Rekurs & Rochaden
Gute Nachrichten: Gegenöffentlichkeit wirkt. BlackRock lässt verlauten, man sei nicht »woke«. Großbritanniens Premier konstatiert, es gebe nur zwei Geschlechter. Beim WEF beklagt man die zunehmende Fragmentierung der Eliten und klingt weniger euphorisch als besorgt. Gleiches gilt für die Führung der UN. Selbst der mächtige »Council for Inclusive Capitalism« knickt ein und will das Thema ESG beerdigen. Doch was ist von all diesen Zugeständnissen zu halten? Die schlechte Nachricht – nicht allzu viel.
Tom-Oliver Regenauer | 15.10.2023
Politdarsteller lieben es, sich an die Spitze einer Bewegung zu stellen, um zu sagen, sie hätten diese schon immer unterstützt. Anbiederung ist ihr Geschäft. Denn sie müssen Wählerstimmen sammeln und sich gegen andere Demokratiemarktteilnehmer abgrenzen. Sobald sich soziokulturelle Strömungen verändern, sich der Wind im hermetisch abgeschotteten Debattenraum des Sagbaren dreht, springen die vermeintlichen Volksvertreter auf den gerade vorbeifahrenden Zug auf. Jenen, der steigende Popularitätswerte verspricht. Sie schwimmen mit der Welle. Haltlose Fähnchen im Wind zeitgeistigen Opportunismus. Das gilt in gleichem Maße für alle anderen einflussreichen Gestalten unserer Zeit. Ob Konzernchefs, Gewerkschaftsführer, Philanthropen, Intellektuelle, Mainstream-Künstler oder sonstige »Influencer« – jeder möchte ganz vorne in der »Current-Thing-Parade« mitlaufen. Auch wenn er oder sie gestern noch das Gegenteil dessen forderte, was heute en vogue ist.
»Ein Politiker teilt die Menschheit in zwei Klassen ein: Werkzeug und Feinde.« (Friedrich Nietzsche)
Gut beobachten lässt sich dieses Phänomen derzeit bei den »Green Economy-Aposteln« und »Inclusive Capitalism-Apologeten« der supranationalen Deutungselite. So zum Beispiel bei Klaus Schwab, dem Gründer und Chef des Weltwirtschaftsforums (WEF). Prahlte er im Jahr 2017 noch schamlos und voller Stolz damit, wie die Nachwuchsförderung des WEF, das »Young Global Leaders-Programm« mit seinen über 4.100 Absolventen, erfolgreich Kabinette in aller Welt »penetriert«, scheint er nun – um in der Metapher zu bleiben – die Stellung zu wechseln. Seine jüngsten Einlassungen wirken nicht mehr ganz so großspurig und siegessicher wie zu Beginn der Corona-Krise.
Schon sein 2021 erschienenes Buch »The Great Narrative«, der Nachfolger seiner präpandemischen Prophetie-Prosa »The Great Reset«, schlug leisere Töne an als die vollmundigen Reset-Phantasmen des Vorjahres. Man müsse Vertrauen zurückgewinnen, ergreifendere »Geschichten erzählen«, überzeugendere »Narrative entwickeln«, um die Unterstützung der Massen für die große Transformation nicht einzubüßen, so der Tenor des »großen Narratives«. Und auch beim WEF-Meeting 2023 klang Schwab weniger euphorisch als besorgt.
So wies er während seiner Begrüßungsrede im Jänner 2023 darauf hin, dass die größte Gefahr für die Durchsetzung der »Agenda 2030« in der »zunehmenden Fragmentierung« zu sehen sei. Dabei bezog Schwab sich allerdings nicht auf die Fragmentierung der sich aufreibenden Zivilgesellschaften, oder die schleichende Dekonstruktion globaler Lieferketten – sondern auf die wachsende Kluft zwischen jenen, die einen »konstruktiven Ansatz« zur Bewältigung der Polykrise wählten, womit er selbstverständlich sich und seinesgleichen meint, und jenen, die diesem elitären Effort mit einer »negativen, kritischen, oder gar konfrontativen Haltung« gegenüberstünden. Anders formuliert: Korporatismus-Klaus, der sich redlich Mühe gibt, bei jedem Auftritt das Bild eines typischen Bond-Bösewichts abzugeben, treibt die Sorge um, dass die als Klassenkampf von oben geführte »geoökonomische Remodellierung« der Welt langsam, aber sicher, zu viel Gegenwind in der Normalbevölkerung erzeugt.
Er scheint sich an seine mahnenden Worte aus dem Jahr 2017 zu erinnern. Damals äußerte sich Schwab beim »World Governments Summit« in Dubai (VAE) zum Status quo in puncto Globalisierung wie folgt:
»Diejenigen, die neue Ideen haben, haben stärker von Globalisierung profitiert. Das ist der Grund, dass wir bei den US-Wahlen, oder auf dem Weg zum Brexit, diese Wut bei den Menschen gesehen haben – gegen Globalisierung und gegen die Eliten, die ihrer Meinung nach von Globalisierung profitierten. (…) Gerade wenn wir in die USA schauen, gibt es da diese anti-systemische Bewegung. Was wir sehen, ist eine Revolution gegen das System.«
Schwabs ungutes Gefühl war zu diesem Zeitpunkt primär auf die turbulente Situation in den Vereinigten Staaten zurückzuführen, wo die Wahl von Donald Trump eine soziopolitische Eruption auslöste. Dann kamen Corona, Krieg, Klimawandel und anziehende Inflation. Die dunkelgrüne Enteignungsspirale. Dicht gefolgt von einer destabilisierenden Migrationswelle. Die postulierte Polykrise eben. Jeweils begleitet von konzertiertem »Fear Porn«. Von Angstpropaganda. Auf allen Kanälen. Doch keines der deutungselitären Narrative konnte die Erwartungen von Klaus und Konsorten erfüllen. Keine Lüge verfing nachhaltig. Keine der medial amplifizierten Krisen hat eine ausreichende Anzahl von Menschen auf Dauer vereinnahmt und in Ohnmacht versetzt. Im Gegenteil. Immer mehr Bürger werden sich der zahlreichen Lügen, Strohmänner und Nebelkerzen gewahr, die ihnen im Verlauf der Jahre und Jahrzehnte vorgesetzt wurden.
So sprach Klaus Schwab denn zu Beginn dieses Jahres auch bevorzugt über »Kooperation«. Allerdings nicht über Kooperation mit jenen Menschen, die von hausgemachter Polykrise und oktroyierter »Remodellierung« betroffen oder benachteiligt sind – sondern über die Kooperation der im Davoser Auditorium versammelten Eliten untereinander. Über eine stringentere Zusammenarbeit der »Global Governance« und den Ausbau der Dominanzkultur. Es gelte, neue Wege zu finden und überzeugendere Storys zu präsentieren, um die Unterstützung der Massen zurückzugewinnen. Um das erodierte Vertrauen in die korporatistischen Führer wiederherzustellen.
Ins gleiche Horn stieß BlackRock-CEO Larry Fink, offiziell der mächtigste Vermögensverwalter der Welt, am 17. Januar 2023. Nach zunehmenden internen wie externen Protesten gegen BlackRocks Unterstützung der dogmatischen Regenbogen-Agenda teilte Fink in seinem jährlichen Bulletin für Konzernchefs beschwichtigend mit, dass der von BlackRock unterstützte Stakeholder-Kapitalismus »nicht woke« sei, dass es sich bei der Investmentstrategie seines Unternehmens nicht um Support für die Durchsetzung einer soziopolitischen oder ideologischen Agenda handele.
Seltsam – sprach Fink bei einem Podiumsgespräch der New York Times vom 9. November 2017 doch noch davon, dass man gewünschte »Veränderungen erzwingen« müsse. Dass man die flächendeckende Einführung und Einhaltung des »Corporate Equality Index« (CEI) nur durch monetären Druck erreichen könne, weil Unternehmen nicht aus freien Stücken die Einführung von »Diversity, Equity, Inclusion«-Konzepten (DEI) verfolgen oder sich dem Finanzdiktat von »Environmental, Social & Corporate Governance«-Dogmen (ESG) unterordnen werden.
Dieses Sammelsurium von Wohlfühl-Akronymen – CEI, DEI, ESG – repräsentiert Teilprojekte der »Sustainable Development Goals« (SDG), des übergeordneten Programmes der Vereinten Nationen (UN), das als Teil der Agenda 2030 seine 17 Dystopie garantierenden »Nachhaltigkeitsziele« durchzusetzen gedenkt. Und das ist Larry Fink bewusst. Im CEO-Bulletin 2021 erklärte er explizit, dass BlackRock erwarte, dass Unternehmen, die sich im Portfolio der Investment-Krake befinden, ihr Engagement in fossilen Energien drastisch reduzieren. Im Bulletin des folgenden Jahres betonte Fink, dass BlackRock von den Unternehmen, in die es investiert, einen Plan zur vollständigen Dekarbonisierung ihrer Geschäfte bis 2050 verlange.
Mittlerweile sollen aber nicht nur besagte Unternehmen, sondern auch sämtliche Zulieferer diese Vorgaben erfüllen. Die gesamte »Supply Chain«. Noch im März 2023 vermeldete die Nachrichtenagentur Reuters, dass BlackRock die Karenzzeit zur Einhaltung bestimmter ESG-Kriterien für Unternehmen kurzfristig halbiert habe. Anstatt 90 Tagen blieben ihnen jetzt nur noch 45 Tage, um die Vorgaben des Investmentgiganten zu erfüllen. Bei Nichteinhaltung drohe Rauswurf aus verschiedenen Fonds. BlackRocks Tagesgeschäft ist das einer Drückerkolonne. Erpressung, Nötigung, Betrug. Nicht umsonst nannte Werner Rügemer sein empfehlenswertes Buch über den Investmentriesen »BlackRock & Co. enteignen!«.
In Anbetracht von BlackRocks globalem Einfluss und des eineinhalb Jahrzehnte andauernden Engagements für die Durchsetzung von Green-Economy-Dogmen, für CEI, DEI und ESG, wirkt es befremdlich, dass in Larry Finks aktuellem Bulletin, das aufgrund von BlackRocks Marktmacht durchaus als konkrete Arbeitsanweisung für die gesamte Finanzbranche einzuordnen ist, das Kürzel ESG nicht einmal mehr auftaucht. Keine Nachhaltigkeitspredigt. Keine neuen Forderungen zur Remodellierung des Wirtschaftssystems. Stattdessen spricht Fink nun plötzlich davon, dass die Politik, die technologische Innovation und die Verbraucherpräferenzen das Tempo der Dekarbonisierung bestimmen sollen. Er betont, dass es nicht Aufgabe von Minderheitsaktionären sei, Unternehmen Anweisungen zu geben. Lippenbekenntnisse. Bestenfalls. Selbst Reuters merkt an, dass BlackRock seine strategischen Ziele keinesfalls geändert habe oder ändern wird.
Finks mafiös operierende Kapitalkrake gilt als mächtigstes Finanzunternehmen der Welt. Es ist an nahezu allen internationalen Großkonzernen beteiligt. BlackRock nimmt über seine Anteile und Investitionsvolumen Einfluss auf die Finanzwelt, auf Konzerne, Staaten und sogar Zentralbanken. BlackRock verwaltet derzeit etwa 9,4 Billionen (Eng., Trillion) US-Dollar »Assets under Management« (AUM). Fast eine Billion mehr als im Vorjahr. Das Geld fließt Finks Milliarden-Magnet in Strömen zu. Die von seiner Kapitalsammelstelle betriebene Investment-Plattform »Aladdin«, die mittlerweile von allen wichtigen Finanzinstitutionen der Welt genutzt wird, bewegt vollautomatisiert weitere 21,6 Billionen Dollar an investiertem Kapital. Ein unüberschaubares Netz finanzieller Akkumulation. Hunderte von Groß- und Einzelinvestoren. Die gesamte Konzernelite. Abertausende von Beteiligungen. Abermillionen von Transaktionen.
Welchen Einfluss mag wohl ein Investmentvehikel haben, wenn es nur überschaubarer 250 Investoren bedarf, um ganze 10,5 Billionen US-Dollar an Anlagevermögen zusammenzubringen? Eine Billion mehr als BlackRock. Die Antwort scheint das »Mission Statement« auf der Webseite der betreffenden Organisation, des »Council for Inclusive Capitalism« (CIC), zu geben. Dort liest man: »Wir mobilisieren den privaten Sektor, um ein inklusiveres, nachhaltigeres und vertrauenswürdigeres Wirtschaftssystem zu kreieren«. Inklusiver Kapitalismus? Ein Widerspruch in sich. Und ein neues Weltwirtschaftssystem? Erinnern Sie sich, dafür votiert zu haben? Eben. So viel zu Partizipation im heutigen System.
Gegründet wurde das wenig bekannte Investmentmonster von Lynn Forester de Rothschild, Vertreterin der bekannten Bankiersdynastie und CEO von E.L. Rothschild, einer Finanzholding – Motto: »Fokussiert auf das Langfristige« – die unter anderem am 1843 gegründeten und in London ansässigen Medienkonzern The Economist Group beteiligt ist. Dieser gibt das international einflussreiche Magazin The Economist heraus, das sich auf geopolitische und geoökonomische Berichterstattung sowie Risikoanalysen spezialisiert hat. Dazu nutzt das Unternehmen eine Art internen Nachrichtendienst, die Economist Intelligence Unit, die zum Beispiel für die Ermittlung des offiziellen, in 167 Ländern »gemessenen« Demokratieindex verantwortlich zeichnet. Und auch sonst dient »The Economist Group« vor allem der Durchsetzung von Partikularinteressen.
Die schwerreiche Gründerin des CIC ist eine langjährige Freundin der Clintons, stand dem Menschenhändler Jeffrey Epstein nahe und tauchte mehrfach in den durch WikiLeaks veröffentlichten Mail-Archiven von Hillary Clinton auf. Hashtag: #USWahl2016 – oder #PizzaGate. Jetzt betreibt sie ein Kapitalsammelbecken, das vermutlich sogar den finanzarchitektonischen Wirkungsgrad von Wall Street-Granden wie Larry Fink übertreffen dürfte. Unterstützer sind neben der Crème de la Crème der »Superclass« nicht nur der ehemalige McKinsey-Chef Dominic Barton, der Salesforce Co-CEO Marc Benioff, VISA-Chef Alfred Kelly, Allianz-Boss Oliver Bäte, ex-BP-CEO Bernard Looney oder die Rockefeller Foundation, sondern auch Papst Franziskus und die geheimniskrämernde, seit jeher in allerlei fragwürdige Aktivitäten verstrickte Vatikanbank. Selbst CNBC berichtete über diese fragwürdige Allianz zwischen Heiligem Stuhl und Hochfinanz.
Der »Council for Inclusive Capitalism« kann zweifelsohne gravitative Kräfte auf dem privaten Sektor mobilisieren wie kaum eine andere Kapitalsammelstelle. Die Durchsetzung der ESG-Agenda war der primäre Grund für Forester de Rothschilds 10,5-Billionen-Projekt. Trotzdem rudert man nun auch dort zurück. Zumindest vordergründig. Während eines vielsagenden Interviews, das die Rothschild-Repräsentantin im Rahmen des B20-Gipfels, der vom 25. bis 27. August 2023 in Neu-Dehli (Indien) stattfand, dem Sender Bloomberg gab, distanzierte sie sich überraschend von der ESG-Agenda. Es sei an der Zeit, ESG »in den Papierkorb« zu befördern, so Rothschild. Damit meinte sie allerdings nicht die Agenda an sich, sondern lediglich die Terminologie.
Im Elfenbeinturm der Macht scheint jedenfalls angekommen zu sein, dass sich Widerstand gegen die räuberische Klassenkampf-Agenda breit macht. Dass ESG, Klima-Panik und Inklusionsindoktrination nicht in der Breite wirken. Dass »Wokeness« in der Normalbevölkerung als totalitäre Bevormundung mit realitätsfremder Motivation aufgefasst wird. Ungeachtet dessen plädiert die Mega-Investorin vor der Bloomberg-Kamera nicht für ein Zurücknehmen oder eine fundamentale Rekalibrierung der Agenda – sondern für ein simples »Rebranding«. Für eine Umbenennung. Man solle »ESG« als Label nicht verteidigen, sondern künftig eher von »verantwortlichem Wirtschaften«, von »verantwortungsvollen Unternehmen« sprechen und sich auf »profitable Produkte sowie den Kunden« fokussieren – einen Marktteilnehmer, der wahrlich lange nicht mehr im Fokus stand. Die Ziele, die man sich mit der ESG-Agenda gesetzt hat, werde man dennoch durchsetzen, so Rothschild. Aber sie müssten dringend besser vermarktet werden. Aufgrund der überragenden finanziellen Möglichkeiten ihres Forums für Inklusionskapitalisten darf eine solch lapidare Anmerkung am Rande eines Gipfeltreffens durchaus als Arbeitsanweisung für Larry Fink und Konsorten, die nachgeordnete Hierarchieebene, verstanden werden.
Zeitweise ist man fast geneigt anzunehmen, die Zeitenwende käme ein bisschen ins Stocken. Corona 2.0 kommt nicht so richtig in Fahrt, dazu Boykott-Wellen gegen LGBTQ-Indoktrination, Widerstand gegen promiskuitive Sexualkunde und Frühsexualisierung in Schulen, Vertrauenswerte für Staat, Altparteien und Leitmedien in konstantem Sinkflug, die Klima-Kleber gehen immer mehr Menschen auf die Nerven und die Unterstützung für die Ukraine-Strategie des Wertewestens nimmt ebenfalls zusehends ab. Gute Zeichen, möchte man meinen. Parallel legt sich Elon Musk auf Twitter (jetzt X) mit dem Auswärtigen Amt an und kritisiert die deutsche Migrationspolitik – bevor er dem SPIEGEL salopp auf Deutsch mitteilt: »Du hast nicht mehr alle Tassen im Schrank«, weil ihn das Blatt in einem Artikel der Verbreitung von Verschwörungstheorien bezichtigte.
Auch der britische Premierminister und WEF-Günstling Rishi Sunak überrascht, weicht Klimaziele auf, macht Zugeständnisse in Sachen Dekarbonisierung, verteidigt gar die Biologie und spricht auf einem Parteitag davon, dass Menschen nicht einfach nach Lust und Laune darüber entscheiden könnten, welches Geschlecht sie haben. »Ein Mann sei ein Mann, und eine Frau sei eine Frau«, so Sunak im Laufe seiner Rede. Demzufolge muss der britische Premier in Deutschland ab sofort als Persona non grata oder Nazi gelten. Besonders erstaunlich ist Sunaks unerwarteter Affront gegenüber den »Wokeisten« vor allem deshalb, weil Großbritannien sonst stets ganz vorne mitspielt, wenn es um CO2-Reduktion, Krieg, Zensur, Überwachungsstaatlichkeit, LGBTQ, Integrationskrisen oder die Einführung von »15-Minuten-Städten« geht.
Vielleicht haben ihm die massiven Proteste gegen das ULEZ-Projekt zu denken gegeben. Diese intensivieren sich seit Monaten. ULEZ steht für »Ultra Low Emmission Zones«, abgasreduzierte Areale in London und Umgebung, in denen der Individualverkehr durch automatisierte Kameraüberwachung und Sanktionierung der PKW-Halter drastisch reduziert werden soll. Ähnliche Projekte laufen im gesamten Königreich. Schon seit Anfang 2023 orakeln britische Medien, dass dieses Thema dem Premier das Amt kosten könne. Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, von »Big Brother« kontrollierte Öko-Wohndistrikte oder Bio-Ghettos kommen eben nicht gut an – egal, welch absurde Umschreibung man dem Vorhaben angedeihen lässt.
So wird auch das als Freiluftgefängnis in Verruf gekommene Konzept der 15-Minuten-Stadt in punkto Öffentlichkeitsarbeit bald neu positioniert werden müssen. Die »Smart City« gibt es ja schon. Siehe »Bundesverband Smart City«, oder eGovernment.de – 85 Modellprojekte allein in Deutschland. Weitere irreführende Bezeichnungen werden folgen. Vielleicht setzt sich auch das Label »C40-City« durch – ist so schön nichtssagend. Fast 100 Städte haben sich dem im Jahr 2005 gegründeten C40-Netzwerk, das eine globale Bewegung initiieren will, bislang angeschlossen. Unter anderem Berlin und Heidelberg. Die als »C40 Cities Climate Leadership Group« auftretende internationale Organisation wurde von Bill Clinton ins Leben gerufen. Geleitet wird das C40-Projekt vom Multimilliardär und Klimawandel-Apologeten Michael Bloomberg sowie Londons Fabian-Society-Bürgermeister Sadiq Khan – einem ULEZ-Hardliner, der ungeachtet wachsenden Widerstands unlängst ankündigte, die durch das System automatisch erhobenen Gebühren von gut dreizehn britischen Pfund (circa 15,00 EUR) pro Auto und Tag sogar noch erhöhen zu wollen.
Die angeführten Sachverhalte lassen ein einfaches Muster erkennen: Je stärker der Widerstand von unten, desto größer das Entgegenkommen von oben. Das vordergründige Entgegenkommen. Wie beim Judo versuchen die Deutungseliten, die Energie des Angriffs umzuleiten, durch Ablenkung zu reduzieren, anstatt sich ihr frontal zu stellen. Denn wie die vorgängig angeführten Beispiele zeigen, hat die Prädatorenklasse keineswegs im Sinn, von der Durchsetzung ihrer totalitären Green-Economy-Agenda abzulassen. Zugeständnisse, Rekurs und Rochaden dienen lediglich der Besänftigung schwelenden Volkszorns. Als Licht am Horizont. Hier und da aufblitzende Hoffnungsschimmer – als Sedativum für die empörte Masse. Die Ziele ändern sich derweil natürlich nicht. Nur Methodik, Rollout- und Kommunikationsstrategien werden angepasst. Mit etwas »Hopium« angereichert.
Nutzen sich Narrative ab, oder wird ihre Proliferation durch zu viel Gegenöffentlichkeit verhindert, erzeugen sie nicht mehr genug Angst. Sie müssen durch andere ersetzt werden. Das unterstreichen Statements wie jenes von Mariana Mazzucato, Gründerin des »UCL Institute for Innovation and Public Purpose«, die bei einer Pressekonferenz des WEF im Jahr 2022 anregte, das »Thema Wasser« zur nächsten interdisziplinären Krise zu erheben – weil Corona oder Klimawandel eben nicht die erwünschte Folgsamkeit beim Pöbel erzeugt hätten. Mazzucato, die von der FAZ als »Habecks Lieblingsökonomin« bezeichnet wird, ist überzeugt, die Bevölkerung mittels H2O stärker für die Ziele der Eliten »begeistern« zu können. Mag sein. Denn ohne das kühle Nass lebt es sich bekanntlich nicht lange.
Bleibt abzuwarten, was passiert. Denn immer mehr Menschen erkennen, dass sich hinter der Fassade demokratischer Ordnung Tyrannei formiert. Dass sie vom System nach Strich und Faden belogen und betrogen werden. Das Fass droht überzulaufen. Derweil treiben neue Medien zusehends den etablierten Propaganda-Apparat vor sich her, setzen Themen, denen die Mainstream-Öffentlichkeit auf Dauer nicht mehr in der Lage ist auszuweichen. Der digitale Raum – dahingehend Fluch und Segen zugleich – macht es möglich. Ebenso wie die zahlreichen neu entstandenen Print-Medien, Technologie-Start-ups, DIY-Netzwerke, Lebensgemeinschaften und voluntaristischen Projekte, die langfristig massiven Einfluss auf die Gesellschaft haben werden. Überall brodelt es. Überall entsteht Neues. Von unten.
Mittlerweile protestieren selbst Linksaktivisten gegen BlackRock. Allerdings nur deshalb, weil sie den Standpunkt vertreten, Finks Konzern betreibe »Greenwashing«, übe zu wenig Druck auf die Konzernwelt bei der Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele aus. Sie wollen mehr CEI, DEI, SDG und ESG. Fazit: Thema verfehlt. Aber immerhin. Leichter machen es die zunehmenden Proteste von allen Seiten Finks Finanzmafia nicht. Außer, eines der Kernziele der herrschenden Kaste besteht darin, absolutes Chaos zu erzeugen, um daraus Neues zu erschaffen. Für eine solche These spricht die »Polykrise«. Und die historische Tatsache, dass weitreichende Neuordnungen des Weltfinanzsystems oder geoökonomischer Strukturen bisher nur nach zwei Weltkriegen möglich waren.
Summierend muss man festhalten: Hinterfrage alles! Denn nicht jeder Freiheitskämpfer ist ein Held, manch eine Rochade nur taktisches Kalkül, mancher Rückzug nur ein neuer Anlauf. Eine gewonnene Schlacht ist noch kein Sieg. Zwei Schritte vor – einen zurück. So verschieben autoritäre Herrschaftssysteme auch zementierte rote Linien. Indem sie die Bevölkerung an verschärfte Unterdrückungsmechanismen gewöhnen. Indem sie darauf hinarbeiten, dass Menschen Ideologie mit Inhalt assoziieren, und Freiheit mit Unsicherheit. Und Unsicherheit erzeugt Angst. Genau die sollten wir demnach nicht haben. Diesen Gefallen sollte man der generationsübergreifend organisierten Kriminalität von oben nicht tun.
»Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen.« (Friedrich Nietzsche)