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Die Tragödie von Odessa vom 2. Mai 2014 – Alle Details in chronologischer Reihenfolge

von
2. Mai 2019 17:50 Uhr
Dies ist eine Leseprobe aus meinem Buch über die Entwicklungen in der Ukraine im Jahre 2014, das Sie direkt über den Link bestellen können.
Dateianhang:
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Am 2. Mai 2014 um 15.00 Uhr versammelten sich in Odessa Anhänger des Maidan zusammen mit Fußballfans der Clubs Tschernomorets Odessa und Metallist Charkow, zu denen auch Rowdys, die sogenannten Ultras, gehörten. In der Ukraine sind die Ultras wegen ihrer Gewalttätigkeiten und des offenen Nationalismus bekannt. Vor dem Hintergrund eines Fußballspiels zwischen den Klubs wollten sie einen Marsch unter Motto „Einheit der Ukraine“ durchführen. In ihre Richtung bewegte sich eine Gruppe vom Kulikov-Feld, wo die Antimaidan-Bewegung immer noch ihre Zeltstadt hatte. Es ist schwer, Angaben über die Anzahl der Teilnehmer der beiden Gruppen zu finden, es scheinen insgesamt nicht mehr als 3.000 gewesen zu sein. Es kam zu Zusammenstößen mit Toten. Als die Maidan-Sympathisanten zusammen mit den Ultras und anderen Gruppen die Oberhand gewannen, trieben sie die Antimaidaner ins Gewerkschaftshaus, welches dann ausbrannte. Dabei starben über 40 Menschen.

Ich werde jetzt ausführlich den Liveticker des ukrainischen „Timer“[1] zitieren, da er ausführlicher und zeitnaher berichtete, als alle anderen Medien. Andere russische und ukrainische Medien, die ebenfalls mit Livetickern oder Artikel berichteten, bestätigten die Meldungen des „Timer“, waren jedoch weniger ausführlich und nicht so zeitnah.

Die ukrainische „Timer“ berichtete mit vielen Videos und Fotos in einem Liveticker von dem Tag. Es begann um 15.00 Uhr: „Wie der Korrespondent des Timer mitteilt, versammeln sich auf dem Platz gerade 1.000-1.500 aggressiv eingestellte junge Leute, viele bewaffnet. Die Versammelten rufen „Heil Ukraine“, Tod den Feinden“, „Moskali ans Messer“, „Putin ist ein …“ … Gleichzeitig bewegt sich vom Kulikov-Feld eine Kolonne aus etwa 500 ebenfalls bewaffneten Leuten in ihre Richtung 15.26 Uhr: Die Anhänger des Euromaidan sind maskiert, bewaffnet mit Ketten, Knüppeln Steinen, halten Metallschilde. … 15.29 Uhr: Auf der Straße begannen Zusammenstöße. Eine Gruppe Aktivisten ist durch den Polzeikordon durchgebrochen, es fliegen Feuerwerkskörper, Rauchgranaten und Knüppel. Die Polizei versucht erfolglos die Aktivisten vom Kulikov-Feld zurückzuhalten.“

Auf einem Video in dem Liveticker waren die ersten 20 Minuten der Zusammenstöße zu beobachten.

Weiter schrieb der „Timer“: „15.34 Uhr: Die Polizei drängt die Aktivisten vom Kulikov-Feld ab, hinter ihr sind die Ultras, die aktiv Steine und Feuerwerkskörper werfen. Bei dem Angriff der Euromaidaner nehmen sie Gewegplatten auseinander und benutzen sie als Wurfgeschosse“

Nach einigen Meldungen darüber, in welchen Straßen sich die Kämpfe zutrugen und über erste Verletzte auf beiden Seiten: „15.55 Uhr: Anscheinend gehen beiden Seiten die Feuerwerkskörper aus, die sie zu Beginn des Konfliktes benutzt haben, Explosionen sind immer seltener zu hören. Dafür werfen beide Seiten Steine“

Die Antimaidan-Aktivisten gerieten in die Defensive und verschanzten sich hinter Barrikaden. Um 16.36 Uhr wurde der erste Tote auf Seiten des Antimaidan gemeldet. Dann: „16.55 Uhr: Endlich kommen Ärzte zum Schauplatz der Zusammenstöße, zumindest zwei Notarztwagen, obwohl das viel zu wenig ist. Es sieht so aus, als ob die Polizei erst mal keine Verstärkung bekommt“

Sechs Minuten später wurde Verstärkung für die Polizei gemeldet und endlich auch in passender Schutzkleidung, die Polizei stand bis dahin in ihren normalen Uniformen zwischen den Fronten. „17.22 Uhr: Der Polizei ist es endlich gelungen, die Seiten zum Teil zu trennen, über die Köpfe der Polizisten fliegen Steine und Feuerwerkskörper in beide Richtungen, man hört Schüsse … 17.46 Uhr: Den Anhängern des Euromaidan ist es gelungen, durch eine Polizeikette durchzubrechen und zum Angriff überzugehen, die Aktivisten vom Kulikov-Feld halten bisher die Stellung. Es fliegen Molotow-Cocktails. Dem Kulikov-Feld gelang es, einen Feuerwehrwagen zu übernehmen, rundherum finden schwere Kämpfe statt, Schüsse sind zu hören … 17.54 Uhr: Ein Polizist hat eine Schussverletzung im Gesicht, er wurde vom Notarzt abtransportiert“

Die Antimaidaner wurden zurückgedrängt, einige verschanzten sich in einem Einkaufszentrum. „18.14 Uhr: Die Aktivisten des Euromaidan haben Absperrungen und Barrikaden am Griechischen Platz eingenommen und auf den Resten die ukrainische Flagge gehisst. Die Polizei hat das Einkaufszentrum Athen umstellt, in dem sich Aktivisten des Kulikov-Feldes verschanzen. Vom Dach schießen sie aus Pistolen auf die Euromaidaner, es fliegen Molotow-Cocktails. 18.27 Uhr: Ein Großteil der Aktivisten vom Kulikov-Feld hat sich vom Griechischen Platz zurückgezogen. Sie sprechen von mehreren Toten auf ihrer Seite und vom Einsatz von Schusswaffen von Seiten der Euromaidaner. Außerdem sind nach Information des Timer bei den Zusammenstößen schon dutzende verletzt worden, einige schwer. … 18.40 Uhr: Polizisten versuchen einen Aktivisten vom Kulikov-Feld aus der Konfliktzone zu bringen, sie sind von einer Menge Euromaidaner eingekreist, die immer wieder die Polizisten angreifen und „Schande“ rufen und dazu auffordern, den Gegner zu verbrennen. 18.47 Uhr: Auf der Preobrazhenskaya Straße werden Barrikaden beseitigt, um einen Notarztwagen durchzulassen. Auf der Straße liegt ein schwer am Hals verletzter Mann, ein Aktivist vom Kulikov-Feld, der Euromaidanern in die Hände gefallen war. 19.08 Uhr: Die Anhänger des Euromaidan, unter ihnen viele Fans von Tschernomorets Odessa und angereiste Ultras, gehen in Richtung Kulikov-Feld. Sie sind fest entschlossen, das Zeltdorf dort aufzulösen. Nach ersten Angaben sind es einige tausend, die meisten bewaffnet. … 19.25 Uhr: Die Kämpfe am Kulikov-Feld haben begonnen. Sofort fliegen Steine und Feuerwerkskörper. Irgendwer hat sich auf dem Dach des Gewerkschaftshauses verbarrikadiert, es sind anscheinend Aktivisten des Kulikov-Feldes in dem Haus. Ein Zelt wurde angezündet. 19.32 Uhr: Auf dem Platz brennen die Zelte, am Eingang vom Gebäude sind Barrikaden errichtet worden, über die Feuerwerkskörper, Steine und Molotow-Cocktails in beide Richtungen fliegen, es gibt Verletzte. 19.34 Uhr: Auf dem Platz ist Polizei aufgetaucht, aber zu wenig. Sie spazieren über den Platz, greifen in das Geschehen aber nicht ein. 19.36 Uhr: Einige der Anhänger des Euromaidan haben Feuerwaffen, Pistolen. Sie versuchen die Gegner, die sich auf dem Dach des Gewerkschaftshauses befinden, abzuschießen.“

Dann eskalierte es weiter: „19.51 Uhr: Die Euromaidaner stürmen das Gewerkschaftshaus. Im Haus hört man Schüsse, nach letzten Meldungen kämpfen sie schon im 5. Stock des Hauses. 20.07 Uhr: Das Gewerkschaftshaus brennt, auf dem Platz rufen die Aktivisten „Ukraine“. Nach unbestätigten Meldungen springen aus den Fenstern des brennenden Hauses Menschen, es werden Dutzende Verletzte gemeldet, möglicherweise gibt es Tote. Am Schauplatz arbeiten Ärzte, Polizei ist nicht vor Ort. 20.17 Uhr: Auf dem Platz ist endlich Polizei aufgetaucht, die allerdings nichts unternimmt. Die Zahl der Verletzten wächst unterdessen. Ein Feuerwehrwagen ist angekommen. 20.21 Uhr: Die Feuerwehr evakuiert Menschen aus dem brennenden Haus, unten werden sie von Euromaidanern erwartet, die Polizei sieht zu. Aus dem Haus hört man hysterische Frauenschreie, die Anhänger des Eurmaidan überreden die Feuerwehr, die Aktivisten des Kulikov-Feldes im Haus verbrennen zu lassen. 20.31 Uhr: Der Odesser Regionsabgeordnete Alexei Albu wird bestialisch zusammengeschlagen und getreten, die Polizei mischt sich nicht ein. Dem Abgeordneten wurde der Kopf zerschlagen. Alle, die versuchen aus dem brennenden Haus zu kommen, werden bestialisch zusammengeschlagen. 20.41 Uhr: Die Euromaidaner haben verletzte Gegner eingekreist, einige treten sie. Ärzte haben Angst, dort hinzugehen. Ein Verletzter ist in kritischem Zustand mit einem eingeschlagenen Kopf. Die Euromaidaner lassen die Verletzten nicht weg, sie kreisen sie ein und singen die Nationalhymne der Ukraine. … 20.50 Uhr: Das Gewerkschaftshaus ist endlich gelöscht, ein Eingang wird von der Polizei bewacht. An die Wände des Hauses sind neonazistische Losungen geschrieben, Fenster sind zerbrochen. Die Euromaidaner gehen bisher nicht, sie warten bis das Haus vollkommen gesäubert ist. Beim Haus ist nun ausreichend Polizei. 20.57 Uhr: Die Euromaidaner verlassen das Kulikov-Feld, die Situation stabilisiert sich.“

Der Artikel zeigte dann am Ende Fotos, die zunächst hinter der Warnung „grausamer Inhalt, öffnen Sie es nur, wenn Sie sicher sind, dass Sie es sehen wollen“ versteckt waren. Auf diesen Fotos waren teilweise verbrannte Leichen zu sehen.

Ein weiterer interessanter und ausführlicher Bericht erschien am 5. Mai in der ukrainischen „Vesti“ unter dem Titel „Odessa – was wirklich geschah“.[2] Der Journalist erzählte die Ereignisse aus seiner Sicht, wie er einige Stunden vor Beginn der Zusammenstöße von Informanten beider Seiten und der Polizei Informationen bekam, dass etwas bevorstünde und wie er die Dinge dann erlebt hat. Der Bericht deckt sich mit dem Liveticker des „Timer“. Interessant ist am Schluss ein Augenzeugenbericht eines seiner Informanten, der im brennenden Gewerkschaftshaus war: „Anfangs wollten wir bis zum letzten kämpfen wie die 300 Spartaner, wir haben noch Witze gemacht, dass die Pravoseks („Pravoseks“ ist eine Bezeichnung für die Leute des Rechten Sektors, auf Russisch/Ukrainisch „Prawy Sektor“, Anm. d. Verf.) hier ihr Stalingrad bekommen. Aber als wir sahen, wie viele aus der Stadt mit Knüppeln und Stahlrohren angerannt kamen, wussten wir, dass sie uns einfach umbringen würden. … Fast alle, die starben, starben nicht am Feuer. Der Rauch war so dicht und giftig, dass die Leute nach Sekunden umfielen. … Alle rannten nach oben, wer es nicht schaffte, fiel einfach im Treppenhaus um. Später, nach einer Stunde, gelang es mir, aus dem Hintereingang herauszukommen. Ich wusste, dass ich raus musste, sonst hätten sie mich einfach aufgeschlitzt. Die Pravoseks waren schon im Haus, nach dem Feuer kamen sie zusammen mit der Feuerwehr ins Haus. … Viele riefen denen, die unten waren, nach Hilfe. Von den Pravoseks unten wollten auch einige helfen. Man warf Seile runter. Aber gleichzeitig haben andere Maidaner Cocktails auf uns geworfen. Die einen helfen dir, die anderen daneben zünden dich an und reißen dich in Stücke … Einige von uns haben zu Hause angerufen, um sich von der Familie zu verabschieden, weil sie wussten, dass sie nicht lebend rauskommen. Nachdem ich rausgekommen war, war ich wirklich in der Hölle. Ich wurde heftig mit Knüppeln zusammengeschlagen, auch auf den Kopf. Es waren nicht nur Männer, auch einige völlig verrückte Weiber. Die irren Tanten waren die gefährlichsten, versuchten einem die Augen auszukratzen und einen zu erwürgen. Sie brüllten, sie würden mir meine Männlichkeit abreißen, haben mir das Gesicht zerkratzt. Dann wurde es leichter, dann haben die Männer zugeschlagen. Und da habe ich das Bewusstsein verloren, vielleicht bin ich deshalb ins Krankenhaus und nicht in die Leichenhalle gekommen.“

Dann schrieb der Journalist über die Vorgänge nach dem Feuer: „Die, die an Seilen aus dem Haus kamen, wurden unten von Maidanern zusammengeschlagen. Viele, auch mit Brandwunden, wurden mit Knüppeln geschlagen, mit Händen und Füßen. Und sofort versuchte man sie zu verhören „Woher kommst Du?“ und „Wer hat geschossen?“ Aber fast alle Geretteten sind aus Odessa. Übrigens am nächsten Tag gab es in den Zeitungen „bestätigte“ Informationen von dutzenden russischen Pässen, die im Haus gefunden wurden. Aber die Fotos davon? Es stellte sich heraus, dass die an einem völlig anderen Ort und viel früher gemacht worden waren. Und bis jetzt sind alle identifizierten Toten aus Odessa.“

Auch in Deutschland berichtete die Presse über die Vorfälle von Odessa. Die „Welt“ schrieb einen langen Artikel unter der Überschrift „Was geschah in Odessa? Protokoll einer Eskalation“: „Urteile sind schnell gefällt und werden politisch instrumentalisiert. Schon am Tag danach, als noch überhaupt nicht klar war, was genau geschehen ist, spricht das russische Fernsehen von einem Genozid im Südosten des Landes. … Das Haus fängt an mehreren Stellen gleichzeitig Feuer. Der Haupteingang brennt und wird mit Molotows beworfen. … Proukrainische Demonstranten versuchen, die Menschen aus dem brennenden Gewerkschaftshaus zu retten. Das Gestell einer Bühne dient als Fluchtleiter. Endlich kommt die Polizei und dann auch die Feuerwehr. 40 Minuten zu spät.“[3]

Im ganzen Artikel fand sich kein Wort darüber, dass es Gegner des Maidan (oder pro-russische Demonstranten, oder wie auch immer man sie nennen will) waren, die in dem Haus verbrannten. Es wurde auch nicht erwähnt, wie sich die Anhänger des Maidan dort aufführten, wie sie Verletzte zusammenschlugen etc. Diese Informationen wurden in dem Artikel ausgespart.

Auch die „Tagesschau“ vermied die unschönen Details darüber, wer die Opfer und wer die Täter waren. Am späten Abend wurde unter der Überschrift „Feuer nach Kämpfen – Mehr als 30 Tote“ berichtet (dies ist die komplette Meldung zu dem Thema, die ich damals per copy/paste eingefügt habe und die heute auf der Seite der „Tagesschau“ nicht mehr zu finden ist): „In der Ukraine haben sich die Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der Kiewer Zentralregierung und pro-russischen Separatisten abermals verschärft – und auf die Schwarzmeerstadt Odessa ausgeweitet. Dort kam es zu blutigen Unruhen. Bei einem Feuer, das bei Kämpfen zwischen pro-russischen Kräften und ukrainischen Regierungsanhängern in einem Gewerkschaftsgebäude ausgebrochen war, kamen nach jüngsten Angaben der Polizei mindestens 31 Menschen ums Leben. Einige Menschen seien vom Rauch erstickt worden, andere seien aus dem Fenster gesprungen und dadurch gestorben. Das Feuer sei auf „kriminelle Brandstiftung“ zurückzuführen, so die Polizei. Zunächst hatten die Behörden von 38 Toten gesprochen. Bereits am Nachmittag waren bei Ausschreitungen in Odessa vier Menschen getötet worden. Bislang war die Schwarzmeerstadt im Süden des Landes von Unruhen weitgehend verschont geblieben.“

Auch hier kein Wort über Details oder darüber, welcher Seite die Opfer angehörten und was genau geschehen war. Und dies obwohl ukrainische und russische Medien zeitnah und übereinstimmend in Newstickern inklusive Fotos und Videos darüber berichtet hatten. Die Informationen, was genau geschehen war, lagen also vor, wurden in Deutschland jedoch verschwiegen.

Noch weniger informativ war der in dem Artikel beigefügte Ausschnitt aus den Tagessthemen dazu. Die damalige Korrespondentin in der Ukraine, Golineh Atai, sagte dort, dass sich eine „riesige pro-ukrainische Demonstration“ gebildet hätte. Pro-russische Aktivisten seien „weitgehend mit Bussen in die Stadt gekommen“ und hätten „mit Waffen, Schlagstöcken, Molotow-Cocktails die Menge angegriffen und in der pro-ukrainischen Gruppe sollen sich auch viele gewaltbereite Fußballfans befunden haben und die sollen die pro-russischen Demonstranten eingekesselt haben … sie in das Gewerkschaftsgebäude getrieben haben und das Gebäude mit Molotow-Cocktails beworfen haben. Allein 30 pro-russische Demonstranten sind dort qualvoll erstickt, acht haben sich aus dem Fenster geworfen und sind in den Tod gestürzt. Die Polizei hat sich weitgehend hilflos verhalten. Am Ende ist es ihr dann gelungen, einige pro-russische Demonstranten in Sicherheit zu bringen.“

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete unter der Überschrift „Dutzende Tote bei Feuer in Gewerkschaftsgebäude in Odessa“ und auch hier wurden Details sorgsam vermieden: „Der Konflikt in der Ukraine spitzt sich immer weiter zu. In der bisher vergleichsweise ruhigen Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer starben am Freitag nach ukrainischen Regierungsangaben 31 Menschen, als ein Gewerkschaftsgebäude in Flammen aufging. Zwischen Anhängern und Gegnern der Übergangsregierung in Kiew war es zuvor zu schweren Straßenschlachten gekommen. Bei den Krawallen starben mindestens vier weitere Menschen. Ärzte berichteten von mehr als 170 Verletzten in der Stadt. … Zu der Tragödie in dem Gewerkschaftshaus kam es, nachdem sich Regierungsgegner dort verschanzt hatten. Anhänger der prowestlichen Regierung in Kiew belagerten das Gebäude. Am Abend meldete die Polizei, dass das Haus in Brand gesteckt worden ist. Über die Täter wurde zunächst nichts bekannt. Das Innenministerium der ukrainischen Übergangsregierung sprach von „krimineller Brandstiftung“. Nach Behördenangaben starben einige Menschen, als sie aus dem brennenden Gebäude sprangen. Andere erlagen Rauchvergiftungen.“[4]

Auch der „Spiegel“ wusste an jenem 2. Mai angeblich nicht, was in Odessa geschehen war. Zwei Stunden nach dem Feuer veröffentlichte er einen Artikel mit der Überschrift „Südukraine: Dutzende Menschen sterben in brennendem Gebäude in Odessa“ und teilte mit: „Noch gibt es keine gesicherten Angaben darüber, welcher Seite des Konflikts die Opfer zuzurechnen sind. Vor dem Brand hatten sich offenbar zwei Demonstrationszüge durch die Innenstadt bewegt, sowohl pro-russische Anhänger als auch Unterstützer der ukrainischen Regierung – es kam zu blutigen Kämpfen, Steine und Brandbomben flogen. Vier Menschen wurden getötet, mindestens 15 verletzt. Der Reporter Howard Amos ist für den „Guardian“ in Odessa vor Ort. Amos beschreibt, dass zunächst ein Zeltlager prorussischer Demonstranten vor dem Gewerkschaftsgebäude in Flammen aufging. Daraufhin hätten sich Aktivisten aus dem Camp in dem fünfstöckigen Bau verschanzt. … Dann wurde die Situation vollends chaotisch: Aus dem Gebäude flogen Brandbomben und Steine. Ukrainische Aktivsten, so „Guardian“-Reporter Amos, hätten daraufhin das Gebäude gestürmt. Kurze Zeit später seien aus dem Erdgeschoss Flammen geschlagen. Schüsse seien zu hören gewesen. Mehrere Menschen hätten sich aus dem Fenster gestürzt.“[5]

Der „Spiegel“ wurde am nächsten Tag etwas genauer und schrieb unter der Überschrift „Krise in der Ukraine: „Das ist Krieg““ einen Artikel über die Situation in der Ukraine, wo es um Kämpfe im Osten, die Freilassung der Militärbeobachter, Russlands Meinung zur anstehenden Präsidentenwahl in der Ukraine und auch um Odessa ging.[6] Zu Odessa hieß es: „In der südukrainischen Küstenstadt waren am Freitagabend Dutzende Menschen bei Kämpfen zwischen ukrainischen Nationalisten und prorussischen Aktivisten gestorben. „Die Hände der Führung in Kiew stecken bis zum Ellbogen in Blut“, sagte nun am Samstag Kreml-Sprecher Dmitri Peskow laut Agentur Interfax. „Kiew und seine Unterstützer im Westen haben praktisch das Blutvergießen provoziert und tragen die direkte Verantwortung dafür“ Am Freitag hatten sich in Odessa am Schwarzen Meer prorussische Separatisten und Anhänger der Übergangsregierung in Kiew stundenlange Straßenschlachten geliefert. Ein Gewerkschaftsgebäude, in dem sich moskaufreundliche Kräfte verschanzten, wurde angezündet. Jüngsten Angaben zufolge starben etwa 40 Menschen, 200 wurden verletzt. Schon zuvor waren in der Stadt vier Menschen bei Kämpfen zwischen prorussischen Aktivisten und Anhängern der Regierung getötet worden.“

Auch hier keine Details, obwohl sie mittlerweile allen Journalisten aus der ukrainischen und russischen Berichterstattung bekannt gewesen sein sollten und es viele Videos davon gab.

Erst Benjamin Bidder brachte im „Spiegel“ wenigstens ein bisschen Licht ins Dunkel der Ereignisse. Unter der Überschrift „Dutzende Brandopfer in Odessa: Tödlicher Hass“ schrieb er: „Die Polizei sah tatenlos zu, als im südukrainischen Odessa ein Gewerkschaftshaus in Brand gesetzt wurde. Dutzende prorussische Aktivisten kamen ums Leben. Der Gouverneur lobt die Brandstifter: „Sie haben Terroristen neutralisiert““[7]

Er gab dann zwar einiges an Hintergrundinformationen, eine detaillierte Darstellung, wie sie die russischen und ukrainischen Medien brachten, fehlte aber auch hier: „Aus der Menge vor dem Gebäude flogen Steine und Molotow-Cocktails. An mehreren Stellen im Gewerkschaftshaus brach Feuer aus. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich wohl mehrere hundert Menschen im Inneren. Manche versuchten, sich mit einem Sprung aus dem Fenster zu retten. Videoaufnahmen zeigen einen Überlebenden der Katastrophe, der auf allen vieren aus der Ruine kriecht. Er wird von seinen Widersachern mit Knüppeln und Fußtritten traktiert. Die Polizei tat nichts, um den Hass zu bremsen. Die Sicherheitskräfte sahen weitgehend tatenlos zu, wie sich die Gewalt in Odessa durchsetzte.“

Und am Ende des Artikels: „Verstörend ist die Sprache, die Behörden und Medien angesichts der Katastrophe wählen. Während in Odessa Menschen verbrannten, meldeten ukrainische Medien geradezu triumphierend, „Patrioten hätten die „Separatisten zurückgeschlagen“ Man sei dabei, sie erfolgreich „auszuräuchern“ … Nemirowsky (der von Kiew ernannte neue Gouverneur, Anm. d. Verf.) hat drei Tage Trauer in Odessa angeordnet. Versöhnlich aber war er nicht. Ausgerechnet die Brandstifter, deren Feuer Dutzende Menschen das Leben gekostet hat, nahm der Gouverneur ausdrücklich in Schutz: Um „bewaffnete Terroristen zu neutralisieren“ sei das Vorgehen „legal“ gewesen.“

Wenn man bedenkt, mit wie harschen Worten und wie ausführlich die deutsche Presse die Gewalt auf dem Maidan kommentierte, dann ist es etwas verstörend, dass die Ereignisse in Odessa nur am Rande eine Rolle spielten und vor allem fast nie eindeutig gesagt wurde, wer die Opfer und wer die Täter waren. Auf dem Maidan war es den Nachrichtensendungen lange Beiträge wert, wenn die Polizei mit Schlagstöcken und Wasserwerfern vorging, ohne dass es Tote gab. Als nun Aktivisten des Maidan in Odessa ihre Gegner in ein Gebäude getrieben und das Gebäude angezündet haben und dabei über 40 Menschen gestorben sind, wurde dies in den Nachrichten der „Tagesthemen“ (und anderer) mit einer Frage aus dem Studio und einer kurzen Antwort des Korrespondenten vor Ort abgehakt.

Das russische Wikipedia hatte eine Liste aller Toten des Tages veröffentlicht und dazu gleich eine Reihe von Quellen genannt.[8] In keiner dieser Quellen, auch keiner ukrainischen, wird auch nur einer der namentlich genannten Toten als russischer Staatsangehöriger bezeichnet, gleiches gilt für die in der Folge Verhafteten. Das steht in einem krassen Widerspruch zu den Meldungen aus Kiew, vor allem vom SBU, in denen Russland für den Vorfall verantwortlich gemacht wurde, allerdings ohne dafür Beweise zu nennen. Übrigens widerspricht dies auch den Aussagen von Golineh Atai in den „Tagesthemen“, dass die pro-russischen Demonstranten „weitgehend mit Bussen in die Stadt“ gekommen seien, denn es handelte sich bei den Toten um Einwohner von Odessa und Umgebung.

All dies schließt die Anwesenheit von Russen dort nicht aus. Aber unter den mehr als 200 Verletzten, über 100 Verhafteten und über 40 Toten sollte man, wenn Russen eine entscheidende Rolle gespielt hätten, doch zumindest ein paar russische Staatsbürger erwarten können. Zumal, wenn es sich bei den Beteiligten an den Straßenschlachten um insgesamt „nur“ etwa 2.000 bis 3.000 Demonstranten von beiden Seiten handelte. Jedoch wurden die Meldungen des SBU, man hätte Russen verhaftet, nie bestätigt.

Verschwörungstheorien, Propaganda oder Hintergründe?
Es gab auf russischer Seite abenteuerliche Verschwörungstheorien zu den Vorfällen von Odessa. So kamen z.B. unmittelbar nach der Tragödie Gerüchte auf, die den schnellen Erstickungstod der Opfer mit verschiedenen Gasen in Verbindung brachten. Russische Medien zitierten einen ukrainischen Ermittler mit den Worten, in dem Gebäude seien Hinweise auf Chloroform gefunden worden. Jedoch haben russische Experten dies am gleichen Tag in den gleichen Medien für unsinnig erklärt, so große Mengen Chloroform hätte man demnach dort gar nicht unterbringen können, dass sie Menschen hätten töten können.

Eine Version ist jedoch interessant genug, um über sie zu berichten. Das russische Fernsehen zeigte am 4. Mai einen Bericht von den Geschehnissen, auf denen deutlich zu sehen ist, dass sowohl Gruppen von Demonstranten als auch Gruppen von Polizisten an einem Arm deutlich sichtbare Armbinden aus rotem Isolierband trugen.[9] Diese Demonstranten waren angeblich Antimaidaner. Jedoch zeigte die Reportage deutlich folgende Dinge: In der Gruppe der bewaffneten Antimaidaner, die zu Beginn der Unruhen in Richtung der Maidaner zogen, trugen viele rotes Isolierband am Arm. Außerdem trugen sie als deutliches Zeichen ihrer pro-russischen Einstellung das „Georgsband“, ein schwarz-rotes Band, dass in Russland ein Zeichen des Sieges im 2. Weltkrieg und der Verbundenheit mit Russland ist und an nationalen Feiertagen in Russland z.B. an den Spiegeln von Autos befestigt wird.

Wie schon der Liveticker und andere Meldungen berichteten, waren die Angreifer des Antimaidan weit in der Unterzahl und hatten kaum eine Chance, gegen die Übermacht der Maidaner. Angegriffen haben sie trotzdem.

Als die Zusammenstöße begannen, waren an gleicher Stelle auch viele Polizisten zu sehen, die ebenfalls einen Arm mit einer handbreit rotem Isolierband umwickelt hatten. Und ausgerechnet dort gelang den Antimaidanern – ebenfalls mit rot umwickelten Armen – ein Durchbruch durch die Polizeikette und es kam zu den ersten Zusammenstößen. Dann zogen sie sich zum Griechischen Platz zurück. Dort wurden Aufnahmen gemacht, die stutzig machen: Eine Gruppe Polizisten riegelte eine Seitenstraße ab, machte dann aber schnell einen Korridor frei und ließ eine Gruppe Demonstranten durch, um danach die Reihen wieder zu schließen. Dann sieht man, wie vom Dach ein Maskierter mit einem mit Isolierband umwickelten Arm mit einer Pistole nach unten schoss, laut Bericht genau dort, wo es den ersten Toten gab. Danach zeigte der Bericht, wie ein Polizeioffizier offensichtlich einen maskierten Demonstranten mit „Isolierband-Arm“ instruierte. Das Gespräch ist zu hören und wegen des Lärms im Hintergrund zusätzlich mit Untertiteln versehen. Der Polizist sagte dem Maskierten: „Man muss genau verstehen, was jeder Zug tut! Alle laufen, laufen. Nur wohin? Sehen Sie, darum haben wir jedes Mal diese Probleme…“ Danach wurde ein Mann gezeigt, der unmittelbar hinter einigen Polizisten stand und mit einer Maschinenpistole in Richtung der Maidaner zielte. Laut dem Bericht ist der Grund klar, es sei darum gegangen, die Maidaner maximal zu provozieren, denn anschließend hätten die „Isolierband-Arme“ den Schauplatz verlassen während sich die aufgebrachte Menge der Maidaner nun auf den Weg zum Kulikov-Feld machte. Auf dem Feld fanden sich keine Antimaidaner mit Isolierband-Armen, sondern nur einige Dutzend Teilnehmer des Zeltdorfes.

Laut dem Bericht nahmen an den Demonstrationen zwei neue Züge der Sondereinheiten des Innenministeriums in Zivil teil, die erst vor kurzem aus Radikalen des Rechten Sektors gebildet worden waren. Laut dem Bericht soll außerdem Andrij Parubij an dem Tag in Odessa gewesen sein. Dann zeigte der Bericht noch einen auffälligen Mann, der mit Schutzweste und umgeben von Männern in Tarnanzügen telefonierte und dabei auf Ukrainisch sagte: „Sie sind bewaffnet, sie sind aggressiv, sie haben Waffen, Pyrotechnik, wir sind mit leeren Händen und unbewaffnet hier, wir haben vier Verletzte, mich eingeschlossen“ Verletzt war er allerdings nicht. Laut Bericht soll er dies für die ukrainischen Fernsehkameras gesagt haben. Und man sieht dies auch tatsächlich in ukrainischen Nachrichtensendungen. Danach wurde angemerkt, dass er „natürlich“ log und sehr wohl bewaffnet war, denn anschließend ist er beim Gewerkschaftsgebäude zu sehen, wo er mit einer Pistole auf die Fenster schoss, um – wie es kommentiert wurde – „die Menschen im Gebäude an der Flucht durch die Fenster zu hindern“. Der Bericht nannte dann seinen Namen, Nikolay Volkov, und teilte mit, es handele sich um einen Kommandeur einer der Hundertschaften des Maidan. Danach behauptet der Bericht, dass auch im Inneren des Gebäudes Maidaner gewesen seien und zeigt Bilder, wie aus einem Fenster eine ukrainische Flagge geschwenkt wurde und kurz darauf genau in dem Zimmer Feuer ausbrach. Der Bericht endet mit den Worten: „Es hat wohl kaum jemand einen Massenmord geplant, aber genau damit hat es geendet.“

Man kann dem Bericht skeptisch gegenüberstehen. Meldungen über die fragwürdigen „Isolierband-Arme“ fanden sich aber auch in anderen Artikeln und die Videos beweisen, dass es sie gab. Und es ist definitiv ungewöhnlich, dass ein Teil der Polizei und ein Teil der Demonstranten diese gut sichtbare Markierung trugen. Ob alle Kommentare der Wahrheit entsprechen, lässt sich schwer überprüfen. Aber zumindest die Bilder sprechen eine deutliche Sprache. Und bei aller Skepsis gibt es doch einige Ungereimtheiten, die der Bericht aufzeigt und über die es nachzudenken gilt. Der interessierte Leser kann den Bericht selbst ansehen, auch ohne Russischkenntnisse sind die fragwürdigen Momente klar zu sehen.

Der im vorherigen Kapitel zitierte Artikel aus der ukrainischen „Vesti“ unter dem Titel „Odessa – was wirklich geschah“ erschien am frühen Morgen des 5. Mai und ging am Schluss ebenfalls auf die „Isolierband-Arme“ ein: „PS: Ich versuchte all die Tage herauszukommen, wer die Männer mit Waffen und den roten Armbinden waren, die von Polizisten instruiert wurden (die ebenfalls solche roten Armbinden trugen) und dann in den Reihen der pro-russischen Aktivisten auftauchten und das Feuer auf die pro-Ukrainer eröffneten. Meine Quelle bei der Odesser Polizei sagt folgendes: „Ich bin sicher, in den Reihen der pro-russischen Gruppe waren viele Polizisten und SBU-Leute in Zivil. Es waren Auswärtige, nicht aus Odessa. … Vor den Kämpfen in Odessa kamen viele komische Typen, vermutlich aus Kiew. … Sie haben fast alle aus Militärwaffen geschossen und sind plötzlich verschwunden. Keiner von ihnen ist unter den Verhafteten, auch nicht unter den Toten. Ich vermute, es waren Kiewer Polizeikollegen oder vom Rechten Sektor. Wer genau es war, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass bei der Einweisung vor den Kämpfen im Polizeihauptquartier viele neue, fremde Leute dabei waren. Sie haben aber mit niemandem geredet. Es war klar, dass es hohe Tiere waren und sie gingen professionell mit Waffen um und wussten sich während der Kämpfe richtig zu verhalten. Ich glaube, das war eine aus Kiew geplante Provokation.“

Wenn man diese Berichte glaubt – und sie sind mit Bildmaterial reichlich unterlegt – dann waren es Leute aus Kiew, egal ob Rechter Sektor oder SBU, die sich unter die Maidan-Gegner gemischt haben und Pistolen und Gewehren auf die Maidaner geschossen haben, um die Stimmung anzuheizen und eine Eskalation zu provozieren.

Auch dem kann man skeptisch gegenüberstehen. Aber der deutsche Leser muss, wenn er die Lage in der Ukraine verstehen will, wissen, dass es solche Berichte mit durchaus berechtigten Fragen gab. Und das Problem ist, dass Kiew bis heute nichts zur Aufklärung getan hat. So vertiefte sich der Graben zwischen Ost- und Westukraine. Zum Vergleich: Bei Stuttgart-21 gab es in Deutschland große Diskussionen über einen zu harten Einsatz der Polizei, es war aber eigentlich – im Vergleich zu den Vorfällen in der Ukraine – nichts passiert, außer dem Einsatz von Wasserwerfern. Ein Demonstrant erblindete durch den Polizeieinsatz, Tote gab es Gott sei Dank nicht. Trotzdem war es ein großer politischer Skandal in Deutschland und der Ministerpräsident musste zurücktreten. Und in Odessa starben über 40 Menschen, die Polizei griff nicht ein, niemand übernahm die Verantwortung und es fand bis heute keine Aufklärung der Vorgänge statt. Das ist – auch ohne die Berichte über rote „Isolierband-Arme“ – schon schlimm genug. So aber so entsteht eine gefährliche Gemengelage und es wäre definitiv die Aufgabe der ukrainischen Regierung, dies aufzuklären. Das tut sie aber bis heute nicht, wie wir im nächsten Kapitel und im Kapitel über Menschenrechte in der Ukraine sehen werden.

Die russische „Vesti“ hat am 6. Mai ebenfalls eine Video-Reportage veröffentlicht,[10] in der sie sich mit dem schon erwähnten Nikolay Volkov beschäftigte. Sie begann mit der Einleitung, dass die OSZE in Odessa war, die Beobachter aber das Stadtzentrum verlassen hätten, als die ersten Schüsse fielen und laut ihrem Bericht die weiteren Ereignisse aus den ukrainischen Nachrichten erfahren haben. Kommentar eines Nachrichtensprechers im Studio: „Solche Berichte kann man auch aus dem Büro in Brüssel schreiben.“

Anschließend ging es um den schon erwähnten Nikolay Volkov. Der Bericht zeigte ihn, wie er auf die Fenster des Gewerkschaftsgebäudes schoss und stellte fest, dass jeder Polizist ihn festnehmen müsse. „Nicht, weil er Kämpfer anführt, dafür wird in der heutigen Ukraine niemand verhaftet, sondern weil er seit 2012 zur Fahndung ausgeschrieben ist – wegen Betruges“

Der Bericht zeigte den Steckbrief „Wenn es den Maidan nicht gegeben hätte, würde er nicht auf Menschen schießen, sondern vielleicht im Gefängnis sitzen“

Der Bericht zeigte dann, wie Andrij Parubij einen Posten des Maidan in Odessa besuchte, laut Bericht nur 3 Tage zuvor am 29. April, und von Volkov herumgeführt wurde. Anschließend verteilte Parubij Schutzwesten an die Aktivisten. Nach weiteren Kommentaren dazu wurden Bilder aus dem Gewerkschaftsgebäude gezeigt, offensichtlich vor dem Feuer, wo Maskierte Türen einschlugen und in das Gebäude stürmten, alles wurde gefilmt, ob mit Kameras oder z.B. mit Telefonen lässt sich schwer sagen. Dann brannte bereits eine einzelne Treppe inmitten der Leute, die dabei recht entspannt waren. „Es brennt eine Treppe, klar, dass dies kein Molotow-Cocktail von draußen, sondern von drinnen war.“

Und in der Tat ist kaum zu erklären, wie ein Molotow-Cocktail von draußen dort gelandet sein kann. „Nicht das ganze Haus hat gebrannt, nur einzelne Räume. Und dort findet man dann Leichen, die nur zum Teil verbrannt sind.“

Alles, was ich hier als Zusammenfassung des Berichtes schreibe, war mit entsprechenden teilweise sehr unappetitlichen Bildern unterlegt „Anscheinend wurden sie gefangen und dann mit brennbarer Flüssigkeit angezündet. Dann tauchen Bilder von nach dem Feuer auf, es werden ausgebrannte Räume gefilmt. Und zwar nicht einfach gefilmt, es wird direkt übers Netz übertragen. Man sieht auch unversehrte Räume mit Leichen, die nicht verbrannt sind. Die Leute wurden erschlagen.“

Alles mit entsprechenden Bildern, die das Gesagte belegen, unterlegt. Dann kam ein Demonstrant zu Wort, der selbst – anscheinend mit dem Handy – gefilmt hatte: „25 etwa, die meisten verbrannt. Nicht alle, einem haben sie Leber zerschlagen, sehr viel Blut“ Die Polizei hat die Massenhinrichtung nicht gestört, sie kam erst später und versuchte erst gar nicht, die Kämpfer aus dem Haus zu verbannen.“

Auch diesen Bericht kann man glauben oder nicht. Aber er deckt sich mit dem Liveticker, denn der berichtete davon, wie die Maidaner das Gebäude stürmten. Der Livesticker meldete den Sturm des Gebäudes um 19.51 Uhr und das Feuer um 20.07 Uhr. Es wurde also knapp eine Viertelstunde, in der im Gebäude gekämpft, wobei an verschiedenen Stellen im Gebäude – absichtlich oder versehentlich im Eifer des Gefechtes – Brände entstanden. Schließlich hatten beide Seiten alles, was man für den Bau von Molotow-Cocktail braucht, also auch Benzin. Da kann im Kampf auf Leben und Tod viel passieren, auch „versehentlich“. Der Liveticker berichtete von Kämpfen im Haus bis zum 5. Stock. Dass die Bilder der Video-Reportage davon stammen, ist möglich und würde erklären, warum dort Türen aufgebrochen wurden, hinter denen sich Leute versteckten.

Profitiert hat von den Vorkommnissen jedenfalls die neue Kiewer Regierung, denn das Zeltdorf des verhassten Antimaidan war damit Geschichte.

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Und sollte ich vergessen haben, jemanden zu beschimpfen, dann bitte ich um Verzeihung!
Johannes Brahms


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