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das Schnatterboard
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BeitragVerfasst: So 15. Aug 2021, 18:50 
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Berührungen mit der Vergangenheit, oder aber Nachtbegegnung

Schlaflos! Siebenundfünfzigminuten nach Mitternacht. Stille im Haus. Mann und Kinder schlafen. Regen, heute beruhigt er nicht. Mit einem Glas Wasser in der Hand trete ich vor die Tür. Es kühlt ein wenig ab.

Ich rieche den Staub der Straße, die Nachtdüfte des Sommers. Zwischen den Chemtraillücken blinken ein paar Sterne.

Der Boden vibriert. Kaum spürbar. Etwas liegt in der Luft. Vereinzelte Tropfen treffen meine rechte Hand, rinnen über meine Zehen. Kaum der Rede wert, denn das Vordach bietet den größtmöglichen Schutz.

Ich suche nach dem Auto, dem einsamen Fahrer in der Nacht. Jedoch, keine über das Nass gleitenden Reifen, kein, über mich hinweghuschendes Scheinwerferlicht.

Schritte! Mein Herz schlägt bis zum Hals. Ich flüchte mich zurück in Flur. Die Nächte sind mittlerweile gefährlich außerhalb des Hauses. Weshalb nur war ich so verwegen es zu verlassen? Vermutlich die Erinnerungen an bessere und friedlichere Zeiten. So lange liegen diese nicht zurück, wenige Jahre nur.

Ich schwelge in Nostalgie. Nächtliche Schnitzeljagden durch das Dorf, durch den angrenzenden Wald, schlafen bei geöffnetem Fenster, Zeltnächte im sommerwarmen glühwürmchenerhellten Garten, baden, nackt im See.

Das Land, mein Land, so fremd ist es mir geworden. Ich bin mir fremd. Sehnsucht! Nach, was? Ich vermag es nicht zu sagen. Ich suche, und weiß nicht wonach.

Ich lösche das Licht und starre in die Dunkelheit. Ich weiß nicht, weshalb ich die Haustüre nicht ins Schloss werfe und nach oben ins Schlafzimmer eile. Dummheit? Leichtsinn? Bin ich Lebensmüde? Ich sollte meine Neugierde verfluchen.

Ich zittere. Tatsächlich? Das Wasser im Glas schlägt gegen den Rand. Eiswürfel klirren. Entsetzlich laut, wie ich finde.

Schritte, sie kommen näher. Nicht eine Person, nicht zwei, nicht drei! Unzählige. Eine nicht enden wollende Karawane, wie jene vor drei Wochen. Schwarze Neubürger, in Reih und Glied. Meine Kinder weinten, hatten Angst, ließen sich kaum beruhigen. Nichts half, kein Eis, kein versprochener Ausflug in die Tropfsteinhöhle, keine Aussicht auf eine Übernachtungsparty.

So viel Schwärze. Dazu die fremden Gerüche. Laute, bedrohlich wirkende Stimmen. Dunkle, nicht lesbare Augen. Ab und an, eindeutig ausgeführte und nicht zu missverstehende Handzeichen in Richtung Hals. Fünfzehn Minuten pure Angst! 90% Männer, Krieger, Kämpfer!

Und nun erneut - hunderte, wenn nicht sogar, tausend, oder gar zweitausend paar Füße. Ich zittere, kann mich nicht beruhigen, obgleich diese Schritte bar sind jedweder Aggressivität.

Ich lausche genauer. Kein Marschieren, keine Inanspruchnahme unseres Landes. Vielmehr, ja, schlurfen, wunde Füße, müde Beine, erschöpfte Körper, Stille, statt lautes Geschrei.

Die Neugier treibt mich wieder hinaus. Ich wage mich vor bis zum Gartenzaun, der, wenn diese herannahende Masse es tatsächlich beabsichtigt hier einzudringen, keinen wirklichen Schutz, keinerlei standhaltende Barriere bilden wird.

Ein graues, noch nicht zu identifizierendes Gebilde in der Dunkelheit. Ich rieche Blut, Eiter, offene Wunden. Vereinzeltes Stöhnen. Ich weiß nicht, was mich dazu treibt, jedoch ich trete hinaus. Unter der Chemtrailschicht, der volle Mond. Verschleiert, wie die Masse, nein, die Kolonne, die gespenstig an mir vorüberzieht.

Unwirklich, zwischen den Zeiten hervorgebrochene Geschichte. Schattenhafte Männer, durchscheinend und dennoch vermag ich jedes einzelne der müden, ausgemergelten, staubigen, von Trauer, Kampf, Tod und Entbehrungen geprägten Gesichter genau zu erkennen.

Die nachtgrauen Uniformmäntel verschmutzt und durchnässt vom Regen. Wohl dem, der diesen Schutz noch besitzt. Stiefel, die wenigsten haben noch welche. Kameraden tragen Kameraden, stützen einander, geben einander Halt, bewahren ihre Freunde vor dem Fall.

Eingefallene Augen, eingefallene Wangen, so schwach – Durst, Hunger. Eine Kolonne, ein Heer

von Besiegten. Ein Schandmarsch, flankiert von ihren schwer bewaffneten Feinden.

Ich pflücke zwei Äpfel, will diese, zusammen mit dem Glas Wasser, dem mir nahe stehenden Soldaten reichen. Jedoch, diese blutjungen Männer gleiten einfach durch mich hindurch. Eine Geisterarmee in einer geisterhaften Nacht.

All ihre Leiden, all ihre Schmerzen, all ihre Verluste, all ihre Gefühle strömen durch mich hindurch. Ich er-und durchlebe noch einmal das, was sie mitgemacht haben. Sie wussten, sie kämpften für die Freiheit, nicht nur für ihr Volk, nicht nur für mein Volk, nicht nur für ihr Land, nicht nur für mein Land, sondern für die Freiheit der ganzen Welt und diese dumme bornierte Weltgemeinschaft hat sie dafür verachtet, bekämpft und gehasst.

Ich betrachte mein Land, verraten von Innen, okkupiert von Fremden, Morde, Vergewaltigungen tagein und tagaus. Es ist Krieg, noch immer. Diesmal der gegen unsere Generation. Schwach und wehrlos gemacht, des Rechtes auf Selbstverteidigung beraubt, jubelnd und klatschend, erkennen die Meisten nicht - die 1945 unterbrochenen Kampfhandlungen wurden wieder aufgenommen.

Ein älterer Gefangener ergreift meine Hand. Erschrocken darüber, dass dies möglich ist entschlüpft mir ein stummer Schrei.

„Ihr seid die letzten Opfer jener, die unser Volk so lange schon vernichten wollen. Er, der junge König, hat es gewusst, unumwunden hat er es uns wieder und wieder gesagt, wir wussten Bescheid, ihr nicht.

Euer Kampf wird härter, gnadenloser, blutiger, menschenverachtender und schmerzlicher sein als der den wir ausgefochten haben, denn es wird ihr letztes Gefecht sein, sie werden keine Gefangenen machen, weder Greise noch Kinder verschonen, ihr alle sollt ausgemordet werden. Es ging und geht immer nur darum, ja, darum.

Jetzt bewahrheitet sich, was er prophezeite, die Ausrottung nicht nur unseres Volkes, sondern die Vernichtung aller Europäer, aller Weißen weltweit, wird gerade vollzogen. All die Kriege, die wir gegeneinander führten, aufgehetzt von Jenen, finanziert von ihnen - proftitiert haben sie und sie proftieren auch diesmal wieder, wir sollten uns gegenseitig dezimieren, die Besten unserer Besten verlieren.

Sie alle haben es nicht erkannt und erkennen es auch diesmal nicht, wissen nicht, wo der tatsächliche Feind zu finden ist.“

Seine Worte graben sich tief in mein Gedächtnis ein. Ich sehe, wen er meint, sehe ihre Masken fallen, blicke dahinter. Ich mag es zuerst nicht glauben, bekomme ich seit meiner Geburt doch etwas anderes gelehrt. Täter-Opfer-Umkehr schießt es mir durch den Kopf. Und dennoch, da bleiben Zweifel, zu tief sitzt die Indoktrination.

Ich werde rot vor Scham, weil ich die Wahrheit als Wahrheit erkenne und mich dennoch noch immer dagegen sträube, weil nicht wahr sein darf, was wahr jedoch ist.

Der Hass auf unser Volk, der Hass auf unsere Ahnen, der Hass auf unsere Werte und Traditionen, der Hass auf mich selber, endlich verstehe ich.

Ich möchte mehr erfahren, so viel mehr. Ich schließe mich ihnen an, diesen müden Kämpfern auf ihrem Marsch der Schande. Wellengleich tragen sie mich, nehmen mich auf in ihre Mitte, denn ich bin Blut von ihrem Blut, Fleisch von ihrem Fleisch.

Sie sind mir so nahe, nicht nur körperlich, endlich begreife ich was es bedeutet einer Volksgemeinschaft anzugehören. Da ist so viel Kraft, so viel Stärke, so viel Schutz.

Ich berühre und erfahre die Lebensgeschichte der Männer, kämpfe mit ihnen, leide mit ihnen, erfasse ihre Gedanken, die besagen, sie wissen Bescheid. Dies ist ihr letzter Marsch, für sie wird es keine Zukunft geben, sie werden sterben dort in den Rheinwiesenlagern wo man sie abladen wird. Sie werden in ihren selbst gegrabenen Erdlöchern erfrieren, in ihren Exkrementen ersaufen, an Wundbrand dahinsiechen, verhungern und verdursten.

Jede Nacht, seit Jahrzehnten gehen sie diesen Weg, immer die gleiche Strecke, immer mit den gleichen Gedanken, mit dem Wissen, was man ihnen antun, wie schändlich und menschenverachtend man sie behandeln wird.

Ungesühnt die Verbrechen an ihnen. In die Vergessenheit gestoßen. Ausgelöscht aus den Gedanken des

Volkes. Diffamiert. Es waren keine Bestien.

Tränen stürzen aus meinen Augen, um ihretwillen, aber auch um uns, denn ich begreife, was wir, was die Welt, was Mutter Erde, verloren haben und das alles, was seit 1945 geschieht, was wir gerade durchleiden, der Grund dafür ist, dass wir den, unserem Volk aufgezwungenen Krieg verloren haben.

Ich bin entsetzt, weil ich „rechtes Gedankengut“ zulasse, ich von Humanität nichts mehr wissen will, Bunt als Fehler erachte und Linksrotgrün als Feind ausmache. Links, ich schäme mich in Grund und Boden, denn auch ich war ihnen verfallen, habe geglaubt, habe verurteilt, wenngleich auch nicht aktiv bei Demos. Jedoch, ich war verblendet, habe bedauert und mitgelitten. Oh, was war ich dumm.

„Was können wir tun? Wie können wir das aufhalten?“ Noch während ich frage wird mir klar, es ist zu spät, keine Gegenreaktion wird den angestoßenen Genoziddominostein vor dem Umfallen bewahren.

Der Soldat an dessen rechter Seite ich verharre schaut mich an. Von Panik ergriffen werde ich blass wie eine frisch gekalkte Wand.

„Wenn sie nicht kommen werden euch nur noch wenige Monate bleiben.“

Ich breche zusammen, mitten unter ihnen sinke ich zu Boden, berührt von von ihren Füßen und Beinen, dringen weitere Lebensgeschichten in mich ein.

Klaus, Karl, Fritz, Anton, Josef, Wilhelm, Friedrich, Rolf, Armin, nicht einer dieser Männer wird das Todeslager überleben, keiner von ihnen wird anständig bestattet werden, verscharrt in den Wiesen in denen sie verreckt sind, modern ihre Knochen vor sich hin.

Namenlos und mundtot gemacht, in die Vergessenheit gestoßen, Gesichtslose, niemals Existierte, auf immer Verschwundene, Lücken hinterlassende, Ausradierte, zum Zwecke der Feindpropaganda Diffamierte, all das und noch so vieles mehr, das sind sie und mich, ausgerechnet mich, haben sie auserkoren einen unverfälschten Blick in die Vergangenheit zu werfen.

Warum? Ich bin nichts Besonderes, habe niemals an Geister geglaubt, habe keinerlei Bezug zur Spiritualität, ich bin nur ich, eine von Vielen die ihr Leben zu meistern versucht.

Das „Warum ausgerechnet ich?“, unter anderen Umständen, wenn mir meine Großeltern erschienen wären, würde durchaus relevant sein.

Ich raffe mich auf, tränenüberströmt zwar, am ganzen Körper zitternd, teils vor Nässe, teils vor Angst, haste ich dem alten Soldaten hinterher. Und mir wird klar, dass der Regen kein Regen ist, sondern all die vergossenen Tränen der deutschen Mütter, Väter, Brüder, Schwerstern, Kinder, Freunde und Großeltern, die um jeden einzelnen Verwundeten, Vermissten, zu Tode gefolterten, und Erschossenen jemals geweint worden sind.

„Wer sind sie? Wer wird kommen, oder auch nicht?“ Ich bin so ahnungslos, wie ein dumm gemachter Mensch nur sein kann.

Es erstaunt ihn nur kurz, dass ich frage.

„Die die kommen sollen, ich vermag nicht zu sagen, ob sie es noch tun werden, denn sie sind längst überfällig, vielleicht haben unsere Feinde auch sie bereits ausgelöscht, ist die Dritte Macht, ist die Absetzbewegung, sind die Männer und Frauen in ihren Flugscheiben. Das letzte Bataillon, Kindchen, soll ein Deutsches sein!“

Dann bin ich allein. Die Tränenflut verebbt. Nachtstille! Klatschnass, der Pyjama klebt an meiner Haut, präge ich mir seinen Namen ein, Karl-Ludwig Hauser. Ich nehme mir vor seine Familie zu finden und werde Blumen auf das Rheinwiesenlager legen, in dem er, unter schrecklichen Schmerzen, umgeben von seinen bereits verhungerten und verdursteten toten Kameraden, an Wundbrand gestorben ist.

Und dann, gleich danach, werde ich nach ihm suchen, nach dem letzten Bataillon, das ein Deutsches sein soll.

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Bild Bild Bild Bild
„Verunglimpfungen sind für den, der sie ausspricht, schimpflicher als für den, dem sie gelten“. :jahaaa
(Plutarch von Chäronea)


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