. Der zweite Rechtsbeistand, Mafiaanwalt Russell Parsons, der beispielsweise Empfehlungsschreiben für Mickey Cohen verfasste, spielt der Anklage noch offensichtlicher in die Hände, so als wolle er den Prozess verlieren. Sirhan selbst behauptet, sich nicht daran erinnern zu können, dass er jemanden umgebracht habe (er weiss, was mit Oswald passierte und möchte auch, dass seine Familie am Leben bleibt).

Der Autopsiebericht, in dem festgehalten wird, dass die tödlichen Schüsse aus einer Distanz von wenigen Zentimetern abgefeuert worden sein müssen, erscheint erst am 22.2.69 und weist wegen den nachträglichen Änderungen Anomalien auf. Normalerweise wird der Bericht gleich nach der Autopsie geschrieben. Distriktanwalt J. Evelle Younger erklärt das Problem der Schussdistanz für unwesentlich und daher Sirhan für schuldig, der zum Tod verurteilt wird. Younger war ursprünglich einer von Hoovers Topagenten beim FBI, diente dann bei der Gegenspionageabteilung der OSS in Fernen Osten und wird nach dem Prozess zum Oberstaatsanwalt von Kalifornien befördert. Seinem 30jährigen Sohn Eric wird mit Unterstützung der Mafia ein Richteramt zugeschanzt. Die Polizei von Los Angeles, der freundschaftliche Beziehungen zu Mickey Cohen nachgesagt werden, lässt alle Berichte der Mordermittlung versiegeln. Als diese am 19.4.88 freigegeben werden, entdeckt man, dass 2000 Schlüsseldokumente fehlen.

David Kennedy, der als Junge die Live-Aufnahmen der Ermordung seines Vaters die ganze Nacht im Fernsehen alleine anschaute, stirbt am 25.4.84 an einer Überdosis Heroin.

Quellen: Pease (1998), Scott (1993): 307, Davis (1988): 346-358, DiEugenio (1998), Giancana: 534ff, Simple, Collier/ Horowitz: 574-581, Summers (1993): 365f, (2000): 321, Tatari, Callahan: 17ff, Brown/ Broeske: 362.


August 1968 Aristoteles Onassis und Jackie Kennedy top

Edward Kennedy fliegt nach Skorpios, um mit Aristoteles Onassis einen Ehevertrag mit Jackie Kennedy auszuhandeln. Onassis hatte zuerst ein Verhältnis mit der Schwester Lee und sah Jackie seit ihrem ersten Besuch auf der Christina regelmässig. Bobby bestand darauf, dass Ari und Jackie erst nach seiner Wahl 1968 heiraten können.

Während Jackie in Boston mit Kardinal Richard Cushing verhandelt, um den geschiedenen Griechisch-Orthodoxen heiraten zu können, ist dieser daran, mit dem neuen griechischen Militärregime Geschäfte in der Höhe von $500 Mio. abzuschliessen. Bei diesem Projekt Omega geht es um den Bau einer dritten Ölraffinerie, einer Aluminiumproduktions- und -verarbeitungsfabrik, eines elektrischen Kraftwerkes, eines Flugterminals und mehrerer Werften in Griechenland. Trotz Vertragsunterzeichnung durch Colonel George Papadopoulos kommen die Verhandlungen mit amerikanischen Aluminiumkonzernen, die die Basisinvestitionen bereitstellen sollen, nicht voran. Stavros Niarchos schaltet sich am 8.3.69 als Konkurrent in das Projekt Omega ein und offeriert, die Investitionen zu tätigen, wenn er dafür die Ölraffineriekonzession bekommt. Ein Jahr danach bietet das griechische Militärregime sowohl Niarchos wie auch Onassis eine Ölraffineriekonzession bei entsprechenden Investitionen an, und Onassis verspricht, $600 Mio. zu investieren. Es gelingt ihm aber nicht, mit den US-Alumultis und den Banken einen Vertrag auszuhandeln.

Im Oktober heiraten Jackie und Onassis auf der Insel Skorpios, was überall Verachtung und Kritik hervorruft. Der Ehevertrag beinhaltet 168 Geheimklauseln. Jackie hintergeht ihn, obwohl sie monatlich $30'000 Taschengeld zur Verfügung hat und im Scheidungsfall $20 Mio. zugesprochen bekäme, indem sie Designerkleider auf seine Rechnung kauft, diese dann sofort weiterverkauft und den Gewinn auf ein eigenes Konto überweist. Onassis sagt gegenüber seiner ehemaligen Geliebten Maria Callas, dass diese Heirat ein grosser Fehler gewesen sei.

Joe Kennedy, dessen Vermögen auf $350-500 Mio. geschätzt wird, stirbt am 18.11.69. Da er sein Leben damit verbrachte, sein zusammengerafftes Geld zu verstecken, kann kein Inventar erstellt werden.

Quellen: Posener: 129ff, 154f, Morgenthaler, Evans, Collier/ Horowitz: 464ff.

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Und sollte ich vergessen haben, jemanden zu beschimpfen, dann bitte ich um Verzeihung!
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Teil 8 (November 1963 - Juni 1964)

Dieser Teil der Chronik behandelt die Ermordung von John F. Kennedy und die Ermittlungen der Warren-Kommission. Für das vollständige Verständnis der Gründe und Hintergründe der beteiligten Personen müssen die Teile 4 - 7 beachtet werden.

Zentrale Themen und Personen:
Prozess gegen Carlos Marcello, David Ferrie, Oswalds Spuren, Gerald Patrick Hemming, E. Howard Hunt, Jack Ruby, Mordplots, Richard Nixon in Dallas, Warnungen, Kenneth O'Donnell, Secret Service, Vorbereitungen, Wagenkolonne, Schüsse, Zeugen, Verhaftungen und verschwundene Beweismittel, Tippit-Mord, Roscoe White, Verhaftung von Lee Harvey Oswald, Lyndon B. Johnson, Beweismittel, Cover stories: Kommunistenverschwörung oder Einzeltäter?, Ermordung Oswalds, CIA und FBI-Aufklärung, Warren-Kommission: John Jay McCloy, Allen Dulles, Gerald Ford, Richard B. Russell, Hale Boggs, John Sherman Cooper, Kommissionsarbeit, Marina Oswald und die Leiche, Zeugen und suspekte Tote, Der Warren-Bericht, Tote Zeugen.




November 1963: Prozess gegen Carlos Marcello

Vom 1. bis 22.11.63 findet der Prozess der Vereinigten Staaten gegen Carlos Marcello statt, der von seinen Anwälten Jack Wasserman, G. Wray Gill und Mike Maroun verteidigt wird. Dem Justizministerium unter Robert Kennedy ist es gelungen, Carl Noll, der die gefälschte Geburtsurkunde für Marcello beschaffte, auf ihre Seite zu bringen. Marcello und David Ferrie besprachen die Verteidigungsstrategie mehrmals im "Town & Country-Motel". Vom 11.-18.10. und 30.10.-1.11.63 reiste Ferrie nach Guatemala, um mit den damals Beteiligten, Anwalt Antonio Valladores und Ministerpräsident Eduardo Rodriguez-Genis, einen neuen Deal zu vereinbaren.

Über George Alamilla und Joe Matassa wird der Geschworene Rudolph Heitler bestochen, dem $25'000-100'000 versprochen werden, wenn er für nicht schuldig votiere und die anderen Geschworenen beeinflusse. Der Starzeuge Noll wird von einem Geschäftsfreund Marcellos aus Mississippi terrorisiert und es kommt zu einem Mordversuch, weshalb Noll während des Prozesses gewisse Gedächtnislücken aufweist, was ihn vor dem Tod bewahrt. Zudem können Zeugen angeworben werden, die Noll diffamieren. Die Wochenenden vom 9./10. und vom 16./17.11.63 verbringt Ferrie mit Marcello auf dessen Churchill Farms, wobei es um die Inszenierung von Lee Harvey Oswald als Sündenbock des Kennedy-Attentats und den Prozess geht. Am 22.11. um 15.15 Uhr, keine drei Stunden nach der Ermordung Kennedys, werden Carlo und Joseph Marcello vom Gericht in allen Punkten freigesprochen.

Quellen: Davis (1988): 160-165, 170-176, 181-184, Schulz: 310.


November 1963: Oswalds Spuren top

"Oswald" erregt am 1.11. in einem Waffengeschäft bei Fort Worth Aufsehen. In zwei Waffengeschäften in Irving soll "Oswald" ebenfalls auftauchen, wegen der Reparatur und Montage eines Zielfernrohrs. Allerdings passen die Personen und die Rechnung nicht mit Oswald und "seinem" Gewehr überein. Oswald wird auf einem Schiessplatz, und auch bei anderen Gelegenheiten beim Schiesstraining gesehen. Gerald Patrick Hemming fährt Oswald mehrmals zum Sportsdrome Rifle Range, da Hemming sicher ist, dass Oswalds Präsenz dort wahrgenommen wird. Hemming behauptet später, dass nicht er mit Oswald dort gewesen sei, sondern sein Doppelgänger John Orr. Der Zeuge Malcolm Price, der sicher ist, dass er Oswald dort sah, stirbt 1976 48jährig an einem Herzinfarkt.

"Lee Oswald" testet am 2.11. einen Wagen, weil er angeblich bald zu Geld komme, wie er dem Verkäufer erzählt. Der richtige Oswald kann noch nicht Auto fahren; er hat erst eine Fahrlektion mit Ruth Paine absolviert. Einer der Verkäufer der Downtown Lincoln Mercury Company datiert die Probefahrt bei seiner Zeugenaussage zunächst auf den 9.11.63. Albert Bogard, der ebenfalls in der Autofirma von William Faller arbeitet und als Zeuge aussagt, der Testfahrer sei nicht Oswald gewesen, wird am 11.1.64 von einer Gruppe Männer spitalreif geschlagen. Am 14.2.66 wird der 41jährige erstickt in seiner Autogarage gefunden.

"Oswald" fällt zudem auf Postbüros auf, weil er kleine Summen Geld verschickt und erhält, wobei er sich eigenartig verhält. Oswald startet eine weitere Undercoveraktion gegen die American Civil Liberties Union, eine Organisation liberaler Anwälte, der er beizutreten versucht. Oswald fragt in einem Brief vom 8.11. an "Mr. Hunt" nach seiner "Position" und verlangt ein Treffen, bevor weitere Schritte unternommen werden könnten. Das FBI behauptet später, dass es sich um Nelson Hunt handelt, wobei es viel wahrscheinlicher ist, dass sein CIA-Case-Officer E. Howard Hunt gemeint ist. Hunt möchte den Journalisten James Quentin Reynold, der für die CIA im Reader's Digest schreibt, als Ghostwriter für die Domestic Operations Division einstellen, was aber abgelehnt wird. Am gleichen Tag schreibt Oswald angeblich einen Brief an die sowjetische Botschaft über seinen Aufenthalt in Mexico City, den Ruth Paine kopiert. Ebenfalls am 8.11. besucht Oswald das FBI-Büro, um sich bei Agent James Hosty angeblich zu beklagen, weil dieser seiner Frau mit Deportation gedroht hat. Es könnte aber ebensogut sein, dass Oswald das FBI vor einem Kennedy-Attentat warnt.

Am 9.11. stellt "Oswald" ein Visumgesuch an die UdSSR-Botschaft, das von einem FBI-Spitzel abgefangen wird. Ein Beamter des Aussenministeriums überprüft daraufhin Oswalds militärisches Dossier. Jack Ruby und Oswald werden zusammen in einem Nachtclub gesehen. Rubys Geliebte Esther Ann Mash und viele andere bestätigen die Bekanntschaft von Ruby und Oswald. Ruby ist dieses Wochenende in Las Vegas im Stardust Hotel. Oswalds Mutter Marguerite Oswald wird nach Rubys Rückkehr von dessen Freund Amon Carter entlassen.

Auf dem Privatflugplatz Red Bird Airport südlich von Dallas wollen zwei Männer, von denen einer stark Oswald gleicht, und eine Frau für den 22.11. ein Flugzeug chartern, um nach Mexico zu fliegen. "Oswald" sorgt im Dobbs House in Dallas für Aufsehen wegen seines Essens, wobei sich Polizist Jefferson Davis Tippit ebenfalls im Restaurant befindet.

Quellen: Marrs: 93, 404, 409-411, Davis (1988): 155-157, 547, Anson: 182-190, Weberman (16): 10-79, Griffith (1996a), Callahan: 98f.


November 1963: Mordplots top

Abraham Bolden, der von Kennedy persönlich eingesetzte erste Schwarze beim Secret Service, erhält einen Bericht vom FBI, wonach der Präsident am 2.11.63 in Chicago von vier kubanischen Schützen ermordet werden solle. Diese Nachricht wird von Hoover geheim gehalten und geht nicht nach Dallas. Geleitet wird der Attentatsversuch von Daniel Groth, ein von FBI und CIA ausgebildeter Gegenspionage-Agent, der unter anderem gegen das Fair Play for Cuba Committee arbeitete und eine Polizeiabteilung in Chicago leitet.
Obwohl JFK die Reise absagt, werden die "Verdächtigen" Fred Hampton, Mark Clark und Thomas Arthur Vallee an diesem Tag verhaftet. Hampton und Clark sind die beiden Führer der 1966 gegründeten Black Panther in Chicago, die 1969 in einer COINTELPRO-Aktion des FBI und der Polizei im Schlaf erschossen werden. Den beiden hätte das Attentat in die Schuhe geschoben werden sollen. Ex-Marine Vallee, Mitglied der John Birch Society, hat für den 2.11. freigenommen und ist mit einem M-1 Gewehr, einer Pistole und 3000 Schuss Munition nach Chicago gefahren. Der vorgesehene Schütze wird trotz seiner Waffen am Abend des 2.11. wieder freigelassen. Man wird Vallee später auch als einen der Tramps verdächtigen, obwohl er am 22.11. in Chicago ist.
Drei Wochen nach dem Attentat merkt Abraham Bolden, dass die Information über das geplante Attentat in Chicago nicht an die Warren-Kommission weitergegeben wurde und reist deshalb nach Washington. Bolden untersteht angeblich der Polizeiabteilung von Daniel Groth, der aber nie eine Polizeiauszeichnung erhielt. Bolden wird später mit gefälschten Beweisen für Jahre ins Gefängnis gebracht, weil er Lee Rankin erzählt, dass der Secret Service von Chicago am Mord beteiligt gewesen sei.

In einem Gespräch mit dem FBI-Informanten William August Somersett sagt Joseph Adams Milteer am 9.11., John Kennedy werde am 18.11. in Miami von einem Bürogebäude aus mit einem zerlegbaren Weitschussgewehr erschossen, worauf man einen Sündenbock festnehmen werde. Milteer ist ein reicher Rechtsextremer, der der National States Rights Party, dem Ku-Klux-Klan, der American Constitution Party und dem White Citizens'Council of Atlanta angehört. Bereits im April 1963 nahm Milteer an einer Versammlung des Congress of Freedom, der viele hochstehende Militärs als heimliche Mitglieder zählt, in New Orleans teil. An diesem wurde behauptet, dass die Regierung gestürzt würde, was beweist, dass rechtsextreme Kreise zumindest genaue Kenntnisse des bevorstehenden Attentats haben.
Milteer berichtet ebenfalls von detaillierten Plänen zur Beseitigung von Martin Luther King. Milteer wird verdächtigt, dass er im September am Bombenanschlag des Südstaaten-Rassisten Thomas Blanton gegen die Schwarzen-Kirche in Birmingham, Alabama, beteiligt war, der zum Tod von 4 Mädchen führte. Da J. Edgar Hoover belastende Dokumente unter Verschluss hält, wird Blanton erst 40 Jahre später verurteilt.
Captain Charles Sapp vom Miami Police Intelligence Bureau alarmiert das FBI und den Secret Service, der den Helikopter statt die Strasse für den 18.11. in Miami empfiehlt, aber es geht keine Warnung nach Dallas. Milteer befindet sich am 22.11. auf der Dealey Plaza in Dallas, nachdem er am Morgen noch Somersett angerufen und ihm gesagt hat, dass Kennedy Miami nie mehr sehen würde. Beim nächsten Treffen meint Milteer, man müsse sich um Oswald keine Sorgen machen, da er von nichts wisse. Die Rechte habe es so organisiert, dass die Kommunisten die Sache ausbaden müssten. Milteer stirbt im Februar 1974 an den Verbrennungen aufgrund einer Heizungsexplosion in einem Ferienhäuschen.

Als Gebäude für das Festessen mit dem Präsidenten in Dallas wird aus Sicherheits- und Platzgründen nach der Empfehlung des Secret Service und von Jerry Bruno vom Weissen Haus am 13.11. das Women's Building in Fair Park festgelegt, was drei Tage später publiziert wird. Vizepräsident Lyndon Johnson und sein Freund John Connally sind allerdings für das modernere Trade Mart, was den Weg über die Dealey Plaza bedingt, und machen Druck für die Durchsetzung der Änderung. Am 18.11. gibt Kenneth O'Donnell vom Weissen Haus nach, wobei die Strassenroute logischerweise über die Main Street, die nicht am Texas School Book Depository vorbeiführt, geplant wird. Die Dallas Morning News veröffentlichte bereits früher die am 22.11. tatsächlich gefahrene Route. Mitbeteiligt an der Routenänderung sind Robert B. Cullum, der Organisator dieser Veranstaltung, sowie Secret Service-Agent Winston G. Lawson und George Lumpkin, der stellvertretende Polizeichef und Agent des Reservearmeegeheimdienstes. Organisiert wird die Parade Kennedys von der Sol Bloom Agency, die George DeMohrenschildt mindestens 40 Mal besuchte.

Der Secret Service von Dallas rekrutiert 30 Mann des Fort Worth Chamber of Commerce Sports Committee, dessen Leiter ein ehemaliger Geheimdienstoffizier der Air Force ist, und lehnt das FBI-Angebot für weitere Personalunterstützung ab, obwohl einen Monat zuvor UNO-Botschafter Adlai Stevenson attackiert wurde. Auch die texanischen Militärgeheimdiensteinheiten, normalerweise zu solchen Anlässen aufgeboten, werden trotz Protesten des Befehlshabers Colonel Maximilian Reich angewiesen, zu Hause zu bleiben. Mehrere hohe Polizeiverantwortliche von Dallas wie Sheriff Bill Decker und Leutnant Jack Revill und der Stadtpräsident Earle Cabell arbeiten an den Attentatsvorbereitungen mit.

Mafia-Leutnant Johnny Roselli rekrutiert professionelle Eliteschützen: von Carlos Marcello kommen Charles Harrelson und Jack Lawrence, von Trafficante kommen ein ehemaliger Sittenpolizist von Havanna (ev. David Sanches Morales) und ein korrupter US-Zollbeamter, und Sam Giancana schickt die Schweinebuchtveteranen Richard Cain, Chuckie Nicoletti und Felix Anthony "Milwaukee Phil" Alderisio. Die CIA steuert Frank Sturgis, Roscoe White und Jefferson Davis Tippit bei.

Am 14.11.63 findet eine Zusammenkunft von Jack Ruby, J. D. Tippit und Bernard Weissman, die alle der ultrakonservativen John Birch Society angehören, im Carousel Club statt. Ruby macht das Adolphis-Hotel, das sich gegenüber seines Carousel-Clubs befindet, zum Zentrum der Attentatsplanung und erhält $7000 Vorschuss. Am 16.11. ist Ruby bei Preston Fineberg im Tropicana in Las Vegas.

Lee Harvey Oswald befindet sich am 16.11. bei Orlando Bosch in Miami, wo Gerry Hemming, Frank Sturgis, Pedro Diaz Lanz und die Brüder Novo die Ermordungspläne für Miami und Dallas diskutieren. Offenbar kommt es zu einem Streit wegen der Präsenz von Marita Lorenz. Da Lorenz nach ihrem fehlgeschlagenen Attentat von Castro-Agenten bedroht wurde, floh sie nach Deutschland zu ihrem Vater, einem ehemaligen Nazi-Spion. Nach ihrer Rückkehr nach Miami schloss sie sich Frank Sturgis an und erfuhr dadurch, was in der Internationalen Anti-Kommunisten Brigade und der OPERATION 40 lief, wobei sie Pedro Lanz, Gerry Hemming, Orlando Bosch und E. Howard Hunt, der die Truppe als Eduardo leitet, kennenlernte.
Im Sommer 1961 machte sie über Ruben Pratts Bekanntschaft mit Präsident Marcos Jimenez Perez von Venezuela, der mit Carlos Marcello und einem Vertrauten Meyer Lanskys in Kontakt steht. Pratts verlangte von Lorenz eine Kommission von dem Geld, das Perez ihr für ihre sexuellen Leistungen zahlte, worüber sie sich beim FBI beklagte. Der Militärdiktator, Vater ihrer Tochter Monica, vermachte ihr nach seinem Tod $5 Mio, was die CIA aber einsackte. Lorenz lernte im Training Camp in Everglades im Oktober 1962 Oswald kennen.

Hemming, Sturgis, Bosch und Rorke fahren am 21.11.63 mit Lorenz von Hernando's Hideaway in einem Stationswagen nach Dallas und transportieren Waffen und Munition. Sie treffen sich mit Jack Ruby im Hotel Adolphus, wo auch die Novo Brüder, Orlando Bosch, Gerry Hemming und Pedro Diaz Lanz sind. Ruby verlangt von Sturgis, dass Lorenz weggeschickt wird, worauf er sie zum Flughafen fährt. Sie fliegt nach New York, wo sie von einem FBI-Agenten interviewt wird, worüber allerdings kein FBI-Rapport existiert.
Nachdem Lorenz das Hotel verlassen hat, checkt sich E. Howard Hunt ein und übergibt Sturgis einen Briefumschlag voller Geld. Laut Aussagen von Jim Hicks ist das Adolphus Hotel in Dallas, in dem Harry Ransom Stammgast ist, das Kommunikationszentrum für Attentatsvorbereitung. Joe Peterson und Ruby werden während des ganzen Wochenendes in der Nähe Oswalds sein. Nachdem Marita Einzelheiten über Oswald erzählt, werden mindestens zwei Attentatsversuche auf sie unternommen.

Hemmings Anwalt, Charles Ashman, der Fidel Castros Flugzeug zum Schuldenausgleich beschlagnahmen liess, als dieser 1960 zu einem Treffen der Vereinten Nationen nach New York flog, stellt im November 1963 eine Serie von falschen Schecks aus. Im September 1964, als die Warren-Kommission von dieser Sache erfährt, wird er in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert, da er behauptet, der Koordinator der Anti-Castro-Kräfte zu sein. 1966 wird er aus der Klinik entlassen, worauf sich der Gouverneur von Florida bei ihm entschuldigt.

Oswald ist in Kontakt mit Pedro Valeriano Gonzalez, Präsident des Cuban Liberation Committee in Abilene, der weiss, dass JFK am 18.11. in Miami umgebracht werden soll. Gonzalez arbeitet mit Manuel Antonio de Varona, Ministerpräsident unter Prio und Koordinator des CRC. Varona brachte Santos Trafficante und dessen Topmann "Macho" Gener in das CIA-Mafia-Plot ein und ist der CIA-designierte Frontmann einer Postcastro-Regierung. Varona traf sich mit Meyer Lansky, um die Finanzierung der Frente zu sichern, was über die Cellini-Brüder passierte. Lanskys Investitionen sind mit denen von Ex-Präsident Prio verknüpft, dessen Interessen Varona ebenfalls vertritt.
Gerry Hemming fliegt Oswald und einige Mitglieder der Alpha 66 am 17.11. nach Sulpher, Oklahoma, zu Manuel Occarberro. Detektiv E. R. Buddy Walther bringt Oswald ebenfalls in Zusammenhang mit der Alpha 66, mit der David Phillips eng vernetzt ist. Walther wird 1969 während des Dienstes in Dallas erschossen.

Am 17.11. hat Jack Ruby 6-8 "Freunde aus Chicago" in seinem Club, die sich aggressiv benehmen und mit einer Waffe den Angestellten Walter Weston bedrohen. Nach der Schliessung des Clubs haben sie eine Geheimbesprechung, an der Sam Giancana, Johnny Roselli, Lee Harvey Oswald, ein FBI-Mann und der verurteilte Mörder Myron Thomas Billet alias Paul Buccilli teilnehmen. Ein ähnliches Treffen muss im Frühsommer schon stattgefunden haben.

Zwei Exilkubaner planen, die Air Force One mit Bazookas am 17.11. in West Palm Beach, Florida, zum Absturz zu bringen.
Die CIA baut in John Kennedys Rede in Miami am 18.11. über die Erfolge der "Allianz für den Fortschritt" eine Passage mit einer harten Kritik Castros ein, um Rolando Cubela (Codenamen: AM/LASH) zur Ermordung Castros zu ermutigen, obwohl die diplomatischen Schritte zu einer Entspannung über Attwood und Daniel weiterlaufen. Das Attentat, das am Flughafen oder auf der Strasse geplant war, funktioniert offenbar nicht, weil JFK den Helikopter benutzt.
Laut Gerry Hemming sollte das Attentat unter der Leitung des militärischen Geheimdienstes am Flughafen von Miami ausgeführt werden, wozu er sich mit Nick Navarro, Tony Fontana, Bernardo de Torres und Secret Service-Agent Ernesto Aragon traf. Der kubanische Baseballspieler Bernardo G. de Torres Alvarez kam 1955 in die USA und schloss sich der Brigade 2506 an. Während eines vorbereiteten Schusswechsels mit Doppelagenten Castros hätte JFK in Miami von den Santana-Brüdern erschossen werden sollen. Emilio Santana behauptet später, er sei der Schütze am 22.11. im Dal-Tex gewesen. Er arbeitet für Clay Shaw und die CIA, kennt Jack Ruby, Gordon Novel und William Seymour gut und verbringt die Nächte vom 21. und 22.11. mit Rubys Stripperin Tammie True.
Laut William Torbitt ist William Seymour der Schütze im sechsten Stock des TSBD, der danach im Nash-Rambler weggefahren wird und dann Polizist Jefferson Davis Tippit umbringt. Ein Manuel Gonzales schiesse vom Grashügel und die beiden würden am nächsten Tag von einem Detektiv Joe Cody nach Houston zu Robert Ray McKeown geflogen, von wo sie David Ferrie nach Mexico ausfliege. Den Mann mit Regenschirm identifiziert er als Ferenc Nagy. Allerdings fehlen Zeugenaussagen und logische Zusammenhänge zur Stützung dieser Behauptungen.

Eugene Hale Brading, seit 4 Jahren wieder aus dem Gefängnis entlassen, reist als Jim Braden "wegen Ölgeschäften" nach Dallas. Brading, der Kontakte zu Magnolia Oil hat, und Morgan H. Brown treffen sich mit H. Lamar Hunt am 21.11. in dessen Büros, wo auch Ruby aufkreuzt. Brading ist ein Freund des Drogendealers Harold Meltzer und vermutlich ein Kurier von Meyer Lansky. Jedenfalls wird er in den 70er Jahren angeklagt wegen Geldwäscherei in Amsterdam und Zürich.
David Ferrie und Brading benutzen im Pere Marquette Building in New Orleans Büros auf derselben Etage. Gegenüber des Pere Marquette befinden sich die Büros von Hunt Food und von Bushs Zapata Off-Shore, die 5 Tochterfirmen hat und 41% der Amata Gas besitzt. In derselben Nacht geht Ruby ins mafiafinanzierte Cabana Motel, wo Brading, Morgan Brown, Victor Pereira und Rubys Freund Lawrence Meyers absteigen. Bruder Edward Meyers ist Präsident der Queens Beverage Company und ist am selben nichtregistrierten Kongress der Pepsi-Cola wie Nixon. Lawrence Meyers befindet sich in Begleitung von Jean Aase West, die Kontakt mit David Ferrie hat. Victor Pereira ist mit Ilya Mamantov und Ruby befreundet, weshalb Ruby auch die Paines kennen könnte.
Ruby trifft sich am 21.11. mit Sam Campisi und Ralph Paul in Joe Campisis Egyptian Lounge. Ruby besucht seinen Freund William Alexander, Bezirksanwalt von Dallas, und in Begleitung von Connie Trammel den Ölmagnaten H. Lamar Hunt. Rubys Angestellter Andrew Armstrong Jr. hat zuvor bei Hunt gearbeitet. Hunts Geheimdienstorganisation FID propagiert nach dem Attentat die Kommunistenverschwörungstheorie, und er wird später Michael Eddowes Buch "Khrushhchev Killed Kennedy" finanzieren, indem er behauptet, Oswald sei in Russland durch einen KGB-Agenten ersetzt worden.
Jack Rubys Freund Barney Baker wird kurz vor dem Attentat freigelassen. Der 185 Kilo schwere ehemalige Boxer arbeitete im Hafen New Yorks und bei den Glücksspielen der Mafia, bevor er als Bodyguard bei Jimmy Hoffa begann.

Quellen: Groden/ Livingstone: 157-159, 279, 318f, 414, 474-477, Scott (1993): 49-52, 143, 308, Anson: 57, 329ff, Marrs: 18, 228, 265, 407ff, 546, Oglesby: 49, Griffith (1996): 3, (1998): 2, Dupuis: 74f, Joesten (1966), Ranelagh/ Treharne: 2, Weberman (16): 80-93, (18): 4, (19): 5, (27): 59-62, Best: 38, Brussell (1983): 11, Davis (1988): 177f, 192, 470f, 516, 545, Callahan: 23ff, 75, 124ff, Public Papers (1964): 872, Torbitt: 27, 30ff, Mühlemann: 16, Huismann, Bartholomew (1): 29, (2): 21, (3): 5, Olgiatti, Tarpley/ Chaitkin: 114f, Dankbaar.


20.11.63: Richard Nixon in Dallas top

Richard Nixon sagt einem Reporter gegenüber, er sei als Rechtsberater von Pepsi-Cola Company an einer Tagung vom 20.-22.11. in Dallas, obwohl offiziell keine solche Tagung stattfindet. Offenbar geht es um einen Landkauf mit der Great Southwest Corporation, und Nixon gibt an, er wolle mehrere Republikanerführer von Dallas sehen: Ölhändler und Reserve-Armeegeheimdienstagent Jack Alston Crichton und Ilya Mamantov, die beide mit den Exilrussen zu tun haben, sowie den Versicherungsdirektor Maurice Carlson, der für Bedford Wynne arbeitet. Nixon sowie die Pepsi-Cola-Erbin und Schauspielerin Joan Crawford bemerken gegenüber Reportern, sie bräuchten keinen Secret Service, im Gegensatz zu dem vom Volk verhassten Kennedy. Zudem druckt die Dallas Morning News am 22.11. die Aussage Nixons, Kennedy werde Johnson fallenlassen, da er ihn nicht mehr für die Wiederwahl brauche, und er hoffe, Dallas würde Kennedy einen netten Empfang bereiten. Nixon bleibt bis zweieinhalb Stunden vor dem Mord in Dallas. Bei Befragungen durch das FBI drei Monate später kann sich Nixon allerdings nicht mehr genau erinnern und liefert im Verlaufe der Zeit drei verschiedene Versionen seines Aufenthaltes.

Interessant ist auch eine Einladung Nixons von Carlson, dem Vorsitzenden der Republikanischen Partei von Dallas, im April 1963, an die sich plötzlich niemand mehr erinnern kann, obwohl Lee Harvey Oswald an diesem Datum laut Aussagen von Marina Nixon habe umbringen wollen und dies angeblich nur verhindert wurde, weil Marina ihren Mann im Badezimmer eingeschlossen habe. Crichton vermittelt Marina nach der Ermordung Oswalds den Rechtsextremisten Ilya Mamantov als Übersetzer.

Nixon ist ein langjähriger Freund des Pepsi-Cola-Präsidenten Don Kendall und öffnet während seiner Präsidentschaft den lukrativen Sowjetmarkt für Pepsi dank Insiderinformationen aus dem Weissen Haus konkurrenzlos. Im Gegenzug gründet Kendall 1973 das "Save the Presidency Committee", um der Wirkung von Watergate entgegenzutreten. Kendall verfügt über beste Beziehungen zu Jack Crichton, Toddie Lee Wynne (Ölbusiness), Joseph Walker (Air America), Robert H. Stewart III (GSW, First National Bank), Robert Bernard Anderson (World Banking Corporation) oder zur General Dynamics. Cartha DeLoach, die rechte Hand von Johnsons Freund Hoover, wechselt später ebenfalls zu Pepsi. Stewart, der mit James Ling zusammenarbeitet, schmiert Johnson ebenfalls über Bobby Baker und unterstützt 1977 George Bush.

Richard Nixon und J. Edgar Hoover sind beide an einem Treffen im Haus von Clint Murchison, wo auch Paul Raigorodsky anwesend ist. Murchison besitzt nicht nur Ölfirmen, sondern auch Hotels, den Henry Holt and Company-Verlag und die Pferderennbahn Del Mar, wo Hoover wettet. Murchison ist vermutlich der einzige, der Hoover manipulieren und kontrollieren kann. Murchisons enger Draht zur Geheimdienstwelt läuft über seinen Washington-Lobbyisten I. Irving Davidson, den er in den 50er Jahren engagiert hat. Davidsons Kontakte reichen von Hoover über Carlos Marcello, die CIA und das NSC, die Dominikanische Republik, Kuba, Israel und Haiti bis zu Somoza, wobei er ein Freund von Jimmy Hoffa und registrierter Lobbyist der Teamster-Gewerkschaft ist. Ein Teil des immensen Vermögens von Murchison stammt von Krediten der mafiadominierten Pensionskassen der Teamsters. Korrupte Teamsterbüros spielen eine Schlüsselrolle im Heroin- und später Kokain-Import in die USA. Davidson nutzt die Teamster-Pensionskassen auch für sich selbst, wofür er später wegen Veruntreuung verurteilt wird.
Murchison ist zudem befreundet mit dem ehemaligen Marinegeheimdienst-Offizier Gordon McLendon, der eine Kette von Radiostationen besitzt und zusammen mit Murchison zum Miteigentümer der Dallas Cowboys wird. Rubys Freund McLendon kennt David Phillips, den Spurenleger in Mexiko. Eine Verbindung zur Mafia besteht zudem in der Boys Inc. von Murchison, Connally und Hoover, die zur Steuerhinterziehung der Pferderennbahn dient. Nixons Präsenz in Dallas und bei Murchison ist ein Indiz für die langfristige Planung der Verschwörer und die Attentats-Unterstützung seiner politischen Clique.

Quellen: Scott (1993): 73, 143, 218, 290, Summers (1993): 329, (2000): 262f, 513, Marrs: 269-272, Groden/ Livingstone: 237, 279, 318f, 419, Weberman (16): 96, Bartholomew: (1): 29, (2): 21, (3): 5, Davis (1988): 177f, 192, 373, 516, 545, Torbitt: 26, Griffith (1996): 3, (1998): 2, Olgiatti.


20.11.63: Attentatswarnungen top

Neben den Aussagen des FBI-Informanten Joseph Adams Milteer gibt es weitere Hinweise auf das Attentat:

Die heroinsüchtige Prostituierte Rose Cheramie, die behauptet, für Ruby gearbeitet zu haben, erzählt dem Polizisten Francis Fruge und den Ärzten im State Hospital in Jackson am 20.11.63 von den Mordplänen in der Unterwelt von New Orleans. Sie reiste mit zwei italienisch aussehenden Männern von Florida nach Dallas im Zusammenhang mit einem Heroindeal. Cheramie, mit richtigem Namen Melba Christine Marcades wird im September 1965 überfahren. Die Spur dieses Mordes führt zu Marcello-Günstling und Freund von David Ferrie Sergio Arcacha Smith und einem "Osanto".

Jorge Soto Martinez, ein Freund von Mike McLaney, erzählt Lillian Springler von der bevorstehenden Ermordung Kennedys durch Oswald.

Vom FBI-Hauptsitz kommt am 17.11.63 ein mit "dringend" markierter und vom Direktor unterschriebener Telex zum FBI-Büro von Dallas, der vor einem möglichen Kennedy-Attentat am 22.11. warnt und verlangt, dass alle Informanten kontaktiert werden sollen. Nach dem Attentat ordnet Hoover an, dass alle Reports in diesem Zusammenhang nochmals durchgesehen und alle Originale, die das FBI belasten könnten, zerstört werden. Die Fernschreibermeldung fehlt nachher im Archiv.

Zwei Polizisten beobachten am 21.11.63 mehrere Männer, die mit Gewehren auf die Dealey Plaza zielen. Jack Ruby ist der Fahrer des grünen Ford Pick-ups, der bei der Bahnunterführung auf diese Männer wartet.

Homer Echevarria erzählt einem Secret Service-Informanten am Tag vor dem Kennedy-Attentat, dass Tom Moseley, der ihm Maschinengewehre verkauft, und er über die Attentatsvorbereitungen auf dem Laufenden seien. Paulino Sierra informierte ihn über das bevorstehende Attentat. Moseley hat Kontakte zur ‚Bewegung des 30.November', zu der Echevarria gehört, und schmuggelte Waffen für Carlos Prio Soccarras. FBI-Agent Robert A. Baker, der Moseley kennt, trifft sich am 26.11. mit Echevarria, der mit Carlos Bringuier befreundet ist, und weist ihn an, den Mund zu halten. Auch FBI-Agent Walter C. Rogers, der den Chef des militärischen Arms des DRE in Miami, Juan Francisco Blanco-Fernandez, kennt, spielt eine Rolle in der Vertuschung der Attentats-Vorkenntnisse der Exilkubaner.

Quellen: Groden/Livingstone: 279, 318f, Scott (1993): 143, Bartholomew (1): 29, (2): 21, (3): 5, Davis (1988): 177f, 192, 516, 545, Griffith (1996): 3, (1998): 2, Olgiatti, Weberman (16): 88ff, (18): 4, 19): 5, (27): 62, Anson: 329ff, Marrs: 18, 401, 546, Tarpley/ Chaitkin: 114f, Mühlemann: 16, Huismann.


21.11.63: Kenneth O'Donnell und Secret Service top

Robert Kennedy hat Beweise dafür, dass Kenneth O'Donnell, dem JFK neben seinem Bruder am meisten traut, und andere Helfer Geld von der Kampagnenkasse 1964 abzwacken. Die Anschuldigungen kamen von Bobbys Freund Paul Corbin, der an der Kampagne von 1960 beteiligt war und dann für das DNC abgeordnet wurde. Corbin teilte seine Erkenntnisse dem Journalisten und Johns Freund Charles Bartlett mit, damit dieser den Präsidenten warne. O'Donnell verbirgt seinen neuen Reichtum nicht und ist beim Secret Service aufgefallen wegen abschätzigen Bemerkungen über den Präsidenten. Der Secret Service-Agent, der diese Bemerkungen weitergegeben hat, wurde sofort aus dem Weissen Haus entfernt. Deshalb könnte es auch sein, dass O'Donnell das Geld im Auftrag von John Kennedy selbst abzweigt, um beispielsweise Ellen Rometsch zu finanzieren. Da Jack nicht reagiert, geht Corbin am 21.11. mit neuen Beweisen, dass O'Donnell seine Funktion missbraucht, zu Bobby. Der Justizminister will noch im Beisein von Corbin seinen Bruder anrufen, der allerdings bereits nach Texas abgereist ist.

17 Secret Service-Agenten des Weissen Hauses und Mafia-Angehörige festen gemeinsam zuerst im Press Club und später im "Cellar" von Pat Kirkwood in Fort Worth bis um 3.00 Uhr, einer sogar bis 5.00 Uhr früh, wobei die meisten sich mit purem Everclear betrinken. Die Agenten sind am nächsten Tag für die Bewachung Kennedys zuständig. Von Johnsons Bewachungsteam ist in dieser Nacht kein einziger Secret Service-Agent dabei. Kennedys Agenten werden von Rubys Tänzerinnen unterhalten. Eine der beteiligten Stripperinnen dieser Nacht, Karen Carlin, wird 1966 erschossen. Rubys Angestellte Janet Conforto, William Crowe und Kathy Kay bestätigen, dass Ruby und Oswald sich kennen.
Obwohl der Club keine Alkohollizenz hat, schenkt Kirkwood, ein Bekannter Jack Rubys, regelmässig gratis Alkohol an Rechtsanwälte, Politiker, Polizisten und Stripperinnen aus.

Quellen: Weberman 10): 55ff, Griffith (1998): 2, 5f, Best: 42, Hersh: 442-446, Groden/ Livingstone: 15,150, Davis (1988): 544.


22.11.63: Vorbereitungen top

Die Dallas Morning News veröffentlicht ein ganzseitiges, schwarz umrandentes Inserat mit einem hämischen Angriff auf den Präsidenten. Finanziert wird die Seite von Joseph Grinnan, einem Mitglied der John Birch Society. Es ist nicht zufällig, dass das Inserat mit dem jüdischen Namen Weissman unterzeichnet ist, einem Mitglied von ‚Conservatism, U.S.A.' Jack Ruby und Bernard Weissman sollen sich am 14.11. getroffen haben. Zum Zeitpunkt des Attentats sitzt Ruby angeblich in einem Büro der Dallas Mornings News und ärgert sich über dieses Inserat. Nach dem Mord an Oswald sagt er zu Journalisten: "Ich wollte zeigen, dass auch ein Jude Mut hat." Tatsächlich ist er aber während der Schiesserei auf der Dealey Plaza und geht erst später zur Redaktion.
Ruby wird aber schon um 11.30 Uhr in einem Lastwagen bei der Unterführung von Julia Ann Mercer erkannt. Kurz danach telefoniert Ruby mit Thomas J. McKenna in Galvestone. Die andere Stadtzeitung, die Dallas Times Harald druckt eine detaillierte Karte des Routenverlaufs und verletzt damit die Sicherheitsbestimmungen des Secret Service. Entlang der ganzen Paradenstrecke verteilen John Birch-Aktivisten wie Robert Surrey, ein Freund von James Hosty und der Gehilfe von General Edwin Walker, "Kennedy Wanted for Treason"-Handouts.

Am Morgen trifft sich Robert Kennedy mit 40 Mitgliedern seiner Antimafia-Gruppe, mit denen er in den letzten zweieinhalb Jahren regelmässig zusammenarbeitete. Hauptschwerpunkte der Diskussion sind die Ermittlungen gegen Carlos Marcello und Santos Trafficante. Das letzte diskutierte Thema vor dem Mittagessen betrifft Sam Giancana und die Korruption in Chicago.

Um 10.30 Uhr versammelt Sheriff Bill Decker Detektive in Zivil, die an der Main Street Position beziehen, aber keinen Einfluss auf die Sicherheit der Autokolonne nehmen. Der bekanntermassen korrupte Decker positioniert den Scharfschützen Harry Weatherford auf dem Dach des Dallas County Criminal Courts Building, in dem sich das Gefängnis und die Sheriff-Büros befinden. Ein junger Forscher fragt Weatherford später, ob er auf Kennedy geschossen habe. Seine Antwort: "Du kleiner Hurensohn, ich töte viele Leute."

Lee Harvey Oswald hat am Morgen sein Mannlicher-Carcano-Gewehr mit zur Arbeit genommen, um es Gerry Hemming zu verkaufen. Hemming schoss am vorangehenden Wochenende mit diesem Gewehr und bot ihm den doppelten Preis seines Werts an. Das gefundene Gewehr lässt sich einfach mit Oswald in Verbindung bringen.
Roy Truly stellte Oswald als "Building Manager" ein, wobei das Personal des Texas School Book Depository dem "Assistant Manager" William Shelly unterstellt ist. Vermutlich sind Truly und Oswald direkt vom Hausbesitzer Davis Harold Byrd und nicht vom Schulbuchverlag angestellt. Der Ölhändler Byrd hat eine enge Beziehung zu Vizepräsident Lyndon Johnson und Gouverneur John Connally, der zugleich einer der Direktoren des Ölkonzerns von Syd Richardson ist. Byrd kennt Clubmitglied DeMohrenschildt vom Dallas Petroleum Club und somit vermutlich auch David Atlee Phillips und George Bush. Als Mitbegründer der Civil Air Patrol kennt er David Ferrie, der dort die Kadetten, zu denen Oswald gehörte, unterrichtet.
Byrd geht im November und Dezember nach Zentralafrika auf die Jagd. Seine Flugzeugfirma fusioniert im November 1963 mit der seines Freundes James Ling zu Ling-Temco-Vought, deren Direktor Byrd wird. Als er von seiner Reise im Januar zurückkommt, ist sein Freund Johnson Präsident und seine Firma erhält einen grossen Regierungsauftrag, der im Budget 1965 geplant, aber vom Kongress noch gar nicht bewilligt ist, um Kriegsflugzeuge zu bauen. Das Team, das im TSBD stationiert ist, hat die Schlüssel zum Gebäude und organisierte während der Nacht die Schiessplätze, Fluchtwege und die falschen Beweisstücke.

Das erste von vier Autos kommt um 12.10 Uhr auf den seit 10 Uhr abgesperrten Parkplatz hinter dem Grashügel gefahren. Es handelt sich um einen blau-weissen 59er Oldsmobile-Stationswagen mit einer anderen Staatennummer und Abziehbildern von Barry Goldwater. Nach einigen Umdrehungen fährt der Wagen wieder den einzigen Weg hinaus. Ein Lieferwagen von "Joe's Pawn Shop", der nahe beim TSBD parkiert ist, fährt zehn Minuten später in das Gebiet. Ein schwarzer 57er Ford mit einem Schild aus Texas kommt ebenfalls auf das Parkgelände, wobei der Fahrer während dem Fahren in ein Mikrofon oder ein Funkgerät zu sprechen scheint. Nach drei oder vier Minuten verlässt der Wagen die Zone wieder. Kurz darauf kreuzt ein weiteres Auto auf dem Parkgelände auf: ein weisser, schmutziger Chevrolet Impala mit ähnlichem Nummernschild wie das erste Auto, das ebenfalls ein Weisser fuhr. In der Nähe des Zauns halten sich zwei Männer auf, ein etwa 45jähriger Übergewichtiger und ein 25jähriger, die im Abstand von 3-5 Meter voneinander stehen. Am Ostende des Parkplatzes stehen zwei Uniformierte.

FBI-Agent James Hosty befindet sich bis 45 Minuten vor dem Attentat in Begleitung des Militärgeheimdienstoffiziers Edward Coyle und des ATF-Agenten Frank Ellsworth. Ein zweiter Militäragent beim TSBD ist James Powell, und Polizeileutnant Jack Revill befindet sich in Begleitung eines dritten Militäragenten dort. In der Nähe des Standortes von AI-Agent James Powell und der Tür des TSBD bricht Jerry B. Belknap in Armeekleidung bei einem epileptischen Anfall zusammen. Polizist D. V. Harkness ruft über Funk eine Ambulanz herbei und lässt den Verkehr für die Ambulanz stoppen. Der angeblich Verletzte wird ins Parkland-Spital gefahren, wo aber keine Aufnahme verzeichnet wird, weil der Patient verschwindet. Das Manöver macht das Ambulanzfahrzeug unverfügbar. Im Eckfenster und im angrenzenden Fenster des 5.Stocks des TSBD-Gebäudes richten sich laut Augenzeugen unterdessen ein Schütze und sein Helfer ein.

Ab 12.26 Uhr ist der Polizeifunk während acht Minuten durch ein offenes Mikrofon blockiert, wodurch jede Verständigung verunmöglicht ist. Verantwortlich ist wahrscheinlich der Motorradfahrer H. D. Freeman, der sich aus unerklärlichen Gründen beim TSBD von der Eskorte trennt und um sich schiessend zum Parkplatz hinter dem Grashügel fährt, um die Fluchtwege zu sichern. Das Telefonsystem in Washington bricht um 12.32 Uhr für eine Stunde zusammen, und zwei Minuten später funktioniert auch das Autotelefon des Pressewagens nicht mehr.

Kurz vor den Schüssen wird der 22jährige Soldat Gordon Arnold, der auf dem Grashügel filmen will, von einem Secret Service-Agenten weggeschickt. Gleich darauf fallen die Schüssen hinter dem Holzzaun. Arnold wirft sich auf den Boden, und wird danach von einem schreienden Polizisten mit Gewehr bedroht. Ein zweiter Polizist reisst den Film aus seiner Kamera. Arnold rennt danach zu seinem Auto und verlässt das Gelände ohne Schwierigkeiten. Zwei Tage später wird Arnold für mehrere Jahre nach Fort Wainwright in Alaska versetzt.

Quellen: Davis (1988): 179, 182, 412f, Brussell (1983): 13ff, Bartholomew (2): 8, (3): 1, Groden/ Livingstone: 19f, 153, 187f, 248, 321, Scott (1993): 161, Callahan: 121, Griffith (1996b), (2000): 1, Marrs: 18-21, 42, 75-78, 320, Anson: 21f.


Wagenkolonne top

Durch die Kurve von 120 Grad reduzieren die Limousinen die Geschwindigkeit auf 16 Stundenkilometer. Voraus fährt ein Pilotwagen mit dem stellvertretenden Polizeichef George Lumpkin, dem lokalen Militärgeheimdienstagenten George Whitmayer und zwei Detektiven der Mordabteilung, um allfällige Schwierigkeiten zu entdecken.

Im ersten Auto fährt Polizeichef Jesse Curry, begleitet von Winston G. Lawson vom Secret Service, Sheriff "Bill" Decker und SAC Forrest V. Sorrels. Der Fahrer der Präsidentenlimousine ist Bill Greer, neben ihm sitzt Roy Kellermann, beide vom Secret Service. Dahinter sitzen Gouverneur Connally und seine Frau, vor Jackie und Jack. Jackie begleitet ihren Ehemann das erste Mal auf eine politische Reise seit dem Wahlkampf 1960. Kennedy trägt wegen einer Muskelzerrung, die er sich während eines Seitensprungs mit einer Bekannten vom Hugh Sidey zwei Monate zuvor im Swimming Pool zuzog, eine zweite Rückenstütze. Damit bietet er in seiner stabilisierten aufrechten Position eine ideale Zielscheibe. Auf Anordnung O'Donnells liess man die Kuppel des Lincoln weg.
Eigentlich wollte Polizeichef Curry nach dem Präsidentenauto ein Wagen mit Captain Will Fritz und Detektiven von Dallas folgen lassen, aber nach dem Veto von Winston Lawson wird darauf verzichtet. Lawson reduzierte auch die von Curry angeforderten 8 Motorradfahrer auf 4 und ordnete zudem an, dass sie hinter dem Wagen statt seitlich davon fahren sollen. Lawson ist der Secret Service-Verantwortliche des Weissen Hauses für die Route und gleichzeitig Armee-Reserve-Offizier. Militärdienstagenten arbeiten während den 60er und frühen 70er Jahren oft mit dem Secret Service zusammen, vor allem in Bezug auf Dokumente und technische Assistenz, wie beispielsweise bei den Beeinflussungen der Nationalkonvente in Chicago 1968 und in Miami 1972.

Nach einem Auto mit Secret Service-Agenten kommt der Wagen von Vizepräsident Johnson, dessen Frau und dem ehemaligen Senator von Texas, Ralph Yarborough. Dieser Wagen wird von Hurchel Jacks gefahren und von Rufus W. Youngblood begleitet. Während der Schiesserei hält Secret Service-Agent Youngblood dem Vizepräsidenten ein Walkie-Talkie hin, und beide hören in geduckter Position zu. Während Nixons Präsidentschaft verlässt Youngblood den Dienst wütend, weil seine Kollegen sich einspannen lassen, Edward Kennedy, George McGovern und selbst dessen Bruder Donald Nixon auszuspionieren.

Danach folgt der Wagen mit Johnsons Secret Service-Agenten, drei Autos für Pressefotografen und zwei Pressebusse, fünf Autos mit Lokalpolitikern und ein Bus mit Angestellten des Weissen Hauses. Eigentlich hätte ein Wagen mit Fotografen hinter dem Secret Service-Wagen der Präsidentenlimousine fahren sollen; dieser wurde aber aus ungeklärten Gründen nach hinten verschoben. Trotz dieser ungünstigen Position filmt der offizielle Fotograf Kennedys, Thomas Atkins, das Attentat. Sein Film und seine detaillierten Kenntnisse werden allerdings nie von einer Untersuchungskommission aufgenommen.

Andere filmende Zuschauer auf dem Platz sind Robert Hughes, Charles L. Bronson, Abraham Zapruder, Maria Muchmore, Orville Nix, Elsie Dorman, Dave Weigman und Beverly Oliver. Regis Kennedy ist einer der FBI-Agenten, der Olivers Film konfisziert, den sie nicht wiedererhält. Die 19jährige Oliver ist eine Freundin und Tänzerin von Jack Ruby und kennt viele seiner Angestellten. Ruby stellte ihr einmal "Lee Oswald von der CIA" vor und Oliver behauptet, dass Ruby, Oswald und Ferrie eng zusammenarbeiten. Ferrie managte Rubys Carousel Club während einiger Zeit. Oliver heiratet später George McGann, eine Unterweltfigur von Dallas, der mit Russell Matthews und Ruby befreundet ist. Oliver erinnert sich später auch, dass Raul Pereira, der Mitorganisator des Attentats auf Martin Luther King, eine Einkaufstüte mit viel Geld an Ruby übergab.
Fotografierende Zuschauer sind Norman Similas, Hugh W. Betzner, Phillip Willis, Jim Towner, James Altgens, Mary Moorman, Jean Hill und Tom Dillard. Auch der Armeegeheimdienst-Agent James Powell fotografiert.

Quellen: Marrs: 9f, 250, Hersh: 439, Groden/ Livingstone: 151-157, 292, Davis (1988): 174, 412f, 541, Scott (1993): 273-280, Griffith (1996): 1, Anson: 22-29, 129-153, Summers (2000): 247, Pepper: 134.


Die Schüsse top

Um 12.30 Uhr erfolgen innerhalb von 7,6 Sekunden drei Schussserien von wahrscheinlich vier Orten aus, koordiniert per Funk. Jim Hicks koordiniert die Schützen per Funk, und ein zweiter Mann wird mit einem Funkgerät in der Hand fotografiert. Mindestens zwei Schützen müssen von hinten und mindestens einer von vorne geschossen haben. Jeder Schütze hat einen Hintermann, der als Timer operiert und das Gewehr und die Hülsen verschwinden lässt.

Während der ersten Salve wird John Kennedy an der Kehle und im Rücken getroffen. Die zweite Salve trifft John Connally an Arm und Brust und das Auto. Erst die dritte Salve bringt den tödlichen Kopfschuss des Präsidenten und die Verletzung Connallys am Oberschenkel. JFK wird von 3-4 Schüssen getroffen: Ein dritter Schuss trifft JFK vermutlich am Hinterkopf, der vierte und tödliche Schuss kommt gleichzeitig von vorne und zerstört die rechte Kopfseite. Gouverneur Connally wird von 3 Schüssen getroffen: eine Kugel dringt in den Brustkasten und in die Lunge ein, eine weitere verletzt ihn am Handgelenk und eine am Oberschenkel.
Zudem gibt es mindestens fünf Fehlschüsse: Der 27jährige Autoverkäufer James Thomas Tague steht in der Nähe der Unterführung und wird durch Steinsplitter von einer einschlagenden Kugel im Randstein der Elm Street im Gesicht verletzt. Mindestens eine weitere Kugel trifft das Auto, eine geht ins Gras hinter der Elm Street und ein Verkehrsschild wird ebenfalls getroffen. Der tödliche Schuss kommt vom nördlichen Grashügel, geschossen wird auch aus dem 5. Stock des TSBD, und vom Dach des Dallas County Records Building. Mögliche weitere Orte für die Schützen bilden das Dach oder ein Fenster des 1. Stocks des Dal-Tex-Building, die dreifache Überführung und eine Dole auf dem südlichen Hügel. Im Dal-Tex-Gebäude befindet sich das Polizeidepartement von Dallas. Im County Criminal Courts Building, auf dem Weatherford stationiert ist, befindet sich das County Jail und die Büros des Sheriffs.

Unmittelbar nach dem ersten Schuss leuchten die Bremslichter des Lincoln auf, so dass die schwere Limousine beinahe zum Stillstand kommt und der nachfolgende Wagen fast auffährt. William Greer schaut während mehreren Sekunden nach hinten in Kennedys Richtung, und erst nach dem tödlichen Schuss schaut er wieder nach vorne und gibt Gas. Jackie versucht, davonfliegende Hirnteile aufzufangen und erwischt auch einen Schädelteil. Die beiden Motorradfahrer links hinter dem Limousine, Bobby W. Hargis und B. J. Martin, werden mit Blut und Hirnteilen bespritzt. Der einzige Secret Service Agent, der im nachfolgenden Wagen normal reagiert, ist Clint Hill. Er war nicht für den Dienst vorgesehen, sondern kam erst auf Jackies Wunsch nach Dallas, weshalb er in der Nacht nicht am Feiern war. Er verlässt nach den ersten Schüssen das nachfolgende Auto und springt auf die Limousine auf. Agent John D. Ready springt ebenfalls aus dem Auto, aber sein Kollege Emory Roberts ruft ihn zurück.

Louis Steven Witt befindet sich mit einem offenen, schwarzen Schirm am Strassenrand, trotz des schönen und warmen Wetters. Witt lässt ihn geöffnet und bewegt ihn auf und ab, bis der tödliche Schuss fällt. Danach trifft er sich mit einem dunkelhäutigen Kollegen, der auf der anderen Strassenseite mit der Faust Zeichen gab. Die beiden sitzen kurz an den Strassenrand und sprechen in ein Walkie-talkie, wobei sie fotografiert werden, bevor sie sich vom Tatort entfernen.

Der Schütze auf dem Grashügel ist James E. Files, der 1994 im Gefängnis gesteht, dass er den tödlichen Schuss auf Kennedy abgegeben habe. Files wurde 1942 als Sohn von Lesly Sutton und Vera Files geboren und benutzt deshalb bis 1963 den Namen James E. Sutton. Mit 16 begann er seinen ersten Mord, um die Ermordung seiner Schwester zu rächen. 1959 ging Files zur 82nd Airborne der Armee und wurde am 10.7.59 nach Laos geschickt, wo er als Geheimdienstagent an der Operation WHITE STAR teilnahm. Da er zwei der eigenen Männer tötete, wurde er nach 14 Monaten Dienst entlassen und von David Atlee Phillips für die CIA rekrutiert. Anfang der 60er Jahre arbeitet Files als Fahrer und Bodyguard für Giancanas ‚hitman' Charles Nicoletti und für das CIA-Projekt JM/WAVE in Miami. Zusammen mit Antonio Veciana, Gerry Patrick Hemming und Frank Sturgis trainierte er auf "No Name Key" Exilkubaner für die Schweinebucht-Invasion. Andere Aktionen laufen mit Michael Townley, Frank Terpil, Ed Wilson und Orlando Bosch.
Johnny Roselli flog am Morgen des 22.11. mit einer von Robert "Tosh" Plumlee geflogenen CIA-Maschine der Military Air Transport Service von Washington nach Dallas. Jimmy Files fuhr ihn dann nach Ft. Worth zu einem Treffen mit Jack Ruby, der ihm eine Routenkarte der Präsidentenparade und Secret Service-Identitätskarten übergab. Offenbar wollte die CIA das Kennedy-Attentat oder zumindest die Beteiligung Rosellis abblasen, aber laut Files zieht Chuck Nicoletti den Plan durch und setzt ihn an die Stelle Rosellis. Files versteckt sein Gewehr angeblich in einem Aktenkoffer, ist alleine hinter dem Zaun und hat eine absichernde Funktion: er soll Kennedy erschiessen, falls die anderen Schüsse ihn noch nicht tödlich getroffen haben. Aber eigentlich soll Kennedy von hinten erschossen werden, damit die Indizien zu Oswalds Aufenthalt im TSBD passen. Der Augenzeuge Malcolm Summers identifiziert Files als den Mann, den er auf dem Grashügel gesehen hat.
Laut Files stirbt Kennedy an den beiden fast simultanen Kopfschüssen von Nicoletti und ihm, wobei Nicoletti Kennedy von hinten aus dem zweiten Stock des Dal-Tex-Gebäudes getroffen habe, weshalb dessen Kopf sich kurz nach vorne bewegt. Sekundenbruchteile danach trifft Files, der auf Kennedys Auge zielt, die rechte vordere Schläfe, worauf der Kopf nach hinten schnellt. Files schiesst mit einer Remington XP-100 Fireball, die er von David Atlee Phillips bekommen hat. Phillips stellte Files auch Oswald vor und arrangierte ein Treffen der beiden im Motel in Mesquite vor dem Attentat.
Nach dem Schuss drückt Files die gebrauchte .222 Patronenhülse mit seinem Zahnabdruck in den Boden. 1987 findet John Rademacher die Patrone am Tatort, die der Anthropologe Gary Hughes mit neuester Technologie auf das Jahr 1963 datiert. Nach den Schüssen geht er angeblich mit dem Gewehr im Aktenkoffer zum Dal-Tex-Parkplatz und fährt mit Nicoletti und Roselli weg. Files erhält $30'000 in bar für seinen Einsatz, an dem laut Files Frank Sturgis, Aldo Vera Seraphine, Richard Cain, Phil Alderisio, Orlando Bosch, Pedro Diaz und James Braden dabei sind. Braden verschafft Nicoletti und Rosselli den Zugang ins Dal-Tex-Building.
Laut Granata, der für Nicoletti arbeitet, sind neben Roselli auch John Michael "Marshall" Caifano und Jimmy Sutton (=James Files) am 22.11. in Dallas. Vermutlich sagt Files aus, er sei alleine hinter dem Zaun gewesen, um seinen Kollegen Caifano nicht in die Geschichte hineinzuziehen ("Fat" Leonard Caifano war bis zu seiner Ermordung 1951 einer der engsten Unterbosse von Giancana). Der gehörlose Ed Hoffman beobachtet den Schützen hinter dem Zaun, der das Gewehr nach dem Schuss einem Mann in Bahnarbeiterkleidung gibt, der er auseinander nimmt, in einem Aktenkoffer verstaut und damit Richtung Bahngelände verschwindet.
Laut William Blanton Acker befindet sich Gerry Hemmings Mitarbeiter Roy Hargraves ebenfalls auf dem Grashügel. Hargraves hat mehrere Gewehre mit Teleskop, Handgranaten und Dynamit in seinem Zimmer und ist im Besitz von Secret Service-Ausweispapieren. Die falschen Ausweise des Secret Service stammen von Sydney Gottlieb von der CIA. Hargraves hält Kennedy persönlich für den Tod einiger Freunde bei der Schweinebuchtoperation verantwortlich.

Nach der Ermordung von Chuck Nicoletti am 29.3.77 wird Files gekidnappt und in einem Lagerhaus gefoltert, damit er ein von Nicoletti kurz zuvor erhaltenes Pack mit Informationen über das JFK-Attentat (ein Tagebuch, eine Strassenkarte der Dealey Plaza und verschiedene Secret Service-Identitätskarten) herausgibt. Nachdem Files knapp überlebt, zerstört er die Unterlagen über das JFK-Attentat, abgesehen von Nicolettis Tagebuch mit seinen Mordtaten.
Die CIA, für die Files von 1961 bis 1979 arbeitet, zerstört alle seine Geburts-, Schul- und Dienstdokumente. 1979 wird Files wegen Autodiebstahl verurteilt und 1988 wieder frei gelassen. Danach werden von der Domestic Operations Division der CIA mehrere Attentatsversuche gegen Files unternommen, weil er geheimes Material kopierte oder zu viel wusste über die Bush-Clinton-Drogenoperationen in Mena, weshalb er als Gefahr für die Nationale Sicherheit betrachtet wird. 1989 wird sein Auto von Detektiven durchlöchert, danach wird er auf dem Motorrad angefahren, und am 7.5.91 schiessen die Polizisten David Ostertag und Gary Bitler auf Files und seinen Partner David Morley. Da Morley zurückschiesst und Ostertag verletzt, werden sie wegen versuchtem Mord an zwei Polizisten in Illinois zu je 15 Jahren Haft verurteilt.
Joe West, der die Untersuchung über Files leitete, wird nach einer erfolgreichen Herzoperation mit falschen Medikamenten umgebracht. Wests Ermordung veranlassen Files zu seinem Geständnis. Danach laufen verschiedene Desinformations- und Verleumdungskampagnen, um Files zu diskreditieren. Das Video von Robert G. Vernon mit Files Geständnis vom 22.3.94 wird verschiedentlich verändert, und Files Anwalt Julius Echeles, der für die Mafia arbeitet, setzt Gerüchte und Falschinformationen in Umlauf. Nach einer Intervention der CIA wird 1995 eine geplante Ausstrahlung der NBC von Files Geständnis verhindert.

Robert "Tosh" Plumlee ist seit 1954 im Militärgeheimdienst der 4. Armee in Fort Bliss, Texas. 1962 und 1963 ist er Teil der ‚Covert Action Group' der CIA als Undercoverpilot der TASK FORCE W. Section- C-7, die von der JM/WAVE-Station in Miami aus gegen Kuba operiert. Am 21.11.63 flogen Emanuel Rojas und Plumlee Johnny Roselli mit Kubanern und anderen Mafiosi nach Houston, von wo sie am nächsten Morgen nach Garland bei Dallas aufbrachen und dann zum Redbird Airport weiterflogen. Die detaillierten Instruktionen für die Gruppe gaben die CIA-Leute Robert Benete und Rex Beardsley. Plumlee und sein Freund Sergio verfolgen die Ermordung Kennedys und werden dann von der Südseite der Unterführung an den Flughafen zurückgefahren, wo sie um 2 Uhr starten. Am 25.11. findet ein post-mission debriefing statt, an dem Beardsley, Benete und Tracy Barnes anwesend sind und Sergio kritisiert wird, weil er Plumlee als Zuschauer mitgenommen hat. Ein Report des Treffens geht an die JM/WAVE-Zentrale in Miami.
In Reagan's Krieg gegen die Drogen gehört Plumlee zur 'America-Mexico Special Operations Group' und sorgt für den Nachschub der Contras. Als Kontraktagent der Operation 40 arbeitet er unter anderem mit Tracy Barnes, Bill Harvey, Frank Bender und John Martino.

Der Schütze am vermuteten Platz von Oswald im TSBD ist laut Giancana Richard Cain. 5 Zeugen beobachten den Schützen mit einem hellen Leibchen, während Oswald ein braunes T-Shirt trägt. Angeblich befindet sich der ebenfalls bewaffnete Felix Anthony Alderisio alias Milwaukee Phil im Texas School Book Depository als Hintermann.
Laut Hemming sind auch E. Howard Hunt und David Lemar Christ im TSBD. Nach seiner Freilassung am 23.4.63 wurde Christ in das Office of Research and Development des Science and Technology Directorate der CIA transferiert, aber unter falscher Identität. Hunt und Christ unterbrechen den Strom im Gebäude, wodurch der Lift im sechsten Stock blockiert wird und sie vom fünften Stock durch den Liftschacht und durch einen verdeckten Hinterausgang zu den Geleisen fliehen können.

Christian David (WI/ROGUE) behauptet 1988, er habe von Guerini, dem Boss der Marseiller Mafia, den Kennedy-Kontrakt bekommen. Die Schützen seien von der Union Corse angeheuert worden: Lucien Sarti habe in einer Polizeiuniform hinter dem Zaun des Grashügels geschossen. Sauveur Pironti und Roger Bocognani hätten von einem nahegelegenen Gebäude, vermutlich vom Dach des Dallas County Records Building, geschossen. Oswald habe keine Rolle gepielt. Die drei Schützen seien von Chicago-Mobstern von der mexikanisch-texanischen Grenze nach Dallas gefahren worden, hätten nach den Attentat zuerst eine Woche an einem sicheren Platz gewartet, bevor sie ausser Landes geflogen wurden. David wird 1972 in Brasilien verhaftet und nach seiner Auslieferung wegen Heroinschmuggels zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, aber 1975 nach Frankreich abgeschoben.
Mitbeteiligt von der Korsenmafia könnte auch Michael Victor Mertz (QJ/WIN) sein. Er ist als Jean Soutre in die USA eingereist und wird nach der Identifikation am 24.11. durch den Immigration and Naturalization Service nach Mexiko abgeschoben. Am 23.11. fliegen laut FBI "John, Irma und Sara Mertz" von Houston nach Mexico City. Das FBI untersucht den Fall Soutre nicht, da er in Beziehung zur CIA steht. Der echte Soutre befindet sich in Europa und behauptet, von Mertz benutzt worden zu sein. Über den Texaner Thomas Eli Davis III hat Mertz auch Kontakt mit Jack Ruby. Davis und Ruby waren beide am Waffenschmuggel nach Kuba beteiligt. Zur Zeit der Kennedy-Ermordung ist Davis in Nordafrika, um Waffengeschäfte für die OAS zu tätigen, wobei er auch den Namen Oswald benutzt. Davis wohnt in Beaumont zwischen Houston und Dallas, wo Rubys Freund Robert Ray McKeown Ende August 1963 vermutlich Oswald traf. Im Zusammenhang mit dem Kennedy-Attentat wird Davis in Marokko verhaftet und dank den Anstrengungen von Mertz freigelassen.

Quellen: Marrs: 30, 80, 202-209, 245, 306f, Groden/ Livingstone: 146c, Griffith (1996): 3, (1998): 3, (2000): 1ff, Anson: 26f, 32f, Hamelin/ Van Geirt, Weberman (10): 3, 49ff, 64-66, Gerlach: 2, Callahan: 59ff, 130, Davis (1988): 193, 541, Giancana: 339, Dankbaar.


Zeugen top

In den zwei Minuten nach dem letzten Schuss werden im 5. Stock die Kartonschachteln umgebaut. Polizist Marrion Baker trifft Lee Harvey Oswald eineinhalb Minuten nach der Schiesserei im 2. Stock des Schulbuchdepots beim Coca-Cola-Trinken an und entlässt ihn nach einem kurzen Verhör in Anwesenheit des Depotleiters Roy Truly. Während seiner gesamten Arbeitszeit war Oswald immer im ersten und zweiten Stock tätig. Laut Warren-Report verlässt Oswald das Gebäude eine Minute später durch den Haupteingang und fährt mit Bus und Taxi nach Hause. Richard Carr sieht aber zwei Männer, von denen einer als Oswald identifiziert wird, durch einen Hinterausgang aus dem TSBD rennen, wo ein Nash-Rambler Stationswagen auf sie wartet, der auf der Houston Street nordwärts davonbraust. Carr sieht auch den untersetzten Mann, den er im Fenster des 5. Stocks des TSBD vor der Schiesserei gesehen hat, auf der Commerce Street ostwärts davoneilen, immer wieder zurückblickend. Carr wird später von FBI-Agenten befragt, die seine Aussagen aber ignorieren, da er den Mann im Fenster nicht als Oswald identifizierte. Die Agenten empfehlen ihm und seiner Frau, den Mund zu halten. Nachdem Carr und seine Frau verhaftet werden und ihre Wohnung von 12 Beamten wegen "Diebesgut" durchsucht wird, erhalten sie am Tag nach ihrer Freilassung einen anonymen Telefonanruf, der sie auffordert, Texas zu verlassen. Obwohl sie nach Montana ziehen, entdeckt Carr eines Tages Dynamit in seinem Wagen, und einmal wird auf ihn geschossen. Nach seiner Aussage im Garrison-Prozess wird er von zwei Männern mit Messern von hinten angegriffen. Obwohl am Rücken und linken Arm schwer verwundet, gelingt es ihm, einen der Angreifer zu erschiessen. Es kommt zu keinem Gerichtsprozess deswegen. Der Zeuge James R. Worrell, der Carrs Aussage bestätigte, kommt am 9.11.66 bei einem Motorradunfall 23jährig ums Leben.

Deputy Sheriff Roger Dean Craig rennt zum Parkplatz hinter dem Zaun, wo eine 30jährige Frau mit ihrem Wagen davonfahren will, die er verhaftet und dem Kollegen C. L. Lewis übergibt. Dieser "verliert" die Frau und ihr Auto. Die Polizei gibt, vermutlich wegen dem gesperrten Funksystem, die blockierten Strassenkreuzungen wieder frei und der Verkehr rollt um 12.40 Uhr wieder über die Dealey Plaza. Nachdem Craig andere Personen befragt hat, bemerkt er einen weissen Mann, der vom Hügel Richtung TSBD rennt und in einen hellgrünen Rambler Stationswagen, der von einem Dunkelhäutigen gefahren wird, einsteigt. Wegen dem Verkehr schafft es Craig nicht, den Wagen zu stoppen. Craig erzählt dem "Secret Service"-Agenten, den er 1967 als Edgar Eugene Bradley identifiziert, seine Beobachtungen über die flüchtenden Personen in dem Rambler. Craig sieht den Ramblerfahrer nachher in Haft bei der Polizei von Dallas. Dieser wird angeblich wegen Übersetzungsproblemen, aber eigentlich auf Druck von Bernard Barker ohne Aufnahme von Daten entlassen. Barker ist ebenfalls als "Secret Service"-Agent auf der Dealey Plaza. Helen Forrest unterstützt Craigs Aussage, und auch Marvin Robinson beobachtete den Rambler. Craig identifiziert den weissen Mann in Captain Will Fritz Büro als Oswald, der sagt, der Rambler gehöre Ruth Paine, die man nicht hineinziehen solle. Ruth oder Michael Paine besitzen jedoch nie einen Rambler, wie Oswald meint. Zumindest scheinen die Paines aber einen solchen Wagen öfters auszuleihen. Da Craig bei seiner Aussage bleibt, wird er am 4.7.67 von Sheriff Decker entlassen. Will Fritz bestreitet später, dass Craig am Interview präsent war, obwohl es Fotos gibt, die seine Präsenz belegen. Craig behauptet später, dass die Warren-Kommission seine Aussagen verändert und dass man versucht habe, ihn umzubringen. Am 15.5.75 wird er 39jährig erschossen aufgefunden, was als Suizid verbucht wird. Einen Monat zuvor bestätigt Seymour Weitzman Craigs Zeugenaussage, der "Secret Service"-Agent beim Grashügel und im Polizeiquartier sei Bernard Barker gewesen.

Die Warren-Kommission glaubt dem Taxi-Fahrer William Whaley, der ohne Beweise behauptet, er habe Oswald in seinem Taxi nach Hause gefahren. Whaley stirbt 1965 in einem Autounfall. Die Geschichte, dass Oswald den Bus, der im Stau stecken bleibt, und dann deshalb ein Taxi nimmt, lenkt von der Verschwörung ab. Der Rambler, der nach dem Attentat in Mexico auftaucht, wird 1989 mit einem Touristen-Sticker von 1964 wieder gefunden. Ein gleicher Wagen wurde auch in Miami beobachtet, und zwar bei einem Stützpunkt "Hernandos Hideaway" der CIA, wo Ermordungspläne diskutiert wurden. Offenbar handelt es sich um denselben Wagen von George Gordon Wing, den sich Gerald Patrick Hemming angeblich von Howard K. Davis ausleiht, um mit Richard Whatley und Robert Willis nach Kalifornien zu fahren, von wo die beiden über Mexiko weiter nach Guatemala ausreisen wollen. Aufgrund von Waffenbesitz werden die beiden jedoch an der Grenze verhaftet.

Frank Sturgis soll über William Johnson versucht haben, den Piloten und Schmuggler James Wollweber zu engagieren, um jemanden aus Dallas nach den Bahamas auszufliegen. Gerry Patrick Hemming behauptet 1978, dass er sich nach dem Attentat mit James Jesus Angleton getroffen habe und dass Sturgis vom Records Building aus geschossen haben. Am 23.11.63 interviewt FBI-Agent Robert James Dwyer seinen Informanten Sturgis, ohne dann einen formellen Bericht zu klassifizieren. Dwyer und Bernard Fensterwald kennen Hemming. Von Fensterwald und Richard Sprague kommt das Alibi, dass Sturgis und E. Howard Hunt am 22.11. an einem Treffen der Gruppe OPERATION 40 mit Richard Helms, Enrique Williams und Lyman Kirkpatrick in Washington sein sollen. 1978 dementiert die CIA diese Aussage, weil sie die Kooperation von Hunt und Sturgis vor 1971 belegen würde, was die beiden geleugnet haben. Fensterwald bezahlt Sturgis in Zusammenhang mit Watergate $100'000. Unmittelbar nach dem Attentat starten James Buchanan, Frank Sturgis und John Martino eine Kampagne, die Fidel Castro die Ermordung Kennedys in die Schuhe schiebt.

Polizist Tom Tilson, der frei genommen hat und von Jefferson Davis Tippit ersetzt wird, will seine Tochter von der Präsidentenparade abholen und hört im Auto von dem Attentat. Beim Triple Underpass angekommen, beobachtet er einen Mann, der von den Geleisen herunterkommt und in ein schwarzes Auto steigt, wobei er etwas auf den Hintersitz wirft. Da ihm das verdächtig vorkommt, verfolgt er den Wagen, bis er die Wagennummer entziffern kann, wobei er den Fahrer als Jack Ruby erkennt. Obwohl er diese Information sofort weitergibt, werden sie ignoriert.
Während dem Kreuzfeuer befand sich Ruby vor dem TSBD, eine Sonnenbrille tragend. Zur Redaktion der Dallas Morning News, wo Ruby sich laut der Warren-Kommission aufhält, sind es keine fünf Minuten zu Fuss. Redaktor Tony Zoppi macht der Polizei gegenüber allerdings widersprüchliche Aussagen zu Rubys Alibi. Vermutlich benutzt Ruby Zoppis Büro als Zentrale nach Las Vegas, wo er eine Woche zuvor bei Lewis McWillie und John Roselli war.
Ruby taucht um 13.30 Uhr, als der Tod von JFK öffentlich bekanntgegeben wird, im Parkland Hospital auf, wo er von Seth Kantor, Roy Stamps und Wilma Tice erkannt wird. Tice wird im Juli 1964 am Telefon bedroht, sie solle ihren Mund halten, und am nächsten Tag versucht jemand, bei ihr einzubrechen.

FBI-Agent Warren DeBrueys will sich unmittelbar nach dem Attentat gewaltsam Zugang in den Operationsraum verschaffen.
Um 13.00 Uhr stellen die 12 behandelnden Ärzte den Tod des Präsidenten fest und führen die erste Autopsie durch. Nach seiner Beschreibung des Journalisten Roy Stamps fehlte der Hinterkopf der Leiche, als der Wagen um 12.43 Uhr im Parkland ankam. Johnson und Jackie beschliessen, möglichst schnell mit der Leiche nach Washington zurückzukehren. Nach Gesetz müsste die Autopsie in Dallas durchgeführt werden, aber Dr. Earl Rose fügt sich dem Secret Service Agenten Roy H. Kellerman, um seine Karriere nicht zu gefährden. Ein Spitalangestellter findet im Korridor auf einer Bahre, auf der weder JFK noch Connally gelegen haben, eine intakte Kugel, die laut Warren-Bericht sowohl Kennedy als auch Connally verletzt haben soll und als magic bullet bezeichnet wird.

Um 14 Uhr kommt Ruby in seinen Club zurück und telefoniert längere Zeit. Um 16 Uhr erscheint er im Dallas Polizei-Hauptgebäude, wo er bis 19.30 Uhr gesehen wird. Nach einem kurzen Aufenthalt in seiner Wohnung von 21-22 Uhr geht er in die Synagoge und kehrt danach um 23 Uhr mit Sandwiches beladen ins Polizeigebäude zurück und macht sich während der Pressekonferenz bemerkbar. Er verlässt das Polizeiquartier gegen 2 Uhr, trifft seine Stripperin Kay Coleman mit dem Polizisten Harry Olson in der Stadt, holt seinen Wohnpartner George Senator in der Wohnung ab, um zu seinem Club zu gehen. Von dort fährt er mit seinem Angestellten Larry Crafard zu einem "Impeach Earl Warren"-Plakat ausserhalb der Stadt, das er fotografiert, wonach er nach Hause geht. Crafard flieht gleich danach aus Dallas.

Quellen: Groden/ Livingstone: 62-70, 139, Bartholomew: 57, (1): 1, (2): 24, (4): 1, Weberman (17): 3-30, 53, (19): 1ff, (25): 27, Griffith (1996b): 1, (1998): 9, (1999a), (2000): 5, (2000a): 3, 5, Marrs: 325-329, 362-365, Summers (1989): 51, Anson: 30ff, 67, 90-94, 141, 222, 352, Callahan: 67,131, Davis (1988): 205, 271, 389f.


Verhaftungen top

Als Landstreicher verkleidete Männer sammeln nach dem Attentat auf der Dealey Plaza die Patronenhülsen ein. Die ersten verhafteten "Tramps" könnten Harold Doyle, John Forrester Gedney und Gus Abrams, vielleicht aber auch E. Howard Hunt, David L. Christ und John Bowen sein. Einer der Tramps benutzt den Namen Albert Alexander Osborne, den sowohl Oswald wie auch John Bowen, von dem Oswald bei seiner Verhaftung ein Bibliotheksausweis dabei hat, benutzen.
Diese Gruppe wird von der Polizei vier Tage lang festgehalten. Der Direktor der Antiterror-Sektion der Criminal Division des FBI, Oliver "Bucks" Revell, der für etliche FBI-Einbrüche verantwortlich ist und eng mit dem Planungsdirektor Clair George von der CIA zusammenarbeitet, arrangiert die Geschichte mit den zwei Landstreichergruppen, indem er eine Falschstory in die Presse bringt.

Eine zweite Gruppe wird später verhaftet: Charles V. Harrelson und Charles Frederick Rogers gehen nach den Schüssen zu einem leeren gedeckten Güterzug hinter dem Grasgelände. Harrelson gibt unter Kokain stehend an, einer der Schützen Kennedys gewesen zu sein, als er im Mordfall John Wood befragt wird, bei dem auch Marcellos Bruder angeklagt wird. Harrelson wurde zweimal wegen Mord auf Bestellung verurteilt und weist eine lange Karriere in der Unterwelt von Dallas auf, die ihn direkt mit Jack Ruby und mit Carlos Marcello in Zusammenhang bringt. Bei seiner Verhaftung trägt Harrelson eine Geschäftskarte von Russell Douglas Matthews, einem Freund von Ruby, Lewis McWillie, Benny Binion und Santos Trafficante, auf sich. Harrelson gehört zur 300-Mann starken Gruppe "The Company", die Drogen und Waffen schmuggelt und Killer und Freischärler bereitstellt.
Am 24.11. stellt der FBI Special Agent Norman W. Propst Nachforschungen über einen Piloten namens Chuck Rogers an. 1991 wird Charles Frederick Rogers, CIA-Pilot und Mitglied des Civil Air Patrol von Houston, als Tramp identifiziert. Rogers (alias Richard Montoya) war im Navy intelligence corps, er spricht Spanisch und Russisch und ist ein guter Schütze und kaltblütiger Killer. Sein Zwillingsbruder "Frenchie" arbeitete im 2.Weltkrieg ebenfalls für den Marinegeheimdienst. Ihr Vater war Buchmacher von Carlos Marcello. Rogers ist der einzige Verdächtige beim Doppelmord seiner Eltern, denen die Glieder abgetrennt und im Kühlschrank verstaut wurden. Obwohl offiziell seit 1957 arbeitslos, besass Rogers 1958 und 1959 ein Flugzeug und bezahlte die Hangarkosten am Hull Airport.
Zusammen mit Harrelson und Rogers versteckt sich auch Chauncey Marvin Holt im Güterwagen. Holt arbeitete nach dem Krieg in Florida für Peter Licavoli, Mafiaboss von Detroit, für Meyer Lansky und für das International Rescue Committee. Diese CIA-Front war aktiv gegen Arbenz und Castro. Als Fälscher für die CIA-Front Los Angeles Stamp and Stationary Company produzierte Holt die Flugblätter und die Identitätskarten für Oswald auf seinen Namen und auf den Namen Hidell. Die Aufträge bekam Holt von David L. Palmer, einem Assistenten von Phillip A. Twombly. Dieser war früher Vizedirektor der Coca-Cola für die Karibik und arbeitet wie Donald Kendall von Pepsi Cola mit der CIA zusammen. Danach kam er nach Kalifornien und kaufte die Bank of Fullerton (später Interstate Bank), über die die CIA ihre Operationen finanziert. Die Dokumente gelangten über George Reynolds zu Oswald. Chauncey Holt war dabei, als Oswald seine Pro-Castro-Pamphlete verteilt und den inszenierten Streit mit Carlos Bringuier vom Zaun bricht. Ab dem 15.11. stellte das LASCO die Secret Service-Abzeichen (angeblich für Rolando Masferrer, Charles Harrelson, Chuck Rogers, Carlos Morales, Aldo Vera Seraphin, Orlando Bosch und ev. Hernandez Rolando Otero) her, die Holt und John J. Canty ins Cabana Motel in Dallas transportierten, wobei sie Charles Nicoletti und Leo Moceri von Licavolis Grace Ranch, dem meistbenutzten Mafiatreffpunkt, mitnahmen. Canty soll ein Comanche 250-Flugzeug mit Attentätern vom Redbird Airport, der der CIA-Front Southwest Aircraft Corp. gehört, ausfliegen. Morgan Brown, Eugene "Jim" Brading und Dave Yaras übernehmen die Secret-Service-Ausweise, die Homer Echevarria an die Beteiligten verteilt. Holt ist mit einem Top-Funkgerät ausgerüstet und hört den Polizeifunk auf Kanal 2 ab, ist aber nur sehr partiell auf der "need to know"-Basis über das Attentat informiert worden.
Die drei ‚Tramps' warten im Wagon und hören per Funk mit, was abgeht. Fünf Minuten nach den Schüssen erscheinen zwischen 50 und 100 Polizisten auf dem Parkplatz hinter dem Grashügel und sperren das Gebiet ab. Der Zug wird bei der Wegfahrt von Kontrollturm gestoppt, weil Zugüberwacher Lee Bowers die Männer auf einem Wagen entdeckt hat und keine Fahrerlaubnis vorliegt. Bowers, der zwei Männer, Blitze und Rauch beim Zaun des Grashügels beobachtete, stirbt 41jährig bei einem ‚Selbstunfall' mit seinem Wagen am 6.8.66, ausgelöst durch einen Schockzustand.
Rogers, Harrelson und Holt werden aus dem Güterwagen geholt und zum leitenden Polizisten D.V. Harkness gebracht, wobei sie fotografiert werden. Im Polizeihauptquartier übergibt sie Captain Fritz dem FBI-Verantwortlichen Gordon Shanklin. Sie werden nicht durchsucht (obwohl sie Waffen auf sich tragen), nicht in Handschellen gelegt, kaum bewacht und nach kurzer Zeit ohne Registrierung der Personalien und Fingerabdrücke frei gelassen. Die drei rufen im Cabana Motel an, worauf Morgan H. Brown sie zum Redbird Airport bringt, wo Canty seit eineinhalb Stunden auf sie wartet.

Im Dal-Tex-Gebäude werden zwei Verdächtige verhaftet: ein junger Mann mit schwarzer Lederjacke und schwarzen Handschuhen, bei dem es sich um Jimmy Frattiano oder David Sanches Morales handeln könnte. Morales war Botschaftsattaché in Kuba, bei der Schweinebuchtinvasion und bei den Ermordungen von vietnamesischen Zivilisten von William Colbys PHOENIX-Programm dabei. Er behauptet später selbst seine Teilnahme an der Ermordung. Der andere ist Eugene Hale Brading von der Smaldones-Familie in Denver, der angibt, ein Telefon gesucht zu haben. Er zeigt seinen Fahrausweis, der auf Jim Braden lautet und wird kurz darauf ohne Registration entlassen. Mindestens zwei der Dokumente über seine Verhaftung verschwinden. Brading, der als Kurier Marcellos bekannt ist, befand sich zuerst in der Nähe eines kleinen Turms im hügeligen Gelände der Dealey Plaza. Er wurde angeblich fotografiert, als er sein Gewehr unter seinem Mantel verschwinden liess. Er trug einen grossen Lederhut, dessen Hutband ein auffallendes X-Muster hat, und ist im Besitz eines Geheimdienstausweises. Obwohl keine Secret Service-Agenten auf dem Platz stationiert waren, gaben sich mehrere Männer, darunter auch CIA-Agent James McCord, mit Ausweisen als solche aus.

Der Zeuge Malcolm Summers beschreibt einen Mann, der ein Gewehr unter dem Mantel trug und ihn stoppte, als er den Grassy Knoll hinaufrennen wollte. Er solle nicht da hinauf, sonst könne auf ihn geschossen werden. Auch andere Zeugen berichten von (bewaffneten) Secret Service-Agenten, die sie wegschickten: Constable Seymour Weitzman, Sam Holland, Charles Blankenship, die Polizisten Joe M. Smith und D. V. Harkness und Jean Hill, die von 2 Secret Service-Agenten ins Dallas County Records Building gebracht und verhört wird. Sie wird vor ihrer Zeugenaussage 1992 bedroht. Der Zeuge und US-Marhall Clint Peoples kommt nur Stunden vor seinem Treffen mit Ermittlern für Oliver Stone ums Leben, nachdem er ankündigte, er hätte wichtige Informationen.
In Ferris, südlich von Dallas, wird kurz darauf ein rasendes Auto auf dem Weg nach New Orleans von der Polizei gestoppt, wobei sich die Insassen als Secret Service-Agenten zu erkennen geben, worauf sie die Fahrt fortsetzen.

Mindestens 12 Personen werden verhaftet, ohne dass Berichte davon existieren. Die seltsamste dieser Verhaftungen wird in der Dallas Times Herald erwähnt. Ein Polizist verhaftet einen Mann mit Hornbrille, nachdem Angestellte aus der 3. Etage des TSBD auf ihn gezeigt haben. Unter Protest wird der Mann abgeführt, während Leute aus der Menge Hassausdrücke und Rache schreien. Dieselbe Zeitung berichtet drei Wochen später, der unidentifizierte Verdächtige befinde sich immer noch im Gefängnis, aber nicht mehr im Zusammenhang mit der Ermordung Kennedys.

Neben "Jim Braden" wird auch der andere Marcello-Mann Jack Lawrence verhaftet. Einen Monat vor dem Attentat bekam Lawrence mit gefälschten Referenzen von New Orleans einen Job als Autoverkäufer bei der Downtown Lincoln Mercury Company von William Faller in Dallas, wo Oswald seine Testfahrt absolviert haben soll. Lawrence ist ein enger Freund von Rubys Wohnungspartner Senator und oft in Rubys Carousel Club. Nachdem er am Morgen nicht zur Arbeit erschien, taucht er um 13 Uhr bleich, verschwitzt und mit verdreckten Kleidern im Geschäft, zwei Blocks von der Dealey Plaza entfernt, auf. Sein "für ein wichtiges Treffen" geliehenes Geschäftsauto wird hinter dem Holzzaun beim Grashügel von Mitarbeitern gefunden. Lawrences Verhalten und Geschichten sind so unglaubwürdig, dass seine Kollegen die Polizei einschalten, die ihn am späten Nachmittag verhaftet. Aber am nächsten Morgen wird der Meisterschütze der Air Force aus der Haft entlassen, der danach nach South Charleston, West-Virginia, zügelt. Die Identität von Lawrence ist nicht eindeutig, er könnte sowohl Lawrence John Howard wie auch Lawrence Joseph LaBorde sein, die beide mit Hemming und für die CIA arbeiten.
Der Zeuge Albert Guy Bogard, der im selben Geschäft wie Lawrence arbeitet und bestreitet, dass Oswald der Testfahrer vom 9.11.63 war, wird am 11.1.64 spitalreif geschlagen und bringt sich angeblich im Februar 1966 in Louisiana selbst um.
Im allgemeinen Chaos bekommen die Polizisten oft sehr widersprüchliche Anweisungen und Informationen, wobei wichtige Beweismittel verschwinden. Polizeichef Jessy Curry beschreibt einen FBI-Agenten, der eine Kugel in Anwesenheit von zwei Polizisten in seiner linken Hosentasche verschwinden lässt. Erst um 12.58 Uhr wird das TSBD-Gebäude auf Anordnung von Captain Will Fritz versiegelt, nachdem Presseleute während einer halben Stunde problemlos hineinkamen. Das getroffene "Stemmons Freeway"-Strassenschild wird noch am selben Tag demontiert und verschwindet. Connallys Kleider werden gereinigt. 1974 wird mit einem Metalldetektor eine weitere 6.5-Kugel im Gras, und 1975 eine 30.06 Hülse auf dem Dach des Dallas County Records Buildings gefunden, die jahrelang dort lag. Die 6.5-Kugeln können mit einer zusätzlichen Mantelhülle mit einem 30.06 Gewehr gebraucht werden, was Zielgenauigkeit und Kugelgeschwindigkeit erhöht.

Quellen: Callahan: 73 ,81, Oglesby: 17, 48ff, Davis (1988): 191f, 471, 543, Griffith (1996): 2ff, (1996b), Scott (1993): 143, Weberman (0): 3, (16): 42-50, (17): 30-47, (21): 75ff, (25): 21, 27-28, (26): 11, Marrs: 75-78, 316-324, 332 ,337ff, CNPC: 29f, Groden/ Livingstone: 132ff, 146, 180f, Leo, Gerlach: 2, Anson: 28, 67, 90-94, 192f, 329f, Dankbaar.


Tippit-Mord top

Oswalds unspezifische Such-"Beschreibung" kommt um 12.44 Uhr über den Polizeifunk. Woher die Daten der Beschreibung Oswalds kommen, und weshalb gerade er als Hauptverdächtiger gesucht wird, ist unklar, lässt aber auf einen gezielten Datenfluss schliessen. Lee Harvey Oswald ist unterdessen zu Hause, zieht eine andere Jacke an und steckt seine Pistole ein.

Polizeioffizier Jefferson Davis Tippit, der seinen Kollegen Tom G. Tilson ersetzt, wird angeblich über Polizeifunk nach Oak Cliff zu Oswalds Zimmer beordert. Allerdings werden die Polizeibänder später gefälscht. Ein Streifenwagen der Polizei von Dallas mit zwei uniformierten Beamten hält vor Oswalds Haus, hupt zweimal, fährt aber nach einer Minute wieder los. Oswald, seiner Vermieterin als O. H. Lee bekannt, verlässt das Haus kurz darauf.

Unter dem Vorwand legitimer Selbstverteidigung hätte Tippit Oswald bei der Verhaftung erschiessen sollen. Entweder durchschaut Oswald das Spiel unterdessen und entkommt, oder Tippit versagt. Wahrscheinlich muss Roscoe White, mit Operationsnamen MANDARIN, seinen Kollegen Tippit deshalb aus der Welt schaffen. Sowohl Tippit wie White kommen aus New Orleans, arbeiten beide erst seit kurzer Zeit bei der Polizei von Dallas und haben Mafiakontakte. Nach den Angaben des Sohnes Ricky White arbeitete seine Mutter bei Ruby.

Um 13.09 Uhr wird Tippit mit 4 Schüssen von zwei Männern niedergeschossen. Einer der beiden ist klein und untersetzt, und möglicherweise ist der Zeuge Domingo Benavides, der der Polizei über Funk eine Schiesserei meldet, der zweite Mann. Die Polizeifunkaufnahmen werden später vom FBI manipuliert. Benavides übergibt dem Polizisten J. M. Poe zwei Hülsen, die dann gegen solche passend zu Oswalds Revolver getauscht werden. Die drei Winchester-Western- und eine Remington-Peters-Kugeln, die Tippit niederstrecken, passen nicht zu Oswalds Revolver, der gar keine Hülsen rauswirft. Ein Domingo Benavides erscheint auch im Zusammenhang mit der Erschiessung Martin Luther Kings. Im Februar 1964 wird Benavides Bruder Eddy, der ihm sehr ähnlich sieht, durch einen Kopfschuss ermordet.
Um Oswalds Schuld zu beweisen, wird eine Brieftasche mit Identitätskarten auf Oswald und Hidell am Ort platziert. Etwa ein Dutzend Zeugen des Tippit-Mordes werden von der Warren-Kommission nicht vernommen. Die Zeugin Acquilla Clemmons wird mit einer Waffe eingeschüchtert, damit sie schweigt.

Die zweimotorige Maschine von John J. Canty wurde beobachtet, wie sie am Ende des Feldes auf dem Redbird Airport immer wieder die Motoren startete. Um 14.00 Uhr steigen drei Männer in Anzügen ins Flugzeug, wobei zwei dann wieder aussteigen und die Maschine schliesslich wegfliegt. Die Konfusion scheint wegen dem fehlgeschlagenen Oswald-Mord entstanden zu sein, denn der R. L. Thornton Freeway, an dem Tippit ermordet wurde, führt zum Red Bird Airport.
Am Nachmittag beschlagnahmen FBI-Agenten dort ein Flugzeug und platzieren es unter scharfen Sicherheitsmassnahmen in einen geschlossenen Hangar. Arthur Collins, ein Freund des TSBD-Hausbesitzers David Harold Byrd, hat ein Hangar für seine Firma Collins Radio Company, die elektronische Geräte baut und eng mit der CIA zusammenarbeitet. Der Vizepräsident der Collins Radio Company, Admiral Henry C. Bruton, kennt George DeMohrenschildt sowie Lee und Marina Oswald persönlich. Carl Mather, Angestellter bei Collins und guter Freund von Tippit, sieht um 14.00 Uhr einen wartenden Mann in einem roten Plymouth beim Restaurant El Chico, der genau wie Oswald aussieht. Innerhalb eines Jahres nach dem Attentat lässt sich Kenneth Porter, der bei Collins Radio arbeitet, von seiner Frau scheiden, kündet seinen Job und heiratet Marina Oswald.

Eine Stunde nach dem Mord wird über Polizeifunk die Suche eines am Tatort zuletzt gesehenen 57er Chevrolet bekanntgegeben. Felipe Vidal Santiago, Mitglied der Alpha 66 und Bekannter von Walker, besitzt ein solches Auto, das auch auf einem der bei Oswald gefundenen Fotos von Walkers Haus abgebildet ist. Das FBI macht später das Nummernschild auf dem Foto unkenntlich. Roy Hargraves arbeitet von November 1963 bis im März 1964 mit Vidal zusammen, um Waffen und Munition für die Exilkubaner zu schmuggeln. Als Hargraves von den US-Zollbehörden gefasst wird, geht Vidal illegal nach Kuba, wo er gefasst und im April 1964 exekutiert wird.

Laut Warren-Kommission alarmiert der Schuhverkäufer Johnny Brewer die Polizei, weil sich Oswald versteckte, als ein Streifenwagen mit Alarm vorbeifuhr. Um 13.45 Uhr wird Oswald im Kino Texas Theater, wohin er zu einem Treffen beordert wurde, von 15 speziell ausgesuchten Polizisten und FBI-Leuten verhaftet. Oswald, der angeblich auf den Polizisten McDonald zu schiessen versucht, soll offenbar erneut bei einem Fluchtversuch erschossen werden. Charles de Gaulle vertraut dem Historiker Jean Raymond Tournoux an: "Die Polizei hat die Tat ausgeführt, oder sie hat den Befehl dazu gegeben. Auf jeden Fall ist sie mit im Spiel. Sie haben sich auf diesen Kommunisten gestürzt, der nicht daran beteiligt war, obwohl er mitgemacht hatte. Ein herrlicher Angeklagter. Ihr habt gesehen, wie sie ihn gefangen nahmen. Sie wollten ihn auf der Stelle erschlagen, ohne dass die Justiz hätte einschreiten können." Nach Bernard J.Haire wird ein zweiter Mann im Kino verhaftet und durch die Hintertür abgeführt. Laut George J. Applin sitzt Jack Ruby ebenfalls im Kino und beobachtet die Verhaftung. Nach dem Mord an Tippit telefoniert Ruby zuerst Al Gruber, einem Freund des Hoffa-Vertrauten Frank Matula, damit ihm dieser einen Anwalt, vermutlich den Ex-Anwalt von Mickey Cohen, Melvin Belli, organisiert. Da Oswald weder durch Tippit noch bei der Verhaftung ermordet wurde, muss Ruby als Verantwortlicher dieses Teils der Verschwörung aktiv werden.
Bei der Verhaftung trägt Oswald laut FBI je ein Soldatenausweis, ein Marineausweis und eine FPCC-Mitgliedkarte auf den Namen Lee Harvey Oswald und auf Alek James Hidell, ein Ausweis des Verteidigungsministeriums und ein Ausweis der US-Streitkräfte in Japan auf seinen richtigen Namen, sein Foto in Marine-Uniform und eine Scharfschützenmedaille der Marine auf sich. Nach seiner Verhaftung versucht Oswald, einem Mr. Hurt in Raleigh, wahrscheinlich dem Militärgeheimdienstagenten John D. Hurt, zu telefonieren, was von zwei Secret Service-Agenten verhindert wird. Der stellvertretende Justizminister Nicholas Katzenbach, Vertreter der Alleintäterthese, bezeichnet diese Beweismittelsammlung als "zu schön, um wahr zu sein."

Da Tippit versagt hat und Oswald nicht bei dessen Flucht vor einer Kontrolle erschossen hat, gerät der Evakuationsplan durcheinander. David Ferrie steht mit einer zweimotorigen Maschine zum Abflug auf einem kleinen Flugplatz zwischen Dallas und Fort Worth vergeblich bereit, um Leute auszufliegen. Abends um 18 Uhr fährt er dann mit Michael Paine und Alvin Rolan Beauboeuff nach Houston ins Alamotel, das Marcello gehört. Beauboeuff ist ein Mitglied der Civil Air Patrol und kennt Guy Banister. Die drei checken sich am nächsten Morgen im Alamotel ein, von wo Ferrie mehrere Telefongespräche, unter anderem mit Gill und Marcello, führt. Ferrie soll von Houston aus zwei der Attentäter (einer ein Exilkubaner heisst mit Vornamen Carlos, vielleicht Hernandez Sanchez) nach Mexiko oder nach Südafrika fliegen, die keine Auslieferungsverträge mit den USA haben. Etwas ging jedoch schief, und die zwei tauchen nicht auf. Am Samstagabend trifft sich Ferrie mit Breck Wall, der zusammen mit seinem Partner Joe Peterson einen der Beteiligten (vielleicht Seymour) zum Driftwood Motel in Galveston brachte. Wall arbeitet als Unterhalter im Hotel Adolphus, das gegenüber Rubys Carousel Club liegt. Wall ruft um 23.47 Uhr an.

H. Lamar Hunt schickt seinen Assistenten John W. Curington, um die Sicherheitsvorkehrungen für Oswald abzuchecken, und zeigt sich erfreut, als er erfährt, dass diese lax sind. Nachdem er diese Nachricht erhalten hat, fliegt Hunt nach Washington D.C. Nach anderen Berichten wird Hunt, dessen Nummer in Rubys Adressbuch verzeichnet ist, eine Stunde nach dem Attentat vom FBI nach Mexico ausgeflogen, wo er einen Monat bleiben soll. Curington bestätigt Marina Oswalds Besuch in Hunts Privatbüro einige Wochen nach dem Attentat.

Jack Ruby versucht um 19.00 Uhr, mit einem Revolver in der Hosentasche, im Polizeihauptquartier an Oswald heranzukommen, was ihm aber nicht gelingt. Um 19.10 wird Oswald formell angeklagt wegen Mordes an Tippit, wobei Oswald jede Rolle in der Ermordung von Tippit oder von Kennedy bestreitet.

Quellen: Marrs: 153, 274, 342, 359ff, 478, Scott (1993): 95, 121, 260, Davis (1988): 193f, 220, 244-146, Weberman (17): 1ff, (19): 66, Anson: 35ff, 65f, 254ff, Groden/ Livingstone: 119f, 177f, 199-210, 276-279, Griffith (1996): 3f, (1998): 5, (2000): 1, (2000a): 1-9, Gerlach: 2-6, Torbitt: 45, Hochhuth: 21, Bartholomew (3): 5, Dankbaar.


Lyndon B. Johnson top

Der Vizepräsident leistet den Eid auf die Präsidentschaft, was zu einer Verzögerung des Abfluges nach Washington führt. Das gesamte Kabinett Kennedys befindet sich ausserhalb Washingtons, die meisten an einer Tagung in Hawaï, was ein Kabinettsquorum verhindert. Obwohl Johnson von der Möglichkeit einer internationalen Konspiration spricht, unternimmt er nichts: die Staatsgrenzen bleiben offen und es gibt keine Alarmbereitschaft der Air Force, der Marine oder der Armee.
Gleichzeitig verhält sich Johnson aber planmässig und zukunftsorientiert, indem er beispielsweise mit der Anordnung zur Reparatur der Präsidentenlimousine Beweismittel des Attentats zerstören lässt. Laut Johnsons Geliebter Madeleine Brown hat Johnson über das bevorstehende Attentat gewusst und ihr einmal gesagt, die Ölbarone und die CIA steckten hinter dem Mordanschlag. Brown hatte von Johnson einen Sohn, Steven, für den der Präsident Unterhaltszahlungen leistet. Brown kennt Jack Ruby gut, den sie häufig im Carousel besucht.

Am 21.11. nahm Brown an einem abendlichen Treffen zu Ehren von J. Edgar Hoover bei Clint Murchison teil. Zu den Gästen gehörten der Präsident der Chase Manhattan Bank John McCloy, Richard Nixon, George Brown von der Brown and Root Construction, der Direktor der Mercantile Bank R.L.Thornton oder der Bürgermeister von Dallas Earl Cabell. Johnson taucht am Ende der Party auf und verschwindet mit der Gruppe im Arbeitszimmer von Murchison. Nach der Unterredung kommt Johnson mit hochrotem Gesicht heraus und flüstert zu seiner Geliebten: "Nach dem morgigen Tag werden mich diese gottverdammten Kennedys nie mehr in Verlegenheit bringen - das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen." Die Kugeln, die über seinen Kopf pfiffen, müssen Johnson bewusst gemacht haben, dass er mehr Handlanger als Machthaber sein wird.

Donald Reynolds sagt vor dem Senatsausschuss unter Eid über Schmiergeldzahlungen in der Höhe von $100'000 an Bobby Bakers Büro aus, die er als Gegenleistung für einen Versicherungsauftrag für ein Staatsprojekt bezahlte. Zudem berichtet er das wenige, was er von Ellen Rometsch, Bakers Quorum Club und den Sexparties von Senatoren und Lobbyisten weiss. Schliesslich erzählt er von Johnsons Erpressung, bei dessen TV-Station Werbeblöcke einzukaufen und von der geforderten Stereoanlage, um ihm eine Lebensversicherung verkaufen zu können. Reynolds wird um 14.30 Uhr in seiner Zeugenaussage unterbrochen, als eine Sekretärin mit der Attentatsmeldung in den Raum stürzt. Abe Fortas verteidigt Bobby Baker vor dem Hearing. Kaum zurück aus Dallas, telefoniert der neue Präsident Fortas, um zu erfahren, was Reynolds gesagt habe. Dank der gemeinsamen Anstrengung von Fortas und dem neuen Präsidenten können die Informationen an die Presse beschränkt und die Hearings gestoppt werden.

An der Wallstreet wird die Börse geschlossen, da der Dow Jones Index schon eine halbe Stunde nach der Ermordung Kennedys um über 21 Punkte gefallen ist, was einem Vermögenszerfall von $15 Mia. entspricht. Dies ist der grösste Crash seit 1929 und das erste Mal seit 1933, dass die Börse vorzeitig geschlossen werden muss. Bei der Wiedereröffnung 4 Tage später kommt es zu einer Rekordhausse im Gegenwert von $21 Mia.

Quellen: Marrs: 274, 298, Griffith (1996): 1, Russel (2000), Davis (1988): 374, 543, Hamelin/ Van Geirt, Hersh: 440-446, Pepper: 134, 162.


Beweismittel top

Nach der "Versiegelung" des Texas School Book Depository konnten die Angestellten nicht mehr an die Arbeitsplätze zurück, weshalb erst gegen 14.30 Uhr klar wird, dass Lee Harvey Oswald nicht mehr zur Arbeit erschienen ist. Captain Will Fritz gibt den Befehl, Oswald zu suchen, da man im TSBD nicht weiss, dass er sich bereits in Polizeigewahrsam befindet. Von Polizist Jack Revill kommt die Mitarbeiterliste des TSBD, auf der Oswald mit seiner alten Adresse verzeichnet ist, die das TSBD nicht haben kann. Die Adresse kommt von Bell Aircraft. Revill ist der Leiter der Drogenabteilung und kennt Informant Ruby seit 1953. Die 112th Military Intelligence Group, die die Alpha 66 operationell unterstützt, hat eine Akte über "Harvey Lee Oswald" mit derselben Adresse und dem Alias A. J. Hidell. Um 15.15 Uhr kontaktiert die 112th MIG das FBI und setzt Oswald mit Hidell gleich.

Revill, der James Hosty unmittelbar nach dem Attentat im TSBD traf, fand das Gewehr, mit dem Oswald auf Kennedy geschossen haben soll. Im ersten Radiobericht hiess es, die Polizei habe ein British .303-Gewehr gefunden. Kurz darauf gibt die Polizei bekannt, es handle sich um ein 7.65 Mauser-Gewehr mit einem für Linkshänder eingestellten 4/18 Zielfernrohr, gefunden um 13.22 Uhr hinter einigen Schachteln in der Nähe der Treppe. Fingerabdrücke auf dem Gewehr werden keine gesichert. Vom "snipers nest" werden drei verschiedene Versionen für die Kameras aufgebaut. Obwohl das Gewehr hinter Schachteln versteckt wurde, blieben drei Patronenhülsen auf dem Boden liegen, um Oswald zu belasten. Von den drei Hülsen kommen aber nur zwei in Washington an, weil die dritte laut Fritz nicht zum Gewehr passt und er sie deshalb zurückhält. Das Gewehr wird am Nachmittag als ein 6.5 Mannlicher-Carcano identifiziert, eines der billigsten und ältesten erhältlichen Gewehre. Vermutlich wurde entweder das Gewehr getauscht oder es wurden zwei Gewehre gefunden und eines von der Polizei geheimgehalten - jedenfalls wird das Beweisstück nicht bewacht. Die CIA spricht sogar noch von einem anderen italienischen Gewehrtyp, einem 7.35 Model 91, das verwendet worden sein soll. Oswalds Arbeitskollege Buell Wesley Frazier, der ein Verhältnis mit Marina hat, besitzt ein Gewehr dieses Typs. Beweise für den Typ, Kauf, Besitz, Transport und Verwendung des Gewehrs und der Munition fehlen oder sind widersprüchlich.
Oswald könnte das Gewehr in der Tat als A. Hidell per Post bestellt haben. Die Dallas Polizei findet unter Oswalds Effekten mindestens 5 Bestellcoupons für Feuerwaffen sowie mehrere Magazine des American Rifleman, von dessen Februar- oder Juni-Ausgabe 1963 die Bestellung des Mannlicher-Carcano Gewehrs bei Klein's Sporting Goods in Chicago stammte. Den Smith & Wesson .38 Revolver soll er am 27.1.63 bei Seaport Traders in Los Angeles bestellt haben. Die "Beweise" könnten aber ebensogut gelegt worden sein oder auf die Undercovertätigkeit Oswalds zurückzuführen sein. Jedermann kann 1963 in Texas eine Waffe ohne Identifikation kaufen, da nur für interstaatliche Verkäufe eine solche verlangt wird. Oswald oder jemand als "Hidell" arbeitete im Auftrag des Alcohol, Tobacco, and Firearms-Büros, das gleichzeitig mit einem Subkomitee von Senator Dodd den interstaatlichen Waffenhandel unter die Lupe nahm mit der Absicht, strengere Waffenerwerbsgesetze zu erwirken. Thomas Dodd untersuchte ebenfalls die Waffenkäufe per Post der American Nazi Party, was erklären würde, weshalb in Oswalds Adressbuch Namen und Adressen von führenden Neonazis notiert sind. Oswald behauptet, dass er kein Gewehr mitgenommen habe, dass aber sein Vorgesetzter Roy S. Truly ein Jagdgewehr mitgebracht habe. Das Mannlicher-Carcano Gewehr, mit dem Oswald angeblich JFK erschossen haben soll, ist jedenfalls zu minderwertig für solch eine Aktion und das Zielfernrohr ist nicht ausgerichtet. Laut dem Parafintest kann Oswald an diesem Tag kein Gewehr bedient haben.

In Neuseeland erscheint bereits eine Sonderausgabe mit ausführlichen Informationen zur Person Oswalds, bevor die Polizei solche Informationen überhaupt sammeln und weitergeben konnte. Die Militärs stellen die Akte der Warren-Kommission trotz mehrfacher Aufforderung nicht zu, zerstören sie aber 1973 angeblich routinemässig.

Angeblich wird Oswalds Handflächenabdruck um Mitternacht an der Unterseite des Gewehrs gefunden, es gibt jedoch keine Aufzeichnung darüber. Am 25.11. nimmt ein Team von FBI-Spezialisten die Finderabdrücke von der Leiche Oswalds, dem in seiner kurzen Haftzeit bereits drei Mal die Fingerabdrücke genommen wurden. Am selben Nachmittag erwähnt Staatsanwalt Henry M. Wade erstmals die gefundenen Fingerabdrücke Oswalds auf dem Gewehr, die aber nie eindeutig geklärt werden. Offensichtlich hat das FBI eigene Berichte nochmals überarbeitet und korrigiert, diese aber als Originale mit denselben Daten und Identifikationsnummern abgelegt.

Noch keine zwei Stunden nach dem Attentat, als die Polizei in Dallas daran ist, die Identität von Oswald abzuklären, ruft J. Edgar Hoover Justizminister Robert Kennedy an und sagt, sie hätten den mutmasslichen Präsidentenmörder gefasst: ein prokommunistischer Ex-Marine, der in die UdSSR übergelaufen sei, ein niederträchtiger Verrückter aus dem extremistischen Castro-freundlichen Lager. Richard Nixon ruft Hoover um 16 Uhr an, um sich nach dem Stand der Ermittlungen zu erkundigen. Da seine Angaben zu diesem Gespräch später uneinheitlich sind, ist anzunehmen, dass es um mehr als nur eine Anfrage geht. Knapp fünf Stunden nach dem Mord schreibt Hoover in seiner Aktennotiz, dass Oswald sehr wahrscheinlich der Präsidentenmörder sei und einer Castro-freundlichen Bande angehöre.

RFK sagt seine Sitzung für den Nachmittag, auf der er hoffte, den Sieg im Marcello-Prozess verkünden zu können, ab. Im Gefängnis wird Marcello vom FBI abgehört, als er zu einem Mithäftling sagt, er habe Kennedy ermorden lassen. Dank Geschworenenbestechung wird Marcello um 15.15 Uhr freigesprochen. In einem Gespräch mit seinem Pressesekretär Edwin Guthman spricht Bobby von seiner Erwartung, dass er und nicht sein Bruder ermordet würde.

Der Secret Service-Agent Robert I. Bouck demontiert das Aufnahmesystem, mit dem das Oval Office, der Cabinet Room und die Wohnung im 2. Stock abgehört werden können. Es existiert zudem ein zweites System, mit dem Telefongespräche des Büros und des Schlafzimmers aufgezeichnet werden können. Neben Bouck und dem Secret Service-Chef James J. Rowley kennen nur die Kennedys und Evelyn Lincoln diese Einrichtungen. Mindestens 200 Spulen sollen in den 16 Monaten aufgezeichnet worden sein, und einige der Bänder werden 1995 nach dem Tod der Sekretärin in ihrem Besitz gefunden.

RFK ruft Sicherheitsberater McGeorge Bundy an, damit dieser die Papiere des verstorbenen Präsidenten vor den Johnson-Leuten in Sicherheit bringt. Diese beinhalten beispielsweise, dass JFK ohne Wissen des Vizepräsidenten den Putsch von Diem vorantrieb oder betreffen den geheimen Kompromiss, den die Kennedy-Brüder während der Kuba-Krise mit Chruschtschow aushandelte. Zudem gilt es, die Spuren zur Mafia, die finanzielle Korruption, die Gesundheitsprobleme und sexuellen Beziehungen des Präsidenten zu verwischen. Bobby veranlasst, dass die Dokumente und Bänder in die Suite 300 des Executive Office Building, dem sichersten Raum im Weissen Haus, untergebracht werden. Die Unterlagen werden von bewaffneten Beamten rund um die Uhr bewacht.

George E. Dalton ordnet und sortiert die Dokumente und entfernt alles, was die Kennedys in ein schlechtes Licht rücken könnte. An einem Samstagmorgen Anfangs 1964 betreten Bobby und Jackie als einzige ausser Dalton diesen Raum. Das Besucherbuch, in dem Jacks Liebhaberinnen im Weissen Haus verzeichnet sind, und Nacktfotos von ihnen, manchmal mit dem Präsidenten darauf, werden von Dalton zerstört. Bänder mit Gesprächen mit Marilyn Monroe, offenbar auch sexueller Natur, und mit Judy Campbell, angeblich auch mit Besprechungen über Geldzahlungen und Staatsaufträge, werden gelöscht, wobei die Transskripte angeblich in Teddy Kennedys Safe verschwinden.

Robert Kennedy hat grösstes Interesse, eine Untersuchung zu verhindern, die die Hintergründe des Attentats aufdeckt. Dreizehn Jahre später übergibt die Familie Kennedy die gesäuberten und für Historiker nun unbrauchbaren Papiere der Bundesregierung, die sie der Kennedy Library weiterleitet. Aber Bobby beauftragt einen seiner Vertrauten der Anti-Hoffa-Gruppe, Julius Draznin, herauszufinden, ob Giancana hinter dem Anschlag steht, wie RFK vermutet. Draznin wird ohne Erfolg über ein Jahr lang versuchen, Verbindungen von Oswald, Ruby und Giancana zu finden, wobei er über Ruby ein enormes Dossier zusammenstellt.

Der Secret Service transportiert die Leiche unter Anleitung von Kenneth O'Donnell nach Washington, wo eigentlich das Walter Reed Army Hospital für die Autopsie vorgesehen wäre. Während des Transports wird die Leiche aus dem Sarg geholt, von den Kugeln gesäubert, das Hirn entfernt und in einen Leichensack gesteckt. Zwei Autos starten vom Flughafen: Ein schwarzer Leichenwagen um 18.30 Uhr mit der manipulierten Leiche und das Ambulanzfahrzeug mit Jackie und dem leeren Sarg um 19.15 Uhr.
Als der zweite Wagen im Bethesda Naval Hospital ankommt, sind die Röntgenaufnahmen der Leiche bereits gemacht. Dann erfolgt eine zweite und revidierte, von den Offizieren beeinflusste Autopsie. Die beiden FBI-Agenten James W. Sibert und Francis X. O'Neill, die den offiziellen Report schreiben, werden vom Secret Service erst um 20.00 Uhr in den Autopsieraum gelassen, als die Autopsie bereits in vollem Gange ist. Sie notieren, dass bereits eine Kopfoperation stattgefunden hat. Dr. James Humes verbrennt seinen Autopsiebericht und schreibt ihn neu, so dass die Halseintrittswunde, die durch Tracheotomie erweitert wurde, als Austrittsort der im Rücken eintretenden Kugel interpretiert werden kann. Secret Service-Agent Elmer Moore hat die Aufgabe, die Ärzte von Dallas auf die offizielle Autopsieversion einzuschwören. Mindestens 33 Leute sind im Autopsiesaal, die alle die Schweigepflichtserklärung unterschreiben.

Die viel später veröffentlichten Autopsiefotos und Röntgenbilder werden gefälscht, offenbar unter Anleitung des CIA-Agenten Regis Blahut. Vor allem die Bilder des Rückens werden gefälscht, um zu vertuschen, dass es zwei Kopfschüsse gab, einer von hinten und der zweite, tödliche von vorne, der die rechte Seite zerstörte. Die Warren-Kommission bekommt die Autopsiefotos und Röntgenbilder nie zu sehen, und vieles davon fehlt heute im Nationalarchiv.

Quellen: Weberman (16): 96, (22): 1, Marrs: 309, 436-450, Scott (1993): 136, 249f, 257, 321, Brussell (1983): 16, Anson: 55, 75-78f, 94-101, 181f, 348f, Callahan: 33f, 131-137, Summers (1993): 314f, Davis (1988): 194, 246f, 279, 390ff, Collier/ Horowitz: 395f, Hersh: 2-11, 451-455, Groden/ Livingstone: 447-465, Griffith (1999): 1-6, (1998): 6-8, (2000): 3-5, DiEugenio (1997): 1, Leo, Afterbach 6, Müllner.


Kommunistenverschwörung oder Einzeltäter? top

Sheriff Bill Decker, der sich nachweislich von der Mafia schmieren liess, ruft Captain Will Fritz um 15.00 Uhr zu einer privaten Unterredung, worauf dieser von den 36 Stunden dauernden Verhören mit Oswald keine Protokolle macht. Um sein Leben und das seiner Familie zu schützen, verheimlicht Fritz die Aufnahmen davon. Zusammen mit den FBI-Agenten James Hosty und James Bookhout unternimmt Fritz die erste Befragung Oswalds, der arrogant und aggressiv ist. Hosty verlangte, Oswald nach dessen Verhaftung persönlich zu befragen. Laut Fritz wurde Oswald jedoch wütend, als Hosty auftauchte und ihn befragen wollte, weil "Hosty mit Marinas Deportation gedroht hatte".
Um 16.00 Uhr muss sich Oswald das erste von drei Malen zur Identifikation vor Zeugen aufstellen, wonach eine zweite Befragung erfolgt. Oswald, der während dem Verhör keinen Rechtsbeistand erhält, bestreitet, ein Gewehr zu besitzen, je in Mexico gewesen zu sein, den Namen Hidell gebraucht zu haben oder jemanden erschossen zu haben. Nitrattests zeigen, dass Oswald an diesem Tag kein Gewehr bedient hat.

Von der Defense Intelligence Agency kommt über McGeorge Bundy bereits die Information, dass ein Einzeltäter JFK umgebracht habe. Bundy hilft bei der Vertuschung der Hintergründe des Attentats mit.
J. Edgar Hoover gibt ein internes Memorandum heraus, dass "der extreme Linksradikale Oswald" Kennedy erschossen habe. Hoover ruft Billy Byars an, der ihm jugendliche Strichjungen im Del Charro organisiert. Das Hotel gehört Clint Murchison, und zum "Del Charro Set" gehören Ölmillionäre, politisch Aktive wie Richard Nixon, die Senatoren Joe McCarthy, John Connally, George Smathers und die Lobbyisten Robert Thompson, Lewis S. Rosenstiel und Arthur Samish, und Topgangster wie Johnny Drew, Joe Bonanno oder Carlos Marcello. 20% der Ölproduktion Murchison gehört Gerardo Catena, der zur Genovese-Familie gehört, und Murchisons Bankgeschäfte sind über Herman K. Beebe mit denen von Carlos Marcello verknüpft. Murchison ist über die Dallas Cowboys mit Rubys Freund Joe Campisi verbunden, und Jack Ruby kennt sowohl Byars wie auch Murchison persönlich. Billy Byars Jr. fragt Hoover ein Jahr später, ob er denke, dass Oswald der Täter gewesen sei. Hoover meint, dass es sehr gefährlich wäre für das Land, wenn er erzählen würde, was er wisse. Das ganze politische System könnte auseinanderbrechen.
Hoover bestimmt Alan Belmont und William Branigan von der Gegenspionage-Abteilung zu den Verantwortlichen des Dossiers über das Attentat. Dasselbe Team war verantwortlich für die Untersuchung und Anklage von Ethel Rosenberg mithilfe gefälschter Beweise, um ihren Mann Julius zu kriegen. Eigentlich müsste der Fall von der Kriminalabteilung bearbeitet werden, aber Oswalds Verhältnis zu FBI-Informant Guy Banister und FBI-Agent James Hosty zwingen Hoover, Oswalds Fall auf der politischen Ebene anzusiedeln. Damit kann er alle Verbindungen des FBI zu Oswald und dann auch zu Ruby verwischen. William Sullivan, Chef der Gegenspionage Ausland, gibt den Befehl, die Verhöre mit Oswald und die Kooperation mit anderen Polizeistellen zu stoppen.
CIA-Agent George Bush kontaktiert das FBI und erzählt, James Parrott habe gedroht, dass JFK in Houston ermordet werde. Parrott ist ein rechter Aktivist, der Bushs Führung innerhalb der Republikaner in Houston konkurriert und sagte, er würde Kennedy umbringen, wenn er die Gelegenheit dazu hätte.

Johnsons Assistent Cliff Carter telefoniert Staatsanwalt Henry M. Wade drei Mal, weil der neue Präsident Johnson verhindern will, dass eine Verschwörungstheorie mit den Russen oder Kubanern entsteht. Wade veranlasst daraufhin Captain Fritz, solche Spuren in der Untersuchung nicht zu verfolgen. Damit wird die von der CIA vorbereitete Beweisführung unterbunden, deren Dokumente und Spuren alle so angelegt sind, dass Oswald in Verbindung mit Kommunisten erscheint. Im 2.Weltkrieg war Wade FBI-Agent in Kolumbien und im Hafen New Yorks, wo die Kollaboration von US Navy mit der Mafia zustande kam.
Wade beruft kurz vor Mitternacht eine Pressekonferenz ein, um Lee Harvey Oswald vorzuführen und um der Welt klarzumachen, dass die Polizei von Dallas für die Aufklärung des Falles verantwortlich ist. Er behauptet fälschlicherweise, Oswald sei formell des Mordes am Präsidenten angeklagt. Mit der Alleintätertheorie der Ermordungen von Kennedy und Tippit nimmt er die Befunde der Warren-Kommission vorweg. Oswald bemerkt an der Konferenz, er sei als Sündenbock verhaftet worden. Der anwesende Jack Ruby korrigiert die Aussage Wades, dass Oswald Mitglied der "Bewegung Freies Kuba" sei, indem er das "Fair Play for Cuba Committee" nennt. Die Information, dass Oswald der FPCC-Organisator sei, kam sofort nach Bekanntmachung von Oswalds Namen von der DRE um Carlos Bringuier. Ruby, der sich als Übersetzer für die israelische Presse ausgibt, steht bei der Pressekonferenz, an der Oswald nur sehr kurz gezeigt wird, auf einem Tisch.

Nachdem zuerst Marcellos Anwalt Clem Sehrt angefragt wird, engagiert Harold McDermitt Giancanas Anwaltsfirma McCoy, Ming and Leighton, um Oswald zu vertreten. Dieser möchte John Abt als seinen Anwalt. In derselben Nacht um 01.35 Uhr wird Oswald formell angeklagt, den Präsidenten umgebracht zu haben. Oswald weigert sich, zu sagen, weshalb er eine Selective Service Card auf den Namen Alek J. Hidell auf sich trägt. Er behauptet am nächsten Morgen, die Fotos auf dem Hinterhof mit dem Gewehr und den trotzkistischen Magazinen seien gefälscht.

Nachdem Lyndon Johnson selbst Fritz angerufen hat, resigniert das Polizeidepartement von Dallas und übergibt dem FBI die Beweismittel, die FBI-Agent Warren DeBrueys nach Washington abtransportiert. Hoover beauftragt ihn mit der Koordination der Datensammlung für die Warren-Kommission.
Johnson stellt sich am Samstagmorgen definitiv gegen die Kommunistenverschwörungstheorie, weil "ein Krieg, der 40 Millionen Menschenleben kosten kann" die Folge wäre, wenn sich die Gerüchte über ein Oswald-KGB-Castro-Komplott verbreiteten. Johnson weist Hoover, den er im Amt bestätigt, an, den Gerüchten ein Ende zu setzen. Hoover befiehlt dem verantwortlichen FBI-Beamten James Hosty, die Verhöre mit Oswald zu stoppen und der Polizei von Dallas keine Informationen über Oswalds Spuren nach Mexiko zu liefern. Aber diese veröffentlicht trotzdem Vermutungen über eine kommunistische Verschwörung, unterstützt von den Militärgeheimdienstkreisen.

Mitgearbeitet an dieser Verschwörungstheorie haben die Polizisten F. P. Turner und B. L. Senkel, die an allen wichtigen Szenen des Attentats, oft in Begleitung des Secret Service, dabei waren, Bezirksanwalt Bill Alexander, der stellvertretende Polizeichef und Mitglied der Army Intelligence Reserve George Lumpkin, die Armeegeheimdienstagenten George Whitmeyer, Edward Coyle und James Powell, ATF-Agent Frank Ellsworth, FBI-Agent James Hosty, Forrest V. Sorrels vom Secret Service in Dallas und Jack Revill vom Polizeigeheimdienst. Leutnant Revill und sein Vorgesetzter W. P. Gannaway betreuen die "Spionage- und Subversiven"-Abteilung, welche auch die Untersuchungen der American Society for Industrial Security leitet, an denen Oswald mitgearbeitet haben könnte. Detektiv John Adamcik und Captain Gannaway der Dallas Police sind ebenfalls Mitglieder der Reserve des Armeegeheimdienstes.
Die Spur der vielen Geheimdienstagenten führt zu General William D. Rosson, Chef des U.S.Strike Command in Florida, die im Zusammenhang mit der Libanon-Krise 1958 geschaffene Schnelleinsatztruppe USSTRICOM, die für einen Vergeltungsschlag gegen Kuba vorbereitet ist. Sobald die Fäden der kubanischen Kommunistenverschwörung von Oswald zusammenlaufen, besteht eine Legitimation zur Invasion der Insel.

Die kubanische Botschaftsangestellte Silvia Tirado de Duran wird am 23.11.63 von der mexikanischen Geheimpolizei DFS im Auftrag der CIA verhaftet. Die Agenten versuchen ihr das Geständnis abzuringen, dass sie die Kontaktperson in einer internationalen kommunistischen Verschwörung sei, da Duráns Name und Telefonnummer sich im gefälschten Adressbuch Oswalds finden. Eine zweite Verhaftung erfolgt vier Tage später, um zu verhindern, dass sie über die erste Verhaftung berichten und nach Kuba zurückkehren könnte. Die CIA verlangt von den mexikanischen Behörden, die Verantwortung für die Verhaftungen zu übernehmen. Die Dirección Federal de Seguridad liefert überdies gefälschte Dokumente über Oswalds Präsenz in Mexico.

Eine weitere Spur einer Kommunistenverschwörung kommt vom nicaraguanischen Geheimdienstagenten Gilberto Alvarado, der dem CIA-Agenten David Phillips angeblich berichtet, dass er am 18.9.63 sah, wie ein Schwarzer mit roten Haaren "Oswald" auf dem kubanischen Konsulat in Mexiko angeheuert und ihm $6500 bezahlt habe. Diese Story von Somozas Agent Alvarado ("D" im Warren-Bericht) führt zu einem Konflikt zwischen der CIA, die die Geschichte propagiert, und dem FBI, das sie ablehnt.
Eine fast gleiche Geschichte verbreitet Fernando Penabaz, ein Freund von Carlos Bringuier, auf Initiative von Miguel de Leon und Sixto Mesa, die beide mit Artime befreundet sind. Vermutlich steht dessen Freund E. Howard Hunt hinter dieser Story, Oswald habe den kubanischen Geheimdienst in Nicaragua kontaktiert. Auch John Martino, Nathaniel Weyl und William F. Buckley verbreiten in mehreren Versionen, dass Castro Oswald bezahlt habe, um Kennedy umzubringen.

FBI-Agent Bardwell D. Odum zeigt Oswalds Mutter Marguerite ein Foto von Ruby und fragt sie, ob sie diesen Mann schon einmal gesehen hätte, was sie verneint. Die FBI-Agenten Odum, Kenneth Howe, Warren C. DeBrueys und James P. Hosty sind für die Befragungen der Paines verantwortlich. Laut CRC-Mitglied und FBI-Informant Orestes Pena, der am selben Tag wie Oswald ein Visum für Mexico beantragte, stand FBI-Agent Warren DeBrueys im Sommer 1963 in Kontakt mit Oswald. Pena sowie der als russischer Name getarnte "Warrin DeBryuelu" finden sich in Oswalds Adressbuch. Pena versucht der Warren-Kommission durch die Blume zu sagen, dass Carlos Bringuier in das Komplott verwickelt sei. DeBrueys droht Pena zehn Tage vor seinem Erscheinen vor der Warren-Kommission, er würde ihn umbringen, falls er aussage, dass er ihn mit Oswald zusammen gesehen habe. Auch Orlando Piedra, Chef der Untersuchungsabteilung der kubanischen Polizei unter Batista und Freund von Bringuier und Enrique Fernandez Parajon, dem ehemaligen Chef von Batistas Geheimpolizei, stehen in Oswalds Adressbuch. Piedra gehört zur Junta of National Liberation, die von William Harveys Abteilung unterstützt wurde.

In ihren Aussagen widersprechen sich Ruth und Michael Paine, die von James Hosty 15 Mal interviewt werden, in grundsätzlichen Punkten. Obwohl Oswalds Eigentum schon am Vortag durchsucht worden war, "finden" die Polizisten bei der zweiten Durchsuchung von Paines Garage die zwei Fotos, die ihn mit Gewehr und kommunistischer Literatur im Hinterhof zeigen. Allerdings werden die Fotos, die Oswald als Fälschungen bezeichnet, schon 12 Stunden vor der angeblichen Entdeckung in Fotolaboratorien gesehen. Ein drittes Foto wird von Marguerite und Marina Oswald zerstört. Ein viertes wird 1976 im Besitz der Witwe des Polizisten Roscoe White entdeckt, der laut seinem Sohn einer der Schützen war. Laut seinem Notizbuch soll White 28 Zeugen ermordet haben. White verbrennt 1971, weil jemand Benzin unter seine Schweissanlage geleert hat, nachdem er offenbar einen weiteren Auftragsmord abgelehnt hat. Die Fotos werden vom House Committee klar als Fälschungen enttarnt.

Assistant District Attorney Bill Alexander, der bei der Verhaftung Oswalds präsent war, will Oswald mithilfe von Marinas Aussagen wegen Ermordung des Präsidenten als Teil einer internationalen kommunistischen Verschwörung anklagen. Marina Oswald, die mit dem USIA-Agenten John Jacobs und dessen Frau Katia befreundet ist, kann als Ausländerin jederzeit ausgewiesen werden und ist folglich erpressbar. Sie ändert aufgrund von Deportationsdrohungen mehrmals ihre Aussagen, die zudem von Ilya Mamantov, Peter Gregory und Leon Gopadze tendenziös übersetzt werden. Mamantov, der George Bush sehr gut kennt, wurde vom stellvertretenden Polizeichef von Dallas, George Lumpkin, und AI-Mitglied Jack Alston Crichton aufgeboten. Peter Gregory kennt Marina und Oswalds Mutter bereits, unterstützte die Familie Oswald und steht in Kontakt mit Secret Service-Agent Mike Howard. Die beiden Freunde Gregory und Mamantov haben CIA-Kontakte, und Leon Gopadze ist vom Secret Service.

Secret Service-Agent Mike Howard und sein Kollege Charles Kunkel, den Ruby kennt, verstecken Marina und Marguerite Oswald am 24.11. vor den Behörden, und zwar bevor Oswald erschossen wird, im Inn of the Six Flags-Motel in Arlington, das eine Art Operationsbasis des Secret Service von Dallas ist. Das Motel, in dem Rubys Freundin Beverly Oliver arbeitet, gehört der Immobilienfirma Great Southwest Corporation von Bedford Wynne, Murchison und den Rockefellers. Wynne ist der Schmiergeldkanal der Ölfirmen an Bobby Baker und die Demokraten.
Motel-Direktor James Herbert Martin, der Jack Ruby kennt, wird Marinas Manager und Liebhaber, und verkauft die gefälschten Hinterhoffotos von Oswald. Zudem ist Martin verwandt mit Al Cervantes, dem Bürgermeister von St-Louis und Freund von Frank Costello. William McKenzie, ein weiterer Bekannter von Ruby, wird Marinas Rechtsanwalt. Morris Jaffe vom Anwaltsbüro "Wynne, Jaffe, and Tinsley" ist der Anwalt von Marinas Freund und Beschützer George DeMohrenschildt.

Die GSC ist lange Zeit in den Schlagzeilen wegen Veruntreuung von Pensionskassengeldern und kriminellem Bankrott mit Beteiligung von Mafiakreisen. Toddie Lee Wynne hat als Anwalt von Clint Murchison Sr. in den 30ern begonnen und die Familie blieb mit den Murchisons assoziiert. Obwohl Bedford Wynne der Demokratischen Partei im Januar 1963 $500'000 spendete, worauf Murchisons Sohn John in einem Gespräch mit JFK die Fortführung der Ölförderrechte gewährt werden, kann Wynne den aufkommenden Skandal um Bobby Baker, in dem er mit Schmiergeldzahlungen über Robert Thompson und Thomas Webb beteiligt ist, nicht verhindern. Baker war während 8 Jahren Johnsons Sekretär und neben Jack Halfen seine Verbindung zur Mafia von Louisiana, Las Vegas, Chicago und der Karibik. Weder das FBI und noch die Warren-Kommission untersuchen diese Zusammenhänge.

INCA-Gründer Edward Butler, einer der Radiodebattengegner Oswalds, schaltet Thomas Dodd, Chef des Senate Internal Security Subcommittee, ein, um die Kommunistentheorie zu aktivieren. Erst daraufhin kommt es am 25.11. zum Atomalarm der USA und der UdSSR.

Quellen: Marrs: 93ff, 277, 436-454, 491, Scott (1993): 121, 243, 283, Summers (1993): 245f, 273-277, 329f, 377f, Groden/ Livingstone: 15ff, 119ff, 160f, 199ff, 166-186, 305f, Weberman (17): 1ff, (22): 23, (24): 7-11, 14, (27): 71, Davis (1988): 183, 188-190, 195-198, 206, 220f, 246f, 273f, Torbitt: 22, 26f, 30, Griffith (1996): 3f, (1998): 1-5, Anson: 37f, 59f, 250ff, 349f, Bartholomew: 51-61, Tarpley/ Chaitkin: 95, 117-129, Callahan: 14-19 ,25,127ff, Hamelin/ Van Geirt.


24.11.63 Ermordung Oswalds top

Am Sonntagmorgen um 2.30 Uhr und um 3.00 Uhr erhalten das Büro des Kreissheriffs und die dortige FBI-Aussenstelle zwei anonyme Warnungen, dass Lee Harvey Oswald bei der Verlegung ermordet werden solle. Polizist Billy R. Grammer erinnert sich nach der Ermordung Oswalds, dass es Rubys Stimme am Telefon gewesen ist. Grammer schreibt einen Rapport, worauf die Polizei einen neuen Plan ausarbeitet: ein gepanzertes Fahrzeug soll als Attrappe benutzt werden, während Oswald in einem unauffälligen Wagen weggeführt wird. Schon am Vortag erschien Jack Ruby mehrmals im Polizeigebäude, und um 8 Uhr taucht er bereits wieder auf. Eigentlich sollte Oswald schon um 10.30 Uhr verlegt werden, aber Captain Will Fritz gibt den Verlegungsbefehl erst nach den Verhandlungen mit FBI- und Secret Service-Verantwortlichen. Ruby weiss dank dem stellvertretenden Polizeichef Charles Batchelor und dem Polizisten W. J. "Blackie" Harrison von den Details der Verlegung, und sein Freund Sergeant Patrick T. Dean ist für die Sicherheit bei der Verlegung zuständig. Dieser ordnet die Detektive aufgrund der Morddrohung vor allem für die Sicherung des Verkehrs und der Strassenroute ab, so dass im Polizeihauptquartier nur wenige Beamte bleiben. Dean ist auch mit Joseph Civello, der zusammen mit Campisi Marcellos Interessen in Dallas vertritt, befreundet. Eine Absprache könnte die Polizeihupe eines grünen Wagens in der Polizeigarage sein.

Rubys Wohnkollege George Senator sitzt im Eatwell Café in der Nähe der Polizeistation, von wo er den Anwalt Jim Martin vor der Tat anruft, ob er Ruby wegen Mordes an Oswald vertreten könne. Nachdem Ruby um 11.17 Uhr auf dem Telegraphenamt eine Zahlung getätigt hat, geht er die 200 Schritte bis zum Eingang des Polizeigebäudes zu Fuss, wo ihm vermutlich Sheriff Roy Vaughn Zugang verschafft, und schiesst im Untergeschoss um 11.21 Uhr auf Oswald. Statt den Verletzten mit dem bereitstehenden Wagen ins Spital zu fahren, bringen ihn die Polizisten ins Gefängnis zurück und warten auf eine Ambulanz, wobei sie ihn mit einer Herzmassage noch stärker verletzen. Ruby ist völlig ausser sich und beruhigt sich erst, als er erfährt, dass Oswald tot ist. Auf dem Weg zum Verhör murmelt Ruby: "Ich hoffe, ich habe den Hurensohn getötet. Das wird euch Burschen viel Mühe ersparen."

Ruby gibt als Tatmotiv patriotische Gründe und Mitleid mit Jackie Kennedy an und möchte Fred Bruner, Tom Howard und Jim Martin als seine Verteidigungsanwälte. Melvin Belli und Joe Tonahill, die Rubys Stripperin und Cohens Liebhaberin Candy Barr 1957 bereits wegen Drogenbesitz verteidigten, vertreten Ruby schliesslich vor Gericht. Da Ruby zum Tode verurteilt wird, engagiert er den Mafia-Anwalt Percy Foreman, der schon Joseph Civello vertrat und erreicht, dass Ruby zu lebenslänglich verurteilt wird. Joe Campisi ist bezeichnenderweise der erste Besucher Rubys, wobei die Polizei das zehnminütige Gespräch mit dem zweithöchsten Mafiosi von Dallas nicht abhört. Auch Breck Wall und Ralph Paul besuchen Ruby im Gefängnis.

Die Journalisten Bill Hunter und Jim Koethe sowie Thomas Hale Howard, ein Freund von Campisi, sind noch am selben Tag in Rubys Wohnung und kennen einige von Rubys vielfältigen Connections. Hunter wird am 24.4.64 auf der Polizeistation von Long Beach in Kalifornien "aus Versehen" ins Herz geschossen. Koethe, der Hemming in Dallas interviewte, kommt am 21.9.64 nach dem Duschen in seiner Wohnung durch einen Karateschlag ums Leben. Howard, von dem Ruby die Idee hat, Mitleid mit Jackie Kennedy als Motiv anzugeben, stirbt im März 1965 nach einem Treffen mit George Senator, C. A. Droby und Jim Martin an einer Herzattacke. Gerry Hemming tötet eine Woche später das Interpen-Mitglied Edward A. Collins, der im Waffenschmuggel tätig ist. Collins versuchte, eine breite ultrarechte Frontorganisation zu starten, von den Exilkubanern bis zum Ku-Klux-Klan. Da er die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich zog, kehrt er von einem Bootstrip mit Hemming nicht mehr zurück.
Unterhalb von Ruby wohnt der CIA-Agent John Carter, der ein Verhältnis mit Wanda Joyce Killam hat. Wanda strippt seit Juli 1963 bei Ruby und ist verheiratet mit Thomas Henry "Hank" Killam, dem im März 1964 die Kehle aufgeschlitzt wird.

Elaine Mynier meldet sich nach dem Oswald-Mord beim FBI in San Francisco und berichtet, Ruby habe ihr Ende Mai eine Botschaft für ihren Liebhaber Lewis J. McWillie nach Kuba mitgegeben. McWillie regte sich damals auf, dass ihr Ruby eine solch wichtige Mitteilung anvertraute. Mynier wird bei der Zeugenaussage von den zwei Polizeibeamten vergewaltigt.

Guy Banister und sein Untersuchungsangestellter Jack Martin (=Edward Suggs) bekamen am Abend des 22.11. Streit, weil Suggs offenbar Dokumente über Oswald zu entwenden versuchte. Als Suggs ihm drohte, er habe nicht vergessen, wer in diesem Sommer alles in seinem Büro verkehrt sei, schlug ihn Banister mit seiner .357 Magnum, so dass er ins Spital eingeliefert werden musste. Suggs informiert am 24.11. einen Freund des stellvertretenden Staatsanwalt Herman Kohlman, dass Oswald und David Ferrie gute Freunde seien und er sie über die Ermordung von JFK habe sprechen hören. Suggs verpflichtet seinen Freund auf die Geheimhaltung seines Namens.
Am nächsten Morgen sucht fast die gesamte Polizei von New Orleans nach David Ferrie, der nach Houston fuhr. Ferrie erfährt in Hammond über Layton Martens und G. Wray Gill, dass Oswald bei seiner Verhaftung sein Leserausweis auf sich getragen habe. In der Bestandesliste der Polizei wird der Ausweis allerdings nicht erwähnt. G. Wray Gill und David Ferrie suchen angeblich dessen Leserausweis bei Oswalds ehemaliger Landlady in New Orleans, Jesse Garner, und bei Oswalds ehemaliger Nachbarin Doris Eames. Anzunehmen ist, dass sie auch auf der Suche nach anderen Unterlagen sind, die Ferrie an Oswald oder an Ruby binden.
Ferrie fährt zurück nach New Orleans und stellt sich der Polizei. Er erzählt dem FBI und später Garrison, er hätte in Houston auf Gänsejagd und zum Schlittschuhlaufen gehen und sich über die Funktionsweise einer Kunsteisbahn informieren wollen, um in New Orleans eine zu bauen. Er kann keine vernünftige Erklärung abgeben, weshalb er die ganze Nacht hindurch bei Sturm nach Houston fährt und dann seine Zeit am Telefon verbringt. Er bestreitet, Oswald zu kennen, gibt aber zu, für Carlos Marcello gearbeitet zu haben. Die Überprüfungen bestätigen nichts von Ferries Geschichten. Das FBI lässt ihn laufen und klassifiziert die Interviews als top secret. Erst 1967 taucht das Interview wieder auf, von dem 30 Seiten fehlen.
Suggs wird ebenfalls von FBI-Agent Regis Kennedy vernommen, und er verdächtigt Ferrie der Verwicklung in die Ermordung des Präsidenten. Am 28.11. nimmt Suggs alle Vorwürfe zurück mit der Begründung, er habe getrunken, worauf die Untersuchung gegen Ferrie eingestellt wird.

Quellen: Marrs: 417-429, 501, Weberman (15): 2ff, (21): 9, 54, (24): 36, (27): 36, 72, Davis (1988): 188-190, 197-204, 207-210, 406, 541ff, Groden/ Livingstone: 137, 292, 393, Scott (1993): 233, Griffith (2000): 5, Torbitt: 34, Hamelin/ Van Geirt, Anson: 66f.


25.11.63 CIA und FBI-Aufklärung top

C. D. Jackson, der Herausgeber von Life, kauft Abraham Zapruders Film, nachdem ihn die CIA gefälscht und drei Kopien hergestellt hat. Jackson ist mit Walt Rostow und Walter Bedell Smith befreundet. Unter Eisenhower war er "Special Assistant to the President for Psychological Strategy" und gründete das Radio Free Europe. Nelson Rockefeller stand hinter seiner Ernennung als Koordinator des Präsidenten für die CIA, wobei er die Planning Coordination Group leitet, ein Bestandteil des von Kennedy dann abgeschafften Operations Coordination Board. Der Film wird bis 1975, abgesehen von einer Projektion während Garrisons Prozess, unter Verschluss gehalten. Die vom Film veröffentlichten Einzelbilder werden vom FBI zudem falsch nummeriert, um einen Schuss von vorne zu verheimlichen. CBS-Reporter Dan Rather ist der einzige, der den Film sieht, und er berichtet, Kennedys Kopf schnelle beim tödlichen Kopfschuss nach hinten. Das Magazin Life unterstützt die FBI-These vom alleinigen Attentäter, indem es sich die Wahrheit verdrehend auf den Film beruft.

Auf Drängen von Allen Dulles arrangiert Jackson, dass der CIA-Publizist Isaac Don Levine Ghostwriter von Marinas Geschichte für Life wird. Marinas Manager James Herbert Martin verkauft dem Magazin auch das gefälschte Hinterhoffoto Oswalds und ist am Buchprojekt von Levine beteiligt. Sowohl beim Auftreiben des Films wie auch den Buchrechten spielt der Journalist Richard N. Billings, der mit Martino, Pawley, Hall, Martinez und Robertson an der Exilkubaneraktion teilnahm, eine zentrale Rolle. Billings versucht sich 1967 in Garrisons Untersuchung einzuschleichen und schreibt 1976 den Report der Senatskommission zur Aufdeckung der Ermordungen mit Blakey. Dulles blieb trotz seiner Entlassung nach der Schweinebucht eine zentrale Figur der CIA und arbeitet mit David Phillips, James Angleton und E. Howard Hunt zusammen. Angleton versucht, die Informationskontrolle innerhalb der CIA an sich zu ziehen.

J. Edgar Hoover steht unter Druck, weil er verhindern muss, dass Oswalds Kontakte mit dem FBI bekannt werden. Er kann nicht plausibel erklären, weshalb Oswald sich trotz seiner Russlanddefektion nicht auf dem Sicherheitsindex befand und nicht überwacht wurde, weil er sonst die anderen Geheimdienste denunzieren müsste. Die einzige Lösung besteht in der Alleintätertheorie.

Lyndon Johnson übergibt dem FBI am 26.11. die Verantwortung für die Mordaufklärung. Der Theoriewechsel von der Kommunistenverschwörung zur Einzeltäterthese bringt jedoch eine ganze Reihe Probleme mit sich, die die Anpassung und Eliminierung von Zeugenaussagen und Beweismitteln notwendig machen. Hoover verpflichtet alle FBI-Agenten, die mit Oswald vor Kennedys Ermordung zu tun hatten, zum Schweigen.

FBI-Agent James Hosty vernichtet auf Befehl des FBI-Chefs von Dallas, J. Gordon Shanklin, eine Klage von Oswald gegenüber dem FBI wegen Bespitzelung und Belästigung seiner Frau durch Hosty. Anzunehmen ist, dass Oswald als Informant das FBI vor einem bevorstehenden Attentat warnte, was die Aufregung innerhalb des FBI und Hoovers Bestrafung von 17 Agenten wegen ihrer Behandlung des Oswald-Falles erklären würde. Hosty wird für 30 Tage ohne Lohn suspendiert und dann nach Kansas versetzt.

Hoover gibt Informationen nur an "very friendly" Journalisten wie Jeremiah O'Leary an, um seine Theorie zu propagieren. Am 3.12.63, noch vor dem ersten Meeting der Warren-Kommission, erscheint der erste Pressebericht, der von einem ausführlichen FBI-Report spricht, der beweise, dass Oswald den Präsidenten ohne jede Hilfe umgebracht habe.
Wie bei Oswald handelt das FBI auch im Fall Jack Ruby, der ebenfalls als Einzelgänger gehandelt haben soll. Der Fall Ruby wird der FBI-Abteilung für Bürgerrechte übergeben. Die für Organisiertes Verbrechen zuständige Special Investigative Division unter Courtney Evans wird nicht miteinbezogen, mit dem Effekt, dass keine Verbindungen Rubys mit der Unterwelt festgestellt werden. Da Evans ein Freund Robert Kennedys ist und seine Abteilung erst mit dem Machtantritt der Kennedys geschaffen wurde, wird er jetzt von Belmont und Hoover kaltgestellt. Hoover stoppt Bobbys Antimafia-Programme, da dieser ohne den Präsidenten keinen Rückhalt mehr hat.

Am 26.11. wird das Telefon der Brüder Magaddino und Frederico Randaccio abgehört, die sich zur Ausschaltung des Präsidenten gratulieren. In einem Gespräch zwischen Peter und Stefano Magaddino wurden bereits am 31.10.63 Todesdrohungen abgehört. Verschiedene andere Mafiosi, auch Giancanas Männer, werden abgehört, als sie ihre Erleichterung, Zufriedenheit und Stolz über den Mord ausdrücken. Giancana selbst spricht von einem gut organisierten Putsch. Die Abhörung von Russell Bufalino am 2.2.64 bestätigt die Beteiligung der Mafia am Attentat ausdrücklich. Bufalino kontrolliert über James A. Osticco die Medico Industries, die beispielsweise Raketensprengköpfe an die Armee liefert. Offenbar laufen Zahlungen der Attentäter über den Chef der San Francisco Bank, Joe Alioto. Frattiano läuft 1979 zur Regierung über und trägt dazu bei, dass der Mafiaboss von L.A., Dominick Brooklier, zusammen mit seinen Spitzenmännern angeklagt wird, weshalb Sam Sciortino und Phillip Rizzuto einen Killer gegen ihn anheuern wollen.

CIA-Chef John McCone, sein Assistent Richard Helms und CIA-Anwalt Leon Jaworski helfen Hoover, die Hintergründe des Attentats zu vertuschen. Obwohl die CIA ein ausgeklügeltes Überwachungssystem der kubanischen und der sowjetischen Botschaften in Mexico aufgebaut hat und Oswald angeblich drei Mal in der kubanischen und mindestens zweimal in der sowjetischen Botschaft gewesen sein soll, ist die CIA nicht in der Lage, ein Foto von Oswald zu liefern. Später veröffentlicht die CIA Fotos von "Oswald" in der kubanischen und der sowjetischen Botschaft, bei denen es sich vermutlich um Jim Hicks handelt.
Laut dem ehemaligen AI- und CIA-Agenten Herman Kimsey, ein Mitglied der ultrakonservativen Knights of Malta, dem Verbindungskanal der CIA zum Vatikan, zeigen die Fotos einen "Saul", den die CIA angeheuert habe, um Kennedy umzubringen: Saul Sagué. Über die Knights bezahlt die CIA Priester und Bischöfe, die dafür bei Undercoveraktionen mitmachen. Offenbar ist der Stationschef Winston Scott im Besitz von Tonbandmitschnitten der Botschaftsbesuche. Jedenfalls bringt sich Angleton beim mysteriösen Tod von Scott am 21.4.71 sofort in Besitz von dessen Unterlagen und Papieren. CIA-Agent Willard Curtis, der das Manuskript von Scott kennt, stirbt ebenfalls im April 1971, worauf die CIA alle seine Papiere beschlagnahmt. Möglich ist, dass Scott versuchte, Angleton damit zu erpressen.

Quellen: Marrs: 64ff, Scott (1993): 45, 55, 117, 171-174, 288, 353, (1994): 9, Weberman (23): 23, Groden/ Livingstone: 122, 158, 216-224, 245f, 284, Bartholomew: 56, Anson: 82-88, Davis (1988): 110, 139, 250-256, 287, 299, 454, 498, (1994): 101f, Giancana: 521, Theoharis/ Cox: 423-428, DiEugenio (1997): 32, Lee, Summers (1993): 241, 319f, Hervet, Torbitt: 18f.


29.11.63 Warren-Kommission top

Robert Kennedy schickt seinen Freund William Walton am 29.11. zu Bolschakow in Moskau, damit dieser der sowjetischen Führung mitteilt, sie solle gegenüber Johnson resolut bleiben, und dass er 1968 als Präsident zurückkehren werde. Auch Teddy Kennedy will, dass der Mord nicht weiter untersucht wird, obwohl allen klar ist, dass es sich um ein Plot handelt, weil er seine eigene Karriere nicht gefährden will.

Lyndon Johnson ernennt am 29.11. auf Empfehlung von Eugene Rostow, Nicholas Katzenbach, Archibald Cox, Abe Fortas, Joseph Alsop und Dean Rusk einen eigenen Untersuchungsausschuss, um verschiedenen anderen angekündigten Untersuchungen wie diejenige von Waggoner Carr und Senator Everett Dirksen zuvorzukommen. Ziel der Kommission ist die Schadensbegrenzung und die Informationskontrolle. Die Warren-Kommission unter Vorsitz des Bundesrichters Earl Warren mit dem von Kennedy gefeuerten CIA-Chef Allen W. Dulles, den Senatoren Richard B. Russell und John Sherman Cooper, dem Diplomaten John J. McCloy und den Repräsentanten Gerald R. Ford und Hale Boggs soll die 52% der Amerikaner, die glauben, Oswald habe nicht allein gehandelt, umstimmen.

Bei der ersten Diskussion zwischen Johnson und Hoover über die Kommissionsmitglieder fallen die Namen von Senator Jacob Javits und Air Force General Lauris Norstad, die aber nicht in der Kommission aufgenommen werden. Bundesrichter Warren, der zuerst den Auftrag nicht annehmen will, muss von Johnson in einem Gespräch unter vier Augen überredet werden. Johnson hat Angst, dass jemand ihn als Auftraggeber des Mordes vermuten könnte.

Earl Warren ist ein Freund von Murray Chotiner und D'Alton Smith, der dem Bruder von Marcellos Sekretärin Frances Pecora, nahesteht. Mafiaanwalt Chotiner war der erfolgreiche Manager von Warrens Wahlkampf für den Gouverneursposten in Kalifornien, aber Warren warf ihn im Gegensatz zu Nixon kurz nach dem Wahlsieg wegen seiner Prinzipienlosigkeit hinaus. Das Dilemma, einerseits die "Wahrheit" zu etablieren, die Bevölkerung zu beruhigen und "nationale Sicherheitsinteressen" zu wahren, ist absehbar.

Quellen: Hersh: 452, Weberman (23): 3, Summers (1993): 316-321, (2000): 50, Davis (1988): 257, Marrs: 459-465, Gerlach: 7, Best: 42.

John Jay McCloy top

Der Anwalt McCloy vertritt seit den 20er Jahren die Interessen Rockefellers. Er wurde bereits in den 30er Jahren Mitglied des einflussreichen Council on Foreign Relations und arbeitete in Frankreich an einem Fall in Zusammenhang mit der deutschen U-Boot-Sabotage während des 1. Weltkriegs. Als Berater von Mussolinis Regierung lebte er ein Jahr in Italien. 1936 befand er sich auf Einladung von Rudolf Hess und Hermann Göring in Hitlers Loge bei den Olympischen Spielen und arbeitete als Rechtsberater für die I.G.Farben. McCloy war während des 2. Weltkriegs Assistent des Verteidigungsministers und hatte Kontakt mit Rudolph Hess vor dessen mysteriösen Flug 1941 nach England. Bei Kriegsende verhinderte er die Exekution von Kriegsverbrechern, schloss einen Pakt mit dem nazifreundlichen Admiral François Darlan des Vichy-Regime und verweigerte die Immigration von jüdischen Flüchtlingen. Nach dem Krieg versteckte er mit seinem Protégé Henry Kissinger Nazis wie Klaus Barbie, der Gestapo-Chef von Lyon. 1947 arbeitete er als Beamter beim Office of Policy Coordination eng mit Frank Wisner an mehreren CIA-Projekten in Europa. Das OPC hatte jährlich $100 Mio. zur Verfügung für die psychologische Kriegsführung, vor allem in Deutschland. Nachdem McCloy von 1947 bis 1949 die Weltbank präsidierte, wurde er 1949 Hochkommissar in Deutschland. In dieser Funktion hob er Todesstrafen von Kriegsverbrechern auf oder verkürzte Haftstrafen von Leuten wie Alfred Krupp oder Hjalmar Schacht. Nach einer geheimen Weisung sollte McCloy Deutschland auf den amerikanischen Weg einschwören und eine Wiedervereinigung des geteilten Landes verhindern. 1953 wurde er Präsident der Chase Manhattan Bank (bis 1960), die von der CIA für Geldwaschoperationen benutzt wird, Direktor der Ford Foundation (bis 1965) und Vorsitzender des Council on Foreign Relations (bis 1970).
Als Rechtsberater der "sieben Schwestern" unterhält er enge Geschäftsbeziehungen mit Clint Murchison und Sid Richardson. Kommissions-Rechtsberater Francis W. H. Adams arbeitete 1959 ebenfalls für Murchison. Eine von McCloys Klienten war die Nobel Oil, die im zaristischen Russland von George MeMohrenschildts Vater gemanagt wurde. Ab 1961 ist er verantwortlich für Abrüstungsfragen (bis 1974) und supervisierte den Bau des neuen Gebäudes des Verteidigungsministeriums: das Pentagon wird von Insidern als "McCloy's Folly" bezeichnet. Insgesamt dient er in Spezialkommissionen von neun Präsidenten.
McCloy sagt an der ersten Sitzung, die Warren-Kommission müsse der Welt zeigen, dass die USA keine Bananenrepublik seien, wo die Regierung durch eine Verschwörung gewechselt werden könne. Er spricht aus Erfahrung: Nachdem die CIA 1958 Präsident José Ferrer Figueres in Costa Rica gestürzt hatte, wurde McCloy Direktor der United Fruit Company. Richtigerweise erkennt er die staatspolitische Funktion der Kommission, die mit ihrem Urteil die Machtverhältnisse definiert und den Putsch der Verschwörer legitimiert.
Während der Kommissionstätigkeit arbeitet McCloy mit dem U.S.Militärattaché Vernon Walters in Rio und der CIA am Sturz des linksliberalen Präsidenten Joao Marques Goulart von Brasilien, indem sie Streiks und Propagandaaktionen organisieren. Schon Robert Kennedy war über Goulart beunruhigt, weil er "Kommunisten" in die Regierung holte, obwohl er Millionär, Grossgrundbesitzer und Katholik ist. Goulart hatte einem von McCloys Klienten die Eisenkonzession entzogen, Ölraffinerien verstaatlicht, brachliegendes Land enteignet und den Export eingeschränkt. Am 30.7.62 empfing Kennedy seinen Botschafter in Brasilien, um die Beeinflussung der brasilianischen Wahlen zu besprechen und einen Militärputsch zum Sturz Goularts vorzubereiten, wofür er $8 Mio. bereitstellte. Im März 1964 wird er durch einen Militärputsch mit US-Hilfe abgesetzt, worauf er nach Uruguay flieht. Die Militärs, die 20 Jahre lang wüten, brechen die Beziehungen zu Kuba ab und werden zu einem der zuverlässigsten Verbündeten der Vereinigten Staaten in Lateinamerika.
Walters ist ein Mitglied von Reagans sogenanntem "Murder Board", das für die Zentralamerikapolitik zuständig ist. Im Februar 1985 wird er von Reagan zum UNO-Botschafter ernannt.

Quellen: Callahan: 57, Weberman (23): 3-5, Groden/ Livingstone: 67, Scott (1993): 296, 376, Marrs: 465, 467, CIA-Info: 14, Ray/ Schaap, Bird (1992), Brussell (1983): 4f, Schröder, Tarpley/ Chaitkin: 42.

Allen Dulles top

Der ehemalige CIA-Chef war einer der Architekten des National Security Acts von 1947, der das Kriegsministerium und das Marineministerium zusammenfasste und dem Verteidigungsministerium unterstellte sowie das National Security Council, dem wesentlichen Machtzentrum der Aussenpolitik, schuf. Mit diesem Gesetz wurden auch die militärischen und zivilen Geheimdienste und deren Kontrollorgane institutionalisiert. Von Eisenhower 1953 zum CIA-Direktor ernannt, arbeitete er unter anderem am Sturz von Mossadegh 1953 im Iran, von Arbenz 1954 in Guatemala, von Nasser 1956 in Ägypten, von Figueres 1958 in Costa Rica und von Lumumba 1961. Ironischerweise sitzt mit Dulles einer der Mitarbeiter an der Ermordung von JFK, der ihn nach dem Schweinebuchtdesaster entliess, in der "Aufklärungskommission". Dulles vertritt die Interessen der CIA in der Kommission, wobei er den anderen Mitgliedern viele Informationen vorenthält. Um zu verhindern, dass etwas über die Castro-Attentatsversuche herauskommen könnte, blockt er jede Diskussion über Kuba ab. Zudem macht er deutlich, dass niemand es erfahren würde, wenn Oswald ein Geheimdienstagent gewesen wäre, wobei er verrät, dass die CIA bereits zu seiner Zeit ein Dossier über ihn geführt habe.

Quellen: Marrs: 466 ,474, Groden/ Livingstone: 6, 433-435, Scott (1993): 19, 295, CIA-Info: 13, CNPC: 20.

Gerald Ford top

Der republikanische Repräsentant und spätere Präsident wird auf Empfehlung von Richard Nixon in die Kommission berufen und agiert über Cartha DeLoach als Informant des FBI, was Fords persönlichem Freund Hoover ermöglicht, die Untersuchung der Kommission zu steuern. Ford gilt im Repräsentantenhaus als der Interessenvertreter der CIA. Er ist Mitglied des Georgetown University Center for Strategic Studies, dessen Direktor Arleigh Burke auch Direktor des Free Cuba Committee ist. H. Lamar Hunt versucht 1968, Gerald Ford als Vizepräsidenten Nixons, den er seit Jahren finanziert, durchzusetzen. Ford bringt 1965 zusammen mit dem Wahlkampagnenmanager Nixons, John Stiles, das Buch OSWALD: Portrait of the Assassin heraus, in dem er als geheim klassifiziertes Material ohne Erlaubnis verwendet. Aber da er gegen die Gerüchte ankämpft, Oswald sei ein Agent gewesen und habe für das ONI gearbeitet, unterstützt die CIA später Fords Wahlkampf finanziell.

Quellen: Callahan: 52, Summers (1993): 318, Weberman (23): 5, Marrs: 466f, Scott (1993): 122, Davis (1988): 270, Groden/ Livingstone: 5,305.

Richard B. Russell top

Der Senator aus Georgia ist als Vorsitzender des Senate Armed Services Committee der Interessenvertreter des Pentagons und arbeitet eng mit der CIA zusammen. Als eindeutiger Gegner der Rassenversöhnungspolitik Kennedys versprach er am 12.6.63, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Gesetzesvorschläge Kennedys zu kämpfen. Er unterzeichnet den Warren-Bericht erst, nachdem eine grundsätzliche Relativierung der Alleintäterthese eingefügt wird, und er wird der erste sein, der 1970 in einem Interview sagt, er glaube an eine kriminelle Verschwörung.

Repräsentant Hale Boggs ist das kritischste Mitglied der Kommission und hat Mühe, die Single-Bullet-Theorie zu akzeptieren. Da er der Marcello-Familie seine Wahlkampagnenfinanzierung verdankt, untergräbt er eine genaue Untersuchung von Oswalds Umfeld, das die Beziehungen zur Marfia zutage gefördert hätte. 1971 startet er eine erbitterte Kampagne gegen Hoover, dem er Abhörung von Parlamentariern vorwirft, und hält am 5.4.71 eine Brandrede im Kongress gegen die Tyrannei der Geheimdienste, die die USA in einen Polizeistaat verwandeln würden. Am 16.10.72 verschwindet sein Flugzeug, von dem trotz einem Aufgebot von 140 Flugzeugen, die während 3600 Stunden suchen, nicht ein Teilchen gefunden wird. Boggs Sohn Thomas enthüllt 1975, dass das FBI seinen Vater mit schädigenden Informationen über das Privatleben von Forschern des Kennedy-Attentats versorgte und behauptet, sein Vater sei vom FBI ebenfalls auf diese Art unter Druck gesetzt worden.

Der republikanische Senator John Sherman Cooper äussert später wie Boggs Zweifel an der Single-Bullet-Theorie. Cooper arbeitete mit McCloy zusammen in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg, wo er das Rechtssystem in Bayern reorganisierte. Zudem war er Botschafter in Indien und Nepal in den 50er Jahren.

Quellen: Weberman (23): 6, Marrs: 465ff, Groden/ Livingstone: 67f, 134, 181, Davis (1988): 270, 311, Scott (1993): 19f.

Kommissionsarbeit top

Keines der Kommissionsmitglieder hat ein Interesse daran, eine Verschwörung aufzudecken, zumal sie von den Informationen Hoovers abhängig sind. Alle Treffen der Kommissionsmitglieder und die Zeugeneinvernahmen finden hinter geschlossenen Türen statt, und es gibt keine Kreuzverhöre. Allen Dulles verteilt an der ersten Geheimsitzung vom 5.12. ein Buch über politische Morde in den USA, das den ideologischen Rahmen der Kommissionsarbeit festlegen soll, und erklärt, dass im Gegensatz zu Europa alle politischen Morde in den USA von Einzeltätern begangen worden seien. Dies widerspricht beispielsweise dem Fall Lincoln, der gleichzeitig mit zwei seiner Kabinettsmitglieder an verschiedenen Orten in Washington erschossen wurde.

Dulles, McCloy und die Kommissionsmitarbeiter Lloyd Cutler und William T. Coleman haben enge Beziehungen zu Nelson Rockefeller. Neben Boggs wird auch Kommissionsanwalt Leon Hubert von Carlos Marcello kontrolliert. Der Rechtsberater Albert Jenner, Anwalt in Chicago, ist mit Michael Paine befreundet und vertrat die General Dynamics. Deren Sicherheitschef in Dallas ist Max Clark, ist einer von DeMohrenschildts Freunden, der Marina Oswald unterstützt. Zusammen mit dem Pentagon-Historiker Alfred Goldberg verhört Jenner DeMohrenschildt und seine Frau Jeanne. Jenner vertrat auch den Finanzberater der Teamsters und der Mafia, Allen Dorfman. 1970 wird er sogar Irwin Weiner, der für Giancana arbeitet und den Ruby angerufen hatte, verteidigen. Weiner hilft Dorfman bei den Pensionskassen, als ihm die Lizenz entzogen wird, und wird selbst angeklagt, davon $1,4 Mio. veruntreut zu haben. Nachdem der einzige Zeuge vor Frau und Sohn erschossen ist, spricht man Weiner frei.

Schon an der ersten Sitzung der Warren-Kommission ist klar, dass es zu einem Machtkampf mit J. Edgar Hoover kommen wird, der über jedes der sieben Mitglieder ein Geheimdossier anlegen lässt. Der FBI-Direktor versucht zu verhindern, dass die Kommission ein eigenes Untersuchungsteam engagiert, was Warren an der ersten Kommissionssitzung auch vergeblich vorschlägt. Die Kommission bekommt von Kongress sogar das Recht, Straffreiheit für Zeugenaussagen zu gewähren, ein Recht, von dem die Kommission nicht einmal Gebrauch macht. Das Justizministerium lässt die Kommission bewusst in Abhängigkeit vom FBI. Der am 9.12.63 fertig gedruckte fünfbändige zusammenfassende FBI-Bericht vertritt die Einzeltätertheorie, obwohl in Texas Ermittlungsergebnisse zusammengetragen werden, die das Gegenteil beweisen. Mit der dringenden Bitte um sofortige Veröffentlichung des Resultats zwingt Hoover die erst vier Tage arbeitende Kommission, dieser Theorie zu folgen. Mit der Angst vor Enthüllungen und Skandalen im Rücken unterschlägt und manipuliert Hoover die Informationen, lässt Beweismittel und Zeugenaussagen verschwinden und fälschen, Zeugen einschüchtern und bedrohen.

Die New York Times berichtet am 5.12.63, dass viele Augenzeugen nicht mehr bereit seien, der Presse Auskunft zu geben, nachdem sie vom FBI verhört wurden. Auch Kronzeugen wie Marina Oswald widerrufen später ihre Aussagen und berichten von Manipulationen, Einschüchterungen, Drohungen und Fälschungen seitens des FBI. Im Falle Marinas werden die Aussagen schliesslich so widersprüchlich, dass sie unbrauchbar sind. Selbst Kenneth O'Donnell und Dave Powers nehmen ihre Aussagen zurück, wonach sie Schüsse vom Grashügel gehört haben, nachdem das FBI ihnen gesagt hat, das könne nicht sein. Hoover verhindert damit trotz den 25'000 Interviews und den 2300 Untersuchungsberichten eine eigentliche Untersuchung, was der Kommission aus dem gleichen Grund aber Recht ist.

Warren schlägt Jack Rubys Bitte, ihn in Washington aussagen zu lassen, da er in Dallas um sein Leben fürchte, achtmal ab und überhört seine Verschwörungsandeutungen. In hinausgeschmuggelten Briefen nennt Ruby Johnson als die Person, die hinter dem Mord steht. Indirekt gibt er auch Treffen mit Oswald zu. Die für die Ruby-Untersuchung zuständigen Beamten Leon Hubert und Burt Griffin dürfen bei der Kommissionsbefragung von Ruby nicht dabei sein. Trotz mehrerer Suizidversuche geniesst Ruby gewisse Freiheiten im Gefängnis.

Die Knochenarbeit der Warren-Kommission besorgt ein Stab von 14 Anwälten und 12 Untersuchungsbeamten unter der Führung des ehemaligen Generalstaatsanwalts J. Lee Rankin, der als Verbindungsmann zwischen FBI, CIA, den Kommissionsmitgliedern und Mitarbeitern die zentrale Rolle spielt. Mindestens 20 Zeugen werden von der Kommission nicht befragt, und auch die Kommission verändert Zeugenaussagen und schüchtert Zeugen ein. Der Secret Service steuert 800 Berichte, gestützt auf 1500 Vernehmungen bei.

Quellen: Anson: 219-230, Marrs: 468-493, Weberman (22): 19, (23): 3-9, 15ff, Scott (1993): 20, Giancana: 398, Davis (1988): 257-267, 272, Torbitt: 47, Callahan: 26f, 41, Best: 42.


Dezember 1963 Marina Oswald und die Leiche top

Etwa eine Woche, nachdem eine westdeutsche Zeitung berichtete, es könne ein Zusammenhang zwischen der Ermordung des Präsidenten und dem Mordversuch an Edwin Walker bestehen, sagt Marina Oswald am 3.12.63 aus, Oswald habe versucht, Walker zu erschiessen. Die Warren-Kommission hatte die Zeitungsmeldung zuerst als "Fabrikat des Verlegers" abgetan, nimmt dann aber die Geschichte auf.
Marinas Anwalt William McKenzie arbeitet für dasselbe Anwaltsbüro wie Peter White, einer der Anwälte von Ruby. McKenzies Mitarbeiter ist Henry Baer, der für die Reliance Life and Accident Insurance Company von Nixons Freund Maurice Carlson tätig ist. Das Anwaltsbüro T. K. Irwin von Ivan Irwin ist zugleich eine der Verteilstellen für Polizistenschmiergelder. Sein Sohn, Ivan Irwin Jr., ist Anwalt von Nelson Bunker Hunt, den Ruby am 21.11.63 besuchte, nachdem er am Tag davor Pete White "zufällig" wieder angetroffen hatte. White hatte Ruby 1954 wegen illegalem Waffenbesitz vor Gericht vertreten.

Irwin vertritt Hunt wegen der von Hunt und anderen JBS-Mitgliedern finanzierten "Todesanzeige", die von Larrie Schmidt gestaltet wurde. Schmidt ist ein junger Rechtsextremer mit Kontakten zum American Security Council, das von Firmen wie Lockheed, Standard Oil and General Dynamics finanziert wird, und zu General Willoughby, der in einem anonymen Brief an Kommissionsmitglied Richard Russell als Organisator des JFK-Attentats bezeichnet wird. Schmidt organisierte mit Walker die Anti-Stevenson-Demonstration, die für Polizeichef Jesse Curry den Vorwand lieferte, externes Sicherheitspersonal (AI-und ATF-Agenten) für den Besuch des Präsidenten zu rekrutieren. Schmidt gehört zu der von William Buckley Jr. 1961 in München für Armeeangehörige gegründete ‚Conservatism, U.S.A', die von dem Dallas Council of World Affairs von Frank McGee, von Edwin Walker und H. L. Hunt unterstützt wird.
Der einzige Verhaftete der CUSA beim Stevenson-Vorfall ist Robert Hatfield, der ebenfalls Pete White als seinen Anwalt engagierte. Zur CUSA/YAF gehören der ehemalige CIA-Agent und Scriptwriter von H.L.Hunt, Warren Carroll, Anwalt Robert Morris, Dallas Polizist George Ward, Ken Thompson von der Dallas Morning News, Hunts PR-Mann und UPI-Journalist Clyde Moore sowie Art Franzwald von der Bedford Wynne PR Agency.

Drei Wochen nach der Beerdigung von Lee Harvey Oswald kommen Secret Service-Agenten zum Friedhof-Direktor Paul Groody, um ihn über Körpermerkmale der Leiche auszufragen, weil sie nicht sicher sind, wer im Grab liegt. Auch bei der CIA ist man sich über Oswalds Identität im Unklaren. Marina autorisiert im Frühjahr 1964 die Installation einer elektronischen Alarmanlage in Oswalds Grab, weil sie glaubt, dass Oswalds Leiche aus dem Grab genommen wurde.
Oswalds Mutter Marguerite beantragt 1967 eine Exhumination ihres Sohnes, da er nach seiner Rückkehr aus Russland verändert gewesen sei. Auch sein Bruder empfand Haare, Gesichtsfarbe, Verhalten, Akzent und Äusserungen als verändert. 1979 erfolgen weitere Exhuminationsforderungen, die abgeblockt werden. Nach mehreren Versuchen kommt es, neun Monate nach dem Tod der Mutter, am 4.10.81 zur Exhumination, die Oswalds Identität offiziell bestätigt. Allerdings kommen die an der Untersuchung beteiligten Friedhofdirektoren zusammen mit anderen Forschern zu einem anderen Ergebnis, da die Kraniotomiespuren fehlen und Spuren einer Graböffnung mit Konsequenzen für die Leiche offensichtlich sind.

Quellen: Bartholomew (2): 21, Scott (1993): 162, 291-293, Weberman (12): 39, Brussell (1983): 12-15, Marrs: 548-553, Groden/ Livingstone: 342f.


Januar 1964 Zeugen und suspekte Tote top

Der Augenzeuge Warren Reynolds, der dem Tippit-Mörder folgte und bestritt, dass Oswald Tippit umgebracht habe, wird zwei Tage nach dem FBI-Interview von hinten von Darrell Wayne Garner in den Kopf geschossen, überlebt aber. Nancy Jane Mooney, eine ehemalige Stripperin von Ruby mit richtigem Namen Betty Mooney MacDonald, gibt für Garner ein Alibi, wird jedoch nach ihrer Verhaftung im Februar 1964 in einer Polizeizelle von Dallas erhängt aufgefunden. MacDonald war einmal an einer Party mit Oswald und DeMohrenschildt. Nachdem sich Reynolds mit Walker getroffen hat, identifiziert er gegenüber der Warren-Kommission im Juli 1964 Oswald als den Täter.

Der Staatsanwalt von Dallas, Henry Wade, und der texanische Untersuchungsausschuss von Waggoner Carr, Robert Gerald Storey und Leon Jaworski treffen sich mit der Warren-Kommission, um die kursierenden Gerüchte zu diskutieren, dass Oswald ein FBI- oder CIA-Informant gewesen sei. Der ehemalige Armee-Geheimdienstoffizier Storey ist Mitglied des International Education Exchange, das Teil des CIA-Institute of International Education ist. Carr und Jaworski sind Mitglieder der M.D.Anderson Foundation, die ebenfalls mit der CIA verhängt ist. Das M.D.Anderson Hospital for Cancer Research, an die University of Texas angegliedert, wird während 30 Jahren von Dr. R. Lee Clark geleitet. 1978 übernimmt Dr. Charles A. LeMaistre, der 1963 Direktor des Woodlawn Hospital, das zum Parkland Memorial Hospital gehört, und Professor an der UT-Southwestern Medical School in Dallas war, die Nachfolge. Seine Kollegen behandelten Kennedy, Connally, Tippit und Oswald.
Laut Dallas Deputy Sheriff Al Maddox wird dem inhaftierten Jack Ruby ein "verrückter" Arzt zugewiesen, der ihm krebserregende Spritzen "gegen Erkältung" verabreicht. Gemäss Polizist Tom Tilson wissen einige Polizisten, dass Ruby krebserregende Substanzen gespritzt worden seeni. Ein Polizist behauptet, sie hätten Ruby neben dem laufenden Röntgenapparat 20 Minuten warten lassen, damit er Krebs bekomme. Bereits 1964 befürchtet Ruby, dass er im Gefängnis umgebracht werde. 1965 verspricht Ruby dem Psychiater Dr. Werner Teuter, er werde ihm die Verschwörung erklären, in die er hereingezogen worden sei, und schreibt zwei Briefe, in denen er Johnson der Verschwörung anklagt. Ruby "singt" aber nicht, und seine Familie wird nicht angetastet.
Der Krebs wird im Dezember 1966 entdeckt. Am 5.10.66 beschliesst Richter Lewis Holland, dass der Prozess gegen Ruby erneut stattfinden soll, und zwei Monate später wird der Prozessort nach Wichita Falls verlegt, womit die Wahrscheinlichkeit, dass Ruby einen oder zwei Monate später frei sein könnte, steigt. Aber bereits zwei Tage danach wird er wegen ständiger Übelkeit ins Parkland Spital gebracht, wo zuerst eine Lungenentzündung, dann Lungenkrebs diagnostiziert wird. Ruby, der selbst behauptet, er sei krebsinfiziert worden, stirbt am 3. Januar 1967 an Krebs. Die bei der Autopsie untersuchten Zellen können allerdings nur Krebszellen aus dem Verdauungstrakt und nicht aus der Lunge gewesen sein.

Dank einer Erlaubnis von Richter Brown interviewte die Journalistin Dorothy Kilgallen Jack Ruby im März 1964 während 8 Minuten allein in seiner Zelle. Danach begann sie, ein Buch mit dem Titel "Murder One" über das Kennedy-Attentat zu schreiben. Fünf Tage vor ihrer Ermordung sagte sie einem Freund, sie werde das Geheimnis um die Verschwörung lüften. Zusätzliche Insiderinformationen könnte sie über ihre Freundin Joan Crawford haben, der Besitzerin der Pepsi-Cola nach dem Tod ihres Ehemannes, die mit Nixon an der angeblichen Konferenz vom 19.-21.11.63 teilnahm. Am 8.11.65 wird Dorothy Kilgallen tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Ihre Vergiftung kann kein Unfall gewesen sein, und von ihren Notizen oder Schriften findet man nichts. Ihre enge Freundin Mrs. Earl T. Smith könnte ihre Schriften haben, sie stirbt aber zwei Tage später aus unbekannten Gründen.

Yuri Nosenko läuft anlässlich einer Konferenz in Genf am 20.1.64 über und behauptet, er habe als KGB-Beamter den Oswald-Fall persönlich betreut. Die Aussage, das KGB habe Oswald nach zwei Tests als nicht fähig zur Spionage befunden und ihn deshalb weder befragt noch als Gegenspion einsetzen wollen, verstärkt die Spaltung innerhalb der CIA zwischen den Kommunistenverschwörungs- und den Alleintätertheoretikern. James Angleton ist für Nosenko und für die Zusammenarbeit von CIA und der Warren-Kommission zuständig. Richard Helms verhindert, dass Nosenko vor der Warren-Kommission aussagen kann. Dafür schaltet sich J. Edgar Hoover in den Fall ein. Nosenko wird von der CIA und dem FBI während 3 Jahren (nach anderen Quellen 5 Jahren) unter barbarischen Bedingungen in Einzelhaft gehalten und immer wieder verhört.

Überläufer müssen, selbst wenn sie mit hohen Geldbeträgen angelockt wurden, harte Prüfungsverfahren über sich ergehen lassen, bei denen auch Drogen eingesetzt werden. Ihr Wert als Quelle veraltet rasch, weshalb man sie oft nach kurzer Zeit fallen lässt. Angletons extremes Misstrauen, eine Folge der Entlarvung seines Lehrmeisters Phil Kilby als KGB-Spion, bewirkt, dass viele russische Überläufer nicht ernst genommen werden.

In Russland macht man sich lustig über die Idee, Oswald habe alleine gehandelt. Die Diplomaten vermuten, dass Lyndon Johnson zusammen mit der CIA und der Mafia das Plot gegen Kennedy geplant hat. 1971 sagt Johnson gegenüber Leo Janos, Oswald habe nicht alleine gehandelt, sondern die Ermordung in Dallas sei eine Verschwörung der Exilkubaner gewesen: "Wir hatten eine verdammte Mörderbande in der Karibik am Laufen."
Quellen: Anson: 66, Marrs: 130-134, 202 ,260, 342, 425-433, Groden/ Livingstone: 138, 142ff, 189, Bartholomew (4): 15f, Weberman (11): 43, (23): 9, (27): 74, Scott (1993): 109, 196, 243, Schulz: 133, Gerlach: 7f, Best: 42ff, 78, 97f, Torbitt: 22.

Mai 1964 Suspekte Tote top

Gary Underhill, ehemaliger Militärexperte beim Life Magazine, arbeitete mit Walter Kostow und Harold R. Isaacs am Center for International Studies am MIT. 1963 war er mit einer Spezialaufgabe der CIA betraut, bei der er eng mit dem Pentagon zusammenarbeitete. Underhill erzählt Freunden in New Jersey, dass die Ostasiengruppe der CIA in das Attentat von Kennedy verwickelt sei. Kurze Zeit später wird der Rechtshänder Underhill in seiner Washingtoner Wohnung tot aufgefunden. Trotz dem Kopfschuss links mit der Pistole in der linken Hand wird auf Suizid geschlossen.

Am 22.5.64 stürzt das Flugzeug des Bürgermeisters von New Orleans, DeLesseps Chep Morrison, in Mexico ab. Morrison war im Dezember 1963 das Opfer einer Erpressungsversuchs im Zusammenhang mit dem Kennedy-Attentat. Pilot Hugh F. Ward arbeitete eng mit David Ferrie zusammen und war Kassenführer der Guy Banister Associates.

Guy Banister stirbt am 6.6.64 angeblich an einer Herzattacke. Nach seinem Tod säubert das FBI Banisters Büro.
Banisters Anwalt und CIA-Mann Maurice Brooks Gatlin, der von einer CIA-Finanzierung zur Ermordung von Charles de Gaulle 1962 berichtete, stürzt im Mai 1964 aus einem Hotelfenster des sechsten Stocks in Panama City. Im Januar 1964 richteten dort US-Truppen ein Blutbad unter demonstrierenden Studenten an, die, unterstützt von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung, eine Nationalisierung der Kanalzone forderten.
Charles de Gaulle hätte beim Staatsbesuch in Mexiko vom 15.-19.3.64 ermordet werden sollen. Ein erneutes Attentat geht am 15.8.64 in Mont Faron daneben.
Der französische Präsident richtete 1958 eine Geheimdiplomatie zur Interessenwahrung in Afrika ein, die von Jacques Foccart geleitet wird. Die afrikanischen Quasi-Kolonien sind, neben dem Sitz im UNO-Sicherheitsrat und der Atomwaffen, eines der Standbeine der französischen Weltmachtpolitik. Foccart baut ein Netzwerk von Grosskonzernen, Geheimdiensten, Militärexperten, Söldner und Despoten auf. Nach dem Rückzug der Engländer konkurrieren sich Frankreich und die USA im Kampf um Rohstoffe und potenzielle Absatzmärkte in Afrika und Asien.

Die demokratischen Senatoren Edward Kennedy und Birch Evans Bayh stürzen am 19.6. in einem Flugzeug ab und werden schwer verletzt, wobei Kennedy nur knapp überlebt. Das Civil Aeronautics Board untersucht den eigenartigen Absturz, aber die Resultate der Untersuchung werden vernichtet. Auf Initiative von Lyndon Johnson überwacht das FBI Teddy Kennedy, auch auf seiner Italienreise.
1968 beginnt sich Bayh für den Abzug aus Vietnam einzusetzen und blockiert Nixons Männer Clement F. Haynesworth und G. Harrold Carswell bei der Wahl in den Supreme Court. 1970 wird bekannt, dass sein Telefon abgehört wird und sein Büro verwanzt ist. 1971 macht er einen Anlauf für die demokratische Präsidentschaftskandidatur, die er zurückzieht, weil seine Frau an Krebs erkrankt. Ende der 70er wird er Vorsitzender des Senate Intelligence Committee.

Quellen: Marrs: 202, Groden/ Livingstone: 143f, Weberman (11): 43, (23): 9, Scott (1993): 109, Torbitt: 22, Best: 78.


Der Warren-Bericht top

Am 17.6.63 wird die Untersuchung der Warren-Kommission abgeschlossen, obwohl die Röntgenaufnahmen und Autopsiefotos der Kommission nicht übergeben worden sind. Aber Warren will dieses Beweismaterial explizit nicht in die Dokumentation aufnehmen, und der Bericht muss unbedingt vor den Wahlen herauskommen, um Lyndon Johnson zu entlasten. Dabei waren der Präsident und die First Lady die einzigen Zeugen, die sich geweigert haben, Fragen der Kommission zu beantworten. Da Jack Ruby unterdessen zum Tode verurteilt wurde, steht seine Alleintäterschaft und Schuld ebenso wie die von Oswald fest.

Der Bericht der Untersuchungskommission wird am 24.9.63 Johnson übergeben und vier Tage später von den Medien überaus wohlwollend aufgenommen. Vor allem die New York Times, das Life Magazine und CBS unterstützen die Geschichtsklitterung grossflächig. CIA-Chef William Colby meint einige Jahre später: "The Central Intelligence Agency owns everyone of any major significance in the major media."

Die Konklusionen der Kommission widersprechen den medizinischen Befunden und den Zeugenaussagen, von denen viele verändert oder ignoriert wurden. Schon die Zeugenbefragungen waren oft tendenziös und suggestiv, Zeugen wurden eingeschüchtert und bedroht, und eine ganze Reihe von Zeugen wurde nicht einvernommen. CIA, Secret Service und FBI lieferten der Kommission bewusst falsche Informationen und verschwiegen und zerstörten viele Beweismittel. Die Kommissionsmitglieder wurden von Johnson aus einer "Notfallkasse des Präsidenten" bezahlt und beteiligten sich an der Vertuschung.

Hauptknackpunkt ist die von Arlen Specter entworfene Single-bullet (auch Magic-bullet)-Theorie, die behauptet, dass der erste Schuss bei John Connally und John Kennedy sieben Wunden verursacht sowie eine Rippe und ein Handgelenksknochen zerstört habe und dabei fast unbeschädigt geblieben sei. Diese Theorie wurde nötig, weil die Verletzung von James Tague, die man zuerst ignorieren wollte, nicht mehr mit 3 Schüssen erklärt werden konnte. Gouverneur Connally, der auch der Direktor von Syd Richardsons Ölimperium ist, blieb trotzdem hartnäckig bei der Aussage, dass er von der zweiten Kugel getroffen wurde.

Obwohl Oswald ein verrückter Einzeltäter gewesen sein soll, empfiehlt die Kommission, dass Secret Service, FBI und CIA ihre Überwachung von organisierten Gruppen besser koordinieren sollen, indem beispielsweise der Secret Service eine CIA-kompatible computerisierte Datenbank aufbaue. Diese Empfehlung führt zu einer Stärkung der Geheimdienste bei der Inlandüberwachung und den verdeckten Operationen und erodiert die Aufsichtsmacht des Kongresses. Die übliche Praxis von Einbrüchen in Privatwohnungen zur Setzung von Wanzen, Telefonanzapfung, Postöffnung und Gruppeninfiltration wird damit sogar offiziell gefordert.

Präsident Johnson verfügt mit der Executive Order 11652, dass alle wichtigen Dokumente aus "Gründen der Staatssicherheit" für 75 Jahre geheimgehalten werden. Wären die Beweismittel authentisch, gäbe es keinen Grund dazu. Die Begründung ist wörtlich zu verstehen: Wüsste die Bevölkerung um die Zusammenhänge, käme es vermutlich zu einer Revolution. Allerdings ist kaum anzunehmen, dass im Jahre 2039 noch brauchbare Akten und Dokumente vorhanden sein werden.

Auch Robert Kennedy muss sich, da er sein Ziel, selbst Präsident zu werden, nicht aufgibt, an der Vertuschung der Hintergründe des Attentats beteiligen. Er lässt am 22.4.65 das Autopsiematerial beschlagnahmen, das aus Autopsiefotos, Röngtenaufnahmen, 178 Objektträgern und den Resten des Gehirns besteht. Alle Gewebe- und Blutproben, das Gehirn und viele Fotos verschwinden und werden wahrscheinlich vernichtet.

Quellen: Nizer, Scott (1993): 19-21, 59f, 250, Groden/ Livingstone: 263f, 268f, Davis (1988): 269-276, 287, 293-299, Marrs: 478-493, Kirchmann, Leo, Callahan: 29-32, Kupferberg.
Tote Zeugen top

Im Zusammenhang mit der Vertuschung und der Untersuchung der Warren-Kommission starben unter zum Teil fragwürdigen Umständen:
11.63: Lee Harvey Oswald, Karyn Kupcinet (ermordet, Vorwissen vom JFK-Mord),
12.63: Jack Zangretti (Schiessopfer, Vorwissen vom Oswald-Mord), Grant Stockdale (Fenstersturz),
1.64: R. L. Lewis (Herzattacke, Autohändler), der Zeuge Warren Reynolds überlebt einen Kopfschuss,
2.64: Betty M. MacDonald (Suizid in Polizeizelle, Tänzerin Rubys), Eddy Benavides (Kopfschuss, Domingos Bruder),
3.64: Hank Killam (ermordet, Mann einer Stripperin Rubys), Bill Chesher (Herzattacke, Zeuge von Ruby mit Oswald),
4.64: Bill Hunter (Schussunfall, Journalist),
5.64: Gary Underhill (Kopfschuss, CIA), Maurice Gatlin (Sturz, CIA), Hugh Ward und DeLesseps Morrison (Flugzeugabsturz), (Edward Kennedy und Birch Evans Bayh überleben einen Flugzeugabsturz),
6.64: Guy Banister (Herzattacke),
8.64: Karen Bennet Carlin alias Teresa Norton alias Little Lynn, eine weitere Tänzerin von Ruby und Polizeiinformantin, wird in einem Motel in Houston erschossen,
9.64: Jim Koethe (Karateschlag, Journalist), C.D.Jackson (Verleger),
10.64: Mary Pinchot Meyer (ermordet), Zeuge Richard Randolph Carr findet Dynamit unter seinem Auto und wird 1967 angeschossen,
1.65: Journalist Paul Mandal (schrieb über die Schüsse und stirbt an Krebs),
3.65: Tom Howard (Herzattacke, Rechtsanwalt von Ruby),
8.65: Mona B. Saenz, die ein Interview mit Oswald führte, von einem Bus angefahren, worauf sie stirbt,
9.65: Rose Cheramie (überfahren, Vorkenntnisse), David Goldstein, der dem FBI bei der Spurensuche von Oswalds Revolver half, stirbt,
11.65: Dorothy Kilgallen, die Ruby inteviewte und den Fall "aufbrechen" will, überlebt eine Überdosis nicht. Zwei Tage später stirbt ihre Freundin Mrs.Earl Smith,
12.65: Taxifahrer William Whaley, der Oswald angeblich nach Oak Cliff fuhr, stirbt während seiner Arbeit,
1966: Joe Brown (Herzattacke, Ruby-Richter), Clarence Oliver (Untersuchungsrichter im Fall Ruby),
1.66: Earlene Roberts (Herzattacke, Oswalds Landlady),
2.66: Albert Bogard (Suizid, Autohändler),
6.66: Polizist Frank Martin, der es gegenüber der Warren-Kommission vorzieht zu schweigen, stirbt an Krebs,
8.66: Lee Bowers (Verkehrsunfall, Zeuge),
9.66: Marilyn Moore Walle (auch Marilyn Magyar Moon oder Marilyn April Walle), die am Tag der Kennedyermordung als "Delilah" bei Ruby zu strippen begann, will ein Buch über das Attentat schreiben. Obwohl ihr Ehemann schuldig gesprochen wird, ist es zweifelhaft, dass er sie erschossen hat,
10.66: William Bruce Pitzer (erschossen, JFK-Autopsiefotograf),
11.66: James Worrell (Verkehrsunfall, Zeuge), Jimmy Levens (Nachtklubbesitzer in Fort Worth, der Rubys Stripperinnen anheuerte), Hank Suydam (Herzinfarkt, Life-Journalist).

Im Zusammenhang mit der Garrison-Untersuchung kommt es ab 1967 zu einer erneuten Reihe verdächtiger Toten:
1967: Leonard Pullin (Autounfall, Attentatsfilm-Assistent),
1.67: Jack Ruby (Krebs),
2.67: Harold Russell (von einem Polizisten ermordet, Tippit-Zeuge), David Ferrie (Überdosis), Eladio Del Valle (ermordet),
3.67: Mary Sherman (ermordet),
1.68: A.D.Bowie (Krebs, Anklagerichter Ruby),
4.68: Hiram Ingram (Krebs, Sheriff, Craigs Freund),
5.68: Dr. Nicolas Chetta (Herzattacke, Autopsiearzt),
8.68: Philip Geraci (Elektrokution, Zeuge)
1969: Charles Mentesana (Herzattacke, filmender Zeuge),
1.69: Henry Delaune (ermordet, Schwager von Chetta), E.R.Buddy Walthers (erschossen, Detektiv und Zeuge),
4.69: Mary Bledsoe (Oswald-Ruby-Ferrie-Zeugin), John Crawford (Flugzeugabsturz, Freund Rubys und Fraziers),
7.69: Reverend Clyde Johnson wird erschossen, bevor er als Zeuge über die Beziehung Shaw-Oswald aussagen kann),
1970: George McGann (ermordet, Mafia),
1.70: Darrell W. Garner (Drogenüberdosis, Attentäter auf Reynolds),
8.70: Bill Decker (Polizist), Abraham Zapruder (Filmer),
12.70: Salvatore Granello und James Plumeri (ermordet, Trafficante-Mob),
1971: Roscoe White (Verbrennung, möglicher Schütze), Edward Voebel (plötzliches Lungenversagen, Zeuge),
3.71: Clayton Fowler (Verteidiger von Ruby),
4.71: Charles Cabell (Zusammenbruch, CIA), Winston Scott (CIA), Willard Curtis (CIA),
5.72: J.Edgar Hoover (vergiftet),
10.72: Hale Boggs (Flugzeug verschwindet in Alaska nach öffentlicher Kritik am Warren-Bericht),
9.73: Thomas E. Davis (Elektrokution, Waffenhändler mit Ruby),
12.73: Richard Cain (erschossen, Mafia, CIA),
1974: Dave Yaras (ermordet, Mafia), Earle Cabell (Stadtpräsident),
2.74: Joseph Adams Milteer (Heizerexplosion, Vorwissen),
7.74: Earl Warren, (Richter, Herzversagen),
8.74: Clay Shaw (Krebs, CIA).

Im Zusammenhang mit dem Church-Committee 1975 und dem House Select Committee on Assassinations 1976 erfolgt eine weitere Mordserie:
1975: Rolando Masferrer (Autobombe, Exilkubaner), John Martino (Herzattacke, Mafia, Exilkubaner), Clyde Tolson (Hoovers Partner),
5.75: Roger Craig (erschossen, Polizei Dallas),
6.75: Sam Giancana (ermordet),
7.75: Jimmy Hoffa (ermordet), Allen Sweat (Sheriff, JFK-Untersuchung),
12.75: Earl Wheeler (JFK-CIA-Kontakt),
1976: Malcolm Price (Herzattacke, Zeuge), Ralph Paul (Herzattacke, Rubys Partner),
4.76: James Chaney (Herzattacke, Motorradpolizist, der aussagt, JFK sei ins Gesicht geschossen worden), Charles Gregory (Herzattacke, Connallys Arzt),
6.76: William Harvey (Herzattacke, CIA),
7.76: John Rosselli (ermordet),
1.77: William Pawley (erschossen, CIA),
3.77: George DeMohrenschildt (erschossen, CIA), Paul Raigorodsky (DeMohrenschildts Freund), Charles Nicoletti (erschossen, Mafia), Carlos Prio Soccaras (Suizid, Exilkubaner),
5.77: Radiojournalist Lou Staples( will den Kennedy-Fall aufklären und wird erschossen),
6.77: Louis Nichols (Herzattacke, FBI),
8.77: Joseph C. Ayres (erschossen, Chefstewart von JFK), Francis G. Powers (Pilot, Helikoptercrash), Alan Belmont ("Krankheit", FBI), James Cadigan (Sturz, FBI),
9.77: Kenneth O'Donnell (JFK-Assistent),
10.77: Donald Kaylor (Herzattacke, FBI), J. M. English (Herzattacke, FBI),
11.77: William Sullivan (erschossen, FBI-Vizedirektor),
1978: C. L. Lewis (Dallas-Sheriff),
9.78: Garland Slack (Zeuge),
1.79: Billy Lovelady (Herzattacke, TSBD-Arbeiter),
6.80: Jesse Curry (Herzattacke, Polizeichef), John Holbrook (Herzattacke, Ruby Psychiater),
1.81: Marguerite Oswald (Krebs),
9.81: William Stuckey (erschossen, Journalist),
8.82: Will H. Griffin (Krebs, identifizierte Oswald als FBI-Agenten).

Quellen: Groden/ Livingstone: 138f, 129-146, Marrs: 558-566, Anson: 65-68, Callahan: 115.

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Teil 7 (1963 bis November 1963)

Dieser Teil der Chronik behandelt die Konfrontationspolitik der Kennedys, die Entstehung einer Gegenallianz und die Vorbereitungen zur Ermordung des Präsidenten.

Zentrale Themen und Personen:
Allianz gegen Kennedy: Ölindustrie, Stahlkonzerne, I. Irving Davidson, Attentatsplan, Bahamas und Kuba: Meyer Lansky, Richard Nixon, Exilkubaner, Lee Harvey Oswald, Gerry Hemming und Guy Banister: Spurenfabrikation, Vorbereitungen in Dallas, Plot gegen Duvalier in Haiti von George DeMohrenschildt und Clemard Joseph Charles, Die Mafia in Bedrängnis, Kennedys Konfrontationskurs: Finanzpolitik, Gleichstellung der Schwarzen, Martin Luther King, Kennedys Aussenpolitik, Atomtestverbot, Aufrüstung, Berlin, Profumo-Skandal, Lateinamerika: Putsch gegen Carlos Arosemena Monroy von Ecuador, Kuba, 'Trotzkist' Oswald Attentatsplanung in Dallas, Doppelgänger, Mafiaenthüllungen, Putschgeschichten: Juan Bosch in der Dominikanischen Republik, Fidel Castro auf Kuba und Ramon Villeda Morales in Honduras, Ruby und Oswald, Jackie Kennedy und Aristoteles Onassis, Bobby-Baker-Skandal, Lyndon Johnson, Robert Kennedy und Ellen Rometsch, Sturz von Ngo Dinh Diem in Vietnam, Navy SEALS, Rückzugspläne.




Januar 1963 Allianz gegen Kennedy

John Kennedy schlägt zusammen mit seinem Budgetentwurf eine Steuerreform vor, die eine Steuererleichterung für die unteren Einkommensschichten, eine Revision der Kapitalsteuer und die Eliminierung von Steuerprivilegien der Ölindustrie und der Lücken im Steuergesetz vorsieht.

Nachdem der ‚Kennedy Act' vom 16.10.62 die Unterscheidung zwischen importierten und im Ausland reinvestierten Gewinnen aufhob, fiel die Kapitalrendite der Auslandsinvestitionen der Ölkonzerne bereits von 30% auf 15%. Bisher konnten die amerikanischen Ölfirmen aufgrund der speziellen Ölförderrechte bis zu 27,5% ihrer Gewinne von den Steuern abziehen. Der Vorschlag ist eine Konfrontation mit dem Big Business, allen voran den Ölbaronen, die geschätzte $300 Mio. mehr Steuern zahlen müssten. Bedford Wynne spendet der Demokratischen Partei im Januar 1963 $500'000, offenbar um den Skandal seines Freundes Bobby Baker zu unterdrücken, worauf Murchisons Sohn John in einem Gespräch mit JFK die Fortführung der privilegierten Ölförderrechte gewährt werden. Wynne investierte in Geschäfte mit Bobby Baker, I. Irving Davidson, Allen Dorfman und Thomas Webb und versucht zusammen mit Clint Murchison und Gordon McLendon zu verhindern, dass Jimmy Hoffa ins Gefängnis muss.
Die texanischen Ölmagnaten, deren Steuerprivilegien bedroht sind, unterstützen die Anti-Kennedy-Koalition aktiv. Sie verfügen über die von ihnen kontrollierten Medien, ihre Lobbyisten und den Zahlungen über einen enormen Einfluss auf Politik und Justiz. Nelson Bunker und H. Lamar Hunt beispielsweise unterstützen die John Birch Society und die Minutemen, finanzieren das Facts Forum (später Life Line), eine Radiosendung, die täglich über 409 Stationen gesendet wird, bezahlten Joseph McCarthy, Roy Cohn, den Sprecher des Repräsentantenhauses Sam Rayburn und Lyndon B. Johnson, haben enge Verbindungen zu Militärs (General George C. Kenney, General Albert Wedemeyer, Admiral James Van Fleet, General Edwin A. Walker) und zum FBI. J. Edgar Hoover ist ein Pokerfreund von Hunt, der eine direkte Telefonleitung zu Hoover hat. 1955 orderte der FBI-Chef den Agenten Paul Rothermel zum Schutz Hunts ab. Der frühere FBI-Agent Booth Mooney ist Hunts Verbindungsmann zu Präsident Johnson und schreibt etwa die Hälfte von Hunts rechtsextremen Radiosendungen Lifeline. Hunt iniziierte und finanziert einen eigenen Geheimdienst, den Foreign Intelligence Digest. Beteiligt daran sind unter anderem General Willoughby, Frank Capell, Billy James Hargis, José Ignacio Rasco, Austin J. App, Raymond de Jaegher und Philip J. Corso. Der FID steht in Kontakt zur Gehlen-Organisation, die trotz ihrer technischen Nationalisierung als BND ein unabhängiges Netzwerk bleibt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gewannen solche Netzwerke zunehmend an Bedeutung und waren in fast alle Skandale verwickelt. Die H.L.H. Productions Inc. diente zur Finanzierung verdeckter Operationen, auch zusammen mit der Mafia. Hunt steht in Verbindung mit Frank Erickson, Ray Ryan, Frank Costello, Carlos Marcello und Joe Civello.

Bereits im Mai 1962 benutzte Kennedy sein Amt, um die grossen Stahlkonzerne dazu zu bringen, ihre angekündeten Preissteigerungen rückgängig zu machen, indem das Verteidigungsministerium Stahl bei einer kleinen Firma bestellte, die die Preise nicht erhöht hatte. In einem Interview bezichtigte JFK die Firmenleiter der unverantwortbaren Gewinnsucht, was in der Geschäftswelt heftige Reaktionen auslöste. Die hauptbetroffene United States Steel Corporation produziert nicht nur 25% des Stahls der USA, sondern auch Zement, Fertighäuser, Waffen und (Atom-)Rüstungsanlagen und betreibt Minen, Eisenbahnen, Hafenanlagen und Handelsschiffe. Die 18 Direktoren sind mit Managements von 85 weiteren Gesellschaften (davon 20 Banken und Finanzinstitute, 10 Versicherungsgesellschaften und 54 Industrie- und Handelskonzerne) verbunden. Die Kennedys versuchen, die widerspenstigen Firmen mit Antitrustklagen einzuschüchtern. Das Justizministerium gewinnt 1963 45 von 46 Prozessen gegen grosse Konzerne, aber viele Manager und Firmeninhaber stellen sich nun gegen die Kennedys.

Kennedys Steuerreform bedroht auch den steuerfreien Status der Schifffahrt: Reeder unter ausländischer Flagge wie Aristoteles Onassis oder die Liberian Services müssten bei der auf den 25.11.63 geplanten Änderung des National Labor Relations Board-Status Millionen bezahlen. Die gesamte Schifffahrt von Liberia wird von der Liberian Services, Inc. (LSI) kontrolliert, einer CIA-Front. Die US-Kontrolle über das afrikanische Land sicherte Roosevelts und Trumans Aussenminister Edward R. Stetteninus. Vor dem 2. Weltkrieg, als die USA in Liberia Stützpunkte für Wasserflugzeuge aufbauten, war Stetteninus Präsident der U.S.Steel. Sein Vater, der für J.P. Morgan arbeitete, war im 1. Weltkrieg der Chef des Federal Lend-Lease-Programms. Edward R. Stetteninus schuf die grösste Handelsbank der Welt, die International Bank of Washington. Nach dem Krieg setzte er sich für die Gründung der Vereinten Nationen ein und war der erste amerikanische UN-Botschafter. Er kaufte dem liberischen Diktator faktisch alle Rechte ab: die Rechte für die Kautschuk- und Minenindustrie, für die Schifffahrt und selbst für die Flagge.

I. Irving Davidson verkörpert mit seinen Beziehungen die Gegenallianz zu den Kennedys. Bis 1963 entwickelt sich diese Gegnerschaft zu einem Krieg zwischen der Kennedy- und der Johnson-Fraktion, der an verschiedenen Fronten geführt wird. Wichtig ist zu verstehen, wie einzelne Exponenten der Ölmultis, der Waffenindustrie, der Hochfinanz, der Militärs, der Mafia, der Polizei, der Exilkubaner und der verschiedenen Geheimdienste zusammen funktionieren. Unter der institutionellen und pseudodemokratischen Oberfläche liegen langbestehende Beziehungen und konvergierende Interessen der Beteiligten, deren Rekonstruktion zentral für das Verständnis der Ereignisse ist. Um Situationen und historische Prozesse nachvollziehen zu können, muss man den fiktiven Charakter von Institutionen, Organisationen und Staaten durchschauen und diese aus der handlungstheoretischen Perspektive der Akteure interpretieren. Die Ontologisierung sozialer Konstruktionen erlaubt zwar eine Vereinfachung der Komplexität historischer Ereignisse, führt aber zugleich zu einer Ideologisierung dieser kollektiven Orientierungsinhalte.

Quellen: Groden/ Livingstone: 306ff, 416, Hersh: 345-352, Engberg: 2, Hamilton-Paterson (2000): 44, Horowitz: 339-341, Marrs: 275f, Scott (1993): 226f, 305, Tarpley/ Chaitkin: 136, 177ff, Pepper, Dankbaar.


Februar 1963 Attentatsplan top

Chicago-Boss Sam Giancana gerät innerhalb der Mafia unter Druck, da er Kennedy an die Macht hievte. Santos Trafficante und Jimmy Hoffa wollen den Justizminister Robert Kennedy umbringen lassen, aber Carlos Marcello besteht auf der Eliminierung des Präsidenten. Am 31.10.62 wurde der Deportationsbefehl gegen Marcello bestätigt und Marcello drängt auf Taten. Giancana muss eingestehen, dass er sich bei den Kennedys verschätzt hat, und Marcello setzt sich mit seiner Forderung durch. Frank Ragano, Anwalt von Trafficante und Hoffa und Freund Marcellos, bestätigt später, dass die Attentatsplanung im Februar 1963 bereits am Laufen ist. Die Attentatsvorbereitungen dauern mehrere Monate, da zunächst einmal Pläne für Mordanschläge in Miami, Los Angeles, Chicago und Dallas ausgearbeitet werden.

FBI-Direktor Hoover verstärkt, nachdem RFK ihn wegen Untätigkeit gerügt hat, die Überwachung Marcellos. Zuständig dafür ist FBI-Agent Regis Kennedy, der während Jahren berichtete, Marcello sei ein einfacher Tomatenhändler, wofür er von Marcello bezahlt wird. Trotz der Anweisung zur erhöhten Anstrengung schafft es das lokale FBI nicht, in New Orleans und Dallas weiterzukommen. Dabei hat Marcellos Imperium einen geschätzten Wert von $1,6 Mia. Die New Orleans Crime Commission schätzt, dass 1963 Gewinne von $500 Mio. aus dem Spielgeschäft, $100 Mio. von Bars und Saloons, $8 Mio. durch Einbrüche und Hold-ups, $6 Mio. aus der Prostitution und $400 Mio. aus Geldwasch-Investitionen im Transportwesen, in Finanzgeschäften und Liegenschaften herausspringen.

Quellen: Callahan: 138-140, Davis (1988): 120-125.


April 1963 Von Kuba auf die Bahamas und zurück top

Nach dem definitiven Ende der Casinos auf Kuba trommelte Meyer Lansky 1962 Charles Tourine, Michael Coppola, Dino Cellini, Max Courtney und Frank Ritter im Fontainebleau Hotel in Miami zusammen, um die Spielgeschäfte auf die Bahamas zu verlegen. Dazu schmierte Lansky den Chef des Entwicklungsbüros, Sir Stafford Sands, mit ungefähr $2 Mio.
Dan "Dusty" Peters fliegt zwei Mal wöchentlich von den Bahamas nach Miami und bringt je um die $300'000 der beiden Casinos auf das Festland. Lanskys Verbündete Wallace Groves und Lou Chesler sind mit der Resort International von James Crosby auf Paradise Island assoziiert, dessen Bruder Peter Crosby ein Betrüger mit Kontakten zu Mafia-Aktienschwindler Louis Mastriana und John Lombardozzi ist. Bebe Rebozo konsultiert beim Handel mit gestohlenen Aktien Peter Crosby, Mastriana und Donald Nixon. Der erste Casinodirektor auf Paradise ist Eddie Cellini, der schon in Kuba in zwei Casinos für Lansky arbeitete.
Crosby arbeitete an Werbeaktionen für Richard Nixons Präsidentschaftskampagne 1960 mit, Chesler befand sich im Wahlkampftross. Crosby und der Cellini-Mann Sy Alter, der Politiker und Richter schmierte, um einer Verurteilung wegen Verletzung des Alkoholgesetzes zu entgehen, finanzieren Nixon 1968. Nixon und Rebozo waren an den Verhandlungen zur Erteilung der Casinolizenz auf Paradise Island beteiligt, über das Gelder für Nixons Kampagne und Tasche gewaschen werden. Den beiden gehört, zusammen mit George Smathers, die Brücke zur Insel, die nach dem heutigen Wert $5 Mio. abwirft, wobei die Gewinne bei der Zürcher Cosmos Bank, die Niederlassungen in New York und auf den Bahamas hat, deponiert werden. Auch die UBS-Tochter Cantrade führt ein Konto von Nixon, der öffentlich behauptet, nie mit ausländischen Banken zu tun gehabt zu haben, aber in den 80er Jahren jedes Jahr nach Zürich reist.
Auch andere Leute aus diesem Umfeld wie Richard Pistell, der den Kauf von Paradise Island durch Robert Vesco Anfang der 70er Jahre organisiert, tragen zur Wahl Nixons zum Präsidenten bei. Um sein Comeback vorzubereiten, wird Nixon ein Job bei einer Anwaltsfirma (Nixon, Mudge, Rose, Guthrie and Alexander) organisiert, die sich auf Steuerhinterziehung und Vermögensverwaltung spezialisierte. Zu den Kunden zählen Don Kendall, Bob Abplanalp, Stavros Niarchos, Arnholdt Smith und Ngo Dinh Diem. Für $135'000 kauft sich Nixon eine Wohnung in New York neben Nelson Rockefeller. 1972 entdeckt IRS-Informant Norman Caspar auf der Kundenliste der Castle Bank auf den Bahamas, dass Nixon seit den 50er Jahren ein Konto bei der CIA-/Mafia-Geldwaschanlage auf seinen eigenen Namen führt. Als IRS-Agent Richard Jaffe die Liste anfordert, fehlt der Name des Präsidenten, und da IRS-Kommissar Donald Alexander, dessen Name selbst auf einem Index der Castle erscheint, von Nixon ernannt wurde, stoppt er die Untersuchung. Vor einem Ausschuss vermutet Caspar plötzlich, jemand, der zu viele Martinis getrunken habe, könnte Nixons Namen auf diese Liste gesetzt haben.

Jerry Buchanan schliesst sich der Aktion von Zacarias Acosta, dem Leiter der Exilkubanergruppe "Los Pinos Nuevos", an, die mit dem Boot Violynn III einen sowjetischen Frachter angreifen wollen. Richard Lauchli lieferte der Gruppe Los Pinos Nuevos das nötige Dynamit dazu. Alex Rorke, William Johnson, George Smathers und Frank Sturgis waren an der Planung dieses Attentats, das parallel zu einem Bombenangriff mit einem Beechcraft-Flugzeug stattfinden soll, mitbeteiligt. Auf den Bahamas wird das mit Waffen vollbeladene Boot von den Briten gestoppt, die es mit den sechzehn Personen am 1.4. in Nassau der United States Coast Guard übergeben.

Am 26.4. erzählt Alexander Rorke dem Miami Harald, er sei tags zuvor nach Kuba geflogen, um die Nico Lopez Ölraffinerie, die vorher Shell und Esso gehörte, in Havanna zu bombardieren. Laureano Batista von der Christian Democratic Movement, Geoffrey Francis Sullivan und Steve Justin Wilson hätten die selbstgemachten Napalm- und Penilitebomben, nachdem sie sie mit ihren Zigarren angezündet hätten, aus dem Fenster der zweimotorigen Maschine geworfen. Havanna bestätigt den Angriff, der scheiterte, weil die Bomben nicht explodierten. Der Angriff zeigt jedoch, dass die US-Behörden die Exilkubaner nicht kontrollieren und wie leicht die kubanische Flugabwehr zu umgehen ist. Trotz dieser Provokation, die in der gesamten Presse verbreitet wird, und der Kritik Kubas unterbindet das Justizministerium eine Untersuchung des Angriffs.

Am 17.4. gibt Miro Cardona, der Chef des Cuban Revolutionary Council, eine Pressekonferenz, auf der er seinen Rücktritt bekannt gibt. In einer Serie von Treffen mit dem Justizminister forderte er vergeblich $50 Millionen für eine erneute Invasion Kubas. Der Protest-Rücktritt Cardonas führt zu einer Spaltung der Exilkubaner und zu Flügelkämpfen. Weil dieser Schritt an die Öffentlichkeit eine Blamage für Kennedy, der immer jeglichen Zusammenhang seiner Regierung mit den Aktivitäten der Exilkubaner bestritt, und eine Form von Erpressung ist, streicht die Kennedy-Regierung die Unterstützung des CRC.

Paulino Sierra trifft sich am 15.5.63 in Miami mit Exilkubanerführer aller politischen Richtungen, um die Koordination der einzelnen Gruppen und eine gemeinsame militärische Invasion zu organisieren. Pedro Diaz Lanz, Carlos Rodriguez Quesada und Felipe Vidal Santiago sind zu diesem Treffen eingeladen. Vidal kennt CIA-Offizier William Bishop, der Vorkenntnisse über das Kennedy-Attentat besitzt. Carlos Rodriguez Quesada ist der Leiter der "Bewegung 30.November", von der sich im Mai 1962 die "Revolutionäre Bewegung 30.November" abspaltete. Quesadas Gruppe kooperiert 1963 mit der "Junta Del Gobierno de Cuba en Exilio" von Sierra, beispielsweise bei der Entführung von kubanischen Fischerbooten im Februar, an der Roy Hargraves beteiligt war.

Sierra behauptet, er vertrete eine Gruppe reicher Geschäftsleute aus Chicago, zu denen William Trull gehöre, die zusammen mit der United Fruit und der Standard Oil $30 Mio. aufwerfen würden für die Beseitigung Castros, egal ob dies mit oder ohne Unterstützung der Regierung geschehe. Bis im Juli gelingt es ihm, eine mächtige Koalition auf die Beine zu stellen, die Carlos Prio Socarras als Präsidenten und Sierra selbst als Aussenminister einer neuen kubanischen Regierung vorsieht. Im August wendet sich Sierrra an Richard Lauchli und die Hemming-Mitarbeiter Steve Justin Wilson, Denis Linns Harber und Joe Garman, um Waffen zu beschaffen. Im Sepember verkündet Prio seine Kollaboration mit Sierras Allianz, womit der von den Kennedys favorisierte Manuel Artime isoliert wird. Bereits im Oktober beginnen Probleme bei Waffenkäufen, mit den Behörden und bei der Frage der Kooperation mit linken Exilkubanern das Funktionieren dieser Koalition zu bedrohen.

Loran Hall und Gerry Hemming sind im Mai in Dallas, um Geld für Waffen und Trainingscamps der Exilkubaner aufzutreiben. Hemming ist im Juni in einen Waffendiebstahl verwickelt, wobei der beraubte Waffenhändler Mike Marino die Waffen zurückerhält und dafür von der US-Zollbehörde verhaftet wird.

Quellen: Weberman (7): 22-25, (10): 26-28, 66-69, (11): 29, Best: 38, Collier/ Horowitz: 379f, Russell: 5, Summers (2000): 240-245, 252-259, 510ff.


April 1963 Lee Harvey Oswald top

An einer Party im Februar stellte George DeMohrenschildt seinen Freund Lee Harvey Oswald dem Faschisten Volkmar Schmidt vor, wonach dieser unbedingt wollte, dass Oswald auch Michael Paine kennenlernt. Schmidt führte mit Wilhelm Kuetumeyer Versuche an Psychiatriepatienten durch, war am Plot "20. Juli" dabei und arbeitet nach seiner Flucht in die USA bei der Ölfirma Magnolia. DeMohrenschildt schenkte Oswald Hitlers "Mein Kampf", das dieser angeblich während seiner Marinezeit bereits gelesen hatte. An der Party waren noch andere Magnolia-Mitarbeiter mit Kontakten zur CIA anwesend. Oswald machte Bekanntschaft mit Everett Glover, dem Sohn des Direktors von Radio Free Europe, und mit dem Admiral der Naval Intelligence H. E. Bruton.

Am 12. März bestellte Oswald als A. J. Hidell bei Klein's Sporting Goods Company in Chicago das Mannlicher-Carcano Gewehr und wurde daraufhin damit und dem 38-Smith & Wesson Revolver von George Rose and Company auf Schiessplätzen gesehen. Gerry Hemming besass ebenfalls zwei Mannlicher-Carcano Gewehre, die er 1962 einem Saul Sagué gab, von dem Hugh C. McDonald behauptet, er sei einer der Mörder Kennedys. Ein Mario Tauler Sague war im Sommer 1960 zusammen mit Armando Cubria Ramos an einem CIA-Attentatsversuch gegen Castro beteiligt. CIA-Agent Robert D. Morrow, der mit Gerry Hemming und Mario Kohly zusammenarbeitet, behauptet, er hätte David Ferrie vor dem Kennedy-Attentat zwei Mannlicher Gewehre verkauft.

Marina Oswald schrieb der russischen Botschaft am 27.2.63, dass sie in die Sowjetunion zurückkehren möchte, ohne ihren Mann. Oswald schlägt seine Frau, weil sie mit anderen Männern schläft. Sie zieht am 24.4.63 mit dem Kind zu Michaels Frau Ruth Paine, die eine aktive "Betreuungsaufgabe" übernimmt. Ruth Paines Vater, William Avery Hyde, ist ein Geschäftspartner von DeMohrenschildt und an Kommunisteninfiltrationen beteiligt. Er arbeitet hauptsächlich für eine Versicherungsgesellschaft und die CIA dominierte Agency for International Development. Ruth Paine ist eine Quäkerin und beim Friends World Committee beteiligt, das Austauschstudenten, von denen etwa 25% CIA-Agenten sind, in die UdSSR schickt. Ihre Schwester Sylvia Ludlow Hyde Hoke arbeitet seit 1954 für die CIA und später ebenfalls für die AID. Sie ist befreundet mit Talbot Bielefeldt, Chef der UdSSR-Dokumentationsabteilung der CIA. Ruths Schwager John Lindsey Hoke war in Zusammenhang mit der International Cooperation Administration, der Vorläuferorganisation der AID, bei der er später ebenfalls arbeitet, im Geheimdienstbereich für die US-Botschaft in Panama tätig.
Ruths Ehemann, Michael Ralph Paine, von dem sie getrennt lebt, aber in häufigem Kontakt steht, arbeitet in der Carswell Air Force Base in Fort Worth in der Bewaffnungs- und Elektronikabteilung, die Unterhaltsarbeiten für B-52-Atombomber ausführen. Paines Militärgeheimdienstname lautet auf Charles Melvin Coffey. Seine Familie hat Beziehungen zur United Fruit, zu Rockefeller und zur Gibraltar Steamship, die der CIA Schiffe für die Schweinebuchtoperation offerierte. Paine ist ein Cousin des United Fruit-Direktors Alexander Cochrane Forbes und des United Fruit-Präsidenten Thomas Dudley Cabot.
Vater George Lyman Paine heiratete nach seiner Scheidung die Trotzkistin Frances Drake, wodurch er enge Kontakte zu dieser Szene bekommt und vermutlich als CIA-Informant arbeitet. George Paine war mit der Liebhaberin von Allen Dulles, Mary Bancroft, befreundet. Ruth Forbes war zuvor mit Arthur Young, der mit Dulles in Korrespondenz steht, verheiratet. Young war einer der Mitbegründer der Bell Helicopter, wo der Nazi Walter R. Dornberger Vizepräsident ist. Dornberger war für die Einsätze der V2-Raketen auf London verantwortlich und hätte wegen Massenmord in Nürnberg hängen sollen. 1950 wurde er entgegen den Protesten und Warnungen der Engländer von der Joint Intelligence Objectives Agency in die USA gebracht. Michael Paine arbeitete ebenfalls sieben Jahre für Bell Aircraft.

George DeMohrenschildt zügelt nach einer Überprüfung der Domestic Operations Division der CIA im April und Mai nach Haiti. Die CIA schickt Oswald nach New Orleans, wo er Guy Banister unterstellt sein wird. Am 6.4.63 gibt Oswald seine Stelle in Dallas auf und zieht zu Lilian und Charles Murret. Offiziell verliert er seine Stelle bei Jaggars, Chiles & Stovall am 5.4.63, weil er russische Zeitungen las. Obwohl er laut Warren-Bericht erst Ende April nach New Orleans kommt, wurde er dort schon im März im Gefängnis von einem Beamten der Einwanderungsbehörde interviewt. Marina Oswald kommt mit dem Kind ebenfalls nach New Orleans, als er am 9.5. eine Wohnung mietet.

Charles Murret arbeitet als Buchmacher im Glücksspielgeschäft der Marcellos unter Sam Saia. Oswalds Mutter Marguerite war jahrelang mit Sam Termine, dem Chauffeur und Leibwächter Marcellos, mit Raoul Sere und mit Clem Sehrt, Anwalt und Geschäftsfreund von Marcello, befreundet. Oswald arbeitete auch als Laufbursche und Kassierer für seinen Onkel.

FBI-Informant Gene Sumner beobachtet während eines Essens im Town & Country-Restaurant, wie Marcello-Mitarbeiter und Restaurantmanager Joseph Poretto Oswald ein Bündel Geldscheine zusteckt. Eugene DeLaparra, Angehöriger des Marine Corps und ebenfalls FBI-Informant, der halbtags in der "Tregles Bar" vom Lounnor Restaurant arbeitet, hört eine Unterhaltung zwischen Marcellos Geschäftsfreund Bernard Tregle, Norman Le Blanc und David Ferrie, in der es um das Gewehr für die Ermordung Kennedys geht.

Um 21 Uhr des 10.4.63 schiesst Gerry Hemming mit "Oswalds" Mannlicher-Carcano auf General Edwin Walker, der an seinem Schreibtisch arbeitet. Hemming schiesst absichtlich daneben und Walker bleibt unverletzt. Zur Vorbereitung des vermeintlichen Attentats fotografierte Lee Harvey Oswald Walkers Haus, und dessen Adresse und Telefonnummer stehen in Oswalds Adressbuch. Mit diesem vermeintlichen Mordversuch eines konservativen Exponenten wird die Legende von Oswalds Gewalttätigkeit aufgebaut. Zudem macht Hemming, für dessen INTERPEN Walker Geld auftreibt, den rechtsextremen General zu einem Märtyrer. DeMohrenschildt ‚bestätigt' nach dem Kennedymord, dass Oswald ihm das Gewehr gezeigt habe, mit dem er auf Walker geschossen habe, und auch Michel und Ruth Paine tragen mit ihren Zeugenaussagen, Oswald habe Walker mit Hitler verglichen und ihn deshalb beseitigen wollen, zur "Beweisführung" des kommunistischen Gewalttäters bei.
Walker befehligte in Deutschland die 24. Division der U.S.Army und benutzte seine Stellung, um seinen Soldaten faschistische Propagandaliteratur zu verteilen. Angewiesen, dies sofort zu stoppen, quittierte er seinen Dienst und kam 1961 in die USA zurück, um politisch tätig zu werden. Walker wurde einer der Sprecher der ultrarechten John-Birch Society, kandidierte 1962 für das Amt des Gouverneurs von Texas gegen John Connally und begab sich im Februar 1962 zusammen mit dem rechtsextremen Prediger Billy James Hargis auf eine nationale Propagandatournee. Nach der Schweinebuchtmisere stellte die CIA Walker ein, um die Exilkubaner wieder zu bewaffnen und zu trainieren. Walker wurde am 1.10.62 verhaftet, weil er einen Aufstand an der Mississippi-Universität angeführt hatte, um die Immatrikulation des Afroamerikaners James Meredith zu verhindern. Kennedy schickte 3000 Soldaten zur Niederschlagung des Aufstandes, und Walker wurde auf Initiative von Robert Kennedy von Psychiatern untersucht, als paranoid diagnostiziert und in eine geschlossene Abteilung verfrachtet. Robert Morris und Dr. Stubblefield vom Parkland Hospital gelang es schliesslich, Walker wieder frei zu bekommen.
Walkers rechte Hand Robert Allan Surrey ist befreundet mit FBI-Agent James P. Hosty, der Oswald im Herbst beschattet/betreut. Surrey liefert zusätzliche Informationen über das angebliche Attentat Oswalds auf den General und produziert die "Kennedy - Wanted for Treason"-Flugblätter, die entlang der Parade am 22.11.63 von Mitgliedern der JBS verteilt werden. Der Bruder von Walkers Fahrer, Larrie Schmidt, schreibt mit Bernard Weissman das schwarzumrandete "Todes"-Inserat, das am 22.11.63 in der Dallas Morning News erscheint.
Walker kennt Jack Ruby und ist mit Warren Reynolds befreundet, der den Mörder Tippits verfolgt. Augenzeuge Reynolds ist zuerst unfähig, Oswald als den Mörder zu identifizieren, kann es aber, nachdem ihm in den Kopf geschossen wird, was er überlebt, und nachdem er sich mit Walker getroffen hat. Am 23.11.63 ruft Walker den Herausgeber Gerhard Frey der faschistischen Deutsche National Zeitung an und beschuldigt Oswald, er habe auf ihn geschossen. Frey ist Mitglied der Neonazi-Organisationen Witiko Liga, deren Präsident Walter Becher 1950 in den USA ein Büro eröffnete, über das Kontakte zu Joe McCarthy, Charles Willoughby, Edwin Walker, Robert Morris, Douglas MacArthur und FBI-Agent Dan Smooth laufen. Marina Oswald bestätigt Walkers Geschichte und beschuldigt ihren Mann im Januar 1964 auch, dass er auch Richard Nixon habe umbringen wollen. Sie habe es verhindert, da sie die Badezimmertüre abgeschlossen und ihn drei Stunden eingesperrt habe. Weder die Warren-Kommission noch das FBI können mit dieser Geschichte etwas anfangen. Die Geschichte, die vermutlich von Isaac Don Levine kommt, zielt ebenfalls darauf ab, Oswald als Killer von Politikern des rechten Lagers zu profilieren. Nixon hätte laut Maurice Carlson, dem Präsidenten der Reliance Life and Accident Insurance Company, Ende April angeblich am Southeast Dallas Chamber of Commerce sein sollen. Don Levine ist an der CIA-Aktion zur Expatriierung der Töchter von Alexander Ziger, Oswalds Boss in der Radiofabrik in Minsk, nach Argentinien beteiligt.

Oswald arbeitet vom 9.5. bis 19.7.63 in der Nähe von Banisters Büro im Kaffee-en-gros-Geschäft William B. Reilly Company als Kellerwart. William Reilly finanziert das Crusade to Free Cuba Committee von Arcacha und das Information Council of the Americas von Alton Ochsner und Edward Scannel Butler. Gleichzeitig mit Oswald beginnt dort auch der ehemalige FBI-Agent William I. Monaghan, der vorher bei Standard Fruit gearbeitet hat und Mitglied des INCA ist. Das INCA spielt eine wichtige Rolle bei der Verleumdung Oswalds als "kommunistischem Propagandisten". Carlos Bringuier, ebenfalls ein Mitglied der INCA, propagiert die "Kommunistenzugehörigkeit" Oswalds über das Directorio Revolucionario Estudiantil. Butler veröffentlicht zu Beginn der Garrison-Untersuchung die "kommunistischen" Vernetzungen Oswalds. Monaghan verlässt die Firma ebenfalls, als Oswald gefeuert wird.

Daneben ist Oswald für William Guy Banister aktiv. Oswald ist laut Banisters Sekretärin und Liebhaberin Delphine Points Roberts ein Undercoveragent Banisters. Roberts ist wie ihre Ehemänner in rechtsextremen Kreisen aktiv. Oswald arbeitet einerseits als Kommunist getarnter Spitzel/Provokateur für die CIA unter Banister, wofür er $200 pro Monat erhält, und andererseits als FBI-Informant. Seine FBI-Informantennummer lautet S-172 oder S-179. FBI-Agent Warren DeBrueys, der Sergio Arcacha Smith kennt, geht davon aus, dass Oswald ein Undercoveragent für das Cuban Revolutionary Council ist. Im Juli 1963 versucht sich Oswald in ein Trainingslager der Exilkubaner in Lacombe nördlich von New Orleans einzuschmuggeln. Das Trainingslager befindet sich auf einem Grundstück von Mike McLaney, einem ehemaligen Casinobesitzer aus Havanna mit Verbindungen zu Santos Trafficante und Meyer Lansky.

Sieben FBI-Beamte sind in den eineinhalb Jahren bis zu seinem Tod in Kontakt mit Oswald. William Torbitt schliesst daraus, dass Hoover über die FBI-Division Five und die Defense Industrial Security Command hinter der Manipulation Oswalds stecke. Oswald erledigt aber nicht nur Aufträge des FBI, sondern auch der bundesstaatlichen Social Security, des Secret Service und der Alcohol, Tobacco, and Firearms-Einheit der U.S.Treasury, weshalb er bei einem Privatdetektivbüro angestellt ist und nicht beim FBI. Im Auftrag der AFT bestellte Oswald als "A. J. Hidell" am 27.1.63 den Smith & Wesson-Revolver bei George Rose and Company, mit der Hemming geschäftet. Bis heute haben sich die Behörden geweigert, Oswalds Steuerunterlagen zu veröffentlichen, die die genauen Auftragsverhältnisse klarstellen würden.

Banister war Polizist und arbeitete ab 1934 bei der Untersuchungsabteilung des Justizministeriums. Als SAC des FBI in Chicago war er an der legendären Schiesserei beteiligt, in der Amerikas Staatsfeind Nummer Eins, John Dillinger, getötet wurde. Einer seiner Mitarbeiter war Robert Maheu, der das FBI in den 50er Jahren verliess. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Banister auch für das ONI, zu dem er über Anwalt und ONI-Reserveoffizier Guy Johnson weiterhin Kontakt hat. Aufgrund des lausigen Handlings eines Mordfalles in Minnesota wurde Banister vom FBI gefeuert, worauf er nach Louisiana zurückkehrte, für Gatlin arbeitete und zu trinken begann.

Maurice Gatlin war Chefankläger beim Steueramt von Louisiana und arbeitete für Huey Long an Verleumdungskampagnen gegen Kritiker des Senators. Gatlin stand in Kontakt mit den Kommandanten der Militärakademie Guatemalas, Roberto Barrios Pena und Carlos Castillo Armas, und belieferte die CIA 1954 mit Informationen für den Putsch gegen Arbenz. Zudem war er ein Lobbyist des dominikanischen Diktators Trujillo. Gatlin stellte Spitzel ein, um Kommunistenorganisationen zu infiltrieren und gründete 1954 das Anti-Communist Committee of the Americas, Caribbean Division, das zur Inter-American Confederation for the Defense of the Continent gehört. Vizepräsident dieser Organisation wird der ehemalige Polizei- und Militärgeheimdienstchef Batistas, Salvador Diaz Verson, der ebenfalls Präsident der Anti-Communist League of Cuba ist. Guy Banister, der das Naziblatt Thunderbolt abonniert und den Führer der Nazipartei George Lincoln Rockwell kennt, gehört ebenfalls dieser Organisation an. Rockwells Name steht auch in Oswalds Adressbuch. Ein anderer Verbündeter von Banister ist der korrupte Bürgermeister von New Orleans DeLesseps Story Morrison, der zusammen mit dem Warren-Kommissionsmitglied Hale Boggs eine Anwaltskanzlei führte. Nach vier Amtszeiten wurde er im Juli 1963 zum Botschafter der Organization of the American States ernannt. Er trat 1962 wegen Korruptionsvorwürfen zurück und wird Gouverneur von Louisiana.

Banister war Untersuchungsbeamter im Louisiana's Committee on Un-American Activities und wurde stellvertretender Polizeichef, aber 1957 entlassen, weil er einen Kellner mit der Pistole schlug. Daraufhin gründete Banister sein eigenes Privatdetektivbüro, trat der John Birch Society und der ultrarechten, paramilitärischen Untergrundorganisation der Minutemen bei. Zudem gibt er den rassistischen Louisiana Intelligence Digest heraus. 1960 wollte ihn Bürgermeister Richard Daley als Polizeichef nach Chicago berufen, was verhindert wurde, weil die CIA im August begann, Banisters Detektivbüro als Cover für verdeckte Operationen zu benutzen. Für oder mit Banister arbeiten Joseph Oster, Grady Durham, John Sullivan, Edward Stuart Suggs (=Jack Martin), Major Stewart, David Ferrie, George Singleton, Alvin Cobb, Joseph Newbrough und Thomas Edward Beckham. Über FBI-Agent Regis Kennedy, der oft in Banisters Büro auftaucht, laufen Kontakte zu Marcello. Spätestens ab Ende 1962 steht Banister auf der Gehaltsliste von Carlos Marcello.

Am 6.1.61 gründete Banister die Friends of Democratic Cuba, die die Cuban Revolutionary Front von Sergio Arcacha Smith unterstützen soll. Dabei arbeitet Banister mit E. Howard Hunt und Frank Sturgis zusammen. Banisters Büro ist die Operationsbasis für die CIA-Operation MUNGO, bei der Exilkubaner in Trainingslagern für die Eroberung Kubas vorbereitet werden. Neben seinem Detektivbüro an der 531 Lafayette Street/544 Camp Street befand sich bis 1962 das CRC von Arcacha, wo oft Waffen und Sprengstoff für die Arcachas Kampftruppen gelagert wurden. Arcacha musste New Orleans 1962 wegen seinen Betrügereien verlassen und ging nach Dallas. Diese Adresse ist die Drehscheibe der exilkubanischen Aktivitäten und befindet sich in unmittelbarer Nähe der lokalen FBI- und CIA-Büros. Auch für die Schweinebuchtinvasion lagerte Banister Waffen in seinem Büro. Banisters Waffendepot in Houma, Louisiana, gehört der Schlumberger Corporation, die auch rechtsextreme Terroristen in Algerien beliefert. Aus diesem Waffendepot organisieren Banister, Ferrie, Andrew Blackman, Sergio Arcacha Smith, Gordon Novel und Layton Martens einen Scheindiebstahl, wonach sie behaupten, das Justizministerium und damit Robert Kennedy stehe hinter dem Diebstahl. Laut Novels Frau ist Gordon einer der Doppelgänger Oswalds, der wie Seymour belastende Spuren legt.

Zusammen mit William Wayne Dalzell gründete Banister Ende 1961 das Radio Free Cuba. Banister wurde Ende der 50er Jahre der Kopf der Anti-Communism League of the Caribbean in New Orleans. Die ACLC wurde ursprünglich von der CIA aufgebaut mit dem Ziel, Arbenz in Guatemala zu stürzen und gehört zur World Anti-Communist League. Bei einer Reise nach Europa trifft sich Banister auch mit französischen Terroristen. Über die Permindex von Clay Shaw spendet die ACLC der Organisation de l'Armée Secrète $200'000 für die Ermordung Charles de Gaulles. Als Folge des missglückten Attentats wird die schweizerische Niederlassung der Permindex geschlossen und das mit der Permindex verhängte Centro Mondiale Comerciale muss seinen Sitz von Rom nach Johannesburg verlegen. De Gaulle ist überzeugt, dass auch NATO-Kreise hinter den Attentatsversuchen stecken, da General Maurice Challe Kontakte zum Pentagon und zur DIA hat.

An den angeblich kommunismusgefährdeten Tulane- und Louisiana State-Universitäten baute Banister ein Netz von Informanten auf, deren Berichte von Jerry Milton Brooks regelmässig ins FBI-Büro von New Orleans gebracht werden, wo man sie ins Archiv integriert. An der Tulane-Universität ist auch H. Warner Kloepfer, der mit seiner Frau Ruth in Oswalds Adressbuch steht. Oswald soll an einer Party an der Tulane-Universität bei Robert Hoffman gewesen sein. Banister ist zusammen mit seinen Mitarbeitern auch an COINTELPRO-Aktionen des FBI beteiligt.

Guy Banister baut Oswald gezielt als Sündenbock auf und plant mit David Ferrie Oswalds Aktivitäten, die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erregen sollen: Oswald gibt sich bei seinen Aufträgen als fanatischen Kommunisten, Waffennarr und Einzelgänger aus. Er bewirbt sich am 26.5.63 bei Direktor Ted Lee am Hauptsitz des Fair Play for Cuba Committee in New York, um eine Zweigstelle in New Orleans zu gründen, deren einziges Mitglied er selbst bleibt. Ab dem 28.5.63 führt Oswald eine intensive Korrespondenz mit Lee, der offenbar ebenfalls Mitglied der Progressive Labor Movement ist und von der CIA und dem FBI intensiv überwacht wird. Die CIA-Operation gegen das FPCC unterstehen James McCord und David Atlee Phillips, der eng mit E. Howard Hunt zusammenarbeitet und laut James Files Oswalds Kontrollagent ist. Auf Wunsch der CIA bricht das FBI unter Leitung von SAC John Malone im April und im Oktober 1963 im Hauptquartier des FPCC und im Mai ins Büro des PLM ein, wobei auch Oswalds Korrespondenz fotografiert wird. Nachdem Hoover am 7.12.63 die Morduntersuchung bereits abschliessen will, veröffentlicht die Presse 6 Briefkopien Oswalds, die Ted Lee nach dem Attentat dem FBI übergab. In der New Yorker Ausgabe des Journal-American schreibt Guy Richards, ein Freund von John Malone, das Attentat könnte eine vom FPCC gesteuerte Verschwörung sein. Lee wird vom Senatsausschuss von Julien Sourwine, der von Trujillo, Somoza und Pawley unterstützt wird, und Senator James Eastland, der zusammen mit Pawley 1963 eine Kubainvasion plant, in Hearings in die Mangel genommen. Der CIA-Verbündete William Pawley ist mit der Botschafterin Claire Booth Luce befreundet, die seine Kubaaktionen unterstützt, an einer auch Oswald 1962 einmal mit Justin McCarthy beteiligt war.
Oswald druckt "Hands Off Cuba"-Pamphlete und Mitgliedskarten des "N.O.F.P.C.C." Unter den Namen Osborne und Hidell verteilt Oswald Mitte Juni Flugblätter mit politischer Agitation für Castro. Banister bekommt einen Wutanfall, als er entdeckt, dass Oswald die Adresse 544 Camp Street als Sitz des FPCC auf die Flugblätter gedruckt hat. Einige der Zeugen, die Oswald in New Orleans beobachten, beschreiben ihn als sauber und gepflegt, andere als fluchenden und dreckigen Säufer, was bedeutet, dass ein Doppelgänger auftritt. Banister stellt andere junge Männer wie die beiden Ex-Marines Allen und Daniel Campbell ein, die Pro-Kuba-Studentengruppen infiltrieren.

Als Oswald bei Reilly gefeuert wird, freut er sich, weil er erwartet, bald bei der NASA im neu eröffneten Space Center in Michoud bei New Orleans zu arbeiten. Tatsächlich wechseln 5 seiner Arbeitskollegen der Kaffeefirma kurz danach zur NASA. Einer davon ist Dante Marachini, der am selben Tag wie Oswald dort zu arbeiten begann und ein Freund von Davis Ferrie ist. Zur selben Zeit beginnen 2 weitere Freunde Ferries bei der NASA zu arbeiten: James Lewallen und, unter seinem Militärpseudonym Charles Melvin Coffey, Michael Paine.

Quellen: Bartholomew: 54, 57f, Weberman (8): 44f, 62, (9), (10): 2, 18-20, (11): 1-55, (12): 17ff, (14): 31, Groden/ Livingstone: 299f, 308f, 437f, Tarpley/ Chaitkin: 117-129, Brussell (1983): 16-22, Marrs: 225-230, 260, 342, Bartholomew: 55, Callahan: 36, 66 ,89,108ff, Scott (1993): 95, 261, (1994): 2f, Rose: 2f, Anson: 121-126, 191-217, 249ff, Davis (1988): 122-137, 404, 415, Sylwester: 17-19, Summers (1993): 322-325, (1989): 576, Torbitt: 15-17, 23, 29f, Dankbaar.


April 1963 Vorbereitungen in Dallas top

Vizepräsident Lyndon B. Johnson trifft kurz vor Mittag des 23.4.63 in Dallas ein und hat 2 Arbeitsessen, 2 Privatkonferenzen in den beiden Zeitungsbüros und hält eine Rede an einem Wissenschaftsmeeting. Während der Konferenz bei der Dallas Times Herald kündigt er an, Kennedy könnte in der nächsten Zeit einen Tagesbesuch in Texas machen. Johnson vergleicht Kennedy mit einem Piloten und meint, man solle ihn nicht jetzt abschiessen, sondern auf seinen Besuch warten, was wie eine Botschaft tönt.

Offenbar steht die Einladung Kennedys zum Al Thomas Appreciation Dinner für den 21.11.63 von Jack Valenti in Houston bereits fest. An diesem Dinner wird Rubys Freund und Waffenhandelspartner Jack Halfen, der den Vizepräsidenten im Auftrag Marcellos schmiert, teilnehmen. Am 24.4. bestätigt das Weisse Haus die Reise des Präsidenten im November nach Texas. JFK will im Rahmen der Kampagne für die Wiederwahl San Antonio, Houston, Fort Worth, Dallas und Austin besuchen. Die Demokratische Partei in Texas ist zwischen dem konservativen Flügel um Lyndon Johnson und John Connally und den Liberalen um Ralph Yarborough zerstritten, seit die Partei Johnsons Sitz an den Republikaner John Tower verloren hat. JFK muss versuchen, die konservativen Texaner auf seine Seite zu bringen, da er Johnson durch George Smathers ersetzen will. Johnson muss darüber auf dem Laufenden sein, weil Bobby Bakers Sekretärin Carola Tyler mit Smathers Sekretärin Mary Jo Kopechne zusammenwohnt. Tyler kommt in einem ungeklärten Flugzeugunfall, Kopechne in einem inszenierten Autounfall mit Teddy Kennedy am 18.9.69 ums Leben.

Der Rechtsextreme Cecil Bernard Smith, der die Kampagnen von Johnson trotz seinen beschränkten finanziellen Mitteln unterstützt, verkauft George Gordon Wing den Rambler, der am 22.11.63 als Fluchtauto dient. R. L. Lewis, der Händler von C. B. Smith Motors, der den Verkauf tätigt, stirbt am 11.1.64 an einer Herzattacke. Smith arbeitete zwei Jahre in Mexiko und fördert die Lateinamerika-Abteilung an der Universität Austin, Texas. Das Institute of Latin American Studies ist eine der Akademien, die von der CIA für verdeckte Operationen gebraucht werden. Smith hat vermutlich Spanischkurse besucht, die William F. Buckley Sr. dort erteilte. Rektor der Universität ist Johnsons Freund Harry Huntt Ransom, Offizier bei der Air Force Intelligence im 2.Weltkrieg und danach Berater der Air Force. Smith, Wing und David Harold Byrd, der Hausbesitzer des TSBD, von wo Oswald Kennedy erschossen haben soll, hatten im Militär mit Waffengeschäften zu tun. Auch George Wing arbeitete in Mexiko, am City College, und wurde danach vom CIA finanzierten Institute of International Education unterstützt. Während den 29 Jahren Unterrichtsstätigkeit an der UT fehlt Wing nur zweimal: wegen Krankheit 1991 kurz vor seinem Tod und im zweiten Jahr seiner Anstellung als Assistenzprofessor, im Herbstsemester 1963, ohne Erklärung.

Walt Withman Rostow, der mit Allen Dulles, McGeorge Bundy, Richard Bissell und Charles P. Cabell zusammenarbeitet, gründete das Institute of Latin American Studies auf Empfehlung von George DeMohrenschildt. Neben dem Kennedy-Berater ist auch John W. F. Dulles an dieser Uni tätig. Rostow, wie Edward G. Lansdale ein OSS-Veteran, mit dem er 1961 eng zusammenarbeitete, ist vermutlich die Schnittstelle, von der die CIA und die Exilkubaner von Kennedys Geheimplan, mit Kuba die Beziehungen zu normalisieren, erfahren. Rostow gehört zum inneren Kreis der Kennedy-Administration und wird nach dem Attentat Johnsons Sicherheitsberater. Für Johnson ist Rostow der wichtigste Mann seines Kabinetts, und von Rostows Bruder kommt die Idee zur Bildung der Warren-Kommission, die den Kennedy-Mord ‚untersuchen' soll.

Quellen: Bartholomew (1): 7ff, (4), Groden/ Livingstone: 321.


Mai 1963 Plot gegen Duvalier top

George DeMohrenschildt arbeitet an einem von der CIA gutgeheissenen Plot zum Sturz des haitianischen Diktators François Duvalier. Bereits ein Jahr nach seinem Amtsantritt 1957 setzte "Papa Doc" die Verfassung ausser Kraft, baute ein diktatorisches Regime auf, liess in Militär und Regierung Säuberungsaktionen durchführen und ordnete Massenhinrichtungen und Ausgangssperren an. Zur Seite stand Duvalier dabei seine Privatarmee, die gefürchtete Tonton Macoute, eine berüchtigte Polizei- und Spitzelorganisation, die gegen 60'000 Menschen ermorden wird. 1958 liess er ein Stadtviertel von Port-au-Prince in Brand stecken, um die Leute zur Gründung einer neuen Siedlung zu zwingen.

Die französische Kolonie Saint-Domingue wurde als erstes Drittweltland 1804 als Haiti unabhängig, nachdem die drangsalierten aufständischen Sklaven unter Toussaint Louverture und Jean-Jacques Dessalines die Spanier, Engländer und Franzosen besiegten, wobei letztere allein 50'000 Mann verloren. Haiti war auch das erste Land, das die Sklaverei abschaffte (während das Königreich Saudi-Arabien erst 1963 Sklaven verbietet). Die USA befürchteten, dass der Funke der Rebellion auf die eigenen Sklaven überspringen könnte und initiierten mit der Verhängung des Wirtschaftsembargos 1806 die Isolierung und Sabotage der ersten Schwarzen-Republik.
Nachdem die USA 1898 Kuba und Puerto Rico, 1903 Panama, 1905 die Dominikanische Republik und 1909 Nicaragua unter ihre Kontrolle gebracht hatten, okkupierten sie 1915 Haiti aus strategischen Gründen. Die Nationalversammlung wurde aufgelöst, und der spätere Präsident Franklin D. Roosevelt brüstete sich: "Ich schrieb Haitis Verfassung selbst, und wenn ich das sage, meine ich, dass es eine ziemlich gute Verfassung ist." Die Marine organisierte ein Plebiszit, an dem 5% der Bevölkerung teilnahmen, womit die Verfassung mit 99% Zustimmung angenommen wurde. Als die Marines 1934 abzogen, war die Dominanz der die Interessen der US-Konzerne sichernden Oberschicht garantiert.
Die "Perle der Antillen" verkam in der Folge zum Armenhaus der westlichen Hemisphäre. Am 8.4.61 löste Duvalier das Parlament auf. Im April 1963 plante Clement Barbot, der kurz zuvor aus dem Gefängnis entlassene politische Gegner von Duvalier, dessen Kinder zu entführen, um seinen Rücktritt zu erzwingen. Die Entführung schlug fehl, sechs Verdächtige der Verschwörung wurden sofort exekutiert und eine breit angelegte Suche nach Barbot begann. Die Amerikaner wollen Duvalier nun loswerden, aber ohne dass die Kommunisten die Macht übernehmen.

In Washington treffen sich DeMohrenschildt und sein Geschäftspartner Clemard Joseph Charles mit dem CIA-Beamten Joseph F. Dryer und einem Vizedirektor der Army Intelligence, um einen Waffenschmuggel nach Haiti zu organisieren. Charles, eigentlich ein Freund von Duvalier, gilt als möglicher politischer Führer eines demokratischen Haitis. Er soll für den Machtwechsel über die Agency for International Development $1 Mio. bekommen. DeMohrenschildt versucht, ein Treffen mit Charles und Vizepräsident Johnson zu organisieren. Über Dorothe Matlack vom Generalstab des militärischen Geheimdienstes laufen die Kontakte zur Navy. Matlack trifft sich am 7.5.63 mit DeMohrenschildt und Charles, der will, dass die U.S. Marines Haiti erobern und Duvalier stürzen. 8 US-Schiffe mit 2000 Marines befinden sich im Mai unmittelbar ausserhalb der haitianischen Gewässer. Über Jacqueline Lancelot laufen Kontakte zu Phillipe De Beaujolais, dem Chef des französischen Geheimdienstes der Botschaft in Washington. I. Irving Davidson, der Charles kennt und Lobbyist von Duvalier ist, befindet sich im Mai 1963 ebenfalls in Haiti. DeMohrenschildt zieht am 2.6. nach Haiti, wo der Machtwechsel jedoch fehlschlägt.

Kurz nach dem Kennedy-Attentat werden $200'000 oder $250'000 auf ein Konto von DeMohrenschildt in Port-au-Prince einbezahlt. Ende 1964 fliegt der ehemalige Testpilot von Lockeed, Donald Edward Browder, mit einem gecharteten B-25 Bomber nach Haiti, was von Charles bezahlt wird. Browder wird später wegen Sicherheitsverletzungen zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Nachdem das FBI Duvalier informiert, dass DeMohrenschildt ein "polnischer Kommunist und Mitglied einer internationalen Bande" sei, bekommt dieser zunehmend Schwierigkeiten, muss im November 1966 die Insel verlassen und kommt mit seiner Frau nach Dallas zurück.

Charles wird kurz zuvor eine grosse Summe ausbezahlt. 1967 wird er verhaftet wegen seiner Rolle in dem Anti-Duvalier-Plot, kommt aber gegen ein Lösegeld von $250'000 wieder frei. 1970 landet er erneut im Gefängnis wegen der Finanzierung der fehlgeschlagenen Militärrevolte, wobei der wegen Drogenhandels später verurteilte französische Agent André Labay eine führende Rolle spielte. Charles hat auch Kontakt mit anderen Drogenhändlern mit Geheimdienstkontakten wie Mitchell WerBell III von der Nugan Hand Bank, Mario Renda und Herman K. Beebe. 1988 führt Charles ein Geschäft mit Frank Sturgis und bewirbt sich nach dem Sturz von Jean-Claude "Baby Doc" Duvalier 1986 als Kandidat an den Präsidentschaftswahlen in Haiti. Er wird aber drei Tage vor den Wahlen, die in einem Blutbad enden, vom obersten Gericht in Haiti disqualifiziert.

Quellen: Marrs: 79, 284, Weberman (8): 45-56, (10): 71ff, Groden/ Livingstone: 299-304, Schmid (2000a), Bertolami: 7ff.


Juni 1963 Die Mafia in Bedrängnis top

Teamster-Boss Jimmy Hoffa wird in Chicago wegen Betrugs mit Pensionskassenkrediten in der Höhe von $20 Mio. angeklagt. Nur ein Monat zuvor erfolgte eine Anklage gegen ihn wegen Richter-Bestechung. Hoffa versucht daraufhin, Justizminister Robert Kennedy zu erpressen, indem er am Telefon von seinen Kenntnissen und Beweismitteln von dessen Beziehung mit Marilyn erzählt. Da er weiss, dass das Telefon abgehört wird, rechnet er mit Bobbys Angst vor der Publikation dieser Informationen. Hoffa wird am 20.1.64 zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt, die er im März 1967 antritt.

Nachdem Genoveses Unterboss Tony Provenzano noch im Februar bei einem Local 560 Meeting eine Lohnerhöhung von $50'000 für seine Verdienste bei der Eliminierung von Gewerkschaftsreformern zugesprochen bekam, wird er wegen Firmenerpressung zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt.

Carlos Marcellos Antrag auf Revision des Deportationsfalles wurde am 27.5.63 vom Obersten Bundesgericht abgelehnt, was bedeutet, dass ihm keine Rechtsmittel mehr offenstehen. Es bleibt ihm nur noch die Möglichkeit, die Anklagen wegen Konspiration und Meineids aufgrund der Fälschung der guatemaltekischen Geburtsurkunde abzuwehren. Da der Prozess auf November anberaumt ist, hat er nur noch wenig Zeit, um sein $1,6 Mia.-Imperium, seine Stellung und seinen Ruf zu retten.

Nachdem Robert Kennedy von J. Edgar Hoover eine effektivere Überwachung von Sam Giancana verlangte, führte dieser die "Manndeckung" ein. FBI-Agenten folgen dem Mafiaboss offen und immer überall hin. Dies bringt natürlich keine neuen Erkenntnisse, sondern provoziert Giancana so weit, dass er zum Gegenangriff übergeht. Er klagt am 28.6. auf Rat des Advokaten Tony Tisci gegen das Justizministerium wegen fortwährender Belästigung und Einschränkung der Privatsphäre.
Eigentlich wäre dies die beste Gelegenheit, Giancana ins Kreuzverhör zu nehmen, da er im Zeugenstand unter Eid aussagen müsste, aber aus Angst vor Enthüllungen verhindert Bobby ein Kreuzverhör. Da der Justizminister das Gericht für nicht zuständig in FBI-Angelegenheiten erklärt, muss die Beschattung gelockert werden.
Frank Sinatra und Giancana verbrachten im Mai ihre Ferien zusammen auf Hawaii, und Giancana besucht im Juli das Cal-Neva, das Sinatra offiziell, aber Giancana wirklich besitzt. Im Oktober verliert Sinatra seine Casino-Lizenz, verkauft seine $380'000 Aktien am Sands und wird dafür Direktor des sich in Mafiabesitz befindlichen Berkshire Racetrack in Massachussetts.

Quellen: Davis (1988): 129, 330-338, 408, (1994): 97, 110f, Marrs: 171-173, Weberman (21): 37, (27): 43, Gregory/ Speriglio: 254, Best: 13f, 22, 41, Collier/ Horowitz: 382-385, Giancana: 500-502.


Juni 1963 Kennedys Konfrontationskurs top

John Kennedy begibt sich auf Konfrontationskurs mit dem Federal Reserve Board, indem er unter anderem die Ausgabe von fast $4,3 Mia. ‚United States Notes' durch das Finanzamt anstatt durch die im FED zusammengeschlossenen Banken beschliesst. Zusätzlich ersetzt er die Silber- durch die Golddeckung von Ein- und Zweidollarnoten, um die Währung zu stärken. Durch die Ausgabe des Konkurrenzgeldes verspricht sich JFK eine Reduktion der Staatsschulden und eine Schwächung des Finanzmonopols des FED. Der Präsident des Rechnungshofes James J. Saxon hat sich schon seit längerem für breitere Investitionen und die Stärkung der anderen Banken ausgesprochen. Da das FED das Geld selber druckt und der Regierung gegen Zinsen leiht, handelt es sich um eine weltweit einmalige Form von Korruption, wie Louis McFadden, Vorsitzender des House Committee on Banking and Currency, meint: "The Federal Reserve is one of the most corrupt institutions the world has ever seen. There is not a man within the sound of my voice who does not know that this nation is run by international bankers." Als Vater Joe von den Plänen erfährt, das FED auszuhebeln, schreit er seinen Sohn im Oval Office an: "Wenn du das tust, bringen sie dich um!" Am 4.6.63 unterzeichnet er die Executive Order Nr. 11110, womit das Finanzministerium silberzertifizierte United States Notes herausgeben kann. An weiteren Staatsschulen hätten die Privatbanken kaum mehr etwas verdient (F137: 275).
Das Federal Reserve System wurde 1913 als privates Unternehmen, an dem der Staat keine Aktien halten darf, gegründet. Die ursprünglichen Aktienbesitzer der Federal Reserve Banken waren die Rockefellers und Rothschilds, JP Morgan, Lazard Freres, Schoellkopf, Kuhn-Loeb, die Warburgs, Lehman Brothers und Goldman Sachs. Kein Senator oder Abgeordneter im Abgeordnetenhaus darf Mitglied des Federal Reserve-Gremiums oder ein Offizier oder Direktor der Federal Reserve Bank sein. Nach dem 1. Weltkrieg mussten die Europäer zur Begleichung der Kriegsschulden ihr Gold abliefern, das zur Deckung des Dollars verwendet wurde. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Golddevisen-Standard eingerichtet, der es den anderen Zentralbanken erlaubt, Dollars gegen Gold zu einem festen Satz umzutauschen. Deshalb sicherten sich die anderen Länder ihre Währung mit Dollars, die sie in den Kellern lagern. Die Amerikaner konnten sich daher in der eigenen Währung verschulden, ohne dass dies Folgen gehabt hätte. 1961 befinden sich mehr Dollar in Umlauf, als durch Gold gedeckt ist, und die Inflation stieg weltweit an. Bereits in diesem Herbst bildeten die USA (Beteiligung: 50%) mit den Zentralbanken von Deutschland (11%), Grossbritannien, Frankreich, Italien (je 9,3%), Belgien, Holland und der Schweiz (je 3,7%) einen Goldpool, um den Verfall des Dollars mittels Goldpreismanipulationen zu retten. Als die Verluste des Pools bis 1968 $4 Mia. erreichen, wird seine Tätigkeit faktisch eingestellt. Drei Jahre später sind die Währungsgoldbestände der USA soweit abgewirtschaftet, dass der Bankrott droht.
Ein Mitglied der Wall Street-Gruppe um das FED, John "Jock" Whitney, gibt als erster die Coverstory von Oswald am 22.11.63 heraus. Der ehemalige Botschafter in England ist verwandt und befreundet mit den Familien Bush, Harriman, Vanderbilt und Payson, wobei letztere eng mit der Atom- und Rüstungsindustrie verknüpft sind. Sofort nach dem Tod Kennedys werden die neuen "United States Notes" im Umfang von $4,3 Mia. zurückgezogen, und Johnson kehrt zur Tradition der Zinszahlung zurück, obwohl die Order formell in Kraft bleibt. .

Am 19.6.63 präsentiert Kennedy den Bürgerrechtsentwurf: Jedem Bürger, unabhängig von seiner Hautfarbe, soll das Wahlrecht und der Zugriff auf alle öffentlichen Institutionen garantiert werden. Schon im Oktober 1962 verärgerte JFK den Süden, als er Bundestruppen an die Universität von Mississippi schickte, um die Immatrikulation von Schwarzen gegen den Willen des Gouverneurs George C. Wallace durchzusetzen. Im Januar 1963 gab James Meredith sein Studium an der Uni Oxford in Mississippi wegen ständiger Anfeindungen wieder auf. Trotzdem stellte sich Kennedy nie eindeutig hinter die Schwarzen.
Im April und Mai 1963 kam es zu erneuten blutigen Unruhen, vor allem in Alabama, wo die Farbigen mit Boykottmassnahmen für ihre Rechte demonstrierten. Am 13.5.63 schickte JFK Luftlandetruppen nach Birmingham, nachdem im Motel A. G. Gaston, wo sich die Schwarzenführer einquartiert hatten, eine Bombe explodierte. Bei den friedlichen Demonstrationen liess der Polizeikommissär Teophilis Eugene Connor 2500 Farbige inhaftieren und mit scharfen Hunden, Wasserwerfern, elektrischen Schlagstöcken und Gummiknüppeln gegen die Demonstranten vorgehen, obwohl der Bürgermeister Albert Boutwell mit der Bürgerrechtsbewegung eine Vereinbarung ausgearbeitet hatte. Nachdem am 12.6.63 der Schwarzenführer Medgar Evers in Jackson, Mississippi, ermordet wurde, entschloss sich JFK, nun doch etwas zu tun. Eine Woche später legt er dem Kongress eine Serie von Gesetzesentwürfen vor, die eine Gleichstellung der Farbigen im öffentlichen Leben erzwingen sollen. Die Segregisten der von Robert Welch finanzierten John Birch Society und des Ku-Klux-Klan schwören Rache für den Verrat an der weissen Rasse.
Am 27.8.63 findet der Marsch nach Washington gegen die Rassendiskriminierung und für die Durchsetzung des Bürgerrechtsprogramms von JFK statt, an dem 200'000 Menschen teilnehmen. Kennedy empfängt eine Delegation der Marschteilnehmer und warnt Martin Luther King persönlich im Weissen Haus, dass er vom FBI überwacht werde und als Kommunistensympathisanten diskriminiert werden solle. JFK empfiehlt King, die Beziehung zu seinem Berater Stanley Levinson abzubrechen, der bis 1955 für die American Communist Party Gelder organisierte. Hoover lässt den Prediger im Rahmen der COINTELPRO-Aktivitäten seit Oktober 1962 unter dem FBI-Code ZORRO überwachen, obwohl ihm der Justizminister keine Bewilligung erteilte.

Quellen: Marrs: 275, DiEugenio (1997): 1, Kolloch: 149f, Tarpley/ Chaitkin: 54,135, Oglesby: 8, Best: 15, Obenhause, King: 7-17, Collier/ Horowitz: 380ff, Theoharis/ Cox: 444, Schulz: 87, 113, Summers (1993), Giefer, Pepper, Dankbaar.


Juni 1963 Kennedys Aussenpolitik top

John Kennedy hält am 10.6.63 eine Rede, die viele Historiker als die beste seiner Präsidentschaft bezeichnen. Darin stellt er den Kalten Krieg in Frage, behandelt die Sowjetunion als ebenbürtige Supermacht und votiert für den Weltfrieden. Eine Konsequenz dieser Rede ist auch die Einrichtung einer Hotline am 20.6. zwischen dem Kreml und dem Weissen Haus, um eine zweite Raketenkrise zu verhindern. Aber Kennedys eigentliches Ziel ist die Zustimmung von Nikita Chruschtschow zum Vertrag, der zwei Monate später unterzeichnet wird und Atomtests in der Atmosphäre verbietet. Die Amerikaner sind im Sommer 1963 aufgeschreckt vom Strontium 90, das bei Atomwaffenversuchen freigesetzt und in hohen Konzentrationen in Kuhmilch und menschlichen Knochen nachgewiesen wurde. JFK rechnet damit, dass der Rüstungsvorteil der USA mit dem Vertrag erhalten bleibt, da Chruschtschow nicht weiss, dass die amerikanischen Wissenschaftler nun in der Lage sind, Atomversuche auch unterirdisch durchzuführen. Zudem soll damit die weitere Verbreitung der Atombombe verhindert werden. Die UdSSR zündete 1949, England 1952 und Frankreich 1960 ihre erste Atombombe, und die USA befürchten, dass vor allem China in den Besitz der Atombombe gelangen könnte. Acht Tage nach Unterzeichnung des Vertrages am 13.8.63 kündigt Robert McNamara einen neuen Schritt im Rüstungswettlauf an, indem er die Zahl der Interkontinentalraketen von 500 auf 1700 anheben und auch die der U-Boot-Raketen verdreifachen will.

Nikita Chruschtschows Position innerhalb des Kremls wird damit nach der Kubakrise zum zweiten Mal geschwächt. 1964 trennt er den Parteiapparat in einen Industrie- und einen Landwirtschaftsbereich, kürzt das Rüstungsbudget und spricht von demokratischen Reformen. Trotz seiner Popularität im Volk hängt sein Leben an einem seidenen Faden, weil Leonid Breschnew seinen Sturz vorbereitet. Um ihrer Entmachtung zuvorzukommen, kommt ihm die Parteispitze, die Chruschtschow als Altherrenclub bezeichnet, zuvor. Im Oktober 1964 muss er von allen Regierungs- und Parteiämtern zurücktreten. Selbst nach dem Sturz empfindet ihn die Partei als Gefahr, lässt ihn weit ausserhalb Moskaus unter Hausarrest stellen und permanent überwachen. Seine Memoiren erscheinen einige Monate vor seinem Tod im Westen und werden in der Sowjetunion verboten.

Das Pentagon gibt zu, dass die Sowjetunion nur 60 und nicht 175 Divisionen hat und dass eine russische Division nur halb so gross ist wie eine NATO-Division. Ohne diese bis anhin von Reinhard Gehlen verbreiteten Zahlen hätte sich die Wiederbewaffnung Deutschlands, das seine Armee von 1000 Soldaten 1956 auf 300'000 1963 aufrüstete, was die Teilung Deutschlands und Europas zementiert, nicht durchsetzen lassen. Trotzdem sind die Westmächte mit Ausnahme Frankreichs nicht bereit, die deutschen Ostgrenzen anzuerkennen. Charles de Gaulle stellt sich immer wieder gegen die Einbindungsstrategie der USA, und Frankreich tritt am 7.3.66 aus der NATO aus, um nicht zum Handlanger der USA zu verkommen. Die Mitgliedsstaaten der NATO geben 1963 $71 Mia. für das Militär aus, während der Sowjetblock auf nur $37 Mia. kommt. Ein militärischer Angriff der Sowjetunion auf Westeuropa wird von den US-Regierungen nie als eine reale Möglichkeit betrachtet, aber die rote Gefahr dient als Legitimation für die repressive Innenpolitik und hegemonistische Aussenpolitik. Wo Revolutionen passieren, werden sie sofort der UdSSR in die Schuhe geschoben, auch wenn sie wie im Falle von Jugoslawien, China oder Kuba unabhängig von Russland entstanden.

JFK trifft auf seiner Europareise am 23.6.63 in Bonn ein und besucht dann das erste Mal die Berliner Mauer. Seine Rede am 26.6. ist ein Triumph: eine Million Zuschauer sind von seinem Bekenntnis "Ich bin ein Berliner" begeistert, obwohl seine Rede die Kalte-Krieg-Rhetorik wieder aufgreift und in diametralem Gegensatz zur Friedensrede zwei Wochen zuvor steht.

Nach einem Besuch in Irland trifft sich Kennedy am 29.6. mit dem um sein politisches Überleben kämpfenden Harold Macmillan in dessen Landhaus in Surrey, um der Aufmerksamkeit der Presse möglichst zu entgehen. Englands Regierung von Harold Macmillan wird erschüttert durch den Sexskandal um John Profumo. Der britische Kriegsminister hat ein Verhältnis mit der Prostituierten Christine Keeler, die ebenfalls eine Affäre mit dem sowjetischen Flottenattaché Yevgeny Ivanow hat, der für den sowjetischen Geheimdienst arbeitet. Zum Call-Girl-Ring von Christine Keeler und Stephen Ward gehören auch die chinesische Schönheit Suzy Chang und die wasserstoffblonde Tschechin Mariella Novotny, die nicht nur in London, sondern auch in New York arbeiten, wo sie John Kennedy vor und nach der Wahl 1960 mehrmals bedienten. Nach Aussagen von Novotny spielten die beiden Ärztin und Krankenschwester, und der angehende Präsident war ihr Patient. JFK verschlingt daher jedes geschriebene Wort über den Profumo-Skandal, wobei ihn der amerikanische Botschafter in Grossbritannien, David Bruce, direkt auf dem Laufenden hält. Besonders dramatisch ist, dass Novotny mit dem KGB zusammen arbeitet und dass die Presse informiert ist.
Auf Initiative von RFK beauftragt J. Edgar Hoover seinen Attaché in London, Charles Bates, den Skandal genau zu verfolgen, besonders im Hinblick auf eine Verwicklung von amerikanischen Beamten. Denselben Auftrag erteilt John McCone der CIA-Station in London. Deren Vizedirektor Cleveland Cram kann einen Monat lang alle Unterlagen des MI-5 über den Fall einsehen, ohne Nennenswertes zu finden. Offenbar benutzte der MI-5, der sowohl mit Hoover wie auch mit Angleton in direktem Kontakt steht, Wards Sexring, um den russischen Agenten Ivanow, der über Christine Keeler Informationen von Profumo erhalten wollte, zu erpressen.
Am gleichen Tag des Treffens von Kennedy und Macmillan schreiben die Journalisten James D. Horan und Dom Frasca im Journal-American über eine Verbindung von einem hohen amerikanischen Regierungsbeamten mit dem Keeler/Ward-Sexring. Der rechtsextreme Editor des Journals, Guy Richards, der über exzellente Geheimdienstbeziehungen verfügt, versucht einen Skandal auszulösen, um den Präsidenten nach dessen Entspannungsrede zu stürzen. Richards wird zusammen mit Michael Eddowes, der mit Christine Keeler befreundet ist, nach dem Attentat propagieren, dass der KGB JFK umgebracht habe.

Am 30.6. vergnügt sich Kennedy in einer von Dean Rusk organisierten Villa der Rockefeller-Stiftung am Comersee mit Marella Agnelli, der Frau des italienischen FIAT-Tycons, der seinerseits mit Jackie eine Affäre hatte. Während JFK am nächsten Tag eine Audienz bei Giovanni Battista Montini, dem neuen Papst Paul VI. hat und italienische Spitzenpolitiker trifft, zitiert Robert Kennedy die beiden Journalisten des Artikels ins Justizministerium, um sie im Beisein von Courtney Evans, dem Chef der Special Investigative Division des FBI, auszufragen. Die beiden wissen, dass der "hohe Beamte" der Präsident ist, verraten als Quelle aber nur den Journalisten Peter Earle von News of the World, welche mit Novotny einen Vertrag für ihre Story abgeschlossen hat. Die Journalisten versichern, dass sie weitere Quellen hätten. Wichtige Informationen kamen offenbar von Roy Cohn, der einen Amerikaner im Profumoskandal verteidigt, und gelangten über Hoover zu Richard Berlin, dem Chef des Hearst-Konglomerats.
FBI-Chef Hoover kann seit langem auf die Mithilfe der Hearst-Zeitungen zurückgreifen, um die Kommunistenangst im Land zu fördern. Über James McInerney droht Justizminister Robert Kennedy dem New York Journal-American von Randolph Hearst mit einer Anti-Trust-Klage und kann damit verhindern, dass eine zweite Auflage gedruckt oder die Story weiterverfolgt wird. Hearsts Empire umfasst um die 25 Zeitungen, 8 Magazine sowie einen Newsservice. Hearst hat Beziehungen zur Mafia, die ähnlich der CIA viele bezahlte Journalisten in den Medien haben. Gleichzeitig kehren die Kennedys das Spiel Hoovers um und weisen Kenneth O'Donnell an, ein Schmutz-Dossier über Hoover zu eröffnen, um etwas gegen ihn in der Hand zu haben.

Ein weiteres gefährliches Abenteuer hat John Kennedy mit der Ostdeutschen Ellen Rometsch. Sie war Mitglied einer kommunistischen Jugendgruppe und der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, bis sie mit ihrer Familie 1955 nach Westdeutschland floh. Mit ihrem zweiten Ehemann, als Offizier der Luftwaffe an die Deutsche Botschaft abgeordnet, kam sie 1961 nach Washington, wo sie sich als Partygirl und Prostituierte beliebt machte. Die 27jährige wurde Anfang 1963 eine von Bobby Bakers Bekanntschaften, und Bill Thompson vermittelte sie an JFK. Rometsch ist mindestens zehn Mal bei Jack und erzählt Baker von den Nacktparties im Swimming Pool des Weissen Hauses, an denen oft Politiker und in der Regel doppelt soviele Mädchen wie Männer teilnehmen.

Am 3.7. informiert J. Edgar Hoover RFK, dass er einen Bericht erhalten habe, aus dem hervorgehe, dass der Präsident mit Ellen Rometsch, die früher für Walter Ulbricht gearbeitet habe und eine Spionin sein könnte, ungesetzliche Beziehungen habe. Die Gegenspionageabteilung des FBI eröffnet daraufhin eine Untersuchung. Auf offizielles Ersuchen des Aussenministeriums hin wird Ellen Rometsch am 21.8. in einem Air Force Transporter deportiert. Begleitet wird sie von Bobbys Freund LaVern Duffy, der seit einigen Monaten ebenfalls eine Affäre mit Rometsch hat. Rolf Rometsch verlässt die USA einige Tage später; ihre Ehe wird im September wegen ihren Beziehungen zu anderen Männern geschieden. Über La Vern Duffy zahlen die Kennedys Schweigegeld.

Quellen: Obenhause, Hersh: 382-400, Summers (1993): 305-313, Collier/ Horowitz: 385f, Scott (1993): 112, 229f, 305f, Fox: 110ff, Afterbach 6, Amara, Bartholomew: 52, (4): 18f.


Juli 1963 Lateinamerika top

Präsident Carlos Arosemena Monroy von Ecuador gibt am 10.7. ein Bankett zu Ehren der Vertreter des Grace-Konzerns. In angetrunkenem Zustand erklärt er: "Die Völker Ecuadors und der USA haben herzliche Beziehungen, doch die bestehen nur zwischen den Völkern. Die Regierung der USA beutet Lateinamerika aus, und sie beutet Ecuador aus." Der Präsident ist noch nicht nüchtern, als die Armee schon die Macht übernommen hat, die sie für die nächsten drei Jahre behält, bis ein landesweiter Aufstand im März 1966 die Junta zum Rücktritt zwingt.

Kuba ist allein schon durch seine Präsenz als nicht US-dominierter Staat in Amerika eine Bedrohung des herrschenden Machtgefüges, da die Hoffnungen der amerikanischen Völker auf Unabhängigkeit dadurch genährt werden. Am 19.6. billigte JFK formell die geheime CIA-Unterstützung der "autonomen Gruppen", die zwar bewaffnet und finanziert, aber deren Sabotage- und Propaganda-Aktionen von der CIA nicht kontrolliert werden. Auch die Armee unterstützt die Exilkubanergruppen. Alexander Haig, der im Büro von Armeesekretär Cyrus Vance arbeitet, Santos Trafficante kennt, Nixons Sicherheitsberater und Reagans Aussenminister sein wird, arbeitet zusammen mit CIA-Agent Joe Califano an der Organisation von Hit-Teams. Haig behauptet später, Castro stecke hinter der Kennedy-Ermordung. John Martino ist im Juni mit einem Hit-Team auf Kuba, zusammen mit Loran Eugene Hall, Eddie Bayo, Rolando Martinez, Rip Robertson und dem Journalisten Richard N. Billings von Life, der eine Fotostory der Aktion veröffentlichen will. Billings arbeitet für Henry Luce, der die Alpha 66 unterstützt, ist verwandt mit C.D. Jackson und mit Allen Dulles befreundet, und hat ebenfalls eine Liebesaffäre mit Mary Bancroft. Martino arbeitet für Santos Trafficante und kennt laut Hall auch Sam Giancana und John Roselli.

Frank Sturgis, der als Hauptverdächtigter beim Mord eines Casinoleiters von Virginia vom FBI untersucht wird, arbeitete unter Supervision von Bernard Barker im Mai und Juni 1963 mit Pedro und Marcos Diaz Lanz zusammen an einem Luftangriff gegen Kuba, der auf den 31.7. geplant ist. Das Ziel von OPERATION CRYPT, woran Joe Garman, Jerry Buchanan, Gerry Hemming und Howard K. Davis mitarbeiten, besteht darin, ein Kuba-Abkommen von Kennedy mit Chruschtschow zu verhindern, indem zwei angebliche russische Überläufer mit Kenntnissen über russische Raketenstandpunkte auf Kuba in die USA gebracht werden. Bayo alias Eduardo Perez Gonzalez soll gleichzeitig mit zwei seiner Männer bei der Operation RED CROSS Castro ermorden. William Pawleys Yacht Flying Tiger soll die Russen vor der Küste Kubas aufpicken, aber die Beteiligten verschwinden. Bayos Team wird verhaftet, weil Informationen über ein bevorstehendes Attentat von Rolando Masferrer über Anwalt Carlos Garcia Bongo nach Kuba gelangen. Von Masferrer scheint auch die Idee gekommen zu sein, Oswald als alleinigen Schützen aufzubauen. Und von seinen Tigres und von Mitgliedern der Alpha 66, der Bewegung 30.November und von Ferries Lake Pontchartrain-Gruppe werden Kennedy-Attentäter rekrutiert. Masferrer, der die Führung der exilkubanischen Gruppierungen beansprucht, schiebt Geld von Carlos Marcello zur Alpha 66.

Am 15.6.63 wurden Sam Benton und Victor Espinosa bei den Vorbereitungen zu einem Bombenanschlag der Shell-Raffinerie mit einem Flugzeug verhaftet. Victor Hernandez und Mike McLaney sind ebenfalls involviert. Anfang Juli versucht Benton, den Richard Lauchli mit 2500 Pfund Dynamit belieferte, eine B-24 für die Aktion zu organisieren.
Am 20.6.63 verkündete das Cuban Revolutionary Council eine Invasion Kubas durch die Movimiento Insurecional de Recuperacion, die Rescate und die Movimiento Democrata Cristiana. Da sich die Invasion als reiner Bluff herausstellt, tritt Dr. Antonio Maceo, der Nachfolger von Miro Cardona als Präsident des Cuban Revolutionary Council, zurück. Auch diese Aktion soll die sich anbahnende Entspannung zwischen Kuba und den USA verhindern.

Nicaraguas Diktator Anastasio Somoza ist am 21.7. in Miami und trifft sich mit Führern von neun exilkubanischen Widerstandsgruppen, die er für eine neue Kubainvasion koordinieren will und denen er seine Unterstützung verspricht. JFK traf sich vor seiner Europareise mit Somoza und zeigte sich interessiert an den Plänen zum Sturz Castros, wollte aber Manuel Artime als militärischer Leiter der Kubaaktivitäten. Das Pentagon und die CIA befürworten Somozas Ideen, aber das Aussenministerium verwirft sie. Nach seiner Europareise will JFK Somoza nicht mehr treffen.
Der Präsident plant, die CIA nach den Wahlen von 1964 mittels Umstrukturierungen zu entmachten. Er ändert auch seine Meinung in Bezug auf die von der CIA bisher unterstützten autonomen Gruppen, die er einen Monat zuvor noch formell billigte. Artime reagiert auf das Ende der Unterstützung mit einer scharfen Kritik der Kubapolitik der Kennedys am 16.7. und mit der Gründung der Bay of Pigs Brigade Veterans Association. Deren Kämpfer sollen in Louisiana und Nicaragua, wobei Robert K. Brown die Schnittstelle zu Somoza bildet, trainiert werden.
Das Hauptquartier von Artime wird daraufhin verwanzt und das Trainings Camp der Exilkubaner am Lake Pontchartrain bei New Orleans, das Rudolph Richard Davis, David Ferrie und Victor Panque mitleiten, vom FBI am 31.7. ausgehoben. Davis kennt Kenneth O'Donnell näher. Panque gehört zur International Anti-Communist Brigade und zur Movimiento Democratia Cristiana. Das FBI verhaftet auf William McLaneys Grundstück Sam Benton, John Koch Gene, Earl J. Wassem Jr, Ralph Folkerts, Victor Espinosa, Carlos Eduardo Hernandez Sanchez, Acelo Pedroso Amores, Miguel Alvarez Jimenez, Antonio Soto Vasquez, Victor Panque und Richard Lauchli. Zudem wird ein ansehliches Waffenarsenal beschlagnahmt, das von Gerry Hemming und Frank Sturgis aufgebaut wurde, die dort als Trainer arbeiten. Victor Espinosa Hernandez, ein Freund von Rolando Cubela und Eugenio Rolando Martinez, transportierte das Kriegsmaterial von Richard Lauchli zum Camp, das dann eingezogen wird. Das Camp wurde mitfinanziert vom Militärchef der Movimiento Democratia Cristiana, Laureano Batista Falla, von Carlos Prio und von Somoza.
John Martino, Manuel Varona, William Pawley, Gerry Hemming, Frank Sturgis, Carlos Prio und Rip Robertson ziehen das Projekt nach der FBI-Aushebung weiter, obwohl die CIA auf Befehl Kennedys ihre Unterstützung dann einschränkt. Im August 1963 diskutiert Stanley Drennen, ein Mitglied der rechtsextremen National States Rights Party, mit Hemmings Freunden Robert K. Brown und Steve Justin Wilson über die Beseitigung Kennedys. In Betracht gezogen wird die Ermordung der gesamten Regierung Kennedys und aller Kongressabgeordneten, die zur "Americans for Democratic Action" gehören. Diese Organisation besteht vorwiegend aus dem liberalen Flügel der Demokratischen Partei und veröffentlicht jedes Jahr eine Übersicht über das parlamentarische Verhalten aller Kongressmitglieder.

Quellen: Hersh: 381-386, Bartholomew: 52, (4), Scott (1993): 90, 112, 305f, Weberman (10): 28-39, 52, (11): 2f, 29-31, (12): 25, 56-69, (15): 15-18, (18): 4, (21): 63, Griffith (1996), (1998), Schulz: 168, 211-214, Pease (1997), Barrett, Karel (1), CIA-Info: 14, Groden/ Livingstone: 410.


August 1963 ‚Trotzkist' Oswald top

Jack Ruby und Lee Harvey Oswald waren am 22.6.63 in einem Motel in der Nähe von New Orleans und telefonierten mehrmals nach Mexico City, von wo viele Falschinformationen zum JFK-Mord herkommen. Während Ruby im März noch 10 Ferngespräche führte, werden es im September 35, im Oktober 70 und im November fast 100 sein. Dabei telefoniert er mit Harold Tannenbaum, Michael Shore, Russell Matthews, Irwin Weiner, Joe "The Wop" Cataldo, Lewis J. McWillie, James Henry Dolan, Barney Baker, Murray "Dusty" Miller, Frankie Goldstein und Paul Roland Jones, die alle zur Mafia gehören oder mit Mobstern kooperieren.

Seit Ende der 20er Jahre besteht ein geschützter Drogenhandel in die USA, der dem mexikanischen Innenminister, der in der Regel der Kandidat für die Präsidentschaft ist, untersteht. In den 40er Jahren wird innerhalb dieses Ministeriums die Direccion Federal de Seguridad gegründet, eine Verbindung von Geheimdienst und Privatarmee von Drogenhändlern. Gleichzeitig ist die DFS die Kontaktstelle für CIA-Agenten mit der mexikanischen Regierung.

Über die DFS und David Phillips werden Spuren aufgebaut, die Oswald in Verbindung mit Russlands KGB-Chef in Mexico, Valery Kostikow, und zu den Trotzkisten bringen. Armeeveteran und "Trotzkist" Harry L. Power von San Antonio ist ein Bekannter von Oswald. Am 23.11.63 wird in seinem Hotelzimmer in Indiana ein Mauser 7.65-Gewehr gefunden. Ein Bekannter von Power ist der "Trotzkist" John Robert Glenn, Geheimdienstagent der Air Force, der eine verblüffend ähnliche Karriere wie Oswald hat. Oswald hält auf dem "Hinterhoffoto" die trotzkistische Zeitung The Militant in der Hand und hat Pamphlete der Trotskite Pioneer Press bestellt.

Michaels Vater George Lyman Paine ist eine leitende Figur der eigentlich nicht mehr existenten Trotsky-Bewegung. Vaughn Marlowe des Fair Play for Cuba Committee von Los Angeles, der von "Leopoldo" und "Angel" als Schütze für das Kennedy-Attentat im Juni in Los Angeles hätte rekrutiert werden sollen, ist angeblich ebenfalls Trotzkist. Die zwei Schattenfiguren haben mit Oswald Kontakt und geben sich ihm gegenüber als Pro-Castro-Agenten aus. Walt Rostows Mitarbeiter am CENIS, Harold R. Isaac, gilt als Trotzkist. Angeblich soll Jack Ruby von Lorenzo Borenstein, einem engen Verwandten von Trotsky, Bilder abgekauft haben. Eventuell hängt dies mit Rubys Bruder Sam zusammen, der während dem 2. Weltkrieg bei der Army Intelligence arbeitet.

Die CIA benutzt Mexico als Basis für regionale Operationen in Zentralamerika und wird seit 1956 vom Ex-FBI-Agenten Winston MacKinley Scott geleitet. Scott setzt am 22.11.63 die Geschichte in die Welt, dass ein mutmasslicher Castro-Agent namens Fabian Escalante am Morgen von Havanna kommend in Mexico City gelandet und nach Dallas weitergeflogen sei.

David Ferrie und Guy Banister erweitern die Taktik, um Lee Harvey Oswald als Castro-Agenten darzustellen. Am 5.8. meldet sich Oswald bei Carlos Bringuier und bietet an, er würde als Marine-Veteran mit Guerillaerfahrung die Brigade 2506 trainieren. CIA-Informant Bringuier macht das Spiel mit, das eventuell von John Martino organisiert wurde. Am 10.8. wird Oswald, als er Pro-Kuba-Flugblätter verteilt, "wiedererkannt", worauf es zu einer Auseinandersetzung mit Bringuier auf offener Strasse kommt. Die Polizei greift in den Streit von Oswald und Bringuier ein und verhaftet sie, wobei ein Zettel mit russischen Namen und Telefonnummern bei Oswald gefunden wird. Diese zeigt der Polizei eine von V. T. Lee signierte FPCC-Karte. Oswald schrieb über diese Auseinandersetzung bereits, bevor sie stattfindet, in seinem Brief vom 1.8.63 an Lee. Interessant am Konflikt mit Bringuier ist auch, dass Oswald Bringuiers Verbindung zur "Cosa Nostra" erwähnt, obschon dieser Begriff erst nach der spektakulären Zeugenaussage Valachis vom 25.9.63 gebräuchlich wird. Die Aussagen Oswalds gegenüber Geheimpolizist Francis Martello passen nicht zu denen bei FBI-Agenten John Lester Quigley. Oswald verlangt selbst eine FBI-Einvernahme und behauptet, seine Sektion des "Fair Play for Cuba Commitee" habe 35 Mitglieder, treffe sich geheim und ein Hidell, der seine (zweite) FPCC-Karte unterschrieb, gebe ihm telefonische Anweisungen. Oswald baut damit eine Legende auf, die das FPCC mit dem Namen Hidell koppelt. Indem Oswald den schwarzen Kommunistenführer Ben Davis sowie weitere Unbeteiligte der Region als Mitglieder seines FPCC angibt und sich selbst mit der Socialist Worker's Party und der Communist Party in Verbindung bringt, unterstreicht er seine "Gefährlichkeit" und erleichtert Hoover die Diffamierung der drei Organisationen. Dass er sich gleichzeitig als Sündenbock aufbaut, ist Oswald nicht bewusst.

Martellos Bericht geht an die 112. Armeegeheimdienststelle weiter, während der von Quigley an das Marinegeheimdienstbüro in Algiers, Louisiana, weitergeleitet wird. Dabei handelt es sich vermutlich um eine von Hoovers Techniken, mit kompromittierenden Daten umzugehen, indem diese in Militärgeheimdienstarchive ausgelagert werden. Hoover gibt auch Informationen an den früheren Chef des Armeegeheimdienstes, Generalmajor Van Deman, weiter, der ein privates Archiv über 125'000 subversive Personen und Organisationen verwaltet.

Obwohl Oswalds aggressivster Akt darin bestand, Bringuier aufzufordern: "Okay, Carlos, wenn du mich schlagen willst, schlag mich", bezahlt nur Oswald eine Busse. Emile Bruneau, enger Freund von Nofio Pecora und Joseph Poretto, bezahlt seine Kaution. Bringuier sorgt dafür, dass Kameras des WDSU-TV die zweite Auseinandersetzung nach dem Gerichtshearing aufnehmen.

Am 16.8.63 verteilt Oswald zusammen mit Charles Hall Steele erneut Flugblätter. Auf Initiative von Bringuier besucht der Journalist William Stuckey Oswald am 17.8.63, der ihm erzählt, er sei nur der Sekretär des FPCC in New Orleans, der Präsident sei A.Hidell. Stuckey, der auch Kontakt zu Gerry Hemming und Frank Sturgis hat, weiss bei der zweiten Radiodebatte, dass Oswald ein Russlanddefektor ist. Oswald äussert in dieser Sendung seine Gegnerschaft zu Kennedy. Am 21.8. diskutieren Oswald und Bringuier ihre Differenzen mit dem Rechtsextremen Ed Butler vom INCA in einer ersten Sendung des lokalen WDSU-Radios. Mit seinem Auftreten "verrät" sich Oswald als Marxist und Lügner.

Oswald organisiert weitere Strassenaktionen, die von Fernsehstationen übertragen werden. Verantwortlich für die FBI-Überwachung Oswalds ist Warren DeBrueys, der als Botschaftsattaché in Brasilien, Mexico und Argentinien für die CIA arbeitete. Am 27.7.63 hält Oswald auf Initiative seines Cousins Eugene Murret am Jesuit House of Studies in Mobile, Alabama, eine Rede, in der er die Befürchtungen und Anschauungen der Minutemen vertritt, zu einer Zeit, als er ein Einreisevisum für Marina und, gesondert davon auch für sich, in die UdSSR beantragt.

Neben Bringuier hat Oswald Kontakt mit anderen CRC-Mitgliedern: Arnesto Rodriguez, FBI-Informant Orestes Pena, Ronny Caire und Manuel Gil. Eine Diskussion findet auch mit Frank Bartes, dessen Name in Oswalds Adressbuch verzeichnet ist und der mit Bringuier zusammenarbeitet, statt. 1965 ist Bartes als Söldner bei der CIA-gesponserten kongolesischen Luftwaffe beteiligt. Piloten mit B-26-Bombern und T-28 aus der Schweinebucht fliegen unter dem Deckmantel der Fluggesellschaft Caramar Angriffe gegen die ehemaligen Lumumba-Rebellen im Kongo. Joseph Mobutu, Cyril Adoula, und später Moise Tshombé in Katanga werden von der CIA auch finanziell unterstützt. 1968 benachrichtigt Bartes das FBI, sein Leben sei wegen der Garrison-Untersuchung in Gefahr.

Senator Estes Kefauver wird am 10.8.63 vergiftet. Er beabsichtigte, vor dem Senat über Machenschaften der Mafia und der CIA zu berichten. Er stirbt tags darauf im Bethesda Naval Hospital, als die Ärzte eine Herzoperation vorbereiten.

Quellen: Davis (1988): 122-132, 404ff, Bartholomew (2), (4), Scott (1993): 258f, (1994): 3ff, CNPC: 2, Weberman (6): 70, (11): 20-26, (12): 1-56, (15): 17, (27): 49-59, Schulz: 90, Höfling, CIA-Info: 14, Torbitt: 22, Anson: 249ff, Callahan: 76f.


September 1963 Attentatsplanung top

Am 26.9. kommt die definitive Bestätigung, dass John Kennedy am 22. November in Dallas sein wird. Texas ist in der Hand von Carlo Marcello, was von den anderen wichtigen Mafiafamilien respektiert wird. Sein Schmiergeldverteiler ist John Halfen, der Politiker wie den Kongressabgeordneten Albert Thomas aus Houston, Richter wie Tom Clark vom Obersten Gerichtshof und die Polizei bezahlt. Es wird geschätzt, dass beispielsweise von den $15,6 Mio. Gewinn, den die Pferdewetten pro Jahr abwerfen, 40% an Marcello, 25% an Polizisten und Politiker und 35% an Halfen und seine Mitarbeiter gehen.

Dallas eignet sich als Attentatsort vorzüglich, weil die Stadt seit zehn Jahren ein inoffizieller Satellit der Marcello-Organisation ist. Joseph Civello und die Brüder Joe und Sam Campisi, denen der Mafiatreffpunkt Egyptian Lounge gehört, leiten die Geschäfte in Dallas. Joe Campisi gilt als zweithöchster Gangster der Stadt und potenzieller Nachfolger von Civello. Bürgermeister Earl Cabell, Bruder des von Kennedy geschassten CIA-Vizedirektors, ist für die Verwaltung und Sicherheit zuständig. Das Dallas Police Departement ist eines der korruptesten der USA, seit sich die Mafia Ende der 40er Jahre in der Stadt eingenistet hat. Sergant Patrick T. Dean ist öfters Gast bei Joe Civello, der die Leitung der Mafia von Dallas 1956 übernahm. Rubys Freund Dean stellte den im Drogenhandel tätigen Civello als Polizeiinformanten in Drogenangelegenheiten an. Die Stadtpolizei rekrutiert ihre Beamten hauptsächlich von erzkonservativen Gruppen wie dem Ku-Klux-Klan oder der John Birch Society. Oft arbeiten CIA und lokale Polizei zusammen, indem die CIA Wanzen, Einbrüche, Sprengstoffaktionen oder Trainingsprogramme für die Polizei organisiert und die Agenten als Gegenleistung die Badges der Polizei für untersagte Inlandoperationen benützen können. Einige Polizisten arbeiten an den Attentatsvorbereitungen gegen den Präsidenten mit. Jack Ruby hat legendäre Kontakte zur Polizei von Dallas und kennt 100 Polizeioffiziere mit Namen. Er ist der Verbindungsmann der Unterwelt zur Oberwelt, und die Schmiergelder für die Polizisten laufen fast ausschliesslich über ihn. Ruby organisiert den Beamten Frauen, beschäftigt Polizisten in seinem Nachtclub und ist während Jahren ebenfalls Informant der Drogenabteilung der Polizei. 150 bis 200 Polizisten frequentieren Rubys Nachtklub, unter ihnen auch Captain Will Fritz, ohne dass sie ihre Getränke bezahlen müssen.

Ursprünglich gehörte Ruby zu Al Capones Syndikat in Chicago, wurde dann 1947 von Tony Accardo nach Dallas geschickt, um die Stadt unter Kontrolle zu bringen. Da dies nicht gelang, konnte er nicht mehr nach Chicago zurück und wurde Mitarbeiter Joe Civellos, der mit Frank LaMonte Rauschgift aus Sizilien importierte. Als Stripteaselokalbesitzer, Buchmacher, Rauschgift- und Waffenhändler, Spielautomatenbetreiber und Zuhälter hat Ruby Kontakte zu mindestens drei der sieben Marcello-Brüder. Von Pete Marcello übernimmt Ruby häufig Stripperinnen, von denen er verlangt, dass sie mit ihm ins Bett gehen. 1963 versuchen Ruby und der Mafiaboss von Los Angeles Mickey Cohen, mit Candy Barr, einer von Rubys Lieblingsstripperinnen, eine prominente Person in eine sexuelle Falle zu ziehen. Barr heiratet Cohen später. Im Zusammenhang mit Waffen- und Drogenschmuggel und der Schweinebuchtinvasion arbeitete Ruby mit den CIA-Agenten Robert Perrin und L. Robert Castorr. Perrin, der Ehemann von Rubys Stripperin Nancy, wird am 28.8.63 vergiftet.

Seit 1959 ist er als Potential Criminal Informant des FBI registriert, wobei neun Kontakte von FBI und Ruby nachgewiesen sind. Im Herbst 1963 hat Ruby Ärger mit dem Steueramt, dem er gegen $60'000 schuldet. David Ferrie, wie Ruby an Oswalds Undercoveraktionen beteiligt, ist Stammgast in Rubys Carousel Club.

Die Planung des Kennedy-Attentats läuft über verschiedene Kanäle. Eine Schlüsselrolle nimmt Sam Giancanas Lieutnant Johnny Roselli ein, über den Kontakte zu Marcello, Trafficante, zur CIA und, über Red und Allen Dorfman, zu den Teamsters laufen. Jack Ruby, Lenny Patrick, Dave Yaras, Paul Jones und Lewis McWillie gehören zu dieser Linie. Eine weitere Schlüsselrolle spielt Robert Aimé Maheu, der den Kontakt zu den Geheimdiensten (FBI, CIA), Politik (Roosevelt, Nixon), Mafia (Giancana, Roselli, Banister, Cain, Cellini, Meyer, Zicarelli) und der Wirtschaft (Hughes, Ölfirmen, Rebozo) bildet. Nach Maheu "beauftragt" ihn Hughes "JFK zu entfernen", weil er über dessen Rassenpolitik aufgebracht ist und "Neger als verbreitende Träger von Bakterien" betrachtet. Charles Cabell, der ehemalige stellvertretende CIA-Direktor und Schnittstelle zur Politik in Dallas, arbeitet jetzt in Maheus Detektivbüro. E. Howard Hunt, Richard Cain und Frank Sturgis bilden die Schnittstellen von CIA und den Exilkubanern. David Atlee Phillips, Michael Paine, Guy Banister, Gerry Hemming und David Ferrie betreuen Oswald. Über Michael Paine laufen Kontakte zu den militärischen Geheimdiensten.

Richard Nixon und Lyndon Johnson sind über die Attentatsvorbereitungen auf dem Laufenden. Das Geld für das Attentat, alle Beteiligten sollen mindestens $50'000 bekommen, kommt von den reaktionären texanischen Ölbaronen, vor allem von H. L. Hunt, die Johnson oder Nixon als Präsidenten wollen.

ONI-Agent Richard Case Nagell schreibt Hoover, dass Lee Harvey Oswald, den er persönlich kennt, JFK am 23.9.63 umbringen wolle. Ein Attentatsort könnte Ashland in Wisconsin sein, wo Kennedy am 24.9. eine Rede hält. Angeblich warnt Nagell Oswald, dass er von den Kubanern "Leopoldo" und "Angel" als Sündenbock aufgebaut werde. Nagell meldet dem CIA-Verantwortlichen Desmond FitzGerald, dass die Operation mit Oswald ausser Kontrolle geraten sei.

In Bay Cliff trifft Oswald Robert Ray McKeown, der mit Jack Ruby und Carlos Prio Socarras, dem ehemaligen kubanischen Präsidenten und Unterstützer der Exilkubaneraktivitäten, in Waffendeals verwickelt war. Am 12.9.63 trifft Oswald in Dallas den CIA-Agenten "Maurice Bishop" alias David Atlee Phillips, der Chef der Abteilung für verdeckte Aktionen in Mexiko. Eine Woche nach dem Treffen mit Phillips beantragt Oswald am 17.9. ein Visum für Mexico.

Fidel Castro meinte am 7.9. in einem Interview mit AP-Korrespondent Daniel Harker zu Geheimdienstberichten, wonach die CIA ihn zu ermorden plane: "Wir sind bereit zu kämpfen und es ihnen mit gleicher Münze heimzuzahlen. Die Führer der Vereinigten Staaten sollten bedenken, dass ihre eigene Sicherheit in Gefahr ist, wenn sie terroristische Pläne, kubanische Führer zu beseitigen, unterstützen." Laut dem kubanischen Geheimdienst ist dieses Zitat nicht korrekt, Castro habe gewarnt ohne zu drohen. Mit dieser Darstellung unterstützt Harker die geplante Strategie, Oswald als Befehlsempfänger Castros darzustellen. Castro sagt kurz vor dem Attentat auch, dass Kennedy in den letzten Monaten gelernt habe, viele Dinge zu verstehen. Am 18.9. versucht CIA-Agent Pierre Owen Diez de Ure 30 Kilo Plastiksprengstoff unter der Rednertribüne Castros zu platzieren.

Am 24.9. trifft sich Oswald mit Gerry Hemming. Die beiden fliegen am nächsten Tag in einem privaten Flugzeug nach Austin, wo Oswald versucht, seine unehrenhafte Entlassung von den Marines zu verbessern. Am 25.9. fliegt Oswald nach Dallas zurück und besucht mit "Leopoldo" und "Angel" Sylvia und Annie Odio. "Leopoldo" ist Robert Willis, der für Gerry Hemming und mit Johnny Roselli arbeitet. Der kubanische Geheimdienst vermutet, dass es sich bei "Angel" um den DRE-Aktivisten Isidro Borja handelt, der ebenfalls für Hemming arbeitet und mit der Alpha 66 Gruppe verbunden ist. Sylvia Odio wird verdächtigt, eine Castro-Agentin zu sein, weil sie zum linken Flügel der JURE gehört. Laut Odio ist bekannt, dass Oswald ein Doppelagent ist, der versucht, Kubanergruppen in Dallas im Auftrag des FBI zu infiltrieren, weshalb man ihm nicht trauen könne.
Das Alcohol, Tobacco, and Firearms-Büro führt gegen die Alpha 66 von Dallas eine Untersuchung wegen Waffenhandels durch, wobei ATF-Agent Frank Ellsworth mit FBI-Agent James Hosty in Kontakt steht. Offenbar setzt Hosty Oswald für diese Untersuchung als Informant bei der Exilkubanergruppe ein. Ellsworth und Hosty befinden sich beim Kennedy-Attentat am 22.11.63 zusammen mit den Armeegeheimdienstagenten Edward Coyle und James W. Powell in der Nähe von Oswald.
Die FBI-Agenten James Hosty und Bardwell Odum befragen Sylvia Odio und John Martino, von dem ihr Vater Waffen kaufen wollte. Amador Odio sass 1961 zusammen mit John Martino im Gefängnis in Kuba, weil er versuchte, Reinaldo Gonzalez zu verstecken. Gonzalez versuchte nach einem Plan des Alpha 66-Gründers Antonio Veciana, Castro zu ermorden. Veciana berichtet ebenfalls von einem Treffen seines Kontaktagenten "Maurice Bishop" mit Oswald Anfang September 1963, das Vecianas Sekretärin Delores Cao bestätigt. Phillips offeriert Vecianas Cousin Guillermo Ruiz, der für den kubanischen Geheimdienst in Mexico City arbeitet, Geld, damit dieser aussagt, er hätte mit Oswald in Kontakt gestanden.
Unmittelbar nach dem Kennedy-Attentat kommt die Meldung in die Presse, Oswald habe mit einem Paar in Mexico Kontakt gehabt und handle im Auftrag von Castro. Das FBI versucht mithilfe von Loran Eugene Hall zu beweisen, dass dieses Treffen mit Odio nicht am 25.9. stattgefunden haben kann, da Oswald offiziell in Mexiko ist. Das FBI muss dann diese Version aber zurückziehen, wonach Hosty behauptet, dass Silvia Odio Oswald mit Seymour verwechselt habe, da die beiden sich offensichtlich gleichen. William Houston Seymour gibt sich als Leon Oswald aus und legt Spuren in New Orleans, Florida, Austin, Alice, Fort Worth und Dallas. Der Warren-Bericht kommt zum Schluss, dass nicht Oswald, sondern Loran Hall, William Seymour und Lawrence John Howard die Besucher bei Odio gewesen sein müssen.
Hall trifft sich am 18.9.63 in Los Angeles mit Frank Sturgis, Celio Castro, Gerry Hemming und Richard Hathcock, dem er ein Gewehr ausgeliehen hat und nun zurückbekommt. Es ist dasselbe Gewehr, das am 23.11.63 im Fernsehen als Mordwaffe gezeigt wird. Hall fährt am 28.9.63 mit Lawrence John Howard und Celio Castro und einem Anhänger voll Waffen nach Dallas, wo sie sich im Lawnview Motel einquartieren. Hall nimmt Kontakt auf mit dem Rüstungslobbyisten Robert Morris und dem Ölgeologen Lester Logue, der George DeMohrenschildt kennt. Ab dem 12.10. ist Hall mit Seymour im YMCA von Dallas einquartiert, wo auch Ruby und Oswald aufkreuzen. Vermutlich baut ihn Hemming als zweiten Sündenbock auf, da dieser am 19.10. wegen Drogenbesitz zwar verhaftet, der Anhänger mit den Waffen aber nicht entdeckt wird. Hall ist am 22.11. in Dallas, angeblich um sich mit Lester Logue zu treffen, wobei ihm Hemming ein Gewehr mit Teleskop mitgibt. Hemming behauptet gegenüber der Polizei in Miami, Hall habe dieses Gewehr gestohlen. Von Sam Giancana erhält Hall $20'000.

Laut der Warren-Kommission ist Oswald am 25.9. auf dem Weg nach Mexico, obwohl er in Austin und Dallas auftaucht. Oswald bekam am 25.6. innerhalb von 24 Stunden einen neuen Pass, vermutlich dank CIA-Agent Robert D. Johnson, obwohl er angab, er wolle vielleicht wieder in die Sowjetunion reisen und die Behörden bereits zweimal eine Sperre hätten verhängen müssen. Am 26.7., als Oswald in New Orleans war, besuchte jemand das Atomic Energy Museum in Oak Ridge, Tennessee, und schrieb ins Besucherbuch: "Lee H. Oswald, USSR, Dallas Road, Dallas, Texas". Die Doppelgängertheorie wird von Marita Lorenz bestätigt. Oswald taucht mehrmals an zwei Orten gleichzeitig auf, wobei die Aussagen widersprüchlich und die Beweise dürftig sind.

Vom 25.9. bis zum 3.10. reist Larry Crafard, der für Jack Ruby arbeitet und sich als "Oswald" ausgegeben haben könnte, nach Mexico City. CIA-Informant William George Gaudet fährt ebenfalls nach Mexico. Er kennt E. Howard Hunt, Jack Ruby, Lee Oswald und Guy Banister. Während Jahren editiert er den Latin-American Report, der von der United Fruit, der CIA, der Chase Manhattan Bank, von Alton Ochsner und verschiedenen Diktatoren von Zentralamerika finanziert wird. Gaudet wurde 1942 ins Office of Inter-American Affairs des Aussenministeriums berufen, wo er für Nelson Rockefeller arbeitete. Von Gaudet kommt 1964 die Behauptung, dass Ruby bei Lorenzo Borenstein Gemälde gekauft habe.

CIA-Agent John Howard Bowen steht in Kontakt zu Gaudet. Bowen führt seit 1934 eine als Missionsstation getarnte Scharfschützenschule in Mexiko, die Mordaufträge wie denjenigen gegen Distriktrichter Floyd ausführt. Aus Versehen wurde am 8.9.52 dessen Sohn Jake ermordet. Das Mordteam wurde von Maurice Brooks Gatlin, Guy Banister und dem Miami-Büro von Double Check Corporation finanziert. "Missionar" Bowen gründete 1942 das faschistische Campfire Council, das in Verbindung zum American Council of Christian Churches steht. Er kennt H.L.Hunt, Gatlin und Shaw, arbeitete bei Jaggers, Chiles & Stoval mit Oswald und John Grosse, der ebenfalls als "Oswald" mit Gaudet nach Mexiko gereist sein könnte. Bowen hat Kontakte zur Division Five des FBI, das mit dem ACCC zusammenarbeitet, und zu Clay Shaws Centro Mondiale Commerciale.

Bowen, Oswald und einer der verhafteten Tramps benutzen das Pseudonym "Albert Alexander Osborne", und Oswald hat bei seiner Verhaftung ein Bibliotheksausweis von Bowen in seiner Brieftasche. Ein weiterer Doppelgänger könnte auch Fred Lee Crismon sein, der offenbar John Bowen gleicht. Crismon, bei Boing und Lockheed tätig, ist Bischof der Universal Life Church, was Garrison als Cover für seine Geheimdienstarbeit einschätzt. Tatsächlich hat er wie Bowen zu tun mit dem American Council of Christian Churches und Reverend Thomas Beckham, über den Zahlungen an die Schweinebuchtpartisanen liefen.

Am 27.9. schreibt sich "Harvey Oswald Lee" im Hotel Commercio in Mexico City ein, wobei die Beschreibungen eher auf E. Howard Hunt zutreffen und die Spuren dort sich verlieren. Hunt ist im August und September an der CIA-Station in Mexico. Als Tad Szulc Hunts Funktion in Mexico 1973 untersucht, wird bei ihm eingebrochen und seine Papiere werden gefilzt. David Phillips, der an der CIA-Station Mexico unter Winston Scott arbeitet, befindet sich im September und Oktober in Washington.
"Oswald" ruft zuerst der sowjetischen Botschaft an, um ein Visum für Russland, und damit ein Transitvisum für Kuba zu bekommen. Er besucht zuerst die kubanische, dann die russische Botschaft und hat eine gefälschte Mitgliedskarte der amerikanischen Kommunistischen Partei, einen Direktorausweis des FPCC (beide verschwinden danach) und die Arbeitskarte aus der Sowjetunion dabei. Dabei hat "Oswald" angeblich Kontakt mit dem Geheimdienstchef Waleri Wladimirowitsch Kostikow (Mitglied des 13. Departements des KGB, das sein Ausbildungslager in Minsk hat) und den Angestellten der kubanischen Botschaft Silvia Tirado de Duran, Luisa Calderon und Eusebio Azcue. Obwohl "Oswald" seine Kubaliebe dick aufträgt, wird sein Visum abgelehnt, worauf er einen Wutanfall vorspielt. Dabei werden faktisch alle Visumsgesuche von Amerikanern nach Kuba abgelehnt, weil Castro weiss, dass er ermordet werden soll.
Der Plan sieht vor, Oswald vor dem Kennedymord nach Kuba zu schicken, so dass es so aussieht, als hätte er seine Befehle von Castro empfangen. Gegenüber der kubanischen Botschaft behauptet "Oswald" dann, er hätte bereits ein Visum für die Sowjetunion. Es spricht einiges dafür, dass Sylvia Duran erpresst wird, um ein Visum für "Oswald" auszustellen, mit dem sie an einer Party erscheint und offenbar eine sexuelle Beziehung hat. Laut Hemming arbeitet Duran für die CIA und kennt ihn, Castro und Guevara persönlich. "Oswald" steht über Duran und Teresa Proenza in Kontakt zum Castro-freundlichen Revolutionary Bloc an der Autonomen Universität in Mexico City. Die von der CIA überwachte Organisation von Oscar Contreras hat Kontakte zum kubanischen Geheimdienst CIS.
Möglich ist auch, dass "Oswald" den Russen Informationen über eine Anti-Castro-Aktion von Guy Banister in New Orleans anbietet, um ein Visum zu bekommen. Von 8 Telefongesprächen, die die CIA abhört, werden Abschriften gemacht und sieben Wochen vor dem Kennedymord an das Hauptquartier und Kopien an das FBI geschickt, das sie jedoch der Warren-Kommission offiziell nicht übergibt. Die Originale werden vermutlich nach dem Attentat vernichtet. Hoover teilt Johnson am 23.11.63 mit, es handle sich bei den aufgenommenen Gesprächen nicht um Oswalds Stimme. Einige der Mitglieder des Mordausschusses des Repräsentantenhauses müssen die Abschriften gelesen haben, da sie daraus schliessen, dass es sich nicht um Oswald gehandelt haben könne, weil dieser fliessend Russisch sprach.

Für die Rückfahrt von Mexico reservieren "O.H.Lee" und Angel Perez Delgado Bussitze, die sie aber nicht benützen. Perez ist der ehemalige Koordinator der Bewegung des 26. Juli in Washington und verfügt über gute Kontakte zur kubanischen Botschaft in Washington, womit eine weitere Spur zu kubanischen und russischen Geheimdienstkreisen gelegt wird. Auch der am 9.11.63 "abgefangene" Brief an die Sowjetbotschaft enthüllt eine "kommunistische Intrige". Ein Monat zuvor ging ein Telegramm an John McCone, das die Präsenz Oswalds in der sowjetischen Botschaft beweisen soll. Gegenspionagedirektor James Angleton fliegt aufgrund des Telegramms nach Mexico City und übernimmt das am 12.9.60 eröffnete 300 Seiten starke Oswald-Dossier mit CIA-File-Nummer 201. 89% aller 201-Files betreffen Personen, die von der CIA angestellt sind und werden eröffnet, wenn eine Person als Quelle brauchbar ist. Fidel Castro hat ebenfalls ein 201-File, das aus einem Personalienabschnitt und einem sensitiven Teil mit verschlüsselten Informationen über Operationen besteht. Oswalds 201-File ist ein "restricted file", bei denen der Zugang zum sensitiven Teil erschwert ist, und militärischen Ursprungs, da es sich im Marine Corps Headquarters befindet.

Die CIA hätte unmittelbar auf die Nachricht von der Defektion Oswalds in die UdSSR ein Dossier anlegen sollen, vor allem weil Oswald mit der Preisgabe von militärischen Informationen über Radartechnik gedroht hatte. Oswalds Akte wurde nur angelegt, weil am 6.9.60 die beiden homosexuellen Mathematiker William Martin und Bernon Mitchell, die für die NSA gearbeitet hatten, nach Russland überliefen, was zur Entlassung des Personaldirektors und 26 weiterer Beamte der NSA führte. Das Weisse Haus wollte daraufhin über weitere Überläufer dokumentiert werden. In Oswalds CIA-File wurde der Mittelname zu Lee Henry Oswald geändert. Die Akte und sein Handling machen nur einen Sinn, wenn man davon ausgeht, dass Angleton für Oswalds Mission gar kein Papier hinterlassen wollte. Die CIA übergibt der Warren-Kommission zwar dieses generelle Informationen enthaltende 201-File, ohne allerdings anzudeuten, dass zusätzlich ein Operational File sowie zwei HT Lingual-Files existieren.

Frank Sturgis, Alex Rorke und Geoffrey Sullivan inszenieren eine Täuschungsaktion. Sie gehören zu den Exilkubanern, die trotz der Schliessung der paramilitärischen Trainingslager in Florida und Louisiana und dem zumindest teilweisen Rückzug der CIA die Kuba-Aktionen weiterziehen. Ein FBI-Spitzel verrät Orlando Bosch, der vom Ölmulti Hunt finanziert wird und mit Sturgis, Rorke sowie den Minutemen eigene Angriffe gegen Kuba plant. Sturgis, Rorke und Geoffrey Sullivan werden Anfang September ins Hauptquartier der Zollbehörde zitiert, wo man ihnen mit Konsequenzen droht, falls sie weiterhin Aktionen gegen Kuba fliegen.

Rorke und Sullivan kommen angeblich bei einem Flugzeugabsturz am 25.9.63 um. Sturgis organisierte diesen Flug, der durch mehrere Starts und Flugplanänderungen Aufsehen erregte. Da Sullivan kurze Zeit später in Belize wiedererkannt wird und Rorke offenbar mit einem Mörderteam nach Dallas fährt, ist der Flug, der in Fort Lauderdale um 8.00 Uhr startet und fünf Stunden später 30 Meilen entfernt bei Hollywood, Florida, ins Meer stürzt, ein Trick, um Beteiligte am Kennedy-Attentat verschwinden zu lassen.
Interessanterweise spricht Lyndon Johnson, der in dieser Nacht nach Austin kommt, dreimal an diesem Tag mit dem Verantwortlichen der betroffenen Fluggesellschaft Beech Travelair, Darrell Schneider. Oswald ist am 25.9. ebenfalls in Austin, und wird am nächsten Tag nach Houston geflogen, wo er sich mit Horace Twiford treffen will, einem Mitglied der Socialist Labor Party.
Eine Suchaktion von Ellis Rubin startet am 2.10., und eine weitere mit Gerry Hemming, Roy Hargraves, C.F. Bush, Howard K. Davis, Ivan Kay, Steve Justin Wilson, Ralph Hernandez Nordase, Charles Collier und Allan Kennedy am 2.11.63. Es gibt auch die Theorie, dass die CIA Rorke verschwinden lässt, weil er dem Castro-Agenten Enrique Molina Rivera vertraute, der mit der Ermordung von Hemming und Trafficante drohte. Laut Hemming wollten Rorke und Sullivan mit Molina Rivera auf dem Absturzflug nach St.Julien in Kuba fliegen, um einen Angriff auszuführen.

Im August stürzte Louis Berlanti mit seinem Flugzeug und angeblich über der Hälfte der $53 Mio. ab, die von den Erben des ermordeten dominikanischen Diktators Rafael Trujillo mithilfe von Anwalt Richard Nixon eingefordert werden. Berlanti finanzierte Mario Garcia Kohlys Pesosfälschungsaktion, und Nixon setzt sich für Kohly in dessen Prozess wegen Geldfälschung ein.

Quellen: Marrs: 189ff, 403ff, Davis (1988): 140-157, 404f, Weberman (3): 10-30, (11): 5f, (13): 1-42, (14): 1-48, (15): 1-15, (21): 3, 6, (27): 44, Summers (1993): 328f, (2000): 261f, Giancana: 333-341, Groden/ Livingstone: 180f, 312 ,351ff, Best: 55, Bartholomew: 47, 57, (2): 25, (4): 13, Griffith (1996a), (1998): 1-4, Oglesby: 66f, Scott (1993): 39-44, 256, Torbitt: 24ff, 29, 34, CNPC: 19, Russell: 4f, Callahan: 74-77.


September 1963 Mafiaenthüllungen top

Joseph Michael Valachi packt in den im Fernsehen übertragenen Hearings aus, wobei unter anderem die Insularität der Mafia von Louisiana zum Ausdruck kommt. 1960 wurde Valachi wegen Heroinhandels verurteilt. Sein ebenfalls inhaftierter Boss Vito Genovese hörte Gerüchte, sein Leutnant kooperiere mit den Behörden, worauf er ihm im Gefängnis den Todeskuss gab und $100'000 auf seinen Kopf aussetzte. 1962 erschlug Valachi einen anderen Gefängnisinsassen, den er vermeintlich für seinen Killer hielt, mit einer Metallröhre. Nach drei erfolglosen Mordversuchen beschloss Valachi tatsächlich auszupacken. Obwohl ihn eigentlich das FBN geschnappt hatte, nahm ihn der Justizminister in Beschlag und versprach ihm ohne Absprache mit dem FBN-Chef Anslinger Straffreiheit.

Valachi ist das erste Mafiamitglied, das sein Schweigen bricht und über die Struktur des Organisierten Verbrechens berichtet. Valachi zeichnet ein verzerrtes Bild der "Cosa Nostra", die er als eine auf Italiener beschränkte Organisation beschreibt, die über die nationale Kommission eine Einheit bildet und in der alles zentral gesteuert wird. Aufgrund dieses ethischen Vorurteils können die Verbindungen von Oswald und Ruby von der Warren-Kommission nur sehr oberflächlich untersucht werden.
Trotz der Sensation seiner Auftritte wird kein Mafiosi verurteilt, obwohl 289 Mitglieder der 5 Familien in New York unter die Lupe genommen werden und seine Aussagen im Gegensatz zu Wanzen und Telefonabhörungen im Gericht eingesetzt werden können. Trotzdem realisiert die breite Öffentlichkeit die Bedeutung des Organisierten Verbrechens, auch wenn das Phänomen nicht als systemimmanente Komponente der amerikanischen Gesellschaft erkannt wird.

In Sizilien bricht das erste Mal eine Frau das Gesetz des Schweigens: Serapina Battaglia, genannt die schwarze Witwe, die die Mörder ihres Mannes und ihres Sohnes anklagt.

Quellen: Meurice, Delorme: 35-41, Davis (1988): 138f, Best: 23, Pons, Anson: 305.


September 1963 Putschgeschichten top

Der im Februar gewählte Staatspräsident der Dominikanischen Republik Juan Bosch wird am 25.9.63 durch einen von der CIA orchestrierten Militärputsch abgesetzt. Er wollte die von der Allianz für den Fortschritt vorgeschlagenen Sozialreformen umsetzen und erhielt dafür anfangs von den USA beträchtliche Geldmittel. Bosch nahm das, was man die bürgerlichen Freiheiten nennt ernst: Kommunisten durften nicht verfolgt werden, ausser wenn sie gegen das Gesetz verstiessen. Deshalb wurde er der Kommunistensympathie verdächtigt. Nach dem Putsch der Generäle bricht John Kennedy die diplomatischen Beziehungen ab, stellt die Wirtschafts- und Militärhilfe ein und beordert US-Bürger nach Hause.
Neunzehn Monate später bricht ein Aufstand aus, als dissidente Offiziere in der dominikanischen Armee mit der Unterstützung bewaffneter Volksmassen den abgesetzten Bosch wieder an die Macht bringen wollen. Lyndon Johnson entscheidet sich für eine vorbehaltlose Unterstützung des neuen Regimes und schickt im April 1965 23'000 Marineinfanteristen, um die Revolution zu verhindern.

Botschafter Syedou Diallo von Guinea wendet sich am 17.9.63 an den Botschafter William Attwood und übermittelt ihm Fidel Castros Wunsch nach normalen Beziehungen zu den USA, um nicht so stark auf die UdSSR angewiesen zu sein. John Kennedy autorisiert Attwood zu Gesprächen mit dem kubanischen UN-Botschafter Carlos Lechuga, wobei er eine Öffnung gegenüber Kuba und eine Normalisierung der Beziehung in Aussicht stellt. Diese führen zu Plänen, dass Attwood nach Havanna reist, um mit Castro direkte Verhandlungen aufzunehmen, was aber Johnson nach dem Kennedy-Mord fallenlässt.
Zudem setzt Kennedy den französischen Journalisten Jean Daniel von L'Express als inoffiziellen Kontakt mit Castro ein. Am 24.10. trifft sich JFK mit Daniel und bittet ihn, Castro seine guten Intentionen mitzuteilen, was Castro ernst nimmt. Die Geheimdienstkreise erfahren, vermutlich über Walt Withman Rostow, von den Aktivitäten zur Entspannung der Beziehung zwischen den USA und Kuba und geben diese Infos weiter, die für die Exilkubaner und die Hardliner der CIA, der Militärs und der Politik Verrat bedeutet. Daniel befindet sich am 22.11.63 bei Castro, als die Nachricht des Attentats durchkommt. Castro befürchtet zu Recht, dass ihm die Ermordung in die Schuhe geschoben werden soll.
Innerhalb der letzten 4 Monate wurden 13 Sabotageakte gegen Kuba durch autonome Exilkubanergruppen ausgeführt. Castros Soldaten verhaften am 29.10. vier CIA-Agenten, die mit einem 30-Meter Schiff namens Rex unter nicaraguanischer Flagge nach Kuba kamen. Einer der Agenten, Montero Carranzana, hatte schon einmal 12 Saboteure an der Nordküste Kubas abgesetzt, und das Schiff diente schon öfters als CIA-Cover. Die Rex wird von J. A. Belcher, Ölhändler aus Miami, an die Collins Radio Company in Dallas vermietet. Arthur Andrew Collins ist befreundet mit David Harold Byrd, dem Hausbesitzer des TSBD, und mit ONI-Admiral Henry C. Bruton, der DeMohrenschildt und Oswald kennt. John Rockefeller Jr. hilft Byrd, Anlagen von Collins für die "Admiral Byrd's Polar Expeditions" zu kaufen. Im März 1963 erhielt die Collins Radio einen $2 Mio.-Vertrag von der USIA, um neun Kurzwellentransmitter zu bauen, die die CIA in Südostasien einsetzen will. Da JFK zwei Wochen später das Budget der USIA kürzt, entwickelt sich dieses Geschäft zu einem Skandal, da der stellvertretende Sekretär der Navy, Ken BeLieu, mit falschen Zahlen operiert hat und der Deal mit Collins und der CIA nicht sauber ist. Die USIA verbreitet offizielle Propaganda mithilfe von 140 Zeitschriften mit einer Auflage von 30 Mio. Exemplaren. 1978 entsteht daraus die International Communication Agency, die in 111 Ländern vertreten ist, 12'000 Personen beschäftigt und über einen Etat von $413 Mio. verfügt.
Der CIA gelingt die einzige Anheuerung von einem Mann innerhalb der Castro-Vertrauten: Rolando Cubela Secades. Cubela tötete 1956 den Chef von Batistas Militärgeheimdienst Blanco Rico, kämpfte mit Castro in den Escambray-Bergen und besetzte den Präsidentenpalast 1959, bevor Castro in Havanna eintraf. Der Minister ohne Portfolio wandte sich gegen die Präsenz der Russen und kontaktierte 1961 die CIA und wollte überlaufen. Die CIA konnte ihn überzeugen, als Informationsquelle mit dem Codenamen AM/LASH im Amt zu bleiben.
Cubela offeriert seinem Kontaktagenten anlässlich eines Treffens in Sao Paulo am 7.9.63, Castro umzubringen, wenn ihn die US-Regierung unterstütze. Am gleichen Tag warnt Castro die USA davor, ihn ermorden zu wollen. Trotz der Möglichkeit, dass es sich bei diesem Angebot um eine Falle handelt, trifft sich Desmond FitzGerald am 29.10. mit Cubela in Paris. Dieser fordert ein persönliches Treffen mit Robert Kennedy, ein Gewehr mit Tele sowie Gift. FitzGerald sichert ihm die Unterstützung der Kennedys für die Castro-Eliminierung und einer neuen Regierung zu. In die Rede Kennedys vom 18.11. baut die CIA eine harsche Kritik gegen Castro ein, um diese Unterstützung zu belegen. Am 22.11. erhält Cubela in Paris einen Kugelschreiber mit einer hypodermischen Nadel von einem Undercoveragenten der CIA, aber die Aktion wird wegen dem JFK-Attentat abgeblasen.
Im September 1965 wird ein weiterer Versuch unternommen, Cubela gegen Castro anzusetzen. Er wird jedoch von der kubanischen Gegenspionage 1966 entlarvt und sitzt dann 13 Jahre im Gefängnis.

Colonel Oswaldo Lopez Arellano putscht am 2.10.63 gegen Präsident Ramon Villeda Morales in Honduras, dem zu grosse Duldsamkeit gegenüber den Kommunisten vorgeworfen wird. Villeda hatte im Geist der Allianz für den Fortschritt moderate soziale Reformen anvisiert, wobei die Agrarreform auf Druck der United Fruit bereits abgeschwächt werden musste.
Anastasio Somoza, United Fruit, Standard Fruit & Steamship, die William B. Reilly Company, die CIA und Ed Butlers Information Council of the Americas unterstützen und finanzieren den Staatsstreich, der mit einem Angriff auf den Präsidentenpalast durch US-trainierte Luftwaffenpiloten beginnt. John Kennedy hatte Villedas Bitte um Entsendung von Truppen zur Abwendung eines Putsches kurzerhand abgeschlagen, den anzuerkennen sich er dann aber weigert. Erst Johnsons Unterstaatssekretär Thomas Mann, der an der Planung des Coups mitarbeitete, anerkennt im Dezember 1963 den neuen Präsidenten, der sofort alle Reformen aussetzt.
Lopez beherrscht Honduras während elf Jahren, in denen die brüchige Wirtschaft weiter geschwächt wird. 1974 deckt man die Zahlung von Bestechungsgeldern in Höhe von $1,25 Mio. an Lopez durch United Brands, der Nachfolgegesellschaft von United Fruit, auf. Nach dieser ersten Tranche senkte Honduras, das 25% der Chiquita-Bananen liefert, die Exportsteuer um die Hälfte. Zur zweiten Tranche dieses Deals, für den Wirtschaftsminister Abraham Bennanton ursprünglich $5 Mio. für Lopez verlangt hatte, findet daraufhin nicht mehr statt, weil die Streitkräfte 1975 Colonel Juan Alberto Melgar Castro zur Machtübernahme verhelfen.

Quellen: Horowitz: 219-223, CIA-Info: 14, Ostrowsky: 8f, Scott (1993): 91ff, 196, 221ff, Marrs: 143f, Russell: 4, Hamelin/ Van Geirt, Vogeler: 22, Anson: 235f, Powers: 245, Hersh: 440, 447-449, Best: 38f, CNPC: 5f, Ranelagh/ Treharne: 2, Bartholomew: 54, (3): 7, Schulz: 318, Tarpley/ Chaitkin: 117-129.


Oktober 1963 Ruby und Oswald top

Lee Harvey Oswald trifft Jack Ruby am 4.10.63 in seinem Club, worüber Anwalt Carroll Jarnagin die Behörden informiert. Das FBI-Interview über das Oswald-Ruby-Meeting nach dem Kennedy-Attentat, das auf seine Initiative hin zustande kommt, wird im Warren-Report nicht erwähnt. Der Bericht negiert, dass sich die beiden gekannt haben, obwohl mehrere Treffen bekannt sind. Oswald übernachtet mehrmals im YMCA in Dallas, dessen Einrichtungen auch von Ruby, Hall, Seymour und Howard benutzt werden.

Oswald mietet ab dem 7.10. als O. H. Lee ein kleines Zimmer bei Earlene Roberts, worauf das FBI und der militärische Geheimdienst ihre Dossiers nach Dallas weiterleiten. Roberts ist die Schwester von Rubys Bekannter Bertha Cheek. Marina Oswald zog am 23.9.63 mit ihrem Baby wieder zu Ruth und Michael Paine nach Irving. Ruth Paine unternahm bereits 1957 Nachforschungen über Oswald, sechs Jahre bevor sie sich laut Warren-Bericht überhaupt getroffen haben. Offiziell bekommt Oswald seinen Job im Texas School Book Depository ab dem 16.10. dank Ruth Paines Nachbarin Linnie Mae Randle, deren Bruder Wesley Frazier dort arbeitet. Im TSBD steht der Finanzmanager Joe R. Molina unter Verdacht, Kommunist zu sein, weil er dem "subversiven" American G. I. Forum angehört. Aufgrund der Aufträge und Jobwechsel ist es naheliegend, dass Oswald Industriesicherheitsarbeit leistet, was die Überprüfung der Angestellten auf mögliche Kommunistensympathie beinhaltet.

Oswald meldet sich beim stellvertretenden Bezirksanwalt Edward Gillen und fragt ihn, was er über die Legalität des Imports und Verkaufs der neuen Wunderdrogen Mescalin und LSD wisse. Er habe Aldous Huxley's Buch The Doors of Perception studiert und glaube, dass die neuen Drogen eine soziale Revolution auslösen könnten. Auch dies scheint ein Check zu sein, da 1963 erst wenige Personen ausserhalb der CIA etwas über LSD wissen. Offenbar beauftragt Oswald seine Frau, in der Apotheke, in der sie arbeitet, Drogen zu entwenden. Die CIA testete LSD und andere psychoaktive Drogen auch in der Station Atsugi, wo Oswald stationiert war. Versuchskaninchen waren Marines, die keinen Dienst hatten, und denen die CIA die präparierten Drinks und die Prostituierten bezahlten. Auch das ONI holt verurteilte Mörder aus den Gefängnissen und konditioniert sie im eigenen Neuropsychiatrischen Zentrum in San Diego als politische Mörder, die laut dem Psychologen und ONI-Offizier Thomas Narut in verdeckten Positionen in die US-Botschaften geschickt werden. Gillen weist Oswald, der im Besitz einer nicht im Handel erhältlichen Minox-Kamera ist, als harmlosen Spinner weg.

John Roselli und Jack Ruby treffen sich zwei Mal in Miami, und Ruby konsultiert viele hochgestellte Persönlichkeiten der Mafia: Russell D. Matthews, Frank Caracci, Peter Marcello, Michael Shore (ein Freund von Mickey Cohen), Irwin S. Weiner (ein Mitarbeiter Giancanas, den die Washington Postals eine der wichtigsten Personen der Mafia im mittleren Westen bezeichnet), Lenny Patrick, Nofio Pecora, Barney Baker, Murrey W. "Dusty" Miller (der für Hoffa arbeitet und 1970 der Organisator von George Bushs erfolgloser Senatskampagne ist), Alexander Gruber (der für Cohen und Hoffa arbeitet), Joe Campisi, Paul Roland Jones und Oscar Mauzy (Führer der liberalen Demokraten in Dallas und Partner von Nat Wells, der die Teamsters im Gericht vertritt).
Der mutmassliche britische Agent "John" Wilson, der sich 1959 mit Trafficante in derselben Zelle befindet, einen Ausweis der chilenischen Geheimpolizei und einen UNO-Presseausweis besitzt, trifft sich am 29.10.63 mit Ruby wegen einer Anleihe.

In den 6 Monaten vor dem Kennedy-Attentat werden 400 Todesdrohungen registriert, wovon drei so gravierend sind, dass das Sicherheitskonzept verstärkt werden müsste. Beispielsweise hört das FBI in Buffalo am 31.10. eindeutige Morddrohungen von Mafialeuten gegen den Präsidenten ab, die Hoover weder an das Justizministerium noch an den Secret Service weiterleitet. Am 4.11. schreibt Byron Selton, Mitglied des Democratic National Committee von Texas, an Bobby Kennedy und empfiehlt aufgrund der Attentatsgefahr, die Reise nach Texas oder wenigstens den Dallas-Besuch abzusagen.

Quellen: Marrs: 409, Scott (1993): 246, 291, Callahan: 99f, 110f, Weberman (11): 3, Weber: 57-60, Bollinger, Davis (1988): 166ff, 207, Best: 42, Oglesby: 5, 9, Griffith (1996): 3.


Oktober 1963 Jackie Kennedy und Aristoteles Onassis top

Jackie Kennedy ist auf Kreuzfahrt mit Aristoteles Onassis auf der Jacht Christina. Nach dem Tod ihres neugeborenen Sohns Patrick am 7.8.63 ist sie zu Ari geflüchtet. Schon ein Jahr zuvor stellte sie die Männlichkeit des Präsidenten in der Öffentlichkeit in Frage, als sie sich mit Gianni Agnelli auf dessen Jacht vergnügte. Aufgrund der Pressemitteilungen schickte JFK ihr verärgert ein Telegramm: "Etwas mehr Caroline und weniger Agnelli."

Bereits Jackies Schwester Lee Radziwell hatte ein Verhältnis mit Onassis, das Bobby Kennedy zu verhindern versuchte. Um einen Skandal zu vermeiden, zahlte man dem Vatikan $50'000 für die Scheidung Lees. Diesmal telefoniert der Präsident seiner Frau, damit sie zurückkommt, da die Zeitungsberichte seiner Popularität schaden. Wegen ihrer Schuldgefühle kann JFK sie dazu bringen, ihn auf den Wahlkampftourneen, die sie hasst, zu begleiten. Der Tod des Neugeborenen lässt die gegenseitigen Sticheleien etwas in den Hintergrund treten. Jack besteht wegen der negativen Publizität darauf, dass Onassis erst nach den Wahlen zu einem Gegenbesuch eingeladen werden dürfe. Nach dem Kennedy-Attentat befindet sich Onassis bis zum Begräbnis des ermordeten Präsidenten im Weissen Haus.

Quellen: Posener: 7f, 117, 129ff, 154f, Morgenthaler, Best: 20.


Oktober 1963 Bobby-Baker-Skandal top

Bobby Baker geriet seit September in die Schlagzeilen wegen Vermittlungen von Staatsaufträgen gegen Schmiergeldzahlungen mit Clint Murchison, Isaac Irving Davidson, den Teamsters und dem Las Vegas-Milieu. In einem Fall verschaffte er bereits Aufträge an eine Verkaufsmaschinenfirma, die noch gar nicht existierte, weshalb Baker am 7.10.63 von seinem Amt als Sekretär der Demokraten im Senat zurücktreten muss.

Baker kam 1943 als Vierzehnjähriger nach Washington, begann als Kongresshilfe und machte im Fahrwasser seines Mentors Lyndon Johnson Karriere, für den er sich vor allem bei Kampagnenfinanzierungen profilierte. Wegen Steuerhinterziehung und Veruntreuung wird Baker vom Justizministerium und vom Senate Rules Committee untersucht, und die republikanische Minderheit im Senat versucht, den Fall zu einem Thema für die Präsidentenwahl von 1964 zu machen. Da auch Johnson und andere Senatoren der Korruption verdächtigt werden, eröffnet das Rules Committee eine umfassende Untersuchung. Robert Kennedy spannt heimlich mit Anwalt Burkett Van Kirk und den Republikanern gegen Johnson zusammen, damit er ihm als Präsidentschaftskandidat 1968 nicht im Weg stehen wird. Johnson vermutet zu Recht, dass die Kennedys den Skandal ins Rollen gebracht haben, um ihn zu stürzen. JFK will Johnson nun ersetzen durch Gouverneur Terry Sanford von North Carolina, obwohl Ethel Kennedy will, dass ihr Mann Vizepräsident wird.

Über "Whispering Willie", Senator John Williams, gibt Bobby Informationen über Baker und Johnson an das Rules Committee weiter, wonach Korruptionsvorwürfe gegen Johnson laut werden. Johnson befürchtet, dass von den vielen Geschäften seines ehemaligen Sekretärs mit der Mafia von Louisiana, Chicago, Las Vegas und in der Karibik, oder von den Schmiergeldzahlungen über Jack Halfen, der ein Prozent von Carlos Marcellos Umsatz an Johnson abliefert, etwas aufgedeckt werden könnte. Johnson setzt sich als Gegenleistung während seiner ganzen Karriere gegen Gesetze zur Verfolgung der Mafia ein. J. Edgar Hoover übt auf das Justizministerium Druck aus, um die Prozesse gegen seine Freunde Bobby Baker und Clifford Jones zu verzögern und zu erschweren. Jones wird erst fünf Jahre nach der Anklage vor Gericht gestellt. Schliesslich sitzt Baker, in 9 Punkten schuldig gesprochen, 18 Monate in einem Gefängnis.

Da auch Bakers Privatleben in die Schlagzeilen geriet, stösst das Senate Rules Committee schnell auf den Fall Ellen Rometsch. Vom Republikaner John Williams gelangen Informationen zu Clark Mollenhoff, der diese am 26.10. im "Des Moines Register" in Iowa veröffentlicht. Ohne JFK beim Namen zu nennen beschreibt Mollenhoff die Ereignisse und die Beziehungen von Rometsch und zieht eine Parallele zum Profumo-Skandal. Zwei Tage später trifft sich Bobby Kennedy mit Courtney Evans und Hoover und erreicht, dass sich Hoover mit den beiden Fraktionsführern im Senat, Mike Mansfield und Everett Dirksen, trifft und diese mit Dreckmaterial aus seinem Geheimarchiv unter Druck setzt, womit er eine Senatsuntersuchung und die Rückkehr von Rometsch für ein Hearing verhindern kann. Dafür erhält Hoover vom Justizminister die Erlaubnis, Martin Luther Kings Telefon abhören zu lassen. Aber nicht nur das Telefon, sondern die Hotelzimmer und selbst die Altäre werden verwanzt, und King wird auf Schritt und Tritt beschattet. Hoover beginnt, King als Lügner, Sexpathologen, Trinker und Kommunisten öffentlich zu diffamieren. Nach Kennedys Ermordung treffen sich Beamte der Bundespolizei und diskutierten darüber, wie man "King als Schwarzenführer neutralisieren könne".

Einige Tage später ist Hoover bei John Kennedy zum Lunch eingeladen. Hoovers Agenten haben erfahren, dass Rometsch in die USA zurückkehren wolle, um den Untersuchungsanwalt der Senatskommission, LaVern Duffy, zu heiraten. JFK versucht dies zu verhindern, indem er von Freunden wie Grant Stockdale Geld sammeln lässt, um Rometsch mehr Schweigegeld zu bezahlen. Stockdale, der JFK unterstützt und für George Smathers und Bobby Baker arbeitet, findet sich nach dem Attentat zwischen den Fronten und wird aus dem 14. Stockwerk eines Gebäudes in Miami gestossen.

Im Zusammenhang mit den Baker-Enthüllungen kommen auch Einzelheiten mit der TFX-Korruption wieder auf, und Fred Korth, der für Johnson gearbeitet hat, muss von seinem Job als Sekretär der Navy zurücktreten, da über seine Bank Schmiergelder der General Dynamics geflossen sind. John McClellan leitet eine parallele Senatsuntersuchung zur TFX-Bestechung, wobei RFK dafür sorgt, dass McClellan Informationen über die Schmiergelder und Erpressungsversuche der General Dynamics unterdrückt und sich auf die $100'000 Schmiergelder für Johnson über Bobby Baker beschränkt. Diese Untersuchung wird von Johnson nach der Ermordung Kennedys natürlich sofort abgeblockt, nachdem an der Sitzung vom 20.11. noch beschlossen wird, dass in der folgenden Woche Fred Korth befragt werden soll. Korth, der bei Bell mit Michael Paine und Walter Dornberger zusammenarbeitete und über den auch Zahlungen an die Spurenleger Oswalds in Dallas laufen, wird nie aussagen müssen.

Quellen: Summers (1993): 312f, Hersh: 388, 400-411, Davis (1988): 273, Scott (1993): 220, Torbitt: 11, 14, 28, 33, Obenhause.


November 1963 Putsch gegen Ngo Dinh Diem top

Der südvietnamesische Präsident Ngo Dinh Diem wird am 1.11. gestürzt. Diem floh 1950 in ein katholisches Seminar bei New York, nachdem er von Ho Chi Minh in Abwesenheit zum Tod verurteilt wurde. Dort lernte der überzeugte Katholik, dessen Bruder Ngo Dinh Thuc Bischof der Römischen Kirche ist, unter anderem auch Joseph Kennedy und seinen Sohn kennen. Kennedy unterstützte die American Friends of Vietnam, und der Senator war 1956 der Hauptsprecher dieser Lobbygruppe. Auch als Präsident unterstützte John Kennedy den Diktator, den Johnson trotz dessen Krieg gegen die eigene Bevölkerung als Winston Churchill von Südostasien bezeichnet.

Vietnam spaltete die Kennedy-Bürokratie wie kein anderes Thema. Auch Charles de Gaulle warnte JFK bereits 1961 vor der Aussichtslosigkeit eines Engagements in Vietnam. Nachdem JFK 1962 in Laos nach dem gescheiterten CIA-Putschversuch eine vernünftige Lösung akzeptierte, trieben ihn seine Gegner mit dem Vorwurf, das Land an die Kommunisten verloren zu haben, in die Enge. Deshalb reagierte JFK auf die Schwächung der Diem-Regierung mit einem erhöhten militärischen Engagement und muss Vietnam bis zur Wahl von 1964 halten, obwohl bis Ende 1961 bereits 76'000 Menschen durch Vergeltungsaktionen der südvietnamesischen Polizei- und Streitkräfte umkamen und über 550'000 deportiert, verhaftet oder in Konzentrationslagern interniert wurden.

Aufgrund der massiven Kritik des Diem-Regimes entschied sich JFK zum Einsatz der Green Berets und zum Aufbau einer Geheimarmee, um den schmutzigen Krieg unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu führen. Die Navy SEALs (Navy Sea Air Land) sind hochausgerüstete und streng ausgebildete Einsatztruppen, die überall in der Welt eingesetzt werden und vor allem auf Unterwassersabotage und Blitzoperationen spezialisiert sind. Bereits 1962 flog die US-Luftwaffe 50'000 Einsätze, bei denen sie ganze Gebiete mit Bordwaffenfeuer und Napalmbomben belegten.
Um der National Liberation Front die Basis zu entziehen, werden chemische Kampfstoffe zur Vernichtung von Ernten und Vieh eingesetzt, so dass die bäuerliche Bevölkerung vom Hungertod bedroht ist. Diems Bruder Ngo Dinh Nhu versuchte, das von den Briten in Malaysia erfolgreich angewandte Programm der "strategischen Dörfer" einzuführen, was aber misslang. 10 Mio. Bauern wurden bis Ende 1962 in 6600 geschützte Dörfer umgesiedelt, ausserhalb derer jedermann erschossen werden konnte. Die buddhistische Landbevölkerung weigerte sich weitgehend, in die Minikonzentrationslager zu ziehen, weil es für sie wichtig ist, bei den Gräbern ihrer Toten zu wohnen. Diem setzte deshalb auf Verhaftung, Folter und Ermordung der Opposition, zu der abgesehen von den 10-15% Katholiken potentiell alle gehören.

Diems Regime, das auch wegen der grassierenden Korruption international geächtet wurde, geriet im Mai 1963 in die Schlagzeilen, als Soldaten in Hue 9 der buddhistischen Mönche, die für religiöse Freiheit demonstrierten, erschossen. Diems Weigerung, sich für dieses Massaker zu entschuldigen und auf die Forderungen der Mönche einzugehen, führte zu Aufständen und der Selbstverbrennung von Thich Quang Duc, einem alten buddhistischen Priester, was die amerikanische Bevölkerung aufrüttelte und das Image der USA untergrub. Auch die verachtenden Äusserungen von Madame Nhu, die von einem buddhistischen Barbecue spricht und für weitere Selbstverbrennungen gratis Streichhölzer und Benzin anbietet, schockieren die Weltöffentlichkeit.

Der neue US-Botschafter Henry Cabot Lodge forderte Diem öffentlich wiederholt auf, seinen Bruder und politischen Berater Nhu zu entlassen und den Polizeiapparat aufzulösen, was die beiden aber als Einmischung in ihre Souveränität kritisierten. Die Kennedy-Administration fixierte sich auf die Idee, Nhu sei allein für die Gräueltaten verantwortlich und könne die Situation mit seinem Rücktritt entschärfen. Da Nhu den ganzen Sommer immer wieder zu einer Limitierung der Rolle der Amerikaner in Südvietnam aufgerufen hatte, stempelten ihn die Amerikaner zum dunklen Drahtzieher hinter Diem und machten ihn zum Sündenbock. JFK hätte aus eigener Erfahrung wissen müssen, dass Diem seinen Bruder nicht entlässt. Harriman-Klon Lodge fordert deshalb die Elimination Diems.

Gleichzeitig zahlte die CIA $25'000 (nach anderen Angaben $250'000) pro Monat an Nhus Spezialsicherungstruppen, die am 21. August in Armeeuniformen Mönche und Nonnen aus den 2000 Tempeln schleiften, verprügelten, wobei 30 starben und 400 in Gefängnissen landeten. Darauf bewilligte JFK einen Militärputsch, der bis Ende Monat hätte stattfinden sollen.

In den Monaten vor seiner Ermordung hat Diem mit Nordvietnam Geheimgespräche zur Beilegung des Konflikts aufgenommen. Nordvietnam war bereit zu einer Koalitionsregierung mit Diem und zu einer langsamen wirtschaftlichen Annäherung mit einem neutralen Süden. Deshalb suchte Diem nach einem Weg, wie er die Amerikaner zu einem Abzug bringen könnte. 1963 befinden sich 16'500 "US-Berater" im Land, wovon die meisten im Geheimdienst und in der Administration arbeiten, und bereits sind 78 "Berater" im Kampf gefallen, weil sie Einsätze in südvietnamesischen Flugzeugen und Helikoptern fliegen und Infanterieeinsätze leiten.
Am 11.9. schickte die National Liberation Front, die Allianz von Kommunisten und Nichtkommunisten, einen Friedensplan-Vorschlag an die UNO, was zu einer Verurteilung des Diem-Regimes führte. Charles de Gaulles darauffolgende Unterstützung für eine Neutralisation des Südens und eine mögliche Wiedervereinigung Vietnams wurde in den USA mit Empörung aufgenommen. Über den französischen Botschafter Roger Lalouette liefen auch bereits die Friedensgespräche zwischen Süd- und Nordvietnam.
Obwohl dies die ideale Voraussetzung für den Rückzug aus der aussichtslosen Lage in Vietnam wäre, ist die Idee eines neutralen Zusammenschlusses von Nord- und Südvietnam für die Amerikaner gleichbedeutend mit einem kommunistischen Vietnam, und JFK befürchtet, eine Einigung könnte ihn die Wahlen von 1964 kosten. Ende September fragte JFK den ehemaligen CIA-Agenten Edward G. Lansdale, ob er nach Saigon ginge, um zu versuchen, Diem von seinem Bruder zu trennen, wozu Lansdale einwilligte. Da Lansdale aber nicht mitmachen wollte, falls JFK entscheide, man solle seinen Freund Diem loswerden, wurde der Staatsstreich ohne ihn und ohne Wissen des Vizepräsidenten organisiert. Einen Monat später, nach der Ermordung Diems, verlässt Lansdale das Pentagon.

Aufgrund der Lagebeurteilung von Robert McNamara und General Maxwell Taylor vom 2.10.63 leitete JFK am 11.10. mit dem National Security Action Memorandum 263, wonach 1000 Soldaten bis Ende 1963 nach Hause gebracht werden, den Rückzug der US-Truppen bis Ende 1965 aus Vietnam ein. Die paramilitärischen Aktivitäten der CIA wurden dem Verteidigungsministerium überantwortet. JFK weiss, dass er Vietnam auf lange Sicht nicht halten kann, aber bis nach den Wahlen halten muss, weshalb dieser Beschluss, obschon militärisch unbedeutend, richtungsweisend war.
Das Pentagon, das die CIA militärisch durch Spezialabteilungen unterstützt, und die Rüstungsindustrie verstehen Kennedys Absichten. Die Armee startet daraufhin eine breitangelegte Undercoveroperation namens Operation CAMELOT, um Kennedys Rückzugsplänen zuvorzukommen. 1964 iniziiert das Special Operation Research Office der Armee das bis anhin grösste sozialwissenschaftliche Projekt CAMELOT, wonach während vier Jahren Daten, Modelle und Theorien über soziale Veränderungen und interne Konflikte in den Entwicklungsländern sowie Massnahmenpläne gegen Revolutionen und Bürgerkriege zusammengetragen werden sollten. Aufgrund der Kritik der Latin American Faculty of Social Science und der chilenischen Presse wegen des antidemokratischen Charakters des verdeckten Spionageprojekts muss Johnson im August 1965, nach der Okkupation der Dominikanischen Republik, das Projekt zurückziehen.
Einige hohe Offiziere versuchten, JFK mittels falscher Informationen zum verstärkten Einsatz in Vietnam zu bewegen. Lansdale ist ein entschiedener Gegner des Rückzugs aus Vietnam und wird einer der entscheidenden Plotter des Vietnam-Engagements. Lansdale sagt seinem Untergebenen L. Fletcher Prouty, er werde am 22.11. in Dallas sein, und schickt Prouty, der den Rückzug befürwortet, 11 Tage vor dem Attentat für zwei Wochen auf eine sinnlose Mission an den Südpol. Einzelne Figuren des militärischen Geheimdienstes sind an der Verschwörungskoalition, die aus Kräften inner- und ausserhalb der Regierung besteht, wegen dem sich abzeichnenden Rückzug aus Vietnam mitbeteiligt. Bezeichnenderweise warnte Präsident Eisenhower, selbst General, JFK bei der Amtsübergabe vor der Bedrohung durch den unkontrollierten militärisch-industriellen Komplex.

Viele vietnamesische Militärs besuchten im Oktober die amerikanische Botschaft, wo Lodge General Duong Van Minh und seinen Stab mit Waffen und Geld unterstützte. JFK schickte als letzten Rettungsversuch seinen engen Freund Torbert Macdonald, der an seinen Poolparties teilnimmt und in Geheimnisse eingeweiht ist, von denen Bobby nichts weiss, zu Diem, um ihn zu warnen, er solle seinen Bruder fallenlassen und in der US-Botschaft Zuflucht suchen, was Diem aber ignoriert.
Am 1.11. erfolgt der von der CIA mitorganisierte Putsch: Lucien Conein und Arthur Herman Bremer unterstützen General Duong, der die treibende Kraft bei der Vernichtung von Diems Opposition war. Als sich Diem und Nhu nach stundenlangen Kämpfen ergeben, werden sie am 2.11. umgebracht. Am 7.11. erkennt JFK formell die neue Zivilregierung von Nguyen Ngoc Tho, Vizepräsident unter Diem, an, die sofort erklärt, dass eine Wiedervereinigung mit dem Norden nicht in Frage kommt. Vizemarschall Nguyen Cao Ky, der 1961 und 1962 CIA-Kommandos nach Nordvietnam und Opium von Laos nach Saigon geflogen hatte, wird zum Chef der vietnamesischen Luftwaffe ernannt. Er gerät wegen seiner Bewunderung für Adolf Hitler und seinem westlichen Lebensstil schnell in Verruf. Die nächsten zwei Jahre erfolgen eine Kette von Staatsstreichen und Putschversuchen und eine Verschärfung des Bürgerkriegs, so dass Johnson sagt, er wolle "keine solche Scheiss-Coups mehr". Rebellionen der nach Autonomie strebenden Bergvölker und der Buddhisten werden niedergeschlagen. Als die Saigoner Armee die Herrschaft über das Land verliert, greifen die USA massiv ein und beginnen am 7.2.65 mit der Bombardierung Nordvietnams.

Das Engagement der USA in Vietnam beruht wesentlich auf dem Eindämmungskonzept gegenüber China, das den USA im Koreakrieg eine Niederlage bereitete. John Kennedy beschäftigt sich seit einiger Zeit vermehrt mit China, weil er Angst hat, die Chinesen könnten die Atombombe bauen. Seine Angst vor den "Gelben" begründet er mit der angeblichen Bereitschaft der chinesischen Führung, Hunderte von Millionen von Menschen zu opfern, um dem Kommunismus zum internationalen Durchbruch zu verhelfen. JFK beruft ein Meeting mit Fernostexperten ein und will den chinesischen Reaktor Lanchow in der Nähe des Testgeländes Lop Nor bombardieren lassen, um eine chinesische Atombombe zu verhindern. William Averell Harriman fasste bereits im Juli den Auftrag herauszufinden, wie die Sowjets reagieren würden, wenn die USA chinesische Atommeiler bombardierten. Chruschtschows ärgerliche Antwort soll gewesen sein, dass er keinen Postschalter betreibe. Angleton ist überzeugt, der ehemalige US-Botschafter Harriman in Moskau sei ein Sowjetspion, der JFK in der falschen Weise beeinflusse. Die Frage, wie die Atomanlagen der Chinesen zerstört werden sollen, ist bei der Ermordung Kennedys noch ungeklärt. Der erste chinesische Atombombentest findet am 16.10.64 statt.

Am 8.11.63 erklärt Kennedy beim seinem Antrag zum Auslandhilfegesetz, dass damit 3,5 Mio. alliierte Soldaten in anderen Ländern zur Abschreckung der Kommunisten unterhalten werden. In den meisten Ländern wie in der Türkei ist es jedoch offensichtlich, dass die 400'000 türkischen NATO-Truppen den Zweck haben, eine innere Revolution zu verhindern. Die USA selbst haben 1 Mio. Soldaten auf über 200 Stützpunkten und auf etwa tausend weiteren Militäranlagen in anderen Kontinenten einsatzbereit stationiert. Zudem verkündet JFK, dass die Zahl der Kampftruppen zur Niederschlagung von Aufständen während den drei Jahren seiner Regierungszeit um 600% erhöht worden sei. Das Anti-Rebellen-Programm kostet $500 Mio. (plus $1 Mia. in Vietnam) pro Jahr und untersteht der Leitung der Special Group for Counterinsurgency. Die militärische Seite des Programms umfasst die Sonderausbildung von Soldaten zur Niederschlagung bewaffneter Aufstände, wobei die ‚School of the Americas' auch paramilitärische Verbände in Folter, Entführungen und Spionage bei Gewerkschaften, Schulen und Universitäten trainiert. Die Terrorisierung der Bevölkerungen in Lateinamerika durch die Paramilitärs wird in den USA geplant. Die zivile Seite wird von der Agency for International Development geleitet und umfasst die Ausbildung von Polizisten und die Produktion von Propagandamaterial. Zudem gibt es verschiedene geheime Operationen und Kurse, die von der CIA, dem Pentagon oder dem State Departement organisiert werden.

Quellen: Prouty (1973): 33, 58-60, 138, 174f, Hersh: 3, 412-437, 440ff, Horowitz: 142-150, 406-409, Holtkamp: 12f, Collier/ Horowitz: 386-390, Obenhause, Griffith (1996): 5, Gregory/ Speriglio: 227, CIA-Info: 14f, Best: 63-68, Groden/ Livingstone: 466-473, Dehnhardt, Spiegel TV, Karel (1), Levin, Summers (2000): 516f, Amann: 27-32, Fuchs.

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Und sollte ich vergessen haben, jemanden zu beschimpfen, dann bitte ich um Verzeihung!
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Teil 6 (1962)

Dieser Teil der Chronik behandelt das zweite Jahr von Kennedys Präsidentschaft, mit dem Schwerpunkt Kuba und der Ermordung von Marilyn Monroe.

Zentrale Themen und Personen:
Tod von Lucky Luciano, Carlo Gambino, Marilyn Monroe, Komintern, Judith Campbell, Schmiergelder, Frank Sinatra, Invasionsspläne gegen Kuba, Destabiliserungsprogramme der CIA und der Exilkubaner, Jimmy Hoffa, Lee Harvey Oswalds Rückkehr: George DeMohrenschildt und Undercovertätigkeit, Freedom Fighters gegen Kuba, Bobby Kennedys Bruch mit Marilyn, Ermordung von Marilyn Monroe, Judith Campbell, Morddrohungen gegen die Kennedys, Kuba-Krise, Georgi Bolschakow, Nikita Chruschtschow, Geheimabkommen, Ermordung von Enrico Mattei, Israel, Atombomben.



Januar 1962 Tod von Lucky Luciano

Lucky Luciano stirbt am 26.1. auf dem Flughafen von Neapel an einer Herzattacke, wahrscheinlich aufgrund einer Dosis Strychnin. Er erwartete den Regisseur Michael Gosch, mit dem er einen Film über sein Leben drehen wollte. Luciano ist zu einer lebenden Legende geworden und wollte daraus Kapital schlagen, da seine Geldquellen versiegt waren. Er hatte seit 1947 um die $25'000 pro Monat von seinen amerikanischen Freunden erhalten, bei denen er lange Zeit noch als Boss angesehen wurde, obwohl er die USA nie mehr betrat. Kuriere brachten das Geld und Botschaften von Gambino zu Luciano, der in allen wichtigen Streitpunkten immer noch das letzte Wort hatte.

Luciano verliebte sich in Neapel in die 26jährige ehemalige Tänzerin Igea Lissoni und versuchte verschiedene legale Geschäfte wie eine Tomatenpaste- und Confettiproduktion aufzuziehen, die fehlschlugen. Er unterstützte sogar wohltätige Aktionen des Priesters Francesco Scarpato, der eine Klinik baute. Wegen des Misserfolgs verlegte er sich allerdings wieder auf den Heroinschmuggel über neue Routen von Palermo nach New York. Trotz den notwendigen hohen Schmiergeldzahlungen lohnte sich das Geschäft anfänglich. Nachdem Castro an die Macht kam, verlor Luciano einen wesentlichen Teil seiner Einnahmen aus seinen Beteiligungen am Sans Souci und am Riviera, und die monatlichen Geldbeträge verringerten sich, weshalb sich Luciano von Meyer Lansky hintergangen fühlte.

Da sein Prozess ihn $2 Mio. gekostet und damit seine Ersparnisse weggefressen hatte, brauchte er dringend eine andere Geldquelle, weshalb er schliesslich entschied, einen Film über sein Leben drehen zu lassen. Gosch schrieb das Drehbuch, und Dean Martin sollte den Mafiaboss Luciano spielen. Aber Thomas Eboli übermittelte ihm die Nachricht, dass Vito Genovese, Meyer Lansky, Joe Bonanno, Tommy Lucchese und Carlo Gambino sich gegen sein Projekt ausgesprochen hätten, weil sie keine Publizität wollten. Da dies seine Autorität in Frage stellte, entschloss sich Luciano zur Gegenattacke: Er wollte die Kontrolle über den gesamten Heroinhandel von Europa nach den Vereinigten Staaten übernehmen, um seine ehemaligen Verbündeten in die Knie zu zwingen. Luciano verfügte immer noch über wichtige Kontakte zu Produzenten, Transporteuren, Verarbeitern und Verkäufern und reaktivierte diese.

In Palermo gehörten Rosario Mancini, Antonio Sorci und Pietro Davi zu seinen Vertrauten, die seine Geschäfte erledigten, obwohl Luciano sich über die sizilianische, in seinen Augen rückständige Mafia nur abschätzig äusserte. Die Drogengeschäfte der neuen Familien von La Barbera und der Grecos florierten jedenfalls prächtig. Luciano befahl die Isolierung des aufstrebenden Totò Greco, der einen selbständigen Rauschgifthandel aufziehen wollte, und machte Angelo La Barbera zu seinem Gang-Chef. Als La Barbera bald darauf Calcedonio di Pisa umbrachte, was einer Kriegserklärung gegen die Grecos gleichkam, verschwand er kurz darauf.

Unterdessen hatte die Kommission in New York bereits Lucianos Eliminierung beschlossen, und Pat Eboli überbrachte ihm am 17.1.62 diese Nachricht, mit dem Hinweis, dass Carlo Gambino bereits seinen Platz als Vorsitzender der Kommission übernommen habe. Eboli meinte, dass er vielleicht sein Leben retten könnte, wenn er das unterzeichnete Original des Filmskripts der Kommission übergebe, weshalb Luciano Martin Gosch sofort telefonierte und ihn mit dem Script nach Neapel bestellte. Die Polizei verhaftete Luciano nach dem abgehörten Telefon, weil sie meinte, "Script" sei ein Codewort für Heroin. Nach den Verhören entliess die Polizei Luciano, der bereits zwei Herzattacken hinter sich hatte, am 25.1.62. Am nächsten Tag holt Lucinao Gosch in Begleitung von Eboli am Flughafen Capodichino ab und stirbt unmittelbar nach der Einnahme von Pillen an einer Herzattacke. Es lässt sich nicht eruieren, ob die Greco-Familie oder die Mafia von New York ihn ermordet hat oder sein Herzinfarkt der Ermordung zuvorgekommen ist, da die Tablettenschachtel verschwand.
Auf dem Friedhof der St. Johns Kathedrale in New York, wo Luciano beigesetzt wird, findet sich folgender Nachruf: "SALVATORE CARMELO LUCIANO / Er kämpfte für Ordnung und Gerechtigkeit / für Demokratie und für die Unterdrückten / Er gab den Armen und tat nur Gutes / Er hat sich um die USA verdient gemacht / ER WAR DIE LIEBE".

Nachdem Carlo Gambino die Führung der Anastasia-Familie nach Apalachin übernommen hatte, blieb der Hafen unter der Kontrolle von Anthony Anastasio, der am 5.3.63 stirbt. Danach übernimmt Anastasios Schwiegersohn, der 29jährige Anthony Scotto, die Kontrolle des Hafens und wird zum Vizepräsidenten des Local 1814 der Teamsters mit seinen 16'000 Arbeitern gewählt. Gambino ernennt "Young Tony" Scotto, der gute Kontakte zu John V. Lindsay, dem Bürgermeister von New York, und zu Johnson hat, zu seinem Berater. Gambino baut sich in den 60er Jahren das reichste und diversifizierteste Verbrecherkonglomerat auf, das neben den Docks den JFK-Flughafen, die Abfallentsorgung, die Wallstreet-Börse, wichtige Bauprojekte in Manhattan, grosse Teile der Bekleidungsindustrie und den Heroinschmuggel aus Sizilien kontrolliert. Der erste Boss auf dem Flughafen ist der Schwiegervater seines Sohnes, Tommy Lucchese, dessen Leutnants Tony "Ducks" Corallo und John Dioguardi den Umschlag, Transport und Diebstahl der Waren und das Teamster-Local 295 der 1500 Cargoarbeiter überwachen. Gambino arbeitet mit Lucchese zusammen und übernimmt dessen Anteile 1967, als dieser an den Folgen eines Hirntumors stirbt.

Neben dem Flug- und dem Schiffshafen verdient Gambino vor allem am Heroinschmuggel, der seinem Leutnant Joseph "Joe Banty" Biondo unterstellt ist. 1948 unternahm Gambino eine Reise nach Sizilien, wo er mit Luciano den Heroinschmuggel von Sizilien nach New York organisierte. Ein weiterer Leutnant, Carmine "the Doctor" Lombardozzi, ist für die Aktienmanipulationen, Wertpapier-Diebstahl und Erpressung an der Wallstreet zuständig. Bonannos Anwalt William Power Maloney ist oberster Rechtsberater der Securities and Exchange Commission, der Börsenaufsichtskommission. 70% des US-Kleiderverkaufs werden in Manhattan entworfen und produziert, wo Gambino ebenfalls die Gewerkschaft und Firmen kontrolliert und erpresst. 1965 sichert sich Gambino die totale Kontrolle über die städtische Abfallentsorgung und expandiert dieses Business auch ausserhalb New Yorks. Neben Kreditgeschäften, Pornografie, Oben-Ohne-Bars oder Vertragsmord investiert Gambino in Verkaufsautomaten, Möbelgeschäfte, Supermärkte, Transport- und Cateringfirmen und gründet die Consultingfirma SGS Associates mit Henry Saltzstein und George Schiller. Gambinos Firmenberatungshonorare beginnen bei $40'000. Mit seinen 24 Leutnants und etwa 100 Soldaten leitet Gambino, der nie eine höhere Schule besucht hat, nicht Amerikaner ist und die englische Sprache kaum beherrscht, eine Holding, für die etwa 4000 Personen arbeiten, wovon etwa 10% Mafia-Mitglieder sind, und fast alle Geschäfte bar bezahlt werden. Dank seinen guten Beziehungen zu Frank Costello wird Gambino vom FBI weitgehend in Ruhe gelassen.

Joseph Profaci stirbt am 7.7.62 an Krebs und hinterlässt ein Vermögen von $200 Mio, das unter seinen sechs Kindern aufgeteilt wird. Am 4.11.59 wurde Frankie "Shots" Abbatemarco, der König der Number Rackets nach Dutch Schultz, erschossen. Er operierte auf dem Gebiet von Joseph Profaci und war deshalb tributpflichtig, aber zahlungsunfähig, nachdem er einige grosse Verluste im Spielgeschäft einstecken musste. Abbatemarcos Imperien übernahm Profaci selbst.
Profacis Nachfolger wird Joseph Magliocco, der sich mit Joseph Bonanno verbündet, um Tommy Lucchese und Carlo Gambino auszuschalten. Sie werden jedoch von Joseph Colombo verraten. Durch Vermittlung der Kommission kann ein Blutvergiessen verhindert werden, und Magliocco kommt mit einer Busse von $40'000 davon. Joseph Colombo übernimmt das Erbe von Profaci.

Quellen: Raith: 91-93, Meurice, Davis (1994): 108-134, Behr: 184, Delorme: 99-124, Torbitt: 18.


März 1962 Liaisons dangereuses top

Marilyn Monroe fliegt, mit einem Zwischenstop in Florida, wo sie Jack im Hotel Fountainbleu trifft, nach Mexico City in die Ferien. Über ihre Haushälterin Eunice Murray knüpfte sie Kontakt mit dem Schwager Churchill Murray, der einen kommunistischen Propagandasender in Mexico betreibt und in Verbindung zur sowjetischen und kubanischen Botschaft steht. Sie trifft auch Frederick Vanderbilt Field, der ebenfalls vor seiner Verhaftung wegen kommunistischer Aktivitäten ins Exil floh. Marilyn beginnt eine Affäre mit dem mexikanischen Drehbuchautor José Bolaños, der im Kreis der kommunistischen Exilamerikaner verkehrt. Bolaños, ein Spitzel mit Kontakt zu E. Howard Hunt, dem Chef der CIA-Station in Mexico, ist beleidigt wegen der kurzen Dauer der Affäre mit Marilyn. Da Field zudem vom FBI scharf überwacht wird, liegt bei FBI-Direktor J. Edgar Hoover am 6.3.62 ein brisantes Dossier auf dem Tisch, in dem vermerkt ist, dass die Liebhaberin des Präsidenten mit Kommunisten in Kontakt steht.

Seit Weihnachten 1961 intensivierte sich Jacks Beziehung zu Marilyn Monroe, und sie trägt die Affäre je länger je offener nach aussen, telefoniert ins Weisse Haus und erzählt ihren Freunden davon. Marilyn ist offensichtlich stolz auf ihre Kontakte zum Präsidenten und beginnt erneut zu hoffen, dass er sich von Jackie scheiden lässt und sie heiratet. Vor allem Justizminister Bobby Kennedy diskutiert mit Marilyn über Politik und erzählt ihr von streng geheimen Aktionen der US-Regierung. Marilyn unternimmt spezielle Anstrengungen, um Bobby in Diskussionen über Politik zu beeindrucken, und ihr Psychiater Ralph Greenson hilft ihr, interessante Gesprächsthemen vorzubereiten. Sein Sohn Danny stellt ihr sogar eine Liste zusammen mit Fragen für den Justizminister über den vietnamesischen Diktator Diem, das HUAC, die Bürgerrechte und andere politische Aktualitäten. An der Party im Januar 1962 schrieb sich Marilyn sogar seine Antworten auf. Die Kennedys selbst werden damit zu einem Sicherheitsrisiko.

J. Edgar Hoover und John Kennedy lunchen am 22.3.62 zusammen, zum zweiten Mal seit der Inauguration, wobei der FBI-Chef den Präsidenten darüber informiert, dass er seine Beziehung zu Judith Campbell kennt und dass das FBI auf die Kontakte von Marilyn Monroe mit Frederick Vanderbilt Field gestossen ist. Hoover schickte Robert Kennedy am 27.2.62 ein Memorandum, dass festhielt, dass Judith Campbell, die mit den Mafiosi Giancana und Roselli in Kontakt steht, bereits siebzig Mal ins Weisse Haus telefoniert habe. Campbell wurde von FBI-Beamten wegen ihrer Beziehungen zur Mafia befragt, was Jack einmal mehr verharmloste. Robert Kennedy informierte seinen Bruder nicht über das Memorandum, sondern wandte sich an seinen Vertrauten und Vize-Justizminister Joseph Dolan, der Jacks Sekretärin Evelyn Lincoln verbot, weiterhin die Anrufe von Campbell anzunehmen. Hoover sagt dem Präsidenten natürlich nicht, dass er die Beziehung seit 1960 überwachen lässt, dass er Campbells Funktion als Informationskanal für das Anti-Castro-Plot kennt und von der Zusammenarbeit von Giancana und Roselli mit der CIA weiss.

Bobby versucht seinen Bruder nach dem Treffen zu überzeugen, seine Kontakte mit Marilyn, Judy und Frank Sinatra abzubrechen. Seit 1944 wurde gegen Sinatra wegen seiner erkauften Ausmusterung aus der Armee, wegen Verführung mittels Eheversprechen und der angeblichen Unterstützung von kommunistischen Organisationen ermittelt. 1950 bot sich Sinatra über einen ‚J. P. Moore' FBI-Vizedirektor Clyde Tolson als Spitzel bei den Kommunisten in Hollywood an, was Hoover ablehnte. 1955 startete Hoover aufgrund von Kommunismusvorwürfen des Faschistenführers Gerald Smith aus dem Jahre 1946 eine grossangelegte Untersuchung, die trotz 400 Seiten Akten nicht beweisen konnte, dass Sinatra ein Kommunist sei. Obwohl Hoover ein Foto von Sinatra mit den drei Fischetti-Brüdern aus dem Jahr 1946 besitzt und dessen Beziehung zu Willie Moretti kennt, waren seine Verbindungen zur Mafia für das FBI kein Thema. Die Informationen über Sinatras Beziehungen zur Mafia kommen aus dem Justizministerium.

JFK interessiert sich immer sehr dafür, was um Sinatra läuft, und fragt Judy Campbell regelmässig über kursierende Gerüchte aus. Sinatra seinerseits platzte beinahe vor Stolz, wenn ihn der Präsident anrief. Am 23.9.61 lud ihn JFK noch ins Weisse Haus ein, als Jackie abwesend war. Am nächsten Tag war der Sänger auch Gast in Hyannis Port, was später dementiert werden muss. Kennedys Berater erklärten Sinatra am 27.2.62 aufgrund der im 19-seitigen FBI-Dokument nachgewiesenen Mafiakontakte zur Persona non grata, worauf JFK auf weitere Besuche bei Sinatra verzichtet.

Im Januar fragte Peter Lawford seinen Bandkollegen Sinatra noch, ob JFK bei ihm in Palm Springs während seiner geplanten Kalifornien-Reise übernachten könne, worauf Sinatra mindestens $500'000 ausgab, um auf seinem Gelände einen Heliport und zusätzliche Gebäude für den Präsidenten und den Secret Service bauen zu lassen. Statt dessen besucht JFK nun Sinatras Nachbarn und Erzfeind Bing Crosby, wo er die Nacht mit Marilyn verbringt, die als seine neue Sekretärin verkleidet mit der Air Force One am 24.3.62 nach Palm Springs geflogen wird. Sinatra ist so wütend, dass er mit einem Vorschlaghammer auf der Landebahn herumhackt. Sinatra verletzt besonders, dass sein "Freund" ihm keine persönliche Entschuldigung übermittelt und sich einfach nicht mehr meldet.

Auch Sam Giancana ist wütend, weil er meint, es sei Sinatras Fehler, dass JFK sich von ihm distanziert. Da Sinatra alle Zusammenhänge zwischen den Kennedys und der Mafia kennt, wird er als Fallengelassener zu einer Gefahr. Giancana überlegt sich deshalb, ob er Sinatra umbringen lassen soll.

John Kennedy ist wütend über Hoover, bricht aber seine Verhältnisse weder zu Marilyn Monroe noch zu Judith Campbell deswegen ab. Am Tag nach Hoovers Treffen mit dem Präsidenten ist Marilyn im Beverly Hills in Los Angeles bei den Kennedy-Brüdern. Im April ist sie an der Fundrising-Party bei Fifi Fell in New York anwesend. Judith Campbell übernimmt 1962 sogar eine zweite Funktion für Jack. Eine Gruppe von kalifornischen Geschäftsmännern um Richard Ellwood schmiert den Präsidenten, um Rüstungsverträge zu erhalten. Die Beziehung von Jack und Judy, die das Geld und drei Umschläge mit Vorschlägen überbringt, wird innerhalb der General Dynamics Corporation bekannt.

Marilyn Monroe singt in einem $6000 teuren Kleid, das sie so nackt wie möglich lässt, das "Happy Birthday" auf der Galaparty vom 19.5.62 für JFK, obwohl sie mit der damit verbundenen Absenz ihren Filmvertrag mit der Twentieth Century-Fox aufs Spiel setzt. Robert Kennedy befürchtete, dass der Auftritt Marilyns zu Schwierigkeiten innerhalb der Partei und zu Gerüchten über eine Beziehung der Schauspielerin mit dem Präsidenten führen könnte, und versuchte sie überzeugen, nicht an die Party zu kommen. Aber Marilyn blieb hartnäckig, weil sie hofft, Jackie mit ihrem Auftritt auszustechen. Jackie verzichtet auf die Teilnahme am Fest, nachdem sie ihn vor die Wahl gestellt und er sich für Marilyn entschieden hat.
JFK versprach Marilyn, bei allfälligen Problemen mit dem Studio behilflich zu sein. Bis am 8.6. geschieht trotz ihrem nicht bewilligten Auftritt nichts. Ihr Psychiater Ralph Greenson versprach der Fox, Marilyn würde die ganze Zeit zu den Dreharbeiten zu "Something's got to give" erscheinen, und ging am 10.5. für vier Wochen in die Schweiz. Trotz ihrer Krankheit bleibt sie nach ihren Auftritt an der Party und verbringt die Nacht mit Jack. Der Secret Service überprüft Fotografen und Journalisten und stellt sicher, dass nichts in der Presse erscheint. In Hollywood ist es ein offenes Geheimnis, dass Kennedy und Monroe ein Verhältnis haben, aber die Presse stellt einen Präsidenten nicht bloss. Marilyn erzählt sogar intime Details von ihrer Beziehung, etwa dass sich JFK nie Zeit nimmt für das Vorspiel und es immer nur ruckzuck oder, aufgrund seiner Rückenprobleme, gar nicht geht.

J. Edgar Hoover trifft John Kennedy am 24.5.62 erneut, um ihn vor den Folgen einer Veröffentlichung seiner Affären zu warnen. Judith Campbells Verhältnis mit der Mafia muss von Hoover nochmals aufgebracht worden sein, denn JFK ruft seine Liebhaberin an, um ihr zu sagen, dass sie ihre Beziehung beenden müssen.

Marilyn Monroe lässt der Präsident ohne eine persönliche Erklärung fallen. Wahrscheinlich weiss Hoover nicht nur, dass sie mit verschiedenen Personen über die Affäre und ihre Heiratsträume spricht, sondern kennt auch ihre Verbindungen zur Komintern über Murray und Field. Peter Lawford fasst zuerst den Job, Marilyn zu informieren, dass sie JFK nie mehr sehen dürfe. Am Samstag, den 26.5., ruft Lawford Marilyn von Hyannisport aus an und meint, sie sei für den Präsidenten nur eine von vielen zum Bumsen gewesen. Marilyn fällt aus allen Wolken und versucht, Jack auf seiner Privatlinie zu erreichen und merkt, dass die Linie gekappt wurde. Sie wird auch im Weissen Haus nicht mehr mit dem Präsidenten verbunden. Während dem Wochenende hat Marilyn einen Zusammenbruch und versucht verzweifelt, Frank Sinatra in Australien zu erreichen. Sinatra, zu dem JFK vier Monate zuvor den Kontakt abgebrochen hat, empfiehlt ihr, sich von ihm zu distanzieren. Pat Newcomb zieht faktisch bei Marilyn ein und kümmert sich darum, dass Marilyn nichts an die Presse bringt, indem sie sie mit Sedativen abfüllt. Marilyn schreibt Jack mehrere Briefe, die alle unbeantwortet bleiben. Ihre Instabilität stellt für die Kennedys eine Bedrohung dar, da sie die katholischen Musterehen des Präsidenten und des Justizministers in der Öffentlichkeit diskreditieren könnte. Bill Thompson besucht Monroe deswegen und schärft ihr ein, den Mund zu halten. Am nächsten Wochenende versucht Marilyn noch immer, JFK zu erreichen, weil sie eine Erklärung von ihm will. Am Sonntag, den 3.6., pumpt sie sich mit Tabletten voll. Fox-Produzent Henry Weinstein erreicht Greenson, der am 6.6. in Los Angeles ankommt.

Greenson will, dass sie den Film fertigdreht und verspricht Gould und Feldman, dass er Marilyn dazu bringen könne. Aber in New York hat Samuel Rosenman nach einer Serie von Telefongesprächen mit Robert Kennedy bereits am 4.6. entschieden, sie zu entlassen und eine Schadensersatzforderung von $1 Mio. wegen ihren Absenzen bei den Dreharbeiten einzuklagen. Rosenman, ein enger Freund von Bobby und von Clark Clifford, steht hinter der Kampagne der Fox, die Marilyn zum Schweigen zwingen und ihre Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit zerstören soll für den Fall, dass sie redet. Der Fox-Werber Frank Neill organisiert die Kampagne, wobei Marilyns psychischer Zustand für die Probleme mit Fox verantwortlich gemacht wird. Am 8.6. erfolgt die Kündigung des Studios. Noch am selben Tag bietet Bobby ihr seine Hilfe an, um ihre Loyalität zu sichern.

Marilyn findet im Filmproduzenten Darryl F. Zanuck einen Verbündeten, der sich gegen das Management der Fox wehrt. Zanuck plant, zusammen mit dem ehemaligen Fox-Präsidenten Spyros Skouras die Kontrolle über die Fox mittels Aktienkäufen zurückzuerobern, worauf er Marilyn wieder einstellen würde. Auch Dean Martin stellt sich auf ihre Seite und will künden, falls Marilyn nicht wieder eingestellt würde. Als Joe DiMaggio hört, dass Marilyn von der Fox entlassen wurde, gibt er seinen lukrativen Job in London auf und fliegt nach Los Angeles in der Hoffnung, dass ihre Karriere nun nicht mehr zwischen ihnen stehe. Enttäuscht über ihre Entschlossenheit, für ihre Karriere zu kämpfen, kommt es zu einer Auseinandersetzung, bei der er sie schlägt, so dass Greenson am 14. Juni mit ihr ins Spital zu Dr. Gurdin fahren muss.

Zwischen dem 20.6. und dem 14.7. führt Marilyn in den Medien eine Offensive gegen die Fox. Am 23.6. treffen sich Bobby Kennedy und Marilyn auf Vermittlung von Peter Lawford im Beverly Hilton Hotel. Dabei spielt er den Ritter in der Not, indem er sich angeblich einsetzt, damit das Studio seine Entscheidung rückgängig mache. RFK versucht mit seiner gespielten Hilfe, sie versöhnlich zu stimmen, wobei sich die beiden offenbar verlieben. Am 24.6. besucht er Marilyn zu Hause, und am nächsten Tag weist Rosenman den Produzenten Peter Levathes an, mit Marilyn den Vertrag für die Beendung von "Something's Got to Give" auszuhandeln. Während dieser Verhandlung am 28.6. bei Marilyn steht Pat Newcomb hinter der Tür und notiert sich den Verlauf der Verhandlung, bei denen die Fox auf die Forderungen von Marilyn eingeht. Bobby und Marilyn verbringen dieses Wochenende grösstenteils zusammen. Am 4.7. sehen sich Marilyn und Bobby erneut bei den Lawfords, und der Konflikt scheint beigelegt. Da RFK wegen der Verfilmung seines Buches "The Enemy Within" oft im Studio ist, können sich die beiden regelmässig treffen. Sie spazieren am Strand und diskutieren oft über Politik, wobei er sie in die geheimen Pläne zur Ermordung Castros und die Wasserstoffbombenversuche in der Wüste von Nevada einweiht.

Quellen: Wolfe: 392-412, Gregory/ Speriglio: 210ff, Hersh: 102, 248-350, Cran, Collier/ Horowitz: 367-372, Bartholomew (4): 18, Summers (1993): 288-292, Obenhause, Lewens/ Wall, Brown/ Barham: 138-157, 249ff, Carey/ Olgiatti, Giancana: 488.


April 1962 Invasionspläne gegen Kuba top

Im Februar vereinbarten Richard Helms und Hoover, ihre jeweiligen Geheimaktionen gegenseitig zu decken. Helms übernahm nach der Schweinebucht Richard Bissells Job als stellvertretender Planungsdirektor und führt die Mordpläne gegen Castro weiter. Tracy Barnes, Favorit des geschassten Dulles, baut die supergeheime Domestic Operations Division auf, und E. Howard Hunt ist für verdeckte Aktionen zuständig. Hunt leitet das CIA-Mafia-Mordteam Operation 40, zu dem Rafael 'Chi Chi' Quintero, Luis Posada Carrilles, Felix Rodriguez und Frank Sturgis gehören.

Die Anstrengungen der CIA, angetrieben von Kennedys Rachewille, zur Lösung des Kubaproblems sind beträchtlich: In Miami, das zum Zentrum des Programms JM/WAVE ausgebaut wird, arbeiten 350 CIA-Abteilungsleiter mit je 4-10 Hauptagenten, von denen jeder wiederum 10-30 Agenten vorsteht, an der Operation MONGOOSE und bilden damit die weltweit grösste CIA-Station der Welt. Sie ist untergebracht im abgelegenen südlichen Campus der Universität von Miami im Gebäude der Scheinfirma Zenith Technical Enterprises von Lindsay Hopkins. Die CIA rekrutiert in den 60er Jahren vor allem Exilkubaner, die auf allen Stufen der Hierarchie in Miami die Mehrheit bilden. Insgesamt arbeiten in Südflorida etwa 100'000 Leute für die CIA, viele davon auf getarnten Booten, die nach CIA-Schätzung "die drittgrösste Flotte der westlichen Hemisphäre bilden".

Das Konzept von MONGOOSE geht zurück auf den Journalisten Tad Szulc von der New York Times. Szulc traf sich Anfang November mit den Kennedys und Richard Goodwin, dem Koordinator für kubanische Angelegenheiten. Szulc sollte nach einer Ermordung Castros in einer Vertuschungsaktion enthüllen, dass sich Kennedy gegen Castro-Mordpläne der CIA gestellt habe. Theodore Shackley, der mit William Harvey in Berlin war, wo auch Henry Kissinger für die CIA arbeitete, leitet die Operation. William Harvey plant auch die Ermordung von Che Guevara und Castros Bruder Raul. Er trifft sich mit John Roselli am 8.4.62 in New York, worauf zehn Tage später die technische Abteilung der CIA 4 neue Giftpillen liefert. Frank Sturgis arbeitet mit Roselli und John Martino an der CIA-Station in Miami, wo selbst CIA-Beamte der den Decknamen John Rawlston benutzenden Roselli für einen Agenten halten. Im Rahmen des ZR/RIFLE-Programms werden Christian David (WI/ROGUE) und Michael Mertz (QJ/WIN) von der CIA angeheuert. Lucien Conein, der spätere Chef der Auslandsabteilung des DEA, ist Kontaktmann von QJ/WIN. David und Mertz waren an dem Plan zur Ermordung und an Anti-OAS-Aktionen beteiligt und werden beide am Tag des Kennedy-Attentats in Dallas sein.

Robert Kennedy unternimmt, neben den CIA-Aktivitäten, zusätzliche Versuche, um die Ermordung Castros zu erreichen. Der CIA-Agent Charles Ford wird während der nächsten 18 Monate bis zur Ermordung Kennedys als persönlicher Agent des Justizministers abgeordnet und unter falscher Identität unterwegs sein, um Mafiabosse für die Ermordung Castros zu mobilisieren. Bobby ist überzeugt, dass die Mafia nach wie vor eine Basis in Kuba hat und einen Attentäter finden könnte. Gleichzeitig will er die Mafiosi austricksen, weil Ford nicht als Vertreter der Kennedys auftritt. Die CIA erhält keine Berichte dieser gefährlichen Parallelaktion.

Neben der Ermordung Castros beabsichtigt die CIA, mithilfe von Propaganda und militärischer und ökonomischer Sabotage, ausgeführt von kleinen Guerillateams, Bedingungen für eine interne Revolte zu schaffen. JFK hat die Verantwortung für diese Aktionen General Edward Geary Lansdale unterstellt. Lansdale hatte in Asien verdeckte Operationen geleitet und versuchte, als Vertrauter von Diem seine Vorstellungen durchzusetzen. Er hoffte, zum Botschafter in Südvietnam ernannt zu werden. Da Dean Rusk mit seinem Rücktritt drohte, falls Lansdale diese Schlüsselrolle bekomme, wurde Lansdale versetzt und zum Chef der Kuba-Aktionen ernannt, obwohl ihm jede Erfahrung in Lateinamerika fehlt.
Lansdale plant eine Invasion Kubas im Oktober 1962. Im Pentagon untersteht die Invasionsplanung Admiral Robert Dennison, der Hunderttausende von Soldaten und Matrosen in militärischen Übungen in der Karibik darauf vorbereitet. Im August beteiligen sich mehr als 65'000 Soldaten an der Operation SWIFT STRIKE II. Kurz darauf üben 7500 Marines eine Invasion auf einer Insel bei Puerto Rico unter dem bezeichnenden Namen Operation ORTSAC. Die Pläne und Vorbereitungen von Material und Truppen sind vom Generalsstab und daher auch vom Präsidenten abgesegnet. Aufgrund der amerikanischen Aktivitäten beschliessen Nikita Chruschtschow und Fidel Castro die Stationierung sowjetischer Raketen zur Verteidigung Kubas.

Zur Kontrollgruppe des Anti-Kubaprogramms, der Special Group for Counterinsurgency unter dem Vorsitz von General Maxwell Taylor gehören Robert Kennedy, John McCone, McGeorge Bundy, Aussenminister Rusk, Verteidigungsminister McNamara, General Lyman Lemnitzer und Roswell Gilpatric vom Pentagon sowie Edward R. Murrow, Direktor der United States Information Agency. Keiner der Verantwortlichen getraut sich den Kennedys zu sagen, dass die Operation MONGOOSE erfolglos sein wird, da der CIA in Kuba jede Operationsbasis fehlt. Das einzige, was funktioniert, sind die Sabotageaktionen: Zum Beispiel werden mithilfe von ferngesteuerten Modellflugzeugen Bakterien ausgesetzt, die die Zuckerrohrplantagen zerstören, Brandstiftungen vernichten die Ernten oder die Warenbörsen werden zum Schaden von Kuba manipuliert. Resultat der Sabotage und der Propaganda ist, dass Castro im April 1962 ein Handelsabkommen in der Höhe von $750 Mio. mit der Sowjetunion unterzeichnet. . Aber bis im September werden die elf CIA-Sabotageteams auf der Insel mit einer Stärke bis zu 250 Mann, aufgerieben.
Die Kosten der Operationen belaufen sich auf mindestens $100 Mio. pro Jahr. Ausgerüstet mit Schnellbooten, Flugzeugen, darunter B-26 Bomber, und Waffen aus den CIA-Depots von Missouri und Virginia werden die geschätzten 3000 exilkubanischen Piloten und Kämpfer in Florida, Louisiana, Virginia, Georgia, North Carolina, Arizona, aber auch im Dschungel von Guatemala, in Nicaragua und Costa Rica trainiert.

Die gewalttätigste Gruppe der Exilkubaner ist die Alpha 66, zu der David Atlee Phillips die Verbindung ist. Phillips war bis 1960 in Havanna stationiert und ist danach CIA-Koordinator für die Propaganda der Kubainvasion. Antonio Veciana Blanch, Reinaldo Gonzalez und Manuel Rodriguez, der Oswald sehr ähnlich sieht, leiten die Alpha 66. Der Bankier Veciana wurde vermutlich auf Empfehlung von Julio Lobo Mitte 1960 von David Phillips in Havanna angeheuert. Dabei ging es um einen Plan von Mario Garcia Kohly und Joseph Merola zur Destabilisierung der kubanischen Währung und um die Logistik für Castro-Killer. Der Exilkubaner Kohly ist befreundet mit Bebe Rebozo und Richard Nixon und diskutiert die Finanzsabotage mit William Pawley, Robert Cushman und Allen Dulles. Der CIA-Agent Robert D. Morrow, der mit Hemming zusammenarbeitet, und Kohly fälschen von 1960 bis 1963 in Baltimore kubanische Pesos und Bezugsscheine, die sie zur Destabilisierung der Wirtschaft nach Kuba schleusen.
Nach einem fehlgeschlagenen Attentatsversuch, eine Panzergranate gegen Castros Präsidentenpalast einzusetzen, floh Veciana im Oktober 1961 in die USA, wo er im Auftrag von Phillips Anfang 1962 die Alpha 66 aufbaut. Dazu rekrutiert er den ehemaligen Kommandanten der Second National Front of Escambray, Eloy Gutierrez Menoyo als Militärchef. Der Alpha 66-Delegierte René Valdes arbeitet mit Lawrence John Howard von Hemmings INTERPEN zusammen. Unterstützt wird die paramilitärische Alpha 66 von Time-Life-Herausgeber und Skull and Bones-Mitglied Henry Luce mit $250'000. Nach der Kubakrise attackiert die Gruppe russische Ziele auf der Insel, was trotz Gegenbefehl Kennedys vom mittleren Kader der U. S. Navy toleriert und von der U. S. Army sogar aktiv unterstützt wird. Am 17.3.63 greift die Alpha 66 von Antonio Veciana einen sowjetischen Posten auf Kuba und zwei kubanische Frachter an.

Phillips beauftragt Veciana auch, andere Anti-Castro-Aktivitäten zu bespitzeln, wie die von Somoza mitfinanzierte Cellula Fantasma-Aktion von Frank Sturgis, Julio Lobo, Pedro Diaz Lanz und Sergio Rojas, bei welcher die beiden Piloten Robert Swanner und Robert Thompson beim Abwurf von Flugblättern über Kuba ums Leben kommen. Sturgis organisierte im Oktober und Dezember 1961 Bombenabwürfe, Flugblattaktionen und Waffenschmuggel für den kubanischen Untergrund. Im März 1962 stellte er Präsident Kennedy im Fountainbleu Hotel in Miami Beach Ex-Präsident Carlos Prio Socarras vor.

Aufgrund der fehlenden Basis auf Kuba kommt nach der gescheiterten Invasion der Exilkubaner eigentlich nur eine Invasion der US-Armee in Betracht. General Lemnitzer unterbreitet Kennedy einen vom Vereinigten Generalsstab akzeptierten Plan, einen verdeckt geführten Terrorkrieg gegen das eigene Land zu starten und die Verantwortung dafür den Kubanern in die Schuhe zu schieben, um die öffentliche Unterstützung für eine Invasion zu gewinnen. Die Operation NORTHWOODS sieht Ermordungen auf offener Strasse vor, Bombenanschläge in Washington und Miami, Flugzeugentführungen und das Versenken von Flüchtlingsbooten aus Kuba, was den Kubanern in die Schuhe geschoben werden soll. Ausführlich geplant ist, eine amerikanische Chartermaschine mit Studenten an Bord auf dem Flug in die Ferien nach Guatemala, Jamaika oder Venezuela durch eine Drohne zu ersetzen, die von angeblich kubanischen MIG-Jets abgeschossen wird. Die Publikation von Listen der Opfer in den Zeitungen würde eine brauchbare Welle der Empörung auslösen, prophezeit der Plan, der aber von McNamara abgelehnt wird. Kennedy setzt Lemnitzer einen Monat später ab.

Unterdessen leben eine Viertelmillion Kubaner in den USA. Bis Mitte der 70er Jahre erhält die kubanische Exilgemeinde über $2 Mia. Direkthilfe aus Washington, was nicht verhindert, dass Miami, wo zwei Drittel der 1,5 Mio. Kubaner sich bis Ende des Jahrhunderts niederlassen, zu einer der ärmsten und gefährlichsten Städte der USA degeneriert. Ein Fünftel der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze, die Kriminalitätsrate liegt zweieinhalb Mal über dem Landesdurchschnitt.

JM/WAVE muss 1965 aufgegeben werden, nachdem bekannt geworden ist, dass mit den bereitgestellten Flugzeugen Drogen geschmuggelt werden. Nach der Auflösung des Programms arbeiten die meisten Beteiligten im Drogenhandel und in der Terrorszene weiter.

Quellen: Hersh: 268-273, 278f, 286ff, 345-352, Ranelagh/ Treharne: 2, Herzka: 8, Potter: 2, Best: 37f, Collier/ Horowitz: 365f, Abramovici/ Decornoy: 10, Callahan: 99f,128, Anson: 257-274, Amara, Weberman (7): 67-71, 83, 109, (12): 54-94, CNPC: 19ff, Summers (2000): 186f, Tarpley/ Chaitkin: 95, Biermann, Karel (2003), Bülow (2003): 230, Hager, Avery.


Mai 1962 Get Hoffa top

Der Teamster-Gewerkschaftsboss Jimmy Hoffa wird am 18.5.62 verhaftet, in Handschellen abgeführt und wegen Bestechung angeklagt: Er erhielt über die Lastwagenfirma Test Fleet Company, die unter dem Namen seiner Frau läuft, $ 1 Mio. an unrechtmässigen Zahlungen. Das "Get Hoffa Squad" unter Walter Sheridan schafft es, 201 Anklagen und 126 Verurteilungen von Teamsters-Mitgliedern durchzubringen. Hoffa versucht im Sommer einen Schützen auf RFK anzusetzen, der den Justizminister für $25'000 erschiessen soll. Offenbar verbietet ihm Sam Giancana aber, ein Attentat ausführen zu lassen, weil er befürchtet, dass eine unprofessionelle Aktion nur noch weitere Schwierigkeiten verursacht.

Im September erzählt Hoffa dem Teamster-Boss von Baton Rouge und vermeintlichen Marcello-Vertrauten Edward Partin von Plänen, den Justizminister oder den Präsidenten umlegen zu lassen, entweder durch eine Brandbombe auf sein Haus oder durch einen Schützen mit Zielfernrohr, wenn er mit offenem Dach fährt, irgendwo im Süden, wo man die Schuld den Segregationisten in die Schuhe schieben könne. Partin hat selbst eine lange kriminelle Vergangenheit, willigt aber in die Zusammenarbeit mit dem Justizministerium ein und wird Kronzeuge. Im ersten Jahr von Bobbys Kampf wurden 121 Mobster angeklagt und 73 verurteilt. Bis Ende 1962 sind es 350 Anklagen und 138 Verurteilungen, und bis Ende 1963 615 Anklagen und 288 Verurteilungen.

Der Prozess gegen Hoffa und den United Auto Workers-Gewerkschaftsboss Johnny Dioguardi endet ohne Verurteilung, aber am 9.5.63 erfolgen weitere Anklagen wegen Richter-Bestechung.

Quellen: Davis (1994): 97, (1988): 330-338, 408, Marrs: 171-173, Weberman (21): 37, Gregory/ Speriglio: 254, Best: 14, 41.


Juni 1962 Lee Harvey Oswalds Rückkehr top

Lee Harvey Oswald bat die US-Botschaft am 13.2.61 um Unterstützung, um in die USA zurückzukehren. Während Oswald auf die Antwort Snyders wartete, lernte er über seinen Chef in der Radiofabrik, Alexander Ziger, Mitte März die attraktive 19jährige Marina Nikolaevna Prusakova kennen und heiratete sie am 30.4.61 in der Wohnung ihres Onkels Ilya Vasilyevich Prusakov, eines MWD-Offiziers. Oswald wurde in Moskau von Priscilla Johnson, die für John Kennedy gearbeitet hatte, interviewt. 1977 wird sie das Buch Lee und Maria schreiben, das die Theorie der Warren-Kommission stützt, und ihr späterer Mann George McMillan schreibt 1968 ein Buch über die Ermordung Martin Luther Kings, in dem er die FBI-Theorie unterstützt, wonach Ray ihn umgebracht habe.

Oswald schrieb sein Pseudotagebuch, das seine "Erkenntnisse" zusammenfasst und den Entschluss zur Rückkehr begründen soll. Marina und Oswald beantragten die Ausreisepapiere und bekamen bereits nach vier bzw. fünfeinhalb Monaten die Ausreisevisa. Am 15.2.62 kam ihr Kind, June Lee Oswald, zur Welt. Nachdem die US-Botschaft Oswald den Pass wieder ausgestellt, Marina von den Einreisebestimmungen befreit und die Transportkosten vorgeschossen hatte, reisten die beiden am 2.6.62 über Berlin in den Westen. Sie erreichen die USA, wenn auch zum Teil auf unterschiedlichem Weg, am 13.6.62.

Oswald scheint nur einer von 40 Überläufern eines Spionageprogramms Ende der 50er Jahre zu sein, wobei der Fall Robert E. Webster fast identisch ist und später von Marina mit dem von Oswald verwechselt wird. Webster arbeitete bei der CIA-liierten Rand Development Corporation, lief kurz vor Oswalds Ankunft anlässlich einer Ausstellung in Moskau über, verliebte sich in eine Russin und hat ein Kind mit ihr. Marina und Oswald hatten Kontakt mit ihm, während er in Leningrad war.

CIA, FBI, ONI und INS erhalten ein Telegramm über die Ankunft Oswalds, bei denen die ersten 42 Zeilen später aber gelöscht werden. Offiziell gab es bei der Ein- und Ausreise kein einziges Verhör. Bei ihrer Ankunft im Hafen von Hoboken werden Oswald und Marina weder vom State Departement noch vom INS erwartet, sondern von einem Vertreter der Traveler's Aid Society in New York, Spas T. Raikin. Raikin ist Generalsekretär der American Friends of the Anti-Bolshevik Bloc of Nations Inc. mit Beziehungen zum FBI, zur CIA und zum Militärgeheimdienst. Aus dieser rechtsextremen Vereinigung entwickelt sich später die World Anti-Communist League.

Nach seiner Rückkehr besucht Oswald Pauline Virginia Bates, um sein Manuskript über seine Erfahrungen in der Sowjetunion tippen zu lassen. Er behauptet ihr gegenüber, im Auftrag des Aussenministeriums in die UdSSR gegangen zu sein und versteht sich als Antikommunisten. Er erzählt ihr, Peter Gregory, der ihn in die Gemeinschaft der weissrussischen Exilanten einführt, habe ein Interesse an der Veröffentlichung seines Manuskripts. 1965 wird Gregory von der CIA für den Joint Press Reading Service eingestellt. Als nächstes versucht Oswald seine unehrenhafte Entlassung von den Marines zu ändern, wobei er sich an Navy-Sekretär Fred Korth und Senator John Tower, der die Immigration von Marina Oswald absegnete, wendet. Korth war 1948 auch Marguerite Oswalds Scheidungsanwalt.

Am 26.6. wird Oswald von den FBI-Agenten John W. Fain, Thomas Carter und B. Tom Brown als Informant rekrutiert. Am 9.10. eröffnet er das Postfach 2915 auf seinen Namen und die Adresse von Gary Taylor, den Schwiegersohn seines Freundes George Sergius DeMohrenschildt, über den der angeblich überzeugte Marxist im Kreis der antikommunistischen Weissrussen in Dallas aufgenommen wird.
DeMohrenschildt stammt aus einer russischen Ölfamilie, die Ländereien in Polen besass und nach der kommunistischen Machtergreifung dorthin floh. Die Familie hoffte, ihre Nobel Oil nach der Nazi-Invasion Russlands zurückzubekommen. DeMohrenschildt wurde polnischer Kavallerieoffizier und kam im Mai 1938 als Nazispion in die USA. In Louisiana und San Francisco arbeitete er auch für den französischen Geheimdienst des Vichy-Regimes. Mit dem Top-Abwehr-Agenten Baron Konstantine Van Maydell produzierte er zwei profaschistische Filme, wofür sie 1941 von der Chase Manhattan Bank mit Krediten unterstützt wurden. Schon 1941 bestätigte sich die Vermutung, dass DeMohrenschildt ein Nazi-Spion sei. Hoover wird auch der Warren-Kommission gegenüber die Nazi-Verbindungen DeMohrenschildts, der aus seiner Bewunderung für Heinrich Himmler zeit seines Lebens keinen Hehl macht, verschweigen. Van Maydell wurde im September 1942 wegen Spionage zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, aber nach dem Krieg zusammen mit einigen seiner Agenten von Reinhard Gehlen für das Russenimmigrationsprogramm der CIA rekrutiert. Auch DeMohrenschildts Freund, Lawrence Wilson Joven, war eng mit den Nazis verhängt. DeMohrenschildt versuchte, das Office of Inter-American Affairs von Nelson Rockefeller, das die Vorherrschaft der deutschen Firmen in Südamerika durch amerikanische ersetzen wollte, zu infiltrieren. 1942 bewarb er sich beim OSS, wurde aber abgewiesen. Einer seiner Brüder, Dimitri, arbeitete jedoch von 1942 bis 1945 für das OSS, wonach er ein Stipendium der Rockefeller-Stiftung erhielt und 1950 zum Direktor der Tolstoj-Stiftung ernannt wurde.
Während des Krieges hielt DeMohrenschildt sich in Washington D.C. auf und lebte mit einem britischen MI-6-Agenten und einem Navy-Offizier namens Hall zusammen. Am 11.7.48 heiratete er Phyllis Washington, die bis 1951 für die CIA tätig war. DeMohrenschildt arbeitete bei der Pantipec Oil von Buckley, bei Humble und Murchison, kennt die Schlumbergers und die Bushs, ist regelmässig in Haiti und hat vielfältige Geheimdienst-, Mafia- und Geschäftskontakte. 1957 wurde DeMohrenschildt Agent bei der International Cooperation Administration, einer Coverorganisation der CIA, und ging nach Jugoslawien. Sowohl Allen Dulles wie auch seine Geliebte Mary Bancroft haben ein spezielles Interesse für Jugoslawien. Bei seiner Rückkehr stand er in Kontakt mit J. Walton Moore von der CIA Domestic Contacts Division in Dallas, mit dem er Oswald nach dessen Rückkehr "checkt".

Mit dem ehemaligen Präsidenten der Pantipec, Warren Smith, gründete DeMohrenschildt die Cuban-Venezuelan Oil Voting Trust, dessen Direktor Amadeo Barletta der Vertreter der General Motors in Kuba und Geschäftspartner von Batista und Trujillo ist. Ein anderer Direktor der CVOVT ist José M. Bosch Lamarque, Castros Kontakt zu Jules Dubois, Journalist und Army Intelligence-Veteran, der beim Coup in Guatemala 1954 dabei war. Dubois Untergrundkontakt David Salvador gründete die antikommunistische "Bewegung 30. November". Ein kubanisches Mitglied dieser Bewegung sagt anlässlich eines Waffendeals am 21.11.63, die Geldgeber dieser Gruppe würden sich bald um JFK kümmern. Einer der Führer der "30. November" ist Jesus Fernandez Hernandez, der die Residenz Hernando's Hideaway in Miami der CIA-Deckfirma Keys Realty Company von Eugenio Rolando Martinez vermietet. Martinez arbeitet mit Rolando Cubela, der Kontakte zu Trafficante hat, und Sturgis gegen Castro. Bosch wandte sich 1959 gegen Castro und unterstützte dann das DRE, die Alpha 66 und die Bewegung 30. November. Ein weiterer Direktor der CVOVT ist José I. de la Camara, der vorher bei der Augustin Batista Falla's Trust Company of Cuba arbeitete, die hinter dem Lake Pontchartrain Trainingscamp von Loran Eugene Hall und Gerry Patrick Hemming steht. Hall ist ein Offizier des Committee to Free Cuba, hinter dem wie bei den meisten Exilkubanerorganisationen E. Howard Hunt steht.
Wegen Castro verlor DeMohrenschildt seine Ölbohrniederlassung der CVOVT auf Kuba, die er unter Batista aufgebaut hatte. Er war als CIA-Agent während der Schweinebucht-Operation im Operationszentrum in Guatemala tätig. Einige Tage nach dem Schweinebuchtangriff ging er nach Panama, wo er im Auftrag der CIA-Deckorganisation Agency for International Development wegen Interventionsmöglichkeiten spionierte. Auch seine zweite Frau Jeanne hat vielfältige Kontakte zu Geschäfts- und Regierungsstellen.

1960 ging DeMohrenschildt nach Mexico und hatte Kontakt mit Richmond C. Harper, der mit Marion Hagler, Murray Kessler, Cesar Diosdado und Alder Barry Seal Waffen und Heroin schmuggelt. Harper arbeitet für Carlo Gambino und Herman K. Beebe, dem Geldwäscher und Frontmann von Carlos Marcello, und ist mit Myles Ambrose befreundet, der 1972 von Nixon zum Chef des Drug Enforcement Office, Vorläufer der Drug Enforcement Administration, ernannt wird. Diosdado ist ein Zollbeamter, der an der JM/WAVE-Operation der CIA seit deren Beginn im Januar 1961 beteiligt ist und deren Geldtransaktionen über Rockefellers Chase Manhattan Bank laufen. Harpers Bruder Tito Harper ist Direktor der Frontier State Bank of Eagle Pass.

DeMohrenschildt hat auch Beziehungen zu anderen einflussreichen Geschäftsleuten in Houston und Dallas, die mehrheitlich Johnson unterstützen, und ist Sam Giancanas Kontaktmann zu den texanischen Ölbaronen Clint Murchison, H. Lamar Hunt, John Mecom und John De Menil. Er verhilft Giancana zu einträglichen Ölgeschäften. DeMohrenschildt kennt auch Schah Mohammed Reza Pahlewi, die Mutter von Jacqueline Kennedy, Janet Lee Bouvier Auchincloss, und William Russell Grace, der enge Beziehungen zur United Fruit und zum Exilkubanerführer Anthony Navarro hat. Sein Sohn J. Peter Grace, der dem Nazikriegsverbrecher Otto Ambros half, in die USA zu kommen, ist einer der Direktoren der CIA-Oganisation "American Institute for Free Labor Development".

Nachdem DeMohrenschildt mit seinem Freund J. Walton Moore Lee Harvey Oswald überprüft hat, nimmt er ihn unter seine Fittiche und baut ihn als Undercoveragenten gegen die Young Socialist Alliance und die Socialist Workers' Party auf. Im August abonniert er den kommunistischen "The Worker" und tritt in Kontakt mit der russischen Botschaft. Vom 17.7. bis 8.10. arbeitet Oswald bei Leslie Welding, wobei gewisse Unterschriften seiner Lohnquittungen gefälscht werden. Ab dem 12. Oktober arbeitet Oswald bei der Fotodruckerei Jaggars, Chiles & Stovall in Fort Worth, die sich auf den Druck von Geheimdokumenten für die Armee und die CIA spezialisiert hatte. Während Oswalds Anstellung wird eine Serie von Karten der Sowjetunion, China und Kuba für die Army Security Agency gedruckt. DeMohrenschildts Kontakte mit dem Geheimdienstchef des Generalstabs sind für Anfang 1963 belegt. Oswald druckt bei Jaggars, Chiles & Stovall falsche Identifikationspapiere auf seinen Namen und auf "A. J. Hidell" und Gratisposter für den trotzkistischen "The Militant".

Oswald kennt mindestens 30 Personen der antikommunistischen Weissrussen, darunter Paul Raigorodsky, George Bouhe, Max Clark und Lydia Berdyanskaya. Raigorodsky, der "Godfather" der Russischen Exilantengruppe, ist mit William F. Buckley und J. Edgar Hoover befreundet und Direktor der Tolstoy Foundation, die von der US-Regierung $400'000 erhält. Bouhe arbeitet für MacNaughton und ist der Organisator der exilrussischen Gruppe, über deren Mitglieder er Akten führt. Max Edward Clark, einer der ersten, der nach dem Kennedymord vom FBI interviewt wird, war Sicherheitschef der General Dynamics, deren Präsident Frank Pace in Kennedys "President's Foreign Intelligence Advisory Board" sitzt. Beide spielen in der TFX-Erpressung eine entscheidende Rolle. Der Hauptaktionär der Waffenschmiede Henry Crown hat Beziehungen zu Jake Arvey und Jack Ruby und, über seinen Partner bei den Hilton Hotels, zu Anastasia, Lansky und Trafficante. Berdyanskayas Partner Vasiliy Gavrilovich "Pavel" Kostenko war ein russischer Spion in Brüssel und ihr zweiter Ehemann Pavel Dymitruk kennt den FBI-Agenten Hosty. S.A. James P. Hosty startet seine "Untersuchung" über Oswald, vermeidet aber den Kontakt mit ihm, weil er vermutlich von Dymitruk, Berdyanskaya und DeMohrenschildt informiert wurde, dass Oswald ein Undercoveragent ist.

Quellen: Weberman (3): 30ff, (8): 1-45, (10): 3, Marrs: 113-134, 199-202, 278-289, Groden/ Livingstone: 299-305, Scott (1993): 78-80, Bartholomew: 54, 58f, Tarpley/ Chaitkin: 117-129, CNPC: 2, Callahan: 107f, Brussell (1983): 5, 10f, 18, Anson: 176-180.


Juni 1962 Freedom Fighters top

Frank Sturgis und Alexander Rorke gründen die Freedom Fighters, weil die Anti-Castro Brigade ineffektiv ist. Edith Kermit Roosevelt unterstützt die Freedom Fighters mit $75'000. Rorke trat als 17jähriger der Armee bei und diente als Militärgeheimdienstspezialist im 2.Weltkrieg. 1952 heiratete er Jacqueline Billingsley, deren Vater der ehemalige Alkoholschmuggler Sherman Billingsley ist, dem der Stork Club gehört, wo sich die Mobster treffen und Hoover ein Stammgast ist.
Rorke arbeitet eng mit Diego Panque, Luis Diaz Lanz, Sergio Rojas, William Johnson und Julio Lobo zusammen und wird von Laureano Batista Falla unterstützt. Lobo ist im Juli 1964 zusammen mit Reeder Teofilo Babun Franco, Oscar Fernandez Viego, Eliseo Gomez Fernandez, Eduardo Garcia, Byron Cameron und José "Pepin" Bosch an einem Plan zur Beseitigung von Fidel Castro, Raul Castro und Che Guevara beteiligt, offenbar mithilfe der Mafia. Rorke ist auch mit Dominick Bartone von der Mafia in Cleveland befreundet. Frank Sturgis und die INTERPEN-Mitglieder Edmund Kolby und Lawrence "Larry" Howard finden sich im Adressbuch von Lee Harvey Oswald.

Gerald Patrick Hemming ging nach seinem Dienst bei den Marines im Februar 1959 nach Kuba, um der kubanischen Armee beizutreten. Dort stand er in Kontakt mit William Morgan und lernte Sandinisten kennen, die eine Invasion von Kuba aus starten wollen, um Somoza zu stürzen. Hemming verliess Kuba im August 1960, nachdem er im Juli wegen diesen Aktivitäten verhaftet worden war, und ging nach Mexico, wo er ebenfalls Kontakt mit dem sandinistischen Untergrund hatte und Sylvia Duran kennenlernte. Im Oktober tauchte er in Los Angeles auf, wo er Kontakt mit der Domestic Operations Division der CIA aufnahm.
Im März 1961 zog er nach Miami und gründete INTERPEN, eine Vereinigung von antikommunistischen US-Legionären, die mit Rolando Masferrer, Triple A, 20 de Mayo, II Frente Escambray, Bewegung 30. November und der Revolutionary Junta of National Liberation von Aureliano Sanchez Arrango zusammenarbeitet. An Operationen von Arrango nehmen Angestellte der Hughes Tool Company teil. INTERPEN wird von ehemaligen Casinobesitzern in Kuba, Clint Murchison, C. Osmet Moody, Nelson Bunker Hunt, Rubys Freund Gordon McLendon und der CIA gesponsert und ihre Mitglieder sind oft ehemalige Angehörige der kubanischen Rebellenarmee Castros. Dazu gehören Howard K. Davis, Lawrence John Howard, William Seymour, Edmund Kolby, Loran Hall, Edward Collins, Roy Hargraves, Robert K. Brown, Lawrence LaBorde, Joe Cavendish Garman und Richard Whatley. Hemming ist ein Freund von Senator George Smathers, der von Trujillo und Somoza geschmiert wird. Zusammen mit Eloy Gutierrez Menoyo plant er, ein paramilitärisches Trainingscamp ausserhalb der USA aufzubauen, wozu aber das Geld fehlt.
Hemming hat im Sommer in Fort Meyers Beach und in New Orleans Kontakt mit Oswald. Ab September ist er in Miami im No Name Key Camp, wo seine Gruppe am 4.12.62 verhaftet wird. Drei Tage danach ist Oswald im Camp und möchte Hemmings Gruppe, vermutlich als Spitzel, beitreten. Die Küstenwache führt eine Untersuchung durch gegen Hemming, Ronald Ponce De Leon, William Johnson Dempsey, William Houston Seymour, Edmund Kolby, James A. Lewis, Eleno Oviedo Alvares, Roy Hargraves, Edwin A. Collins, Steve Justin Wilson, Lawrence Howard, James Cavendish Garman und Remidio Arce.

Hemmings Kaderleute trainieren im Camp von Covington beim Lake Pontchartrain in Louisiana, wo David Ferrie mit Eladio Del Valle, dem Mitarbeiter von Rolando Masferrer, zusammenarbeitet. Del Valle ist durch Schmuggel mit seiner Importadora Valle sehr reich geworden. Obwohl er ins Parlament gewählt worden war, floh er am 25.12.59 vor Castro und eröffnete in Miami einen Lebensmittelladen als Front für Waffen und Sabotageausrüstungen für die Kämpfer. Zudem gründete er seine eigene Anti-Castro-Sabotage-Gruppe und arbeitet eng mit der Cuban Nationalist Movement in New Jersey zusammen. Ferrie und Del Valle fliegen mehrmals nach Kuba.

Nicht nur gegen Kuba werden Pläne geschmiedet: Kennedy unterstützt am 8. August den Einsatz Hunderter ‚Nationalchinesen aus Taiwan' als Agenten in China stand bei einem Besuch von CIA-Chef John McCone im Weissen Haus auf der Tagesordnung. Einen Tag später geht es den Sturz von Diktator Francois Duvalier In Haiti, weil eine Revolution wie in Kuba passieren könnte. Kennedy billigt die ‚Operation Duvalier'. Am 15.8.62 wird im Weissen Haus beschlossen, den Ministerpräsidenten von Britisch-Guyana, Cheddi Berret Jagan, mit CIA-Hilfe zu stürzen, weil seine Politik als zu links gilt, wofür $2 Mio. bewilligt werden. In derselben Sitzung geht es, ehe man sich wieder der bevorstehenden Militäraktion gegen Kuba widmet, um eine neue CIA-Doktrin, die in einem Dutzend Staaten in Asien und Südamerika verdeckte Operationen der USA vorsehen.

Quellen: Bartholomew: 52, 55, Weberman (4): 2, 14, (7): 11, 72-109, (10): 74-76, (11): 46ff, (16): 86-98, (21): 5, Russell: 3, Groden/ Livingstone: 349.


Juli 1962 Bobbys Bruch mit Marilyn top

Datiert vom 13.7.62 liegt ein Report des Informanten José Bolaños auf dem Tisch von FBI-Direktor Hoover, der bestätigt, dass Robert Kennedy Geheiminformationen an Marilyn Monroe weitergab und sie mit Frederick Vanderbilt Field befreundet ist. Field kam am 10.7. nach New York und wohnt nun für mehrere Wochen in Marilyns Wohnung an der 444 East Fifty-Seven Street.

Nun ist es Jack Kennedy, der seinen Bruder beschwört, die Beziehung zu beenden, was dieser auf dieselbe Art tut. Am 17.7. versucht die tief verletzte Marilyn mehrmals erfolglos, Bobby auf seiner privaten Nummer und im Justizministerium zu erreichen. Monroe erzählt verschiedenen Leuten, dass er ihre Telefonanrufe nicht mehr beantworte. Als sie versucht habe, bei ihm zu Hause in Virginia anzurufen, sei der 1960 zum "Familienvater des Jahres" Gewählte ausser sich vor Wut gewesen. Auch Marilyn ist wütend über seinen Abgang, vor allem, nachdem sie bei den Lawfords gehört hat, er habe sie als idiotische Blondine und eine von Jacks Huren bezeichnet. Marilyn ist keineswegs das blonde Dummchen, die sie im Film in der Regel spielt. Sie ist ein Bücherwurm und liest mit Vorliebe Autoren wie Becket, Dostojewski, Flaubert, Freud, Hemingway oder Joyce und schreibt selbst Gedichte. Zudem belegt sie Kurse zur Literatur und amerikanischen Geschichte an der University of California. In diesem Sommer kündigt sie ein neues Projekt an: sie möchte Shakespears Heldinnen spielen: Julia, Ophelia und Lady Macbeth.

Marilyn ist schwanger von einem der Kennedybrüder, vermutlich vom Präsidenten, und lässt am Wochenende vom 19.-22. Juli im Cedars of Lebanon-Spital abtreiben. Wahrscheinlich war die Schwangerschaft ein weiterer Grund für den Streit der beiden, da Marilyn hoffte, dass der siebenfache Vater sich deswegen scheiden und sie heiraten würde. Marilyn hat seit langem den Wunsch nach einem Kind, um endlich geliebt zu werden. Sie hat 4 Fehlgeburten erlitten und mindestens 7 Abtreibungen hinter sich. Sie fühlt sich im Stich gelassen und benutzt. Sie sei von einem Mann an den anderen weitergereicht worden, meint sie und droht, die Öffentlichkeit zu informieren. Zwischen dem 22. und 27.7. gehen beim Wahlkampf-Hauptquartier von Teddy Kennedy anonyme Warnungen über eine Veröffentlichung der Beziehung von Bobby und Marilyn ein. Die Journalistin Hedda Hopper erhält ebenfalls Informationen über das Verhältnis. Ein Angestellter von Fred Otash ruft Bobby an und informiert ihn über die Bänder, die in Marilyns Haus aufgenommen wurden.

RFK verlässt sich auf Peter und Pat Lawford, die Marilyn von ihm fernhalten sollen, aber Marilyn besteht auf einer persönlichen Erklärung. Da Bobby ihr von den Castro-Mordversuchen, dem Hintergrund der Schweinebucht und der bevorstehenden Kubainvasion, der Wasserstoffbombe und seinem Kampf gegen Hoffa und die Mafia erzählt hat, wird sie für die CIA eine Gefahr, weiss sie doch zu viel, vor allem über die Kollaboration mit der Mafia. Die Kennedys, die CIA und die Mafia müssen verhindern, dass Marilyn ausplaudert. Der Counter-Intelligence Chef der CIA, James Jesus Angleton, der Marilyns Haus im Juni und Juli abhören lässt, macht sich Sorgen wegen des Tagebuchs. Marilyn vermutet zu Recht, dass ihr Telefon abgehört wird und wendet sich ironischerweise an Fred Otash. Sie will ihre eigenen Gespräche aufnehmen lassen, vermutlich um Beweismittel für ihre Affäre mit RFK zu erhalten. Sie weiss nicht, dass Otash im Auftrag von Bernard Spindel bereits ihr Telefon und ihr Haus verwanzt hat. Spindel arbeitet im Auftrag von Angleton, dessen Name auf einem Dokument figuriert. Die CIA stellt im Inland oft Privatdetektive für illegale Aktionen an.

Ralph Greenson und Hyman Engelberg verlieren mit dem Rückzug der Kennedys ebenfalls ihren Zugang und versuchen, Marilyn mit Beruhigungsmitteln ruhigzustellen, da sie von einer Veröffentlichung ebenso betroffen wären und damit rechnen müssen, dass sie wegen Spionage verurteilt würden.

Das Filmstudio Fox will den ausgehandelten Vertrag unterzeichnen, aber Marilyns Anwalt Mickey Rudin beginnt eine Verzögerungstaktik, da Marilyn den 25.7. abwarten will, wenn Darryl F. Zanuck die Kontrolle über die Fox zu übernehmen plant. Dies gelingt Zanuck, womit die Kennedys ihr Druckmittel verlieren. Damit hätte sie nichts mehr zu verlieren, wenn sie auspackt. Deshalb wird ihre Ermordung ins Auge gefasst. Die CIA bittet Sam Giancana, sie nötigenfalls zu eliminieren.

Peter Lawford organisiert die Teilnahme von Marilyn Monroe an einer Show von Frank Sinatra im Cal-Neva Lodge am 29.7.62, damit sie Robert Kennedy nicht belästigt. Bobby ist in Los Angeles, wo er eine Rede über die Bürgerrechte hält. Sinatra lädt sie angeblich ein, um ihren neuen Vertrag mit der Fox zu feiern und lässt sie mit seinem Privatflugzeug an den Tahoesee fliegen. Um sie zur Teilnahme zu überreden, wurde ihr gesagt, Bobby komme vielleicht ebenfalls. Lawford und Sinatra sprechen stundenlang mit Marilyn hinter verschlossenen Türen und wollen sie überzeugen, dass sie nicht an die Presse gelangen soll. Aber Marilyn fühlt sich ausgetrickst und droht mit einer Pressekonferenz, wenn sie von RFK hängengelassen werde. Zwischendurch ruft sie ihren Ex-Mann Joe DiMaggio an und sagt ihm, er solle sie retten. Der Baseballspieler erhält aber auf Anordnung von Sinatra kein Zimmer oder Zugang, und eine telefonische Verbindung wird ihm ebenfalls verweigert.
Mit dem zweiten Flug von Sinatras Privatjet kommt Sam Giancana ins Cal-Neva. Marilyn, Giancana, die Lawfords und Sinatra essen zusammen, wobei Marilyn schweigend am Tisch sitzt und sich betrinkt. Marilyn weint sich bei Giancana aus, wobei dieser ihr droht, den Mund zu halten. Dann bumst er sie, um sich zu beweisen, dass auch er haben kann, was die Kennedys haben. Um sie erpressen zu können, lässt Giancana Marilyn fotografieren. Laut dem Fotografen Billy Woodfield, der die Bilder entwickelt, wird die beinahe bewusstlose Marilyn sexuell missbraucht. Marilyn konsumiert danach alle vom Arzt Lee Siegel verschriebenen Nembutal, weshalb sie völlig weggetreten ist.
Sinatra befürchtet, Marilyn könnte das Wochenende nicht überleben und will sie weghaben, um einen Skandal zu vermeiden. Er lässt sie Sonntagnacht überstürzt in Begleitung von Lawford in seinem Flugzeug nach Los Angeles zurückbringen. Lawford stoppt kurz vor seinem Haus bei einer Telefonkabine und benachrichtigt JFK über die Vorfälle.

Gegenüber Ralph Roberts meint Marilyn, das Wochenende sei ein Albtraum gewesen, und gegenüber Paula Strasberg, dass sie Angst habe vor der Mafia. Am Morgen des 30.7. ruft Marilyn Bobby an, der trotz seines anfänglichen Widerstands den Anruf entgegennimmt, und sie sprechen 8 Minuten miteinander. Danach nennt Marilyn ihn einen Schweinehund, will ihn aber weiterhin zu einer persönlichen Stellungnahme zwingen. Er weigert sich jedoch, sie zu treffen.

Quellen: Wolfe: 434-443, Brown/ Barham: 279ff, Davis (1988): 241, Gregory/ Speriglio: 267-273, Carey/ Olgiatti.


August 1962 Die Ermordung von Marilyn Monroe top

Marilyn Monroe ist in der kommenden Woche mit ihren Projekten beschäftigt und versucht Bobbys Coiffeur, Mickey Song, über die Kennedys auszufragen. Sie sucht nach Informationen über und Verbündeten gegen die Kennedys. Marilyn ist am 2.8. am Abend bei Lawford und bleibt trotz dem Einschüchterungsversuch Giancanas bei ihrer Drohung, dass sie am Montag eine Pressekonferenz einberufen und alles erzählen werde, sollte sich Robert Kennedy am Wochenende nicht mit ihr treffen.

Aufgrund dieser Drohung plant Bobby über Lawford ein Treffen mit Marilyn im La Scala am 3.8., was die CIA dem Mafiaboss Giancana mitteilt. Dieser gibt den Kontrakt an Felix Anthony Alderisio (‚Milwaukee Phil') und Johnny Roselli, die Gianola Leonard und James Tortorella sowie die Killer Frank "the German" Schweihs und Anthony "die Ameise" Spilotro nach Kalifornien schicken. Alderisio wurde bereits 36 Mal verhaftet, allerdings nie wegen Mord verurteilt, obwohl mindestens 14 Morde auf sein Konto gehen sollen. Ende der 60er Jahre steigt Alderisio für ein Jahr zum Boss von Chicago auf, bis er wegen Betreiben eines Call-Girl-Rings verurteilt wird. Vor seinem Haftantritt im Bundesgefängnis macht er neben Spilotro den im Pornogeschäft aktiven Patrick "Patsy" Ricciardo zu seinem Stellvertreter. Geplant ist, die Ermordung Marilyns so durchzuführen, dass RFK darin verwickelt ist und deshalb zurücktreten muss.

Unterdessen bekommt die Schauspielerin, nachdem die Direktion der Fox gewechselt hat, dank Peter Levathes einen neuen Vertrag, der ihr den Status eines Superstars garantiert.

Die Kolumnistin Dorothy Kilgallen veröffentlicht am 3.8.62 das Abenteuer von Marilyn "mit einem hohen Politiker." Ihr Geliebter Ron Pataki, ein Freund von Robert Slatzer, und der Presseattaché der Fox, Frank Neill, der sich in der Propagandakampagne gegen Marilyn ins Zeug gelegt hatte, brachten sie auf die Affäre mit RFK. Das FBI hört Kilgallens Telefon ab und erfährt, dass ihr Innendekorateur und Freund Howard Rothberg sie auch über die weitergegebenen Staatsgeheimnisse, das Tagebuch und die Drohung ins Bild setzte.

Marilyn versucht mehrmals, Bobby Kennedy in Hyannisport und im St. Francis Hotel in San Franciso zu erreichen. Diese Telefonnummern werden am 5.8. auf einem Zettel im Bett von Marilyn gefunden. Sie ist an diesem Tag sowohl bei Engelberg, der ihr Nembutal verschreibt und von denen sie drei nimmt, wie auch bei Greenson. Die Polizei fälscht nach ihrer Ermordung das Rezept und verdoppelt die verordnete Dosis auf 50 Tabletten. RFK verbringt das Wochenende mit seiner Familie bei John Bates, der mit seiner Behauptung, wonach Bobby die Gastfamilie nicht verlassen habe, das Alibi für den Justizminister liefert.

Am Abend des 3.8. nehmen Pat Newcomb und Peter Lawford Marilyn ins La Scala, wo sie Bobby trifft, wobei die beiden streiten. Marilyn muss klar geworden sein, dass der Justizminister hinter den Aktionen der Fox steckte und fühlt sich tief verletzt. RFK scheint sie im Gegenzug über die CIA-Erkenntnisse ihrer Kominten-Verbindungen zu informieren. In der Nacht und am kommenden Morgen ruft eine unbekannte Frau mehrmals bei Marilyn an, beschimpft, bedroht und warnt sie, RFK in Ruhe zu lassen.

Marilyn Monroe ruft am nächsten Morgen um 6 Uhr ihre Freundin Jeanne Carmen an und erzählt ihr von den nächtlichen Anrufen und möchte, dass sie herüberkommt, da sie ihr Dinge erzählen möchte, die sie am Telefon nicht erzählen kann. RFK muss ihr gesagt haben, dass Ralph Greenson sie für politische Zwecke missbraucht hat und Eunice Murray sein Wachhund sei. Marilyn beschloss bereits einige Tage vorher, auszumisten und hat bereits Paula Strasberg nach Hause geschickt. Jetzt will sie auch Pat Newcomb und Murray entlassen und die Therapie abbrechen. Eunice Murray hatte die Nacht bei sich zuhause verbracht und kommt um 8 Uhr bei Marilyn an. Gegen Mittag steht Pat Newcomb auf, wonach sie mit Marilyn erneut Streit hat wegen ihrer Loyalität gegenüber den Kennedys. Obwohl Marilyn, als sie in ihr Zimmer geht, sie wegschickt, bleibt Newcomb. Marilyn entlässt auch Murray und sagt ihr, sie solle ihre Sachen packen und gehen. Murray telefoniert Greenson, der aber keine Zeit hat, um zu kommen.

Um 11 Uhr landet Robert Kennedy im Helikopter bei den Fox Studios, wo Peter Lawford in einer Limousine auf ihn wartet. RFK hat sich im Beverly Hilton Hotel eingecheckt. Zwischen 15 und 16 Uhr kommen die beiden bei Marilyn an. Lawford schickt Murray und ihren Schwiegersohn Norman Jefferies, der als Handwerker an Marilyns Haus arbeitet, einkaufen, um keine Zeugen zu haben. Bobby und Marilyn streiten erneut: Sie wirft ihm seine nicht gehaltenen Versprechen vor. Bobby will ihr rotes Tagebuch haben und sucht es. Bernard Spindel und Fred Otash hören das Treffen und die weiteren Ereignisse dieser Nacht ab und nehmen diese auf Band auf.

Marilyn fühlt sich, nachdem die beiden gegangen sind, in Gefahr und telefoniert Sidney Guilaroff. Sie ist ausser sich, weint, und sagt ihm, Bobby hätte sie bedroht, angeschrien und herumgeschubst. Als Murray und Jefferies zurückkommen, ist Marilyn hysterisch, weshalb Murray Greenson bestellt, der zwischen 16.30 Uhr und 17 Uhr ankommt und ihr eine Beruhigungsspritze gibt. Während der Behandlung teilt ihm Marilyn mit, dass sie die Therapie beenden wolle. Als Ralph Roberts um 18.30 Uhr anruft, antwortet Greenson am Telefon und sagt, Marilyn sei nicht zuhause. Greenson weist die entlassene Haushälterin an, über Nacht zu bleiben. Nach der Sitzung, die bis 19 Uhr dauert, geht Pat Newcomb weg. Marilyn versucht mehrmals vergebens, Jack im Weissen Haus und in Hyannisport zu erreichen. Bobby telefoniert Marilyn und versucht, mit ihr "vernünftig" zu reden - erfolglos: Sie hängt den Hörer auf.

Um 21 Uhr erscheint Pat Newcomb bei den Lawfords, wo sich andere Gäste befinden, und sagt, Marilyn komme nicht, sie fühle sich nicht wohl. Marilyn hat aber bereits um 19.40 Uhr bei Lawford angerufen und wütend gesagt, sie habe versucht, Jack zu erreichen. Nachdem Joe DiMaggio sie anrief, wobei er sie als normal empfand, telefoniert sie von 20 bis 20.30 Uhr erneut mit Guilaroff, der sie auch als beruhigt erlebt. Sie sagt ihm, sie wisse viele gefährliche Geheimnisse über die Kennedys. Dann ruft sie um 21 Uhr das dritte Mal an diesem Tag Jeanne Carmen an, um sie vergeblich herüberzubitten. Danach ruft ihr Liebhaber Henry Rosenfeld an.
Eventuell ist Bobby Kennedy am Abend erneut bei Marilyn. Jedenfalls droht er ihr am Abend, er gäbe mehr als eine Möglichkeit, sie zum Schweigen zu bringen, wenn sie ihn bedrohe. Kurz nach 21.30 Uhr telefoniert José Bolaños, dem sie "etwas Schockierendes" erzählt. Während dem Gespräch geht Marilyn an die Tür und kommt nicht mehr ans Telefon zurück. Wahrscheinlich lässt Marilyn ihren ehemaligen Liebhaber Johnny Roselli mit seinen Männern selbst ins Haus. Anthony Spilotro und Frank Schweihs bringen Monroe mit einem speziell präparierten Zäpfchen Nembutal um. Das Präparat stammt vom selben Chemiker, der an den Mordversuchen Castros mitarbeitet, und die Dosis ist so stark, dass sie 15 Leute umbringen würde. Als die Wirkung eintritt und Marilyn langsam bewusstlos wird, suchen die Mörder das Tagebuch und brechen ihren Aktenschrank auf. Giancana hofft, dass die Polizei herausfindet, dass RFK kurz vor der Ermordung bei ihr war, was das Ende seiner Politikerkarriere wäre.

Anfang Dezember 1962 wird Schweihs Freundin Eugenia Pappas umgebracht, weil er sie eingeweiht hat und sie ihr Wissen nicht für sich behalten kann. 1986 verrät der reuige Frank Cullotta seine ehemaligen Kollegen Schweihs und Spilotro. Spilotro wird kurz drauf zusammen mit seinem Bruder Michael ermordet. Schweihs wird 1990 wegen Erpressung zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt.

Murray und Jefferies entdecken Marilyn nackt und bewusstlos im Gästehaus, wo sie auch den aufgebrochenen Aktenschrank bemerken. Marilyn teilte Robert Slatzer im April mit, dass Papiere aus ihrem Schrank verschwänden, worauf sie das Schloss wechseln und ein Fenstergitter anbringen liess. Murray ruft eine Ambulanz und telefoniert Greenson, der sie beauftragt, auch Engelberg zu informieren. Greenson seinerseits telefoniert Mickey Rudin, der wiederum Arthur Jacobs, Marilyns Public-Relation-Manager der Fox, benachrichtigt. Rudin fährt sofort hinüber. Peter Lawford erhält angeblich gegen 22.30 Uhr den alarmierenden Anruf, aber kaum von Marilyn, wie er behauptet. Wahrscheinlicher ist, dass ein anonymer Anruf erfolgt, um ihn und Bobby nochmals an den Tatort zu bringen. Daraufhin telefoniert er in Panik Joe Naar, der mit seiner Frau bis kurz nach 22 Uhr bei Lawford zu Besuch war, damit diese bei Marilyn vorbeischauen. Lawford ruft kurz darauf zurück und sagt ihm, er müsse nicht zu Marilyn gehen, da er mit Marilyns Arzt gesprochen habe. Lawford rast mit Pat Newcomb in seinem Mercedes zu Marilyns Haus. Lawford und Newcomb kommen als erste kurz vor der Ambulanz an. Newcomb wird hysterisch und schreit Murray an: "Mörder! Mörder! Seid ihr jetzt zufrieden, wo sie tot ist?"

Die Schaefer-Ambulanz trifft um 22.40 Uhr ein. James Hall und sein Begleiter Murray Liebowitz versuchen, Marilyn am Boden im Gästehaus wiederzubeleben. Der Besitzer Walter Schaefer bestreitet nachher, dass eines seiner Fahrzeuge an den Fifth Helena Drive gerufen worden sei. Schaefer besitzt gleichzeitig einen Air Ambulance Service und führt als medizinische Notfälle getarnte geheime Flüge nach Idaho, Cal-Neva, Palm Springs und Cabo San Lucas für den Präsidenten und den Justizminister aus, auch in Begleitung von Marilyn und anderen Frauen. Später erzählt Schaefer eine andere Geschichte, wonach Marilyn im Krankenhaus gestorben und dann wieder zurückgeschafft worden sei. Der Wiederbelebungsversuch der Sanitäter funktioniert, und sie wollen Marilyn ins Krankenhaus fahren, als Ralph Greenson kommt und eine andere Methode anordnet. Obwohl sie mit den Massnahmen des Psychiaters nicht einverstanden sind, dürfen sie als Sanitäter einem Arzt nicht widersprechen. Als sich ihr Zustand daraufhin verschlechtert, versucht Greenson, ihr Adrenalin direkt ins Herz zu spritzen, aber die Spritze trifft eine Rippe und Marilyn stirbt. Newcomb beginnt zu schreien: "Sie ist tot!". Lawford versucht sie zu beruhigen. Als Hall seinen Report schreibt, kommt Polizist Marvin Iannone, spricht kurz mit Lawford, geht dann ins Hauptgebäude und unterschreibt Halls Rapport.

Bereits um 22.45 Uhr wird Arthur Jacobs von Pat Newcomb vom Tod Marilyns informiert. Jacobs benachrichtigt die Fox, deren Sicherheitsagenten alle das Studio betreffenden Papiere mitnehmen. Ein Teil dieser Papiere wird später verbrannt. Mehrere Polizeiautos, Krankenwagen und Feuerwehrwagen erscheinen, und ein Polizeihelikopter, vermutlich mit Bobby an Bord, landet in der Nähe. Der verantwortliche LAPD-Polizist Captain James Hamilton und Polizeichef William Parker sind mit RFK eng befreundet, und zwei der Detektive gehören zu Bobbys Sicherheitsstab. Agenten in Zivil arrangieren das Selbstmord-Szenario, und die Leiche wird ins Schlafzimmer gebracht, nachdem Engelberg gegen Mitternacht eintrifft.

Kurz vor Mitternacht stoppt Polizist Lynn Franklin einen Mercedes, der mit übersetzter Geschwindigkeit fährt. Peter Lawford sitzt am Steuer und fährt Bobby, neben dem Greenson sitzt, zum Beverly Hilton Hotel. RFK schliesst mit Greenson einen Deal, um sich gegenseitig zu decken, und beauftragt Lawford, seine Spuren zu eliminieren. Bei Lawford landet um 2 Uhr ein Helikopter, der RFK an den Flughafen fliegt. Danach fährt Lawford, unterdessen betrunken, zu Fred Otash, der ihm helfen und zu Marilyns Haus gehen soll, um belastendes Material wegzuschaffen, was Otash ablehnt. Lawford geht daraufhin allein durch die Hintertür in Marilyns Haus, um zusammen mit Frank Neill, Arthur Jacobs und Eunice Murray Spuren zu beseitigen. Ein Teil dieser Dokumente landet später bei RFK, der Rest wird verbrannt. Zusätzliche Medikamente werden hingestellt, aber Marilyns Treuhänderin Inez Melson, die um 5 Uhr ankommt, wirft diese in die Toilette und zerstört so die "Beweise", so dass am Morgen nur noch 10 Chloralhydrat-Tabletten gefunden werden.

Hyman Engelberg telefoniert um 4.25 Uhr der Polizei und behauptet, es handle sich um einen unfreiwilligen Selbstmord wegen Medikamentenmissbrauchs. Als Sergeant Jack Clemmons um 4.35 Uhr eintrifft, ist Murray am Waschen der Betttücher. Engelberg und Greenson verhalten sich eigenartig und ihre Geschichte erscheint dem Polizisten unglaubwürdig, weil beispielsweise ein Glas zur Einnahme der Tabletten nicht zu finden ist. Polizeileutnant Grover Armstrong und Sergeant Robert Byron kommen um 5.30 Uhr und befragen die Anwesenden Engelberg, Murray, Jefferies, Rudin und Newcomb, die daran ist, die Schubladen und das Schlafzimmer zu durchsuchen.
Murray, Engelberg und Greenson verschieben später ihre Story um dreieinhalb Stunden. Captain James Hamilton von der Geheimpolizei ist mit einigen Agenten am Morgen wieder im Haus, nachdem er am frühen Morgen bei der General Telephone die Liste der Telefonaufzeichnungen der letzten Tage vor Marilyns Tod konfiszierte, die William Parker als Versicherung für seine versprochene Nachfolge von Hoover als FBI-Direktor behält. Neben 4 FBI-Agenten und 3 Agenten der Fox arbeitet auch ein Techniker der General Telephone, der bereits die Linie unterbricht, im Haus. Ein FBI-Agent verbrennt einen Stapel von Marilyns Notizen und Tonbänder, vermutlich mit Aufnahmen für die Sitzungen mit Greenson, im Cheminee.

Peter Lawford telefoniert um 6.05 Uhr während 20 Minuten mit John Kennedy im Oval Office und fliegt anschliessend nach Hyannisport. Am Sonntagmorgen, als die ersten Meldungen über Monroes Tod erscheinen, befindet sich Bobby mit seiner Familie bei der Messe in Gilroy. Polizeichef William Parker unterstellt die Untersuchung seinem Sicherheitsdienst, womit alle Fakten geheim bleiben, bezeichnenderweise wegen nationalen Sicherheitsgründen. Der Sicherheitsdienst darf zudem nur untersuchen, warum, und nicht wie der "Selbstmord" passierte.

Die Leiche wird zuerst in ein falsches Leichenschauhaus gebracht, um eine Autopsie des zuständigen Gerichtsmediziners zu umgehen. Dr. Theodore Curphey kontrolliert die Autopsie, die er an Dr. Thomas Noguchi delegiert, schreibt Teile des Berichts neu und lässt Beweismaterial verschwinden. Marilyns Magen enthält bloss 20ml einer braunen nichtgiftigen Substanz, und es werden keine Nadeleinstiche gefunden. Trotzdem ist die Nembutal- und Chloralhydrat-Konzentration in ihrem Blut und in der Leber sehr hoch. Zudem ist der Grimmdarm dunkelviolett gefärbt, während der querliegende Dickdarm leer ist, was auf die Vergiftung durch einen Einlauf hindeutet. Da auch Raymond Abernethy vom toxikologischen Institut der Medizinischen Fakultät der UCLA Gewebeproben und Autopsieberichte verschwinden lässt, bleibt die offizielle Untersuchung der Polizei äusserst lückenhaft. Im offiziellen Dokument werden nur zwei blaue Flecken ohne Erklärung erwähnt, obwohl mehrere Quetschstellen gefunden werden. Arthur Jacobs ist, nach Absprache mit Parker, Lawford und dem Fox-Pressesprecher Rupert Allan, der Architekt der offiziellen Version des unfreiwilligen Suizids, die am Sonntagnachmittag genau festgelegt wird. Da Monroe trank, viele Medikamente und Drogen konsumierte, und da die Fox die Entlassung in ihrer Kampagne bereits mit "Depressivität und Selbstmordgefahr" begründete, wird die Suizidthese schnell akzeptiert.

Der Assistent des Gerichtsmediziners, Lionel Grandison, schickt am 6.8. einen Fahrer zu Marilyns Haus, um Adressen von Angehörigen zu suchen. Dieser kommt mit dem roten Tagebuch und einem Adressbuch, welche Murray ihm gab, zurück. Das Tagebuch verschwindet am nächsten Tag aus Grandisons Safe, vermutlich durch Curphey. Dieser setzt eine Untersuchungskommission der UCLA ein, womit keine Aussagen unter Eid möglich sind. Greenson ist ein Mitglied dieser Fakultät und der einzige befragte Zeuge dieser Untersuchung. Da er seine Meinung ändert und gegenüber seinem Freund John Miner, Staatsanwalt und Professor für Gerichtsmedizin, nach dessen Geheimhaltungszusicherung sagt, er glaube nicht an einen Selbstmord, verschwindet das Memorandum seiner Aussagen. Polizeichef Parker bringt die Monroe-Akte am 12.12.62 persönlich zu RFK nach Washington, worauf auch sie verschwindet. Von der 723seitigen Akte bleiben im offiziellen Bericht nur noch 54 Seiten übrig. Allerdings hat Thad Brown, der Chef der Detektive von Los Angeles, eine 700seitige Kopie der Akte.

J. Edgar Hoover unterstützt die Vertuschungsaktion. 14 Tage nach der Ermordung nimmt das FBI Telefongespräche von Mobstern auf, die über die Publikation der Affäre von Bobby und Marilyn diskutieren. Sie werden kurz darauf wegen Erpressung verhaftet und verurteilt. Eunice Murray, Pat Newcomb und Ralph Greenson gehen für längere Zeit ins Ausland. James Hamilton wird 1963 zum Sicherheitschef der National Football League befördert, nachdem sein Assistent Marvin Iannone zuvor von Hamilton zum Leutnant der Geheimdienstabteilung befördert wurde. Pat Newcomb wird Verbindungsagentin der USIA von Hollywood, ebenfalls auf Initiative von Robert Kennedy. Arthur Jacobs, der Chef von Pat Newcomb, wird einige Wochen nach dem Mord zum Produzenten der Grossprojekte der Fox befördert. Die CIA unterdrückt Veröffentlichungen von Journalisten wie Dorothy Kilgallen. CIA-Agent Mike Rothmiller bestätigt 38 Jahre später, dass er ein CIA-Protokoll eingesehen habe von einem Gespräch zwischen dem Präsidenten und Marilyn über ein Geheimprojekt (die Invasion Kubas) und Akten, aus denen die Involviertheit des Geheimdienstes in die Ermordung hervorgehe.

Der rechtsextreme ehemalige FBI-Agent Frank Capell veröffentlicht 1964 als erster in seinem Buch "The Strange Death of Marilyn Monroe" die Mordthese, beschreibt ihre Beziehung mit Bobby und seine Präsenz bei Marilyn am 4.8.62. Hoover verteilt 25 Exemplare dieses Buches an FBI-Agenten, während der Justizminister Capells Telefon abhören lässt. 1985 will Sam Cordova, der Vorsitzende der Grossen Jury von Los Angeles, eine neue Untersuchung einleiten, worauf er entlassen, in seinem Büro eingebrochen und seine Monroe-Akte gestohlen wird.

Quellen: Giancana: 44f, 446-493, Wolfe: 444-464, Brown/ Barham: 287ff, 300ff, Gregory/ Speriglio: 314-343, DiEugenio (1997): 24f, Carey/ Olgiatti, Theoharis/ Cox: 413, Spoto, Davis (1988): 243, Summers (1993): 299ff, Durieux, Verges/ Hamelin, Younger,


August 1962 Campbell und Bestechungen top

In Judith Campbells Wohnung in Los Angeles brechen am 7.8.62 zwei Männer ein, während der FBI-Agent William Carter zuschaut. Nach drei Tagen hat das FBI, ohne die Polizei zu benachrichtigen, herausgefunden, dass das Fluchtauto der Einbrecher vom ehemaligen FBI-Agenten I. B. Hale, dem Sicherheitschef der General Dynamics Corporation, gemietet wurde. Die Einbrecher waren seine Zwillingssöhne Bobby und Billy, die versuchen, Beweismaterial für die Beziehung von Campbell und Jack Kennedy zu finden, um den Präsidenten erpressen zu können.
Es geht um die Zusprechung des bis anhin grössten Staatsauftrags für Flugzeugbeschaffung über $6,5 Mia. Ginge der Vertrag an den Konkurrenten Boing, müsste General Dynamics schliessen, da der Konzern in den letzten zwei Jahren $400 Mio. Verlust machte. Drei Monate später erhält General Dynamics den Auftrag für die Produktion des Tactical Fighter Experimental-Jets, obwohl dieses Flugzeug seinem Konkurrenten von Boeing weit unterlegen ist. Kennedy limitiert seine öffentliche Rolle angesichts der aufkommenden Kritik, indem er sich hinter die "Entscheidung" von Verteidigungsminister Robert McNamara stellt und damit von der Affäre distanziert.

Allerdings kann der Skandal nicht vollständig unterdrückt werden: Der Navy-Sekretär Fred Korth muss im Oktober 1963 zurücktreten, weil die Bestechungszahlung für den Milliarden-Auftrag über die Continental National Bank of Fort Worth, dessen Präsident er zuvor war, getätigt wurde. Da Korth für Lyndon B. Johnson gearbeitet hat, kommt der TFX-Fall im Zusammenhang mit dem Bobby Baker-Skandal wieder auf. Johnson kassierte $100'000, um den Auftrag abzusichern. Die Air Force kauft knapp 600 von 2400 geplanten, in F-111S umbenannten Jets, obwohl der Stückpreis von 1962 geschätzten $2,8 Mio. bis 1970 auf über $22 Mio. steigt. Die Navy löst den Vertrag zum Kauf von 1700 Flugzeugen 1968 auf, nachdem sieben unbrauchbare Prototypen geliefert wurden.

Campbells Beziehung zu Jack geht in die Brüche, wobei Campbell beim letzten Treffen schwanger wird und abtreiben muss. Sie wendet sich auf Initiative von JFK um Hilfe an Sam Giancana, der ihr anbietet, sie zu heiraten, weil er meint, sie würde es verdienen. Damit beginnt eine Liebesaffäre. Nach anderen Angaben haben die beiden bereits seit Herbst 1961 eine Affäre. Offenbar interveniert Giancana später einmal bei Jerry Lee Lewis, mit dem Judy arbeitet und von dem sie sich sexuell belästigt fühlt.
Bobbys CIA-Agent Charles Ford ersetzt danach Campbell als Geheimkanal der Kennedys zur Mafia. Campbell wird selbst nach Kennedys Ermordung weiterhin vom FBI überwacht und lebt in ständiger Angst.

Quellen: Obenhause, Hersh: 317-325, Scott (1993): 220, Best: 23, 80.


September 1962 Morddrohungen gegen die Kennedys top

Privatdetektiv Edward Becker lernt Carlos Marcello über Carlo Roppolo, der einen Öl-Deal abschliessen will, kennen. Auf seine Schwierigkeiten mit den Kennedys angesprochen, reagiert Marcello heftig: "Livarsi na pietri di la scarpa" (Nehmt den Stein aus meinem Schuh) und äussert ihm gegenüber, er wolle JFK töten lassen und einen Spinner vorschieben, der die Schuld auf sich nehme. Weshalb er den Präsidenten und nicht den Justizminister umbringen wolle, erläutert er mit einem sizilianischen Sprichwort: "Wenn du einen Hund töten willst, hack ihm nicht den Schwanz ab, sondern den Kopf." Becker, der den Eindruck hat, dass Marcello seine Mordpläne bereits mit anderen Leuten abgesprochen hat, wird am 20.11.62 vom FBI im Ermittlungsfall Billie Sol Estes interviewt. Er erwähnt dabei sein Treffen mit Marcello, aber da der Agent daran nicht interessiert ist, erzählt Becker nichts von den Morddrohungen.
Becker gibt 1965 diese Information an Ed Reid weiter, der ein Buch darüber schreibt. Vor der Veröffentlichung verlangt das FBI, die Passage, dass das FBI bereits vor dem Attentat vom Treffen Beckers mit Marcello gewusst habe, zu streichen. Becker wird 1967 von Hoover in den Dreck gezogen, wozu Sidney Korshak die Informationen liefert. Korshak ist als Nachfolger von Willie Bioff einer der wichtigsten Links zwischen legaler Geschäftswelt und Organisiertem Verbrechen. Der Anwalt von Chicago arbeitet für Hoffa, Giancana, Roselli, Gus Alex und Murrey Humphreys und ist mit Ronald Reagan befreundet.
Laut Gesetz muss das FBI Drohungen gegenüber Staatsbeamten dem Secret Service melden, was J. Edgar Hoover bei missliebigen Politikern wie Kennedy unterlässt. Bereits am 17.7.62 nahm das FBI ein Gespräch auf zwischen Angelo Bruno, Boss von Philadelphia, und Russell Bufalino, Capo in Pittston, in dem sie über Marcellos Schwierigkeiten mit RFK sprachen.

Floridaboss Santos Trafficante gibt dem Exilkubanerführer José Aleman jr. im Hotel Scott Bryant in Miami zu verstehen, dass der Präsident noch vor den Wahlen 1964 getötet werde. Trafficante organisiert für Aleman einen Millionenkredit von den Teamsters, um dessen Kampftruppen zu finanzieren. Da Aleman gleichzeitig ein FBI-Informant ist, gibt er diese Morddrohung weiter.
Castro liess das 50'000 Ahren-Grundstück Alemans konfiszieren, obwohl er in den späten 50er Jahren Waffen für Castro schmuggelte. Als Aleman im Dezember 1960 in die USA floh, hatte er eine Liste mit Kriegsmaterial dabei, das Castro angeblich von den Russen gekauft haben soll. 1960 sagte Aleman in einem Prozess gegen Sammy Mannarino und Norman Rothman aus, mit denen er Waffen schmuggelte und die beide für Trafficante arbeiten. Andererseits scheint Aleman an der Rekrutierung seines Freundes Rolando Cubela durch die CIA zur Ermordung Castros beteiligt gewesen zu sein. Aleman ist mit dem Watergate-Einbrecher Eugenio Martinez befreundet, der im Auftrag der CIA insgesamt 354 geheime Missionen nach Kuba unternimmt.
Alemans Vater hatte als Erziehungsminister unter dem kubanischen Präsidenten Ramon Grau 60 Millionen Pesos abgezwackt und in Miami angelegt, was Aleman erbte. Über Grau wurde der Hotelangestellte Santos de la Caridad Perez angeheuert, der Castro vergiften sollte.

Die rassistischen Blätter The Thunderbolt von Alabama und The Winrod Letter von Arkansas druckten im Mai und Juni 1962 Berichte über die geheimgehaltene Heirat von John Kennedy mit Durie Malcolm. 1957 wurde das Familiengeheimnis von Louis L. Blauvelt in seinem Familienstammbaum-Buch gelüftet, und 1961 begann das Buch bei den politischen Gegnern der Kennedys zu zirkulieren. Hoover liess im Herbst 1961 Informationen über die Heirat mit Durie Malcolm verbreiten und brachte dieses Thema am 22.11.61 mit Bobby Kennedy auf. Jack wandte sich deshalb erneut an Clark Clifford, der erreichte, dass Durie Malcolm aussagen würde, sie sei nie mit JFK verheiratet gewesen. Nachdem im September 1962 die Geschichte im auflagenstarken Parade-Magazin kommt, können die Kennedys Ben Bradlee dazu bringen, im Newsweek einen Artikel zu veröffentlichen, der die "Gerüchte" zum Schweigen bringt.

Quellen: Davis (1988): 111-117, 211-218, Griffith (1996): 3, Weberman (6): 75, Best: 41, Summers (1993): 326ff, 292ff, Anson: 304, Moldea: 2-5, Hersh: 337f.


Oktober 1962 Die Kuba-Krise top

Obwohl John Kennedy seit dem 10. August vom Geheimdienst immer wieder Berichte und Warnungen über sowjetische Rüstungsaktivitäten auf Kuba erhält, glaubt er Georgi Bolschakow, dass Chruschtschow nur Defensivwaffen nach Kuba bringen lasse. Am 6.10. läuft der Schlachtplan für die Kuba-Invasion an, der die Einkreisung Kubas mit 24-36 Zerstörern sowie Flugzeugträgereinheiten, Luftangriffe mit 450-500 Flugzeugen sowie den Einsatz von Fallschirmjägern und Landungseinheiten der Marine mit zunächst 30'000 und später 180'000 Soldaten vorsieht, indem alle an einer Invasion beteiligten Streitkräfte in verstärkte Bereitschaft versetzt. Als Deckmantel dient das am 15.10. später anlaufende Manöver PHIBRIGLEX-62 mit 40 Kriegsschiffen, 20'000 Matrosen und 4000 Marines. Am 24.9. hatte JFK die Genehmigung erteilt, 150'000 Reservisten einzuberufen. General Curtis Le May, der Nordvietnam "ins Steinzeitalter zurückbomben" will, lässt Nachschub nach Florida fliegen, und das taktische Luftkommando soll bis am 20.10. kampfbereit sein. Kurz vor den Kongresswahlen sollte die Befreiung Kubas erfolgen. Aber am 15.10. liegen Beweise für die atomaren Mittelstreckenraketen auf Kuba vor, womit die Invasion in Frage gestellt wird. Daher gründet Kennedy ad hoc das Executive Committee des National Security Council, um mögliche Kritiker zu isolieren. Einen Tag zuvor kritisierte Eisenhower, JFK würde keine entschlossene Aussenpolitik verfolgen. Wütend, dass ihn Chruschtschow täuscht, nimmt JFK das Risiko eines Atomkriegs in Kauf, um sich zu rächen und seine Entschlossenheit zu beweisen. JFK hat sich seit längerem auf eine Machtprobe mit Russland in Berlin eingestellt und hält die Gelegenheit für ein Kräftemessen mit Chruschtschow für günstig. Normalerweise würde, wie Adlai Stevenson dies vorschlägt, dem sowjetischen Botschafter unter vier Augen ein ultimativer Vorschlag unterbreitet, bevor die Öffentlichkeit informiert und das Prestige der USA aufs Spiel gesetzt wird. An der ersten Sitzung der Ex-Comm wird Stevensons Vorschlag verworfen und man diskutiert bezeichnenderweise darüber, wie man Castro loswerden könnte und ob man, sobald die Welt über die Raketenstationierung informiert ist, einen Luftangriff oder eine Blockade starten soll. Der rechte Flügel will eine Invasion Kubas, die Mehrheit der Ex-Comm einen Luftangriff. Eine Entscheidung wird aber nicht getroffen.

JFK rechnet damit, dass der sowjetische Aussenminister Andrei Gromyko bei seinem schon früher geplanten Besuch am 18.10. nichts über die Raketen sagen würde, und stellt ihm damit eine Falle. Prompt versichert Gromyko erneut, Russland unterstütze Kuba nur mit Verteidigungswaffen. Damit kann JFK die Russen der bewussten Irreführung anklagen, was er in seiner Fernsehansprache tut. JFK erlaubt einem New York Times-Reporter, wörtlich aus dem Protokoll zu zitieren, um seine Anschuldigungen zu untermauern. Dabei haben die Russen sich eigentlich keine besondere Mühe gegeben, die Stationierung der Raketen zu verheimlichen, da es ihnen um die Verhinderung der geplanten Invasion Kubas geht. Nachdem Generalstabschef Taylor und Luftwaffenchef Sweeney am nächsten Tag dem Präsidenten erklärten, mit Luftangriffen könnten höchstens 90% der sowjetischen Raketenstellungen zerstört werden und dafür seien mehrere hundert Bombereinsätze nötig, schien ihm diese Option zum jetzigen Zeitpunkt zu gefährlich für die USA. Er beschliesst beschliesst eine Blockade, was eine Kriegshandlung ohne völkerrechtliche Grundlage ist. JFK verletzt damit die diplomatische Gepflogenheit, dem Gegner eine Rückzugsmöglichkeit zu lassen und betreibt eine personengebundene Machtpolitik.
Am 22.10.62 tritt der Präsident über das Fernsehen an die Öffentlichkeit und gibt die Blockade Kubas bekannt, beruft den Sicherheitsrat der UNO ein und droht mit weiteren Massnahmen, wenn die Raketen nicht zurückgezogen würden. Der UN-Generalsekretär Sinth U Thant, ein Buddhist aus Burma, bezeichnet die Rede als die schlimmste, die er je hörte, und die Blockade als technischer Kriegsbeginn zwischen den USA und der UdSSR. Nikita Chruschtschow protestiert in Telegrammen an Kennedy gegen die US-Blockade und stellt klar, dass die sowjetischen Raketen nur der Verteidigung gegen einen Angriff der USA dienten und sofort überflüssig würden, wenn die USA auf ihre Angriffspläne verzichteten und ihrerseits die auf die Sowjetunion gerichteten US-Raketen aus der Türkei abzögen.

Trotzdem werden die Invasionsvorbereitungen intensiviert, und JFK ordnet DEFCON 2an, die höchste Alarmbereitschaft im Nichtkriegsfall, was die Mobilisierung von über 100'000 Infanteristen und 40'000 Marines sowie die Bereitstellung von 579 Jagdflugzeugen, 1436 Bombern und 172 Interkontinentalraketen bedeutet. Dabei wissen die Ex-Comm-Mitglieder nicht, dass sich bereits mindestens 134 Atomsprengköpfe und 42'000 sowjetische Soldaten auf Kuba befinden. Die ursprünglichen Schätzungen der kubanischen Informanten über die russischen Truppen sind zwar präzis, werden aber innerhalb der CIA für unrealistisch hoch eingeschätzt und halbiert. Die sowjetischen Schiffe, die weiteres Material nach Kuba transportieren, behalten ihren Kurs bei.
Während die Welt den Atem anhält, lässt Nikita Chruschtschow die Schiffe, die die US-Blockade erreichen, stoppen und befiehlt, die Aufklärungsflugzeuge über Kuba nicht unter Beschuss zu nehmen. Da Bolschakow nach Moskau zurückberufen wird, wendet sich Robert Kennedy an den neuen Botschafter Anatoly Dobrynin. Am Abend des 24.10. verweigert Chruschtschow die Rückzugsforderungen der USA und verkündet die Einsatzfähigkeit der Raketen auf Kuba.

In der UdSSR finden kein Alarm und keine militärischen Bewegungen statt, nur die russischen Soldaten auf Kuba arbeiten rund um die Uhr, um die Raketen einsatzfähig zu machen. Das angebliche militärische Gleichgewicht wird durch die Raketen auf Kuba nicht verändert: Die USA besitzen 3000 Atomsprengköpfe und 300 Basen, während die UdSSR etwa 250 Köpfe, inklusive denjenigen auf Kuba, und zwischen 24 und 44 Basen haben. 1959 liess Eisenhower Jupiter-Mittelstreckenraketen in der Türkei stationieren, die seit dem Antritt der Kennedy-Regierung operationsfähig sind; einer der Gründe für Chruschtschows Entschluss für die Stationierung sowjetischer Raketen auf Kuba.

Obwohl bereits 24 Raketen einsatzbereit sind und atomare Kurzstreckenraketen bereit stehen, offeriert Chruschtschow am 27.10. den Rückzug, wenn die USA ebenfalls ihre Raketen aus der Türkei zurückziehen. Die USA lehnen diesen Vorschlag ab, weil JFK sich öffentlich auf den Standpunkt gestellt hat, dass mit Russland nicht verhandelt wird. Am gleichen Nachmittag verschärft sich die Kubakrise jedoch, als die Sowjets einen U-2-Aufklärer über Kuba abschiessen. Luftwaffengeneral Curtis LeMay erklärt unter Hinweis auf die nukleare Überlegenheit der USA: "Lasst uns Kuba vollständig zerstören - wir sollten es heute noch auslöschen." Zudem lässt ein hoher US-General ohne Autorisation Kennedys eine unbestückte Rakete abfeuern, um den Konflikt zu eskalieren. Robert Kennedy und Botschafter Dobrynin schliessen in letzter Minute ein Geheimabkommen, das den heimlichen Abzug der Nato-Jupiter-Raketen aus der Türkei vorsieht, was Chruschtschow akzeptiert.
Vordergründig gewinnt Kennedy, wobei er seine politische Glaubwürdigkeit aber durch den geheimen Vertrag in die Hände der sowjetischen Führer legt. Dabei gelingt es den Kennedys, die vorangehenden Aggressionen und Invasionspläne gegen Kuba geheimzuhalten. Nicht einmal die Berater der Ex-Comm wissen etwas von MONGOOSE und TASK FORCE W. Die Welt erfährt erst 25 Jahre später vom Geheimabkommen, über das nicht einmal Vize-Präsident Johnson informiert wurde. Verteidigungsminister McNamara gibt die Order zum Rückzug der 15 Jupiterraketen aus der Türkei nur einen Tag nach der Rückzugs-Ankündigung Chruschtschows, wobei jeder Zusammenhang abgestritten wird.

JFK lässt UN-Botschafter Adlai Stevenson, der zu Beginn des Konflikts einen Handel mit den Russen vorgeschlagen hatte, nämlich die Raketen aus der Türkei abzuziehen, wenn die Russen die Raketen auf Kuba wieder demontierten, in einem Artikel von Charles Bartlett und Stewart Alsop diskreditieren. Stevenson wird vorgeworfen, er habe ein München gewollt, obwohl er sich im UN-Sicherheitsrat sehr eingesetzt hatte. Aber Stevenson war Kennedy mit seinem Vorschlag zu wenig loyal. Auch John McCone, der JFK wegen Aufklärungsflügen in den Ohren lag, muss öffentliche Kritik einstecken, weil die CIA nicht früher gemerkt habe, dass die Russen Raketen auf Kuba montieren.

Trotz dem öffentlichen Versprechen Kennedys, die Souveränität Kubas zu respektieren, gehen die Invasionsvorbereitungen weiter. Schon am 29. 10., nachdem der Abbau der Raketenstellungen bereits begonnen hat, informiert das Hauptquartier der atlantischen Streitkräfte (CINCLAND) den Generalstab, dass die Invasionsplanung modifiziert worden sei und nun auch den Einsatz taktischer Atomwaffen vorsehe. Hohe Militärs fordern, mit den Angriffen gegen Kuba zu beginnen. Am 5.11. meint Kennedy, die Invasionspläne für Kuba seien "zu dünn", weshalb drei weitere Divisionen der Reservisten mobilisiert werden sollten, was zwei Tage später geschah. Am 8.11. sprengt ein CIA-Sabotageteam eine kubanische Fabrik in die Luft. Am folgenden Tag verlässt das letzte sowjetische Schiff mit abgebauten Raketen Kuba. Allerdings bleiben von den USA nicht entdeckte taktische sowjetische Atomwaffen auf Kuba, weil Chruschtschow den USA nicht traut. 5 Tage später führen die USA ein grosses Landemanöver in North-Carolina durch, als Probe für eine Invasion Kubas. Die US-Schiffsblockade wird erst am 20.11. aufgehoben, und im Dezember ziehen die Russen die Atomwaffen heimlich ab.
Kennedy ändert den Auftrag der CIA, Castro los zu werden, nicht. Am 25.8.62 war es der DRE beinahe gelungen, Castro bei dem Beschuss des Sierra Maestre Hotel in Havanna, wo er sich einen Chaplin-Film ansah, zu ermorden. CIA-Planungsdirektor Richard Helms gratuliert den Führern dieser Attacke. DRE und Alpha 66 planen weitere gemeinsame Angriffe auf Kuba, wozu José Leon Basulto Dynamit nach Lake Pontchartrain schmuggelt. Basulto taucht als Sprecher der Exilkubaner und im Contra-Skandal wieder auf. Da es William Harvey nicht gelungen ist, Castro umzubringen, wird er von den Kennedys abgesetzt, wobei Helms ihn "rettet", indem er ihn als Stationschef nach Rom versetzt. Sam Giancana und John Roselli verlieren mit der Versetzung Harveys ihre Rolle im Mordplot. Nachfolger als Cuban Operations Chief wird Desmond FitzGerald. Im Zweiten Weltkrieg trat der Major der OSS bei und arbeitete als Operationsoffizier in Südostasien. 1951 kam er in die CIA und wurde schnell zum Chef der Far East Operations Division befördert. Unter FitzGeralds Aufsicht beginnt die CIA, autonom operierende Exilkubaner-Gruppen mit Waffen, Geld und Geheimdienstinformationen zu versorgen. Da die CIA keine Kontrolle über deren Aktivitäten hat, kann die Regierung behaupten, sie hätte nichts mit dem Sabotagekrieg in Kuba zu tun. Am 17.3.63 greift die Alpha 66 von Antonio Veciana einen sowjetischen Posten auf Kuba und zwei kubanische Frachter an. An der letzten Sitzung der Ex-Comm am 29.3.63 wird darüber diskutiert, ob man Angriffe der Exilkubaner dulden soll. Da die Mitglieder der Kommission die Attacken stoppen oder zumindest einschränken wollen, um die Beziehung zur Sowjetunion nicht unnötig zu belasten, löst JFK die Kommission auf. Am 31.3. sprengen Masferrers Truppen unter der Leitung von Oscar del Valle Garci ein sowjetisches Schiff in die Luft. Bei dieser Aktion ist als einziger Amerikaner Jerry Buchanan dabei, der Protégé von Frank Sturgis, Orlando Bosch und Manuel Gil. Sein Bruder James Buchanan propagiert später die falsche Oswald-Story von Sturgis.

Kennedy bringt die CIA in eine absurde Situation, da das sich nun definitiv zum Sozialismus bekennende Regime ohne militärische Invasion nicht beseitigt werden kann. Eines der Hauptprobleme für die CIA ist, dass sich Robert Kennedy immer wieder direkt einmischt und dabei andere Befehle erteilt als die CIA. So trifft er sich zum Beispiel regelmässig mit Manuel Artime, dem Gründer der Brigade 2506, deren Mitglieder nach der Freilassung erneut Guerilla-Attacken gegen Kuba durchführen. Kurz vor Weihnachten 1962 zahlt Bobby privat organisierte $53 Mio. Lösegeld in Form von Medikamenten und Landwirtschaftsmaschinen für die Rückkehr der Brigade 2506. JFK verspricht diesen Überlebenden der Schweinebuchtinvasion die Befreiung der Insel, mit der Flagge in der Hand: "Ich verspreche euch, dass diese Flagge in einem freien Havanna dieser Brigade zurückgegeben wird." Der Hass gegen JFK ist allerdings so gross, dass diese Worte nicht ernst genommen werden. Im Januar 1963 treffen sich die Kennedys mit Artime, der die USA um sechs Divisionen zum Angriff gegen Kuba bittet, was die beiden abschlagen. Die angebliche Kühnheit und Standfestigkeit des Präsidenten lässt dessen Popularitätsrate in die Höhe schnellen, und die Demokraten schneiden bei den Zwischenwahlen vom November erstaunlich gut ab. Zu den Gewinnern gehört auch Teddy Kennedy, der einen Senatssitz in Massachusetts gewinnt, obwohl Hoover dafür sorgte, dass in der Presse veröffentlicht wurde, dass Teddy von der Harvard suspendiert wurde, weil einer seiner Freunde sein Spanisch-Examen schrieb.

Nach seinem "Triumph" in der Raketenkrise wird Kennedy zunehmend arrogant seinen westlichen Bündnispartnern gegenüber, und ein berauschendes Gefühl von Machtsicherheit beherrscht das Weisse Haus. JFK glaubt, Kuba habe eine Berlin-Krise unwahrscheinlich gemacht. Mit OPLAN 316/63 wird die nächste Operation zur Elimination Castros und der Invasion Kubas geplant. Kennedy will die Machtausdehnung und plant, die NATO-Partner mittels Überlassung von US-Atomwaffen näher mit den USA zu verschweissen und träumt von einer militärischen und wirtschaftlichen und langfristig auch politischen Einheit unter amerikanischer Führung. Charles de Gaulle wehrt sich gegen die Einbindung von Europa in die US-Politik, indem er am 14.1.63 das Veto gegen Grossbritanniens Beitritt zum gemeinsamen Markt mit den USA einlegt. Die USA haben Grossbritannien mit viel Druck zu einem Beitritt zur EWG gedrängt, nachdem die Europäische Freihandelszone EFTA 1960 gegründet wurde, wobei die USA eine politische Ausrichtung der EFTA einfordern. Mit der Blockierung Grossbritanniens kann de Gaulle einen zentralistischen Wirtschaftsblock unter Führung der USA verhindern und seine Vorstellung eines Europa der Vaterländer durchsetzen.
Zudem baut Frankreich seine eigene, unabhängige Atomstreitmacht auf. Obwohl de Gaulle weder aus der NATO austreten noch mit Russland separate Vereinbarungen treffen will, sieht JFK das westliche Bündnis bereits in Gefahr. De Gaulle überlebt zahlreiche Attentatsversuche. Erst nach dem Tod de Gaulles am 9.1.70 wird die Zentralisierung Europas unter der Leitung des US-Lobbyisten Jean Monnet wieder ungehindet fortgesetzt.

Seit seinem Antritt hat Kennedy das Militärbudget um 20% erhöht und den Rüstungsvorsprung der USA beträchtlich vergrössert. Trotzdem kommt Verteidigungsminister McNamara zum Schluss, dass das atomare Wettrüsten eine Politik des Nicht-gewinnen-könnens ist. Der westliche Block ist auch an konventionellen Waffen und Truppenstärke überlegen, da die Sowjetunion ihre Armee nach dem 2. Weltkrieg in mehreren Phasen reduziert hat. Die NATO verfügt über 5 Mio. Soldaten, der Warschauer Pakt über 4,5 Mio. Nachdem die USA ihre atmosphärischen Atomversuche wiederaufgenommen hatten, sagte der stellvertretende Verteidigungsminister Roswell Gilpatric im Mai 1962, die USA wollten ihre augenblickliche Schlagkraft in den nächsten 3 Jahren verdoppeln. JFK bleibt von der Möglichkeit eines begrenzten Kriegs überzeugt und hat detaillierte und umfangreiche Vorbereitungen unternommen, um einen solchen Krieg beginnen zu können. Dabei weiss er, dass es keine sowjetische Aggressionsgefahr gibt, da die Russen einen grossen Teil ihrer Landstreitkräfte entlassen haben. Ziel der Anstrengungen ist es, die UdSSR erpressen zu können.
Seit Ende der 50er Jahre baut die US Navy das Sound Surveillance Systems, ein elektronisches Netzwerk von Unterwasserabhöranlagen im Atlantik und Pazifik auf, um sowjetische U-Boote zu überwachen. Da dem SOSUS grosse Wichtigkeit beigemessen wird, kann der grösste Teil der Weltmeere nach einigen Jahren akustisch überwacht werden. Mit dem Ende des Kalten Kriegs wird das SOSUS durch Überwachungssatelliten ersetzt.

Quellen: Hersh: 3, 341-382, Horowitz: 339-371, Griffith (1996), Weberman (10): 49, 52, (12): 8, Collier/ Horowitz: 372-378, Bartholomew: 53, Best: 20, 38, Powers: 233f, Obenhause, Ascherson, Karel (1), Summers (2000): 166, Afterbach, Amara, Biermann, Ganser, Engberg: 2, Hamilton-Paterson (2000): 44.


Oktober 1962 Ermordung von Enrico Mattei top

Auf Druck von Exxon verhinderte John Kennedy im Oktober 1961 den Pipeline-Bau von der UdSSR nach Italien. ENI-Chef Enrico Mattei hatte mit der Sowjetunion einen Importvertrag ausgehandelt, der die von dem Kartell bisher künstlich hochgehaltenen Preise in Europa umgeworfen hätte. Er sprengte das Gewinngefüge der sieben Schwestern, indem er Ägypten und dem Iran eine Gewinnaufteilung von 75:25 statt der üblichen 50:50 anbot. Zudem offerierte der ehemalige Partisan dem Iran eine Beteiligungskonzession, ohne dass das Land selbst Risikokapital beisteuern müsste. Um sich abzusichern, machte Mattei mit Stimmenkauf seinen Freund Giovanni Gronchi zum Staatspräsidenten und stampfte die Tageszeitung Il Giorni aus dem Boden. Obwohl Exxon günstiges Öl aus Libyen und die geheime finanzielle Unterstützung seiner Partei, der Democrazia Cristiana, anbietet, und Mattei diesen Plänen nicht abgeneigt scheint, wird das Flugzeug des unbequemen Eindringlings am 27.10.62 mittels einer Bombe zum Absturz gebracht, kurz bevor Kennedy und Mattei eine Vereinbarung hätten unterschreiben sollen.

Der ultimative Grund für die Ermordung liegt in den Plänen Matteis, die sich zur Demokratie bekennenden Kommunisten in die Regierung einzubinden und Italien aus der NATO herauszulösen. Das Attentat wird von drei Paten im Auftrag der amerikanischen Mafia und der US-Ölkonzerne in Zusammenarbeit mit den Geheimdiensten ausgeführt. Mattei verfügt zu seinem Schutz über zwei identische und permanent bewachte Flugzeuge, wobei beide Flugzeuge am Todestag innerhalb einer Stunde in Sizilien vollgetankt werden. Der Sprengstoff wird hinter dem Armaturenbrett platziert und an den Ausklappmechanismus des Fahrwerks angekoppelt. Die Geheimdienste intervenieren nach dem Absturz sofort, zwingen Augenzeugen zur Änderung ihrer Aussagen und zerstören alle wichtigen Beweismittel. Verteidigungsminister Giulio Andreotti setzt eine Untersuchungskommission ein, die weitere Beweismittel manipuliert und den Absturz zum Unfall erklärt. Das zweite Flugzeug wird einige Monate später in die USA verkauft. ENI-Nachfolger Eugenio Cefis arrangiert sich mit der NATO und den Ölkonzernen.
Der Journalist Mauro De Mauro von der linken Tageszeitung L'Ora untersucht den Fall später und wird am 16.9.70 entführt. Die Unterlagen seiner Recherchen verschwinden bei einem Einbruch in sein Büro, und er wird umgebracht. 1975 untersucht der Filmemacher Pier Paolo Pasolini die Fälle Mattei und De Mauro, um sie in einer geplanten Novelle ‚Petrolio' zu veröffentlichen. Er behauptet im Manuskript, dass der neue ENI-Chef Cefis und Gründer der P2-Loge in das Attentat involviert gewesen sei, worauf er am 2.11.75 umgebracht wird. Der 17jährige Giuseppe ‚Pino' Pelosi muss die Verantwortung für den Mord übernehmen, der als Beziehungsmord unter Homosexuellen interpretiert wird. Pelosi wiederruft sein Geständnis 30 Jahre später. Der italienische Geheimdienst verhindert daraufhin eine erfolgreiche Neuuntersuchung des Falles.

Quellen: Epstein: 23, Meurice, Pons, Schulz: 157, 328, CIA-Info: 14, Pletschinger/ Bredenbrock.


Dezember 1962 Unterstützung Israels top

Kennedy durchbricht das Waffenembargo, das Truman 1948 gegen Israel verhängte. Drei Monate vor dem Rückzug der Briten aus Palästina begann der Bürgerkrieg zwischen den Juden und den Palästinensern, wobei David Ben Gurion seinen Mitarbeiter Moshe Sharett hilfesuchend nach Washington schickt. Truman unterstützte einen israelischen Staat, aber Aussenminister George Marshall, der überzeugt war, dass die Gründung Israels zu einem jahrelangen Krieg führen würde, wehrte sich vehement dagegen. Trotzdem anerkannten die USA als erste den Staat Israel, der am 14.5.48, einen Tag nach dem Abzug der britischen Mandatsmacht, von David Ben Gurion ausgerufen worden war.
Den von Ägypten, Jordanien, Syrien und Libanon am 15.5.48 begonnenen Krieg benutzte Israel für eine ethnische Säuberung. Bereits am 10.3.48 hatten 11 zionistische Führer beschlossen, die demographischen Verhältnisse zu ihren Gunsten zu verändern. Die Elitetruppe der Haganah, die Palmach-Miliz, zog daraufhin brandschatzend durch die begehrten Gebiete und zwang die Bewohner mit vorgehaltener Waffe zur Flucht, und an einigen wenigen Orten wie in Deir Yassim kam es zu Massakern, die in den arabischen Medien dann oft übertrieben dargestellt wurden. Diese Meldungen führten zur Flucht vieler Palästinenser. Neun Monate später waren über eine Million Palästinenser vertrieben, 531 palästinensische Dörfer zerstört und 11 Stadtquartiere ‚gesäubert'. 900 Araber und 300 Israeli starben. Die Armeen der arabischen Verbündeten sind dermassen schlecht organisiert, dass der Angriff nach drei Wochen versandete. In Ägypten führte die Niederlage zum Staatstreich vom 23.7.52 durch die Militärs unter Anwar al-Sadat, bei dem König Farouk abgesetzt wurde. Insbesondere die Eroberung Haiffas war entscheidend für das Überleben Israels.
Nachdem sich Ben Gurion in einen Kibbuz zurückzog, versuchte der bisherige Aussenminister Sharrett einen Verständigungskurs mit den Palästinensern. Aber die von Ben Gurion eingesetzten Hardliner um Moshe Dayan sabotierten die Verständigungspolitik, indem etwa Ariel Scharon das Dorf Qibya in Schutt und Asche legte. Dass Israel ein eigentlicher Terrorstaat ist, liegt auch daran, dass fast alle führenden Politiker Mörder und Terroristen waren. So versuchte etwa Menachem Begin, der spätere Ministerpräsident und Friedensnobelpreisträger von 1978, den deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer mit einer Briefbombe ermorden zu lassen, um eine Einigung über deutsche Entschädigungen an die Holocaust-Opfer zu verhindern. Am 27.3.52 wurden zwei Jungen auf dem Münchner Bahnhof gebeten, ein an Adenauer adressiertes Paket auf der Post in Schwabing abzugeben. Ein Sprengmeister der Polizei starb bei der Explosion, die unter anderem von Elieser Sudit, Mitglied der ehemaligen "Irgun Zwai Leumi" ("Etzel"), organisiert wurde. Begin war Kommandant dieser jüdischen Terrororganisation, die gegen die Briten kämpfte und 1948 offiziell aufgelöst wurde. Zudem trafen zwei Briefbomben in Wassenaar bei Den Haag ein, wo Deutschland und Israel über einen Vertrag verhandelten.
Am 27.12.62 teilt Kennedy der erfreuten Aussenministerin Golda Meir mit, die USA hätten mit Israel eine besondere Beziehung, so dass die USA im Falle einer Invasion eingreifen würden. Kennedy übt jedoch keinen Druck aus wegen Inspektionen in der Atomanlage von Dimona. 1958 hatte ein U-2-Spionageflug die Anlage entdeckt, die mit französischer Unterstützung gebaut worden war. Im selben Jahr kam der Nationale Sicherheitsrat zum ‚Schluss', dass der wachsende arabische Nationalismus nur mit der Unterstützung Israels eingedämmt werden könne. Nach einem gescheiterten Annäherungsversuch Kennedys an den ägyptischen Präsidenten Nasser, der sich in der Kubakrise auf die Seite Kubas stellte, soll Israel nun zum amerikanischen Brückenkopf im Nahen Osten ausgebaut werden. Johnson wird die politische, militärische und wirtschaftliche Hilfe an Israel nach dem Sechstagekrieg 1967 weiter ausbauen. Auch für ihn sind die israelischen Atombomben kein Problem. Im Jahr 2000 verfügt Israel über 200 Atom- und 35 Wasserstoffbomben mit entsprechenden Trägersystemen von Kurz- und Langstreckenraketen.

Quellen: Elon, Pappe, Merle.

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Teil 5 (1961)

Dieser Teil der Chronik behandelt das erste Jahr der Präsidentschaft Kennedys: die Aussenpolitik, die Geheimdienste, die Mafia und die Frauen.

Zentrale Themen und Personen:
Kennedys Kabinett und Robert Kennedys Kampf gegen das Organisierte Verbrechen , Medien und Frauen, Krieg in Vietnam und Laos: Special Forces, Agent Orange, Putsch gegen Souvanna Phouma, Opium, Kuba, Invasionspläne, Castro-Mordversuche, Schweinebucht-Invasion, Marcellos Ausschaffung und Todesdrohungen, Ermordung von Rafael Trujillo, Dominikanische Republik, Charles de Gaulle, Nikita Chruschtschow, Georgi N. Bolschakow, Berliner Mauer,, Sex and Drugs, Judith Campbell, Mary Pinchot Meyer, Philipp Graham, Timothy Leary und Studentenbewegung, Marilyn Monroe, US-Geheimdienste CIA, DIA, NSA, Sturz von Cheddi Jagan in Britisch-Guyana , Rassenprobleme, Kennedys Konfrontationspolitik.




Januar 1961 Kennedys Kabinett

In seiner Inaugurationsrede am 20.1.61 gibt sich John F. Kennedy als knallharter Kalter Krieger. Mit keinem Wort erwähnt er die Innenpolitik, die ihn auch nicht interessiert, weil er sich in der Aussenpolitik als Sieger profilieren will. Nach seiner Überzeugung gehen grosse Männer und grosse Taten aus grossen Krisen hervor. Er versteht Geschichte als Bühne, auf der sich der Held inszenieren und behaupten muss. Auch wenn seine Strategie scheitert wie bei der Schweinebucht-Invasion, bleibt er bei der Politik der Herausforderung und der permanenten Krisengeneration. Die entscheidenden Themen seines Lebens und seiner Politik sind Gefahr, Krise, Kampf und Opferbereitschaft, und der Vergleich seiner New Frontier-Politik mit dem Wilden Westen, der bald mit Indochina assoziiert wird, ist bezeichnend. Kennedy wird in der Presse als Pragmatiker charakterisiert, bei dem der Drang zur Macht gekoppelt ist mit der Angst vor dem Versagen. Zudem hat er die Tendenz, Probleme und wichtige Fragen auf sich persönlich zu beziehen und, als Kehrseite der Medaille, seine persönlichen und institutionellen Einflussmöglichkeiten zu überschätzen. Verglichen mit Eisenhower sind seine Interpretationen der sozialen und nationalen Konflikte viel differenzierter, kommen aber aufgrund des permanenten Macht- und Wahlkampfes während seiner Präsidentschaft nicht zum Tragen. Die Inszenierung der Macht betrifft auch das Weisse Haus, wo Jackie mithilfe von engagierten Künstlern eine glänzende Repräsentationsstätte aufbaut. Abgesegnet von Giancana organisiert Frank Sinatra in zwei Monaten harter Arbeit die pompöseste und mit über $1 Mio. auch teuerste aller Galafeiern, die zur Inauguration stattfinden und zum Teil im Fernsehen direkt übertragen werden.

Kennedy kümmerte sich erst sehr spät um seine Regierungsbildung, da der Wahlkampf weitgehend vom Vater bezahlt wurde und er wenige Ämterversprechen eingehen musste. Er bittet Skull and Bones-Mitglied Robert Lovett um eine Liste mit Vorschlägen für sein Kabinett, die Hardliner wie Dean Rusk, Robert McNamara, Henry Cabot Lodge, McGeorge und William Bundy enthält. Die mangelnde Wählerbasis versucht Kennedy zu lösen, indem er die Opposition in die Administration einbindet, indem er viele Schlüsselposten im Kabinett mit jungen Republikanern besetzt: Finanzminister wird C. Douglas Dillon, Verteidigungsminister Robert McNamara, Sonderberater für Nationale Sicherheit Frederick McGeorge Bundy und stellvertretender Justizminister Nicholas Katzenbach. Allen W. Dulles bleibt CIA-Direktor, obwohl ihm Kennedy nicht traut.

Aussenminister wird der Demokrat Dean Rusk, der als schwache Figur im Hintergrund bleibt und JFK die Show auf der Weltbühne nicht streitig macht. Noch jünger sind die beiden gut 30jährigen Redenschreiber Theodore Sorenson und Richard Goodwin, die mit Pressesekretär und Frauenorganisator Pierre Salinger, John Kenneth Galbraith, Walt Whitman Rostow und Arthur M. Schlesinger zum "Braintrust" gehören. Zur "irischen Mafia" gehören die persönlichen Berater Kenneth O'Donnell, Lawrence O'Brien und Dave Powers. Zu den "New Frontiers" gehören auch der stellvertretende Justizminister Byron White, sein Assistent Burke Marshall und George W. Ball, der Nachfolger von Unterstaatssekretär Chester Bowles. Kennedy findet die älteren Mitarbeiter wie UNO-Botschafter Adlai Stevenson, Bowles und Vizepräsident Lyndon Johnson meist langweilig und behandelt sie herablassend.

FBI-Direktor J. Edgar Hoover, den JFK übernehmen muss, weiss, dass die Wahl nicht nur in Illinois und Texas gefälscht wurde, sondern auch in New Jersey und Missouri. Ein FBI-Bericht über den Wahlbetrug von Chicago wird kurz nach dem Regierungswechsel dem Justizministerium weitergeleitet, auf den Robert Kennedy natürlich nicht reagiert, da nur der Justizminister rechtliche Schritte wegen den Wahlen veranlassen kann.

Die Wahl des Bruders zum Justizminister irritiert Mafiaboss Sam Giancana, der Frank Sinatra, Murray Humphreys, John Roselli, Lewis McWillie und Richard Daley zur Abklärung schickt. Trotz der Loyalitätsbezeugungen des Vaters und des Präsidenten erklärt Bobby den Kampf gegen das Organisierte Verbrechen zur obersten Priorität. Robert Kennedy stellt eine Liste der 30 mächtigsten Bosse zusammen und bereitet mit dem FBI, dem FBN, dem INS und dem IRS eine Attacke vor. Carlos Marcello, Sam Giancana, Santos Trafficante, Frankie Carbo und Tony Corallo von der Lucchese-Familie, der Los Angeles-Boss Mickey Cohen, Mike Coppola von Detroit, Angelo Bruno von Philadelphia, James Plumeri aus New York und Teamsterpräsident Jimmy Hoffa stehen auf der Liste. Bobbys Kampf gegen das Organisierte Verbrechen hat neben der Publizität eine wichtige parteipolitische Komponente: mafiainfiltrierte Parteimaschinen wie New Orleans und Texas, die Lyndon B. Johnson favorisierten, sollen geschwächt werden. Die Aushebelung von Marcello und Hoffa zielt darauf ab, Johnsons Position zu destabilisieren, da er als Vizepräsident für die Nachfolge von John prädestiniert ist. Da neben Johnson auch Nixon von Marcello und Hoffa bezahlt wird, ist die Eliminierung von Marcello und Hoffa für die Sicherung der Herrschaft der Kennedys zentral.

Hoover verbietet seinen Agenten, dem Justizministerium gegen die Mafia behilflich zu sein. Allerdings kann auch Hoover nicht nichts tun: er lässt verschiedene Mafiosi auf Bobbys Befehl beschatten. John Kennedy beginnt jedoch, Giancana vertrauliche FBI-Kopien über Judy Campbell zuzustellen. Diese regelmässig überbrachten Dokumente zeigen Giancana, dass das FBI ihn ständig überwacht. JFK lässt Giancana allerdings nur diejenigen Berichte Hoovers zukommen, in denen die Mikrofonüberwachung nicht erwähnt wird. Die Kenntnisse des FBI sind so präzis, dass Giancana klar wird, dass zumindest ein Informant sich in seiner Organisation befinden muss. Im Mai 1961 lässt Giancana den Informanten William Jackson durch Fifi Buccieri umbringen. An einem Fleischerhaken aufgegabelt wird er während 48 Stunden grausamst gefoltert, und der Horror wird zur Abschreckung fotografiert. Die verstümmelte Leiche wird in einem Autokofferraum gefunden.

Harry Anslinger von der Drogenbehörde zeigt sich ein bisschen kooperativer als Hoover. Aber wirkliche Unterstützung erhält Bobby nur von der Steuerbehörde, die aufgrund mangelnder Einkommenssteuern relativ einfach Illegalität nachweisen kann, und vor der Einwohnerkontrolle. Im Gegensatz zur bisherigen Praxis von FBI, FBN und IRS, die hochstehende "Informanten" laufen liessen und dafür Kleinkriminelle verhafteten, will Bobby nun Basisinformanten nutzen, um an die grosse Tiere wie Jimmy Hoffa heranzukommen. Das FBI muss 25 Agenten einsetzen, um Hoffa permanent zu überwachen, die von einem zentralen Funkkommandoposten gesteuert werden. Bernhard Spindel, über den Hoffa seine Untergebenen bei den Teamsters abhören liess, kann diesen FBI-Funkverkehr abhören. Hoffa verlässt sich nicht auf die Zusicherungen des Wahlkampfes und die Abhörungen. Er kann Senator Edward V. Long mit einer Anzahlung von $48'000 über Morris Shenker dazu bringen, Robert Kennedy wegen Verletzung der Bürgerfreiheiten bei den Überwachungen unter die Lupe zu nehmen. Long wird 1963 Vorsitzender des Subcommittee on Administrative Practice and Procedure und stellt Bernard Fensterwald als Hauptanwalt ein. Fensterwald promovierte an der Georgetown University School of Advanced International Studies, einer CIA-Front, und arbeitet 1961 für Senator Estes Kefauver, dessen Senate Antitrust and Monopoly Subcommittee Drogengeschäfte untersucht. Kefauver feuert Fensterwald 1963, der dann zu Long wechselt, weil er einen von Kennedy versprochenen Botschafterposten nicht bekommt.

Quellen: Posener: 91-116, Davis (1984): 225-243, Hersh: 153, Horowitz: 331, Weberman (25): 17-19, Olgiatti, Summers (1993): 230-240, 282-287, Gregory/ Speriglio: 221, Collier/ Horowitz: 316-325, Karel (1), Lewens/ Wall, Tarpley/ Chaitkin: 243.


Januar 1961 Medien und Frauen top

Joe Kennedy lässt sich praktisch nie im Weissen Haus blicken. Aber die Kennedys haben eine Standleitung gepachtet, die Joes Büro in New York direkt mit dem Oval Office, einem privaten Nebenraum und dem Wohntrakt des Weissen Hauses verbindet. Der Vater bestimmt nicht nur die Zusammensetzung des Kabinetts, sondern auch die Politik, wobei er sich insbesondere um die Wirtschaftspolitik kümmert. Die Kennedys haben das Gefühl, sie könnten ihre eigenen Regeln schaffen.

John Kennedy überschätzt sich und seine Macht masslos und blüht auf in seiner Rolle als Medienstar. Die Medien erhalten grosse Aufmerksamkeit und berichten oft enthusiastisch vom idealen Familienleben im Weissen Haus. Mithilfe der Kinder kann Jack seinen Ruf und seine Playboy-Allüren kompensieren und sich als Vater, auch der Nation, präsentieren. Auch Jackie hat nichts gegen die Verwertung ihrer Kinder für Publicity-Zwecke einzuwenden, solange sie die Kontrolle über das veröffentlichte Material behält. Erzogen werden Caroline und John jr. fast ausschliesslich vom Kindermädchen Maude Shaw, das nicht fotografiert werden darf. Das englische Kindermädchen muss den Kindern selbst die Nachricht vom Tod ihres Vaters überbringen. Bewusst kultivieren die Kennedys das Image eines lockeren Familienlebens, das, neben dem Reichtum, den amerikanischen Traum von Familienglück darstellt. Zudem gibt er im Schnitt alle zwei Wochen als erster Präsident vom Fernsehen übertragene Pressekonferenzen.

Allerdings stimmt das in der Öffentlichkeit verbreitete Bild des hartarbeitenden Präsidenten und aufmerksamen Ehemanns und Familienvaters in keiner Weise mit dem überein, was im Weissen Haus, wenn die First Lady nicht da ist, und auf den Reisen mit Frauen läuft. Während den Inaugurationsfeierlichkeiten verführt Jack die Schauspielerin Angie Dickinson, mit der er seit kurzem ein Verhältnis hat, das bis im Mai 1962 dauert, obwohl Dickinson tabletten- und alkoholsüchtig ist und zeitweise in die Klinik muss. Als man sie fragt, wie es gewesen sei, mit dem Präsidenten der USA Sex zu haben, erwidert sie trocken: "Es waren die aufregendsten sieben Minuten meines Lebens." Ein Pilot von Lockheed verwanzt ein Flugzeug, das mit einem Bett ausgestattet ist und von JFK und Dickinson benutzt wird, und versucht danach, vom Präsidenten eine grosse Summe zu erpressen. Das FBI bricht in die Wohnung des Piloten ein, und das Tonband landet schliesslich bei Hoover.

Dave Powers Hauptbeschäftigung besteht darin, für den Präsidenten Prostituierte und Hollywood-Starletts aufzutreiben, Treffen zu organisieren oder sie ins Weisse Haus zu bringen. Nachher muss er ihnen eintrichtern, dass nichts an die Öffentlichkeit dringen darf. Obwohl ihm Prostituierte eigentlich am liebsten sind, sieht Jack einige Frauen auch über längere Zeit. Zum Beispiel stellt er die beiden Wahlkampfmitarbeiterinnen "Fiddle" und "Faddle" im Weissen Haus ein, um sich über Mittag im Swimming Pool oder im Privatgemach mit ihnen zu vergnügen. Bobby und Teddy sind manchmal im Swimming Pool dabei, wenn der Präsident sich mit Frauen, meistens zwei gleichzeitig, entspannt. Der Secret Service hat kein Recht, die von Powers mitgebrachten Frauen zu überprüfen, was angesichts Kennedys konfliktreicher Aussen- und Innenpolitik ein gefährliches Spiel ist. Dafür gehört es zu den Aufgaben der Agenten, JFK zu warnen, wenn seine Frau zurückkommt.

Jackie toleriert, was sie für ein normales männliches Verhalten hält, wie sie es bei ihrem Vater erlebte, und verlangt lediglich Diskretion. Wenn er diese Forderung verletzt, entzieht sie sich und zwingt ihn, indem sie sich mit anderen Männern in der Öffentlichkeit zeigt, sich an die Regel zu halten. Als sie einmal einen Slip findet, sagt sie ihm, er solle sich darum kümmern, wem er gehöre. Das sei nicht ihre Grösse. Jackie leidet aber zeitweise an so starken Depressionen, dass sie sich einer Elektroschocktherapie unterzieht, eine Geheimnis, das selbst vor der Familie gehütet wird. Pamela Turnure, die mit JFK ein Verhältnis während seiner Senatszeit hatte, wird Jackies Pressesekretärin.

Jack hat sein Verhalten ebenfalls von seinem Vater gelernt. Joe Kennedy vergnügt sich ohne jede Scham mit anderen Frauen, selbst zuhause, wenn sich Rose um den Besuch kümmert. Insgesamt hat JFK während seiner kurzen Präsidentschaft, abgesehen von den Prostituierten, Verhältnisse mit mindestens 32 Frauen. Da Hoover auch das Privatleben der Politiker bespitzeln lässt, hat er genügend Erpressungsmaterial in der Hand, um nicht von JFK entlassen werden zu können. Aber nicht nur Hoover, auch die Mafia überwacht die sexuellen Abenteuer der Kennedys, um mit diesen Informationen Druck auszuüben. Die Beeinflussung der Politik mittels sexueller Erpressung ist in Washington normal. Immer wieder werden Kongressabgeordnete und Verwaltungsbeamte von mafiafinanzierten Call Girls verführt und dabei mittels Wanzen festgenagelt.

Bobby Bakers Freund Fred Black unterhält dazu eine Hotelsuite im Sheraton-Carlton in Washington und benutzt den Call Girl-Service von Heidi Rikan, der im Watergate-Skandal auftaucht und sich nur ein paar Schritte vom Hauptsitz des Democratic National Committee befindet. Fred Black ist Lobbyist der North American Aircraft, Freund von Johnny Roselli und Geschäftspartner von Clifford Jones, Louis Weiner und Benny Seigelbaum bei der Waikiki Savings & Loan Association in Honolulu und der Farmers and Merchants State Bank in Tulsa. Black erpresst 1966 Hoover mit der Drohung, Hintergründe zum Kennedyattentat zu enthüllen, damit sein Prozess wegen Steuerhinterziehung beim Supreme Court unterdrückt wird. 1961 gründen Bobby Baker und Fred Black die Verkaufsmaschinenfirma Serv-U Corp., wobei die anderen Partner 16 Mal mehr für eine Aktie bezahlen als die beiden. 1963 kauft die Serv-U mit Präsident Grant Stockdale Bakers bankrottes Carousel Motel in Ocean City für $1 Mio. auf. McWillie, Baker und Jones sind in viele gemeinsame Transaktionen verwickelt, zum Beispiel bei der Greatamerica-Holding mit Abe Fortas, der für Johnson arbeitet und Bakers Anwalt ist.

JFK wird seit 1960 von Dr. Max Jacobson mit Drogen oder Aufputschmitteln versorgt, welche er sich zum Teil alle sechs Stunden spritzt. Besonders in Krisensituationen greift JFK auf die Hilfe von "Dr. Feelgood" zurück, der den Präsidenten auf verschiedenen wichtigen Reisen begleitet und im Logbuch des Weissen Hauses als regelmässiger Besucher verzeichnet ist. Da der Secret Service nicht nur die sexuellen Exzesse des Präsidenten kennt, sondern auch seinen Drogenkonsum, machen sich die Agenten Sorgen über die nationale Sicherheit, da der Präsident über die Befehlsgewalt der Atombomben verfügt. 1968 wird gegen Jacobson wegen Verdachts auf Missbrauch von Amphetaminen eine Untersuchung eingeleitet und 1975 wird ihm die Praxiserlaubnis entzogen. Kennedys Verhalten beeinflusst die Agenten und Mitarbeiter des Weissen Hauses, so dass Alkohol- und Sexexzesse normal werden. JFK ist dabei so unbekümmert, dass es 1963 nur noch eine Frage der Zeit ist, bis es zu einem Skandal kommt.

Zehn Tage nach der Inauguration berichtet das italienische Magazin Le Ore über Jacks Beziehung im Jahre 1951 mit Alicia Darr, die den Interviewern erzählte, sie könnte jetzt First Lady sein. Angeblich seien die beiden verlobt gewesen und hätten geheiratet, wenn nicht sein Vater wegen ihrer halbjüdischen Herkunft eingeschritten wäre. Eigentlich heisst sie Barbara Maria Kopszynska und war eine hochbezahlte Prostituierte in Boston, als sie JFK 1951 kennenlernte. 1952 war sie in den New Yorker Jelke-Sex-Skandal verwickelt, und 1953 leitete sie einen Call-Girl-Service in New York. 1957 änderte sie ihren Namen und heiratete den Schauspieler Edmund Purdom, mit dem sie nach Rom zog. Nach der Scheidung 1959 hat sie Finanzprobleme und musste wegen ungedeckten Schecks kurz ins Gefängnis. JFK wird im April 1960 von Bobby Baker informiert, Darr könnte über den Anwalt Mickey Weiner versuchen, die Kennedys zu erpressen, da sie Johnsons Leuten versprochen habe, sie würde für $150'000 ihre Story in einer Zeugenaussage bestätigen. Clark M. Clifford und James McInerney kümmern sich um den explosiven Fall. Darr heiratet dann 1961 den Millionär Alfred Corning Clark, wird aber im Sommer 1963 erneut zum Thema, als Hoover RFK warnt, Kennedys Name könne in Zusammenhang mit einem Disziplinarprozess gegen Darrs Anwälte Simon Metrik und Jacob W. Friedman auftauchen, wobei es Belege gebe, das Darr von JFK geschwängert worden sei. Purdom habe sie deswegen geheiratet und Hoover erhält Informationen, die Kennedy-Familie habe Darr $500'000 Schweigegeld bezahlt. Trotzdem hat JFK auch während seiner Präsidentschaft nochmals eine Affäre mit ihr.
Am 22.11.61 wird Jack Worthington als uneheliches Kind einer Texanerin geboren, die JFK von Johnson vorgestellt wurde. Worthington will 2008 einen DNA-Test durchführen, um sicher zu sein, dass Kennedy sein Vater ist. Auch andere Affären werden erst viel später publik, wie diejenige mit der 19jährigen Praktikantin Mimi Breadsley Alford, die 2011 über das einjährige Verhältnis ein Buch schreibt.

Quellen: Davis (1988): 240, Torbitt: 13f, Summers (1993): 280f, 294f, Obenhause, Posener: 56, 119-129, Hersh: 111-120, 222-246, Best: 15f, 19, Amara, Gregory/ Speriglio: 264.


Februar 1961 Vietnam und Laos top

Walter W. Rostow und General Maxwell D. Taylor legen ihren wie immer tendenziösen Bericht zur Lage in Vietnam vor. Seit 1958 schlagen die von Ngo Dinh Diem verfolgten Oppositionellen zurück, und im Dezember 1960 gründeten Angehörige des alten Widerstandes gegen die japanische Okkupation die Nationale Befreiungsfront, die vorwiegend aus Nichtkommunisten besteht, in Südvietnam. Da sich die militärische Lage Diems aufgrund der Erfolge der NLF verschlechtert, raten Rostow und Taylor, das Engagement in Südvietnam zu verstärken, was den Krieg eskalieren lässt. Diem ist gegen Vizepräsident Johnsons Vorschlag, US-Truppen einzusetzen, weil dies den Nationalisten Auftrieb geben würde. Deshalb werden US-Army Special Forces als "Militärberater" nach Vietnam geschickt, und Kennedy weist die CIA am 11.5.61 an, heimliche Attacken gegen die Infrastruktureinrichtungen Nordvietnams zu führen. Bereits 1961 kommt es zu Überfällen von südvietnamesischen Truppen unter Leitung von US-Truppen auf nordvietnamesisches Gebiet.

Howard Burris, Assistent für nationale Sicherheitsangelegenheiten und Geheimdienstoffizier der Air Force, steht am Ende eines Informationskanals, der mit der CIA und der NATO verknüpft ist und beinhaltet, dass sein Freund Lyndon Johnson die richtigen Zahlen und Statistiken erfährt, während der Präsident und der Verteidigungsminister über Vietnam falsch informiert werden. Burris war unter anderem in Mexiko bei einer Spezialmission für die dortige Regierung tätig und vermutlich der zuständige Offizier für Yuri Nosenko, der 1964 behauptet, Oswald hätte für die Russen gearbeitet, als er in der Schweiz Botschaftsattaché war. Auch Rostow, Sekretär der Economic Commission for Europe, und Allen Dulles, Europa-Verantwortlicher des OSS von 1942-45, lebten in der Schweiz. Barbara Burris unterstützt die Cuban American National Foundation von José S. Sorzano und die Brigade 2506 von Jorge L. Mas Canosa.
Howard Burris ist mit George Brown, der seine Brown Foundation und Texas Eastern Transmission für die CIA einsetzt, befreundet. Brown unterstützt Johnson und verkehrt mit Nelson Rockefeller, George DeMohrenschildt und William Hobby. Auch die Hobby Foundation, die mit der Robert R. Mullen Agency verknüpft ist, ist ein CIA-Kanal. Oveta Culp Hobby sitzt im Cuban Freedom Committee, das von Dr. Alton Ochsner unterstützt wird.
Ochsner ist der Leiter des Latin America Reports, der vom CIA-Agenten William G. Gaudet herausgegeben wird. Im CFC sitzt auch Peter O'Donnell, Präsident der Karl Hoblitzelle's Foundation und Mitglied der rechtsextremen National Advisory Council of Young American's for Freedom. Zum NAC-YAF gehört JBS-Mitglied und Naval Intelligence Offizier Robert Morris, der als Anwalt General Edwin Walker und H. L. Hunt verteidigt. Das Young American's for Freedom wurde im September 1960 von William F. Buckley, Jr gegründet und zählt General Charles Willoughby zu seinen Mitgliedern. Für Willoughby und seine rechtsextremen Verbündeten sind nicht die Marxisten der eigentliche Feind, sondern die Liberalen.

Nachdem John Kennedy auf Empfehlung von Frederick McGeorge Bundy und Walt Rostow am 11.2. das Operations Coordination Board des National Security Council abgeschafft hat, fehlt ein geeignetes Instrument zur Krisenbewältigung. Rostow und Bundy sind eine der Triebfedern des Rüstungswettlaufs und drängen auf ein militärisches Eingreifen sowohl in Kuba wie auch in Laos und Vietnam. Rostow und Bundy sind nicht so loyal, wie JFK glaubt. McGeorge Bundy arbeitet seit spätestens 1949 für die CIA, steht auf der Linie von Johnson, dessen Sicherheitsberater er bis 1966 bleibt, bevor er Chef der Ford Foundation (1966-79) und Sekretär des Council on Foreign Relations wird. Sein Bruder William Bundy trat 1951 der CIA bei, arbeitet im Pentagon und im Aussenministerium und gibt das "Foreign Affairs" des Council on Foreign Relations von 1972 bis 1984 heraus. Beide gehören wie schon ihr Vater Harvey Hollister Bundy, der für Henry L. Stimson und Robert Lovett arbeitete, zur Geheimgesellschaft Skull and Bones.

Am 29. April bewilligt JFK die Entsendung von 400 Kämpfern der Special Forces nach Südvietnam. Die Special Forces wurden als bewaffnete Kommandotruppen bereits 1952 für die Unterstützung von Partisanenkriegen und den Sturz von den USA feindlich gesinnten Regierungen von Truman gegründet. 1962 bestehen die Special Forces aus 9000 Soldaten, später aus 20'000, die in Einheiten von 1500 Mann für genau vorgegebene Einsatzgebiete trainiert werden. Deshalb stammen viele der Soldaten aus diesen Gebieten, wobei etwa ein Viertel aus dem Ostblock kommt, was ein Indiz für den Aufbau von Partisanenbewegungen im Einflussgebiet der Sowjetunion ist. Ein Kommando besteht aus 12 Mann, darunter Spezialisten für Sprengstoffe, Waffen, psychologische Kriegsführung, Funker und Sanitäter, die Partisanengruppen von jeweils 1000 Mann ausbilden und führen sollen. In der äusserst harten Ausbildung müssen die Special Forces lernen, in fremden Ländern ohne Hilfe zu überleben, auf 124 Arten einen Menschen möglichst lautlos zu töten und zu foltern. Zuerst wurden sie in Korea und ab 1960 vor allem in Vietnam eingesetzt, wo sie, bald auf 3000 Mann verstärkt, unter den Bergvölkern 50'000 Kämpfer rekrutieren.

General Maxwell Taylor empfiehlt nach einem Besuch Vietnams im Oktober 1961 wie die anderen Berater den offenen Krieg. JFK widersetzt sich der Truppenentsendung, aber er erhöht die Zahl der "Militärberater" von 2000 auf 15'500 Mann, die mithilfe der angeworbenen Vietnamesen Terroraktionen durchführen, um die Befreiungsbewegung zu zerschlagen. Im November 1961 segnet Kennedy die Operationen TRAIL DUST und RANCH HAND ab, die den Einsatz von Herbiziden erlauben, um die Wälder zu entlauben, die dem Vietcong als Deckung dienen. Von 1961 bis 1971 werden um die 90 Mio. Liter Chemikalien wie Agent Orange abgeworfen, wovon 80 Mio. das hochgiftige Dioxin enthalten, das Fehlgeburten, Missbildungen und Krebs hervorruft.

Zwei komplette Helikopter-Kompanien werden bis Ende 1961 nach Südvietnam geschickt. Bereits 1962 gibt es die ersten Studentenproteste gegen den Vietnamkrieg an der Uni von Berkeley. Der Krieg wird bis zum Eintreffen der Marines 1964 von der CIA geleitet, wozu William Colby, der 1973 zum CIA-Direktor ernannt wird, offiziell als stellvertretender Botschafter in Vietnam stationiert wird. Colby studierte Jura in Princeton, war im 2. Weltkrieg Kommandant bei den Fallschirmtruppen in Frankreich und Norwegen und begann seine Karriere als OSS-Agent im nazibesetzten Frankreich. Nach drei Jahren Anwaltstätigkeit rekrutierte ihn die CIA und setzte ihn 1951 als politischen Botschafter in Stockholm und 1953 in Rom ein, wo er mit Clare Booth Luce $7 Mio. in die antikommunistischen Parteien investierte. Er arbeitete sich in der CIA zum Chef der Fernostabteilung hinauf. Seine Hauptarbeit in Vietnam besteht im Aufbau von Polizeitruppen und paramilitärischen Einheiten sowie deren Einsatzkoordination gegen die vietnamesische NLF. Colby organisiert die Operation PHEONIX, wobei vietnamesische Zivilisten von Todesschwadronen umgebracht werden, wenn eine Verbindung zum Vietcong vermutet wird. Den tausenden gefolterten und dann umgebrachten Opfern wird zur Abschreckung ein Pik-As in den Mund geschoben. Diem wurde bisher mit $2 Mia. unterstützt, wobei ein Grossteil der Gelder in der korrupten Verwaltung und auf den ausländischen Konten der Diem-Familie versickerte.

In Laos kommt es 1961 zu einem von der CIA inszenierten rechtsgerichteten Putsch gegen die neutral eingestellte Regierung von Souvanna Phouma, der Kommunisten an der Regierung beteiligte. Phouma muss das Land verlassen, und der radikale Antikommunist Prinz Boun Oum wird neuer Premier, worauf der Bürgerkrieg ausbricht. Die kommunistische Pathet Lao hatte bereits gegen die Franzosen gekämpft und über die Hälfte des Staatsgebiets erobert. Nach der Niederlage in Vietnam 1954 musste sich Frankreich auch aus Laos und Kambodscha zurückziehen, worauf die Amerikaner das Zepter zu übernehmen versuchten. An der Genfer Konferenz von 1954 wurden Laos und Kambodscha als neutrale, souveräne konstitutionelle Monarchien anerkannt. Während das offizielle Washington die neutrale Regierung in Laos unterstützt, finanziert die CIA die konservative Fraktion. Zur Verstärkung der Antikommunisten bildet die CIA seit Ende der 50er Jahre die Hmong/Meo/Miao zu paramilitärischen Kriegern aus und versorgt sie mit Waffen. Gegen den ausdrücklichen Willen des US-Senats beginnt die CIA einen Geheimkrieg in Laos, an dem seit 1960 auch 400 amerikanische Special Forces Truppen beteiligt sind. 1961 heuert CIA-Agent Bill Lair Oberst Vang Pao an, der bereits für die Franzosen arbeitete. Dieser rekrutiert rund 9000 Männer der 400'000 Hmong-Minderheit zu Kampfzwecken gegen die Vietnamesen und die Pathet Lao, da sie mit dem Territorium vertraut sind. Ausgebildet werden die ‚little guys' von thailändischen Elitesoldaten, damit der Einfluss der CIA nicht bekannt wird. Die CIA-Agenten steuern die Geheimarmee von der Udorn Air Force Basis aus, wo die Bombenziele und die Strategien der psychologischen Kriegsführung festgelegt werden.
Angesichts der Aussichtslosigkeit auf einen Sieg der Rebellenarmee im Bürgerkrieg unterstützt JFK die Verhandlungen der Genfer Laos-Konferenz. Zwischen Mai 1961 - Juli 1962 schreiben die Amerikaner die Verfassung neu und anerkennen die Neutralität von Laos, und eine Koalitionsregierung unter Souvanna Phouma wird eingesetzt. Trotzdem spielt Kennedy ein doppeltes Spiel. Kaum sind die Unterschriften trocken, beginnt die CIA mit der Aufstellung einer neuen Rebellenarmee aus 30'000 Hmong-Kämpfern und 17'000 Thai-Söldnern, weil die Nordvietnamesen ihre 7000 Kämpfer nicht aus Laos abziehen. Während die Amerikaner bis 1965 $545 Mio. ausgeben, wird die Pathet Lao von Nordvietnam, China und der Sowjetunion unterstützt. Der Konflikt spielt sich vor allem in der Ebene der Tonkrüge ab, einem strategisch wichtigem Gebiet, wo Pathet Lao und die Nordvietnamesen versuchen, die Hmong zu vertreiben.

Bereits die zurückkehrenden französischen Kolonialherren rekrutierten nach dem Zweiten Weltkrieg unter den Hmong Söldnergruppen. 1954 wurden 40'000 Söldner von etwa 400 französischen Offizieren befehligt, und schon die Franzosen begannen, diese Truppen aus dem Verkauf des von den Hmong angebauten Opiums zu finanzieren. Statt der französischen Luftwaffe fliegt nur Air America das Opium aus. Die von der CIA betriebene Fluggesellschaft fliegt auch Kampfeinsätze gegen die Befreiungsbewegung, was $20-30 Mio. jährlich kostet und je zur Hälfte über den Etat der Flüchtlingshilfe und aus den Gewinnen des Drogenhandels bezahlt wird. Vang Paos Söldner zwingen die Männer zum Waffendienst, weshalb die Reisfelder vernachlässigt werden, was den Umstieg auf die Opiumproduktion erleichtert. Das Opium wird in die CIA-Station Long Tieng geflogen, wo Vang Pao sein Hauptquartier hat und eine als Coca-Cola-Fabrik getarnte Heroinraffinerie betreibt.

Die USA unterstützen die Diktatoren Marshal Pibul Songgram, Sarit Thanrat, Praphas Cahrusathien und Thanom Kittikachron in Thailand, wo sie riesige Luftwaffen-Stützpunkte in Udorn, Takli, Korat und Ubon unterhalten. 1962 setzen die USA 5000 Marines ein, um die thailändische Regierung gegen Angriffe der Pathet Lao zu schützen. Nach der Ermordung des linksgerichteten Aussenministers Pholsena 1963 verschärft sich der Bürgerkrieg erneut, worauf die CIA weitere 20'000 Hmong rekrutiert. Alles in allem kämpfen etwa 30'000 Hmong auf der Seite der USA. Sie erhalten Unterstützung aus der Luft, was eine neue Art der Kriegsführung bedeutet, die fast ohne Bodentruppen auskommt. Geflogen werden bis 400 Bombenangriffe pro Tag von der geheimen CIA-Basis in Long Cheng in der Provinz Xieng Khouang aus. Die Zielkoordinaten stammen in der Regel von Vang Pao, dessen Söldner die Informationen mittels Elektroschocks aus den Gefangenen herausholen. Die Bombardierungen bleiben während Jahren geheim und die Flüge als Entwicklungshilfe getarnt. Bis 1965 bauen die Amerikaner 400 Landebahnen, um den Krieg zu führen.
Quellen: Bartholomew (1): 21ff (2): 1ff, Schulz: 175, 333, Best: 63, 65f, 85, Prouty (1973): 5-7, 400-416, Dehnhardt, Kangas: 3, Brussell (1983): 7f, 22, CIA-Info: 10,14, Potter: 4, Bird (1998), Ledeen: 53, Hamilton-Paterson (1971): 148, Kappstein, Tarpley/ Chaitkin: 95, Von Dohnanyi (2001h), Eberle (2008), Stormer 2009.


März 1961 Kuba top

Dank sowjetischen Beamten wird die Geheimrede von Nikita Chruschtschow vom 6.1.61 bekannt, in der er die sowjetische Unterstützung von gerechten nationalen Befreiungskämpfen von den Kolonialmächten unterstreicht. Die CIA-Nachrichtenorganisation International Communication Agency verbreitet die Geheimrede mit 34 zusätzlichen erfundenen Abschnitten, in denen China und Indien angegriffen werden. Auch die "Penkowski-Papers", die Enthüllungen der KGB-Spionage in Europa sind CIA-Fälschungen. CIA, USIA und Aussenministerium bilden eine Koordinationsstelle, um nicht selbst Opfer der regelmässigen Falschmeldungen und Desinformationskampagnen der CIA zu werden. Obwohl der sowjetische Premier mit seiner Rede eine Absage an die atomare Bedrohung verbindet, fühlt sich JFK bestätigt, den Kalten Krieg in der Dritten Welt fortzusetzen und dazu berechtigt, radikale Methoden anzuwenden.

Das Programm zur Liquidierung von unliebsamen Politikern wird William K. Harvey unterstellt und bekommt den Namen ZR/RIFLE. Harvey war zuerst FBI-Agent und kam nach dem Krieg zur CIA. 1951 entlarvte er Harold "Kim" Philby, wobei die Öffentlichkeit von Philby, der sich oft mit Angleton traf, erst 1963 erfährt, als dieser sich in die Sowjetunion absetzt. Von Harvey stammte die Idee zum Bau eines Tunnels nach Ostberlin, das der CIA den Zugriff auf ostdeutsche und russische Telefonlinien ermöglichte. Ende der 50er Jahre wurde Harvey der Chef des D Branch of Foreign Intelligence, der Elitetruppe für Kommunikation und Codeentschlüsselung. Harvey schaltet Bissells wissenschaftlichen Assistenten Sidney Gottlieb in das Programm ein. Gottlieb spielte eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der CIA-Mordausrüstung, die Spritzen, Plastikhandschuhe, Schleiermasken und tödliches Biomaterial umfasst. Im Januar 1961 diskutierte Harvey mit dem Stationschef von Luxemburg, dem erfahrenen Arnold Silver, die Rekrutierung von Agenten, die töten können ohne zu schwatzen. Trotz Top Secret-Level verbreitet sich das Gerücht vom ZR/RIFLE-Projekt. Joe Bonanno, Mafiaboss von New York City, offeriert Bissell, Castro zu töten.

Die Technical Service Division liefert über O'Connell sechs in kaltem Wasser lösliche Giftpillen, mit denen Juan Orta Cordova seinen Chef umbringen soll. Kontakte laufen mit Dino und Eddie Cellini, Meyer Lansky und Sam Giancana, dessen Covername bei der CIA-Aktion Sam Gold lautet. John Roselli bekommt im Büro von Dick Bissell von Colonel J. C. King, Chef der CIA-Abteilung Westliche Hemisphäre, $50'000 für den Mörder Castros.

John Kennedy stimmt im März dem Kuba-Invasionsplan zu, der eine selektive und falsche Situationseinschätzung präsentiert. Im National Security Council sitzen Rockefellers Freunde Aussenminister Dean Rusk, Finanzminister C. Douglas Dillon, CIA-Chef Allen Dulles, Kennedys Sonderberater Frederick McGeorge Bundy und A. A. Berle, Jr. Allerdings ändert JFK die Invasionslandung von einem Platz nahe der Stadt Trinidad zur Schweinebucht, um Zivilistenopfer auszuschliessen.
E. Howard Hunt ist gegen diese Änderung, weil man in einem solchen Sumpfgebiet den Gegner nicht lokalisieren kann. Hunt bekommt den Auftrag, eine neue Verfassung für Kuba zu schreiben, was er als unsinnig ablehnt. Zudem wehrt er sich, dass auch "Linke" in die Nachcastro-Regierung aufgenommen werden sollen, was er als Castroismus ohne Castro bezeichnet. JFK besteht in der Einbindung von Manolo Ray in das Cuban Revolutionary Council, weswegen Hunt im April 1961 protestiert und zurücktreten will. Ray wurde aufgrund seiner Untergrundarbeit gegen Batista von Castro im Februar 1959 zum Minister für öffentliche Arbeit ernannt. Im November 1959 verlor er diese Position, blieb aber bis im April 1960 mit Castro verbunden. Im Mai 1960 gründete er die Revolutionary Movement of the People, und im Oktober 1960 wurde er von der CIA als "political action agent" rekrutiert. Am 10.11.60 kam er in die USA, wo er sich nach dem Willen des State Departements dem CRC anschliessen sollte. Die anderen Exilkubanerorganisationen wollen mit dem linken Ray nichts zu tun haben, trotz dem Druck aus dem Weissen Haus. Im April 1962 gründet Ray deshalb seine eigene Gruppe, die Junta Revolucionario Cubana (JURE).

Schon am 18.1.61 wurden die Rebellenführer in Guatemala von CIA-Agenten zusammengetrommelt und über die Führungsstrukturen nach der Invasion informiert. Die Exilkubaner werden in der Umgebung von Miami, in Guatemala und in Panama von Leuten wie Richard Cain und David Ferrie militärisch trainiert. Am 4.2.61 traf sich Rolando Masferrer mit JFK, um die Kuba-Politik nach dem Putsch zu diskutieren. Masferrer landete am 3.10.60 mit Bobby Fuller, Tony Zarba, Paul Hughes und 24 weiteren Männern auf Kuba. Seit Dezember 1960 hat er eine weitere Truppe mit 23 Amerikanern und 200 Kubanern, die in Florida trainierten, für einen Angriff beisammen. Im März werden sieben Exilkubanerführer, darunter Masferrer und Estaban Ventura wegen Verletzung des Neutralitätsgesetzes in den USA des Landes verwiesen. Aber am 10.4.61 wird Masferrers Ausweisung aufgehoben, obwohl in Florida mehrere Anklagen gegen ihn laufen.

Im Februar 1961 wurden auch Frank Sturgis, Alex Rorke, Bob Rostallion, Dick Whatley und Ken Proctor beim Waffenschmuggel nach Kuba verhaftet. Rorke, der am 7.3. als CIA-Kontakt bestätigt wird, Sturgis und Frank Nelson organisieren einen Ablenkungsangriff zur Schweinebuchtinvasion. Angus McNair geht mit einigen Männern zu Howard Anderson, einem CIA-Agenten in Havanna mit Kontakten zur anticastristischen Gruppe von Humberto Sori Marin. Die Verschwörer werden von einem Doppelagenten verraten und am 1.4. verhaftet. McNair, Anderson, Sori Marin und sechs weitere Kubaner (Rafael Hanscom, Roger Gonzalez Corso, Manuel Lorenzo Puig Millan, Nemesio Rodriguez Navarrete, Gaspar Dominguez Trueba und Eufemio J. Fernandez Ortega) werden am 19.4.61 hingerichtet. Am 11.4. startet eine weitere Truppe unter Nino Diaz, die scheitert, weil diese Kontakte bereits verhaftet sind. Sie werden am 18.4. von einem US-Navy-Schiff an der Grenze der kubanischen Gewässer gerettet.

Der designierte Castro-Attentäter Juan Orta Cordova hat unterdessen aber seinen direkten Zugang zu Castro verloren und bekommt kalte Füsse. Einige Tage vor der Schweinebucht-Invasion flieht er in die Botschaft von Venezuela in Havanna, wo er de facto als politischer Gefangener bis im Oktober 1964 bleibt, als ihm Castro erlaubt, sich nach Mexico City abzusetzen. Giancana sucht nach dem Fehlschlag mit Orta die Unterstützung von Santos Trafficante zur Ermordung Castros. Trafficante hält den Plan für verrückt, hofft aber auf Gelder der CIA. Giancana und Trafficante versuchen über Dr. Manuel Antonio de Varona y Loreda, dem Führer der Democratic Revolutionary Front (FRD) in Miami, einen neuen Zugang zu Castro zu finden. Varona hatte als Ministerpräsident unter Prio mit Trafficante zusammengearbeitet. John Roselli kontaktiert Varona, dem von Hunt über Edward Moss Geld gegeben wird. Im März wird versucht, Castro in einem Restaurant zu vergiften. Insgesamt gibt es von 1960-65 mindestens 8 verschiedene Castro-Mordpläne und mindestens 26 Mordversuche, vom Weitschussgewehr, Panzerabwehrgranaten, Bomben, tödlichem Bakterienpuder im Taucheranzug, explodierenden Muscheln beim Tauchgang, Toilettenprodukten mit tödlicher Droge, einem giftinjizierenden Kugelschreiber bis zu vergifteten Zigarren. Obwohl Mafia und CIA mit Wissenschaftlern der Universität von Illinois zusammenarbeiten, überlebt Castro alle laut dem kubanischen Geheimdienst gezählten 637 Mordkomplotte.
Der CIA gelingt es 1961, Castros Schwester Juanita zu rekrutieren. Bis 1964 übermittelt sie Geld und Dokumente für Spione auf Kuba.

Der kubanische Geheimdienst hat, unterstützt vom KGB, bereits im Januar ein riesiges Waffendepot der CIA entdeckt und auf eine Invasion geschlossen. Kubanische Piloten werden in der Tschechoslowakei bereits auf MIG-Kampfflugzeugen trainiert, um eine Invasion abwenden zu können. Die kubanische Polizei kontrolliert 100'000 verdächtige Personen, nimmt alle Kontaktpersonen der CIA fest und bringt sie in Lagern unter. Radio Swan versucht durch Propaganda, die Bevölkerung zur Rebellion gegen Castro aufzurufen.

Am 3.4.61 veröffentlicht das State Departement ein Weissbuch von Arthur Schlesinger, das energisch gegen die Einmischung in die Angelegenheiten anderer Länder Stellung bezieht. Nur einen Tag darauf segnet JFK den Invasionsplan der CIA ab. Drei Wochen zuvor, am 13.3.61, hatte er in einer Rede die "Allianz für den Fortschritt" vorgestellt. Castro brachte diese Idee einer wirtschaftlichen Sicherung der Demokratisierung vor, und Eisenhower plante bereits ein spezielles Hilfsprogramm für Lateinamerika, das aber Kuba ausschloss. JFK versteht die Auslandhilfe in seiner Rede nicht mehr nur zur Bekämpfung des Kommunismus, sondern als wirtschaftliche Unterstützung zur politischen Stabilität der amerikanischen Entwicklungsländer. Einerseits grenzt sich Kennedy damit gegen die Mythen aus dem McCarthy-Vermächtnis ab, andererseits greift er weiterhin auf diese Mythen zur Legitimierung seiner Politik zurück.

Im Jahrzehnt zuvor unterstützten die USA insgesamt 90 Länder mit $50 Mia. 90% der Auslandhilfe dienten der militärischen Finanzierung, $3,5 Mia. wurden in Form von Entwicklungshilfekredite und lediglich 3% für Ausbildung, Gesundheit und Wohlfahrt ausgegeben. Während der nächsten zehn Jahre werden $20 Mia. an Devisenkapital nach Lateinamerika fliessen, um mit sozialen Reformen Revolutionen zuvorzukommen. Was JFK verkündet, ist eine "Revolution von oben", bei der die herrschenden Klassen mittels Boden- und Steuerreformen ihre Privilegien ein Stück weit abgeben müssten, wogegen sich diese zur Wehr setzen. Aber die USA weigern sich immer, Bewegungen oder Parteien zu unterstützen, wenn diese tatsächlich Reformen in Angriff nehmen, weil US-Investitionen bedroht sein könnten. Dieses Dilemma von Sozialreformzielen und dem Schutz der Interessen des Privatkapitals führt zu einer paradoxen Aussenpolitik und generiert politische Konflikte, wobei die Wahrung der US-Interessen wichtiger ist als die Demokratisierung und soziale Wohlfahrt. So beginnen 1962 US-Spezialeinheiten damit, in Kolumbien Antiguerilla-Einheiten und Spezialisten für psychologische Kriegsführung aufzubauen, die, wie in Vietnam, die Zivilbevölkerung in die paramilitärischen Aktivitäten einbinden. Daraus entsteht ein 35jähriger Staatsterror und schmutziger Bürgerkrieg mit 200'000 Toten und 2 Mio. Flüchtlingen, in dem die Todesschwadronen (Alianza Anticommunista Americana/Autodefensas Unidas de Colombia) die Weste der Armee sauber halten.

Diejenigen Regierungen, die das Programm der Allianz für den Fortschritt ernst nehmen und soziale Reformen durchführen, werden von US-Wirtschaftskreisen und der CIA bekämpft. Dagegen erhalten die Somozas, eine der reichsten Familien in Lateinamerika, in den ersten zwei Jahren der Allianz $18 Mio, womit Luis Somoza seine Diktatur festigen kann. Die aussenpolitisch bedeutungslosen Armeen, die die eigenen Länder besetzt halten, garantieren in Lateinamerika zwar nicht politische, aber dafür soziale und wirtschaftliche Stabilität der Ungerechtigkeit. Fast alle Staatsstreiche in Lateinamerika (El Salvador 25.1.61, Dominikanische Republik 30.5.61, 16.1.62 und 25.9.63, Ecuador 11.61, 31.3.62 und 11.7.63, Argentinien 29.3.62 und 11.8.62, Peru 18.7.62, Brasilien 25.8.62, Guatemala 30.3.63, Honduras 4.10.63) werden von JFK anerkannt.

Quellen: Powers: 120-122, Hersh: 185ff, 204, Schulz: 148, Collier/ Horowitz: 329-338, Gremliza (1978a), Bartholomew: 54, Horowitz: 191-223, Kennedy: 279-298, Weberman (13): 40-42, (20): 16, Meiners/ Stegner, CIA-Info: 7f, 14, Best: 35f, Groden/ Livingstone: 426ff, Summers (2000): 194, Helfer: 10, Biermann, Ospina, Karel (2003).


April 1961 Die Schweinebucht-Invasion top

Die Schweinebucht-Invasion unter dem Kommando von Richard Bissell und Tracy Barnes startet am 15.4, obwohl es Tony Varonas Gangsterfreunden in Kuba ebenfalls nicht gelungen ist, Castro umzubringen.
Neun amerikanische B-26 Bomber aus dem Zweiten Weltkrieg mit den aufgemalten kubanischen Kennzeichen FAR, die von ehemaligen Piloten Batistas geflogen werden, starten von Nicaragua aus und bombardieren Kubas Luftstützpunkten. Obwohl die Planung 16 Flugzeuge forderte, um die Zerstörung der kubanischen Luftwaffe zu garantieren, bewilligte John Kennedy nur die Hälfte, um einen Rückschluss mit den USA zu verhindern. Die Flughäfen von Camp Libertad, San Antonio de los Baños und Antonio Maceo bei Santiago de Cuba werden attackiert, wobei 3 Jets, 2 Bomber und einige kleinere Flugzeuge der kubanischen Streitkräfte intakt bleiben. Ein Bomber wird abgeschossen, fünf kehren nach Nicaragua zurück, und drei fliegen nach Grand Cayman, Key West und Miami, wo der Pilot Mario Zuniga eine von Hunt und Phillips vorbereitete Erklärung vorliest, sie seien Teil einer Gruppe innerhalb der kubanischen Luftwaffe, die sich gegen Castro auflehne.

Sofort nach dem Angriff protestieren die Kubaner und Sowjets bei der UNO, aber UN-Botschafter Adlai Stevenson dementiert aufgrund seiner Informationen von Tracy Barnes jede Beteiligung der USA. Trotzdem kommen bereits die ersten Zweifel an der Coverstory auf, weil verschiedene Informationen nicht zusammenpassen. Richard Bissell ist mit dem ersten Schlag zufrieden und rechnet damit, dass beim zweiten Luftangriff, der parallel zur Bodeninvasion geplant ist, Castros Luftwaffe zerstört sein wird. Aber Kennedy verweigert die Genehmigung zu einem zweiten Angriff, damit nicht auf die Rolle der USA rückgeschlossen werden kann. Hunt verfasst mehrere Pressemitteilungen, die von dem CRC verbreitet werden, um den Erfolg der Invasion zu suggerieren. JFK steht vor einer schwierigen Entscheidung, da er bei einem Scheitern der Invasion die Verantwortung für die CIA-Aktion übernehmen muss, aber gleichzeitig die Invasion nicht militärisch unterstützen kann. Zudem hat er nach langen Verhandlungen ein Gipfeltreffen mit Chruschtschow für Anfang Juni in Europa geplant, das er nicht gefährden will. Schliesslich wird ein zweiter Angriff vereinbart, um den Invasionstruppen Luftschutz zu gewähren, wobei jede halbe Stunde 2 B-26 von Nicaragua aus starten. Sechs dieser elf Bomber werden aber abgeschossen, und Castros restliche Flugzeuge versenken zwei Schiffe der Invasionstruppen, die am 17. April mit fünf ebenfalls übermalten US-Zerstörern, fünf Handelsschiffen und zwei Landungsbooten mit Amphibienfahrzeugen auf die Schweinebucht zusteuern. Drei der Schiffe tragen die Namen Barbara, Houston und Zapata, was Bushs Ehefrau, Heimatstadt und Ölfirma bezeichnet. George Bush stellt seine Zapata Oil der CIA als Basis für Kuba-Angriffe zur Verfügung. Die Schweinebuchtoperation wird von einigen CIA-Leuten als "Operation ZAPATA" beschrieben.

Am 19. April starten vier Piloten der Alabama Air National Guard, die die Exilkubaner in Nicaragua trainierten, eigenmächtig mit zwei Bombern und beschädigen Castros Luftwaffe schwer, bevor sie abgeschossen werden können. Nach anderen Angaben erlaubt Kennedy nachträglich die weitere Luftunterstützung durch die fünf Bomber in Nicaragua, die aber nicht mehr richtig in Gang kommt. Auch der Munitionsnachschub auf dem Schiff mit dem Zeichen des Roten Kreuzes wird versenkt, nachdem sie in kubanisches Hoheitsgebiet eingedrungen sind und von der US-Navy nicht mehr eskotiert werden können.

Die Invasoren landen im Lieblingsjagdgebiet Castros, wo dieser die landenden Truppen schnell einkreisen kann. Die 1300 Exilkubaner haben gegen die 32'000-Mann-Armee von Castro (neben seiner Miliz von 200'000 Mann) keine Chance und geben nach 72 Stunden auf. Es gibt 114 Tote und 1189 Gefangene, die Ende 1962 gegen Güter im Wert von $53 Mio. ausgetauscht werden, obwohl Castro bereits nach einem Monat offerierte, die Gefangenen gegen 500 Bulldozer auszutauschen. Der ahnungslose James Donovan, der den Tausch mit Castro verhandelt, bringt ihm einen vergifteten Tauchanzug und einen Lungenautomaten mit Tuberkulosebazillen mit.

Kennedy ruft Richard Nixon an, der in engem Kontakt steht mit Allen Dulles, dem Southern Air Transport-Besitzer Perkins McGuire und dem Zenith Technical-Besitzer Lindsay Hopkins, die beide ihre Firmen der CIA zur Verfügung stellen. Nach seinem Besuch im Weissen Haus verpflichtet Nixon die Republikaner, Kennedy wegen der Schweinebucht nicht zu kritisieren, wofür seine Rolle bei den Kubaaktivitäten geheim bleibt. Der Chef der Kuba Task Force der CIA, Jacob Esterline, macht in erster Linie Nixon für das Scheitern der Invasion verantwortlich.

JFK trifft sich unmittelbar nach dem Fiasko mit einem Exilkubanerführer im Weissen Haus. Die Kennedys setzen alles daran, damit niemand herausfindet, dass sie die $62 Mio. teure Invasion abgesegnet haben. JFK befindet sich in einer schwierigen Lage, da er Kuba "verloren" hat und von rechtsstehenden Journalisten wie Charles Murphy im Fortune dafür persönlich verantwortlich gemacht wird. Mit der Assistenz seines Vaters betreibt Kennedy Schadensbegrenzung: Er sagt zu Bissell, dass er selbst zurücktreten müsste, wenn die USA ein parlamentarisches System hätte. Da sie ein präsidiales System haben, müssen Bissell und Allen Dulles den Hut nehmen, obwohl Kennedy sich "verantwortlich" für die Aktion erklärt, was ihm einen Popularitätszuwachs bringt. JFK vermutet, dass Dulles hinter den Presseberichten steht, die die Verantwortung für das Fehlschlagen der Invasion dem Präsidenten zuschreiben.

JFK fühlt sich von der CIA verraten und es wird ihm bewusst, dass er sie nicht kontrolliert, weshalb er droht, er werde sie "in tausend Stücke zerschlagen". Um die Macht zu sichern, bildet er das President's Foreign Intelligence Advisory Board. Jeder Präsident kämpft mit der Macht der CIA, die genau genommen nicht einmal der CIA-Direktor kontrolliert, weil die Institution viel zu gross geworden und mit Konzernen, Banken, politischen Organisationen und militärischen Kommandostellen alliiert ist. Zwei Männer lassen sich am 21.4. bei der Riggs National Bank auf den Namen von Arthur Avignon, einem Scheinkonto der CIA, 8 Bankschecks von über $100'000 ausstellen, um die Beteiligten zu bezahlen. Die CIA rekrutiert den Anwalt Alex Carlson, der die Entschädigung der Witwen und Familien der Brigadekämpfer regelt, und bringt die übriggebliebenen Interventionskrieger nach Südvietnam. Dieses Fluggeschwader wird ab November 1961 die erste Agent Orange-Flotte, die Vietnam vergiftet.

Der Taylor-Bericht über die Schweinebucht wird so geschrieben, wie Kennedy es will und erwähnt beispielsweise nicht, dass der Generalstab dem Invasionsplan nicht zustimmte. Mit den National Security Action Memoranden 55 und 57 im Juni versucht JFK seine Kontrolle über die CIA und das Pentagon zu verstärken. Er setzt seinen Bruder als Supervisor der Anti-Castro-Aktivitäten ein, der starken Druck auf die CIA ausübt, damit diese Castro endlich beseitigt. Die Kennedys fühlen sich von Castro gedemütigt und wollen sich rächen. Bobbys Vorwürfe und Forderungen lösen innerhalb der CIA zusätzliche Ressentiments gegen die Kennedys aus.

Am 4.5.61 versichert JFK in einem Gespräch mit Miro Cardona, dem Führer des Cuban Revolutionary Council, die volle Unterstützung der USA für eine erneute Invasion, eine Zusicherung, die er am 10.4.62 wiederholt. Trotzdem fühlen sich viele Beteiligte der CIA, der Mafia und der Exilkubaner wegen der Verweigerung der Air Force-Unterstützung von ihm verraten.

Nach der Schweinebucht arbeitet E. Howard Hunt als persönlicher Assistent von CIA-Direktor Allen Dulles und schreibt unter dem Pseudonym Edward J. Hamilton das Buch "Give Us This Day", in dem er den Präsidenten und Charles Cabell, der die Nachricht von Kennedys Weigerung für einen weiteren Luftangriff weiterleitete, verantwortlich macht für das Desaster. Er ist so verbittert, dass er seine Stellung in Gefahr bringt, indem er das Manuskript 1967 in Umlauf bringt. Offenbar kauft William Buckley das Manuskript auf, um eine Veröffentlichung zu verhindern. Hunt und Dulles arbeiten im Mai in der Green Commission, die die Schweinebucht untersuchen soll.

Dem spanischen Fremdenlegionär Jean "José" Luis Romero wird am 25.5.61 von einem "Mike" $400'000 angeboten, wenn er Kennedy bei seinem Besuch bei Charles de Gaulle am 31.5. in Paris mit einem Remington.280 mit Zielfernrot erschiesst. Romero kämpfte in Indochina und Algerien, wo er von Xavier de la Bédoyère für den französischen Geheimdienst angeworben wurde. Das Attentat sollte so aussehen, als stände die OAS hinter einem weiteren Attentatsversuch auf de Gaulle, wobei dann "versehentlich" JFK erschossen wird. Romero wird skeptisch, dass er als Sündenbock missbraucht und nach dem Attentat von seinen Führungsagenten selbst erschossen werden könnte. Er setzt sich mit dem Vorschuss von $200'000 ab und versteckt sich zuerst 30 Monate lang vor der CIA bei einer Bekannten in Paris, ging dann in den Kongo und tauchte schliesslich in Argentinien unter. "Mike" ist E. Howard Hunt.

Quellen: Hersh: 209ff, 273-279, Olgiatti, Weberman (7): 53-56, Schulz: 174-176, Groden/ Livingstone: 313-315, 428-434, DiEugenio (1997), Batholomew: 56, Sylwester: 11-14, Kangas, CIA-Info: 9f, 14, Gerlach, Best: 36f, Prouty (1973): 22-52, 103-114, (1975): 7, Collier/ Horowitz: 338-344, Anson: 239-304, Obenhause, Holtkamp, Ranelagh/ Treharne, Ascherson, Karel (1), Levin, Afterbach, Summers (2000): 222ff, 511, Hager, Fischer (2002), Biermann, Gorce (2003), Karel (2003).


April 1961 Marcellos Ausschaffung top

Mafiaboss Carlos Marcello wird, als er am 4.4. zu seiner vierteljährlichen Meldung auf dem INS-Büro erscheint, auf Anweisung von Robert Kennedy in Handschellen gelegt, zum Flughafen gefahren und mit einem Grenzschutzflugzeug nach Guatemala abgeschoben, wo sich die Behörden auch nicht freundlicher verhalten. 1953 wollte der Immigration and Naturalization Service Marcello nach Italien abschieben, das sich jedoch nach Zahlung von $25'000 an verschiedene hohe Beamte weigerte, ihn aufzunehmen. 1956 sollte er trotzdem nach Italien abgeschoben werden, weshalb sich Marcello einen geeigneten Platz suchte, falls es zu einer Abschiebung kommen sollte.

Carl I. Noll flog mehrmals nach Guatemala und organisierte für $100'000 eine guatemaltekische Geburtsurkunde für Marcello. Aufgrund dieser Urkunde auf seinen wirklichen Namen Calogero Minacore entschied RFK, Marcello nicht nach Taiwan, von wo bereits eine Einreiseerlaubnis vorliegt, sondern nach Guatemala abzuschieben. Dabei weiss der Justizminister, dass er sich auf eine gefälschte Urkunde stützt.

Marcello wird regelrecht gekidnappt, da er nicht einmal seinen Anwalt oder seine Frau über die Abschiebung informieren und nichts mitnehmen darf. In Guatemala wird der Mafiachef von New Orleans von Präsident Miguel Ydigoras Fuentes ausgehalten, bis die Presse sich darüber empört. Nach einem Monat wird er nach El Salvador in ein Dschungeldorf verfrachtet, wo ihn Soldaten während 5 Tagen befragen. Von dort wird er nach Honduras gebracht, wo er und sein Begleiter Mike Maroun 30 Kilometer nach der Grenze aus dem Bus geworfen werden. Ohne Kleider und passende Schuhe marschieren sie 28 Kilometer zum nächsten Dorf, wobei sich der gefürchtete Boss bei Stürzen zwei Rippen bricht. Nach einer abenteuerlichen Reise kommen sie schliesslich in die honduranische Hauptstadt. Marcello kehrt mit einem Düsenflugzeug der Luftwaffe der Dominikanischen Republik am 28.5.61 in die USA zurück. Unterstützt von der verärgerten CIA fliegt David Ferrie den beleidigten Boss zurück nach New Orleans, wo eine Steuerrechnung von $835'396 auf ihn wartet. Kurz darauf klagen ihn die Behörden wegen illegaler Einreise in die USA und Fälschung der guatemaltekischen Geburtsurkunde an.

David William Ferrie ist ein homosexueller Pilot, der in den 50er Jahren bei der Eastern Airlines arbeitet und als Chef der Civil Air Patrol in New Orleans Lee Harvey Oswald 1955 kennenlernte. Die paramilitärische Wehrsportgruppe trainiert auf einem weitläufigen Grundstück, das Mike McLaney gehört, einem Leutnant von Meyer Lansky und Trafficante. Ferrie leidet an Alopezie, hat keine Körperbehaarung und sieht wegen aufgeklebten Augenbrauen und Perücke bizarr aus. Er ist ein Exzentriker mit pädophilen und aggressiven Zügen und versteht sich als Hypnosemeister, Psychologe, Philosoph, Wissenschaftler und Bischof der Orthodox Old Catholic Church of North America. Nach eigenen Aussagen beschränkt sich seine Sektenzugehörigkeit allerdings auf die Assistenztätigkeit für Edward Suggs, der als ‚Jack Martin' für Guy Banister arbeitet, in einem Auftrag des Departement of Health, Education, and Welfare, wobei es um die Untersuchung illegal verkaufter Ordinations- und Kongregationszertifikate geht. Die CIA benutzt den Priester Thomas Edward Beckham von der Old Catholic Church als Zahlungskanal an die Exilkubaner.
Neben den Zivilflügen schmuggelt Ferrie als Kontraktagent für die CIA und für Marcello Drogen und Waffen. 1958 flog er Waffen für Castro und organisierte Geld für die Bewegung des 26. Juli, und 1959 für die Anti-Castro-Kräfte nach Kuba. Ab November 1960 arbeitet er für die Cuban Revolutionary Front von Hunt und soll in der Nacht der Schweinebucht-Invasion auf der Insel gelandet sein.
Im August 1961 verliert Ferrie seinen Job bei Eastern Airlines, weil er mehrmals verhaftet wird wegen Sexualdelikten mit den minderjährigen Alexander Landry und Albert Cheramie. Er baute sich eine Gruppe von loyalen Jungs auf, zu denen George Woodcock, Andrew Blackman und Layton Martens gehören. Banister, Arcacha und Marcello-Anwalt G. Wray Gill setzen sich vergebens für ihn ein, wonach er vermehrt für die Exilkubaner und als Mitarbeiter von Gill tätig ist. Ferrie kennt Clay Shaw, den Garrison in seinem Prozess wegen Verschwörung zum Kennedy-Attentat anklagen wird.

Nach Marcellos Abschiebung werden Todesdrohungen gegen John und Robert Kennedy vom FBI abgehört. Der Chef der zwar kleinen, nur etwa 50 Mitglieder zählenden, aber sehr reichen und ältesten Familie, die seit 1888 durch nur drei Bosse geführt wurde, schwört Rache. Marcello hat Beteiligungen in über 40 Geschäften, und seine Crevetten-Boote bringen Drogen von Zentralamerika, abgesichert durch loyale Politiker und Anwälte. Er versucht aber auch, auf "diplomatischen" Wegen vorzugehen:
Der von ihm geschmierte Senator Russell Long setzt sich im Justizministerium für Marcello ein und fördert einen Beamten aus Louisiana, der im INS eine Schlüsselposition einnehmen soll. Die Mafia ist enttäuscht, dass Hoover laufend an Einfluss verliert und seine Leute auf die Mafia ansetzen muss. Die Beziehung von Bobby und Hoover, der sich gewöhnt ist, Vorschläge und keine Befehle zu empfangen, ist ein permanenter Konflikt.

Im Herbst 1961 wird Marcello erneut vor den McClellan-Ausschuss zitiert, wobei er jeder Frage ausser der nach seinem Namen und seinem Geburtsort mithilfe des 5. Zusatzartikels ausweicht. Am 30.10.61 wird Marcello wegen Fälschung einer guatemaltekischen Geburtsurkunde und des Meineids angeklagt und eine fünfköpfige Berufungskommission der Einwanderungsbehörde bestätigt am 30.12.61 die Deportationsverfügung. Marcello bekommt Wutausbrüche, wenn er den Namen Kennedy hört.

Präsident Kennedy trifft sich am 28.4.61 auf Vermittlung von Judith Campbell mit Sam Giancana im Ambassador Hotel in Chicago. Giancana nennt Kennedy bei der Begrüssung Jack, danach wartet Campbell auf der Toilette während des kurzen Gesprächs, in dem es vermutlich um das weitere Vorgehen in Bezug auf Kuba und die Rolle seines Bruders wegen der Mafiaverfolgung geht.

Im Mai 1961 werden Giancana und Robert Maheu wegen einer illegalen Abhöraktion in Las Vegas angeklagt. Giancana verdächtigte den Schauspieler Dan Rowan, ein Verhältnis mit seiner Geliebten Phyllis McGuire zu haben. Der eifersüchtige Mafiaboss befand sich bei den Besprechungen zur Castro-Ermordung im Miami, weshalb Maheu die Abhörung mit dem Segen der CIA organisierte, um Giancanas Abreise zu verhindern. Maheus Privatdetektiv Arthur J. Balletti liess sich bei der Installation der Wanzen erwischen und wurde verhaftet. Während Roselli über die Anklage sehr besorgt ist, lacht Giancana offenbar so laut, dass er beinahe seine Zigarre verschluckt, weil er sich vor einer Strafverfolgung sicher glaubt. Das FBI erfährt im April 1961 von Maheu, dass Giancana mit der CIA zusammenarbeitet. Da die CIA behauptet, sie habe die Abhörung vorgenommen, macht Hoover bei der Unterdrückung des Falles mit. Neben den Castro-Mordversuchen gibt es gemeinsame Operationen der CIA mit der Mafia in Asien und im Mittleren Osten, gemeinsame Schmuggelgeschäfte und, beispielsweise zusammen mit Carlo Gambino und dem Mafia-Banker Michele Sindona, Geldwaschtransaktionen.
Am 7.5.62 kann Robert Kennedy mithilfe von Sheffield Edwards und Lawrence Houston die Abhöraffäre von Sam Giancana und Bob Maheu wegen der Verwanzung von Dan Rowans Hotelzimmer in Las Vegas unterdrücken.

Die beiden FBI-Agenten Bill Roemer und Ralph Hill verhaften Sam Giancana und seine Freundin Phyllis McGuire im Juni 1961, um sie zu verhören. Roemer setzt eine Wanze und erforscht Giancanas Paralleluniversum, was JFK zwingt, sich von Giancanas Welt zu distanzieren. Die Kennedys verweigern die während den Primärwahlen versprochene Rückkehrbewilligung für den ausgewiesenen Mafiaboss von Virginia, Joe Adonis. Skinny D'Amato erinnert Joe Kennedy an das Versprechen, aber dieser antwortet, dass Jack zwar einverstanden sei, aber dass Bobby sich dagegen stelle. Giancana fühlt sich verraten.

Quellen: Davis (1988): 94-110, 134-137, 311, Weberman (11): 43-47, Todd, Sylwester: 14-17, Best: 41, Hersh: 273-292, Olgiatti, Giancana: 476-485, Anson: 296, Meurice, Obenhause.


Mai 1961 Ermordung von Rafael Trujillo top

General Rafael Trujillo, der 1930 durch einen Militärputsch an die Macht kam und eng mit der US-Mafia zusammenarbeitete, wird am 30.5.61 von CIA-unterstützten Dissidenten ermordet. Der brutale und repressive Diktator der Dominikanischen Republik war während der 40er und 50er Jahre ein Protégé der USA, wobei das Verhältnis immer ambivalent war.

Die USA besetzten die Inselrepublik von 1916 bis 1924, um die Interessen der Zucker-, Bananen- und Aluminiumfirmen durchzusetzen. Nach einer steilen Karriere in der von den USA aufgebauten und verhassten Nationalgarde wurde Trujillo 1925 Oberkommandierender dieser einzigen bewaffneten Macht im Land. Nach einer Wahlfarce liess er sich 39jährig zum Präsidenten küren. Der 2. Weltkrieg fegte die internationale Kritik am Haitianer-Massaker, bei dem es 20'000 Tote gab, hinweg, da sich Trujillo schon früh gegen Hitler stellte und sogar viele jüdische Flüchtlinge zwecks Stabilisierung der weissen Rasse aufnahm. Dank systematischer Klientelwirtschaft, Mord und Korruption kontrollierte Trujillo Ende der 50er Jahre 80% der nationalen Produktion und beschäftigte 60% der Bevölkerung. Mit einem Vermögen von $500 Mio. gehörte er zu den zehn reichsten Männern der Welt.

Gegen Ende der 50er Jahre beging der grössenwahnsinnige "Generalissimus" einige Fehler, weshalb sich der Papst und die Regierungen von ihm zu distanzieren begannen. Vor allem der Mordversuch an Venezuelas Präsident Romulo Betancourt, der aufgrund von Trujillos brutaler Repression Sanktionen der OAS gefordert hatte, machte ihn untragbar. Im August 1960 brach Eisenhower die diplomatischen Beziehungen ab, als sich eine Revolte gegen den Diktator abzeichnete. Die USA befürchteten, dass das Land in die Hände von Sozialisten fallen könnte, wenn der Umsturz nicht von Washington orchestriert würde. Die CIA plante deshalb Trujillos Ermordung monatelang mit dem Segen der Eisenhower- und der Kennedy-Regierung. Eisenhower bewilligte im Dezember 1960 Waffen und elektronisch gezündete Bomben.

Marcellos Freund Irving Davidson vertrat zu diesem Zeitpunkt die Dominikanische Republik in Washington und mobilisierte rechtsstehende Politiker gegen die Umsturzpläne. Die Mafia hat ein grosses Interesse, den Sturz Trujillos zu verhindern, weil sie um ihre Investitionen fürchtet. Bobby Baker setzte den Journalisten und russischen Prinzen Igor Cassini, der mit Joe Kennedy und Trujillo befreundet ist, als Vermittler ein. Im Februar noch versuchte er, ein geheimes Treffen zu organisieren, was JFK zuerst unterstützte. Nachdem jedoch die Presse davon Wind bekam, distanzierte sich JFK von dieser Idee. Als diese Verbindung 1962 in der Times veröffentlicht wird, lässt ihn Bobby wegen einer Unterlassung vor Gericht stellen. Schon Skinny d'Amato wurde auf diese Weise neutralisiert, als dieser wegen seiner Rolle bei den Wahlen in West Virginia zu bluffen begann.

Jack Kennedy machte aber einen eigenen Versuch, indem er seinen Freund George Smathers zu Trujillo schickte, um diesen zu einer freiwilligen Resignation aufzufordern. Trujillo legte zu Beginn dieses Gesprächs eine geladene .45 gegen Smathers gerichtet auf den Tisch und wollte davon nichts wissen, mit der Begründung, er habe den besten Geheimdienst der Welt. Nixons Freund Bebe Rebozo begleitete den ehemaligen Botschafter William Pawley kurz vor dem Attentat auf einer geheimen Mission zum dominikanischen Diktator.

Anfang April bewilligte JFK eine zweite Waffenladung an die Attentäter, die in Diplomatengepäck an die US-Botschaft geliefert wurde. Allerdings wurden die Pläne nach dem Schweinebuchtfiasko gestoppt und die Waffen den Verschwörern nicht ausgehändigt. Das Risiko eines Machtvakuums war der CIA nach den Vorfällen in der Karibik zu gross. Die Verschwörer, die davon ausgingen, dass der geplante und abgesprochene Putsch durch Militärs nach dem Mord problemlos erfolgen würde, führten die Aktion mit den anfänglich erhaltenen Gewehren aus. Nach dem Attentat kam es allerdings wegen der mangelnden Kommunikationen zu keinem Putsch, sondern zu Machtkämpfen. Das State Departement ordnet die CIA-Station an, alle Beweise einer Beteiligung zu zerstören. RFK ärgert sich nach der Ermordung darüber, dass keine verlässlichen Informationen über die verworrene Situation verfügar sind.

Quellen: Hersh: 196-199, Bartholomew: 55, CIA-Info: 14, Ostrowsky: 8f, Summers (2000): 496.


Juni 1961 Charles de Gaulle top

Kennedy trifft Charles de Gaulle in Paris. Die erneute Auseinandersetzung de Gaulles mit den Amerikanern begann 1958, als er das Präsidentenamt wieder übernahm und sich gegen die Bedrohungsthese des Westens durch die UdSSR stellte. John Foster Dulles wollte Mittelstreckenraketen mit taktischen Atomsprengköpfen in Europa stationieren und malte deshalb die kommunistische Bedrohung an die Wand. De Gaulle verlangte die vollständige Kontrolle der Atomwaffen auf französischem Territorium, was die USA natürlich ablehnten. De Gaulle verweigert die Beteiligung am Embargo gegen Kuba und beginnt, Frankreich vom Einfluss der USA herauszulösen.

Dank dem Comeback de Gaulles bekommt die korsische Mafia politische Rückendeckung. Marcel Francisci, der seine Heroinhandelskarriere unter Spirito begonnen hatte, organisiert in Marseille die "Barbouzes", die ebenfalls im Glücksspielgeschäft und Heroinhandel tätig wird. Für die nächsten Jahre ergibt sich eine erbitterte Konkurrenz zu den mit der Sozialistischen Partei verbundenen Brüder Guerini. Am 8.10.64 hebt die Drogenpolizei auf Initiative der Guerinis das Heroinlabor in Franciscis Villa Clos Saint Antoine aus, wofür kurz darauf Anlagen des Club Méditerranée, die zum legalen Imperium der Guerinis gehören, in Flammen aufgehen. Nach Anschlägen auf Franciscis Spielbanken endet Antoine Guerini am 23.6.67 mit 11 Kugeln im Bauch, und sein Bruder Barthélemy wird zu 20 Jahren Gefängnis wegen Mordes verurteilt. An der Kirche von Calenzana auf Korsika steht der Nachruf: "ANTOINE GUERINI / Ein unerschrockener Kämpfer für sein Vaterland / für Freiheit und Gerechtigkeit / Beschützer der Schwachen / ein Wohltäter aller / ein Vorbild der Ehrenhaftigkeit".

De Gaulle reorganisierte seinen Geheimdienst Service Spéciaux 1946 zum Service de Documentation Extérieure et de Contre-Espionnage um. In den 50er Jahren leistete sich der SDECE mehrere skandalöse Affären, besonders im Zusammenhang mit dem Unabhängigkeitskampf in Algerien, das 1830 erobert worden war. Seit 1954 kämpften bis zu 500'000 französische Soldaten gegen die Front de Libération Nationale und die Armée de Libération Nationale um die Erhaltung der Erdölvorkommen in der Sahara. Die Errichtung von Konzentrationslagern, Folterung von Gefangenen und blutiger Terror begleiteten die militärischen Operationen der Franzosen. Am 22.10.56 kaperten SDECE-Agenten ein marokkanisches Flugzeug mit dem algerischen Nationalistenführer und vier seiner engsten Mitarbeiter an Bord. Der in Bern stationierte Geheimdienstoberst Marcel Mercier setzte die Terrororganisation "Main rouge" gegen algerische Freiheitskämpfer und deren Waffenlieferanten und Sympathisanten ein. In Frankreichs letztem grossen Kolonialkrieg folterte auch die Armee systematisch und brachte zwischen 700'000 und 1,2 Mio. AlgerierInnen um.

Nach seinem Comeback plante de Gaulle den Rückzug der Franzosen aus der Kolonie. Am 24.1.60 kam es in Algier zur Meuterei der Kräfte, die die Unabhängigkeit Algeriens verhindern wollen, wozu General Raoul Salan 1961 die Organisation de l'Armée Secrète gründet. De Gaulles Geheimdienst rekrutiert daraufhin die Männer von der korsischen Mafia, die als Gegenterroristen nach Algerien geschickt werden, um seine abgefallenen Generäle zu bekämpfen. Am 8.1.61 akzeptierten die Franzosen in einem Referendum das Selbstbestimmungsrecht der Algerier. Die Generäle Challes, Jouhaud, Salan und Zeller organisierten am 22.4.61 einen Staatsstreich in Algerien, der aber nach 4 Tagen aufgegeben werden musste. Die nationalistischen Algerienfranzosen und abgefallenen Angehörigen der französischen Algerienarmee versuchen dann mit Terroraktionen und Attentaten, die Entkolonialisierungspolitik zu bekämpfen. Am 8.9.61 findet ein Attentatsversuch auf de Gaulle bei Pont-sur-Seine statt. Auch gegen Jean-Paul Sartre, der für die Unabhängigkeit der Kolonie schreibt, verübt die OAS im Juli 1961 und Januar 1962 Bombenattentate in dessen Wohnung.

Präfekt Maurice Papon, ein Verantwortlicher des faschistischen Vichy-Regimes, befiehlt das Massaker der Pariser Polizei am 17.10.61. 10'000 der demonstrierenden Algerier werden verhaftet und gefoltert, 200 werden am nächsten Tag tot aus der Seine gefischt, ohne dass es zu einer gerichtlichen Untersuchung kommt. Die Akten sind teilweise verschwunden, teilweise gesperrt.

Trotz des Terrors wird das Referendum in Algerien über die Unabhängigkeit am 1.7.62 angenommen und von de Gaulle zwei Tage später anerkannt. Der französische Regierungschef entkommt einem weiteren Mordversuch am 22.8.62 bei Petit-Clamart, wo unter dem Kommando von Bastien Thiery über 100 Schüsse auf das kugelsichere Auto gefeuert werden.

Einer der angeworbenen Kämpfer der Korsenmafia durch die SDECE ist Michael Mertz, der am 22.11.63 in Dallas sein wird. Für die CIA arbeitet er unter dem Decknamen QJ/WIN. Mertz, Held der Résistance im 2. Weltkrieg, arbeitete als Captain im französischen Geheimdienst in Deutschland, der Türkei und Marokko. Im April 1961 infiltrierte er die OAS und arbeitet sich in die Chefetage hoch. Dank ihm kann ein Bombenattentat auf de Gaulle verhindert werden. Mertz ist jedoch auch einer der grössten Heroinschmuggler, zusammen mit dem Korsen Christian David, der vom französischen Geheimdienst ebenfalls gegen die OAS eingesetzt wird und als WI/ROGUE für die CIA tätig ist.
David ist 1965 am Mord des marokkanischen Oppositionsführers Mehdi Ben Barka beteiligt, der den von Frankreich gestützten General Oufkir, Innenminister von König Hassan II, in Bedrängnis bringt. Ben Barka gründete 1959 die Nationale Union der Volkskräfte in Marokko, muss sich aber 1961 ins Exil nach Paris absetzen. Als Präsident des Vorbereitungsausschusses der "Trikontinentale" arbeitet er an der Strategie einer gemeinsamen 3.Welt-Politik der UdSSR, China und Kuba. Nach der Verurteilung zum Tod in Marokko wird Ben Barka in Paris entführt und ermordet.

De Gaulle lässt die "French Connection" gewähren, da diese Leute gegen die OAS arbeiten. Einige Mafiosi solidarisieren sich allerdings mit den rechtsextremen OAS-Generälen, woraus die World Anti-Communist League entsteht, die kommunistische Aufstände in der 3.Welt bekämpft. Der ehemalige CIA-Pilot Maurice Brooks Gatlin, Finanzsekretär der WACL, zahlt $100'000, die vom Banister/Marcello-Kreis kommen, einen weiteren gescheiterten Mordversuch. Der französische General hält mit 31 misslungenen Attentatsversuchen den offiziellen Weltrekord.

1962 gründet de Gaulle die staatliche Elf, weil die seit 1924 bestehende, ebenfalls staatlich kontrollierte Total zu unglaubwürdig erscheint, um die französischen Erdölinteressen nach der Entkolonialisierung in Afrika durchzusetzen. Elf baut einen eigenen Sicherheits- und Geheimdienst auf, in dem ehemalige Polizei- und Armeeoffiziere ihre Karriere fortsetzen können. Elf mischt mit in der Politik von Nigeria, Angola, kontrolliert Kongo-Brazzaville und Kamerun und bringt Albert Bernard Bongo an die Macht in Gabun, der Drehscheibe der Afrika-Schmieraktivitäten des Konzerns. 1992 leistet François Mitterand seinen Beitrag an die deutsche Wiedervereinigung und den CDU-Wahlerfolg, indem Elf die verlotterte Leuna-Raffinerie und das Minol-Tankstellennetz der DDR für SFr. 4 Mia. aufkauft und über André Guelfi SFr. 70 Mio. Schmiergelder an die deutschen politischen Parteien zahlt, um SFr. 580 Mio. Subventionen zu erhalten. Zwei Jahre später versucht die privatisierte Elf vergeblich, aus dem Verlustgeschäft auszusteigen, weil Bonn in Paris interveniert.

Ebenfalls 1962 beginnt Frankreich, sich aus dem Dollardiktat der USA zu lösen. Nachdem die USA den Dollar 1944 mittels Betrug zur Leitwährung erhoben haben und die Dollarknappheit mit dem Marshallplan 1948 überbrückt haben, begann eine Dollarschwemme, mit der die USA ihre militärische
und wirtschaftliche Expansion finanzierten. Um eine Inflation aufgrund des Gelddruckens der Amerikaner zu verhindern, müssen die anderen Zentralbanken Dollars kaufen und als Reserve anlegen. Um sich dieser Ausbeutung zu entziehen, beginnt Charles de Gaulle, Dollars gegen Gold zu tauschen. Bis 1966 verschifft Frankreich Gold im Wert von fast $3 Mia. nach Paris. Damit stellt er die wirtschaftliche Hegemonie der USA in Frage. Ihre militärische Dominanz unterminiert er mit dem Austritt aus der NATO 1966, weshalb die USA die Ermordung de Gaulles plant.
Quellen: Behr: 180f, Weberman (7): 56-61, Höfling: 266, Torbitt: 15, Bächtold (1999): 41, (2000): 11, Hartmann (1999): 7, Brooks/ Hayling, Bitton, Walther: 50, Zoche 159-160.


Juni 1961 Nikita Chruschtschow top

John Kennedy trifft sich am 5.6. mit Nikita Chruschtschow in Wien. Während des Wahlkampfes versprach JFK eine Erhöhung der Militärausgaben, die von $13 Mia. im Jahre 1950 bereits auf $47 Mia. angewachsen waren. Die CIA hatte einigen Journalisten einige "vertrauliche Dokumente" zukommen lassen, worauf eine Medienkampagne um die Raketenlücke begann und Kennedy ein Milliardenprogramm zum Bau neuer Interkontinentalraketen versprach. Da er als Präsident zu anderen Informationen Zugang hat, weiss er jetzt, dass die angebliche amerikanische Raketenlücke nicht stimmt: Die UdSSR besitzt nicht einmal einen Zwanzigstel der in der Öffentlichkeit verbreiteten Anzahl Raketen, sondern lediglich ein Drittel des US-Potentials. Bei den schweren Bombern haben die USA sogar eine Überlegenheit von 10:1. Trotz dem militärischen Vorsprung, trotz den $3 Mia. Staatsschulden, trotz seinem Wissen um die Gefährlichkeit des Wettrüstens und um die provokatorische Wirkung erhöhte JFK am 28.3.61 die Verteidigung im konventionellen, atomaren und zivilen Sektor. Der erste bemannte Raumflug von Jurij Gagarin empfand JFK als Niederlage, was am 12.4.61 zum Versprechen Kennedys führte, dass die USA noch in diesem Jahrzehnt auf dem Mond landen würden, wozu $30 Mia. ausgegeben werden. "Wer den Weltraum kontrolliert, kontrolliert die Welt", erklärt Lyndon B. Johnson. Wernher von Braun, der die Mondlandung garantiert und das NASA-Programm leitet, und Kennedy bewundern sich gegenseitig.

Drei Wochen nach der Schweinebuchtinvasion traf sich Robert Kennedy auf Empfehlung des Journalisten Frank Holeman über seinen Pressesekretär Edwin O. Guthman zum ersten Mal mit dem sowjetischen Agenten Georgi N. Bolschakow. Während der nächsten 18 Monate treffen sich Bolschakow und Bobby ungefähr alle zwei Wochen, und alle wichtigen Informationen zwischen JFK und Chruschtschow laufen unter Umgehung von Diplomatie und Verwaltung über diesen Kanal. Dies ist riskant und muss geheim bleiben, da der aussenpolitisch unerfahrene Präsident die Russland-Experten des Aussen- und Verteidigungsministeriums und der CIA ausschaltet und die Rolle des Staatssekretärs selbst übernimmt. RFK liess Chruschtschow vor dem Wiener Gipfel Anfang Juni ausrichten, die aggressive Sprache des Präsidenten habe nichts zu bedeuten, er solle auf dessen Taten achten.

Trotzdem staucht der russische Premier den unvorbereiteten JFK in Wien zusammen und stellt ihm wegen der Berlin-Frage ein Ultimatum: Die Vereinigten Staaten, England und Frankreich hätten sechs Monate Zeit, mit Ostdeutschland einen Vertrag über den Status Berlins zu unterzeichnen. Die Allierten weigerten sich bisher, die Teilung Deutschlands anzuerkennen. Ohne Vertrag, so Chruschtschows Drohung, würde die Sowjetunion einen eigenen Vertrag mit der DDR abschliessen, was einen Atomkrieg bedeuten könne. Chruschtschow gibt sich hart und zuckt bei der Erörterung nach den Auswirkungen eines Atomkrieges nur die Schultern. JFK ist beleidigt, wütend und verzweifelt, und die Kennedys erklären sich Chruschtschows Verhalten mit ihrem Versagen in der Schweinebucht. JFK geht davon aus, dass Berlin nicht der richtige Ort für eine Konfrontation ist, und will sich in Vietnam an Chruschtschow rächen.

Bereits am 21.6.61 zieht Chruschtschow die Uniform eines Generalleutnants der Roten Armee an und gibt die Unterzeichnung eines separaten Friedensvertrags mit Ostdeutschland und am 8.7.61 die Erhöhung der sowjetischen Militärausgaben bekannt. Gekränkt durch die Kritik seiner Kuba- und Laos-Politik, aufgeschreckt von Chruschtschows Schachzug und überzeugt, dieser wolle seine Standhaftigkeit prüfen, von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle unter Druck gesetzt und von Dean Acheson gewarnt, ein Nachgeben um einen Zollbreit Boden käme einer Aufgabe von ganz Westeuropa gleich, entscheidet sich JFK gegen ernsthafte Verhandlungen und für eine Demonstration der Stärke. JFK hält am 25.7.61 im Fernsehen eine Ansprache, in der er die Nation über die Berlin-Krise informiert und eine Erhöhung der Militärausgaben um $3,25 Mia. fordert. Um die Sowjets davon zu überzeugen, dass die USA wegen Berlin einen Krieg riskieren würden, thematisiert er öfters den Ausbau des Zivilschutzes. Die Antwort Russlands besteht in der Isolation Westberlins, indem die ostdeutsche Staatspolizei am 13. August einen Stacheldraht zieht und mit dem Bau der Mauer beginnt. JFK unternimmt nichts, als die Berliner Mauer gebaut wird. Kennedys Weisses Haus hat schon vorher begriffen, dass der Ostblock eine Lösung braucht, die die Abwanderung der Elite verhindert, und hat den Russen verschiedentlich versichert, er respektiere ihr Recht, ihren Sektor und die Grenzen zu kontrollieren.

Entgegen seiner Rede am 25.9.61 vor der UNO-Vollversammlung, in der er ein von den USA unterstütztes Programm für eine allgemeine Abrüstung umreisst, plant JFK eine erneute Intensivierung der Aufrüstung, obwohl das Atombombenpotential der USA bereits 15468 Sprengköpfe mit 30'000 Megatonnen beträgt, was 1,5 Mio. Hiroshima-Bomben entspricht. Dagegen verfügen die UdSSR nur über 1060 Atombomben. Am 16.10. geben die Russen bekannt, dass sie nicht auf eine Entscheidung der Berlin-Frage in diesem Jahr drängen würden. Trotzdem provoziert General Lucius Clay eine Konfrontation am Checkpoint Charlie durch Nichtbeachtung der ostdeutschen Grenzwachen. Obwohl sich JFK öffentlich auf die Seite der Truppen stellt, löst er den Konflikt mit Chruschtschow über Bolschakow, worauf die Panzer wieder abgezogen werden. Während dem Kalten Krieg fliegen die USA 25'000 Spionageeinsätze über der DDR.

Quellen: Horowitz: 339-341, Marrs: 303, Collier/ Horowitz: 344-351, Hersh: 248-263, 335-350, Hübner/ Sperling, Afterbau: 6, 7, Amara, Ramonet (2003b).


August 1961 Sex and Drugs top

John Kennedy sieht Judith Campbell nach wie vor regelmässig. Seit dem 4.11.60 weiss Campbell, dass sie wegen ihrer Kontakte zu Giancana überwacht wird. Jacks Reaktion auf die FBI-Befragungen ist immer, dass sie sich wegen dem FBI keine Sorgen machen solle, obwohl sie von den Agenten wie eine Hure behandelt wird. Die sexuellen Beziehungen Campbells mit JFK und Giancana sind Hoover bekannt. Am 8.8.61, nachdem JFK sie beim Mittagessen mit Dave Powers blossstellte, weil sie sich über ihn aufgeregt hatte, als er eine andere Frau für ein ménage à trois ins Schlafzimmer brachte, trifft JFK sich mit Sam Giancana in Washington. Das FBI setzt am selben Tag eine Wanze an Giancanas Lieblingsort Armory Lounge im Forrest Park. Giancana gelingt es dafür, Richard Cain in die Special Group on Organizes Crime von Sheriff Richard Ogilvie in Chicago einzuschleusen.

Jack hat auch ein Verhältnis mit Mary Pinchot Meyer, der Ex-Frau des CIA-Agenten Cord Meyer und Schwägerin von Ben Bradlee. Cord Meyer ist der Assistent von Tom Bradens verdeckten Operationen und mit Buckley und Angleton befreundet. Auch CIA-Agent Richard Ober ist befreundet mit Ben Bradlee, der einen privilegierten Zugang zum Präsidenten hat und von diesem als Medienkanal benutzt wird. Der Journalist bei Newsweek und spätere Herausgeber der Washington Post kooperiert dank Phil Graham eng mit der CIA. Nach anderen Quellen hat die attraktive Kunstbegeisterte kein sexuelles Verhältnis mit JFK, wird aber zunehmend zu einer der wichtigsten Beraterinnen und ist damit die einzige Frau mit einer politischen Funktion in seinem Umfeld.

Mary, die auch ein Verhältnis zu Timothy Leary hat, wird am 12.10.64 angeblich von einem Sexualtäter ermordet. CIA-Gegenspionage-Chef James Angleton geht persönlich in Marys Haus, noch bevor die Polizei auftaucht, und sucht zusammen mit Bradlee und Cord Meyer ihr Tagebuch. Darin beschreibt sie, dass sie Jack zwei- bis dreimal pro Woche im Weissen Haus besucht, wenn Jackie nicht dort ist. Mary träumt davon, dass er sich nach seiner Präsidentschaft scheiden lässt und mit ihr zusammen wohnt. Einmal beschreibt sie, wie sie in ihrem Schlafzimmer Marihuana rauchen und einen LSD-Trip probieren. Der Präsident verspricht ihr auch, Kokain zu besorgen: "Wir haben nächste Woche eine Drogenkonferenz hier im Weissen Haus." Die Entourage sorgt sich darüber, dass JFK unter dem Einfluss von LSD den "Knopf" drücken könnte. Die Beziehung dauert bis zu seiner Ermordung. Danach plant sie, ein Buch über ihre Affäre zu schreiben. Offenbar wird ihr Tagebuch von Angleton nach ihrem Tod verbrannt. Die verschiedenen Versionen der Beteiligten lassen darauf schliessen, dass Mary von der CIA umgebracht wurde, weil sie Informationen, die vermutlich auch seine Ermordung betreffen, an die Öffentlichkeit bringen will.

1962 wird Philipp Graham, dem Mary offenbar Insider-Informationen weitergegeben hat, zuerst in die Klinik Chestnut Lodge verfrachtet, weil er sein Schweigen bricht. Viele Leute behaupten, Chestnut Lodge sei eine Gehirnwäschestation. Graham war mit Katherine Graham Meyer, der Tochter von Eugene Meyer verheiratet, welche die Washington Post und andere Medien-Imperien geerbt und aufgekauft hatte. Die Washington Post, die Katherine Graham leitet, hat eine lange Beziehung zur CIA. Katherine bestach mehrere Psychiater, damit die ihren Mann für geistesgestört erklären. Während der Urlaube besucht der liberale Redaktor drei Mal seinen Anwalt Edward Bennett Williams, der für die CIA und mit Maheu arbeitet, und ändert sein Testament. Im August 1963 erschiesst er sich angeblich selbst.

Nach Kennedys Ermordung sagt Mary zu Timothy Leary bezugnehmend auf Vietnam: "Die konnten ihn nicht mehr kontrollieren. Er hat sich zu schnell verändert. Er hat zu viel erfahren." Mary konsultiert Leary nach dessen eigenen Angaben wegen Drogenkonsums. Leary kam bei seinem Besuch in Mexico 1960 nach dem Genuss von Pilzen in eine mythische Ekstase und widmete sich dann nur noch den Halluzinogenen. Versuche führte der Psychologie-Professor an der Harvard Universität vor allem mit seinen Studenten durch. 1963 wird er gefeuert und bestellt bei Sandoz 100 Gramm LSD und 25 Kilogramm Psilocybin, was einer Million LSD-Trips und 2,5 Millionen Psilocybin-Dosen entspricht, wobei er gleich eine Anzahlung von $10'000 beilegt. Finanziert wird der LSD-Papst vom Millionär William Hitchcock. Die CIA infiltrierte Learys Gruppe und benutzt Leary vermutlich zur Animation des Drogenkonsums. Aufgrund der verschwundenen Dokumente ist schwer zu sagen, wie gross der Einfluss der CIA ist. Mit seiner Bewusstseinserweiterungsthese, seiner Propaganda der religiösen Renaissance und seiner Parole "turn on, tune in, drop out" entpolitisiert Leary jedenfalls die amerikanische Studentenbewegung nachhaltig.
Als Leary 1969 gegen Ronald Reagan für den Gouverneursposten in Kalifornien kandidiert, wird er wegen Drogendelikten zu 60 Jahren Gefängnis verurteilt. Im September 1970 gelingt ihm die Flucht in die Schweiz, von wo er unter dem Deckmantel der ‚Brotherhood of Eternal Love' einen Drogenproduktions- und -verteilapparat aufbaut. 1973 wird er in Afghanistan, dessen Präsident Mohammed Duad mit der CIA zusammenarbeitet, verhaftet, aber 1976 bereits wieder freigelassen. Aufschlussreich ist auch seine Campus-Debattier-Tour in den 80er Jahren mit G. Gordon Liddy, der für das FBI, die CIA, Nixon und mit E. Howard Hunt und James McCord arbeitet und im Watergate-Skandal unangenehm berühmt wird.

An der Harvard Universität arbeitet auch der klinische Psychologe und Jung-Schüler Henry A. Murray (1893-1988), der auch ein Diplom in Biologie besitzt. Während dem 2. Weltkrieg arbeitete er für den Geheimdienst OSS und verfasste 1943 ein Psychogramm von Adolf Hitler, das seinen Selbstmord im Falle einer Niederlage voraussagte und ihn als Homosexuellen charakterisierte. Mindestens von 1959-62 führt im Auftrag der Geheimdienste Experimente durch, unter anderem mit dem späteren ‚Unabomer' (university and airline bomber) Theodore ‚Ted' Kaczynski. Der 1942 geborene Mathematiker schickt angeblich von 1978 bis 1995 16 Briefbomben an Universitäten und Fluglinien, die drei Menschen töten und 29 verletzen. 1995 schickt er ein Manifest an mehrere Zeitungen, dessen Schreibstil angeblich von seinem Bruder erkannt wird, worauf er 1996 verhaftet und 1998 zu lebenslänglich verurteilt wird.

Quellen: Posener: 124-136, Weber: 49, Gregory/ Speriglio: 264f, DiEugenio (1997): 10-14, Best: 19, 21, Mason: 2-5, Burleigh, Karel (1), Groden/ Livingstone: 321, Amara.


August 1961 Marilyn Monroe top

Nachdem Kennedy das Präsidentenamt übernommen und Marilyns Befürchtung, dass er sie fallenlassen könnte, sich nicht bewahrheitete, war sie exaltiert wie ein Teenager, weil sie den ‚wichtigsten Mann der Welt' liebt. Die beiden tricksen den Secret Service und die Papparazzi aus, um sich möglichst unerkannt zu treffen, indem sie sich beispielsweise als Sekretärin verkleidet oder in einem als Notfall getarnten Flug nach Palm Springs oder Cabo San Lucas fliegt. Am Telefon des Weissen Hauses meldet sie sich als Miss Greene. JFK und Marilyn treffen sich oft bei den Lawfords, und Marilyn und Patricia Kennedy Lawford werden enge Freundinnen.

Jimmy Hoffa hatte schon 1959 Fred Otash, ein Privatdetektiv aus Hollywood, und Bernhard Spindel, der auch für die CIA arbeitet, angeheuert, um Belastungsmaterial gegen die Kennedys zu sammeln. Im Sommer 1961 wird von Bob Maheu eine neue Truppe zusammengestellt, zu der neben Spindel und Otash auch John Danoff gehört. Vor allem das Haus von Peter Lawford wird ab November 1961 abgehört. Hoffa bewahrt die Tonbänder mit dem Belastungsmaterial in seinem Safe auf und will sie einsetzen, falls ihm die Entmachtung wegen Bobby Kennedy droht. Auch auf Fotos sollen JFK und Marilyn eindeutig beim Sexualakt in verschiedenen Praktiken und Orten zu erkennen sein.

Im Sommer 1961 steht aber für Marilyn ihre Beziehung zu Frank Sinatra im Vordergrund, mit dem sie im August ein Wochenende auf seiner Yacht verbringt. Er schenkt ihr Diamant-Ohrenringe im Wert von $35'000, weshalb Marilyn hofft, dass Sinatra sie heiraten würde. Ihr Psychiater Ralph Greenson stellt sich gegen ihre Beziehung zu Sinatra, den er als destruktiv beurteilt.

Sinatra überzeugt sie auf Initiative von Jack hin, Pat Newcomb, eine gute Freundin von Bobby, als Presseagentin anzustellen. Damit gewinnen die Kennedys die Kontrolle darüber, was Marilyn macht und was an die Presse geht. Die Brüder wissen allerdings nicht, dass Marilyn alles Wichtige, was sie von ihnen erfährt, in ihrem Tagebuch notiert, und dass ihr Therapeut Greenson sie als Informationsquelle für die Komintern missbraucht.

Die Schauspielerin wird von beiden Seiten kontrolliert und ausgenützt. Greenson setzt bei Marilyn durch, dass sie ihren Masseur Ralph Roberts entlässt und die Psychiatrieschwester Eunice Murray als Haushälterin einstellt, womit Greenson eine starke Kontrolle über sie erhält. Eunice war die Frau von John Murray, der in Mexico für die Komintern arbeitete. Entgegen aller psychoanalytischen Regeln baut Greenson eine persönliche Beziehung zu Marilyn auf. Sie wird ein Bestandteil seiner Familie und befreundet sich mit seiner Tochter und seinem Sohn.

Greenson schaltet sich in ihre Karriere ein, indem er sie überredet, im Film "Something's got to give" zu spielen. Er wird faktisch ihr Filmagent und zieht im Hintergrund die Fäden mit der Fox, indem er durchsetzt, dass Henry Weinstein den Produzenten David Brown ersetzt. Kurz danach wird auch Robert Goldstein durch Peter Levathes ersetzt, ernannt von Milton Gould, John Loeb und Samuel Rosenman, die alle drei mit den Kennedys assoziiert sind. Greenson dominiert Marilyns Leben je länger je mehr in allen Bereichen und stellt sich gegen viele ihrer Männerbeziehungen, wobei er natürlich nichts gegen die Beziehungen zu den beiden Kennedys einzuwenden hat. Nachdem Sinatra sie fallenliess und überraschend seine Verlobung mit Juliet Prowse bekanntgibt, konzentriert sie sich vermehrt auf den Präsidenten und den Justizminister.

Quellen: Wolfe: 359-390, Summers (1993): 297f, Brown/ Barham: 285, Gregory/ Speriglio: 220-225, Best: 15, Carey/ Olgiatti, Lewens/ Wall.


September 1961 US-Geheimdienste top

Allen Dulles, Charles Cabell und Richard Bissell werden wegen dem Scheitern der Schweinebuchtinvasion aus der CIA entlassen. Richard Helms und der neue CIA-Direktor John A. McCone, ein reicher Geschäftsmann, ersetzen sie.
McCone arbeitete im Stahl- und Ölraffineriesektor und war Präsident der California Shipbuilding Corporation, die 1944 angeklagt wurde, bei einer Investition von $600'000 Profite von $44 Mio. aus Regierungsaufträgen herausgezogen zu haben. Die "Calship" gehört Henry J. Kaiser, einem Partner von Howard Hughes. Nach dem Krieg hatte McCone Aktien im Wert von $1 Mio. bei der Standard Oil of California Rockefellers und arbeitete unter anderem für das Verteidigungsministerium und die Atomenergiekommission. Mit der Ernennung McCones, der sich an der Kampagne für Eisenhower beteiligte, will Kennedy einen Aussenstehenden an die Spitze setzen und das rechte Spektrum beruhigen. Charles Cabell, der Kennedy als Verräter bezeichnet, wechselt ins Pentagon, arbeitet bei der CIA-Front Air America und mit Robert Maheu in dessen Detektivbüro, das für Hughes und die CIA tätig ist.

Mit Howard Hughes verhängt sind auch E. Howard Hunt, G. Gordon Liddy, Richard Nixon, J. Edgar Hoover und James Jesus Angleton. Robert Kennedy betreibt geheime Untersuchungen über die Verbindung von Hughes und Nixon. 1959 wurden die ersten der bestellten Boing für die TWA geliefert, und Hughes konnte das Problem der Finanzierung nicht länger aufschieben. Da die TWA 1956 $2,3 Mio., 1957 $1,5 Mio..und 1958 $1,7 Mio. Verluste schrieb, bekam er keine weiteren Kredite, insbesondere weil er seine absolute Kontrolle nicht aufgeben wollte. Im März 1960 verhinderte er aus dem gleichen Grund einen Kredit über $265 Mio, den TWA-Präsident Charles Thomas arrangierte. Um die Zahlungsunfähigkeit zu verhindern, verkaufte er sechs seiner neuen Boing 707 an die Pan Am.
Im folgenden Streit verklagt ihn die TWA-Spitze wegen Missmanagement über $483 Mio., und Hughes wird verklagt, mit seinen Deals zwischen Hughes Aircraft und TWA das Antitrustgesetz verletzt zu haben. Der drogensüchtige und abgemagerte Milliardär, der 56 Anwälte beschäftigt, weigert sich, vor einem Gericht zu erscheinen, weshalb die TWA Frederick Furth und ein Team unter dem ehemaligen FBI-Agenten Alfred E. Lecky auf seine Spurensuche schickt. Maheu und Chouinard finden einen Schauspieler, der arbeitslos ist, weil er Hughes stark gleicht, mit dem die Detektive verwirrt werden können. Robert Kennedy verunmöglicht den TWA-Verkauf für $546 Mio. wegen den Anti-Trust-Klagen und entlarvt die bei der Bank of America als Sicherheit hinterlegten Landanleihen im Wert von $73 Mio. als Fälschungen.

JFK verlangt in einer geheimen Weisung an die Vereinten Stabschefs, einen neuen Invasionsplan für Kuba auszuarbeiten. Nach dem Fiasko der Schweinebucht bewilligt JFK am 4.11.61 das Programm TASK FORCE W. unter Leitung von General Edward Lansdale, ein stark erweitertes Programm gegen Castro.

Verteidigungsminister Robert McNamara gründet aufgrund des Versagens der CIA in der Schweinebucht den neuen militärischen Nachrichtendienst Defense Intelligence Agency, der die militärischen Geheimdienste koordinieren soll. Trotz einem Stab von mindestens 14'000 CIA-Mitarbeitern gibt es immer wieder Pannen. Viele der Fehlinformationen der CIA sind aber bewusste Täuschungen, um beispielsweise mit der Behauptung, die UdSSR besässe 175 Divisionen, die Rüstungsausgaben zu legitimieren. Aber in Gehlens Organisation, der diese Zahl lieferte, wird der ehemalige SS-Mann Heinz Felfe enttarnt, der der UdSSR über zehn Jahre lang Informationen weitergab.

Neben den regulären Agenten verfügt die CIA 1961 über 605 Tarneinheiten in den Streitkräften oder der Militärverwaltung. Allein die Air America, die den geheimen Krieg in Laos führt, setzt 8000 Mann ein, die über die Agency for International Development finanziert werden. Daneben unterhält die CIA die Fluggesellschaften Air Asia, Civil Air Transport, Intermountain Aviation und Southern Air Transport. Dazu kommen private Tarnfirmen wie die Pacific Corporation oder Double-Check Corporation, deren Hauptaufgabe die Durchführung geheimer Operationen ist.

Bei der National Security Agency arbeiten etwa 24'000 Agenten in der Zentrale in Fort Meade, Maryland, und etwa 8000 Mann im Ausland. Die Luftwaffe (Air Force Intelligence und National Reconnaissance Office) beschäftigt 56'000, das Heer (Army Intelligence) 35'000 und die Marine (Office of Naval Intelligence) 15'000 Mann im Nachrichtendienst. Dazu kommt das Personal des Bureau of Intelligence and Research des Aussenministeriums, der Nachrichtendienst der Atomenergiebehörde und das Federal Bureau of Narcotics/Drug Enforcement Agency, die ebenfalls politischen Nachrichtendienst betreibt und die United States Information Agency. Insgesamt kann man von etwa 200'000 Personen in den Auslandgeheimdiensten der USA und etwa 750'000 Informanten ausgehen, wobei die Sowjetunion über ähnliche Personalbestände verfügt.

Die Zahl der FBI-Agenten liegt 1972 offiziell bei 8900 Agenten, nach anderen Quellen bei 20'000, unbekannt ist die Anzahl der Informanten und Spitzel. Im Inland tätig ist auch der Secret Service des Finanzministeriums, das Alcohol, Tobacco, and Firearms, das Defense Investigative Service und das Defense Security Agency des Pentagons, das Defense Industrial Security Command, die Geheimpolizei, die Law Enforcement Intelligence Unit oder die Special Services Staff. Kenner schätzen die Zahl der US-Geheimdienstorganisationen auf 24.

Eine parlamentarische Kontrolle der Geheimdienste findet faktisch nicht statt, auch nicht über die Finanzen, da mindestens 80% der offiziellen Mittel im Rüstungs-, Entwicklungshilfe-, Flüchtlingshilfe- und Forschungsetat versteckt sind, und Gewinne aus Tarnfirmen und ihren Beteiligungen, aus Drogen- und Waffenhandel sowie aus Devisen- und Börsenspekulationen laufen über Geheimkonten. Die meisten Waffenhändler und Waffenhandelsgesellschaften sind von Regierungen abhängig und verfolgen nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische Ziele. Beispielsweise wird die International Armament Corporation, die als grösster "privater" Waffenhändler gilt, von den Geheimdiensten betrieben. Sie liefert Waffen, wenn die Regierung es nicht offen kann oder will, beispielsweise an die exilkubanischen Söldner oder die Portugiesen für ihre Kolonialkriege in Angola, Mozambique oder Guinea-Bissau. Im Fall Katangas wurden die Waffen an Moise Kapenda Tshombé zum Sturz Lumumbas über die Agency for International Development finanziert. Die Geheimdienste streichen bei den Waffendeals Kommissionen ein.

Ted Szulc schätzt die Aufwendungen der US-Geheimdienste Mitte der 70er Jahre auf $25 Mia. (NSA $11 Mia, CIA $6 Mia, Aussenministerium $5 Mia, DIA $3 Mia, und FBI $2 Mia.). Diese Zahlen sind vermutlich realistisch. Die Kosten der NSA ergeben sich aus der hoch entwickelten Aufklärungstechnik (am 10.8.60 wird der erste Aufklärungssatellit Discover 13 gestartet, und bis 1978 werden insgesamt 1600 Satelliten auf eine Umlaufbahn geschossen) und dem hohen Personalaufwand zur Dekodierung und Auswertung. Die von Truman 1952 gegründete NSA, lange Zeit als "No Such Agency" kommentiert, unterhält Mitte der 60er Jahre 2000 Abhör- und Messstationen um die Länder des Warschauer Paktes und in Asien, und in Europa fangen 50'000 US-Soldaten den Funkverkehr und die Radarsignale ab. Das Aussenministerium unterhält geheimdienstliche Abteilungen in den Botschaften und Konsulaten, in denen neben den 3300 Diplomaten offiziell 1100 Agenten arbeiten. Dazu kommen die Militärattachés des Verteidigungsministeriums.

Nachrichtenauswertung wird im grossen Stil betrieben. Die CIA führt Akten über ungefähr 7 Mio. Personen, fast alle davon im Ausland. 1968 wertet die CIA monatlich 200'000 Druckerzeugnisse aus, und allein für die Auswertung sowjetischer wissenschaftlicher Literatur werden $100 Mio. jährlich ausgegeben. Jede einzelne Radiomeldung auf der ganzen Welt wird aufgefangen und ausgewertet. Viel Geld braucht die CIA auch zur Bezahlung ihrer Vertrauensleute wie den Dalai Lama, Syngman Rhee, Tschiang Kai-schek, Mobutu, Diem, Forbes Burnham, Eduardo Frei, Willy Brandt, den Präsidenten Nardone und den Geheimdienstchef Otero in Uruguay, den zweimaligen Präsidenten José Figueres von Costa Rica, den die CIA 1953 zu stürzen versucht und 1958 stürzt, die mexikanischen Präsidenten Adolfo Lopez Mateos, Gustavo Diaz Ordaz, Luis Echeverria Alvarez, den kolumbischen Staatspräsidenten Alfonso Lopez Michelsen und Mitglieder der israelischen Regierung. Kenias Präsident Kenyatta erhält $100'000 pro Jahr, Zyperns Präsident und Erzbischof Makarios und Premier Bischof Muzorewa von Simbabwe-Rhodesien je $1 Mio., König Hussein von Jordanien sogar $2 Mio. Millionenbeträge kassieren auch Diktatoren wie Nguyen Van Thieu und Lon Nol. Manche wie der philippinische Präsident Magsaysay, Papadopoulos in Griechenland, Idi Amin in Uganda oder Joaquin Balaguer in der Dominikanischen Republik kommen erst mithilfe der CIA an die Macht. Idi Amins Armee wird von israelischen Geheimdienstleuten beraten. Für die Staatschefs von Südvietnam, Südkorea, Indonesien nach Sukarno, Somalia, Nicaragua, Ecuador und den Kaiser von Äthiopien baut die CIA Leibwachen auf, die die Staatschefs überwachen, beeinflussen oder notfalls auch stürzen, wie José Velasco Ibarra von Ecuador im November 1961. Auch Parteien wie die australischen bürgerlichen Parteien, die belgische Sozialdemokratische Partei, die SPD, die Sozialistische Partei Portugals (während der Krise 1975 mit monatlich bis zu $20 Mio.) werden von der CIA finanziert.

Quellen: Weberman (1): 28, Schulz: 71-74, 126-136, 150-165, 170, Höfling: 258-262, Freyermuth: 38f, Schröder, Groden/ Livingstone: 314f, CIA-Info: 2, 13f, Brandt, Millegan: 7f, Best: 51ff, Ranelagh/ Treharne: 1, Hamilton-Paterson (1971): 151, Roth/ Isecke, Brown/ Broeske: 323-331, Glaser (1971a).

Oktober 1961 Sturz von Cheddi Jagan top

Am 25.10.61 hält JFK ein Meeting mit dem Premierminister Cheddi Jagan von Britisch-Guyana, dessen sozialistische People's Progressive Party einen Monat zuvor an die Macht gekommen ist. Jagan bittet um Unterstützung für sein Land, dessen Unabhängigkeit von Grossbritannien bevorsteht. Jagans Fehler besteht darin, dass er sich als überzeugter Sozialist für die staatliche Wirtschaftsplanung ausspricht. JFK antwortet ihm, die USA hätten schon oft Länder mit geringen persönlichen Freiheiten wie Jugoslawien unterstützt. Solange er die nationale Unabhängigkeit bewahre, spiele es keine Rolle, ob er Sozialist, Kapitalist, Pragmatiker oder was auch immer sei.
In der direkt anschliessenden Geheimsitzung ordnet Kennedy seinen Sturz an. Die CIA baut die Opposition auf, finanziert Medienkampagnen und organisiert über die AIFLD Streiks und Unruhen zwischen Schwarzen und Ostindern. Im Februar 1962 brennt die Innenstadt von Georgetown und es gibt 100 Tote. Im Juli 1963 marschieren britische Truppen ein und Jagan wird entmachtet. Die 1964 gebildete Koalition unter Forbes Burnham regiert das 1966 die Unabhängigkeit erlangende Guyana mit autoritären Methoden. 1997 wird die 77jährige Witwe und gebürtige US-Amerikanerin Janet Jagan zur Präsidentin gewählt.

Quellen: Epstein: 23, Meurice, Pons, Hartmann (1993a): 24, Hersh: 265-276, Schulz: 157, 328, CIA-Info: 14, Pletschinger/ Bredenbrock.


Oktober 1961 Rassenprobleme top

William Hugh Morris, "Imperial Wizard" und "Emperor" des Ku-Klux-Klan, verkündet an einer Clanversammlung, dass die Rassenprobleme der Südstaaten nur durch die Ermordung von Martin Luther King gelöst werden könnten. Seit der Anführung des Busboykotts in Montgomery 1955, währendem King verhaftet, mit Morddrohungen eingedeckt und sein Haus mit einer Bombe in die Luft gesprengt wurde, ist der Präsident der Southern Christian Leadership Conference der unumstrittene Führer der Bewegung für die Gleichstellung der ‚Rassen'. Während einer Buchsignatur attackierte eine Schwarze den Prediger mit einem Messer, und King überlebte nur durch Zufall.

John Kennedy weiss relativ wenig über das Rassenproblem, und ihn interessieren die Schwarzen nur als Wähler. Deren Stimmen sicherte er sich im Wahlkampf mit Angriffen auf Eisenhowers Rassenpolitik, obwohl gerade zwei Gesetzesänderungen im Kongress traktandiert waren. Da Kennedy seit seinem Amtsantritt nichts in Gang setzte, starteten King und 12 weitere Freedom Riders im Mai zu einer Reise von Washington nach New Orleans, um die Einschränkungen der öffentlichen Einrichtungen für Schwarze publikumswirksam zu demonstrieren. Bis Ende Mai füllten die Riders 2 Busse, die auf ihrer Reise angegriffen wurden. Selbst wenn die schwarzen Aktivisten verprügelt wurden, schauten FBI-Agenten und Polizisten oft nur zu. RFK entsandte deshalb mehrere Hundert Soldaten, um sie zu schützen. Am 23. Mai wurden alle Schwarzen in Jackson, Mississippi, verhaftet, weil sie Toiletten für Weisse benutzt hatten. Die Bürgerrechtsbewegung startete daraufhin weitere ähnliche Aktionen, auf die JFK dann mit einem Gesetz reagierte, das die Segregation in öffentlichen Transportmitteln aufhob.

Das erste Mal werden Schwarze für wichtige Regierungsstellen angestellt, was zu heftigen Reaktionen von rassistischen Organisationen und weiteren Ausschreitungen führt. Carlos Marcello ist ein begeisterter Anhänger des Ku-Klux-Klan und unterstützt grosszügig bürgerrechtsfeindliche Organisationen.

Quellen: Davis (1988): 109f, Callahan: 138ff, Giefer.


Dezember 1961 Kennedys Konfrontationspolitik top

Joe Kennedy erleidet am 18.12. einen Schlaganfall und verliert damit die Kontrolle über seine Söhne. Joe hört, sieht und versteht zwar noch, kann aber wegen der Lähmung der rechten Seite weder sprechen noch schreiben. Am 9.11. hörte das FBI Sam Giancana ab, als er sich beklagte, dass die Mafia trotz der Wahlkampf-Unterstützung verfolgt werde. Hoover gab den Bericht an Bobby weiter, der vermutlich erst jetzt über den Vertrag seines Vaters mit Giancana erfuhr. John Davis vermutet, dass dieser Konflikt mit Bobby und der sich abzeichnende Machtkampf mit Giancana, der am 21.12. mit ähnlichen Aussagen abgehört wird, zum Schlaganfall des Vaters führten.

Der Kongressabgeordnete Bill Cramer plante ein Impeachmentverfahren gegen Vizepräsident Lyndon B. Johnson wegen dessen Beziehung zu Billie Sol Estes, nachdem eine Wochenzeitung von Texas behauptete, Johnson habe Estes $5 Mio. geliehen. Estes manipulierte die Unterstützungsprogramme der Regierung für die Farmer, wobei er Millionen abzweigte. Der Untersuchungsbeamte des Landwirtschaftsministeriums Henry Marshall, der sich besonders für die Freundschaft von Estes mit Johnson interessierte, wurde am 3.6.61 eliminiert. Vermutlich hat Malcolm Wallace, der 1951 bereits John Douglas Kiner umbrachte und bei LTV von David Harold Byrd arbeitet, Marshall ermordet.
CBS veröffentlichte, dass Johnson in einem Militärflugzeug zu einem Geheimtreffen mit Estes und dessen Anwälten nach Dallas flog, worauf Hoover seine Erpressungsmittel gegen Cramer und die Presse einsetzt und den aufkommenden Skandal verhindern kann. Die Johnson-Fraktion beschuldigt die Kennedys, den Skandal angezettelt zu haben. Mindestens drei weitere Beteiligte in dieser Affäre sterben eines eigentümlichen Todes. 1985 sagt Estes nach Straffreiheitszusicherung, dass Marshall auf Befehl Johnsons ermordet wurde, um einen Skandal zu verhindern.

Richard Nixon plant sein Comeback und wird 1962 gegen Edmund Brown als Gouverneur Californiens antreten, obwohl seine Frau mit Selbstmord drohte, sollte er wieder in die Politik einsteigen. Für die Kennedys wärmen Dick Tuck und Tom Braden die Hughes-Schmiergelder wieder auf, wogegen H.R. Haldeman, John Ehrlichman, Maurice Stans und Murray Chotiner eine Verleumdungskampagne gegen Brown starten. Dieser gewinnt nach einem schmutzigen Wahlkampf mit Wanzen auf beiden Seiten. Der depressive Nixon schlägt seiner Frau ein blaues Auge nach seiner Niederlage und kann sie nur mit dem Versprechen, endgültig aus der Politik auszusteigen, von der Scheidung abhalten. Braden wird während Nixons Präsidentschaft Jahr für Jahr von der Steuerbehörde überprüft und befragt.

Quellen: Collier/ Horowitz: 357-365, Davis (1984): 339, Kessler (1997), Gregory/ Speriglio: 233ff, Cran, Summers (2000): 225-232, 236f, Brown/ Broeske: 363, Theoharis/ Cox: 425-427, Marrs: 295, Anson: 321-325.

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Und sollte ich vergessen haben, jemanden zu beschimpfen, dann bitte ich um Verzeihung!
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Teil 4 (1956 bis 1960)

Dieser Teil der Chronik behandelt die Unterstützung der Mafia für Kennedy und Nixon, die Revolution in Kuba und die Interventionen der CIA.

Zentrale Themen und Personen:
Hoovers FBI-Programme gegen Linke, Schwarze, Indianer und Pazifisten, Terrorkommandos der CIA, Mafiaboss Sam Giancana und Frank Sinatra, Giancana und Kennedy, Suez-Krise, Nasser, Israel, Atombombe und Islamismus, Hughes und Nixon, Robert Kennedy gegen die Teamster-Gewerkschaft, James Hoffa und die Mafia, Mafiakrieg in New York, Apalachin-Meeting, Lewis Rosenstiel, Meyer Lansky, Roy Cohn und Lyndon Johnson, Präsidentschaftskampagnen von John Kennedy und Richard Nixon, US-Interventionen in Indonesien (Achmed Sukarno), Kambodscha (Norodom Sihanouk), Tibet (Dalai Lama), Libanon, Jordanien, Irak (Abdul Karim Kassem, Saddam Hussein), Castros Revolution auf Kuba, CIA und Mafia, Waffenschmuggel, Casinos und Drogen, Machtkämpfe auf Kuba, Mordpläne gegen Castro, Marita Lorenz, Frank Sturgis, E. Howard Hunt, Kennedys Wahlkampf, Sam Giancana, Frank Sinatra, Judith Campbell, Lyndon B. Johnson, Lee Harvey Oswald in der Sowjetunion, Marilyn Monroe und John Kennedy, Aktionspläne gegen Kuba, Kennedys Wahl, Ermordungen von Patrice Lumumba und Dag Hammarskjöld.




1956 FBI-Programme

FBI-Direktor J. Edgar Hoover startet mit der Einwilligung Präsident Eisenhowers das Communist Intelligence Program, das die Kommunisten und andere Gruppen zu diskreditieren versucht. Insgesamt gehören zu COINTELPRO bis 1971 über 2000 verdeckte Operationen, die von Infiltration und Unterwanderung über psychologische Kriegsführung mit gefälschten Veröffentlichungen und Diskreditierungen bis zu direkter Gewalt, Einschüchterung und inszenierten Anschlägen reichen. Ein Fünftel der COINTELPRO-Aktionen sind Medien-"Informationen", die Personen und Organisationen diffamieren. In einem von 1956 bis 1971 laufenden speziellen Medienprogramm sind etwa 400 Journalisten eingebunden, die für das FBI arbeiten. 40% des Programms besteht aus Störaktionen wie dem Versenden von anonymen, gefälschten und fiktiven Materialien, um Meinungsverschiedenheiten, Desorganisation und Frustrationen innerhalb der Gruppen zu schaffen. Terroristische "White Hate"-Gruppen wie etwa der Ku-Klux-Klan werden geduldet und gefördert, so lange sie gegen Ziele wie die "Black Panthers" vorgehen. Auch Morddrohungen erweisen sich als effektiv. Aufgrund zugespielter Akten veröffentlichen die Medien einen winzigen Teil der Operationen, die nie restlos aufgeklärt werden, weil das FBI verspricht, derlei nicht wieder zu tun.

Gegen die Socialist Workers Party und die Young Socialist Alliance werden zwischen 1960 und 1976 1331 Spitzel angesetzt, von denen etwa 300 als Mitglieder der Organisationen aufgenommen werden. In der Kommunistischen Partei soll in den 50er Jahren jedes sechste Mitglied ein Spitzel gewesen sein. Die eigentliche Zersetzungsarbeit wird aber von eingeschleusten Provokateuren übernommen, die beispielsweise Mitglieder zu kriminellen Handlungen anstiften. Das FBI selbst schreckt vor kriminellen Handlungen nicht zurück: In das Hauptquartier der SWP wird beispielsweise zwischen 1960 und 1966 mindestens 92 Mal eingebrochen (im Schnitt alle drei Wochen), um Mitgliederlisten, Korrespondenz, Informationsmaterial und Akten zu fotografieren.

Andere Programme laufen ab 1965 gegen die Schwarzenbewegung, 1968 gegen die Neue Linke, von 1972 bis 1976 gegen die American Indian Movement, von 1976 bis 1985 gegen die puertorikanischen Nationalisten sowie gegen die Friedensbewegungen. Das FBI gibt eigene Publikationen wie die Armageddon News heraus, die sich gegen den Einfluss der Sozialisten in der Friedensbewegung stellt. Bei der Washington Peace Mobilization, das Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg vorbereitet, sind von 32 Teilnehmern 9 FBI-Agenten. Von den 30 Mitgliedern der Washington Black Liberation Front sind es sogar 14.

Überwacht werden in den USA über 1000 politische Organisationen - alles, was politisch nicht etabliert ist. Von 1960 bis 1974 führt das FBI 500'000 Untersuchungen gegen subversive Bestrebungen durch und startet im Rahmen von COINTELPRO zwischen 1956 und 1971 gegen 5 Organisationen 2370 Aktionen. FBI-Agenten, die sonst bei kleinsten "moralischen Verfehlungen" gefeuert werden, erhalten die dienstliche Anweisung, mit Ehefrauen von Ku-Klux-Klan-Mitgliedern zu schlafen, um Eheprobleme zu schaffen.

Das FBI organisiert gleichzeitig selbst rechtsradikale Terrorgruppen, um sie gegen die Linken einzusetzen, und schützt andere Nazi-Gruppen vor Strafverfolgung. Das FBI deckt beispielsweise Angriffe der National Caucus of Labor Committees in New York und der faschistischen Legion of Justice in Chicago auf Versammlungen der Socialist Worker Party. Es wird sogar so etwas wie eine nationale Terrorgruppe aus Polizei-und FBI-Agenten aufgebaut.

Auch die CIA organisiert rechtsradikale Terrorbanden in Deutschland und in Südamerika. In Uruguay erhält der Polizei- und Geheimdienstchef Otero den Auftrag zur Bildung von Todesschwadronen vom "Landwirtschaftsattaché der US-Botschaft" Dan Mitrone, der bereits Terrorgruppen in Brasilien und der Dominikanischen Republik auf die Beine gestellt hat. Innerhalb der türkischen Armee baut die CIA eine Anti-Guerilla-Abteilung auf, unter deren Schutz und Anleitung die "Grauen Wölfe" operieren. Anfang der 70er Jahre schult die CIA libysche Terrorkommandos. 1956 versucht die CIA, die Regierung von Ghazzi in Syrien, das eine Föderation mit Ägypten anstrebt, zu stürzen, was aber angesichts der Angriffe von Israel, Grossbritannien und Frankreich auf Ägypten im Oktober und November 1956 aufgegeben wird.

Quellen: Scott (1993): 191f, 309, 380-397, Schulz: 94, 100-116, 170, 310, Schröder, Zanetti, Roth: 41f, CIA-Info: 13.


1956 Sam Giancana top

Sam Giancana, geboren am 24.5.1908, wird Mafiaboss von Chicago. Salvatore Giancana gehörte bereits mit 12 Jahren der Strassengang "the 42" in Chicago an und eiferte Colosimo, Esposito, Torrio und Capone nach, die Macht, Geld und Frauen hatten. Nach einem Aufenthalt in einem Erziehungsheim lebte er bereits mit 10 Jahren auf der Strasse, weil sein Vater den widerspenstigen Jungen jeden Tag schlug, ihn an die Eiche im Garten band und peitschte. Seine Mutter starb an einer Fehlgeburt, als er knapp zweijährig war. Meistens schlief er in verlassenen Autos und stahl Nahrung und Kleider. Nachdem er sich der Gang von Joey Colaro angeschlossen hatte, kamen organisierte Diebstähle von Autos, dann Bombenattentate und Mordaufträge dazu. "Moony" wurde zum besten Fahrer der Gang und verschaffte sich durch seine Brutalität Respekt in seiner neuen Familie, neben der nichts zählte. 1923 begann er als Transporteur für Diamond Joe Esposito und zeitweise auch für Joe Kennedy zu arbeiten. Über seinen Job als Chauffeur von McGurn kam er in die Chefetage der Mafia von Chicago und machte sich einen Namen als verwegener Fahrer und guter Schütze. Ab 1924 arbeitete er auch für Al Capone als Killer auf Bezahlung. Im Januar 1925 brachten Sam Giancana und Leonard Gianola den Nachfolger Colosimos, Johnny Torrio, mittels Schussverletzungen dazu, seinen Platz Al Capone zu überlassen und die Stadt zu verlassen. Kurz darauf wurde Moony wegen Autodiebstahl verurteilt.

Nach seiner Freilassung setzte er sich zuhause gegenüber seinem Vater als Familienoberhaupt durch. Mit 18 erfolgte eine erste Mordanklage, da der Besitzer des überfallenen Ladens nach einer Schiesserei starb. Nachdem er gegen $25'000 Kaution, die Esposito ihm sponserte, freikam, wurde der einzige Zeuge der Anklage, Alex Burba, ermordet. Im November 1927 organisierte Moony mithilfe eines anonymen Telefonanrufs an die Polizei, dass Joey Colaro niedergestreckt wurde. Er übernahm die Führung der "42", zu der Leonard Caifano, Gianola, Fiore Buccieri, Willie Daddano, Sam DeStefano, Phil Alderisio, Chuckie Nicoletti und die Brüder Chuck und Butch English gehörten. Am 3.10.28 brachte Giancana im Auftrag Capones seinen Förderer Diamond Joe Esposito um, womit er sich eine bessere Stellung innerhalb der Capone-Organisation verschaffte. Mit 20 soll er bereits 20 Morde ausgeführt haben.

Am 23.9.33 heiratete Giancana Angeline DeTolve, nachdem er ihren Verlobten umgebracht hatte. Seine Geliebte Marie Fanelli will er für Sex, Ange als Mutter seiner Kinder. 1932 wurde Giancana der Fahrer von Paul Ricca, der nach der Verhaftung Al Capones die Leitung des Syndikats von Chicago übernahm. Sein ehemaliger Vorgesetzter McGurn war innerhalb der Organisation in Ungnade gefallen und wurde am 13.2.36 umgebracht. Giancana bewunderte Ricca für seine Intelligenz und Kaltblütigkeit, seinen Charme und seine Beziehungen zu Politikern und Frauen. 1937 baute sich Moony im Patch sein eigenes Imperium auf. Über 50 Kriminelle arbeiteten für ihn und erledigten Autodiebstähle, Einbrüche, illegale Alkoholproduktion, Erpressungen, Wucherei, Glücksspiele und trieben Geld ein. Die Polizei entdeckte am 17.1.39 die klandestine Destillerie von Garden Prairie, worauf Giancana wegen Alkoholschwarzbrennerei zu vier Jahren Gefängnis verurteilt wurde.

Giancana schaltete sich, nachdem er kurz vor Weihnachten 1942 aus dem Gefängnis entlassen wurde, dank seinem Zellengenossen Eddie Jones ins schwarze Lotterienetz ein. Um die Lotterien in den Quartieren der Schwarzen in den Griff zu bekommen, liess er Eddie Jones vier Jahre später kidnappen und zwang ihn aufzugeben. Seiner Meinung nach gehört es sich für einen Schwarzen nicht, soviel Geld zu machen. Jones durfte sich nach Mexico zurückziehen und "Moony" half mit Schlägern und Bomben nach, das ganze Spielnetz zu übernehmen. Leonard Caifano leitete dann für Giancana die nun von Weissen kontrollierten Lotterien. Gleichzeitig kaufte er Spielautomaten, die von Chuckie English überwacht wurden, und er profitierte, wie Gambino auch, von den Kriegsrationierungen, indem er mit gestohlenen Marken handelte.

Kurz nach dem 2. Weltkrieg wurde Giancana zum stellvertretenden Boss ernannt. Er ist häufig in Las Vegas und Hollywood, hat engen Kontakt mit Frank Sinatra und Sammy Davis. Sinatra ist der offizielle Besitzer des Casinos Cal Neva, das eigentlich Giancana gehört. Das Chicago-Syndikat kontrolliert die Filmgewerkschaften, kann Produzenten und Studios erpressen. Über den Einfluss auf James Riddle Hoffa eröffnen die Gewerkschaften den Zugang zur Macht in Washington. Zudem ist Giancana dauernd in Kuba, wo alles erlaubt ist, was im spiessigen Amerika der 50er Jahren verboten ist. Giancana beginnt, Harry Stonehill auf den Philippinen (gestohlene) Zigaretten zu liefern. Stonehill unterhält Kontakte zum späteren Diktator Ferdinand Marcos, zur katholischen Diözese, zum philippinischen Prokonsul, zu CIA-Mitarbeiter General Edward Lansdale und zu General Douglas MacArthur.

In einem Casino von Moe Dalitz in Las Vegas lernt Giancana Phyllis McGuire kennen, die in diesem Casino eine Spielschuld von $100'000 angehäuft hat. Die Sängerin wurde auch mit Elvis Presley gesehen, aber nachdem Giancana ihr versprach, sich um die Schuld zu kümmern, gibt sie ihm den Vorzug. Dalitz muss sich den Verlust ans Bein streichen. Die Presse ist hingerissen: die Schöne und das Biest. Dadurch gerät auch seine Rolle als Boss von Chicago vermehrt in die Presse. Der eifersüchtige Giancana reist McGuire überall hin nach, um sie zu kontrollieren, aber er ist unfähig, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Er kauft dafür teure Geschenke, wenn sie nicht wie meistens aus Diebesbeute stammen. Der 48jährige Boss, der Wert auf altmodische Umgangsformen legt, wurde schon 60 Mal verhaftet wegen Beihilfe zu Verbrechen, Einbruch, tätlichem Angriff, Diebstahl, versuchtem Totschlag, Waffenbesitz, Bombenüberfall, Glücksspiel und Mord. Bis 1960 hat er etwa 200 Morde auf dem Gewissen, viele davon ausgeführt von seinen Henkern "Mad Sam" DeStefano, Fifi Buccieri und Willie Daddano. DeStefano bearbeitet beispielsweise seine Opfer in seiner Folterkammer vorwiegend mit Eispickeln. Giancana herrscht über ein Kader von ungefähr 1000 Gangstern, die ihrerseits Befehle an gegen 50'000 Einbrecher, Entführer, Fälscher, Erpresser, Drogenhändler, Kredithaie und Mörder ausgeben. Die Jahreseinnahmen dieses Grossunternehmens betragen schätzungsweise $2 Mia. Mittels Gewalt und Korruption kontrolliert Giancana Polizisten, Richter und Politiker, die öfters an seinen Partys zu Gast sind.

Quellen: Hersh: 46ff, Giancana: 20-370, Olgiatti, Best: 10f, 37, Lewens/ Wall.


1956 Giancana und Kennedy top

Joe Kennedy tritt mithilfe des Bürgermeisters von Chicago, Richard Daley, in Kontakt zu Sam Giancana, und lässt ihm mitteilen, er habe einen Fehler begangen und befände sich in Schwierigkeiten. Kennedy bittet Giancana, ihn an der Ostküste zu treffen, was dieser kategorisch ablehnt. Kennedy habe seit Jahren ein Büro in Chicago und ihm gehöre seit 1945 das Merchandise Mart, also würde man sich in Chicago treffen, oder gar nicht.
In einer Suite des Ambassador East bittet Kennedy den Mafiaboss drei Tage später um Hilfe, da Frank Costello ihn umbringen lassen wolle. Obwohl Kennedy dank der Mafia reich geworden war, weigert er sich zunehmend, Gegenleistungen zu bringen und distanziert sich von seinen alten Komplizen. Im Streitfall sollte Kennedy seinen Namen für ein Immobiliengeschäft Costellos leihen, aber er hat Angst, damit die politische Karriere seines Sohnes zu gefährden. Kennedy hat seine Kontakte mit der Mafia nie aufgegeben: mit Johnny Roselli spielt er von Zeit zu Zeit Golf, mit Meyer Lansky trifft er sich 1957 in Kuba, kurz darauf mit "Smiling Gus" Battaglia und Joe Bonanno. Kennedy verspricht Giancana die Loyalität seines Sohnes, falls er Präsident werden sollte. Giancana geht auf diesen Vertrag ein und annulliert das Todesurteil Kennedys.

Der Parteitag der Demokraten im Juli 1956 bedeutet einen Wendepunkt in der Karriere von John Kennedy, weil er mit einem Schlag berühmt wird, obwohl er bei seiner Kandidatur um die Vizepräsidentschaft in Chicago gegen Estes Kefauver verliert. Gleich danach fliegt er mit Bruder Teddy, aber ohne seine schwangere Frau Jackie nach Cannes für ein Segelturn mit George Smathers und verschiedenen Frauen. Am 23.8. muss sie notfallmässig ins Spital eingeliefert werden und erleidet eine Totgeburt, woran sie beinahe stirbt. Die Familie kann Jack, der in London bei Marilyn Monroe ist, nicht erreichen. Als die Ärzte ihm am 26.8. am Telefon versichern, dass sie ausser Lebensgefahr sei, will er seine angebliche Kreuzfahrt fortsetzen. Erst zwei Tage später fliegt JFK zurück, weshalb Jackie sich scheiden lassen will. Joe Kennedy offeriert ihr $1 Mio., damit sie sich nicht scheiden lässt, und verspricht ihr, dass sie fortan mehr Raum und Zeit ausserhalb der Kennedy-Familie bekomme, um ihr eigenes Leben zu leben.

Joe Kennedy hat eine Mauer zwischen seinem Familienleben und seinem Geschäftsleben gebaut. Zuhause wird über Business nicht gesprochen; die Söhne sind naiv in Geldfragen und kennen die Hintergründe seines Reichtums nicht. Da das Kennedy-Büro in New York alle Rechnungen der Söhne bezahlt, werden die Kinder vom Vater auch finanziell kontrolliert. Im Hintergrund zieht er die Fäden ihrer Karrieren. Joe sieht nicht vor, dass seine für Politikerkarrieren getrimmten Söhne seine Firmen übernehmen, das kommt eher für die Schwiegersöhne in Frage.

Joe Kennedy wird, vermutlich als Resultat seiner Einschmeichelung bei Hoover, von Eisenhower in das President's Board of Consultants on Foreign Intelligence Activities berufen. Der FBI-Check unterschlägt Kennedys Rolle als Alkoholschmuggler und beschönigt diejenige als Botschafter. Kennedy sorgt für Unruhe, als er bei einem Besuch der CIA-Station in Rom die Namen der geheimen Undercoveragenten in der italienischen Regierung und im Vatikan verlangt - und bekommt. Vermutlich informiert er anschliessend Hoover über die CIA-Aktionen. Jedenfalls gewinnt Kennedy in den sechs Monaten im Amt Kontakte zur Geheimdienstwelt. Wahrscheinlich versichert Kennedy Hoover, dass er trotz seines Alters das FBI weiterführen könne bei der Wahl seines Sohnes zum Präsidenten.

Quellen: Wolfe: 298, Posener: 14,75-78, Davis (1994): 94, Giancana: 214-222, Collier/ Horowitz: 260-269, Best: 13, Summers (1993): 260-264, 268f, Olgiatti, Obenhause.


Juli 1956 Suez-Krise top

Gamar Abdel Nasser verstaatlicht den Suezkanal, die Lebensader der westlichen Ölversorgung, worauf der englische Premier Anthony Eden und die Eskalation gegen den ägyptischen Präsidenten startet.
Ursprünglich wurde Nasser von der CIA unterstützt, denn Anfang der 50er Jahre wurde die morsche feudale Herrschaft des unfähigen Königs Faruk zum Risiko für die Stabilität im Nahen Osten. Die CIA, wahrscheinlich Kermit Roosevelt, nahm Kontakt zu den "freien Offizieren" um General Ali Mohammed Nagib auf, um den Königssturz zu planen. 1952 musste der König abdanken, und die Briten mussten 88'000 Truppen abziehen. Nasser, einer der Putschisten und danach zuerst stellvertretender Ministerpräsident hinter Nagib, will den Assuan-Staudamm bauen, um die Industrialisierung zu fördern und lässt mit dem Geld der Amerikaner einen Fernsehturm in Kairo bauen, den man den CIA-Tower nennt. Ägypten will jedoch auch mit der Aufrüstung der Israels mithalten und Waffen kaufen, was die Amerikaner ablehnen. Deshalb kauft das Land Waffen bei der Sowjetunion, worauf der englische Premier Anthony Eden und John Foster Dulles die Geheimoperation OMEGA beschliessen. Mittels Propaganda, Sanktionen und der Sabotage des Baus des Assuan-Staudamms soll Nasser, der im April 1954 Nagib verdrängt hat, destabilisiert werden. Zudem versucht der MI-6 im Schnitt einmal pro Monat, Nasser zu ermorden. Auch der saudische Geheimdienst gibt $3 Mio. aus, um Nasser ermorden zu lassen. Nach der Kündigung des Kredits für den Staudamm will Nasser das Geld dafür aus dem Suezkanal erhalten. Die seit 1922 von Grossbritannien unabhängigen Ägypter betrachten die britische Suez-Gesellschaft als Relikt der kolonialen Ausbeutung, weshalb sie verstaatlicht wird.
Die Briten versuchen daraufhin erfolglos, den Betrieb des Kanals zu sabotieren. Deshalb planen die Briten zusammen mit den Franzosen und Israelis eine Falle. Israel greift mit Unterstützung der USA Ägypten an und dringt auf der Halbinsel Sinai gegen den Suezkanal vor und liefert damit Frankreich und England den verabredeten Vorwand zur Invasion. Grossbritannien und Frankreich stellen ein unerfüllbares Ultimatum, worauf die Briten Kairo, Alexandria und Port Said bombardieren und zum "Schutz der freien Schifffahrt" in Ägypten landen. Aber das ägyptische Volk stürzt Nasser nicht, wie Eden hofft, sondern verteidigt ihn. Dabei versenken die Ägypter Schiffe im Kanal, um ihn zu blockieren. Die nukleare Kriegsdrohung der Sowjetunion führt zum Rückzug der Engländer, die damit ihre Vorherrschaft im Nahen Osten an die Amerikaner verlieren, die sich plötzlich und unerwartet gegen Eden gewandt haben.
Frankreich liefert Israel im Gegenzug das Material zum Bau der Atombombe, die unter der Verantwortung des späteren Friedensnobelpreisträgers Shimon Perez gebaut wird. 1967, 1973 und 1991 werden die Atomköpfe zum Abschuss montiert. Am 22.9.1979 testet Israel die Atombombe mithilfe von Südafrika. Bis ins Jahr 2000 produziert Israel um die 200 Sprengköpfe.

Nach der Krise beginnen die USA mit der Unterstützung islamistischer Bewegungen, wie die Muslimbrüder, um die panarabische Bewegung Nassers zu unterlaufen. Ägypten gehört 1955 zu den Gründern der Blockfreien, die sich dem Regime der ‚freien' Welt nicht unterordnen wollen. Nasser bekämpft die 1928 von Hasan al-Banna gegründete Muslimbruderschaft, die die religiösen Verpflichtungen über die nationalen Interessen stellen und sich von Nasser verraten fühlen, weil dieser keinen islamischen Staat aufbauen will. 1948 zählen die Muslimbrüder etwa eine halbe Million Mitglieder und baute eigene Schulen, Krankenhäuser, Fabriken und eine Geheimarmee, die gegen das britische Kolonialsystem kämpfte. Nach Anschlägen von Muslimbrüdern verbot Premierminister Mahmud Fahmi al-Nuqraschi im Dezember 1948 die Bruderschaft, woraufhin er selbst kurz darauf einem Anschlag der Bruderschaft zum Opfer fiel. Die Behörden reagierten ihrerseits mit verstärkter Verfolgung, und am 12.2.1949 wurde al-Banna wahrscheinlich im Auftrag des ägyptischen Königshauses erschossen. Die Bruderschaft unterstützte den Staatsstreich der "Freien Offiziere" im Juli 1952. Nach dem erfolglosen Attentatsversuch auf Staatspräsident Nasser am 26.10.54 verfolgte dieser die Muslimbrüder gnadenlos, die meist ins Exil gingen. Die Amerikaner erinnern sich daran, dass die Nationalsozialisten bei den sowjetischen Kriegsgefangenen viele Muslime rekrutieren konnten, die dann gegen Stalin kämpften, weil dieser die Religion unterdrückte. Nicht weniger als 250'000 Muslime aus Zentralasien und dem Kaukasus kämpften auf der Seite der Deutschen gegen die atheistische Sowjetunion. Mithilfe der Islamisten sollen die Sowjetunion und die nationalistischen und panarabischen Bewegungen destabilisiert werden. Die CIA unterstützt aber auch Muslime in Europa während Jahrzehnten. Insbesondere das 1958 gegründete Islamische Kulturzentrum in München erhält regelmässig Geld. Die Hauptrollen spielen der Turkologe Gerhard von Mende (der während der NS-Zeit Muslime rekrutierte und nach dem Krieg einen Geheimdienst in Düsseldorf leitete), CIA-Agent Robert H. Dreher (ein Playboy mit Vorlieben für FKK-Strände und Wodka, der über die Tarnorganisation American Committee for Liberation die Muslimbrüder unterstützt) und Said Ramadan (ein faschistischer exilierter Muslimbruder, der zum islamischen Recht dissertiert und die Kontakte zu den westlichen Geheimdiensten unterhält).
Mit der Niederlage Ägyptens im Sechstagekrieg gegen Israel von 1967 setzt der Niedergang des arabischen Nationalismus ein. Der beim Volk äusserst beliebte Nasser bleibt, unterstützt von der Sowjetunion, bis zu seinem Tod 1970 im Amt. In den 90er Jahren erodieren die sozialen Errungenschaften Nassers durch die Privatisierungen unter Mubarak, während sich gleichzeitig die wirtschaftliche und militärische Abhängigkeit von den USA massiv vergrössert.

Quellen: Epstein: 20-23, Evans, Best: 45, 52f, Schröder, CIA-Info: 13, Schulz: 156, 169, Avineri: 66, Mehio, Labidi, Johnson 2011.


1956 Hughes und Nixon top

Dwight D. Eisenhower und Richard Nixon werden im November wiedergewählt. Eisenhower hielt Nixon weitgehend ausserhalb der Regierungsgeschäfte und vermied so weit möglich jeden persönlichen Kontakt mit dem Vizepräsidenten, den er für "unreif" und gefährlich hält. Er lässt alle Sitzungen und Gespräche mit Nixon heimlich aufnehmen, um sich abzusichern, und Nixon bekommt sein Desinteresse und seine Verachtung zu spüren. Eigentlich hatte Nixon die Nase voll und versprach seiner Frau, aus der Politik auszusteigen, als Eisenhower im September 1955 einen Herzinfarkt erlitt. Die Aussicht auf die Nachfolge liess Nixon weitermachen und weiterhin die Erniedrigungen hinnehmen. Aber Eisenhower wollte ihn rauswerfen, wozu Murray Chotiners Beziehungen zur Mafia in der Washington Post veröffentlicht wurden. Christian Herter war der Gegenkandidat, mit dem Harold Stassen versuchte, Nixon zu stürzen ("Dump Nixon Movement"). Im Auftrag von Howard Hughes schleuste Robert A. Maheu einen Undercoveragenten bei Stassen ein, dessen Aktion erfolgreich sabotiert werden konnte. Offenbar wurde Eisenhower mit bei Stassen platzierten Informationen dann erpresst, Nixon zu behalten. Chotiners Name tauchte nicht mehr auf, und Nixon stürzte sich mit den von Pater Cronin geschriebenen Reden in den von Howard Hughes mitfinanzierten Wahlkampf. Nixon wurde dem Milliardär von Adela Rogers St. John in den 40er Jahren vorgestellt. 1988 behauptet er, er hätte Hughes nie getroffen. Hughes schmiert nicht nur Nixon seit 1946, sondern auch andere Familienmitglieder, und benutzt das Pseudonym Mr. Thomas, wenn er den Vizepräsidenten anruft.

Howard Hughes setzte sich nach Las Vegas ab und zog dort während drei Jahren von einer Hotelsuite zur anderen, bis er 1953 in einem 5 Zimmer-Bungalow des Desert Inn blieb, begleitet von einer fast endlosen Folge von One-Night-Stands. Als Jean Peters am 29.5.54 den Ölhändler Stuart Cramer III heiratete, fasste Maheu den ersten Job von Hughes, um möglichst viel Dreck über Cramer aufzudecken. Maheu fand heraus, dass der reiche Texaner über Lockheed mit der CIA verhängt ist. Nach kurzer Zeit verlässt Peters Cramer, der 1959 Terry Moore heiratet. Hughes verspricht aber auch Kathryn Grayson, Susan Hayward, Yvonne Shubert die Heirat und organisiert 1956 eine parallele Silvesternacht mit Peters, Hayward und Shubert. Maheu beschattete in der Folge Dutzende von Starletts Hollywoods, die Hughes als seinen Besitz ansah. Im Weiteren überprüfte er die Loyalität von Angestellten und fand Abhöranlagen in den Büros.

Das IRS untersuchte Maheu im Gegenzug, weil die Steuerprüfer entdeckten, dass er seine Rechnungen an die Hughes Tool Company kodiert verfasste. Maheu hat in Las Vegas Geschäftskontakte mit der Mafia und trifft sich mit John Roselli, schmiert FBI-Beamte und Politiker in Washington, um an Militäraufträge für Hughes zu kommen. Die Hughes Aircraft konzentrierte sich schon früh auf Militärelektronik und entwickelte mit der Falcon die erste Radarsuchrakete. Auch die CIA gehört mit Aufträgen von insgesamt $7 Mia. zu den Grosskunden der Firma, die 1953 dank dem Koreakrieg, dem Bau von Spionagesatelliten und guten Wissenschaftlern nach 18 Jahren erstmals schwarze Zahlen schreiben und einen Gewinn von $5,3 Mio. erzielen konnte. Allerdings entstanden Probleme, weil Kaderleute auch in Aktien ausbezahlt werden wollten, um Steuern zu umgehen, und Hughes auf dem Alleinbesitz bestand. Zudem setzte ihn die Luftwaffe nach FBI-Berichten, wonach er nicht mehr in der Lage sei, die Waffenfabrik zu führen, unter Druck.

Im Dezember 1953 gründete er das Howard Hughes Medical Institute als wohltätige Stiftung, und überschrieb die Patente und Aktien seiner Firmen der steuerfreien Stiftung. Nur ein Prozent der $3,6 Mio. Gewinn von 1954 floss tatsächlich in medizinische Forschung. Ende 1955 entschied das Steueramt, dass der steuerfreie Status nicht angebracht sei, ändert aber völlig überraschend seine Meinung im März 1957, obwohl ein entsprechendes Gesuch zuvor zweimal abgelehnt worden war. Nachdem Hughes am 20.8.55 erfolglos versuchte, FBI-Direktor Hoover zu schmieren, zahlte er im Dezember Vizepräsident Nixon $205'000, was einem heutigen Betrag von über $1,25 Mio. entspricht. Einen Monat danach kauft sich Nixon eine 16-Zimmer-Villa für $75'000. Als der Deal auffliegt, wird behauptet, Hughes habe Donald Nixon einen Kredit für seine defizitäre "Nixonburgers"-Kette gewährt, die aber nur zwei Wochen nach dem angeblichen Kredit Konkurs geht. Da die Hughes Medical Alleinbesitzerin der Hughes Aircraft ist, über die Hughes alle möglichen Geschäfte abwickelt, wird dank Nixon sein ganzes Wirtschaftsimperium praktisch steuerfrei. Er selbst versteuert ein Einkommen von nicht einmal $20'000.

Einen Monat nach der Zahlung erlaubt das Civil Aeronautic Boards der TWA die Aufnahme eines riesigen Kredits, erteilt ihr Lizenzen zu neuen In- und Auslandrouten und eine Flugpreiserhöhung. Hughes hat seit 1939 laufend Aktien der Trans World Airways gekauft, mit der Idee, seine eigenen Flugzeuge der TWA zu verkaufen, und besitzt 78% der Firma. 1956 versuchte er, der TWA 63 zu entwickelnde Jets der Hughes Aircraft zu verscherbeln. Um gegenüber der Konkurrenz nicht in Rückstand zu geraten, bestellte er aber in einer überstürzten Aktion für $487 Mio. 188 Boeing 707 und 30 Convair 880, was die Finanzmöglichkeiten der Fluglinie bei weitem übersteigt. Anstatt weitere Finanzierungen mit den Banken zu verhandeln, verschwindet Hughes nach der heimlichen Hochzeit mit Jean Peters am 12.1.57 von der Bildfläche, weil seine absolute Kontrolle über die TWA beschränkt worden wäre. Sein Entschluss zur Heirat mit der Schauspielerin erfolgt aus Angst, wegen seiner fortschreitenden Neurosyphilis in einer Klinik zu landen, wozu die Ehefrau die Einwilligung erteilen müsste. Die in der Presse kursierenden Spekulationen über die Heirat tut Hughes gegenüber der 17jährigen Shubert als Gerüchte ab und verspricht ihr die Heirat, bis sie schwanger wird. Als sich Shubert 1959 aus dem goldenen Käfig löst und sich ihr neuer Freund Johnny Rand bei einem Unfall offenbar selbst erschiesst, gratuliert Hughes, Maheu sei besser, als er gedacht hätte. Hughes verbarrikadiert sich im Dezember 1957 im Filmprojektionsraum eines Produzenten in Hollywood, wo er nackt Filme schaut und telefoniert. Nach drei Monaten informiert er seine Frau, er sei krank und werde in einem medizinischen Zentrum behandelt.

Finanzinvestoren setzen einen ehemaligen FBI-Agenten und eine Horde von Detektiven ein, um ihm eine Gerichtsvorladung zu überbringen, worauf Maheu mit einigen CIA-Agenten eine "Gegenspionageaktion" organisiert. Viele falsche Tipps werden den Detektiven gegeben und ein Doppelgänger von Hughes wird engagiert, um sie zu irritieren. Es gibt daraufhin Vermutungen, dass Hughes gekidnappt worden sei, um sein Imperium zu übernehmen. Tatsächlich ist Maheu nach der Intrige der Bediensteten, alles Mormonen, gegen Noah Dietrich und dessen Weggang der letzte Aussenkontakt. Der Chef der Mormonentruppe, Frank William Gay, überwacht im Hauptsitz der Hughes Productions in Hollywood die Koordination der Geschäfte, die Kommunikation mit den Geschäftspartnern und die Klassifikation der Dokumente in "secret", "confidential" oder "restricted". Schliesslich zieht Hughes nach vier Monaten zurück in das Beverly Hills Hotel, umgeben von seinem Stab aus Mormonen, die seine Phobie vor Bakterien und Staub noch fördern. Auf Anweisung von Hughes wird ein Manual mit detaillierten Anweisungen und religiösen Referenzen geschrieben, wie seine Helfer beispielsweise einkaufen oder eine Büchse öffnen müssen. Alle Gegenstände, mit denen Hughes in Berührung kommt, müssen desinfiziert und mit Kleenex überreicht werden.

Nachdem Hughes die Miss Universe-Wahlen im Fernsehen gesehen hat und vor allem von Miss Belgien angetan ist, weist Hughes Chouinard und Maheu an, einige der Mädchen in die USA zu importieren. 6 oder 7 werden unter dem Cover einer Filmgesellschaft eingeflogen, in Appartements einquartiert und mit dem üblichen Programm versorgt. Bis auf Carolyne Lecerf verlassen aufgrund der Überwachung alle wieder die USA innerhalb einer Woche, und die Mutter der Miss Belgien, deren Briefe abgefangen werden, schaltet die belgische Botschaft und diese das FBI ein. Nachdem sie in einem Interview von der Tortur ihrer Gefangenschaft erzählte, kehrt sie nach einem halben Jahr zurück, ohne ein versprochenes Treffen mit dem Milliardär.

Quellen: Drosnin, Giancana: 341, Best: 50-53, 84, Brown/ Broeske: 275-322, Summers (2000): 134, 145-159.


1957 Robert Kennedy gegen die Teamster-Gewerkschaft top

Kurz nachdem im "Hotel des Palmes" in Palermo die Spitzen der sizilianischen und amerikanischen Mafia zusammengekommen waren, um ein Abkommen über die Koordination im Drogengeschäft zu schliessen, kommt es zur ersten grossen Kongressuntersuchung gegen die Geschäfte der Mafia in den USA. An Weihnachten 1956 hatten Joe und Robert Kennedy ihren schlimmsten Streit, weil Bobby als Rechtsberater im McClellan-Ausschuss zur Untersuchung der Gewerkschaften und ihrer Verbindungen zum Organisierten Verbrechen mitarbeiten will, was sein Vater ihm verbietet. Bisher immer folgsam, zurückgezogen und strenggläubig, verheiratet und Vater von 5 Kindern, trotzt der 33jährige das erste Mal dem Willen seines Vaters, der sogar seinen Freund Richter William O. Douglas von obersten Gerichtshof einschaltet, um Bobby von der Mitarbeit abzuhalten.
Nach seinem Studium begann Bobby 1951 für die Internal Security Division des Justizministeriums nach sowjetischen Spionen zu suchen und sammelte in der Kommission von McCarthy als Kommunistenjäger weitere Erfahrungen. John McClellan wurde der neue Vorsitzende des Senate Investigations Subcommittee, das zunächst weiter gegen Kommunisten aktiv ist, bis die Tranport-Gewerkschaft 1956 zum Thema wurde. Mit 1,7 Mio. Mitgliedern sind die Brotherhood of Teamsters die grösste, reichste und aggressivste Gewerkschaft, die das Land jederzeit lahmlegen könnte.

Am 30.1.57 wird der Senatsausschuss unter dem Vorsitz von Senator John L. McClellan geschaffen, und für die nächsten 30 Monate werden sich RFK, Chef-Rechtsberater der Kommission und treibende Kraft der Untersuchung, und auch JFK als Mobjäger profilieren. Bobby findet heraus, dass Teamster-Präsident Dave Beck mit Geldern der Gewerkschaft ein Haus baute, und es nach zwei Jahren der Gewerkschaft für $163'000 wieder verkaufte. Im Mittelpunkt steht der $370'000-Diebstahl des Gewerkschaftsführers aus der Teamster-Pensionskassen und Steuerhinterziehung, für welche dieser 1957 ins Gefängnis geht, aber von Gerald Ford 1975 vollumfänglich rehabilitiert wird. Auch dessen Nachfolger Jimmy Hoffa (Präsident von 1957-71) sowie Joey Glimco von Chicago werden unter die Lupe genommen.

James Riddle Hoffa wurde 1913 geboren und zog mit seiner Mutter nach dem Tod des Vaters 1920 nach Detroit. Nachdem er bereits mit 19 Jahren seinen ersten Sieg in der Gewerkschaftsbewegung davontrug, kam Hoffa anfangs der 30er Jahre über seine Geliebte Sylvia Pagano, die mit Frank Coppola ein Verhältnis hatte und die Mutter von Chuck O'Brien ist, in Kontakt mit dem Organisierten Verbrechen, das über die Jahre zu einer unverzichtbaren Basis seiner Karriere an die Spitze der Teamsters wird. Hoffa assoziiert sich mit Coppola und Santo Perrone, der im Gegensatz zu anderen Firmenerpressern zuerst die Bomben zündet und danach das Geld verlangt. 1936 wegen Mobaktivitäten bei den Docks gefeuert, stellte ihn die Transportgewerkschaft als Organisator ein. 1941 kam es in Detroit zu einem Machtkampf zwischen dem Congress of Industrial Organizations und den AFL Teamsters, für die sich Hoffa als mit Ketten bewaffneter Schläger profilierte, zusammen mit seinem späteren Bodyguard Rolland McMaster. Mit Hilfe des Justizministeriums gelang es ihm auch, die linke Konkurrenzgewerkschaft CIO in Minneapolis zu besiegen.

Über Perrone begann Hoffas Verbindung mit Paul Dorfman, Präsident der mafiadominierten Waste Handlers Union Chicagos seit der Ermordung seines Vorgängers 1939, bei der Jack Ruby eine Rolle spielte. 1949 schuf Hoffa die Michigan Conference of Teamsters Welfare Fund, und Vater und Sohn Dorfman gründeten die Union Casualty Agency für die Geldtransaktionen. Diese Kassen entwickelten sich zu einer eigentlichen Mafia-Bank. Hoffa schützt Deals der Gangster, die die Gewerkschaft als Deckmantel benutzen können. Die Mobster sorgen im Gegenzug mit effizienten Methoden dafür, dass die Arbeiter den Befehlen folgen, wie bei den Wäschefahrern von Teamsters Local 285 mit Morris Dalitz. Wenn eine Firma den Schutz von Hoffas Gewerkschaft ablehnt, zündet Frank Kierdorf eine Bombe. Zudem stellt Hoffa Gelder der Pensionskassen zur Verfügung, die vorwiegend in Las Vegas und Grundstückhandel investiert werden.

Vermutlich ist es Hoffa, der die Mafiosi Russell Bufalino, Salvatore Granello, John LaRocca, Gabriel Mannarino und James Plumeri überzeugt, mit der CIA zu kooperieren. Diese Mobster sind alle mit den Teamstern verknüpft, haben Kasinoinvestitionen in Havanna und sind in den Drogenhandel verwickelt. Die Kommission findet auch heraus, dass Hoffa eng mit Tony "Ducks" Corallo und Johnny Dioguardi zusammenarbeitet, die New Yorks Flughafen für Tommy Lucchese ausbeuten. Dank Paul Dorfman wurde "Dio" Dioguardi Direktor der New York United Auto Workers Union, AFL. Ein Journalist der Hearst begann, über Dioguardis Verflechtungen zu schreiben und erblindete, weil ihm Säure ins Gesicht gespritzt wurde. Nachdem der Säureattentäter erfahren hatte, dass sein Opfer eine bedeutende Person war, verlangte er statt $500 plötzlich $50'000, worauf er vier Kugeln in den Hinterkopf erhielt. Die Aufklärung von Dioguardis Fall musste aufgegeben werden, weil alle potenziellen Augenzeugen es vorzogen zu schweigen.

Nach der Übernahme des Präsidiums stellt Hoffa Robert Maheu an, der mit dem Teamster-und CIA-Anwalt Edward Bennett Williams das Büro teilt. Über Williams lernte Maheu seinen Freund Johnny Roselli kennen. Ebenfalls 1957 gründet Hoffa mithilfe von McMaster und David Yaras das Teamsters Local 320 in Miami, in dem Santos Trafficante ein Büro bezieht. Im Jahr darauf übernehmen die Teamster die Kontrolle der Miami National Bank. Der gewalttätige McMaster ist auch der Verbindungsmann zu Genoveses Mafiafamilie in New York. Genoveses Capo Anthony Provenzano ist der Chef des New Jersey Local 560 und wird 1959 zum Präsidenten des 100'000 Mitglieder zählenden New Jersey Joint Council 73 gewählt, womit er 10% aller Teamsters kontrolliert. "Tony Pro" bekämpft in erster Linie Gewerkschaftsreformer, von denen viele umgebracht werden. Hoffa macht ihn zum Vizepräsidenten der International Teamsters. Hoffas Macht wird von der McClellan-Kommission als gefährlich für das ganze Land eingeschätzt.

Insgesamt arbeiten über 100 Anwälte an dieser Untersuchung mit, 1500 Zeugen werden befragt in über 500 öffentlichen Hearings, die 20'432 Protokollseiten füllen. Während den Untersuchungen in den verschiedenen Städten befreundet sich RFK mit Polizeichef William Parker und Captain James Hamilton, in dessen LAPD Intelligence Division er sein Büro in Los Angeles einrichtet. Eisenhower unterstützt die McClellan-Kommission nicht, aber er behindert sie wenigstens nicht, wie das bei der Kefauver-Untersuchung durch Roosevelt der Fall war. Hoffa versucht, den Anwalt John Cheasty als Spion in der Kommission zu kaufen, der in Absprache mit Bobby beschliesst, als Doppelagent zu funktionieren. Hoffa übergibt Cheasty $200'000 unter FBI-Beobachtung, und trotzdem verliert RFK den Bestechungsprozess gegen Hoffas Anwalt Edward Bennett Williams. RFK will seine Niederlage rächen und erklärt "diesen Hurensohn Jimmy Hoffa" zum wichtigsten Feind, als er das Justizministerium übernimmt.

Mafiabosse wie Carlos Marcello und Sam Giancana, die mit Hoffa zusammenarbeiten, werden von der McClellan-Kommission befragt. Anwalt Aaron Kohn informiert RFK ausführlich über seine Untersuchungsergebnisse über Marcello und sagt vor dem Ausschuss auch gegen ihn aus. Beim Verhör am 24.3.59 verweigert Marcello die Aussage auf alle Fragen von RFK und der Senatoren. Giancana benutzt vor dem McClellan-Ausschuss 34 Mal den 5. Zusatzartikel. Robert Kennedy macht ihn während des Verhörs lächerlich, was in der Presse Aufmerksamkeit erregt. Trotz den Ermittlungen seiner Söhne lässt Joe Kennedy über Murray Humphreys Giancana mitteilen, er habe die Situation im Griff. JFK sagt einmal während der Hearings: "Wir haben nur eine Regel hier: Wenn sie Gauner sind, verwunden wir sie nicht, wir bringen sie um." Und RFK meint: "Wenn wir das Organisierte Verbrechen nicht auf nationaler Ebene mit ihnen ebenbürtigen Waffen und Techniken angreifen, werden sie uns zerstören." Giancana fühlt sich von Joe Kennedy verraten, obwohl dieser sagt, es handle sich nur um ein politisches Spiel, was Humphreys und Sinatra offenbar glauben.

Zudem hat Giancana andere Schwierigkeiten: Leon Marcus, ein korrupter Bankier, wird am 31.3.57 wegen Veruntreuung von Geldern seiner Southmoor-Bank in Chicago angeklagt. Um einen Freispruch zu erzwingen, will er Giancana mithilfe kompromittierender Dokumente mithineinziehen und erpressen. Sal Moretti, ehemaliger Polizist und Soldat von Lieutnant Willie Patate, soll Marcus erschiessen und die belastenden Unterlagen entwenden. Er macht jedoch den Fehler, die belastende Quittung über eine Zahlung von $100'000 im Zusammenhang mit dem Motel Thunderbolt zu vergessen. Willie Patate foltert Moretti daraufhin grausamst zu Tode, was jedoch trotz der Publizität nicht zu einer Anklage führt. Giancana wird daraufhin aber wegen 67 Glücksspielvergehen im Wagon Wheel angeklagt, die ins Jahr 1951 zurückgehen.

Giancana kauft 1958 mit Geldern der Pensions- und Gewerkschaftskassen der Teamsters das Stardust auf. Gus Greenbaum, der von den $15 Mio. Gewinn des Flamingos in Las Vegas $9 Mio. für sich abzweigt, um zu spielen, und seine Frau werden im Dezember 1958 auf Befehl Giancanas und Lanskys zu Tode gefoltert. Las Vegas ist eine der einträglichsten Quellen geworden und bleibt es bis Ende der 70er Jahre. Insgesamt verdient Giancana $4 Mio. monatlich, steuerfrei.

Murray Chotiner, der für Earl Warren und Richard Nixon arbeitet, muss wegen seiner Mafiaklienten aussagen. Er verteidigte zusammen mit seinem Bruder Jack 249 Mafialeute vor Gericht, was Richard Nixon nicht hindern wird, ihn zu seinem Spezialberater zu ernennen. Carmine Bellino deckte 1956 einen Korruptionsfall bei Uniform-Aufträgen auf, in den Chotiner verwickelt ist. Dieser versucht alles, um nicht vor dem Komitee aussagen zu müssen, und wird schliesslich von Joe McCarthy gedeckt. Auch Jack Ruby hätte eigentlich vor dem Kongress aussagen sollen, aber Vizepräsident Nixon kann dies verhindern, indem er gegenüber dem FBI aussagt, Ruby arbeite für ihn unter seinem richtigen Namen. Laut neuen FBI-Dokumenten arbeitete Ruby seit 1947 als "spy & hit man" tatsächlich für Nixon. Ruby wird in einem FBI-Bericht von 1956 im Zusammenhang mit Drogenschmuggel zwischen Mexico, Texas und dem Osten erwähnt. Ruby schmuggelt Drogen mit James Breen, lebt von Zuhälterei und Glückspielen, die er mit Harry Hall betreibt. Ruby ist mit mehreren Polizisten wie Leutnant Ellis Joseph und sogar mit Dallas-Polizeichef Jesse Curry befreundet. Bis 1958 haben die Mobster von Dallas die American Guild of Variety Artists (AGVA), die neben den Schauspielern auch die Stripperinnen vertritt, unter ihrer Kontrolle, um zu verhindern, dass es erneut zu Verurteilungen wie der von Rubys Geschäftspartner Joe Bonds 1954 wegen "Weisser Sklaverei" kommt. James Henry Dolan, ein Vertrauter von Marcello, Pecora, Ruby und Tafficante, wird an die Spitze der AGVA gesetzt.

Quellen: Giancana: 227-229, 238-240, 273, Davis (1988): 81-86, 406, (1994): 110, Marrs: 171f, Weberman (27): 14ff, Hersh: 134, Scott (1993): 233, Pease (1995), Sylwester: 3-7, Kangas: 3, Best: 11-14, 41, Groden/ Livingstone: 317f, Summers (2000): 51ff, Collier/ Horowitz: 269-293, Anson: 314-321, Carey/ Olgiatti.


1957 Mafiakrieg in New York top

Albert Anastasia, seit 1951 Chef der Mangano-Familie, wird im Coiffeursalon des Sheraton Hotel am 25.10.57 auf Befehl von Joseph Profaci erschossen. Anastasia war der reichste der Bosse New Yorks, wobei seine Geldgier und der völlig unnötige, durch Frederico Tenuto ausgeführte Mord an Arnold Schuster die anderen Bosse glauben liess, Anastasia verliere den Verstand. Schusters Aussagen führten zur Verhaftung des Bankräubers Willie Sutton, worauf Schuster von den Zeitungen zu einem Helden stilisiert wurde. Anastasia setzte sich im Zusammenhang mit dem neuen Havanna Hilton auch in Konkurrenz zu Lansky und bot Trafficante an, mit ihm Lanskys Geschäfte zu übernehmen. Zudem kursierten Gerüchte, Anastasia verkaufe die Mitgliedschaft zur Cosa Nostra für jeweils $50'000.

1956 wurde Anastasias Unterboss Joe Adonis vom INS nach Italien abgeschoben. Kurz danach berief Vito Genovese ein Meeting der Kommission ein und erklärte, Frank Costello müsse neutralisiert werden. Genovese begann nach der Freilassung Costellos aus dem Gefängnis am 29.10.53 gegen den Anastasia-Verbündeten zu plotten, indem er Costellos Publizität kritisierte. Costello wurde aus der Kommission ausgeschlossen, wonach ihm Meyer Lansky als Entschädigung ein Teil des Tropicana Casinos abtrat. Während Costello im Gefängnis sass, ermittelten die Behörden weiter gegen ihn und konnten wegen einer Zahlung von $4888 seiner Frau einen neuen Prozess wegen Vertuschung seines Einkommens gegen ihn aufziehen, weshalb er zu weiteren fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Da der Anwalt Edward Bennett Williams beweisen kann, dass die Verurteilung nur durch illegale Abhörung erreicht werden konnte, wird Costello 1957 wieder auf freien Fuss gesetzt. Costello führt daraufhin trotz seinem Ausschluss seine Geschäfte weiter, weshalb Genovese ohne Warnung zuschlägt: Der Schütze Vincent Gigante verletzt ihn am 2.5.57 aber lediglich und lässt sich zudem von der Polizei erwischen. Da Costello aussagt, er habe Gigante noch nie gesehen, kommt dieser allerdings wieder frei. Die Polizei entdeckt bei Costello $800 Bargeld und eine Quittung von $651'254, die Einnahmen des Casinos Tropicana in Las Vegas vom 27. April, wofür er zu weiteren vier Jahren Zuchthaus verurteilt wird. Anastasia verbarrikadiert sich danach in seinem Landhaus, worauf sein Underboss Frank Scalise von Jimmy Squillante erschossen wird.

Anastasia erklärt daraufhin, er werde die Schüsse auf Costello und Scalise rächen. Genovese kann Carlo Gambino, den verbleibenden Leutnant von Anastasia, nun überzeugen, dass Anastasia für die Mafia gefährlich werde. Genovese versichert Gambino seine Unterstützung in der Kommission, worauf dieser Joe Profaci einschaltet. Dieser gibt den Kontrakt an die wildesten seiner Killer weiter: die Brüder Crazy Joe, Louie und Kid the Blast Gallo, die Anastasia umbringen, nachdem dieser noch am Vortag mit Trafficante gegessen hat, um über die vermeintliche Übernahme eines Casinos zu diskutieren. Laut Pfletschinger und Weymar steckt Meyer Lansky hinter der Ermordung Anastasias, weil dieser sich ebenfalls auf Kuba einnisten will.

Nahezu 100 Mafiosi und Verbündete aus 15 Staaten treffen sich am 14.10.57 auf Einladung von Vito Genovese auf dem Landgut von Joseph Barbera bei Apalachin. Angeblich wollte Genovese das Treffen zuerst in Chicago durchführen, ging dann aber auf den Vorschlag des Mafiabosses von Buffalo, Stefano Magaddino, ein. Die Mobster trafen sich seit 1931 alle 5 Jahre, das letzte Mal 1956 ebenfalls bei Barbera, wo Joe Zerilli und Angelo Bruno in die Kommission aufgenommen wurden, die aus 9 Mitgliedern besteht. Aber die auftretenden Probleme erfordern ein vorgezogenes Treffen: Die Bosse wollen die Rivalitäten in den New Yorker Familien, die nach 20 stabilen Jahren auftraten, beenden und verlangen eine Erklärung für die Attentate gegen Costello, Scalise und Anastasia. Der 2. Punkt betrifft die Mitgliedschaftsbedingungen: Die von Anastasia eingekauften Mitglieder sollen wieder ausgeschlossen werden. 3. Einige Mafiabosse wollen nicht ins Drogengeschäft einsteigen, das sie als unmoralisch oder als zu gefährlich beurteilen. Am 1.7.57 wurde der Narcotic Control Act in Kraft gesetzt, der Drogenhandel zu einem Bundesvergehen macht, was die Strafverfolgung vereinfacht. Als 4. Punkt stehen Gewerkschaftsprobleme in New York und Pennsylvania auf der Traktandenliste. Der 5. und für Vito Genovese wichtigste Punkt ist, sich zum Boss der Bosse krönen zu lassen.

Aus New York kommen Vito Genovese, Tommy Lucchese, Joe Bonanno, Carmine Galante, Joseph Magliocco, Carlo Gambino, Carmine Lombardozzi, Joseph Profaci und John Bonaventre. Aus New Jersey sind Gerardo Catena, Joseph Ida und Frank Majuri dabei. Frank de Simone aus Kalifornien, Joseph Civello aus Dallas, James Colletti aus Colorado, John Scalish aus Cleveland, John Montana aus Buffalo, Santo Trafficante jr. aus Havanna, Anthony Magaddino aus Niagara Falls, Russell Bufalino aus Pittston (Pennsylvania), der Bruder des Bosses von New Orleans, Joseph Marcello, und Sam Giancana aus Chicago sind ebenfalls dabei. Von den Konferenzteilnehmern haben 22 mit Gewerkschaften zu tun. Dazu gehören James La Duca, der Chef der Hotel- und Restaurant-Gewerkschaft in Buffalo, John Scalish und Louis "Babe" Triscaro von den Teamsters und 4 Vertreter der New Yorker Bauarbeitergewerkschaft.

Der 5. Punkt kann wegen dem Erscheinen der Polizei nicht mehr in Angriff genommen werden. Laut Barbera reduzierte er kurz zuvor seine Schmiergeldzahlungen, weil ihm die Polizei zu gierig geworden sei, weshalb sie ihm Ärger machen wollen. Laut Sergant Edgar D. Crosswell, der den Einsatz leitet, wird das Mafiatreffen entdeckt, weil Joseph Barbera jr. in einem lokalen Motel Reservationen für unbekannte Gäste machte, was er zufällig hörte. Zudem seien die vielen schwarzen Limousinen mit ausserstaatlichen Nummernschildern aufgefallen.
Die Polizisten schreiben die Autonummern auf und errichten eine Strassensperre, um die Besucher zu überprüfen. 58 der Flüchtenden, die zusammen $300'000 Bargeld auf sich tragen, werden identifiziert. Sam Giancana und Carmine "the Cigar" Galante können durch den Wald entkommen. Interessanterweise fehlen Carlos Marcello, Frank Costello und Meyer Lansky am Treffen, und Giancana und Galante laufen nicht in die Falle. Vermutlich hat Costello, den Genovese umzubringen versucht hatte, mit einem Tip an die New York State Police die Machtübernahme Genovese sabotiert, wenn auch zum hohen Preis, dass das Meeting die Aufmerksamkeit von Justizdepartement und Öffentlichkeit auf sich zieht.

Gleich nach dem Fiasko beruft Vito Genovese ein Meeting der New Yorker Familien ein, um die hängigen Punkte zu bereinigen: Der Drogenhandel wird wegen dem neuen Narcotics Control Act verboten. Jedes Mitglied, das beim Drogenhandel erwischt wird, soll sofort umgebracht werden. Die neuen Mitglieder, die für ihre Initiation bezahlt haben, werden ausgeschlossen. Bedrohen unabhängige Gewerkschaften die Interessen der kontrollierten Arbeiter, werden die Führer gewarnt und bei Nichtreagieren exekutiert. Carlo Gambino wird von Genovese zum neuen Oberhaupt der Mangano-Familie gekrönt und in die Kommission aufgenommen. Don Carlo ernennt Joe Biondo, seinen Bruder Paul Gambino und seinen Cousin Paul Castellano zu seinen Underbossen und Joe Riccobono zu seinem Berater. Gambino lässt die Anastasia-Loyalen "Johnny Roberts" Robilotto und Armand "Tommy" Rava erschiessen und beginnt, seinen Förderer zu ruinieren.

Obwohl Genovese den Drogenhandel verboten hat, nimmt er sich selbst von diesem Verbot aus. Gambino, Giancana und Lansky beschliessen, den machthungrigen Genovese damit auszuschalten. Gambino offeriert dem puerto-ricanischen Kriminellen Nelson Cantellops, der für Giancana und Lansky arbeitete und wegen Drogenhandels im Gefängnis von Sing Sing sitzt, $100'000 für seine Aussagen gegen Genovese. Das FBN von New York lässt sich darauf ein, Cantellops die Reststrafe zu erlassen, wenn dieser vor Gericht aussagt. Genovese und 24 seiner Leute, darunter Carmine Galante und Joseph Valachi, werden 1958 wegen Verstössen gegen das neue Drogengesetz verhaftet. Aufgrund der Aussagen des Starzeugen Cantellops über grosse Drogendeals werden alle Angeklagten verurteilt. Genovese, zu 15 Jahren Gefängnis verdonnert, stirbt 10 Jahre später in Haft. Galante landet im Lewisberg Penitentiary in gleichen Zellenblock wie Jimmy Hoffa, wo er Vincente Teresa verspricht, er werde Carlo Gambino mitten auf den Times Square scheissen lassen.

Das Apalachin-Treffen der Mafia beweist dem McClellan-Ausschuss, dass ein nationales Verbrecher-Syndikat existiert. Diese Bestätigung ist für J. Edgar Hoover äusserst peinlich, hat er doch immer behauptet, es gebe keine interstaatlich tätige Mafia, und sich über Kefauver, Kennedy und McClellan lustig gemacht. Da es offensichtlich nicht nur lokal aktive Gangster gibt, kann er die Zuständigkeit des FBI nicht mehr bestreiten. Am 27.11.57 startet er das Programm TOP HOODLUM gegen das organisierte Verbrechen und benutzt den Begriff LCN (La Cosa Nostra von Maranzano), um den Eindruck zu erwecken, er sei besser informiert als alle anderen. LCN tönt weit weniger gefährlich als "Organisiertes Verbrechen" oder "Mafia". Die Mobster bezeichnen ihre Organisation oft anders: "the Office" in New England, "the Arm" in Buffalo oder "the Outfit" in Chicago.
Während zwei Jahren sammelt das FBI nun Informationen über das organisierte Verbrechen. Der von Vizedirektor William Sullivan und seinem Assistenten Charles Peck geschriebene Report wird in 25 nummerierten Exemplaren gedruckt und an Spitzenbeamte verteilt. Nachdem Hoover sein Exemplar gelesen hat, ordnet er den Rückzug aller Kopien an und lässt sie vernichten. Zudem behindert er massiv die Arbeit der Special Group on Organized Crime, geleitet von Richard Ogilvie und Milton Wessel, welche auf Initiative Eisenhowers als Reaktion auf das Apalachin-Treffen gebildet wird. Schliesslich werden 27 Teilnehmer des Treffens wegen Behinderung der Justiz angeklagt und 20 verurteilt.

Quellen: Meurice, Davis (1994): 70-96, Delorme: 63-68, 117f, 147-153, Giancana: 244-247, Best: 8f, Summers (1993): 246f, Cran, Holenstein: 53, Bartholomew: 59.


1957 Lewis Rosenstiel top

Louis B. Nichols wechselt vom FBI zu Lewis Solon Rosenstiel, Costello-Verbündeter aus dem Alkoholgeschäft mit Beziehungen zu Meyer Lansky, Angelo Bruno und Hoover, der ab und zu in Rosenstiels Flugzeug fliegt. Rosenstiel kaufte 25'000 Exemplare von Hoovers Buch "Masters of Deceit" und verschenkte sie an Schulen, zahlt in den 60er Jahren mehr als $1 Mio. an die J. Edgar Hoover Foundation, zu der auch namhafte Mafiosi beisteuern, und begleicht Hoovers Wetteinsätze an Pferderennen. Als Gegenleistung hilft Hoover bei verhafteten Verbündeten. Rosenstiel entwickelt sich zum wichtigsten Verbindungsmann zwischen Hoover und Lansky. Rosenstiel ist bisexuell und hat ein Verhältnis mit Roy Cohn, dem ehemaligen Assistenten Joe McCarthys. Die beiden organisieren seit 1948 Sexparties für Hoover, der sich als Frau verkleidet mit jungen Männern im Plaza Hotel oder in Rosenstiels Haus, in dem Zimmer abgehört werden können, trifft.

Mithilfe von Nichols und Cohn schmiert Rosenstiel Lyndon Johnson und den Vorsitzenden der Justizkommission Emanuel Celler und macht Druck auf den Kongress, der daraufhin die geplante Steuer auf gelagerten Alkohol aufhebt. Vermutlich wäre er ohne diese Einsparung von $40-50 Mio. Konkurs gegangen. Rosenstiel finanziert ebenfalls Alfred Kohlbergs American Jewish League Against Communism.
Johnson ist ein gemeinsamer Freund von Edwin Weisl, dem Rechtsberater des Senate Space Committee, und von General John B. Medaris, dem Chef des Army Space Programms. Medaris arbeitet mit Wernher von Braun und gehört mit Roy Cohn und Mafiaboss Joe Bonanno zur Spitze der Lionel Corporation, die 90% ihres Umsatzes mit Elektronik für Raumfahrt und Rüstung macht. Medaris ist zudem Direktor einer Bodenspekulationsfirma von Bobby Baker und George Smathers. Von Braun wird nach dem Sputnik-Schock zu einem Rocket-Star der Technokraten, wozu ein Film gedreht wird, der seine Nazivergangenheit und das V2-Raketenprogramm auf sein Technikinteresse reduziert. Bonanno ist während Jahren ein persönlicher Informant Hoovers und arbeitet eng mit Louis Mortimer Bloomfield und der Bank of World Commerce zusammen. Die BWC gehört der Allied Empire, den Gamblern Irving Devine, Clifford Jones, Edward Levinson, M.A. Riddle, B.E. Seigelbaum, der Sav-Way Investment Company und dem Präsidenten John Pullman. Devine, Seigelbaum und Pullman arbeiten mit dem Schweizer Sylvain Ferdmann, um Gelder für Meyer Lanksy zu waschen, unter anderem bei der Schweizerischen Kreditanstalt (heute CS). Ferdmann gründet die Atlas Bank auf den Bahamas für die SKAndalbank.

Quellen: Summers (1993): 247-259, Scott (1993): 211, Cran, Torbitt: 10-13, Hübner/ Sperling.


1958 Präsidentschaftskampagnen top

Seit zwei Jahren arbeitet Joe Kennedy daran, die Präsidentschaftskampagne von Jack vorzubereiten, indem er alte Kontakte des Roosevelt -Wahlkampfs von 1932 reaktivierte und viele wichtige Demokraten einzeln auf seine Seite brachte. John Kennedy wurde mit 73,6% der Stimmen als Senator wiedergewählt, mithilfe von Mafia-Leuten, die andere Kandidaten einschleuste. Mit diesem Ergebnis ist JFK eindeutiger Präsidentschaftskandidat, und Frank Sinatra ist das wichtigste Bindeglied der Mafia zur Unterstützung der Wiederwahl. Zahlreiche Journalisten werden von Joe angeheuert, um Artikel und Bücher über die Kennedys zu schreiben. Kennedy selbst lässt Tausende von Exemplaren des Buches "Profiles in Courage" von 1956 kaufen, um es auf der Bestsellerliste zu halten. Joe gibt Millionen für Jack aus, dem ein schwieriger Kampf bevorsteht: er ist zu jung, katholisch, und die Reputation des Vaters schadet ihm, obwohl Joe sich nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigt.

Bei seinen Privatbesuchen in Havanna bekommt Jack Schwierigkeiten, weil er, neben den Bordellbesuchen, mit der Frau des italienischen Botschafters eine Affäre hat, weshalb der kubanische Geheimdienst einschreitet. Er hat auch eine Affäre mit seiner Sekretärin Pamela Turnure, die in der Wohnung oberhalb ihrer Vermieterin Florence M. Kater wohnt. Kater ist entsetzt über die nächtlichen Besuche und beginnt, gegen den unmoralischen Senator zu kämpfen. Obwohl Pamela in der Nähe eine neue Wohnung nimmt, fotografiert ihn Kater beim Verlassen des Hauses nachts um drei und schickt das Foto mit Begleitschreiben an 50 prominente Verleger, Kolumnisten und Politiker in Washington und New York. Auch das FBI bekommt ein Exemplar, worauf Hoover die Beziehung überwachen lässt. Der ehemalige Staatsanwalt James McInerney versucht Kater zu überzeugen, dass sie ihre Aktionen einstellen soll und droht, ihr Mann werde seine Stelle verlieren. Angeblich hätte sie das getan, wenn die Familie bereit gewesen wäre, ihr ein Bild von Amedeo Modigliani zu kaufen. Als die Nomination erfolgt, verstärkt Kater ihre Mission, und JFK ist sich kaum bewusst, mit wie viel Glück er einem Skandal entkommt. JFK verlässt sich auf seine Fähigkeit, in der Öffentlichkeit ein gutes Bild von sich abgeben zu können. Er betreibt eine Strategie des permanenten Wahlkampfes, weshalb die ersten Worte von Tochter Caroline "Flugzeug", "Auf Wiedersehen" und die Namen der wichtigsten Bundesstaaten der Vorwahlen sind.

Auch Richard Nixon will sich für die Präsidentschaftswahlen profilieren und unternimmt eine Lateinamerikatour, die ihn fast das Leben kostet. In Uruguay wird er als Kriegstreiber, Imperialist und Diktatorenfreund beschimpft, in Peru wird er mit Steinen beworfen, und in Venezuela kann die Armee nur knapp verhindern, dass sein durch eine Blockade gestoppter Wagen umgeworfen und angezündet wird. Der alarmierte Eisenhower schickt mit der Operation POOR RICHARD 1000 Marines, Fallschirmspringer, sechs Zerstörer, einen Kreuzer und ein Flugzeug nach Venezuela, die dann aber nicht benötigt werden. CIA-Stationschef Jacob Esterline hatte dem Vizepräsidenten dringend von diesem Besuch abgeraten. In den USA stellt sich Nixon als unerschrockener Kämpfer gegen die lateinamerikanischen Kommunisten dar.

Quellen: Hersh: 107, Posener: 78f, Fox: 331, Davis (1984): 185f, Gregory/ Speriglio: 264, Best: 19, Summers (1993): 305, (2000): 166-171, Collier/ Horowitz: 283-293, Cran, Lewens/ Wall.


1958 US-Interventionen top

In über 40 Ländern stellen die US-Geheimdienste paramilitärische Streitkräfte auf, allerdings nicht immer erfolgreich. Bis Mitte der 70er Jahre werden Waffen und Munition für $152 Mio. an Guerillas abgegeben, die nie einen Schuss abgeben. Es gibt manchen Fehlschlag wie in Südjemen, wo die CIA 1974 die progressive Regierung mit dem Aufbau einer Rebellenarmee in Saudi Arabien bekämpfen will.

In Indonesien organisiert die CIA auf Initiative von Frank Wisner und Nixon 1958 von Singapur aus die paramilitärische Unterstützung für 42'000 Rebellen auf den Philippinen für den Aufstand in Indonesien, da Achmed Sukarno den Kommunisten einen wachsenden Einfluss einräumt und sich China annähert. Sein Kapitalfehler war jedoch die Gründung der blockfreien Bewegung an der Bandung Konferenz 1955 zusammen mit Nehru aus Indien, Nasser aus Ägypten, Tito aus Jugoslawien und Nkrumah aus Ghana. Diese Bewegung bedroht den amerikanischen Hegemonieanspruch. Das Material wird mit der Civil Air Transport nach Indonesien gebracht. Selbst schwere B-26 Bomber der CAT mit Besatzung und Panzer werden den Rebellen für den Aufstand zur Verfügung gestellt. Nachdem eine Kirche bombardiert und der CIA-Pilot verhaftet wird, stoppt Dulles den Einsatz der CAT. Obwohl sofort Waffen im Wert von $1 Mio. und 18 Tonnen Reis Auslandhilfe als Entschädigung nach Indonesien geschickt werden, bleibt der Pilot vier Jahre lang in Gefangenschaft. Der Aufstand wird nach vier Monaten niedergeschlagen, und die Regierung gibt die Zahl der Opfer mit 3000 an.
Daraufhin soll Sukarno erpresst werden. Robert Maheu will die Schwäche des indonesischen Präsidenten für Frauen ausnützen, wozu Johnny Roselli Marilyn Monroe engagiert. Im Januar und im Juni 1959 kommt es zu Treffen, ebenso im April 1961, als Sukarno Los Angeles besucht. Marilyn macht bei der Köderung Sukarnos freiwillig mit, weil ihr der Kontakt mit den Mächtigen der Welt schmeichelt. Im September 1959 organisiert Frank Sinatra, der als Zeremonienmeister der Fox fungierte, eine Einladung Marilyns zu einem Dinner mit Nikita Chruschtschow, mit derselben Absicht. Aber MM beschreibt den sowjetischen Machthaber als fetten, hässlichen und knurrenden Mann mit Warzen im Gesicht und ist froh, ihn nicht küssen zu müssen.
Um Sukarno weiter unter Druck setzen zu können, lässt die CIA den Pornofilm Happy Days mit einem Schauspieler drehen, der ihm ähnlich sieht. Maheu ist Make-up- und Kameramann und Direktor des Filmes, der Sukarno im Bett mit einer blonden KGB-Spionin zeigen soll. Erst im Oktober 1965 gelingt der Putsch gegen Sukarno durch Hadji Mohamed Suharto, dem ein Massaker an einer halben Million Kommunisten folgt.

Die CIA unterstützt in einigen asiatischen Ländern Oppositionsbewegungen wie die Khmer Serei in Kambodscha gegen Norodom Sihanouk, den die CIA 1959 zu ermorden versucht. Hinter der Entschlossenheit der USA, die "Unabhängigkeit" der Staaten in Indochina zu wahren, steht der langfristige Plan, eine Eindämmungspolitik gegen das kommunistische China zu entfalten. In China wie in der Sowjetunion bleiben Infiltrationsversuche praktisch immer erfolglos, so dass die CIA sich auf Dissidenteninformationen verlassen muss.

Die CIA organisiert mit dem Programms ST/CIRCUS ab 1957 die Rebellion in Tibet, das 1949 von den chinesischen Truppen besetzt und 1951 in den chinesischen Staatsverband eingegliedert wurde. Obwohl China 1956 einen Ausschuss unter Vorsitz des Dalai Lama und seinem Stellvertreter Pantschen Lama zur Vorbereitung einer autonomen Verwaltung einsetzte, unterstützt die CIA den bewaffneten Widerstand des Khamba-Stammes. Während fünf Monaten werden die Freiheitskämpfer auf der Insel Saipan im Westpazifik und in Camp Hale in den Rocky Mountains in Guerillatechnik ausgebildet. Der Angriff der 3000 Kämpfer, unterstützt von Flugzeugen der Civil Air Transport, wird niedergeschlagen, was im März 1959 zur Flucht des Dalai Lama und 70'000 Tibetanern führt. Die Flucht ist die Entscheidung des Dalai Lama, aber die CIA unterstützt sie per Funk und organisiert das Visum von Nehru. Von 1957 bis 1960 werden 16'000 Krieger des Khampa-Stammes von der CIA ausgebildet, davon 2000 in den USA, die bis 1974 Vorstösse aus den umliegenden Ländern nach Tibet hinein unternehmen, manchmal unterstützt von CIA-Söldnern und Flugzeugen. 100'000 Tibeter und 40'000 Chinesen kommen durch diese Aktionen ums Leben. Da die CIA für ST/CIRCUS jährlich nur $1,7 Mio. ausgibt, handelt es sich im Wesentlichen bloss um eine Störaktion Chinas und nicht darum, die Unabhängigkeit Tibets zu erreichen. Ab 1960 baut die CIA eine Tibeterarmee in Mustang auf, die bis 1969 unterstützt wird. Zur Absicherung dieser Aktionen übernimmt die CIA ab 1962 auch die Ausbildung der indischen Grenzpolizei. Verteidigungsminister Tom Gates arbeitet mit Dulles, der Tibet anfänglich mit Ungarn verwechselt, am Projekt mit. Der Verbindungsagent der CIA zum Pentagon von 1950 bis 1971 ist Frank Hand, der eine zentrale Rolle spielt, weil der Zugang zum Pentagon eine der entscheidenden Machtfragen ist. Am 9.9.65 wird Tibet zur autonomen Region Chinas erklärt, aber die Bemühungen der chinesischen Führung um Konsens mit dem Dalai Lama wechseln seitdem mit Phasen brutaler Unterdrückung der Tibetaner bis hin zur Zerstörung der Klöster. 1974 geben die letzten Widerstandskämpfer auf. Rund 1,2 Mio. Menschen sind seit dem Einmarsch Chinas bis heute im Tibet wegen Gewalt oder Hunger gestorben.

Amerikanische und englische Marineinfanteristen landen am 15.7.58 im Libanon und in Jordanien, begleitet von einer grossen US-Kriegsflotte vor Beirut. Gründe für die Landung sind der Putsch im Irak vom 14.7., wobei der prowestliche Nuri as-Said ermordet wird, und der Bürgerkrieg im Libanon, der die Herrschaft von Staatspräsident C. Chamoun gefährdet. Chamoun hatte mit Unterstützung der CIA ein Jahr zuvor die Wahlen verschoben, um seine Macht zu sichern, wobei er die Opposition aus dem Parlament ausschloss. Die von Chamoun erlassenen Gesetze, die die Dominaz der christlichen Minderheit sichern sollen, führen am 12.5.58 zu einem bewaffneten Aufstand der Muslime in Beirut und stürzen das Land in einen Bürgerkrieg. Chamoun appellierte an die USA, "das Land" zu schützen, wogegen verschiedene Rebellenorganisationen ihren Widerstand aufnahmen und von Syrien unterstützt werden. Die Marines besetzen den Libanon bis im Oktober, bis die Rebellion besiegt ist. Die amerikanischen Truppen in Jordanien sollen den von Nasser geplanten Zusammenschluss Ägyptens und Syriens zur Vereinigten Arabischen Republik verhindern.

Im Irak übernimmt General Abdul Karim Kassem in einem blutigen Putsch die Macht, was die USA zuerst durch eine militärische Intervention verhindern wollen. Da die USA keine Verbündeten im Land haben, müssen sie diesen Plan fallenlassen. Kassem schafft die Monarchie ab, nimmt die diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion wieder auf, hebt das Verbot der Kommunistischen Partei auf und unterdrückt prowestliche Parteien. 1959 verlässt der Irak den Bagdad-Pakt (CENTO), das ungerechte Verteidigungsabkommen zur Sicherung des Öls zwischen der Türkei, dem Irak, Grossbritannien, Persien, Pakistan und den USA aus dem Jahr 1955.
Die CIA versucht daraufhin, Kassem von aussen zu neutralisieren. Ein vergiftetes Taschentuch wird ihm von der CIA-Station in New Dehli zugeschickt, ohne dass man erfährt, wer das Glück hat, das Paket zu öffnen. Die CIA engagiert Killer, zu denen auch Saddam Hussein gehört, um Kassem auf offener Strasse ermorden zu lassen. Das Team durchlöchert seinen Wagen, aber veletzt den General dabei nur. Nach dem Misserfolg kann der ebenfalls verletzte Saddam nach Kairo (nach anderen Quellen nach Syrien) ins Exil fliehen, wo er der Führer der Baath-Studentengruppe wird und regelmässig mit der CIA in Kontakt ist. Nicht ohne Grund kursiert in der arabischen Welt das Gerücht, Saddam sei ein CIA-Agent. Laut James Akins, der zwischen 1961 und 1965 politischer Berater in der US-Botschaft in Bagdad ist, lassen die USA den Baathisten viel Geld und Waffen zukommen. Kassem wird am 8.2.63 durch ein Überfallkommando in Bagdad exekutiert, nachdem er kurz zuvor die Gründung einer nationalen Ölgesellschaft verkündet hat und ihm das US-State Departement mit Sanktionen gedroht hat, falls er seine Pläne nicht ändere. Interessanterweise kommt die erste Erklärung der neuen Regierung, dass sie an einer Verstaatlichung der Erdölindustrie nicht interessiert sei, nicht aus Bagdad, sondern aus Washington.
Der neue Staatspräsident Abdul Salem Aref, der mithilfe der CIA die Macht übernimmt, verzichtet auf die Ansprüche Iraks auf Kuweit. Nach dem Putsch setzt eine Welle der Verfolgung gegen Kommunisten und Demokraten ein. Die CIA übergibt den Kommandos der Baath-Partei Listen mit verdächtigen Kommunisten, worauf mindestens 800 Personen umgebracht werden. Saddam kehrt sofort aus dem Exil zurück und leitet die Folterungen und Ermordungen. Die Gefangenen werden mit Wasser vollgepumpt und mit Stromschlägen bearbeitet, und man bricht ihnen die Knochen. Zum gemeinsamen Feind gehören auch die Kurden, weshalb die USA der irakischen Armee kostenlos 5000 Bomben, davon 1000 Napalmbomben, liefern, um kurdische Dörfer niederzubrennen.
Innerhalb der Baath-Partei erlangt der fanatische Antikommunist Saddam Hussein, ein Bewunderer von Adolf Hitler, eine dominierende Position. Eine Erhebung gegen den nun regierenden Bruder Abdul Rahman Aref am 17.7.68 bringt den rechten Flügel der Baath-Partei von Sajid Hasan an die Macht, der den Kurden 1970 eine gewisse Autonomie zugesteht. Saddam Hussein orientiert sich nun an Josef Stalins Machtsystem, weshalb die CIA nun die Freiheitspartei von Mulla Mustafa al Barzani mit Geld und Waffen unterstützt. Nachdem sich die Baath-Partei und die KP 1973 zur Nationalen Fortschrittsfront zusammenschliessen und die ausländischen Ölgesellschaften zu verstaatlichen beginnen, heizt die CIA den Kurdenkonflikt erneut an, um das irakische Regime zu schwächen. $16 Mio. werden ausgegeben, aber der Aufstand bricht zusammen und Hunderttausende müssen fliehen.

Quellen: Hersh: 434f, Horowitz: 176-179, 402, Schulz: 173, 331, Sarin/ Sonam, Gremliza (1978b), Paringaux: 22f, CIA-Info: 14f, Brandt, Best: 31, Prouty (1973): 378f, (1975), Dean, Werning, Bourrier, Ali (2002), Jabar, Gresh (2003), Despratx/ Lando, Schmidt, Perkins (2007).


1959 Kubanische Revolution top

Fidel Ruiz Castro übernimmt am Neujahrstag die Macht in Kuba, nachdem Batista panikartig und unerwartet mit einem Flugzeug voller Koffern mit Geld in die Dominikanische Republik geflohen ist. Castro studierte Recht in Havanna und galt immer als Rebell, der in zahlreiche Schiessereien verwickelt war. 1950 trat er der radikalen, aber antikommunistischen Ortodoxo-Partei bei und kandidierte 1952 für das Abgeordnetenhaus. Die guten Chancen der Partei wurden durch den Militärputsch Batistas zunichte gemacht. Am 26.7.53 griff Castro mit 131 Männern die Moncada Festung in Santiago de Cuba an und landete im Gefängnis. Nach seiner Freilassung 1955 setzte er sich nach Mexico ab und baute mit Ernesto Guevara eine Guerillatruppe auf. Im November kehren die 38 Männer auf der Granma zurück, wobei die meisten verhaftet werden. Castro, sein Bruder Raul und Che Guevara konnten sich in die Berge durchschlagen und eine neue Guerilla aufbauen. Dank einem Interview in der New York Times wurde Castro international bekannt, und ab 1957 erhielt die wachsende Armee grössere Waffenlieferungen.

In Miami lernte Frank Sturgis 1956 Fidel Castro und den ehemaligen kubanischen Präsidenten Carlos Prio Socarras kennen, der Castro unterstützt, weil dieser ihm die erneute Präsidentschaft nach dem Sturz Batistas verspricht. In Houston trafen sich Castro und Prio mit John DeMenil von der Schlumberger-Waffenschmiede, ebenfalls um Waffen zu erhalten. 1956 wurde Sturgis zusammen mit José Martinez Machados, Enio Leyva Fuentes, Manuel Carbowell Duque, Orlando Ventura Reyes, Pedro Luis Diaz Lanz, Manuel Hernadez Turro, Gustavo Arcos Dercles, José Alberto Mendez, Isaldo E. Rodriguez Lopez, Armando Franco Maynez, und Roberto Willarte beim Waffenschmuggel in Mexico verhaftet, aber nach zwei Wochen bereits wieder freigelassen. Seine zweite Frau Juanita K. Terrell, deren Familie mit den Prios befreundet ist, verliess er 1957 nach zehn Monaten Ehe, um in Kuba zu kämpfen. Sturgis schmuggelte dann Waffen der INTERARMCO von Samuel Cummings, der 1954 in Guatemala mit der CIA zusammenarbeitete, nach Santiago, brachte Männer und Material in Booten und einer B-25 nach Kuba. Dort unterstützt er Castro zusammen mit Clark Wollan vom US-Konsulat, dem US-Militärattaché Colonel Nichols und Major Robert Van Horn, den Brüdern José Joachim "Sam", Louis und Sergio Sanjennes, Pedro Diaz Lanz, Roland Martinez, Luis Conte Aguero, Cresentio Perez, Celia Sanchez, Robert DuBois, Richard Lauchli, Bernard Barker und E. Howard Hunt. Viele der geschmuggelten Gewehre sind 6.5 Mannlicher-Carcano, dem Typ, mit dem Oswald angeblich Kennedy erschiessen wird. Am 24.7.58 wird Sturgis wegen illegalem Besitz von grossen Mengen Waffen und Kriegsmunition angeklagt, aber die Klage wird fallengelassen.

Die CIA unterstützt sowohl Castro wie auch Batista. Sturgis kennt den Pressechef der US-Botschaft Paul Bethel und US-Militärattaché Sam Kail, der Batistas Truppen trainiert. 1956 baute die CIA das "Buro de Represion Actividades Communistas" (BRAC), die politische Polizeitruppe Batistas, mit auf. Bethel hat Kontakt mit Oswalds Marinefreund Gerry Patrick Hemming und mit CIA-Undercoveragenten David Atlee Phillips, der von 1955 bis 1957 in Kuba und dem Libanon stationiert war. Bereits 1957 schlug der amerikanische Botschafter in Kuba dem Diktator vor, dass ein CIA-Agent Castro umbringen solle. Stattdessen schickte Batista im Mai 1958 10'000 Soldaten in die Sierra, die gegen die 300 Guerilleros kläglich versagten. Castro verlor 27 Männer und übergab dem Roten Kreuz 433 Gefangene.

Wegen der öffentlichen Unhaltbarkeit der Diktatur Batistas tritt offiziell ein Waffenembargo gegen Kuba in Kraft, doch wird die amerikanische Militärmission nicht zurückgezogen, und auch die Briten liefern Batista weiterhin Waffen. Ende 1958 kommt es zu einem Konflikt, als Castros Truppen einige Marines der Guantanamo Bay, die sich im Urlaub befinden, gefangen nehmen. Die Soldaten kommen gegen ein geheim bezahltes Lösegeld wieder frei, worauf der Kommandant der Marines, Admiral Burke, Castros Truppen durch eine Racheaktion auslöschen will, was Aussenminister John Foster Dulles verhindert.

Nicht nur die CIA, auch die Mafia unterstützt sowohl den Diktator wie die Rebellen unter Fidel Castro, um für den Fall einer Revolution gewappnet zu sein. Lewis McWillie, der Leiter des Tropicana, Jack Ruby, Frank Sturgis, Gerry Patrick Hemmming, E. Howard Hunt, James McCord, Norman "Ronghouse" Rothman und Johnny Roselli schmuggeln Waffen über Mexiko nach Kuba, mit Schiffen und Flugzeugen der CIA. Die beteiligten Piloten sind Donald Edward Browder, Clifton Bowers und David Ferrie. James Walter McCord war nach dem Krieg FBI-Agent und wechselte 1951 zur Office of Security-Abteilung der CIA. Er arbeitet an Gegenspionage-Operationen mit Angleton. Donald Browder wird später bei Waffenschiebereien nach Haiti dabei sein, zusammen mit dem DeMohrenschildt-Geschäftspartner Clemard Charles und I. Irving Davidson. Davidson, Jimmy Hoffa und William Presser sind ebenfalls am Waffendeal mit Kuba beteiligt. Rothman wird später im Zusammenhang mit einer Grossbetrügerei mit Sam Mannarino und Giuseppe Cotroni freigesprochen, weil er politisch geschützt wird. Sam und Gabriel Mannarino von Pittsburg schmuggeln zusammen mit Vitos Sohn Michael Genovese, Robert Ray McKeown, Harry Hall und Jack Ruby 1959 Jeeps nach Kuba, um Trafficante aus dem Gefängnis zu holen. Weiter beteiligt am Waffentransport sind Joe Marrs, der Besitzer der Marrs Aircraft, Efren Pichardo, der ehemalige Polizeichef von Haile, Leslie Lewis und der ehemalige Dallas-Polizist James Woodard.

Finanziert werden die Waffen der International Armament Corporation mit den Drogen, die über Kuba in die USA geschmuggelt werden, und von deren Gewinn die CIA 10% auf ihre Geheimfonds in der Schweiz, Italien, Panama oder auf den Bahamas abzweigt. Neben Kuba wird das Heroin aus Sizilien und Marseille auch über Mexiko und Montreal, wo Giuseppe Cotroni Mafiaboss ist, verschoben. Eine Verbindungslinie zwischen der sizilianischen Mafia um Santo Sorge und amerikanischen Mafia ist die Ölfirma Rimrock Tidelands, die als Cover für Zahlungen dient.

Eine Reihe von Batistas Generälen und auch der Armeechef General Cantillo verhandelten heimlich mit Castro und ergeben sich mehr oder weniger kampflos. Da Castro ihnen aber nicht traut, gehören sie zu den 600 Exekutierten der Revolution. Castro verkündet die Bildung einer neuen Regierung mit Präsident Manuel Urrutia Lleo. Der Geist der kubanischen Revolution ist demokratisch und antikommunistisch: Es gibt keine Kommunisten in der Regierung oder in wichtigen Ämtern, und die Kommunisten erleiden bei den Gewerkschaftswahlen vom März 1959 schwere Verluste. Castro verpflichtet sich auf die Verfassung von 1940, die Kuba eng an die USA bindet. Castro muss sich mit den katastrophalen Folgen jahrzehntelanger Korruption auseinandersetzen und formuliert neben der Demokratisierung und Freiheitsgarantie sechs Schwerpunkte: Bodenreform, Wohnungsbau, Steuerreform, Industrialisierung und Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, Volksgesundheit und Schulwesen.

Im April 1959 geht Castro in die USA und bittet um eine Anleihe, die ihm verwehrt wird. Seit einem halben Jahrhundert kontrolliert die Chase Manhattan Bank die Kredite für Kuba, wobei Bankpräsident David Rockefeller auch Präsident der Zuckerfirma Punta Allegre ist, der zweitgrössten Produzentin von Kubas wichtigstem Exportgut. Zucker macht 66% des Nationaleinkommens und 80% der Gesamtexporte aus. Castro zeigt sich nicht interessiert, als Nixon ihm eröffnet, dass er Kommunisten in seiner Regierung habe, woraus Vizepräsident Nixon schliesst, dass "Castro entweder unglaublich naiv gegenüber dem Kommunismus oder unter kommunistischer Kontrolle sei". Obwohl Nixon am Fernsehen die Zusammenarbeit mit Castro verspricht, verschiebt er jegliche Hilfe. Privat bezeichnet er Castro als "Dorn in unserer Seite". Um den bestehenden Kapitalverlust zu kompensieren, verstaatlicht Castro einige Unternehmen. Die US-Regierung reagiert feindselig darauf, weil sie die amerikanischen Wirtschaftsinteressen bedroht sieht: US-Firmen kontrollieren 90% der kubanischen Versorgungsbetriebe, der Bergwerke und Viehfarmen, 100% der Ölraffinerien und 40% der Zuckerindustrie.

Wütende Bürger stürmten während der Revolution die Casinos, als Castro in Havanna einzieht. 1958 arbeiteten 27'000 Angestellte in den Spielkasinos und 11'500 Prostituierte in den Bordellen, und eine der ersten Aktionen Castros ist deren Schliessung. Castro lässt Santos Trafficante, obwohl Castro auch von ihm finanziert wurde, und Jake Lansky verhaften, wogegen die US-Botschaft offiziell protestiert. Nachdem Jake Lansky aus dem Gefängnis entlassen wird, flieht er mit seinem Bruder Meyer Lansky nach Florida. Dafür öffnet Castro am 1.3.59 die Casinos wieder und ernennt Frank Sturgis zum Glücksspielminister. Nach der Revolution wird Sturgis zum Chef des Geheimdienstes und der Militärpolizei der kubanischen Luftwaffe ernannt, und Pedro Diaz Lanz wird Kommandant der kubanischen Luftwaffe. Sturgis, dessen CIA-Kontakt über das Konsulat läuft, arbeitet bei der Kontrolle der Kasinos, die er von Pastorita Munas übernimmt, mit Commandante Riccardo Lorie zusammen, der ebenfalls ein CIA-Agent ist. Dabei lernt er Charles Tourine, Mike McLaney und Stretch Rubin kennen, der für Norman Rothman arbeitet. Rothmans Partner ist General Clio Chivano, ein Schwager von Batista. Castro will die Tätigkeiten der Casinos limitieren und genau kontrollieren, aber sie laufen wegen dem Einbruch des Tourismus schlecht.

Die breite Anti-Batista-Bewegung bricht kurz nach der Revolution auseinander und Fraktionskämpfe zwischen den prokommunistischen und den US-freundlichen Aktivisten entstehen. Bereits nach sechs Wochen werden die Ermordungen von Fidel und Raul Castro und Che Guevara diskutiert, wobei Sturgis mitten drin steckt. Im Namen von Meyer Lansky offeriert Charlie Tourine Sturgis $1 Mio. für die Ermordung Castros, aber Sturgis zögert, weil die CIA das grüne Licht nicht gibt. Er diskutiert die Ermordung mit Trafficante, Tourine und Roselli, wobei er plant, ein Kommandantentreffen in seiner Air Force Basis zu organisieren und dabei Castro und seine Führungscrew in einem Kreuzfeuer erschiessen zu lassen. Sturgis bricht ins Hauptquartier der Armee ein, um Dokumente zu fotografieren und zu entwenden, die er Colonel Nichols weitergibt. Zudem bricht er bei der chilenischen Botschaft in Havanna ein. Im Auftrag von Sam Kail von der US-Botschaft versucht er, Armeechef Camillo Cienfuegos und Polizeichef Almejera auf seine Seite zu bringen. Im Februar und März werden bereits zwei US-Bürger verhaftet, die einen Mordanschlag auf Castro vorbereitet haben.

Einer der aktivsten Castro-Gegner ist der frühere US-Botschafter William D. Pawley, der direkten Zugang zu Eisenhower und Nixon besitzt, deren Wahlkämpfe er unterstützte. Der Rechtsrepublikaner ist mit Hoover und Allen Dulles befreundet und war an der Desinformationskampagne beteiligt, die den Putsch in Guatemala 1954 begleitete. Pawley machte ein Vermögen mit Grundstückshandel in Florida und der Luftfahrt in Kuba und China, besass das Busnetz und die Gasfirma in Havanna und unterstützte Batista und Trujillo. Nach Rücksprache mit J.C.King, dem CIA-Chef der westlichen Hemisphäre, empfahl er Batista anfangs Dezember 1958, zugunsten einer militärischen Interimsregierung zurückzutreten, was dieser aber ablehnte.

Am 10.3.59 beschliesst der Nationale Sicherheitsrat der USA, eine neue Regierung in Kuba einzusetzen, und Eisenhower beauftragt die CIA, die Sabotage von Castros Politik und einen Umsturz vorzubereiten. Produktionsdrosselungen und Kapitalflucht der Unternehmen verschärfen das soziale Problem, weil Castro das Geld ausgeht.

Pawley, William Morgan und Gerry Hemming organisieren eine angeblich kubanische Invasion Panamas während eines USA-Aufenthalts Castros, was ein Eingreifen der US-Armee erlaubt. Bei der Planung sind Frank Sturgis, Margot Fonteyn, Roberto Arias, Pedro Diaz Lanz und Miro Cardona beteiligt. Die Aktion beginnt am 18.4.59, aber die Invasionscrew wird in Panama und Sturgis und Morgan werden in Kuba verhaftet. Castro distanziert sich zwar von diesem Angriff, verliert aber massiv an Glaubwürdigkeit. Anfang Juni entlässt er 25 Air Force-Offiziere, zu denen Pedro Diaz Lanz gehört. Lanz hat Streit mit Castro wegen dem Einfluss der Kommunisten in Kuba, und Castro vermutet, dass Lanz hinter der Sabotage des Flugzeugs seines Bruders steckt. Pawley informierte Nixon, dass ein Air Cubana Pilot bereit sei, einen Flugunfall des als Kommunisten angesehenen Raul Castro zu inszenieren, wofür J.C.King und Tracy Barnes offenbar $10'000 bereitstellen.

Quellen: Hersh: 186, Weberman (6), (7), CIA-Info: 13, Best: 31-35, Groden/ Livingstone: 315f, Scott (1993): 188, 200, Horowitz: 183, Pease (1995), Bartholomew: 54-59, Scheim: 221, Sylwester: 4-7, Anson: 238-245, 293f, Torbitt: 22, Callahan: 112-114, Schulz: 332, Hamelin/ Van Geirt, Ranelagh/ Treharne: 2, Summers (2000): 179-183, 192, Afterbach 6.


Mai 1959 Machtkämpfe auf Kuba top

Sam Giancana, John Roselli und Jack Ruby reisen mehrmals nach Kuba, besuchen Santos Trafficante im Gefängnis und versuchen ihn rauszuholen. Jack Ruby nimmt über Anthony Ayo Verbindung zum Castro-Vertrauten Robert Ray McKeown auf und offeriert $15'000 für die Hilfe zur Freilassung von drei Gefangenen Castros. Kurz darauf wird McKeown viel Geld angeboten, wenn er Castro umbringt. Am 27.4. trifft sich Castro mit McKeown in Houston und bietet ihm einen Posten in der kubanischen Regierung an. Am nächsten Tag eröffnet Ruby ein Geheimfach, das er während dem Sommer mehrmals benutzt. Er trifft sich zwischen März und Oktober 1959 als Potential Criminal Informant mindestens 8 Mal mit FBI-Agenten und nimmt Gespräche auf Band auf. Ruby hat Kontakt zu Lansky, den er als Mr. Fox bezeichnet, und der ebenfalls in Kontakt mit dem FBI steht.

Im Mai kommt ein Deal mit Castro zustande, und Trafficante wird freigelassen. Offenbar steht ein Raub von $8,5 Mio. bei einer kanadischen Bank und der Diebstahl eines ganzen Arsenals von Waffen bei der Ohio National Guard in Zusammenhang mit diesem Deal. Rothman, der am 3.7.59 verhaftet wird, charterte Flugzeuge für diesen Waffen- und Geldtransport. Im August wird David Ferrie wegen vermutetem Waffenschmuggel unter 24-Stunden-Bewachung gestellt. Am 1.6.59 verhaftet die kubanische Polizei Trafficante erneut aufgrund eines Auslieferungsgesuchs von Anslinger wegen Heroinhandels. Senator George Smathers und Dino Cellini sind daran beteiligt, dass Trafficante am 18. August das Land zusammen mit Loran Eugene Hall und Henry Saavedra verlassen kann. Im Gegenzug werden über Major William Morgan Jeeps nach Kuba geschmuggelt, woran Jack Ruby, Maurice Gatlin, Sam und Gabriel Mannarino, Charlie Tourine, Michael Genovese, Robert Ray McKeown, Harry Hall, Delmonica White und Guy Banister beteiligt sind. Ruby und Martino schmuggeln Casinogewinne in die USA.

Loran Eugene Hall wird die Söldnerarmee des kubanischen Senators Masferrer, der mit Rubys Freund Eladio del Valle in die USA flüchtet, auf der Howard Hughes' Insel No Name Key trainieren. Rolando Masferrer floh im Januar 1959 mit einer Yacht voll Geld nach Miami, worauf Kuba ein Auslieferungsbegehren stellte, das Botschafter C. Douglas Dillon ablehnte. Castro heuerte daraufhin Jack Youngblood an, um Masferrer zu kidnappen und nach Kuba zurückzubringen, was aber fehlschlug. Einem Polizeioffizier in Miami wurden danach $200'000 für Masferrers Entführung angeboten. Von Masferrers ‚Tigres' werden in Santiago de Cuba, wo Frank Sturgis das Kommando innehat, 59 Männer exekutiert. Wahrscheinlich geht es Sturgis darum, seine Loyalität gegenüber Castro zu beweisen. Im März 1959 wurden bereits vier von Masferrers Leuten, die Castro umbringen wollen, in Havanna verhaftet. Masferrer plant im Herbst, gegen die kubanischen Zuckerrohrplantagen Phosphor einzusetzen. ONI-Agent Gerry Patrick Hemming behauptet, dass Oswald sich nach der Entlassung von den Marines 1959 dieser Truppe anschliessen wollte, was von Masferrers Leuten in Los Angeles abgelehnt worden sei.

Nachdem auch der Internationale Währungsfonds einen Kredit abgelehnt hat, versucht Castro vor dem Wirtschaftsrat der Organisation Amerikanischer Staaten am 2.5.59, die USA zu überzeugen, dass sie Lateinamerika mit Krediten unterstützen sollen, um eine Demokratisierung zu ermöglichen. Die USA weisen den Vorschlag Castros als "lächerlich" zurück, wobei JFK zwei Jahre später die Idee Castros aufgreift und die "Allianz für den Fortschritt" ins Leben ruft. Im Juni attackiert Castro die Kommunisten, die ihn wegen seiner proamerikanischen Einstellung kritisieren, verkündet eine Agrarreform, die Grossgrundbesitzer und grosse Firmen hart trifft, enteignet amerikanischen Besitz im Wert von $700 Mio. und verstaatlicht die Zuckerindustrie, das Rückgrat der Wirtschaft. Anfang August versucht Castro nochmals, dringend benötigte Kredite von den USA zu erhalten, vollzieht aber gleichzeitig einen Rutsch nach links, indem er die Volksmiliz und einen Geheimdienst aufbaut. Am 14.10.59 protestieren die USA gegen die Enteignungen und die Agrarreform, worauf Castro mit der Einsetzung von Ernesto Che Guevara zum Präsidenten der Nationalbank reagiert. Erst jetzt beginnt Castro die Liaison mit den Kommunisten. Hunderttausende Kubaner, darunter alle, die mit dem Polizeistaat Batistas und der Mafia liiert waren, emigrieren in die USA, vorwiegend nach Miami, New Orleans und Dallas.

Frank Sturgis organisiert ein Treffen mit William Morgan und dem Mafiaverbündeten Frank Nelson, der Morgan $500'000 für eine Invasion auf die Dominikanische Republik offeriert. Offenbar werden für $200'000 Waffen bei Amadeo Barletta gekauft. Der Mafiaboss von Cleveland Dominick Bartone liefert eines der Flugzeuge für diese Invasion, die am 19. Juni unter der Führung des Batista-Generals José Pedraza stattfindet. Erneut soll die Invasion Castro in die Schuhe geschoben werden, der so als eine Gefahr für den Frieden in der Karibik erscheint. Bartone ist einer von vielen, der Castro bis zur Revolution finanzierte, um ihn dann umso heftiger zu bekämpfen. Er schmuggelte mehrere Flugzeugladungen an Waffen für Castro nach Kuba, auch mit Ruby, wozu er mit Hoffa ausarbeitete, dass die Teamsters $300'000 für Flugzeugkäufe zur Verfügung stellten. Hemming nimmt bei den drei Aktionen gegen die Dominikanische Republik, Haiti und Nicaragua (im Juli) teil, wobei es vor allem darum geht, Waffen zu erobern und Castro als Aggressor zu diskreditieren. Statt die Anti-Castro-Rebellen in den Escambray-Bergen zu bekämpfen, beliefert sie der ehemalige Rebellenführer William Morgan mit Waffen. Morgan steht hinter der Explosion des mit mehreren Tonnen Munition beladenen Frachters Le Coubre vom 4.3.60 im Hafen von Havanna, die 75 Tote und über 300 Verletzte fordert. Am 11.3.61 wird er von einem Militärgericht in Havanna zum Tode verurteilt und am nächsten Tag hingerichtet.

Sturgis wird sein Doppelspiel zu heiss, und er setzt sich am 25.6.59 in seinem Flugzeug in die USA ab, wobei er am 1.7. nochmals auf die Insel fliegt, um Riccardo Lorie, Pedro Diaz Lanz und Sergio Diaz Bruil zu holen. Bereits am 4.7. organisiert er die International Anti-Communist Brigade. Im Oktober 1959 starten Sturgis und Pedro Diaz Lanz eine Reihe von Flügen nach Kuba, bei denen sie Granaten abwarfen, die zwei Personen töten und 40 verwundeten. Über Nuevitas wirft Sturgis am 21.10.59 vier Bomben ab, die zu Störungen der diplomatischen Beziehungen der USA und Kuba führen. Das Flugzeug wird am 30.10. in den USA beschlagnahmt.

Quellen: Horowitz: 183-191, Davis (1988): 91, (1994): 130, Weberman (1): 40-44, (7): 1, 36, (27): 36-43, Giancana: 487, Schulz: 318, Gregory/ Speriglio: 151, Pease (1995), Sylwester, Best, Callahan: 94-97, Groden/ Livingstone: 318, 413, Olgiatti, Ganser.


November 1959 Mordpläne gegen Castro top

Nach Sturgis' Flucht verstaatlicht Castro im November das Netz der von Meyer Lansky kontrollierten Spielkasinos, in denen er $8 Mio. Bargeld beschlagnahmen lässt. Lansky fordert über Dana Smith und George Smathers die Beteiligung der CIA an der Ermordung Castros, weil ihm Nixon einen Gefallen schuldet, da Norman Rothman den Vizepräsidenten im Zusammenhang mit unbezahlten Spielschulden im Sans Souci deckte. Lansky und Trafficante kommunizieren auch über "C.H. Jim Pulley", bei dem es sich um den Lobbyisten Myron "Mickey" Weiner aus New Jersey handelt, mit Nixon. Weiner ist Mitglied der von der United Fruit gesponserten konservativen ‚Americans for Constitutional Action' und taucht in Bobby Bakers Skandal in Zusammenhang mit suspekten Geldzahlungen und "Partygirls" auf.

Russell D. Matthews, der bis am 2.1.61 in Kuba bleibt, ist Teil eines Mafia-Plots, um Castro umzubringen. Carlos Marcello, Meyer Lansky und Santos Trafficante finanzieren die sich organisierenden Exilkubaner in den USA. Lansky hilft Batista, $300 Mio. auf Schweizer Nummernkonten in Sicherheit zu bringen. Diese Gelder werden später ins Spielgeschäft auf den Bahamas, in Beirut und London investiert.

Die CIA entwickelte Pläne zur Sabotage von Castros Image: Eine Radiostation soll vor einem Interview mit einer LSD-ähnlichen Droge ausgesprüht werden, seine Zigarren will man mit einer Droge, die Gedächtnisstörungen auslöst, imprägnieren, oder auf seine Schuhe sollen Thallium-Salze aufgetragen werden, deren Dämpfe den Ausfall von Barthaaren bewirkt. Letzteres ist eine Idee von James Bond-Autor Ian Flemming. Während der UNO-Tagung in New York soll eine präparierte Zigarre explodieren und ihm den Kopf wegreissen. Am 11.12.59 empfiehlt CIA-Direktor Allen Dulles gegenüber Präsident Eisenhower die Elimination Castros. Rorkes Freund William Pawley überzeugte Richard Nixon schon lange zuvor von dieser Notwendigkeit. Über Edwards Stellvertreter James O'Connell wurde Kontakt zum ehemaligen FBI-Agenten Robert Maheu aufgenommen, der als Privatdetektiv immer noch für die CIA arbeitet. O'Connell arbeitete früher für Maheu, der 1956 in einen Vertragsmord mit Joe "Bayonne" Zicarelli von New Jersey involviert war. Zusammen organisierten sie die Ermordung eines Kritikers des Diktators der Dominikanischen Republik. Lektor Jesús de Galindez von der Columbia Universität, der mit Rafael Leonidas Trujillo arbeitete, dokumentierte die Maheu-CIA-Mafia-Trujillo-Kooperation, verschwand aber dreizehn Tage nach seinen öffentlichen Statements.

Neben CIA und Mafia arbeitet die Robert A. Maheu Associates auch für Howard Hughes, die Teamsters und das Senate Banking and Currency Committee, und Maheus Partner Bob King ist einer der besten Freunde von Nixon und Rebozo. Hughes bietet über Maheu an, die Hughes Tool Company als Cover für CIA-Aktionen zu brauchen. Maheu nimmt Kontakt mit Johnny Roselli, dem Vertreter Giancanas an der Westküste, auf. Die CIA beurteilt Roselli optimistischer als das FBI, das ihm die Verwicklung in 13 Mordfälle vorwirft. Im Oktober treffen sich Johnny Roselli, Santos Trafficante, Sam Giancana, Jim O'Connell und Robert Maheu erstmals zur Castro-Mordplanung im Hotel Fontainebleau in Miami.

Frank Sturgis bringt Castros eifersüchtige Geliebte Marita Lorenz zur Einwilligung, dem Commandante Gift in den Becher zu schütten. Marita kam 1944 fünfjährig in das Konzentrationslager Bergen-Belsen, weil ihre Mutter Zwangsarbeitern zur Flucht verholfen hatte. Mit sieben wurde sie angeblich vergewaltigt. Sie hatte Castro am 28.2.59 kennengelernt, sich in ihn verliebt und wurde Mitglied der Bewegung des 26. Juli. Im April lernte sie Sturgis kennen, der in Castros Luftwaffe diente, und begann für ihn Aufträge zu erledigen. Im gleichen Monat merkte sie, dass sie von Castro schwanger war. Am 15.10. brachte Yanes Jesus Pelletier sie wegen der Frühgeburt von André Vasquez ins Spital. Pelletier war ursprünglich Gefängnisbeamter, der den einsitzenden Castro vor dem vergifteten Essen warnte, mit dem er im Auftrag Batistas hätte umgebracht werden sollen. Er schloss sich dem Guerillakampf an, und Castro ernannte ihn zu seinem Adjudanten, der eine wichtige Rolle in der Freilassung Trafficantes spielte. Als sie daraufhin nach New York zurückkehrte, lernte sie über Sturgis den ehemaligen FBI-Agenten Alexander Rorke kennen. Da Lorenz sich mit ihrem Kind von Castro im Stich gelassen fühlt, können die beiden sie überzeugen, ihn umzubringen. Marita Lorenz bestätigt, dass Sturgis und Rorke von E. Howard Hunt finanziert werden, den sie als Eduardo kennenlernt. Sie trifft sich im November mit dem FBI-Agenten Francis J. O'Brien und mit Johnny Rosselli, der nach Absprache mit Sam Giancana mit Bob Maheu die Ermordung organisiert. Marita erhält zwei Pillen, mit denen sie im Frühjahr 1960 nach Havanna zurückkehrt. Die Operation scheitert an der Konsistenz der Giftpillen, die sich in der Crème auflösen, wo Lorenz sie versteckt hat, worauf sie sie ins WC wirft und mit Castro Liebe macht.

Fidel Castro schliesst im Februar 1960 ein Handelsabkommen mit der UdSSR und droht der United Fruit, dass er ihr Bodeneigentum im Wert von $58 Mio. verstaatliche, wenn die Firma die Anti-Castro-Rebellen in Guatemala und Honduras weiterhin mit Waffen, Flugzeugen und Booten versorge. Am 17.3.60 unterschreibt Eisenhower eine Empfehlung des National Security Council, die Anti-Castro-Rebellen zu vereinen, mit Waffen auszurüsten und zu trainieren. Im NSC sitzen neben Präsident Eisenhower auch Vizepräsident Nixon, Christian Herter von David Rockefellers Council on Foreign Relations und der Verteidigungsminister Thomas S. Gates, ein Direktor von Nelson Rockefellers International Basic Economy Corporation. Aufgrund dieses Beschlusses weist Allen Dulles Vizepräsident Charles Cabell an, die Operation PLUTO gegen AM/THUG zu starten. E. Howard Hunt, der bereits im Januar 1959 die Ermordung von Castro plante, aber dessen Empfehlungen von der Eisenhower-Regierung abgelehnt wurden, plant als Chief of Political Action, Castro vor oder während einer Invasion zu ermorden. J. C. King, Richard Bissell, Tracy Barnes, General Lyman Lemnitzer, William Pawley, Robert Cushman und David Atlee Phillips sind an der frühen Planung beteiligt. Nixon drängt zur Aktion, weil er hofft, politisches Kapital aus Castros Sturz schlagen zu können.

Ein Jahr nach Castros Machtübernahme leben bereits über 100'000 Exilkubaner in den USA. Die ehemaligen Soldaten, Polizisten und Wachleute schliessen sich zu paramilitärischen Anti-Castro-Zellen zusammen, werden von der CIA ausgerüstet und auf die Wiedereroberung Kubas trainiert. In Dallas agieren vor allem die Junta Revolucionaria (JURE) von Amador Odio, das Directorio Revolucionario Estudiantil (DRE) und Cuban Student Directorate (CSD) von Carlos Bringuier und Homer S. Echevarria, der für die C. J. Simpson Oil Drilling Company arbeitet. Hunt gründet im April 1960 die Cuban Democratic Revolutionary Front (FRD), zu der Tony Varona als Präsident, Dr. José Ignacio Rasco von der Christian Democratic Movement (MDC), die Prio-Vertreter Justo Carrillo und Aureliano Sanchez Arrango, und der "Golden Boy" der CIA, Manuel Artime, gehören. Artime kämpfte als Führer der Movement of Revolutionary Recuperation (MRR) mit Castro gegen Batista und war nach der Revolution der Verantwortliche für Agrarreformen, wobei er mit Che Guevara Streit bekam. Am 20.10.59 trat er von seinem Posten zurück und klagte Castro an, den Kommunismus einführen zu wollen, worauf Castro seinen Bruder Raul mit der Ermordung Artimes beauftragte. Artime versteckte sich in der CIA-Station in Havanna und ging in den Untergrund. Anfang 1960 bringt Barker Artime über Mexico in die USA, wo er sich der FRD anschliesst. Artime wird der Führer des militärischen Arms der FRD, der Brigade 2506, die die Schweinebuchtinvasion mit 1443 Männern durchführt. Artime führt auch die MRR in den USA weiter, zusammen mit Alexander Rorke, William Johnson und Frank Sturgis.
Der in Kuba geborene amerikanisch-kubanische Doppelbürger Bernard L. Barker diente im 2.Weltkrieg beim U.S. Army Air Corps. 1948 trat er der Polizei in Havanna bei, um die CIA über die antisubversiven Aktionen auf dem Laufenden zu halten. Er stieg ins Kader des kubanischen Büros zur Kommunismusbekämpfung auf, das Batistas Geheimpolizei ist. Nach verschiedenen Tätigkeiten für die kubanische Regierung arbeitete er ab 1956 für Castro. Im Januar 1960 floh er in die USA und schliesst sich dem Aufbau der Exilkubanerarmee von Hunt an.
Dazu gehört die von Orlando Bosch gegründete Insurrectional Movement Of Revolutionary Recuperation (MIRR). Bosch war der Chef von Castros Bewegung des 26. Juli in Las Villas auf Kuba, wo Victor Panque der Chef der Abteilung für politische Aktionen und Sabotage war. Bosch wandte sich nach der Revolution von Castro ab und ging mit seiner Guerillatruppe, die 1500 Mann umfasste und von der CIA unterstützt wurde, in die Escambray-Berge. Im Juli 1960 verlässt Bosch Kuba und engagiert sich bei den Exilkubanern, unter anderem mit der Organisation von Bombenangriffen auf Kuba. Panque besetzte nach der Revolution wichtige Posten, unter anderem als Chef der Landpolizei. Nach Streitigkeiten mit Castro wegen der politischen Entwicklung flieht Panque im September 1960, nach einem zweistündigen Gespräch mit Raul Castro, in die USA. Panque organisiert am 21.3.62 einen Hungerstreik mit dem Motto "Hunger oder Krieg", um Kennedy zu zwingen, die Exilkubaner mit Waffen auszurüsten.

Im April 1960 bewilligt der guatemaltekische Präsident Ydigoras Fuentes, eine Plantage von Roberto Alejos, der mit dem CIA-Chef von Guatemala, Robert K. Davis, bekannt ist, als Operationsbasis für eine Kubainvasion zu benutzen. Im Sommer führen US-Wissenschaftler auf Kuba eine Meinungsbefragung durch, die zeigt, dass 86% der Bevölkerung Castro unterstützt. Opposition gibt es nur in den höheren Einkommensschichten. Die CIA installiert deshalb im Namen der Gibraltar Steamship Company auf Swan Island einen Propagandasender.

Castro wendet sich an die UdSSR, da er eine Invasion befürchtet und die wirtschaftliche Isolation durch die USA spürbar wird. Schon wenige Wochen nach dem Abschluss eines Handelsvertrags, den der stellvertretende sowjetische Premierminister Anastas Mikoyan im Februar 1960 mit Castro unterzeichnete, verstärkt die Eisenhower-Regierung den Konfrontationskurs. Im Juni weigern sich die amerikanischen Ölgesellschaften auf Kuba, sowjetisches Rohöl zu raffinieren, worauf Castro die amerikanischen Ölanlagen verstaatlicht. Die USA verhängt eine Zuckereinfuhrsperre, weshalb die Sowjetunion den Zucker aufkauft und erklärt, sie würde Raketen einsetzen, um eine amerikanische Invasion auf Kuba zu verhindern. 700 russische "Techniker" und Waffen treffen im August in Santiago ein.

Quellen: Ranelagh/ Treharne: 2, Weberman (1): 54, (6): 50-70, (7): 18f, 45, 84-91 (10): 40-49, Pease (1995), Bartholomew: 55, Höfling: 256-258, Groden/ Livingstone: 348f, Olgiatti, Hamelin/ Van Geirt, Summers (2000): 184-194, 498, 503, Afterbach 6, Huismann. Callahan: 76, Marrs: 149, Schulz: 176, Best: 34, Anson: 287f, Colhoun.


Entwicklungspolitik

Augrund des Verlustes von Kuba wird die Beziehung zu den Entwicklungsländern überdacht und beschlossen, dass Entwicklungsländer soweit unterstützt werden sollen, dass es nicht zu kommunistischen Revolutionen kommt. Gleichzeitig wird mit der Entwiclungshilfe vermehrt eine wirtschaftliche statt eine militärische Kontrolle angestrebt - verschuldete Staaten können lukrativer beherrscht werden. Dazu wurde eine Reihe von Banken und Fonds gegründet, die - neben der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds - Gelder für Regionen oder Projekte zur Verfügung stellen.

1959 Inter-American Development Bank
1960 International Development Association (der Weltbank)
1961 US Agency for International Development (USAID)
1966 Asian Development Bank

Zur Beurteilung der Investitionsbedingungen für Entwicklungsgelder braucht es Wirtschaftsfachleute und Techniker, die die Notwendigkeit und Machbarkeit von Infrastrukturprojekten (Strassen, Fabriken, Kraftwerke, Pipelines, Häfen, Flughäfen, Krankenhäuser, etc.) beurteilen können. Daher werden überall Beratungsfirmen gegründet, die im Auftrag der Banken die Situation vor Ort studieren und Empfehlungen abgeben. Aus diesen Beratern entsteht die spezialisierte Kategorie der Economic Hit Men. EHM sind Geheimdienstagenten, die für eine Deckfirma arbeiten und Staatschefs erpressen, damit diese die Interessen der US-Konzerne, der Grossbanken und der US-Regierung bedienen. EHM arbeiten nie direkt für die Regierung in Washington und werden von dieser auch nicht bezahlt, was sie auch von parlamentarischer Kontrolle entbindet. So arbeitet John Perkins, der von der NSA rekrutiert und ausgebildet wurde, im Rahmen der Beratungsfirma Chas T. Main für Infrastrukturprojekte etwa in Ecuador oder Indonesien, deren Regierung riesige Kredite aufnehmen müssen, um diese Projekte zu realisieren. Die Planung und Umsetzung der Projekte erfolgt durch US-Firmen, weshalb die gesamten Investitionen in die USA zurückfliessen. Damit die Regierungen mitmachen, braucht Schmiergelder oder Erpressung. Grösster Kunde der Chas T. Main aus Boston ist die Weltbank, die diese Entwicklungsprojekte finanziert. Ziel ist nicht, dass die Enzwicklungsländer die Kredite möglichst schnell zurückzahlen, sondern dass sie möglichst lange Zinsen zahlen. Je grösser die Kredite, desto weniger können die Staaten die Kredite zurückzahlen, desto besser können neue Forderungen gestellt werden: Konzessionen für Bodenschätze, Bau von Militärbasen, Stimmen für die UNO. Es geht also darum, die Entwicklungsländer in die Schuldenfalle zu treiben, um möglichst viele Bodenschätze und die Arbeitskräfte der Menschen auszubeuten. Ziel ist das globale Imperium. Weigert sich ein Staatschef, die Forderungen zu erfüllen, kommen die Profis von den Geheimdiensten zum Einsatz, die Aufstände oder Putsche anzetteln oder Mordkommandos abkommandieren. Wenn der Machthaber nicht gestürzt oder umgebracht werden kann, wird eine militärische Invasion durchgeführt.
Die Verschuldung der Dritten Welt steigt bis 1990 auf $1,3 Bio. und bis 2004 auf $2,5 Bio, wofür über $375 Mia. Zinsen pro Jahr bezahlt werden müssen. Dieses Geld fehlt den Menschen: Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt von weniger als $2 pro Tag, und 45'000 Kinder vehungern jeden Tag oder sterben an simplen Krankheiten. Im Jahr 2000 fliessen 86% der Aufträge der $7,7 Mia.-Kredite der US EXIM Bank an die Firmen Bechtel, Boing, Brown & Root, Enron, General Electric, Halliburton, Raytheon, Schlumberger, Stone & Webster oder United Technologies zurückfliessen. Über 55% der Projekte der Weltbank scheitern. Transnationale Konzerne übernehmen immer die Kontrolle über die Rohstoffe, die Produktion und den Vetrieb von Gütern, zahlen immer weniger Steuern und verzeichnen immer höhere Gewinne.
Quellen: Perkins (2004, 2007)


Dezember 1959 Kennedys Wahlkampf top

Joe Kennedy lässt über den Richter William J. Tuohy, der den Anwalt Robert J. McDonnell einschaltet, ein Treffen mit Mafiaboss Sam Giancana vermitteln. McDonnell heiratet 1983 Giancanas Tochter Antoinette. Die beiden treffen sich in Tuohys Gerichtsraum im Winter 1959. Laut Jean Humphreys verspricht Kennedy Giancana, dass das FBI ihn in Ruhe lassen werde, wenn Jack zum Präsidenten gewählt würde. Giancana wird vom FBI auf Schritt und Tritt verfolgt, vor allem seit er mit Phyllis McGuire in die Schlagzeilen geriet. Dem FBI-Beamten Bill Roemer gelingt es, Giancana abzuhören und so die Namen des nationalen Syndikats herauszufinden. Giancana äussert mehrmals, er hätte die Kennedys in der Tasche. Hoover bezeichnet diesen ersten grossen Erfolg seiner Leute als "Quatsch" und lässt die Untersuchung einstellen. Da das FBI die Wanzen ohne richterliche Bewilligung setzte, kann man die Resultate sowieso nicht veröffentlichen.

Giancana und Kennedy treffen sie sich dreimal im Hotel Ambassador in Chicago, um die Details ihres Vertrages zu klären. Bürgermeister Richard Daley und Jack sind bei einem der Treffen ebenfalls anwesend, und auch Marilyn Monroe ist Gast im Ambassador. Murray Humphreys ist von der Zusage Giancanas gar nicht begeistert, da die Mobster und Gewerkschaftsfunktionäre Joe Kennedy misstrauen und über die Rolle der Kennedy-Brüder im Senatsausschuss McClellans verärgert sind. Er muss sich aber fügen und organisiert die Unterstützung für Kennedys Wahl.

Der Diamantenhändler und Investor Charles W. Engelhard, der die politische Karriere des demokratischen Gouverneurs von New Jersey, Robert B. Meyner, unterstützt, erfährt, dass JFK eine Beziehung zu einer 19-jährigen Studentin des Radcliffe College hat. Da Meyner Ambitionen auf das Präsidentenamt hegt, bieten die beiden einem Privatdetektiv $10'000 für belastende Fotos an, was dieser aber ablehnt und JFK darüber informiert. Obwohl seine Gegner sogar den Namen seiner Geliebten kennen, ist das kein Grund für JFK, die Beziehung zur Studentin abzubrechen, aber er rächt sich später damit, Engelhard die Ernennung zum Botschafter zu verweigern.

John F. Kennedy gibt im Januar 1960 seine Präsidentschaftskandidatur bekannt. Eine Flut von Artikeln und Bücher über und "von" Kennedy erscheint. Joe Kennedy kauft für den Wahlkampf ein Flugzeug und gründet die Ken-Air Corporation. Robert Kennedy verlässt den McClellan-Ausschuss und organisiert den Wahlkampf seines Bruders. 1960 reist JFK unermüdlich durchs Land, unterstützt von der ganzen Familie und vollgepumpt mit Cortison und Amphetaminen. Fast während des ganzen Wahlkampfs hat er ein Verhältnis mit Joan Hitchcock Lundberg, die ihn oft im Flugzeug aufpeppelt. Er bezahlt ihren Lebensunterhalt, auch für ihre Kinder, und eine Abtreibung. Nicht nur Hoover, wie Giancana über Guy Banister und Bob Maheu erfährt, sondern auch Giancana selbst lässt die Kennedys auf Schritt und Tritt überwachen. Da die Kennedys reich sind, kann man sie nicht bestechen, sondern braucht Belastungsmaterial, um sie zu erpressen.

Frank Sinatra sieht sich aufgrund seiner Beziehung zum Kennedy-Clan als neues Bindeglied zwischen Kennedy und der Mafia. Sinatra vermittelte schon früher Frauen an Joe Kennedy und rückte Ende der 50er Jahren näher zu den Kennedys. Auch Sinatra vermittelte ein Treffen von Giancana und Kennedy auf einem Golfplatz Ende 1959 und dient als Kanal für Wahlkampfgelder. Bei einem Besuch von Jack in Sinatras Sands Casino in Las Vegas organisiert Sinatra ein Treffen mit Harold J. Gibbons, dem Vizepräsidenten der Teamster, um diese zu beruhigen, dass Hoffa bei einer Wahl Kennedys in Ruhe gelassen würde. Sinatra ist auch der Link zu Skinny D'Amato, der sich für Kennedy im protestantischen West-Virginia stark macht und als Gegenleistung die Aufhebung der Deportation von Joey Adonis erwartet, was JFK verspricht. Jack liebt die Wochenenden im Haus von Sinatra in Palm Springs.

Am 7.2. kommt er mit seinem Bruder Teddy zu einem weiteren Treffen mit Giancana ins Sands Hotel nach Las Vegas, wo Sinatra, der sich während des ganzen Sommers mit der eben geschiedenen Marilyn Monroe vergnügt, ihm Judith Campbell vorstellt. Peter Lawford ist Sinatras Zuhälter, und Sinatra ist, neben Smathers, einer von Jacks wichtigsten Mädchenbeschaffern. Eine davon ist die Schauspielerin Jane Mansfield, mit der Jack eine kurze Beziehung hat. Lawford, der Sinatra 1955 seinem Schwager vorgestellt hatte, wird von Jack Naar mit Frischfleisch versorgt. In der Suite des Senators gehen die Showgirls ein und aus, wenn Sinatra und Lawford im Sands sind. Judith hatte 1952 mit 18 den Schauspieler William Campbell geheiratet, aber nach sechs Jahren kam es zur Scheidung. Danach wurde sie häufig am Arm von Johnny Roselli gesehen. 1959 lernte sie Sinatra kennen und hatte, bis er eine zweite Frau ins Bett einlud, eine kurze Beziehung mit ihm. Zuerst versucht Teddy, sich an sie ranzumachen, aber Jack, immer in Konkurrenz zu seinen Brüdern, sticht ihn am nächsten Tag aus. Teddy begnügt sich darauf mit einer Stewardess der Eastern Airline. JFK ruft Judy fast täglich an, und am 7.3. schlafen sie das erste Mal miteinander im Plaza Hotel in New York.
Drei Wochen später stellt ihr Sinatra Sam Giancana als Sam Flood vor, im Fontainebleau Hotel in Miami. Laut FBI benutzt Giancana 19 Pseudonyme in seiner Karriere. Giancana macht ihr den Hof mit teuren Geschenken und ist klar an ihr interessiert wegen ihrem Verhältnis zu Jack, den sie am 6.4. das nächste Mal in Washington sieht. JFK gibt ihr beim nächsten Treffen einen Koffer mit $250'000 in 100er-Scheinen für Giancana mit. Mit dem Nachtzug fährt Campbell mit dem Geld nach Chicago, überwacht von Martin E. Underwood, einem Mitarbeiter von Richard Daley, der während der Kampagne für JFK arbeitet und von Kenny O'Donnell diesen Auftrag erhält. Underwood beobachtet, wie Campbell dem wartenden Giancana den Koffer übergibt. Die nächsten Tage verbringt sie mit Giancana, der ihr Chicago zeigt. Sie lehnt jedoch seine Avancen ab und lässt sich angeblich erst eineinhalb Jahre später auf eine sexuelle Beziehung ein. Während des Wahlkampfes pendelt Campbell hin und her und organisiert Treffen der beiden. Jack verspricht ihr, dass Jackie und er sich trennen werden, falls er die Nomination nicht schaffe. Offenbar versucht JFK sie zu einem ménage à trois zu gewinnen und will sie Kenny O'Donnell zur Verfügung stellen.

Am Treffen von Jack und Giancana am 12.4. im Fontainebleau Hotel in Miami Beach kommt die Vereinbarung über die Finanzierung der Vorwahlen zustande. $150'000 von Giancana werden über Sinatras und Giancanas Freund Paul Emilio "Skinny" D'Amato verteilt, wovon über $50'000 an die Sheriffs von West Virginia gehen, die die politische Maschine kontrollieren. Für diese Vorwahl zahlen die Kennedys, Bobby und Teddy oft persönlich, aber auch über Schwager R. Sargent Shriver und dessen Freund James B. McCahey mindestens $2 Mio. Über den Erzbischof von Boston, Richard Cardinal Cushing, wurden die protestantischen Kirchen und Priester, vor allem auch die schwarzen Gemeinden, in West Virginia finanziert, um den verbreiteten Antikatholizismus zu neutralisieren. Die korrupte Bostoner-Familie Cushing wurde wie die Coolidge dank dem Opiumhandel enorm reich. Von der Kanzel wurde verkündet, es sei gut, einen Katholiken zu wählen, weil damit die Protestanten religiöse Toleranz unter Beweis stellen würden. West Virginia ist wichtig, weil er Hubert Humphreys in Wisconsin nur mit einer geringen Mehrheit besiegte. Im März fielen die Kennedys dort ein, wobei JFK die religiöse Intoleranz anprangerte, die er bekämpfe, während seine Helfer Flugblätter mit antikatholischen Hetzparolen verbreiteten.

Auf dem Parteikonvent der Demokratischen Partei im Juli 1960 wird John Kennedy mit 806 Stimmen zum Präsidentschaftskandidaten gegen Johnson mit 409 Stimmen nominiert. Wie viel Joe Kennedy insgesamt für den Wahlkampf ausgibt, weiss man nicht, aber er meint einmal: "Was sind schon 100 Millionen, wenn es um Jacks Sieg geht?" In jedem Staat haben die Kennedys ihre bezahlten Vertreter, so dass sich Ex-Präsident Harry Truman weigert, am Nominierungs-Parteitag teilzunehmen, weil so viele Stimmen gekauft wurden, und erklärt: "Ich habe nichts gegen den Papst, ich habe etwas gegen den Papa." Drei Dinge braucht es laut Joe Kennedy für den politischen Erfolg: "Geld, Geld, und nochmals Geld." Nachdem Joe den Wahlkampf organisiert hat, geht er nach dem Parteitag für zwei Monate nach Europa und verkriecht sich danach in Hyannis Port. Es gibt kein einziges Foto und keinen gemeinsamen Auftritt von Vater und Sohn. Auch Eleanor Roosevelt reizt die Presse mit Kommentaren über den Vater und mit ihrer vielzitierten Bemerkung über JFK als Inbegriff "der neuen managerhaften Elite, die weder Prinzipien noch Charakter haben".

Eigentlich möchte Kennedy den Kalifornier Steward Symington als Running Mate, was dieser bereits akzeptierte und worüber Zeitungen bereits berichteten. Aber Lyndon B. Johnson verpflichtet JFK mit Hoovers Unterlagen über seine Frauengeschichten, ihn zum Vizepräsidentenkandidaten zu ernennen. Johnson kurbelte seine Politkarriere an, als er ihn einst im Auswärtigen Ausschuss unterbrachte. Zudem kann er mithilfe von Johnson die konservativen Demokraten im Süden auf seine Seite bringen. Johnson kennt Hoover seit den 30er Jahren und ist sein Nachbar seit den 40er Jahren. JFK sieht sich wegen dem belastenden Material über seine Frauengeschichten und die Vergangenheit seines Vaters auch gezwungen, Hoover weiterhin als FBI-Chef zu behalten.

Hoover unterstützt Nixon, der Chruschtschow den "Schlächter von Budapest" nannte. Auf Initiative von Howard Hughes flog Nixon im Juli mit dem neuesten und schnellsten TWA 707-Jet nach Moskau an eine Wirtschaftsausstellung, wo es ihm gelang, den sowjetischen Premier mit einem Pepsi in der Hand für Donald Kendall fotografieren zu lassen. Robert Geddes Morton, Chef der Pepsi-Fabrik in Kuba, ist an den Invasions- und Mordplanungen gegen Castro beteiligt. Er wird verhaftet und erst 1963 nach diplomatischen Interventionen freigelassen.

JFK muss im Wahlkampf gegen Richard Nixon vor allem die Vorurteile der 74% nichtkatholischen Bevölkerung überwinden, was ihm mithilfe des Fernsehens einigermassen gelingt. Fast die Hälfte der Bevölkerung sieht sich die vier Debatten an, in denen John Kennedy gegen den unsicher wirkenden Nixon, dessen Kampagne von Prescott Bush organisiert und von Robert Mosbacher, Gerald Ford und James Baker mitfinanziert wird, brilliert. Vor der Debatte machte sich Kennedy fit, mit viel Schlaf und, kurz davor, einer 15-Minuten-Session mit einer Prostituierten, während Nixon noch von seiner Krankheit gezeichnet ist. Bebe Rebozo, der eine ganze Reihe von Senatoren, wozu auch Johnson und Kennedy gehören, kultivierte, gibt sexuelles Dreckmaterial über Kennedy an Nixons Wahlkampfteam weiter, darunter die Information über die frühere Heirat. "Kennedy war so sorglos", meint der misogyne Nixon später, "genau wie Clinton." Nixons Freund William Rogers bittet Hoover um Sexmaterial über Kennedy, worauf dieser Informationen über Durie Malcolm weitergibt.

Für die Demokraten sucht Dick Tuck bei den Republikanern nach Dreckmaterial über Nixon, und Gerüchte über Pat Nixons frühere Heirat tauchen auf. Lloyd Cutler und Bill Baggs, der Herausgeber der Miami News, finden Mädchen, die behaupten, an Bebe Rebozos Parties in Key Biscayne gewesen zu sein, lassen die Story aber fallen, als klar wird, dass nicht nur Nixon, sondern ebenso Kennedy an solchen Abenden dabei ist. Auch innerhalb der Parteien wird spioniert: John Ehrlichman arbeitet als Chauffeur bei Nelson Rockefeller, um Informationen für Nixon zu sammeln.

Jack Kennedy ist sich immer bewusst, dass er ein Schauspieler in einem öffentlichen Drama ist, und er weiss, was das Volk hören und sehen will. Er benutzt das Fernsehen, mit dem bereits 90% der amerikanischen Haushalte ausgestattet sind, als effizientes Propagandamittel, so wie Roosevelt seinerzeit das Radio einsetzte. Seine Strategie besteht darin, allen alles zu versprechen: 220 sich widersprechende Wahlversprechen werden gezählt. Einerseits behauptet er, ein Pragmatiker zu sein, andererseits verspricht er, der Nation wieder eine moralische Orientierung zu geben: Das Weisse Haus werde unter seiner Ägide "das Zentrum der moralischen Führung" Amerikas sein. Seine Moral beschränkt sich, protestantisch, auf den Sieg. Der Erfolg entscheidet für ihn, was richtig und was falsch ist. Dazu geht er bis zur Selbstverleugnung: Immer wieder auftretenden Gerüchten über seine Addison-Krankheit tritt er mit einer glatten Lüge entgegen: "Kein Mensch, der die Addison-Krankheit hat, sollte Präsident werden. Aber ich habe sie nicht." Seine manchmal gelbliche Haut wird mit einer angeblichen Malaria vom Kriegseinsatz erklärt. Unter Anleitung von William Casey, dem späteren CIA-Direktor unter Reagan, wird in den beiden Praxen von Kennedys Ärzten in New York eingebrochen, um Beweismaterial für seine Addisonkrankheit zu suchen. Auch in Nixons Wahlkampfbüro wird kurz vor den Wahlen eingebrochen, und Akten werden gestohlen. Kennedy sichert sich mit der Unterstützung Martin Luther Kings die Stimmen der Schwarzen, von denen 78% für Kennedy votieren.

Im Gegensatz zu Giancana hat Carlos Marcello sowohl den Demokraten um Johnson wie dem Republikaner Nixon beträchtliche Summen bezahlt. Marcello traut den Kennedys nicht, obwohl sich Joe Kennedy mit Carlos Marcello, den Campisi-Brüdern, Johnny Roselli, Stefano Magaddino von Buffalo und Mobstern von Californien und Colorado im Felix Young's Restaurant trifft. Trotz Johnsons Nomination als Vize-Präsident übergibt Marcello in Anwesenheit von Irving Davidson Jimmy Hoffa $500'000 (heute ca. $3 Mio.) für Nixons Wahlkampfkasse; eine weitere halbe Million für Nixon kommt von Mobstern aus New Jersey und Florida. Davidson ist seit 1959 der Lobbyist für Marcello und Hoffa in Washington, und ohne die Unterstützung der Gewerkschaften kann eine Wahl nicht gewonnen werden.

Sam Giancana hat allerdings mit Hoffa ebenfalls ein Abkommen geschlossen, und über Hoffa fliessen auch einige Millionen in Kennedys Wahlkampfkassen, damit die Teamsters in Ruhe gelassen werden. Auch über die Fischettis fliessen Gelder zu den Demokraten. Giancana unterstützt Nixon mit einer halben Million, um für jede Eventualität gesichert zu sein. Aber mit Kennedy hätte Giancana einen exklusiven Zugang zur Macht. Robert Kennedy wird informiert, dass Meyer Lansky und Santos Trafficante Nixon finanzieren, und Edward Kennedy erhält sechs Wochen vor der Wahl Hinweise über die $205'000 Nixon-Schmiergelder von Howard Hughes.

Anfang August übergibt Judith Campbell Giancana einen zweiten Koffer voll Geld für den Stimmenkauf und organisiert ein zweites Treffen in ihrer Wohnung in New York. Während dem Gespräch wartet sie in ihrem Schlafzimmer. Unterdessen hat sie gelernt, am Telefon kodiert zu sprechen, ohne Namen zu nennen. Einfluss auf Washington nimmt Giancana auch über seinen Schwiegersohn Anthony Tisci, der administrativer Mitarbeiter des Kongressabgeordneten Roland Libonati ist. Murray Humphreys, der "Schmiergeldverteiler" des Chicago Syndikates, koordiniert von einer Suite im Hilton, wo er sich als Fishman registriert, vor dem Demokratischen Konvent im Juli und vor der Wahl im Oktober die Kennedy-Unterstützung. Humphreys trifft dort die Gewerkschaftsführer aus dem ganzen Land und verpflichtet sie, die nötigen Stimmen für JFK zu liefern.

Innerhalb der christlichen Rechten plant eine Gruppe aus Minutemen, Nazis und Exilkubanern um William P. Gale, John Kennedy in Van Nuys, Californien, durch Edgar Eugene Bradley umbringen zu lassen. Priester Gale, Führer der Christian Defense League, war im 2. Weltkrieg Trainer von Guerillagruppen in den Philippinen unter General Charles Willoughby. Ende der 50er Jahre rekrutierte Gale Veteranen und Söldner wie Robert K. Brown, der in der 80er Jahren das Magazin Soldier of Fortune publiziert. In seinem Buch Silencers, Snipers, and Assassins beschreibt Brown, wie Mitchell WerBell Spezialgewehre und Dämpfer für die CIA entwickelt. Im Juni 1960 gründeten der Waffenhändler Richard Lauchli, der auch Castro belieferte, und Robert DePugh die Minutemen. Die rechtsextremen Paramilitärs sind bei Exilkubanern aktiv und bereiten sich auf den Partisanenkrieg vor, den sie führen wollen, wenn die Sowjetunion die USA erobert.

Quellen: Meurice, Fox: 333, Hersh: 4, 110-135, 294-306, Wolfe: 326ff, Davis (1984): 187-192, 209f, Gregory/ Speriglio: 152f, DiEugenio (1997): 4-9, Best: 19f, Brussell (1983): 9f, Obenhause, Summers (1993): 269-275, (2000), Collier/ Horowitz: 293-309, Lewens/ Wall, Callahan: 141f, Olgiatti, Russel (2000), Posener: 81-87, Kangas: 4, Cran, Barrett, Peoples Century Nr.10, Tarpley/ Chaitkin: 68, Scott (1993): 190, Marrs: 172, Giancana: 447-451, Dean: 37, Niederberger (2002e).


1960 Lee Harvey Oswald top

Lee Harvey Oswald trat 1956 17jährig in die Marine ein, nachdem er das Marine Corps Manual seines Bruders auswendig gelernt hatte, um aufgenommen zu werden - ein Jahr vorher wurde er noch abgelehnt wegen seines Alters. Da sein Vater Robert E. Lee Oswald noch vor seiner Geburt gestorben war, kümmerten sich die Schwester von Marguerite Oswald, Lillian, und ihr Mann Charles Murret oft um Lee, der schon früh gewalttätig war. "Dutz" Murret, ein ehemaliger Boxer, arbeitet als Boxmanager und professioneller Buchmacher bei Sam Saia in der Marcello-Organisation.

Nach zwei Jahren in New York, wo Lee wegen seinem antisozialen Verhalten psychiatrisch abgeklärt wurde, kehrte er mit seiner Mutter 1954 nach New Orleans zurück und besuchte dort zusammen mit seinem Freund Edward Voebel Kurse der Civil Air Patrol bei David Ferrie. Bereits 1956 wurde Oswald für Undercover-Aktionen von Ferrie benutzt, als er der Young People's Socialist League schreibt und um Informationen bittet. Oswalds Mutter glaubt, dass Oswald sich für Gegenspionage-Zwecke mit dem Kommunismus beschäftigt habe. Voebel erzählt dem FBI am 25.11.63 von der Beziehung von Oswald und Ferrie. Am gleichen Tag ruft ihn Bill Slatter vom WDSU-TV an und informiert ihn über die Homosexualität Ferries. Slatter ist ein Mitarbeiter von William Stuckey, der Oswald, Hemming, Sturgis und Bringuier kennt. Voebel stirbt 1971 31jährig an einem plötzlichen Lungenversagen. Stuckey wird am 21.9.81 erschossen, wobei das Spital eine andere Todesursache angibt als der Autopsiebericht.

Beeinflusst von Ferrie und Murret beschloss Oswald, in die Marine einzutreten. Um dies zu ermöglichen, wandte sich seine Mutter an den Politiker und Anwalt Clem Sehrt, der von der Marcello-Organisation finanziert wird und Vorsitzender der demokratischen "Old Regulars" ist. Oswald lernte bei den Marines Gerry Patrick Hemming kennen, der über seinen Onkel Art Simpson Kontakte zur CIA, vor allem zu John McCone und seit 1954 zu James Angleton hat. Hemming war 1958 in Kuba gegen Batista aktiv, indem er Waffen für Castro schmuggelte und dessen Truppen trainierte. Oswald äusserte den Wunsch, in Kuba im Untergrund zu arbeiten.

Nach dem Grundtraining als Marine in San Diego machte er eine Ausbildung als Radar Operator und kam dann auf die Atsugi Air Base in Japan, von wo die geheimen U2-Aufklärungsflüge über Russland starten. Atsugi ist die grösste CIA-Station im Fernen Osten, und viele Experimente der chemischen, biologischen und psychologischen Kriegsführung werden hier durchgeführt. Der CIA-Agent James D. Wilcott bestätigte, dass die CIA Oswald in Atsugi rekrutierte. Seine Informantennummer lautet 110669. Um seine CIA-bedingten Abwesenheiten von der Truppe in Atsugi zwecks Ausbildung plausibel zu machen, organisierte Oswald verschiedene Unfälle und Vergehen. Seine Freizeit verbrachte er mit japanischen Barmädchen, er schleuste sich angeblich in eine Zelle japanischer Kommunisten ein und lernte Russisch. Für einige Monate an der U-2-Station Subic Bay auf den Philippinen, nahm er auch der Operation STRONGBACK der 70. Flotte teil, die das CIA-Attentat auf den indonesischen Präsidenten Achmed Sukarno unterstützen sollte. Nach einem Aufenthalt in Ping-Tung auf Taiwan wurde Oswald im Dezember 1958 auf die El Toro Air Base in Californien verlegt, wo er sich als Kommunist zu erkennen gab. Unterdessen sprach er fliessend Russisch und las sowjetische Zeitungen.

Am 2.1.59 waren Hemming und Oswald im kubanischen Konsulat in Los Angeles, wo es in Zusammenhang mit dem Machtwechsel auf Kuba zu einer Schiesserei kam. Hemming, der in Kuba mit William Alexander Morgan arbeitet, besuchte Oswald auch in El Toro. Morgan wurde für bewaffneten Raub verurteilt, flüchtete aber nach Kuba, wo er als Kommandant einer Rebellentruppe mit Eloy Gutierrez Menoyo zusammen kämpft, dessen Truppen 3000 Mann stark sind. Menoyos Bruder kam am 13.3.58 bei einem Angriff auf Batistas Präsidentenpalast ums Leben. Am 2.9.59 wurde "Marxist Oswaldskovich" in Ehren von den Marines entlassen.

Oswald gab an, ans Albert Schweitzer College zu gehen, reiste aber im Auftrag Angletons über London und Schweden nach Helsinki. James Jesus Angleton organisiert regelmässig Spionageoperationen in der Sowjetunion. Obwohl die Wartefrist normalerweise mindestens eine Woche dauert, bekam Oswald nach zwei Tagen ein Visum und traf am 16.10.59 in Moskau ein. Diplomat Richard Snyder, der für die Überwachung von CIA-Aktionen zuständig ist, bearbeitet Oswalds Dossier. Oswald bewarb sich um die russische Bürgerschaft, aber das KGB wollte ihn nach einer Überprüfung wieder nach Helsinki abschieben, worauf er sich die Pulsadern aufschnitt. Selbst im Spital drohte er nochmals damit, sich umzubringen, wenn er nicht in der UdSSR bleiben dürfe, wonach er psychiatrisch untersucht wurde. Der KGB-Agent Yuri Nosenko, der am 20.1.64 überläuft, behauptet, er habe den Fall Oswald in der Sowjetunion betreut und man habe Oswald als nicht sehr intelligent und psychisch unstabil eingeschätzt und ihn in Ruhe gelassen.

Nachdem Oswald die amerikanische Staatsbürgerschaft aufgegeben und Radargeheimnisse verraten hat, darf der "überzeugte Kommunist" als Staatenloser in der UdSSR bleiben und wird nach Minsk verfrachtet, wo er in der Öffentlichkeit ein Playboyleben führt. In Minsk befindet sich eine Trainingsschule für Spione und ein angegliedertes Fremdspracheninstitut. Tracy Barnes ist der Empfänger von Oswalds Nachrichten aus Minsk. Obwohl offiziell immer in Minsk an der Arbeit, reist Oswald in der ganzen Sowjetunion herum. Er bewirbt sich für ein Studium an der Patrice Lumumba Universität in Moskau mit dem Auftrag der Infiltration, wurde aber abgewiesen.

Am 8.1.60 trifft sich Oswald offenbar mit dem Gegenspionage-Offizier Nikolai Georgeiyevich Sharapov. Es sieht so aus, als würde Oswald den KGB mit Informationen über die U2-Flüge beliefern, die er von seinem Dienst auf der Basis in Atsugi besitzt. Francis Gary Powers stürzt am 1.5.60 mit einem U-2-Flugzeug in der Sowjetunion ab und wird gefangengenommen. Powers behauptet später, Oswald habe die Informationen weitergegeben, die zu seinem Absturz führten. Aber die Hintergründe sind komplexer: Eisenhower wollte seine Amtszeit als Friedensstifter abschliessen und gab den Befehl, alle Kriegsaktionen, auch die Undercoveraktionen wie im Tibet, einzustellen, um mit Chruschtschow am Gipfel in Paris Mitte Mai geplante Atomtest-Verträge zu ermöglichen. Gegen den expliziten Befehl des Präsidenten ordnete CIA-Planungschef Richard Bissell den U2-Flug an, dessen Absturz aufgrund von Sabotage erfolgte. Wie vorauszusehen ist Chruschtschow beleidigt und blockiert den Vertrag.
Auch die mickrige Untersuchung des angeblichen Abschusses durch Angletons Abteilung deutet darauf hin, dass er selbst Powers geopfert hat. Eisenhower rächt sich, indem er in seiner letzten Rede, die am 17.1.61 am Fernsehen ausgestrahlt wird, eindrücklich vor dem Staat im Staat warnt: "Wir müssen auf der Hut sein vor unberechtigten Einflüssen des militärisch-industriellen Komplexes, ob diese gewollt oder ungewollt sind. Die Gefahr für ein katastrophales Anwachsen unbefugter Macht besteht und wird weiter bestehen. Wir dürfen niemals zulassen, dass das Gewicht dieser Kombination unsere Freiheiten oder unseren demokratischen Prozess bedroht". Eisenhower, der den militärisch-industriellen Komplex trotz seiner Kritik als absolut notwendig für die globale Dominanz der USA erachtet, ist 100 Jahre zu spät mit seiner Warnung.
In Bezug auf die Wirtschaft besteht die Elite aus rund 7000 Geschäftsleitungen, die sich aus den gleichen Universitäten, Bankenholdings und Industrieunternehmen rekrutieren und gegenseitig als Verwaltungsräte fungieren. Rund 1000 Konzerne beherrschen bei einem Umsatz von $300 Bio. 83% des Absatzes, was 60% des BIP ausmacht.

Die Offenlegung der U-2 ist kein Problem, denn die USA haben ab August 1960 den ersten Spionagesatelliten (Corona) zur Verfügung, der die Flüge überflüssig machen sollte. Allerdings sieht man auf den ersten Filmen primär Wolken über der Sowjetunion, weshalb die Air Force mit dem MOL-Projekt (Manned Orbiting Laboratory) bemannte Spionageraumflüge plant, die 1964 starten.
Gleichzeitig entwickeln die CIA und die Luftwaffe eine neue Supermaschine für die Spionage, wobei es zu einem Machtkampf zwischen Richard Bissell (CIA) und Curtis LeMay (Air Force) um die Hoheit des Projekts kommt. Nach knapp zwei Jahren hebt die erste echte Stealth-Maschine A-12 Oxcart am 25.4.1962 auf dem geheimen Testgelände Groom Lake in der Wüste Nevadas zum Erstflug ab, was aufgrund der Geheimhaltung zu einem Boom von UFO-Spekulationen führt. Bis 1965 wurden die Vorgaben erreicht, wobei vier Prototypen abstürzten: die Höhe von 27'000 Meter, die Distanz von 6400 Kilometer und eine Dauergeschwindigkeit von Mach 3.35 (schneller als eine Gewehrkugel) wird von keinem späteren Flugzeug mehr erreicht. Die Mascine aus Titan gebaut, das sinnigerweise aus der Sowjetunion stammt. Gebaut werden drei Versionen: die einsitzige A-12 für die CIA, die YF-12 als Abfangjäger der Luftwaffe und die SR-71 auf Aufklärer, der bis 1990 im Einsatz steht.

Als kalter Krieger kritisierte John F. Kennedy das Scheitern der Gipfelgespräche im Juni, was er ausschliesslich auf die mangelnde Bereitschaft von Chruschtschow zurückführt. Dabei ist dieser an einer friedlichen Koexistenz mit den USA interessiert und will die Sowjetunion demokratisieren. Chruschtschow ist praktisch ein Analphabet, der die Schule mit 11 Jahren verliess, um als Maschinenschlosser zu arbeiten. Als Gewerkschafter und loyaler Mitarbeiter Stalins machte er Karriere, wobei er Massenrepressionen und Parteisäuberungen durchführte und für die in einer tragischen Hungersnot mündende Zwangskollektivierung in der Ukraine mitverantwortlich war. Während dem 2. Weltkrieg begann er sich von Stalins Politik zu distanzieren, ging aber trotzdem als unbarmherzig gegen die Nationalisten der Ukraine vor. Nach dem Tod Stalins 1953 schaltete Chruschtschow seinen Konkurrenten Geheimdienstchef Berija aus, legte die Vergangenheit unter Stalin 1956 offen, brach mit dem Stalinismus und liess die Gefangenen frei. Nach einem fehlgeschlagenen Putschversuch 1957 beschnitt er die Privilegien des Parteiapparates und sicherte die Bewegungsfreiheit der Bürger. Chruschtschow reagiert ausgesprochen heftig und beleidigt, wenn etwas nicht seinen Vorstellungen entspricht.

Powers und Oswald haben sich in Moskau auch getroffen. Oswald äussert in Briefen an seinen Bruder seine Angst, dass er angeklagt und verurteilt werde, wenn er in die USA zurückkehre. Am 2.10.62 wird auch eine U-2 über China abgeschossen. Powers wird 1977 in einem kaum untersuchten Helikopterabsturz wegen Treibstoffmangels getötet, kurz nachdem er in einem Radiointerview gesagt hat, seine U-2 Maschine sei wegen Sabotage abgestürzt.

Während Oswald in Russland ist, versucht am 10.1.61 in New Orleans ein "Joseph Moore" zusammen mit einem Kubaner 10 Ford-Lastwagen auf den Namen Oswald für eine Organisation namens "Friends of Democratic Cuba", zu der Guy Banister gehört, zu kaufen. Hoover hatte schon am 3.6.60 in einem Memo an das Aussenministerium vor der Möglichkeit eines Doppelgängers gewarnt. Oswalds Mutter ist sich sicher, dass ihr Sohn ein Geheimdienstagent ist und vermutet, dass er von einem Doppelgänger missbraucht werde und vielleicht gekidnappt worden sei. Nach dem Armeegeheimdienstoffizier Philip Corso existieren vor Kennedys Ermordung zwei Pässe und zwei Geburtsurkunden auf Oswalds Namen, die von zwei verschiedenen Personen gebraucht werden. Auch das Passbüro schreibt am 31.3.61, dass ein Doppelgänger Oswalds Daten benutzte. Ende April 1960 untersucht FBI-Agent John W. Fain den Fall Oswald, und am 3.7.61 verfasst er einen weiteren Bericht, in dem viele der geschilderten Informationen vom Marinegeheimdienstbüro in New Orleans stammen.

Quellen: Marrs: 91-112, 130, 540, 546, Weberman (1): 1-40, (2): 1-33, (3), (4), (5), Summers (1993): 322ff, Russel (2000), Best: 65, CNPC: 2, Brussell (1983), Davis (1988): 403f, Anson:154-190, Callahan: 86, 101ff, Barrett, Dedial.


August 1960 Marilyn Monroe top

Frank Sinatra gibt zur Eröffnung des Cal-Neva Lodge vom 13.8.60 am Lake Tahoe eine Show, zu der die ganze "Misfits"-Truppe und Marilyn Monroe, Joe und Jack Kennedy, Sam Giancana und Johnny Roselli eingeladen sind.

Marilyn Monroe wurde als Norma Jeane am 1.6.26 als uneheliches Kind geboren. Da ihre Mutter Gladys Baker sich wegen ihrer psychischen Probleme nicht um sie kümmern konnte, wuchs sie meistens bei Verwandten und Nachbarn auf. Als Vater wurde Gladys ehemaliger Mann Edward Mortensen angegeben. Ihr leiblicher Vater, Stan Gifford, verhinderte jeden Kontakt zu seiner Tochter. Ihre erste Kindheitserinnerung besteht darin, dass ihre Grossmutter Della Monroe Grainger die Einjährige mit einem Kissen zu ersticken versuchte. Als sie acht war, wurde sie vom Untermieter Murray Kinnell sexuell missbraucht, worauf sie stotterte und Albträume hatte. An Weihnachten 1934 wurde ihre Mutter in die psychiatrische Klinik eingeliefert und Norma in ein Waisenhaus gesteckt. Während der nächsten acht Jahre schob man sie zwischen Waisenhäusern und Pflegefamilien hin und her. Um dieser Heimatlosigkeit zu entkommen, heiratete sie mit sechzehn James Dougherty, der sich kurz darauf zur Navy meldete.

Im Herbst 1944 wurde sie vom Fotografen David Conover, mit dem sie auch eine kurze Affäre hatte und der für Ronald Reagan arbeitete, entdeckt, und begann mit Modeling. Nach der Scheidung im Mai 1946 lernte sie John Kennedy kennen, der in diesem Sommer auch Affären mit Gene Tierney, Peggy Cummins, Sonja Henie und Nancy Dickerson hatte. Howard Hughes fiel Marilyn auf einer Titelseite auf, verbrachte eine Nacht mit ihr und wollte sie für RKO engagieren, aber die Fox war schneller. Ihre Schauspielkarriere, nun als Marilyn Monroe, wurde gefördert von Johnny Roselli und seinem Freund, dem Produzenten Joe Schenck, der bereits 70 war, als er Marilyn ins Bett bekam. Da er fast impotent war, betrieben sie oralen Sex. Darryl F. Zanuck, der mit Schenck die Twentieth Century Pictures gegründet hatte und später mit der Fox fusionierte, reagierte eifersüchtig auf das Verhältnis und blockte Marilyns Karriere bis 1951, als ihn Spyros Skouras unter Druck setzte. Marilyn verlor ihren Job bei Fox, weil sie von John Kennedy schwanger war und im November 1947 ein Mädchen gebar. Nancy Maniscalco Greene wurde mithilfe von Vito Genovese von der sizilianischen Familie Maniscalco in Brooklyn adoptiert. Marilyn besuchte sie manchmal in den späten 50er Jahren als Mrs. Greene, ein Pseudonym, das sie auch braucht, um JFK inkognito zu treffen. Als Entschädigung für Jacks falsche und gebrochene Versprechen zahlten die Kennedys eine Pension für Marilyns Mutter und ihre Halbschwester. Trotzdem ging ihr Verhältnis in den 50er Jahren weiter. JFK hängte 1954 ein Poster mit Marilyn in seinem Spitalzimmer verkehrt auf, so dass ihre gespreizten Beine in die Luft ragten.

Nach der Geburt bekam sie einen Vertrag bei der Columbia, liess aber deren Chef Harry Cohn abblitzen und wurde deshalb 1948 wieder entlassen. Um sich durchzubringen, trat sie in einem Striplokal auf und hatte mit dem dortigen Orgelspieler Anton LaVey ein Verhältnis. Danach ging sie ein Verhältnis mit dem 1 Meter 50 kleinen, 53jährigen Johnny Hyde ein, der seine Familie sitzen liess, obwohl sie alle seine Heiratsangebote ablehnte. 1949 liess sich Marilyn von Dr. Michael Gurdin ihr Kinn abrunden und ihre Nase verschönern. 1951, als sie bereits ein Verhältnis mit Arthur Miller hatte, wurde Marilyn berühmt. Nach einem Tag Ehe mit Robert Slatzer heiratete sie Joe DiMaggio, obwohl sie sich von ihm missbraucht fühlte. Schon während der Hochzeitsreise in Japan drohte ihr der Baseballstar mit der Scheidung, weil sie einer Einladung folgend vier Tage nach Korea ging, um die US-Truppen zu unterhalten. Marilyns Sehnsucht nach Ruhm und ihr kindliches Bestreben, es allen Recht zu machen, wurde von vielen Männern, der Mafia und der CIA ausgebeutet. Die CIA setzte sie ein, um den indonesischen Präsidenten Sukarno zu ködern. Daneben hatte sie aber auch Affären mit Henry Rosenfeld, Marlon Brando, Freddy Karger, John und Robert Kennedy. Bobby traf sie regelmässig in einer Suite im Desert Inn in Las Vegas. Der eifersüchtige Joe DiMaggio engagierte kurz vor der Scheidung die Privatdetektive Barney Ruditsky und Philip Irwin, um Marilyns Affären zu überwachen. Am 5.11.54 traten DiMaggio und sein Freund Frank Sinatra die Türe des benachbarten Appartements ein, weshalb Marilyn entkommen konnte und DiMaggio eine $200'000 Klage am Hals hatte. Irwin, der dem Gericht die Wahrheit erzählte, wurde von Sinatras "Boys" grün und blau geschlagen. Sinatra selbst schickte Ava Gardner Schnüffler auf den Hals, die seine Ex-Frau und Ex von Howard Hughes jedoch nicht in den Armen eines anderen Mannes, sondern von Lana Turner fanden, was Sinatras Ego massiv verletzte. Marilyn gründete 1954 zusammen mit ihrem ehemaligen Liebhaber, dem Look-Fotografen Milton Greene, die Marilyn Monroe Productions.

Ab 1955 liess FBI-Chef Hoover, der einen Kalender mit Nacktbildern von Marilyn in seinem Keller aufgehängt hatte, den linken Arthur Miller überwachen und gab Informationen über dessen aussereheliche Beziehung mit Marilyn an den Kolumnisten Walter Winchell weiter. Nachdem Miller 1956 vor die HUAC zitiert wurde, intervenierte JFK beim Aussenministerium, damit Millers Pass nicht eingezogen wurde. Am 1.7.56 heiratete Marilyn ihre Vaterfigur Miller, und das Paar ging für Film-Dreharbeiten nach London, wo sie sich erneut mit JFK traf. Während Jackie eine Fehlgeburt erlitt, war Jack deshalb nicht wie angegeben am Segeln, sondern unauffindbar. Nur mit einer Zahlung von $1 Mio. konnte der Vater Jacks Ehe retteten. Auch Marilyns Ehe erlitt eine Krise, weil sie in Millers Tagebuch von seinen Zweifeln über die Beziehung gelesen hatte. Trotzdem sehnte sie sich nach einem Kind von ihm, wurde im Sommer 1957 schwanger, verlor es aber früh, worauf sie einen Suizidversuch unternahm.

Ein Jahr später war sie erneut schwanger und hatte am 17.12.58 erneut eine Fehlgeburt, gefolgt von einer Depression und einem erneuten Selbstmordversuch. Auf Initiative von Lee Strasberg begann Marilyn bereits früher eine Psychotherapie bei Margaret Herz Hohenberg und dann bei Marianne Rie Kris in New York. Auf Kris Vorschlag hin wurde Dr. Ralph Greenson im Januar 1960 Marilyns Therapeut in Hollywood, als sie einen Nervenzusammenbruch hatte, nachdem JFK für die Präsidentschaft kandidierte. JFK hatte ihr gesagt, dass er sie liebe und sie glaubte, dass sie heiraten würden. Mit seiner Präsidentschaftskandidatur wurde klar, dass dies in der nächsten Zeit nicht der Fall sein werde, und Marilyn hatte Angst, dass JFK sie fallen lassen könnte.
Greenson setzte durch, dass Marilyn nur noch einen Arzt konsultierte, Dr. Hyman Engelberg. Engelberg war ein aktives Mitglied der Kommunistischen Partei von Los Angeles. Getreu der leninistischen Formel "Beherrsche das Kino, und du beherrschst die Herzen und Gedanken des Volkes" versuchte die Komintern, die Filmindustrie von Hollywood zu infiltrieren. Engelberg war Propagandist am Arts, Sciences, and Professionals Council, das von Frederick Vanderbilt Field, einer der aktivsten Komintern-Agenten, finanziert wurde. Dort engagierte sich auch John M. Murray, der eine leitende Position in der Komintern hatte und ein Doppelleben mit verschiedenen Identitäten führte. Murray war der Gründer des Psychoanalytischen Institutes von Boston und war oft in Mexiko, wo die Komintern ihre Operationsbasis hat. In den 50er Jahren flohen Field und Murrays Bruder Churchill nach Mexico City, wo sie vom FBI beschattet werden. Engelberg lernte Romeo Greenschpoon in den 30er Jahren im Cedars of Lebanon Hospital in Hollywood kennen. Noch während seiner Schulzeit änderte dieser seinen Namen, und 1937 offiziell, zu Ralph R. Greenson. Er war ebenfalls Mitglied der Kommunistischen Partei und leitendes Mitglied des ASPC. Über Mickey Rudin, Anwalt von Sinatra und Marilyn und Schwager von Greenson, kam auch Sinatra zu Greenson. Im Haus von Murray, dem er während dem Militärdienst unterstellt war, hat Greenson später seine psychoanalytische Praxis.
Von seiner berühmten Klientin erfährt Greenson von der brisanten Beziehung zum Präsidentschaftskandidaten, und er gibt die Informationen an die Komintern-Agenten weiter und beginnt sie einzuspannen. JFK macht sich Sorgen, dass Marilyn über ihre Beziehung in der Öffentlichkeit sprechen könnte, aber sie hält dicht. Trotz seinen Befürchtungen sehen sie sich auch in diesem Sommer regelmässig. Es gibt Unterlagen, die zeigen, dass am 3.3.60 im Carlyle Hotel in New York ein von Larry Cusack geschriebener Vertrag von JFK, RFK, Monroe, Joe Kennedys Assistentin Janet DesRosiers und Monroes Anwalt Aaron Frosch unterzeichnet wird, in dem die Kennedys sich verpflichten, über verschiedene Mitglieder $600'000 an Gladys Baker zu zahlen, und Marilyn im Gegenzug über ihre Beziehung mit den Kennedys und die Verwicklungen der Kennedys mit Mafiaboss Giancana und anderen Unterweltfiguren Stillschweigen garantiert. Marilyn ist mit Giancanas Freundin Phyllis McGuire befreundet. Über Sinatra kennt Marilyn auch Mafiaboss Mickey Cohen, mit dessen Mitarbeitern George Piscitelle und Sam Lo Cigno sie Affären hat. Im Januar 1960 begann Marilyn eine Affäre mit Yves Montand, die bis zu seiner Rückreise Ende Juni dauerte. Am 26.8. unternimmt Marilyn einen weiteren Suizidversuch und plant danach die Scheidung von Miller. Der Tod ihres Schauspielkollegen Clark Gable und die Trennung von Miller lassen Marilyn im November in eine neue Depression fallen.

Quellen: Posener: 79, Giancana: 485-488, Brown/ Barham: 113, 282, 394, Wolfe: 138ff, 163-175, 204-387, Obenhause, Summers (1993): 295f, (2000): 88-99, 219, 232-236, 318ff, Davis (1988): 240, Gregory/ Speriglio: 43-194, DiEugenio (1997): 27, Best: 21f, Olgiatti, Carey/ Olgiatti, Brown/ Broeske: 202f, Brincker.


1960 Aktionspläne gegen Kuba top

Die kubanische Revolution hat eine Signalwirkung für die antikolonialen Befreiungsbewegungen. In nur einem Jahr erlangen 17 Länder die Unabhängigkeit, und in 30 weiteren beginnt der Befreiungskampf.

Die CIA arbeitet an Plänen, die Statschefs Castro, Trujillo und Lumumba zu beseitigen. Nach den Erfolgen im Iran und in Guatemala führt Allen Dulles diese effiziente Strategie amerikanischer Aussenpolitik weiter. Dazu probiert die CIA Tests zur Verhaltensprogrammierung mittels Hypnose und Drogen an Kadetten des koreanischen Geheimdienstes KCIA aus. Allerdings überlegt sich die CIA auch, ob es nicht einfacher wäre, professionelle Killer zu mieten. Koordinator der Mordprojekte ist Sheffield Edwards, der als Security Officer bereits am Projekt ARTICHOKE beteiligt war und einer der wenigen CIA-Agenten ist, der an sechs verschiedenen Mordkomplotten direkt beteiligt ist.

Die CIA-Agenten E. Howard Hunt und Frank Bender organisieren die OPERATION 40, die die Elimination der einflussreichen Kommunisten auf Kuba im erwarteten Chaos nach der Ermordung von Castro vorbereitet. Castro versichert Bender noch im Herbst 1960, er sei ein Nationalist und Antikommunist. Hunt erhält eine Cover-Identität und $150'000 für die Operation, zieht im August 1960 nach Miami, wo er bei einer Deckfirma in der Elektronikbranche arbeitet und über Geraldine Shamma eine Operationsbasis aufbaut. Geraldine Suarez Shamma arbeitet bei Castro für die USA. Frank Sturgis, Sam Sanjennes und Felipe Gutierrez leiten die Erstellung der Todeslisten und die Ausbildung einer Truppe von 20 Mann in Mordtechniken für die OPERATION 40, an der Edwin Wilson, Thomas Clines, Ted Shackley, Raul Villaverde, 'Chi Chi' Quintero, Luis Posada Carrilles, Felix Rodriguez, Barry Seal und Ricardo Chavez arbeiten. Bereits im Januar schlug Nixons Assistent Brigadier-General Robert Cushman vor, Killertrupps nach Kuba zu schicken, an deren Planung sich Manuel Artime, Nino Diaz, Ricardo Lorie, William Kent, Manuel Goudie, Bernard Reichhardt, Sanchez Arrango und Michael Yebor beteiligen. Posada Carrilles fliegt im Januar 1960 in Havanna auf, kann aber der Polizei entkommen, indem er in die argentinische Botschaft flieht, die ihm Asyl gewährt. Finanziert wird der Terrorist Posada Carrilles, der wie sein Erzfeind Castro im Alter von 90 Jahren friedlich stirbt, vom Telekommunikationsunternehmer Jorge Mas Canosa und mindestens bis 1974 von der CIA.

Der militärische Ast der Operation ist die Brigade unter Orncido Oliva, die von Offizieren der US-Armee trainiert wird. Frank Sturgis trainiert Söldner von Manolo Rebozo und arbeitet auf Initiative von Barker hin mit Bill Johnson an den Vorbereitungen zur Bombardierungen der Ölraffinerien bei Havanna. Sturgis kann Trujillo und Fuentes dazu bringen, dass diese den Kubanern Territorien in der Dominikanischen Republik und Guatemala als Invasionsbasis zur Verfügung stellen. Eisenhower bewilligt $13 Mio. für die Trainingscamps der Exilkubaner, die eine Invasion der Insel vorbereiten. Sturgis fliegt auch Einsätze, beispielsweise über Havanna, um mehrere Hunderttausend Flugblätter abzuwerfen. Andere Flüge nach Kuba unternimmt er mit Conte Aguero. Zudem hat er vier Speedboote, um Leute und Waffen für Sabotageaktionen nach Kuba zu bringen. Innerhalb der Exilkubaner kommt es zu Streitigkeiten, worauf Lanz die Alliance of Liberation von der MRR von Artime abspaltet. Sturgis, Lanz und Victor Panque rekrutieren James und Jerry Buchanan für das IACB. Gegen Sturgis läuft 1960 in den USA ein Verfahren zur Aufhebung der Staatsbürgerschaft wegen seiner Verletzungen der Neutralitätsgesetze. Senator George Smathers setzt sich erfolgreich für Sturgis ein: seine Staatsbürgerschaft wird am 14.3.61 bestätigt. Smathers Bruder ist der Chef der First National Bank in Miami Beach und ebenfalls in Kontakt mit Sturgis und Hunt. Luis Somoza, der nach der Ermordung seines Vaters 1956 die Macht in Nicaragua übernahm, stellt den Kämpfern von Sturgis, Rorke und Lanz eine Basis zur Verfügung.

Im September 1960 nimmt Kuba diplomatische Beziehungen mit China auf, worauf die Technical Services Division der CIA David Lemar Christ mit einer falschen Identität ausstattet, um das Büro der New China News Agency zu verwanzen. Zudem wird das Penthouse des sowjetischen Botschafters im Hotel Rosita verwanzt. Aber die kubanische Gegenspionage verhaftet am 14.9.60 die drei Topagenten David L. Christ, Thornton J. Anderson und Walter A. Szuminski sowie Mario Nordio, Robert Neet und Marjorie Lennox. David Lemar Christ kam 1950 als erster Elektronikingenieur zur CIA und baute die Technical Services Division und den Applied Physics Branch mit auf. Der Abhörspezialist war 1956 in Japan, Taiwan und Südkorea, 1957 in Berlin, Uruguay, wo Hunt Stationschef war, Argentinien, Chile und Panama und wurde Chef der Audio Operations Branch. 1958 arbeitete er in der Türkei, Pakistan, Griechenland, Deutschland und Belgien, 1959 in England und Deutschland. 1960 ist er in Mexico, Marokko, Griechenland und Deutschland tätig, bis er in Kuba verhaftet wird.

Im Gefängnis lernt er Gerry Patrick Hemming, der am 27.9.60 verhaftet wird, kennen. Laut Hemming bestand Christs Mission in der Beschaffung des Codebuches und der Ausführung eines Bombenanschlags auf die chinesische Nachrichtenagentur. Christ, Anderson und Szuminski werden im Januar 1961 zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt, worauf der CIA-Agent John Mertz auf Befehl von Richard Helms mit Charles Siragusa Kontakt aufnimmt, der mithilfe von Trafficantes Leuten die drei Agenten befreien soll. Siragusa versucht über den Anwalt Constantine Kangles, dem $100'000 bezahlt werden, an Raul Castro heranzukommen, dem $1 Mio. hätten bezahlt werden können. Sidney Gottlieb arbeitet an einem Plan, den kubanischen Richter zu hypnotisieren, um Christ freizubekommen. Christs Frau Wilma versucht bei Treffen mit John Mertz, Allen Dulles, General Carter und General Taylor, William Donavan und dann vermutlich auch mit Robert Kennedy alles, damit ihr Mann aus dem Gefängnis geholt wird, womit sie eine Gefahr für die Geheimhaltung der Operation ist. Schliesslich kommen die drei im Rahmen eines Gefangenenaustauschs und einer Medikamentenlieferung im Wert von $40 Mio. im April 1963 wieder frei, da die Kubaner davon ausgehen, dass die drei Topagenten nur Handlanger der Operation waren.

Nach der Verhaftung der drei Topagenten geht die CIA in die Offensive. Auf Befehl von Dulles entwickeln Richard M. Bissell, stellvertretender Planungsdirektor, und Sheffield Edwards, Direktor der Sicherheitsabteilung, einen neuen Plan zur Beseitigung Castros. Bissell, ehemals Wirtschaftsprofessor, arbeitete für Harriman und Dulles, war der Kopf der U-2 Aufklärungsflüge, die 1954 entworfen und von 1956 bis zum Absturz Powers am 1.5.60 über der Sowjetunion durchgeführt wurden. Dulles Stellvertreter General Charles P. Cabell betreut die Attentatsplanung mit. Die am Projekt beteiligten Agenten Paul Helliwell, E. Howard Hunt, William Pawley, Jack Hawkins, Jacob Esterline, Tracy Barnes, Frank Bender, David Atlee Phillips und Frank Sturgis sind überzeugt, dass die Mafia einen Attentäter auf der Insel auftreiben kann. Wenn der Plan auffliegt oder nicht funktioniert, könnte die Regierung zudem die Verantwortung abschieben. Richard Cain, der für Giancana arbeitet, rekrutiert hispanische Banditen, die den Job erledigen sollen.

Gleichzeitig mit Castros Ermordung soll eine CIA-gestützte Exilkubanerarmee am 31.10.60 die Insel angreifen, wobei die Operation so geplant werden muss, dass eine US-Beteiligung dementierbar bleibt. Grosse Summen aus CIA-Reserven werden den exilkubanischen Guerillas über E. Howard Hunt und Bernard L. Barker zur Verfügung gestellt. Über Guy Banister und David Ferrie, die für Carlos Marcello arbeiten, wird der Kontakt zu den Exilkubanern in Louisiana aufgenommen, die von Marcello über Arcacha Smith finanziert werden. George Bushs Aufgabe ist die Rekrutierung von Exilkubanern in Miami, wozu er einmal wöchentlich von Houston nach Miami reist und mit Felix Rodriguez, einem ehemaligen Spitzenpolizisten unter Batista, zusammenarbeitet. Nachdem sich George Bush 1958 von seinem Partner Hugh Liedtke trennte, bohrt seine Zapata Offshore auf den Cay Sal Bank, die Hughes ein Jahr zuvor pachtete und der CIA als Basis für Kubaangriffe dienen. Seine Firma fördert aber auch Öl in Kuwait, wo dank Schmiergeldern ein aussergewöhnlicher Vertrag (à la Harken) geschlossen werden konnte, im Persischen Golf, Borneo und Trinidad. 1960 gründet Georg Bush mit Jorge Diaz Serrano und Edwin Pauley von der Pan American Petroleum geheim die mexikanische Ölförderfirma Perforaciones Marinas del Golfo (Permago). Auch mit Jack Crichton und Charles Cabell steht Bush in Kontakt. Banister gründet eine eigene Organisation Citizens for a Free Cuba. Hinter den meisten dieser Gruppen (Committee To Free Cuba, Free Cuba Committee, Crusade to Free Cuba, Cuban Freedom Committee) steht direkt oder indirekt Howard Hunt. In Mexiko steht Hunt ebenfalls in Kontakt mit Exilkubanern. Jack Ruby und Frank Sturgis sind für Waffen- und Munitionslieferung zuständig. Trafficantes Leute Russell Bufalino, James Plumeri, George Levine und Salvatore Granello arbeiten am Castro-Mordkomplott mit. Granello und Plumeri haben immer noch Kontakte auf Kuba und versorgen die CIA mit Geheimdienstinformationen.

Richard Nixon drängt auf die Umsetzung der Pläne, um daraus politisches Kapital für den Wahlkampf zu schlagen. John Kennedy wurde auf Anordnung Eisenhowers von Allen Dulles über die Operationspläne informiert, worauf Nixon einen Wutanfall bekam. Nixon weiss, dass er angreifbar ist, weil er sich an der ganzen Planung aktiv beteiligt. JFK weiss auch von Richard Bissell und John M. Patterson, der als Gouverneur von Alabama der CIA die Alabama Air National Guard für das Training der Exilkubanerpiloten in Nicaragua zur Verfügung stellt und der JFK persönlich mit Bargeld schmiert, was in Kuba geplant ist. Kennedy nutzt den Zwang zur Geheimhaltung der Eisenhower-Regierung aus, indem er Kuba zu einem Hauptthema des Wahlkampfes macht und eine viel aggressivere Politik gegenüber Castro fordert. Nixon sitzt in der Falle, weil er als Vizepräsident die Politik des internationalen Rechts vertreten muss und dafür von den Liberalen Beifall erhält. Aufgrund Kennedys Kritik verhängt die Regierung ein umfassendes Handelsembargo gegen Kuba, worauf JFK sofort noch strengere Sanktionen fordert.

Sam Giancana verzögert das Projekt, weil er weiss, dass eine Beseitigung Castros die Position der Republikaner stärken würde. Er ist plötzlich gegen einen Schützen, sondern will tödliche Pillen einsetzen, mit der Begründung, dass es für einen Schützen kaum ein Entkommen gäbe. Die Verschwörer finden einen Beamten, der Gift in Castros Getränk kippen würde: Juan Orta Cordova, Generaldirektor des Büros des Premierministers und Privatsekretär von Castro. E. Howard Hunt und James McCord bezahlen über Maheu eine Anzahlung von $10'000 von geplanten $150'000 an den Castro-Mörder.

Im Herbst rebelliert ein Teil der Armee in Guatemala. Aus Angst, die CIA-Trainingslager könnten bekannt werden, bombardieren Amerikaner und Exilkubaner mit B-26 Bombern die Aufständischen am 13.11.60. Tatsächlich erscheinen Berichte in Nation, Washington Post, Wall Street Journal und US News and World Report über die Trainingslager, weshalb Eisenhower die Aktion erneut verschiebt.

Quellen: Scott (1993): 179, Callahan: 86ff, 97 Hersh: 162, 169-184, 205, Davis (1988): 91-93, 364ff, Weberman (6): 50-70, (7): 18f, 45, (10): 40-49, Pease (1995), Bartholomew: 55, Summers (1989): 579ff, (2000): 188-199, 508, Sylwester: 8-10, Garrison: 76ff, Kangas, Potter, Russel (2000), Best: 35, 53f, Sam Smith: 2, Horowitz: 329-332, Groden/ Livingstone: 324, Anson: 298ff, Ranelagh/ Treharne, Levin, Lewens/ Wall, Ganser, Tarpley/ Chaitkin: 94, 115f, 147, Karel (2003), Hopsicker.


November 1960 Kennedys 'Wahl' top

Frank Sinatra versucht, einen Bericht zu veröffentlichen, der Nixon als Patienten von Dr. Arnold Hutschnecker enthüllt. Laut Joe Kennedy haben sie ein ganzes Dossier darüber, und zwei Tage vor der Wahl ruft Jack Anderson der Associated Press beim Psychiater an, um sich nach dem Geisteszustand des Vizepräsidenten zu erkundigen. Drew Pearson schreibt in seiner Kolumne über therapeutische Sitzungen, was sofort dementiert wird. Hutschnecker, den Nixon seit 1951 konsultiert, meint später: "Nixon hatte kein ernstzunehmendes psychotisches Krankheitsbild, aber eine gute Portion neurotischer Symptome." Zumindest gingen seine Symptome so weit, dass er die demokratische Aktivistin Zita Remley auf der Wahlkampagne von 1952, den Reporter Ted Rogers und einen weiteren Mann auf der Tour 1956 schlug. Besonders gegenüber Studenten und Journalisten reagiert der spätere Präsident jähzornig. Seine Frau schlägt Nixon, der auch an Potenzproblemen leidet, regelmässig. Nachdem sich der Arzt 1955 auf Psychotherapie spezialisierte, traf sich der depressive Nixon nur noch privat mit ihm, und in der Öffentlichkeit machte er sich lustig über Psychiatrie, um sich zu schützen. Trotzdem beschreibt ihn der Grossteil seines nächsten Umfeldes, von Agnew über Haldeman bis Kissinger, als psychisch gestört.

Nachdem mehrere Staaten für Nixon gewählt haben, telefoniert John Kennedy in der Wahlnacht dem Bürgermeister von Chicago, Richard Daley, der ihn am Telefon beruhigt. Daley verdankt Joe Kennedy seine eigene Wahl zum Bürgermeister und sicherte ihm die Unterstützung zu. Kennedy gewinnt in Texas, Michigan, New Jersey, Nevada, New Mexico, Missouri und Illinois nur ganz knapp. Illinois, das ausschlaggebend für die Wahl ist, gewinnt er mit 8858 Stimmen Vorsprung, und zwar wegen seinem "unerklärlich" hohen Sieg in Chicago: bei einer Rekordbeteiligung von 89% verzeichnet er einen Vorsprung von 456'312 Stimmen. Für den Fall, dass JFK Illinois verlieren würde, steht Oscar Wyatt mit $100'000 in Corpus Christi bereit. Nachdem die ersten knappen Resultate bekannt werden, lässt sich der reiche Ölhändler und Bankier mitten in der Nacht das Geld besorgen und seinen Privatjet tanken, um nach Jackson zu fliegen, wo er die Wahlmänner von Mississippi, Alabama und Georgia bestechen will, was dann aber nicht nötig ist. Offizielles Resultat ist der Wahlsieg Kennedys mit 0.17% Vorsprung gegenüber Nixon (34'227'096 gegen 34'108'546 Stimmen), das knappste Resultat in der Geschichte der USA.

In seinem Stammland Texas kann Johnsons Wahlapparat 100'000 Stimmen für Nixon disqualifizieren. Mit diesen Stimmen hätte Nixon eine Wahlmännerstimme Vorsprung gehabt. Nixons Prestige litt schwer, als dank Dick Tuck bei einer Wahlveranstaltung im Chinatown von San Francisco die Schmiergeldzahlung über $205'000 von Howard Hughes zum Thema wurde. Nixon glaubte fälschlicherweise, er könnte die Story mit fabrizierten Dokumenten von Robert Maheu als ein zinsloses Darlehen für seinen Bruder Donald entschärfen. Allein in West-Viginia, wo es für Kennedy am schwierigsten war, investierte Giancana eine halbe Million für Stimmenzahlungen, weil sonst nur die katholischen Italiener, Iren und Polen für Kennedy votiert hätten. In den mafiadominierten Gebieten wie in Chicago, wo Giancana mindestens sechs populationsstarke Wahlbezirke kontrolliert, wurde die Wahl mit Mehrfachwahlen, Einschüchterung der Wähler, offener Gewalt und Betrug gewonnen. 10'000 Stimmen für JFK in Illinois kommen aus dem Grab, da sich organisierte Wähler unter den Namen von Toten registrieren liessen. Auch die Republikaner arbeiteten mit Undercovermethoden und fälschen: In Texas wurden Wähler anonym angerufen und gefragt, ob sie wollten, dass der Papst der Boss des Präsidenten sei.

Richard Sennett bezeichnet Wahlkorruption als soziale Inklusion, weil die Annahme des Umschlags mit einigen Dollars durch den Wähler die Entschädigung für die Anerkennung der Macht der Mafia symbolisiert. Die Klientelismus-Analyse von S. N. Eisenstadt berücksichtigt weitere Aspekte des Machtverhältnisses der Begünstigungs- und Loyalitätsverhältnisse von Paten und ihrer Klientel.

Aufgrund des knappen Resultats haben Sam Giancana, Richard Daley und Frank Sinatra das Gefühl, Kennedy habe nur dank ihnen gewonnen. Daleys langjähriger Freund und Anwalt Abraham Lincoln Marovitz wird dafür 1963 zum District Court Judge ernannt. Sonst verspricht JFK zwar viel, aber statt Belohnungen erhalten sie Robert Kennedy, der sich in der McClellan-Kommission als Mafiajäger profilierte, als Justizminister. Joe Kennedy weiss, wie zentral die Kontrolle des Justizapparates für die Machtsicherung ist. Die Söhne gehorchen, nachdem Clark Clifford vergeblich versuchte, Joe beizubringen, dass Bobby diesen Posten gar nicht will. Die totale Kontrolle der Kennedys über Exekutive und Judikative macht sie faktisch unangreifbar, wie sich in Bezug auf die gestohlene Wahl zeigt.

In elf Staaten werden Klagen wegen Wahlfälschung erhoben. In Chicago werden zwei Grand Juries gebildet, die schliesslich nur fünf unwichtige Mitarbeiter der Demokratischen Partei wegen Stimmenkauf und Wahlfälschung anzeigen. 677 weitere Klagen werden vom zuständigen Richter, der der demokratischen Partei angehört, abgeblockt. Mit Bobby als Justizminister kann auch Hoover kontrolliert werden, da das FBI dem Justizministerium untersteht. Es spricht vieles dafür, dass Bobby über die Wahlunterstützung der Mafia nur ansatzweise im Bild ist. Auch gibt es viele Anhaltspunkte dafür, dass die Brüder geheime Aktionen ohne das Wissen des anderen durchführten.

Der Vater träumt von einer Kennedy-Dynastie, sieht Bobby 1968 als Nachfolger von Jack, und auch Teddy soll in die Politik einsteigen. Nixon verzichtet auf Druck von Eisenhower auf eine von der republikanischen Partei geforderte Wahlnachzählung in Chicago, die ebenfalls die Demokraten durchgeführt hätten. Nixon ist am Boden zerstört und hasst die Kennedys aufs Blut. Öltycoon Clint Murchison, der seinen Wahlkampf unterstützte, überlässt Nixon ein Landstück, das er mit Krediten der Teamster-Pensionskassen kaufte.

Quellen: Obenhause, Hersh: 131-154, Davis (1984): 215-221, Oglesby: 5, Giancana: 287-290, Best: 84, Collier/ Horowitz: 309-316, Summers (1993): 276-280, (2000): 210-225, Brown/ Broeske: 363, Sennett: 27, Gregory/ Speriglio: 222, Eisenstadt/ Roniger.


Dezember 1960 Ermordungen top

Noch vor der Inauguration lässt John Kennedy über Judith Campbell Mafiaboss Sam Giancana einen Umschlag zukommen, in dem es um die Elimination Castros geht. Bis Ende 1961 überbringt Campbell mindestens zehn Umschläge für Giancana und Roselli und organisiert zwei weitere Treffen. JFK beauftragt den CIA-Direktor für heimliche und verdeckte Aktionen, Richard Bissell, mit dem Ausbau der "Mordabteilung" mit dem Ziel, über eine jederzeit und überall einsetzbare Truppe verfügen zu können. Damit führt JFK die Politik Eisenhowers nicht nur fort, sondern formalisiert sie sogar. Bissell trifft JFK in den nächsten drei Monaten 13 Mal und ist sein Favorit als Nachfolger von Dulles.

E. Howard Hunt organisierte die Gründung des Cuban Revolutionary Council (CRC) im Miami, das die Anti-Castro-Aktivitäten koordinieren und die ständigen Konflikte innerhalb der Exilkubaner lösen soll. Dem Cuban Revolutionary Front werden $115'000 monatlich bezahlt. Zudem soll Tony Varona, mit dem Hunt eng zusammenarbeitet, durch José Miro Cardona Ruben ersetzt werden. Castros ehemaliger Premierminister Cardona kam im Oktober 1960 als politischer Flüchtling in die USA. Zu seinem Stab gehörte "Reinol" Gonzales, der in Kuba mit Amador Odio verhaftet wird wegen des Attentatsversuchs am 24.10.61 gegen Castro. Sergio Arcacha Smith, ehemaliger kubanischer Diplomat unter Prio und Batista, wird Repräsentant des CRC in New Orleans, zu dem auch David Ferrie gehört. Arcacha studierte mit Castro, wurde von J. Walter Thompson für den OSS rekrutiert, floh im August 1960 in die USA, wo ihn Tony Varona zum Delegierten des Cuban Revolutionary Front in New Orleans ernennt. Arcacha ist zudem ein Informant des FBI und des INS. Um Geld in die eigene Tasche zu bekommen, organisiert Arcacha das Crusade to Free Cuba Committee (CFCC). Marcello finanziert Arcacha mit $200'000 und bekommt von ihm die Zusicherung, dass eine neue Regierung auf Kuba ihm Spiellizenzen und die kubanische Staatsbürgerschaft zugestehen würde.

Carlos Bringuier wird Arcachas Pressesekretär. Bringuier war Gerichtssekretär in Havanna und Delegierter des Directorio Revolucionario Estudiantil (DRE), eine Anti-Batista Organisation an der Universität von Havanna. Während der Revolution eroberten Mitglieder des DRE für Castro den Präsidentenpalast. Da das DRE keine Regierungsämter erhält, beginnt die Organisation den bewaffneten Kampf gegen Castro. Am 4.5.60 floh Bringuier nach Gutemala, und reist dann am 8.2.61 in die USA ein, wo er mit der Cuban Revolutionary Front kooperiert. Das DRE wird von der CIA bis 1966 mit Geld und Waffen versorgt. Eng verbunden mit Hunt ist auch Carlos Prio Socarras, Ex-Präsident Kubas unter Batista, der nach einer Invasion wieder Präsident werden soll. Prio wurde zusammen mit Robert McKeown verhaftet wegen Waffenschmuggels mit Jack Ruby. Die Truppen der Exilkubaner werden in der Nähe von Arcachas Haus auf einer abgelegenen Ranch am Nordufer des Pontchartrainsees trainiert.
Castro behauptet am 2.1.60, Eisenhower plane, Kuba noch vor seinem Rücktritt anzugreifen, setzt seine Truppen in Alarmbereitschaft und verlangt die Reduktion der Botschaftsangehörigen in Havanna auf 11 Beamte, worauf Eisenhower die diplomatischen Beziehungen zu Kuba abbricht.

Kennedy bestätigt ebenfalls den von Eisenhower abgesegneten Plan zur Ermordung des kongolesischen Ministerpräsidenten Patrice Lumumba. Der Kongo war bis 1908 Privatbesitz von Leopold II, wobei von 1884 bis zur Übergabe an Belgien die Hälfte der 20 Mio.-Bevölkerung an den Folgen von Gewaltexzessen, Zwangsarbeit, Hunger und Verschleppung starb. Nach der Erfindung des Pneus von John Dunlop 1887 explodierte die Nachfrage nach Kautschuk und damit auch die Gewinne aus dem Kongo. Keine Kolonialmacht hat ihre Domäne so brutal ausgebeutet wie die Belgier. Am 30.6.60 wurde Belgisch-Kongo, das sich noch immer in einem erbärmlichen Zustand befindet, als Demokratische Republik Kongo unabhängig. Der Chef der Mouvement Nationale Congolais, Patrice Lumumba, wurde zum Ministerpräsident, Joseph Kasawubu, der Führer der Alliance de Bakongo, zum Staatsoberhaupt ernannt. Lumumba plante die Verstaatlichung der Bergbauindustrie, was das ausländische Grosskapital in helle Aufregung versetzte. Eine Woche später begann die immer noch von Weissen geleitete Armee gegen den schwarzen Ministerpräsidenten zu meutern, und die Provinz Katanga erklärte sich unabhängig. Die belgischen Grossunternehmen zahlten ihre Steuern den Sezessionisten von Katanga und Kasai. Auf Initiative der Regierung beschloss das belgische Parlament einen Geheimetat von €6,69 Mio. für Destabilisierungsaktionen: Waffenlieferungen und Vorbereitung des Attentats an Lumumba. Belgien schickte Fallschirmtruppen zur Unterstützung gegen den linken Premier, der zuerst vergeblich die USA um Hilfe bat. Lumumba forderte und erhielt daraufhin von der UNO Unterstützung mit Blauhelm-Truppen und akzeptierte Militärhilfe der Sowjetunion, um die abtrünnige Provinz Katanga unter Belgiens Marionette Moise Kapenda Tshombé zu sichern, weshalb sich die USA bedroht fühlen. Aus Katanga kommt das Kupfer, aus dem Kongo ein Grossteil des Kobalts und des Urans, das man für die Atomprogramme des Westens braucht. Zudem sind Angehörige der US-Regierung am Diamantgeschäft beteiligt.
Von 1959 bis 1963 steigt die Zahl der CIA-Stationen in Afrika um 55%. Einer der CIA-Agenten im Kongo ist der spätere CIA-Vizedirektor und Verteidigungsminister Frank Carlucci. Die CIA unterstützte die kongolesischen Politiker Cyrille Adoula und Joseph Désiré Mobutu, den ehemaligen Privatsekretär Lumumbas, indem sie eigene Söldner in den Kongo brachte und B-26 Bomber gegen die MNC und die Abako einsetzte. Die CIA arbeitet mit dem belgischen Geheimdienst zusammen, um Lumumba zu beseitigen. Von CIA-Agent Larry Devlin kam das technische Material, mit dem die belgische Abwehr unter Louis Marlière Lumumba in seinem Büro abhörte. Devlin erhielt von der CIA-Zentrale $100'000 mit dem Auftrag, Lumumba zu stürzen. Er finanzierte Presseartikel, die Lumumba kritisierten, und organisierte Protestkundgebungen. $5000 gingen an Mobutu, der damit Offiziere für den Putsch besticht. Offenbar kam der Befehl für die Ermordung Lumumbas von Eisenhower selbst. Mit der Operation BARRACUDA sollte Lumumba vergiftet werden. Der CIA-Wissenschaftler Sidney Gottlieb organisierte einen Giftstoff in einer Zahnpasta, womit Michael Mulroney im November von Paris zum Chef der Afrika-Abteilung Bronson Tweedy ging. In Léopoldville kümmerte sich der CIA-Agent Hedgman um die Organisation vor Ort. Christian David (WI/ROGUE), ein staatenloser Bankräuber, dem die CIA vor dem Einsatz angeblich eine Gesichtsoperation und ein Toupé verpasste, heuerte für das Todeskommando Michael Mertz (QJ/WIN) an. Dieser ist ein Korse der Marseiller Mafia von Antoine Guerini, der im Drogenhandel eng mit Santos Trafficante zusammenarbeitet.
Mobutu putschte im September 1960, worauf sich Lumumba in den "Schutz" der UNO-Truppen begab. Die UNO-Truppen haben nicht die Absicht Lumumba zu schützen, sondern sie stellen sich auf die Seite der Putschisten und neutralisieren die loyalen Truppen. Durch massiven Stimmenkauf und Druck wurde die Mehrheit in der UNO für Lumumba gebrochen und der von der UNO mit $1 Mio. finanzierte Mobutu anerkannt. Lumumba floh daraufhin aus seinem belagerten Haus des Premierministers in Léopoldville und wollte nach Stanleyville, wo sich eine Gegenregierung gebildet hat. Er wurde mithilfe von Michael Mulroney von Mobutus Truppen gefangengenommen, nach Léopoldsville, Thysville und schliesslich Katanga gebracht und nach Folterungen am 17.1.61 zusammen mit Maurice Mpolo und Joseph Okito auf Befehl von belgischen Offizieren erschossen. Polizeikommissär Gérard Soete zerstückelte die Leiche des Ministerpräsidenten und löste sie mitten im Wald in einer Badewanne voll Schwefelsäure auf. Gleichzeitig wurde eine fiktive Covergeschichte, wonach Lumumba von Dorfbewohnern massakriert worden sei, propagiert.
Nach dem Mord an Lumumba reist Che Guevara zwei Monate durch Afrika, um den Freiheitskampf der Antikolonialisten zu fördern. Die USA unterstützen Mobutu mit verdeckten Militärkommandos zur Niederschlagung der Guerilla, die sich nach dem Mord unter der Führung von Laurent Kabila in Kongo-Brazzaville gebildet hat. Che versuchte diese Guerilla auszubilden und kämpfte 1965 einige Wochen im Kongo. Insgesamt 500'000 kubanische Kämpfer, Ärzte und Techniker werden in den afrikanischen Befreiungskriegen (etwa Guinea-Bissau, Angola, Südafrika) mitkämpfen. 1965 kann CIA-Agent Devlin Mobutu mit entscheidenden Informationen vor einem Gegenputsch bewahren.

UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld versucht, den Krieg der belgischen, französischen und deutschen Söldner auf der Seite Tschombés gegen die UNO zu beenden. Nach seinem Amtsantritt 1953 säuberte Hammarskjöld die UNO vom Einfluss der FBI-Agenten, die im Hauptquartier ein- und ausgingen. Er wollte 1954 auch den Sicherheitsrat der UNO wegen Guatemala einschalten, was die USA verhindern konnten. Als er in die abtrünnige Provinz Katanga fliegt, um ein Friedensabkommen auszuhandeln, wird er umgebracht. Sein Flugzeug wird am 17.9.61 durch eine Bombe im Fahrwerk zum Absturz gebracht, mit Beteiligung der CIA und des britischen MI-5. Vermutlich wurde die Explosion über Funk von einem dem Flugzeug folgenden Jäger der belgischen Söldner in Katanga ausgelöst. Offiziell beginnt die Suche nach dem Flugzeug erst 10 Stunden später, aber als es gefunden wird, weisen etliche Opfer Schussverletzungen auf. Soldaten waren kurz nach dem Absturz am Ort, um sicherzustellen, dass alle tot sind.

Mobutu stürzt Tshombé im November 1965 und verwandelt 1971 das föderative Kongo in das zentralistische Zaire, das er mit wohlwollender Billigung und üppiger Gewinnbeteiligung des Westens bis 1997 gnadenlos ausbeutet. Mithilfe der CIA, des US-Aussenministeriums, der American Mineral Fields und der Chevron, wofür die Firma Ölförderrechte erhält, erobert Laurant-Désiré Kabila 1997 die Macht, wirft die belgischen, südafrikanischen und französischen Unternehmen aus dem Land, um die amerikanischen und englischen hereinzuholen, und führt die Politik der persönlichen Bereicherung seines Vorgängers fort. 190'000 ruandische Flüchtlinge werden in einem Rachefeldzug von Oktober 1996 bis Mai 1997 von Kabilas Truppen umgebracht. Den UNO-Truppen zur Überwachung der Einhaltung des Lusaka-Friedensabkommens von 1998 verweigert Kabila die Einreise. Gegen den Willen der USA verbündet sich Kabila mit dem militärisch starken Simbabwe, das als Gegenleistung für die Soldaten Schürfrechte und Firmenbeteiligungen erhält. Bis zur ungeklärten Ermordung Kabilas im Januar 2001 kommen im ersten afrikanischen Kontinentalkrieg unter Beteiligung von Angola, Namibia, Simbabwe, Ruanda und Uganda um die Bodenschätze des Kongo mindestens 1,7 Mio. Kongolesen ums Leben und über 2 Mio. Menschen im Kongo werden entwurzelt. Sieben Staaten, sieben Rebellenarmeen und Söldner aus Belgien, Südafrika, Serbien und Nordkorea kämpfen in wechselnden Bündnissen, von der Welt kaum wahrgenommen. Über Nacht wird ein sogenannter Joseph Kabila, dessen Herkunft mysteriös ist, zum Nachfolger des abtrünnigen Despoten bestimmt und von Simbabwe und Angola gestützt. Der Krieg läuft trotz Waffenstillstandsabkommen weiter, mit Massakern, Kindersoldaten und fehlenden Transportmöglichkeiten, weshalb die Bauern ihre Felder verlassen. Eine örtliche Mafia beherrscht den Handel mit den Rohstoffen, die den Partnern in Brüssel, Paris, London und Washington geliefert werden.

Quellen: Weberman (7): 43ff, (11): 18f, (12): 6, Best: 35, Ege (1984): 161-167, Hersh: 193ff, 307ff, Braeckman (2000), (2002), CIA-Info: 4, 14, 16f, CNPC: 18, Davis (1988): 367, Ledeen: 52f, Ranelagh/ Treharne: 2, Obenhause, Minow, Faes: 11, Giefer (2001), Grill: 8f, Smith: 7, Amara, Karel (2003), Devlin, El-Tahrim

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Und sollte ich vergessen haben, jemanden zu beschimpfen, dann bitte ich um Verzeihung!
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Teil 3 (1949 - 1955)

Dieser Teil der Chronik behandelt die Etablierung der verdeckten Operationen der CIA (Putsch, Propaganda, Drogen- und Waffenhandel, Geheimkriege, PsyOps, Mord) und die Kooperation von Mafia, Nixon und den Faschisten.

Zentrale Themen und Personen:
Reorganisation des Drogenhandels, French Connection, Korsische Mafia und CIA, Revolution in China, Opiumhandel, Rüstungswettkampf, Atombomben, Gründung der NATO, Kommunistenhysterie, HUAC, Volks-Überwachung, Korea-Krieg, Napalm, biologische Waffen, Harriman, Eugenik, CIA in Mexiko: E. Howard Hunt, Frank Wisner, William F. Buckley, Office of Policy Coordination, Mafia-Untersuchungen von Kefauver, CIA-Programme zur Verhaltenskontrolle,, ARTICHOKE, MK/ULTRA, LSD, Humanexperimente und Mordtechniken, Biowaffen, NK/NAOMI, Grossexperimente, Batista und die Mafia auf Kuba, Nixon, Lansky, Faschisten, Eisenhower, Hoover und die Ölbarone, John F. Kennedy und Jacqueline Bouvier, Die CIA unter Allen W. Dulles: Medienkontrolle, Propaganda, USIA, Neonazis, kirchliche Organisationen, akademische Institutionen, Jugendverbände, verdeckte Operationen, Geheimkriege, Kooperation mit anderen Geheimdiensten, Polizeischulen, Sturz von Mossadegh im Iran, Schah Mohammed Resa Pahlewi, Helms, Onassis und Aramco, Stavros Niarchos, Robert Maheu, Vietnamkrieg, Edward G. Lansdale, Ho Chi Minh, Ngo Dinh Diem, Opiumhandel, Sturz von Arbenz in Guatemala, United Fruit, Dulles, Ermordung von Remon in Panama, Frank Sturgis, E. Howard Hunt, U-2-Projekt.




1949 Die Reorganisation des Drogenhandels

Meyer Lansky unternimmt eine fast einjährige Europareise, die ihn zu Lucky Luciano in Rom und zu John Pullman in Zürich führt. Für die nächsten zehn Jahre steht Lansky mit einem Dutzend Schweizer Banken in Geschäftsverbindung. Dann beschliesst er, unabhängig zu werden und kauft die Genfer "Exchange & Investment Bank" auf und ordnet das komplexe Finanzwesen der Organisation neu. Lansky gilt als Begründer der internationalen Geldwäscherei. Nach einem Besuch beim König von St.Pauli in Hamburg, "Onkel Joe", reist er über Amsterdam und Brüssel nach Marseille, um den Drogenhandel mit der "Union Corse" neu zu regeln. Luciano hatte früher die kalabresische Mafia in seinen Drogenhandel miteinbezogen, und ein Cousin von Luciano gründete 1948 mit Calogero Vizzini eine Zuckerfabrik in Palermo, in der Heroin hergestellt wird. Kurz vor dem Tod Vizzinis 1954 veröffentlicht die Zeitschrift "Avanti" die Funktion der Zuckerfabrik und erzwingt damit die Stilllegung, wobei die Heroinproduktion in Marseille inzwischen voll angelaufen ist.

Das "französische Shanghai" wurde in den 20er Jahren von François Spirito und Paul Buonaventure Carbone aufgebaut. Ihre Hauptleistungen bestanden in der Politisierung der Unterwelt und der Organisation einer monopolistischen Bordellkette. 1931 wurde das Heroin in Europa verboten und damit erfolgte ihr Engagement im Drogengeschäft. Mit dem spanischen Bürgerkrieg kam der Einstieg ins Waffengeschäft, wobei die Mafiosi zu den Hauptlieferanten Francos gehörten. Auch unter der Okkupation der Nazis änderte sich in Marseille nichts an der Struktur der Mafia. Die Gangster verrieten der Gestapo Widerstandskämpfer, womit sie sich für die Nazis unentbehrlich machten. Carbone flog 1943 mit einer Truppe Gestapo-Offiziere in einem Zug in die Luft, den die Résistance sprengte. Spirito flüchtete 1944 zu seinem Freund Franco und kam 1947 nach New York zu Meyer Lansky.

Nach dem Krieg zerfiel die Résistance in eine kommunistische und eine antikommunistische Fraktion, was zu heftigen Auseinandersetzungen führt. 1947 streikten 3 Millionen Arbeiter, was die französische Wirtschaft lahmlegte. In der Sozialistischen Partei Gaston Defferres, die sich mit der neugegründeten Partei de Gaulles verbündete, um die Kommunisten aus der Rathauskoalition zu werfen, wurden die Brüder Antoine und Barthélemy Guerini von der korsischen Mafia die starken Männer. Antoine verfügt über gute Beziehungen zu den britischen und amerikanischen Geheimdiensten. Um die von den Kommunisten organisierten Streiks in Marseille zu brechen, schloss die CIA am 15.11.47 mit der korsischen Mafia einen Pakt. Gegen Geld und Waffen wurde die Streikbewegung mit einigen Morden gebrochen. Die Gefahr einer KP-Machtübernahme löst die CIA mit der jährlichen Unterstützung von $ 1 Mio. an die Sozialistische Partei, die im Gegenzug eine Konkurrenzgewerkschaft zu den Kommunisten aufbaut und sich nicht gegen die Niederschlagung von Streiks wehrt. Die Guerinis organisieren die Spaltung der Arbeiterbewegung und die Einsetzung von Terror-Kommandos der Union Corse, die die Kommunisten blutig niedermetzeln.

Nachdem die USA zuerst die Vietminh unterstützten, schicken sie 1950 Waffen für Frankreichs Kolonialkrieg gegen Ho Chi Minh in Vietnam über Marseille, was im Februar bei den Hafenarbeitern Streiks auslöst. CIA-Agent Tom Braden lässt den Guerinis persönlich $15'000 zukommen, und einen Monat später sind die Streiks niedergeprügelt und die Gewerkschaftsführer ermordet. In der Gegenrichtung der Waffen wird Heroin transportiert. Die "French Connection" verarbeitet 8 Tonnen Heroin pro Jahr. Die französischen Geheimdienste SDECE, SAC und das Deuxième Bureau decken den Handel, da sie einen Teil ihrer Geheimdienstaktivitäten daraus finanzieren können. Die Verflechtung von Mafia, Parteipolitik und Geheimdienst ist ein System gegenseitiger Abhängigkeit: Als Entschädigung für den Kampf gegen die Kommunisten muss man der Unterwelt spezifische Freiheiten zugestehen, und diese Verbindung bedeutet Profit und Erpressbarkeit. Die Koalition in Frankreich funktioniert fast zwei Jahrzehnte lang perfekt, denn obwohl Marseille das grösste Heroinlabor der Welt ist, kann man in Frankreich kaum ein Gramm des Stoffs kaufen. In den USA ist 1951 die Zahl der Heroinsüchtigen auf 60'000 angestiegen. Heroin findet man bis Ende der 60er Jahre allerdings nur in den schwarzen Slums der Städte.

Paul Helliwell organisiert 1950 den Kauf der auf Drogenhandel spezialisierten General Chennaults Airline, die dann in Civil Air Transport umgetauft wird. US-General Claire Chennault stellte sich bereits 1937 als Luftwaffen-Berater in den Dienst Tschiang Kai-scheks. Die Piloten seiner Flying Tigers, die China und Burma gegen die Japaner verteidigten, wurden von der US-Armee rekrutiert, von der OSS finanziert, und bekämpften Maos Truppen. Mit dem Kriegseintritt der USA gegen Japan wurde Chennault Chef der OSS-Operationen in China. Zu seinen Agenten gehörte Captain John Birch, der bei einer Strassenkontrolle von jugendlichen Bauern erschossen und zum Märtyrer und Symbol des Kampfes gegen den Kommunismus wird. Ein weiterer OSS-Agent war E. Howard Hunt, dessen Teams Brücken und Nachschubwege der Japaner in die Luft jagten und die Kollaborateure mit Gold und Opium bezahlten. Nach dem Kampf gegen die Japaner folgt der Kampf gegen die Kommunisten, finanziert mit Opium. Helliwell, Agent des Office of Policy Coordination, ist auch an der Gründung der Castle Bank auf den Bahamas dabei, wo sowohl Drogenprofite gewaschen wie die Geheimfonds der CIA verwaltet werden. Die Nugan Hand Bank of Australia, die World Finance Corporation (WFC) und die Bank of Credit and Commerce International (BCCI) erfüllen denselben Zweck.

Quellen: Behr: 175-179, Scott (1993): 165f, 351, Potter: 3f, Russel (2000), Best: 6,25ff, Ansom: 293, Summers (2000): 518.


November 1949 Chinesische Revolution top

Mao Zedong ruft am 10.11.49 in China die Volksrepublik aus. Während des ganzen Krieges hatte Stalin die bürgerliche Kuo-min-tang unterstützt, die das Kriegsmaterial in ihrem Kampf gegen die Kommunisten einsetzten. Stalin war überzeugt, dass die Revolution im agrarischen China keine Chance habe. Nach dem Krieg plünderten die Russen die Mandschurei, Chinas industrielles Kernland, so dass es zu Proteststürmen kam. Die Amerikaner sind nicht in der Lage zu begreifen, wie die chinesische Revolution zustande kam, wofür die Mitarbeiter der China-Abteilung des Aussenministeriums verantwortlich gemacht und entlassen werden. Washington pumpte nach dem Krieg Milliarden von Dollar nach China, um die Machtübernahme der Kommunisten zu verhindern. Während des dreijährigen Bürgerkriegs nach 1945 gewährte die USA Tschiang Kai-schek ("Cash my check") die doppelte Militär- und Wirtschaftshilfe, die es der KMT in den acht Jahren des Krieges gegen Japan bezahlte.

Die USA verweigern der neuen Regierung von Mao Zedong die Anerkennung und bezeichnen sie als illegal. Trotz dem Versprechen, sich nicht in den Bürgerkrieg einzumischen, stationieren sie die 7. Flotte zwischen dem Festland und Taiwan, helfen der besiegten Armee von Tschiang Kai-schek wieder auf die Beine und schliessen China vom internationalen Handel und der UNO aus. Die CIA unter Ray Cline forciert die Landwirtschaft Taiwans und organisiert Sabotageaktionen auf dem Festland, indem sie bis in die 60er Jahre Viermannteams mit Fallschirmen absetzt, die alle verschwinden. Riesige Radioanlagen in Okinawa und Taiwan senden ihre Propaganda mit einer solchen Stärke, dass sie selbst die Radios von Shanghai und Peking übertönen. Von 1951 bis 1954 unterstützt die CIA Guerillateams, die Angriffe von den besetzten strategischen Pazifik-Stützpunkten der Japaner in die Volksrepublik fliegen. Eine beachtliche Armee von 12'000 Mann (Shan-National Armee und die 93. KMT-Armee), die vor Mao nach Burma geflohen sind oder von Taiwan in das burmesisch-chinesische Grenzland geflogen wurden, unternehmen im April 1951 und August 1952 Vorstösse in die Volksrepublik, unterstützt von nichtmarkierten CIA-Flugzeugen. KMT-General Li Mi und seine 5000 Banditen organisieren den Drogenhandel im goldenen Dreieck, mit deren Erlösen der Inselstaat Taiwan aufgebaut wird.

Kurz vor seinem Amtsantritt als Premierminister 1947 wurde General Aung San, der die föderative Verfassung für ein nachkoloniales Burma schrieb, umgebracht. Aufgrund der KMT-Söldner und Maos harter Reaktion geriet Burma in einen Bürgerkrieg, den alle Armeen ausser die Kachins, die Edelsteine haben, mit Opium finanzieren. Der Armeechef Ne Win legalisiert den Opiumhandel für alle, die mit seiner Ka Kwe Ye kämpfen. Khun Sa, der mit der KMT und der CIA zusammen arbeitet, schliesst sich KKY an und erhält das Recht, alle staatlich kontrollierten Strassen für den Opiumtransport zu nutzen. Ein Teil der 12'000 Krieger in Burma lebt nach kurzer Zeit als Banditen oder vom Opiumhandel, den sie mit thailändischen Generälen oder der CIA selbst aufziehen. Während Banditen auf dem Landweg hohe Abgaben für den Drogentransport erheben, fliegt die CIA das Opium billiger nach Bangkok. Zu diesem Zweck gründet Helliwell die Sea Supply Corporation, und die CIA übernimmt die Civil Air Transport, die Militärmaterial zu den Truppen und Opium vom Goldenen Dreieck nach Taiwan und Thailand transportiert. Helliwell tritt 1950 der CIA bei und stellt die CIA-Deckfirma dem Angleton-Vertrauten John Hart zur Verfügung, der mit 76 Agenten thailändische Polizisten trainiert.

Die bekanntesten Opiumbarone sind Chang Chi-fu, Li Wen-huan, Hsu-shui und Khun Sa, der als seine Hauptkunden Richard Armitage, Theodore Shackley und Thomas Clines nennt. Anfang der 60er Jahre ist das Goldene Dreieck die grösste Opiumproduktionsregion der Welt. Nach langen Verhandlungen mit der burmesischen Regierung werden 1953 90% der Truppen nach Taiwan zurückgebracht. Die restlichen 10% bleiben im Opiumhandel tätig, bis sie 1961 von Regierungstruppen nach Laos und von dort nach Nordthailand getrieben werden, wo sie sich etablieren. Die CIA schickt einige dieser KMT-Leute mit dem beginnenden Krieg in Vietnam als Agenten nach China.

Trotz der wirtschaftlichen Rückständigkeit und der Bekämpfung durch die USA schafft es Mao Zedong, das riesige Land zu konsolidieren und China vom Opium zu säubern. Obwohl im Reich der Mitte seit 1729 verboten, führten die Engländer das Opium 1772 mithilfe der Unterwelt von Kanton, den Chiu-Chaus, als Zahlungsmittel ein. Die Untertanen in Indien konnten das Opium billig produzieren, womit wertvolles Silber gespart werden konnte. Nach der Niederlage im Opiumkrieg (1839-42) wurde der chinesische Kaiser gezwungen, nicht mehr gegen den Opiumhandel vorzugehen. Wurden um 1815 noch 340, und 1839 noch 1841 Tonnen Opium importiert, stiegen die Lieferungen der Britisch East Indian Company 1880 auf 6500 Tonnen. China zählte 20 Millionen Süchtige, und der Kaiser musste die Bewilligung zur Eigenproduktion geben. 22'000 Tonnen wurden um die Jahrhundertwende hergestellt, und verhungernde Süchtige gehörten zum normalen Strassenbild. Das Reich zerfiel unter dem Einfluss der Briten, und 1911 kam es zur Revolution, und der Kaiser musste ein Jahr später abdanken. Kurz darauf begannen verschiedene Generäle, die Macht an sich zu reissen und sich gegenseitig zu bekriegen. Diese Kriege finanzierten die Warlords mit Rauschgift, wobei Briten, Deutsche und Franzosen kräftig mitmischten.

Mit der Machtübernahme Maos flüchtet die Mehrzahl der Drogenhändler in das seit dem Opiumkrieg britische Hongkong, wo noch 1970 mindestens 15 Heroinraffinerien betrieben werden. In den südlichsten Provinzen Chinas wird allerdings bis 1955 Opium produziert und unter Aufsicht der KMT exportiert. Der Hauptanteil kommt aber aus Burma und wird nach wie vor unter KMT-Bewachung nach Bangkok und von dort in die USA transportiert. Die Zahl der Süchtigen in den USA steigt in den 60er Jahren von 65'000 auf über 500'000. Die burmesischen Militärs werden mit dem Handel reich und können sich und ihr System, von CIA und DEA als Block gegen China unterstützt, bis heute an der Macht halten. 1996 produziert Asien laut UNO Heroin für $63 Mia, wovon über die Hälfte aus Burma stammt.

Der Grossteil des Drogengeldes wird über die australische Nugan-Hand Bank gewaschen, zu deren Netz viele hohe Militärs und Geheimdienstoffiziere gehören. Präsident ist der pensionierte U.S. Admiral Earl F. Yates, Rechtsberater ist der ehemalige CIA-Direktor William Colby, und im Verwaltungsrat sitzen der ehemalige stellvertretende CIA-Direktor Walter McDonald, der National Security Council-Berater Guy Parker und Andrew Lowe, einer der grössten Heroinschmuggler Australiens. Die Gewinnbeteiligung erlaubt der CIA auch die geheime Finanzierung anderer verdeckter Aktionen.

Quellen: Horowitz: 93-100, Behr: 151-164, Schulz: 173,330, CIA-Info: 7,13, Potter: 3f, Gritz, Russel (2000), Best: 65, Amendt, Hamilton-Paterson (1971): 148, Cortesi, Kappstein: 33-35.


1950 Rüstungswettkampf top

Die USA beginnen mit der Aufrüstung, um gegenüber der Sowjetunion eine Situation der Stärke zu schaffen. Nachdem 1945 noch $81,2 Mia. für den Krieg ausgegeben wurde, sanken diese Ausgaben auf $13 Mia. im Jahre 1950, wobei sie immer noch ein Drittel des Gesamtbudgets ausmachen. Nach der von Truman im April 1950 gebilligten Strategie steigen die Militärausgaben 1951 auf $22,4 Mia. und auf $43,9 Mia. im Etatjahr 1952. Bis 1955 vervierfacht sich das US-Verteidigungsbudget, und die Wiederbewaffnung Deutschlands ist im vollen Gang. 1949 beginnen die USA mit der Produktion von Propagandafilmen, die die Westdeutschen an die USA binden sollen, die sich jedoch mehrheitlich ein wiedervereinigtes und neutrales Deutschland wünschen.
Aufgeschreckt durch die Erfolge der SPD finanzieren die USA den CDU-Politiker und Mussolini-Bewunderer Konrad Adenauer, der sich als Vollstrecker der US-Interessen erweist. Die Brüder Dulles haben schon vor dem Krieg enge Beziehungen zu Deutschland, etwa zu Hans Maria Globke, der trotz seiner Nazivergangenheit als Kommentator der Nürnberger Rassengesetze von Adenauer zum Staatssekretär ernannt und dann zu dessen grauen Eminenz wird. Mit Propaganda- und Briefkampagnen wie der Crusade for Freedom oder dem Arbeitskreis Demokratischer Kreise soll die Wiedervereinigung und die Remilitarisierung erreicht werden, wozu die Amerikaner die Idee eines Vereinigten Europas unter Federführung der Deutschen entwerfen. Als Reaktion auf diese Propaganda offeriert Stalin 1952 die Wiedervereinigung Deutschlands als neutralen Staat, was Adenauer jedoch umgehend ablehnt. Noch 1957 sitzen in Adenauers Regierung 18 Minister, die Mitglieder der NSDAP oder der SA waren. 104 frühere hohe Offiziere Hitlers werden Generäle und Admiräle, 8250 führende Faschisten erhalten einflussreiche Staatsstellen. 1963 wird Adenauer abgelöst von Ludwig Erhard, ehemaliger ‚wirtschaftswissenschaftlicher Berater' der ‚Reichsgruppe Industrie und der IG Farben' war. Ihm folgt 1966 bis 1969 Kanzler Kurt Georg Kiesinger, Mitglied der NSDAP seit 1933 und stellvertretender Leiter der Rundfunkabteilung im Auswärtigen Amt Rippentrops.

1949 wurde die NATO gegründet, zuerst noch nicht mit der Absicht, diese als Machtfaktor gegen Russland zu brauchen, sondern um Westeuropa militärisch und politisch an die USA zu binden. Die USA rechnen nie wirklich mit einer Aggression der UdSSR in Westeuropa, sondern die NATO soll dazu dienen, die Hegemonie zu gewährleisten. Baron Ismay, erster Generalsekratär, erklärt das Ziel der North Atlantic Treaty Organization mit: "Die Russen draussen halten, die Amerikaner drinnen, und die Deutschen unten." Die NATO wird 1966 in Brüssel angesiedelt, um sie an die geplanten Vereinigten Staaten von Europa anzubinden, denn die EU-Kommission hat sich dort 1959 erst provisorisch und 1965 definitiv niedergelassen. Parallel zur Erweiterung der EU steigt auch die Zahl der NATO-Mitgliedsländer.
Die Russen zündeten im September 1949 ihre erste Atombombe, und die USA, die bereits über 245 Atombomben verfügen, nahmen Pläne für die Wasserstoffbombe in Angriff. Die USA ignorieren die Chancen zu Friedensverhandlungen und untergraben alle diplomatischen Vorschläge der Sowjetunion zur Beilegung des Wettrüstens, angefangen bei der Frage der Kontrolle der Atombombe 1945 über die Möglichkeiten nach dem Tod Stalins im März 1953 bis zu den Abrüstungsbemühungen Chruschtschows von 1955-1960. 1960 besitzen die USA 15468 Atombomben, die UdSSR 1060. Für die USA bleibt eine friedliche Koexistenz mit einer gleichwertigen, kommunistischen Macht unvorstellbar, denn schliesslich geht es um viel Geld. Bis Ende des Jahrhunderts werden 13 Trillionen Dollar an Bundesgeldern in den ‚militärisch-industriellen Komplex' fliessen.

Die mächtige Militärindustrie, für die 10% der Arbeitnehmer arbeiten, propagiert Mythen über die Bösartigkeit der Kommunisten. Gleichzeitig erfolgen die US-Atombombenversuche dort, wo Menschen leben, die sich nicht wehren (können). Von 1943 bis 1958 testeten die USA für $20 Mia. über 100 Atom- und Wasserstoffbomben auf den Marshall- und Bikini-Inseln, deren Bewohner als Versuchskaninchen gebraucht werden. Etwa 2000 Menschen, die ihre Inselchen gutmütig für "Frieden und Fortschritt" zur Verfügung stellten, werden radioaktiv verseucht. Die meisten leiden an Schilddrüsentumoren und Krebs, viele erblinden, Miss- und Totgeburten häufen sich. Die AEC nutzt die "einzigartige Forschungsmöglichkeit", das Leben der Insulaner auf einem "der am meisten kontaminierten Gebiete der Welt" zu erforschen, ohne dass die Bewohner entschädigt werden. "Wenn einer hier auch nur ein Wort von der Sache herauslässt, wird er vor Sonnenaufgang erschossen", bedankt sich Operationsleiter Maynard Nuex. Die Insel Runit wird zubetoniert und für 24'000 Jahre, die Halbwertszeit des Plutoniums, für unbetretbar erklärt. Nur ist der atomare Grabhügel nach einigen Jahren bereits leck.

In der Umgebung von Henford, dem ersten atomaren Standort der Welt, wurden seit 1943 systematisch Freilandversuche mit der Bevölkerung als Versuchskaninchen gemacht, um die Auswirkung von Radioaktivität auf den menschlichen Organismus zu testen und Grenzwerte für die Strahlungsexposition festzulegen. Am 2.12.49 setzt die Air Force etwa mit der Operation GREEN RUN unter grösster Geheimhaltung vorsätzlich radioaktive Gase frei. Viele Bewohner verlieren die Haare, haben massive Gesundheitsprobleme, sterben an Krebs oder bekommen missgebildete Kinder. Alle Anlagen und Strassen der Atomversuche in Henford werden 2001 abgerissen und vergraben.

Auch viele der amerikanischen Soldaten werden verstrahlt und sterben an Krebs. Von 1951 bis 1963 detoniert durchschnittlich eine Atombombe pro Monat über Nevada, weshalb heute die Leukämiehäufigkeit bei Kindern in Utah um 780% über dem Landesmittel liegt. Bis 1960 besitzen die USA einen Atombombenvorrat von 30'000 Megatonnen, was 10 Tonnen TNT pro Erdbewohner entspricht, und Zehntausende von Transport- und Abschussmöglichkeiten.

Quellen: Horowitz: 227-327, Reason: 88-97, Müller-Borchert, Afterbach 5, Lapham (2004), Moore (2001), Weber (2008).


1950 Kommunistenhysterie top

Max Lowenthal, ein Freund Roosevelts, schreibt ein Buch über das FBI, wovon Hoover, obwohl Lowenthals Telephon seit längerem abgehört wird, erst kurz vor der Publikation erfährt. Bei Lowenthal wird daraufhin eingebrochen. FBI-Agenten klappern die Buchläden ab, was zeitaufwendig und teuer ist, und versuchen, die Buchhändler zu überzeugen, das Buch nicht zu verkaufen. George Dondero startet eine Schmutzkampagne im Kongress und behauptet, Lowenthal habe Beziehungen zu Kommunisten, weshalb dieser vom House of Un-American Activities Committee verhört wird.

Joseph McCarthy, Senator und Vorsitzender des Subcommittee on Investigation, kommt mit seinen Anschuldigungen gegen angebliche Kommunisten in die Presse. Seine Hearings kann McCarthy nur dank dem Material seines Freundes Hoover, der ihn seit 1947 unterstützt, durchführen. Hoover und Colonel John V. Grombach, der seine Geheimdienstaktivitäten 1947 an die CIA abtreten musste und diese danach in Rosenstiels "Universal Service Corporation" kaschiert weiterführt, benutzen McCarthy, um vermeintliche Linke wie William Bundy innerhalb der CIA oder John Service im Aussenministerium zu attackieren. Die Dokumente werden so präpariert, dass die Herkunft nicht ersichtlich ist. Auch Alfred Kohlberg und der Geheimdienstchef in Japan, General Charles Willoughby, versorgen den Senator mit Material, und William Buckley, Frank Seusenbrenner und Walter Harnisfeger unterstützen ihn. Letztere sind explizite Bewunderer Adolf Hitlers und besuchten das Dritte Reich regelmässig. McCarthy selbst stand hinter der Freilassung und Freisprechung von Kriegsverbrechern, die nach dem Krieg im KZ Dachau eingesperrt waren, wie die Generäle Fritz Kraemer, Sepp Dietrick oder Hermann Priess, die am Malmédy-Massaker beteiligt waren.
Die Jagd auf kritische Intellektuelle begründet McCarthy mit einer Verschwörungstheorie, die an Eindeutigkeit nicht zu überbieten ist: "Die aktuelle Lage der USA kann bloss das Resultat einer grossen Verschwörung sein, einer Verschwörung von solchen immensen Ausmassen, dass sie alle vorherigen Projekte dieser Art in der Geschichte in den Schatten stellt. Eine Verschwörung von solch finsterer Schmach, dass, wenn sie schliesslich aufgedeckt sein wird, ihre Prinzipien für immer den Fluch aller ehrlichen Menschen verdienen werden."

McCarthy ernennt Robert Morris zum Chefberater des Senate Internal Security Subcommittee. Morris war ein ONI-Gegenspionageagent, der für Russland und psychologische Kriegsführung zuständig war. Nach dem Tod McCarthys zieht Morris nach Dallas, wo er Richter und Präsident der Universität wird. Richard Nixon arbeitet mit McCarthy zusammen und erlangt dank den HUAC-Hearings nationale Bekanntheit. 1950 tritt Nixon gegen Helen Gahagan Douglas für den Senat an, wobei neun der zwölf Zeitungen in Californien dank William Randolph Hearst den Republikaner unterstützen. Mafiaboss Mickey Cohen sammelt im Auftrag Meyer Lanskys an einem Mafiatreffen $75'000, was heute SFr. 1,15 Mio. entspricht, für Nixons Rennen in den Senat, wonach Cohen über Leute wie den Alkohollobbyisten Art Samish seine Finanzierung Nixons weiter führt. Insgesamt kostet der Wahlkampf weit über $1 Mio, die vom Ölbusiness, der Grossindustrie, den Banken und Grossgrundbesitzern kommt. Murray Chotiner startet eine Verleumdungskampagne wie 1946, wobei falsche Douglas-Propaganda produziert und in den zwei Tagen vor der Wahl angeblich eine halbe Million anonymer Telefonanrufe an Wähler durchgeführt werden, die Douglas als Jüdin und Kommunistin denunzieren.

Auf Initiative seines Vaters drückt John Kennedy Nixon einen Umschlag mit Geld in die Hand für dessen Wahl, was er später als den "grössten, verdammten Fehler seines Lebens" bezeichnet. Vermutlich ging es darum, mit der Schwächung von Douglas seine eigenen Aussichten zu stärken. Kennedy und Nixon lernten sich 1947 an der Cocktailparty für neue Kongressabgeordnete kennen und verstehen sich so gut, dass JFK ihm die Telefonnummern von drei jungen Frauen in Paris auf seine erste Europareise mitgab. Im Gegensatz zu Kennedy, der seinen Konkurrenten für einen Opportunisten hält und eine gespaltene Persönlichkeit "diagnostiziert", bewundert Nixon JFK und bricht in Tränen aus, als er 1954 im Spital erfährt, dass ihm die letzte Ölung verabreicht worden sei. Beim Wahlkampf von 1960 bricht seine Bewunderung in ebenso heftigen Hass um.

Legislative Arbeit hat für Nixon ebenfalls keine Priorität, sondern er reist im Lande herum und hält 1951 49 Reden, um seine Popularität, die er durch das HUAC erreichte, zu steigern. Hoover nutzt viele Kanäle für seine antikommunistische Propaganda: Neben einem Dutzend Kongresskomitees sind dies Vereinigungen wie die National Catholic Welfare Conference (Generalsekretär Howard Carroll, Vizedirektor Pater John Cronin), die US Chamber of Commerce (Vorsitzender Francis Matthews) oder die American Bar Association (Vorsitz Austin Canfield). Einige von McCarthys Untersuchungsbeamten sind ehemalige FBI-Agenten. Auch John Kennedy sitzt zeitweilig in McCarthys berüchtigtem Ausschuss, und Robert Kennedy schnüffelt im Auftrag von McCarthys rechter Hand, dem Homosexuellen Roy Cohn, nach Homosexuellen im Aussenministerium. Cohn arbeitet eng mit Louis B. Nichols vom FBI zusammen, und Hoover bestraft seine Agenten Donald Jones, Russell Sullivan und Jack Knox mit Versetzungen, weil sie den New Yorker Staatsanwalt Robert Morgenthau in einem Verfahren gegen Cohn unterstützten.

Der McCarthyismus ist nur die hässliche Spitze des antikommunistischen Kreuzzuges der Truman-Administration, wobei die amerikanischen Sozialwissenschaften es sich dann einfach machen, die gesamte Demagogie mit den Exzessen des Senators zu identifizieren. Aber die Kommunistenhysterie von McCarthy, der behauptet, 205 Mitglieder der Kommunistischen Partei würden im Aussenministerium arbeiten, erlaubt FBI-Direktor Hoover die breitangelegte Überwachung der Bevölkerung: Allein 1952 werden 6,6 Mio. Bürger überprüft. Loyalitätsschwüre werden nicht nur von Regierungsangestellten, sondern auch von Lehrern, Schauspielern und Akademikern verlangt. In den 50er und 60er Jahren werden an über 50 Universitäten und Colleges die Professoren vom FBI überwacht. Besonders genau observiert werden Medienstars wie Albert Einstein, der sich gegen den Bau der Wasserstoffbombe ausgesprochen hat und sich mit Opfern der McCarthy-Hysterie solidarisiert. Die FBI-Akte über den Freidenker und Pazifisten, der zu Unrecht verdächtigt wird, den Sowjets Geheimnisse zum Bau der Atombombe verraten zu haben, umfasst bei seinem Tod 1800 Seiten.
1950 wird der Internal Security Act erlassen, der die Vorbeugehaft von Oppositionellen im Krisenfall vorsieht. Das FBI legte bereits 1939 ohne jede Rechtsgrundlage solche Listen an, die in den 50er Jahren 200'000 Namen enthalten. Hoover behauptet, es gäbe "628 kryptokommunistische Organisationen". Die American Communist Party dient Hoover als monströses Schreckgespenst, um sich Geld vom Kongress zu sichern. Die Mitgliederzahlen werden allerdings geheimgehalten (1956 sind es 20'000, 1971 nur noch 2800, wobei viele der Mitglieder FBI-Spitzel sind, die die Partei mitfinanzieren und vermutlich überhaupt weiterexistieren lassen).
Prominenteste Opfer des HUAC werden der State Departement-Beamte Alger Hiss, der in einem Verleumdungsprozess mittels gefälschten "Beweisen" zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wird, worauf Nixon eine vierstündige Siegesrede im Parlament hält, sowie Julius und Ethel Rosenberg, die im Sommer 1950 verhaftet werden, weil sie gegen Ende des 2. Weltkriegs Informationen über die Atombombe an die UdSSR weitergegeben haben sollen. Aufgrund gefälschter Beweise durch das FBI verurteilt sie das Gericht im März 1951 zum Tode, was am 19.6.53 trotz internationaler Proteste vollstreckt wird. Ein weiteres prominentes Opfer der Repressionswelle ist der schwarze Footballstar, Schauspieler und Sänger Paul Robeson, der als Pazifist und Bürgerrechtler die Wut des Ku-Klux-Klan, des FBI und der Medien auf sich zieht. Berufs- und Reiseverbot, Verleumdungen und physische Angriffe gegen ihn und seine Anhänger zerstören seine Karriere und sein Leben.
Im Sommer 1953 wird der Kommunistenjäger für Hoover wegen seinem unvorsichtigen Vorgehen und seinen Alkoholproblemen zu heiss, und als McCarthy im Oktober einen FBI-Agenten in sein Komitee beruft, setzt Hoover einen Schlusspunkt. Auch Vizepräsident Nixon distanziert sich auf Druck Eisenhowers daraufhin von seinem Mentor. Am 2.12.54 wird McCarthy vom Senat mit 67 gegen 22 Stimmen gerügt. John Kennedy ist der einzige Demokrat, der in dieser Frage nicht seine Stimme abgibt. Er ist glücklicherweise im Spital und hat eine Entschuldigung, um den Freund der Familie zu schonen. McCarthy wird nach seinem Fall schwer depressiv, seine Morphinsucht verstärkt sich massiv, und er stirbt am 2.5.57 nur 48jährig. 1967 werden die HUAC-Dokumente für weitere 50 Jahre versiegelt.

1951 gelingt es dem FBI mit der Operation SOLO, Morris und Jack Childs als Agenten anzuwerben. Der in Kiew geborene Moische Tschilowski legte sich wie sein Bruder Jack einen neuen Namen bei der Einwanderung zu und engagierte sich in der Kommunistischen Partei, davon viele Jahre als Rechungsführer. 1958 wird er von der Partei zur internationalen Kontaktperson ernannt und unternimmt während 20 Jahren 52 Reisen in die kommunitische Welt. Über Childs weiss Hoover genau Bescheid über die Intentionen Moskaus und Pekings, was die US-Aussenpolitik von Eisenhower bis Nixon prägt.

Quellen: Scott (1993): 212, Theoharis/ Cox: 318, Posener: 88, Weberman (25): 15-17, Todd, Schulz: 101, Torbitt: 10, Summers (1993): 175-192, (2000): 61, 66-87, 116, 135, 200ff, Brussell (1983): 12, Ascherson 2, Avineri: 66, Frölich, Scheffer: 22, Ege/ Ast, Weiner (2012).


Juni 1950 Korea-Krieg top

1945 wurde Korea gemäss den Abmachungen von der Sowjetunion und den USA besetzt, wobei die USA die Demarkationslinie am 38. Breitengrad vorschlugen. Nach vierzigjähriger Besetzung durch Japan gab es eine starke koreanische Widerstandsbewegung, die die Kontrolle über das Land hätte übernehmen können. Den USA passte die beabsichtigte Bodenreform allerdings nicht, und aus den Befreiern wurden die neuen Unterdrücker. Während die Marionette der Amerikaner, Syngman Rhee, der sich auf die Grossgrundbesitzer stützte, das Volk im Süden unterdrückte, führte die sowjetische Marionette, Kim Il-Sung, Reformen (Landreform, Verstaatlichung der Grossindustrie, Einführung von Achtstundentag und Mindestlohn) durch, worauf sich die Lebensqualität der Bevölkerung im Norden verbesserte.

Rhee erleidet am 30. Mai 1950 eine entscheidende Wahlniederlage und provoziert danach den Einmarsch der Nordkoreaner, der im Juni erfolgt und von Millionen Südkoreanern begrüsst wird. Eigentlich handelt es sich in Korea um einen Bürgerkrieg mit Beteiligung der Grossmächte. In Abwesenheit der Sowjetunion mandatiert der UNO-Sicherheitsrat eine Allianz unter amerikanischer Führung, womit die UNO eine Partei im Kalten Krieg wird. Unter Befehl von Douglas MacArthur wird die nordkoreanische Offensive von den UNO-Truppen zurückgeschlagen, wobei die US-Armee südkoreanische Zivilisten, die sie kommunistischer Sympathien verdächtigt, gnadenlos massakriert.
In Nordkorea setzen die USA weit mehr Napalm ein als später in Vietnam. Napalm wurde 1942 an der Harvard-Universität entwickelt und bereits im Krieg gegen Japan als Brandbombe eingesetzt. Zwischen Juni und Oktober 1950 werfen die B-29-Bomber 3,28 Mio. Liter Napalm ab, und der Presse gaukelt man vor, es handle sich um eine Präzisionswaffe.
Am 30. September erreichen die UN-Truppen den 38. Breitengrad und dringen entgegen dem UNO-Mandat nach Nordkorea ein, um dessen Armee zu vernichten. Anfang November gibt MacArthur den Befehl, alle Kommunikations- und Versorgungseinrichtungen, alle Fabriken, Städte und Dörfer des Nordens zu zerstören. Das Borbardement soll an der Grenze zur Mandschurei beginnen und Richtung Süden fortgeführt werden. Am 8.11. wird die Stadt Sinuiju mit 550 Tonnen Brandbomben aus 79 B-29 ausradiert. Eine Woche später wird Hoeryong mit Napalm restlos niedergebrannt, und bis zum 25.11. stehen weite Teile der Nordwestregion unter Flammen. Die Truppen überschreiten am 24.11. den Jalu-Fluss, was den Kriegseintritt Chinas provoziert. Deshalb lässt MacArthur die Hauptstadt Pjöngyang am 14. und 15.12. mit Napalm und Sprengbomben mit Verzögerungszündern angreifen und komplett niederbrennen. Wenn die Chinesen sich den Städten nähern, werden diese (wie Uijongbu oder Wonju) abgefackelt.
Gleichzeitig versuchen die Amerikaner, mit neuentwickelten 12'000 Pfund-Bomben ("Tarzanbomben") Kim Il Sung in seinem Tiefbunker zu ermorden. Die USA experimentieren mit weiteren neuen Waffen in Nordkorea: bakteriologischen Kampfstoffen. Die US-Flugzeuge werfen mit Toxinen bedeckte Bäume, Sojastängel und Truthahnfedern und Kartonschachteln mit infizierten lebendigen Insekten, verfaulten Fischen und verwesendem Schweinefleisch, Fröschen und Nagetieren ab. Mit Pest verseuchte Flöhe und Scharen von Wanderheuschrecken, Insekten und Spinnen als Milzbrandträger tauchen mitten im Winter auf, nachdem die CIA zusammen mit der Air Force beschlossen hat, biologische Waffen gegen China zu testen. Laut Augenzeugen wird der japanische Kriegsverbrecher General Shiro Ishii zu diesen Versuchen nach Korea geflogen, was erklären würde, wieso die gleichen Erreger und Insekten auftauchen wie damals in der Mandschurei. Seine Belohnung soll er an die ehemaligen Mitarbeiter der Einheit 731 verteilt haben, als Schweigegeld. Mit dem Einsatz biologischer Waffen gegen Nordkorea und die chinesischen Truppen verletzen die USA das Genfer Protokoll von 1925.
Trotzdem lässt sich der Anmarsch der Chinesen nicht aufhalten. Am 30.11. droht Präsident Truman mit dem Einsatz von Atomwaffen. Die USA besitzen bereits 450 Atombomben, während die Sowjetunion erst 25 Bomben hat, weshalb man sich keine Sorgen macht. Aber es fehlen genügend grosse Ziele in Nordvietnam. Trotzdem legt MacArthur am 26.12. eine Liste mit 26 Atombombenzielen vor, und er wollte acht weitere auf die "Invasionstruppen" und ihre Luftwaffenstützpunkte werfen. Er legt den 10.3.51 als atomaren "D-Day" fest, worauf die Sowjets 200 Bomber in die Mandschurei verlegen, von wo sie nicht nur Korea, sondern auch die US-Basen in Japan erreichen können. Am 6.4. erhält General Omar Bradley von Truman die Zustimmung für die Verlagerung der Atombomben zum Einsatz gegen Ziele in China und Nordkorea, worauf die 9. Bombergruppe nach Guam verlegt wird.
MacArthur wird aber nicht wegen dem geplanten Atombombeneinsatz oder den Kriegsverbrechen am 10.4.51 aus dem Dienst entlassen, sondern weil er für Robert Lovett, George C. Marshall, William Averell Harriman und Dean Acheson zu unabhängig ist. Lovett wird Verteidigungsminister, Harriman Direktor der Mutual Security Agency und damit Chef der anglo-amerikanischen Militärallianz. Harrimans Interesse deckt sich mit denen der Brüder Dulles und gilt der Organisation von verdeckten Operationen und psychologischer Kriegsführung, wozu er 1951 das Psychological Strategy Board gründet. An die Spitze beruft er Bush-Freund Gordon Gray, der Sponsor der Sterilisationen in North Carolina. Während dem Krieg änderte die Sterilization League of America ihren Namen in "Birthright, Inc.", aber nicht ihr Ziel der Verhinderung des Bevölkerungswachstums von Nichtweissen. Gordon Gray, Sohn von R. J. Reynolds Tobacco-Besitzers Bowman Gray, gründete eine Medizinschule mit Eugenik-Zentrum in Winston-Salem, wo Dr. Claude Nash Herndon und Dr. Clarence Gamble mehrere hundert Kinder aus North-Carolina mit einem Intelligenzquotient unter 70 sterilisieren. Da Gray das Winston-Salem Journal, die Twin City Sentinel und die Radiostation WSJS besitzt, haben die Experimente eine gute Presse.
Rockefeller-Foundation-Präsident John Foster Dulles und John D. Rockefeller III. gründen 1952 das Population Council zur Wachstumskontrolle. Erster Präsident wird Frederick Osborne, der langjährige Sekretär der American Eugenics Society, die ab 1953 von Nash Herndon präsidiert wird.1972 heisst die Liga "Association for Voluntary Surgical Contraception" und führt unter dem Deckmantel der Entwicklungshilfe Sterilisationen durch. 1988 zahlt die Agency for International Development unter Bush $80 Mio. für Sterilisationsprogramme in 58 Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens, wobei 2 Millionen Sterilisationen durchgeführt werden. Drew Parsons enthüllt die Verbindung des für den Senat kandidierenden Prescott Bush zur Sterilisationsorganisation, worauf dieser knapp verliert.

Im Juni 1951 zieht der Vereinigte Generalstab den Einsatz von Atombomben, diesmal als taktische Gefechtswaffen, erneut in Betracht. Unter dem Druck Eisenhowers, die Atombombe einzusetzen, ziehen sich Chinesen wieder aus Südkorea an die Demarkationslinie zurück. Täglich lassen die B-29 800 Tonnen Napalm auf die Bevölkerung nieder, deren Überlebende in Höhlen und Erdlöchern hausen müssen. Das Verteidigungsministerium schickt deshalb Samuel Cohen nach Korea, um eine Methode zu entwickeln, wie man den Feind ohne Zerstörung der Infrastruktur vernichten könnte. Cohen wird der Vater der Neutronenbombe.
1952 wird die 5000 Mann starke Spezialruppe Green Berets für die unkonventionelle Kriegsführung, Terrorbekämpfung und die Ausbildung fremder Truppen gegründet. Sie werden nach Korea vor allem in Vietnam und bei der Niederschlagung der kommunistischen Guerillabewegungen in Lateinamerika eine zentrale Rolle spielen.
Beim Rückzug wenden die USA die Taktik der verbrannten Erde an. Im Frühling 1953, nachdem die Bauern den Reis eingepflanzt haben, bombardiert die US-Luftwaffe die riesigen Staudämme von Kusong und Toksan in Nordkorea. Die Landwirtschaft, der einzige noch funktionierende Bereich, wird damit zerstört. Die ausgelöste Flutwelle reisst ganze Dörfer mit, und die Hauptstadt steht unter Wasser. In 200'000 Arbeitstagen wird das Wasserreservoir nach dem Krieg mühsam wieder aufgebaut.
Am 27.7.53 wird in Panmujom nach zweijährigen Verhandlungen ein Waffenstillstand geschlossen, das wieder den 38. Breitengrad zur Grenze bestimmt. Schon vorher haben die Amerikaner aufgehört, Bombenangriffe zu fliegen, weil alles restlos zerstört war, wobei auch auf die Südkoreaner keinerlei Rücksicht genommen wurde. Zwischen 1950 und 1953 kommen in Korea 3-4 Millionen Menschen um, mindestens 1,3 Mio. Südkoreaner, 1 Mio. Chinesen, 500'000 Nordkoreaner und 54'000 Amerikaner (5,72 Mio. Amerikaner kämpften im Koreakrieg). Zwei Drittel der Toten sind Zivilisten, und mehrere Millionen Koreaner flohen. 18 der 22 grössten Städte sind mindestens zur Hälfte zerstört, Pyöngyang zu 75%, die Industriestädte Hamhung und Hungnam zu 80%, Sinajnu zu 100%.
Diktator Syngman Rhee kann sich mithilfe seines Polizeiapparates bis im Februar 1960 an der Macht halten. 1972 entsteht im Süden eine breite Demokratisierungsbewegung, die von den USA vorerst niedergeschlagen wird, aber in den 80er Jahren Erfolge zeigt. Im Dezember 1992 wird mit Kim Young Sam erstmals seit Rhee wieder ein Zivilist zum Präsidenten gewählt, und unter Kim Dae Jung wird 1998 eine Versöhnungspolitik mit dem Norden eingeleitet. . Noch im Jahre 2000 sind 37'000 US-Soldaten in Südkorea stationiert, und 8100 GIs gelten immer noch als vermisst. Als ob es keinen Napalm- und Biowaffenkrieg, keine Massaker an Zivilisten und keine sinnlosen Zerstörungen der United Sadists of America gegeben hätte, bezeichnet George Warlord Bush 2002 Nordkorea als Schurkenstaat, weil es an der Entwicklung der Atombombe arbeite. Damit wird erneut ein Konfrontationskurs eingeschlagen.
Die Angst der Nordkoreaner vor ausländischen Invasoren liegt aber nicht nur in der amerikanischen Katastrophe begründet: Schon 1910 wurde Korea von Japan überfallen, worauf es zu zahllosen Massakern, Misshandlungen und Verschleppungen kommt. 100'000 Frauen werden zur Prostitution gezwungen, und ein Viertel der Todesopfer der Atombomben von Hiroshima und Nagasaki sind verschleppte koreanische ZwangsarbeiterInnen.

Quellen: Horowitz: 100-128, Endicott, Best: 67, Tarpley/ Chaitkin: 43-46, 55ff, Karel (2004), Cummings (2004), Pohlmann, Song/ Werning (2012).


Dezember 1950 Die CIA in Mexiko top

E. Howard Hunt übernimmt die CIA-Station von Lateinamerika in Mexico City. Ehemalige FBI-Agenten in Mexico wie Winston MacKinley Scott, William King Harvey und Raymod Leddy wechselten zur CIA, nachdem sie die Dokumente verbrannten, damit sie der Konkurrenz Hoovers nicht in die Hände fielen. Hoover baute während dem 2. Weltkrieg das Special Intelligence Service-Spionagenetzwerk in Lateinamerika mit Basis in Mexico auf.
Die geheime Finanzierung zum Ausbau der CIA-Station kommt von der International Organizations Division, eine Abteilung des Office of Policy Coordination, das über ein Bugdet von $100 Mio. für verdeckte Operationen verfügt. Hunts Aufgabe in Mexiko ist, Antikommunisten zu unterstützen, vor allem in Bezug auf die Führungsrollen in Gewerkschaften und Studentenorganisationen.
Everette Howard Hunt, dessen Vater ein Freund des OSS-Gründers William J. Donovan ist, studierte englische Literatur und Journalismus und wurde an der Yale Drama School aufgenommen. Nach einem Jahr bei der Navy arbeitete er für die Time im Südpazifik. 1944 begann er beim OSS und kooperierte mit Lawrence Houston, Walter Kuzmuk und Claire Chennault für Paul Helliwell in China. Hunt arbeitete 1948 als Wirtschaftsattaché in Paris mit Richard Bissell, OPC-Direktor Frank Wisner und William Averell Harriman. 1949 trat Hunt dem Office of Policy Coordination der CIA bei und heiratete Dorothy Wetzel.

Frank Wisner wurde im 2. Weltkrieg von William Donovan rekrutiert und in den Balkan geschickt. Seine Operationen dort gelten als vorbildliche Modelle für psychologische Kriegsführung. Wisner nahm im April 1945 im Auftrag von Dulles Kontakt mit Reinhard Gehlen auf, um ihn anzuwerben. Nach seinem Einsatz in Italien und dem Aufbau eines Agentennetzes in Osteuropa wurde er 1948 zum Direktor des Office of Policy Coordination ernannt, das 1952 offiziell mit der CIA fusioniert. Dabei rekrutiert er ausländische Studenten, infiltriert Gewerkschaften und kümmert sich um die Propaganda-Instrumente, um die "Wahrnehmung gegenüber dem Kommunismus zu verändern".

Über James Burnham lernte Hunt William F. Buckley Jr. kennen und holte ihn in die CIA. Buckley Sr. besitzt die Pantipec Oil in Mexico, deren Wert auf $110 Mio. geschätzt wird. William F. Buckley Jr. dient von 1950 bis 1954 bei der CIA in Japan und Mexico, danach gibt er die The National Review heraus und hilft beim Aufbau des "American Committee to Aid the Katanga Freedom Fighters", die im Kongo gegen Patrice Lumumba kämpfen. Zusammen mit Douglas Caddy gründet Buckley 1960 die "Young Americans for Freedom", deren Mitglieder wie Tom Charles Huston für die CIA und Howard Hughes arbeiten. Im Verwaltungsrat der YAF sitzen Scharfmacher wie die Senatoren Strom Thurmond, John Tower und Barry Goldwater, Ronald Reagan, Professor Lev Dobriansky, General Charles Willoughby, General Mark Clark, John Wayne und Robert Morris. Buckley ist ein Freund von Cord Meyer, der die United World Federalists gründet, bei denen Ruth Forbes Paine ein aktives Mitglied ist.
James Burnham war zusammen mit George Lyman Paine eine leitende Figur der United World Federalists. Als Undercoveragent diente er sich in der trotzkistischen Bewegung hoch, um sie zu manipulieren oder zu spalten. Burham wurde danach Chef der verdeckten Aktionen bei der CIA. Leon Trotsky wurde im mexikanischen Exil im August 1940 von Ramon Mercador, einem Agenten der Geheimpolizei, umgebracht. Burnham beriet bereits 1942 das OSS und das OPC bei Mordoperationen in Algier und unterstützt Howard Hunt, der Agenten in die mexikanische Trotsky-Bewegung infiltriert.

Das National Security Council erlaubt 1950 mit dem Beschluss NSC-68, dieselben Methoden anzuwenden wie die UdSSR, womit Geheimdienstaktionen gemeint sind, die die Ermordung von Regimekritikern miteinschliessen. Die CIA-Station in Mexico beschäftigt allein sieben Agenten zur Registratur von Personen öffentlichen Interesses in Mexico. Ein Ingenieur baut in der Telephongesellschaft ein umfangreiches Abhörsystem auf, das nicht nur den Telephonverkehr einiger Botschaften, sondern auch der mexikanischen Politiker bis hin zum Präsidenten aufnimmt. Auch in Parteibüros und Buchläden werden Abhöreinrichtungen installiert. Daneben knüpft die CIA ein Netz von Verbindungen zu Regierung, Staatsapparat, Armee, Parteien, Gewerkschaften, Massenmedien und Kirchen. Diese Kontakte erhalten oft Geld oder werden unter Druck gesetzt, damit sie kooperieren. Die New Yorker Bank Deak und Company spezialisiert sich auf die diskrete Überweisung von Bestechungsgeldern von Geheimdiensten und Waffenhändlern. Aber auch gemeinnützige Stiftungen eignen sich für Geldtransaktionen. Nahezu die Hälfte der Gelder, die von US-Stiftungen im Ausland ausgegeben werden, stammt von der CIA.

Quellen: Bartholomew (2): 13f, (4): 2, Weberman (6): 3-8, Powers: 54, Schulz: 158f, Mason: 1f, Brussell (1983): 12-15, Schröder, Kappstein: 33.


1951 Mafia-Untersuchungen top

Der Senats-Ausschuss unter dem Vorsitz von Estes Kefauver untersucht erstmals die Mafiaverbrechen auf nationaler Ebene. J. Edgar Hoover versuchte, das Kefauver-Komitee zu verhindern und sammelte "Dreckmaterial" über den Senator. Hoover untersagt seinen Beamten jede Kooperation mit dem Ausschuss und verbietet ihnen sogar, das Wort Mafia zu brauchen. Er verweigert, selbst nachdem zwei Augenzeugen umgebracht werden, jeden Begleitschutz für die Aussagewilligen. Das FBI hat keine Abteilung zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens, da Hoover behauptet, es gebe kein nationales Verbrechersyndikat. Werden Zeugen zu Mafia-Verbrechen oder beschuldigte Mafiosi vernommen, lässt der FBI-Direktor die Protokolle unter fehlleitenden Begriffen archivieren.

Am 25.1.51 muss Carlos Marcello vor dem Ausschuss aussagen. Er benutzt 152 Mal den 5. Zusatzartikel, der Aussageverweigerung erlaubt, wenn man sich damit selbst belasten würde. Wegen Missachtung des Kongresses wird Carlos deshalb zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt, was ein Berufungsgericht aber aufhebt.
1953 kommt es zum ersten Ausweisungsbefehl gegen Marcello, was zu einem jahrzehntelangen Rechtsstreit führt, der Marcello insgesamt $1Mio. kostet. Nach dem Ausweisungsbefehl wechselt Carlos Marcello 1953 sein Hauptquartier. Am Ausgang des "Town & Country-Motel", das er mit Nofio Pecora und Joseph Poretto leitet, hängt ein Schild mit der Aufschrift: "Drei können ein Geheimnis bewahren, wenn zwei tot sind".
Untersuchungsrichter Aaron Kohn kommt nach New Orleans und bildet die Metropolitan Crime Commission of New Orleans zur Bekämpfung der Marcello-Organisation. Zu Beginn seiner Arbeit muss Kohn feststellen, dass alle lokalen Akten über Marcello vernichtet worden sind. Aber seine Kommission kann einen Teil der Korruption aufdecken und mindestens drei Morde auf Marcello zurückführen. Kohn zufolge verdient Marcello sein Geld mit allen Arten von Glücksspielen, Drogen, Prostitution, Handel mit gestohlenen Waren aus Raub, Einbrüchen und Diebstahl. Die Profite investiert er in legale Firmen: Motels und Restaurants, Banken und Finanzfirmen, Spirituosenvertriebe, im Schiffsbau, in Taxi- und Busbetrieben, Rundfahrtlinien, Tankstellen, Wäscheverleihfirmen, Souvenirgeschäfte, Schallplattenvertriebe, Elektrogeschäfte und eine Tomatenkonservenfabrik. Die US-Marine ist der Hauptkunde von Marcellos Pelican Tomato Company. Diese bildet seine Legitimation als einfachen Tomatenverkäufer, an der auch der für Marcello zuständige FBI-Beamte Regis Kennedy festhält. 1957 und 1958 kommt es dann zu zwei Anklagejurys, bei denen mehrere hochrangige Polizeibeamte wegen Korruption angeklagt werden.

Jack Ruby ist ein Informant des Kefauver-Komitees und kann erreichen, dass Dallas von einer Untersuchung wegen Mafiaaktivitäten und Polizeikorruption verschont wird. Joe Kennedy wird in Zeugenaussagen des Bootleggings belastet, erscheint aber nicht im Index der Verhöre. Die im Fernsehen direkt übertragenen Hearings machen die Mobster berühmt, womit die Geschäfte schwieriger werden. Im Zentrum der öffentlichen Verhöre stehen vor allem die Unterwelt von New York und Frank Costello, weshalb Vito Genovese ihn und sein Umfeld ausschalten will. Costello will seinen "Ruf" verteidigen und beantwortet bis zu einem gewissen Punkt die Fragen des Ausschusses, wodurch er nationale Berühmtheit erlangt.

Frank Costello und Albert Anastasia verbünden sich: Costello braucht Anastasia aufgrund der Konkurrenz, die Genovese innerhalb der Luciano-Familie auslöst. Nach der Rückkehr aus dem neunjährigen Exil in Italien hat Genovese die Führung der Familie wieder übernommen, aber nicht ohne dass es zu Missstimmungen kam. Anastasia andererseits hat sich schon lange von seinem Boss Vincent Mangano distanziert, der mit seinem Bruder Philipp nur kassiert, was Anastasia und Tony aus dem Hafen herauspressen. Wegen seiner Allianz mit Costello muss Anastasia befürchten, dass Vincent Mangano ihn beseitigen will. Am 19.4.51 wird Phil Mangano tot im Sumpfgebiet bei Sheepshead Bay gefunden und Vincent Mangano verschwindet spurlos. Mit der Unterstützung Costellos wird Anastasia am nächsten Treffen der Bosse in Manhattan zum Chef der Mangano-Familie erklärt. Frank Scalise und Joe Adonis werden seine Unterbosse und Carlo Gambino sein Berater. Mit ihnen übernimmt Anastasia die Kontrolle über die 300 Docks und 40'000 Arbeiter des Hafens, dem Umschlagplatz der Mehrheit der Importe in die USA. Diese fast grenzenlosen Möglichkeiten zum Geldverdienen, auch mit dem Schmuggel, und sein Bündnis mit Costello machen Anastasia zum mächtigsten Boss in New York in den nächsten Jahren.

In den 40er Jahren arbeitete Joe Adonis intensiv mit Willie Moretti in den Spielcasinos von New Jersey und Brooklyn. Moretti, der Boss von New Jersey, leidet an Syphilis, weshalb Vito Genovese die meisten Syndikatsmitglieder von dessen Gefährlichkeit überzeugen kann. Der Alliierte von Costello und Förderer von Frank Sinatra wird am 4.10.51 in einem Restaurant ermordet. Damit verstärkt Genovese seine Position gegenüber Anastasia und strebt danach, der Boss der Bosse zu werden. Allerdings ist auch er für die Syndikatsmitglieder nicht ungefährlich. Nachdem er seiner Frau an einer Party zwei Zähne ausgeschlagen und eine andere Frau, die sich einmischte, ebenfalls geschlagen hat, erzählt seine Frau während der Scheidungsverhandlung, wie Genovese sein Geld verdient. Aber die Justiz interessiert sich mehr für Costello, der im Sommer 1952 für 18 Monate ins Gefängnis wandert wegen Missachtung des Gesetzes vor dem Kefauver-Ausschuss.

Quellen: Meurice, Davis (1988): 64-80, Weberman (6), (27): 17, Pease (1995), Summers (1993): 228-231, Cran, Davis (1994): 62ff, 72, Giancana: 307, Best: 6, 8, Scott (1993): 129ff, 189ff, 217ff, Sylwester.


1951 CIA-Programme zur Verhaltenskontrolle top

Die CIA startet das Projekt ARTICHOKE unter Leitung von Morse Allen, dessen Versuche das Ziel haben, Leute mittels Hypnose zu unfreiwilligen Killern zu machen. Programmierte Mörder könnten laut Memobericht missliebige Politiker beseitigen und würden nach vollbrachter Tat in Polizeigewahrsam genommen und ausgeschaltet. Untersuchungen an verurteilten Mördern sollen herausfinden, ob diese "besondere organische Eigenschaften" haben. Dieses Programm ist eine Fortsetzung der Humanexperimente der nationalsozialistischen Wissenschaftler, von denen sieben in Nürnberg zum Tod verurteilt wurden, und deren Arbeiten statt in ein Archiv an die CIA gingen. Dieses Wissen verschaffte den amerikanischen Wissenschaftlern einen Vorsprung auf dem Gebiet der Verhaltensmanipulation.

Von Interesse sind auch leistungssteigernde Medikamente für den Kriegseinsatz. Hitlers Blitzkriegserfolge sind wesentlich durch das Amphetamin ‚Pervitin' der Firma Temler ermöglicht worden. Das Doping, das die Konzentration über Stunden steigert, euphorisiert und die Müdigkeit vertreibt, wurde 1937 entdeckt und der breite Einsatz des Medikaments führt dazu, dass die meisten deutschen Soldaten süchtig vom Krieg zurückkehren. Die Geschichte des Krieges und des Drogen gehören zusammen. Schon Alexander der Grosse liess bei allen Garnisonsstätten Opium anpflanzen, oder die napoleonischen Kriege waren ohne Opium nicht denkbar.

Schon während dem Krieg experimentierte das OSS mit Marihuana-Derivaten, um eine Wahrheitsdroge zu finden. Die CIA nahm die Verhaltensmodifikationsversuche zunächst unter dem Namen BLUEBIRD wieder auf, um eigene Mitarbeiter zu konditionieren, damit sie im Falle einer Enttarnung keine Geheimnisse verraten und nicht "umprogrammiert" werden können, wobei verschiedene Drogen, Schlafmaschinen, Lügendetektoren und Hypnosetechniken getestet und eingesetzt wurden. Das im August 1951 in ARTICHOKE umbenannte Programm untersteht dem Office of Security, einer Abteilung der Technical Service Division, die Waffen, falsche Dokumente, Tarnungen und Codes produziert. Das OS führt Akten über 300'000 US-Bürger, mit einem Hauptinteresse für sexuelle Orientierungen und Präferenzen.

Mitte 1953 startet Allens Stellvertreter Dr. Sydney Gottlieb das Projekt MK/ULTRA, das Verhaltenskontrolle und Ermordungsstrategien mittels Drogen, Elektroschocks und chemischen, biologischen und radioaktiven Materialien weiter ausbaut. Gottlieb promovierte an der Technischen Universität von Kalifornien in Chemie und übernahm im Alter von 33 Jahren die Chemical Division des TSD der CIA. Er gewann schnell die Achtung seiner Kollegen und von Richard Helms, weil er sich nicht vor heiklen Aufgaben drückte, wozu beispielsweise verrückte Vergiftungspläne gegen Abdul Karim Kassem und Fidel Castro gehören. Durch MK/ULTRA werden Medikamente zur Willens- und Bewusstseinssteuerung wie das Bulbacapin gefunden, sowie eine tödliche Droge, die keine Spuren hinterlässt.

Die ausgedehntesten Experimente werden mit dem 1943 entdeckten LSD gemacht, von dem 1953 für $240'000 Proben an verschiedene Universitäten und Labors für zum Teil gefährliche Tests geschickt wird. Es werden Kollegen und Leute "von zweifelhafter Loyalität, verdächtige Agenten oder Spitzel, Subjekte mit Geheimwissen" ausgewählt, die zu ahnungslosen Versuchskaninchen werden. Gottlieb engagierte den Zauberkünstler John Mulholland, der den CIA-Agenten beibringen soll, wie man unbemerkt Drogen in Drinks kippt.

Zu den Opfern gehören Prostituierte mit Kundschaft in San Francisco und New York, wo George White in Appartements Beobachtungsposten einrichtet, zu den 5000 Personen, an denen Halluzinogene ausprobiert werden. Whites Assistent Ira Feldman betätigt sich als Zuhälter, wobei die Frauen mit Gutscheinen, die sie beispielsweise bei einer Verhaftung einsetzen können, und Heroinsüchtige mit Heroin für die Teilnahme an Experimenten belohnt werden. Die Tonbänder und Fotos der 'Safehouses' dienen gleichzeitig dazu, Erpressungsmaterial zu beschaffen, so dass sich die Testopfer nicht wehren können. Jahre später schreibt White in einem persönlichen Brief an Gottlieb: "Ich war ein höchst unbedeutender Missionar, ein Ketzer praktisch. Aber ich habe aus ganzem Herzen in den Weinbergen geackert, weil es Spass, Spass und nochmals Spass machte. Mit dem Segen des Allerhöchsten lügen, töten, betrügen, stehlen, vergewaltigen und plündern - wo sonst hätte ein echter Amerikaner das tun können?"
George White ist neben Garland Williams und Charles Siragusa einer der Topbeamten des Federal Bureau of Narcotics von Harry Anslinger und dient als Schnittstelle von Drogenhändlern und Geheimdienstagenten zwecks antikommunistischer Aktionen. Im 2. Weltkrieg war White Offizier der Gegenspionageabteilung X-2 des OSS und an der Operation UNDERWORLD beteiligt, die den Hafen New Yorks sicherte, die Invasion in Sizilien erleichterte und Luciano aus dem Gefängnis brachte. White und Siragusa waren an den antikommunistischen CIA-Aktionen 1948 in Italien und der Unterstützung der Hip Sing Tong-Mafia in Hong Kong beteiligt, welche schon in den 30er Jahren im Drogenhandel war und mit der Kuo-min-tang zusammenarbeitet. FBN-Agent Garland Williams verschaffte dem Mobverbündeten Satiris "Sonny" Fassoulis 1949 einen Job bei der Commerce International China als Zuständiger für militärischen Nachschub und Berater von Tschiang Kai-Schek in Taiwan. Fassoulis Name taucht in mehreren grossen Finanzskandalen in den USA auf.
White verabreichte bereits vor dem Krieg konzentriertes Marihuana an Ahnungslose, unter anderem auch an August Del Gracio, einem Vertrauten von Lucky Luciano. 1966 gelingt es dem israelischen Geheimdienst, Cannabis synthetisch herzustellen, das die US-Armee 1967 zur Kriegsverwendung weiterentwickelt.

Es gebe nur einen "operativ realistischen" Weg, Drogen zu testen, erklärt CIA-Direktor Richard Helms später, "das Experiment an ahnungslosen Menschen". Viele der Drogenuntersuchungen werden aber nicht in den CIA-Labors und -Safehouses selbst durchgeführt, sondern über Stiftungen und Direktaufträge an 88 Experten vergeben. 86 Universitäten und Colleges (z. B: University of Illinois, University of Minnesota,) und viele Spitäler (z. B: Mount Sinai Hospital, Boston Psychopatic Hospital, Valley Forge General Hospital, Detroit Psychopatic Clinic, Mayo Clinic, National Institue of Health, wo Krebskranke für Tests gebraucht werden) experimentieren mit. In Montreal beispielsweise testet der Psychiater Ewen Cameron langjährige und mehrstufige Bewusstseinsmanipulationsprogramme (MK/ULTRA Subprojekt 68) mit massiven Elektroschocks, Dauerbeschallungen in Isolationszellen, dem nervenlähmenden Curare, Schlafmitteln und LSD an ahnungslosen PatientInnen. Der Londoner Arzt Dr. Sergeant experimentiert im Auftrag der CIA mit Schlafkuren und Elektroschocks zur Verhaltensprogrammierung an depressiven Patientinnen.

Arzneimittelproduzenten und Gefängnisse in den USA (z.B. im kalifornischen Folsom-Gefängnis, in Vacaville und in Springfield), aber auch in Lateinamerika und Südostasien machen mit. Der Pharmakologe Dr. Carl Pfeiffer führt LSD-Versuche für die CIA in den Gefängnissen Atlanta und Bordentown, New Jersey durch. Allein das Gesundheitsministerium gibt von 1954 bis 1968 $7,5 Mio. für 2500 LSD-Versuche in den Gefängnissen aus. Zudem wird LSD zwischen 1953 und 1973 an 745 Armee-Angehörigen ausprobiert, oft ohne deren Wissen. Eines der bekanntesten Drogenversuchsopfer der Armee ist der Profi-Tennisspieler Harold Blauer. Alle Beteiligten halten sich an die auferlegte Schweigepflicht.

Ende der 60er Jahre verliert die CIA das Interesse am LSD, das 1966 verboten wird, weil es zu wenig verlässliche Geständnisse hervorbringt, und testet vermehrt mit Opiaten und BZ (=Quinuclidinyl Benzilat ist 100 Mal stärker als LSD). General Lloyd Fellenz und Solomon Snyder entwickeln Pläne, BZ im Kriegsfalle in die Trinkwasserversorgung des feindlichen Landes zu kippen, wozu in Dugway Proving Ground in Utah 50 Tonnen der Droge gelagert werden.

Bei der Versetzung Helms als Botschafter nach Teheran 1973 vernichtet Gottlieb alle verbleibenden Dokumente über MK/ULTRA, das aus 149 Unterprojekten bestanden hat. Eines davon ist CHATTER, das eine Wahrheitsdroge für Verhöre und Agentenrekrutierung sucht, wobei beispielsweise Scopolamin, Mescalin oder Anabasis Aphylla eingesetzt werden. Fester Bestandteil des Programms, bei dem der Psychiater Dr. Edgar Schein eine zentrale Rolle spielt, sind die Versuche mit dem Wahrheitsserum Sodium Penthotal, das kombiniert mit anderen Medikamenten beispielsweise Todesängste hervorrufen soll. Schein fordert 1961 die systematische Gehirnwäsche bei Strafgefangenen, da sie das Recht auf eine eigene Persönlichkeit durch die Straftat verwirkt hätten.

Die Fernsteuerung von Menschen und das Erlangen von Informationen in Verhören werden mit Elektroschocks, Bestrahlungen, Ultraschall, Psychochirurgie, auch an Geisteskranken, versucht. Mit der Forschung über hypnotische Suggestion wurde Dr. George Estabrooks bereits nach Pearl Harbor beauftragt. In den 50er Jahren wird an der Kombination von Hypnose und Drogen weitergeforscht, was als besonders erfolgreich angesehen wird.

1962 bombardieren die Sowjets die US-Botschaft in Moskau mit Mikrowellen, die Auswirkungen auf das Zentralnervensystem haben können. Die CIA verheimlicht diese Bestrahlung trotz Entdeckung, vermutlich weil sie selbst solche Untersuchungen an der Universität von Illinois durchführt. Auch das Office of Naval Intelligence finanziert Forschungen wie die des Neurophysiologen José Delgado über die elektronische Manipulation des Hirns.

In der CIA-Forschungsabteilung werden 1300 Wissenschaftler beschäftigt, die spurenlose Gifte und geräuschlose Pistolen entwickeln sowie Provokations-, Sabotage- und Mordkommandos ausbilden. Hauptaufgabe des Office of Special Operations unter Oberst Boris T. Pash ist die Beseitigung von Doppelagenten, aber es werden auch missliebige Politiker umgebracht, wie der linke griechische Abgeordnete Lambrakis. Pash war bei der Army Intelligence der Chef der ALSOS Mission, die versuchte, deutsche Wissenschaftler zu "fangen", um die vermutete deutsche Atombombe in den USA fertigzustellen. Nach dem Krieg half er Nazi-Wissenschaftlern, in die USA zu kommen.

Die CIA erarbeitet ein 22seitiges Manual mit dem Titel "A Study of Assassination", das verschiedene Mordtechniken, angemessene Waffen und Vertuschungstechniken wie Tarnungen als Unfälle erklärt. Laut diesem Handbuch dürfen Mordaufträge nie schriftlich erfolgen und nicht in die Akten aufgenommen werden. In einem Spezialprogramm wird versucht, 40 Kinder (ab 6jährig) zu Killern zu programmieren: sie lernen verschiedene Mordtechniken, erhalten Scharfschützentraining und eine Gehirnwäsche. Zur Mordabteilung gehören General Robert Cushman, John Richardson, John Baker, Milton Buffington, Tracy Barnes sowie E. Howard Hunt. Viele der Mordpläne werden aber nicht ausgeführt oder scheitern, wie der gegen den chinesischen Premierminister Tschou En-lai, der 1955 vergiftet werden soll, oder derjenige gegen den Journalisten Jack Anderson, dem man das Lenkrad seines Wagens mit LSD besprühen will.

Quellen: Callahan: 97, Scott (1993): 172f, Weber: 28-50, 57-68, Schulz: 155ff, CIA-Info: 5f, 13, Kirchmann, Marks, Ege (1984): 161-167, Powers: 238ff, Amendt, Albrecht/ Schäfer, Koch/ Beck, Bitar 2010.


1952 Biowaffen top

Parallel zu MK/ULTRA läuft NK/NAOMI, ein gemeinsames Projekt der Technical Services Division der CIA und der Special Operations Division der U.S. Armee in Fort Detrick in Maryland, wo 600 Wissenschaftler ab 1952 während 18 Jahren biologische Waffen entwickeln und testen. Dabei werden Giftpfeile, Gifttabletten oder biologische Waffen gegen Getreide und Tiere entwickelt. Insgesamt gibt es in dieser Zeit über 200 Freiluftexperimente mit biologischen Waffen.

Schon 1930 bekam der I.G.Farben-Chemiker Gerhard Schrader von seinem Chef Otto Bayer den Auftrag, Insektizide als Kampfstoffe zu entwickeln. 1937 produzierte er das Nervengas Tabun, 1939 das Sarin und 1944 das Soman, die zuerst an Affen und später an KZ-Häftlingen in Ausschwitz ausprobiert wurden. 1945 blieb Schrader als wissenschaftlicher Direktor des Laboratoriums für Pflanzenschutz bei Bayer Leverkusen an seinem Arbeitsplatz.
Weiter als die Nazis bei den chemischen Massenvernichtungswaffen waren ihre japanischen Verbündeten, die bei ihrem Überfall auf China 1941 Kugelbomben mit bakteriologischen und chemischen Kampfstoffen in der Mandschurei erprobten. Um die Forschungen der Japaner, die biologische Waffen an Gefangenen zuerst testeten, zu übernehmen, integrierten die USA die Kriegsverbrecher als Zivilberater in ihrer Sondereinheit 406. Der Kriegsverbrecher Nobosuke Kishi, Minister für Waffen und Munition in Tojos Kriegskabinett, wird 1957 Japans Ministerpräsident. Die CIA finanziert und fördert die Ein-Parteien-Herrschaft Japans, wodurch die ‚Kolonie' einfacher kontrolliert werden kann.

Zusammen mit den Kanadiern experimentieren die Wissenschaftler mit Fliegen, Flöhen, Moskitos und Zecken, um die Keime zu verbreiten. Die Kanadier entwickelten eine 225-Kilo-Bombe, die 200'000 Fliegen transportieren soll. 1952 bestellt die Air Force 23'900 M-33-Streubomben, die je 108 Aerosolbomben mit biologischen Toxinen enthalten, und die Navy entwickelt eine biologische Mine für den Einsatz von U-Booten aus.

Zwischen 1949 und 1968 werden 26 Operationen in verschiedenen Städten und Landstrichen mit Nervengiften durchgeführt. Ende September 1950 brach in San Francisco eine Lungenentzündungsepidemie aus, die die Ärztewelt vor ein Rätsel stellte. Die Marine und die CIA, die die 800'000 Einwohner als Testpersonen für die Bakterien Bazillus Globigii und Serratia Mercescens verwendeten, schwiegen. Edward Nevin starb an den Folgen dieser Sprühaktion. Vergleichbare Breitentests werden 1954/55 mit Keuchhusten-Bazillen (Hemophilus pertussis) in Florida und im Februar 1956 in New York, wo bei der Operation BIG CITY Bazillen über den Auspuff eines Autos verteilt werden. Unter dem Codenamen WHITECOAT werden von 1955 bis 1977 153 streng geheime Experimente mit Q-Fieber, Milzbrand, Hasenpest, Bauchtyphus oder Hirnhautentzündung mit Vorliebe an freiwilligen 7-Tags-Adventisten ausprobiert, da diese keinen Alkohol trinken und nicht rauchen. Die Kirchenleitung rekrutiert dafür 2200 junge Männer, die im Gegenzug keinen Militärdienst leisten müssen.

Quellen: CIA-Info: 5, 11, 14, Potter, DDAH, Cole, Brandt, Kohn/ Meinke: 46, Best: 92-95, Narco, Groden/ Livingstone: 350, Tarpley/ Chaitkin: 185-209, CNPC: 18, O'Shaughnessy, Schulz: 106, 166-168, 198, Weber: 52-55, Dezalay, Endicott, DiEugenio (1997): 2, 20, Schneider, Kienzlen, Pepper: 217.


Mai 1952 Batista und die Mafia auf Kuba top

Fulgencio Batista übernimmt am 10.5.52 zum 2. Mal die Macht auf Kuba in einem unblutigen Putsch. Meyer Lansky bezahlte dem Präsidenten Carlos Prio Socarras $250'000, damit der exilierte Batista die Bewilligung zur Rückkehr bekam. Die Mafia organisiert Streiks und Unruhen, damit es Gründe für einen Putsch gibt. Kurz vor den Wahlen stürzt Batista den gewählten Staatspräsidenten, der sich nicht wehrt. Die USA anerkennen die neue regierung sofort an, weil sie wissen, dass Batista die amerikanischen Konzerne, wozu insbesondere die Ölkonzerne mit ihren Raffinerien gehören, gewähren lässt. Der starke Mann in Havanna ist eigentlich nicht Batista, sondern der US-Botschafter.

Als Lansky 1953 aus dem Gefängnis entlassen wird, investiert er grosse Summen in Kuba und zieht 1954 auf die Insel. Lansky und der Diktator stehen sich laut einem Anwalt Lanskys "sehr nahe, wie Brüder". 1955 erlaubt Batista die Glücksspiele in jedem Nachtklub oder Hotel, das mehr als $1 Mio. Wert hat und befreit sie von allen Steuern, wofür er die Hälfte der Gewinne der Spielautomaten einkassiert. Kuba entwickelt sich zum Zentrum des Glücksspiels und damit der Geldwäsche, der Prostitution für amerikanische Touristen, Spieler, Investoren, Spekulanten und Freier. Im Zentrum der Wäsche der Gewinne aus dem Drogenhandel steht die Trust Company, die vollständig von der amerikanischen Mafia kontrolliert und von Batista geschützt wird.
In den nächsten vier Jahren investieren die Mobster insgesamt $50 Mio. in Havanna. Lansky baut das einundzwanzigstöckige Riviera Hotel mit Swimming Pool und eiförmigem Kasino, besitzt Anteile am Sevilla Biltmore, am Tropicana Casino und am Havanna Hilton. Moe Dalitz von Cleveland übernimmt das Hotel Nacional, wo Lanskys Bruder Jake die Geschäfte führt. Lanskys Freund Charlie "the Blade" Tourine besitzt das Capri. Das $24 Mio. teure Havanna Hilton leitet Eddie Levinson aus Las Vegas. Santos Trafficante gehört das Sans Souci und Anteile am Capri, Hilton und Commodoro. Lucky Luciano hat ebenfalls Anteile am Sans Souci und am Riviera. Auch Sam Giancana und Johnny Roselli von Chicago sowie Salvatore Granello und James Plumeri von der Lucchese-Familie haben auf Kuba investiert.

Santos Trafficante kontrolliert den Drogenhandel auf Kuba und in Florida, er besitzt ein Büro im Teamster Local 320 in Miami, das Dave Yaras und Barney Baker in den 50er Jahren mitaufbauen. Als Trafficante Sr. stirbt, übernimmt sein gleichnamiger Sohn die Geschäfte und gilt allgemein als der offizielle Boss auf Kuba.

Kuba ist eine Art Halbkolonie der USA und wirtschaftlich und politisch völlig abhängig. Es hatte sich sogar das Interventionsrecht des Grossen Bruders in die Verfassung schreiben lassen müssen. Die CIA baut Batistas Geheimdienst BRAC auf, der sich auf die Folterung von Gefangenen spezialisiert. Die Gewalt des Regimes gegen den aufkeimenden Widerstand nimmt in der zweiten Hälfte der 50er Jahre immer mehr zu: 20'000 Oppositionelle sterben. Die USA üben nach der Revolution Castros grossen Druck aus, um die Freilassung der gefangenen BRAC-Folterer durchzusetzen.

Quellen: Marrs: 169, Davis (1994): 129, Schulz: 175, Best: 32, Olgiatti, Anson: 306-308, Pfletschinger/ Weymar.


1952 Nixon, Lansky, Faschisten top

Obwohl Richard Nixon dem kalifornischen Gouverneur Earl Warren seine Unterstützung für die Präsidentschaft versprach, schwenkt "Tricky Dick" nach der Zusicherung von Thomas Dewey für eine eigene Präsidentschaft um und intrigiert mit Murray Chotiner für General Dwight D. Eisenhower. Der stramme Antikommunist wird auf dem republikanischen Parteitag zum Erstaunen aller zum Running Mate Eisenhowers ernannt.

Unterstützt wird Nixon dabei von Prescott Bush, der Vater des späteren Präsidenten. Der überraschende Tod des 48jährigen Senators James O'Brien McMahon am 28.7.52 erlaubt es Bush, im Fahrwasser des Kriegshelden Eisenhower problemlos in den Senat gewählt zu werden. McMahon war von 1935 bis 1939 stellvertretender Justizminister und dürfte über die Nazigeschäfte von Bush informiert gewesen sein. Der optimale Zeitpunkt seines Todes und die Möglichkeit, dass McMahon seine Karriere hätte zerstören können, lassen auf Mord schliessen.

Nixon und Eisenhower treten im Wahlkampf als Reinemacher gegen die korruptionsgeschüttelten Demokraten unter Harry Truman auf, bis die Presse berichtet, Nixon hätte $18'000 Wahlkampfgelder von konservativen Geschäftsleuten in die eigene Tasche gesteckt. Nixon behauptet, die Kommunisten steckten hinter dieser "Verleumdung" und kann seine Haut mit einer populistischen Rede im Fernsehen (‚Checkers Speech') retten, indem er sich als armen Schlucker darstellt. Dank dem Wahlkampfstrategen Murray Chotiner wird Nixon aber mindestens von 27 Grossfirmen und Millionären finanziert, die wissen, dass Nixon macht, was sie von ihm verlangen, wie es bei den Aktionen gegen Onassis offensichtlich wird.

Von 1952 bis 1956 vertritt Murray Chotiner mit seinem Bruder Jake Mafiosi in 221 Buchmacher-Prozessen. Nixon arbeitete in den 40er Jahren als Anwalt für Meyer Lansky, der seinen Wahlkampffinanzmanager Dana Smith sehr gut kennt. Lansky und Nixon treffen sich anfangs der 50er Jahre auf Kuba, wo Nixon als passionierter Spieler bekannt ist. Nixon ist öfters auf der Insel als gerngesehener Gast bei Batista und verleiht ihm 1955 als Vizepräsident die Ehrenmedaille.
An einem Abend im März 1952 verspielt Nixon im Sans Souci $4200, was offenbar das Casino übernehmen soll, weshalb es zu einem Streit kommt. Nixon, Bebe Rebozo, Smith und Richard Danner kennen jedoch Norman Rothman, der das Sans Souci für die Mannarino-Brüder leitet, die mit Santos Trafficante zusammenarbeiten.
Bebe Rebozo, der an Lanskys illegalen Spielcasinos in Halandale bei Fort Lauderdale und im Osten von Miami beteiligt ist, und Nixon investieren gemeinsam in Kuba, beispielsweise ins Coral Gables Motel. Lanskys Kontakte zu Nixon laufen auch über George Smathers, und über "Jimmy" Alo, Lanskys rechte Hand und Manager des Hotel Nacional, laufen die Gelder für Nixons Wahlkampf. Nixon benützt die Kommunistenhysterie, um den demokratischen Kandidaten Adlai Stevenson, den Sam Giancana finanziert, zu attackieren.

Von den $100'000 Schmiergeldern, die Nixon vom rumänischen Geschäftsmann Nikolae Malaxa für seinen Einsatz erhält, damit dieser in den USA bleiben kann, erfährt die Öffentlichkeit dank der CIA nichts. Malaxa unterstützte Hermann Göring, geschäftete im 2. Weltkrieg mit Alfred Göring, gehörte zum Gestapo-Netzwerk von Otto von Bolschwing und finanzierte die "Iron Guard", die mit der Auslandgeheimdienstabteilung des SS zusammenarbeitete und in Bukarest 7000 Juden umbrachte. Nach dem Krieg schlug er sich auf die Seite der Kommunisten und wurde mit der Rückgabe seines von der Partei eingezogenen Vermögens von $2,4 Mio. (nach anderen Quellen $200 Mio.) belohnt, womit er sich mithilfe von OSS/CIA-Agent Frank Wisner in die USA absetzte. Die Anwaltskanzlei Sullivan & Cromwell der Brüder Dulles organisierte seine Immigration in die USA.
Der spätere Aussenminister John Foster Dulles vertrat als Anwalt die Interessen des 3. Reiches. Vizeaussenminister Adolph Berle vertrat Malaxa vor dem Immigrationskomitee, und die Kanzlei Bewley, Knoop and Nixon konnte 1951 seine Niederlassung durchsetzen, da die von Malaxa gegründete Pipeline-Firma Western Tube nationale Sicherheitsinteressen wahrnehme. Die Firma produzierte keine einzige Röhre, aber ihr Präsident Herman L. Perry, unterstützt Nixon seit 1946. Das INS versucht seit einiger Zeit, Malaxa auszuweisen und kam deshalb über die Führer der Exilrumänen zu Beweisen der Schmiergeldzahlungen. CIA-Chef Walter Bedell Smith, der im Krieg bei Eisenhower diente, kann den Skandal verhindern. 1952 zieht Malaxa nach Argentinien und wird mit Juan Peron und Otto Skorzeny gesehen.

Der Rassist Nixon hat auch andere Drähte zu Faschisten: Sein Mitarbeiter Lynn Nofziger finanziert die American Nazi Party, FBI-Agent G. Gordon Liddy organisiert die Projektion von Nazi-Propagandafilmen, Viorel Trifia gehörte zu Otto von Bolschwings Gestapo. Nixon, ein ausgesprochener Antisemit, ernennt den Nazi-Kriegsverbrecher Laszlo Pasztor zum Mitglied des Republican Nationalities Council. Nixon ist auch mit Kurt-Georg Kiesinger befreundet, der NSDAP-Mitglied war, für Ribbentrop und Goebbels arbeitete und von 1966-69 als CDU-Bundeskanzler amtet. 1974 vergleicht sich Nixon selbst mit Hitler, als er sagt, er wolle, dass Bill Simon sein Alfred Speer sei. Der Prediger Billy Graham, der seit den 50er Jahren praktisch alle Präsidenten berät, meint zu Nixon, man müsse die Herrschaft der Juden über die Medien brechen, sonst sei das Land verloren. Die antisemitischen Prediger Frank Graham, Billys Sohn, Pat Robertson und Jerry Falwell von Moral Majority, der den Teufel 1999 als jüdisch und männlich beschreibt, wechseln nach dem Attentat vom 11.9.2001 schnell auf einen antiislamischen Kurs.

Quellen: Behr: 171,178, Davis (1988): 275, 314, 359, Hersh: 157, Giancana: 316f, Bartholomew: 54f, Weberman (6): 1f, Groden/ Livingstone: 418, Summers (1993): 201ff, (2000): 41-57, 106-135, 178f, 353ff, Tarpley/ Chaitkin: 58, Warde (2002b), Birnbaum.


1952 Eisenhower, Hoover und die Ölbarone top

J. Edgar Hoover interessiert sich vor allem für die Seitensprünge von Dwight D. Eisenhower, unterstützt ihn aber politisch. Kay Summerby, Eisenhowers Chauffeurin und Liebhaberin während des 2. Weltkriegs schrieb 1948 das Buch "Eisenhower was my Boss", das Hoover aus den Buchläden verschwinden lässt. Adlai Stevenson wird von Donald Surine, McCarthys Verbindungsmann zu Hoover, im Fernsehen attackiert und als Homosexuellen und Kommunistenfreund diffamiert.

Die Ölbarone finanzieren ebenfalls Eisenhowers Wahlkampf. Eine der ersten Amtshandlungen Eisenhowers besteht im Stopp der Grand Jury-Untersuchung des internationalen Petroleumkartells wegen "Staatssicherheitsgründen". Die Ölmultis werden für ihre Wahl-Unterstützung während seiner ersten Amtsperiode mit 60 Lizenzen aus Bundesreserven belohnt. In den 55 vorhergehenden Jahren wurden insgesamt nur 16 Lizenzen erteilt.

Hoover betrachtet Clint Murchison und Sid Richardson als seine besten Freunde. Murchison finanziert Lincoln Rockwell, der Führer der amerikanischen Nazi-Partei. 20% der Murchison Oil Lease Company gehören der Genovese-Familie, Handridge Oil teilt Murchison mit der Mafia von Las Vegas. Auch mit der International Brotherhood of Teamsters Union laufen Deals, und Clint Murchison jr. unterhält Geschäftsbeziehungen mit Carlos Marcello.
Hoovers Assistent Thomas Webb wechselt auf Rat Hoovers nach siebzehn Jahren Dienst beim FBI zu Murchison und schmiert für ihn zusammen mit Bobby Baker Politiker, vor allem Johnson. Von 1953 bis zu seinem Tod ist Hoover zusammen mit seinem Liebhaber Clyde Tolson jeden Sommer während mindestens einem Monat Gast im Murchisons Hotel La Jolle, ohne je eine Rechnung zu bezahlen. Auch Myer Schine finanziert Hoovers Ferien, und dank Börseninsidertipps mit den Ölmultis kassieren der Direktor und der Vizedirektor Börsengewinne. Tolson besitzt bei seinem Tod Aktien im Wert von mindestens $750'000. Obwohl die Einkünfte aus Hoovers Büchern offiziell an eine Stiftung gehen, steckt der FBI-Direktor 90% davon in die eigene Tasche und die seiner Ghostwriter.

Eisenhower holt nach seiner Wahl Nelson Rockefeller, der die New Deal-Programme wegwischen soll. Über Oveta Culp Hobby und Gouverneur William P. Hobby lernte Rockefeller einflussreiche Texaner kennen wie George und Herman Brown, den Versicherungskönig Gus Wortham, "Mr.Houston" Jesse Jones, oder den Gründer der Vinson & Elkins und First City Bank in Houston, Richter James Elkins. Verteidigungsminister wird Charles Wilson von der General Motors, der das Land mit Highways überzieht, mit der Begründung: "Was gut ist für GM, ist gut für Amerika". Seit 1930 hat GM dafür gesorgt, dass 100 Tramsysteme in 45 Städten aufgegeben wurden.

1952 gründet David Rockefeller den Bilderberg-Club, benannt nach dem Hotel des ersten Treffens 1954 in Oosterbeck, Holland. Es treffen sich hochrangige Vertreter aus den Bereichen Hochfinanz, Industrie, Politik, Militär, Medien und Wissenschaft sowie Funktionäre von meist den Konzernen gehörenden Think Tanks und Stiftungen. Am Bilderberg-Treffen 1991 in Baden-Baden resümmiert David Rockefeller seine Ambitionen mit aller Deutlichkeit: "Wir sind der Washinton Post, der New York Times, dem Time Magazine und anderen grossen Publikationen dankbar, deren Chefredakteure an unserem Treffen in der Vergangenheit teilnahmen und die Zusage der Vertraulichkeit fast 40 Jahre lang respektierten. Es wäre für uns nie möglich gewesen, einen Plan für die Welt zu entwickeln, wenn wir während dieser Jahre im Licht der Öffentlichkeit gestanden hätten. Aber die Welt ist auf einem komplexen und vorbereiteten Weg hin zur Weltregierung. Die supranationale Souveränität einer intellektuellen Elite und der Welt-Bankiers ist sicherlich der nationalen Souveränität der letzten Jahrhunderte vorzuziehen" (F137: 281). Bei der Gestaltung der Römischen Verträge 1957 zur Gründung der EWG kam nach Angaben des ehemaligen US-Botschafters in Berlin, John McGhee, den Bilderberg-Konferenzen eine "wichtige Rolle" zu. Die Einführung des Euro geht nach Angaben des belgischen Unternehmers und Ehrenvorsitzenden Etienne Davignon auf eine Bilderberg-Konferenz zurück. Auch der Krieg gegen Serbien soll auf der Bilderberg-Konferenz von 1996 in Schottland vereinbart worden sein.

Quellen: Summers (1993): 180-191, 233, Best: 85, Kangas: 3, Brussell (1983): 7f, 22, Theoharis /Fox: 356-375, Snellm, Freisleben.


1952 John F. Kennedy und Jacqueline Bouvier top

John F. Kennedy wird gegen den siegessicheren Henry Cabot Lodge in den Senat gewählt. Nachdem 1949 das Cortison entdeckt wurde, verbesserte sich sein Gesundheitszustand entscheidend, und er wurde politisch aktiv. Statt der nötigen 2500 Nominierungsunterschriften liess Kennedy über 260'000 sammeln und anschliessend allen Unterzeichnern einen Dankesbrief schicken. JFK setzte vor allem auf die Stimmen der Frauen, für die Teegesellschaften organisiert wurden. Wiederum wurde 900'000 Mal die achtseitige Kriegsheldengeschichte verteilt, mit Kennedys Foto auf dem Umschlag. Viel Propaganda verbreitete auch die Boston Post, die kurz vor dem Ruin von Kennedy ein $500'000-Darlehen bekam. Die perfekte Kampagne, die $250'000 kostete, managte Joe, der seine alten Kontakte in Boston reaktivierte.

Nachdem die Frauen ihre Stimmen für JFK abgegeben haben, heiratet er am 12.9.1953 Jacqueline Bouvier, die er 1951 in Washington kennengelernt hatte. Arthur Krock, dem Joe Kennedy seit einiger Zeit wegen einer Frau für Jack in den Ohren lag, organisierte ein Treffen mit der Journalistin. Aber Jack interessierte sich zunächst nicht für Jackie, und sie verlobte sich im Sommer mit John Husted, obwohl dieser nicht zu den ganz Reichen gehört. Beim zweiten Versuch, die beiden zu verkuppeln, klappte es dann, wenn er sie auch nur selten anrief und ihr keine Karten, Blumen oder gar Liebesbriefe schickte. Da JFK sich nicht zur Ehe entscheiden kann, entzieht sie sich ihm und geht als Korrespondentin nach London. Im Verlauf eines transatlantischen Telephongesprächs wird im Mai 1953 die Heirat vereinbart, obwohl Jacks Freund Lem Billings am Inaugurationsball Eisenhowers Jackie zur Seite nahm und ihr von Jacks Frauengeschichten erzählte. Sie will den emotional unreifen 36jährigen, weil die Kennedys wirklich Geld haben. Jack hätte lieber seine schwedische Geliebte Gunilla von Post geheiratet, aber der Vater verbietet es wegen der politischen Karriere.

Die Heirat bedeutet den Eintritt der irischen Katholiken in die herrschende WASP-Oberschicht, die aus 60 Familien besteht, wofür Joe Kennedy sein Leben lang gekämpft hat. Obwohl der aristokratische Stammbaum der Bouvier-Auchincloss eine Erfindung von Jackies Schwiegervater war, hat die Mutter zunächst Bedenken, weil die Tochter unter ihrem Stand heiratet. Der Vater "Black Jack" Bouvier hasst Joe Kennedy, weil dessen Börsenreform ihm finanziell das Genick gebrochen hatte. Und Jackie hat Bedenken, weil die Kennedys "so bourgeois" sind. Aber ihre Familie ist verschuldet, während Kennedys Privatvermögen auf $400 Mio. geschätzt wird. Kardinal Richard Cushing traut das Paar, das sich einig ist, dass die Ehe zum äusserlichen Erfolg und zum Kinderkriegen nötig ist. Jackie wird die Rolle der Präsidentengattin und Mutter perfekt spielen und Jack auf den Wahlkampagnen begleiten, auf denen sie viele Stimmen einbringt.

Da Frauen für Jack entweder Hausfrauen oder Huren sind, hält er sich mit George Smathers eine Hotelsuite. Dabei passt Jackie trotzdem nicht in sein Bild, weil sie explizit keine Hausfrau sein will. Aber sie inszeniert diese Rolle zumindest am Anfang, um den Sprung ins Weisse Haus zu schaffen. JFK stellt sein "Familienleben" schamlos zur Schau, lädt Journalisten und Fotografen zu sich nach Hause ein und sorgt dafür, dass das Traumpaar regelmässig auf den Frontseiten der Magazine erscheint. JFK hat gelernt, dass Publicity das Wichtigste ist und wie man die Medien für sich nutzt. Privat kennen sich die beiden kaum und sind wie zwei Eisberge, aber politisch sind sie ein perfektes Paar. JFK ist zu emotionaler Bindung nicht fähig und kann, obwohl er bei Männern wie Frauen starke Gefühle wecken kann, selbst weder Liebe zeigen noch geben. Als er gegen Ende seines Lebens gefragt wird, ob er je einen Menschen geliebt habe, starrt eine Weile aus dem Autofenster und verneint dann. JFK ist ein Profiteur, der Dienst, Loyalität und Zustimmung fordert, aber Kritik und Widerspruch nicht duldet. Im Oktober 1955 und im August 1956 erfolgen zwei Fehlgeburten, bevor im November 1957 Caroline und 1961 John jr. geboren werden. Wenige Tage nach der Geburt stirbt Patrick im August 1963. Diese Schwierigkeiten haben vermutlich mit seiner Geschlechtskrankheit zu tun.

Quellen: Posener: 13-45, 58-69, Kessler (1997), Collier/ Horowitz: 215-259.


Die CIA unter Allen W. Dulles top

Allen Welsh Dulles, der als Chefagent des OSS in Bern innerhalb kurzer Zeit ein Agentennetz über ganz West- und halb Osteuropa aufgezogen hatte, wird neuer CIA-Direktor der Regierung Eisenhower, und sein Bruder John Foster Dulles wird Aussenminister. Von 1937 bis 1943 war Allen Dulles Direktor der Schroeder Bank, die Hitler finanzierte. Deshalb hat er zeitlebens beste Beziehungen zur Wall Street und zum Zirkel von Morgan, Rothschild, Hambros, Baring und Eugene Meyer.
1942 schickt Roosevelt Dulles nach Bern, weil es den Nazis gelungen war, den Chiffriercode der US-Gesandtschaft und des Aussenministeriums zu knacken. Dem deutschen Agenten Emil Knüttel gelang Ende 1941 die Rekrutierung des Bürogehilfen Jakob Fürst, womit der militärische Geheimdienst unter Admiral Willhelm Canaris von Januar bis März 1942 die Geheimberichte des US-Militärattachés Barnwell Rhett Legge in Bern mitlesen konnteSeit 1942 stand Dulles in Kontakt zu SS-General Karl Wolff und arbeitete mit bei der Operation BERNHARD, einem Geldwasch- und -fälschungsprogramm mit Wolff und dem Mailänder Gestapo-Chef Walter Rauff, der für den Tod von 100'000 Juden verantwortlich ist. 1943 führte Dulles in der Schweiz mit dem SS-Offizier Prinz Hohenlohe Verhandlungen, um eine totale Niederlage Deutschlands zu verhindern. Dabei hatte Dulles auch Kontakt mit Hitlers Stellvertreter Martin Bormann, der in Paraguay das neue Nazi-Netzwerk "die Spinne" aufbaut.
Dulles begann im Dezember 1942 eine professionelle und amouröse Beziehung mit Mary Bancroft, die eine lebenslange Freundin von George Lyman und Ruth Forbes Paine ist. Bancroft war Dulles primärer Kontakt mit der Gruppe "20. Juli", die ein Attentat gegen Hitler plante. Verbindungsmann Hans Bernd Gisevius, Mitglied der Organisation von Militärgeheimdienstchef Admiral Wilhelm Canaris, dessen Untergebener Hans Oster die Aktion koordinierte, ging Anfang Juli 1944 nach Deutschland, um den Coup vorzubereiten. Im Sommer 1944 ging die Bombe hoch, die Hitler nur knapp verfehlte. Wäre Hitler getötet worden, hätte ein sofortiger Waffenstillstand mit den Westmächten stattgefunden, um gemeinsam gegen Russland weiterzukämpfen. Die Briten, deren Agent Kim Philby die Codes der Deutschen knacken konnte, widersetzten sich vehement einem solchen Deal. Canaris, der den Mord an Rosa Luxemburg, die Unterstützung der IRA, von Francisco Franco, die faschistische Freiwilligenarmee CONDOR, aber auch die Rettung von Juden aus Deutschland organisiert hatte, wurde entlarvt, und SS- und Gestapochef Heinrich Himmler übernahm dessen Funktion. Auch Himmler schickte Agenten zu Dulles, um einen Separatfrieden und den gemeinsamen Krieg gegen Russland zu verhandeln.

Nach dem fehlgeschlagenen Anschlag konnte sich Gisevius mit falschen Papieren in die USA absetzen, wo er bei Dulles Freund Tom Braden unterkam und bei Dresser arbeitete. Der Vater des zukünftigen CIA-Direktors und Präsidenten, Prescott Bush, ist Verwaltungsrat bei Dresser. Der Chef der Dresser ist Henry Neil Mallon, der die Ölequipment-Firma und deren Tochterfirma IDECO seinem Freund Dulles als Cover für verdeckte Aktionen der CIA zur Verfügung stellt. Seinem Sohn George Bush vermachte Prescott über Ray Kravis, der J. Paul Getty und Joe Kennedy bei Steuerhinterziehungen hilft, einen Job. Aber dieser begann bei Dresser Industries, die Harriman gehört. Danach stieg er mit John Overbey und Kapital von Jimmy Gammell, Eugene Meyer und seinem Vater in den skrupellosen Handel von Grundstücken mit vermuteten Ölquellen ein.
George Bush stellt seine 1953 mit den Liedkte-Brüdern gegründete Zapata Oil und die 1954 gegründete Zapata Offshore der CIA als Basis für Kuba-Angriffe zur Verfügung. Der Manager Wayne H. Dean bei Zapata, die mit Gulf, Standard Oil of California und Royal Dutch Shell handelt, ist ein Freund von DeMohrenschildt. Auch Prescott "profiliert" sich als Senator ausschliesslich im Bereich der verdeckten Inland-Operationen der CIA, die er über die H. Smith Richardson Foundation des Vick Chemical-Besitzers Richardson finanziert (beispielsweise die MK/ULTRA-Experimente im Bridgewater Hospital in Massachusetts). Mit seiner Ernennung in das Senate Armed Services Committee 1956 steigt er in den Kreis der Entscheidungsträger auf. Auch sein Freund Gordon Gray wird 1958 als Chef des National Security Council in die Machtzentrale berufen.
Eisenhower stellt sich nicht gegen die verdeckten Operationen von Harriman, Dulles und Bush, wenn er sich im Falle des Scheiterns oder einer Veröffentlichung absichern kann. Gray, Dulles, Robert Lovett, C. Douglas Dillon, Jock Whitney und Prescott Bush sind wesentlich an der Stärkung des CIA-Machtblocks des President's Foreign Intelligence Advisory Board beteiligt.

Dulles startet Anfang der 50er Jahre das CIA-Programm MOCKINGBIRD, um die Medien zu kontrollieren. Der ‚ehemalige' CIA-Agent Generoso Pope gründet 1952 die American Media Inc., die Boulevard-Blätter wie Sun oder the National Enquirer herausgibt. Frank Wisner und sein Assistent Richard Helms rekrutieren 400 Journalisten, zum Beispiel Harrison Salisbury, Drew Pearson, Eugene Methvin, Sulzberger, Rowland Evan, Robert Novak oder Joseph und Stewart Alsop. Phil Graham arbeitet eng mit Wisner und Helms zusammen an der Operation MOCKINGBIRD, weshalb die Washington Post zu einem wichtigen Sprachrohr in Washington wird, schnell wächst und die Times-Herald und das WTO-Radio übernimmt. Mediengesellschaften wie CBS, ABC, NBC, Hearst, Reader's Digest, Time, Life-Time, New York Times, New York Herald Tribune, Look, Houston Post, New Leader und die Agenturen AP, UPI, Reuter, Forum World Features, International Communication Agency, die Nachfolgeorganisation der USIA, EFEC in Spanien und Latin in Chile arbeiten mit der CIA zusammen. Nach Angaben der Zentralstelle für Nationale Sicherheit kontrolliert die CIA um 1980 230 Nachrichtenagenturen. Den Rekord mit 23 als Journalisten eingestellte CIA- und FBI-Agenten hält Copley Press. Die meisten Medien legen der CIA zuerst die Berichte vor, wenn sie etwas über die CIA enthalten, und verschweigen Informationen, die die CIA stören könnten.

Eigentliche Propagandasender der CIA sind Radio Free Europe in München, Radio Free Asia, Radio Swan, Radio Liberty, Voice of America, das 822 Wochenstunden in 38 Sprachen sendet, und RIAS. Letzteres trägt mit seinen Aufrufen zum Generalstreik entscheidend dazu bei, dass aus der Demonstration der Bauarbeiter Ostberlins am 16.6.53 eine das ganze Land erfassende Rebellion entsteht. 1949 gründet die CIA das National Committee for a Free Europe und das Committee for the Liberation of Peoples of Russia, um Radiostationen aufzubauen. Radio Liberty sendet in 14 Sprachen in die UdSSR. Radio Free Europe verliert mit dem Aufstand in Ungarn 1956, wo die CIA militärische und finanzielle Hilfe für die Widerstandsbewegung leistet, seine Glaubwürdigkeit. Aufgrund der Radiozusicherungen von Frank Wisner warten die Rebellen, die Budapest eingenommen haben, vergeblich auf die Unterstützung durch die Amerikaner, bis sie von den sowjetischen Panzern überrollt werden. 200'000 Ungarn fliehen nach Österreich, bevor die russischen Truppen die Grenzen dichtmachen. 1980 betreibt die CIA 101 Sender mit einem Jahresetat von $85 Mio. und 2196 Beschäftigten. Angeblich hören 80 Mio. Menschen im Ostblock diese Sendungen regelmässig. Zudem werden Bandaufzeichnungen meist kostenlos an 4000 Radiostationen in der Dritten Welt geliefert.

"Bis zum heutigen Tag gibt es so etwas wie eine unabhängige Presse in der Weltgeschichte nicht. Sie wissen es und ich weiß es. Es gibt niemanden unter Ihnen, der es wagt, seine ehrliche Meinung zu schreiben, und wenn er es tut, weiß er im Voraus, dass sie nicht im Druck erscheint. Ich werde jede Woche dafür bezahlt, meine ehrliche Meinung aus der Zeitung herauszuhalten, bei der ich angestellt bin. Andere von Ihnen werden ähnlich bezahlt für ähnliche Dinge, und jeder von Ihnen, der so dumm wäre, seine ehrliche Meinung zu schreiben, stünde sofort auf der Straße und müsste sich nach einem neuen Job umsehen. Wenn ich meine ehrliche Meinung in einer Ausgabe meiner Zeitung veröffentlichen würde, wäre ich meine Stellung innerhalb von 24 Stunden los. Es ist das Geschäft der Journalisten, die Wahrheit zu zerstören, unumwunden zu lügen, zu pervertieren, zu verleumden, die Füße des Mammon zu lecken und das Land zu verkaufen für ihr tägliches Brot. Sie wissen es und ich weiß, was es für eine Verrücktheit ist, auf eine unabhängige Presse anzustoßen. Wir sind die Werkzeuge und Vasallen der reichen Männer hinter der Szene. Wir sind die Hampelmänner, sie ziehen die Strippen und wir tanzen. Unsere Talente, unsere Fähigkeiten und unser ganzes Leben sind Eigentum anderer Menschen. Wir sind intellektuelle Prostituierte". Das Statement von John Swinton, dem Doyen der amerikanischen Presse und einstigen Redaktionsleiter der "New York Times", vor dem vornehmen New Yorker Presseclub im Jahr 1880 hat nach wie vor Gültigkeit, besonders auch nach dem 11.9.2001.

Auch die Unterhaltungsindustrie Hollywoods trägt entscheidend zur US-Propaganda und Mythologisierung von FBI und CIA bei. Kritische Reportagen und Bücher werden mit öffentlichen Kampagnen und Drohungen verhindert oder diffamiert. Die CIA entwickelt sich ausserdem zu einem der grössten Verleger der Welt. Von 1947 bis 1967 lässt sie über 1000 Bücher schreiben, deren Gesamtauflage durchschnittlich bei 10 Mio. pro Jahr liegt. Da ihr diese Tätigkeit 1967 verboten wird, publiziert sie in den folgenden Jahren mindestens 250 Bücher im Ausland. Mitte der 70er Jahre schreiben noch immer mehrere Hundert Akademiker als CIA-Autoren in den USA und übersetzen entsprechende Literatur. Der CIA ist zu verdanken, dass T.S.Eliot auf Russisch und Machiavellis "Il Principe" auf Suaheli gelesen werden kann.

Im Ausland finanziert die CIA Medienorganisationen wie das Internationale Presse-Institut, die Internationale Journalistenkonferenz in Genf, den Internationalen Journalistenverband in Brüssel, den Westberliner Verein zur Förderung der Publizistik in den Entwicklungsländern, das Asian Student Press Bureau oder den nationalen Studentenpresserat Indiens und Zeitschriften wie die englischen Socialist Commentary, Encounter, Survey und Campaign, das Forum in Österreich, Der Monat von Melvin Lasky und Die Welt in Deutschland, Tempo Presente in Italien und Le Combat und Preuves in Frankreich. Auch im Ausland hat die CIA Hunderte von Journalisten, darunter Ernst Kux von der Neuen Zürcher Zeitung, Robert Moss vom Daily Telegraph, Gerhard Löwenthal vom ZDF, und sogar 21 Geistliche unter Vertrag.

1952 lief die CIA-Operation POCKETBOOK in Deutschland unter Leitung von Frank Wisner und Thomas Braden an, eine Kultur-, Polit- und Gewerkschaftsoffensive zur Amerikanisierung Deutschlands. Für die Propaganda ist die United States Information Agency (USIA) zuständig, die die Amerikanerhäuser in allen Städten gründet, wo Bibliotheken eingerichtet und Konzerte, Ausstellungen, Filme, Lesungen und Diskussionen organisiert werden. Die CIA bezahlt etwa die Übersetzung und Publikation amerikanischer Literatur des Verlages Kiepenheuer & Witsch (Josef Kaspar Witsch war bei SA und nationalsozialistischer Kulturfunktionär und wird zur Schlüsselfigur des Kongresses für kulturelle Freiheit). Oder der Roman ‚1984' von George Orwell wird unter der Anleitung der CIA als ausschliesslich antikommunistische Propaganda verfilmt. Der Erfolg der Propaganda wird von Meinungsforschern wie Leo Crespi wissenschaftlich erforscht und ausgewertet. John McCloy, ehemaliger Berater Mussolinis, wurde 1949 Hochkommissar der neu gegründeten Bundesrepublik, mit dem Auftrag, die Teilung Deutschlands aufrechtzuerhalten und die neue Kolonie Amerikas in das Westbündnis zu integrieren.
Anfang der 50er Jahre baut die CIA rechtsextreme Guerillas wie die League of Young Germans auf, um die SPD zu unterwandern. Die Neonazis werden ausgebildet, bewaffnet und bezahlt, um im Falle einer russischen Invasion oder einer Rebellion mögliche sozialdemokratische und sozialistische Kollaborateure zu ermorden, über die Listen geführt werden. Auch für die Unterwanderung antiamerikanischer Gruppierungen werden Untergrundgruppen gegründet. Tom Braden übernimmt 1954 die International Organizations Division der OPC und leitet mit seinem Assistenten Cord Meyer verdeckte Operationen.

Auch kirchliche Organisationen arbeiten für die CIA, wie der souveräne Malteserorden SMO, der 50'000 Nazis mit Pässen und Geld zur Flucht verhalf und später eine Art Bindeglied zwischen CIA und Vatikan ist. Auch die Opus Dei, aus deren Reihen Papst Karol Wojtyla kommt, kooperiert mit der CIA. Auf Anordnung von Gerald Ford infiltriert die CIA die christliche Missionsarbeit in Lateinamerika, so dass 1976 allein in Bolivien 11 Agenten als Geistliche getarnt werden. Ein Jahrzehnt früher sollen sich unter Vertrag stehende Missionare an der Jagd auf Che Guevara beteiligt haben. Die Christian and Missionary Alliance missioniert in Laos die Bergstämme, aus denen die Söldner für die CIA rekrutiert werden, wogegen die katholische Kirche nichts einzuwenden hat. Konsequenterweise streicht der Senat im Juni 1980 das Verbot, Missionare und anderes kirchliches Personal als Agenten zu verwenden.

Die CIA beschäftigt 1953 15'000 Angestellte, die ausländischen Agenten und Vertragsangestellten nicht mitgerechnet. Sie steht mit Professoren an Hunderten von akademischen Institutionen in Verbindung und gibt Studien in Auftrag, wie das European Non-State Actors Project von Professor Richard Mansbach der Universität in New Brunswick, New Jersey, über europäische Oppositionsgruppen, die der CIA Ansatzpunkte für Interventionen wie Spaltungsversuche oder finanzielle Unterstützung liefern. Zudem halten die Professoren nach geeigneten Studenten für die Rekrutierung des CIA-Nachwuchses Ausschau. Man wird von der CIA fast ausschliesslich auf Empfehlung rekrutiert. 5000 Akademiker erhalten Zuschüsse oder Forschungsaufträge für die Rekrutierung ausländischer Studenten, die systematisch überprüft werden.
Aber auch die eigenen Studenten und Arbeiter werden überwacht: 1958 wird bekannt, dass für 13 Mio. Arbeitsstellen Sicherheitsüberprüfungen vorgenommen wurden. Das entspricht jedem fünften Arbeitsplatz. Auch in US-Firmen im Ausland hat die CIA Hunderte von CIA-Agenten eingeschleust. Zur entsprechenden Stellenvermittlung unterhält man ein eigenes Verbindungsbüro. 50'000 US-Bürger und 700'000 ausländische Informanten führt die CIA in ihren Archiven, die für sie im Ausland arbeiten.

Zusätzlich zum riesigen Budget gründet die CIA eigene Firmen, die als Deckmantel für verdeckte Aktionen und zusätzliche Geldquellen dienen. Diese "Fronts" umfassen Luftfahrtgesellschaften, Import-Export-Firmen, High-Tech-Unternehmen, Werbeagenturen und Stiftungen, aus denen Gelder an kooperationswillige akademische, gewerkschaftliche, kulturelle und politische Organisationen und Jugendverbände verschoben werden. Dazu gehören die National Students Association, die International Students Conference, der International University Exchange Fund, das Institute for the Study of Conflict, der Congress for Cultural Freedom von Melvin Lasky, zu dem Arthur Koestler, Ignazio Silone (der als ‚Kommunist' für Mussolinis politische Polizei und im Krieg für den amerikanischen Geheimdienst OSS gearbeitet hatte), Benedetto Croce, Manès Sperber, John Dewey, Isaiah Berlin und Karl Jaspers gehören, die Mankind Research Unlimited, das Institute of Political Education, das Foreign Policy Research Institute der Universität von Pennsylvania, das Center for International Studies am Massachusetts Institute of Technology, die Asia Foundation, die American Society of African Culture, das Gambia National Youth Council, die American Friends of Middle East, die International Development Foundation, das Otto Suhr Institut an der Freien Universität Berlin, die deutsche Vereinigung Freiheitlicher Juristen, die Internationale Juristenkommission, die Konferenz für die Atlantische Gemeinschaft, der Internationale Bund Freier Gewerkschaften, die American Federation of Labor, die Inter-American Regional Labor Organization (über die bis Mitte der 70er Jahre 250'000 Funktionäre in Lateinamerika ausgebildet werden), die grösste türkische Gewerkschaft Türk-Is, die uruguayische Gewerkschaft CSU, das American Institute for Free Labor Development, das Internationale Institut für Marktforschung, die Synode der russisch-orthodoxen Kirche, der Nationalrat der Kirchen, die Internationale Union Junger Christlicher Demokraten, der christliche Verein junger Mädchen, die Weltjugendversammlung, das Internationale Jugendzentrum in New Dehli, das Institut für Internationale Arbeitsforschung, das Internationale Sekretariat der Pax Romana, der Berliner Verein zur Förderung der Bildungshilfe in Entwicklungsländer oder die International Union of Socialist Youth. Mindestens 24 Stiftungen wie die M.A. Anderson Foundation, den Kaplan Fund, die Baird Foundation, den Brown Fund, den Price Fund, den Monroe Fund, die Ford Foundation, die Independence Foundation oder die Pan-America Stiftung an der Universität von Miami arbeiten für die CIA. Beispielsweise wird der Kongress für kulturelle Freiheit, der die Intellektuellen in die amerikanische Imperialstrategie einbinden will, über die Farfield und Ford Stiftungen gesponsert. Zentrale Figuren des Kongresses sind der französische Soziologe Raymond Aron unf François Bondy, die mit seiner Zeitschrift ‚Preuves' Kommunisten wie Jean-Paul Sartre bekämpfen. Gleichzeitig werden ehemalige Nazi-Künstler wie Wilhelm Furtwängler oder Herbert von Karajan geschützt. Werden in Europa gemässigte Linke wie Heinrich Böll oder Siegfried Lenz unterstützt, werden gegen ihre amerikanische Kollegen (etwa Arthur Miller, Corliss Lamont oder Charlie Chaplin) Propagandaschlachten (etwa in Life) gefahren. Mit einer Schmutzkampagne in Schweden verhindert René Tavernier, dass der chilenische Lyriker Pablo Neruda den Literaturnobelpreis bekommt. Der Kongress für kulturelle Freiheit ist zudem ein wesentliches Instrument, im Ostblock Propaganda und Terroranschläge zu organisieren. Am 27. April 1966 enthüllt die New York Times die Finanzierung der Kulturinstitutionen durch die CIA, wonach Tom Braden die Propaganda als notwendigen Kampf gegen den Kommunismus in einem Interview rechtfertigt.

1953 laufen in 48 Ländern verdeckte Operationen, die aus Propaganda, paramilitärischen und politischen Aktionen bestehen und zwei Drittel der gesamten Ausgaben verschlingen. Die CIA entwickelt sich damit zu einer paramilitärischen Macht, die ohne Wissen des Kongresses Geheimkriege führt. Frank Wisner lässt Armeen aus ungarischen, rumänischen, bulgarischen und ukrainischen Flüchtlingen aufstellen und geheime Flugplätze in Griechenland, Japan, England und Deutschland bauen, von wo aus Agenten mit Fallschirmen nach Georgien, Sibirien, Belorussland und in die Ukraine geflogen werden, aber von denen man meist nichts mehr hört. Von 1961 bis 1975 werden 900 grosse und einige tausend kleine solcher Programme durchgeführt. Die Arbeit der Geheimdienste im Ausland ist die Fortsetzung der Aussenpolitik mit anderen Mitteln, nach den Gesetzen des Krieges.

Dabei arbeitet die CIA mit dem südafrikanischen BOSS, dem israelischen Mossad, dem chilenischen DINA und dem deutschen BND, der 1950 aufgebaut wurde, zusammen. Nirgends hat die CIA so viele Agenten wie in der BRD, wo sich allein in Westberlin 48 CIA-Büros befinden. Zusammen mit den französischen und britischen sollen sich um die 20'000 Agenten im Westteil der Stadt betätigen. Rund 10% der Briefpost in Berlin wird aussortiert und als sogenannte Amtszimmerpost von der CIA geöffnet. Um die Identität der Überwachten vor den Postbeamten geheim zu halten, wird die Post ganzer Häuser abgezweigt. $25 Mio. kostet der Tunnel nach Ostberlin, dank dem Telephonleitungen angezapft werden. Der Agent, der die Transkripts verwaltet, arbeitet auch für das KBG. In Deutschland wird eine Geheimarmee mit 5000 Söldnern von amerikanischen Offizieren trainiert. Ebenfalls 1950 wird der Verfassungsschutz, 1956 der Militärische Abschirmdienst der Bundeswehr, beide mit vielen ehemaligen Nazis im Korps und an der Spitze, gegründet.

Aber auch die Wirtschaftsverbände errichten 1954 mit der "Gemeinschaft zum Schutz der deutschen Wirtschaft" einen Geheimdienst, der zusammen mit dem Verfassungsschutz schwarze Listen anlegt. Schon früh beginnt der BND, neben Informationen über Linke auch Material über Politiker zu sammeln und möglichst gute Verbindungen zu Parteien, Verbänden, Organisationen und Unternehmen zu schaffen.

Die CIA baut ausländische Geheimdienste manchmal selbst auf, wie den südkoreanischen KCIA, den griechischen KYP, den iranischen Savak oder den Geheimdienst Venezuelas. Auch der BND hilft mit, den israelischen und ägyptischen Geheimdienst zu schaffen und rüstet die Geheimdienste von Saudi-Arabien, Indonesien und Zaire aus. Der BND ist stark im internationalen Waffenhandel, beispielsweise nach Pakistan, Indien, Nigeria, Südafrika, Griechenland, dem damaligen Rhodesien und China, engagiert, an Sabotage- und Umsturzaktionen wie in Guinea und im Sudan beteiligt und unterstützt über Organisationen wie die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Hanns-Seidel-Stiftung politische Parteien, Gewerkschaften, Massenmedien und militärische Organisationen in El Salvador, Guatemala, Venezuela, Ecuador, Peru, Chile, Italien, Portugal, Spanien, Mozambik oder Namibia. Schon bald ist der BND von Korruption durchzogen: Gehlen setzt 16 seiner Verwandten auf teilweise hohe Posten im BND, Erpressungen und Unterschlagungen sind an der Tagesordnung. Aber der BND bezahlt um die 120 Journalisten, beispielsweise von Spiegel, ZDF oder Quick, die für gute Öffentlichkeitsarbeit sorgen. Das Chalet in Bayern, in das sich Gehlen 1968 zurückzieht, ist ein Geschenk von Dulles.

Zwischen 1950 und 1968 bilden die USA 287'000 ausländische Soldaten und Hunderttausende von Polizisten aus. In der 1946 gegründeten Militärakademie "School of the Americas" in Panama schulen die USA jährlich Tausende von Soldaten und Geheimdienstagenten für die Bekämpfung von sozialen Bewegungen in Lateinamerika. Dabei ist die Schule vor allem eine Fassade für spezielle und verdeckte Operationen. In Argentinien beispielsweise kostet der schmutzige Krieg der US-trainierten "Sicherheitskräfte" gegen die eigene Bevölkerung 30'000 Menschenleben. Auch die Mörder von Erzbischof Oscar Romero oder die Hälfte des kolumbianischen Offizierstabs, von denen 250 als grausame Killer verdächtigt werden (einer davon soll über 100 Zivilisten mit einer Kettensäge massakriert haben) werden in Fort Benning geschult. Es gibt kaum ein Massaker oder eine systematische Folter in Lateinamerika ohne Beteiligung von Abgängern der ‚School of the Americas'.

Die ersten Versuche mit Folter führt die CIA nicht im eigenen Land durch. Im Keller des US-Militärgefängnisses Mannheim werden Anfang der 50er Jahre Gefangene mit neuen Foltermethoden, die keine sichtbaren Spuren hinterlassen, zum Sprechen gebracht. Beispielsweise werden die Zellen mit Betonwannen mit Wasser gefüllt, sodass die Gefangenen (amerikanische Soldaten, die in Deutschland strafbar wurden) stunden- oder tagelang im Wasser stehen müssen, sie werden nächtelang mit Strahlern geblendet, das Essen wird entzogen oder es gibt Schläge mit Baseballschlägern. Die brutalen Experimente werden aber nicht an Amerikanern durchgeführt. Für die Tests mit Elektroschocks, ‚Wahrheitsdrogen' und Lügendetektoren im ehemaligen IG-Farben-Hauses in Frankfurt, wo die CIA ihr Hauptquartier einrichtet, und im ‚Camp King' in Oberursel im Taunus (und in den Aussenstellen wie der Villa Schuster in Kronberg) werden deutsche Kriegsgefangene, russische Spione und verdächtige Überläufer eingesetzt. Nach Eingaben von Drogen werden stundenlang Elektroschocks verabreicht, um Geständnisse zu erzwingen oder Gehirnwäsche zu erreichen. Wissenschaftlich geleitet werden die Versuche von Anästhesieprofessor Henry K. Beecher von der Harvard Universität. Noch während den Nürnberg-Prozessen erhält er die Unterlagen der Menschenversuche aus den deutschen KZ, welche amerikanische Ärzte nach der Befreiung erstellten, und führt diese Experimente (etwa mit Meskalin) fort. Beteiligt an diesen Experimenten ist der frühere KZ-Arzt Prof. Walter Schreiber, der von der CIA rekrutiert wird (unter dem Pseudonym Dr. Fischer) und daher der Anklage wegen Naziverbrechen entgeht.

Dr. Frank Olson ist im Juni 1952 in Kronberg an der Fortsetzung der Nazi-Experimente durch die CIA im Rahmen des ARTICHOKE-Programms dabei. Sein tödlicher Sturz aus dem 13. Stock eines Hotels in New York hat nichts mit einem tragischen Selbstversuch der CIA zu tun, wie lange behauptet. Olson kannte nicht nur die Foltermethoden und Gehirnwäscheversuche mit Drogen, sondern wusste auch um den Einsatz von Biowaffen wie Anthrax im Koreakrieg. Alle beteiligten Soldaten und Piloten wurden gezwungen, getätigte Aussagen bezüglich des Biowaffeneinsatzes zu widerrufen und Stillschweigen zu schwören. Da Olson Informationen weitergab und aussteigen will, bringt ihn die CIA um, indem er betäubt und dann aus dem Fenster gestürzt wird. Seine Familie erfährt erst 1975 aus einem Zeitungsbericht über die Rockefeller-Kommission, dass es kein Selbstmord war. Donald Rumsfeld und Richard Cheney überreden Präsident Gerald Ford, sich bei der Familie zu entschuldigen und den Mord als Unfall nach einem LSD-Selbstversuch darzustellen, um eine weitergehende Untersuchung zu verhindern.

Die CIA und die CIC führen von 1951-1963 Tausende von Studien dazu durch, die auf dem Höhepunkt der Aktivitäten zur Bewusstseinskontrolle Ende der 50er Jahre etwa $1 Mia. jährlich kosten. Die Erkenntnisse zur Folter werden im 'Kubark Counterintelligence Interrogation Manual' zusammengefasst. Das Handbuch bildet die Basis für das PROJECT X des Pentagons, wobei die Erfahrungen mit den Foltermethoden von 1966 bis 1990 in Lateinamerika gegen Oppositionelle angewandt werden. Sexuelle Erniedrigung wie erzwungene Masturbation vor Frauen, Elektroschocks oder die Stehfolter, die zu unerträglichen Schmerzen führt, werden unter Pinochet ebenso eingesetzt wie im 21. Jahrhundert in Abu Ghraib und Guantanamo.

1955 bauen die CIA und das Militär die Nellis Air Force Farm in Nevada mit einer 8,3 Km langen Piste, um das Spionageflugzeug U2 zu testen. Die als AERA 51 bekannte Geheimzone dient dem Test zahlreicher Flugobjekte, weshalb vermutet wurde, es seien hier UFO gelandet. Insbesondere die von Walter und Reimar Horten konstruierten parabolischen Flügelapparate und tassenförmigen Gluggeräte scheinen die Phantasie beflügelt zu haben. Die Aera 51 grenzt an das 12'000 Quadratkilometer grosse Atomtestgelände in Nevada, auf dem zwischen 1951 und 1963 über Atom- und Wasserstoffbomben gezündet werden. Danach folgen 900 unterirdische Tests. 1962 startet von hier auch die A-12 Oxcart ihre Spionageflüge über die Sowjetunion. Dem Mossad gelingt es 1966, dass sich ein irakischer Pilot mit einer MIG 21 nach Israel absetzt. Die Kenntnisse des Flugzeugs helfen den Israelis im Sechstagekrieg. Der Handel der MIG 21 gegen Fantom-Flieger ist der Beginn der engen Zusammenarbeit von USA und Israel. Die MIG ist die erste einer ganzen Reihe von russischen Flugzeugen, die nach Nevada gebracht und studiert werden, was die militärische Überlegen der USA erheblich verbessert.
Quellen: Callahan: 70, Marrs: 183, Schulz: 69, 101, 136-184, 205-210, 218ff, 242-257, Zanetti, Bollinger, Gremliza (1978a,b), Ege (1984), Mader: 561, Weberman (9): 14ff, Höfling: 249-254, Richter, CIA-Info: 2f, 6f, 13, Trento/ Roman, Best: 25-28,97, Mason: 1f, Brussell (1983): 3f, 7, 19f, Sam Smith: 1, Bruce/ Luft, Ranelagh/ Treharne: 1, Prouty (1973): 244-265, Meurice, Ascherson 3, Schröder, Herman: 36, Tarpley/ Chaitkin: 40, 58-61, 101-114, Knopp/ Deick, Avineri: 66, Mehio, Labidi, Bröckers, Kupferberg, Koch (2008a), Fuchs, Pohlmann 2009a, Kamber.


1953 Sturz von Mohammed Mossadegh top

Schah Mohammed Resa Pahlewi kam 1941 als Nachfolger seines faschistischen Vaters auf den Thron, der 1934 Persien in Anlehnung an die arischen "Aryan" in Iran umtaufte. 1945 hatten die Russen die nordpersische Provinz Asarbeidschan unter ihre Kontrolle gebracht, mussten sich dann aber aufgrund des Drucks der USA aus Persien zurückziehen. Da die Anglo-Iranian Oil Company, die in Grossbritannien mehr Steuern zahlen musste als im Iran, sich weigerte, faire Vereinbarungen einzugehen, verstaatlichte der neugewählte iranische Ministerpräsident Mohammed Mossadegh auf Verlangen des iranischen Parlaments die Gesellschaft 1951. Die Briten suchten daraufhin Hilfe bei den USA. Obwohl Truman Averell Harriman als ‚Vermittler' zwischen den Briten und dem Iran nach Teheran schickte, vereitelte das US-State Departement jede Vermittlung. Dementsprechend verlangt der Nationale Sicherheitsrat vom Iran, dass es die verstaatlichten Ölförderungsanlagen wieder zurückgeben müsse.

Am 25.6.53 beschliessen Allen und John Foster Dulles die Operation AJAX, die über das United States Army Mission Headquarter und die Botschaft in Teheran organisert wird. Seit 1942 wuirde das paramilitärische Gendarmeriekorps mithilfe dieser Mission unter General Norman Schwarzkopf aufgestellt und ausgebildet. CIA-Agent Kermit Roosevelt, der Enkel des früheren Präsidenten, leitet die Operation. Richard Helms sorgt für das Verschwinden von Mossadegh-Unterstützern, bezahlt 6500 Demonstranten gegen den iranischen Ministerpräsidenten und organisiert den Strassenterror, was die CIA $10 Mio. kostet. Daraufhin erklärt der Schah Mossadegh am 12.8.53 für abgesetzt, muss aber dann selbst nach Rom fliehen, wo er sich mit Dulles trifft. Die kaiserliche Garde und das Gendarmeriekorps führen daraufhin den Putsch aus. Der faschistische General Fazlollah Zahedi wird vom Schah und der CIA ausgewählt, um die Macht zu übernehmen. Am 24.8. kehrt Pahlewi zurück, und Zahedi wird Premierminister.

Die Führer der Nationalisten wandern ins Gefängnis, die Kommunisten aufs Schafott, und die Parteien werden verboten. US-Präsident Eisenhower schickt dem Iran $45 Mio. Soforthilfe. Obwohl die Dulles-Brüder mehrere Geschäftsverbindungen mit der nach der Verstaatlichung von Anglo-Iranian Oil Company in British Petroleum umbenannten Firma haben, verlieren die Engländer ihr persisches Ölmonopol infolge des Staatsstreichs, und die Quellen werden einem Vier-Länder-Konsortium unterstellt, an dem sich die USA 40% sichern. Die USA sind die neue ‚Schutzmacht'.
Auf Initiative von Herbert Hoover jr. kann sich das Ölkartell von Exxon, Shell, Gulf, BP, Socal und Texaco die Kontrolle über das iranische Öl sichern, obwohl die Verstaatlichung offiziell nicht rückgängig gemacht wird. Mit dem Argument der nationalen Sicherheit wurden schon die vom Justizministerium ausgearbeitete Antitrustklage gegen die "Sieben Schwestern" von Harry Truman am 5.1.53, kurz vor seinem Auszug aus dem Weissen Haus, abgeblockt, womit deren Macht ungebrochen blieb. Gleichzeitig warnte Truman aber vor der "Gestapo-CIA", die er geschaffen hatte.

Richard Helms Karriere nimmt nach dem Putsch einen steilen Aufstieg, indem er zum Chef des neugegründeten Office of Strategic Operations ernannt wird. Kermit Roosevelt wird Vizepräsident der Gulf Oil, die stark von der neuen Situation im Iran profitiert. 1960 richtet die Gulf ein Konto bei einer Bank auf Nassau ein, über das Millionen an Politiker fliessen. Beispielsweise erhält der südkoreanische Diktator Chung Hee Park 1966 $1 Mio., und 1970 $3,2 Mio., sein Ministerpräsident Kim Jong Pin $500'000 und das Verteidigungsministerium $2,5 Mio.

Mossadegh stirbt kurz nach seiner Freilassung nach drei Jahren Gefängnis, auf Initiative von Helms. Noch 1953 besucht Vizepräsident Nixon den neuen Diktator und bezeichnet den Schah als "persönlichen Freund". Die neue iranische Regierung ist so korrupt, dass die Staatskasse ständig leer ist, und fast die gesamte US-Hilfe von $500 Mio. pro Jahr in der Finanzierung der Armee versickert. Die USA verkaufen dem Schah für $17 Mia. modernstes Kriegsgerät und bewaffnen auf dessen Wunsch die Kurden, wofür Nixon mit Geschenken und Wahlkampagnenfinanzierung belohnt wird. 1961 liefern die USA den ersten Atomreaktor.

Die persische Geheimpolizei Savak ist eine der brutalsten der Welt, und trotz massiver Folter hat der Schah Mühe, sich an der Macht zu halten. Während der Herrschaft des Schahs werden durchschnittlich 1500 Menschen pro Monat verhaftet und gefoltert, und bis 1974 sitzen 25'000 Dissidenten in den Gefängnissen. Der frühere CIA-Beamte Jesse J. Leaf gab öffentlich zu, dass die CIA die Folterer der Savak in Seminarprogrammen ausgebildet habe. Aber auch der israelische Mossad erteilte dem Savak Nachhilfeunterricht, und wie die USA kooperiert auch Israel militärisch mit dem Iran.

Quellen: Epstein: 19f, Bartholomew (1): 26, Horowitz: 172-176, Schulz: 97, 329, Giancana: 538, CIA-Info: 13, Potter: 1f, Best: 29, Brussell (1983): 11, Ranelagh/ Treharne: 3, Levin, Summers (2000): 163f, Karel (2003), Perkins (2004).


1954 Onassis und die Aramco top

Aristoteles Onassis gefährdet das seit 1933 bestehende Transportmonopol des Ölkartells Aramco. 1953 baute Onassis seine Macht aus, indem die Kontrolle der Société des Bains de Mer in Monaco übernahm und damit eigentlicher Herrscher über das Steuerparadies wurde. Diese Machtübernahme und der Erwerb der Liberty-Ships werden Gegenstand einer geheimen FBI-Untersuchung, bei der sein Vermögen auf $200 Mio. geschätzt wird.
Die Schiffsbaurestriktionen für Deutschland wurden 1951 aufgehoben, worauf Hitlers ehemaliger Reichsbankchef Hjalmar Schacht und Onassis planten, die deutsche und japanische Kriegsflotte wiederaufzubauen.

Onassis bestellt für $100 Mio. 30 Grosstanker in Hamburg und Kiel, womit er das Monopol der "Sieben Schwestern" brechen will. Nach dem Tod von Ibn Saud 1953 begannen Spyridon Catapodis und Hjalmar Schacht mit Finanzminister Scheich Abdullah Al Suleiman Al Hamdan über ein Projekt einer saudischen Tankerflotte mit Beteiligung von Onassis zu verhandeln. Onassis offerierte dem saudischen König, eine Flotte zu bauen, die unter saudischer Flagge fahren und die Macht des Kartells einschränken würde. Anfang 1954 schliesst Onassis das noch geheime Djaddah-Abkommen mit Suleiman: Onassis stellt 500'000 Tonnen seiner Tankerflotte für den Aufbau der Saudi Arabian Maritime Company zur Verfügung. Suleiman bekommt für seine Unterschrift unter das Abkommen, das noch vom neuen König Saud ratifiziert werden muss, $100'000, mit Aussicht auf weitere $250'000 Provision.

Onassis Schwager und Konkurrent Stavros Niarchos, der sehr enge Beziehungen zur CIA hat, bekommt von den noch geheimen Verträgen Wind und engagiert am 15.2.54 den seit einer Woche bei der CIA mit monatlich $500 auf der Lohnliste stehenden Robert Aimé Maheu, der Onassis Vertrag mit den Saudis verhindern sollte. Maheu studierte Wirtschaft am Holy Cross College of Massachusetts und wurde wegen seiner Französischkenntnisse vom FBI rekrutiert, obwohl er beim Aufnahmetest durchfiel. Er arbeitete in den 40er Jahren zusammen mit Guy Banister beim FBI in Chicago und im 2.Weltkrieg als Gegenspion für das FBI. 1947 verliess er Hoovers Apparat und gründete eine Fabrik für Dosencrème, die Bankrott ging. Während mehrerer Jahre leistete er Sicherheitsarbeit für die Small Business Administration. Maheu erhält 1954 die Cover Security Approval der CIA und gründet 1955 seine Detektivagentur Robert A. Maheu Associates, die sich in den Büroräumen von CIA-Anwalt Edward Bennett Williams befindet. Die CIA setzt Maheu bei "unmöglichen Missionen", die dementierbar bleiben müssen, ein (angeblich sollen seine Erfolge die TV-Serie "Mission: Impossible" inspiriert haben).
Dank Maheu wird das Vertragsprojekt zwischen Onassis und den Saudis in einer von der CIA gegründeten römischen Zeitung veröffentlicht. Zudem organisiert er die Abhörung in den Wohnungen und Büros von Onassis, zusammen mit den Detektiven Lou Russell und Horace Schmahl, die bereits bei der Fälschung von Beweisen gegen Alger Hiss dabei waren. Maheu schaltet Militär- und Wirtschaftsanalytiker, Richard Nixon und den Sicherheitsrat ein, worauf das Aussenministerium beginnt, Druck auf Saudi-Arabien auszuüben. Vizepräsident Nixon meint, dass man diesen "Hurensohn", falls man ihn töten müsse, nicht in den Vereinigten Staaten umbringen solle. In der Maheu and King Associates Inc. arbeitet sein Partner Bob King, ebenfalls ehemaliger FBI-Agent, Gegenspionagespezialist, Freund von Bebe Rebozo und Nixons Wahlkampagnenhelfer 1956 und 1960, Lobbyist und Berater während seiner ganzen Vizepräsidentschaft.
Maheu organisiert mithilfe der CIA einen Streik in der Hamburger Werft, wo der erste Tanker für die neue SAMCO-Flotte gebaut wird. Das Schiff wird allerdings trotzdem ausgeliefert. Der nächste Schlag Maheus konzentriert sich auf den illegalen Walfang von Onassis Schiffen vor der Küste Perus. Das US-Justizdepartement konfisziert Onassis Schiffe, da er wegen krimineller Verschwörung zur Schädigung des US-Staates vor einem Geschworenengericht erscheinen müsste. Um die Situation zu klären, geht Onassis in die USA und wird im New Yorker "Colony Restaurant" verhaftet, allerdings kurz darauf wieder freigelassen. Dann wird Onassis von seinem früheren Teilhaber Catapodis in Frankreich auf Entschädigung verklagt, weil er Hunderttausende Pfund Sterling Bestechungsgelder an die Araber verteilt habe, um den Vertrag unter Dach zu bringen. Der Prozess wird schliesslich abgeblockt.

Am 18.5.54 erfolgt die Ratifikation des Vertrags durch König Saud. Das Kartell reagiert mit kurzfristigen Annulationen von bestehenden Verträgen und der Verweigerung der Lade- und Löschzugänge, weshalb Onassis Tanker untätig in den Häfen liegen. Er versucht deshalb, mit britischen Firmen zu geschäften, was ihm nach einigen Public-Relation-Anstrengungen auch in kleinem Umfang gelingt. Maheu ist im Oktober in Saudi-Arabien. Kurz darauf wird Suleiman abgesetzt und der Vertrag von König Saud mit den Worten "Die Zukunft verwischt die Vergangenheit" rückgängig gemacht. Onassis sieht ein, dass er keine Chance hat, den Vertrag gegen das Kartell durchzusetzen.

Peru beschlagnahmt im November 1954 aufgrund von Maheus Bemühungen 5 Onassis-Schiffe und steckt die 400 Matrosen wegen illegalem Walfang in peruanischen Gewässern ins Gefängnis. Aufgrund seiner aussergewöhnlichen Versicherungen bei Lloyds kassiert Onassis $15 Mio. für diese Beschlagnahmung und $30'000 für jeden Tag, an dem seine Flotte still liegt, wogegen die $2,9 Mio. Busse, die er bezahlen muss, ein Pappenstiel ist. Im Fall der US-Anklagen muss Onassis $7 Mio. Busse bezahlen und seine United States Petroleum Carriers umstrukturieren. Auch Norwegen beschlagnahmt im Januar 1955 eine Ladung von 6300 Tonnen Walfett. In Rotterdam wird ein Waljagdschiff von Onassis blockiert. Seine Flotte wird international boykottiert und die Banken werden nervös. Onassis beschliesst, aus dem Walgeschäft auszusteigen und kann seine Fang- und Verarbeitungsschiffe für $8,5 Mio. an die Kyokuyo Hogei Kaisha in Japan verkaufen.

Die Suez-Krise im Oktober 1956 rettet Onassis vor dem Ruin. Da über die Hälfte seiner stark mit Hypotheken belasteten Flotte arbeitslos ist, kann Onassis als einziger Reeder sofort auf die Tankernachfrage, die durch die Kapumschiffung entsteht, antworten und verdient an jeder Ölladung nach Europa $2 Mio. In weniger als 6 Monaten, der Kanal wird im April 1957 wieder eröffnet, verdient er $80 Mio. Onassis kauft für $2 Mio. die nationale griechische Luftfahrtgesellschaft TAE, die er in Olympic Airways umtauft. Es gelingt ihm, von der Regierung Konstantin Karamanlis einzigartige Konzessionen wie den garantierten Mindestgewinn und ein absolutes Streikverbot zu erhalten, wofür er drei neue Düsenflugzeuge kauft.

Auch Niarchos kann der griechischen Regierung einen Vertrag für den Bau einer wichtigen Schiffswerft in Skaramanga abringen. Onassis verliert 1959 nach einer Serie von Manövern des Königshauses von Monaco die Kontrolle über die SBM. Auch im Öltankergeschäft herrscht eine grosse Rezession, und seine Fluggesellschaft ist ebenfalls kein blühendes Unternehmen. Aber er besitzt insgesamt 70 Firmen, die von einer guten Führungsgruppe geleitet werden. Zu diesem Stab gehören Johnny Meyer, Costa Gratsos, Thomas R. Lincoln, Nicolas Cokkinis, Roberto Arias und Nigel Neilson. Onassis kauft sich die Insel Skorpios im Ionischen Meer.

Auch E. Howard Hunt arbeitet gegen Ende der 50er Jahre für Nixon, den er seit 1952 kennt, gegen Onassis. Wie Kennedy lebt Onassis seine Sexualität mit Prostituierten aus, vorwiegend mit Mädchen von Madame Claude, während Maria Callas die Rolle der Hausfrau übernimmt.

Quellen: Epstein: 20-23, Evans, Groden/ Livingstone: 191, Best: 45, 52f, Glaser (1972), Brussell (1983): 8, Morgenthaler, Summers (2000): 141, 153f, 195f, 504.


1954 Vietnamkrieg top

Die CIA schickt General Edward G. Lansdale von den Philippinen nach Vietnam, um die militärische Intervention der USA vorzubereiten. Nach dem spanisch-amerikanischen Krieg 1898 waren die Philippinen amerikanischer Besitz und die USA unterdrückten die Arbeiter- und Bauernbewegungen auf dem Inselreich. Gegen die japanische Besetzung bildete sich 1942 die kommunistische Widerstandsbewegung der Huksbalahups. 1946 wurde das Land formell unabhängig, aber die USA stellten militärisch ihre Kontrolle wieder her. 1953 gelang der CIA die Niederwerfung der Huks mittels Ermordungen und Propaganda, der Absetzung von Präsident Quirino und der Einsetzung von Ramon Magsaysay.

1954 finanzieren die USA bereits 78% der Kriegskosten der Franzosen, die Vietnam seit 1867 besetzt halten. Bis 1945 unterstützten die USA Ho Chi Minh, der mit richtigem Namen Nguyen Sinh Cung, aber auch Nguyen Tat Thanh, Nguyen Va Ba und Nguyen Ai Quoc hiess.
Ho Chi Minh ist mit Trotsky und Stalin befreundet, arbeitete für die Komintern und gründete 1930 die KP Vietnams in Hong Kong, wo er, an Tuberkulose erkrankt, offiziell für tot erklärt wurde, weil die Franzosen die Briten wegen seiner Auslieferung unter Druck setzten. Ab 1938 arbeitete er mit Mao, kehrte 1941 heimlich in das von Japan besetzte Vietnam zurück und gründete die Widerstandsorganisation Viet Minh. Auf der Suche nach Unterstützung wurde er von Tschiang Kai-schek in China verhaftet und konnte fliehen. Nachdem er vom OSS zuerst abgewiesen wurde, erreichte er über General Chennault die Bereitstellung von Waffen und Ausbildungstrainer der USA, weil seine Viet Minh die stärkste Kraft gegen die Japaner war. Als Mitglied des amerikanischen Geheimdienstes OSS (Decknamen "Lucius") sprang er hinter den japanischen Linien ab und koordinierte den Kampf. 1945 gab die Widerstandsbewegung unter seiner Leitung eine nach dem amerikanischen Vorbild verfasste Unabhängigkeitserklärung heraus, und der Kaiser Bao Dai legte sein Amt nieder.

Nach dem Ende des Kriegs bot Ho Chi Minh den USA freien Marktzugang und die Errichtung einer Militärbasis in Vietnam an. Aber die Amerikaner liessen Ho Chi Minh fallen, obwohl dieser Präsident Truman in sechs Briefen um Unterstützung für den Aufbau eines demokratischen Staates innerhalb einer französischen Union bat. Stattdessen verkauften die USA den Franzosen Militärausrüstung im Wert von $160 Mio. für ihren Kampf gegen den Viet Minh. Frankreich besetzte alle wichtigen Städte, hatte aber keine Chance, das Land zu kontrollieren. Frankreich wollte den Süden der ehemaligen Kolonie, wo das Gros der französischen Kapitalinvestitionen konzentriert war, vom Rest der Republik abtrennen, und setzte dort 1949 den Kaiser Bao Dai wieder an die Spitze einer Marionettenregierung. Ho Chi Minh wandte sich nun an die UdSSR und China, die ihn unterstützten. Trotz amerikanischer Finanz- und Militärhilfe (Eisenhower begründete die Einmischung der USA mit der Dominotheorie und erhöht die US-Unterstützung von $400 Mio. auf $785 Mio., wofür die Franzosen der Wiederbewaffnung Deutschlands zustimmen) konnten sich die Franzosen gegen die nationale Befreiungsarmee nicht durchsetzen.Vizepräsident Nixon ist der erste amerikanische Politiker, der sich, schon vor der französischen Niederlage, für den Einsatz von US-Truppen aussprach, und Generalstabschef Arthur Radford plante die Operation VULTURE, die den Einsatz von drei taktischen Nuklearbomben zur Hilfe Frankreichs vorsah. Nach der französischen Niederlage am 8.5.54 bei Dien Bien Phu sieht der am 21.7.54 ausgehandelte Waffenstillstand, der aufgrund von amerikanischen Interventions- und Atombombendrohungen zustande kommt, die provisorische Teilung am 17. Breitengrad und freie Wahlen innerhalb von zwei Jahren zwecks Wiedervereinigung des Landes vor. Eisenhower verhindert dann die gesamtvietnamesischen Wahlen, die zu einer Wiedervereinigung führen sollten.

Auf Anordnung von Dulles wird der Katholik Ngo Dinh Diem von Kaiser Bao Dai am 16.6.54 im Süden des buddhistischen Landes eingesetzt. Eine Million Vietnamesen, 80% davon Katholiken, ziehen in den Süden, und drei Millionen aus dem Süden in den kommunistischen Norden unter Ho Chi Minh. Obwohl ihre Armee besiegt ist, beginnen die Franzosen eine aggressive opiumfinanzierte Terrorkampagne gegen den antifranzösischen Diem. Zwischen der CIA und dem französischen Geheimdienst kommt es zu einem Geheimkrieg um die Kontrolle des Drogenhandels: Frankreich unterstützt den Kaiser Bao Dai in Südvietnam über Colonel Roger Trinquier, der schon die Provinzen der Meo kommandiert hat. Vor dem Krieg machte der monopolisierte Handel mit Opium 15% der Kolonialeinnahmen der Franzosen aus. Wegen den Schwierigkeiten mit Opiumtransport aus der Türkei und dem Iran während des 2. Weltkriegs setzten die Franzosen die Meo und Yao für die Opium-Produktion, die um 800% stieg, ein. Captain Antoine Savani vom militärischen Geheimdienst Deuxième Bureau organisierte mithilfe der Mixed Airborne Commando Group den Opiumtransport der französischen Luftwaffe nach Saigon. Dort befindet sich die Binh Xuyen-Gang, die das Opium in Geld umsetzt. Das Deuxième Bureau, die Mixed Airborne Commando Group und der Kaiser erhalten alle einen festen Prozentanteil des Gewinnes. Diese vietnamesische Mafia betreibt in Saigon zwei Opiumraffinerien und kontrolliert alle, das heisst hunderte von Opiumhöhlen, das Grand Monde, das profitabelste Casino der Welt, und die Hall of Mirrors, ein Bordell mit 1200 Prostituierten. Ein Teil des Opiums wird von Savani zur korsischen Mafia nach Marseille exportiert. Zur Krönung der Korruption setzt der Kaiser den Binh Xuyen-Boss Le Van "Bay" Vien nach einer Bezahlung von $1,25 Mio. als Polizeichef Saigons ein.

Nachdem sich Diem die Kontrolle über die Armee gesichert hat, stellt er sich im Januar 1955 gegen die Mafia, indem er die Lizenz des Grand Monde nicht mehr erneuert. Edward G. Lansdale kauft mit $12 Mio. die Unterstützung der Sekten von Cao Dai und Hao Hao, die gleichzeitig politische und militärische Organisationen sind, und die Armee ARVN von Colonel Van Minh, die zusammen mit der regulären Armee im April 1955 die Binh Xuyen-Gang von Le Van Vien in blutigen Strassenkämpfen in Saigon besiegt. Im Mai 1955 fährt der US-Aussenminister John Foster Dulles zu Verhandlungen nach Paris, worauf Kaiser Bao Dai nach einem Pseudoreferendum abgesetzt wird. Obwohl die amerikanischen Berater Diem empfehlen, 60% wäre glaubwürdiger, gibt Diem bekannt, dass 98,2% der Wahlgänger für ihn gestimmt hätten. In Saigon übertrifft er sogar die späteren Wahlergebnisse Ho Chi Minhs, die meistens mit 99,1% angegeben werden: 605'000 Stimmen sollen für Diem eingelegt worden sein, bei 405'000 eingeschriebenen Wählern.

Lansdale arbeitet mit Lucien Conein zusammen, der schon während dem Krieg paramilitärische OSS-Operationen in Vietnam geleitet hatte. Gegen den Norden beginnt eine Serie von CIA-Programmen, die von psychologischer Kriegsführung (Falschmeldungen über Vergewaltigungen, Überfälle chinesischer Truppen, Massaker an Katholiken und anderen Vietminhgräuel, negative astrologische Prophezeiungen für den Norden) bis zu Sabotage (Benzinzusätze zerstören die Busse in Hanoi) reichen.

Diem schafft ein Parlament, das aber nichts zu sagen hat. Die Macht halten er, sein Bruder Ngo Dinh Nhu und dessen Frau "Madame Nhu". Diem suspendiert die für 1956 ausgehandelten Wahlen zur Wiedervereinigung, da der militärische Geheimdienst ermittelte, dass 80% der Vietnamesen Ho Chi Minh unterstützen. Im gleichen Jahr gründet Nhu seine eigene Gestapo, die Personalist Labor Revolutionary Party (Can Lao). Auch seine Frau hat mit der "Woman's Solidarity" einen eigenen Geheimdienst. Dank ihr werden Verhütung, Schönheitswettbewerbe, Boxen, sentimentale Lieder, Tanzen (auch privat), Prostitution (die mit der Ankunft der US-Soldaten boomt) und Scheidung verboten. Für alle Publikationen wird die Zensur eingeführt. Der autokratische Diem kann seine Macht mithilfe der Amerikaner, die bis 1959 jährlich $250 Mio. zahlen, und einer Leibgarde aus Filipinos innerhalb von drei Jahren konsolidieren, indem er mit unglaublicher Brutalität jegliche Opposition, auch die der Buddhisten, vernichtet. Da Diem die Franzosen und Chinesen vertreibt, bricht der Handel zusammen. Diem muss einen neuen Verwaltungsapparat aufbauen, wozu er fast ausschliesslich Katholiken einsetzt. Die USA bezahlen die vietnamesische Armee zu 100%, was 80% der südvietnamesischen Regierungsausgaben entspricht. Über die Staatsuniversität von Michigan werden für $25 Mio. die Verwaltungsbeamten und die Polizisten ausgebildet, die die Vietminh-Mitglieder jagen und vernichten. Deren Rektor Hannah ist bezeichnenderweise der Vorsitzende der US-Kommission für Menschenrechte. Die vom Vietminh durchgeführte Bodenreform wird rückgängig gemacht.

Nachdem die Opiumhöhlen 1955 mit grosser Publizität geschlossen werden, führen die USA die Praxis der Franzosen fort. Die drei Fluggesellschaften der CIA (Air America, Continental Air Service und Lao Development Air Service) heissen beim Volksmund schon bald "Air Opium". Sie fliegen zwischen Taiwan und dem Goldenen Dreieck und transportieren Waffen und Opium. Ab 1958 dealen Ngo Dinh Nhu, seine Frau und der Oberst der Luftwaffe Nguyen Cao Ky mit den Meo unter Vang Pao und den chinesischen Syndikaten in Saigon, wo bereits wieder Hunderte von Opiumlokalen existieren. Auch die Union Corse ist am Handel beteiligt: Als Gegenleistung für die Unterdrückung der Kommunisten fliegt die Air Laos Commercial von Bonaventure Francisci Heroin aus Laos ein, wobei General Nhu 15% von diesen Profiten kassiert. Im Gegensatz zu Captain Savani wird Nhu selbst opiumsüchtig. Diems Familie transferiert Vermögen auf schweizer, brasilianische, englische, französische und deutsche Banken.

Die rücksichtslosen "Sicherheitsprogramme" laufen auch nach der Versetzung von Lansdale 1962 weiter und werden als PHOENIX-Programm bekannt. Die politische Unterdrückung, die Umsiedlungen der Landbevölkerung und die offensichtliche Korruption bringt jedoch mehr Oppositionelle hervor als das Regime unterdrücken kann. Bis 1960 kontrolliert die National Liberation Front etwa die Hälfte des Landes im Süden.

Quellen: Behr: 191-195, Groden/ Livingstone: 442, 467, Horowitz: 132-141, Schulz: 171f, Kangas: 4, CIA-Info: 13, Russel (2000), Best: 57-64, Abramovici/ Decornoy: 1, Ansom: 294f, Dehnhardt, Wronkow: 6, Kappstein, Holzkamp: 13, Summers (2000): 164ff, Pepper: 8ff.


1954 Sturz von Jacobo Arbenz Guzman top

Oberst Carlos Castillo Armas fällt von Honduras mit 450 Mann in Guatemala ein, um die 1950 verfassungsmässig gewählte Regierung des Sozialdemokraten Jacobo Arbenz Guzman zu stürzen. Unterstützt werden Castillo Armas und Miguel Ydigoras Fuentes von 6 CIA-Flugzeugen, die von US-Piloten geflogen werden, und von Diktator Anastasio Somoza, der den Rebellen eine nicaraguanische Insel als Operationsbasis zur Verfügung stellte.

Arbenz hatte ein Reformprogramm nach dem Vorbild Mexikos entworfen, die ohnehin schwache kommunistische Partei legalisiert und mit 4 Ministern an der Regierung beteiligt. Um die feudalistischen Strukturen zu durchbrechen (3% der Bevölkerung besitzen 70% des Bodens), forcierte Arbenz die Agrarreform 1953 und enteignete 162'000 Hektar brachliegendes Land der United Fruit Company, das er laut dem von der Besitzerin selbst deklarierten Steuerwert von 1952 mit $600'000 entschädigen wollte. Im April 1953 verlangte die US-Regierung $16 Mio. Entschädigung. Das Anwaltsbüro von Aussenminister John Foster Dulles, Aktionär der United Fruit, hatte in den 30er Jahren die Verträge der United Fruit mit Guatemala geschrieben, die den Konzern faktisch von den Steuern befreiten. Der Vize-Aussenminister für Inneramerikanische Angelegenheiten, John Moors Cabot, ist einer der Hauptaktionäre, der Chef des NSC, Robert Cutler, besitzt ebenfalls Aktien der Früchte-Firma. CIA-Direktor Allen Dulles war vorher Präsident der United Fruit, und sein Vorgänger bei der CIA, Walter Bedell Smith, bekommt nächstens den Job als Vizepräsident des Konzerns. Der erste Ehemann von Dulles Liebhaberin Mary Bancroft, Sherwin Badger, arbeitete ebenfalls bei United Fruit, die auch Ländereien in Kolumbien, Costa Rica, Kuba, Jamaica, Nicaragua, Santo Domingo und in Panama besitzt oder besass.

Eisenhower und Nixon bewilligten $20 Mio. für die Beseitigung von Arbenz, nachdem der Spezialberater Eisenhowers, Nelson Rockefeller, und der Anwalt der United Fruit, Ernest Cuneo, Druck gemacht hatten. Der CIA-Agent John Peurefoy wird als US-Botschafter nach Guatemala geschickt, um den Putsch vorzubereiten, indem er die Militärs rekrutiert, und E. Howard Hunt wird Political Action Officer. Hunt stiess kurz zuvor zur Mord-Abteilung der CIA (Office of Special Operations, Program Branch 7), die von Boris Pash geleitet wird und Angleton und Harvey untersteht. Seitens der CIA sind Frank Wisner, Richard Bissell, Tracy Barnes, David Atlee Phillips, Henry Hekscher, Burch O'Neill und John Dothoty an der Vorbereitung des Putsches und den Propagandaaktionen beteiligt. Die CIA-Operation PW/SUCCES mobilisiert Exilguatemalteken zum Kampf. Eine "Entsorgungsliste" von 55 Guatemalteken mit vermuteter kommunistischer Gesinnung wird aufgestellt und Mörder werden ausgebildet, ohne dass diese Morde dann ausgeführt werden. Die Katholische Kirche hilft im Wallfahrtsort Esquipulas mit, den Widerstand gegen Arbenz aufzubauen.

Die Mafia beteiligt sich ebenfalls am Putsch, der nicht einmal $5 Mio. kostet. Die Verbindung zur Mafia läuft über Antonio Valladares, ein Anwalt des Mafiabosses Carlos Marcello, und Maurice B. Gatlin. Dank Vizepräsident Richard Nixon begann eine breit angelegte Kooperation zwischen Mafia, FBI, CIA und Howard Hughes, der wie die texanischen Ölmilliardäre Nixon finanziert. Bob Maheu, Johnny Roselli, Guy Banister, Murray Humphreys sind die Verbindungsmänner. Der Umsturz hilft Marcello, die Kontrolle des Drogenhandels in Guatemala zu erreichen. Es ist wahrscheinlich, dass Marcello, der die Hafengewerkschaften kontrolliert, und die United Fruit beim Marihuanaanbau auf United Fruit-Plantagen in Guatemala und den Transport in die USA zusammenarbeiten. In Guatemala City ist das Spielgeschäft in den Händen von Ted Lewin, einem Vertreter von Lansky.
Johnny Roselli und John Martino arbeiten ebenfalls in Guatemala, allerdings auf der Seite der Standard Fruit & Shipment, die keine eigenen Plantagen besitzt. Martino, ein Verwandter von Angelo Bruno, arbeitet für Santos Trafficante und wird in Kuba Vertrauter von Estaban Ventura, dem zweithöchsten Kommandanten von Batistas Geheimpolizei.

Die 3 Jagdflugzeuge und die 3 B-26 Bomber fliegen zahlreiche Einsätze gegen die ungeschützten Städte. Die guatemaltekische Armee beschränkt sich auf die übertriebene Darstellung der feindlichen Kräfte. Die von Radio Voice of Liberation verbreitete Nachricht, Arbenz erhalte Waffen aus der Tschechoslowakei, erlaubt den USA, 50 Tonnen Gewehre an die Rebellen zu liefern. Mit der eroberten Lufthoheit beginnt der Guerillakrieg. Innerhalb der CIA kommt es zu Spannungen, weil die Feldagenten oft die Direktiven der Zentrale ignorieren. Bekannt wird das Beispiel von "Rip" Robertson, der auf Drängen von Somoza eine Bombe auf ein vermeintlich tschechisches, aber in Wirklichkeit britisches Frachtschiff werfen liess, worauf die CIA $1,4 Mio Schadenersatz zahlen muss.

Arbenz verhängt den Notstand, und die guatemaltekische Geheimpolizei beginnt, Verdächtige zu verhaften. Die winzige Rebellenarmee marschiert 6 Meilen ins Land, worauf Arbenz die Sowjetunion um militärische Hilfe bittet, was Eisenhower mit einer Blockade verhindert. Der US-Botschafter und der päpstliche Nuntius vermitteln zwischen den Armeen. Nach zehn Tagen tritt der international isolierte Arbenz zurück und flieht in die mexikanische Botschaft, und Putschführer Castillo Armas wird im Flugzeug des US-Botschafters nach Guatemala City geflogen.

Die neue Junta von Castillo setzt die Agrarreform ausser Kraft, entzieht den 70% Analphabeten das Wahlrecht, gibt den enteigneten Boden an die United Fruit zurück, schafft die Besteuerung aller Zinsen, Dividenden und Gewinne von ausländischen Investoren ab und lockert die Erdölgesetze. Die Gewerkschaftsfunktionäre werden ihrer Posten enthoben, 9000 Kommunisten werden meist jahrelang verhaftet, und Tausende von Bauern und Arbeitern werden aus Rache von Grossgrundbesitzern und Unternehmern umgebracht. Der folgende jahrzehntelange Bürgerkrieg in Guatemala fordert über 100'000 Menschenleben. Von den $900 Mio. US-Wirtschaftshilfe versickert der grosse Teil im korrupten Netz der Diktaturen.

Da die neue Regierung ihre Existenz der United Fruit verdankt und nur ihr gegenüber loyal ist, wird Castillo am 26.7.57 von Romeo Vasquez Sanchez, einem angeblich kommunistischen Mitglied der Palastwache, ermordet. Nach einem Putsch wird General Miguel Ydigoras Fuentes neuer Präsident, der 1960 der CIA gestattet, Guatemala als Stützpunkt der kubanischen Invasionstruppen zu benutzen. Dafür stellt die CIA Fuentes Militärmaterial, das B-26 Bomber umfasst, zur Bekämpfung der Rebellen zur Verfügung. 1959 soll Fuentes von Bobby Willis im Auftrag der Mafia von Chicago umgebracht werden. Willis flieht und wird an der Grenze verhaftet, wobei er den Namen Martin Borman, Hitlers Sekretär und hingerichteter Kriegsverbrecher, benutzt. Arbenz wird am 27.6.71 tot in seiner Badewanne in Mexico City gefunden.

Johnny Rosellis Armeekontakt Enrique Trinidad Oliva wird Chef der Geheimpolizei. Oliva stellt in den 70er Jahren die berüchtigten Todesschwadronen auf die Beine, die verantwortlich für die 40'000 "Verschwundenen" sind. Geleitet werden die privaten Schwadronen vom Umsturzveteranen Mario Sandoval Alarcon, dessen CIA-Verbindungsagent John Martino ist. Roselli beliefert die Rebellenbanden mit Munition und Geld, die von Zeit zu Zeit United Fruit-Anlagen attackieren, und gleichzeitig beliefert er die Geheimpolizei mit Informationen über die Rebellen. Die Rebellen werden später in Mexico trainiert, unter anderem von Albert Sicilia Falcon, und eignen sich bestens, um Waffen- und Heroingeschäfte laufen zu lassen.

Quellen: Scott (1993): 110, Horowitz: 150-171, Weberman (6): 11-17, (27): 60, Giancana: 343, Schulz: 173f, Sylwester: 14, CIA-Info: 8f, 13f, Potter: 2, Best: 29-31, O'Shaughnessy, Levin, Summers (2000): 174f, Karel (2003).


1955 Ermordung von José Antonio Remon top

An einem Treffen der Special Group 54-12, geleitet von Vizepräsident Richard Nixon, wird am Neujahrsmorgen die Ermordung des Präsidenten José Antonio Remon von Panama festgelegt, der mit Reformen begonnen hatte und die nationalistischen Forderungen der Übergabe des gewinnbringenden Kanals unterstützt. Panama wurde wegen dem Kanal auf Druck der USA 1903 von Kolumbien abgespalten. Die Special Group koordiniert die Aktionen der CIA und der militärischen Geheimdienste. Ihr gehören neben Nixon Alexander Haig, E. Howard Hunt, Frank Sturgis, Robert Cushman und Marion Cooper an. Am nächsten Tag wird Remon mit Maschinengewehren erschossen.

Frank Anthony Fiorini, der eigentlich katholischer Priester hatte werden wollen, trat 1942 mit 17 Jahren den Marines bei und diente als Scharfschütze bei der Elitetruppe First Marine Raider Battalion im pazifischen Dschungel gegen die Japaner. 1945 wurde er wegen Psychoneurose und Schlaflosigkeit ins Sun Valley Naval Center eingeliefert. Nach seiner Entlassung zog er nach Miami und heiratete die Prostituierte Nora "Betty" Odell Thompson. Sie zogen nach Norfolk, Virginia, wo er als Polizist, Barkeeper und in Nachtklubs arbeitete. Zugleich trat er der United States Naval Reserve bei und verpflichtete sich erneut bei den Marines, obwohl er inzwischen einen eigenen Nachtklub besass. Er diente 1950 in Heidelberg und Berlin und landete bei der Army Security Agency. Wegen einer Affäre mit einer ungarischen Schauspielerin, die auch eine Affäre mit seinem Vorgesetzten General Lucius Clay hatte, verliess er die Armee. In Miami gewinnt er Kontakt zu Exilkubanern und zu E. Howard Hunt. 1952 stellte er einen Antrag zur Änderung seines Namens und heisst seit 1953 nach seinem Stiefvater Sturgis. Am 20.9.54 wurde Betty von der Prostituierten Lyghia Buckwater erschossen.

E. Howard Hunt geht nach der Aktion gegen Remon nach Tokyo und arbeitet 1956 mit Bissell am U-2-Projekt. 1954 schlug Edwin Land von der Polaroid Company Allen Dulles vor, spezielle Fototechniken zu entwickeln, um Luftaufnahmen aus grosser Höhe zu machen, was Eisenhower bewilligt. Mit Kelly Johnson von Lockheed wird ein Flugzeug entwickelt, das so hoch fliegt, dass es nicht abgeschossen werden kann. Die Bilder des ersten U-2-Fluges im Frühjahr 1956 sind so gut, dass man die Automarken auf dem Parkplatz des Kremls erkennen kann. Die Sowjets halten ihr Wissen um die U-2-Flüge geheim, weil sie nicht in der Lage sind, die Maschinen abzuschiessen.
1957 wird Hunt Station Chief in Montevideo, Uruguay, und arbeitet an Umsturzplänen gegen Präsident Benito Nardone, der mit kommunistischen Ländern Handelsverträge geschlossen hatte.

Quellen: Hersh: 186, Weberman (6): 2, 8, 17-68, (7): 6, CIA-Info: 13, Best: 31, Groden/ Livingstone: 315f.

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Und sollte ich vergessen haben, jemanden zu beschimpfen, dann bitte ich um Verzeihung!
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Teil 2 (1939 - 1948)

Dieser Teil der Chronik behandelt die Zusammenarbeit der amerikanischen Armee, Geheimdienste, Politiker und Industriellen mit der Mafia, den Nationalsozialisten und der Katholischen Kirche während dem 2. Weltkrieg und in den Jahren danach.

Zentrale Themen und Personen:
Zweiter Weltkrieg, Finanzierung Hitlers durch Prescott Bush, Averell Harriman, Fritz Thyssen, Friedrich Flick, Montagu Collet Norman und Warburg, Ölhandel, Rockefeller, I.G.Farben, William Stamps Farish, Eugenik und George Bush, US-Firmen und die Nazis: IBM, Ford und GM, Onassis, Howard Hughes, Pearl Harbor, OSS und Hoover, Mafia und US-Militär, Coca-Cola, USA und Frankreich, Charles de Gaulle, Mafia, Roosevelt und Hollywood, Italien-Invasion, Rückkehr der Mafia, Hoover und Kennedy, Politikerbespitzelung, Krieg gegen Deutschland, Bretton Woods, IWF, Weltbank, Dollar, Saudisches Öl, UNO und Harry S. Truman, Niederlage Japans, Atombomben, biologische Waffen, John F. Kennedys Einstieg in die Politik, Reorganisation der Mafia, Heroin-Schmuggel, Las Vegas, Kalter Krieg, Partisanenbewegungen, Antikommunismus, Marshall-Plan, Containment-Strategie, Josip Tito in Jugoslawien, Gründung der CIA, Hoover, HUAC, Reagan und Nixon, Allen Dulles, George F. Kennan, Vatikan und Kriegsverbrecher, CIA in Italien, CIA und Gewerkschaften, Howard Hughes, Nixon, Chotiner und Johnson, Truman und die Mafia.




1939 Zweiter Weltkrieg

Der Heroinhandel bricht während des Zweiten Weltkrieges beinahe zusammen. Die Brüder Eliopoulos ziehen sich in den ersten Kriegstagen aus dem Handel zurück, und die Unterwelt von Marseille kollaboriert mit den Nazis. Als Japan Shanghai besetzt, versiegt der schon zuvor verminderte Heroinnachschub vollends. Meyer Lansky reist nach Mexiko und organisiert dort den Mohnanbau in den Bergen, der jedoch nur minderwertiges Heroin liefert. Auch eine zweite Verbindung, über die Heroin aus der I.G.-Farben-Produktion nach Kuba geliefert wird, bricht 1943 ab. 1938 ist das Heroin noch zu 28% rein verkauft worden, 1941 nur noch zu 3%, obwohl der Preis sich verzwölffachte. 1945 kostet das Heroin das 70fache von 1938, und die Zahl der Süchtigen hat sich von 300'000 auf 20'000 vermindert.

Für die Mafia eröffnen sich mit dem 2. Weltkrieg aber andere Einnahmequellen. Die amerikanische Regierung verfügt Kriegsrationierungen und Preiskontrollen, was zur sofortigen Entstehung von Schwarzmärkten führt. Dank der Kontrolle über die Häfen von Brooklyn und Manhattan können die Mobster auch genügend Waren für den Schwarzmarkt abzweigen. Die Mafia handelt mit Fleisch, Zucker, Speiseöl, Autos, Pneus und Nylon und verkauft rationiertes Benzin. Das Office of Price Administration errechnet, dass jeden Tag 2,5 Mio. Gallonen Benzin (1 Gallone = 3,785 Liter) illegal verkauft werden. Am lukrativsten ist der Verkauf von gefälschten Rationierungsmarken, vor allem für Benzin, die nicht einmal alle gefälscht werden müssen. Sie kommen von korrupten Beamten des OPA, wo Richard M. Nixon und Charles Gregory Rebozo arbeiten. Vor allem Carlo Gambino hat sich diesen Handel unter den Nagel gerissen und kauft sich Hunderttausende von Marken von korrupten OPA-Beamten und macht laut Valachis Aussagen bis zu $1 Mio. pro Deal. Nixons ethische Qualifikationen als Anwalt wurden schon bei dessen ersten Prozess von Richter Alfred Paonessa ernsthaft in Frage gestellt. Rebozo gründet mit 23 eine Auto-Service Station und verdient am illegalen Handel mit gebrauchten Pneus und anderen Secondhandgeschäften so viel Geld, dass er nach dem Krieg eine Wäschereikette kaufen und in die Bodenspekulation einsteigen kann.

Quellen: Delorme: 83-85, Weberman (6), Best: 85, Summers (2000): 29-34, 102, 495.


Finanzierung Hitlers top

Im Gegensatz zum Warenhandel laufen die Finanztransaktionen zwischen Deutschland und den USA nach der Besetzung Europas durch Deutschland praktisch unverändert weiter. Prescott Bush handelte mit der deutschen Luftwaffe und betrieb andere Geschäfte mit den Nazis, so dass 1942 Firmen, an den er beteiligt ist, wegen "Handel mit dem Feind" eingezogen werden: die Union Banking Corporation, die Holland-American Trading Corporation, die Seamless Steel Equipment Corporation, die Hamburg-Amerika Line/Hapag-Lloyd und die Silesian-American Corporation.
Fritz Thyssen, der Adolf Hitler seit 1923 finanziert, und W. Averell Harriman beschlossen 1922, gemeinsam die Union Banking Corporation aufzuziehen, was 1924 geschah. Zusammen mit dem Wall Street Banker Clarence Dillon und der Beteiligung von Friedrich Flick gründeten sie 1926 die Vereinigte Stahlwerke/German Steel Trust, die die SA (Sturm-Abteilung) und SS (Schutz-Staffel) finanzierten. Dass die deutsche SS Totenkopf und Knochenkreuz der "Skull & Bones" in ihr Ordenssymbol übernahm, wird Bush und seinem Partner Harriman, die beide 1913 initiiert wurden, gefallen haben. Sowohl Thyssens wie Flicks Bankgeschäfte fliessen über die von Bush geführte Union Banking. Dillons riesige Spekulationspyramide U.S. & International Securities Corp. (USIS) betrog Aktionäre um Hunderte von Millionen und trug wesentlich zum Börsenkrach bei. Harriman traf sich 1927 auch mit Benito Mussolini.
Die Fusion zu Brown Brothers Harriman 1931, der nun grössten und politisch einflussreichsten Privatbank der USA, eröffnete über Thatcher Brown die Beziehungen zum Direktor der Bank of England, Montagu Collet Norman, einer der wichtigsten Hitler-Unterstützer im englischen Filz. Auch Sir Henri Deterding, Vorsitzender der weitgehend der britischen Königsfamilie gehörenden Royal Dutch finanziert Hitler, der seine politische Karriere im deutschen militärischen Geheimdienst begann. Das britische Königshaus unterstützt nicht nur Hitler, sondern auch Mussolini. Ohne die Gelder von Thyssen (über seine Bank voor Handel en Scheepvaart) und von Harrimans Hamburg-Amerika Line (als Teil der American Ship and Commerce Corp.) wäre Hitler 1933 nicht an die Macht gekommen. Dank Norman, Harriman und Bush konnte eine Übernahme des nach dem Börsenkrach bankrotten deutschen Stahlkonglomerats durch die katholische Zentrumspartei verhindert und die Kontrolle durch Thyssen gesichert werden.
Mitbeteiligt an der Finanzierung der teuren Wahlpropaganda mit Harriman und Bush war Hjalmar Schacht und Baron Kurt von Schroeder, Direktor der Thyssen-Hütten mit engen Beziehungen zu den Dulles-Brüdern. Schroeder ist SS-Brigadeführer und gehört als Bankier der Stein Bank zu den Geldgebern Himmlers. Schroeders und Montagu Normans Protégé Hjalmar Schacht wurde Hitlers Financier. Baron Rudolph von Schroeder ist Vizepräsident und Direktor der Hamburg-Amerika Line, die mit ihren Finanzierungen die von der Regierung 1932 beschlossene Auflösung von Hitlers Privatarmee von 300'000 bis 400'000 Mann verhindern konnte. Hitlers SA, mit Waffen aus amerikanischer Produktion ausgestattet, zerschlug die Opposition daraufhin nachhaltig.
Samuel Pryor, Gründungsmitglied der Union Banking und der American Ship and Commerce, ist Vorsitzender der Remington Arms, die ein Sprengstoff-Kartell mit der I.G. Farben einging, wonach über Holland grosse Mengen an Waffen nach Deutschland geliefert wurden. An ähnlichen Waffenlieferungen zwischen Du Pont und I.G.Farben war auch Walter S. Carpenter, ein weiterer Freund von Bush, beteiligt. Obwohl diese Deals mit den Nazis dann wie bei Bush unterbunden wurden, blieb Carpenter am Manhattan Project zum Bau der ersten Atombombe involviert und präsidierte Du Pont von 1948 bis 1962.
Du Pont ist der grösste Chemieproduzent und Waffenlieferant der USA, der die Armee mit Sprengstoff und Munition beliefert. I.G.Farben und Du Pont treffen nach dem Ersten Weltkrieg illegale Absprachen und kontrollieren schliesslich ein Kartell, das die Chemie-Märkte in den USA und Deutschland unter sich aufteilt. Am 8.2.1924 wird im Staatsgefängnis erstmals ein Gefangener mit Blausäure hingerichtet, und 1930, als die Du Pont-Familie das Empire State Buildung errichten lässt und die I.G.Farben eine gigantische Firmenzentrale einweiht, wird erstmals eine Gaskammer unter US-Patentschutz gestellt. Viele Du Pont-Mitglieder sympatisieren mit Hitler, unterstützen faschistische Gruppen und bauen die Geschäftsbeziehungen aus. Deshalb werden die Du Pont vor einen Untersuchungsausschuss gestellt. Obwohl dies keine Konsequenzen hat, finanzieren die Du Ponts faschistische Gruppen, die einen Sturz Roosevelts planen.
In der I.G. Farben übernehmen die Nazis unter NSDAP-Mitglied Herrmann Schmitz, der über direkte Verbindungen zu Hitler verfügt, die Leitung, und die Gründer werden in den Verwaltungsrat abgeschoben. Schmitz führt in Basel eine Tarnfirma, über die die Geschäfte mit Du Pont während des Kriegs weiterlaufen. Dazu gehören die Projekte zur Giftgasproduktion. Die I.G.Farben-Tochter Degesch unter NSDAP-Mitglied Gerhard Peters entwickelte Zyklon B., das zur Vergasung der Juden eingesetzt werden soll. Die USA werden von Erwin Respondek, der an einer geheimen Übereinkunft von Du Pont und I.G.Farben mitgearbeitet hatte, über die Kriegspläne Hitlers gegen die Sowjetunion und über den geplanten Einsatz von Giftgaseinsätzen informiert. Der Antifaschist baut ein Informationsnetz gegen die Nazis auf, zu dem auch I.G.Farben-Aufsichtssrat Wilhelm Kalle gehört. Die USA erfahren so, dass die SS das Zyklon B an sowjetischen Gefangenen testet, um eine Vernichtungsmaschinerie gegen die Juden aufzubauen. Kalle wird von einer Anklage verschont, aber Schmitz wird nach dem Krieg wegen Verwendung von Gefangenen zur Sklavenarbeit, aber nicht wegen der Giftgasgeschäfte zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, und bald begnadigt. Respondek erhält von den Amerikanern keinerlei Anerkennung für seine Spionagetätigkeit und verarmt in den 50er Jahren.
Ebenfalls beteiligt an der Hamburg-Amerika Line und späteren Hapag-Lloyd war der berühmte Jude und Hitler-Unterstützer Max Warburg. Frederick M. Warburg, einer der Direktoren von Harrimans Eisenbahnnetz, kontrolliert das American-Jewish Committee, das sich von 1933 bis zum Kriegsbeginn gegen einen Boykott Nazi-Deutschlands einsetzte. Dank einem Vertrag, der von Hjalmar Schacht, John Foster Dulles, Max Warburg und Kurt von Schroeder geschrieben wurde, liefen ab Mai 1933 alle deutschen Exporte in die USA über die Harriman International. Mit der Unterstützung von Prescott Bush und Felix Warburg von der Kuhn Loeb and Co. organisierte der spätere Aussenminister John Foster Dulles während den 30er Jahren die Schuldenrestrukturierungen für deutsche Firmen und ermöglichte damit die Umstellung auf die Rüstungsproduktion, wofür die beiden enorme Summen kassierten. US-Investoren unterstützen die Nazis nicht heimlich, sondern so offen, dass der US-Botschafter in Deutschland, William E. Dodd, 1937 einem Reporter der "New York Times" mitteilt: "A clique of U.S. industrialists is hell-bent to bring a fascist state to supplant our democratic government and is working closely with the fascist regime in Germany and Italy. I have had plenty of opportunity in my post in Berlin to witness how close some of our American ruling families are to the Nazi regime...."
Polens grösstes Industriekonglomerat, die Upper Silesian Coal and Steel Company, wird von Friedrich Flick und der Harriman Fifteen Corporation über die Silesian-American Corporation kontrolliert, bei der auch Prescott Bush im Verwaltungsrat sitzt. Die polnische Regierung verlangte 1934, dass Bush, Harriman und ihre Nazipartner wenigstens die normalen Steuern zahlen. Der Konflikt wurde im September 1939 mit dem Überfall Hitlers auf Polen gelöst, wobei ironischerweise die russischen Panzer, die den Osten Polens besetzten, mit dem Öl von Harriman/Walker/Bush-Konzessionen fuhren. In einer der polnischen Minen von Bushs Firma werden Zwangsarbeiter eingesetzt.

Der Ölhandel bleibt während dem Krieg erstaunlich intakt. Rockefellers Standard Oil of New Jersey beliefert Deutschland auch im Krieg, und der Vertreter von Standard Oil in Deutschland, Emil Helfferich, repräsentiert zugleich die Hapag-Lloyd. William Stamps Farish organisierte das Kartell von Standard Oil of New Jersey, der späteren Exxon, mit der I.G.Farben, die seit 1940 mit Zwangsarbeitern in Auschwitz produziert. Walter Teagle von Standard Oil arbeitet eng mit Hermann Schmitz von I.G.Farben zusammen, und die Amerikaner, auch Texaco, liefern den Deutschen Benzin, Motorenöle und Diesel für die Flugzeuge, Panzer und U-Boote. Dank dem deutsch-amerikanischen Geheimabkommen werden die Anlagen der I.G.Farben für die Herstellung von synthetischem Benzin aus Kohle finanziert, und die von KZ-Häftlingen betriebene Anlage in Oberschlesien hilft, die Folgen des alliierten Embargos abzuschwächen. Die Freundschaft und Zusammenarbeit von Humble Oil-Gründer Farish und Prescott Bush begann 1929, als Harriman die Dresser Industries kaufte, deren Direktor Bush wird. Bush und Farish schmieren SS-Chef Heinrich Himmler über Emil Helfferich, Kurt von Schroeder und Karl Lindemann, Verwaltungsratsmitglied der Hamburg-Amerika-Line, bis 1944.

Harriman, Rockefeller und Bush organisierten und bezahlten Eugenik-Kongresse mit Nazi-Ideologen wie Dr. Ernst Rüdin oder Alfred Plötz in den USA. Auf Initiative von Rüdin wurden 250'000 Blinde, Taube und Alkoholiker sterilisiert, wozu sie eine Generation von Ärzten ausbildeten. Seit Kriegsbeginn werden Behinderte und "Degenerierte" meist umgebracht. Dillon, Farish und sein Freund Hermann Schmitz, der Vorsitzende der I.G.Farben, bezahlen den Werber Ivy Lee, der Pro-Nazi-Propaganda in den USA betreibt.

Farish lässt den Nazis Patente ("Auschwitzpatente") zukommen, die er der US-Militärindustrie vorenthält. Auf Initiative von Verteidigungsminister Henry L. Stimson stoppt Roosevelt im April 1942 die Senatskommission, die Kartellallianzen von deutschen und amerikanischen Firmen untersucht. Obwohl Farishs Rolle als Kriegsunterstützer der Nazis publik wird, bleibt die Farish-Bush-Verbindung die finanzielle und politische Basis für die Karriere von George Bush. Prescott Bush wird, obwohl rechtlich für die Bankoperationen mit den Nazis verantwortlich, in den Beschlagnahmungs-Verfügungen nicht erwähnt.

General William H. Draper Jr. arbeitete bei Dillon Read & Co, wo er die Konten von Fritz Thyssen verwaltete und die German Credit and Investment Corp. bis im November 1943 leitete, und Hitler unterstützte. Er finanzierte zusammen mit Harriman, Rockefeller und Prescott Bush bereits 1932 den Internationalen Eugenik-Kongress in New York und ist Gründer und Präsident des Population Crisis Committee. Nach dem Krieg wird Draper, selbst 15 Jahre lang an den übelsten Nazi-Geschäften beteiligt, zum Chef der Wirtschaftsabteilung der US-Kontrollkommission ernannt und leitet die "Entflechtung" der faschistischen Korporationskartelle. Dabei bestimmt er, wer sein Business behalten kann und wer vor Kriegsgericht gestellt wird, und kann nicht nur seine eigenen Profite mit den Nazis, sondern auch beispielsweise die von Harriman und Bush geheim halten. Draper arbeitet später mit Averell Harriman für die NATO, ist Berater Eisenhowers und Johnsons und fördert Bushs Karriere.

Nach seinem dubiosen Abschuss im Pazifik, wobei seine beiden Kollegen ums Leben kommen, studiert Veteran George Bush an der Yale und wird Mitglied der Russell Trust Association. Die Geheimgesellschaft wurde 1833 von William Huntington Russell gegründet, dessen Russell and Company die grösste und durch Opiumhandel reichste kriminelle Organisation (mit Partnern wie John Murray Forbes, Joseph Coolidge, Warren Delano, Jr. oder Russell Sturgis) in den USA war, und verwendet das Piratenemblem der ‚Skull and Bones'. Eine lange Reihe von einflussreichen Leuten gehörte zu den S&B wie Präsident William Howard Taft, Gifford Pinchot, Robert Lovett, Richard M. Bissell, McGeorge Bundy oder Henry L. Stimson. Stimson, initiiert 1888, ist bis zu seinem Tod 1950 Minister unter 7 Präsidenten. Als Kriegsminister Roosevelts ist "The Colonel" einer der Architekten des 2. Weltkriegs und des anschliessenden Kalten Kriegs. Die Ideologie der S&B-Brüder geht nicht nur von einer Überlegenheit der weissen Rasse aus, sondern auch von ihrem Recht, als elitäre Ritter dieser Rasse die Geschicke der Menschheit zu kontrollieren.

Zu den Unterstützern der Kriegsmaschine der Nazis gehört auch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), englisch Bank for International Settlements (BIS) in Basel. Gegründet wird die Bank 1930 von US-Investmentbanken wie JP Morgan sowie japanischen Privatbanken zusammen mit den Zentralbanken Großbritanniens, Deutschlands, Frankreichs und Belgiens. Ziel ist die Abwicklung der Kredite, die vor allem Wall Street in den 1920er Jahren dem Deutschen Reich gewährt hat. Auf Druck von Frankreich verknurrt die Reparationskommission im April 1921 Deutschland zur Zahlung von 132 Mia. Reichsmark. Im November 1921 übernimmt Hjalmar Schacht den Posten des Währungskommissars und beendet innerhalb von zwei Jahren die Hyperinflation mit der Einführung der Reichsmark, Steuererhöhungen und der Entlassung von 400'000 Angestellten im öffentlichen Dienst. In Dezember wird er Präsident der Reichsbank. 1924 kann er mit Charles Dawes und Owen D. Young vereinbaren, dass Deutschland jährlich $600 Mio. Kredit erhält. Damit hatten die USA Frankreich gezwungen, die Schuldentilgung zu verlängern. Deutschland sollte nicht wirtschaftlich ausgeblutet, sondern mit Hilfe der Kredite aufgebaut, die Tilgung auf 58 Jahre gestreckt werden. Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich wird als Sammel- und Verteilerstelle für Deutschlands Reparationszahlungen konzipiert. Die Idee einer solchen von der Politik völlig unabhängigen Bank kommt in dem internationalen Expertenkomitee auf, das unter Vorsitz des Amerikaners Owen Young den neuen Zahlungsplan vom Februar bis Juni 1929 in Paris entwirft. Nach dem bis dahin gültigen Dawes-Plan war für den Transfer der Reparationen, die in Devisen beglichen werden mussten, ein Generalagent für Reparationszahlungen, Parker Gilbert verantwortlich gewesen. Nun sollte das Deutsche Reich selber für die pünktliche Überweisung verantwortlich sein. Dafür wurde sein Auslandskredit über eine Mobilisierungsanleihe eng mit den Reparationen verknüpft. Das Deutsche Reich hatte seine Annuitäten an die neu zu schaffende Bank zu überweisen, die sie an Deutschlands verschiedene Reparationsgläubiger verteilt. Die Reichsbank schicken Karl Blessing als Vertreter in die BIZ mit dem Auftrag, die internationale Zusammenarbeit und damit den Young-Plan zu sabotieren. Außerdem soll die Bank die Kooperation der Zentralbanken stärken, den Welthandel und den internationalen Kapitalaustausch fördern und die Wechselkurse stabilisieren.
Erster Präsident der BIZ wird Gates White McGarrah, ehemaliger Generaldirektor von Rockefellers Chase National Bank, Vertreter der USA in der Deutschen Reichsbank und bis 1930 Direktor der FED New York. Am 22. April 1930 wird Pierre Quesnay, Direktor der Bank von Frankreich, gegen die Stimmen der deutschen Vertreter vom Verwaltungsrat zum ersten Generaldirektor der BIZ gewählt.
Allen Dulles, der nach dem Ersten Weltkrieg die amerikanische Geheimdienstoperationen in Zentraleuropa leitete, wobei Flüchtlinge angeworben und Revolutionäre überwacht werden, arbeitet danach bei der mächtigsten Anwaltsfirma Sullivan & Cromwell an der Wall Street, wo er mit seinem Bruder John Foster Dulles Deals und Finanzinstrumente für die Refinanzierung Deutschlands erarbeitet. Deren eigentlicher Sinn besteht in der Öffnung Deutschlands für US-Investitionen.
In der BIZ sind neben den Zentralbanken vor allem die führenden bereits genannten Geldinstitute der Wall Street vertreten, die ein starkes Interesse an Geschäften mit Deutschland haben. Deshalb retten die Bank of England, die Banque de France, die New York Federal Reserve und die BIZ Deutschland nach den Wahlen von 1931, als die Nazis und die Kommunisten je ein Drittel der Stimmen erhalten, was zu einer Kapitalflucht, mit einem Notkredit von $100 Mio.
Während McGarrah die Nazis bewundert, muss der jüdische Banker und Vizedirektor der BIZ Carl Melchior aufgrund des Drucks der Nazis zurücktreten. Schacht, der nie der NSDAP beitritt, sondern Verbündeter der Alliierten ist, benutzt die Reichsbank und seien Verbindungen zur Norman und zur BIZ, um den Krieg Deutschlands mittels Betrug, Raub, Erpressung und Enteignung zu finanzieren. So werden beispielsweise die Goldreserven Österreichs und dessen 4000 BIZ-Anteile übernommen, was die BIZ unter dem Deckmantel der Neutralität akzeptiert. Die BIZ sorgt für den Kapitalfluss Deutschlands und durch die Berichte von Per Jacobsson entsteht ein Anstrich der Rechtschaffenheit des Nazi-Regimes. Da die BIZ unabhängig von politischer Kontrolle agiert, dient sie nicht nur den damals mächtigsten Kapitalinteressen, sondern es kommt auch zu Insiderhandel und zu Spekulationswetten (gegen den Schweizer Franken). Als BIZ-Präsidenten fungieren meistens Wall-Street-Banker.
Unter Dulles-Freund Thomas McKittrick (von 1940 bis 1947), wird die BIZ zu Hitlers Weltkriegsbank. Zum Beispiel wäscht sie Raubgold, das die Wehrmacht aus den Zentralbanken der besetzten Staaten holt. Sie tauscht das Gold in Devisen, die das Naziregime für den Kauf kriegswichtiger Güter in den "neutralen" Staaten braucht: Stahl, Kugellager und Kohle aus Schweden, Wolfram (zur Stahlhärtung) aus Portugal, Rindfleisch aus Argentinien, US-Flugbenzin usw. Die BIZ lenkt Arisierungsgewinne, die sich auf den Pariser Konten der Chase National Bank (Rockefeller) und JP Morgan ansammeln, zur Reichsbank. Die an der BIZ beteiligten Privat- und Nationalbanken finanzieren die für das Deutsche Reich wichtigen Warenflüsse des Zweiten Weltkrieges und schöpfen daraus Gewinne ab. McKittrick leitet auch wiederholt kriegswichtige Wirtschaftsinformationen an die Reichsbank weiter, insbesondere an deren Vizepräsident Emil Puhl, der auch BIZ-Verwaltungsratsmitglied ist. Eine bestimmende Rolle spielt neben McKittrick der Präsident der britischen Nationalbank, Montagu Norman. Die Banker der kapitalistischen Gegner des Naziregimes - USA, Großbritannien, Frankreich - kollaborieren also eng mit dem Kapitalismus in Deutschland und ermöglichen Hitler überhaupt erst die teure Kriegsführung. Das gemeinsame Ziel heisst: Kriegsgewinne und Vernichtung der Sowjetunion.
Die Vertreter des NS-Regimes und der Deutschen Reichsbank besetzen gleichberechtigt Posten als Direktoren und Mitglieder des Aufsichtsrats, etwa Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht, Reichsbankvizepräsident Emil Puhl und der Kölner Privatbankier Kurt Freiherr von Schröder, der in seiner Bank J. H. Stein das Sonderkonto der deutschen Industrie für die SS verwaltet und enge Beziehungen zu Londoner und New Yorker Banken hat.
Auch nach Kriegsausbruch wickelt die BIZ Devisengeschäfte für den Nazistaat ab und akzeptiert dessen schmutziges Gold, egal ob es aus den Tresoren der Nationalbanken überfallener Staaten geraubt oder KZ-Häftlingen aus dem Mund gebrochen wurde. Im Aufsichtsrat der Bank sitzen nicht nur Hitlers Kriegsfinanzier Schacht und Reichsbankvizepräsident Emil Puhl, sondern auch der Privatbankier Kurt von Schröder, der in seiner Bank J. H. Stein das Sonderkonto der deutschen Industrie für die SS verwaltet, und der Industrielle Hermann Schmitz vom Weltkonzern IG Farben, die beide SS-Chef Heinrich Himmler finanzieren. Bis zum letzten Kriegstag nimmt die BIZ Raubgold der Nazis an (auch die Schweizerische Nationalbank nimmt Gold im Wert von $280 Mio. von Nazis entgegen, und SNB-Präsident Ernst Weber wird auch BIZ-Verwaltungsrat).
Quellen: Tarpley/ Chaitkin: 21-44, 74-100, Ploppa, Schröder/ Schroeder, Karel (2003, 2004), Christianson/ Koch (2011), LeBor.


1939 US-Firmen und die Nazis top

Aber nicht nur die Mafia, auch andere Firmen und Grossinvestoren verdienen am Krieg. IBM-Chef Thomas J. Watson lieferte seinem Freund Adolf Hitler die Hollerith-Lochkartenmaschinen, womit die erste Volkszählung im Dritten Reich durchgeführt wurde. Dank diesen Personendaten können die Konzentrationslager, Gettos, Judendeportationen und deren Vernichtung effizient organisiert werden. Die auf den Armen tätowierten KZ-Häftlingsnummern entsprechen den Personenkennziffern der IBM-Maschinen, die Haftgrund, Gesundheitszustand, Nationalität, Beruf, Art der Lagerstrafen und schliesslich die Todesart auf den Lochkarten festhalten. Da auch die gesamten Wirtschafts- und Rüstungsdaten mit den Hollerrith-Maschinen verrechnet werden, besteht die Gefahr der Enteignung und Verstaatlichung der Tochter Dehomag, was Watson mit der Einsetzung eines Treuhänders verhindern kann. Als Präsident der Handelskammer und Berater Roosevelts sprach sich Watson stets gegen die Isolation Deutschlands aus und kooperierte bis 1940 direkt und danach indirekt mit allen Regierungsstellen des NS-Regimes. Die europäischen Interessen von IBM während dem Krieg vertritt Werner Lier, ein Hauptmann der Schweizer Armee in Genf. 1942 hält IBM 94% der Munitions Manufacturing Corporation, die Kanonen und Flugzeugmotorteile produziert und IBM $200 Mio. einbringt. Nach dem Krieg erhält Watson nicht nur die "Computer"-Maschinen zurück, sondern auch die Gewinne der Tochterfirma Dehomag. Watson wird Vertrauter und Golfpartner von Eisenhower und von 1952 bis 1962 Senator von Connecticut.

Nur etwa 60'000 der Hunderttausenden jüdischen Flüchtlinge, die ein Visumsgesuch stellen, gelangen aus Europa in die USA. Viele der Abgewiesenen schicken Geld voraus, da Mittellose sowieso keine Chance haben, weshalb Milliarden von Dollars an Flüchtlingsgelder in die USA strömen und von den Behörden als Vermögen der "enemy aliens" eingefroren werden. Nach der Krieg beschlagnahmt die US-Regierung $900 Mio. (der heutige Wert ist rund 10 Mal höher) auf diesen Bankkonten und entschädigt damit die deutschen Tochterfirmen amerikanischer Unternehmen wie General Motors mit $16,4 Mio. oder Ford mit $785'000, obwohl Henry Ford Hitlers Wahlkampf mitfinanzierte. Ford ist ein radikaler Antisemit, dessen Ansichten Hitler beeinflussten, und geht mit eigenen Werkpolizisten gegen Gewerkschafter vor. Beide Firmen beschäftigen Zwangsarbeiter und sind Bestandteil von Hitlers Kriegsmaschinerie: 1942 stammt ein Drittel der 350'000 produzierten Lastwagen aus Ford-Fabriken. Seit 1929 gehört Opel zu 100% der GM und bildet mit 100'000 produzierten Opel Blitz-Lastern das Rückgrat der Reichwehr. Während dem Krieg baut Opel etwa die Hälfte der Antriebssysteme für die JU-88-Bomber. Obwohl Carl Luer am 25.11.42 die Verwaltung in Rüsselheim für die Nazis übernimmt, werden die wesentlichen Entscheidungen weiterhin in Detroit gefällt. 1943 entwickelt, produziert und montiert Opel die Motoren für das erste Düsenflugzeug Messerschmitt 262, während General Motors die US-Luftwaffe aufrüstet. Für die Schäden an den Tochterfabriken in Deutschland, Österreich, Polen und China durch die Bombardierungen der Alliierten erhält GM 1967 Steuervergünstigungen von $33 Mio. Die Fabriken von Ford und IBM werden bei den Bombardierungen durch die USA offensichtlich geschont.
Opel erzielt dank den Zwangsarbeitern hohe Kriegsgewinne, ohne einen Cent an den Zwangsarbeiterfonds der amerikanischen Handelskammer zu zahlen. Insgesamt werden 10 Millionen Verschleppte aus 26 Nationen im Dritten Reich zur Arbeit gezwungen (davon 3 Mio. Russen, 1,2 Mio. Polen und 1,2 Mio. Franzosen). Ohne diese Sklaven wären die Landwirtschaft und die Kriegsindustrie nicht in der Lage, die Produktion aufrecht zu erhalten.

Anfangs der 40er Jahre propagieren 3000 Agenten des britischen Secret Service innerhalb der USA, Hitler strebe die Weltherrschaft an. 80% der Amerikaner wie auch der Kongress sind gegen den Kriegseintritt der USA. Die Propaganda des British Service Coordination kommt den Kriegsplänen Roosevelts entgegen, weshalb das FBI sie toleriert.

Aristoteles Onassis verkauft an beide Seiten Öl und Waffen und vermietet seine Schiffe, wofür die Alliierten $250'000 pro Jahr zahlen. Interessanterweise verliert er als einziger während des ganzen Krieges kein einziges Schiff und keinen einzigen Matrosen, während beispielsweise von den 450 griechischen im Krieg eingesetzten Frachtschiffen 360 sinken. An die Japaner, die einen grausamen Eroberungskrieg in Asien führen, verkauft Onassis Schiffe, die er durch neue aus Südamerika ersetzt. Ab dem November 1942 wird Onassis vom FBI wegen seinen Beziehungen mit Faschisten wie Fritz Mandl, Juan Peron, Alfred Krupp oder Hjalmar Schacht überwacht. Als Hollywoodplayboy hat er eine Affäre mit Gloria Swanson, mit der Kennedy ein langdauerndes Verhältnis hatte.
Nach dem Krieg beschliesst der amerikanische Kongress den Verkauf der nicht mehr benötigten Kriegsfrachter "Liberty ships" für $550'000 pro Stück. Da Onassis nicht zur kaufautorisierten griechischen Reederunion gehört, ist er von der einmaligen Gelegenheit ausgeschlossen. Er umgeht die Bestimmung mithilfe des Anwalts Burke Marshall und der neu geschaffenen Scheinfirma "United States Petroleum Carriers Inc", die 4 T2-Tanker kaufen kann. Er schliesst zudem Kohletransportverträge mit 16 "Liberty ships", die er gar nicht hat, ab. Dasselbe macht er mit Öltankern, die noch gar nicht gebaut sind. Mit der Metropolitan Life Insurance Company handelt er einen Investitionsvertrag über $40 Mio. für eine neue Supertankergeneration aus. Die vier "Liberty"-Schiffe aus den US-Kriegsbeständen werden für die Waljagd eingesetzt, in die Onassis, unter Umgehung der Jagdgesetze, einsteigt. Die erste Walexpedition bringt ihm $4,2 Mio., weshalb es nicht kümmert, dass beispielsweise 69% der Pottwale, die er vor der Küste Perus erlegen lässt, nach den Bestimmungen zu klein sind. 1950 schliesst Onassis einen Vertrag mit Lars Anderson für den Walfang in der Antarktis und in Argentinien. Anderson gehörte zur norwegischen Nazikollaborationsgruppe Vidkum Quisling. Ebenfalls 1950 wird ein Geheimabkommen zwischen dem Aussenministerium und den sieben Ölmultis geschlossen, dass alle Tantiemen für die arabischen Nationen steuerfrei sind. Onassis gewinnt den Konkurrenzkampf um Tina Livanos gegen den bereits verheirateten Stavros Niarchos, der sich mit der älteren Schwester zufrieden geben muss.
Über Sasha de Seversky lernt Onassis während dem Krieg den Nobelgangster Johnny Meyer kennen. Meyer arbeitet für Howard Hughes, für den er dank seinen ausgezeichneten Beziehungen in Washington Rüstungsaufträge und Mädchen organisiert.

Quellen: Morgenthaler Piechowiak, Evans, Glaser, Best: 47-49, Morgenthaler, Schweitzer, Levis, Brussell (1983), Haar, Kindhauser, Schröder/ Schroeder. Laurent: 13-17.


Howard Hughes top

Howard Robard Hughes erbte 1924 mit 19 Jahren die Ölfirma seines Vaters, der beim Ölboom 1901 nach Houston zog und eine Bohrmaschine erfand, die seinen Reichtum begründete. Obwohl noch minderjährig, konnte er den Richter von seinen Kompetenzen überzeugen und brauchte dann die gesamten Firmenreserven von $325'000, um die weiteren Erben auszuzahlen. Noch 1950 beherrscht die Hughes Tool Company 85% des Ölbohrmarktes, was seine enormen Ausgaben weitgehend deckte. Während eine normale Familie mit $4000 pro Jahr lebte, gab er in den ersten beiden Jahren $100'000 für Autos und $550'000 für die Entwicklung eines Prototyps mit Düsenantrieb, $20'000 für Kleider und Schmuck, $20'000 für Hotel- und Unterhaltungskosten und $25'000 für einen persönlichen Telex für die Verbindung nach Wall Street aus und verlor $4 Mio. in Investitionen. Bis zur Krise von 1929 setzte er an der Börse $8 Mio. in den Sand. Hughes zog 1925 nach Hollywood, wo er eine Karriere als Schauspieler, Regisseur, Pilot und Flugzeugbauer startete. Nach einem ersten Fehlschlag, den $80'000 teuren und nie veröffentlichten "Swell Hogan" gewann "Two Arabian Nights" (1928) einen Preis. Für seinen Flieger-Film "Hell's Angels" (1930) kaufte er für über $500'000 mehr als 40 Kampfflugzeuge des Ersten Weltkriegs, womit er die grösste private Flugwaffe der Welt besass. Drei Piloten und ein Mechaniker (und er beinahe) kamen bei den Dreharbeiten ums Leben für den Film, der $4,2 Mio. kostete (wovon nur $2,7 Mio. eingespielt wurden), und Jean Harlow zum Star machte. In den 30er Jahren baute er im Rahmen einer Kinokette das Texas Theater in Dallas, in dem Lee Harvey Oswald verhaftet wird. "Scarface" (1932) und "The Outlaw" (1941) über Billy the Kid mit den gewagten Aufnahmen von Jane Russells Brüsten galten als "pornografisch". Von 1925 bis 1929 war er verheiratet mit Ella Rice, der Tochter des Standard Oil-Vorsitzenden William Stamps Farish, dem Hauptkunden der Hughes Tool. Gleichzeitig führte er ein Playboyleben mit zum Teil ernsthaften Affären mit Katherine Hepburn, Joan Crawford, Constance Bennett, Marian Marsh, Madge Bellamy, Ginger Rogers, Ida Lupino, Billie Dove, Bette Davis, Loretta Young, Olivia de Havilland, Brenda Frazier, Yvonne Shubert, Lana Turner, Jane Greer, Nancy Carroll, Linda Darnell, Gene Tierney, Marilyn Monroe, Gail Ganley, Sallilee Conlon, Phyllis Applegate, Joyce Taylor, Barbara Hutton, Dorothy Jordan, Timmie Lansing und vielen anderen Starletts. Hughes holt sich die Syphilis, von der er trotz radikalen Kuren nicht geheilt wird. Einige der Mädchen beschaffen ihm William Randolph Hearst jr. und Cary Grant. Seine Geliebten lässt er von Detektiven überwachen, verzichtet aber deshalb selbst nicht auf beinahe tägliche Seitensprünge. Bei Ava Gardner entlarven die von Detektiv Frank Angell und seinem Team von Spezialisten gesetzten Wanzen ihr Verhältnis mit Mickey Rooney, worauf Hughes ihre Wohnung stürmt. Beim folgenden Streit wirft ihm Ava eine Bronzeglocke an den Kopf, so dass er hospitalisiert werden muss. Den meisten, oft noch sehr jungen Mädchen wie der 15jährigen Faith Domergue, schenkt er teuren Schmuck und kiloweise Blumen, beeindruckt sie mit seinen Flugzeugen und verspricht die Heirat, damit sie mit ihm ins Bett steigen. Bei seiner Affäre mit Rita Hayworth wird diese von zwei Detektivteams im Auftrag von Ehemann Orson Welles und Columbia-Boss Harry Cohn beschattet. Rita wird schwanger von Hughes und lässt abtreiben.

Der beinahe taube Hughes flog als Kopilot Charles W. Howard bei der American Airways, bis der Schwindel bemerkt wurde. Um das schnellste Flugzeug zu bauen, gründete er die Hughes Aircraft Company und stellte in den 30er Jahren mehrere Flugrekorde auf. Offenbar gab es mehrere Sabotageversuche bei seinen Geschwindigkeitsrekorden.
Mit Beginn der Depression musste Hughes, der monatlich Hunderttausende ausgab, die Hughes Tool verpfänden und seine Ausgaben auf $250'000 pro Jahr reduzieren. Zusammen mit Noah Dietrich baute er daraufhin die Firma neu auf, stellte 200 Wissenschaftler und Sanierer Fred Ayers ein, die die Gewinne von $6 Mio. 1935 auf $13 Mio. 1937 und $22 Mio. 1941 steigern können. Zudem geht er gnadenlos gegen Konkurrenten vor und beteiligt sich offenbar an Mafiageschäften, da zu seinen regelmässigen Gästen Lucky Luciano und Bugsy Siegel gehören.
1939 kauft Hughes 200'000 Aktien der Trans World Airlines, was einem Anteil von 21% entspricht, den er durch permanente Käufe bis Ende 1940 auf 78% steigert. Bei Lockheed bestellt Hughes geheim 40 der eigens entwickelten Constellation für $18 Mio. Gleichzeitig hofft Hughes vergebens, Militärflugzeuge für den Zweiten Weltkrieg bauen zu können. Henry J. Kaiser, der die Liberty Ships produziert, verschafft ihm einen Auftrag über $18 Mio. für die Entwicklung und Produktion von Grossraumwasserflugzeugen (Spruce Goose) innerhalb eines Jahres, was ihm nicht gelingt. Um zu besseren Aufträgen zu kommen, engagiert Hughes Johnny Meyer, in dessen Nachtklub hohe Militärs und der Präsidentensohn Colonel Elliott Roosevelt verkehrt, den er mit der Schauspielerin Faye Emerson verkuppelte. Meyer zahlt die Hotel- und Nachtklubrechnungen der geladenen Militärs, die vom FBI observierten 3 Galas mit engagierten Mädchen und das Hochzeitsfest der beiden, worauf Hughes dank Roosevelt den Auftrag für 98 XF-11-Aufklärungsflugzeuge für $43 Mio. erhält. Aber aufgrund seines autokratischen Perfektionismus werden weder ein Wasserflugzeug noch ein Aufklärer bis zum Kriegsende fertiggestellt. Der zunehmend irre Hughes stürzt auf dem Testflug mit der vollgeladenen Constellation im April 1943 beinahe ab, weil er zwei Motoren abstellt, und einen Monat später mit seinem Wasserflugzeug ins Wasser, wobei zwei Mitarbeiter sterben. Nachdem er im Oktober 1944 einen Teil seiner Dokumente verbrannte, organisiert er in seinem Verfolgungswahn eine dreimonatige bizarre Flucht durch verschiedene Staaten. In Louisiana wird "der Landstreicher" verhaftet, und in Fort Lauderdale verbrennt er seine Kleider. Das FBI verwanzt selbst das Telefon seines Hotelzimmers in Vancouver, wo er auf der Jagd nach Yvonne De Carlo dank seiner Treibstoff-Privilegien des Kriegsministeriums hingeflogen ist. Um eine Verbreitung dieser Beziehung zu verhindern, lässt Hughes den Medienleuten sehr teuren schottischen Whiskey zukommen. Im Juli 1946 fliegt er trotz Warnungen allein den ersten Testflug mit dem XF-11-Prototypen in eine Villa in Beverly Hills und verletzt sich so sehr, dass keiner der Ärzte glaubt, dass er überleben wird.

Quellen: Drosnin, Best: 47-49, Brown/ Broeske: 4-224, 256f, 394-399.


1941 Angriff auf Pearl Harbor top

Der Angriff der Japaner am 7.12.41 auf den amerikanischen Stützpunkt fordert 2402 Tote, zerstört 188 Flugzeuge und mehrere Schlachtschiffe. Admiral Yamamoto plant den Kriegsbeginn seit dem Herbst 1940 und befiehlt den Angriff am 22.11.41.
Bis 1895 waren die Hawaï-Inseln ein selbständiges Königreich, das 1898 wegen seiner strategischen Bedeutung im spanisch-amerikanischen Krieg von den USA annektiert und erst 1959 regulärer Bundesstaat wurde. Schon 1932 und 1938 war der Stützpunkt zweimal bei Marineübungen "überfallen" worden - einmal von 152 Flugzeugen - und jedes Mal war die Verteidigung völlig überfordert.
Schon am 27.1.41 wird der US-Botschafter in Japan, Joseph Grew, vom peruanischen Gesandten Ricardo Rivera Schreiber gewarnt. Vier Monate vor Pearl Harbor informiert der deutsch-englische Doppelagent Dusan Popov Hoover über die bevorstehende Attacke der Japaner, die damit auf das amerikanische Export-Embargo reagieren. Obwohl das MI-6 Popov nach New York schickt, reagiert Hoover unkooperativ mit Vorwürfen über dessen Lebensstil. Der britische MI-6 übermittelt Hoover noch andere Informationen über die japanischen Vorbereitungen und Pläne. Der Botschaftssekretär Frank Schuler warnt zusammen mit 5 Kollegen in einem Memo im September vor einem japanischen Überraschungsangriff, worauf das Aussenministerium verlangt, dass das Memo zurückgezogen und eine Entschuldigung geschrieben wird. Schuler ist einer der wenigen, der fliessend Japanisch spricht, wird aber im November nach Antigua, 1943 nach Kanada und 1944 in die Südsee versetzt und dann entlassen. Im Oktober sagt die Marineaufklärung einen Angriff voraus. Das ‚McCollum-Memo konstatiert, dass es besser wäre, wenn es gelänge, Tokyo zu einem offenen Kriegsakt zu provozieren. Am 25.11.41 notiert US-Verteidigungsminister Henry Stimson nach einer Unterhaltung mit Präsident Roosevelt über die Japaner in sein Tagebuch: "Die Frage war, wie man sie in eine Position manövrieren könnte, in der sie den ersten Schuss abgeben würden, ohne dass uns allzuviel passiert... es war wünschenswert, sicherzustellen, dass die Japaner dies wären, [die den ersten Schuss abgeben], so dass niemand auch nur den geringsten Zweifel haben könnte, wer der Aggressor war."
Im Juni1938 beschloss Roosevelt ein Exportverbot von Flugzeugteilen, 1939 wurde das amerikanisch-japanische Handelnsabkommen aufgekündigt, 1940 verhängte Washington ein Handelsembargo gegen Japan, und im Sommer 1941 dehnt Roosevelt es um ein Öl- und Eisenerzhandelsverbot aus, womit das Kaiserreich an seiner empfindlichsten Stelle getroffen wird. Damit provozierte Roosevelt den Konflikt, um in den Krieg eintreten zu können, denn die USA nicht anzugreifen hätte für Japan bedeutet, die westliche Erpressung hinzunehmen. Als Roosevelt befielt, die Flotte von der Westküste dorthin zu verlegen, protestiert der amtierende Admiral Richardson dagegen und weigert sich schliesslich sogar, den Befehl auszuführen. Er wird durch Admiral Husband Kimmel ersetzt - den man nach dem japanischen Angriff wegen Nachlässigkeit vor einen Untersuchungsausschuss bringt. Er wird freigesprochen, als bekannt wird, dass man ihm 188 entschlüsselte japanische Nachrichten vorenthalten hat, aus denen der bevorstehende Angriff samt Datum und Uhrzeit hervorging. Die Amerikaner hatten sämtliche Codes der japanischen Seite entschlüsselt und können den militärischen und politischen Funkverkehr verfolgen. Auch die Briten sind im Besitze des Marinecodes, und holländische und russische Nachrichtendienste haben vor einem bevorstehenden Angriff gewarnt.
Der US-Zerstörer Ward versenkt eine Stunde vor dem Angriff ein japanisches U-Boot, das in den Hafen eindringen will. Damit bliebe genügend Zeit, um die Abwehr zu aktivieren, was die Zahl der Opfer massiv reduziert hätte. Aber Roosevelt will einen Grund für den Kriegseintritt, denn sonst ist der Kongress nicht zu einem solchen Schritt zu bewegen.
Nach dem Angriff muss Helen Shaffer die Protokolle und Telegramme unter strengster Geheimhaltung neu tippen und dabei alle vorgängigen Hinweise weglassen.

2008 schreibt Japans Luftwaffenkommandant Toshi Tamogami in einem Wettbewerbs-Aufsatz, Roosevelt habe den Angriff auf Pearl Harbor provoziert. Obwohl der Aufsatz von der Jury der Hotel- und Immobilienfirma APA prämiert wird, muss er sofort zurücktreten.

Nach dem Pearl Harbor-Angriff am 7.12.41 gründet Roosevelt das Office of Coordinator of Information, das ihm direkt untersteht und setzt seinen ehemaligen Klassenkameraden William Donovan als dessen Direktor ein. Im Juni 1942 wird daraus das Office of Strategic Services mit erweiterten Kompetenzen. "Wild Bill" Donovan, Wallstreet-Anwalt, Millionär und Republikaner stellt die unterschiedlichsten Leute ein, wie die späteren Vertreter der Neuen Linken Norman O. Brown und Herbert Marcuse, Liberale wie Arthur M. Schlesinger, Jr. und selbst Kommunisten, die im Spanischen Bürgerkrieg in der Abraham Lincoln Brigade gekämpft hatten. Hoover verlangt, dass die Kommunisten gefeuert werden, worauf Donovan meint, er würde selbst Stalin einstellen, um Hitler zu bekämpfen. Allein 2000 Wissenschaftler arbeiten in Washington als Analytiker für das OSS. Aber auch viele von Donovans konservativen Geschäftspartnern arbeiten für das OSS, die auf dem Höhepunkt 13'000 Mitarbeiter umfasst, ohne die Informanten.

Die unterschiedlichen Positionen führen schon bald zu Grabenkämpfen, insbesondere wegen der Unterstützung von linken oder rechten Partisanengruppen in Frankreich, Jugoslawien, China oder Italien. Der bekannteste Fall ist derjenige von OSS-Major Holohan, dessen Team eine Partisanengruppe in den italienischen Alpen infiltrierte. Holohan wird vermutlich von seinem Kollegen Aldo Icardi wegen den politischen Differenzen ermordet. 1956 erreichen der CIA-Anwalt Edward Bennett Williams und sein Freund Robert Maheu einen Freispruch Icardis. Das OSS unterstützt die katholischen Partisanen, zu denen alle wichtigen Nachkriegspolitiker der DC wie Giulio Andreotti, Enrico Mattei oder Aldo Moro gehören, um die Machtergreifung der kommunistischen Partisanen nach dem Zusammenbruch des Faschismus zu verhindern. In Jugoslawien unterstützt das OSS sowohl die kroatischen Partisanen von Tito, der in den 30er Jahren für die Komintern arbeitete, wie auch die serbischen Tschetniks des royalistischen Mihailovic. Wegen dem Druck Churchills wird die Unterstützung der Tschetniks 1944 aufgegeben.

Das OSS arbeitet eng mit dem britischen Geheimdienst zusammen, dessen Agenten versuchen, die Amerikaner für den Erhalt des britischen Imperiums einzusetzen. Donovans Geheimdienstagenten brechen in die Botschaften von deutschfreundlichen Regierungen ein, um die Entschlüsselungscodes zu klauen. Schon bald nach Gründung richtet das OSS eine Gewerkschaftsabteilung unter Arthur J. Goldberg ein, die Verbindungen zu amerikanischen und europäischen Gewerkschaften aufbaut, was sich als äusserst wertvoll erweisen soll. Über diese Verbindungen gelingt es der CIA nach dem Krieg, die Gewerkschaften in Europa von den Kommunisten zu säubern: in Italien über die Koalition der christlichen Gewerkschaften; in Frankreich, wo Charles de Gaulle eine Machtübernahme der Kommunisten bei der Befreiung von Paris verhindern kann, indem das OSS den Waffennachschub verzögert und die kommunistische Résistance ausblutet, und über die Spaltung der Force Ouvrière; in Westdeutschland über den Wiederaufbau der antikommunistischen Einheitsgewerkschaft. In Österreich wird über die Bau- und Holzarbeitergewerkschaften sogar eine geheime paramilitärische Organisation aufgebaut und finanziert.

Der FBI-Direktor J. Edgar Hoover überwacht das OSS und sabotiert dessen Arbeit aus Eifersucht. Während einem Einbruch in die Spanische Botschaft in Washington fahren zwei FBI-Autos mit heulenden Sirenen vor und die OSS-Agenten werden von der alarmierten Polizei verhaftet. Aber Roosevelt unternimmt weder etwas gegen Hoover noch gegen Donovan. Hoover, der bis zu seinem 43. Jahr bei seiner Mutter wohnt, waltet nach dem Kriegseintritt der USA als Medien-Zensor und macht die Zeitungen mundtot. 1942 werden auf Hoovers Initiative 120'000 Amerikaner japanischer Herkunft in Konzentrationslager interniert. Auch viele Deutsch-Amerikaner werden völlig grundlos als Nazis verdächtigt, interniert und teilweise nach Deutschland zurückgeschickt, im Austausch gegen amerikanische Kriegsgefangene. Im Herbst 1944 schlägt Donovan dem Präsidenten vor, das dem Generalstab unterstellte OSS in einen eigenen Geheimdienst umzuwandeln, was Hoover sofort an die Öffentlichkeit bringt, um die Idee zu sabotieren. Auch General Douglas MacArthur, der dem OSS jede Operation im Pazifik verboten hat, wehrt sich gegen einen Central Intelligence Service.

Hoover hasst die First Lady, Eleanor Roosevelt, da sie politisch aktiv, liberal und den Schwarzen gegenüber aufgeschlossen ist. Der FBI-Chef lässt ihr Privatleben akribisch ausspionieren, so dass ihre im Geheimarchiv untergebrachte Fiche 449 Seiten umfasst. Im Januar 1942 brechen FBI-Agenten in New York im Hauptquartier des American Youth Congress ein, dessen Leiter, Joseph Lash, ein vermuteter Liebhaber der First Lady ist, und fotografieren dessen Korrespondenz. Lash wird aufgrund dieses weitergegebenen Materials abgelehnt, als er sich um eine Stelle bei der Navy bewirbt. Mit gleichem Ziel bricht das FBI im Dezember im Büro des International Student Service ein. Auch das Army Counter-Intelligence Corps überwacht die First Lady: es verwanzt 1943 das Blackstone Hotel in Chicago, in dem Lash und Roosevelt absteigen und geben das Material Roosevelt weiter. Lash wird daraufhin in den Pazifik geschickt. Hoover ist ebenfalls im Besitz dieser Infos.

Hoover startet auch eine Kampagne wegen angeblicher Homosexualität gegen Vizeaussenminister Sumner Welles, worauf Roosevelt seinen Freund entlassen muss und plant, Hoover nach dem Krieg abzusetzen.
Mit Hoover arbeitet auch Francis Spellman, der nach der Nomination seines Freundes Eugenio Pacelli zum Papst Pius XII. 1939 zum Erzbischof von New York ernannt wurde. Spellman durchreist als Geistlicher problemlos die Kriegszonen und amtet als Geheimagent für Roosevelt. Nach dem Krieg unterstützt Spellman seine Freunde Roy Cohn und Joe McCarthy bei der Kommunistenjagd, wird einer der zentralen Figuren im Machtgefüge New Yorks, nimmt an Pentagon-Sitzungen teil, diskutiert Militärstrategien mit dem Generalstab, sammelt Informationen für die CIA und das Aussenministerium und geschäftet mit Joe Kennedy und John Reynolds.

Nachdem der Psychoanalytiker Wilhelm Reich im August 1939 in die USA flüchtete, begann ihn das FBI zu observieren. Über den Propagandisten der sexuellen Revolution, die eine politische Umwälzung nach sich ziehen soll, entsteht eine 789 Seiten umfassende Akte, obwohl er nach der Finnlandinvasion der Sowjetunion strikter Anti-Stalinist ist.
Nach einem Artikel über Reichs Orgasmus-Maschine in Harper's Magazine beginnt die Food and Drugs Administration eine $2 Mio. teure Untersuchung wegen missbräuchlicher Werbung, was 1954 zum Verbot der Orgon-Akkumulatoren führt. Reich hält sich nicht an das Verbot, worauf er zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt und seine Schriften verboten und verbrannt werden.

Quellen: Summers (1993): 125-150, Theoharis/ Cox: 200-255, Schulz: 53, 161, 325, Best: 24ff, Cran, Collier/ Horowitz: 149, 308, Chotjewitz: 15-20, Kennedy (1987), Cooney, Todd, Pletschinger/ Bredenbrock, Chomsky (2001), Bröckers, Bülow (2003): 246f.


1942 Kooperation von Mafia und Militär top

Seit dem Kriegseintritt am 11.12.41 haben die USA vor ihrer Ostküste 272 Handelsschiffe durch deutsche U-Boote verloren, ohne dass ein einziger Gegenangriff erfolgreich gewesen wäre. Kollaboration, Sabotageakte und Spionage im New Yorker Hafen machen die Marine machtlos. Sowohl die Navy wie auch die Polizei sind sich bewusst, wer die Häfen kontrolliert und vermuten, dass die Mobster auch hinter den Sabotageanschlägen stecken. Agenten der Naval Intelligence durchsuchen deshalb die Häfen nach Deutschen und Italienern, die für die Deutschen arbeiten. Die Ermittlungsabteilung des amerikanischen Marinenachrichtendienstes B-3 unter Charles Redcliffe Haffenden stösst bei ihren Nachforschungen auf unerwarteten Widerstand der Docker und Fischer und sucht deshalb Hilfe von Insidern.
Über Murray I. Gurfein wird Kontakt zu Joseph Lanza, dem Chef der Ortsgruppe der United Seafood Workers, hergestellt. Da gegen "Socks" Lanza solides Beweismaterial vorhanden ist, um sieben Anklagen wegen Erpressung und Konspiration durchziehen zu können, zeigt sich Lanza kooperativ und schlägt vor, den inhaftierten Luciano einzuschalten. Die Anastasia-Brüder beschliessen, die Freilassung von Lucky Luciano zu erpressen und versenken am 9.2.42 die Normandie, ein französischer Luxusdampfer, der zu einem Truppentransporter umfunktioniert worden war, im New Yorker Hafen. Über Lucianos Anwalt Moses Polakoff und Meyer Lansky laufen Haffendens Kontakte mit Luciano, der am 12.5.42 nach Comstock ins Great Meadow Gefängnis verlegt wird. Polakoff machte eine verblüffende Karriere als Richter, Staatsanwalt, Chef der Kriminalabteilung und Mitglied der Oberstaatsanwaltschaft in New York und arbeitet seit 1935 für Luciano. Dieser organisiert 850 Mafiosi, die die Landung der Alliierten auf Sizilien vorbereiten, darunter 62 Bürgermeister. Der unbestrittene Boss bekommt als Gegenleistung für seine Garantie, dass keine Sabotageakte mehr vorkommen, das Recht auf freien Besuchskontakt mit der Aussenwelt, was ihm die Leitung seines Imperiums ermöglicht.
Auch Meyer Lansky, der schon vor dem Krieg nationalsozialistische Demonstranten verprügeln liess, setzt sich für das B-3 ein, indem er unter anderen Vincent Alo als Informant über die Hafensicherheit und Johnny "Cockeye" Dunn als Beschaffer von Gewerkschaftsausweisen für das B-3 heranzieht. Lansky trifft sich zweimal mit Anwalt Murray Gurfein, der Assistent von OSS-Chef Donovan wird. Am 27.7.42 können acht deutsche Geheimagenten mit Sprengstoff für geplante Sabotageakte verhaftet werden. Die Erfolge der deutschen U-Boote können erheblich eingeschränkt werden, was aber auch auf neue Konvoi-Massnahmen zurückzuführen ist. Anfang 1943 ist der New Yorker Hafen die grösste Nachschubbasis für den Krieg in Europa.

Winston Churchill setzt sich mit dem Plan bei den Alliierten durch, zunächst in Italien zu landen, worauf das OSS seine Aktivitäten dort forciert. Earl Brennan vom Secret Intelligence verfügt über gute Beziehungen zum Vatikan und hat Kontakte zu Mussolinis Geheimpolizei und zu Mafiabossen im Exil. Das päpstliche Aussenministerium unter Giovanni Battista Montini, dem späteren Papst Paul Vl, offeriert dem amerikanischen Geheimdienst eine Karte mit den wichtigsten italienischen Kriegsbetrieben. Brennan besetzt seine Abteilung fast ausschliesslich mit Sizilianern und stützt sich auf vier in den USA bestehende Italienerorganisationen: 1. Die 1904 gegründete ultrakonservative Emigrantenvereinigung "Sons of Italy" mit 500'000 Mitgliedern, mit deren Hilfe das "Amerikanische Komitee für die Demokratie in Italien" gegründet wird und das den Machtwechsel in Italien ideologisch vorbereiten soll. 2. Die "Mazzini-Gesellschaft", in der fast alle italienischen Antifaschisten organisiert sind. Zu ihrer Spitze gehören Max Ascoli, der erste Aussenminister nach dem Faschismus, Carlo Sforza, der Gründer der Christdemokratischen Partei, Don Luigi Sturzo, der erste Botschafter in Washington nach dem Krieg, Alberto Tarchiani, erster Präsident der Republikanischen Partei Italiens, oder die OSS-Agenten Randolfo Pancciardi und Serafino Romualdi, die graue Eminenz der Gesellschaft. 3. Die italo-amerikanische Gewerkschaft, das Arbeitsfeld Romualdis. Nach seiner Rückkehr nach Italien 1945 beteiligt er sich massgeblich an der Spaltung der italienischen Gewerkschaftsbewegung. 4. Die Mafia, die die Eroberung Italiens tatkräftig unterstützt. Im B-3 von Haffenden wird ein Kartenzimmer eingerichtet, und Italiener und Sizilianer helfen, detaillierte Karten zu erstellen.

Coca-Cola-Boss Robert Woodruff schickt mit der Armee 248 Firmenvertreter auf die Schlachtfelder, die dafür sorgen, dass die Soldaten jederzeit mit der schwarzen Brause versorgt werden. Die US-Armee verleiht den Repräsentanten den pseudomilitärischen Rang als uniformierte technische Beobachter und stellt Flugzeuge und Schiffe für den Transport des Getränks zur Verfügung. Auf allen Kontinenten werden Abfüllanlagen eingerichtet, häufig auf Regierungskosten. Bis Kriegsende konsumieren 11 Mio. Soldaten 10 Mia. Flaschen Coke und verbreiten das Getränk, das seit 1929 kein Coca-Extrakt mehr enthält, in den eroberten Ländern. Das Coca-Cola-Emblem ersetzt das Hakenkreuz und wird mit Freiheit assoziiert. Deshalb kann The Economist den Coca-Cola-Index erfinden: Je mehr Coke in einem Land getrunken wird, desto freier, gesünder, wohlhabender und gebildeter seien die Bürger. Es ist nicht bekannt, wie viel Geld die englische Zeitschrift dafür von der Softdrinkfirma aus Atlanta erhielt.

Quellen: Davis (1994): 59-61, Behr: 171, Bradley, Chotjewitz: 15-20: 15ff, Potter: 3, Russel (2000), Best: 6, Ansom: 291f, Callahan: 129, Bröckers, Pendergrast.


USA und Frankreich top

Washington plant, nicht nur Deutschland, Italien und Japan, sondern auch Frankreich unter die Protektoratsverwaltung der American Military Government of Occupied Territories (AMGOT) zu stellen, um zu verhindern, dass Frankreich wieder als Störenfried auftreten könnte wie 1918/19, als es sich gegen die amerikanische Deutschlandpolitik wehrte. Zudem würde Frankreich sein an Rohstoffen und strategischen Stützpunkten reiches Empire nicht freiwillig öffnen, was die USA für ihre Waren und ihr Kapital seit 1899 fordern. Deshalb bekämpft Washington Charles de Gaulle, vor allem seit sich die Résistance unter seinem Namen vereinigte, und toleriert das Vichy-Regime, das es für fügsamer hält als eine von der breiten Bevölkerung getragene Regierung.

Seit Dezember 1940, ein Jahr vor dem Kriegseintritt, bereitet der Sonderbeauftragte Robert Murphy die Eroberung Nordafrikas vor. Murphy gewinnt Admiral François Darlan, der von Februar 1941 bis April 1942 an der Spitze des Vichy-Regimes stand, als Verbündeten. Drei Tage nach der Landung der Amerikaner in Nordafrika lässt Pétains Stellvertreter Darlan am 10.11. alle Kampfhandlungen auf Seiten Nazi-Deutschlands einstellen, worauf die Deutschen am nächsten Tag Südfrankreich besetzen. Am 22.11. lässt General Mark W. Clark den gewendeten Admiral ein geheimes Abkommen unterschreiben, das Frankreich zu einem Vasallenstaat mit Kapitulationsauflagen erklärt und den Alliierten die Kontrolle der Häfen, Befestigungsanlagen, Waffenlager und Kommunikations-einrichtungen und das Recht auf Beschlagnahmungen gestattet. Andere Bereiche wie Verwaltung, öffentliche Ordnung, Wirtschaft und Zensur sollten "gemischten Ausschüssen" übertragen werden. Am 27.11. versenkte sich die französische Flotte vor Toulon selbst.
Die Gaullisten sind an der Ermordung von Darlan am 24.12.42 beteiligt. Danach wendet sich Washington an General Henri Giraud, der einflussreiche Figuren aus Wirtschaft und Politik hinter sich hatte. Da er aber mit de Gaulle auf guten Fuss steht, präferieren die Amerikaner Pierre Pucheu, die Symbolfigur des Vichy-Regimes: Industrie- und Innenminister unter Darlan, Vertreter der Banken und der Schwerindustrie, Sponsor und Politiker der rechtsextremen Parti Populaire Français, Befürworter der Kollaboration mit den Nazis und treibende Kraft der antikommunistischen Repression. Giraud und de Gaulle schalten Pucheu aus: er wird zum Tod verurteilt und im März 1944 in Algier hingerichtet.

Das am 3.6.43 von de Gaulle gegründete Comité Français de Libération Nationale kann dank einem Freundschaftsvertrag mit Moskau verhindern, dass der Dollar in den befreiten Gebieten eingeführt und die provisorische Regierung der französischen Republik von den Amerikanern und Briten am 23.10.44 anerkannt werden muss. Obwohl Frankreich in Jalta nichts zu sagen hat, sorgt Stalin dafür, dass es nicht zum Protektorat degradiert wird.

Quellen: Lacroix-Riz.


1943 Mafia, Roosevelt und Hollywood top

Die Polizei stellt Paul Ricca, Frank Nitti, Phil d'Andrea, Louis Campagna, Frank Maritote, Johnny Roselli und Charlie Gioe im März 1943 unter Anklage. Drei Jahre zuvor untersuchte die Polizei die Gewerkschaft von Willie Bioff und entlarvte die Korruption in Hollywood. Bioff und George Browne wurden wegen Erpressung verurteilt, wonach Sydney Korshak zur Verbindung zwischen Kinoindustrie und der Mafia von Chicago wird.
Auch ihr Komplize Joe Schenck, Produzent bei der Twentieth Century Fox, wurde verurteilt, weil er die jährlichen $400'000 Kommission, die Chicago ihm bezahlte, nicht versteuerte. Schenck steuerte über den Postminister Farley $500'000 an die Wahlkampagne Roosevelts bei, wofür dieser den Boss der Bekleidungsgewerkschaft, Sydney Hillman, zu seinem Berater für Arbeitsprobleme ernannte.

Zudem ernennt Roosevelt 1944 Harry Truman, den Giancana als "unseren Mann" bezeichnet, zum US-Vizepräsidenten und zum Präsidenten des Democratic National Committee. Truman erfüllt im Wesentlichen Repräsentationspflichten und stellt Roosevelts Machtanspruch nicht in Frage. Hollywood bringt viel zu viel Geld ein, als dass Chicago sich zurückziehen würde. Johnny Roselli, der Konzernchefs wie Harry Cohn von Columbia, Harry Warner von Warner Bros. oder Louis B. Mayer von MGM in der Tasche hat, führte die Geschäfte in Hollywood weiter.
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzen das US-Aussenministerium und die neugegründete Motion Picture Export Association of America (MPEA, ab 1994 MPA) die Regierungen, die ihre eigene Filmkultur fördern möchten (wie Chile, Südkorea, Marokko, aber auch die Ostblockländer) unter Druck und bieten dafür Zugeständnisse in anderen Sektoren von bilateralen Handelsabkommen.

Obwohl anfangs die Verbindung zu Chicago nicht nachgewiesen werden konnte, erfolgt im März 1943 die Anklage wegen Erpressung von über $ 1 Mio. von verschiedenen Studios. Der Mafiaboss Chicagos Paul Ricca verlangt von Frank Nitti, der in der Öffentlichkeit als Padrone gilt, die Verantwortung für alle zu übernehmen. Aber Nitti bringt sich um, und Paul Ricca und Johnny Roselli werden zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt.
Ricca ernennt Tony Accardo zum Stellvertreter, Murrey Humphreys und Jake Guzik zu dessen Berater. Im April entführt Accardos Chauffeur Sam Giancana seinen Mentor und Freund Jake Guzik, der Financier der Chicagoer Mafia, und stellt ihn vor die Alternative: $200'000 oder eine Kugel. Guzik fügt sich, ebenso wie die anderen der Organisation, die vom Bioff-Browne-Prozess absorbiert sind. Um seine Stellung zu sichern, integriert Accardo neue Köpfe in die Organisation: Gussie Alex, Eddie Vogel und Ross Prio, und arrangiert sich mit den ehemaligen Capone-Beratern Abe Pritzker, Art Greene und Jake Arvey. "Big Tuna" Accardo, der fähigste Mobster von Chicago, dehnt die Einflusssphäre in den Mittleren Westen aus: Des Moines, St.Louis und Dallas.

Mit dem Kriegseintritt starten die USA eine äusserst aufwändige weltweite Propaganda, die vom Office of War Informationen organisiert wird. Einerseits geht es um die Diabolisierung der Kriegsgegner, andererseits sollen die USA als freies, offenes, demokratisches und tolerantes Land dargestellt werden, das die Last auf sich nimmt, die Welt vom Faschismus zu befreien. Robert Rifkin, ein Freund von OSS-Chef Donovan, produziert die ‚educational films', die in allen Teilen der Welt und in den frisch eroberten Gebieten gezeigt werden. Für den ersten Film ‚Swedens in America' kann Ingrid Bergmann engagiert werden. Die besten Drehbuchautoren und Regisseure arbeiten für die Propagandafilme und verfügen über beträchtliche Budgets. Obwohl die Republikaner eine Budgetkürzung des OWI um 75% durchsetzen können, bleibt die Kinopropaganda im Ausland davon nicht tangiert. Diese Form der psychologischen Kriegsführung dürfte wesentlich dazu beigetragen haben, dass die Amerikaner nicht als Eroberer, sondern als Befreier wahrgenommen werden.

Quellen: Giancana: 187ff, Jacobovici, Best: 10, Olgiatti, Karel (1), Moldea: 4f, Mattelart, Miller 2017.


1943 Italien-Invasion top

Über Joseph Colucci unterstützt der sizilianische Pate Calogero Vizzini die Sizilien-Invasion der US-Armee. Der Capo di tutti capi schaltet die Nummer Zwei der Insel, Genco Russo, ein, der Pächter des grossen Gutes ist, auf dem die deutsche Herman Göring-Division ihr Hauptquartier aufgeschlagen hat. Russos Männer treiben alle Küstenverteidigungspläne der italienischen Armee auf und erreichen, dass zwei Drittel der dort stationierten Soldaten während der Invasion desertieren.
Am 10.7.43 beginnt die amerikanische Invasion Westsiziliens unter General George Smith Patton. Im Gegensatz zur britischen Invasion unter General Montgomery im Ostteil der Insel verläuft die amerikanische unproblematisch. Sizilien wird innerhalb von 35 Tagen befreit, und die "politischen" Gefangenen werden freigelassen.

Charles Poletti, einflussreiches Mitglied der Mazzini-Gesellschaft, wird amerikanischer Militärgouverneur des Allied Military Government in Palermo. Luciano bezeichnet den ehemaligen Gouverneur von New York als guten Freund. Am 24.7.43 wird Don Calo Vizzini zum Bürgermeister von Villalba ernannt, und 95% der eingesetzten Bürgermeister sind Mafiosi oder Vertrauensleute der Mafia. Bereits nach zwei Monaten hat sich die Macht der Mafia etabliert. 1944 schliessen sich unter der Führung von Enrico Cuccia die bisherigen Herzstücke der italienischen Finanzwelt (die Banca Commerciale Italiana, der Credito Italiano und die vatikannahe Banco di Roma) zur Mediobanca zusammen, die zusammen mit dem Fiat-Konzern von Gianni Agnelli und dem Pirelli-Konzern von Carlo De Benedetti die italienische Industrie bis zum Ende des Jahrhunderts beherrschen wird. Im Gegensatz zum industrialisierten Norden bleibt das Mezzogiorno von Grossgrundbesitz, Mafia und Armut beherrscht. Der im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1929 entstandene ‚Staatskapitalismus' Mussolinis setzt sich fort, indem neben dem 1933 gegründeten IRI, das den Bankensektor und 40% der Aktiengesellschaften kontrolliert, nach dem 2. Weltkrieg die Enel und die ENI gegründet werden, womit der Staat 50% des Industriekapitals kontrolliert.

Nach dem Zusammenbruch des Faschismus entsteht auf der Insel eine starke kommunistische Bewegung, hauptsächlich unter den Bauern. Die USA beschliessen, die Kommunisten mithilfe der Mafia zu bekämpfen, unterstützt von der Kirche und den Grossgrundbesitzern. Der Geheimdienst OSS steht über den Rechtsanwalt Vito Guarazi in Kontakt zur Mafia, die die wichtigste Informationsquelle für den US-Geheimdienst ist. Im September 1944 kommt es zu einer ersten Mordwelle, und am 1.5.47 erreicht der Terror seinen Höhepunkt, als ein eigentliches Massaker bei einer Feier in Portella stattfindet. Von 1944 bis 1949 werden über 500 sozialistische oder kommunistische Aktivisten umgebracht, womit diese Gefahr radikal gebannt ist.

Vito Genovese wechselt die Front und stellt sich der US-Armee, die soeben Neapel erobert hat, zur Verfügung. Wegen einer Mordanklage aus den USA geflüchtet und seit 1939 in Neapel, knüpfte er Kontakte zu hohen Faschisten wie Galeazzo Ciano, Hermann Göring oder Benito Mussolini und unterstützte sie, indem er beispielsweise $250'000 für den Bau des Generalquartiers der Faschistischen Partei beisteuerte. 1942 noch hatte er dem Duce zuliebe den Herausgeber einer antifaschistischen italienischen Zeitung in New York ermorden lassen, um seine Allianz mit den Faschisten zu stärken. Carmine Galante der Bonanno-Familie steuerte den Wagen beim Boccia-Attentat, konnte allerdings, obwohl unter Bewachung stehend, nicht verfolgt werden, da die Polizeidetektive während dem Krieg keine Autos zur Verfügung haben.
Die Deutschen blockieren Neapel während der 104 Bombardierungen durch die Alliierten, was 20'000 Tote und 100'000 Obdachlose bewirkt. Nach dem Einmarsch in die von den Deutschen bereits verlassene und völlig ausgehungerte Stadt am 1.10.43 setzen die USA die Camorra wieder ein, die zuvor während 20 Jahren keine Rolle gespielt hatte. Die zugeteilten Rationierungen sind viel zu gering, um überleben zu können, weshalb in Kürze ein Schwarzmarkt entstand.
Charles Poletti setzt Genovese als Berater und Übersetzer des Allied Military Government ein, wobei er vor allem für Rekrutierung von antikommunistischen Politikern zuständig ist. Genovese organisiert den Schwarzmarkt mithilfe amerikanischer Lastwagen, die liefern und gleichzeitig Verkaufsraum bilden, und er ist der Verbindungsmann zwischen US-Hauptquartier der Armee und der Zivilverwaltung. 1944 dehnt sich der Schwarzmarkt von Forcella zum grössten von ganz Europa aus, und neben den italienischen Waren werden vor allem Diebesgut und Produkte aus den amerikanischen Armeebeständen. Über 30% der Frauen(und auch viele Kinder) müssen sich prostituieren, um an Lebensmittel zu kommen. Die Krankenhäuser spezialisieren sich auf Geschlechtskrankheiten, und ein ganzes Quartier wird für infizierte Soldaten abgesperrt. Genovese ist auch im Hafen tätig, und man munkelt sogar von einem verkauften US-Zerstörer. Wegen den Aktivitäten auf dem Schwarzmarkt wird er von der Criminal Investigation Division der Armee festgenommen und wegen der hängigen Mordanklage, trotz des Widerstands der amerikanischen Autoritäten, die ebenfalls in Schwarzmarktaffären verwickelt sind, in die USA zurückgebracht und vor Gericht gestellt. Da der Hauptzeuge des Boccia-Mordes, Pete Latempa, im Januar 1945 im Gefängnis vergiftet wird, und die Aussage des zweiten Zeugen, Ernest "the Hawk" Rupolo, für eine Verurteilung nicht genügt, kommt Genovese 1946 frei. Rupolo wird im August 1964 mit einbetonierten Füssen in der Jamaica Bay versenkt.
Frank Costello hatte in New York genügend Tammany-Leute in der Tasche, um den politischen Apparat der Stadt zu kontrollieren. Costello hat als Stellvertreter Genoveses seine Macht konsolidiert und wurde der politische Repräsentant der Mafia in der Oberwelt. Als "Premierminister der Unterwelt" sieht man ihn in Begleitung von Spitzenpolitikern, führenden Bankern, höheren Polizeibeamten und Richtern. Zudem hat er sich mit Anastasia verbündet, der mit seinem Boss Vincent Mangano je länger je mehr Schwierigkeiten hat. Als Genovese seine Familie in New York wieder übernimmt, behält Costello eine einträgliche Lotteriebank Genoveses für sich, worauf es zu Feindseligkeiten kommt.

Priorität der USA hat nach der Eroberung die Entmachtung der Kommunisten, die bei Kriegsende zwischen 100'000 und 200'000 Partisanen unter Waffen haben. Dazu arbeitet Serafino Romunaldi an der Spaltung der PSIUP, der sozialistischen Partei unter Pietro Nenni, was mithilfe des Führers der sozialdemokratischen Fraktion, Giuseppe Saragat, und zwei Sozialisten im Exil, Modigliano und Silone, gelingt. Die USA erreichen mit Unterstützung der Sozialdemokraten drei Zielsetzungen:
1. Die Ausschaltung der früher im Mittelmeerraum starken Briten in militärischer und wirtschaftlicher Hinsicht.
2. Die Einigung der politischen Mitte.
3. Die Spaltung und Schwächung der Gewerkschaften und der Kommunisten.
Als politische Kraft bieten sich zunehmend die Christdemokraten an, die vom Vatikan und der Mafia stark favorisiert werden. Damit beginnt eine Allianz der Geheimdienste, der Mafia und des Vatikan mit den Christdemokraten und dem sozialdemokratischen Flügel der Sozialisten, die fast 50 Jahre lang funktioniert. Der Vatikan verbreitet antikommunistische Hetzreden, wonach Kinder von den Kommunisten misshandelt und umgebracht würden. Die USA verhindern konsequent die Säuberung des italienischen Staatsapparates von den Faschisten und sabotieren die Strafverfolgung von Unternehmern, die vom Faschismus profitierten und ihn unterstützten. 1946 erlässt der Justizminister und kommunistische Parteichef Palmiro Togliatti auf Druck der USA eine Generalamnestie für die Faschismuszeit. Die Politik der PC wird nicht in Moskau, sondern in Washington diktiert, und die USA drohen mehrmals mit einer militärischen Intervention, sollten die Italiener eine kommunistische Regierung wählen.
Obwohl mit etwa 2000 Prozessen wegen der Ermordung von 15'000 italienischen Zivilisten und Partisanen gerechnet wurde, finden bis 1965 nur 13 Verfahren mit 25 Angeklagten statt. Alle anderen hängigen Fälle werden am 14.1.60 archiviert. Kein einziger italienischer Kriegsverbrecher wird verurteilt, andere wie der SS-Scherge Eugen Dollmann arbeitete nach dem Krieg nicht nur für die CIA, sondern auch für den italienischen Geheimdienst. 1946 reorganisieren sich die Faschisten in der Movimento Sociale Italiano, die 1995 in die Alleanza Nazionale umbenannt und 2001 zusammen mit Berlusconi wieder an die Regierung gelangt.

Quellen: Raith: 20, Chotjewitz: 15-20, Bradley, Delorme: 87-99, 105-109, Russel (2000), Meurice, Musso, Davis (1994): 62f, Delorme, Potter: 3, Best: 7f, Ansom: 292f, Bradley, Horowitz: 52ff, Simpson, Giancana: 253f, Schulz: 55, 70, Pilger: 46ff, Schweitzer: 6f, Ascherson 1, Karel.


1943 Hoover und Kennedy top

Mit der Hilfe von Hugh Clegg des House Appropriations Committee startet Hoover 1943 ein wirksames Kongress-Lobbying-Programm, mit dem er die Operationen anderer Agenturen überwachen und sein eigenes Budget beeinflussen kann. Hoover ordnet drei FBI-Beamte als permanente Assistenten für Clegg ab, und von 1943 bis 1970 dienen 28 FBI-Agenten dem Vorsitzenden des Budget-Komitees, John Rooney. Rooney wird von Hoover geschützt, da er von der Mafia geschmiert wird. Laut einem FBI-Report erhält er allein 1967 $100'000.

Hoover legt "Zusammenfassungen" über Abgeordnete an und behauptet deshalb, er führe keine "Akten" über Politiker. Hoover begann damit schon in den 20er Jahren und verfeinerte seine Technik im Laufe der Zeit. Im "Official and Confidential"-Archiv werden 1973 833 Dossiers von Senatoren und 722 von Repräsentanten entdeckt. Ein Teil der Fichen ist dann aber schon vernichtet oder versteckt worden. Seit 1945 wird über jeden Oberrichter, deren Wahl Hoover oft entscheidend beeinflusst, eine Fiche geführt. Die Transkripts der Telefonüberwachungen dieser Richter umfassen allein 20'000 Seiten. Dank diesen Unterlagen kann Hoover beispielsweise ein Hearing vor dem "Subcommittee on Invasion on Privacy" unter Vorsitz von Senator Edward Vaughan Long mit Erpressung verhindern. Obwohl Long die Untersuchung über die Missachtung der Freiheitsrechte durch das FBI einstellt, zerstört eine Kampagne im Life Magazine, die behauptet, er habe von Morris Shenker von der Teamsters Union Schmiergelder angenommen, ein Jahr darauf seine politische Karriere. Auch über Cornelius E. Gallagher, der sich Hoovers Forderung, Robert Kennedy vor dieses Subcommittee zu bringen, widersetzt, wird von Sandy Smith im Life Magazine behauptet, er habe Beziehungen zur Mafia. Die erfundenen Beweise bekam Smith von Cartha DeLoach. Das FBI bricht bei Gallagher ein und hört sein Telefon ab.

Joe Kennedy, der Hoover seit den 20er Jahren kennt, arbeitet hart daran, ihm den Honig um den Mund zu schmieren. So spendet er grosse Summen an die J. Edgar Hoover Foundation und meldet sich im September 1943 als Special Service Contact für das FBI. Obwohl dieses Programm nach dem Krieg ausläuft, setzt Hoover ihn 1950 wieder ein, und ab 1951 ordnet er sogar 4 Agenten als persönliche Hilfe Kennedys ab. Das FBI wird insgesamt 343 Akten über Kennedy-Fälle anlegen.

John F. Kennedy, dem sein Vater wegen seiner Rückenprobleme einen Büroplatz beim ONI in Washington organisierte, hat seit 1941 eine Affäre mit der Journalistin und ehemaligen Miss Dänemark Inga Arvad. Hoover lässt seit 1939 Material über JFK sammeln, interessiert sich laut DeLoach für die Fiche aber erst, als Kennedy Präsidentschaftskandidat wird. Die schöne "Inga-Binga" steht unter Spionageverdacht, weil sie mit Rudolf Hess befreundet ist, Himmler und Goebbels kennt, an Görings Hochzeit teilnahm und nach der Trauung den Führer interviewte, als sie während der Olympiade 1936 in Deutschland war. Hoover gab Informationen über das Verhältnis an Walter Winchell weiter, was dieser in seiner Kolumne publizierte. Um die Karriere seines Sohnes zu retten, organisierte Joe Kennedy dessen Versetzung nach Charleston in South Carolina. JFK traf sich jedoch weiter mit seiner Geliebten, beobachtet vom FBI, worauf Hoover den Vater telefonisch warnte. Inga Arvad erwartete ein Kind von JFK, aber sie heiratete 1942 sechs Monate vor der Geburt den Schauspieler Tim McCoy.

JFK wurde 1942 in den Krieg in den Südpazifik geschickt. In der Blackett-Meerenge wird das von JFK kommandierte Torpedoboot PT-109 durch Nachlässigkeit in eine Flottenaktion verwickelt, wobei ein japanischer Zerstörer das Boot entzweischneidet, der einzige Unfall dieser Art während des 2. Weltkrieges. JFK kann sich und seinen verwundeten ersten Maschinisten Patrick McMahon retten, indem er vier Stunden lang mit dem Verletzten auf dem Rücken zur nächsten Insel schwimmt. Bei der Rettungsaktion der übriggebliebenen Besatzung sind Leit Erickson von der Associated Press und Fran Hewlitt von der Universal Press dabei. Die Story erscheint am 20.8.43 auf der Titelseite der New York Times, und ein Artikel von John Hersey wird im New Yorker publiziert, womit JFK zum offiziellen Kriegshelden erkoren wird. Sein Vater überredet den Chefredaktor des Reader's Digest, Paul Palmer, die Story in gereinigter Fassung, ohne Erwähnung der Nachlässigkeit zu veröffentlichen. Diese Kriegsheldengeschichte wird später im Zusammenhang mit den Wahlkampagnen immer wieder nachgedruckt. Die Rettungsaktion schwächt JFK so stark, dass er mehrere Monate braucht, um sich zu erholen. JFK durchlebte alle möglichen Kinderkrankheiten und hatte keine Chance, neben seinem älteren Bruder zu bestehen, weshalb er sich darauf verlegte, den Clown zu spielen.

Joe Kennedy jr. ist sportlich und fleissig, überall beliebt, bewundert und das Lieblingskind der Eltern. Der Konkurrenzkampf der beiden ältesten Brüder bezieht sich meist auf sexuelle Eroberungen. Aber ein Jahr nach Johns Unfall kommt Joe jr, der als Ältester für die politische Karriere vorgesehen war, beim Versuch, seinen Bruder als Kriegsheld noch zu übertreffen, ums Leben. Er hat sich für eine gefährliche Mission als Pilot von fliegenden Bomben gemeldet und Störungen des Zündsystems nicht ernst genommen. Da sein Bomber mit 11 Tonnen TNT vollgestopft war, um die deutsche Flugabwehr ferngesteuert auszuschalten, setzt er sein Leben und das seines Kopiloten Wilford Willy leichtsinnig aufs Spiel. Auch die Schwester Kathleen kommt am 13.5.48 bei einem Flugzeugunfall ums Leben.

Quellen: Summers (1993): 195ff, Theoharis/ Cox: 269-273, Posener: 54ff, Davis (1984), Wolfe: 153ff, Gregory/ Speriglio: 240, Best: 18f, Collier/ Horowitz: 140-164, Hersh: 82-86.


1944 Krieg gegen Deutschland top

Im Juli 1943 stoppt die Rote Armee den Vorstoss der Wehrmacht in der Region Charkow, und es wird klar, dass die Sowjetunion nicht nur überleben, sondern das Dritte Reich besiegen wird. Damit geht das strategische Ziel der USA, dass sich Deutschland und Russland gegenseitig total vernichten und sie die alleinige Weltmacht blieben, nicht mehr auf. Am 20.8.43 legt OSS-Chef William Donavan dem General John R. Deane ein vom Historiker Gerard D. Robinson geschriebenes Papier vor, dass die Frage stellt, ob die Deutschen den Einmarsch der USA erleichtern würde, um gemeinsam die Russen zurückzuwerfen. Das Papier empfiehlt, die immer wieder verschobene Landung an der Atlantikküste nun unmittelbar voranzutreiben, um günstige militärische Voraussetzung für die Auseinandersetzung mit der Sowjetunion zu schaffen. Drei Optionen stehen zur Diskussionen:
1. Ein Separatfrieden mit den Nazi-Generälen, um gemeinsam die Sowjetunion zu besiegen, und danach die Niederwerfung des Nazis.
2. Liquidierung Hitlers durch ein Attentat (das OSS steht zu diesem Zeitpunkt bereits in Kontakt zum Widerstand des späteren "20. Juli"), um ein starkes Europa gegen die Sowjetunion zu behalten.
3. Totale Kriegsmobilisierung, um eine bedingungslose Kapitulation Deutschlands zu erreichen, was einen Kompromiss mit der Sowjetunion bedeutet.
Alle die Strategien werden gleichzeitig verfolgt, wobei Roosevelt eher die dritte Möglichkeit favorisiert, schliesslich haben die USA ihre Kriegsgüterproduktion zwischen 1941 und 1943 verachtfacht. Ausschlagebend ist dann der Krieg gegen Japan, wozu die USA die Rückendeckung der UdSSR brauchen, wofür Roosevelt Stalin Zugeständniss in Europa einräumt.

Die Judenfrage spielt dabei keine Rolle. Schon zu Beginn des Jahres 1943 erhielten die Amerikaner Berichte, dass in Deutschland über 6000 Juden pro Tag umgebracht würden. Roosevelt und die amerikanischen Behörden verhinderten aktiv die Verbreitung des Genozids. Bei Aufklärungsflügen fotografieren und identifizieren die Alliierten die Konzentrationslager, Arbeitslager und Gaskammern. Aber im Bombenkrieg gegen Deutschland werden die Gaskammern und Transportwege zu den Konzentrationslagern nicht bombardiert, weil sie nicht von strategischem Wert sind, im Gegensatz zu den Fabriken.
Auch bei der Immigration von Juden in die USA gibt es Probleme. So konnte das Kreuzfahrtschiff St. Louis, das 1939 930 Juden nach Kuba bringen wollte, aber in Havanna nicht landen konnte, auch in Florida nicht anlegen. Die Ausschaffung wurde in Deutschland zu Propaganda benutzt, wonach Juden ausreisen können, wenn sie ein Land finden, das sie aufnimmt. Auch in den USA herrscht starker Antisemitismus, weshalb die jüdischen Organisationen sich nicht getrauen, sich für die Immigranten auf der St. Louis der Hamburg-Amerika-Linie einzusetzen. Belgien, Holland, Frankreich und England nehmen die Flüchtlinge dann auf. Nur etwa die Hälfte der Passagiere erlebt das Kriegsende.

Trotz der massiven Zerstörung der Städte (80%) durch die Bombardierung, die die Bevölkerung demoralisieren soll (was nicht gelingt), bleibt 60% der Industrieanlagen intakt. Auf der Potsdamer Konferenz beschliessen die Siegermächte die Demontage der deutschen Industrie, um Deutschland als Konkurrenten und Kriegsmacht auszuschalten.

Die US-Armee führt die antisemitische Politik in den Konzentrationslagern weiter und misshandelt die jüdischen Überlebenden: "Es sieht so aus, als ob wir die Juden so behandeln wie die Nazis, nur dass wir sie nicht umbringen", stellt Kommissär Earl Harrison in seinem Bericht fest. Die USA beschlagnahmen nicht nur Gelder aus Konten der jüdischen Opfer, sondern auch Grundstücke in den USA, Patente, Copyrights und Kunstwerke im Wert von $5 Mia, die die SS den Holocaust-Opfern gestohlen hatte.

Den amerikanischen Soldaten wird mit Propagandafilmen eingetrichtert, dass alle Deutschen Nazis seien, damit sie sich nicht mit den deutschen Frauen einlassen. Die Deutschen sollen umerzogen werden, zuerst durch brutale Filme in den Kinos, dann durch Umerziehung mit schulischen Massnahmen. Beides funktioniert schlecht, weshalb das Kontaktverbot aufgehoben wird und versucht, Vertrauen zu gewinnen. Mit Beginn des Kalten Kriegs wird auf die Demokratisierung verzichtet und mit Filmen Propaganda für die Freundschaft mit den USA und gegen den Kommunismus gemacht.

Quellen: Pohlmann, Schulz 2005, Weber 2008, Roth 1986.

1944 Bretton Woods top

Auf Einladung Roosevelts treffen sich in Bretton Woods 44 alliierte Staaten, um angeblich ein internationales Währungssystem zu beraten und zu beschliessen. Die USA nutzen ihre wirtschaftliche und militärische Position, um ihre geopolitischen und wirtschaftlichen Hegemonialinteressen durchzusetzen. Schon lange planen die USA die Verdrängung des Pfund Sterlings durch den Dollar als internationales Zahlungsmittel und Reservewährung. Sie kaufen von 1934 bis 1945 im Wert von $16 Mia. systematisch Gold auf, davon für $753 Mio. aus Deutschland, Italien und Japan. Nach der Besetzung von Frankreich, Belgien und Holland versuchten die Briten vergeblich, die Amerikaner vom Goldkauf aus Deutschland abzuhalten. Auch nach dem Einmarsch in den besetzten Ländern bemächtigen sich die USA des Raubgoldes, beispielsweise das Gold in der Merkers-Salzmine im Wert von RM 400 Mio. In Deutschland ziehen die USA $343 Mia. an Geld, Gold und Wertpapieren ein.

Da die Briten wissen, dass das Pfund aufgrund der Auflösung des Kolonialreichs seine Funktion als Leitwährung verlieren wird, konzipiert der Ökonom John Maynard Keynes eine internationale Währung namens Bancor, die ein stabiles Wechselwährungssystem ohne Bevorzugung eines Landes garantiert. Die Idee des Bancor basiert auf der Idee einer Clearingsstelle von Hjalmar Schacht, der 1940 im Auftrag von Walter Funk ein europäisches Wirtschaftssystem unter Naziherrschaft konzipiert. Nicht mehr das Gold soll die Basis des internationalen Handels sein, sondern der multilaterale Ausgleich von Import und Export der Güter, abgerechnet in Reichsmark, die das britische Pfund als Leitwährung ablösen soll. Nazi-Deutschland könnte dank einer Währungs- und Zollunion die Preise der getauschten Güter als auch die Wechselkurse der europäischen Währungen zur Reichsmark festlegen.
Im Auftrag des britischen Informationsministeriums entwickelt John Maynard Keynes ein Gegenmodell, das die meisten Punkte von Schachts Modell übernimmt, aber auf eine nationale Leitwährung und Satellitenstaaten verzichtet und einen gleichberechtigten Güteraustausch dank einer interantionalen Clearing-Union (ICU) und einer künstlichen Weltwährung vorsieht. In diesem System gäbe es keine direkten internationalen Tauschgeschäfte, sondern nur "Güter gegen Bancor gegen Güter". Um eine Parität zwischen Gläubigern und Schuldnern zu erreichen, schlägt Keynes vor, dass die Nationen sowohl auf zu hohe Guthaben wie auch auf zu hohe Schulden Zinsen an die ICU zahlen müssen. Der Bancor würde durch eine Goldmenge definiert, und die Nationen könnten Gold bei der ICU gegen Bancor eintauschen - nicht jedoch im umgekehrten Sinne, damit der Gütertausch nicht unterbunden wird. Mit den ungenutzten Guthaben der Überschussnationen und den Zinseinnahmen der ICU könnte zudem Entwicklungshilfe betrieben oder eine kriegerische Nation sanktioniert werden. Damit erhielte die ICU die Machtposition einer Weltregierung.
Verständlicherweise haben die USA daran kein Interesse, sondern wollen den Welthandel mit dem Dollar kontrollieren. Eine Woche nach Pearl Harbor beauftragt Finanzminister Henry Morgenthau seinen Berater Harry Dexter White mit der Entwicklung eines Gegenmodells auf der Basis freier Marktzugänge. White übernimmt das Nazi-Modell mit dem US-Dollar als Weltleitwährung, zu dem die anderen Währungen in einem festen Wechselkurs stünden. 1942 wird zunächst Grossbritannien durch die gemeinsame Ausarbeitung des anglo-amerikanischen Statements of Principles ins Boot geholt, das Keynes mit einer Verrechnungseinheit namens Unitas täuscht. Zur Durchsetzung ihrer Interessen organisieren die USA dann 1944 eine internationale Konferenz in Bretton Woods, auf der die anderen Nationen übers Ohr gehauen werden. Gleichzeitig wird eine bisher nie dagewesene Pressekampagne lanciert, die die Vorzüge des freien Handels und der Abschaffung des Protektionismus propagieren.
White stellt Keynes an der Konferenz kalt, indem er zwei parallele Gruppen zu den Themen "Währung" und "Bank" bildet und Keynes zum Vorsitzenden der Bankengruppe ernennt. Zudem gibt es zahlreiche Kommissionen, deren aufgebauschte Scheindebatten von den amerikanischen Sekretären kontrolliert werden, die dafür auf einer Übungskonferenz geschult wurden. Die Diskussionen der 731 Delegierten aus 44 Nationen scheitern schon an der Sprachkompetenz der Delegierten. Im überaus komplexen und vertrackten 96-seitigen Dokument fügt White heimlich zum Begriff Gold "Dollar" hinzu. Die Delegierten unterzeichnen den kaum verständlichen "Final Act", ohne ihn vorher lesen zu können.
Nach einigen Wochen wird der Betrug bemerkt und kritisiert, und das britische Parlament will die Ratifizierung ablehnen. Aber die USA kündigen im August 1945 den Lend-Lease-Act, auf dessen Kredite das zerstörte und ausgeblutete Grossbritannien angewiesen ist, plötzlich und mit sofortiger Wirkung. Einen neuen verzinslichen Kredit in der Höhe von $3,75 Mia. zur Finanzierung der Lebensmittel und Rohstoffe gewähren die USA nur, wenn der Bretton-Woods-Vertrag ratifiziert wird. Den Engländern bleibt keine andere Wahl, als sich am 6.12.45 zu unterwerfen. Bis am 27.12.45 unterzeichnen 29 Regierungen das unvorteilhafte Abkommen.
Allerdings besteht zunächst das Problem, dass viel zu wenig Dollars im Ausland sind, da die USA kaum Waren aus dem Ausland importierten. Die Lösung des Problems heisst Marshallplan, der am 3. April 1948 vom US-Kongress verabschiedet wird. Das Hilfsprogramm von $12,4 Mia. entspricht den vorhandenen US-Goldreserven und dient weitgehend zum Kauf amerikanischer Güter, kurbelt damit die US-Wirtschaft an, eröffnet damit neue Märkte und Abhängigkeiten und festigt den Dollar als internationalem Zahlungsmittel.
Die USA können dank dem Betrug und der Erpressung der anderen Nationen als einziges Land der kapitalistischen Welt ihre internationalen Zahlungsverpflichtungen selbst produzieren. Bedingt durch das Fehlen internationaler Kontrollinstanzen können sie so viele Dollars drucken, wie sie brauchen. Mit ihrer seit 1934 versprochenen Garantie des Goldstandards von $35 pro Unze Feingold setzen sich die USA an den Geldhahn und finanzieren ihren Wohlstand und ihre Kriege auf Kosten der anderen Länder, die ihre Importe und Währungsreserven in Dollars zahlen und anlegen müssen.

Mit dem Internationalen Währungsfonds und der Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (Weltbank) werden im März 1946 in Savannah (Georgia) im Beisein von Vertretern von 34 Nationen zwei Institutionen geschaffen, über die die USA ihre finanzpolitischen Interessen global durchsetzen können. Obwohl Keynes in seiner Rede vor dem politischen Missbrauch warnt und dafür viel Applaus erhält, setzen sich die USA ihre Interessen in allen Punkten rücksichtslos durch. Keynes stirbt am 21.4.46 an seinem zweiten Herzinfarkt.
Die USA wollen die Kreditvergabe auf möglichst viele Schultern verteilen, aber selbst die Kontrolle über die internationale Finanzwirtschaft erlangen. Daher setzen sie durch, dass die beiden Organisationen in Washington angesiedelt werden. Beitrittskandidaten müssen ihre Bücher offenlegen, Gold hinterlegen und einen Beitrag bezahlen, womit sie bei Schwierigkeiten einen Kredit bekommen. Das Startkapital des IWF beträgt $8.8 Mia., zu denen die USA mit $2.9 Mia. die höchste Quote beisteuern. Aufgrund des Quotenprinzips und einem festgelegten Mehrheitsprinzip von 85% kann kein Entscheid des IWF gegen die USA gefällt werden (die Stimmrechte betragen 1981 20% für die USA, 25% für die neun Staaten der damaligen EG, 36% für die 121 Entwicklungsländer und 4% für Japan).
Der Chefposten beim IWF wird von Anfang an durch einen Nichtamerikaner besetzt, was verschleiert, dass die Amerikaner mit ihrer Sperrminorität und dem Vetorecht die absolute Macht innehaben und den IWF als zentrales Instrument zur Sicherung der wirtschaftlichen Weltherrschaft einsetzen.
Der erste Chef wird 1946 der Belgier Camille Gutt, der den Amerikanern mit geheimen Lieferungen kongolesischen Urans zur Atombombe verhalf und die belgische Bevölkerung 1944 durch eine drastische Währungsreform enteignete. Gutt sichert die Einführung fester Wechselkurse und sorgt für ideale Kredit- und Investitionsbedingungen für Grossbanken und Finanzkapital. Die Erhaltung der Währungskonvertibilität über Kredite und Stützungsaktionen ist die zentrale und illusionäre Aufgabe der IWF, wofür ein System der festen Wechselkurse definiert wird. Der ursprüngliche Zweck, nicht nur einen freien, sondern dank dem Abbau der Zollschranken, der Stabilisierung der Rohstoffpreise und dem Transfer von Wissen und Technologie in die Dritte Welt auch einen fairen Handel zu ermöglichen, wird bald verdrängt.
1951 übernimmt der ehemalige Gouverneur der Schwedischen Zentralbank und ehemalige Direktor der BIZ Ivar Rooth die Nachfolge und knüpft die Kreditvergabe an Bedingungen zu Reformen. Um die Eingriffe der USA in die inneren Angelegenheiten der Schuldnerstaaten zu verschleiern, mussten diese ab 1958 einen ‚Letter of Intent' hinterlegen, der vortäuschte, dass diese Länder selbst die erzwungenen Reformen beabsichtigten. Zudem werden die Verträge als geheime Abkommen definiert, was sie der parlamentarischen Kontrolle entzieht, und die Auszahlung der Kredite erfolgt in Etappen, entsprechend der Umsetzung der amerikanischen Forderungen.
Mit seinen harten Kreditbedingungen (Abbau der Sozialleistungen, Steuererhöhungen, Einführung von Verbrauchssteuern, Reallohnsenkungen durch Lohnfixierung, Kürzungen oder Streichungen der Subventionen, die zur Verschärfung der sozialen Differenzen führen) werden die Entwicklungsländer ausgebeutet und in Abhängigkeit gehalten. Da sich die Privatbanken bei ihrer Kreditvergabe von den Entscheidungen des IWF lenken lassen, haben die Entwicklungsländer keine anderen Finanzquellen.
1956 kann Argentinien seine Schulden nicht mehr bezahlen und trifft sich unter Leitung des französischen Finanzministers Pierre Pflimlin mit seinen Gläubigern in Paris. Daraus entsteht der ‚Pariser Club', bei dessen Treffen unter Ausschluss der Öffentlichkeit internationale Kreditgeschäfte abgeschlossen werden. Obwohl der ‚Pariser Club' kein Geschäftsordnung und keine schriftlichen Richtlinien kennt, werden bis 2012 428 Abkommen mit 90 Ländern über Kredite von $573 Mia. beschlossen, die die soziale Ungleichheit potenzieren und zementieren. Zeitgleich treffen sich die kommerziellen Banken mit gleicher Zielsetzung zum ‚Londoner Club'.
1947 und 1948 beanspruchen elf Länder Unterstützung durch den IWF, danach nimmt die Nachfrage drastisch ab. Aber ab 1957 befreien sich viele Kolonien, die auf Starthilfe angewiesen sind. Sie schlittern von einer miliärisch-politischen Kontrolle direkt in eine neue, nunmehr finanzielle Abhängigkeit. Obwohl 44 der 115 Mitgliednationen des IWF 1969 afrikanische Länder sind, beträgt ihr Stimmrecht nicht mal 5%.

Bereits 1943 beauftragen Nazi-Unternehmer wie Hermann Schmitz, Banker wie Hermann Abs und SS-Führungsfiguren wie Otto Ohlendorf Ludwig Erhard mit der Abfassung eines Plans, wie das Wirtschafts-und Finanzimperium der NSDAP gerettet werden könne. Das vierte Reich soll kein militärisches, sondern ein finanzielles Imperium sein. Deutsches Kapital wird daher in neutrale Länder wie die Schweiz und nach Südamerika gerettet. Dulles plant die Rettung wichtiger deutscher Unternehmer, Banker und Wissenschaftler umsichtig und langfristig.
Für die Zeit nach dem Krieg wird von Finanzminister Henry Morgenthau und Harry Dexter White vorgeschlagen, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ zu schliessen, aber McKittrick und John Foster Dulles verhindern das. Formal wird die Schliessung beschlossen, aber ohne Datum, weshalb nichts geschieht. Die Verbindungen zur deutschen Industrie sollen bestehen bleiben, damit nach dem Krieg die Geschäfte so schnell wie möglich wieder aufgenommen werden können (Harvard-Plan). Man lässt die BIZ bestehen und gründet nach ihrem Muster Weltbank und Internationalen Währungsfonds (IWF). 1948 muss die BIZ einwilligen, Belgien und den Niederlanden 3,74 Tonnen des gestohlenen Goldes zurück zu geben, wofür auf alle anderen Forderungen verzichtet und das US-Finanzministerium alle BIZ-Vermögenswerte freigibt. McKittrick wird dank Averell Harrimann Chef der Chase National in New York. Der Schwede Per Jacobssen, von 1931 bis 1956 ökonomischer Chefberater der BIZ und dort Gründer des Markets Committee, wird 1956 Chef des IWF. Karl Blessing, BIZ-Mitarbeiter, wurde 1958 erster Präsident der westdeutschen Bundesbank. Fast alle Nazi-Banker und -Unternehmer kommen nach kurzer Zeit frei dank John McCloy, der 1949 die Weltbank verlässt und Hoher Kommissar in Westdeutschland wird und dafür sorgt, dass die deutsche Industrie erhalten bleibt.
Die Nazikollaborateure der BIZ, die stolz sind, im Krieg internationale Finanztransaktionen modernisiert zu haben, werden mit deren Fortsetzung beauftragt: Averell Harriman, Handelsminister von 1946-1948, ist der Vater des Marshall-Plans, und organisiert das Committee für Europoean Economic Cooperation. Das US-Aussenministerium stellt klar, dass Hilfe nur zu haben ist, wenn die europäischen Länder kooperieren und am Schluss eine europäische Union entsteht. Am 16.4.48 wird die OEEC, das erste europäische Lenkungsinstrument im Sinne der USA, gegründet undzunächst von Harriman geleitet. Paul Hoffman, Chef der Economic Cooperation Administration, setzt durch, dass die Wirtschaftspolitik der europäischen Länder aufeinander abgestimmt wird und überall freie Märkte entstehen. Mit intensiven Propagadaaktionen werden die Europäer auf ein föderales supranationales System und die Konsumgesellschaft getrimmt. Die BIZ beherbergt die europäische Sektion der Weltbank und übernimmt die multilateralen Zahlungen des CEEC, aus dem 1961 die OECD wird. Damit laufen die Geschäfte zwischen den Zentralbanken nicht über die Finanzämter, sondern über Basel. Washington drängt auf die Einrichtung der Europäischen Zahlungsunion und belohnt den Gehorsam durch einen Zuschuss von $350 Mio. Bei jedem Schritt in Richtung Staatenbund zum Schutz der militärischen und wirtschaftlichen geopolitischen Interessen der USA ist die BIZ beteiligt. Der Integrationsprozess und damit die Aufhebung der nationalen Souveränität werden stets als technische Massnahmen präsentiert, und die Interessen von Wallstreet und der Kartelle verschwiegen.
Allen Dulles und der ehemalige OSS-Direktor William Donovan gründen über Richard Nikolaus Graf von Coudenhove-Kalergi am 23.4.1948 das American Committee for a United Europe (ACUE), das Gelder sammelt und an die Befürworter der westeuropäischen Blockbildung leitet. Zu den Gründungsmitgliedern zählen der ehemalige US-Präsident Herbert Hoover und andere einflussreiche Personen wie Hale Boggs, James Farley oder Clare Boothe Luce. Präsident der einflussreichen Gruppe ist James Wiliam Fulbright, Vizepräsident der US-Botschafter in der UdSSR von 1933-1936, Wiliam C. Bullitt. Geleitet wird das ACUE von Geheimdieenstmitarbeitern aus dem ebenfalls 1948 gegründeten Office of Policy Coordination (OPC), das auch für verdeckte Operationen zuständig ist. Zur Finanzierung der OPC werden 5% der Marshallplan-Gelder abgezweigt. Damit wird etwa die Operation Mockingbird finanziert, womit europäische Journalisten und Verleger gekauft werden.
Die ACUE wird von den Rockefeller- und Ford-Stiftungen und regierungsnahen Unternehmensgruppen finanziert. Ende der 50er Jahre leitet Paul Hoffman, Geschäftsführer der Rockefeller-Foundation und ehemaliger OSS-Offizier, die ACUE. Zwischen 1949 und 1960 überweist die ACUE, in deren Vorstand auch CIA-Direktor Walter Bedell Smith sitzt, über $3 Mio. an die europäischen Befehlsempfänger wie Jean Monnet, Robert Schuhmann und der spätere NATO-Generalsekretär Paul-Henri Spaak.
Im Mai 1948 treffen sich unter dem Vorsitz von Winston Churchill achthundert Delegierte in Den Haag, um die European Conference on Federation und die Europäische Bewegung zu begründen. Es wird ein erster Entwurf für eine Verfassung der Vereinigten Staaten von Europa ausgearbeitet und der Europarat gegründet. 1950 fordert das ACUE eine Kampagne zur Errichtung eines Europäischen Parlaments. Zu den Anführern der Europäischen Bewegung gehört neben Robert Schuhmann und Paul-Henri Spaak auch Jozef Hieronim Retinger, der Rockefellers Bilderberg-Konferenzen in Europa organisiert.
Die Entscheidungen werden in den Hinterzimmern getroffen und sollen nicht demokratisch erfolgen und auch nicht bekannt werden. Ein Memo des US-Aussenministeriums vom 11.6.65 zum Projekt einer Währungsgemeinschaft fordert von Robert Marjolin, dem französischen Vizepräsidenten der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, eine öffentliche Debatte dazu zu verhindern. Kurz zuvor, am 8.4.65, wurde die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion), die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und die Euriopäische Atomgemeinschaft (EURATOM) durch den Fusionsvertrag zusammengeschlossen und damit die Basis für die Europäische Gemeinschaft gelegt. Als die Zentralbanker der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1964 den Ausschuss der Zentralbankpräsidenten gründen, wählen sie als Sitz nicht Brüssel, sondern bezeichnenderweise das BIZ-Quartier in Basel. Dort treffen sich nicht nur die Zentralbanker der westlichen Welt, sondern auch Treffen mit den Kollegen aus dem Ostblock finden statt. Ab 1976 treffen diese sich sogar alle zwei Jahre zu eigenen Sitzungen. Ungarn ist eines der frühesten Mitglieder der BIZ und bewirbt sich 1980 um eine IWF-Mitgliedschaft. Westliche Geschäftsbanken beginnen den kommunistischen Ländern Kredite auszustellen. Ungarn hat 1982 bereits Auslandschulden von $10 Mia. und beginnt bereits Anfang der 80er Jahre mit den Experimenten einer begrenzten Privatwirtschaft (‚Gulaschkommunismus'). Die russische Zentralbank wird allerdings erst 1996 in der BIZ aufgenommen.
Die BIZ ist die Hebamme des Europäischen Währungsinstituts, aus der die EZB hervorging, und dessen Präsident Alexandre Lamfalussy arbeitete zuvor siebzehn Jahre bei der BIZ (bis 1993). Und die BIZ verwaltet das Verrechnungs- und Saldenausgleichssystem mit dem European Currency Unit (ECU), dem Vorläufer des Euro. Ab 1988 wird die Wirtschafts- und Währungsunion von den Notenbankchefs unter dem Vorsitz von Jacques Delors vorbereitet, wobei der Widerspruch einer übernationalen Währung und je nationaler Wirtschafts- und Fiskalpolitik nicht gelöst wird, was Deutschland zur Hegemonialstellung verhilft. Schon 1943 verkündete Walter Funk vor dem Hintergrund von Hitlers Forderung, mit dem ‚Kleinstaatengerümpel' aufzuhören, die europäische Wirtschaftseinheit. Das Auswärtige Amt schuf einen Europa-Ausschuss zur Gründung einer europäischen Konföderation unter deutscher Führung, die dann aber nur schrittweise eingeführt wird:
1951 Gründung der europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl
1957 Römische Verträge, in denen der absolute Vorrang des freien Handels festgeschrieben wird
1968 Zollunion
1979 Europäisches Parlament
1992 Verträge von Maastricht
1998 Gründung der EZB
1999 Einführung des Euro
Der Unterschied: Nicht Deutschland beherrscht Europa, sondern die USA mit Hilfe Deutschlands. Tritt ein Land der Eurozone bei, verliert es die Kontrolle seiner Geldpolitik. Die BIZ formuliert seit 1988 zwar Regeln für die Banken (8% Eigenkapital der Aktiva in Basel I), aber bei jeder neuen Regel heuert die Wallstreet kluge Köpfe an, um Schlupflöcher zu finden. Und da die Zentralbanken politisch unabhängig sind, lassen sich die aufgrund der neoliberalen Reformen einsetzenden Finanzkrisen nicht verhindern, sondern nur durch Rettungsaktionen und Fonds hinausschieben.
Auch heute treffen sich in Basel, unbemerkt von Öffentlichkeit und Globalisierungskritikern, regelmäßig die Chefs der dreissig wichtigsten Zentralbanken. Obwohl diese Staatsdiener sind, agieren sie im Interesse der Grossbanken und multinationalen Konzerne, verhindern eine demokratische Kontrolle des Bankenwesens und schützen die Finanzoasen und ‚Schattenbanken'.
Quellen: Kolloch: 32-60, 111-124, 146-149, Schweitzer: 6f, Wolff 13-24, 40f, Zoche 48-159.


1945 Saudisches Öl, UNO und Truman top

Schon vor Jalta vereinbaren Churchill und Stalin, dass Rumänien nach dem Krieg den Russen und Griechenland den Briten zufallen wird. Mehr kann Churchill nicht durchsetzen, denn Roosevelt will von Stalin die Unterstützung im Pazifikkrieg, weshalb dieser seine Bedingungen in Europa diktieren kann. So werden 12-14 Mio. ‚Volksdeutsche' aus dem Osten und Südosten Europas vertrieben und müssen unter Mitwirkung der Alliierten ins besetzte Deutschland umziehen. Nach dem Krieg sind die Briten bei den USA hoch verschuldet und verlieren ihre Rolle als führendende westliche Macht an diese.

Franklin D. Roosevelt trifft sich zwei Monate vor seinem Tod mit dem arabischen König Abdel-Aziz Ibn Saud an Bord der USS Murphy und sichert mittels Darlehen die amerikanische Vorherrschaft über das arabische Öl. Der Krieg zehrte in bedrohlichem Ausmass an den amerikanischen Ölvorräten, weshalb Washington 1943 Geologen auf die arabische Halbinsel entsandte, um nach Öl zu suchen. Was sie entdeckten, stellte alles in den Schatten, was man bisher kannte. Die grossen Ölfelder im Irak und Iran hatten sich Grossbritannien und Frankreich bereits im Abkommen von San Remo 1920 unter den Nagel gerissen. 1928 mussten die Briten und Franzosen bereits US-Firmen in die Iraq Petroleum aufnehmen, ohne die Kontrolle zu verlieren, aber 1948 können sich die Amerikaner durchsetzen und mit König Saud und dem Schah von Persien exklusive Schürfrechte vereinbaren.
Die arabischen Reserven werden 1945 auf 100 Mia. Barrel geschätzt (heute auf 262 Mia., was einem Viertel aller Vorkommen entspricht). Seit diesem Fund ist die Sicherung der Ölressourcen eines der wichtigsten Ziele der US-Aussenpolitik, das mit geheimen Umsturzkomplotten, wirtschaftlichem, diplomatischem und finanziellem Druck und blutigen Kriegen durchgesetzt wird.

In der Oper von San Francisco beschliessen Vertreter von 51 Ländern im April 1945 die Gründung der UNO nach den Prinzipien der Gleichheit der Nationen, damit diese in Frieden und guter Nachbarschaft zusammenleben. Wichtige Initiativen zur Gründung von UNO, UNESCO, FAO, UNRRA und Weltbank stammen aus dem Rockefeller-Netz rund um den Spelman Fund. Charles E. Merriam, Professor an der Universität Chicago und Stadtmanager Louis Brownlow entwickelten Organisationstechniken, die eine Professionalisierung der Bürokratie erlauben sollen. Bis 1938 wird daraus das 1313 Netzwerk, dem 1963 22 Non-Profit-Organisationen wie American Public Works Association, American Public Welfare Association, Council of State Government, American Society of Planning Officials, American Society of Public Administration, National Legislative Conference, Public Administration service, National Association of State Budget Officers oder die National Association of Attorneys General angehören.
Roosevelt hatte darauf insistiert, dass die Konferenz in den USA stattfindet, um die Delegierten besser ausspionieren zu können. Sämtliche Telegramme zu den jeweiligen Regierungen werden von den amerikanischen Firmen an den Geheimdienst weitergereicht und dekodiert. Damit beginnt ein neues Zeitalter der internationalen Spionage. Damit gelingt es den USA, die neuen Institutionen nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Mit dem Ziel der weiteren Spionage drängen die US-Diplomaten darauf, dass die UN-Zentrale in den USA angesiedelt wird. Die Überwachung erlaubt den USA beispielsweise, die Teilung Palästinas 1948 durchzusetzen, indem Liberia, Haïti und die Philippinen am Vorabend des Entscheids gezwungen werden, die Position zu wechseln. 800'000 Palästinenser werden vertrieben. Die Spezialisten der diplomatischen Überwachung werden schon bald in der National Security Agency (NSA) organisiert.

Harry S. Truman wird am 14.4.45 Nachfolger Roosevelts. Der Protégé von Tom Pendergast, der ihn 1934 in den Senat schickte, wird von der Mafia finanziert. Pendergast hatte seine Herrschaft in Kansas City mit der Kooperation mit der lokalen Mafia zementiert, und Roosevelt und Truman wurden auch von der Mafia Chicagos unterstützt. Auch Howard Hughes begab sich 1944 persönlich ins Biltmore Hotel in Los Angeles, um Truman einen Umschlag mit Geld zu überreichen. Roosevelt bezog seinen Vizepräsidenten in keiner Weise in die Politik mit ein, nicht einmal nach Jalta suchte er das Gespräch. Mit Truman und seinem neuen Aussenminister James F. Byrnes beginnt der Kalte Krieg.
Die Amerikaner brauchen die Russen nach dem Zusammenbruch des Krieges in Europa nicht mehr als Verbündete gegen Deutschland. Truman erklärte im Juli 1941:"Wenn wir sehen, dass Deutschland den Krieg gewinnt, sollten wir Russland helfen, und wenn Russland gewinnt, sollten wir Deutschland helfen und die Deutschen auf diese Weise so viele wie möglich umbringen lassen..."

Ende März 1945 wird in Bern ein Separatfrieden zwischen den in Italien operierenden Heeresgruppe der Wehrmacht und den Westalliierten vereinbart, womit die Amerikaner die den Vorrang der Antihitlerkoalition bis zur deutschen Gesamtkapitulation aufgeben und die gemeinsame Strategie mit der Sowjetunion aufgeben. Waren die USA zu Beginn der Kriegs auf die UdSSR angewiesen, brauchten sie diese nun nicht mehr zur Durchsetzung ihrer Ziele. Im Januar 1945 ist dem Generalstab klar, dass sich die Sowjetunion aufgrund der Verluste nach dem Krieg auf den wirtschaftlichen Wiederaufbau konzentrieren und internationale Konflikte vermeiden wird. Zudem hält Stalin die eingegangenen Verpflichtungen peinlich genau ein, was den USA freie Hand für ihre Dominanzansprüche gibt.

Quellen: Horowitz: 52ff, Giancana: 253f, Summers (2000): 151, Schulz: 55, 70, Best: 26, Pilger: 46ff, Schweitzer: 6f, Bradley, Ascherson 1, Chotjewitz: 15-20:19, Karel (1), von Dohnanyi (2001d), Pons (2001), Hager, Johnson, Portenier/ McNaught, Gehrig, Brändle, Roth (1986), Tarpley (2008), Douglas (2012), Hager (2015).


1945 Kapitulation Japan top

Die USA setzten erstmals das 1942 an der Harvard erfundene Napalm (33% Benzin, 21% Benzol und 46% Polystyren) als Brandbomben gegen japanische Städte ein. Um der Sowjetunion auf dem japanischen Kriegsschauplatz zuvorzukommen, setzen Truman und Byrnes die Atombombe ein, die ihnen das strategische Monopol verschafft. Die Atombomben in Hiroshima und Nagasaki sind mehr als nur "ein Experiment mit überragendem Erfolg", wie Truman am 7.8.45 nach der ersten Bombe mit 80-100'000 Toten frohlockt. 1944 wiesen Spezialagenten mit der Operation ALSOS zweifelsfrei nach, dass Deutschland keine Atomwaffen baute, obwohl Hahn 1938 die Spaltung von Uran gelang und Heisenberg an der Weiterentwicklung arbeitete.
Nach der Niederlage Belgiens gegenüber Deutschland Ende Mai 1940 war die Kolonie Kongo vom Mutterland abgeschnitten, worauf sich der Generalgouverneur Pierre Ryckmans den Alliierten anschloss. In einem Geheimabkommen wurde festgelegt, dass der Kongo den USA mehr als 30'000 Tonnen Uran für den Bau der Atombombe liefert. Dank üppigen Zahlungen an die Fördergesellschaften erhalten die Amerikaner sogar das Monopol auf das Uranerz. Im Frühling 1945 transportierte die deutsche U-234 neben dem ersten, zerlegten Düsenjäger rund 65 Kg Uranoxid nach Japan. Das U-Boot ergab sich dann aber bei Kriegsende mit Deutschland den Amerikanern. Das deutsche Uran wurde ironischerweise ebenfalls für die amerikanische Bombe verwendet.
Japan hatte bereits mehrfach seine Kapitulation angeboten, als die Atombomben eingesetzt werden, denn der amerikanische U-Boot-Krieg droht Japan auszuhungern, und die Luftangriffe mit den B-29 Bombern legen die Städte in Schutt und Asche. Aber es geht nicht nur darum, die beiden Bombentypen Uran 235 in Hiroshima und die doppelt so starke Plutonium 239 in Nagasaki (vorgesehen war Kokura (Kitakyushu), das aber unter einer dicken Wolkendecke lag) in einem Realexperiment zu testen. Beide Städte waren zuvor nicht bombardiert worden und daher ohne strategische Bedeutung. Da die Bombe am 9. August aufgrund des Nebels nicht über dem Zentrum Nagasakis abgeworfen wurde, starben ‚nur' 36'000 Menschen sofort. Die Ärzte in Japan müssen machtlos zuschauen, wie die Opfer wegsterben. Die amerikanische Ärzte kommen nicht um zu helfen, sondern um die Wirkungen zu analysieren, für künftige Krieg.
General Douglas MacArthur erklärt den Südwesten Japans zum Sperrgebiet und lässt alle Berichte (etwa von George Weller, dem ersten Journalisten vor Ort) über die verheerende Wirkung der Atombomben zensieren.
Die Atombomben, deren Entwicklung $2 Mia. kostete, sichern den Vorsprung über die durch den Krieg völlig zerstörte Sowjetunion. Zudem halten die USA nun mit Deutschland die stärkste europäische Macht und mit Japan das stärkste Land in Asien besetzt.
1947 gründen die amerikanischen Besatzer die Atomic Bomb Casualty Commission, die die Auswirkungen der Strahlung auf die 290'000 Überlebenden in Hiroshima untersucht, von denen die meisten an Leukämie, Krebs, Blutkrankheiten und Immunschwächen leiden und früh sterben. Die Resultate werden manipuliert, v.a. auch in Bezug auf die zweite Generation, um die Entschädigung für die Bombenopfer klein zu halten. Den 300'000-500'000 Kindern der Überlebenden werden nicht einmal die Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung bezahlt. Erleichtert wird die Verheimlichung der massiven Spätfolgen durch die Schamhaftigkeit der Japaner. 1975 wird die ABCC in Radiation Effects Research Foundation umbenannt, aber bis heute kommen die Gelder vom Wohlfahrtsministerium in Tokyo und vom Energieministerium in Washington, das für die amerikanische Nuklearindustrie verantwortlich ist.

Auch in Japan benutzen Armee und Geheimdienst das Organisierte Verbrechen, um die Linke zu bekämpfen. Major-General Charles Willoughby engagiert die drogenhandelnden Yakuza-Gangs, um Streiks zu brechen und Demonstrationen zu verhindern. Willoughby wurde als Adolph Charles Weidenbach in Heidelberg geboren, diente als Militärattaché in Ecuador, bekam von Mussolini den Saints Maurizio und Lazzaro-Orden, unterstützte Generalissimo Franco, wurde Generalsekretär der Falange und MacArthurs Geheimdienstchef im Pazifik.
Douglas MacArthur, der die protestierenden Veteranen des 1. Weltkriegs vor dem Kapitol erschiessen liess, hatte sein Quartier vor dem Krieg auf den Philippinen, wo die Spanier noch immer die Wirtschaft dominieren. Einer seiner Offiziere im Krieg war der Faschist Andres Soriano, ein Fluglinien-, Minen- und Brauereibesitzer, der zu den Hauptsponsoren Francos zählte. 1952 lobbyiert Willoughby beim Kongress für eine Finanzhilfe über $100 Mio. für Francisco Franco. Der spanische General gewann 1939 dank der militärischen Unterstützung Nazi-Deutschlands und des faschistischen Italiens den dreijährigen ‚Bürgerkrieg' und liess danach mindestens 150'000 Anarchisten, Kommunisten und Republikaner hinrichten (insgesamt kamen im Spanischen Bürgerkrieg 600'000 Menschen um).
Willoughby übt harte Zensur in Japan und diffamiert kritische Korrespondenten als Kommunisten, eine Taktik, die McCarthy übernimmt. Nachdem die Sozialisten 1947 die Wahlen gewinnen, wird eine Propagandawelle gegen die Kommunisten gestartet und die Gewerkschaften und Streiks verboten. Die Kader aus der Kriegszeit werden zurückgeholt. Einer der bekanntesten Rückkehrer ist Nobuseke Kishi, den die Amerikaner zuerst als Kriegsverbrecher gefangen halten. Kishi wird 1957 Premierminister und drückt 1960 den Vertrag durch, der Japan den Amerikanern ausliefert. Gegen die Demonstranten werden Schläger der Yakuza eingesetzt. Trotzdem muss Eisenhower seinen Staatsbesuch in Japan wegen Attentatsgefahr absagen.
Willoughby schützt japanische Kriegsverbrecher und gewährt den Forschern, die bei Menschenversuchen mit biologischen Waffen 3000 Kriegsgefangene umbrachten, Immunität gegen die Herausgabe der Materialien und Berichte. Zwischen 1936 und 1945 experimentierte die Einheit 731 der japanischen Armee unter General Shiro Ishii mit bakteriologischen Kampfstoffen und Vivisektionen in der Mandschurei. Auf dem Höhepunkt arbeiten 10'000 Japaner an der Entwicklung biologischer Waffen. Da Erreger wie Pest, Cholera und Anthrax von Flugzeugen aus mit Hilfe von verseuchten Fliegen (etwa 1942 in Yunnan) freigesetzt werden, kommen insgesamt zwischen 400'000 und 580'000 Chinesen ums Leben (in Yunnan sterben offenbar 400'000 Menschen wegen Cholera-verseuchten Fliegen). Opfer werden bei lebendigem Leib seziert, damit die Ergebnisse nicht verfälscht werden. In der Region von Nankin wurden zu Versuchszwecken mit Brunnenvergiftungen Epidemien ausgelöst. Nankin erlebte bereits bei der Eroberung 1937 ein unglaubliches Massaker, bei dem zwischen 150'000 und 300'000 Zivilisten abgeschlachtet wurden und die Stadt abbrannte. Die Japaner schleppten 200'000 Frauen, vor allem aus Korea, in die Bordelle der japanischen Militärs.
US-Geheimdienste erfahren von Plänen, Biowaffen gegen russische und amerikanische Stützpunkte und gegen San Diego einzusetzen. Aufgrund der Drohung, dass die USA die Standorte der japanischen Giftlabors kennen und bombardieren würden, geben die Japaner diese Pläne auf. Kurz vor dem Kriegsende werden alle Gefangenen für die Humanexperimente auf Befehl von Ishii durch Giftgas und Erschiessen ermordet. Die US-Geheimdienste sind begeistert von den Dokumenten, die besonders wertvoll seien, weil die Erkenntnisse nicht aus Tier-, sondern Menschenexperimente stammten. Shiro Ishii wird in die USA gebracht, wo er für die Amerikaner an Biowaffen weiter arbeitet. Da diese die Untersuchungen übernehmen und weiterführen, werden die japanischen Kriegsverbrechen tabuisiert, während die gleichen Delikte gleichzeitig am Nürnberger Ärzteprozess mit lebenslangen Zuchthaus- und Todesstrafen (teilweise) geahndet werden. Ishii wird nach Südkorea verlegt, und seine Biowaffen (infiszierte Insekten) setzen die USA im Krieg gegen Nordkorea ein.
Zwischen 1946 und 1948 experimentiert John Cutler, ein Mitarbeiter des United States Public Health Service, an rund 1500 Gefangenen, Soldaten und psychiatrischen Patienten in Guatemala mit Syphilis und Tripper, um die Wirksamkeit von Penicillin zu testen. Zuerst versucht er, die Ansteckung von Männern über den Kontakt mit bereits infizierten Prostituierten zu erreichen. Als sich nur wenige auf diesem Weg anstecken, versucht Cutler fast 700 mittels Impfungen in Harnröhre, durch Injektionen in die Haut oder den Kontakt der Vorhaut mit infektiösem Material zu infizieren. 83 der menschlichen Versuchskaninchen sterben bei den Experimenten. Cutler ist auch an der Syphilis-Studie von Tuskegee in Alabama beteiligt, wo schwarze Patienten nicht behandelt werden, damit man den Krankheitsverlauf studieren kann. Erst als sich 1972 ein Beteiligter an die Öffentlichkeit wendet, wird die Studie gestoppt.

Nachdem Truman im Juli 1945 noch erklärte, die USA verzichteten auf Gebietsannektierungen, beugt er sich kurz darauf den Protesten der Heeres- und Marineführungen, die die eroberten strategischen Stützpunkte als ihr ausschliessliches Eigentum betrachten. Bis 1949 erheben die USA Anspruch auf über 400 Flotten- und Luftstützpunkte in der ganzen Welt, 91 davon in Japan. John Foster Dulles gibt den Demokratisierungsplan auf und zwingt 1949 den Japanern den Friedensvertrag auf, der die Zahlung von 9% des japanischen Budgets an die "Schutzmacht" beinhaltet, was im Jahre 2000 einer Summe von $500 Mia. entspricht. Dafür erhält Japan zusammen mit Südkorea einen erleichterten Zugang zur US-Wirtschaft, was eine beispielslose Hochkonjunktur ermöglicht. Die Macht wird für über 60 Jahre in der Liberalen Demokratischen Partei konzentriert und von den USA geschützt.

Die USA schliessen einen Deal mit Ryoichi Sasakawa und seinem Angestellten Yoshioi Kodama, die beide im Auftrag der japanischen Armee in Shanghai Lagerstätten für geraubtes Gold, andere Edelmetalle und Diamanten anlegten und nach bis zum Kriegsende nach Japan schafften. Nachdem Mao an die Macht kommt, ist definitiv klar, dass China die geraubten Schätze nicht mehr erhalten wird, sondern Sasakawa und Kodama, die beide zur Yakuza-Mafia gehören, finanzieren damit im wesentlichen antikommunistische Gruppen, die etwa den Führer der Sozialisten umbringen. Sasakawa erhält als einzige Privatperson eine Lizenz für Rennschiffwetten, womit er zu einem der reichsten Japaner wird. Aber nicht die ganze japanischen Raubbeute fliesst den faschistischen Gruppen oder den schwarzen Kassen der CIA zu, denn auch der philippinische Diktator Marcos lässt Bestände davon umschmelzen, und John Singlaub sucht in den 80er Jahren auf den Philippinen nach japanischem Raubgold, um damit die Contras in Nicaragua zu finanzieren.

Quellen: von Dohnanyi (2001d), Pons (2001), Hager, Johnson, Portenier/ McNaught, Gehrig, Brändle, Horowitz: 52ff, Simpson, Pilger: 46ff, Schweitzer: 6f, Bradley, Ascherson 1, Chotjewitz:15-20, Karel, Bork, Weller, Koch (2008), Pohlmann.


1946 John F. Kennedys Einstieg in die Politik top

Joe Kennedy hatte nach dem Tod seines ältesten Sohn lange Zeit sehr gelitten, und John F. Kennedy fühlt sich verpflichtet, die Enttäuschung seines Vaters wettzumachen, obwohl er nicht über die Disposition und Kompetenzen seines Bruders verfügt und er eigentlich lieber Schriftsteller oder Journalist werden würde. Aber JFK wird genau die Anweisungen seines Vaters befolgen, und auf ihm lasten die ganzen Hoffnungen und Ambitionen auf das Präsidentenamt, das sein Vater nicht erreicht hatte. JFK lernt, ein Doppelleben zu führen: nach aussen der charmante und sportliche Politiker versteckt er perfekt seine gesundheitlichen Probleme und seine in der Öffentlichkeit nicht akzeptierten Neigungen.

Da Joe Kennedy befürchtet, der Schnapshandel könne dem Image und damit der Karriere seiner Söhne schaden, verkauft er Somerset Importers an Longy Zwillman und Joe Reinfeld und die 17%-Beteiligung des Hialeah-Tracks für $8 Mio. und zieht sich aus dem öffentlichen Leben zurück. Trotzdem bleibt er Stammgast in Costellos Colonial Inn in Miami Beach. 1945 hat Kennedy das höchste Gebäude der Welt, das Merchandise Mart in Chicago, gekauft, an dessen Speakeasies er während der Prohibition beteiligt war. Zudem unternimmt er einen Versuch, das Suffolk Downs Race Track zu einem Bruchteil seines Wertes zu übernehmen, was ihm trotz Drohungen, Schmierzahlungen und Justizkorruption nicht gelingt. In New York ist Joe Kennedy zusammen mit John J. Reynolds in den Immobilienhandel eingestiegen, sein vierter Sektor nach den Spirituosen, Filmen und Wertpapieren. An den Liegenschaften verdient Kennedy zwischen 1942 und 1960 weit über $100 Mio, muss sich aber dafür vielen Klagen wegen Ausbeutung stellen.

Die Kennedys und die Fitzgeralds unterstützen die Wahl des ihnen verhassten James Michael Curley zum Bürgermeister von Boston, weil damit dessen Sitz im Repräsentantenhaus für den 11.Bezirk frei wird. Curley gewinnt, und JFK kandidiert für den Platz. Um sich die Wahl zu sichern, schmieren die Kennedys den schärfsten Gegner, Joseph Russo, damit sein Name zweimal auf der Kandidatenliste erscheint und somit seine Wähler irritiert werden. Dank der Unterstützung seines Verwandten Joseph L. Kane (der seit 40 Jahren in den Hinterzimmern von Boston operiert und weiss, wem man wie viel zahlen muss), des alten Fitzgerald (der JFK den Senioren näherbringt) und der Verteilung von 100'000 Kriegsheldenbroschüren wird JFK in den Kongress gewählt, obwohl seine sehr vagen politischen Ansichten in der Presse scharf kritisiert werden. Erfolgreich waren auch die persönlichen Einladungen von Wählerinnen zu einem Hotelempfang kurz vor der Wahl. Gutes Aussehen, eine loyale, effiziente Organisation und harte Wahlkampagne und vor allem das Geld des Vaters bringen JFK nach Washington.

Die Kongressarbeit überlässt JFK weitgehend seinem Assistenten Ted Reardon und profiliert sich, wenn er nicht zu sehr an seinen Krankheiten leidet, als Playboy. JFK verheimlicht seine Gesundheitsprobleme aus Scham, weil sie für ihn Zeichen einer Verweiblichung und Verweichlichung darstellen, für die er sich ablehnt. Die Eroberung von Frauen erlaubt ihm, seine körperliche Insuffizienz zu ertragen. Bereits als 17jähriger zog er sich einen chronischen Dickdarmkatarrh zu, möglicherweise als Folge von Stress im Elternhaus. Die schmerzhaften Behandlungen schlagen alle fehl. Aufgrund eines verkürzten Beins und verschiedener Sportunfälle im College hat JFK immer wieder akute Rückenschmerzen, die durch seinen Militäreinsatz noch verschärft wurden. Zwei Operationen 1944 und 1954 bleiben erfolglos. JFK leidet zudem an einer schweren Form der Addison-Krankheit, die aber erst 1947 diagnostiziert wird. Nach der Entdeckung des Cortisons 1937 verbesserte sich sein Zustand, aber da er, unfreiwillig als Versuchskaninchen dienend, zu viel Cortison bekommt, schwächt dies seinen Knochenbau. Viermal war er dem Tode so nahe, dass ihm die letzte Ölung verabreicht wurde.
Die Erfahrung der Todesnähe lässt ihn hedonistisch werden: "Lebe jeden Tag so, als ob es dein letzter Tag auf Erden wäre!" Das bedeutet, möglichst viel zu erleben, vor allem mit Frauen. Schon sein Vater hatte das Ziel, "möglichst viele Frauen flachzulegen". Jacks promiskuitives Sexualverhalten basiert auch auf seiner Angst vor Homosexualität, die sich in der zwanghaften Eroberung eines blossen Sexualobjekts negieren lässt. "Mit einer Frau bin ich erst dann fertig, wenn ich sie auf drei Arten gehabt habe", meint er als Präsident. JFK leidet während über 20 Jahren, da er sich trotz starker Antibiotika immer wieder neu infiziert, an der erst Ende der 60er Jahre formell diagnostizierten Geschlechtskrankheit Gonorrhoe. Die chronischen Harnweg- und Prostata-Entzündungen führen zu einer gravierenden Nebennierenerkrankung, was sich in Fieberschüben, Abszessen, Durchfall, Schlaflosigkeit und Angstzuständen äussert.

JFK heiratet Anfang 1947 Durie Malcolm bei einem Friedensrichter, weil sie sonst nicht mit ihm schläft. Malcolms zweite Scheidung wurde im Januar 1947 vollzogen. Als Joe von der Heirat erfährt, verbietet er seinem Sohn diese Beziehung und ordnet an, die Heirat rückgängig zu machen. Sein Freund Charles Spalding entfernt im Gerichtsgebäude von Palm Beach mithilfe eines befreundeten Anwalts alle Heiratsdokumente. Geschieden wird die Ehe nie. Am 11.7.47 heiratet Durie Malcolm Thomas Shevlin.

Quellen: Hersh: 2, 5, 13ff, 41ff, 326-340, Posener: 56f, 69-74, Summers (1993): 292, Best: 19, Collier/ Horowitz: 167-214, Niederberger (2002e).


1946 Reorganisation der Mafia top

Lucky Luciano wurde, nachdem der Staatsanwalt Thomas Dewey $90'000 erhielt, mit über 100 anderen Mafiosi wegen nationaler Verdienste aus der Haft entlassen und am 9.2.46 als italienischer Staatsbürger in seinen Geburtsort nach Sizilien deportiert. Danach nimmt Luciano die unterbrochenen Kontakte wieder auf und organisiert den Heroin-Schmuggel von neuem: Im Libanon lässt Sami El Khoury türkisches und persisches Opium aufkaufen und in einem Vorort von Beirut zu Morphin verarbeiten. Dieses wird in Palermo, wo im Winter 1946/47 drei Labors in die Luft fliegen, und im Pharmakonzern Schiaparelli in Mailand raffiniert. Über Kanada oder Kuba kommt der Stoff in die USA, wobei die Verteilnetze an der von Luciano im Oktober 1946 einberufenen Mafiakonferenz festgelegt werden. Diskussionsthemen sind neben der Organisation des Drogenhandels die Aufteilung der Territorien und der Spielcasinos auf Kuba, Anastasias Geldgier und der Fall Bugsy Siegel.
Anwesend im Hotel Nacional in Havanna sind über 1000 Personen: die Bosse und Unterbosse von 16 Mafia-Familien, darunter Vito Genovese, Joe Adonis, Albert Anastasia, Frank Costello, Tommy Lucchese, Joe Bonanno, Willie Moretti, Joe Profaci, Tony Accardo, Sam Giancana und Santos Trafficante. Zudem werden 18 Gewerkschaftsbosse und über 100 Anwälte vom FBN registriert. Meyer Lansky ist als nichtstimmberechtigter Verbündeter ebenfalls anwesend.
Rocco Fischetti, einer der Neffen Al Capones, reist mit Frank Sinatra an und überbringt Luciano $2 Mio. in bar aus dessen Geschäftsbeteiligungen. Sinatra, der auch geschäftliche Beziehungen mit den Fischettis unterhält, behauptet später, er hätte nie etwas mit der Mafia zu tun gehabt, obschon die italienische Polizei bei Luciano ein goldenes Zigarettenetui mit der Aufschrift findet: "Für meinen Kollegen Lucky, von seinem Freund Frank Sinatra." Als Lucianos Präsenz auf Kuba in den US-Medien publiziert wird, erreichen das Federal Bureau of Narcotics und das State Departement, dass Lucianos Dauervisum gestrichen wird. Obwohl Batista 1944 offiziell zurücktreten musste, ist er immer noch der faktische Machthaber der Insel und wird auch in seinem Exil in Miami geschmiert.

Zusammen mit Luciano wurde auch Francesco Paolo Coppola aus Detroit nach Italien ausgeschafft. Dreifinger-Franco hatte sich bei einem Banküberfall zwei im Tresor eingeklemmte Finger abgeschnitten, um der Polizei zu entgehen. Coppola und Nicola Gentile, der FBN und FBI-Informant war, beliefern die US-Army in Sizilien mit Drogen, die als "Medikamente" deklariert werden. Von 1946 an verschifft Coppola Heroin nach Detroit, von wo es mithilfe der Teamsters (Local 985 unter John Priziola und Raffaele Quasarano) auch nach New York transportiert wird. Am Handel beteiligt ist der Mafiaboss Luciano Liggio, dem Coppola später zur Flucht verhilft, und Lucky Luciano. Coppola steht hinter dem Massaker vom 1. Mai 1947 in Sizilien, bei dem 8 Personen getötet und 33 verwundet werden. 1948 werden auf der Insel 498 Personen, fast alles Linke, ermordet.

Im April 1947 reist Lucky Luciano nach Palermo, wo angeblich kurz darauf 47 Leute ermordet werden, da er sich Reklamationen wegen schlechten und ungenügenden Lieferungen aus Sizilien habe anhören müssen. Der zuständige CIA-Agent für Luciano in Italien ist Mario Brod, der 1960-61 an den gemeinsamen Castro-Mordprojekten von CIA und Mafia beteiligt ist.
Luciano beteiligt sich, wie Genovese, am Schwarzmarkt in Neapel. Luciano und Vito Genovese stellen 1947 Anträge zur Aufnahme in die Christdemokratische Partei Italiens. Aber nur Genovese wird Mitglied der Partei, dank den geschickten Verhandlungen des CIA-Agenten Henry Tasca. Seit den mit $50 bis 60 Mio. geschmierten Wahlen von 1946 verfügt die DC unter Alcide De Gasperi über die absolute Mehrheit.
Als Luciano in Sizilien grosse Zuhälterringe wie in den USA aufbauen will, sind die lokalen Mafiosi entsetzt, denken sie doch vor allem an ihre unberührten und für die Ehe bestimmten Töchter. Luciano muss Don Calogero Vizzini versprechen, dass die Prostituierten ohne Ausnahme Ausländerinnen sein werden.

Bugsy Siegel übernimmt die Trans-American, ein konkurrierendes Kabelnetz, das gegründet wurde, um Ragen unter Druck zu setzen. Siegels Weigerung, die beiden Netze zusammenzulegen und seine Hinterziehungen beim Flamingo führen zu seiner Ermordung am 20.6.47. Siegel hatte mit dem Bau des Flamingo in Las Vegas einen Boom ausgelöst. Nevada, besonders hart von der Depression getroffen, beschloss 1931, das Glücksspiel zu legalisieren, weshalb es bereits Luxushotels und einige Spielkasinos, vor allem in Reno, gab, die ordentlichen Umsatz machten. Doch Siegels Flamingo in Las Vegas soll alles übertreffen. Anfangs mit Baukosten von $1,5 Mio. veranschlagt, fand Meyer Lansky Gefallen und steuerte Geld bei. Der Bau begann im Dezember 1945, verteuerte sich aber auf $6,5 Mio, worauf ihm Lansky den Geldhahn zudrehte. Um zu Geld zu kommen, verschuldet Siegel sich überall. Am 26.12.46 fällt die Eröffnung des Flamingos ins Wasser, da die Flugzeuge wegen dem starken Regen nicht fliegen können. Bugsy möbelt das Casino noch weiter auf und öffnet es im März 1947 erneut, wobei die Spieler Gewinne und das Flamingo Verluste einfahren. Erst im Mai wendet sich das Blatt: Siegel macht $300'000 Reingewinn, und die anderen Gangster schmieden ebenfalls Baupläne.
Dann kommt heraus, dass Siegels Geliebte Virginia Hill dank ihrer Bankvollmacht $2 Mio. aus dem Flamingo-Baufond abzweigte und auf einem Schweizer Nummernkonto deponierte. Virginia begann ihre Karriere mit einem Buchmacher der Capone Gang und hatte Beziehungen mit den Fischetti Brüdern, Anthony Accardo, Frank Nitti, Carlos Marcello und Joe Adonis, bevor Bugsy sie heimlich heiratete. Als das Gerücht kursiert, Siegel wolle sich wegen seinen Schulden mit seiner Geliebten und einer halben Million nach Europa absetzen, ordnet Luciano seine Ermordung an. Nur 20 Minuten nach dem Mord übernehmen die drei Juden Moïse "Little Moey" Sedway, Morris Rosen und Gustav "Gus" Greenbaum, letzterer ein Veteran Capones, das einträgliche Flamingo. Meyer Lansky wird von 1960-67 allein aus dem Flamingo $36 Mio. abziehen.

Las Vegas wird wie Miami als freie Zone definiert. Obwohl Meyer Lanksy eine Schlüsselrolle in der Etablierung von Las Vegas spielt, ist er von den Italienern abhängig, wie auch Doc Stacher oder Moe Dalitz, der von Cleveland nach Las Vegas zieht, 1950 das Desert Inn, das Sands und das Fremont baut und neben Johnny Roselli eine der Hauptrollen dort spielt. Siegels Ermordung führt zu einem kurzen Krieg zwischen Siegels Leutnant Mickey Cohen und John Roselli, wobei der neugewählte Polizeichef William Parker Roselli hilft, Cohen gefügig zu machen. 1948 baut Lansky das Thunderbird. 1952 entsteht eine Reihe von italienischen Casinos wie das Sahara (Mafia von Oregon), das Dunes (Raymond Patriarca von Rhode Island, der mit Carlos Marcello zusammenarbeitet) oder das Tropicana (Lansky, Costello und Kastel). Die Mafia von Chicago ist beteiligt am Riviera, dem Stardust, dem Landmark, dem Four Queens, dem Aladdin, dem Circus Circus und dem Caesar's Palace. Die von der Mafia kontrollierte Lastwagengewerkschaft Teamster hat Geld im Dunes investiert und leiht Hank Greenspun, dem Herausgeber der Las Vegas Sun, $250'000 für den Bau eines Golfplatzes. Nevada ist der einzige Staat bis 1976, als New Jersey (Atlantic City) dazukommt, in dem Geldspiele und Prostitution legal sind. In den 60er Jahre wird Howard Hughes ein Casino nach dem anderen in Las Vegas aufkaufen.

Die Mafia von Chicago weitet das Spielgeschäft auf Iowa, Kansas, Indiana, Michigan und Dallas aus. Um in Dallas einzusteigen, schickt Boss Tony Accardo Pat Manno, Paul Jones und Jack Nappi zum Sheriff von Dallas, Steve Guthrie. Sie offerieren ihm und Leutnant George Butler ein Jahreseinkommen von $150'000 und versprechen, keine Drogen, sondern nur das Glücksspiel in die Stadt zu bringen. Aber Guthrie nimmt die Gespräche auf Band auf, und die drei werden der Korruption angeklagt.
Paul Roland Jones wurde 1940 von Gouverneur Ratner begnadigt, nachdem er 1931 wegen Zeugenermordung zu lebenslänglich verurteilt wurde. Er startete 1942 Spielgeschäfte in Dallas im Namen der Fischetti-Brüder, eröffnete ein Casino in Mexico City und organisierte politische "Arrangements" mit mexikanischen Politikern. Vertreter des nach dem Krieg vermutlich bedeutendsten Drogensyndikates in Mexico sind Harold "Happy" Meltzer und John Ormento. Der Gründer des Dirección Federal de Seguridad, Captain Rafael Chavarri, arbeitet mit dem Drogenhändler Jorge Moreno Chauvet zusammen, der Drogen von der Luciano-Organisation in Europa bezieht.
Mit Jones sowie John und Maurice Melton steigt Jack Ruby in den Heroinhandel ein. Am 27.8.47 wird einer von Jones Männern mit 24 Kilogramm Opium an der Grenze verhaftet, und Jones sitzt bis 1952 im Gefängnis. Im Gerichtsverfahren wegen Drogenhandels gegen Paul Roland Jones und Maurice Melton muss Ruby zwar aussagen, wird aber nicht angeklagt, weil er wahrscheinlich ein FBN-Informant ist. Auch im Bestechungsprozess wird Ruby von George Butler geschützt.
Ruby wurde 1911 als Jacob Rubenstein in Chicago als Sohn polnischer Juden geboren, wo er schon als 11jähriger die Schule verliess und sich der Jugendgang von Dave "Yiddles" Miller anschloss. Wegen seiner Aggressivität war er bald als "Sparky" bekannt, und 1926 begann er, Aufträge für Frank Nitti, Jake Arvey und Al Capone zu erledigen. Seit Mitte der 20er Jahre akzeptierte das Syndikat Juden in seinen Reihen, beeinflusst von der Zusammenarbeit von Luciano mit Lansky. 1934 zog Rubenstein mit seiner Schwester Eva nach San Francisco, um für Frankie Goldstein, Eugene Shriber und "Bones" Remer in Spielhöllen und auf dem Pferderenntrack von Santa Anita, welches der Gouverneur über Artie Samish dank den Zuwendungen Rosellis legalisierte, zu arbeiten.

John Roselli war Annenbergs Vertreter in Los Angeles, wo er mit Jack Dragna die Macht in der Unterwelt übernahm. Chicago stieg durch Jake Guzik und Paul Roland Jones in den Sportinformationsdienst ein. Moe Annenberg hatte die Continental Press in den 20er Jahren mit seinem Leutnant Jim Ragen aufgebaut und bis 1940, als er wegen Steuerhinterziehung ins Gefängnis muss, geleitet. Parallel zu den Informationen über Pferderennen liefen über sein Nationwide News Service, bekannt als "the Trust", Resultate für die illegalen Wetten. Drei von vier gewetteten Dollars wurden über die 15'000 illegalen "Bookies" in 223 Städten in 39 Staaten abgewickelt, die die Resultate unmittelbar nach den Rennen per Telefon und Telegraph zugestellt bekamen. Annenberg besass faktisch das Monopol und verdiente bis $6 Mio. pro Jahr, von denen er eine Schutz-Provision an Frank Nitti ablieferte.
Da Jim Ragen auf Rat des Journalisten Drew Pearson das FBI einschaltet, um sich gegen die Übernahme des Sportdienstes durch die Mafia von Chicago zu wehren, eliminieren Dave Yaras, Lenny Patrick und Willie Block mithilfe von Gussie Alex und Strongy Ferraro den uneinsichtigen Nachfolger. Die bisherigen konkurrierenden Bosse der Spielgeschäfte, Herbert Noble und Benny "Cowboy" Binion, werden durch Chicago-Mobster abgelöst: Noble fliegt mit einer Bombe in die Luft, worauf Binion es vorzieht, sich ins ruhigere Las Vegas abzusetzen. Als neuer Chef des FBN von Chicago kümmert sich George White um die ‚Aufklärung' von Ragens Ermordung, wobei er sich mit dem FBN-Informanten Rubenstein trifft. Der übernommene Pferderenn-Nachrichtendienst spielt eine Schlüsselrolle für den Aufbau eines kriminellen Netzes in der Region. Der junge Kongressabgeordnete Richard Nixon schützt Rubenstein vor den 1947 einsetzenden Hearings, indem er behauptet, dass Rubenstein für das House of Un-American Activities Committee arbeite. Rubenstein kürzt danach seinen Namen und zieht nach Dallas, wo sei Freund Yaras Spielautomaten stehen hat.

1939 kam Jack Ruby nach Chicago zurück, und Paul Dorfman organisierte Ruby einen Job als Finanzsekretär in der Chicago Waste Handler's Union. Am 8.12.39 erschoss der Gewerkschaftler John Martin in Rubys Präsenz den Anwalt Leon Cooke, da dieser sich gegen den Einfluss der Mafia wehrte. John Martin behauptete, er habe aus Notwehr gehandelt. Es ist gut möglich, dass Ruby den widerspenstigen Cooke ermordete. Jedenfalls übernahm Paul Dorfman die Gewerkschaftsleitung und arbeitet mit Anthony Accardo und ab 1949 mit Jimmy Hoffa zusammen. Dorfmans Sohn Allen wird zusammen mit Robert "Barney" Baker Hoffas engster Mitarbeiter. Mehrere Jahre später untersucht der Privatdetektiv Bob Mullenix die Gewerkschaftsübernahme und die Finanztransaktionen von Dorfman und Ruby. Er kommt 1962 bei einem Autounfall ums Leben.
Eva Rubenstein ist während Rubys Militärdienst 1943-46 bei der Air Force nach Dallas gezogen und hat sich dort mit Paul Roland Jones angefreundet. Nach der Verurteilung von Jones, Manno und Nappi ist Jack Ruby, der den Nachtklub Silver Spur eröffnet, Verbindungsmann Chicagos in Dallas. Schon früh steht Ruby auf gutem Fuss mit Richtern und Politikern in Dallas, die er schmiert. Da es Chicago nicht gelingt, die Kontrolle der Stadt zu erlangen, fühlt sich Ruby exiliert und im Stich gelassen. Bis 1952 verschafft sich Carlos Marcello die Kontrolle der Unterwelt von Dallas, und Ruby arbeitet mit den Leuten aus New Orleans zusammen: Russell Douglas Matthews, Ralph Paul, Joe und Sam Campisi, Joe Civello, Jack Todd und Lewis McWillis, den Ruby bewundert.

An der Mafia-Konferenz vom 5.5.1947 im "Black Diamond" in New Orleans macht sich Carlos Marcello zum Nachfolger des ausgewiesenen Sam "Silver Dollar" Carolla. An der Sitzung dabei sind Frank Todaro, Joseph Capro, Tom Rizzuto, Frank Lambardino, Nick Grifazzi, Anthony Carolla, Joseph Poretto, Nofio Pecora und alle 7 Marcellos, die sich mit Drohungen gegen die Ansprüche von Anthony Carolla als Nachfolger seines Vaters durchsetzen. Der neue Boss von Louisiana macht "Willswood Tavern" auf seinem Landbesitz, in dessen Sumpf zahlreiche Leichen verschwinden, zum Hauptquartier.
Marcello, der kaum lesen und schreiben kann, verdankt seinen Aufstieg Frank Costello und seinen Fähigkeiten beim Schmieren und Geldeintreiben. Seit der Eröffnung des Spielkasino "Beverly Country Club" in New Orleans am 4.12.45, das Frank Costello, Meyer Lansky, Phil Kastel, A.G."Freddie" Rickerfor und Carlos Marcello gehört, ist Marcello Teil des inneren Zirkels der Mafia. Nach der Deportation Frank Coppolas wurde Marcello Manager des Kasinos. Mit dem Bau einer Villa demonstriert der 38jährige, dass er es geschafft hat. Er kontrolliert die Vollstreckungsbehörde und die politische Maschinerie des Kreises Jefferson und wird trotz einiger grausamer Mordfälle nie angeklagt. Marcello kümmert sich ebenfalls um den Aufbau eines Pferderenninformationsdienstes in Louisiana nach dem Muster Annenbergs. 1948 gewinnt Marcello mit Joseph Poretto die Kontrolle über den Southern News and Publishing Co, den grössten Rennsport-Informationsdienst.

Quellen: Davis (1994): 71, 118-121, Groden/ Livingstone: 129f, 295, 413, Behr: 171-175, Scott (1993): 142, 151-161, 169, 175, 326, 353, Chotjewitz: 15-20, Gregory/ Speriglio: 210, Best: 6, 22, 41, Raith: 123, Marrs: 269, Weberman (27): 1-13, Fox: 102, Griffith (1996): 6, Knorr (1992a): 45, Pease (1995), Anson: 230-238, Sylwester: 1-3, Davis (1988): 47-58, 527f.

1947 Kalter Krieg top

Nach dem Krieg sind Frankreich und Italien unbedeutend, Grossbritannien zweitrangig, Deutschland und Italien besetzt, und Russland weitgehend zerstört. Die USA konnten dagegen ihr Bruttosozialprodukt von $88,6 Mia. (1939) auf $135 Mia. (1945) steigern und produzieren über die Hälfte der Industriegüter auf der Welt. Sie besitzen zwei Drittel der ingesamt $30 Mia. Goldreserven und können den Dollar zur Leitwährung machen, was ihre Exportdominanz sichert. Abgesehen von den Territorien der Sowjetunion und Chinas werden sie sich militärisch und ökonomisch fest- und durchsetzen.

Noch ehe der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, wurde durch den Einsatz britischer Truppen die soziale Revolution in Griechenland verhindert. Winston Churchill ging im August 1944 den einzigen englisch-deutschen Deal im Krieg ein, der den Deutschen den freien Abzug erlaubte, um seinen Freund König George II. wieder an die Macht zu bringen. Mit Stalin ging Churchill dafür den Deal Rumänien gegen ein monarchistisches Griechenland ein. Nach der Ausrufung des Generalstreiks metzeln die Engländer die ehemaligen Verbündeten nieder. Auch die USA unterstützen die Bekämpfung der Widerstandsorganisationen E.A.M, EDES und EKKA mit dem Ziel, die Monarchie wiedereinzuführen. Nach dem erzwungenen Waffenstillstand werden 100'000 Partisanen umgebracht und König Georg II kehrt zurück, worauf der Bürgerkrieg erneut ausbricht.

Stalin reagiert nicht auf die Intervention der Amerikaner in Griechenland und den Einsatz der Atombomben in Japan, sondern verhält sich bis 1948 defensiv. Trotzdem begann im Herbst 1945 die Mobilmachung gegen den "sowjetischen Block". Einerseits hatten die amerikanischen Strategen Angst vor den innenpolitischen Folgen einer Demilitarisierung, weil das Ende der Kriegsprosperität Arbeitslosigkeit und Massenstreiks bedeuten könnte. Andererseits drängen die Hochfinanz und Industrie auf die ökonomisch-militärische Expansion. Im September und Oktober 1945 werden in den Direktiven JCS 1496/2, 1518 und 1545 des Vereinigten Generalstabs die permanente Rüstungsüberlegenheit gegenüber der Sowjetunion, die Erstschlags- und Präventivkriegsstrategie festgeschrieben. Die Strategen gehen davon aus, dass die Sowjetunion während der nächsten fünf Jahre so verwundbar ist, dass ein Präventivkrieg mit 20-30 Atombomben erfolgreich sein würde. Deshalb könnte die UdSSR erpresst werden, die amerikanische Expansion zu akzeptieren. Das revidierte Strategiepapier JIC 329/1 kombiniert den Atombombeneinsatz mit den Instrumenten der konventionellen Kriegsführung, was 1947/48 in die offizielle Atomkriegsstrategie des National Security Councils einfliesst, obwohl klar wird, dass die Atombomben die Rote Armee nicht entscheidend schwächen könnten und dass USA noch zu wenig ‚Zweitschlagpotenzial' besitzt, um einen möglichen weltweiten Widerstand gegen den Atomkrieg in Russland zu brechen. Also beschliessen die USA, ihre Interessen gegenüber der Sowjetunion lokal durchzusetzen und diese an vielen Fronten zu schwächen.

Bald darauf folgen geheime militärische Aktionen gegen die Sowjetunion. Die Partisanenbewegungen in den baltischen Ländern und der Ukraine werden vom Oberkommando der US-Streitkräfte mit Geld, Waffen und Ausrüstung unterstützt. Partisanen werden in den Westen geschleust, für Funk und Sabotage ausgebildet und zurückgeschickt. Obwohl immer wieder Kuriere, Saboteure und Leiter der Organisation der ukrainischen Nationalisten verhaftet werden, gelingt es dem KGB erst Mitte der 60er Jahre, die Bewegung zu zerschlagen.
In Ungarn beispielsweise wird die antikommunistische Partei der kleinen Landwirte, die zunächst noch Regierungspartei und stärkste Kraft im Land ist, unterstützt.
In Polen werden antirussische Partisanen unterstützt, die jüdische Überlebende der Nazi-Vernichtungslager ermorden. Die "Bewegung für Freiheit und Unabhängigkeit" (WIN) gilt bald einmal als die einzige noch funktionierende Widerstandsgruppe, und die CIA schickt Waffen, Gold in Millionenhöhe, Ausrüstung und Agenten. Erst als die Polen 1952 die Aktion abbrechen, merkt die CIA, dass der polnische Geheimdienst die WIN seit 1947 kontrolliert und die CIA an der Nase herumgeführt hat.
Im Iran kommt die Aggressivität der USA zum ersten Mal offen zum Ausdruck. Die drei Grossmächte besetzten den Iran, dessen Regierung mit den Nazis kokettierte, um die kriegswichtigen Öllieferungen nach Russland sicherzustellen. Nach dem Krieg sollten alle Mächte gleichzeitig abziehen, aber Russland schürte im Norden einen Konflikt gegen die Zentralregierung, setzte dann eine eigene "autonome" Regierung ein und liess sich die Ölverwertungsrechte übertragen. Damit konnte Russland die beschädigten Ölfelder im Kaukasus kompensieren. Unter dem Druck des Sicherheitsrates muss sich die Sowjetunion allerdings dann aus dem Iran zurückziehen, und die Amerikaner ziehen ein, mit Dollars, Zivil-und Militärberatern, um den Status Quo aufrechtzuerhalten.

FBI-Chef J. Edgar Hoover spielt das "rote Problem" hoch, was den Republikanern, die mit der Losung "Schlagt die Kommunisten" antreten, im November 1946 das erste Mal seit 28 Jahren die Mehrheit im Kongress verschafft. Der demokratische Präsident Harry Truman versucht deshalb, die Republikaner rechts zu überholen und forciert innen- wie aussenpolitisch den Kampf gegen den internationalen Kommunismus.

Als die Briten den USA am 24.2.47 mitteilten, dass sie ihr Kolonialimperium nicht mehr halten können, den Bürgerkrieg gegen die Kommunisten in Griechenland und die Hilfslieferungen an die Türkei nicht mehr finanzieren können, springt Truman in die Bresche und verkündet am 12.3.47 seine Doktrin, die eine Politik der Unnachgiebigkeit gegenüber der UdSSR einleitet. Aber der Kongress zeigt sich bei $400 Mio.-Finanzhilfe für Griechenland und die Türkei sperrig, weshalb zuerst die Bevölkerung mobilisiert werden muss. Mithilfe einer grossangelegten Verschwörungs- und Verleumdungskampagne beweisen Hoover, John Cronin von der National Catholic Welfare Conference und Generalstaatsanwalt Tom Clark der bestürzten Öffentlichkeit, dass die USA die kommunistische Weltverschwörung bereits im eigenen Land haben.
Am 22.3.47 verabschiedet Truman die Executive Order 9835, um die "Infiltration der Regierung mit illoyalen Personen" aufzudecken. Innenpolitisch bedeutet die folgende McCarthy-Phobie die Loyalitätsüberprüfung von 2,5 Mio. Regierungsbeamten, 3 Mio. Angehörigen der Streitkräfte und 3 Mio. Beschäftigten in der Rüstungsindustrie, die im Schatten der Akten des FBI leben. 500 Menschen verlieren ihre Jobs wegen "zweifelhafter Loyalität."
Aussenpolitisch besteht die einzige Möglichkeit, diese Gefahr des sowjetischen Kommunismus zu bannen, in der Unterstützung Europas. Im Sommer 1947 geben die USA ihre Politik der kollektiven Bestrafung gegenüber den Deutschen auf, die zu Hunger und Verelendung führte. Die Deutschen begannen sich aus Verzweiflung gegen die Besatzungsmächte aufzulehnen, was sie anfällig für den Kommunismus macht. In Hessen stimmen 80% für die Sozialisierung der Schlüsselindustrie, und in Frankreich und Italien mobilisieren die Kommunisten zu Massendemonstrationen. Das Programm heisst Marshall-Plan, kostet $14,2 Mia. und sichert die Vorherrschaft der USA und des Dollars als Weltwährung. Für die Verteilung der Gelder verantwortlich ist "Europa-Botschafter" Averell Harriman, der bei allen strategischen Entscheidungen der anglo-amerikanischen Allianz mitredet. Die Entnazifizierung, welche die führenden Köpfe sowieso kaum zur Rechenschaft zog, wird damit aufgegeben.
In Griechenland siedeln amerikanische Soldaten 1 Mio. Menschen um (ein Siebtel der Bevölkerung), um die Aufständischen zu isolieren und den Widerstand gegen Monarchie und Kapitalismus in einem zweijährigen Krieg zu brechen.
Verteidigungsminister James Forrestal widersetzt sich der eingeschlagenen Politik, wird am 28.3.49 in einem Militärflugzeug nach Jupiter Island in Florida gebracht, wo Bush, Payson, Dillon und Carpenter ihre Wohnsitze haben. Forrestal wird von Robert Lovett und einem Militärpsychiater in die Mangel genommen. Im Walter Reed Army Hospital in Washington erhält er eine Insulin-Schocktherapie und wird am 22.5. in der Klinik tot aufgefunden, was noch vor der dann geheimgehaltenen Untersuchung als Suizid interpretiert wird.
Natürlich hat der Marshall-Plan auch wirtschaftliche Motive: Die Produktion ist nach dem Kriegsende um 30% gesunken, und es gibt bereits 8 Millionen arbeitslose Amerikaner. Um den Export anzukurbeln und den freien Zugang zu den ungeschützten Märkten zu sichern, schlug Unterstaatssekretär Clayton vor, Europa mit Krediten und Wirtschaftshilfe zu öffnen. Zuerst erhalten England $3,75 Mia. und Frankreich $650 Mio. Kredite, und bereits im Frühjahr 1946 steigen die US-Exporte von $4 Mia. auf $15 Mia. Allerdings müssen die Europäer für die Lieferung von amerikanischen Gütern "Gegenwertfonds" bilden, die aus Steuergeldern finanziert werden. Diese Fonds benützt die CIA für die politische Propaganda in Europa.
Durch die Subventionen und Kredite des Marshall-Planes werden die Wirtschaftsadern eines grossen Teils der Welt an die USA angeschlossen und geöffnet. 75% des globalen Anlagekapitals und 66% der Industriekapazität konzentrieren sich in den USA, der Rest verteilt sich auf die anderen 95% der bewohnten Erdoberfläche.
Damit ergibt sich eine nicht zu unterschätzende politische Macht, da durch das Abdrehen des Geld- oder Güterstroms jederzeit ein Land destabilisiert werden kann. Deutschland, Italien und Japan werden ‚redemokratisiert', im Gegensatz zur 3. Welt, wo sich die USA fast ausnahmslos hinter die ärgsten Diktatoren stellen.

Die Containment-Strategie verspricht doppelt vorteilhaft zu sein, indem sie den Westen stärkt und die kriegszerstörte Sowjetunion zu Gegenmassnahmen zwingt und weiter schwächt. Stalin hatte mit seiner Deklaration des "Sozialismus in einem Land" in den 20er Jahren die marxistisch-leninistische These der Weltrevolution aufgegeben. In der Zwischenkriegszeit wies er die Kommunistischen Parteien immer wieder an, sich an konservative und monarchistische Gruppierungen zu halten und verurteilte sogar revolutionäre Tendenzen. Er nahm auch nach dem Krieg an, die Ostblockländer würden kapitalistisch bleiben und hatte keine Absicht, ihnen kommunistische Regierungen aufzuzwingen. Die besetzten Gebiete wollte Stalin auspressen: Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Finnland und Ostdeutschland müssen hohe Reparationen zahlen. Stalin war sogar mit der Wiederführung der Monarchie in Jugoslawien einverstanden, wie in Griechenland, und bekämpft die revolutionäre Politik Josip Titos.

Erst die Truman-Doktrin und die wirtschaftspolitische Offensive durch den Marshall-Plan lässt Stalin aufschrecken und handeln: Zwischen dem 10. Juli und 26. August 1947 schliesst die Sowjetunion Handelsverträge mit Bulgarien, der Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien, Polen und Rumänien, unterstützt die Revolution in der Tschechoslowakei im Februar 1948, der im Westen als Staatsstreich dargestellt wird. Stalin säubert die Regierungen in Osteuropa von nationalistischen Politikern, diszipliniert sein neues Herrschaftsgebiet mittels Terror und Schauprozessen Die angeschuldigten Genossen werden mit Drogen und Gehirnwäsche zu Geständnissen gezwungen. Im Labor K12 erfindet und probt der KGB die Drogen und Gifte für Ermordungen. Daneben entwickelt sich der tschechoslowakische Geheimdienst STB zum Spezialisten für Drogeneinsätze, wobei er etwa mit LSD bei den Verhören experimentiert. Schon vor den Nazis experimentierten die Tschechen etwa mit Meskalin. Für die Russen testeten die Tschechoslowaken die Drogen an amerikanischen Kriegsgefangenen aus Korea und Vietnam.

Stalin bricht im Juni 1948 mit dem einzigen unabhängigen Regierungschef Tito. Um sich die dringend benötigte amerikanische Hilfe zu sichern, zog Josip Tito die Unterstützung griechischer Rebellen zurück und verweigerte den Griechen die Benutzung der jugoslawischen Hoheitsgebiete, womit er deren Aufstand wirksam beendet. Die USA finanzieren die Entwicklung und Unabhängigkeit Jugoslawiens mit einem Kredit von mehr als $1 Mia, obwohl Tito seine kommunistischen Ideen und Praktiken nie aufgegeben hat. Die CIA unterstützt die antikommunistischen Kräfte im griechischen Bürgerkrieg, die Widerstandsbewegung in der Ukraine von 1949-53, den Sturzversuch von Enver Hoxha 1950 in Albanien und die polnische Freiheits- und Unabhängigkeitsbewegung 1950-52. Die Blockade Berlins vom Juni 1948 bis im Mai 1949 liefert dem Westen die Bestätigung der angeblich inhärenten Aggressivität der Sowjetunion.

Die Amerikaner nutzen die Blockade für eine Serie von Propagandafilmen, die suggerieren, Stalin plane den nächsten Krieg. 1946 beginnen die USA mit der Produktion von Propagandafilmen, die die Westdeutschen an die USA binden sollen, die sich jedoch mehrheitlich ein wiedervereinigtes und neutrales Deutschland wünschen. Die Luftbrücke während 122 Tagen und ihre propagandistische Ausschlachtung ändert das Bild der Amerikaner bei vielen Deutschen.
Aufgeschreckt durch die Erfolge der SPD finanzieren die USA den CDU-Politiker und Mussolini-Bewunderer Konrad Adenauer, der sich als Vollstrecker der US-Interessen erweist. Die Brüder Dulles haben schon vor dem Krieg enge Beziehungen zu Deutschland, etwa zu Hans Maria Globke, der trotz seiner Nazivergangenheit als Kommentator der Nürnberger Rassengesetze von Adenauer zum Staatssekretär ernannt und dann zu dessen grauen Eminenz wird.
Zur Sicherung des Kolonialstatus Deutschlands müssen die neugewählten Kanzler einen vorgefertigten Brief an die Botschafter der drei westlichen Siegermächte unterschreiben (Kanzlerakte), die Willy Brandt als ‚Unterwerfungsbrief' zurückweist.
Mit Propaganda- und Briefkampagnen wie der Crusade for Freedom oder dem Arbeitskreis Demokratischer Kreise soll die Wiedervereinigung und die Remilitarisierung erreicht werden, wozu die Amerikaner die Idee eines Vereinigten Europas unter Federführung der Deutschen entwerfen. Als Reaktion auf diese Propaganda offeriert Stalin 1952 die Wiedervereinigung Deutschlands als neutralen Staat, was Adenauer jedoch umgehend ablehnt. Noch 1957 sitzen in Adenauers Regierung 18 Minister, die Mitglieder der NSDAP oder der SA waren. 104 frühere hohe Offiziere Hitlers werden Generäle und Admiräle, 8250 führende Faschisten erhalten einflussreiche Staatsstellen. 1963 wird Adenauer abgelöst von Ludwig Erhard, ehemaliger ‚wirtschaftswissenschaftlicher Berater' der ‚Reichsgruppe Industrie und der IG Farben' war. Ihm folgt 1966 bis 1969 Kanzler Kurt Georg Kiesinger, Mitglied der NSDAP seit 1933 und stellvertretender Leiter der Rundfunkabteilung im Auswärtigen Amt Rippentrops.

Die Massnahmen zur wirtschaftlichen und politischen Integration der osteuropäischen Länder laufen parallel mit militärischen Massnahmen: Die Russen stellen ein Blitzprogramm zum Bau von Atombomben, Abfangjägern und der Reorganisation der Armee auf die Beine. Der Mathematiker Klaus Fuchs lieferte den Russen schon während dem Krieg über Ruth Werner die Angaben und die Pläne für die Atombombe. Die nun einsetzende Wiederaufrüstung lähmt den wirtschaftlichen Aufbau und führt zu den Revolten von 1956. Dank der enormen Überproduktion der USA und dem Marshall-Plan entgeht Westeuropa weitgehend den Entbehrungen der Remilitarisierung. Trotzdem zahlt auch die westliche Welt einen hohen Preis für den Kalten Krieg.

Griechenland erhält von 1946-58 $1,59 Mia. Wirtschaftshilfe und $1,24 Mia. Militärhilfe, wovon weitgehend die privilegierten Klassen profitieren. Die Türkei erhält $1,16 Mia. Wirtschaftshilfe und $2 Mia. Militärhilfe, womit sie ein Heer von 500'000 Mann aufrechterhalten, aber die dringend benötigten Strassen-, Schul- und Bewässerungsprojekte nicht bauen. Griechenland, die Türkei, Südvietnam, Südkorea (ohne die Kriegskosten) und Taiwan erhalten Waffenlieferungen im Wert von $7.9 Mia, womit fast 2 Mio. Soldaten kampfbereit gemacht werden. Die Amerikaner haben seit dem 2. Weltkrieg Truppen in Vietnam, die 1953 verstärkt und als ‚Berater' bezeichnet werden. Tschang Kai-scheks Armee von 600'000 Mann ist bei einer Bevölkerung von 10 Mio. ebenfalls eine Art Besatzungsarmee im eigenen Land.

Quellen: Horowitz: 7-84, 179-182, Chotjewitz: 15-20, Matthias, Theoharis/ Cox: 277ff, Epstein: 14-19, Schulz: 165, 173, CIA-Info: 13, Summers (1993): 158-169, Best: 28, Brussell (1983): 6, Manthoulis, Ascherson 1, 2, Avineri: 66, Frölich, Afterbach 5, Tarpley/ Chaitkin: 54, Roth 1986, Kennedy (1987), Weber (2008), Freisleben (2017).


1947 Gründung der CIA top

FBI-Chef J. Edgar Hoover versuchte am Ende des Krieges, das OSS in das FBI zu integrieren, um auch den Auslandgeheimdienst unter sich zu haben. Er organisierte eine Pressekampagne gegen die noch geheimen Pläne Donovans, eine Central Intelligence Authority zu gründen, allerdings ohne Erfolg. Hoovers SIS-Abteilung wie auch das OSS wurden im September 1945 durch Präsident Truman aufgelöst. Ein Teil der Agenten wechselte in die Strategic Services Unit des Kriegsdepartements, einige Analysten wechselten ins Aussenministerium, und die Wissenschaftler wollten wieder lehren und forschen.
Insgesamt arbeiteten während des Zweiten Weltkriegs 75'000-100'000 Agenten in den US-Geheimdiensten. Das OSS beschäftigte bei Kriegsende 13'000 Mann, 16'000 waren bei der Funkabhör-Abteilung und 14'500 bei der Briefkontrolle. Dazu kamen die Dienste der Truppen, der Kommandos und der Spionageabwehr. Meist drängten Angehörige der Oberschicht in den ungefährlichen und vornehmen "Oh So Social"-Dienst, wobei aber nur etwa die Hälfte der Agenten als qualifiziert galten und Korruption weit verbreitet war.

Allen Dulles erhält den Auftrag, einen neuen Geheimdienst zu konzipieren, wozu er sechs Berater einlädt, die allesamt Rechtsanwälte oder Banker der Wall Street sind. Aber die Wahl Trumans gegen Thomas Dewey, für den Dulles Wahlkampfreden geschrieben hat, verhindert, dass Dulles zum neuen Geheimdienstchef ernannt wird. Erst am 25.8.51 wird er stellvertretender Direktor, und dann am 10.2.53 zum Direktor der CIA ernannt.
Am 22.1.46 unterzeichnet Truman eine Direktive zur Gründung eines neuen Geheimdienstes, der National Intelligence Authority, dessen operativer Arm die Central Intelligence Group sein soll. Die Veteranen des OSS arbeiten daraufhin im Office of Special Operations innerhalb der CIG weiter.

Auf der Grundlage des National Security Act wird im September 1947 das Pentagon geschaffen, das Armee, Flugwaffe und Marine vereint. Während dem Kalten Krieg wächst das Pentagon zu einem Koloss, der 3 Millionen Angestellte und 2 Millionen Berufssoldaten umfasst und ein Budget in der Höhe des französischen Staatshaushalts erhält. Vier Millionen Amerikaner arbeiten in der Rüstungsindustrie, die weitere 10'000 Zulieferfirmen beschäftigt.
Zudem wird das National Security Council gegründet, und aus OSO und CIG wird die Central Intelligence Agency aus der Taufe gehoben. Die CIA soll keine Feldoperationen durchführen, sondern sich, unabhängig von den militärischen Geheimdiensten und des FBI, auf Nachrichtenauswertung konzentrieren. Aber bereits im Gründungsjahr werden die Mittel für die CIA von $47 auf $70 Mio. erhöht und im Juni 1948 autorisiert Präsident Truman "Propaganda, wirtschaftliche Kriegsführung, vorbeugende direkte Aktionen einschliesslich Sabotage, Zerstörung und Massnahmen der Evakuierung; Subversion gegen feindliche Staaten einschliesslich der Unterstützung von Partisanen und Flüchtlingsgruppen für die Befreiung sowie Unterstützung einheimischer antikommunistischer Kräfte der freien Welt." Kontrolliert wird die CIA durch das National Security Council und untersteht somit direkt dem Präsidenten.

Hoover verweigert die Zusammenarbeit mit der CIA. Der Chef der CIA-Gegenspionage James Jesus Angleton ist wie Meyer Lansky im Besitz von kompromittierenden Fotos Hoovers, die ihn bei homosexuellen Aktivitäten zeigen. Offenbar bekam er sie von der Naval Intelligence, die mit der Mafia beim Hafenschutz, bei Einbrüchen und Drogenexperimenten zusammenarbeitet.
Hoovers Kampf mit Vertretern der CIA ist mehr als nur ein persönliches Machtspiel: Es geht um verschiedene Visionen, wie die USA expandieren soll. Die globalistische Fraktion, zu der die Ölmultis und die CIA gehören, steht gegen die von Hoover unterstützte nationalistische Gruppe, die sich auf die Kontrolle des Hinterhofs beschränken will. Hoover führt die "unlabeled blind memos" ein, wenn er dem Weissen Haus Geheiminformationen zukommen lässt, damit die Quelle nicht festgestellt werden kann.
Obwohl die Kommunistische Partei der USA nur 80'000 Mitglieder hat (0,053% der Bevölkerung), von denen etwa 25'000 Industriearbeiter sind, schürt Hoover die Kommunistenangst und erreicht, dass alle neuen Staatsangestellten auf ihre Loyalität überprüft werden. Hinter dem Angriff des "House of Un-American Activities Committee" auf Hollywood steht ebenfalls Hoover, dessen Agenten im Untersuchungsteam unter der Leitung von Ex-FBI-Agent Allen Smith dabei sind. Die Angriffe des HUAC auf die Filmindustrie wegen kommunistischer Unterwanderung bricht die Macht der jüdischen Filmmogule endgültig. Die Mitarbeiter der Filmindustrie und andere Künstler und Schriftsteller werden in den nächsten sieben Jahren am Telefon abgehört, ihre Post wird geöffnet und man klagt sie oft wegen lächerlichen Vergehen an. FBI-Spitzel Ronald Reagan profiliert sich als Denunziant für das HUAC in Hollywood besonders. Der Präsident der Screen Actors Guild schliesst 1952 ein Spezialabkommen mit der Music Corporation of America MCA, die das Monopol über die Buchungen der Künstler und damit über die Unterhaltungsindustrie besitzt. Die 1924 von Jules Stein gegründete Music Corporation of America ist heute ein $2 Mia.-Imperium und besitzt die Universal Pictures und Universal Television, Buch- und Musikverlage, Plattenfirmen, Transportfirmen, Videoverleihs, eine Sparkasse, Grundbesitz, Kabelnetzfirmen und mehr.
Im Komitee hat Hoover andere Verbündete gefunden: die Repräsentanten Karl Mundt und Richard Nixon, der sich 1937 als junger Jurist beim FBI als Agent beworben hatte, aber wegen seinem Einbruch in das Dekanat der Jura-Fakultät abgelehnt wurde. Hoover spannt Nixon ein und schiebt ihm über Priester John Cronin und die FBI-Mitarbeiter Ed Hummer, Louis Nichols und Lou Russell Dokumente und Informationen zu. Nixon besuchte bereits 1936 die Anwaltsfirmen von William Donovan und von John Foster Dulles und kann während dem Krieg Nazidokumente von Allen Dulles prüfen. Die Dulles-Brüder, die während dem ganzen Krieg Beziehungen mit einflussreichen Nazis unterhielten, sind mit den Republikanern eng vernetzt. Allen Dulles arbeitete vor seinem Einstieg in den Geheimdienst für Prescott Bush, dank dem Nixon 1941 in Kalifornien für den Kongress kandidieren kann. Die Dulles unterstützten Nixons Wahlkampf und lassen ihm über Thomas Dewey Geheimdienstmaterial über den angeblichen Kommunisten Alger Hiss zukommen. Mit dem Fall Hiss versuchen die Republikaner, den Demokraten Truman wegen Nachlässigkeit gegenüber dem Kommunismus zu diffamieren. Das 1938 einberufene HUAC unter J. Parnell Thomas, der wegen Steuerhinterziehung verurteilt wird, beginnt 1947 mit der Kommunistenjagd, die unter Joseph McCarthy Tausende von Amerikanern ihre Stelle kostet.

Quellen: Horowitz: 269f, Schulz: 57, 69-71, 201-204, CIA-Info: 13, Summers (1993): 245ff, (2000): 62-66, Theoharis/ Cox: 273-314, Frölich, Moldea: 2-7, Uesseler/ Saupe: 30-37, Laurent: 22.

1947 Die CIA und die Kriegsverbrecher top

Angesichts des sich abzeichnenden Konflikts mit der UdSSR rekrutieren die Geheimdienste OSS/CIG/CIA und das Pentagon ehemalige Nazis und Nazikollaborateure. Von 1945-55 stellt das Pentagon 765 Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker Nazideutschlands ein, von denen die Mehrzahl der NSDAP oder der SS angehörten wie General Walter Dornberger, Arthur Rudolph, Wernher von Braun, Emil Augsburg oder Herbert Axster. Von den 150'000 Kriegsverbrechern werden lediglich 50'000 verurteilt, und vermutlich sind fast 10'000 Kriegsverbrecher vom Geheimdienst angestellt und meist in die USA gebracht worden, um sie aufgrund ihres Antikommunismus und ihrer Kenntnisse gegen die Sowjetunion einzusetzen.

Der erste CIA-Chef Allen Dulles verhinderte bereits 1945 mit der Operation SUNRISE, dass führende Nazis den Russen in die Hände fielen. SS-General Karl Wolff, Dulles, Donovan und Pater Felix Morlion organisieren die Flucht der Nazis mithilfe der Katholischen Kirche. Felix Morlion baute den vatikanischen Geheimdienst Pro Deo in Lissabon auf. Mit dem Kriegseintritt kam Morlion mit der Unterstützung von OSS-Chef William Donovan in die USA und gründete das "American Council for International Promotion of Democracy Under God" in New York. Im selben Gebäude an der 60th Street befindet sich das Büro von William Taub, der als Mittelsmann von Richard Nixon, Howard Hughes, Aristoteles Onassis und Jimmy Hoffa fungiert und dessen Name bei der Watergate-Affäre auftaucht. Taub ist ein Vertrauter von Kardinal Alfredo Ottaviania, der die Gabe Mussolinis von $89 Mio. an den Vatikan arrangierte, um die "Neutralität" der Kirche zu garantieren. Die Spende ging auf ein Spezialkonto der Vatikan-Bank, für das Michele Sindona nach dem Krieg verantwortlich ist. Nach der Befreiung Italiens 1944 zog Morlion und das Pro Deo nach Rom. Papst Pius XII. zeichnete Donovan mit dem Grossen Kreuz des St. Sylvester-Ordens, Reinhard Gehlen und James Jesus Angleton mit dem Malta-Orden aus.

Die Katholische Kirche arbeitete schon lange mit den Faschisten zusammen und half Mussolini und Hitler, ihre Macht zu etablieren. Seit Papst Pius IX. mithilfe der Franzosen den Kirchenstaat 1850 zurückeroberte, war die Kirche wieder autokratisch und strikt antisemitisch. Obwohl die meisten Staaten Europas die Judenemanzipation durchgesetzt hatten, liess der im Jahr 2000 von Johannes Paul II. seliggesprochene Pius IX. die Mauern des Judenghettos wieder hochziehen, hielt die Juden mit Steuerauflagen in Armut und setzte den Talmud auf den Index der verbotenen Bücher. Pius liess sich als "Vice-Gott der Menschheit", "lebendiges Ebenbild Gottes" oder "König der Könige" verehren. Durch Zwang und Manipulation führte das Erste Vatikanische Konzil 1870 das Doppeldogma vom Universalprimat und der Unfehlbarkeit des Papstes ein, womit der Papst alle Entscheidungen allein fällen kann.
In Italien schlossen der Advokat Francesco Pacelli und der Kardinal Eugenio Pacelli, (der spätere Papst Pius XII.) mit Benito Mussolini am 11.2.29 die Lateranverträge ab, welche der Kirche die staatlichen Hoheitsrechte, Territorien, Reichtümer und die Erziehungshoheit zurückgeben. Diese Verträge und das Konkordat mit Hitler von 1933, das unter anderen die Kirchensteuer brachte, bilden die Grundlage des katholischen Finanzimperiums des 20. Jahrhunderts. Die Verträge werden nach dem Krieg in die italienische Verfassung und ins Bonner Grundgesetz übernommen. 1958 wird der Gesamtbesitz des Vatikans an Kapitalbeteiligungen auf DM 50 Mia. geschätzt.

Karl Wolff, der die Idee zur Diaspora seiner Kollegen mithilfe des Vatikans hatte, ist verantwortlich für die Ermordung von 300'000 Juden in Treblinka. 1983 ist er mit alten SS-Kumpanen wie Gert Heidemann auf einem Törn mit der Yacht von Hermann Görings Witwe. Melvin Belli ist nicht nur der Anwalt von Emmy Göring, sondern auch von Jack Ruby und Schauspieler Errol Flynn, der mit Gestapo-Agent Hermann Friedrick Erban kollaborierte und ein Freund von Ronald Reagan ist.

Tausende von Nazis können dank der Operation INTERMARIUM des Vatikans, abgesegnet von Papst Pius XII. und gemanagt von Giovanni Montini, dem späteren Paul VI, und der Operation RATLINES des britischen Geheimdienstes nach Nord- oder Südamerika entkommen. Dazu gehören Adolf Eichmann, der Organisator der Judentransporte in die Vernichtungslager, Franz Stangl, der Kommandant von Treblinka, SS-General Walter Rauff, der Erfinder der mobilen Gaskammern, Josef Mengele, als Auschwitz-Arzt an Menschenexperimenten und am Tod von 400'000 Menschen beteiligt, oder die Ustaschaführer Ante Pavelic und Andrija Artukovic, die zusammen die Ermordung von 400'000-750'000 Serben und Juden organisiert hatten. Artukovic ist gleichzeitig britischer Agent, und entkommt im November 1946 in die Schweiz, von wo er über Irland nach Los Angeles flieht. Pavelic organisierte bereits vor dem Krieg Bombenattentate und die Ermordung des jugoslawischen Königs Alexander vom 9.10.34 in Marseille, wonach er bei Mussolini Unterschlupf fand. Nach der Eroberung Jugoslawiens durch Hitler übernahm Pavelic die Macht, errichtete Konzentrationslager, in denen unter der Leitung von Vjekoslav Luburic 350'000 Menschen ermordet wurden. Pavelic säuberte Kroatien von 80% der jugoslawischen Juden und bekehrte die orthodoxen Serben zwangsweise zum Katholizismus. 299 serbisch-orthodoxe Kirchen wurden ausgeraubt und geschleift. Erzbischof Alois Stepinac arbeitet in allen Bereichen mit den Schlächtern zusammen, und der Papst gewährt Pavelic zwei Privataudienzen. Pavelic und seine Getreuen fliehen nach dem Zusammenbruch ins britische Österreich, wo der britische Geheimdienst ihn beschützt. Im April 1946 flieht er als katholischer Priester verkleidet nach Italien, wo er sich dank Priester Krunoslav Draganovic im Vatikan versteckt. Die CIG/CIA arbeitet mit Draganovic zusammen, der selbst als Kriegsverbrecher gesucht wird. Draganovic ist der Vertreter des Roten Kreuzes und kann für die Ustascha-Mitglieder Pässe ausstellen lassen, womit Pavelic als ungarischer Flüchtling Pablo Aranjas im Herbst dank Prater Petranivoc von Genua nach Buenos Aires ausreisen kann. Der argentinische Präsident Juan Peron, der 35'000 Visas für Ustaschas ausstellen liess, die ihm gegen die Kommunisten helfen sollen, beruft Pavelic zu seinem Sicherheitsberater.

Den Russen gelingt mit der Anheuerung von Kim Philby die Penetration in die Operation RATLINES. Auch der zaristische Prinz Anton Turkul, mit dessen faschistischem Spionagenetz die CIA zusammenarbeitet, ist ein Doppelagent. Dank dem Schutz der CIA, dem Pentagon und von George F. Kennan vom State Departement entgehen Verbrecher wie Klaus Barbie, Otto von Bolschwing, Alois Brunner, Gustav Hilger, Vilis Hazners, Heinrich Herwarth, Mykola Lebed, Franz Six, Pavlo Shandruk oder Otto Skorzeny einer Verurteilung und bilden in den USA eine Art "Viertes Reich". Kennan konsultiert regelmässig seinen Freund Gustav Hilger, bevor er Präsident Truman Vorschläge zur West-Ost-Politik unterbreitet, eine Funktion, die Hilger bereits Ribbentrop und Hitler gegenüber einnahm. "Es war unbedingt notwendig, dass wir jeden Schweinehund verwendeten, Hauptsache, er war Antikommunist", meinte CIA-Geheimoperationsleiter Harry Rositzke. Kennan, einer der einflussreichsten Diplomaten, schreibt in einen Memorandum 1948: "Wir besitzen etwa 50% des Reichtums der Welt, aber nur 6,3% ihrer Bevölkerung [...] In einer solchen Situation müssen wir das Ziel von Neid und Erbitterung sein. Unsere wahre Aufgabe für die nächsten Zeiten wird darin bestehen, ein Netzwerk von Beziehungen zu entwerfen, die uns erlauben werden, die Position der Ungleichheit aufrecht zu erhalten, ohne dass die nationale Sicherheit dabei Schaden nimmt. Um dies erfolgreich zu tun, müssen wir uns von Sentimentalitäten uns Wunschträumen verabschieden [...]: unrealistische Ziele wie Menschenrechte, die Verbesserung des Lebensstandards oder Demokratisierung."

Der ehemalige SS-Major Otto Skorzeny arbeitet mit der CIA zusammen und erhält von Dr. Fritz Thyssen und Dr. Gustav Krupp Geld, um Todesschwadronen aufzubauen: die "Todesengel" in Bolivien, "die Antikommunistische Allianz" in Argentinien und, zusammen mit Stephano delle Chiaie, die "Guerilla von Christus dem König" in Spanien. Skorzeny wird 1947 von den Amerikanern freigelassen und zieht nach Madrid, wo er die International Fascista gründet, bei der ehemalige SS-Angehörige, französische OAS-Terroristen und Geheimpolizisten der portugiesischen PDID arbeiten.
Die Geheimpolizei in Los Angeles unterhält eine Abteilung mit demselben Kürzel: die Public Disorder Intelligence Division sammelt mithilfe eines computerisierten Dossiersystems der Western Goals von Larry McDonald Geheimdaten der Bürger. McDonald ist einer der Führer der John Birch Society, und Western Goals Filialleiter in Deutschland Eugene Wigner versorgt Gehlens BND mit Geheimdaten. Zu den Verwaltungsräten von Western Goals gehören die Kalten Krieger Edward Teller, der Vater der Wasserstoffbombe, Admiral Thomas Moorer und der ehemalige Luftwaffenpilot Dr. Hans Senholt. Skorzeny ist verantwortlich für die Paladin-Söldner, die unter dem Cover der M.C. Inc. arbeiten. Geschäftsführer dieser Import-Exportfirma in Madrid ist Dr. Gerhard Hartmut von Schubert, der zuvor im Propagandaministerium für Goebbels arbeitete.
Skorzenys Operationszentrum befindet sich im selben Gebäude in Albufera wie der spanische Geheimdienst SCOE von Colonel Eduardo Blanco. Auch die CIA hat Büroräume in diesem Haus. Skorzeny ist ein Freund des faschistischen Finanzmannes Prinz Justo Valerio Borghese, der von James Jesus Angleton vor der Exekution durch die italienische Résistance gerettet wurde, und von José Lopez Rega, der grauen Eminenz hinter Juan Peron. Die Freigabe der Konten von Hitler-Sekretär Martin Bormann, der sich nach Paraguay absetzte, und der an Krebs gestorbenen Evita Peron, die unter ihrem Namen auf 40 Schweizerkonten $100 Mio. in Geld und $40 Mio. in Diamanten angelegt hatte, führt 1953 zu einem Kampf um die Gelder und zu den Ermordungen von Evitas Bruder Juan Duarte, von Schacht-Assistent Heinrich Dorge und von Nazi-Banker Rudolf Feude. Hjalmar Schacht ist Skorzenys Schwiegervater.

Der bekannteste der geretteten Nazis dürfte Generalleutnant Reinhard Gehlen sein. Seit 1920 Mitglied der Reichswehr, wurde er unter Hitler 1942 als Chef des Generalsstabs, Abteilung Fremde Heere Ost, der höchste Geheimdienstoffizier an der Ostfront und damit mitverantwortlich für den Tod Hunderttausender. Im März 1945 hatten er und seine Offiziere ihr umfangreiches Spionagematerial über die Sowjetunion und die sowjetische Armee auf Mikrofilm aufgenommen und diese auf einsamen Wiesen in den bayrischen und österreichischen Alpen vergraben. Im August wird Gehlen in einer US-Uniform, während die Russen den Kriegsverbrecher suchen, in die USA geflogen und von OSS-Chef William Donovan persönlich verhört. Gehlen verhandelt mit führenden Geheimdienstlern wie Allen Dulles und J. Edgar Hoover und entgeht dank seinem Material einer Verurteilung als Kriegsverbrecher. Die Akquisition durch die CIA erfolgt so geheim, dass der militärische Geheimdienst Counter Intelligence Corps ihn offiziell bis 1949 sucht. "Er steht auf unserer Seite", erklärt Dulles, "und nur darauf kommt es an".
Die USA bezahlen im ersten Jahrzehnt nach dem Krieg $200 Mio. für die Fortsetzung der Spionage- und Subversionstätigkeit von Hitlers ehemaligen Geheimdienstchef, obwohl Hitler selbst das Versagen des deutschen Geheimdienstes gegenüber der Sowjetunion eingestanden hatte. Gehlen setzt meist ehemalige Geheimdienstexperten der SS, des SD und der Wehrmacht ein, um seine Organisation mit 4000 Mitarbeitern aufzubauen. 1947, als Millionen zurückkehrender Kriegsgefangener verhört werden, wechselt die ‚Org' von Taunus nach Pullach bei München, wo sie von einer deutschen Sondereinheit bewacht wird. Gehlen fördert die im US-Geheimdienst bereits vorhandene Antikommunismus-Paranoia und liefert Falschinformationen über die angebliche soziale, politische und wirtschaftliche Fragilität und militärische Potenz Russlands, die den Kalten Krieg massgeblich verschärfen und beinahe zum Dritten Weltkrieg führen. Allen Dulles benutzt Gehlen zur Legitimation der Remilitarisierung, denn er kennt aufgrund eigener Quellen den desolaten Zustand Russlands. Nichts so General Lucius Clay, der sich von der bevorstehenden russischen Welteroberung überzeugen lässt, wie die meisten Amerikaner. Aussenminister John Foster Dulles: "Um den Menschen die Last erträglich zu machen, müssen wir eine emotionale Atmosphäre schaffen, die ähnlich ist wie das Gefühl des Kriegszustandes. Wir müssen das Phantom einer äusseren Gefahr schaffen." Die Hysterie überzeugt schliesslich, und die Rüstungsindustrie kann ihre Auftragsbücher wieder füllen.

Obwohl immer noch der CIA unterstellt, arbeitet die Gehlen-Organisation ab 1951 auch für die Bundesregierung. 1953 ist die Gehlen-Organisation am Sturz Mossadeghs im Iran beteiligt. 1954 wird der Chef des westdeutschen Geheimdienstes Otto John mit einer Verleumdungskampagne der CIA gestürzt und Gehlen wird offizieller Chef des von den USA mit $6 Mio. finanzierten Geheimdienstes BND. Der BND wird innerhalb kurzer Zeit der grösste Nachrichtendienst in Europa und ist zuständig für die DDR, die CSSR und Polen. Beim BND öffnen beispielsweise 250 Geheimdienstler jährlich 1,6 Millionen Briefe aus und in diese Länder. Gehlens Vertreter in den USA ist ab 1954 der SS-Offizier Otto Albrecht von Bolschwing, der Eichmanns Chef war und gleichzeitig mit Dulles OSS-Abteilung zusammenarbeitete. Elmer Bobst von der Warner-Lambert Pharmaceutical, der Richard Nixons politische Karriere ermöglicht, wird ein Vertrauter von Boschwings, der 1960 für die Kampagne Nixons arbeitet. Seit 1952 hält sich Karl Adolf Eichmann unter dem Pseudonym Clemens in Argentinien auf, was CIA und BND wissen. 1960 wird der ehemalige SS-Obersturmbannführer vom Mossad entführt und 1962 in Israel hingerichtet. 1969 ist von Bolschwing an der kalifornischen Hightechfirma TCI und deren geheimen Rüstungsaufträgen des Pentagon beteiligt. Von Bolschwing pflegt mit Ronald Reagans Sekretärin Helene van Damme, die während der Präsidentschaft ihres Bosses Botschafterin in Österreich wird, eine enge Freundschaft. Auch SS-Sturmbannführer Alois Brunner, der als Mitarbeiter von Adolf Eichmann am Tode von 128'000 Juden mitverantwortlich war, arbeitet als Dr. Georg Fischer in Syrien für die Organisation Gehlen und den syrischen Geheimdienst.

Neben der Gehlen-Organisation werden von den USA andere Organisationen wie die "Tostoj-Stiftung", die "Union der Bischöfe der Orthodoxen Kirche ausserhalb Russlands" oder die aggressive "Kampfgruppe gegen die Unmenschlichkeit" aufgebaut und über das Counter Intelligence Corps der US-Armee, die CIA, die Ford Foundation, das Rote Kreuz, die US-Gewerkschaften und die Caritas finanziert und gesteuert. Nachdem die "Kampfgruppe gegen die Unmenschlichkeit" KgU 1951 von Gräuelpropaganda zu aktiver Sabotage in Ostdeutschland wechselt, wird die Unterstützung zurückgefahren, obwohl Willy Brandt 1952 bereit ist, die Leitung zu übernehmen. 1954 wird die Finanzierung eingestellt, und Ende der 50er Jahre löst sich die KgU auf. Eine ähnliche Organisation ist der von der CIA gegründete "Untersuchungsausschuss der freiheitlichen Juristen in der Sowjetzone". Auch die von den grösseren Parteien errichteten Ostbüros, von denen das der SPD wirkliche Bedeutung erlangt, betreiben Propaganda, Spionage und Sabotage, um einen Aufstand im sowjetischen Teil auszulösen. Zudem wird der von den Deutschen finanzierte Spionagering der Falange in Lateinamerika und die Saibatsu-Organisation in Japan in den Dienst der USA genommen. Man verwendet sie wegen ihrer Erfahrung für Propaganda und psychologische Kriegsführung, braucht sie in Laboratorien oder bildet sie als Guerillakämpfer aus, die nach einem Atomangriff auf die UdSSR eingesetzt werden sollen. Finanziert werden diese Aktionen durch beschlagnahmte Nazivermögen, die wiederum meistens von enteigneten Juden oder aus Kriegsbeute stammen.

Quellen: Simpson: 21-59, Köhler: 34f, Horowitz: 269f, Schulz: 57, 69-71, 201-204, CIA-Info: 13, Scott, Arons/ Loftus, Bradley, Deschner (1962): 524-528, 563-569, (1965): 17-50, 97-259, (1968), Meier: 2, Uesseler/ Saupe: 30-37, Theoharis/ Cox: 277ff, Best: 26, Pilger: 49, Summers (1993): 154-157, Brussell (1983): 1-8, Ranelagh/ Treharne: 1, Loftus, Aarons/ Vicary, Herman: 36f, Avineri: 66, Levin, Lapham (2004), Hübner/ Sperlich, Schoch: 5, Karel (2003).


1948 CIA in Italien top

Die CIA hat in Italien ihre ersten Erfolge, da es Frank Wisner und dem Team um Roscoe Hillenkoeter mit der Operation DEMAGNETIZE gelingt, den Einfluss der Kommunisten bei den ersten italienischen Nachkriegswahlen 1948 einzudämmen. Statt der prognostizierten Mehrheit von 51% kommt der kommunistisch-sozialistische Block nur auf 30% der Stimmen. $10 Mio. wurden an Parteien und Kandidaten vergeben und anonyme Broschüren verteilt, in denen kommunistische Kandidaten als Feinde der Kirche oder wegen ihres Sexuallebens angegriffen wurden. Propaganda, Wählereinschüchterungen durch die Mafia und die Drohung des amerikanischen Aussenministers George Marshall, sofort jede Hilfe zu stoppen, würden die Linken gewählt, bringen den Christdemokraten eine satte 53%-Mehrheit. Während den Wahlen liegen amerikanische und britische Kriegsschiffe in den italienischen Häfen vor Anker.

Von 1948 bis 1968 zahlt die CIA durchschnittlich $30 Mio. pro Jahr an bürgerliche und sozialdemokratische Politiker Italiens wie Giulio Andreotti, Giuseppe Saragat oder den christdemokratischen Gewerkschaftsführer Vito Scalia. In Zusammenarbeit mit der CIA wird in Italien der militärische Geheimdienst Sifar aufgebaut, der Akten über 157'000 prominente Politiker, Bischöfe, Journalisten, Gewerkschaftsführer, Industrielle, Künstler und Offiziere führen wird.
Die Mafia setzt sich fest in Italien.
Auch die alten faschistischen Schergen kehren schnell wieder an ihren Platz zurück und kontrollieren die Repressionsapparate. Die Unternehmer und Grossgrundbesitzer können sich auf die Polizei verlassen, die bei Streiks gegen die Arbeiter vorgehen, auch mit Maschinengewehren und Handgranaten, und diese foltern. Bis im Juli 1960, als es wegen der Regierungsbeteiligung der faschistischen Movimento Sociale Italiano (MSI) zu landesweiten Demonstrationen und Streiks kommt, sterben bei sozialen Konflikten 95 Menschen.


In Sizilien funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Staat und organisierter Unterwelt unter Calogero Vizzini, und ab 1954 unter Giuseppe Genco Russo, ausgezeichnet. Die absolute Mehrheit der Democrazia Cristiana ist gesichert, mit dem Erzbischof von Palermo und der lokalen Polizei versteht man sich, während Sozialisten und Kommunisten häufig nicht alt werden. Russo selbst wird ins Provinzkomitee der DC gewählt, etwas später wird er Mitglied des Sizilianischen Parlaments, und ab 1960 ist er Bürgermeister von Mussomeli. Schon vorher löst er die engagierten Bauerngenossenschaften auf und gründet eigene, unter seiner Kontrolle stehende Bauernverbände, womit er die Verteilung des Landes an die Bauern weitgehend verhindern kann. Dankesgelder der von der Enteignung bedrohten Landbarone und die Verfügungsgewalt der Verbandskassen von 57'000 Bauern verbessern seine Einnahmen, die unter anderem aus Weiterverpachtung von grossen Ländereien an arme Bauern zu horrenden Zinsen und den Entwicklungsgeldern für den Süden bestehen. Von 1947 bis 1971 fliessen 830 Mia. Lire für Wohnungs- und Strassenbau, Staudämme und Wasserleitungen nach Sizilien, und von 1972 bis 1976 weitere 630 Mia. Die Aufträge dazu holen sich fast ausschliesslich mafiöse Firmen, wobei die Gelder dann, meistens ohne brauchbare Resultate, versickern.

Der Erfolg in Italien ist der Beginn der systematischen Einmischung der CIA in andere Länder. 1948 intervenieren die USA auch in Costa Rica mit Hilfe der nicaraguanischen Nationalgarde Somozas, und erste Militärberater werden nach El Salvador geschickt.
1948 beschliesst das National Security Council, dass unter dem Namen ‚Stay behind' (später Gladio) in ganz Westeuropa geheime paramilitärische Verbände aufgebaut werden sollen, um einer möglichen Invasion der Sowjetunion im Untergrund zu begegnen. Diese Geheimarmeen mit ihren Waffenlagern werden zunächst ohne das Wissen der jeweiligen Regierungen aufgebaut. In Deutschland wird die Geheimarmee von Reinhard Gehlen begründet. An 75 Knotenpunkten werden Agentengruppen als bewaffnete Nachrichten- und Sabotageteams stationiert. Wichtigstes Kriterium für die Partisanen ist der Antikommunismus, weshalb SS-Angehörige und Kriegsverbrecher rekrutiert werden. Die 2000 Neo-Nazis des Bundes Deutsche Jugend sollen gegebenenfalls auch gegen innenpolitische Gegner eingesetzt werden. So soll die Spitze der Linke im Ernstfall interniert werden.
1949 wird der Central Intelligence Act angenommen, der der CIA absolute Geheimhaltung von Funktionen, Namen und Anzahl der Angestellten sowie der Aufgaben, Gehälter und Finanzierung garantiert.

Frank Wisner, Dulles ehemaliger Assistent, baut nach seinem Erfolg ein Agentennetzwerk in Osteuropa auf und gründet 1949 das Radio Free Europe. Unter Allen Dulles arbeitet er an der Albanien-Invasion, bei der aber alle Exilalbaner, die im April 1950 von Griechenland ins Land einfallen, unmittelbar verhaftet werden. Bis 1953 versuchen die USA und Grossbritannien erfolglos, die kommunistische Regierung zu stürzen und eine neue Pro-Westliche Regierung einzusetzen, die hauptsächlich aus Monarchisten und Faschismussympathisanten bestanden hätte.
Bereits jetzt wird Kim Philby verdächtigt, Informationen weitergeleitet zu haben. Der Sohn des britischen Agenten Harry St. John Philby wurde während seinem Studium in Cambridge Marxist und trat 1940 in den Secret Intelligence Service ein und steigt 1944 zum Leiter der Spionage-Abwehr auf. Kim instruierte James Angleton, wie man Nazispione zu Doppelagenten aufbauen kann, die Falschmeldungen nach Berlin schicken. Im folgenden Jahr offerierte ein hoher KGB-Offizier auf der britischen Botschaft in Istanbul, zwei British Foreign Office-Diplomaten und einen Gegenspionageagenten, die für die Sowjetunion arbeiten, gegen Geld zu identifizieren. Philby flog in die Türkei, worauf ein russisches Militärflugzeug einen Verhafteten von Istanbul ausfliegt und der Agent nicht mehr gefunden werden kann. 1949 wird Philby britischer Verbindungsagent in Washington mit Zugang zu Geheimdokumenten, trifft sich regelmässig mit dem Chef der Gegenspionage der CIA und hilft dem FBI, Spione zu enttarnen. 1951 fliehen die beiden britischen KGB-Doppelspione Guy Burgess und Donald Maclean, die Zugang zum Hauptquartier der Atomic Energy Commission haben, in die UdSSR. Philby muss daraufhin nach London zurückkehren, wobei viele britische Geheimdienstagenten vermuten, dass er ein Opfer der McCarthy-Hysterie sei. Erst als er sich 1963 selbst in die UdSSR absetzt, wird wirklich klar, dass er als sowjetischer Doppelagent gearbeitet hat.

Quellen: Horowitz: 76, Raith: 20ff, 57, 88, Schulz: 82,164, Best: 27f, Meurice, Schoen.


1948 Die CIA und die Gewerkschaften top

Dave Dubinsky von der International Ladies Garment Workers' Union sponsert den Gewerkschaftsführer Jay Lovestone, der das AFL Free Trade Union Committee aufbaut. Über diese Organisation laufen James Jesus Angletons Kontakte zur Mafia (z.B. von New York) und werden Gelder verschoben (z.B. zu den korsischen Gangs in Marseille). Angleton startete 1943 beim OSS und wurde nach Rom abgeordnet, wo er Helms und Dulles kennenlernte. Angletons Einheit entdeckte die Geheimpost von Hitler und Moussolini. Als Stationschef in Rom ist Angleton zusammen mit Raymond Rocca an der Operation gegen die Kommunisten in Italien beteiligt, wobei er mit Harry Anslingers Topagenten George White und Charles Siragusa zusammenarbeitet. Mithilfe von neuen Identitätspapieren ermöglicht er vielen Nazis zur Flucht aus den Gefangenenlagern. 1948 tritt Angleton der CIA bei, wird Direktor der Gegenspionage und legt Dossiers über eigene Mitarbeiter an, um seine Macht zu sichern.

Der ehemalige Kommunist Jay Lovestone benutzt die Gewerkschaft American Federation of Labor als Deckmantel für CIA-Programme. Vor allem beim Aufbau der deutschen antikommunistischen Gewerkschaften spielt Lovestone eine entscheidende Rolle, nachdem er die Konkurrenzgewerkschaft CIO in die AFL integrieren kann. Dank den grossen finanziellen Ressourcen kann Lovestone Kongresse und Hilfsprogramme in Deutschland durchführen, bezahlt deutsche Politiker der Christ- und Sozialdemokraten und Gewerkschafter wie Fritz Heine, Willy Richter, Ernst Reuter, Willy Brandt oder Carlo Schmidt.
Lovestone und sein Mitarbeiter Irving Brown haben auch enge Beziehungen zu den Pressehäusern und bezahlen einige wie den Universum-Verlag, die den American Way of Life propagieren. Lovestone gibt anfangs $200'000, aber schon nach kurzer Zeit über $ 1 Mio. pro Jahr für die CIA aus. Auch der Chef des Dachverbandes der Gewerkschaften Victor Reuther unterstützt die deutschen Gewerkschaften, aber nicht im Auftrag der CIA, abgesehen von einem Scheck von Thomas Braden über $50'000, womit ihn die CIA zu erpressen versucht.

Quellen: Scott (1993): 195, Weberman (6): 3, Russel (2000), Schröder, Levin.


1948 Howard Hughes und die Politik top

Howard Hughes wurde aufgrund seines schweren Flugzeug-Unfalls codein- und morphinsüchtig und bleibt es bis zu seinem Tod. 1947 verschwand Hughes zweimal, um seinem neuen Schwarm Jean Peters nach Mexico zu folgen und um einer Senatsvorladung zu entgehen. Seit 1946 stellen die Republikaner nach 16 Jahren wieder die Mehrheit im Kongress. Ein Senatskomitee unter Ralph Owen Brewster begann, die Kriegskorruption zu untersuchen. Hughes schmierte Roosevelt über dessen Sohn Elliott und Truman persönlich, unterhielt hohe Militärs mit Prostituierten und kassierte $40 Mio, ohne auch nur ein einziges Flugzeug zu liefern. Um das Senate War Investigating Committee zu bremsen, stellte Hughes den Kolumnisten Drew Pearson und seinen Assistenten Jack Anderson ein, um eine Schmutzkampagne über den Vorsitzenden zu starten. Engagierte Detektive beschäftigten sich mit Senator Brewsters Beteiligungen an der Pan American Airways, die über Steuererleichterungen und Regierungsfranchisen marktführend geworden ist und dank Brewster die Exklusivrechte für Überseeflüge erhalten hat. Pan Am ist die Hauptkonkurrentin der Trans World Airways, an der Hughes seit 1939 massgeblich beteiligt ist. Im August 1947 stellte er sich dem Senatsausschuss und sah erstmals die FBI-Reporte der vierjährigen Abhörung seiner Telefone und Hotelsuiten, wobei auch seine Geliebten beschattet wurden. Auch Brewster bezahlte einen Polizeileutnant, Joseph W. W. Shimon, der Hughes Hotelzimmer in Washington verwanzte und sein Telefon anzapfte. Hughes schlug zurück, indem die Schindler Detective Ageny Brewsters Zimmer im Mayflower Hotel verwanzte und herausfand, dass Brewster auf allen Pan Am-Flügen gratis fliegt und seine Ferien von der Airline bezahlen lässt. Die Untersuchung gegen Hughes wurde daraufhin fallengelassen.
Kurz darauf "entstehen" etwa hundert "Hughes for President"-Clubs in allen grösseren Städten, und Hughes wird zum Hauptlieferanten von Elektronik für die Air Force. Im November 1947 flog Hughes das erste und letzte Mal eine Meile weit seine hölzerne Herkules (Spruce Goose), deren Entwicklung den Staat $22 Mio. und seine Hughes Tool Company $50 Mio. gekostet hatte.
Im Mai 1948 kauft er die RKO, das drittgrösste Filmstudio hinter MGM und Twentieth Century Fox, und bietet Brewster einen Job als Schauspieler an, für $300 pro Woche, weil er kein Anfänger sei. 1952 unterstützt Hughes grosszügig die Senatskampagne des Gegners, worauf Brewster seinen Sitz verliert. RKO läuft schlecht, weshalb Hughes seine Aktien im September 1952 abstossen will. Aber nach einem Bericht des Wall Street Journals, wonach die 5 Käufer mit der Mafia verhängt seien, wird das Vorhaben abgebrochen.
Als das House on Un-American Activities Committee seine Untersuchungen in Hollywood durchführt, zeigt sich Hughes sehr kooperativ. Die Büros werden verwanzt und Drehbuchautor Paul Jarrico, der sich weigert, vor dem Ausschuss auszusagen, wird gefeuert, was Hughes das Lob von Nixon einbringt. Hughes kommt einem daraufhin geplanten Streik der Screen Writer's Guild zuvor, indem er gleich hundert Angestellte entlässt. Zudem verbietet er die Präsentation des Films Limelight in seinen Kinos, weil sich Charles Chaplin ebenfalls die Aussagen verweigerte. RKO schreibt unter seiner Führung bis zum Verkauf 1955 $24 Mio. Verluste, auch wegen seinen permanenten Interventionen bei den Filmen. Hughes verlangt von seinem Umfeld absolute Loyalität, vor allem von den meist grossbusigen Schauspielerinnen, die er als seinen Besitz betrachtet.

Obwohl er ab 1947 mit Jean Peters zusammenlebt, führt er seine Eroberungen weiter und hat Affären mit Tanzstar Cyd Charisse, dem Sopranostar Kathryn Grayson oder Starlett Terry Moore, die ein Kind von ihm bekommt, das aber nach 12 Stunden stirbt. Im März 1952 veranlasst Hughes, dass Terry sich nach 15 Monaten Ehe von Glenn Davis scheiden lässt, worauf der Footballstar den Milliardär spitalreif schlägt. Hughes lässt nicht nur seine Geliebten, sondern auch seine Freunde, Feinde, Angestellten oder irgendwelche Frauen, die ihm aufgefallen sind, von seiner Geheimpolizei beschatten. Mit einem Jahresetat von $2 Mio. führt Jeff Chouinard mit seinen Privatdetektiven von 1950 bis 1954 über 100 Untersuchungen über Frauen wie Miss Italien Gina Lollobrigado, Susan Hayward, Elisabeth Taylor, Mitzi Gaynor, Barbara Payton, Anita Ekberg oder Zizi Jeanmaire durch, die Hughes erlauben, die Tagesabläufe und jedes Telefongespräch jeder einzelnen zu verfolgen. Sein Spionagesystem funktioniert so perfekt, dass er vor Jane Greer weiss, dass sie schwanger ist. Je älter Hughes wird, desto häufiger konzentriert er sich auf sehr junge Mädchen wie die 15jährige Sally Bliss. Dutzende von Möchtegernstars werden in sein RKO-Programm aufgenommen, wobei sie Gesangs-, Drama- und Fotokurse bekommen, aber wie Gefangene gehalten und permanent überwacht werden. Laut Confidential Magazine umfasst sein modernes Harem 164 Mädchen, und er benutzt die Wohnung von Walter Kane am Sunset Boulevard für Sexstunden. Einer empörten Mutter, die ihre 15jährige Tochter mit Hughes erwischt, zahlt er beinahe $1 Mio., um einen Prozess zu verhindern.

Aus Angst vor feindlichen Lauschangriffen hält er seine Geschäftssitzungen im fahrenden Wagen ab. Hughes engagiert Frank William Gay, den Assistenten seiner Sekretärin Nadine Henley, als Geschäftsführer und Carl Byoir Associates als PR-Agentur seiner Firmen. Während dem Krieg vertrat Byoir Nazi-Banker und -Industrielle wie Ernest Schmitz von I.G.Farben oder Friedrich Flick, der dank John McCloy freigesprochen wird. Flicks Sohn investiert $400'000 in die W. R. Grace Company von J. Peter Grace, der Nazi-Offiziere in Bolivien unterstützt. George DeMohrenschildt ist ein Partner von Firmengründer William Grace.

Hughes begann 1946 seine Zahlungen für Richard Nixon, der als jüngster Abgeordneter im Education and Labor Committee und im House of Un-American Activities Committee Einsitz nimmt. Nixon profitiert vom Ärger der Ölfirmen über Jerry Voorhis und wird von Standard Oil, Richfield Oil und Signal Oil als Gegenkandidat finanziert und dank Kyle Palmer von der Los Angeles Times, Union- und Tribune- Besitzer Jim Copley und Herbert Klein von der Alhamba Post-Advocate aufgebaut.
Verantwortlich für Nixons Dreckkampagne ist Murray Chotiner, der führende Mafiabosse wie Marco Reginelli vor dem Gericht vertritt. Chotiner erhielt sein Anwaltspatent mit 19 Jahren, arbeitete mit 23 an der Präsidentschaftskampagne von Herbert Hoover und leitete mit 33 die Kampagne von Earl Warren für den Gouverneurssitz in Kalifornien. Entsprechend seinem Credo "Politik ist Krieg" setzt er jedes Mittel ein. 1946 vermittelt er ein Treffen von Mafiaboss Mickey Cohen mit dem in seinem Territorium kandidierenden Nixon, der $5000 Wahlkampfunterstützung bekommt. Nixons Beziehungen zu Mobstern gehen bald über Miami hinaus und laufen auch über Bebe Rebozo, George Smathers, Bobby Baker, Dana Smith oder Richard Danner.

Das zweite Standbein von Hughes in der Politik ist Lyndon Baines Johnson. Alles in allem erhält Johnson von Hughes ab 1948 etwa $1 Mio. Schmiergelder. Auch die Baulöwen George und Herman Brown unterstützen Johnson für seinen Senatswahlkampf, den er 1948 dank der Manipulation des mächtigen George Parr gewinnt. Brown & Root avancieren dank Johnsons Staatsaufträgen während seiner Präsidentschaft zur weltgrössten Baufirma. Verschiedene Verfahren und Untersuchungen gegen Johnson werden politisch oder mit Morden verhindert. Johnson und sein Schützling John Connally haben beide Büros in Fort Worth, wo sie mit Gamblern wie W. C. Kirkwood in Kontakt kommen, die mit der Mafia und den Ölbaronen liiert sind. In Kirkwoods "The Four Deuces Club" treffen sich H. L. Hunt, Clint Murchison, Amon Carter, Johnson, Connally und Sam Rayburn zum Pokern. Johnson lässt sich in seinem Büro von Jack Halfen, der Gelder von Frank Costello, Vito Genovese, Carlos Marcello, Jimmy Hoffa und ähnlichen Figuren bringt, finanzieren, und selbst als Vizepräsident nimmt Johnson dort noch Schmiergelder entgegen.

Quellen: Marrs: 292, Scott (1993): 235, (2000): 60, Drosnin, Best: 49f, Brussell (1983): 10f, Summers (2000): 41-57, 151, 495f, Brown/ Broeske: 225-274, 281ff, 288.


Oktober 1948 Truman und die Mafia top

Paul Ricca und seine Komplizen werden unter dem Protest der Öffentlichkeit auf Bewährung freigelassen. Die immer noch von Chicago kontrollierten Gewerkschaften in Hollywood erzwangen mit Streiks und Sabotage, dass die Studios Harry S. Truman $5 Mio. zahlten, und das Syndikat versprach Truman die Unterstützung für die Wahl. Auf Anweisung verhinderte der demokratische Politiker Jake Arvey mit seiner Kandidatur eine Nomination von Estes Kefauver.
Hoover unterstützte den republikanischen Präsidentschaftskandidaten und ehemaligen Mafiajäger Thomas Dewey mit geheimen Informationen über Truman und arbeitete somit gegen seinen Chef. Dewey, der zum Alkoholmillionär Lewis Rosenstiel eine lange Bekanntschaft unterhält, schlug sich auf die Seite von Lucky Luciano und Meyer Lansky, die ihn unterstützen. Auch von Howard Hughes erhielt Dewey $25'000.
Doch Truman wird am 3.11.48 mithilfe eines Wahlbetrugs der Mafia von Chicago entgegen allen Wahlumfragen wiedergewählt. Justizminister Tom Clark, mit dem sich Murray Humphrey mehrmals getroffen hatte, um den Deal einzufädeln, wird kurz darauf von Truman zum Bundesrichter ernannt.

Quellen: Giancana: 226, 248, 253f, Summers (1993): 169ff, (2000): 128f, 151, 498, CSP: 8.

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Und sollte ich vergessen haben, jemanden zu beschimpfen, dann bitte ich um Verzeihung!
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Teil 1 (bis 1938)

Dieser Teil der Chronik behandelt die Entstehung, Immigration und Konsolidierung der Mafia, die US-Politik in Lateinamerika und die Aktivitäten von J. Edgar Hoover, Prescott Bush, Joe Kennedy und Franklin D. Roosevelt.

Zentrale Themen und Personen:
Amerikanische Ideologie, Erste Expansionen, Entstehung der Mafia, Ermordung von Abraham Lincoln und Gründung des Secret Service, Immigration der Mafia, Hegemonialpolitik der USA, Federal Reserve System, Erster Weltkrieg: Prescott Bush, Averell Harriman und George Herbert Walker, Prohibition und Konsolidierung der Mafia, Joseph Kennedy und Frank Costello, J. Edgar Hoover beim FBI, Al Capone in Chicago, Börsenkrise 1929 , Die Mafia in New York: Lucky Luciano, Meyer Lansky, Benny Siegel, Joe Masseria, Castellammare-Krieg, Salvatore Maranzano, Amerikanisierung der Mafia, Albert Anastasia, Roosevelt und Kennedy, Kartell der Erdölgesellschaften: John D. Rockefeller und Aristoteles Onassis, Attentat auf Anton Cemak und Franklin D. Roosevelt, Aufhebung der Prohibition: Glücksspielgeschäft, Gewerkschaften, Heroinhandel, Upton Sinclair, New Deal, Carlos Marcello, Mafiaverfolgung, Hoover, die Nazis und die Mafia, Botschafter Kennedy in England.




Amerikanische Ideologie

Die Gründerväter der USA sehen sich als Erben Moses und Amerika als ihr gelobtes Land. Sie postulieren mit der Verfassung eine Zivilreligion, die die christlichen Konfessionen übersteigt. Die jüdischen Archetypen des Alten Testaments (Exodus, auserwähltes Volk, gelobtes Land, Opfertod, Wiedergeburt, abstrakter Gottesbegriff, Ebenbildlichkeit des Menschen mit Gott, religiöse Freiheit) bleiben jedoch in den Menschenrechten festgehalten. Die Puritaner wollten in der Neuen Welt eine Kirche und Gesellschaft schaffen, die den Vorgaben der göttlichen Bestimmung entspricht und als Vorbild für die korrupte Alte Welt dazu beiträgt, diese vor dem Zerfall zu retten. Die Puritaner glaubten an die Prädestination und an die Gnadenerfahrung, aus der sie auf ihre Überlegenheit und heilsbringende Mission schlossen. Sie glaubten an einen Vertrag mit Gott (Federal Covenant) geschlossen zu haben, der ihnen als Gegenleistung für die Erfüllung der christlichen Tugenden die kollektive Erlösung bringt. Puritanerführer John Winthrop etwa beschreibt sein Programm "to advance the kingdom of our Lord Jesus Christ, and to enjoy the liberties oft he gospel in purity with peace" (in: Kendall Hosmer 1908, II: 100). Nach aussen ist der amerikanische Staat ein missionarisches Projekt, denn es repräsentiert nicht nur Gottes auserwähltes Land, sondern hat auch eine Wächter- und Richterfunktion für andere Nationen. Gleichzeitig stellt der Staat nach innen eine Bedrohung für die religiöse Autonomie dar, die es zu begrenzen gilt. Es waren weniger die Puritaner als vielmehr die Quäker, Baptisten, Täufer und Spiritualisten, die die Unantastbarkeit des inneren Lebens durch den Staat durchsetzten. Wärend die weissen Amerikaner stolz auf das amerikanische Staatsmodell sind und es aufgrund der angenommenen zivilisatorischen Überlegenheit ausbreiten (Eroberung des Westens bis 1848 mit der Ausrottung der Indianer) und exportieren (Imperialismus), sind sie gleichzeitig staatskritisch und befürchten, ihre Glaubens-, Rede- und Handlungsfreiheit könnte durch die Staatsmacht eingeschränkt werden (Individualismus). Im Staatsbegriff nimmt die Armee eine mythische Rolle ein, denn dem Krieg kommt eine zentrale Rolle bei der Expansion der amerikanischen Kultur zu. Die technische und logistische Überlegenheit der amerikanischen Armee wird dabei als moralisch-kulturelle Überlegenheit interpretiert. Das Verhältnis der Amerikaner zur Welt wird vom Kampf dominiert: gegen die Korruption, den Kommunismus, den Terrorismus, und durchwegs moralisch-dualistisch ausgedrückt: unschuldig und moralisch überlegen gegen böswillig und minderwertig.

Quellen: Madsen (1998).


Amerikanische Verfassung

In heutigen Geschichtsbüchern erscheint die Amerikanische Revolution als eine demokratische Umwälzung. Die Unabhängigkeitsbewegung der Siedlerkolonisten kann als demokratische Erhebung interpretiert werden, denn schon vor der Unabhängigkeitserklärung 1776 hatte eine mächtige Bauernbewegung in North Carolina den Aufstand gegen wohlhabende und korrupte britische Beamte geprobt. Von 1766 bis 1771 konnte die sogenannte Regulatorenbewegung nur durch einen massiven Einsatz des Militärs an einem demokratischen Umsturz gehindert werden. Allerdings wird die politische und soziale Gleichheit in der Verfassung nicht festgeschrieben. Auf dem Verfassungskonvent in Philadelphia 1787 verhindern die Wohlhabenden eine Teilhabe aller am Reichtum und den politischen Entscheidungen. Schon die Unabhängigkeit war ein Projekt der aufsteigenden Neureichen, denn 69% der Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung waren englische Kolonialbeamte. Doch war es nach erfolgreichem Unabhängigkeitskampf schwer, den demokratischen Geist der bewaffneten Bevölkerung wieder in die Flasche zu bekommen. Da die Kriegskosten auf die arbeitende Bevölkerung abgeschoben wurden, kam es zu Revolten und zwei blutig niedergeschlagene Volkserhebungen in Massachusetts und Pennsylvania, die die Enteignung der Kriegsspekulanten verlangten. In den Articles of Confederation wird daher das Privateigentum besonders geschützt. Volksführer wie Samuel Adams und Patrick Henry hatten von vornherein auf die Teilnahme am Verfassungskonvent verzichtet. Geschaffen wurde dann Bundesbehörden ohne direkte Kontrolle des Volkes nach dem Vorbild Roms, wobei eine Balance zwischen Demokratie, Aristokratie und Monarchie erreicht werden soll: Ein Präsident mit monarchischen Kompetenzen, ein Senat als Interessevertretung der wohlhabenden Aristokratie und der Kongress als demokratisches Element. Während die demokratischen Vertreter die politischen Repräsentationsorgane vielen Delegierten besetzen wollen, um die Partikularinteressen einzudämmen, setzen die Federalists auf einen Staat mit genügend Repressionsmittel, um die wirtschaftlichen Interessen der besitzenden Klassen nach innen und außen zu schützen. Die Anti-Federalists können durchsetzen, dass die Verfassung durch die Bill of Rights ergänzt wird, was aber keinen Sozialstaat garantiert.


Erste Expansionen

Bereits am 2.12.1823 verkündete Präsident James Monroe die nach ihm benannte Doktrin, die den Europäern jeglichen Einfluss in den amerikanischen Kontinenten verbietet. Die Briten wollen das bröckelnde Kolonialreich der Spanier beerben, was die USA zu verhindern verstehen. 1824 erfolgt eine militärische Intervention der USA in Puerto Rico, 1831 in Argentinien, und 1845 und 1847 in Mexico, worauf die USA die Hälfte des Territoriums annektieren. Nach dem Ende des Bürgerkriegs proklamierte Präsident Ulysses Grant seinen Glauben an die "offenkundige Bestimmung" der USA, den gesamten Kontinent unter ihre Vorherrschaft zu bringen.Der Konflikt mit den Briten 1895 um die Grenze Venezuelas wird etwa mit der Doktrin der 'Manifest Destiny' gerechtfertigt. Zur "Verteidigung der Demokratie" werden laufend Unabhängigkeits-Bewegungen abgeklemmt.
Meist wird der amerikanische Imperialismus religiös legitimiert: Schon im Krieg gegen die Mexikaner in den 1840er Jahren wurde mit Rekurs auf die Prädestinationslehre behauptet, Gott selbst habe die Pferde und Kanonen der Vereinigten Staaten gesegnet. 1859 verteidigte Horace Greeley die Massaker an den Prärieindianern mit derselben Logik: "Diese Leute müssen aussterben - es kann ihnen niemand helfen. Gott hat die Erde denen gegeben, die sie sich untertan machen und sie zu kultivieren verstehen; es wäre vermessen, sich seinem gerechten Auftrag zu widersetzen." Die Politik der USA ist von Anfang auf die Elimination der Ureinwohner ausgerichtet, denn die Kolonisation war nicht auf Herrschaft, sondern auf privatrechtliche Ansiedlung angelegt. Deshalb gab es, im Unterschied zu den spanischen Kolonien, nie eine Mestizengesellschaft. Während Jahrhunderten grenzte man die Indianer ‚aus der Gesellschaft' aus und verdrängte sie. Um ihnen die Lebensgrundlage zu entziehen, wurden bis 1897 fast alle Bisons (30-40 Mio. Tiere) geschlachtet. Erst 1924 erhielten die Indianer auf dem Papier die volle Staatsbürgerschaft, was sich aber in der Praxis nicht durchsetzte.

1853 laufen im Hafen von Uraga (heute Yokohama) vier US-Kriegsschiffe unter dem Kommando von Admiral Matthew Calbraith Perry ein und belagern die Stadt. Ein Jahr später erhalten sie von der Tokuguwa-Regierung den ersten Handelsvertrag. Damit ist die zweihundert jährige Geschichte der Isolation Japans vorbei, und die Aufrüstung und Modernisierung wird zum zentralen Ziel der Meiji-Ära von 1868 bis 1912. Wie seine westlichen Vorbilder will Japan eine imperiale Grossmacht werden, wobei es sich in Bezug auf die Verwaltung und das Militär stark an Deutschland orientiert. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs beginnt Japans Expansionsstrategie.

Weder die Konflikte mit den Indianern noch der Krieg gegen Mexiko 1846 belasten die amerikanische Wirtschaft, denn die USA unterhalten eine reguläre Armee von lediglich 26'000 Soldaten. Daher kann das Kapital produktiv eingesetzt werden, und die USA entwickeln sich bis zum Beginn des Bürgerkriegs 1861 zu einer wirtschaftlichen Grossmacht. Nur Grossbritannien hat noch ein deutlich grösseres Produktionsvolumen als die USA. In den vier Jahren des blutigen Bürgerkriegs wird allerdings eine gewaltige Wehrpflichtarmee aufgebaut, sodass die USA die grösste Militärmacht der Welt darstellen: Der Union dienen etwa 2 Mio. Soldaten (auf dem Höhepunkt 186465 etwa 1 Mio. gleichzeitig) und bei den Konföderierten etwa 900'000 (maximal 465'000 gleichzeitig Ende 1863, am Ende bloss noch 155'000); die Union verliert 360'000 und die Konföderierten 258'000 Mann. Der Norden ist wirtschaftlich viel stärker (110'000 Produktionsbetriebe) als der Süden (18'000 Betriebe) und produziert 1,7 Mio. Gewehre und 671 teilweise gepanzerte Kriegsschiffe für die Seeblockade. Im ersten industriellen totalen Krieg kommen Telegraphen, drehbare Geschütztürme, Torpedos und Minen zum Einsatz.

Die Basis der amerikanischen Industrialisierung liegt im Walfang. Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden Hightech-Schiffe entwickelt, die alle Meere der Welt erobern und die Wale direkt zu Öl verarbeiten, das Schmiermittel, Material und Energie für Licht und Maschinen liefert. Auf dem Höhepunkte um 1850 segeln 750 amerikanische Schiffe (alle anderen Nationen verfügen über insgesamt 150 Walfangschiffe) auf allen Meeren und schlachten über 8000 Wale pro Jahr ab, was einen Gewinn von $11 Mio. bringt. Pottwale enthalten bis zu 3600 Liter hochwertiges Öl, und die Barten der Bartwale sind die Vorform des Kunststoffes. Das durch die Quäker betriebene Walfangzentrum Nantucked und später die Walfangstadt New Bedford werden zu den reichsten Orten. Aufgrund der Expansion werden die Wale soweit dezimiert, dass die Industrie währen dem Bürgerkrieg zusammenbricht. Rund 250'000 Pottwale waren erlegt worden. Auf den Walfang folgen der Goldrausch im Westen und der Petroleumboom in Pennsylvannia.
Nach dem Bürgerkrieg nutzen die USA ihre Vorteile (fruchtbare Böden, keine unmittelbare Feinde, gewaltige Ressourcen und moderne Technologie wie Eisenbahn, Dampfmaschinen, riesiger Binnenmarkt, Landwirtschaftsmaschinen, Produktions- und Bergbautechniken), sodass sie ihre Rohstoffe nicht mehr exportieren, sondern selbst zum grössten Hersteller von Agrar- und Industrieprodukten werden. Bis zum ersten Weltkrieg steigern sie die Exporte um das Siebenfache; die Aussenpolitik konzentriert sich schon früh auf die Schaffung und Erhaltung von Absatzmärkten. Noch stärker als die Güter prägten die Kapitalabflüsse und -investitionen aus dem Handelsüberschuss mit Europa die politischen Beziehungen.
Nicht nur in Europa sind die USA präsent. So nehmen US-Delegierte zum Erstaunen aller an der Kongo-Konferenz 1884-85 in Berlin teil und setzen sich für den Freihandel ein, ohne dass das resultierende Abkommen dann von den USA ratifiziert wird. Mit der Besetzung der Philippinen 1898 werden die USA zu einer asiatischen Kolonialmacht und verlangen 1899, als sie sich mit 2500 Soldaten an der internationalen Interventionstruppe in China beteiligen, auch ein Mitspracherecht in China. 1902 schreibt der britische Journalist W.T.Stead ein Buch über die ‚Amerikanisierung der Welt'.

Quellen: Kessler (2010), Kennedy (1987).


Die Entstehung der Mafia top

Nach 1812 wurde der Feudalismus in Sizilien nach und nach gesetzlich abgeschafft. Da die Landadeligen und Feudalherren die Bauern nicht mehr zur Arbeit zwingen konnten, verpachteten sie ihre Latifundien an skrupellose Dorfhonoratioren, die die Bauern notfalls mit Schlägertruppen auf die Felder treiben. Gegen die Franzosen entstand eine Untergrundbewegung in Form einer Geheimgesellschaft, die mit dem Slogan "Morte Alla Francia Italia Anela!" Aufstände anzettelt. Mithilfe der Bauern können die Truppen Garibaldis 1860 die Bourbonen stürzen und Sizilien wird ein Teil des Königreiches Italien. Aber statt der ersehnten Freiheit von den parasitären Landbesitzern folgen nach der Proklamation des italienischen Nationalstaates die Truppen und Polizisten der Bourgoisie aus dem Norden und beuten den Süden wie eine Kolonie aus. Politisch bleibt jedoch ein Vakuum, in dem lokale Herrscher sich durchsetzen können. 1865 schliessen sich die sizilianischen Grossgrundbesitzer zu einer grossen Geheimgesellschaft, der "onorata società", zusammen. Mitglieder dieser "Ehrenwerten Gesellschaft" erobern die Kontrolle der Stadtregierungen und des Managements der Fabriken. Um 1900 gibt es im westlichen Drittel der Insel kaum eine Ecke, die sich dem Einfluss der Mafia entzieht. Der Begriff "Mafia" wird 1865 das erste Mal von einer Strafverfolgungsbehörde für Gruppen von kleinen Hehlern und Organisatoren von Verbrechen verwendet. Bald darauf wird er nur noch auf kriminelle Vereinigungen bezogen, die von einem Boss geleitet werden und über Klientel-Beziehungen ihre Umwelt beherrschen. Diese Mafiosi mit ihren Schlägertruppen hatten nie die Absicht, die Bauern und Kleingewerbler gegen Unterdrücker zu verteidigen, sondern sie wollten sie selbst ausbeuten. Das insulare Misstrauen gegen die italienische Staatsautorität hat allerdings zu einem gewissen Schutz mafioser Geschäfte durch manche Bevölkerungsgruppen geführt. Obwohl es einen capo di tutti capi gibt, um 1900 ist dies Don Vito Cascio Ferro, der bei Interessenkonflikten und Streitigkeiten oberste Autorität geniesst, bleiben die Mafiosi lokale Herrscher.

Während es in Sizilien nie eine einheitliche Organisation mit Zentralleitung gibt, hat sich in Neapel ein uniformes, straff hierarchisches Stadt-Gangstertum entwickelt. Im Unterschied zur Mafia besetzen Camorra-Bosse keine hohen politischen Positionen und können jederzeit ausgewechselt werden. Bei der Mafia steht die Familie im Vordergrund; dagegen rekrutiert die 'ndrangheta in Kalabrien ihre Mitglieder aus den untersten Schichten, die gegenüber sozialrevolutionären Ideen viel aufgeschlossener sind. Ihre kriminellen Tätigkeiten liegen im Agrarsektor (Schutzgelderpressung für Plantagen, Beherrschung der grünen Märkte) und im politischen Bereich (Wahlstimmenbeschaffung und Einschüchterung von Gegnern) und haben durchaus auch gewerkschaftliche Aspekte. Der Widerstand des von Fremdherrschaft gezeichneten Südens gegen die Zentralregierung und die damit verbundene Schwäche der staatlichen Institutionen eröffnen jenes Machtvakuum, in dem das Briganten-Gangstertum und die organisierte Kriminalität entstehen können.

Quellen: Raith: 48-82, Davis (1994): 20-22, Best: 2.


April 1865: Die Ermordung von Abraham Lincoln und die Gründung des Secret Service top

Präsident Abraham Lincoln wird vom 21jährigen Schauspieler John Wilkes Booth, einem angeblich verrückten Rassisten, am 14.4.1865 ermordet. Gleichzeitig mit Lincoln werden zwei seiner Kabinettsmitglieder an verschiedenen Orten in Washington angegriffen. Die Motive des Täters und der Tathergang bleiben im Dunkeln, wichtige Beweismaterialien verschwinden, und Booth wird später im Gefängnis umgebracht. Offiziell wollen Booth und seine Komplizen die Abschaffung der Sklaverei verhindern. Vor dem Bürgerkrieg gab es in den USA als letztem modernen Staat der Welt 4 Mio. Sklaven, deren Arbeit die Grundlage des Reichtums und der Macht der USA und der Handelsmächte bildet. Etwa eine halbe Million Afrikaner wurden im 17. und 18. Jahrhundert nach Nordamerika verschleppt. 1808 verboten die USA die Einfuhr von Sklaven, doch insgeheim wurde sie fortgesetzt. 1861 waren von den etwa 9,5 Mio. Einwohnern der abtrünnigen Südstaaten 3,5 Mio. Sklaven. Bei seinem Amtsantritt am 4.3.61 verspricht Lincoln, sich nicht in die Sklavenfrage der Südstaaten einzumischen. Diese nehmen am 12.4.61 das Fort Sumter in South Carolina unter Beschluss, das die Dominanz des Nordens symbolisiert. Die Union erlebt in der ersten Phase des Bürgerkriegs überwiegend Niederlagen, weshalb Lincoln der Union mit dem Emanzipationsedikt eine moralische Überlegenheit verschafft. Indem er die Abschaffung der Sklaverei zum Kriegsziel erklärt, lenkt er vom Machterhalt des industrialisierten Nordostens ab. Die britische Oberschicht und die Textilindustrie können sich nun nicht mehr auf die Seite der Südstaaten schlagen, weil sie sonst als Verteidiger der Sklaverei gelten würden. Zudem flüchten in der Folge Hunderttausende Sklaven zu den Unionstruppen, was die Wirtschaft des Südens empfindlich schädigt, denn in den Armeen der Union kämpfen 200'000 bewaffnete Afroamerikaner in gesonderten Regimentern, und weitere 250'000 sind als Hilfskräfte in den rückwärtigen Diensten tätig. "Wenn ich die Union retten könnte, ohne einen einzigen Sklaven zu befreien, würde ich es tun", schreibt Lincoln 1862. Die befreiten Sklaven möchte er jedoch "im Ausland" ansiedeln. Erst kurz vor dem Ende des Kriegs, den der Norden aufgrund der technischen Überlegenheit gewinnt, will er den "sehr intelligenten Negern" das Wahlrecht zugestehen. 620'000 Soldaten und 50'000 Zivilisten kommen im sinnlosen Bürgerkrieg ums Leben.
Nach der Niederlage des Südens sind die Sklaven zwar frei, doch zu der von ihnen erhofften Bodenreform und Aufteilung der grossen Plantagen kommt es nicht. Die meisten Südstaaten verabschieden sofort Gesetze, die die Unterdrückung der ehemaligen Sklaven erlauben. Zudem werden sie durch Pogrome des Ku-Klux-Klan eingeschüchtert. Die Terrororganisation wird 1869 verboten, besteht aber aber im Untergrund weiter. 1877 zieht der Norden seine Truppen aus den Südstaaten zurück, worauf ein System der Rassentrennung installiert wird, das bis in die 1960er Jahre existiert.
Booth ist Mitglied der katholischen Knights of the Golden Circle. Dieser katholische Laienorden ist "committed to the preservation of slavery in the lands bordering the Caribbean Sea--the so-called 'Golden Circle'." Im März 1865 wird Booth, der sich in Washington öfters mit Jesuiten trifft, vom Erzbischof Spaulding von Baltimore zum römisch-katholischen Christen geweiht. Der Südstaatenführer Jefferson Davis wurde vom Papst Pius IX als neuer Präsident anerkannt, was erst den Bürgerkrieg möglich machte. Aufgrund ihrer aggressiven politischen Interventionen werden die Jesuiten in vielen Ländern verboten: 1757 und 1834 in Portugal, 1747 in Österreich, 1786 in Russland, 1820, 1835 und 1868 in Spanien, 1848 in der Schweiz, 1872 in Deutschland und Guatamala, 1873 in Mexico, 1874 in Brazil, 1875 in Equador und Kolumbien, 1880 und 1901 in Frankreich und 1884 in Costa Rica. Die Päpste Clemens XIII und Clemens XIV, die versuchten, den Jesuitenorden aufzulösen, wurden 1769 bzw. 1774 ermordet. Aufgrund der Kontakte Booths mit katholischen Priestern wird vermutet, dass die Jesuiten unter Kardinal Giacomo Antonelli hinter dem Attentat stecken. Weitere Argumente: Lincoln soll die Einführung einer massiven Alkoholsteuer zur Kriegsfinanzierung geplant haben. 25% des Alkohols wird von den katholischen Klöstern hergestellt.
Die Sklavenfrage und die Alkoholsteuer sind jedoch false flags: Lincoln stellt sich gegen die von Rothschild beherrschte Finanzaristokratie, indem er sich weigert, Wucherzinsen von bis zu 30% zur Finanzierung des Bürgerkriegs zu bezahlen. Stattdessen lanciert er 1862 mit dem Greenback den staatlichen Dollar, für den keine Zinsen an die Privatbanken bezahlt werden müssen. Diese überlegene Form der Kriegsfinanzierung ist entscheidend für den Sieg über die Südstaaten. Zudem verfolgt er eine protektionistische Politik, die den Einfluss Englands zu untergraben droht. Obwohl keine Beweise für eine Verbindung der Bankkreise zu Booth vorgelegt werden können, gelten die Banker als Auftraggeber des Präsidentenmords..
Booth rekrutiert Samuel Arnold, George Atzerodt, David Herold, Michael O'Laughlen, Lewis Powell und John Surratt für die Durchführung des Attentats. Der Polizist John Frederick Parker, der den Präsidenten bewachen soll, befindet sich während der Aufführung des Theaterstücks im Wirtshaus. Während Booth den Präsidenten im Theater erschiesst, kann Powell den Aussenminister William H. Seward nur verwunden. Atzerodt, der den Vizepräsidenten Andrew Johnson ermorden soll, bekommt Angst und flieht. Michael O'Laughlin kann General Grant ebenfalls nicht ermorden, weil dieser seine Pläne geändert hat. Lincolns Ermordung wird oft als Vorlage für das Kennedy-Attentat verstanden. Trotz grosser Differenzen werden viele fragwürdige Parallelen zwischen den beiden Attentaten gezogen.

Im gleichen Jahr wird der Secret Service zur Verfolgung von Falschgeldherstellern gegründet, weshalb er dem Finanzministerium untersteht. Obwohl schon am 10.1.1835 ein bewaffneter Angriff auf Präsident Andrew Jackson missglückte, wird erst 1881, nach dem Anschlag auf Präsident James A. Garfield, eine Polizeibewachung des Weissen Hauses organisiert. Secret Service-Agenten übernehmen Begleitschutzaufgaben, als Präsident Grover Cleveland 1884 Morddrohungen erhält. Und erst nach der Ermordung von Präsident William McKinley am 6.9.1901 verfügt der Kongress einen Vollzeitschutz durch den Secret Service. Nach einem Mordversuch an Harry S. Truman 1951 wird der Begleitschutz auch auf Familienangehörige und den Vizepräsidenten ausgedehnt.

Quellen: Scott (1993): 295, Marrs: 240f.


Immigration in die USA top
Während dem 19. und 20. Jahrhundert emigrieren über eine Million Sizilianer in die USA. Die italienischen und sizilianischen Einwanderer haben das organisierte Verbrechen nicht als erste in die USA gebracht. Es gibt bereits irische und jüdische Gangster, die sich organisieren. Die Iren haben kein Sprachproblem und alliieren sich mit den Politikern, für die sie Wähler einschüchtern oder gegnerische Wahlveranstaltungen stören.

Die Sizilianer spezialisieren sich zuerst auf die Erpressung ihrer Landsleute und auf Falschgeldherstellung. In Louisiana formieren sich 1869 vier von der italienischen Polizei aus Palermo ausgewiesene Banditen zu einem Bund, den sie "Stoppagherra Society" nennen und der eine Art Kolonie der sizilianischen Mafia darstellt. Kurz nach dem Bürgerkrieg organisiert der Sohn eines sizilianischen Einwanderers, Joseph Macheca, die erste Familie in New Orleans, die mehrheitlich im Hafen aktiv ist. Der sizilianische Mafioso Giuseppe Esposito flüchtet nach der Ermordung seines Bosses De Leoni nach New Orleans und versucht als "Radzo" den Lokalboss Tony Labruzzo zu entmachten. Dieser schaltet die Polizisten Mike und David Hennessy ein, worauf Esposito verhaftet und nach Italien abgeschoben wird. Labruzzo wird daraufhin von Giuliano Ardotta umgebracht, und auch Mike Hennessy wird erschossen. Ende der 80er Jahre entwickelt sich die Organisation zur ersten voll organisierten Verbrecherfamilie in den USA. An ihrer Spitze stehen als Nachfolger Machecas die Brüder Charles und Tony Matranza, die mit etwa 300 Mitgliedern den French Market für die Standard Fruit Company kontrollieren und die Werften und Kais der gegnerischen Provenzanos ebenfalls unterjochen wollen. David Hennessy, alliiert mit den neapolitanischen Provenzanos, schaltet sich in den entstehenden Krieg ein und wird am 15.10.1890 umgebracht. 19 Mitglieder der Matranza-Bande werden angeklagt, aber dank Todesdrohungen und Bestechungen freigesprochen. Die erzürnte Bevölkerung stürmt unter der Führung von William S. Parkinson das Gefängnis und lyncht 11 der Mobster. Nachfolger der Matranzas wird Sam "Silver Dollar" Carolla, der die Kontrolle der Territorien der Provenzanos sichert.

Zwischen 1890 und 1920 kommen insgesamt mehr als 18 Millionen neue Bürger in die Vereinigten Staaten, darunter sehr viele Kinder, die durch öffentliche Bildung integriert werden müssen. Als das Stück des jüdischen Autors Israel Zangwill 'The Melting Pot' 1908 in Washington Premiere hat, befinden sich die Vereinigten Staaten mitten in der grössten Einwanderungswelle, die das Land je erlebt hat. Die Metapher des "Schmelztiegels" verweist auf eine Ideologie, weil die Schranken zwischen den verschiedenen Ethnien trotz den Anstrengungen des Schulwesens bestehen bleiben. Alle Einwanderergruppen bringen kriminelle Organisationen hervor. Beispielsweise sind die Banden von Jesse Woodson James in den Südstaaten Anglo-Saxen.

In Pennsylvania formen Stefano LaTorre und Santo Volpe "The Men of Montedoro", da um die hundert Familien aus diesem sizilianischen Ort stammen. Ihr Einfluss auf die Kohleminenarbeiter führt zur ersten Kontrolle einer Gewerkschaft, der United Mine Workers.
In Chicago werden nach sozialistischen Agitationen auf dem Haymarket und einer Verschwörung des Managements vier Gewerkschaftsführer zum Tod verurteilt und am 1.5.86 gehängt. Dieser Tag wird seither jedes Jahr als Gewerkschaftstag begangen. Ende des Jahrhunderts entstehen die irische Organisation unter Charles Dion O'Bannion und sizilianische und italienische Gangs wie die "Camoras", die "Secret Hands" oder die "Mysterious Hands", die ihre Landsleute terrorisieren und erpressen. Die bekannteste Gang wird die sizilianische "Black Hands". Deren Chef ist ab 1905 Diamond Joe Esposito, der dank seiner Korruptionstaktik und seinen Beziehungen zur Politik zum Boss aufsteigt. Der zweite wichtige Mann ist Big Jim Colosimo, der seine Karriere bei einer Puffmutter begann und nun die Prostitution kontrolliert. Die zunehmende Konkurrenz der Gangs führt zu Kämpfen und erfordert immer wieder Verstärkung: Esposito lässt die Genna-Brüder aus Sizilien kommen, Colosimo wird Johnny Torrio aus New York holen, und die lokalen Gangs von jungen Kriminellen werden rekrutiert.
Die sizilianischen Immigranten in New York lassen sich mehrheitlich in Harlem, die neapolitanischen vor allem auf der Lower East Side nieder. Die Sizilianer Ignazio Lupo Saietta und Giuseppe Morello rekrutieren aus diesen Quartieren die Mitglieder ihrer Gang, die um die Jahrhundertwende die grösste der Stadt sein wird. Der einfingrige Morello aus Corleone kämpft sich zum ersten grossen Boss in der neuen Welt durch. Auch in New York gibt es eine "Black Hand", in die sich der Polizeileutnant Joseph Petrosino infiltrieren kann. Als er die Polizeiarbeit gegen die Mafia mit italienischen Fahndern koordinieren will, wird er in Sizilien angeblich von Don Vito Cascio Ferro persönlich ermordet. Bekannt sind auch die "Five Points" und die "James Street Gang" von Johnny Torrio, dem Neffen von Colosimo. Die Politik von New York City wird durch die Tammany Hall, ein ämterverteilender Wahlapparat der Demokratischen Partei, beherrscht. Irische und dann auch jüdische Gangster schmieren die Politiker der Tammany Hall, stellen ihnen die Wahlhelfer und Schläger zur Verfügung, damit sie von Polizei und Justiz in Ruhe gelassen werden. Nach bewaffneten Strassenschlachten im August 1903 zwischen der 1200 Mann starken jüdischen Gang von Monk Eastman mit rivalisierenden Gangs greifen die Behörden ein, allerdings nicht, um die Gangs zu eliminieren, sondern nur, um einen Waffenstillstand zu vermitteln.

Quellen: Davis (1988): 20-28, Delorme: 17-33, Giancana: 28ff, Marrs: 157, Best, Dash.


Hegemonialpolitik der USA top
Ab Ende der 1880er Jahre bauen die USA die Marine massiv und kontinuierlich aus und legen Stützpunkte in Hawai, Samoa, auf den Philippinen und in der Karibik an. Die Ausgaben für die Schlachtflotte steigen von 6.9% des Staatshaushalts 1890 ($22Mio.) auf 19% 1914 ($139 Mio.), womit sie bereits die drittgrösste der Welt ist. Um 1890 steigen die USA zur weltweit stärksten Nation auf. Der einzige Konkurrent der aufstrebenden USA auf dem amerikanischen Kontinent ist die Kolonialmacht Spanien, das seit dem 16. Jahrhundert Zentral- und Südamerika und die Philippinen beherrschte. Allerdings sind schon viele der Kolonien wie Venezuela, Mexiko und Argentinien unabhängig geworden, und nur Puerto Rico, Kuba, Guam und die Philippinen sind noch in spanischem Besitz. Die Interventionisten setzen sich gegen die Isolationisten durch und planen, die Karibik und den Pazifik dem amerikanischen Imperium einzuverleiben.

1893 beschliesst die Königin von Hawaii, den Einfluss der aus den USA seit 1820 eingewanderten Pflanzer und Missionare einzuschränken. Mit 250 Marinesoldaten organisieren die USA daraufhin einen Putsch, der die Monarchie abschafft und unter dem Deckmantel einer Republik eine amerikafreundliche Regierung einsetzt. Unter US-Präsident Ulysses S. Grant war 1875 bereits mit dem König von Hawaii ein "Vertrag auf Gegenseitigkeit" unterzeichnet worden, der das Königreich faktisch zu einem Protektorat der USA machte. Am 7.7.1898 beschliesst der USA-Kongress die Annexion des Inselstaats, den sie 1842 noch als unabhängigen Staat anerkannt hatten. Seit 1959 ist Hawaii offiziell der 50. US-Bundesstaat.

Die Depression im Winter 1893/94 brachte grosse Arbeitslosigkeit, gewalttätige Streiks in den Stahlwerken von Pennsylvania und den Kohlebergwerken von West Virginia. Der Aufruhr zwang die Oligarchen an der Ostküste, etwas zu finden, um den "Eiter aus dem anarchistischen, sozialistischen und populistischen Furunkel zu ziehen", wie ein Banker aus Philadelphia sich ausdrückt. Eine dritte Partei, die People's Party, hat sich im Mittelwesten gebildet und könnte die nächsten Wahlen gewinnen. Das Volk muss abgelenkt werden von der riesigen Kluft der angehäuften Vermögen der Eliten und der Verelendung der Bauern und des Mittelstandes.
Präsident William McKinley setzt auf einen aggressiven Patriotismus und die Idee eines amerikanischen Empire. Um einen Kriegsgrund zu haben, sprengen die USA am 15.2.98 ihren eigenen Panzerkreuzer USS Maine im Hafen von Havanna in die Luft, wobei 274 Menschen umkommen. Die Pressezaren Joseph Pulitzer von World und William Randolph Hearst vom New York Journal behaupten mehrere Wochen lang, die Spanier hätten eine Mine gelegt. McKinley untergräbt alle Versuche der Spanier zu verhandeln, sondern schickt die Marine. Innerhalb weniger Wochen kontrollieren die USA Kuba und Puerto Rico, das bis zur formalen Annexion von 1952 einem US-Gouverneur unterstellt wird. Am 1.5.1898 zerstört das US-Pazifikgeschwader unter dem Befehl von Kommandant George Dewey die spanische Flotte in der Bucht von Manila innerhalb von wenigen Stunden. Und am 21.6.1898 besetzen US-Truppen Guam, das bis heute zum ‚nichtinkorporierten Territorium' der USA gehört, wo die Andersen Air Force Base und der Marinestützpunkt für Atom-U-Boote im Hafen Apra ein Drittel der Fläche einnehmen.
Am 10.12.1898 muss Spanien Kuba, Puerto Rico und die Philippinen den USA abtreten, und die Identität der Amerikaner wird neu definiert. Der Journalist Marse Henry Waterson schreibt daraufhin: "Wir sind eine grosse, imperiale Republik, dazu bestimmt, einen kontrollierenden Einfluss auf die Handlungen der Menschheit auszuüben und die Zukunft der Welt zu formen, wie die Welt niemals geformt ward, nicht einmal durch das Römische Reich." Albert Beveridge, republikanischer Senator aus Indiana, rechtfertigt den US-Imperialismus in Asien in seiner Kongressrede 1900: "Geradewegs hinter den Philippinen liegen Chinas schier unermessliche Märkte. Wir werden unseren Teil in der Mission unserer von Gott geschützten Rasse bei der Zivilisierung der Erde beitragen. Wo werden wir die Abnehmer unserer Produkte finden? Die Philippinen geben uns einen Stützpunkt am Tor zum Osten." Und 1901: "Wir werden nicht klein beigeben im Auftrag, unserer Rasse, unter Gottes Wille weltweit als Treuhänderin der Zivilisation zu wirken, und wir werden mit unserem Werk weitermachen, ohne wie Sklaven, die zu ihrer Arbeit gepeitscht werden, unseren Schmerz herauszuschreien, sondern mit Dankbarkeit für ein Unternehmen, das unserer Kraft würdig ist, mit Dankbarkeit gegenüber dem allmächtigen Gott, dass er uns als sein auserwähltes Volk bezeichnet hat, das fortan seine Heilung der Welt anführen darf."

Die Unabhängigkeitsbewegungen unter José Marti auf Kuba und Emilio Aguinaldo auf den Philippinen, die gehofft hatten, dass die mächtigen USA sie in ihrem Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit unterstützen, sind bald enttäuscht. Kuba muss 1901 eine Verfassung übernehmen, die den USA das Recht auf Intervention und Landpacht für ökonomische und militärische Zwecke wie den Stützpunkt Guantanamo gestattet. Die USA dirigieren die Innenpolitik und intervenieren bei Widerstand militärisch: 1906, 1912 und 1917, wonach bis 1934 eine US-Militärverwaltung besteht.
Im dreijährigen Krieg gegen die philippinischen Rebellen sterben 4324 amerikanische Soldaten und etwa 20'000 philippinische Aufständische. Da 26 der 30 amerikanischen Generäle Veteranen der Indianerkriege sind, gibt es zahlreiche Massaker gegenüber Zivilisten, von den zwischen 250'000 und 1.Mio. umkommen (bei einer Bevölkerung von gut 6 Mio.). Die neue Kolonialmacht erprobt eine Reihe von Methoden der ‚Aufstandsbekämpfung', die später in Korea und Vietnam ausgebaut werden: von Nahrungsmittelblockaden bis hin zur Errichtung ‚strategischer Weiler'. Aufgrund dieser Kriegsführung bildet sich in den USA die Antiimperialistische Liga, deren Vizepräsident von 1901 bis zu seinem Tode 1910 der Schriftsteller Samuel Langhorne Clemens alias Mark Twain ist. 1902 werden die Philippinen eine von einem Generalgouverneur verwaltete US-Kolonie mit Englisch als Amtssprache, weshalb viele Englischlehrer ins Land gebracht werden. Allerdings dauert der Krieg im vorwiegend muslimisch geprägten und von ‚Moros' besiedelten Süden bis 1916 an, unter dem Kommando des als ‚Schlächter der Moros' bekannt gewordenen US-General John J. Pershing.
Auf Hawaii wird mit Pearl Harbor einer der grössten Stützpunkte eingerichtet, und auf einer der schönsten Inseln der Karibik, Vieques, testet das US-Militär an 200 Tagen im Jahr scharfe Bomben.

Das Muster für die Interventionen ist immer dasselbe. Die USA provozieren oder organisieren einen Überraschungsangriff, worauf eine inszenierte Empörung in der Presse folgt, bei der einzelne Figuren barbarische Züge bekommen, was dann zur Legitimation dient, die lang zuvor ausgearbeitete Angriffspläne umzusetzen. So läuft es beispielsweise bei der Belagerung der US-Gesandtschaft in Peking (1899) oder beim angeblichen Verrat von Emilio Aguinaldo in Manila 1899. Beim Feldzug auf den Philippinen massakrieren die Marines 200'000 Einwohner. Ähnlich auch der Überfall von Pancho Villa in New Mexiko 1916 (18 Tote), die japanischen Bomben auf das US-Kriegsschiff Panay 1938, der Einmarsch der chinesischen Armee in Nordkorea 1950, der Zwischenfall im Golf von Tonkin 1964, der Angriff der Kambodschaner auf die Mayaguez 1975, die Geiselnahme in Teheran 1979, die gefährdeten amerikanischen US-Soldaten auf Grenada oder bedrängten US-Soldaten in Panama 1989.

Wegen der Kontrolle der Häfen und der Hafengewerkschaften arbeiten die Import- und Exportfirmen, vor allem wenn sie mit schnellverderblichen Gütern handeln, mit der Mafia zusammen. In der Revolution von 1911 in Honduras spielt die Mafia von New Orleans eine führende Rolle. Dabei werden die europäischen Banken und Investoren zurückgedrängt und die US-Bananenfirmen bekommen freie Hand. Samuel Zemurray von der Cuyamel Banana Company, die später zur United Fruit gehört, finanziert den in einem Bordell von New Orleans geplanten Coup. Bereits 1903 und 1905 haben die USA die "Ordnung wiederhergestellt" und 1919 und 1924 erfolgen erneute militärische Interventionen.

Die Kooperation von US-Firmen, dem Militär, der Mafia und lokalen Herrschern bewährt sich in ganz Lateinamerika: Nach einer ersten Intervention 1853 machte sich der Amerikaner William Walker 1855 dank seiner Söldnerarmee zum Präsidenten von Nicaragua. 1857 und 1860 intervenieren die US-Marines erneut in Nicaragua. 1909 stürzten die Marines Präsident Zelaya und die USA besetzten das Land, wobei die Mafia ihre Zusammenarbeit mit den US-Firmen institutionalisiert. Nach der Intervention von 1912 wurde Adolfo Diaz an die Macht gesetzt, der den Amerikanern die Kontrolle des Finanzsystems Nicaraguas und den Bau einer Militärgarnison bei Managua erlaubte, wo die Marines bis 1925 blieben. 1914 erfolgte der Bryan-Chamorro-Vertrag, der den USA das exklusive Recht auf den Bau eines geplanten Kanals sicherte. Nachdem der US-Schützling Emiliano Chamorro sich an die Macht geputscht hat, greifen die Marines gegen die Unabhängigkeitsarmee von Augusto Cesar Sandino 1927 erneut ein und bauen die berüchtigte Nationalgarde auf, an deren Spitze Anastasia Somozo 1932 die Macht übernimmt.

1903 erweiterte Theodore Roosevelt die Monroe-Doktrin, indem die USA die Funktion der "Weltpolizei" übernehmen müsse bei einem "Fehlverhalten" eines Staates: "Ständiges Fehlverhalten oder die Unfähigkeit, die auf eine allgemeine Lockerung der Bande der zivilisierten Gesellschaft hinausläuft, können in Amerika, wie auch anderswo, am Ende das Eingreifen irgendeiner zivilisierten Nation erforderlich werden lassen." Da der kolumbianische Senat sich weigerte, die Nutzungsrechte des geplanten Kanals in der Provinz Panama den Amerikanern für hundert Jahre zu überlassen, organisierte Roosevelt die Revolution vom 3.11.1903 in der Provinz Panama: er schickte das Kriegsschiff Nashville mit Soldaten, die die Gebietsabtrennung erzwangen und eine Marionettenregierung einsetzen. Eine Invasion in der kolumbianischen Provinz war bereits 1860 erfolgt. Aufgrund der offensichtlichen Manipulation zahlt der US-Kongress 1921 den Kolumbianern eine Entschädigung von $25 Mio. Trotzdem erhält Panama 1926 faktisch den Status eines der von oligarchischen Diktatoren regiert und US-Firmen wie Standard Oil und United Fruit ausgebeutet wird. Präsident William Taft prophezeit 1912: "Die gesamte Hemisphäre wird uns gehören, da sie uns kraft der Überlegenheit unserer Rasse moralisch eigentlich schon jetzt gehört". In den nächsten 25 Jahren folgen 12 weitere Interventionen und 8 Invasionen. 1915 wird die Republik Haiti erstickt: Unter William B. Caperton landet ein Korps in Port-au-Prince und zwingt das Land, wie schon im Falle der Dominikanischen Republik 1907, die Militär-, Zivil- und Finanzverwaltung sowie das Zoll- und Steuersystem in die Hände der Amerikaner zu übergeben. Die Amerikaner befürchteten, das hoch verschuldete Land könnte seine Schuldenzahlungen einstellen. Bis 1934 halten die USA das Militärprotektorat aufrecht.

1921 wird mit einer US-Intervention Präsident Herrera in Guatemala gestürzt, der sich gegen die Expansionspläne der United Fruit stellt. 1923 werden Pläne für eine Föderalistische Republik von Guatemala, Honduras und El Salvador vereitelt. General Smedley D. Butler schreibt am 21.8.31 in der New York Times: "Ich half 1903, Honduras für die amerikanischen Fruchtfirmen zu öffnen. Ich half 1914 Mexico, und speziell Tampico, die Ölinteressen zu sichern. Ich half, aus Haiti und Kuba einen netten Platz zu machen, wo die Jungs von der National City Bank Geld verdienen können. Ich half ein halbes Dutzend zentralamerikanischen Republiken für die Wall Street weichzuklopfen. Ich half 1909-1912, Nicaragua für die internationale Bank Brown Brothers zu säubern. Ich öffnete die Dominikanische Republik 1916 für die amerikanischen Zuckerfirmen. In China beschützte ich Standard Oil. Rückblickend denke ich, dass ich Al Capone einige Tipps hätte geben können. Er betrieb seine Erpressungsgeschäfte in 3 Distrikten, ich arbeitete in drei Kontinenten." 1927 behauptet der amerikanische Botschafter in Paris, Myron Herrick: "Die Vereinigten Staaten gieren nicht nach Land. [...] Wer uns imperialistische Absichten unterstellt, kennt die Fakten nicht oder ist unaufrichtig." Nachdem die USA in ganz Lateinamerika totalitäre Militärregimes installiert haben, verkündet Präsident Franklin Roosevelt 1934 die "Politik der gutnachbarschaftlichen Beziehungen".

Quellen: Delorme: 17-33, CIA-Info: 15f, Davis (1988): 20-28, Best, Lemoine (2003), Ramonet (2003b), Lapham, Kinzer.


1913 Gründung des Federal Reserve Systems top

1907 legt der Kongress die Rahmenbedingungen für ein neues Notenbanksystem auf privater Grundlage. Bereits 1791 war die erste private Nationalbank (First Bank oft he United States) nach dem Vorbild der Bank of England gegründet worden, um die Verschuldung aus dem Unabhängigkeitskrieg von 1775 bis 1783 abzubauen. Thomas Jefferson spricht sich schon damals dagegen aus: "Eine private Zentralbank, die Zahlungsmittel ausgibt, ist für die Freiheit der Menschen eine grössere Gefahr als eine stehende Armee." Trotzdem wird mit dem Coinage Act von 1792 ein privates Geldsystem eingeführt.
Ein privates Geldsystem gibt es in England seit 1666, als der Geldadel den free coinage act durchetzen konnte, der der Krone das alleinige Privileg der Münzprägung entzog. Als Gegengeschäft zu einem nicht zurückzahlbaren Darlehen über £1,2 Mio. erteilte Wilhelm 1694 das Recht zur Gründung einer Privatbank mit dem Namen Bank of England, die Banknoten als nationale Währung ausgeben darf. Das Recht zur Geldschöpfung aus dem Nichts und der Einforderung von Zinsen für dieses Geld machte nicht nur die Protagonisten, zu denen Charles Montague gehörte, unermesslich reich, sondern förderte auch die Expansion Englands zum weltumspannenden Empire, da die Profite neue Investitieitonsmöglichkeiten suchen. Ab 1751 verwaltete die Bank of England, der Eigentümer immer geheim sind, die Staatskassen, womit sich der Geldadel uneingeschränkt bedienen konnte. Mit dem Bankencrash von 1825/26 gelingt es Nathan Mayer Rothschild, die Bank of England unter seine Kontrolle zu bringen. Er gilt bei seinem Tod 1836 als erster Milliardär (in Pfund). Die 1844 eingeführte Golddeckung der Währung stärkte die Position der Rothschilds, weil sie den internationalen Goldmarkt beherrschen. Während die Ausgabe der Banknoten nun geregelt ist, gibt es keine staatliche Beschränkung der Bankabteilung der Bank of England. Schon früh bauen die Rothschilds Verbindungen in die USA aufgebaut, etwa zu Alexander Brown, der 1801 die Bank Brown Brothers in New York gründet.

Nachdem die US-Regierung ihren 20%-Anteil der First Bank oft the United States an die Londoner Bankiers abtreten musste, um die Schulden zu bezahlen, verweigert der Kongress deren Lizenz als Notenbank. Wie von Rothschild angedroht überfallen englische Truppen 1812 aus Kanada die ehemaligen Kolonien, wobei der Krieg 1814 ohne Sieger endet. Um den Krieg zu finanzieren, erhalten die Banken erneut das Geldschöpfungsprivileg, und die Second Bank of the United States erhält 1816 eine 20jährige Lizenz als private Notenbank. Der 1832 gewählte Demokrat Andrew Jackson versucht die Erneuerung der Lizenz zu verhindern und entgeht am 30.1.35 knapp einem Mordanschlag. Bei der Liquidierung der Bank 1836 stellt sich heraus, dass Baron James de Rothschild aus Paris der Hauptaktionär ist. 1837 stösst die Bank von England an einem einzigen Tag alle ihre US-Wertpapiere ab, worauf es zur Panik an den Börsen kommt. Trotz weiterer von Rothschild inszenierten Krisen bleiben Demokraten und Republikaner standhaft. Präsident Abraham Lincoln ist nicht bereit, die Wucherzinsen von bis zu 30% zur Finanzierung des Bürgerkriegs zu bezahlen und lässt einen auf der Rückseite grün bedruckten staatlichen Dollar drucken. Unmittelbar nach dem Sieg über die Südstaaten wird Lincoln am 15.4.65 ermordet, und die National-Banken emittieren wieder Dollars, die von den anderen Banken akzeptiert werden müssen. Präsident James A. Garfield will 1881 wieder den staatlichen Dollar einführen, wird aber nach nur 100 Tagen im Amt ermordet. Präsident Roosevelt setzt 1901 die Auflösung der Monopole und Regulierungen für die Eisenbahnen durch. Im Folgejahr übersiedelt Paul Warburg nach New York, um zusammen mit John Pierpont Morgan, Jacob Schiff und den Rockefellers an der Einführung einer neuen Zentralbank zu arbeiten.J.P. Morgan baute sich durch Übernahmen ein Holdingsystem auf, in dessen Zentrum seine Privatbank steht. Neben seinen Regionalbanken kontrolliert er zusammen mit George F. Baker die National City Bank, die damals grösste Bank. Zudem expandiert er in den Branchen Eisenbahnen, Schifffahrt, Telekommunikation und Elektroindustrie. 1901 kontrolliert er die Hälfte des Eisenbahnnetzes und zwei Drittel der Stahlproduktion, nachdem er Andrew Carnegies Stahlunternehmen für $480 Mio. aufkaufte. Sein Einfluss zeigt daran, dass 1929 die Manager seiner 6 Banken und anderen Firmen in 104 anderen Banken 208 Aufsichtsrats- und Direktorenposten, in 569 Holdings 618, in 360 Industrieunternehmen 423, 142 Versicherungsgesellschaften 178, in 234 Transportunternehmen 283 und in 266 öffentlichen Körperschaften 315 Spitzenposten innehaben.
1907 inszenieren die Banken eine Geldverknappung, die zu einer Baisse und am 22.10.07 zu einem Börsencrash führt. Die Kongresskommission unter Nelson W. Aldrich, Geschäftspartner von Morgan und Schwiegervater von John D. Rockefeller jr., schlägt danach die Errichtung einer Zentralbank vor. Damit legt der Kongress die Rahmenbedingungen für ein neues Notenbanksystem auf privater Grundlage fest.

1911 kauft John D. Rockefeller die Equitable Trust Company, die in den 20er Jahren andere Banken übernimmt. 1930 wird Winthrop Aldrich, ebenfalls ein Schwager von John D. Rockefeller jr., Präsident und kauft die Chase National Bank, der Namen die neue Bank behält, die dann von David Rockefeller geleitet und zur Hoding Chase Manhattan Corp. ausgebaut wird. 1913 gründet John D. Rockefeller auch seine Stiftung, nachdem er durchsetzen konnte, dass Schenkungen an wohltätige Stiftungen von der Einkommensteuer abgezogen werden können. Heute genügt die Spende von 5% des Einkommens, um sich die Einkommenssteuer zu sparen und als Philanthropen zu profilieren.

1910 treffen sich die Chefs der grössten Banken auf der Jekyll Island auf dem Gut von J.P. Morgan und schreiben den Gesetzesentwurf: Nelson Aldrich, Henry P. Davison (Grossaktonär der J.P. Morgan), Charles D. Norton (Präsident der First National Bank of New York) und Benjamin Strong (Vorstand von Morgan's Bankers Trust), Frank A. Vanderlip (Präsident der National City Bank of New York), Paul Warburg als Vertreter von Rothschilds Kuhn, Loeb and Co. und Abram Piatt Andrew (Ministerialdirektor des Finanzministeriums und Direktor der nationalen Währungskommission). Im ersten Anlauf 1912 scheitert das von Aldrich im Kongress lobbyierte Gesetz. Daher nutzen die Banker die anstehenden Wahlen: Präsidentschaftskandidat Woodrow Wilson unterschreibt das Gesetz bereits vor seiner Wahl, für die er dann von den Grossbanken finanziell massiv unterstützt wird, obwohl er sich im Wahlkampf als Gegner von Wall Street ausgibt. Zwei Tage vor Weihnachten 1913, als die meisten Abgeordneten bereits nach Hause gefahren sind, wird das Gesetz durchgedrückt. Im Federal Reserve Board, in dem der Staat keine Aktien halten darf, sitzen die Bosse von Rockefeller und Rothschild, J.P. Morgan, Lazard Freres, Schoellkopf, Kuhn-Loeb, die Warburgs, Lehman Brothers und Goldman Sachs. Kein Senator oder Abgeordneter darf Mitglied des Federal Reserve-Gremiums oder ein Offizier oder Direktor der Federal Reserve Bank sein. Die Banker schlagen jeweils eine Liste von Kandidaten für das Direktorium vor, aus denen der Präsident auswählen darf. Da das Federal Reserve Board den amerikanischen Grossbanken gehört, können diese sich über ihre eigene ‚Bank' nicht nur neues Geld zuschreiben lassen, sondern die USA müssen für die Verwendung des Geldes sogar Zinsen bezahlen. Zudem bekommen die Federal Reserve Banken für ihre Beteiligung eine fixe Dividende von 6%. Im Übrigen hat der Kongress keine Kontrolle über die Goldbestände, mit denen das FED die Währung absichert. Die Kreditschöpfung wird den Geschäftsbanken zugeschrieben: Wenn die Bank einen Kredit vergibt, wird das Geld auf dem Kontokorrentkonto des Kreditnehmers als Einlage gutgeschrieben, was Betrug ist. Der gleiche Betrag wird auf dem Darlehenskonto des Kunden als Schuld vermerkt. Da das FED ebenfalls aus Privatbanken besteht, können diese unbeschränkt Geld produzieren und den Leitzins festlegen. Damit lassen sich auch problemlos die kommenden Krieg der USA finanzieren.
Wilson schreibt später voller Bedauern: ""[Unsere] grossartige Industrienation wird jetzt von ihrem Kreditsystem kontrolliert. Unser Kreditsystem ist privat konzentriert. Deshalb liegen das Wachstum der Nation und all unsere Aktivitäten in den Händen weniger Männer […], die zwangsläufig durch ihre eigenen Beschränkungen wahre ökonomische Freiheit einschränken, kontrollieren und zerstören. Wir wurden so eines der am schlechtesten regierten, meist kontrollierten und beherrschten Länder der zivilisierten Welt - wir haben keine Regierung der freien Meinung mehr, keine Regierung der Überzeugungen und der mehrheitsentscheide mehr, sondern vielmehr eine Regierung der Ansichten und Nötigungen einer kleinen Gruppe dominanter Männer." Der Abgeordnete Louis McFadden analysiert: "Hier wurde ein Weltbankensystem erschaffen, ein durch internationale Bankiers kontrollierter Superstaat. Sie arbeiten zusammen, um die Welt nach ihrem Belieben zu versklaven, die FED hat sich widerrechtlich der Regierung bemächtigt."

Im Juni 1963 versucht Kennedy, die Macht des Federal Reserve Boards zu brechen, indem er eigene US States-Banknoten drucken lässt. Nach seiner Ermordung wird dieses Geld jedoch sofort wieder aus dem Verkehr gezogen.
Richter Martin Vincent Mahoney entscheidet am 9.12.68, dass Rechtsanwalt Jerome Daly die Hypothekraten seines Hauses nicht mehr bedienen müsse, weil die Hypothk als Luftgeld bestehe. Vier Tage später stirbt der Richter unter nicht geklärten Umständen, und das Urteil wird aufgehoben, weil der Richter für einen solchen Fall nicht zuständig sei.

1917: Erster Weltkrieg: Bush, Harriman und Walker top
Der Untergang des britischen Ozeanriesen Lusitania vor der Südküste Englands im Mai 1915 liefert Woodrow Wilson den Vorwand, Frankreich und England gegen Deutschland zu unterstützen. Torpedos eines deutschen U-Bootes versenkten das Schiff, wobei 1198 Menschen umkamen (davon 128 Amerikaner). Deutschland behauptet, die Lusitania sei kein ziviles Handelsschiff, sondern ein Kriegsschiff gewesen und habe Geschütze und Munition aus den USA nach England transportiert. Ein Geheimpapier belegt, dass 1248 Kästen mit 7,5-Zentimeter-Granaten, 4927 Kisten mit Gewehrpatronen und 2000 Kisten mit weiterer Munition für Handfeuerwaffen an Bord waren. Die amerikanische Presse heizt die Stimmung an, indem behauptet wird, belgische Nonnen würden von den Deutschen über glühenden Kohlen geröstet. Frankreich kann den Krieg gegen Deutschland nur führen, weil Grossbritannien und die USA permanent Kohle, Eisen, Stahl, Werkzeumaschinen, Waffen, Munition und Lebensmittel liefern. Nicht nur Frankreich, sondern auch Grossbritannien wird zunehmend von den Lieferungen und vor allem auch den Krediten der USA abhängig.
Die Enthüllung des geheimen deutschen Allianzangebots an Mexico (Zimmermann-Depesche) erlaubt Wilson, im April 1917 die Kriegserklärung im Kongress durchzubringen. Allerdings bleibt die Kriegserklärung für ein Jahr, während dess aufgerüstet wird, militärisch praktisch folgenlos. Erst als die europäischen Staaten ausgeblutet sind, intervenieren die USA.
Der Krieg erlaubt den USA, die Weltmachtstellung der Engländer zu übernehmen, was Wilson etwas anders begründet: "Amerika hat das unendliche Privileg, seine Bestimmung zu erfüllen und die Welt zu retten."

Der erste Weltkrieg eröffnet ungeahnte Verdienstmöglichkeiten für Börsenspekulanten wie J. P. Morgan oder Edward H. Harriman, der 1898 mit Krediten von William Rockefeller, Otto Kahn, Jacob Schiff und Felix Warburg die Kontrolle der Union Pacific Railroad übernommen hatte. Der Bruder von John D. Rockefeller besitzt die National City Bank (später City Bank), die die Waffenindustrie für den Krieg reorganisierte. Percy A. Rockefeller übernahm die Kontrolle der Remington Arms Company, die die USA, England und Russland mit Maschinengewehren, automatischen Pistolen und Munition beliefert. Die Gesamtkosten des Weltkriegs belaufen sich auf $260 Mia. und fordern (inklusive der Spanischen Grippe) etwa 60 Mio. Menschenleben. 1918 sind die Vereinigten Staaten die stärkste Macht der Welt), während das Wachstum der europäischen Wirtschaften um etwa acht Jahre zurückgeworfen wurde. Aufgrund der massiven Verschuldung gegenüber den USA gelingt es den Briten nicht, London als Handels- und Finanzzentrum zu erhalten, und Wallstreet übernimmt die Führungsrolle. Einer der 14 Punkte Wilsons sieht sieht die Schaffung des Völkerbundes vor, dessen Satzung am 28.4.19 von der Vollversammlung der Friedenskonferenz von Versailles (inklusive der Monroe-Doktrin) angenommen wird. Der US-Senat will sich allerdings nicht durch eine übergeordnete Instanz einschränken lassen und ratifiziert den Vertrag nie, und die Sowjetunion wird draussen gehalten.

Prescotts Vater Samuel P. Bush, Präsident der Buckeye Steel Castings, wird 1918 dank Harriman direkt dem Direktor der staatlichen Waffenbeschaffung unterstellt und nützt diese Position für die Rüstungsfirma Remington. 1934 beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss des Senats mit den Machenschaften des als ‚Merchant of Death' bezeichneten Waffendealers im 1. Weltkrieg. Zudem ist Samuel Bush Präsident der Federal Reserve Bank von Cleveland und Berater des Präsidenten Herbert Hoover.
Zusammen mit seinem Freund E. Roland Harriman wurde Prescott Bush 1916 in die rassistische Yale-Geheimgesellschaft Skull & Bones aufgenommen. Der exklusivste von rund einem Dutzend Geheimbünden der Ivy-League nimmt jedes Jahr nur 15 Mitglieder auf. Zur Ivy-League gehören acht Eliteuniversitäten im Nordosten der USA: Brown University, Columbia University, Cornell University, Darmouth College, Harvard, Princeton, University of Pennsylvania und Yale (Ivy Plus unfasst noch das Massachusetts Institut of Technology und die Stanford University). Der Zugang zu diesen Universitäten gelingt fast nur nach dem Besuch teurer Privatschulen wie der Phillips Academy (die die Bushs besuchten), der ‚legacy' (der Vater und der Grossvater haben bereits an dieser Uni studiert) und der Spendenzahlung. Harvard ist mit einem Fond von $22 Mia. die reichste Universität, gefolgt von Princeton und Yale mit je etwa der Hälfte. Die S&B wurde 1832 gegründet und umfasst heute 800 Mitglieder. In Harvard ist es der Porcellian Club und in Princeton der Ivy-Club, die das Old-Boy-Network und damit das rigide Klassensystem der USA reproduzieren. Die Mitglieder dieser Aristokratie schanzen sich die obersten Stellen im Staat (in den Gerichten, im Kongress, der CIA und der Regierung) und in der Wirtschaft (in den Anwaltskanzleien und den Konzernen) zu.

George Herbert Walker baut 1919 die Privatbank W.A. Harriman & Co mit auf, an der unter anderem Percy Rockefeller als Direktor mitbeteiligt ist. Averell Harriman bekommt nach monatelangem Taktieren unter nie veröffentlichten Konditionen die von den USA am Ende des ersten Weltkriegs konfiszierten Dampfschiffe der Hamburg-Amerika-Linie, was ihm das Monopol für die nächsten 20 Jahre sichert. Die W.A. Harriman fusioniert mit der Privatbank Morton & Co. und verschafft sich 1922 über die Warburg-Bank den Zugang zur deutschen Schwerindustrie und zu russischen Ölkonzessionen. Für Fritz Thyssen gründet Harriman 1924 die Union Banking Corporation (UBC), die eine Tarnfirma für die Bank voor Handel en Scheepvaart in Rotterdam ist, die zu 100% von Thyssen kontrolliert wird. Thyssen wird zu einem der wichtigsten Geldgeber Hitlers bis 1938, als er sich nach dem Novemberprogrom mit Hitler überwirft und aus Deutschland flieht. 1921 heiratet Prescott Bush Walkers Tochter Dorothy und wird 1926 Vizepräsident der W.A. Harriman Bank. Als Geschäftsführer der Union Banking Corp. und der Hamburg-Amerika-Linie wird Bonesman Bush einer der wichtigsten Unterstützer der Nazis.
Nach der Fusion mit dem Bankhaus Brown Brothers 1931 wird die Brown Brothers Harriman zur grössten und politisch einflussreichsten Privatbank Amerikas, und Averell Harriman berät in Sachen Finanzen insgesamt 6 US-Präsidenten. Er finanziert als Partner von Prescott Bush über die Union Banking nicht nur die Nazis, sondern mit seiner Garanty Trust Company auch die Aufrüstung der Sowjetunion.Die UBC ist sehr erfolgreich und erwirbt laut Schätzung amerikanischer Ermittler zwischen 1931 und 1933 Gold über $8 Mio., von dem über die Hälfte nach Deutschland exportiert wird, weshalb es zu Beschlagnahmungen durch die US Alien Property Custodian kommt.

Quellen: Tarpley/ Chaitkin: 13-20, Bröckers, Birnbaum, Lapham (2004), Fantasia (2004), Laurent: 18, Kennedy (1987), LeBor: 180f, Freisleben 2017.


Die Prohibition und die Konsolidierung der Mafia top

Während der Prohibition (16.1.20-5.12.33) entwickeln sich die Gangs zu eigentlichen Industrieimperien-Besitzer. Bereits vor dem ersten Weltkrieg führten einige Staaten wie Kansas aufgrund religiöser und feministischer Lobbygruppen das Alkoholverbot ein. Der Krieg verstärkte den Alkoholismus, was die Einführung des nationalen Verbots von Herstellung, Vertrieb und Verkauf alkoholischer Getränke erleichterte. Die jüdischen Mobster (Dutch Schultz mit der Firma Seagrams und Jack "Legs" Diamond) sind die ersten im Alkoholschwarzbrennen und -schmuggeln. Jüdischen Ursprungs sind auch die Bronfman-Brothers in Kanada sowie Arnold Rothstein und Mannie Kessler in New York. Die Iren steigen ebenfalls von Anfang an ins Bootlegging ein: Big Bill Dwyer in New York, Steve Wallace, Dan Carroll und Joe Kennedy in Boston, Tommy McGinley in Cleveland, Tommy Banks in Minneapolis und Charles O'Bannion in Chicago.

Nach den Juden und Iren entdecken die italienischen Gangs, die viel gewalttätiger sind und sich oft gegenseitig bekämpfen (z.B. Sizilianer gegen Neapolitaner), den Markt. Allerdings arbeiten Juden und Italiener auch manchmal zusammen. Die italienische Mafia, die bisher vor allem die Prostitution und die Geldspiele beherrschte, wird erst durch den Alkoholschmuggel eine bedeutende Macht.
Um Diamond Joe Esposito nicht in die Quere zu kommen, bleibt Big Jim Colosimo in Chicago beim Prostitutionsgeschäft. Sein Neffe Johnny Torrio holt 1919 Al Capone aus New York, und sie versuchen zu zweit, Colosimo von den Vorteilen des Alkoholschmuggels zu überzeugen. Da er nicht einschwenkt, wird er am 11. Mai 1920 von Frankie Yale umgebracht. Danach baut John Torrio ein weiteres Alkoholkartell in Chicago auf. Während drei Jahren kann Torrio den Frieden aufrechterhalten, indem er die anderen Gangführer überzeugt, dass ohne Bandenkriege mehr Geld zu verdienen ist. 1923 wollen verschiedene Gangs ihre Territorien erweitern, und neue sizilianische Immigranten kommen in Chicago an, die die Unione Siciliana unterwandern, um am Alkoholgeschäft mitzuverdienen. In den 20er Jahren ereignen sich 500 Mafiamorde in Chicago, fast alle ohne eine Verurteilungen der Täter.
Die Machtstellung von Diamond Joe Esposito ist gesichert, weil er den für die Alkoholproduktion notwendigen Zuckerimport kontrolliert, angeblich eine von Präsident John Calvin Coolidge persönlich ausgestellte Lizenz. Esposito erzählt von mehreren Treffen mit Coolidge, für den er im Gegenzug bei den Wahlen Stimmen organisiert. Der Boss demonstriert seine Macht, indem er von den Italienern verlangt, mit den hübschesten Bräuten vor der Hochzeitsnacht zu schlafen. Trotz dieser Entwürdigung wird ihm während den 20 Jahren seiner Herrschaft keine Jungfrau verweigert. Johnny Torrio, Al Capone, Jake Guzik, Paul Ricca, Murray Humphreys, Frank Nitti, Jack McGurn und Tony Accardo kamen alle aufgrund von Espositos politischen Beziehungen von New York nach Chicago und arbeiten für ihn. Die sechs Genna-Brüder leiten die illegalen Destillerien im Patch und schmieren über 400 Polizisten. Aufkommende Konkurrenten im Alkoholgeschäft werden mit Bomben bekämpft, wofür Gangs wie die "42" angestellt werden. Allein 1925 werden über 100 Bombenattentate verübt. Der wildeste der Aufsteiger ist Al Capone, der 1928 im Alter von 29 Jahren das höchste Privateinkommen in den USA erzielt: $105 Mio.

In New York City wird die Korruption durch die Vormachtstellung der Tammany Hall besonders gefördert. Es gibt zwei dominierende kriminelle Organisation: Die jüdische um Arthur Rothstein mit Arnold "Dutch Schultz" Flegelheimer und James J. Hines. Und die italienische Organisation um Albert C. Marinelli mit Joe Masseria, der Mitte der 20er Jahre zum dominanten Alkoholdealer in New York aufsteigt und ein riesiges Vermögen anhäuft. Carlo Gambino, Joe Adonis und Albert Anastasia arbeiten für "the Chinese", wie der vulgäre Masseria wegen seinen dicken Backen und schmalen Augen von seinen Feinden genannt wird. Bereits ein Jahr nach Einführung des Alkoholverbots bestehen in New York 5000 Spekeasies, deren Zahl bis 1927 auf 40'000 ansteigt. Der 1920 zum Präsidenten gewählte Warren Harding, selbst ein Alkoholiker, wird wegen seiner sexuellen Beziehungen erpresst, die grossen Schmuggler zu schützen.

Die unpopuläre Prohibition macht die Gangster zu Helden und salonfähigen Geschäftsherren und festigt die Beziehungen zwischen Gangstern mit der amerikanischen Politik, da Polizisten, Richter und Staatsbeamte durch die enormen Profite grosszügig bestochen werden können. Laut dem Chicagoer Polizeichef Charles Fitzmorris sind 60% der Polizisten im Alkoholgeschäft tätig. Von den jährlich bis zu 4000 wegen illegaler Glückspiele Angeklagten werden durchschnittlich lediglich 175 vor Gericht gestellt.
Aufgrund der Bandenkriege und des wachsenden Drucks der Behörden verlegen die Gangs ihre Hauptsitze in die umliegenden Vororte. Eine Bewegung weg von den traditionellen Zentren zu besser kontrollierbaren Gemeinden entsteht. Aber die Gangster versuchen in allen Städten, die Ämterverteilung zu beeinflussen. Politiker, die oft nur mit entsprechenden Stimmenkäufen gewählt werden, bleiben anfällig für Skandale und lassen deshalb den Mobster den benötigten Freiraum. Journalisten, Richter, Justizbeamte, Polizisten und FBI-Beamte haben nichts zu fürchten, da sie in den Augen der Mafia nur ihren Job tun. Wenn sie sich schmieren lassen, wird allerdings Loyalität erwartet. Auch normale Bürger haben nichts zu befürchten, es sei denn, sie haben Spielkredite von Loan Sharks aufgenommen, die sie nicht zurückzahlen können. Gefährlich leben hingegen Informanten und Zeugen, die bei Prozessen aussagen.

Dutch Schultz baut sein Number Racket-Imperium auf und verdient vorwiegend an den armen Schwarzen. Das einfache Spiel besteht darin, dass der Spieler eine Zahl zwischen 0 und 999 wählt, bei der richtigen Zahl aber höchstens 600 Mal den Einsatz ausbezahlt bekommt. Da viele spielen, setzt Dutch Schultz $80'000 pro Tag um. Dazu kommen die Pferderennwetten, wofür Dutch Schultz das Mathematikgenie Otto Berman als Spielbankexperte anstellt. Mit der Zeit beginnt jedoch die italienische Mafia, Geldspiele und Wetten zu kontrollieren, wobei die Juden die "Banken" und "Buchhaltungen" weiter betreiben und die Runners meist Schwarze sind. Die Kontrolleure kassieren 35% der Einnahmen, wenn sie die Polizei schmieren, sonst 30% und die "Bank" übernimmt die Schmiergelder. Der Kontrolleur bezahlt seinerseits 20 bis 25% seiner Einnahmen an die Runners. Diese ziehen bei einem Gewinner aber auch einen Teil für sich ab. In New York werden die Profite aus dem illegalen Spielgeschäft auf $500 Mio. geschätzt. Die Mobster, die die Number-Rackets kontrollieren, sind zudem die grössten "Loan sharks": für 20% Zins pro Woche leihen sie denen Geld, die sonst keines mehr bekommen, und ihre Methoden der Wiedereintreibung sind effizient.

Quellen: Giancana: 30ff, 178, Lacey: 59, Best: 9, Davis(1993): 30-36, Delorme: 39, 77-83, Geffen, Behr (2002).


Joseph Kennedy und Frank Costello top
Joseph Patrick Kennedy steigt in den Alkoholschmuggel ein und verdient damit das Kapital, um an der Börse im grossen Massstab zu investieren. Sein Vater, Patrick Joseph Kennedy, der Sohn des 1848 aus Dunganastown in Irland eingewanderten Patrick Kennedy, wurde 1885 nur 27jährig Abgeordneter von East Boston im Repräsentantenhaus. Er begann seinen sozialen Aufstieg dank seinem blühenden Alkoholgeschäft. Da er im "Hinterhof von Boston" äusserst populär war, wurde er dreimal zum Senator gewählt, Mitglied des Zentralkomitees und später Vorsitzender des Strategieausschusses der Demokratischen Partei. Trotz dieses Aufstiegs blieb Patrick Joseph Kennedy letztlich nur ein Lokalpolitiker, weshalb er seinen 1888 geborenen Sohn Joseph Patrick an die aristokratische Harvard Universität schickte.
Obwohl Joe ein Star im Baseball war, blieb er aufgrund seiner irisch-katholischen Herkunft von vielen Aktivitäten des Campus ausgeschlossen. Er setzte sich zum Ziel, mit 30 Millionär zu sein, damit er "auf diese protestantischen Bastarde pissen" könne. Nach dem Harvardabschluss bekam Joe Kennedy dank dem politischen Einfluss seines Vaters einen Posten als staatlicher Bankrevisor mit einem Jahresgehalt von $1500. Da es Joe gelang, die kleine Columbia Trust Company, an der sein Vater wesentlich mitbeteiligt war, vor einer Übernahme zu retten, wofür er sich mit $45'000 persönlich verschuldete, wurde er vom Aufsichtsrat mit nur 26 zum jüngsten Bankpräsidenten der USA befördert.

1914 heiratete er Rose Fitzgerald, die Tochter des eben rausgeworfenen Bürgermeisters von Boston. Mit vielen gewagten Einsätzen in legalen und anderen Geschäften entstand der Grundstock von Kennedys Vermögen. Um den Aktivdienst zu vermeiden, stieg Kennedy 1917 als stellvertretender Manager der Bethlehem Steel in der riesigen Fore River Werft, wo Zerstörer gebaut werden, ein. Daneben kaufte er sich eine Vertriebskonzession der Universal Pictures.
John F. Fitzgerald gewinnt am 5.11.1918 die Wahl zum Repräsentanten von Boston gegen den ebenfalls demokratischen Konkurrenten Peter F. Tague. "Honey Fitz" Fitzgerald forderte Tague heraus, da dieser sich nicht an einem einträglichen Grundstückhandel mit dem Fore River Shipyard, wo sein Schwiegersohn Joe Kennedy im Management tätig ist, beteiligen wollte. Seine Wahlkampforganisatoren, zu denen Joe Kennedy gehört, rekrutieren italienische Immigranten und Profiboxer, die Tague-Wähler mittels Drohungen und Schlägen umstimmen. Ein Drittel der ungültigen Stimmen kommen von Personen, die nicht im Bezirk leben, andere Stimmen lauten auf Namen von Kriegsgefallenen oder noch in Europa stationierten Soldaten. Am meisten falsche Stimmen kommen aus dem Prostituiertenmilieu. Am 24.10.19 wird Fitzgerald nach achtmonatiger Untersuchung wegen Wahlbetrugs aus dem Repräsentantenhaus ausgeschlossen. 1942 schickt Joe Kennedy den dann 79-jährigen nochmals ins Rennen, um den populären New Deal Demokraten Joseph E. Casey, einer von Roosevelts Favoriten und daher möglichen Konkurrenten seines Sohnes Joe Jr. zu schwächen. Der Republikaner Henry Cabot Lodge Jr. gewinnt dann zwar, aber die Kennedys haben gelernt, wie man mit viel Geld und geschickter Propaganda auch einen sehr guten Kandidaten ausschalten kann. 1920 steigt Kennedy bei der Massachusetts Electric ein und zieht nach New York an die Wall Street.

Nach dem Krieg arbeitet Joe Kennedy als Leiter der Aktienabteilung des Maklerhauses Hayden, Stone and Company und macht dank Insiderinformationen mit Börsenspekulationen so viel Geld, dass er sich für seine sechsköpfige Familie ein neues Zwölfzimmerhaus in Brookline und einen neuen Rolls-Royce kaufen kann. Wieviel und wie Kennedy Geld verdient, bleibt sein Geheimnis, auch seiner Familie gegenüber, die gelernt hat, niemals Fragen darüber zu stellen.
Joe Kennedy, dessen Vater schon Alkohol importierte, benutzt medizinische Erlaubnispapiere für den Import von kanadischem Whiskey, wovon er 200'000 Kisten ins Land geschmuggelt haben soll. Damit wird er zu einem Konkurrenten der Mafiosi, zu denen er zwangsläufig auch partnerschaftliche Kontakte unterhält. Anfangs schifft Kennedy englischen Scotch und Gin an die 12-Meilen Grenze, wo Frank Costellos Leute den Alkohol übernehmen, weshalb Costello später behauptet, er habe Kennedy reich gemacht. Kennedy arbeitet während Jahren auch mit Owny Madden zusammen und mietet Leute von Murder, Inc, um mit den Gewerkschaften fertig zu werden. Weil Kennedy auf dem Gebiet der jüdischen Purple Gang in Detroit ohne Erlaubnis geschmuggelten Rum verkauft, will diese seinen Kopf. Kennedy geht nach Chicago und bittet Diamond Joe Esposito um Unterstützung. Da ihm dieser das Leben rettet, bleibt er in der Schuld der Mafia von Chicago. Die Gewinne aus dem Alkoholschmuggel investiert Kennedy meist an der Börse und beteiligt sich an einer Kinokette. Er gibt seine Stelle bei Hayden, Stone and Company 1923 auf und eröffnet sein eigenes Büro in Boston: "Joseph P. Kennedy, Bankier". Für seine bisher sieben Kinder und seine Frau Rose gründet Kennedy Treuhandfonds, womit er ihnen eine wirtschaftliche Unabhängigkeit für politische Karrieren ermöglicht. Sie sollten schliesslich über je $10 Mio. verfügen können.

Nachdem er, offenbar auch mit Geldern der Mafia Chicagos, die Kontrolle der "Film Booking Office of America" erringt, zieht Kennedy 1925 nach Hollywood. Hollywood ist seit 1912 von jüdischen Flüchtlingen aus Osteuropa (Samuel Goldman, Louis B. Mayer, Karl Lemmle, William Fox, Adolph Zukor, Harry Cohn und die Brüder Jack und Harry Warner) aufgebaut worden, die wie niemand sonst den American Way of Life definieren. Im Bedürfnis nach Assimilation schufen die Aussenseiter eine idealisierte Welt, bei der das Böse immer vom guten Helden besiegt wird. Mayer verschob seinen Geburtstag auf den 4. Juli und feierte ihn jeweils mit grossem Pomp und hunderten von illustren Gästen. Auch die meisten berühmten SchauspielerInnen wie Kirk Douglas, Paul Newman, Lili Palmer, Clark Gable, Tony Curtis oder Judy Holliday sind jüdischer Herkunft und werden zum Inbegriff der amerikanischen Kultur. Trotzdem werden Juden bis in die 30er Jahre nicht in die Klubs der Reichen aufgenommen, und die gesellschaftliche Anerkennung bleibt den ‚Superamerikanern' versagt.

Während die Familie in New York wohnt, vergnügt sich Joe Kennedy mit Jean Harlow, Anita Page und Greta Garbo und versucht sich als Filmproduzent von Lowbudgetfilmen. Seine wichtigste Geschäftspartnerin und Liebhaberin ist Gloria Swanson, die ihm einen Sohn (Joseph) zur Welt bringt. Kennedy übernimmt faktisch die Kontrolle über ihr Leben, startet die Gloria Productions und versucht vergeblich, von der Katholischen Kirche einen Dispens zu erhalten, der das Zusammenleben erlaubt hätte. Rose setzt sich häufig nach Europa ab und kompensiert ihre Frustration mit Einkäufen. Besonders der junge Jack leidet unter den dauernden Absenzen seiner Eltern. Mit Käufen und Verkäufen von Filmgesellschaften bereichert sich Kennedy um geschätzte $5 Mio. in Hollywood.

Quellen: Hersh: 35-43, Best: 16ff, Kessler (1997), Collier/ Horowitz: 7-54, Giancana: 73, 214, Wolfe: 125ff, Jacobovici, Russel (2000), Geffen, Amara, Gabler.

1924: J. Edgar Hoover und das Bureau of Investigation top

John Edgar Hoover wird im Mai 1924 vorläufiger Chef des Bureau of Investigation, ernannt vom Generalstaatsanwalt Harlan Fiske Stone.
Hoover übernahm 1918 24jährig die General Intelligence Division, mit dem Auftrag, die subversiven Umtriebe zu studieren. Das Bureau of Investigation wurde 1909 vom rassistischen und schwachsinnigen Präsidenten Theodore Roosevelt gegründet, der seine Karriere als Polizeikommissär in New York begann. Der Chef des Bureau of Investigation, Charles Bonaparte, der Grossneffe Napoleons, ging mit seinen neun Agenten gegen die Arbeiter-Bewegung vor. Die Syndikalismus-Bewegung mobilisierte 4 Mio. Streikende in 2665 Streiks in einem Jahr. Zur Bekämpfung der Gewerkschaften wurden Bürgervereine und Freiwilligenverbände wie die American Protective League gegründet und von der Industrie finanziert. Innenminister A. Mitchell Palmer liess am 2.1.19 ganze Stadtviertel abriegeln und durchsuchen, um Linke zu finden. Hoover beurteilte die vorgenommenen Razzien, Verhaftungen, Verurteilungen und Ausweisungen als "zu lasch". In seinem Eifer umging er die Grundrechte im Kampf gegen die Anarchisten und Kommunisten, indem er diese ohne Gerichtsurteile ausschaffen liess (am 21.12.19 249 Personen und am 2.1.20 556). Das Vorgehen Hoovers kostete Palmer seine Karriere, im Gegensatz zu Hoover, der zu seiner Verteidigung begann, nicht nur Informationen über Radikale und Schwarze zu sammeln, sondern auch über gewählte Politiker, Richter und Wissenschaftler. Im Jahre 1920 verhaftete die Polizei 4000 "subversive Elemente" in 33 Städten. Bekannt wurden die beiden Anarchisten Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti, die dem Rachewillen der Politiker und der Polizei zum Opfer fielen. Die Mafiosi Joe und Butsey Morelli aus Providence, Rhode Island, waren für die den Anarchisten zugeschobenen Überfälle und Morde verantwortlich.
Am 22.8.21 wurde Hoover von Justizminister Harry Daugherty zum Vizedirektor des Bureau of Investigation, das bereits Dossiers über 500'000 Personen besitzt, ernannt.
Stone verbietet dem neuen Bundespolizeichef Untersuchungen in politischen Prozessen und ordnet eine Reform der Abteilung an. Deshalb säubert Hoover das korrupte Netz seiner 657 Agenten, baut eine Elitetruppe auf und führt eine autoritäre Hierarchie ein. Die Agenten des streng presbyterianisch erzogenen Juristen dürfen nicht trinken, keine Schnurrbärte tragen, werden bei Ehebruch sofort gefeuert, permanent kontrolliert und in Akten erfasst. Die Repression der linken Arbeitervertretungen, die Verurteilungen und Rückschaffungen von Kommunisten und Anarchisten und das neue Einwanderungsgesetz lassen die Zahl der Einwanderer ab 1924 stark zurückgehen. Der Johnson-Reed Immigration Act kommt aufgrund der ‚Beweise' der Intelligenzforscher zustande, wonach Schwarze, arme Weisse und Süd- und Osteuropäer, wobei vor allem die jüdischen Einwanderer gemeint sind, geistig minderwertig und potentiell kriminell seien. Die massive Beschränkung der Einwanderung wird unterstützt durch den Ku-Klux-Klan, der Mitte der 20er Jahre 5 Mio. Mitglieder zählt. Der Ku-Klux-Klan war 1915 wiedergegründet worden, um die ethnische, religiöse und moralische ‚Einheit' des ‚Weissen Amerika' zu schützen. Nach einigen Skandalen bricht die Bewegung 1925 aber zusammen.

Hoover und seine Agenten legen trotz des Verbots nicht nur über Linke, Bürgerrechtler und Kriminelle, sondern auch über Politiker Dossiers an. Am 25.3.25 eröffnet Hoover sein "Obscene File". Seine Macht beruht auf diesen - zum Teil intimen - privaten Daten, mit denen er die Politiker erpressen kann. Kein Präsident wagt es, Hoover zu entlassen. Sein Stellvertreter William Sullivan bezeichnet Hoover als den grössten Erpresser aller Zeiten. Dank diesen Unterlagen bleibt Hoover bis zu seinem Tod 1972 Direktor des FBI und überlebt acht Präsidenten und 16 Justizminister. Er ist den Präsidenten allerdings auch gefällig: Auf Wunsch von Roosevelt, Truman, Johnson und Nixon lässt er deren Gegner überwachen.
1925 wird zur Stärkung des umstrittenen FBI die private National Crime Commission geschaffen, allerdings nicht um den Alkoholschmuggel und das Gangstertum zu bekämpfen, sondern um die Macht der Polizei im Kampf gegen die Gewerkschaften zu stärken. Die Gründungsversammlung findet bezeichnenderweise in den Räumen der United States Steel Corporation statt.
1928 erklärt der Oberste Gerichtshof das Abhören von Telefongesprächen für verfassungsmässig. Am 2.4.28 stellt Hoover seinen Lebenspartner Clyde Tolson ein, der Guy Hottel mitbringt. Die beiden werden seine Vertrauensmänner an der Spitze des Federal Bureau of Investigation. Nebenbei ist Hoover zugleich Direktor einer Versicherungsgesellschaft.

Quellen: Davis (1984), Fox: 65, Theoharis/ Cox: 21-88, 159, Schulz: 41, Todd, Summers (1993), Tarpley/ Chaitkin: 536f,


Al Capone in Chicago top

Benito Mussolini besuchte 1924 das erste Mal Sizilien, und schickt kurz darauf mehrere Infanterieregimente nach Sizilien. Der Präfekt Cesare Mori baute ein System von Spitzeln auf und konnte 1926 die Macht der Mafia brechen, indem er mit Folter und Erpressung die 11'000 Verhafteten zum Reden brachte. Selbst die beiden mächtigsten Bosse Don Calo Vizzini und Genco Russo kamen ins Gefängnis. Mussolini löste damit eine Mafiosi-Fluchtwelle, wozu Stefano und Antonio Magaddino, Salvatore Maranzano, Joe Bonanno, Mike Coppola, Joe Profaci und Joe Magliocco gehörten, ins Paradies der Prohibition aus. Bis Mitte des Jahrhunderts emigrieren insgesamt über 5 Mio. Italiener in die USA, die die lokale Struktur der bisherigen Mafia in den USA verändern.

In Chicago unterwanderten die Neuankömmlinge aus Sizilien die Unione Siciliana, eine 1895 gegründete Genossenschaft für gegenseitige Hilfe, und benutzten sie als Front für kriminelle Aktivitäten. Michele Merlo, einer der Bosse Chicagos, starb am 8.11.24 an Krebs. Die Mafia hatte im folgenden Mühe, sich zu behaupten. In internen Kämpfen werden sechs führende Mafiosi umgebracht: Angelo Genna und Sam Samoots Amatuna (1925), Antonio Lombardo (1928), Pasquale Lolordo (1929), Giuseppe Aiello (1930) und Agostine Loverdo (1931).

Neben den verschiedenen Mafia-Familien und dem Syndikat von Torrio mit Alfonso Capone gibt es die irische North Side Gang, die ebenfalls im Alkoholgeschäft tätig ist. Ihr Chef, Charles Dion O'Bannion, wurde am 10.11.24 in seinem Blumenladen, in dem Al Capone für $10'000 rote Rosen und Johnny Torrio für $10'000 Chrysanthemen für das Begräbnis von Merlo bestellt hatten, ermordet. O'Bannion soll selbst für den Mord von 24 Personen verantwortlich gewesen sein. Zum Konflikt kam es, weil seine Männer mehrere Lastwagen mit Alkohol der Genna-Brüder entführten. Nachfolger O'Bannions wurden Frank Gusenberg und George "Bugs" Moran. Sowohl die Gennas wie auch die Aiellos gehören im Gegensatz zu Torrio der Unione Siciliana an.

Im Januar 1925 wollen der 17jährige Sam Giancana und Leonard Gianola Johnny Torrio im Auftrag Al Capones umbringen, verletzen ihn aber nur. Capone erträgt es nicht, dass Torrio sich weigert, den Kuchen zu teilen. Torrio verlässt daraufhin die Stadt mit seinen angehäuften $40 Mio. und überlässt Capone seinen Platz. Dieser schaltet nun systematisch alle Konkurrenten aus: Giancana wird im Mai 1925 erneut engagiert, um die Gennas auszuschalten: Nachdem Angelo, Mike und Tony Genna umgekommen sind, flüchten die restlichen drei Brüder. Giancana bringt am 3.10.28 auch seinen Mentor und Beschützer Diamond Joe Esposito um. Am 8.1.29 wird Pasqualino Lolordo von Joe Aiello und den Brüdern Frank und Pete Gusenberg ermordet. Al Capone, der im Laufe seiner Karriere 215 Morde angeordnet haben soll, organisiert das Management des Verbrecherkartells, das mithilfe der geschmierten Kooperation von Politikern, Polizei und Justizbeamten $60-250 Mio. Umsatz erwirtschaftet. Der populäre Capone gibt der Bevölkerung, was sie will: Alkohol, Sex und Spiele, und zusammen mit Paul Ricca führt er die politischen Beziehungen Espositos weiter. Das Syndikat Al Capones ist mit der Lolordo-Familie verbündet, die mit der Aiello-Familie in Konflikt steht.

Am 14.2.29 wird die irische North Side Gang mit einem siebenfachen Mord ausgeschaltet. Die Mörder fahren am Valentinstag in einem Polizeiauto und in Uniform beim Treffpunkt vor und erschiessen die nichts ahnenden Anwesenden. Capone steht hinter der Ermordung von Frank und Pete Gusenberg, Jack May, Al Weinshank und Adam Heyer. Bugs Moran, eigentliches Ziel des Anschlags, und seine Leibwächter Willie Marks und Ted Newsberry überleben, weil sie verspätet zum Treffpunkt erscheinen. Moran zweigte Capones Alkohol ab und verkaufte ihn an eigene Kunden. Moran verliert trotz dem fehlgeschlagenen Attentat seine Machtbasis und zieht sich aus dem Alkoholgeschäft zurück.
Damit besitzen Al Capone und und Don Giuseppe Aiello, der am 23.10.30 im Auftrag von Pasquale Prestigiocomi ermordet wird, das Alkoholmonopol in Chicago.

Aber Al Capones Berühmtheit als ‚scarface' ist den anderen Mafiosi ein Dorn im Auge, weil es das Geschäft gefährdet. Mafia-Bosse von verschiedenen Familien und Städten treffen sich im Mai 1929 in Atlanta City und teilen die Territorien den einzelnen Familien zu. Aufgrund der Prohibition systematisierte sich die Kooperation zwischen den Schmugglern der einzelnen Staaten, wobei die grossen Bosse des Nordwestens den Ton angeben. Dazu gehören Al Capone, Joe Adonis, Lepke Buchalter, Moe Dalitz, Johnny Torrio, Lucky Luciano, Frank Costello, Charlie Solomon, Waxey Gordon, Longy Zwillman, das Reinfeld Syndikat, Meyer Lansky und Bugsy Siegel. In Nebengesprächen wird beschlossen, dass der publizitätssüchtige Al Capone, der die Plätze von Torrio und Esposito und damit die Macht in Chicago übernommen hatte, gehen muss. Auf dem Nachhauseweg von Atlanta wird Capone wegen unerlaubtem Waffenbesitz verhaftet und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Kaum entlassen, kommt Al Capone wegen Steuerhinterziehung erneut für 11 Jahre ins Gefängnis.

Paul Ricca übernimmt den Vorsitz in Chicago. Ricca hiess Paul DeLucia, bis er 1920 in die USA flüchtete. Er wurde 17jährig wegen Mordes verurteilt und brachte unmittelbar nach seiner Entlassung den Zeugen, der ihn ins Gefängnis gebracht hatte, um. In den USA arbeitete er dann in der Zentrale von Esposito, dem Café Bella Napoli, woher er seinen Übernamen "the Waiter" hat. Die Medien sind überzeugt, dass Frank "the Enforcer" Nitti der Nachfolger von "Scarface" sei, was Ricca, Humphreys und Jake Guzik, der für die Finanzen zuständig ist, ziemlich freie Hand lässt. Tatsächlich plante Nitti zusammen mit Capones Cousin Rocco Fischetti die Kontrolle der Organisation zu übernehmen, aber Ricca hat die Rückendeckung des Syndikats. 1939 wird Capone entlassen, stirbt aber kurz darauf an Syphilis, die er sich bei einer seiner minderjährigen Prostituierten zugezogen hatte.

Quellen: Bradley, Raith: 72f, Delorme: 87ff, 133-145, Giancana: 30-34, 67, Best: 4, 10, Behr (2002), Olgiatti, Russel (2000).


Oktober 1929: Börsenkrise top
Drei Monate vor dem Börsen-Crash 1929 stösst Joe Kennedy alle Aktien ab, wie Michel C. Bouvier auch. Er gehört damit zusammen mit Industriellen wie William Crapo Durant von der General Motors und John Davison Rockefeller zu den Auslösern des "Schwarzen Freitags". Hintergrund der Krise bildet die Geldverknappung, die von den Montagu Norman (Bank of England), Benjamin Stron (Federal Reserve VBank of New York) und Hjalmar Schacht (Deutsche Reichsbank) koordiniert vorangetrieben wird, was zu Zinserhöhungen führt. Die Blase wird wesentlich ausgelöst wegen Anlagefonds, bei denen verschiedene Anlagen gebündelt werden, sodass der Wert der einzelnen Papiere nicht mehr ersichtlich ist. Das erlaubt endlose Anlage-Pyramiden und Spekulationsspiele. Die 1869 von den deutschen Immigranten Marcus Goldman und dessen Schwiegersohn Samuel Sachs gegründete Goldman Sachs steigt spät ins Spekulationsgeschäft ein, dafür aber mit verheerender Wirkung. Die Bank gründet die Goldman Sachs Trading Corporation, für die eine Mio. Aktien à $100 ausgegeben werden, die die Bank selbst aufkauft, um den Preis in die Höhe zu treiben. Mit dem Erlös wird die Blue Ridge Corporation gegründet, deren Aktien von Shenandoah gekauft werden, die auch der Goldman Sachs Trading gehört. Dieses System erlaubt, dass mit einem Dollar neun weitere geliehen werden können, mit diesen 10 weitere 90, mit diesen 100 können weitere 900 bezogen werden, etc.. Beim Crash fällt das Schneeballsystem zusammen und Goldman Sachs fährt einen Verlust ein, der umgerechnet auf die heutige Kaufkraft $475 Mia. entspricht.
Kennedy wird wie Bernard Baruch oder Jean Paul Getty dank dem Börsencrash zum Multimillionär, weil er sichere Aktien wie beispielsweise von General Electric kauft, die von $391 auf $10 gefallen sind.
In den USA verringert sich die Produktion um 90%. Die Entlassungswelle führt zu einer Arbeitslosigkeit von 25% und dazu, dass die Bauern ihre Ernten vernichten, obwohl die Bevölkerung hungert, dass viele Wohnungen leer stehen, während die Menschen campen müssen und dass sie sich keine Kleider mehr kaufen können und frieren, obwohl die Lagerhäuser zum Bersten voll sind. Die Kommunistische Partei und andere Arbeiterorganisationen haben regen Zulauf und organisieren Streiks und Fabrikbesetzungen, die mit Truppen niedergeknüppelt werden. Douglas MacArthur und Dwight D. Eisenhower spielen eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung der unbewaffneten Versammlungen. Selbst gegen die 12'000 Veteranen des Ersten Weltkriegs, die in Washington die Zahlung ihrer Entschädigungen einforderten, schiessen die mobilisierten Truppen. Hoovers Ansehen bricht daraufhin zusammen, und der Gouverneur von New York, Franklin D. Roosevelt, gewinnt die Wahlen 1932 mit einem Erdrutschsieg, allerdings weniger aufgrund seines Konzepts des New Deal, sondern weil er die Prohibition abschaffen will.
Aufgrund der internationalen Kreditsysteme ist die ganze Welt vom Zusammenbruch betroffen. Allein in den Industrieländern sind 1930 bereits 35 Mio. Menschen ohne Arbeit. Vor allem in Deutschland bewirkt die politische Radikalisierung aufgrund der Arbeitslosigkeit von 40% den Nährboden für den Erfolg des Nationalsozialismus und den 2. Weltkrieg.

Um weitere Finanzkrisen zu verhindern, wird 1933 der Glass-Steagall-Act zur Trennung zwischen Geschäfts- und Investmentbanken eingeführt, womit keine Spargelder mehr in die Spekulation fliessen. Gleichzeitig wird jedoch eine alte, aber nicht eingehaltene Bestimmung, wonach die FED ihre Gewinne an die Regierung abführen muss, aufgehoben. Zudem dürfen die Zentralbanken auch Kredite an die Industrie vergeben, und heute finanzieren die FED auch Staaten und Banken. Also 1947 Forderung nach Gewinnbeteiligung aufkommen, kündigt das FED-Board an, die Hälfte des Gewinns freiwillig an das Finanzministerium zu überweisen, womit ein Gesetz verhindert werden kann.

Quellen: Martin: 81f, Best: 16ff, Kessler (1997), Collier/ Horowitz: 35-54, Hillesheim, Taibbi 2009, Freisleben 2017.


Die Mafia in New York top

Charlie Luciano, Benjamin Siegel und Meyer Lansky hatten sich schon vor der Prohibition kennengelernt und schlossen ihre italienische und jüdische Bande zum Kampf gegen die irischen Gruppen zusammen. Charlie Luciano, als Neunjähriger 1906 von Sizilien eingewandert, machte seine ersten Erfahrungen mit sogenannten Schutz-Rackets. Er nutzte als 18jähriger die grosse Zahl der Rauschgiftsüchtigen in der Gegend um die East Tenth Street, indem er sich eine halbe Flasche Opium kaufte und deren Inhalt in kleinen Mengen weiterverkaufte. Beim Verkauf seiner dritten Flasche wurde er erwischt und zu 8 Monaten Erziehungsanstalt verurteilt. Als er 5 Jahre später wegen Heroinhandels verhaftet wird, entgeht er dem Gefängnis, weil er die Beamten zu einem Drogenlager an der Mulberry Street führt, worauf mehrere seiner Konkurrenten von der Bildfläche verschwinden.

Meyer Lansky wurde 1902 in Grodno (Polen) als Meyer Suchowljansky geboren und kam 1912 in die USA. Seine ersten Erfahrungen machte Meyer mit Craps-Spielen an Strassenecken an der Lower East Side in Manhattan. Er verdingte sich als Wachtposten, Einbrecher und Schläger für Gewerkschaften, die Streikbrecher verprügeln und Maschinen und Waren sabotieren liessen. Bereits im Alter von 16 Jahren versuchte er vergeblich, Zuhälter zweier Prostituierten zu werden. Angezogen durch die neue phantastische Einkommensquelle mit Alkoholschwarzhandel gab Lansky seinen Job als Automechaniker für immer auf. Seine bürgerliche Fassade bleibt jedoch ein Auto- und Lastwagenverleih. Lansky organisierte mit Benny Siegel, Sohn von eingewanderten russischen Juden, den Alkoholtransport und stellte Freunde wie Moe Sedway oder Red Levine als Überwacher und Fahrer ein. Siegel ist ein geschickter Autodieb und wird wegen seiner Furchtlosigkeit Bugsy genannt.
Lansky wurde Geschäftspartner des unverfrorenen Fat Al Levy und Schützling des Archetypen für das organisierte Verbrechen in Amerika, Arnold Rothstein. Der weltmännische und charmante Rothstein traf nur separate Absprachen, so dass niemand, der auffliegt, sein Imperium durch Geschwätzigkeit in Gefahr bringen kann. Als erster Jude erlangte er bedeutenden Einfluss in den rauchgeschwängerten Hinterzimmern der Tammany Hall und wurde zum ‚König' der Alkoholschmuggler. Arnold Rothstein erhielt am 4.11.28 beim Park Central Hotel Kugeln in den Bauch, nachdem in Cleveland das erste bekannte Mafia-Meeting im Hotel Statler stattfand, an dem 27 Mafiosi aus dem Osten, dem Süden und dem Mittleren Westen der USA teilnahmen. "The Brain" starb zwei Tage später im Krankenhaus, nachdem er sich bis zuletzt geweigert hatte, der Polizei auch nur den kleinsten Hinweis auf Täter oder Motiv zu geben.

Luciano versuchte, Meyer zu erpressen und lernte ihn so kennen. Nun koordinierten Luciano, Lansky und Siegel den Alkoholschmuggel und verkauften in ihren Speakeasies denselben Alkohol. Später kamen die Neapolitaner Frank Costello (Francesco Castiglia) und Vito Genovese zum Team dazu. Luciano beanspruchte schon früh die Führung der Gang und plante mit Siegel die Diebstähle, Entführungen, den Transport und Verkauf von Alkohol. Der diplomatische Costello spezialisierte sich auf das Schmieren von Polizisten, und Lansky kümmerte sich um die Finanzen. Der brutale Genovese, der oft eigene Wege geht, galt als der Schläger der Gang. Bis Mitte der 20er Jahre kontrollierte Lucianos Gang mehrere Destillerien, eine Lastwagenflotte, um Alkohol von Kanada nach New York zu bringen, Lagerhäuser, ein Entführer-Team für die Alkohollieferungen der konkurrierenden Schmuggler sowie Dutzende von Speakeasies. Insgesamt beschäftigte die Gang etwa 100 Personen und soll $4 Mio. pro Jahr verdient haben, was sich Luciano, Lansky, Siegel und Costello untereinander aufteilten. Joe Masseria bemerkte den erstaunlichen Aufstieg von Lucianos Gang und begann, Luciano zu umwerben, damit dieser sich seiner Organisation anschliesst.

In New York tobte Ende der 20er Jahre der "Castellammare-Krieg": In Brooklyn leben Hunderte von Sizilianern aus Castellammare, westlich von Palermo, die durch ihre Herkunft eine Art Clan bilden. Salvatore Maranzano wurde vom sizilianischen Capo di tutti capi Don Vito Cascio Ferro in die USA gesandt, mit dem Auftrag, die amerikanische Mafia unter sizilianische Kontrolle zu bringen. Maranzano wurde zum Führer des Castellammare-Clans und begann, Joe Masserias Macht zu untergraben, indem er dessen Alkohollieferungen entführen liess und die Speakeasies zwang, seinen Alkohol zu verkaufen. 1928 verlangte Masseria Tribut und liess prompt einen Mann von Maranzanos Clan umbringen, als dieser sich weigerte zu zahlen. Es folgten Morde an weiteren Castellammarese in anderen Städten, worauf Maranzano seine Angriffe auf Masserias Alkoholgeschäfte intensivierte. Masseria war der Situation je länger je weniger gewachsen, bis er schliesslich die Ermordung aller Castellammerese anordnete, worauf ein eigentlicher Krieg ausbrach, da Maranzano durch seine 400 Männer zurückschlagen liess. Nach einem Jahr hat Masseria bereits 50 seiner Männer verloren. Zu dieser Zeit beginnt die Gang von Luciano als Teil von Masserias Organisation mit Anastasia und Gambino zusammenzuarbeiten. Diese Allianzen sind allerdings nicht stabil: Masserias Schützling Carlo Gambino wechselt zu Maranzanos Organisation, zu der aufsteigende Kräfte wie Joe Profaci, Joe Bonanno und die Magaddinos gehören, als er das Gefühl hat, Masseria werde unterliegen.
Luciano weigerte sich, die Seite zu wechseln, und wurde deshalb am 16.10.29 von Maranzanos Männern in eine Falle gelockt und so geschlagen, dass sein Gesicht für immer entstellt bleibt. Sie hängten ihn an den Daumen an einen Baum und bearbeiteten ihn mit Rasierklingen und brennenden Zigaretten bis zur Bewusstlosigkeit, schlitzten ihm die Kehle auf und warfen ihn in ein Lagerhaus. Nur durch Zufall wurde er gefunden und überlebte, ‚lucky', wenn auch mit bleibenden Schäden. Zu diesem Zeitpunkt hatte er 17 Haftstrafen hinter sich.
1931 wechselten Luciano und Genovese aber ebenfalls die Seite. Luciano trifft Masseria am 15.4.31 im Restaurant Nuova Villa Tammarano auf Coney Island zum Lunch. Als Luciano auf die Toilette geht, stürzen Genovese, Anastasia, Siegel und Adonis herein und erschiessen Masseria.

Salvatore Maranzano ist nun der mächtigste Boss im Land und beruft im Mai ein Meeting aller Familien des Landes in einer grossen Banketthalle in der Bronx ein, zu dem 400 Männer erscheinen. Er erklärt sich zum Boss der Bosse und verkündet eine neue Organisationsstruktur, wobei er den Begriff "Cosa Nostra" braucht. Maranzano ist der gebildetste aller Bosse: er spricht sechs Sprachen, ist ein guter Rhetoriker und ein grosser Verehrer Cäsars, den er auf Lateinisch liest, und lebt nach den Maximen von Macchiavelli. Maranzano führt die militärische Organisation der Mafia ein: La Cosa Nostra wird in 24 Familien eingeteilt und von je einem "Capo" regiert. Dem Boss steht ein "Sotocapo" (Stellvertreter) zur Seite. Sie befehlen mehrere "Caporegime" (Leutnants), die für die "button men" (Soldaten) verantwortlich sind. Eine strenge Befehls- und Kommunikationshierarchie soll die Disziplin und Effizienz der Organisation garantieren. Gleichzeitig verstärkt Maranzano mit dem Obligatorium von Katholizismus und italienischer Nationalität die traditionellen Werte und verlangt unbedingte Einhaltung der Omertà.

New York wird in 5 Familien aufteilt: Die Maranzano-Familie in Brooklyn mit Joe Bonanno als Stellvertreter. Eine zweite in Brooklyn mit Maranzanos gutem Freund Joe Profaci als Boss und mit Joe Colombo als Sotocapo. Eine dritte in Brooklyn mit Vincent Mangano, dem Herrscher über die Werft, mit Anastasia als Unterboss und Adonis, Gambino und Scalise als Leutnants. Der extrovertierte Adonis heisst eigentlich Doto, hat aber seinen Namen in Hommage an seine Schönheit gewechselt. Im Gegensatz zum ruhigen und eleganten Gambino, der vorwiegend für das Alkoholgeschäft zuständig ist, gilt sein Vorgesetzter Anastasia als blutdürstig und jähzornig. Manganos Bruder Philip steigt in der International Longshoremen's Association auf, und Anastasia macht für Mangano viel Geld, indem er die Schiffsgesellschaften und -besitzer, Hafenarbeiter und Kapitäne erpresst. Mit der Kontrolle des Hafens lassen sich auch grosse Gewinne mit Schmuggel von Alkohol und Drogen machen. Anstelle von Masseria steht jetzt Lucky Luciano, zu dem Costello und Genovese gehören, an der Spitze der vierten Organisation. Luciano übernimmt Masserias Lotterie-Rackets und ist Maranzanos Kronprinz. Anstelle der bisherigen Reina-Gang wird eine fünfte Familie geschaffen, die von Tommy Lucchese geführt wird und zu der Frank Scalise gehört. Im ganzen Land zählt die Cosa Nostra 4000-5000 Mitglieder und hat 30-40'000 Verbündete.

Maranzano weiss, dass er seine eroberte Macht gegen die ambitionierten Jungen verteidigen muss und plant, Al Capone, Frank Costello, Joe Adonis, Vito Genovese und Lucky Luciano umbringen zu lassen. Luciano hält nichts von den traditionellen Werten eines Maranzano, ihm geht es ums Geldmachen, weshalb er Lansky und Siegel mit der Cosa Nostra assoziiert haben will. Maranzano setzt den jungen irischen Killer Vincent "Mad Dog" Coll auf Luciano und Genovese an und teilt seine Pläne unvorsichtigerweise seinen Verbündeten mit, von denen einer Luciano warnt. Luciano kommt ihm zuvor, indem er ihm am 10.9.31 vier Killer der Siegel-Lansky-Gang in Uniformen von Steuerbeamten in sein Büro schickt. Danach sichert sich Luciano die Macht, indem er die Säuberung der alten Garde anordnet: 60 Maranzano-Loyalisten werden umgebracht. Damit ist der Versuch fehlgeschlagen, die US-Mafia von Sizilien aus zu kontrollieren.

Unter dem Pseudonym Charles Ross organisiert Luciano eine ‚Friedenskonferenz' im Waldorf-Astoria, in dem er residiert. Dabei vollzieht sich die endgültige Amerikanisierung der Mafia: Eine Kommission von zwölf Bossen unter Leitung von Vincent Mangano (Präsident), mit Lucky Luciano, Joe Profaci, Joseph Colombo, Frank Milano und anderen, soll demokratisch Aktionen und Streitigkeiten regeln. Allerdings hat diese Kommission keine zentralistische Struktur, sondern dient der Abgrenzung von Territorien, und die 24 Familien bleiben autonom. Miami bleibt eine offene Stadt, wo alle Geschäfte betreiben können. Die Einteilung Maranzanos lässt Luciano bestehen, aber er fügt jedem Boss einen "Consigliere" (Berater) bei. Auch in der Unterwelt herrscht nun das marktwirtschaftliche Prinzip des Laissez faire, wobei Geschäftsinteressen im Vordergrund stehen und nicht mehr formale soziale Strukturen wie Familien- und Nationalzugehörigkeit. Allerdings stabilisiert das ethnische Bewusstsein die Unterwelt dahingehend, dass Aufgabenteilung und Kompetenzverteilung sich entsprechend der Herkunft durchsetzt: Die Iren sind für Politikerbestechung zuständig und stark in den Gewerkschaftserpressungen vertreten. Nach eigenen Angaben haben Luciano und Costello 1932 die Tammany Hall, die politische Schaltzentrale New Yorks, in der Hand. Die Juden, die nie zum innersten Kreis gehören, sind in Spielgeschäften und Finanzangelegenheiten favorisiert, und die Italiener übernehmen Gewaltakte und beanspruchen die Führung. Luciano ist damit der erste moderne Mafiaboss, beraten von Meyer Lansky.

Nach dem Modell der Gang von Siegel und Lansky (The Bug and Meyer Mob) stellt Luciano die später so benannte Murder, Incorporated auf die Beine, die in den 30er und 40er Jahren in New York und New Jersey Mord auf Bestellung ausführt. Hauptziel ist, dass keine Verbindung zwischen Auftraggeber und Opfer hergestellt werden kann, da die Auftraggeber die Täter nicht kennen. Deshalb werden oft professionelle Killer aus anderen Staaten angeheuert, um einen Auftrag zu erledigen. Albert Anastasia kontrolliert die von Louis "Lepke" Buchalter und Jacob "Gurrah" Shapiro geführte, eigenständige Organisation. Beide hatten mit Erpressungen bei den Hafenarbeitern und in der Bekleidungsindustrie begonnen. Die jüdischen und italienischen Mörder verdienen $200 in der Woche, müssen aber immer verfügbar sein. Das Hauptquartier ist ein immer geöffneter Süssigkeitsladen in Brooklyn, das "Midnight Rose's". Anastasia hat durch die Kontrolle der Murder Inc. und des Hafens eine unglaublich starke Machtposition innerhalb der Mafia und wird Ende der 30er "Mad Hatter", "Earthquake" und "Lord High Executioner" genannt. Man schätzt die Zahl der ausgeführten Ermordungen der Murder Inc. auf mindestens 400-500, vielleicht aber auch viel mehr. Mithilfe seines Bruders Anthony "Tough Tony" Anastasio, der Vizepräsident der International Longshoremen, aber nie offizielles Mitglied der Cosa Nostra wird, kontrolliert Anastasia effizient den Hafen von Brooklyn.

Quellen: Delorme: 12-15, 57-68, Davis (1994): 34-58, Russel (2000), Best: 4f, Behr: 111-119, Amendt: 28, Lacey: 55-64, Anson: 306f.


1932: Roosevelt und Kennedy top

Franklin Delano Roosevelt wird mit der Unterstützung der Mafia, die über Joe Schenk Millionen in die Wahlkampagne fliessen liess, zum Präsidenten gewählt. 1937 soll Ricca, unterdessen offizieller Boss von Chicago, sogar im Weissen Haus empfangen worden sein. Joe Kennedy arbeitete im Wahlkampfausschuss, spannte den Herausgeber William Randolph Hearst für die Nomination ein und zahlte beinahe $100'000 an Roosevelts Wahl, ohne dann aber einen Job in der Regierung zu bekommen. Dafür wird Kennedy von Roosevelt als Vorsitzender der "Securities and Exchange Commission", der staatlichen Kommission zur Börsenüberwachung, eingesetzt. Kennedy gehört nicht nur zu den Profiteuren, sondern zu den Auslösern der Wirtschaftskrise. Dem erstaunten Publikum erklärt Roosevelt: "Diebe fangen Diebe am besten." Kennedy führt tatsächlich harte Bestimmungen ein und erzwingt die Offenlegung der Handelsgeschäfte der Makler. Dank der Erfolge dieser Stabilisierungspolitik wird Kennedy zum Vertrauten Roosevelts.

Zudem kann er sich bei einer Reise mit Roosevelts Sohn nach England die Konzessionen von Gordon's Gin und Dewars- und Haig-Whiskeys sichern und gründet "Somerset Importers". Ihm gehört ein Teil einer Pferderennbahn Hialeah, was neben seiner Spielleidenschaft die Kontakte zu Mobstern aufrechterhält. Die Aufhebung der Prohibition führt zu einem vehementen Kampf mit der Mafia, die sich ebenfalls Konzessionen sichern will. Eine besondere Feindschaft verbindet Kennedy mit Meyer Lansky und Joseph "Doc" Stacher, nachdem diese 1927 eine ganze Ladung irischen Whiskey entführten, wobei elf Männer getötet wurden. Kennedy glaubte zuerst, Zwillman hätte ihn bestohlen. Da er nicht nur den Alkohol verlor, sondern die Witwen und Angehörigen entschädigen musste, kostete ihn dies ein Vermögen. Kennedys Firma und Costellos Firma "Alliance Distributors" sind Mitte der 30er Jahre erbitterte Konkurrenten, nachdem es einen Streit zwischen ihnen gegeben hat.

Quellen: Davis (1988): 39, Kessler (1997), Best: 18, Collier/ Horowitz: 73-85.


Das Kartell der Erdölgesellschaften top

Die sieben bedeutendsten Ölgesellschaften Exxon, Mobil Oil, Texaco, Gulf Oil, Standard Oil of California, Anglo-Persian Oil Company und Royal Dutch-Shell unterzeichnen ein kartellähnliches Abkommen zur Ausbeutung der arabischen Ölfelder.
Bisher wurde das meiste Öl in den USA gefördert und von John D. Rockefellers Standard Oil Company raffiniert. Gegen dieses faktische Monopol wurde 1911 das Antitrustgesetz erlassen. Rockefeller musste seine Firma in Standard Oil of New Jersey (=Exxon), Standard Oil of New York (=Mobil Oil), Standard Oil of California, Standard Oil of Ohio, Standard Oil of Indiana und Marathon Oil aufteilen, an deren Spitzen er Strohmänner einsetzte. Zudem expandierte Rockefeller nach Mexiko und Venezuela, wo er mit aggressiven Methoden die Konzessionen erwarb, was der Beginn des internationalen Wettlaufs im Ölgeschäft darstellte. Im Ersten Weltkrieg lieferte Rockefeller Öl an beide Seiten. Er nutzte die Abhängigkeit der US-Armee von seinem Öl und erreichte, dass die USA das Kartellgesetz aushebelte. Trotzdem lieferte Rockefeller weiterhin auch an die Deutschen.
Noch 1920 wurden zwei Drittel des Öls in den USA gefördert, aber die übrigen Weltmächte zogen Konsequenzen aus dem ersten Weltkrieg und versuchten, an die Ölvorräte im Nahen Osten heranzukommen. Vor allem die Engländer hatten sich mit einer 60jährigen Konzession im Iran den zweiten Platz im Ölgeschäft gesichert. Zudem standen den Europäern die politisch unsicheren russischen Ölfelder von Baku, die mit dem Kapital der Nobels und Rothschilds erschlossen wurden, und die Einrichtungen der Royal Dutch Company in Niederländisch-Ostindien zur Verfügung. Rockefeller nutzt die Abhängigkeit der US-Armee von seinem Öl, um das Kartellgesetz 1916 wieder auszuhebeln.
Im Juli 1928 wurde die vor dem Krieg gegründete Turkish Petroleum Company unter den Amerikanern (Exxon, Gulf und Mobil bekamen 23.75%), den Briten (Anglo-Persian und Royal Dutch-Shell 47,5%) und Franzosen (Compagnie Française des Pétroles 23,75%) aufgeteilt. Der Besitzer Calouste Sarkis Gulbenkian behielt 5% der Aktien, womit die weitere Konkurrenz ausgeschlossen werden konnte. Im September 1928 wurden von Henri Deterding (Royal Dutch-Shell), Walter Teagle (Standard Oil of New Jersey) und John Cadman (Anglo-Persian) mit dem As-is-Abkommen auch die Aufteilung der internationalen Märkte festgelegt, was bis Mitte der 60er Jahren funktioniert.
1933 wurde auch Gulf Oil ins das Kartell miteinbezogen und Kuwait aufgeteilt. Allerdings hatte sich die Standard Oil of California bereits Saudi-Arabien unter den Nagel gerissen, indem Harry St. John Philby mit König Ibn Saud eine Konzession aushandelte. Aber die Standard Oil of California kann sich auf den abgesprochenen Märkten nicht durchsetzen, weshalb 1933 Aramco (Arabian-American Oil Company) gegründet wird, die sich zum grössten Erdölproduzenten entwickeln wird. Während der Depression sinkt der Ölpreis auf 10 Cents pro Barrel, und die Aramco muss versuchen, da die Bohrtürme in Texas und Mexico förmlich aus dem Boden schiessen, die Förderung anderswo radikal zu unterbinden. 1935 wird über Harry St. John Philby ein neues Abkommen zwischen König Ibn Saud und der Aramco geschlossen, das ihr die Produktions- und Transportrechte bis ins Jahr 2000 garantiert.

Rockefeller lässt das saudische Öl von Aristoteles Sokrates Onassis transportieren, der 1930 die ersten sechs Tanker kaufte und den ersten Grosstanker Ariston bauen lässt. Onassis wurde 1906 in Smyrna (Türkei) geboren. Sein Vater war ein wohlhabender Tabakhändler und Leiter der Börse bis zum 1. Weltkrieg, der das Vermögen seiner Familie vernichtete. Onassis floh 1922 vor den grauenhaften ethnischen Säuberungen der Türken, die Karatass besetzten, nach Griechenland und kaufte mit dem geretteten Geld seinen inhaftierten Vater frei. 1923 wanderte er mit $250 nach Argentinien aus. In Buenos Aires arbeitete er in einer Telefongesellschaft, handelte mit türkischem Tabak, kreierte er eine eigene Zigarettenmarke für Frauen und schmuggelte Alkohol in die USA.
Nachdem die griechische Regierung die Anhebung der Zollsteuer um 1000% beschlossen hat, reiste Onassis 1928 nach Griechenland, wo er seinen Kontakt zu Minister Michalakopoulas aufbaute, um eine Ausnahmeregelung für ihn zu erwirken. Onassis wurde kurz darauf griechischer Vizekonsul, erhielt die griechisch-argentinische Doppelnationalität, arbeitete im Devisenschwarzmarkt und hatte mit Spionage zu tun. 1932 wurde ein Versicherungsbetrug für eine angeblich gesunkene Fracht, an dem Onassis beteiligt war, unterdrückt, indem die Dossiers verschwinden.

Quellen: Marrs: 276, Epstein: 6-14, Best: 53, Evans, Morgenthaler.


Februar 1933: Das Attentat auf Cermak und Roosevelt top

Der Bürgermeister von Chicago, Anton Cermak, ist mit Roosevelt an einer Veranstaltung in Miami. Cermak wurde dank seinem Versprechen, mit Al Capones Organisation in Chicago aufzuräumen, zum Bürgermeister gewählt. Der Krieg Cermaks gegen die Capone-Organisation nützt vor allem dem Konkurrenten Teddy Newberry. Nach einem Mordversuch an Frank Nitti liess Ricca Newberry umbringen, und Cermak, der um sein Leben fürchtete, flüchtete nach Florida.
Ricca engagierte Joe Zangara, den Esposito fünf Jahre früher aus Sizilien holen liess und nach Florida setzte, um den Zuckerimport aus Kuba zu überwachen. Zangara war Eliteschütze der italienischen Armee und ist aufgrund seiner Spielleidenschaft stark verschuldet. Giuseppe Zangara feuert am 15.2.33 angeblich fünf Schüsse auf den Präsidenten, ohne ihn allerdings zu treffen. Sechs Leute werden in der Schiesserei getroffen, darunter Cermak. Zangara hat eine .32 Pistole, Cermak wird mit einer .45 getroffen und stirbt drei Wochen später. In der Nähe von Zangara steht ein zweiter unbemerkter Killer. Die Untersuchung ergibt, dass Zangara ein Einzeltäter mit psychotischen Problemen sei, der unter chronischen Magenbeschwerden leidet, für die er die herrschende Klasse verantwortlich mache. Zangara wird verurteilt und auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.
Roosevelt erhöht die Zahl seiner Leibwächter danach um das 20fache und fährt nachher fast nur noch im geschlossenen Wagen.

Quellen: Callahan: 146, Giancana: 63f, Karel 2009.


Dezember 1933: Die Aufhebung der Prohibition top

Mit der Aufhebung der Prohibition muss sich die Mafia neue Geldquellen erschliessen. Meyer Lansky, Moe Dalitz, Sam Tucker und andere gründen die Molaska Corporation, die illegale Schnapshersteller mit Rohstoffen beliefern. Weil mit der Legalisierung eine hohe Alkoholsteuer eingeführt wird, geht der illegale Schmuggel weiter, wobei die Gewinnmargen massiv zurückgehen. Auch andere Schmuggler wie Sam Bronfman (Seagram), Lewis S. Rosenstiel (Schenley Distillers), Joe Reinfeld, Longy Zwillman und Doc Stacher (Browne Vintners), Joe Linsey (Whitehall Distributers) oder Joe Fusco der Capone-Gang (Gold Seal Liquors) legalisieren ihre Geschäfte, zumindest zum Teil. Praktisch alle Alkoholfirmen sind ehemalige Schmuggler. Die meisten suchen sich erträglichere Einnahmequellen und nehmen ihre kriminellen Aktivitäten vor der Prohibition wieder auf.

In den Aussenbezirken der Städte blühen die "Carpet Joints", eine Kombination von Flüsterkneipe und Spielkasino, die ebenfalls Schmiergeldzahlungen an die lokalen Polizeibeamten und Politiker erfordern. Die "Ricks", die von 1933 an diese Teppichschuppen betreiben, sind die ehemaligen Flüsterkneipenbesitzer. Meyer Lansky konzentriert sich auf das Glückspielgeschäft, hauptsächlich in Saratoga, wo er zusammen mit Frank Castello und Joe Adonis das Piping Rock Casino aufbaut. Auf dieser Basis etabliert er sich als Nachfolger von Arnold Rothstein und wird eine Art Bankier der Unterwelt, Experte in Geldwäscherei, Finanzmanipulationen und Buchmacherei.

Paul Ricca versucht an einer Geheimkonferenz im Hotel Bismarck in Chicago, Lucky Luciano, Rocco Fischetti, Harry Ducket und Sylvester Agoglia zu überzeugen, die Gewerkschaften unter Kontrolle zu bringen. Murray Humphreys hatte die Idee, nicht nur politische Macht der Arbeitnehmer-Organisationen zu sichern, sondern sich an den vollen Gewerkschaftskassen zu bereichern. Die Kontrolle der Arbeiter und die Öffnung der Gewerkschaftskassen wird mit Intimidation erreicht, was Sam Giancana, Willie Bioff und Johnny Roselli übernehmen.
Die Mafia von Chicago nistet sich über Joe Kennedy in Hollywood ein. Roselli überwacht die Aktivitäten in Kalifornien, zusammen mit Bugsy Siegel, Mickey Cohen und Frank Costello. George Browne und Willie Bioff werden an die Spitze der Kinogewerkschaft International Alliance of Theatrical Stage Employees gesetzt. Die Gangster konzentrieren ihre Investitionen als gute Kapitalisten in Bereichen, in denen die Gewerkschaften eher schwach sind. Verhängnisvoll für die Arbeiter ist die Übernahme der Kontrolle der Hafenarbeiter (Longshoremen) unter Joseph Patrick Ryan (Präsident von 1927-53) und der Lastwagenfahrer (Brotherhood of Teamsters) unter Daniel Tobin (1907-52).
Im New Yorker Hafen koordinieren die verschiedenen Gangster die Kontrolle durch die Gründung der Varick Enterprises Inc, die den Umschlag des Hafens überprüft, Abgaben einzieht und verteilt. Der starke Mann hinter Ryan ist William J.McCormick. Neben den Hafen- und Transportgewerkschaften können sich die Mafiosi vor allem bei den Laborers (Baugewerbe) und im Gastgewerbe einnisten. Für ihre Schläger, die sie gegen Arbeiterforderungen und Streiks einsetzen, kassieren sie anfänglich von den Firmenbesitzern. Mit der Kontrolle der Gewerkschaftsspitzen kassieren sie auch einen Teil der Gewerkschaftsabgaben der Arbeiter. Manchmal übernehmen die Mobster die Firmen auch gleich selbst.
Besonders übel geht es in der Textilindustrie New Yorks zu, wo die Gewerkschaften Lepke Buchalter und Gurrah Shapiro anheuern, die die Streikbrecher erfolgreich bekämpfen und sich gewaltsam in den Besitz einiger Kleiderfirmen bringen. Nach der Depression und dem Verschwinden der Kommunisten in der McCarthy-Hysterie und der Arbeitskämpfe bleiben die Mobster als Parasiten trotzdem in ihren Machtpositionen.

Lucky Luciano konzentriert sich auf sogenannte Dienstleistungs-Rackets: Buchmacherei, Prostitution und Drogenhandel. Mit dem Ende der Prohibition gewinnt der Heroinhandel an Bedeutung und verspricht noch höhere Gewinne als der Alkoholschmuggel. Nach der Erfindung der Injektionsspritze 1864 wurde das 1803 entdeckte Morphin als Wundermittel für kranke und gesunde Soldaten verwendet. Die Firma Bayer brachte 1898 das Heroin als Hustenmittel auf den Markt und warb mit dessen "Fähigkeit, Morphinsüchtige schnellstens zu heilen". Dann löste der Erste Weltkrieg eine eigentliche Suchtepidemie aus, worauf die meisten Staaten versuchten, mit Vorschriften und Verboten dagegen anzukämpfen. In Deutschland wurde Heroin zwar 1921 verschreibungspflichtig, aber erst seit 1958 ist es nicht mehr als Medikament erhältlich und wird durch Valium und Librium ersetzt. In den USA wurde das Heroin 1924 verboten, worauf einige Paten ins Geschäft einstiegen. Die meisten Mafiosi waren jedoch gegen den unmoralischen Drogenhandel.
Lucianos geniale Idee ist die Verbindung von Heroin und Prostitution: süchtige Dirnen sind willige Arbeitskräfte und erlauben einen doppelten Gewinn. Wenn sie in den Bordellen Heroin an die Freier weiterverkaufen, sogar einen dreifachen. Vier Jahre später kontrolliert Lucky Luciano 200 Bordelle mit 1800 Prostituierten und macht damit $10 Mio. Gewinn jährlich.

Meyer Lansky reist 1935 ins britische Shanghai und organisiert den Heroinhandel mit "Pockennarbe" Huang, dem Chef der "Grünen", und Chang Hsiao-lin, dem Chef der "Roten". Die Gang der "Grünen" arbeitete mit den Franzosen zusammen und besorgte für sie Rauschgift- und Geheimdienstgeschäfte, die "Roten" kollaborierten mit dem britischen Geheimdienst. 1927 zerschlugen die Gangs zusammen mit Tschiang Kai-schek den Generalstreik der Arbeiterbewegung gegen die ausländischen Wirtschaftsmächte und gegen die Generalität. Das Massaker an den vormals verbündeten Kommunisten dauerte einige Monate. Tschiang Kai-schek verwandelte das Opiumverbot in ein Staatsmonopol, das allerdings Ende 1928 wieder aufgehoben wurde, da sich in der Illegalität grössere Geschäfte machen lassen. Die Huangs kontrollieren seither den Osten, die Changs den Westen Chinas. Für Meyer Lansky liefert Chang ab 1935 Heroin aus seinen Raffinerien, während Huang den Transport in die USA kontrolliert.
Um nicht von einer Lieferorganisation abhängig zu sein, baut Meyer Lansky eine zweite Heroinkette auf. Da die Mafia in Sizilien von Mussolini bekämpft und unterdrückt wird, kommt diese als Handelspartner nicht in Frage. Fündig wird Meyer Lansky in Istanbul: Die Brüder Eliopoulos kaufen türkisches Opium auf und transportieren es - teilweise schon zu Morphin verarbeitet - nach Marseille. Dort beherrschen die beiden Bosse Paul Bonnaventure Carbone und François Spirito die aus Korsen rekrutierte Unterwelt. Der Umsatz deren Heroinraffinerie vergrössert sich dank der Zusammenarbeit mit Meyer Lansky um das Dreissigfache. Ein wichtiger Mann wird zudem der Finanzmakler John Pullman, der dafür sorgt, dass die nötigen Bankgeschäfte von nun an mit Schweizer Diskretion erledigt werden. Meyer Lansky steigt 1936 in Hallandale ins Glückspielgeschäft ein, das Julian "Potatoes" Kaufman dort auf die Beine gestellt hat. Florida entwickelt sich zum Paradies für Glückspieler.
Meyer Lansky übersiedelt 1938 für drei Jahre nach Kuba. Fulgencio Batista, seit 1933 nach einem Putsch an der Macht, und Meyer Lansky schliessen einen Vertrag: Lansky zahlt Batista $3 Mio. pro Jahr und bekommt dafür nach die Rechte für das Glückspielgeschäft auf der Insel, womit der Einzug der Mafia und des Glückspiel- und Freiertourismus in der Karibik beginnt.
Der Waffenhändler Rolando "El Tigre" Masferrer überzeugte Batista, sich mit Meyer Lansky zu assoziieren, woraus eine Freundschaft entsteht. Der kubanische Senator schützt die Mobinteressen mit seiner Privatarmee und baut eine langjährige Freundschaft mit den Trafficantes auf, die auch nach Castros Machtübernahme anhält. Der seit 1933 die Politik dominierende Feldwebel Fulgencio Batista stellte die Glückspiele im Januar 1937 unter militärische Kontrolle und wollte die Einnahmen aus diesem Geschäft erhöhen. Dazu stellte er Lou Smith, ein erfolgreicher Betreiber von Rennanlagen aus New England, an, der Frank Erikson und Lansky nach Kuba holte. Meyer Lansky, der seit 5 Jahren Spielkonzessionen hat, baut sein Imperium auf der Insel aus: er kauft fünf Hotels, pachtet und kauft verschiedene Spielkasinos und pachtet im Namen von Rockefellers Chase Manhattan Bank die Rennbahn von Havanna. Nach der Wahl Batistas zum Präsidenten verlässt Meyer Lansky 1940 Kuba und setzt Santos Trafficante Sr. als seinen Stellvertreter ein, den die US-Drogenbehörde zukünftig für den Koordinator der Drogengeschäfte hält. Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage verliert Batista die auf Druck der Amerikaner durchgeführten Wahlen 1944 und geht für 8 Jahre ins Exil nach Florida.

Quellen: Geffen, Giancana: 69-72, Fox: 210, Olgiatti, Best: 6f, 32, Moldea: 4f, Behr: 160-170, 174f, Lacey, Russel (2000), Amendt: 28, Anson: 306f, Bartholomew (4): 18, Pfletschinger/ Weymar.


1934: Upton Sinclair top
Der Journalist und Schriftsteller Upton Sinclair gewinnt die demokratischen Vorwahlen in Kalifornien haushoch, mit mehr Stimmen als alle anderen Kandidaten zusammen. Sinclair praktiziert einen investigativen Journalismus: Sein Roman Der Dschungel von 1906, in dem er die Ausbeutung der Arbeiter in Chicago schilderte, erreichte Millionenauflage. Er produzierte einen Film von Sergej Eisenstein, verteidigte Sacco und Vanzetti und war eine sozialistische Berühmtheit. Er versprach im Wahlkampf, die durch die Wirtschaftskrise grassierende Armut abzuschaffen, indem er die leerstehenden Fabriken von den Besitzern pachten und die Leitung den Arbeitern übergeben und eine neue Steuer für Filmstudios einführen würde. Alle 700 Zeitungen in den USA starten daraufhin eine Verleumdungskampagne, die von den Grossbrauereien, Southern Pacific, Standard Oil und der Elektrizitätsfirma PG&E finanziert wird, in der Sinclair als Antichrist und kommunistischer Agitator dargestellt wird. Die Kinos zeigen Kurzfilme der Firma Whitaker & Baxter, in denen seine Anhänger als zerlumpte Galgenvögel dargestellt werden, die von einer Revolution sowjetischer Art träumen. Sinclair verliert die Wahl knapp und verlässt 1966 Kalifornien, als Ronald Reagan Gouverneur wird. Immerhin führten Sinclairs Enthüllungen und Schriften dazu, dass der Konsumentenschutz verbessert wurde.

Quellen: Halimi/ Wacquant.


1935 New Deal
1935 führt Roosevelt die 'Social Security' ein, um der Radikalisierung entgegen zu treten und den Kapitalismus zu retten. Allerdings gilt die Arbeitslosenversicherung nicht für die Arbeiter im tiefsten Segment (Tellerwäscher, Dienstmädchen, Gepäckträger, Hausangestellte etc), also die Schwarzen. Dagegen profitieren die Weissen vom New Deal. Roosevelt räumt den Arbeitern die Vertretung durch Gewerkschaften ein und akzeptiert zunächst die eigentlich illegalen Streiks. Aber die Unternehmen setzen ihre Milizen gegen die Streikenden ein, was die Polizei unterstützt, und Roosevelt mobilisiert die Nationalgarde gegen die Streikenden. Der New Deal versagt bei der Landwirtschaft, weil Roosevelt die Drosselung der Produktion durchsetzt, obwohl es sich nicht um eine Überproduktionskrise handelt. Trotzdem erreicht das Bruttoinlandprodukt 1937 wieder den Stand von 1929. Roosevelt kürzt die staatlichen Subventionen, worauf die Krise sofort wieder einsetzt und die Verbesserungen der vergangenen Jahre wieder rückgängig gemacht wurden. Die Arbeitslosigkeit liegt 1939 bei 10 Mio. Erst die Aufrüstung für den Zweiten Weltkrieg beendet die Krise.
Quellen: Karel 2009, Kennedy 1987.


Carlos Marcello top
Calogero Minacore wurde 1910 in Ravunsa Sizilien geboren. Der Vater musste, da er den gleichen Namen hatte wie einer der Aufseher auf der Zuckerpflanzung, auf der er arbeitete, für sich und seine Familie einen neuen Namen suchen. Seine Eltern liessen sich in den USA einbürgern, was für Sohn Carlos versäumt wurde. 1928 verübte Marcello sein erstes Verbrechen: ein $7000-Bankraub mit drei minderjährigen Komplizen. Er wurde von seinem Bruder verraten, aber eine Anklage gegen ihn und seine Komplizen wurde fallengelassen. Nach einem weiteren bewaffneten Raubüberfall wurde er erneut verhaftet und zu 9-12 Jahren Gefängnis verurteilt, die er am 28.5.30 antrat. Nach 4 Jahren Gefängnis wurde er vorzeitig entlassen, nachdem ihm Gouverneur O. K. Allen auf Druck korrupter Beamte, die von Marcellos Vater gratis mit Gemüse beliefert wurden, Straferlass gewährte. Marcello übernahm die Bar ‚Brauner Bomber' in Gretna, wo er Drogen an junge Schwarze verkaufte.
25jährig tritt er dank Frank Todaro der Mafia von Louisiana bei und heiratet 1936 dessen Tochter Jacqueline. Kurz darauf gründet er mit seinem Bruder Vincent die Spielautomatenfirma "Jefferson Music Company". Frank Costello kommt nach New Orleans, nachdem Bürgermeister Fiorello La Guardia in New York seine Spielkästen öffentlich mit einer Axt zertrümmerte. Bürgermeister und Senator Huey B. Long empfängt Costellos Spielmaschinen mit offenen Armen, weil er damit, so die Begründung, staatliche Wohltätigkeitsprogramme finanzieren möchte. Long wurde 1928 Gouverneur, machte sich mit publizitätswirksamen Massnahmen einen Namen und befreundete sich als Senator im New Yorker Jet-set mit Costello. Vom ersten Jahresgewinn der neugegründeten Pelican Novelty Company von $800'000 gehen monatlich $20'000 an Long und $600 werden an Witwen und Waisen ausbezahlt. Carlos Marcello wird Frank Costellos Partner: Marcello kann 250 der 1000 Spielautomaten Costellos verwalten und zwei Drittel der Einnahmen davon einstecken. Um das verbotene Spielgeschäft zu sichern, schmiert er den Polizeichef Beauregard Miller. Mit Waffengewalt werden überall seine Automaten installiert und Marcello erwirbt sich den Ruf eines unnachgiebigen Eintreibers.
Die Mafia von New Orleans unter Sam Carolla ist, da es keine rivalisierenden Banden gibt, die einzige nicht straff hierarchisch organisierte im ganzen Land. Die bis anhin isolierte Mafia von Louisiana wird nun Teil des nationalen Syndikats, und Costello, Carolla und Finanzfachmann Meyer Lansky beschliessen, in New Orleans ein Unterwelt-Kommunikationszentrum zu errichten, während Crescent City zum Finanzzentrum wird. Long setzt sich für die Interessen des Mob ein und wird dafür geschmiert. Meyer Lansky schreibt Finanzgeschichte, als er für Long ein Nummernkonto in der Schweiz eröffnet. Allerdings wird Long 1935 im Zusammenhang mit seinen Präsidentschaftsambitionen gierig; er verlangt über $3 Mio. Schmiergelder pro Jahr. Seymour Weiss, Verwaltungsrat der Standard Fruit, dealt mit Costello und Rosenstiel und ist der Schmiergeldzahler von Long. Roosevelt setzt das IRS auf Long und Weiss an, nachdem Long Präsidentschaftsabsichten äusserte, und Long wird daraufhin eliminiert. Offiziell wurde Long von einem verrückten Arzt erschossen, der dann selbst sofort umgebracht wird. Vermutlich ist Guy Molony, der in Zentralamerika mehrere Revolutionen für die Bananenfirmen mitorganisiert hat, der Mörder Longs. New Orleans Bürgermeister T. Semmes Walmsley hatte den früheren Polizeichef Molony kurz vorher zurückgebracht. Molony baute beim Zusammenbruch der Bananenwirtschaft in den 30er Jahren einen erfolgreichen Drogenhandel mit der honduranischen Staats-Airline TACA auf und wird später durch die CIA geschützt. Seine Konkurrenten im Heroinhandel, zu denen Marcellos Kollege Nofio Pecora gehören, fliegen auf.
Die Früchtefirmen sind schon seit langem mit der Mafia liiert. Weil ihre Produkte verderblich sind, können sie leicht mittels Streiks erpresst werden. Um die Gewerkschaften zu kontrollieren, engagierten die erfolgreichen Firmen Mobsters: in New Orleans arbeitete United Fruit bereits mit dem Boss Joe Machecha zusammen. Aus den sizilianischen Vaccaro Brothers entstand Standard Fruit & Shipment. Seymour Weiss von der Standard Fruit kooperiert mit Frank Costello, und der Enkel von Lucca Vaccaro, Blaise d'Antoni, geschäftet mit Paul Frankie Carbo von der Lucchese-Familie. Mit Longs Mord kann eine ganze Serie von Korruptionsaufdeckungen verhindert werden. 1940 wird allerdings fast der gesamte Hafen von New Orleans angeklagt wegen Erpressung und Betrug, inklusive Earl Long, Hueys Bruder und Nachfolger.
Carlos Marcello verkauft im März 1938 einem FBI-Agenten 23 Pfund Marihuana, wird verhaftet und zu einem Jahr Gefängnis und $76'830 Busse verurteilt. Er wird jedoch mit einer Busse von nur $400 nach 9 Monaten, erneut dank O.K. Allen, freigelassen. Nach der Begnadigung 1935 gibt es gegen Marcello Anklagen wegen Überfällen und Raub, Steuerhinterziehung, Überfälle mit Tötungsabsicht eines Polizisten und eines Reporters und Drogenhandels, aber keine kommt je vor Gericht. Dazu kommen die meist sehr grausamen Morde, denen Marcello verdächtigt, aber niemals angeklagt wird.

Quellen: Giancana: 64f, Davis (1988): 29-41, Best: 7.


Mafiaverfolgung top

Thomas E. Dewey wird von Bürgermeister Foriello La Guardia zum Sonderankläger von New York ernannt. La Guardia wurde 1932 gewählt, nachdem sein Vorgänger Jimmy Walker wegen Schmiergeldern zurücktreten musste, und versucht nun ernsthaft, das Glückspielgeschäft, die Korruption und die Macht der Tammany Hall zu brechen. Dewey fordert die Bevölkerung über das Radio zur Mithilfe auf, und im ersten Monat melden sich bei ihm 3000 Informanten. Seine Verfolgung der Mobster, die ihnen als "the Big Heat" in Erinnerung bleibt, startet mit Dutch Schultz und seinen Number-Rackets. Schultz, wegen Steuerhinterziehung angeklagt, bittet das Syndikat, Dewey umzubringen. Aber das Risiko wird als zu gross eingestuft. Am 23.10.35 wird Dutch Schultz zusammen mit seinem Bankier Otto Berman und seinen Leibwächtern Lulu Rosenkrantz und Abraham "Abe" Landau im Palace Chop House in Newark, New Jersey, von Charly "the Bug" Workman und Emmanuel "Mendy" Weiss umgebracht.

Dewey ermittelt danach gegen Lucky Luciano und sein Prostitutionsunternehmen, das diesem $12 Mio. jährlich einbringt. Luciano war unangenehm aufgefallen, weil er die Schauspielerin Thelma Todd zu Tode prügeln liess. Da die Angestellten des Paramount-Studios und die Kriminalpolizei von Santa Monica die Beweise verschwinden liessen, wurde der Tod als tödlicher Selbstunfall klassiert. Dewey lässt 68 Zeugen, davon 40 Prostituierte, im Prozess auftreten. Luciano, der sich bei seinen Dirnen siebenmal mit Tripper und mit Syphilis angesteckt hatte, wird 1936 zu 30 bis 50 Jahre Haft verurteilt, nachdem 3 Prostituierte gegen ihn aussagten. Das einzige Beweismaterial gegen Luciano kommt von der heroinsüchtigen Strassenhure "Cokey" Flo Brown, die ihre Geschichte nach mehreren Tagen im Gefängnis ohne Drogen erzählte.

Über Vito Genovese kann Luciano sein Unternehmen von der Zelle in Dannemora aus weiterleiten. 1932 verliebte sich Genovese in eine verheiratete Frau, die er zwölf Tage nach dem Tod ihres erwürgten Ehemannes heiratete. Nach den Flitterwochen tätigte Genovese ein Erpressungsgeschäft mit Fernand "the Shadow" Boccia im Spielgeschäft. Anstatt die $150'000 zu teilen, setzte er zwei Killer auf Boccia an und bezahlte dann den einen der beiden, um seinen Kollegen zu ermorden. Aber dieser überlebte und ging zur Polizei. Carmine Galante der Bonanno-Familie steuert den Wagen beim Boccia-Attentat, kann allerdings, obwohl unter Bewachung stehend, nicht verfolgt werden, da die Polizeidetektive während dem Krieg keine Autos zur Verfügung haben. 1938 flieht Genovese nach Italien, um einer Verhaftung durch Dewey wegen dem Mord an Boccia von 1934 zu entgehen, und Frank Costello ersetzt Genovese.

1936 wird Lepke Buchalter angeklagt, Heroin im Wert von $10 Mio. von Shanghai und Hong Kong in die USA geschmuggelt zu haben. Anastasia versteckt Buchalter, auf dessen Kopf eine Belohnung von $1 Mio. ausgeschrieben wird, muss aber immer wieder Zeugen bestechen, weil Buchalter weiterhin für die Murder Inc. und an Schutzerpressungen von Firmen arbeitet. Lucky Luciano entscheidet im August 1939 im Gefängnis, Buchalter zu opfern, um dem Sonderermittler Thomas Dewey den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der Kopf der Murder Inc. wird über Meyer Lansky angewiesen, sich Hoover zu ergeben. Costello trifft sich auf Vermittlung von Lewis Rosenstiel mit Hoover, der Buchalter am 24.8.39 mit grosser Publizität festnimmt. Dewey und die Polizei von New York fühlen sich ausgetrickst, da Hoover hinter ihrem Rücken arbeitet und ausser Prestigeerfolg absahnen nichts zum "Big Heat" beiträgt. Lansky, der Lucianos Drogenhandel und die Geldtransaktionen weiterführt, gewährt den Rosenstiels daraufhin unbeschränkte Spielkredite im Hotel Nacional in Havanna. Er profitiert besonders von diesem Deal, lässt ihn doch nicht nur Hoover, sondern auch Anslinger in Ruhe. Obwohl er in den Berichten von FBN und FBI oft figuriert, wird er, abgesehen von einer kurzen Periode, in der Robert Kennedy versucht, Licht in die Casinos von Las Vegas zu bringen, nie abgehört oder genauer unter die Lupe genommen. Als Lansky schliesslich angezeigt wird, steckt das IRS dahinter.

Da Abraham Reles und Allie Tannenbaum 1940 wegen Immunitätszusicherung zu singen beginnen, kommen Workman und Weiss wegen dem Mord an Dutch Schultz ins Gefängnis. Dank den Aussagen kann die Polizei 40 Morde der Murder Inc. aufklären, ohne aber einen Zusammenhang zur Mafia beweisen zu können. "Abe Kid Twist" Reles, dessen Spezialität Mord mit Eispickeln war, wird am 12.11.41, obwohl unter Polizeischutz stehend, aus dem Fenster des sechsten Stocks des Half Moon-Hotels geworfen. Er hätte kurz darauf gegen Anastasia aussagen sollen. Joe Adonis rühmt sich, den Staatsanwalt, der die Untersuchung von Reles Tod nach nicht mal einem Tag einstellt und Anastasias Namen vom Fahndungsregister streicht, im Griff zu haben. Zusätzlich zu den ergiebigen Schutzgelderpressungen steigt Adonis in den Zigarettenmarkt ein. Tausende von Verkaufsmaschinen werden installiert und oft mit gestohlenen Zigaretten von Lastwagenlieferungen der Konkurrenz gefüllt. Buchalter und Weiss landen 1944 auf dem elektrischen Stuhl. Buchalter ist der einzige bedeutende Mafiosi der amerikanischen Geschichte, der legal hingerichtet wird. Shapiro, wegen Mord zu lebenslänglich verurteilt, stirbt im Gefängnis. Damit verliert die Murders Inc. an Bedeutung, und die jüdischen Namen werden seltener.

Auch Bugsy Siegel wird wegen Mord an Harry Greenbaum, einem Gangster aus dem Umkreis von Lepke Buchalter, der Siegel verpfiffen hat, verhaftet. In der Zelle, mit allen VIP-Privilegien ausgestattet, entwickelt er den Plan, dem Dreamland Kuba ein zweites in Las Vegas entgegenzustellen, weil Nevada 1931 das Glückspiel legalisierte. Dank seinem Jugendfreund und Bierschmuggler George Raft ist Siegel nach Hollywood gekommen und hat dort sowohl Filmproduzenten wie auch SchauspielerInnen, die auf ihre grosse Karriere hofften, erpresst. Die $500'000, die er pro Jahr so erwirtschaftete, investierte er weitgehend in den Drogen- und Mädchenhandel. Mithilfe seines Verteidigers Jerry Geisler und dem rätselhaften Tod einiger Zeugen kommt Siegel bald wieder frei und macht sich daran, in Las Vegas ein luxuriöses Hotel mit integriertem Casino aufzubauen. Der spätere Schauspieler Raft arbeitet in Lanskys Casinos in Havanna und London.

Quellen: Davis (1994): 59, Delorme: 60, 115ff, Best: 5-8, 19, Summers (1993): 238f, Lacey: 110, Knorr (1992a): 45.


Hoover, die Nazis und die Mafia top

J. Edgar Hoover bekämpfte bisher die Prostitution und die Erpressungsgeschäfte der Mafia, aber nicht die verbotenen Wetten der Pferderennbahnen, die nach dem Ende der Prohibition das meiste Geld einbringen. Hoover liebt die Pferdewetten.
Im Juli 1933 konnte Hoover nur mit viel Lobbying, indem er diffamierende Informationen über andere Kandidaten streute, und Mord (oder Glück) seine Stelle behalten: Der ihm feindlich gesinnte Staatsanwalt Thomas Walsh starb zwei Tage vor Amtsantritt als Justizminister an einem Infarkt. Der neue Justizminister Homer Cummings startete einen Anti-Gangster-Kriegszug, zusammen mit einer vom Journalisten Henry Suydam geleiteten, breit angelegten PR-Kampagne. Die Erfolge der Jagd auf Einzelgänger-Banditen wie "Machine Gun" Kelly, "Baby Face" Nelson oder John Dillinger wurden vor allem Hoover zugeschrieben, der Louis B. Nichols als Leiter der Crime Records Division für die Public Relation einstellte. Mit der Förderung der G-Man-Unterhaltungskultur (Filme, Groschenhefte, Comics) kann sich Hoover zum Volkshelden stilisieren. Er baute eine Zentralkartei für Fingerabdrücke und eine Nationale Polizeiakademie auf und stellte die FBI-Akten den Polizeidienststellen zur Verfügung, worauf sich die Beziehungen zu den lokalen Ordnungshütern etwas verbesserte.

Während sich die Mafia als "Organisation" etabliert, gibt Hoover deren Bekämpfung 1937 ziemlich abrupt auf und behauptet, es gebe keine nationale Verbrecherorganisation. Laut Boss Carmine Lambordazzi hat die Mafia Hoover in der Tasche. Hoover fährt gelegentlich nach Manhattan und trifft Frank Costello. Der Mafiosi hatte Hoover in den frühen 30er Jahren auf der 5th Avenue in New York angesprochen und ihn seither "kultiviert". Hoover und Costello sind Freunde und treffen sich in Washington, im Central Park, in der Lobby des Waldorf-Astoria, an den Pferderennen oder bei einem gemeinsamen Freund. Hoover mag es nicht, mit einem monatlichen Geldcouvert geschmiert zu werden, weshalb Costello Pferderennen manipulieren lässt, um Hoover bei der Stange zu halten. Frank Erikson, der grösste und mächtigste Buchmacher, informiert Costello über ein bevorstehendes abgekartetes Rennen, der dann den Chronisten Walter Winchell benachrichtigt, welcher wiederum Hoover ins Bild setzt. Der FBI-Direktor kann so selbst entscheiden, wie viel er gewinnen will. Er selbst setzt immer nur die legalen $2, aber einer seiner Agenten oder Clyde Tolson setzen grosse Summen, im Schnitt $200, und gewinnen immer. Hoover lässt sich auch in Mafiakreisen sehen wie im Stork Club von Sherman Billingsley in New York, in Joe's Stone Crab Restaurant von Jesse Weiss in Miami oder bei Del Webb, Casinobesitzer in Las Vegas, der ihn gratis einquartiert.
Hoover hat Kontakt mit Ed Levinson, John Drew, Ray Ryan, Art Samish, Dub McCanahan, einem Marcello-Partner, Johnny Roselli oder Irving Davidson. Die Mafia hilft Hoover, solange es nicht um ihr eigenes Geschäft geht, dafür lässt Hoover die Mobster in Ruhe. Als Costello in den frühen 50er Jahren von einem fleissigen FBI-Agenten überwacht wird, versetzt Hoover diesen nach einem Telefonanruf Costellos nach Alaska. Dasselbe passiert einem anderen FBI-Agenten, der Lansky bewacht und nach Georgia versetzt wird. Costello ist der wichtigste Kontaktmann der Mafia mit der Oberwelt in den 40er und 50er Jahren, bis er von Gigante angeschossen wird. Danach zieht er sich in eine Art Halbpension zurück, wobei er immer noch Deals arrangiert und Streit zwischen Mobstern schlichtet.
Der Journalist Walter Winchell, Hoovers Freund, kennt auch Owney "the Killer" Madden, Meyer Lansky, der in New York im selben Haus wohnt, und Joe Kennedy persönlich. Als Kennedy 1933 eine Affäre hatte mit dem Broadway Showgirl Evelyn Crowell, der Witwe des New Yorker Gangsters Larry Fay, und im New York Journal-American darüber berichtet wurde, besuchte Kennedy Winchell. Die beiden befreundeten sich, die Story konnte unterdrückt werden und Kennedy wurde zu einer der Schlüsselquellen für seine Boulevardgeschichten.
Meyer Lansky ist im Besitz von kompromittierenden Fotos, auf denen Hoover gut erkennbar seinem Freund Clyde Tolson einen bläst. Lansky schmiert auch Nahestehende Hoovers und bekommt sogar FBI-Reports von den FBI-Agenten, die ihn "überwachen" sollen. Der Stillhaltepakt dauert bis zum Tode Hoovers. Manchmal behindert Hoover aktiv und bewusst ein Vorgehen gegen die Mafia, zum Beispiel als der Pferderennservicebesitzer James Ragen dem FBI über seine neuen Konkurrenten alles berichtet, was er weiss. Das FBI startet zwar eine Operation, verweigert Ragen aber Begleitschutz. Nachdem dieser von Lenny Patrick und Dave Yaras auf Befehl von Jake Guzik umgebracht wird, weist Hoover seine Agenten an, die Untersuchung abzubrechen.
Der FBI-Direktor, der Homosexuelle in der Öffentlichkeit als pervers bezeichnet, hat auch fetischistische und pädophile Tendenzen. Er verkleidet sich bei Sexparties als Frau, und die Sittenpolizei von New Orleans verhaftete ihn Ende der 20er Jahre einmal mit einem minderjährigen Strichjungen. Da Henry G. C. Corcoran damals intervenierte und eine Strafverfolgung verhinderte, kann sich dieser im Gegenzug illegale Geschäfte erlauben, ohne mit Strafverfolgung rechnen zu müssen. Der Ex-Agent Guy Hottel erzählt, wenn er betrunken ist, von Sex-Parties ohne Mädchen bei Hoover, weshalb Hoover ihn jeweils in Polizeigewahrsam nehmen lässt. Da Hottel aber zu viel weiss, entlässt Hoover ihn nicht. Hoover lässt jedes Gerücht über seine eigene Homosexualität unterdrücken und seine Agenten während 23 Jahren gegen die "homosexuals right groups" vorgehen, um davon abzulenken. Offenbar macht Hoover das Risiko der möglichen Entdeckung seiner Homosexualität paranoid. Hoover befindet sich von 1941-71 in psychiatrischer Behandlung, und oft verhält er sich sehr brutal gegenüber Homosexuellen (wie gegen Sumner Welles) und benutzt Gerüchte angeblicher Homosexualität als politische Waffe (wie gegen Adlai Stevenson). Hoover besteht darauf, beschlagnahmtes pornografisches Material selbst zu sichten.

Der Automagnat Henry Ford beschreibt die Juden in seinem internationalen Bestseller 'Der internationale Jude' als Ursache der Börsenkrise und der illegalen Alkoholproduktion aufgrund einer Verschwörung. Ford ist so populär, dass er Präsident werden könnte. In Hitlers Hauptquartier steht ein Foto von Ford. Fords rechte Hand Harry Bennett trifft sich als Informant mit J. Edgar Hoover. Bennett ist der Verbindungsmann zu Chester LaMare, Boss des Detroiter Mafia, der eine Privatarmee gegen Gewerkschaftsaktivitäten aufbaut, womit Henry Ford keine Gewerkschaftsprobleme mehr hat. Im Gegenzug erhalten Gangster wie Joe Tocco, Leo Cellura, Joe Adonis, Tony D'Anna Beteiligungen bei Ford. Bennett versorgt Hoover mit Informationen über Linke, wobei sich später herausstellt, dass viele Namen vom lokalen Faschistenführer Gerald Smith stammen.

1934 erhielt Hoover von Roosevelt den geheimen Auftrag, die Nazis und deren Sympathisanten zu überwachen, wobei alle anderen Aktivitäten gegen Radikale ausdrücklich verboten bleiben. In den USA entstand nach der Machtergreifung Hitlers eine nationalsozialistische Bewegung, die neben dem Ku-Klux-Klan den Kampf gegen andere Rassen propagiert. Im Central Park marschieren 20'000 Nazis auf, die sich als Verteidiger des weissen Christentums verstehen. Aber Hoover arbeitet eng mit der 1923 in Berlin gegründeten Interpol zusammen, in der Heinrich Himmler, Reinhard Heydrich, Arthur Nebe und andere fanatische Nazis aktiv sind. Auch nach dem Überfall der Tschechoslowakei und dem Fall Frankreichs tauscht Hoover noch immer Fahndungslisten mit Interpol aus. Erst drei Tage vor Pearl Harbor stoppt er die Zusammenarbeit. Nach dem Krieg verlegt Interpol seinen Sitz nach Paris, ernennt Hoover zum Vizepräsidenten und weigert sich hartnäckig, Nazi-Kriegsverbrecher zu suchen. In den 70er Jahren wird der ehemalige SS-Offizier Paul Dickopf Präsident der Interpol.
1939 befindet sich der ‚deutsch-amerikanische Bund' der Hitler-Anhänger auf dem Höhepunkt seiner Macht und organisiert Massenveranstaltungen in den Grossstädten. Die vereinte Aktion des Komitees für un-amerikanische Umtriebe zusammen mit der jüdischen Mafia von Bugsy Siegel und Meyer Lansky attackieren die Bewegung (auch mittels Massenprotesten) und zerstören sie.

Nach einer cleveren Intrige seitens Hoovers beschliesst Roosevelt am 26.6.39, dem FBI die Leitung bei Spionage- und Sabotagefällen zu übertragen, und nicht der Military Intelligence Division oder dem Office of Naval Intelligence. Bereits am 24.8.36 hatte Roosevelt Hoover beauftragt, neben den Faschisten auch die Kommunisten zu überwachen, was dieser schon lange macht. Wegen Spionage- und Sabotagegefahr bewilligte Roosevelt $150'000. Die Abteilung für Spionage heisst Division Five, die bereits seit 1919 existieren soll, aber erst zu diesem Zeitpunkt offiziell wird.
Das FBI expandiert von 898 Agenten 1940 auf 4886 Agenten 1945. Hoover eröffnet am 2.9.39 eine präventive Notverhaftungsliste "aller Feinde der USA". Justizminister Briddle verbietet diese Auflistung als sinnlos, wonach sie Hoover unter "Security Matter" geheim weiterführt. Eine weitere geheime Archivierung veranlasst Hoover mit Informationen, die durch illegale Aktionen des FBI wie Einbrüche bei politischen Organisationen, um beispielsweise Mitgliederlisten zu stehlen, zustande kommen. Obwohl offiziell seit 1934 durch den Kongress verboten, hat Hoover das Telefonabhören permanent eingesetzt. Am 21.5.41 legitimiert Roosevelt das geheime Abhören von Subversiven. Roosevelt beauftragt Hoover auch, Informationen über seine Gegner bei der nächsten Präsidentenwahl zu sammeln.
Alle Präsidenten seit Roosevelt benutzen Hoovers Wanzen auch für eigene politische Zwecke, was Hoovers Position sichert. Hoover sichert seine Macht auch durch die Mitgliedschaft in vielen Organisationen: American Bar Association, Boy Scouts, United States Chambres of Commerce, Kiwanis International, Knights of Columbus, Optimists International, Rotary International, Veterans of Foreign Wars u.a.m. Am meisten bringt ihm die American Legion, die dem Justizminister Jackson im Juni 1940 vorschlägt, er solle 11'000 Posten der Legion erlauben, die das Land in Bezug auf "subversive Aktivitäten" flächendeckend überwachen würden. Jackson lehnt ab, aber Hoover kann es so drehen, dass die Legionäre als Informanten die FBI-Büros kontaktieren können. Obwohl über die Legion bis im Oktober 1943 60'000 Informanten rekrutiert werden, kommt wenig Brauchbares über diese Kanäle. Aber sie eröffnen Hoover einen breiten Kontakt mit konservativen Medienschaffenden und Abgeordneten. Zudem baut Hoover über seinen Freund Carl McIntire die Cover-Institution American Council of Christian Churches auf.

Quellen: Theoharis/ Cox: 119, 187, 237, Schulz: 82, 181, Davis (1988): 237, 267f, Davis (1994): 103-107, Todd, Brussell: 5f, Summers (1993): 43-91, 91-129, 225-245, Cran, Lacey: 89, Hersh: 48, Giancana: 247f, Dammbeck (2014).


Appeasement-Politik

Arthur Neville Chamberlain und Winston Churchill verfolgen beide eine Politik der Beschwichtigung gegenüber Hitler, was Deutschland die Militarisierung und Aufrüstung erlaubt. ‚Appeasement' ist ein Euphemismus, denn es handelt sich um eine aktive Unterstützung des Nationalsozialismus. Seit 1919 drängen die Briten die Franzosen, gegenüber Deutschlad eine versöhnlichere Politik einzuschlagen. Ziel der britischen Politik ist, dass Hitler die Sowjetunion angreifen und vernichten wird. Mit diesem Ziel finanziert die Bank of England unter Lord Montague Norman die Nazis. Zur einflussreichen Round Table Group, die später nach dem Landhaus von Lord und Lady Astor als Cliveden Set bezeichnet wird, gehören neben dem prodeutschen Chamberlain unter anderem Lord Lothian, Lord Brand (Direktor der Lazard Brothers Bank), Abe Bailey, Lord Milner, Leopold Amery, Edward Grigg, Lionel Curtis, Geoffrey Dawson (Herausgeber der Times), Lady Ravensdale (die Schwägerin des Führers der British Union of Fasists, Sir Oswald Mosley) und Lord Halifax an.
Unter der Bedingung, dass Hitler seine Expansion nach Osten richtet, schliessen England und Deutschland einen Vertrag, der die Versailler Beschränkung der Waffenlieferungen aushebelt. Und im Juni 1935 erfolgt ein anglo-deutsches Flottenabkommen, worauf Frankreich und Russland sich verbünden. Die britische Regierung akzeptiert Hitlers schon 1925 in ‚Mein Kampf' geplante Annexionen der deutschsprachigen Teile der Tschechoslowakei, Österreichs und Polens. Die Briten versuchen nicht nur, einen Krieg zwischen Deutschland und der Sowjetunion, sondern auch der USA gegen Japan zu provozieren. Als Hitler mit Stalin 1937 den Pakt schliesst, bricht die britische Strategie zusammen, Deutschland gegen Russland zu mobiliseren. Stalin hatte auch mit England und Frankreich verhandelt, um einen Pakt gegen Deutschland abzuschliessen.
Nicht nur die Briten, auch die USA unterstützen die Faschisten tatkräftig: so steigern die USA ihre Ölexporte an Italien 1935 gewaltig. Völlig überraschend verkündet Franklin D. Roosevelt am 5.10.37 in seiner ‚Quarantänerede' in Chicago, dass sich die USA auf einen neuen Krieg einstellen müssen. Drei Monate zuvor startete Japan einen Krieg gegen China, um seine Dominanz auf dem asiatischen Kontinent, wo es Korea und die Mandschurei als Kolonialgebiete bereits besetzt hielt, zu sichern. Im Jahr zuvor beschlossen Japan und Deutschland den Antikominternpakt gegen die Sowjetunion, dem sich auch Italien anschliesst. Nach einem Sieg gegen die Sowjetunion wird es nötig sein, die geschwächten faschistischen Staaten zu besiegen. Ein Jahr darauf interzeichnet der britische Premier Neville Chamberlain das Abkommen mit Hitler in München, das diesem freie Hand gibt und das Roosevelt unterstützt.
Erstes und letztes Opfer der Appeasement-Politik ist Polen, das zwischen Deutschland und der Sowjetunion aufgeteilt wird. England hatte für Polen eine Garantieerklärung abgegeben, was Grossbritannien in den Krieg hineinzieht, als Hitler am 1.9.39 Polen angreift. Zwei Tage später erklärt England Deutschland den Krieg, und Churchill wird zum 1. Lord der Admiralität ernannt. Obwohl Polen für den erwarteten Angriff 1 Mio. Soldaten mobilisiert hat, überrollen 2 Mio. Deutsche das Land in wenigen Tagen. Am 16.9. besetzt die Rote Armee den Ostteil Polens. Ein Teil des polnischen Generalsstabs unter General Dyslaw Sikorski und etwa 100'000 Truppen fliehen nach Frankreich und hoffen auf einen Gegenschlag. Etwa 30'000 Offiziere und Soldaten erreichen Frankreich und bilden eine neue, aber kaum einsatzbereite Exilarmee. Bei der Niederlage Frankreichs können 340'000 alliierte Soldaten nach England fliehen, darunter 20'000 Polen. Im August 1940 beginnen die deutschen Luftangriffe gegen England, ohne dass sie die Kontrolle über den Luftraum erreichen. Die polnischen Geschwader bringen mehr deutsche Flugzeuge zum Absturz als die britischen (insgesamt 2000). Nach der Invasion der Sowjetunion willigt Stalin ein, die überlebenden polnischen Kriegsgefangenen freizulassen, womit Sikorski im Nahen Osten eine zweite polnische Armee gegen Deutschland aufbaut. Nach der Wende im Krieg um Stalingrad im Februar 1943 zeichnet sich eine Niederlage der Deutschen ab.
Am 4.7.1943 stürzt das Flugzeug Sikorskis wegen einem manipulierten Hohenruder im britischen Spionagenest Gibraltar ab. Sikorski hielt sich nich an den britischen Maulkorb, den Churchill über die Eliminierung von 20'000 Mitgliedern der polnischen Elite durch Stalin verhängte, die in Katyn mit der Ermordung von 4000 Offizieren ihren Höhepunkt fand. Mit der Vertuschung der Ermordungen und der Ermordung Sikorskis wollen Churchill und Roosevelt den Verbündeten Stalin bei der Stange halten, weil sie ihr Versprechen, Deutschland auf europäischem Boden anzugreifen, nicht einhielten. Die Amerikaner warteten bisher mit dem Angriff, damit Russland und Deutschland sich gegenseitig genug schwächen. An einem eigenständigen Polen ist niemand interessiert. In Warschau erheben sich Untergrundkämpfer gegen die Deutschen, aber Stalin, dessen Armee nur wenige Kilometer entfernt ist, bezeichnet die polnischen Kämpfer als Kriminelle und wartet, bis die SS und die Wehrmacht nach 63 Tagen die Stadt in Schutt und Asche gelegt haben.

Quellen: Tarpley 2008: 360f, Schaaf/ Weinert 2011, Bardehle 2012.

Dezember 1937: Botschafter Kennedy in England top

Joe Kennedy wird, obwohl er über keinen politischen Background verfügt, als Dank für die Unterstützung von Roosevelts Wiederwahl zum Botschafter in England ernannt. Die beiden Jahre vorher beschäftigte Kennedy sich mit der Reorganisation der Firmen RKO, Paramount und Hearst Corporation und schrieb zusammen mit dem Journalisten Arthur Krock das Buch I'm for Roosevelt. Krock ist der Leiter des New York Times-Büros in Washington und wird von Kennedy mit bezahlten Ferien, teuren Geschenken und Frauen versorgt.
Nach dem Wahlsieg Roosevelts wurde Kennedy, der eigentlich auf das Finanzministerium hoffte, zum Direktor der maroden Obersten Handelsschifffahrtsbehörde berufen, ein Job zweiter Klasse, aus dem Kennedy das Beste macht. Kennedy verbringt Monate mit Lobbying für eine angemessene Stellung und beackert James Roosevelt. 1933 begleitete der Präsidentensohn Kennedy nach England, als es um die Neuorganisation und Legalisierung von Alkoholimporten ging, wobei Joe die Schwächen Roosevelts für Frauen und Reichtum gezielt auszunützen verstand. Als dann der Botschafter in London unerwartet neu zu besetzen ist, ist Roosevelt froh, dass er den aufsässigen Kennedy, der ihm gefährlich werden könnte, abschieben kann.

Als Botschafter versagt Kennedy auf der ganzen Linie, vor allem wegen seiner Fehleinschätzungen der politischen Situation. Er glaubt, dass England weder den Willen noch die Waffen zur Verteidigung gegenüber Deutschland habe. Bei Ausbruch des Krieges bezeichnet er Hitler als Genie und empfiehlt seiner Regierung, ein Arrangement mit dem Führer zu suchen, damit die Vereinigten Staaten nicht in den Krieg hineingezogen werden. Antisemitische Äusserungen, seine politische Ignoranz der europäischen Lage und die Feigheit, sich während der Bombenangriffe auf dem Land in Sicherheit zu bringen, machen ihn bei Winston Churchill und allen Diplomaten äusserst unbeliebt. Über John J. Burns spekuliert der Botschafter trotz Businessverbot weiterhin an der Wallstreet und missbraucht dringend benötigten Frachtraum für den Whiskey seiner Somerset Importers. Da England nur mithilfe der USA eine Chance gegen Hitler hat, wird Kennedy für Churchill zum Sicherheitsrisiko. Der Botschafter wird vom MI-5 abgehört und beschattet, wobei klar wird, dass Kennedy über eine reiche Engländerin in Kontakt mit dem Führer der britischen Faschistenbewegung, Sir Oswald Mosley, getreten ist. Kennedy trifft sich im Geheimen am 9.5.39 trotz dem expliziten Verbot Roosevelts mit Dr. Helmut Wohltat, dem Vertreter Görings, zur Besprechung gegenseitiger Konzessionen. Mit seiner Indiskretion bringt Kennedy die Anti-Hitler-Verschwörergruppe um die Generäle Ludwig Beck und Franz Halder in Lebensgefahr, indem er deren Absichten und Namen an einer Pressekonferenz bekanntgibt. Kennedy will ein Attentat Hitlers verhindern, weil die Sowjetunion für ihn gefährlicher ist als Nazi-Deutschland.

Hauptinteressen Kennedys sind allerdings seine eigenen Präsidentschaftspläne und die Wahlkampfstrategie für die demokratische Nomination von 1940. Roosevelt isoliert Kennedy in London, indem er alle wichtigen Verhandlungen und Entscheidungen über persönliche Vertreter wie William Donovan und den amerikanischen Botschafter in Paris laufen lässt und selbst in direktem, aber geheimem Kontakt zu Churchill steht. Kennedy versucht daraufhin, Roosevelt zu erpressen, indem er diesen Geheimkontakt, der über die Amerikanische Botschaft läuft, an die Presse verraten würde, falls der Präsident ihn nicht zurückrufe. Kennedy hatte den Codespezialisten Tyler Kent angewiesen, von allen aussergewöhnlichen Telegrammen Kopien zu machen und diese aus der Botschaft zu schmuggeln. So stellt er sich ein Dossier der geheimen Roosevelt-Churchill-Telegramme zusammen, das er in die USA schiffen lässt, um Roosevelt damit politisch auszuschalten. Im Frühjahr 1940 schlägt die britische Gegenspionage-Abteilung nach achtmonatiger Bewachung zu und entdeckt in Kents Wohnung 1500 dekodierte Kopien. Kennedy lässt Kent fallen, indem er dessen diplomatische Immunität aufhebt - Kent verbringt die Kriegsjahre nach einem geheimen Prozess in einem britischen Gefängnis - und kann so verhindern, dass die amerikanische Öffentlichkeit etwas erfährt.
Am 26.10.40 kehrt Kennedy in die USA zurück und trifft sich, zehn Tage vor der Nomination, mit Roosevelt. Roosevelt kann Kennedy nicht einfach fallenlassen, denn er will sich widerrechtlich ein drittes Mal wählen lassen und braucht jede Unterstützung. Da Roosevelt Kennedy vor allem nicht als Konkurrent für die Präsidentschaft will, macht er ihm Hoffnungen auf einen Ministerstuhl, verspricht seine Unterstützung für die Kandidatur seines Sohnes Joe Jr. zum Gouverneur von Massachusetts und droht mit einer alten Steuerhinterziehung. Nach der erneuten Wahl Roosevelts bekommen die beiden jedoch Streit, da Kennedy die Aussenpolitik in einem Interview kritisiert und damit seine eigene Politkarriere sabotiert. Kennedy, dessen Vermögen unterdessen auf $250 Mio. angewachsen ist, setzt nun alle seine politische Hoffnung auf eine Karriere seinesältesten Sohns Joe Jr.

Quellen: Kessler (1997), Hersh: 61ff, Best: 18, Collier/ Horowitz: 84-137.

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Und sollte ich vergessen haben, jemanden zu beschimpfen, dann bitte ich um Verzeihung!
Johannes Brahms


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