Registriert: Mo 18. Feb 2013, 16:53 Beiträge: 15644 Bilder: 337
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Ich finde dich in allen diesen Dingen Aus 'Das Stundenbuch' von Rilke Ich finde dich in allen diesen Dingen, denen ich gut und wie ein Bruder bin; als Samen sonnst du dich in den geringen und in den großen gibst du groß dich hin. Dateianhang:
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Das ist das wundersame Spiel der Kräfte, daß sie so dienend durch die Dinge gehn: in Wurzeln wachsend, schwindend in die Schäfte und in den Wipfeln wie ein Auferstehn.Dateianhang:
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Alle, welche dich suchen, versuchen dich. Und die, so sie dich finden, binden dich an Bild und Gebärde.Dateianhang:
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Wer Schmetterlinge lachen hört
Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiß, wie Wolken schmecken, der wird im Mondschein ungestört von Furcht, die Nacht entdecken.
Der wird zur Pflanze, wenn er will, zum Tier, zum Narr, zum Weisen, und kann in einer Stunde durchs ganze Weltall reisen.
Er weiß, dass er nichts weiß, wie alle andern auch nichts wissen, nur weiß er was die anderen und er noch lernen müssen.
Wer in sich fremde Ufer spürt, und Mut hat sich zu recken, der wird allmählich ungestört, von Furcht sich selbst entdecken.
Abwärts zu den Gipfeln seiner selbst blickt er hinauf, den Kampf mit seiner Unterwelt, nimmt er gelassen auf.
Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiß wie Wolken schmecken, der wird im Mondschein, ungestört von Furcht, die Nacht entdecken.
Der mit sich selbst in Frieden lebt, der wird genauso sterben, und ist selbst dann lebendiger, als alle seine Erben. Ich aber will dich begreifen wie dich die Erde begreift; mit meinem Reifen reift dein Reich.
Ich will von dir keine Eitelkeit, die dich beweist. Ich weiß, daß die Zeit anders heißt als du.
Tu mir kein Wunder zulieb. Gib deinen Gesetzen recht, die von Geschlecht zu Geschlecht sichtbarer sind.
O Herr, gib jedem seinen eignen Tod. Das Sterben, das aus jenem Leben geht, darin er Liebe hatte, Sinn und Not.
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