“Menschenrechte statt rechte Menschen”?
Teil II: Die sechs Weisen der Rechtsetikettierung
9. März 2024 von Prof.em. Dr. Hans-Jürgen Bandelt
Dateianhang:
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Für den bei Aufmärschen und symbolischen Aktionen abgegriffenen Begriff ‚rechts‘ existiert keine klare Definition. Es ist ein Schimpf- und Schmähwort geworden, ähnlich wie ‚undemokratisch‘, das die (Liktoren-)gebündelte ‚extreme Mitte‘ in gleicher Weise einsetzt: Wer gegen sie ist, ist undemokratisch und rechts und soll raus und weg. Die Demokratie erreicht ihr Endstadium.
Denn für dieses Leben ist der Mensch nicht schlau genug, niemals merkt er eben allen Lug und Trug ( – vier Zeilen aus: Das Lied von der Unzulänglichkeit, von Berthold Brecht, 1928).
Ausgerechnet Sport – wie schon 1933. Was ist nur jenen Verantwortlichen in den Sinn gekommen, für große Sportverein eine Aktion gegen “rechts” anzusetzen? Ich habe von einem Mitverantwortlichen gehört, dass damit auf ein gesellschaftliches Problem hingewiesen und eine Diskussion angestoßen werden sollte. Eine Diskussion aber ist nur echt und ehrlich, wenn sie ergebnisoffen formuliert wird. Hier wurde jedoch eine politische Gruppe, die man als “rechts” bezeichnet, vorab als Gegner ausgemacht. Ärger noch: Man sagt und schreibt zwar “rechts”, meint aber “rechtsextrem” und denkt “Nazi”. Etwas Anderes wäre es gewesen, die Aufgabe eines Sportvereins zu betonen, alle Menschen zusammenzubringen. So hätte man etwa eine Aktion ‚Wie können wir die gesellschaftliche Spaltung überwinden‘ durchführen können. Die Zerspaltung besticht durch vielfältige Facetten und Furchen und verschärft sich beständig. Beim OTB hieß es zum Event am 2.&3. März unter anderem:
“Mit diesem Wochenende #sportgegenrechts tragen wir einen weiteren Teil zu den Protesten gegen Rechtsextremismus und für Zusammenhalt und Demokratie bei. Das Aufzeigen und die Verurteilung des Rechtsrucks in der Gesellschaft sind wichtig. Doch das Treffen von Rechtsextremen und AfD-Vertretern zeigt deutlich, dass nun gehandelt werden muss, um die Demokratie zu verteidigen” (OTB).
Die Prämissen stimmen hier nicht: Der Bericht über das Potsdamer Treffen war gefälscht und der OTB und andere fielen dankbar darauf rein. Es gibt keinen Rechtsruck in der Gesellschaft. Das, was von der Regierung und ihren Organisationen und Medien als rechts tituliert wird, ist in den allermeisten Fällen nur die opponierende Haltung gegen die Politik der Ampel- und zuvor der Merkel-Regierung. Früher, in den 60er und 70er Jahren, war mehr rechts. Fast alles, was in den letzten Jahren politisch passiert, soll gemäß neoliberalem Mantra alternativlos sein. Und die das nicht akzeptieren, werden als rechtsaffin oder gleich als Rechte gedißt.
Auch ein möglicher Satzungspassus “Im Verein haben Integration und Inklusion einen hohen Stellenwert. […] Dieser gleichberechtigte Zugang zum Vereinsleben geschieht unabhängig von ihrer Nationalität, politischen Ausrichtung, Religion, Talent oder einer Behinderung”, würde es nicht erlauben, politisch rechts Stehende zu bekämpfen, selbst wenn sie “rechtsextrem” sind – was immer das auch sein soll. Wie kann ein solcher Verein mit #sportgegenrechts im Programm da gemeinnützig sein? Denn wer rechts ist, hat zwar eventuell Zugang, darf aber beliebig diffamiert werden? Wo bliebe da der hohe Stellenwert von Integration und Inklusion? Die Rechten (und auch Neo-Nazis) sind Menschen, die dieselben Rechte haben wie die Linken oder wie die, die sich mittig oder völlig unpolitisch fühlen.
Merke: Das Ziel eines Sportvereins darf niemals Ausgrenzen sondern soll immer Vereinen sein.
Wo wähnt man rechts?
[…] “Die Titulierung ‚rechts‘ ist zu einem Kampfbegriff, zu einer Waffe umfunktioniert worden, mit der man jeden Menschen unausgesprochen zu einem Menschenfeind und damit zur Bedrohung erklären kann – unabhängig davon, ob eine tatsächliche Verbindung zu Gewaltbereitschaft und menschenverachtendem Denken besteht.”
Es gibt wenigstens ein halbes Dutzend großer Sachthemen bzw. politischer Narrative anhand derer faktisch der Status “rechts” entschieden wird:
I. Gender & Diversity, II. Klima & Energie, III. Immigration (jeweils mit Beginn innerhalb 1990 – 2019), IV. Corona & Gesundheit, V. Bellizismus, VI. Globale Machtbefugnisse der WHO (jeweils seit 2020).
Die Parteien Die Linke, SPD, Die Grünen, FDP und CDU/CSU ziehen in Bezug auf alle sechs Themen mehr oder weniger an einem Strang. In der neoliberalen Phase (bis 2019) waren Die Grünen dabei durchweg am extremsten. In der aktuellen neoilliberalen (oder neofeudalen) Phase seit 2020 ist bzgl. Thema IV die SPD der Einpeitscher und bzgl. V finden sich die ärgsten Bellizisten in der FDP und CDU (Stichwort: Taurus-Marschflugkörper), während Die Linke in der Kriegsfrage noch am ehesten etwas auf Distanz geht.
Nennen wir mal alle genannten Parteien wegen der im Grundsatz einheitlichen Linie (fast wie in einem Liktorenbündel) in Bezug auf I-VI ganz salopp die Systemparteien – ja, die (Rest-)Linke gehört auch dazu. Bei jedem dieser sechs Sachthemen ist die AfD als einzige Fraktion im Bundestag in Opposition, obgleich ihr traditionelles Thema erst die Geldpolitik und später die Immigrationsfrage war. Und nur dieses Alleinstellungsmerkmal trug entscheidend zu ihrem Stimmenzuwachs bei Wahlen bei, so dass ihr neuer Mitglieder- und Wählerstamm höchst heterogen ist – von links bis rechts, aber halt nachhaltig verloren für die Systemparteien. Gehen wir die Einzelthemen mal durch.
I & III. Es ist bereits seit vielen Jahren bezeugt, dass jeder, der Gender & Diversity als Ideologie oder Glaubensgemeinschaft bezeichnet und verwirft oder die ungeregelte Massenimmigration ablehnt, verdächtigt wird, rechtsextrem zu sein.
Hinsichtlich II und IV sind zur Grundlegung wissenschaftliche Erkenntnisse unabdingbar, und zwar aus dem geologisch- bzw. medizinisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Da müßte eigentlich ein heftiger wissenschaftlicher Disput wüten, der in den Medien abzubilden wäre. Der findet aber seit einem Dutzend Jahren nicht mehr in der Öffentlichkeit statt, stattdessen werden nur einseitig die Aussagen der der Regierung dienenden Experten in den Medien wiedergekäut und die Wissenschaftler der anderen Seite als Verschwörungstheoretiker und Idioten diffamiert. Schlimmer noch: Selbst begutachtete und akzeptierte Studien von Wissenschaftlern werden nach Veröffentlichung von der Zeitschrift zurückgezogen, weil offenbar politischer Druck ausgeübt wurde – jüngstes Beispiel ist ein Artikel zu “COVID-19 mRNA Vaccines” in der Zeitschrift Cureus. Hier kann er heruntergeladen werden.
Das ist totalitäre Praxis und verletzt demokratische Prinzipien. Wissenschaft lebt vom freien Disput und ohne Disput ist die Wissenschaft tot. “Science is on its death bed. Lies, specious argument and fraud abound in a variety of scientific endeavours including the treatment and vaccines for Covid-19. Managers and politicians have taken over where previously the scientists were in charge.”
II. Im Falle des offiziellen Klima-Narrativs übten sich die Mainstream-Medien stets mit Strohmann-Argumenten in der Verleumdung der Skeptiker, die die Sonne als Antreiber der Klimaänderungen sehen und das menschlichen Zutun der letzten 170 Jahre als eher gering einschätzen. Es wird immer wieder behauptet, daß diese Skeptiker den Klimawandel leugneten und nur Verschwörungstheorien verbreiteten. Nein, das tun sie nicht, denn das natürliche Klima ist einer Vielzahl von natürlichen zyklischen Änderungen unterworfen, die sich z.B. in verschiedenen Reihen von Eisbohrkerndaten (Grönland und Antarktis) auch widerspiegeln. Beim Davoser WEF-Gipfel wurde “Klima-Feudalismus – und eine Verarmung der Massen” gepredigt. Die Kritiker des offiziellen Klima-Narrativs werden als rechts eingeordnet. Es gibt genügend hochkarätige Wissenschaftler, die dieses Narrativ als Schwindel entlarven.
Eine Grundregel des aufgeklärten Zeitgenossen ist: Wo immer von Verschwörungstheorie und Desinformation die Rede ist, soll Wahrheit unterdrückt und die Lüge zur Doktrin werden.
IV. Diejenigen, die die SARS-CoV-2-Epidemie begründet als Fake-Pandemie bezeichneten, wurden als Verschwörungstheoretiker und Querdenker diffamiert. Auch in den Vereinen, wie dem OTB, gibt es keinerlei Reflexion oder Aufarbeitung darüber, sondern nur dumpfe Akzeptanz, selbst im Nachhall: “Insgesamt erholt sich die Gesundheitsbranche langsam von den gravierenden Schäden durch die sicherlich zurecht angeordneten Corona-Maßnahmen” [meine Hervorhebung].
Wer heute öffentlich an die Aussetzung der Grundrechte in der Maßnahmenzeit erinnert und mahnt, dem wird das Wort mit “Querdenker raus!” abgeschnitten – so im Märzen passiert in Viersen. Die Verunglimpfung ward sogar noch stärker, als die niedersächsische Justizministerin (!) der SPD unbeirrt und erkenntnisfrei verlauten ließ: “Spätestens seit der Corona-Pandemie wissen wir, wie gefährlich der Sog von Verschwörungstheorien sein kann (…). Es werden Fake-News verbreitet und die Betroffenen verlassen nicht selten den demokratischen Pfad” (NWZ 6. März 2024).
Die Personalie Lauterbach macht deutlich, daß die SPD keine wirkliche Gesundheitspolitik betreiben kann oder will: Das Krankenhaussterben wird forciert. Die Medizin wurde in der Maßnahmenzeit quasi militarisiert: “Den Ärzten wurde von oben vorgeschrieben, wie sie mit den Covid-Patienten umzugehen hatten, und diese Vorschriften wurden mit einer militaristischen Strenge durchgesetzt, wie sie die Ärzte zu ihren Lebzeiten nicht gekannt hatten. […] Ärzte und andere Fachleute, die sich ihnen widersetzten, wurden praktisch vor ein Kriegsgericht gestellt” – um ihnen die Approbation zu entziehen. Und jetzt soll auch laut Lauterbach noch der Gesundheitsbereich auf den Kriegsfall vorbereitet werden.
Querdenker wurden immer wieder mit absurden Konstrukten auf Hetzplattformen als Antisemiten (und damit als absoluter Abschaum) etikettiert. All jenen nämlich, die gegen die Hochfinanz und Bill Gates argumentierten, wurde sofort der Vorwurf des strukturellen Antisemitismus oder der Verwendung von antisemitischen Codes entgegengeschleudert. Hierbei wird erkennbar, in wessen Interesse diese Fake-Kategorie von Antisemitismus konstruiert wurde. Ergo werden diejenigen, die den ganzen Maßnahmen-Zirkus und die sogenannten Impfkampagnen abgelehnt haben, automatisch als rechts eingeordnet. Insbesondere wurden die “Ungeimpften” ab Herbst 2021 geradezu in Stürmer-Manier wie Ungeziefer behandelt.
Da wurde klar eine Rote Linie überschritten – und jene Verbrechen sind bis heute nicht aufgearbeitet worden. Hier kann man sich kundig hören: “Der Schrei nach Verständnis und Verständigung steckt vielen in der Kehle”; und man ist dann vorbereitet für Wolfgang Wodargs Tachelesrede über die “Geschäfte mit der Angst”. Allein, was mit den Spritzen gegen CoViD-19 angerichtet wurde, kann als Genozid verbucht werden – mit etwa 6 Millionen Toten weltweit (gemäß meiner eher konservativen Hochrechnung anhand der deutschen Daten (ausgewertet von Kuhbandner & Reitzner); andere sprechen sogar von 10 oder 17 Millionen Todesfällen). Schon “anekdotische Berichte” überschreiten jede vorstellbare Grenze.
V. Bellizismus ist Aufstachelung zum Krieg. Das passiert derzeit in zunehmender Weise, so dass man sich fast an die Kriegsbegeisterung 1914 oder die Hinwendung zum “totalen Krieg” 1943 erinnert fühlen muß. FDP und CDU wollen den Taurus in der Ukraine sehen und damit aktiv in den Baerbockschen “Krieg gegen Rußland” eintreten. Hier ist eine kleine Lektion in Geschichte; angesichts der abgehörten Bundeswehr-Beratung über die mögliche Zerstörung der Krim-Brücke beurteilt die Weltwoche diesen unerhörten Eskalationsschritt. Aus Rußland selbst vernimmt man:
Deutschland bereitet sich auf einen Krieg mit Russland vor. (Dmitrij Medwedew)
Der jetzige Verteidigungsminister Boris Pistorius sprach bereits im Oktober 2023 bei einem ZDF-Interview den fatalen Satz aus: “Wir müssen kriegstüchtig werden.” Die Kriegsbereitschaft gegen Rußland (bzw. die Sowjetunion) wurde im 20. Jahrhundert bereits zweimal erträumt: “Jedes Mal endete das in einer Katastrophe, vor allem für Deutschland”, so Maria Sacharowa.
Schon kleine Kinder werden derzeit (vom ZDF) im Sinne des Bellizismus indoktriniert; siehe Instagram “Kein Taurus für die Ukraine”. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk betreibt so ungeniert Kriegspropaganda. Ein Schandstück ist es.
Wer so für den Krieg ist, das heißt in erster Linie auch für Waffenlieferung ist, kann kein Demokrat sein (Vortrag von Hans Joachim Maaz im Oktober 2023).
Wer “sich heute gegen Aufrüstung, Waffenexporte sowie für eine friedliche und diplomatische Lösung von Kriegen einsetzt, ist plötzlich ein ‚Lumpenpazifist‘, ‚Putinversteher‘ oder gar ein ‚gefallener Engel aus der Hölle‘ und wird damit am Ende ebenso als ‚rechts‘ abgestempelt.” “Wer für Frieden ist, ist automatisch Putin-Versteher” – so jedenfalls in Österreich – und ist somit rechts. Beim Stempeln bleibt es jedoch nicht: Gesetze sind in Deutschland bereits so geändert, daß jemand, der etwa zuviel Verständnis für die russische Politik öffentlich äußert, wegen Billigung eines Angriffskrieges verurteilt wird. Kriegsrecht halt.
Die “geistige Mobilmachung” (Matthias Burchardt) für den Krieg als solchen hat in den letzten Jahren bereits mit Probeläufen stattgefunden, etwa im Krieg gegen die “Ungeimpften” während der Maßnahmenzeit. Die Bevölkerung erlebte “während der von der WHO ausgerufenen Corona-Pandemie einschneidende Eingriffe in die Grund- und Freiheitsrechte. So wurden die Friedensbemühungen früherer Generationen verraten und vergessen, viele der mühevoll erkämpften Rechte der arbeitenden Bevölkerung nach und nach abgebaut“ (Wolfgang Bittner: Ausnahmezustand, 2023).
VI. Die WHO will sich als empfehlende Instanz zu einer anordnenden Instanz umbauen – so die teilnehmenden Staaten durch ihre Statisten da mitspielen. All das soll sich abspielen im Rahmen von “One Health” mit Überwachung, Diagnostik und Therapie inkl. sogenannter Impfstoffe. “Die WHO setzt voll auf Sozialpsychologie und auf Angsterzeugung. Ihr Generalsekretär hat das Nichtereignis Affenpocken zum globalen Gesundheitsnotstand erklärt. Die Weltgesundheitsversammlung hat ein Manifest angenommen, mit dem sich die WHO-Mitglieder verpflichten, die Verhaltenswissenschaften stärker zu nutzen und in die staatlichen Strukturen zu integrieren.” Kritiker sollen systematisch ausgeschaltet werden. Der kanadische Premier geht da mit drakonischen Gesetzen voran.
Fazit. Alle Wissenschaftler und informierte Bürger, die in grundlegender Opposition nur zu einem einzigen der offiziellen Narrative I-VI und stehen, werden als “rechts” etikettiert. Wer alle sechs ablehnt, wird sicherlich als gesicherter Rechtsextremist gelten müssen. Das bedeutet doch, daß die Sicht der Bundesregierung auf die großen Themen alternativlos sein soll und wer das nicht glaubt und akzeptiert, muß rechts und gefährlich sein. Totalitär ist das.
Die Titulierung ‚rechts‘ ist zu einem Kampfbegriff, zu einer Waffe umfunktioniert worden, mit der man jeden Menschen unausgesprochen zu einem Menschenfeind und damit zur Bedrohung erklären kann – unabhängig davon, ob eine tatsächliche Verbindung zu Gewaltbereitschaft und menschenverachtendem Denken besteht. (Paul Soldan)
In den Aufmärschen wird oft rechts mit Nazi gleichgesetzt. Welcher Anteil der Bevölkerung wird faktisch mit rechts etikettiert? Es dürften angesichts obiger Zuordnungen vielleicht bis zu zwei Drittel sein. Viele Bürger wissen vorher gar nicht, daß sie mit ihren Ansichten zu I-VI als rechts angesehen werden. Außerdem würde wohl die große Mehrheit der Deutschen zugestehen, dass rechte Politik zur Demokratie gehört – in Österreich sind es laut Umfrage 61%. Sogar 64% finden, daß “rechts” pauschal verunglimpft wird. Ein solches Zugeständnis würde bei den deutschen Fanatikern der extremen Mitte wegen Kontaktschuld dann ebenso als rechts gelten. Andererseits könnte ein Viertel der Deutschen der dazu konträren Meinung sein, dass rechte Politik keinen Platz in unserer Gesellschaft hat (in Österreich sind es 26%). Gehirnwäsche wirkt. Auf jeden Fall ist es eine Minderheit, die mit Unterstützung der Regierung die (schweigende) Mehrheit der Bevölkerung schmäht und terrorisiert.
Laut Verfassungsschutz ist das “Personenpotenzial der gewaltorientierten Rechtsextremisten” in Deutschland mit 14000 angegeben. Nun ist “potentiell gewaltorientiert” völlig schwammig und ist weit entfernt von tatsächlich gewalttätig. Echte Neo-Nazis dürften es viel weniger sein, die teilweise durch V-Leute in örtlichen Kleingruppen geführt werden und damit bestens überwacht sind. Eine Massenbewegung kann daraus niemals entstehen. Nur zu Terroranschlägen könnte es kommen, wenn (anläßlich geplanter Gesetzesverschärfungen) das durch V-Leute angeschoben würde.
Aufmärsche gegen rechts
“Wenn in einer Demokratie die Menschen nicht gegen die Regierung, sondern gegen die Opposition auf die Straße gehen, so ist dies ein merkwürdiger Vorgang”, so Jens Berger von den Nachdenkseiten; siehe auch die Kommentare zu seinem Beitrag. Selbst der CDU-Abgeordnete Philipp Amthor, “dessen öffentlicher Ruf irgendwo zwischen Omas Liebling und erzkonservativem Abgeordneten liegt”, verwahrt sich mit Hinweis auf Innenministerin Faeser gegen die Kampagnen gegen rechts: “Es hilft uns nicht, wenn man versucht, unter vagen Begriffen wie rechts, Delegitimierung und Hetze das eigene Politikprogramm durchzusetzen.” Er will rechtsextrem von rechts unterschieden und bekämpft wissen.
Bei den Aufmärschen “gegen rechts” sah man im Januar 2024 zB in Schwerin folgende Parolen: „Nazis raus!“, „Ganz Schwerin hasst die AfD“ und „Alle zusammen gegen den Faschismus“. Das mit “ganz” und “alle” kann ja wohl nicht stimmen, da allein 7 Mitglieder der AfD im Schweriner Stadtrat (von insgesamt 45 Mitgliedern) sitzen. Nimmt man da etwa stillschweigend an, daß diese 7 Stadträte keine Menschen seien, sondern Tiere? Und wo sind denn die Nazis und wo die Faschisten? Geht es da um die AfD? Dann müßte § 186 StGB zur Anwendung kommen hinsichtlich übler Nachrede, denn Falschbehauptungen über Personen sind auch dann nicht erlaubt, wenn der Täter glaubte, dass diese stimmten.
Die Aufmärsche gegen die AfD richten sich direkt gegen ein Fünftel bis ein Viertel des Volkes. Es gab schon Schilder im Januar 2024 mit der Aufschrift “AfDler töten. Nazis abschieben”; die Staatsanwaltschaft Aachen ermittelt. Haben überhaupt jene Marschierer, die den Hass vor sich hertragen gegen die AfD, jemals deren Parteiprogramm gelesen oder Reden von Alice Weidel analysiert in Hinblick auf “rechtsradikale” Thesen? Oder sind es wieder nur die Punkte I-VI, die zum hysterischen Hassen führen? Der Hass gegen Menschengruppen nimmt so faschistoide Züge an.
Sogar Mitglieder einer Landesregierung rufen höchstselbst dazu auf, an diesen Aufmärschen teilzunehmen: “Ich möchte Lehrkräfte ausdrücklich ermuntern, an diesen Demonstrationen für unsere lebendige Demokratie teilzunehmen, um ein Zeichen zu setzen – gern auch mit ihren Schülern”, sagt NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU). RT DE kommentierte dies wie folgt: “Der innere Widerspruch zwischen der Behauptung, sich für eine ‚lebendige Demokratie‘ einzusetzen, und gleichzeitig Lehrkräften wie Schülern mit einer derartigen Aussage die Möglichkeit zu nehmen, ihrer eigenen Überzeugung folgend eine Teilnahme zu verweigern, scheint der Schulministerin nicht gewärtig zu sein. Auch die Frage, ob eine solche Aufforderung, wenn sie sich gegen eine nicht verbotene Partei richtet, verfassungsgemäß sein kann, könnte aufgeworfen werden.”
Machtvolle Aufmärsche kannte man in der DDR, gerade in ihrer finalen Phase, wo sich das Politbüro selber feierte und die Errungenschaften pries, für die die werktätige Bevölkerung verantwortlich war, denn der 1. Mai war ja ein Kampf- und Feiertag der Arbeiterklasse. Auch am 1. Mai 1989 bei einsetzender Götterdämmerung mit 700000 Teilnehmern in Berlin (Ost) wurden viele Lieder, am Anfang die DDR-Hymne und zum Schluß die Internationale, gespielt und mitgesungen, aber “Brüder zur Sonne, zur Freiheit” war nicht dabei – es ging ja nicht mehr gegen einen Zar oder Herrscher (Смело, товарищи, в ногу!) – und so hätte es mißverstanden werden können. Die Sonne ging unter.
Im Westen wurde das Lied am 1. Mai und sogar auf SPD-Parteitagen früher regelmäßig gesungen – auch bei uns zuhause in den 50er/60er Jahren. Die damaligen Demonstrationen zum 1. Mai sollten in der BRD die Herrschenden immer wieder erinnern, mehr Arbeitnehmerrechte zu gewähren bzw. sie nicht weiter abzubauen. Der Rückbau begann forciert in der Kohlschen Ära. Jetzt sind die DGB-Aufmärsche solidarisch mit der Regierung.
So stand der Tag der Arbeit 2023 unter dem Motto “ungebrochen solidarisch”; da hieß es: “Der brutale völkerrechtswidrige Angriffskrieg auf die Ukraine – der auch einen Angriff auf die europäische Friedensordnung; auf Freiheit, Menschenrechte, Selbstbestimmung und Gerechtigkeit bedeutet. Frieden, Gerechtigkeit und sozialer Zusammenhalt kommen aber nicht von allein, wir müssen immer wieder dafür streiten und kämpfen. Klimaschutz, Digitalisierung und Globalisierung haben enorme Auswirkungen auf unsere Zukunft und darauf, wie wir arbeiten und leben wollen. Und genau diesen Wandel müssen wir gemeinsam gestalten, und zwar sozial, ökologisch und demokratisch.”
Die Verhetzung Rußlands, der Kampf für “Klimaschutz” und die Akzeptanz der Globalisierung, sozialverträglich maskiert, versteht sich, offenbart, wohin die Reise für den DGB gehen soll. Es gibt allerdings einen gravierenden Unterschied zwischen jenen DDR-Aufmärschen und den heutigen Aufmärschen (mit weniger Teilnehmern): Damals wurden die Errungenschaften und die internationale Solidarität gefeiert und dabei die real existierenden Probleme beschönigt oder unter die Tribünen gekehrt, während heute der stete Kampf gegen angeblich immer gefährlichere Gegner der Regierungspolitik beschworen wird. Damit ähneln die Aufmärsche unserer Zeit eher den Aufmärschen der frühen dreißiger Jahre.
Undemokratische Parteien und die politische Mitte
Wie kann es eigentlich in der Demokratie undemokratische Parteien im Parlament geben? Die stünden dann doch nicht auf der fdGO, etwa weil sie das Führerprinzip lebten. Nein, das Wort demokratisch hat eine Wendung erfahren: Es bezieht sich nur noch auf die Systemparteien, in denen es kein links noch rechts mehr gibt. Wer nicht dabei ist, ist also undemokratisch – das ist das grüne Weltbild.
Bei der Veranstaltung von Grünen-Chef Omid Nouripour am Aschermittwoch gab es Protest und lauten Unmut; er sagte wörtlich: “Wenn unsere Veranstaltungen nicht stattfinden können, dann ist das ein Problem der demokratischen Parteien an und für sich. Und wenn es der SPD passiert, dann ist es genauso auch unser Problem.” “Das gelte auch für CDU, CSU oder FDP”, heißt es weiter in der NWZ vom 16. Februar 2024; im Klartext also: Die Linke und die AfD sind keine demokratischen Parteien.
Wohl nicht zufällig kommt Winfried Kretschmann zum ähnlichen Schluss, dass nämlich die politische Mitte gerade alle demokratischen Parteien meint. Und wieder raus sind Die Linke und die AfD. So ist die (Liktoren-)gebündelte politische Mitte in den letzten vier Jahren extremistisch geworden – nur diese sei nach eigenem Selbstverständnis demokratisch und alle anderen seien undemokratisch. Dass die Linke von den Grünen diffamiert wird, liegt an dem Kunstgriff, dass der schwarze Block der Antifa wegen ihres pseudo-linken Vokabulars der Linken zugeordnet anstatt als faschistisch genannt wird.
Auf den Aufmärschen gegen rechts sieht und hört man immer wieder die Forderung, die AfD zu verbieten. Politiker fangen an, das populistisch zu erwägen, um die Stimmung anzuheizen. Auf welcher Grundlage? Die AfD ist eine demokratische Partei, wenn man das Parteiprogramm zur letzten Bundestagswahl zugrundelegt. Die Partei steht auf der fdGO. Basta. Daran kann aus juristischer Sicht nicht gezweifelt werden. Natürlich zeigt sich im Programm ein Konservativismus: Die AfD ist eben keine linke Partei. Die Rolle der Frau wird im Programm wie vor einem halben Jahrhundert gesehen, Arbeitnehmerrechte werden nicht gefördert und eine gewisse soziale Kälte läßt sich zwischen den Zeilen lesen, auch gibt es keine Begeisterung für Zugewanderte – all das mag unschön sein, doch ist es legitim und absolut grundgesetzkonform.
Auch das etwaige Argument, dass da einige rechtsradikale Personen in der AfD aktiv seien, verfängt nicht. Wenn da jemand etwas Strafbares sagt oder tut, dann muß er eben angeklagt und eventuell verurteilt werden. Viel realistischer ist es allerdings anzunehmen, dass einige ultrarechte Heißsporne in Wirklichkeit eingeschleuste V-Leute sind: agents provocateurs. Man hat es immer wieder bei Treffen, Kundgebungen und Demonstrationen erlebt: “Durch eingeschmuggelte Provokateure und dank ‚zufällig‘ vor Ort anwesender Fotografen und Mainstream-Journalisten werden Bilder produziert, die dazu dienen sollen, das gewünschte Narrativ zu unterstützen.”
“Dass auch in der AfD heute V-Leute aktiv sind, ist kein Geheimnis. Erst vor drei Wochen sprach Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) im Landtag von einer „zweistelligen“ Zahl an AfD-Spitzeln, über die man mittlerweile verfüge,” wie am 19. Februar 2024 vermerkt wurde. V-Leute können auch leicht Szenarien in Gang setzen, die dann später medial ausgeschlachtet werden, wie im Falle des Potsdamer Treffens.
Dass aufgehetzte Menschen, Jugendliche, marschieren, gab es schon: In Potsdam nahmen ca. 80000 Jugendliche am 1. und 2. Oktober 1932 an einem Marsch teil. Dagegen war – ebenfalls in Potsdam – die Staatsdemo aller Altersgruppen gegen rechts am 15. Januar 2024 etwas geringer besucht und der Marschweg dort war diesmal nicht so lang. Dafür zeigten sich auf der Veranstaltung Teile des Bundeskabinetts (Scholz, Baerbock) und der Potsdamer Oberbürgermeister hat vor den Aufmärschlern gesprochen.
Man sollte sich mal anhören, was die Gegenseite zu sagen hat – und dann mal selber recherchieren und nachdenken: War das nicht am Ende nur eine bösartige Schmierenkomödie der Medien in Absprache mit dem Bundesinnenministerium? Marc Friedrich analysiert das im einzelnen. Jedenfalls hat die Causa Correctiv ein erstes juristisches Nachspiel vorm Landgericht Hamburg.
Also was sollen Hatz, Hurz und Hetze auf die AfD? Nun, sie ist derzeit die einzige ernst zu nehmende Konkurrenz für die Blockflöten des Systems. Falls die pogromartige Stimmung gegen die AfD so weit geführt würde, dass es für die Mehrheit schließlich völlig akzeptabel und zwingend erschiene, dass das Bundesverfassungsgericht diese Partei einfach verböte – in eklatanter Verletzung des Grundgesetzes, dann wäre ein Schritt in die falsche Richtung unternommen und die Rote Linie zur Diktatur nicht nur temporär (wie in der Maßnahmenzeit) sondern endgültig überschritten.
Im Sauseschritt
„Statt den Menschen dienen Politik und Wirtschaft immer mehr Großkonzernen und supranationalen Organisationen, welche Macht anhäufen und global oberhalb der Staaten agieren – Gesundheit und Medizin werden zur Ware – Die Ungleichheit wird immer größer – Es werden Gesetze verabschiedet, welche die Demokratie aushöhlen und den Meinungskorridor immer mehr einengen – Wir erleben zu diversen Themen (Kriegs-)Propaganda und Panikmache, die unsere Gesellschaft spaltet” (KLARTEXT 03|8).
In Polen ist die Meinungsfreiheit bereits gestohlen. Und auch in Frankreich wird es schlimm. Ich zitiere (verkürzt) aus einem Beitrag von norberthaering.de: “Die französische Nationalversammlung hat am 14. Februar ein Gesetz verabschiedet, das einen Artikel enthält, der eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren vorsieht, wenn man von einer wissenschaftlich befürworteten Behandlung einer Krankheit abrät und damit Menschen in Gefahr bringt. Der Maßstab dafür soll ‚der Stand der Wissenschaft‘ (wie ihn Experten behaupten) sein. Damit wird der politisch abgesegnete Stand auf dem Gebiet der Medizin in den Status einer unumstößlichen Wahrheit gehoben. Wer widerspricht, wird eingesperrt.”
Der deutsche Weg ist ungleich geschickter und knüpft an die deutsche Tradition der Kreierung von Sündenböcken an, die man nur geeignet aufstellen muss. “Rechts” wird als generelle Abschaumgruppe in Anschlag gebracht und alles dient dem Kampf gegen rechts. Jede Gegenrede zu dem medial erzeugten Haß der Regierung gilt als rechts und soll später per Erlass und Gesetz Hass/ Verhöhnung/ Delegitimierung heißen, verfolgt und kriminalisiert werden. Das ist flexibler, als wenn man sich nur auf Corona-Infektionen oder auf die “Klimarettung” bezöge.
“Wenn eine Regierung nach zwei Jahren im Amt so weit abgewirtschaftet hat, dass sie – nach den Erkenntnissen der Demoskopie – unter den Wählern keine Mehrheit mehr hat, und dann meint, ein ‚Demokratieförderungsgesetz‘ verabschieden zu müssen, um die politische Konkurrenz unter Druck zu setzen und deren Wähler abzuschrecken, dann ist mit Fug und Recht zu konstatieren: Dies ist eine Demokratie im Endzustand” – in einem langsamen Übergang in den Neuen Faschimus.
Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der fixen Autoren von TKP wieder. Rechte und inhaltliche Verantwortung liegen beim Autor.
Prof.em. Dr. Hans-Jürgen Bandelt war Professor am Fachbereich Mathematik der Universität Hamburg, wo er sich neben der Behandlung kombinatorisch-geometrischer Probleme den Anwendungen der Genetik auf vorgeschichtliche Fragestellungen widmete, sowie Studien zur forensischen und medizinischen Genetik betrieb.