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 Betreff des Beitrags: Schöpfungsakt
BeitragVerfasst: So 9. Mai 2021, 11:40 
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[09.05.21 11:49]
Sonntagspoesie

Schöpfungsakt

Echoworte – Beständig, lauter werdend – Sie führen, leiten mich – Nur ich werde den Weg zu Dir finden.

Schwebende Stille – Die Luft so weich - Kniehohes Gras, Moose, bizarres Gestrüpp – Kein Weg, kein Pfad, nichts – Träume ich, wie so oft in den letzten Monaten?

Tausende blaugraue Falter, aufgeschreckt durch meine Schritte – Atem raubendes Luftfarbbalett – Landschaften verschmelzen - Nichts passt zusammen – Einsame Wanderwege - Verkrüppelte Kiefern, die sich ans Felsgestein klammern.

Strandgutschätze – Fische, die nach Mücken schnappen – Seegras, dicht gewebt, wie ein tausendfädiges Tuch – Zerfetztes Wellendurcheinander – Geisterboote gleiten über das Wasser als würden sie schweben – Nordwestwinde reißen Schaumkronen von den Wellen – Sie wehen als feiner Nieselregen über mich hinweg.

Um das Meer aus blauen Lupinien zu bewahren, setze ich jeden Schritt bewusst. Über mir, ein sich ständig verändernder Himmel – Wolkenbilder, silbergrau, darin, gefangene Regenklänge.

Nebelgeister, Irrlichtwege – Alles hier ist Licht – Jeden Tag neu, jede Stunde anders – Hügelgipfel – Die Strahlen der Morgensonne, schieben den dichten Nebel auseinander – Silbrig, davonspringendes Feuerwerk.

Stillleben - Ich verharre, verschmelze mit dem Morgenpurpuraquarell – Runen, Symbole, Zeichen auf meiner Haut – Ich bin berufen, darf weitergehen – Spinnennetze auf meine Augen – Buntwelt - Ich durchschreite das Kaleidoskop.

Sommerfarben – Purpur, Violett, Blau – Quellwasser, so klar, wie reines Glas – Wind – und Wassergeschichten, gemalt und geschrieben, in sonnenweißen Sand – Gläserne Endlosgänge – Glattgeschliffen - Dunkel, schwarz, wie Obsidian.

Augen, moosgrün, die mich verfolgen – Moosgrün mit smaragdenen Punkten – Ein Grün, als würde sich ein magischer Wald darin widerspiegeln – Herzstillstand – Ich erinnere mich, ich erinnere mich - Dies ist die Zeit vor der Zeit - Ich bin meinem Ziel so nah.

Töne, geheimnisvoll, schwer – Strahlenströme – Ich will die Funken hüten – Uralte Wälder, uraltes Sein – Dom, der Gesänge – Heilige Choräle - Dazwischen junges Werden – Kiefernnadeln beblauen den Weg - Sumpfwiesen, ich versinke bis zu den Knöcheln darin.

Tage fallen, Nächte steigen - Zwölf Nebelfrauen – Weiß, rein, hell, geleiten mich aus der Orientierungslosigkeit – Ich erinnere mich wieder – Daran, dass ich Dich träumte – Heimwehherz, es führt mich zu Dir.

Regenbogenlicht - Farben sprechen – Die Stille ist laut – Gedanken von gestern - Da ist mehr als nur das – Mehr als nur Du – Vage Erinnerungen – Traumsequenzen – Du offenbartest Dich mir – Ich muss befreien, muss erschaffen.

Goldener Sonnenregen – Mutter Gaia schenkt mir das Gewand – Einzig Jener, den sein Strahlenfeuer nicht versengt, ist berufen den Schöpfungsakt zu vollziehen.

Urstille – Zeitstillstand - Die Natur scheint zu schlafen – Lichtfunken, konzentriert an meinen Fingern und Händen – Der Anfang, bewacht vom Nichts, eingebettet in die Leere – Mutter Gaia´s Kinder, in Grau gegossen – Geschützt, bewahrt, umhüllt.

Im Grau verborgen, eingeschlossen, Blau, Grün, Gelb. Grau, die perfekte Mischung aus Schwarz und Weiß - So alt seine Seele – Unbunt, für all Jene, die nicht erfassen – Klangkörper - Graugestirne Edle.

Gering sie euch achten, ihr Anfang, ihr Ende, ihr unendliches Sein.

Grau auf Grau – Nebeneinander - Drüber und drunter – Millionen verteilt in der endlosen Weite – Anthrazitgrau, Aschgrau, Asphaltgrau, Betongrau, Bleigrau, Diamantgrau, Eisgrau, Flanellgrau, Geistergrau, Gewittergrau, Gletschergrau, Graphitgrau, Karbongrau, Lichtgrau, Mausgrau, Metallgrau, Nebelgrau, Panzergrau, Perlgrau, Pflastergrau, Platingrau, Rauchgrau, Sandgrau, Schiefergrau, Silbergrau, Stahlgrau, Taubengrau, Zementgrau, Zinngrau.

So viele Variationen. Was, wenn ich den falschen Grauton wähle? Redet mit mir, redet! Ich überlasse euch das Wort, euch, ihr stummen Lehrer, ihr schweigenden Erzähler, ihr leisen Dichter, ihr stimmlosen Sänger.

Unbezwingbarkeit und Erneuerung, Würde und Weisheit, Übergang zwischen Bekannten und Unbekannten – Ich schätze eure Eigenschaften – Weist mir den Weg – Mutter Gaia, ich bin hier in ihrem Auftrag, um sie zu befreien, sie, die Eine, welche liegt verborgen im Stein.

Ich weiß, ein jeder von euch, ihr Großen und Kleinen, ihr Runden und Eckigen, ihr Harten und Weichen, ihr Bizarren und Wohlgeformten, ihr alle seid beseelt, wahrhaftig beseelt, denn nur, was beseelt ist, bleibt bestehen.

Oh, ihr Immerwährenden, niemals Vergehenden, jede einzelne der euch innewohnenden Seelen ist so unendlich groß – Ihr wertet nicht, ihr tötet nicht, schändet nicht, Lügen sind euch fremd, Ränkespiele verpönt – Ihr seid die besseren Menschen, wahrlich, dem ist so, ich kann es bezeugen!

Mutter Gaia, ich habe Augen um zu sehen, jedoch Deine Kinder, es sind derer so viele, allesamt gekleidet in Grau, verwehren mir zu finden, weswegen Du mich in meinen Träumen aufsuchtest und mich schicktest hierher.

Ich weiß, nichts ist ist einfach aufzuspüren, was ist von hohem geistig-seelischen, von individuellem Wert. Ich bin mir im Klaren darüber, dass ich mental gefestigt, ausdauernd und körperlich stark werde sein müssen. All diese Attribute und noch mehr, erkanntest und erkennst Du hoffentlich jetzt, da ich an meinem Zielort angekommen bin, auch weiterhin in mir.

Ich werde Dich nicht enttäuschen, auch, wenn sich mir Dein Plan noch nicht vollständig erschließt, denn, ich vertraue.

Mutter Gaia, ich begreife, ich darf nicht mit den Augen, nicht mit dem Verstand, sondern ich muss mit meiner Seele, mit meinem Herzen sehen – Meine Finger, meine Hände müssen sprichwörtlich begreifen – Müssen erfühlen, ertasten, berühren – Meine Zunge kosten, schmecken, probieren – Meine Lippen, die Ihren, unter diesem einen Grau erspüren.

Ihre Küsse, ich kann sie noch immer schmecken. Ihre Finger malten Geschichten, Versprechungen, Schwüre, Liebesbekundungen auf meine glühende Haut. Ihre Sinnlichkeit, mein steiger Begleiter, mein Sehnen, Hoffen und Wünschen – Ich kann sie hören, sehen, fühlen, voll und ganz wahrnehmen - Verheißung, sie ist ganz allein mein.

Sie verteilte ihre Seele auf meinen Lippen – Wie könnte ich vergessen, wie könnte ich?

Ich frage mich: Jage ich einem Traumphantom hinterher? Bald schon, noch heute, werde ich es wissen – Ihr Antlitz, meine Netzhaut wird es für immer verwahren, es konservieren, sie hat es in unserer letzten gemeinsamen Traumreise dort hinterlassen.

Darum, Mutter Gaia, lass mich fühlen, denn, ihre lautlosen Rufe überfluten mein Herz. Ich atme ihre Ruhe, ihre ihre Stärke, ihre Zeit – Seelensehen, Mutter Gaia – Augen stören da nur.

Ich spüre die Schwere des Rucksacks auf meinen Schultern. Kann weder mit Schamanismus noch Zauberei aufwarten – Körperkräfte sind gefragt, dazu meine Intuition, die mich hoffentlich leitet und führt.

Unbehauene Seelengefäße, ich muss nur das Eine finden.

„Wo bist Du, wo?“ Der Wind trägt meine Worte in die Ferne.

Schleierdünste, geheimnisschwer. Ich folge meinem sichtbar, mir voran gleitenden Atem – Die Unordnung des Tages, einzig ich kann sie sortieren – Erfurchtgebietende Grauriesen – Vereinzelte Risse im Labyrinth – Zerklüftet, düster, geheimnisvoll, verwunschen, mystisch, teilweise nebelverhangen.

Geröllfeldlaute – Es gelingt mir nicht meine Schritte leise zu setzen – Was, wenn ich nicht allein in dieser Graueinsamkeit bin? Was, wenn ich kämpfen muss, um sie zu finden? Zu gern hätte ich jetzt einen, der sich im Rucksack befindlichen Schlegel zur Hand – Steinmetzwerkzeug, dessen Handhabung ich kaum beherrsche.

Selbst, wenn es mir wider erwarten gelingen sollte, ihre Hülle, ihr Versteck, ihren Kokon zu finden, es wird mir nicht möglich sein Zartgliedriges zu erschaffen – Spalten kann ich, zerteilen, Löcher einschlagen, Kanten abtragen – Ein Mann für´s Grobe eben.


Dort vorne, auf der rechten Seite, zehn Meter entfernt, diese markante Felsformation, das Plateau in Form eines Kelchs, das war einer der Orte aus meinen Träumen – Pfeiftöne, Echowinde, leises Summen, Gerüche von sonnenwarmen Grau, Zwielichtkammern, vom Wind geschaffene Säulenalleen, Grauturmzinnen – Zeitlupensequenz - Ein Kiesel, glatt, reinweiß, handschmeichelnd, sirrt heran und passiert haarscharf meine linke Schläfe – Ich folge seinem lichtblauen Schimmer.

Ein Steinblock, hoch, wie eine Kathedrale, umringt und verwachsen wie es scheint, mit seinen Wächterschwestern - Um sein Haupt herum rotierend, zwölf Sonnenkronen - Fläche an Fläche, Grau an Grau, keine Zwischenräume – Mir wird klar, ich darf keine der Körper verletzen, denn das, wäre definitiv das Ende für mich.

Melodienweberinnen – Unerwartete Hilfe - Ihre hohen Stimmen erschaffen einen Lift aus Glassilberschein – Widersprüchliche Gefühle als meine Füße die spiegelglatte, staubfreie Fläche berühren – Ich komme mir vor, als schände, als entweihe ich – Mir wird bewusst, dass ich ein Eindringling, nicht wirklich willkommen bin, denn, ich bringe Unruhe in die Urzeitstille, Geräusche in diese abgeschiedene, unwirklich erscheinende Welt.

Ewigkeitskerker – Zeit lässt sich nicht bewegen – Ich leere den Rucksack und bette die mitgebrachten Werkzeuge vorsichtig auf das Plateau. Eine Lichtfurche, erscheinend aus dem Nichts, weißt mich an, genau dort den Meißel anzusetzen.

Sanduhrensand - Im Glasraum verharrend – Er fließt erst weiter, ist es vollbracht, ist befreit, herausgearbeitet, das zu Entstehende.

Meine Hände versuchen dem Grau, dem Fels, dem Block, dem Kathedralenstein, Form, Gestalt, Leben zu geben – Ich arbeite Dich heraus – Nein, welch Anmaßung, nicht ich bin der tatsächliche Künstler - Du erschaffst Deine Form, gestaltest Dich selber – Bist bereits da, bereits kreiert – Ich befreie nur, breche auf das Außengrau, erlöse, schäle den Kokon, wie eine Frucht.

Marmor, reinweiß, transluzent, sprich, partiell lichtdurchlässig – Poesie ohne Worte, Musik ohne Instrumente, Choräle ohne Stimmen, eine Ode an Deine Geburt, ein Requiem an die Hülle, die Du hinterlässt.

Atemlos ich staune, ob Deines weichen Körpers, des fließenden Stoffes Deines Kleides, der Symmetrie Deiner Gesamterscheinung, der Perfektion Deiner Selbst – In Dir verkörpert, der Goldene Schnitt!

Du bist real, wirklicher als die Wirklichkeit – Sonnenpunkte, verwoben mit Deinem weißblondem Haar – Oh, wie sehr möchte ich Deine Gedanken, Deine Erinnerungen erwandern – So sehr sehne ich es herbei, das Suchen Deiner Hände – Doppelt versiegelte Einsamkeit, niemals, wieder, niemals wieder wirst Du sie spüren.

Wassergesänge, Licht auf Deinen lächelnden Lippen – Nia – Tief eingraviert in meine Seele, Dein Name – Mit meiner Liebe schmücke ich Dein Haar.

Deine Geburt – Mutter Sonne, Vater Regen, sie schicken uns den Regenbogen, ihr buntfarbiges Kind – Und Mutter Gaia, gibt uns ihren Segen – Ich hingegen wickle Dir meinen Herzseelenring um den Finger – Er unterstreicht meine Worte: „Ich liebe Dich!“ Ich werde sie noch oft, sehr oft sagen.


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Und sollte ich vergessen haben, jemanden zu beschimpfen, dann bitte ich um Verzeihung!
Johannes Brahms
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